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Berliner Kurier 25.10.2019

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**<br />

BERLIN 11<br />

Von<br />

ANDREASFÖRSTER<br />

Berlin – Die 2017 in der<br />

Schweiz gegründete Envion<br />

AG galt als eines der vielversprechendsten<br />

Start-ups in<br />

der Krypto-Szene, der digitalen<br />

Finanzwelt. Inzwischen<br />

ist das Projekt gescheitert.<br />

Der <strong>Berliner</strong> Gründer und<br />

sein Geschäftsführer sind zerstritten,<br />

werfen sich gegenseitig<br />

in Strafanzeigen Betrug<br />

und Untreue vor.<br />

Das <strong>Berliner</strong> Landgericht versucht<br />

gerade in einem Zivilprozess<br />

zu klären, wer vonden Envion-Machern<br />

die mit hohen<br />

Rendite-Versprechen eingesammelten<br />

Anlegerbeträge von<br />

insgesamt 100 Millionen Dollar<br />

zurückzahlen muss. Und die<br />

Staatsanwaltschaft ermittelt<br />

wegen Betrugsverdachts. Die<br />

Geschäftsräume von Ex-Envion-Geschäftsführer<br />

Matthias<br />

Wöstmann und seinem Berater,<br />

Anwalt Thomas van Aubel, wurden<br />

durchsucht. Die Frage, wen<br />

die Schuld am Scheitern des<br />

Projektes trifft, ist damit aber<br />

längst nicht geklärt.<br />

Was von Envion übrig blieb,<br />

war ein Schiffscontainer, der<br />

einst noch in einer Spandauer<br />

Industriehalle stand. Erwar der<br />

Prototyp einer scheinbaren genialen<br />

Geschäftsidee. Denn im<br />

Container waren Dutzende<br />

Computer, mit denen Bitcoins<br />

produziert werden sollten.<br />

Das Herstellen einer solchen<br />

Kryptowährung mit Computern<br />

ist nicht kompliziert, aber energieintensiv.<br />

Wenn man aber einen<br />

Container als mobile Fabrik<br />

besitzt, schafft man ihn einfach<br />

dorthin, wo überschüssiger<br />

Strom verfügbar ist, und<br />

schließt ihn direkt ans Netz an.<br />

Das funktioniert etwa bei nicht<br />

voll ausgelasteten Solar-, Windoder<br />

Wasserkraftwerken. So<br />

könnten extrem hohe Gewinne<br />

erzielt werden – die Envion-<br />

Macher versprachen Renditen<br />

bis zu 161 Prozent!<br />

Als die Firma 2017 den bislang<br />

größten virtuellen Börsengang<br />

(Initial Coin Offering, ICO)<br />

Deutschlands<br />

startete, wurde<br />

das ein voller Erfolg:<br />

Innerhalb eines<br />

Monats sammelte<br />

Envion von Investoren<br />

weltweit<br />

rund 100 Millionen Dollar<br />

ein. Die Anleger erhielten<br />

keine Aktien, sondern virtuelle<br />

Münzen. Für diese sogenannten<br />

Token – so das Versprechen<br />

der Envion –werden<br />

Investoren später einen bestimmten<br />

Anteil am Profit bekommen,<br />

der durch das Bitcoin-<br />

Schürfen in den Containern erzielt<br />

wird.<br />

Das Versprechen wurde nicht<br />

eingehalten. Von den 100 Millionen<br />

Dollar ist nur knapp die<br />

Hälfte noch da. Jeder Token,<br />

„Envion war<br />

keine Fake-<br />

Firma. Die<br />

Technologie<br />

funktionierte.“<br />

der einst für einen Dollar ausgegeben<br />

wurde, ist heute nur noch<br />

zwölf Cent wert. Und auch die<br />

im schweizerischen Baar ansässige<br />

Envion AG, die nie einen<br />

Euro Umsatz erzielte, ist längst<br />

aufgelöst worden.<br />

Der Niedergang des Projekts<br />

begann nach dem Ende des Börsengangs.<br />

Kaum waren die 100<br />

Millionen Dollar da, zerstritten<br />

sich Firmengründer Michael<br />

Luckow und Geschäftsführer<br />

Wöstmann. Kern der Auseinandersetzung<br />

ist die geradezu<br />

handstreichartige Übernahme<br />

der Envion AG durch Wöstmann<br />

und den von ihm als Berater<br />

in die Firma geholten Anwalt<br />

van Aubel.<br />

Ermöglicht wurde der Coup,<br />

dass Luckow seine Envion-Aktien<br />

zeitweilig an den Geschäftsführer<br />

übertrug, mit der Option,<br />

sie nach dem Börsengang wieder<br />

zurückzuerhalten. Wöstmann<br />

aber nutzte seine Position<br />

als plötzlicher Mehrheitsaktionär<br />

dazu, im Januar 2018 eine<br />

unabgesprochene Kapitalerhöhung<br />

durchzuführen.<br />

Die<br />

Folge: Die Zahl der Envion-Aktien<br />

stieg massiv an. Anschließend<br />

übertrug Wöstmann wie<br />

vereinbart die „ausgeliehenen“<br />

Aktien an Luckow zurück –die<br />

aber nun nicht mehr wie vorher<br />

81 Prozent des Aktienkapitals<br />

entsprachen, sondern nur noch<br />

31 Prozent. Weil Wöstmann und<br />

van Aubel aber die neuen Aktien<br />

erworben hatten, hatten sie nun<br />

das Sagen bei Envion.<br />

An eine Zusammenarbeit war<br />

nicht mehr zu denken. Luckow<br />

warf Wöstmann vor, ihm die<br />

Firma gestohlen zu haben. Der<br />

kontert mit der Unterstellung,<br />

der Envion-Gründer habe beim<br />

ICO mehr Token produziert als<br />

vereinbart. Zunächst redete<br />

man noch miteinander, sogar<br />

ein Psychiater wurde für eine<br />

Mediation eingeschaltet. Aber<br />

dann überzogen sich beide Seiten<br />

mit Klagen.<br />

Den Schweizer Aufsichtsbehörden<br />

blieben die Vorgänge<br />

um die Envion AG nicht verborgen.<br />

Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht<br />

Finma erklärte<br />

im März 2019 schließlich den<br />

ICO-Börsengang für illegal.<br />

Fünf Monate zuvor hatte das<br />

Kantonsgericht Zug die Auflösung<br />

der Envion AG verfügt.<br />

In einem aber sind sich die beiden<br />

Streithähne einig: Ihre Idee<br />

der mobilen Bitcoin-Fabriken<br />

hat eine Zukunft. Gründer Luckow<br />

ist überzeugt, dass man<br />

mit den eingesammelten 100<br />

Millionen Dollar bis zu 1000<br />

Container in etwa sechs Monaten<br />

hätte bauen können. Mit einer<br />

Produktionsfirma in Tschechien<br />

sei dies bereits vorbereitet<br />

gewesen, sagt er. Auch sein Widersacher<br />

Wöstmann glaubt<br />

dies, sagte der Neuen Zürcher<br />

Zeitung: „Envion war keine Fake-Firma.<br />

Die Technologie<br />

funktionierte.“<br />

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