PC_08_2019_FINAL_X1
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NACHLESE<br />
TOUR DE SUISSE / 15.–23.06.<strong>2019</strong><br />
BERNAL MACHT<br />
WEITEREN GRAND-<br />
TOUR-SCHRITT<br />
© Getty Images<br />
Egan Bernal und Rohan Dennis<br />
könnten unterschiedlicher nicht<br />
sein. Erst einmal liegt ein Altersunterschied<br />
von sieben Jahren zwischen<br />
ihnen, Bernal ist 22, Dennis 29. Bernal<br />
ist ein reiner Kletterer, Dennis Zeitfahr-<br />
Spezialist und amtierender Weltmeister<br />
in dieser Disziplin. Aber beide sind im<br />
Begriff, Gesamtsiege bei großen Rundfahrten<br />
in Angriff zu nehmen.<br />
Bei der Tour de Suisse machten die beiden<br />
den Sieg unter sich aus, wobei beide<br />
Fahrer ihre jeweils wirkungsvollste Waffe<br />
gegeneinander einsetzten. Dennis ist besser<br />
gegen die Uhr und gewann das Zeitfahren<br />
zum Auftakt, bevor er dem Kolumbianer<br />
beim zweiten auf der 8. Etappe<br />
mehr Zeit abnahm – weitere 19 Sekunden.<br />
Aber Bernal war der stärkste Kletterer<br />
des Rennens und distanzierte Dennis<br />
an den zwei Tagen in den Bergen mit<br />
29 Sekunden auf der 6. Etappe und 23<br />
auf der 7. Etappe. Das reichte Bernal zusammen<br />
mit den unterwegs gesammelten<br />
ERGEBNIS<br />
Bonussekunden zum Gesamtsieg, womit<br />
er jetzt seit 2017 fünf Etappenrennen gewonnen<br />
hat: Sibiu Cycling Tour, Colombia<br />
Oro y Paz, Kalifornien-Rundfahrt, Paris–<br />
Nizza und jetzt die Tour de Suisse. Die<br />
drei Letzteren sind auf WorldTour-Niveau.<br />
Tatsächlich war Bernal in den zwei Jahren,<br />
seit er bei Ineos unterschrieb, der erfolgreichste<br />
Rundfahrer des Teams und hat<br />
mehr gewonnen als Geraint Thomas und<br />
Chris Froome zusammen. Es ist bemerkenswert,<br />
dass Bernal gar nicht dafür vorgesehen<br />
war, Ineos bei der Tour de Suisse<br />
anzuführen, und erst in die Kapitänsrolle<br />
schlüpfte, nachdem Geraint Thomas auf<br />
der 3. Etappe gestürzt war und das Rennen<br />
aufgeben musste.<br />
Unterdessen ist Dennis an seine Transformation<br />
zum Grand-Tour-Kapitän ähnlich<br />
herangegangen wie die Rouleure Tom<br />
Dumoulin und Bradley Wiggins. Während<br />
Bernal im letzten Jahr 15. der Tour de<br />
France wurde, ist Dennis’ bestes Resultat<br />
bei einem dreiwöchigen Rennen bisher der<br />
16. Platz beim letztjährigen Giro d’Italia.<br />
Seit er in dieser Saison zu Bahrain-Merida<br />
wechselte, war sein bester Gesamtrang vor<br />
der Tour de Suisse ein fünfter bei der Tour<br />
Down Under im Januar.<br />
Nachdem Dennis die 1. Etappe – ein<br />
sehr flaches, 9,5 Kilometer langes Zeitfahren<br />
– erwartungsgemäß gewonnen<br />
hatte, gingen die folgenden Tagesabschnitte<br />
an Luis Léon Sánchez, Peter<br />
Sagan und Elia Viviani (zwei). Aber als<br />
auf der 6. Etappe die Berge kamen, fuhr<br />
Bernal in seiner eigenen Liga – wie schon<br />
in der ganzen Saison. Bei der Ankunft am<br />
Flumserberg, dem 8,5 Kilometer langen<br />
Anstieg, der am Gipfel mit 10,5 Prozent<br />
FAHRER TEAM ZEIT<br />
1 Egan Bernal Team Ineos 27.43.10<br />
2 Rohan Dennis Bahrain-Merida + 0:19<br />
3 Patrick Konrad Bora–hansgrohe + 3:04<br />
4 Tiesj Benoot Lotto Soudal + 3:12<br />
5 Jan Hirt Astana + 3:13<br />
Bernal in Gelb<br />
weit vorne im Peloton<br />
am letzten Tag<br />
der Tour de Suisse.<br />
Zeitfahr-Weltmeister<br />
Dennis<br />
gewann die erste<br />
Etappe und wurde<br />
Gesamt-Zweiter.<br />
5<br />
Etappenrennen<br />
in Egan Bernals<br />
Palmarès<br />
am steilsten ist, war er der beste Klassementfahrer<br />
und kam nur 17 Sekunden<br />
hinter Antwan Tolhoek ins Ziel, der aus<br />
der Spitzengruppe des Tages stammte.<br />
Einen Tag später, bei der Bergankunft am<br />
St. Gotthard, distanzierte Bernal Dennis<br />
und den Rest erneut, gewann die Etappe<br />
und fuhr ins Leadertrikot – mit einer<br />
so bissigen Beschleunigung, dass er auf<br />
2,7 Kilometern 41 Sekunden herausfuhr.<br />
Selbst beim Zeitfahren der 8. Etappe, ein<br />
flacher 19-Kilometer-Kurs, der ihm nicht<br />
lag, konnte Bernal seine Verluste gegenüber<br />
Dennis auf 19 Sekunden begrenzen.<br />
Derweil kann sich Dennis darüber freuen,<br />
dass er weitere Fortschritte macht,<br />
wenn auch nicht so schnell wie Bernal.<br />
Sein Klettern verbesserte sich im Laufe des<br />
Rennens, und auf der 9. und letzten Etappe<br />
nach Goms blieb Dennis bei Bernal, als<br />
der versuchte, ihn am Schlussanstieg des<br />
72 PROCYCLING | AUGUST <strong>2019</strong>