rik Oktober/November 2019
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DIVERSITY<br />
INTERVIEW<br />
FOTO: MICHAEL MIKLAS, MAKE-UP UND HAIRSTYLING:<br />
AVRIL PAUL, ARTWORK: MORITZ GRUHL, ADDITIONAL<br />
PRODUCTION: MARTINA BREITENFELD<br />
FELIX RÄUBERS<br />
atmosphärische Welt voller Symbole<br />
Wir sprachen mit dem Ex-<br />
Polarkreis-18-Sänger über<br />
seine Kunst und sein Sein.<br />
Wovon handelt dein Lied „Burning<br />
Sky“?<br />
Die Auseinandersetzung mit dem eigenen<br />
Geschlecht, der männlichen und weiblichen<br />
Seite in mir selbst, ist eines der<br />
drastischsten inneren Spannungsfelder,<br />
die ich für mich, und die jeder irgendwann<br />
in sich erlebt. Darüber wollte ich einen<br />
Song schreiben. Obwohl ich mich nicht als<br />
transsexueller Mensch verstehe, zumindest<br />
nicht auf der physischen Seite, habe<br />
ich diese Ambivalenzen natürlich in mir,<br />
denn regelmäßig werde ich mit den Grenzen<br />
meiner eigenen Geschlechtsidentität<br />
konfrontiert. Alltägliche Situationen, in denen<br />
ich nicht weiß, ob meine Handlung als<br />
männlich oder weiblich empfunden wird,<br />
und wo ich mich frage, was es überhaupt<br />
bedeutet, männlich oder weiblich zu sein.<br />
Ein heikles Thema, wo ich bei vielen auf<br />
Distanz stoße. Ein klares Zeichen also,<br />
dass genau hier ein besonders persönliches<br />
Thema für jeden von uns liegt, sonst<br />
würde man sich nicht so dagegen wehren.<br />
Der Song „Burning Sky“ beschreibt eine<br />
ikonische Figur, die sich traut, bis aufs<br />
Letzte zu ihrer eigenen Geschlechtsidentität<br />
zu stehen.<br />
Auf dem Bild bist du halb Mann, halb<br />
Frau. Oder auch ein Mensch, mal<br />
geschminkt, mal pur. Ist Make-up<br />
denn immer weiblich?<br />
Auf dem Bild wollte ich die weiblichen<br />
und männlichen Anteile in mir in einem<br />
Bild zusammenfassen. Hält man eine<br />
Gesichtshälfte zu, wirkt die noch offene<br />
andere Hälfte wie eine eigenständige Persönlichkeit,<br />
beides Anteile, die wirklich in<br />
meinem Gesicht sind. Avril Paul von Make<br />
Up Society hat das Make-up sehr subtil<br />
angewendet und letztlich nur die Anteile<br />
in mir hervorgehoben, die sowieso schon<br />
da waren.<br />
Magst du das Wort „queer“?<br />
Ich mag, dass „queer“ vieles offenlässt.<br />
Ein Sammelbegriff, unter dem man Andersartigkeit,<br />
Querdenkerei, Freiheit und<br />
Vielseitigkeit zusammenbringt.<br />
Du trittst in Sachsen auf. Deine<br />
Heimat ist ziemlich in Verruf geraten.<br />
Woran denkst du, wenn du an<br />
Sachsen denkst?<br />
Für mich persönlich hat sich meine<br />
Heimat Dresden nicht großartig verändert.<br />
Es ist immer noch die Stadt, in der<br />
meine Familie, meine Schulfreunde und<br />
die Mitglieder meiner Band „Polarkreis 18“<br />
leben. Wenn ich zu Hause bin, mache ich<br />
die Dinge, die ich immer schon gemacht<br />
habe. Dass Dresden nicht gerade die progressivste<br />
Stadt ist, hängt mit der langen<br />
Geschichte als Barock- und Residenzstadt<br />
zusammen.<br />
Natürlich stimmen mich die aktuellen Veränderungen<br />
nachdenklich, ich habe hier<br />
aber noch nicht die richtigen Antworten<br />
gefunden.<br />
*Interview: Michael Rädel