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Festspielzeit Sommer Extra 2019

Das Magazin der Bregenzer Festspiele

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RIGOLETTO<br />

Natürlich könnte man den<br />

bösen Fluch des Grafen von<br />

Monterone über Rigoletto<br />

auch ganz leise inszenieren. Oder<br />

man macht es wie in Bregenz bei den<br />

Festspielen, wo sich die hochdramatische<br />

Szene mit der Waghalsigkeit<br />

einer kühnen Stunt-Truppe zu einem<br />

wirbelnden Menschenspektakel steigert.<br />

Und sich die Spannung dieses<br />

Augenblicks durch Figuren entlädt,<br />

die ins Wasser stürzen – oder mit<br />

akrobatischer Anmut im Salto springen.<br />

Damit diese atemberaubenden<br />

Momente in der Aufführung ganz<br />

natürlich beim Publikum ankommen,<br />

geht es nicht ohne intensive Proben.<br />

Doch die Szene mit dem Fluch ist<br />

nicht die einzige Herausforderung<br />

der 25 Köpfe zählenden Stunt-Crew,<br />

die zwischen den Elementen Erde,<br />

Wasser und Luft eine eindrucksvolle<br />

Bandbreite menschlicher Leistungsfähigkeit<br />

präsentiert – mit dem<br />

Körper genauso wie mit dem Geist.<br />

Wendy Hesketh-Ogilvie und ihr<br />

Mann Jamie Ogilvie tragen die<br />

Verantwortung dafür, dass jeder<br />

Einzelne aus dem Team in der komplexen<br />

Bühnenkonstruktion eine<br />

Aufgabe bekommt, der er mental<br />

und körperlich auch gewachsen ist.<br />

»Genau das ist der Grund, warum<br />

Gemeinsam mit ihrem Mann Jamie leitet Wendy Hesketh-Ogilvie die Stunts auf<br />

der Seebühne.<br />

Wendy jeden Stunt persönlich ausführt«,<br />

sagt Jamie. Nur dann kann<br />

die Chefin richtig einschätzen, welche<br />

Waghalsigkeit der Kragenweite<br />

jedes Einzelnen entspricht. Oder<br />

wann eine Grenze überschritten sein<br />

könnte. »Wir wagen etwas, aber wir<br />

riskieren nichts«, betont Jamie die<br />

Philosophie der Mannschaft. Oder<br />

anders gesagt: Einen spektakulären<br />

Stunt umzusetzen bedeutet, sich der<br />

Gefahren bewusst zu sein und die<br />

Kontrolle darüber keinen Moment<br />

aus der Hand zu geben. Bei jedem<br />

Wetter, unter jeder Bedingung.<br />

Die beiden Darsteller des Herzogs<br />

von Mantua, die sich jetzt gerade am<br />

linken Bühnenrand postieren, sind<br />

offenbar ganz glücklich über das<br />

ruhige Wetter, das sich unter einem<br />

schwülen Wolkendach an diesem<br />

Nachmittag offenbart. Stephen<br />

Costello und Pavel Valuzhin sind<br />

als Operntenöre natürlich keine<br />

Stuntmen. »Doch es gehört zu unserem<br />

Job, auch die Künstlerinnen<br />

und Künstler durch die besonderen<br />

Bedingungen in Bregenz zu begleiten«,<br />

sagt Wendy. Das beinhaltet,<br />

individuell zu erspüren, wie weit ein<br />

Sänger, eine Sängerin gehen kann,<br />

ohne dass die Hauptdisziplin – in<br />

diesem Fall das Singen – beeinträchtigt<br />

wird. Pavel Valuzhin lässt sich<br />

jetzt mit einem Seil sichern, bevor<br />

der groß gewachsene Opernsänger<br />

rasch die überdimensionierte Hand<br />

am linken Bühnenrand erklimmt.<br />

Seine Bewegungen wirken noch ein<br />

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