PC_08_2019_FINAL_X1

NACHLESE
ROUTE D’OCCITANIE / 20.–23.06.2019
VALVERDE, DAS
COMEBACK-KID
Rennens, dem Furkapass, zu distanzieren.
Bernal sicherte sich
seinen Sieg mit einer
solchen Leichtigkeit,
dass sein
Team nur wenige Tage
später bekanntgab, er
werde die Tour de France
als Co-Kapitän neben
Thomas bestreiten – nicht
überraschend angesichts
seiner Form, aber eine ungewöhnliche
Entscheidung,
wenn man bedenkt,
dass Thomas der
Titelverteidiger ist. Es
wird weiteres Öl ins
Feuer gießen, zumal
die Frage nur zu sein
scheint, wann er seine
erste Grand Tour gewinnt.
Hat Alejandro Valverde einen Sponsorenvertrag
mit einem großen
Akku-Hersteller? Wenn nicht,
sollte er es seinen Leuten vorschlagen,
aber pronto. Gerade wenn man denkt,
dass ihm der Strom ausgeht, wie in diesem
Frühjahr, als er mit den schlechtesten Resultaten
seiner Karriere aus den Ardennen-Rennen
hervorging, taucht er irgendwo
anders wieder auf und bringt mehr
Druck auf die Pedale denn je.
53 Tage, nachdem er Lüttich mit einem
angeschlagenen Steißbein aufgegeben
hatte, griff der 39 Jahre alte Weltmeister
bei der Route d’Occitanie wieder ins Geschehen
ein und zeigte sich in alter Frische.
Natürlich hat Valverde schon in der
Vergangenheit nach längeren Pausen gewonnen
– der Mann aus Murcia siegt
meist früh in der Saison bei einem Rennen
und bleibt dann bis Mitte September in
Aktion. So gewann er eine Etappe der
Tour Down Under 2012, nachdem seine
rückwirkende zweijährige Dopingsperre
abgelaufen war.
Zugegeben, die vier Kilometer lange
Côte d’Aubignac auf der 1. Etappe spielte
Valverde in die Karten. Aber bevor er sich
den Zehn-Sekunden-Bonus für den ersten
Platz schnappen und das Leadertrikot sichern
konnte, parierte er persönlich fünf
Angriffe – zwei von Rigoberto Urán und
je einen von Rein Taaramäe (Total-Direct
Energie), Eddie Dunbar (Ineos) und Elie
Gesbert (Arkéa-Samsic). In der Schlussphase
gab Valverde die Rolle des Aufpassers
am zweiten oder dritten Hinterrad auf
und verschärfte von vorne das Tempo. Zu
diesem Zeitpunkt war sich die kleine Spitzenreitergruppe
ihres Schicksals wohl bewusst,
aber unfähig, etwas gegen das Unvermeidliche
zu tun. Wenn Valverde aus
ERGEBNIS
einer kleinen Gruppe heraus sprintet, gewinnt
er meistens.
Die 3. Etappe war die zweite, auf der
das Klassement sortiert wurde, und führte
auf sehr schweren 173 Kilometern über
die Hourquette d’Ancizan, den Balès und
den Hospice de France. Am Schlussanstieg
fuhr Valverde ein gleichmäßiges
Tempo und verteidigte sein Leadertrikot
angesichts einer gefährlichen konzertierten
Aktion von Ineos-Fahrer Iván Sosa
und Urán. In der Schlussphase holte Valverde
das Paar wieder ein und verteidigte
sein Trikot gegen die Kolumbianer. Die
konnten sich auf den zweiten und dritten
Gesamtrang vorschieben, Valverde jedoch
nicht entthronen – aber er ist eben auch
ein Fahrer, dessen Akku länger hält.
Nach einem schlechten Frühjahr meldete
sich der Weltmeister mit einem Sieg zurück.
FAHRER TEAM ZEIT
1 Alejandro Valverde Movistar 18:04:42
2 Iván Sosa Team Ineos + 0:08
3 Rigoberto Urán EF Education First + 0:17
4 Tony Gallopin AG2R La Mondiale + 0:42
5 Eddie Dunbar Team Ineos + 0:45
© Getty Images
AUGUST 2019 | PROCYCLING 73