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Berliner Zeitung 13.11.2019

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Exklusiv: Bundesrechnungshof rügt Scheuers Maut-Vergabe – Seite 3<br />

Hertha/Union:<br />

Der Weisheit<br />

letzter Schuss<br />

Seite 20<br />

3°/7°<br />

Starkbewölkt<br />

Wetter Seite 2<br />

„Investor mit Herz“ –<br />

geht das, Herr Kölmel?<br />

Berlin Seite 10<br />

www.berliner-zeitung.de<br />

LangeNächte: So arbeiten<br />

Bundestagsabgeordnete<br />

Hauptstadt Seite 5<br />

Mittwoch, 13. November 2019 Nr.264 HA -75. Jahrgang<br />

Auswärts/D**: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />

Wasser könnte die<br />

Energieprobleme lösen<br />

Wissenschaft Seite 17<br />

Bolivien<br />

Gottesfürchtig<br />

und<br />

autoritär<br />

VonKlaus Ehringfeld<br />

Eswar ein Auftritt wie im Film. Luis<br />

Fernando Camacho, bis vor drei<br />

Wochen der Mehrheit der Bolivianer<br />

noch unbekannt, flog aus dem fernen<br />

Santa Cruz nach La Paz. Im Gepäck<br />

wie immer die Bibel, den Rosenkranz<br />

und einen Brief an Evo Morales. Camacho,40Jahre,<br />

hemdsärmelig, kräftig<br />

und meist mit Baseballmütze,<br />

wollte dem da noch amtierenden<br />

Staatschef ein<br />

Rücktrittsschreiben<br />

im Präsidentenpalast<br />

übergeben.<br />

„Ich<br />

wollte, dass Morales<br />

den Brief<br />

unterschreibt<br />

und geht.“<br />

Luis Fernando Camacho<br />

hat Morales’ den Brief zwar<br />

Morales hat<br />

Sturz mit ausgelöst. nie erhalten,<br />

aber Camacho<br />

sein Ziel erreicht. Morales ist weg.<br />

Und in Teilen liegt das an dem<br />

Druck, den Camacho und anderebis<br />

dahin unbekannte Chefs der sogenannten<br />

Bürger-Komitees machten.<br />

Erstmals aufmerksam wurden die<br />

Bolivianer auf den Unternehmersohn,<br />

als er dem Präsidenten inmitten<br />

der Nachwahl-Krise ein Ultimatum<br />

von 48Stunden stellte, innerhalb<br />

derer er zurücktreten sollte.<br />

Plötzlich ist der Vorsitzende des<br />

„Bürger-Komitees ProSanta Cruz“ in<br />

aller Munde und wirdschon als Präsidentschaftskandidat<br />

gehandelt.<br />

Dabei ist Camacho so etwas wie die<br />

Antithese zu Morales – laut, sehr<br />

rechts, sehr katholisch. Sein Diskurs<br />

ist nicht einschließend, sondern<br />

ausgrenzend. Er stammt aus dem<br />

Departement Santa Cruz im bolivianischen<br />

Tiefland, wo sich die Opposition<br />

gegen Morales konzentrierte<br />

und wo man despektierlich auf das<br />

Hochland und seine indigene Mehrheit<br />

blickt.<br />

Camacho ist es in den vergangenen<br />

drei Wochen seit der Präsidentenwahl<br />

vom 20. Oktober gelungen,<br />

die Gegner der Regierung hinter sich<br />

zu scharen. Dabei ist er gar kein Politiker<br />

und will es nach eigenen Worten<br />

auch gar nicht sein. Aber er war<br />

es, der nach dem offensichtlichen<br />

Wahlbetrug die lauteste Kritik äußerte.<br />

Während der in der Wahl<br />

zweitplatzierte Kandidat Carlos<br />

Mesa noch eine Neuwahl forderte,<br />

verlangte Camacho,Spitzname„Macho“,<br />

schon längst den Rücktritt von<br />

Morales. Jetzt will er, dass die Abgeordneten<br />

der Morales-Partei ihr<br />

Mandat niederlegen, er will die Spurender<br />

vergangenen 14 Jahretilgen.<br />

Camacho hat es nicht so mit der<br />

parlamentarischen Demokratie. Ihm<br />

schwebt, zumindest vorübergehend,<br />

eine Art „Regierungsjunta“ vor, die<br />

aus Militärs und Vertretern der Bürger-Komitees<br />

gebildet wird. Camacho<br />

selbst stellt sich als ein Vertreter<br />

der neuen anti-systemischen Politikergarde<br />

da. Besonders hebt er seine<br />

Gläubigkeit hervor: Er wolle die„Bibel<br />

wieder in den Präsidentenpalast“<br />

bringen. Die Lage in Bolivien wird<br />

nicht einfacher.<br />

Schwierige Heimkehrer<br />

Die Türkei schiebt mutmaßliche IS-Kämpfer nach Deutschland ab –wie reagiert Berlin?<br />

