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Berliner Kurier 07.08.2019

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HINTERGRUND<br />

Verein im Sog<br />

der Rechten<br />

Große Vergangenheit,<br />

massiveProbleme in der<br />

Gegenwart: Der Chemnitzer<br />

FC wurde 1967DDR-<br />

Meister,erreichte<br />

1989/1990 das Achtelfinale<br />

des Uefa-Pokals.<br />

Schlagzeilen machte im<br />

Märzeine Traueraktion im<br />

Stadion für den verstorbenen<br />

rechtsextremen Hooligan<br />

Thomas Haller.Inder<br />

Folge trat unter anderem<br />

Vorstand Thomas Uhlig<br />

zurück.<br />

Rechts<br />

Ex-Chemnitz-<br />

Kapitän<br />

Daniel<br />

Frahn<br />

Kam2016 vom<br />

1. FC Heideheim<br />

nach Chemnitz: Der<br />

gebürtige Potsdamer<br />

Daniel Frahn.<br />

draußen!<br />

Der Rauswurfdes Stürmers sorgt bundesweit für Schlagzeilen: Der einst<br />

stolze Verein kämpft nicht nur gegen Nazis, sondern auch gegen die Pleite<br />

Von<br />

ANDREASFÖRSTER<br />

Einen Tag nach dem Rausschmiss<br />

des Stürmers Daniel<br />

Frahn aus dem Team des Fußball-Drittligisten<br />

Chemnitz FC<br />

tobt im Netz eine heftige Diskussion<br />

über die Vertragskündigung.<br />

Bis zum Vormittag waren<br />

mehr als 2000 Kommentare<br />

auf der Facebook-Seite des Vereins<br />

eingestellt worden. Die<br />

meisten Absender verurteilten<br />

die Entscheidung des Klubvorstandes,<br />

den Vertrag mit<br />

Randale im Stadion: Fans<br />

provozierten 2016 in Aue<br />

mit Raketen und Bengalos.<br />

dem einstigen Mannschaftskapitän<br />

fristlos zu kündigen. Von<br />

einer Meinungsdiktatur DDR<br />

2.0 war die Rede und davon,<br />

seit wann in Arbeitsverträgen<br />

vorgeschrieben sei, mit wem<br />

man sich in seiner arbeitsfreien<br />

Zeit treffen dürfe. Frahn, der<br />

aufgrund einer Verletzung am<br />

letzten Sonnabend nicht im<br />

Mannschaftsaufgebot stand,<br />

hatte sich im Auswärtsspiel<br />

beim Halleschen FC in den<br />

Gästeblock zu rechtsradikalen<br />

Fans des CFC gestellt. Der Klub<br />

wertete dies in einer Erklärung<br />

vom Montag als „offenkundig<br />

Fotos: Imago Images/Pictures Point +HärtelPress,Getty<br />

Solidarität<br />

mit rechts;<br />

Frahn hält<br />

ein Hooligan-<br />

Shirtnoch.<br />

zur Schau gestellte Sympathie<br />

zu führenden Köpfen der<br />

rechts gesinnten Gruppierung<br />

„Kaotic Chemnitz“ und der aufgelösten<br />

Gruppe „NS-Boys“<br />

und warf Frahn „massiv vereinsschädigendes“<br />

Verhalten<br />

vor.<br />

Zu der überraschenden Vertragskündigung<br />

hatte beigetragen,<br />

dass der einstige CFC-<br />

Stürmer ein Wiederholungstäter<br />

ist. Erst im März hatte<br />

Frahn in einem Viertliga-<br />

Punktspiel gegen die VSG Altglienicke<br />

beim Torjubel ein in<br />

rechten Kreisen kursierendes<br />

T-Shirt der Chemnitzer Hooligan-Szene<br />

mit der Aufschrift<br />

„Support your local hools“<br />

(„Unterstützt eure lokalen<br />

Hools“) hochgehalten. Damals<br />

hatten rechtsextreme CFC-<br />

Fans bereits vor dem Anpfiff<br />

des Spiels in einer Schweigeminute<br />

mit Transparenten und einem<br />

auf der Stadionleinwand<br />

eingeblendeten Porträt des<br />

Neonazis Thomas Haller gedacht,<br />

der wenige Tage zuvor<br />

einem Krebsleiden erlegen war.<br />

Die Aktion hatte bundesweit<br />

für Aufmerksamkeit gesorgt,<br />

Frahn wurde mit Spielsperre<br />

und Geldstrafe belegt. Der Verein<br />

distanzierte sich anschließend<br />

öffentlich von seinem<br />

rechtsradikalen Anhang und sicherte<br />

zu, „weiterhin konsequent<br />

gegen jedwedes verfassungsfeindliche<br />

Gedankengut<br />

sowie dessen Sympathisanten“<br />

vorzugehen. Schon im Sommer<br />

2018, nach den rassistischen<br />

Ausschreitungen im Anschluss<br />

an den Tod eines Deutsch-Kubaners<br />

in Chemnitz, hatten sich<br />

die Eigentümer des Klubs in einem<br />

Gesellschaftervertrag dazu<br />

verpflichtet, „ein Bollwerk<br />

gegen Rechtsradikalismus“ zu<br />

sein. Die Führungskräfte be-

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