Berliner Kurier 17.09.2019
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
mitGysi<br />
Die Chefredakteure<br />
Elmar Jehn (li.) und<br />
Jochen Arntz (re.) mit<br />
Gregor Gysi<br />
SEITE7<br />
BERLINER KURIER, Dienstag, 17.September 2019<br />
DasSchweigen des<br />
Todesfahrers aus<br />
der Invalidenstraße<br />
Staatsanwaltschaft durchsucht Wohnung<br />
VonP.DEBIONNE<br />
und K. OBERST<br />
Foto: Paulus Ponizak<br />
Berlin – Sie vernehmen<br />
Zeugen, warten auf technische<br />
Gutachten und<br />
hoffen auf weitere Videos.<br />
Auch knapp zwei Wochen<br />
nach dem Horror-<br />
Unfall in der Invalidenstraße<br />
mit vier Toten laufen<br />
die Ermittlungen auf<br />
Hochtouren. Doch der<br />
Fahrer schweigt weiter<br />
eisern. Jetzt wurde seine<br />
Wohnung durchsucht.<br />
Das bestätigt Mona Lorenz,<br />
Sprecherin der <strong>Berliner</strong><br />
Staatsanwaltschaft, dem<br />
KURIER auf Anfrage. Zuerst<br />
hatte Bild über die<br />
Maßnahme berichtet. „Bei<br />
der am Freitag durchgeführten<br />
Durchsuchung ging<br />
es um die Sicherstellung<br />
von Beweismitteln“, so die<br />
Sprecherin.<br />
Es seien in der Privatwohnung<br />
des Mannes „verschiedene<br />
Dinge“ gefunden und<br />
beschlagnahmt worden.<br />
Nun müssten die möglichen<br />
Beweismittel zunächst ausgewertet<br />
werden.<br />
Im Fokus der Ermittler<br />
steht nach wie vor auch der<br />
gesundheitliche Zustand<br />
des Fahrers Michael M. und<br />
die Frage, ob der 42-Jährige<br />
möglicherweise einen epileptischen<br />
Anfalle erlitt und<br />
deswegen unkontrolliert in<br />
die Menschenmenge an der<br />
Der demolierte Porsche wurde<br />
nach dem Unfall sichergestellt.<br />
Invalidenstraße, Ecke<br />
Ackerstraße raste. Hintergrund<br />
der Durchsuchungsmaßnahme<br />
könnte zudem<br />
der Fakt sein, dass sich der<br />
Fahrer nach wie vor nicht<br />
zu den Anschuldigungen<br />
und den Vorwurf der fahrlässigen<br />
Tötung gegen ihn<br />
geäußert hat. Ob bei der<br />
Durchsuchung Medikamente<br />
oder ärztliche Gutachten,<br />
die Rückschlüsse<br />
auf eine mögliche Epilepsieerkrankung<br />
des Fahrer<br />
zulassen könnten, gefunden<br />
wurden, ist nicht bekannt.<br />
Unterdessen wartet die<br />
Staatsanwaltschaft weiterhin<br />
auf ein technisches Gutachten<br />
zum Zustand des<br />
Unfallwagens vor dem<br />
Crash. Nach wie vor kann<br />
auch ein technisches Versagen<br />
nicht ausgeschlossen<br />
werden: Noch immer ist unklar,<br />
weshalb die Bremslichter<br />
des SUV kurz vor<br />
dem Unfall mehrfach aufleuchteten,<br />
der Wagen aber<br />
offenbar nicht langsamer<br />
wurde oder aufbockte. Dies,<br />
so ein Kfz-Mechaniker, hätte<br />
im Falle einer greifenden<br />
Bremse passieren müssen.<br />
Was sagt uns die Krise der Autoindustrie<br />
über den Zustand<br />
des Kapitalismus?<br />
Es ist ein Trauerspiel, dass die<br />
Autokonzerne lieber Betrugssoftware<br />
entwickelt haben als<br />
Motoren, die die Grenzwerte in<br />
der Realität einhalten. Der Kapitalismus,<br />
der Markt an sich ist<br />
nicht in der Lage, ein umweltgerechtes,<br />
Ressourcen schonendes<br />
Wirtschaften zu entwickeln. Die<br />
Politik muss einen Rahmen setzen,<br />
was die Bundesregierung<br />
gerade gegenüber der Autoindustrie<br />
deutlich vermissen lässt.<br />
Da sind offenbar die Fotos vor<br />
blitzenden Karossen auf den Automessen<br />
wichtiger. Übrigens in<br />
den USA, in Australien, fast überall<br />
macht VW Vergleiche mit den<br />
Betrogenen, nur in Deutschland<br />
nicht, weil wir diese Art von<br />
Sammelklagen nicht eingeführt<br />
haben.<br />
Warum hört man in der Klima-<br />
Debatte so wenig von den Linken<br />
–oder überlässt man das<br />
lieber Markus Söder?<br />
Ministerpräsident Bodo Ramelow<br />
von den Linken muss sich in<br />
der Klima-Frage wirklich nicht<br />
verstecken. Er hat gerade mit seiner<br />
Koalition ein Programm beschlossen,<br />
um dem Wald zu helfen.<br />
Mir ist konkrete Politik allemal<br />
lieber alsdie eine oder andere<br />
Lautsprecherei. Aber<br />
grundsätzlich stellt sich die Frage,<br />
ob ein grüner Kapitalismus<br />
möglich ist. Die jungen Leute von<br />
Fridays for Future sind da, glaube<br />
ich, schon weiter. Diese Debatte<br />
ist eine Chance für die Linke,<br />
weil damit die Überwindung<br />
von bestimmten Merkmalen des<br />
Kapitalismus nicht nur als soziale,<br />
sondern auch als klimapolitische<br />
Notwendigkeit auf die Tagesordnung<br />
kommt. Die Aufgabe<br />
der Linken ist es, beides zu verbinden.<br />
Foto: Richard, Pudwell<br />
BU Blindtext BlindtextLorem ipsum dolor sit amet,consectetur adipisici<br />
elit,sed eiusmod tempor incidunt ut laboreetdoloremagna ali