VonAndreas Kopietz<br />

Berlin richtet sich auf die<br />

Aufnahme von Anhängern<br />

der Terrormiliz Islamischer<br />

Staat (IS) ein, die die<br />

Türkei abschiebt. Doch die deutschen<br />

Behörden wissen noch gar<br />

nicht, wie viele es sein werden, wer<br />

kommt –und wie die Dschihadisten<br />

überwacht werden sollen.<br />

In dieser Woche will die Türkei<br />

zehn inhaftierte Deutsche ausweisen.<br />

Laut Auswärtigem Amt sollen<br />

sieben Deutsche am Donnerstag<br />

und zwei am Freitag nach Deutschland<br />

überstellt werden. Bei den Abgeschobenen<br />

handelt es sich um drei<br />

Männer, fünf Frauen und zwei Kinder.<br />

Einer der Rückkehrer kam bereits<br />

am Montag. Er habe keinen IS-<br />

Bezug, hieß es.<br />

Bundesinnenminister Horst Seehofer<br />

(CSU) kündigte an, die Behörden<br />

würden jeden Einzelfall gründlich<br />

prüfen. Die Bundespolizei wird<br />

die Ankommenden empfangen.<br />

Wenn es gesicherte Erkenntnisse<br />

über eine Mitgliedschaft im IS als<br />

ausländischer terroristischer Vereinigung<br />

oder etwaiger Straftaten gibt,<br />

besteht die Chance, sie in Haft zu<br />

nehmen und vor Gericht zu stellen.<br />

Darüber konnte das Bundesinnenministerium<br />

bis zum Abend keine<br />

Auskunft geben.<br />

Deutschland stellt sich auf eine<br />

größere Zahl von radikalisierten<br />

Rückkehrern aus der Türkei, Syrien<br />

und dem Irak ein. Mehr als 100 deutsche<br />

IS-Anhänger sind zurzeit in Syrien<br />

und Irak inhaftiert. Vonzahlreichen<br />

weiteren IS-Kämpfern mit<br />

Das Luftschloss<br />

Das Humboldt Forum soll noch einmal fast fünfzig Millionen Euro<br />

teurer werden. Und wahrscheinlich ist das noch nicht die<br />

Schlussrechnung. Berlin Seite 9<br />

deutschem Pass ist der Aufenthaltsort<br />

unbekannt. Nachdem die Türkei<br />

die Kurdengebiete in Syrien angegriffen<br />

hatte, waren dort viele aus<br />

den Gefängnissen geflohen. Inhaber<br />

der deutschen Staatsbürgerschaft<br />

könnten auf eigene Faust versuchen,<br />

sich nach Deutschland durchzuschlagen.<br />

Mehr als 1000 Männer<br />

und Frauen sind nach Angaben des<br />

Verfassungsschutzes deutschlandweit<br />

für den Dschihad nach Syrien<br />

oder in den Irak gereist, etwa 130<br />

kommen aus Berlin. Vondiesen wurden<br />

20 vermutlich getötet. Rund die<br />

Hälfte der ausgereisten <strong>Berliner</strong> ist<br />

inzwischen wieder zurück.<br />

Der <strong>Berliner</strong> Senat bereitet sich<br />

darauf vor, eine unbekannte Zahl<br />

weiterer Dschihadisten aufzunehmen.<br />

„Wir haben frühzeitig Netzwerke<br />

gespannt und Strukturen aufgebaut“,<br />

sagt Martin Pallgen von der<br />

Senatsinnenverwaltung. Seine Verwaltung<br />

binde die Polizei, die Bezirksämter,<br />

das Bundesamt für Migration<br />

und Flüchtlinge und soziale Träger<br />

ein. Um Rückkehrer kümmern sich<br />

Organisationen wie das Violence Prevention<br />

Network(VPN).„Wir sind seit<br />

langem darauf eingestellt, dass sie<br />

kommen“, sagt VPN-Geschäftsführer<br />

Thomas Mücke. Seit längerem sei<br />

man mit den verschiedenen Akteuren<br />

wie etwa der Polizei oder den JugendämternimGespräch.<br />

Bereits jetzt betreut das VPN bundesweit<br />

36 Rückkehrer.Neu seiaber,<br />

dass dieses Mal auch viele Kinder<br />

mit dabei sind, so Mücke. Umdiese<br />

würden sich vorrangig die Jugendämter<br />

kümmern. „Die Kinder sind,<br />

Gott seiDank, raus aus den Gefange-<br />

„Sie sind ideologisch gefestigt und<br />

entschlossen. Die bisherigen Rückkehrer<br />

waren meist nur kurz beim IS,<br />

viele sind desillusioniert.“<br />

Thomas Mücke, Gründer und Geschäftsführer des Violence Prevention Network über die<br />

Dschihadisten, die jetzt von der Türkei nach Deutschland abgeschoben werden.<br />

