Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
MEDIZIN<br />
Der große<br />
SEITE17<br />
KURIER-Ratgeber BERLINER KURIER, Mittwoch, 7. August 2019<br />
Vitamin Aschützt<br />
DIE PROFIS<br />
Dr.Lijo Mannil,<br />
Facharzt für<br />
Plastische und<br />
Ästhetische<br />
Chirurgie, St.-<br />
Vincenz-Hospital<br />
Brustrekonstruktion<br />
nach Erkrankung<br />
Welche Möglichkeiten<br />
gibt es für Frauen nach<br />
einer vollständigen<br />
Brutamputation?<br />
Nach einer Amputation ist<br />
es Patientinnen mittlerweile<br />
freigestellt, sich einem<br />
Rekonstruktionseingriff zu<br />
unterziehen. Unterschiedliche<br />
Methoden, wie die<br />
Implantation eines Silikonkissens<br />
oder der Aufbau mit<br />
Eigengewebe, stehen dafür<br />
zur Verfügung. Betroffene<br />
Frauen sollten sich ausführlich<br />
beraten und sich<br />
mit der Entscheidung ausreichend<br />
Zeit lassen. Eine<br />
OP kann sowohl direkt nach<br />
der Amputation als auch<br />
noch Jahre danach erfolgen.<br />
NACHRICHTEN<br />
Menschen, deren Ernährung<br />
einen hohen Vitamin<br />
A-Gehalt aufweist, erkranken<br />
seltener an Spinaliomen,<br />
dem zweithäufigsten<br />
Hautkrebs. Dies zeigen die<br />
Ergebnisse aus zwei Beobachtungsstudien<br />
in<br />
„JAMA Dermatology“. Vitamin<br />
Aist als Retinol in tierischen<br />
Nahrungsmitteln<br />
(vor allem Leber, Butter,<br />
Eier) und als Carotinoide in<br />
Pflanzen (neben Karotten<br />
auch Kürbis, Spinat und<br />
Kohl) enthalten.<br />
Ranzen richtig packen<br />
Um Rückenbeschwerden<br />
zu vermeiden, sollten Kinder<br />
schwere Schulsachen in<br />
ihrem Ranzen dicht am<br />
Rücken tragen. Leichtere<br />
Utensilien können im vorderen<br />
Teil der Schultasche<br />
verstaut werden. Das rät<br />
Prof. Ralf Stücker, Leitender<br />
Arzt der Kinderorthopädie<br />
im Kinderkrankenhaus<br />
Hamburg. Viele Kinder<br />
liefen sonst Gefahr, ein<br />
Hohlkreuz zu bekommen.<br />
Fragen?<br />
Wünsche?<br />
Tipps?<br />
Tel. 030/63 33 11-456<br />
(Mo.–Fr. 10–15 Uhr)<br />
E-Mail: berlin.service@dumont.de<br />
Wenn die Haut<br />
juckt und brennt<br />
Die Haut ist gerötet, weiße<br />
Schuppen bilden sich, es<br />
juckt und brennt und<br />
schmerzt: Das sind Anzeichen<br />
einer Schuppenflechte,<br />
auch Psoriasis genannt.<br />
„Häufig tritt sie am Ellenbogen,<br />
am Knie, am Kopf oder<br />
im Po-Bereich auf“, sagt<br />
Prof. Claudia Pföhler. Die<br />
Dermatologin ist am Universitätsklinikum<br />
des Saarlands<br />
in Homburg tätig. Ansteckend<br />
ist die Schuppenflechte<br />
zwar nicht, aber chronisch<br />
–und oft äußerst belastend<br />
für Betroffene.<br />
Schätzungen zufolge haben<br />
rund zwei Millionen Menschen<br />
in Deutschland die Hautkrankheit.<br />
Die Veranlagung dazu ist<br />
genetisch bedingt. Eine familiäre<br />
Vorgeschichte bedeutet aber<br />
nicht zwingend, dass die<br />
Schuppenflechte auftreten<br />
muss. Häufig braucht es dafür<br />
noch einen oder mehrere Auslöser.<br />
„Das können etwa Hautverletzungen,<br />
Sonnenbrand,<br />
Stress, aber auch bestimmte<br />
Medikamente, Hormonschwankungen<br />
oder Stoffwechselstörungen<br />
sein“, erklärt<br />
Pföhler.<br />
Erste Anzeichen einer Psoriasis<br />
sind immer ein Fall für den<br />
Hausarzt. Denn es gibt Erkrankungen<br />
mit ähnlichen Symptomen<br />
–etwa Ekzeme oder Pilzinfektionen.<br />
„Um zu einer sicheren<br />
Diagnose zu kommen,<br />
müssen Blutuntersuchungen,<br />
