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Berliner Kurier 07.08.2019

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BERLINER KURIER, Mittwoch, 7. August 2019<br />

Radikaler Protest:<br />

Chemnitz-Fans zeigen<br />

beim Spiel gegen<br />

Halle Insolvenzverwalter<br />

Klaus<br />

Siemon als<br />

Zielscheibe.<br />

kannter rechter Hooligan-<br />

Gruppen wie „Kaotic Chemnitz“<br />

und „NS-Boys“ wurden<br />

zudem mit Stadionverbot belegt<br />

– das allerdings nur für<br />

Heimspiele gilt. Deshalb waren<br />

diese Neonazis auch in der Gästekurve<br />

des Halleschen Stadions,<br />

wo sich Frahn zu ihnen gesellte.<br />

Offenbar war der ehemalige<br />

Kapitän aber auch nicht zufällig<br />

in die Nähe dieser Personen<br />

geraten. Wie der Chemnitzer<br />

FC erfahren haben will, soll<br />

Frahn mit einigen Hooligans<br />

Fan-Problem:<br />

Spieler des<br />

Chemnitzer<br />

FC nach der<br />

Partie gegen<br />

Halle bei den<br />

Anhängern.<br />

In schlechter<br />

Gesellschaft:<br />

Daniel Frahn auf der<br />

Tribüne. Er zeigte<br />

sich dortmit<br />

rechtsradikalen<br />

Hooligans.<br />

angereist und danach auch mit<br />

ihnen in seinem privaten Pkw<br />

zurückgefahren sein. Zudem<br />

habe mindestens eine der Personen,<br />

mit denen Frahn im Gästeblock<br />

zusammenstand, Hausverbot<br />

im Chemnitzer Stadion,<br />

so der CFC. Frahn selbst und<br />

seine Beratungsagentur äußerten<br />

sich zunächst nicht.<br />

Schon seit 1990er-Jahren hat<br />

der Verein ein Problem mit<br />

dem Teil seiner Anhänger, der<br />

sich aus der weit verzweigten<br />

Neonazi- und Hooliganszene in<br />

Chemnitz und ganz Westsachsen<br />

speisen. Bereits kurz nach<br />

der Wende hatte sich die Fangruppe<br />

„HooNaRa“ gegründet,<br />

deren vollständiger Name<br />

„Hooligans -Nazis -Rassisten“<br />

programmatisch ist. Sie war bis<br />

einige Zeit nach der Jahrtausendwende<br />

die wichtigste Unterstützergruppe,<br />

die einige<br />

Hundert Angehörige aus der<br />

Türsteher- und Kickboxszene<br />

sowie der organisierten militanten<br />

Neonaziszene zusammenbrachte.<br />

Vor gut zehn Jahren<br />

übernahmen neue rechte,<br />

gewaltaffine Ultra-Gruppierungen<br />

wie – die inzwischen<br />

aufgelöste – „New Society<br />

Chemnitz“, die sich auch „NS-<br />

Boys“ nannten, und „Kaotic<br />

Chemnitz“ den Rang von Hoo-<br />

NaRa in der Fankurve im Stadion<br />

der Himmelblauen an der<br />

Chemnitzer Gellertstraße.<br />

Der Rausschmiss des CFC-<br />

Stürmers und die anhaltenden<br />

Probleme mit der rechtsradikalen<br />

Fanszene treffen den insolventen<br />

sächsischen Drittligisten<br />

mitten in seiner tiefsten<br />

Krise. Ende letzter Woche<br />

haben alle Trainer und Mitarbeiter<br />

des Nachwuchszentrums<br />

vom Insolvenzverwalter<br />

Klaus Siemon ihre Kündigung<br />

erhalten. Auch die Förderverträge<br />

mit den Talenten wurden<br />

gekündigt. Die vorhandenen<br />

Mittel reichten nicht mehr aus,<br />

um sämtliche Kosten und Verbindlichkeiten<br />

zu decken, begründete<br />

Siemon den Schritt.<br />

Gestern sicherte der Klub zu,<br />

die Gesellschafter stünden weiter<br />

ein für das Nachwuchszentrum.<br />

Bis August seien alle Verträge<br />

gesichert.<br />

CFC-Sportdirektor Thomas<br />

Sobotzik hatte in einem Interview<br />

am Rande des Auswärtsspiels<br />

in Halle gesagt, die Situation<br />

des Vereins sei „sehr bedrohlich“.<br />

Tatsächlich steht bereits<br />

jetzt eine<br />

Drittliga-Zulassung für die<br />

Spielzeit 2020/21 infrage, denn<br />

dafür wäre es nötig, dass der<br />

CFC mindestens fünf eigene<br />

Jugendmannschaften im Verbandsspielbetrieb<br />

stellt. Ohne<br />

das Nachwuchszentrum wäre<br />

das aber kaum möglich. Ein<br />

Ausweg aus der Krise könnte<br />

sein, dass ein neuer Verein gegründet<br />

wird, der anschließend<br />

als Mutterverein fungiert. In<br />

Fankreisen wird bereits gemutmaßt,<br />

dass der dort verhasste<br />

Insolvenzverwalter den Boden<br />

bereiten könnte für einen neuen<br />

„Rasenballsportverein RB<br />

Chemnitz“.

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