nenlagern, sie haben Schreckliches<br />

erlebt, sind traumatisiert. Sie brauchen<br />

den Schutz dieses Staates.“<br />

Es gibt noch eine weitere Herausforderung:<br />

„Die IS-Kämpfer, die jetzt<br />

kommen, sind eine Gruppe, mit der<br />

keiner wirklich Erfahrung hat. Sie<br />

sind ideologisch gefestigt und entschlossen.<br />

Diebisherigen Rückkehrer<br />

waren meist nur kurz beim IS, viele<br />

sind desillusioniert.“ Bei den Frauen<br />

hängt die Betreuung laut Mücke davon<br />

ab, zu welchen juristischen Einschätzungen<br />

die Sicherheitsbehörden<br />

kommen. Ob sie aktiv bei den<br />

Dschihadisten waren, ob sie in Untersuchungshaft<br />

kommen oder nicht.<br />

Der Verfassungsschutz sieht in<br />

Rückkehrern ein hohes Sicherheitsrisiko.<br />

Die Erfahrungen aus dem bewaffneten<br />

Kampf hätten zu einer<br />

Brutalisierung geführt, wodurch ihre<br />

Hemmschwelle zur Anwendung von<br />

Gewalt erheblich gesunken sein<br />

dürfte,schreibt die Behörde in ihrem<br />

jüngsten Bericht. Zudem besäßen<br />

die Dschihad-Veteranen ein hohes<br />

MaßanPrestige und Autoritätinder<br />

Szene.Hierdurch bestehe die Gefahr,<br />

dass sie Anhänger in Deutschland<br />

radikalisieren oder radikalisierte<br />

Personen zu Gewalt aufstacheln.<br />

Vielen vonihnen konnten die Behörden<br />

bislang nicht nachweisen,<br />

dass sie Verbrechen begangen haben,<br />

weshalb sie auf freiem Fußsind.<br />

Gleichwohl stehen viele unter Beobachtung<br />

der Polizei. Doch das ist<br />

schon jetzt schwierig. „Es bindet erhebliche<br />

Kräfte“, sagt Daniel Kretzschmar<br />

vomBund Deutscher Kriminalbeamter.<br />

Er sieht in den abgeschobenen<br />

Rückkehrern eine zusätzliche<br />

Herausforderung. Bereits<br />

jetzt liege die Zahl der Gefährder,die<br />

observiert werden müssen, im oberenzweistelligen<br />

Bereich. NurinseltenenFällen<br />

sei das rund um die Uhr<br />

möglich. „Hinzu kommen ja auch<br />

noch Personen im Rechtsextremismus<br />

und anderen Kriminalitätsbereichen“,<br />

so Kretzschmar.<br />

DiePolizei hat rund 270 ausgebildete<br />

Observationsbeamte.Umeinen<br />

Gefährder rund um die Uhrverdeckt<br />

zu observieren, sind nach Angaben<br />

von Ermittlern pro Tagmindestens<br />

40 Beamte nötig. Tagesthema Seite 2<br />

IMAGO IMAGES/CHRISTIAN DITSCH<br />

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4<br />

Tesla baut<br />

Giga-Fabrik<br />

bei Berlin<br />

Elon Musk kündigt Standort<br />

in der Nähe vom BER an<br />

194050<br />

VonPeter Neumann<br />

Der<br />

Elektrofahrzeughersteller<br />