Abstriche und gegebenenfalls<br />
Gewebeproben erfolgen“, erklärt<br />
Pföhler.<br />
Welche Therapie sinnvoll ist,<br />
hängt davon ab, wie ausgeprägt<br />
die Symptome sind.<br />
„Leichte Fälle von Schuppenflechtewerden<br />
häufig mit Cremes<br />
behandelt“, sagt Ursula<br />
Sellerberg von der Bundesapothekerkammer<br />
in Berlin. Gute<br />
Erfolge lassen sich nach ihren<br />
Angaben mit Kortison-Anwendungen<br />
erzielen. „Solche<br />
Cremes oder Salben sind gut<br />
verträglich, aber sie sollten<br />
über einen längeren Zeitraum<br />
hinweg nicht täglich angewendet<br />
werden.“<br />
Eine weitere Therapieoption<br />
bei Psoriasis sind Präparate mit<br />
Steinkohlenteer oder Extrakten<br />
davon. Solche Produkte<br />
gibt es in Waschkonzentraten,<br />
Schüttelmixturen oder in Ölbädern.<br />
„Wegen ihres eher unangenehmen<br />
Geruchs und Verfärbungen<br />
werden Erzeugnisse<br />
mit Steinkohlenteer aber eher<br />
selten verordnet –und wenn,<br />
dann eher im Rahmen einer stationären<br />
Behandlung“, so Sellerberg.<br />
Eine Therapie, die bei schwereren<br />
Fällen von Psoriasis innerhalb<br />
weniger Wochen Linderung<br />
bringen kann, ist der Einsatz<br />
von sogenannten Biologicals.<br />
Diese Arzneimittel sollen<br />
gezielt gegen die Botenstoffe<br />
der Entzündung im Körper wirken.<br />
Bei den Substanzen handelt<br />
es sich um im Labor hergestellte<br />
Proteine. „In der Anfangsphase<br />
injiziert sie der Arzt<br />
dem Patienten, später spritzt sie<br />
sich der Patient selbst“, sagt<br />
Pföhler. Der Nachteil von Biologicals:„Sie<br />
sind vergleichsweise<br />
teuer und kommen erst dann<br />
zum Zuge, wenn andere Behandlungsversuche<br />
nichts gebracht<br />
haben.“ Nach Angaben<br />
des Deutschen Psoriasis-Bunds<br />
kommen Biologicals in schweren<br />
Fällen inzwischen aberauch<br />
als Ersttherapiezum Einsatz.<br />
Andere Präparate gegen<br />
Schuppenflechte sind Medikamente<br />
mit Fumarsäure, erklärt<br />
Sellerberg. Die Säure hemmt<br />
die unkontrollierte Vermeh-<br />
Vielen Patienten mit einer<br />
leichten Psoriasis hilft die lokale<br />
Behandlung. Betroffene mit einer<br />
schweren Form benötigen jedoch<br />
eine systemische Therapie.<br />
Schuppenflechte kann einem<br />
den letzten Nervrauben.<br />
Welche Therapien dagegen helfen<br />
Foto: imago/Panthermedia<br />
rung von Hautzellen und<br />
bremst so die Bildung von<br />
Schuppen und Entzündungen.<br />
Die Therapie hat aber mögliche<br />
Nebenwirkungen wie Gesichtsrötungen,<br />
Hitzewallungen<br />
oder Magen-Darm-Probleme.<br />
Dazu gibt es verschiedene<br />
andere Medikamente<br />
gegen die Psoriasis, je nach Patient<br />
und Einzelfall, zum Beispiel<br />
mit dem Wirkstoff Methotrexat<br />
(MTX).<br />
Linderung bei Psoriasis<br />
bringt oft auch eine Lichttherapie,<br />
wie Ursula Hilpert-Mühlig<br />
sagt. Sie ist Präsidentin des<br />
Fachverbands Deutscher Heilpraktiker.<br />
Die Lichttherapie<br />
eignet sich vor allem dann,<br />
wenn die Schuppenflechte<br />
großflächig am Körper auftritt.<br />
Die Lichtwellen wirken bei geringer<br />
Dosierung günstig auf<br />
die Entzündungsprozesse. „Solarium-Besuche<br />
bessern eine<br />
Psoriasis übrigens nicht“, so<br />
Sellerberg.<br />
Egal, ob Salben, Cremes, Medikamente<br />
oder Lichttherapie<br />
– ein Problem bleibt immer,<br />
sagt Hilpert-Mühlig: „Die Behandlung<br />
bringt Besserung,<br />
heilbar ist eine Psoriasis nicht.“<br />
Sabine Meuter, dpa