18 JOURNAL BERLINER KURIER, Sonntag, 15. September 2019 Diese <strong>Berliner</strong>in istverliebt inAfrika So lebt Aussteigerin Gesa Neitzel (33) als Rangerin in der Wildnis Ein nachdenklicher Schimpanse, ein trottender Elefant, schmusende Giraffen und ein sich räkelnder Junglöwe: Die Aufnahmen vonGesa Neitzel lassen erahnen, wie das Paradies Erde einmal ausgesehen hat.Die Rangerin beschreibt in ihrem neuen Buch, wie die Natur ihr half, zu sich selbst zu finden.
Ein magischer Moment mit Elefanten Wer in den Busch aufbricht, muss auf alles gefasst sein: auf einen Leoparden, der sich einem in den Weg stellt, auf eine Staubwolke, aus der pfeilschnelle Antilopen springen –und stets auf das Unerwartete. Unerwartet kam auch der Moment, den Gesa Neitzel am Ende eines langen Tagesmarsches in Botswana erlebte: „Mit den anderen Auszubildenden ging ich auf unseren Geländewagen zu. Dieser war nur noch gut zweihundert Meter entfernt. Schon bald würde sich die Dunkelheit über die Savanne legen und die nachtaktiven Tiere aus ihren Verstecken locken. In Gedanken schlürften wir bereits unsere kühlen Feierabend-Drinks.“ Dann bekam die Baumgruppe, die sie in der Dämmerung passierten, plötzlich Augen: „Das Knacken der Äste ließ uns aufhorchen. Ich stellte fest, dass wir von Elefanten umgeben waren, die die grünen Blätter der Mopanes fraßen.“ An jenem Abend fühlte sich Gesa Neitzel ganz bei sich. Und endgültig angekommen auf ihrer Abenteuerreise in die afrikanische Wildnis, auf die sie vor rund vier Jahren aufgebrochen war. Sie hatte damals ihren Job als TV-Redakteurin beim Sender Sat.1 in Berlin hingeschmissen. Und sie begann eine Ausbildung als Rangerin, was nur wenige Europäer machen. Und noch weniger Frauen. Allein unter Männern und sieben Elefantenbullen habe sie einen „magischen Moment“ erlebt, sagt die 33-jährige agile Frau mit der auffälligen Löwenmähne. Elefanten kommunizieren über Schallwellen, sie nehmen diese Vibrationen mit ih- Nein, das ist keine Fotomontage. Bei der Pirsch mit der Kamera setzte sich ein Erdmännchen auf Gesa Neitzels Hut. Sternenklarer Himmel, knisterndes Feuer: Gesa Neitzel hat ein Nachtlager aufgeschlagen. ren großen, empfindsamen Füßen auf. Auf ein Zeichen ihres Ausbilders seien sie dann stumm und langsam weitergegangen, ganz nah an den friedlich mampfenden Elefanten vorbei. „Mein Herz pochte erst bis zum Hals“, erinnert sie sich, „doch dann wurde ich immer entspannter, denn Alan, unser Ausbilder, war in der Lage, das Energielevel unserer Gruppe so zu beeinflussen, dass wir eine Ruhe ausstrahlten, dass sich die Elefanten nicht gestört fühlten.“ Inzwischen führt Gesa Neitzel in Südafrika und auch Botswana selbst Gruppen. Meistens bewegt man sich zu Fuß. Übernachtet wird unterm Sternenhimmel in Zelten, die nicht umzäunt sind. Und man wacht in einer ergreifenden Stille auf, die eine Ahnung vermitteln kann, wie das Paradies Erde vielleicht einmal ausgesehen hat. Eine Ausbildung zum Safari- Guide erfordert nicht nur körperliche Belastbarkeit, sondern die Bereitschaft, sich voll und ganz auf die Natur einzulassen. „Ich lernte Spuren lesen“, sagt die Großstadt- Aussteigerin, „alles über Vegetation und Pflanzenkunde sowie das Verhalten der Tiere zu deuten.“ Mit Ende 20 erlebte die gebürtige Hildesheimerin eine Phase, die viele Menschen erst später als Midlife-Crisis erwischt. Sie war unzufrieden in ihren Glamourjob beim Fernsehen, lenkte sich im exzessiven Nachtleben von Berlin ab. „Ich hielt mich selbst kaum noch aus.“ Mit Freunden buchte sie eine Safari in Südafrika. Obwohl sie vorher keine besondere Nähe zu Tieren verspürt hatte, ergriff die Wildnis sie unmittelbar. Da fragte ihr Ranger, ob sie nicht eine Ausbildung machen will. „Er meinte, das gehe auch ohne Vorerfahrung.“ Der Aufbruch in eine neue Freiheit wäre dann fast am Geld gescheitert. So kam Gesa Neitzel auf die Idee, ihr Vorhaben mit dem Vorschuss auf ihr geplantes afrikanisches Tagebuch zu finanzieren. Es klappte, ihr 2016 erschienenes Buch „Frühstück mit Elefanten“ wurde ein Riesenerfolg. Ganz offensichtlich traf sie den Nerv vieler Menschen, für die Afrika auch ein Sehnsuchtskontinent ist. Für Gesa Neitzel geht die Reise weiter: „Die täglichen Begegnungen mit wilden Tieren verändern mich stetig, sie erden mich. Waren es anfangs vor allem die großen Säugetiere wie Elefanten und Löwen, faszinieren mich zunehmend all die kleinen Details und die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Organismen, die unsere Erde und die Natur als Gemeinschaft zum Laufen bringen.“ Ihre Erfahrungen hat sie in einem neuen Buch verarbeitet. Darin beschreibt sie, wie sehr ihr Leben in der Wildnis ihren Blick auf sich selbst verändert hat. „Ich sehe mich als Teil der Natur und habe die Stille im Kopf entdeckt.“ Daraus schöpfe sie ganz neue Energie. Ein halbes Jahr lang arbeitet Gesa Neitzel als „Private-Guide“ bei Touren, die sie inzwischen gemeinsam mit ihrem Freund über eine eigene Agentur anbietet (www.safarifrank.de). Die restliche Zeit hat sie bisher noch in Deutschland verbracht. Im nächsten Jahr möchte sich das Paar aber ganz in Botswana niederlassen. Bei ihren Safaris geht es nicht um schnelle Adrenalinkicks. Wer darauf fixiert ist, unbedingt die „großen Fünf“ –Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe und Leopard –als Fotomotiv abzuhaken, ist bei ihr nicht richtig aufgehoben. „Wir kreieren ganz bewusst Momente der Stille und der Wunder, schaffen einen sicheren Raum für unsere Gäste. Den Rest übernimmt Mutter Natur von ganz alleine.“ Demnächst wird Gesa Neitzel auch Frauen-Safaris anbieten. „Da geht es um die Wildnis in uns, aber auch um Achtsamkeit und Meditation.“ Vieles von dem, was sie erlebt, hält die Rangerin aus Deutschland mit der Fotokamera fest. Als sie sich einmal zur Pirsch auf den Boden legte, erlebte sie – wie so oft –eine Überraschung: Ein Erdmännchen sprang auf ihren breiten Ranger-Hut. Und es nutzte diesen als erhöhte Aussichtsplattform, um besser schauen zu können, ob in der Gegend Gefahren drohen. Uwe Killing Gesa Neitzel: „The Wonderful Wild“, Ullstein-Verlag, 252 Seiten; 15,95 Euro (erscheint am 27.September) Bei ihren Safaris geht es nicht um Adrenalin- Kicks Fotos: Gesa Neitzel/zvg(6) 19
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