Tesla will in der Umgebung von<br />

Berlin eine Fabrik bauen. Das hat<br />

Elon Musk, der Chef des US-Unternehmens,<br />

amDienstagabend während<br />

der Preisverleihung zum Goldenen<br />

Lenkrad von Bild am Sonntag<br />

und Auto Bild in Berlin verkündet.<br />

Die europäische<br />

Tesla-Gigafactory<br />

soll in der<br />

Nähe des Flughafens<br />

BER südöstlich<br />

von Berlin<br />

errichtet werden,<br />

sagte er.<br />

Die Gigafactory<br />

4 wäre der Elon Musk,<br />

erste Produktionsstandort<br />

von<br />

Chef von esla.<br />

Tesla inEuropa. Dort sollen außer<br />

Batteriezellen auch das Model 3und<br />

der E-SUV Model Yvon Tesla hergestellt<br />

werden. Elon Musk hatte bereits<br />

angekündigt, dass die europäische<br />

Gigafactory spätestens Ende<br />

2021 den Betrieb aufnehmen werde.<br />

Das Unternehmen hatte sich mehrere<br />

mögliche Standorte angesehen,<br />

unter anderem im Emsland (Niedersachsen)<br />

und Nordrhein-Westfalen.<br />

DPA/ JÖRG CARSTENSEN<br />

„Berlin hat Aussagekraft“<br />

Ferdinand Dudenhöffer, Professor<br />

für Automobilwirtschaft an der Universität<br />

Duisburg-Essen, bewertete<br />

Musks Entscheidung positiv.„Berlin<br />

har Aussagekraft, und die passt zu einer<br />

Premiummarke wie Tesla“,sagte<br />

er der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>. „Tesla in Polen<br />

oder der Ukraine kann sich doch<br />

wirklich keiner vorstellen.“ Diedeutsche<br />

Automobilwirtschaft werde<br />

profitieren. „Mit Tesla werden wir<br />

stärker“, so Dudenhöffer.<br />

„Wer Visionen hat, kommt nach<br />

Berlin“, twitterte WirtschaftssenatorinRemona<br />

Pop(Grüne).Wichtig für<br />

Tesla waren große Flächen mit Erweiterungspotenzial.<br />

Die Nähe zu<br />

Berlin, wo es viele Fachkräfte gibt,<br />

spielte eine wesentliche Rolle,hießm<br />

es. Berlin hatte sich mit dem Clean<br />

Tech Park in Marzahn beworben.<br />

Dass die Wahl auf Deutschland<br />

fiel, könnte daran liegen, dass es hier<br />

Abnehmer für Luxusautos gibt, aber<br />

auch über den Klimawandel und<br />

neue Mobilität debattiertwird.<br />

501603<br />

31046


2 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 264 · M ittwoch, 13. November 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagesthema<br />

IS-Rückkehrer<br />

Lange hat die Bundesregierung das Problem ignoriert, nun schafft die Türkei Tatsachen: Sie schickt gefangene IS-Kämpfer<br />

deutscher Nationalität und ihre Familien zurück. Auch ein <strong>Berliner</strong> wartet im Gefängnis auf seine Abschiebung.<br />

