Seminarfacharbeit - Kampfsport - Shotokan Dojo Jena eV
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erlernen. Da jedoch allen Ryu das gleiche Lehrsystem zu Grunde lag, mussten die<br />
Schüler lediglich auf dem bereits Gelernten aufbauen.<br />
Im 18. Jahrhundert zählte man bereits über 9000 verschiedene Ryu, welche alle auf<br />
mehr oder weniger ähnlichen Prinzipien aufgebaut waren. Einer der wesentlichsten<br />
Grundsätze in allen Schulen stellte hier der Übergang vom Geist-Vorhandensein zum<br />
Geist-nicht-Vorhandensein dar, d.h., der geistige Blick darf sich im Kampf nicht auf<br />
andere Dinge richten, der Schüler muss sich in einem völligen Zustand der<br />
Entspannung befinden und jede Bewegung ist ganz natürlich und sicher auszuführen 68 .<br />
III.2.2.1 Kenjutsu 69 – die Kunst des Schwertes<br />
Diese Art von völliger Konzentration und das Lösen von Fixierungen äußert sich im<br />
Kenjutsu vor allem im Kampf gegen mehrere Feinde. Takuan 70 vertrat die Theorie,<br />
dass man in einem solchen Fall stets von einem Schwert zum nächsten übergehen<br />
sollte. Verharrt man zu lange auf einer Klinge, so hat der Feind bereits gewonnen. Der<br />
Geist des Kämpfers sollte hierbei einem Ball in einem Fluss gleichen. Um einen Kampf<br />
erfolgreich zu bestehen, ist es wichtig zuerst das Schwert des Gegners abzuwehren<br />
und dann in den eigenen Angriff überzugehen. Hierbei soll man allerdings nicht auf die<br />
Klinge des Gegenüber blicken, sondern in dessen Augen. Takuan verlangt in gewisser<br />
Weise also, dass man das Schwert intuitiv spürt. Im Duell wartete ein Kämpfer in der<br />
Regel ab, bis sein Gegner die Nerven verlor und sich im Angriff öffnete, dann folgte<br />
meist ein Todesschlag oder eine ganze Serie von Schlägen.<br />
Im Gegensatz zu europäischen Fechtarten, beschränkte sich das Kenjutsu auf relativ<br />
wenige Fechtelemente. Man ging jedoch davon aus, dass deren sichere Beherrschung<br />
ausreichen sollte, den Sieg davon zu tragen. Die meisten Kenjutsu-Schulen verfügten<br />
über sieben bis fünfzehn verschiedene Block- und Schlagvarianten, wobei allerdings<br />
die Art der Schläge von Schule zu Schule variierten. Manche Lehrer bevorzugten<br />
vertikale Schläge andere eher horizontale, wieder andere lehrten den Königsschlag,<br />
welcher von der linken Schulter bis zur rechten Hüfte verlief.<br />
Mit der Zeit näherte sich das Training im Kenjutsu zusehends den realen<br />
Kampfbedingungen an. Man kämpfte mit Stahlschwertern und ohne Schutz. Erst im 17.<br />
Jahrhundert wurden gewisse Schutzutensilien wie ein Visier oder ein leichter<br />
Brustpanzer erlaubt, um die häufigsten Verletzungen zu vermeiden.<br />
68 vgl. Kapitel IV<br />
69 Kenjutsu vom jap. Ken (Schwert) und Jutsu (Kunst)<br />
70 ca. 16. bis 17. Jhdt.; Klostervorsteher und bedeutender Theoretiker der Kampfkünste<br />
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