Türkei<br />

Erdogan<br />

droht<br />

Europa<br />

Angesichts geplanter EU-Sanktionen<br />

hat der türkische Präsident<br />

Recep Tayyip Erdogan damit<br />

gedroht, mehr Anhänger der<br />

Terrormiliz Islamischer Staat (IS)<br />

nach Europa zu schicken. Die<br />

Türkei habe bereits damit begonnen,<br />

sagte Erdogan am Dienstag<br />

vor seinem Abflug in die USA in<br />

Ankara. „Ihr mögt das auf die<br />

leichte Schulter nehmen. Aber<br />

diese Türen können sich öffnen“,<br />

sagte Erdogan. „Dann könnt ihr<br />

sehen, wie ihr zurechtkommt“.<br />

DieEUsollte ihreHaltung gegenüber<br />

einem Land überdenken,<br />

das die Kontrolle über zahlreiche<br />

IS-Mitglieder in der Türkei und in<br />

Syrien habe.<br />

Hintergrund der Äußerungen<br />

war eine Frage nach EU-Sanktionen<br />

wegen türkischer Erdgasbohrungen<br />

vor Zypern. Die EU betrachtet<br />

diese als rechtswidrig. Sie<br />

machte am Montag den Wegfür<br />

neue Strafmaßnahmen frei. Ankara<br />

weist die Vorwürfe illegaler<br />

Bohrungen zurück.<br />

Den USA warf Erdogan vor,<br />

dass die Vereinbarung zum Abzug<br />

der kurdischen YPG-Miliz aus<br />

Nordsyrien „nicht vollständig<br />

umgesetzt wurde“. Er werde US-<br />

Präsident Donald Trump darauf<br />

ansprechen. Erdogan hatte am<br />

17. Oktober mit US-Vizepräsident<br />

Mike Pence einen Stopp der türkischen<br />

Militäroffensive inNordsyrien<br />

vereinbart, um der YPG den<br />

Abzug aus dem Grenzgebiet zu ermöglichen.<br />

Die USA hatten die<br />

YPG im Kampf gegen den IS unterstützt,<br />

doch hatte Trump Anfang<br />

Oktober den Abzug der US-<br />

Truppen aus Nordsyrien angeordnet<br />

und damit die türkische<br />

Offensive ermöglich. Die Türkei<br />

startete dann mit syrischen Milizendie<br />

Offensivegegen die YPG.<br />

Am 22. Oktober traf Erdogan<br />

eine Vereinbarung mit dem russischen<br />

Präsidenten Wladimir Putin,<br />

wonach die russische Militärpolizei<br />

im Abstimmung mit den<br />

syrischen Regierungstruppen den<br />

Abzug derYPG durchsetzen sollte.<br />

Erdogan beklagte nun aber, dass<br />

die „Terrorgruppen“ wichtige<br />

Städte wie Manbidsch, TalAbjad,<br />

Tal Rifaat und Kamischli nicht<br />

verlassen hätten. „Weder Russland<br />

noch die USA konnten die<br />

Terrorgruppen zu dem vereinbarten<br />

Tag und der vereinbarten<br />

Stunde entfernen“, sagte Erdogan.<br />

(dpa, AFP)<br />

Al-Rakka war2015 die Hochburg des IS in Syrien.<br />

VonFrank Nordhausen<br />

Wie bei vielen Prozessen<br />

gegen mutmaßliche<br />

Mitglieder der Terrormiliz<br />

Islamischer Staat<br />

(IS) in der Türkei herrschte im ersten<br />

derartigen Gerichtsverfahren, das ab<br />

2015 im zentralanatolischen Nigde<br />

stattfand, eine gespenstische Atmosphäre.<br />

Verhandelt wurde gegen den<br />

Deutsch-Chinesen Benjamin Xu aus<br />

Berlin und seine beiden Mittäter aus<br />

Mazedonien und der Schweiz, die<br />

ein Jahr zuvor drei Menschen bei einer<br />

Schießerei getötet und 13 verletzt<br />

hatten, einige von ihnen<br />

schwer.Die Angeklagten wurden per<br />

Video aus dem Gefängnis in Ankara<br />

zugeschaltet und schwiegen. Fast<br />

alle ZuschauerplätzeimSaal wurden<br />

von Männern eingenommen, die<br />

türkischen Sicherheitskräften oder<br />

Geheimdiensten angehörten. Außer<br />

dem Korrespondenten der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> waren keine ausländischen<br />

Journalisten anwesend. Auch kein<br />

Vertreter der europäischen Heimatländer<br />

der Angeklagten ließ sich blicken,<br />

obwohl sich absehen ließ, dass<br />

sie irgendwann in ihreHeimatländer<br />

zurückkehren müssen.<br />

Kurzhaarschnitt statt Bart<br />

Dieser Zeitpunkt ist jetzt offenbar<br />

gekommen. Der türkische Innenminister<br />

Süleyman Soylu kündigte an,<br />

dass sein Land ab sofort gefangene<br />

IS-Anhänger zurücksenden werde,<br />

darunter auch neun Personen nach<br />

Deutschland. Laut Soylu befanden<br />

sich zuletzt rund 1200 ausländische<br />

IS-Anhänger in türkischer Gefangenschaft.<br />

Unterschiedlichen Quellen<br />

zufolge sollen zu den „Abschieblingen“<br />

insgesamt bis zu 20 Deutsche<br />

zählen. Es ist anzunehmen,<br />

Einmal Syrien<br />

und zurück<br />

dass der 29-jährige Benjamin Xu aus<br />

Berlin dazugehört.<br />

Xu und seine zwei etwas jüngeren<br />

Mitgefangenen Cendrim Ramadani<br />

aus der Schweiz und Muhammad Zakiri<br />

aus Mazedonien begingen die<br />

erste schwereGewalttat in der Türkei,<br />

die dem IS zugeschrieben wird. Alle<br />

drei wurden dafür 2016 zu mehrfach<br />

lebenslänglichen Freiheitsstrafen verurteilt.<br />

Siewaren auf dem Wegaus Syrien<br />

nach Istanbul, als sie am 20. März<br />

2014 in Kappadokien in eine Straßenkontrolle<br />

der Gendarmerie gerieten<br />

und sofort zu ihren automatischen<br />

VonFrank Nordhausen<br />

Die Lage in Syrien<br />

Gebiet kontrolliert von<br />

syrischer Regierung Kurden syrischen Rebellen Türkei<br />

Präsenz syrischer Regierungstruppen Gefangenenlager<br />

Mittelmeer<br />

LIBANON<br />

Stand Oktober 2019<br />

Homs<br />

TÜRKEI<br />

Idlib<br />

Manbidsch<br />

Aleppo<br />

Kobane<br />

SYRIEN<br />

Tall<br />

Abjad<br />

Ain Issa<br />

Euphrat<br />

dünn<br />

besiedelte<br />

Gebiete<br />

Ras<br />

al-Ain<br />

Kamischli<br />

Al-Hassaka<br />

Vonder Türkei<br />

vereinbarte<br />

„Sicherheitszone“<br />

Al-Hol<br />

IRAK<br />

50 km<br />

BLZ/GALANTY; QUELLE: ISW, DPA<br />

Waffen griffen. Siewurden schnell gefasst.<br />

2018 bestätigte das oberste türkische<br />

Berufungsgericht in Ankara die<br />

Schuldsprüche. Beim Prozess trugen<br />

Xu und Zakiri einen normalen Kurzhaarschnitt<br />

und legere Kleidung, nur<br />

Ramadani noch Bart undlange Haare<br />

nach Artder Salafisten.<br />

Benjamin Xu, der als Kind einer<br />

Chinesin und eines mazedonisch-albanischen<br />

Vaters in Berlin aufwuchs<br />

und die deutsche Staatsangehörigkeit<br />

besitzt, durchlief eine rasante Radikalisierung.<br />

Nachdem er ein paar Wochen<br />

die berüchtigte Fussilet-Mo-<br />

IMAGO STOCK &PEOPLE<br />

schee in Berlin-Tiergarten besucht<br />

hatte, reiste er 2013 zusammen mit<br />

seinem Vater, der schon länger Islamist<br />

war, über Istanbul nach Syrien.<br />

Laut seinem Geständnis wurden Vater<br />

und Sohn von der islamistischen<br />

türkischen Hilfsorganisation Miletti<br />

Ibrahim und einem syrischen Turkmenen<br />

mit Kontakten zum türkischen<br />

Geheimdienst MIT über die<br />

Grenze geschleust. In Syrien durchliefen<br />

sie ein viermonatiges militärisches<br />

Training bei der islamistischen<br />

Tschetschenen-Miliz Junud al-Sham.<br />

Waffen, Sprengstoff, Geld<br />

Nachdem sein Vater getötet worden<br />

war, begaben sich Xu und Zakiri ins<br />

IS-Gebiet, wo sie den ebenfalls aus<br />

Mazedonien gebürtigen Schweizer<br />

Ramadani kennenlernten. Im März<br />

2014 trennten sie sich vom ISund<br />

wurden vonder konkurrierenden Al-<br />

Kaida-Organisation wieder zurück<br />

in die Türkei geschleust. Sie führten<br />

Schusswaffen, Handgranaten, Funkgeräte,Sprengstoff<br />

und 11 000 Dollar<br />

mit sich, außerdem Lagepläne, aus<br />

denen die Anklage schloss, dass sie<br />

einen Anschlag in Istanbul planten.<br />

Xus mögliche Rückkehr dürfte<br />

von den deutschen Behörden mit<br />

Spannung erwartet werden. Denn<br />

Xu offenbarte laut der Anklageschrift,<br />

die der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> vorliegt,<br />

Details über das geheime Netzwerk,<br />

das gewaltbereite Europäer<br />

über die sogenannte Terroristen-Autobahn<br />

von der Türkei nach Syrien<br />

zum IS brachte.ImProzess offenbarten<br />

Zeugen zudem eine Zusammenarbeit<br />

der Dschihadisten-Schleuser<br />

im türkischen Reyhanli mit Mitarbeitern<br />

oder Informanten des türkischen<br />

Geheimdienstes MIT. Auch<br />

die anderen ehemaligen IS-Kämpfer<br />

könnten solches Wissen besitzen.<br />

Cusperts<br />

Witwebleibt<br />

in U-Haft<br />

Die Witwedes <strong>Berliner</strong> Gangsterrappers<br />

und späteren IS-<br />

Terroristen Denis Cuspert (alias<br />

Deso Dogg) bleibt in Untersuchungshaft.<br />

Der Bundesgerichtshof<br />

(BGH) in Karlsruhe wies eine<br />

Beschwerde der im September<br />

festgenommenen Deutsch-Tunesierin<br />

Omaima A. gegen den Haftbefehl<br />

zurück, geht aus dem Beschluss<br />

vom 17. Oktober hervor,<br />

der am Dienstag veröffentlicht<br />

wurde. Die Beschuldigte habe<br />

sich mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />

strafbar gemacht. Außerdem<br />

bestehe Fluchtgefahr. (Az. StB<br />

26/19)<br />

Der Generalbundesanwalt<br />

hatte Omaima A. drei Jahre nach<br />

ihrer Rückkehr aus dem Herrschaftsgebiet<br />

des IS am 9. September<br />

in Hamburg festnehmen<br />

lassen. Die Ermittler werfen ihr<br />

vor, Anfang<br />

2015 ihrem<br />

damaligen<br />

Ehemann Nadar<br />

H., einem<br />

Frankfurter<br />

Salafisten, mit<br />

drei kleinen<br />

Kindern nach<br />

Syrien gefolgt<br />

zu sein. Nach<br />

H.’s Todhatte<br />

Gericht<br />

DPA<br />

Denis Cuspert<br />

(1975–2018)<br />

sie dortdessen FreundDenis Cuspert<br />

geheiratet. Laut Bundesanwaltschaft<br />

hielt sie beiden als<br />

Hausfrau den Rücken frei und bekam<br />

vom ISmonatlich Geld. Ihr<br />

Verteidiger hatte argumentiert,<br />

Haushaltsführung und Kinderbetreuung<br />

machten Omaima A. noch<br />

nicht zum IS-Mitglied. Ihr Verhalten<br />

sei der Vereinigung nicht von<br />

Nutzen gewesen.<br />

Festnahmen in Offenbach<br />

Wegen des Verdachts auf Vorbereitung<br />

eines Anschlags hat die<br />

Polizei in Offenbach drei mutmaßliche<br />

IS-Anhänger festgenommen.<br />

Wie die Staatsanwaltschaft<br />

Frankfurt am Main mitteilte,sollensie<br />

geplant haben, im<br />

Rhein-Main-Gebiet mit Sprengstoff<br />

oder Schusswaffen möglichst<br />

viele Menschen zu töten.<br />

Der24-jährige Hauptverdächtige,<br />

ein Deutscher mazedonischer<br />

Abstammung, soll sich bereits Bestandteile<br />

zur Herstellung von<br />

Sprengstoff beschafft haben.<br />

Festgenommen wurden auch<br />

zwei türkische Staatsbürger im Alter<br />

von22und 21 Jahren. (dpa)<br />

BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />

Heute betragen die Höchstwerte6bis 8Grad. Dazu ist der Himmel vielerorts<br />

stark bewölkt bis bedeckt. Der Wind weht nur schwach aus südwestlichen<br />

Richtungen. In der Nacht ist der Himmel stark bewölkt oder bedeckt.<br />

Dabei gehen die Temperaturen auf 2bis minus 1Grad zurück.<br />

Biowetter: Die aktuelle Witterung<br />

führt zuverstärktem Stoffwechsel<br />

und erhöhtem Blutdruck. Rheumatiker<br />

müssen mit Gelenk-, Gliederund<br />

Narbenschmerzen rechnen. Zu-<br />

2°/6°<br />

Wittenberge<br />

sätzlich plagen Kopfschmerzen.<br />

<strong>Berliner</strong> Luft: gestrige Höchstwerte<br />

um 13 Uhr: Ozon: 16 µg/m 3 ;<br />

Stickstoffdioxid: 19 µg/m 3 ;<br />

Schwebstaub: 18 µg/m 3 ;<br />

Luftfeuchtigkeit: 75%<br />

Gefühlte Temperatur: maximal 7Grad.<br />

Wind: leichter Wind aus Südwest.<br />

Min./Max.<br />

des 24h-Tages<br />

Brandenburg BERLIN<br />

1°/8° 3°/7°<br />

Luckenwalde<br />

2°/7°<br />

Prenzlau<br />

3°/7°<br />

Cottbus<br />

2°/7°<br />

Donnerstag<br />

Freitag<br />

Sonnabend<br />

sonnig bedeckt stark bewölkt<br />

1°/6° 5°/14° 4°/9°<br />

Frankfurt<br />

(Oder)<br />

3°/7°<br />

Weite Teile Europas werden von tiefem Luftdruck und wechselhaftem Wetter bestimmt.<br />

So fällt zwischen den Britischen Inseln und Spanien sowie rund um die<br />

Adria und Ägäis häufig Regen, inden Alpen und Skanden Schnee. VonFrankreich<br />

bis zur Tiefebene erwarten uns dagegen trotz vieler Wolken einzelne Lichtblicke.<br />

Köln<br />

2°/8°<br />

Sylt<br />

2°/9°<br />

Saarbrücken<br />

0°/4°<br />

Hannover<br />

2°/8°<br />

Konstanz<br />

-1°/5°<br />

Hamburg<br />

1°/6°<br />

Erfurt<br />

1°/5°<br />

Frankfurt/Main<br />

3°/6°<br />

Stuttgart<br />

2°/6°<br />

Rostock<br />

1°/6°<br />

Magdeburg<br />

2°/7°<br />

Nürnberg<br />

1°/5°<br />

München<br />

-1°/3°<br />

Rügen<br />

1°/6°<br />

Dresden<br />

4°/7°<br />

Deutschland: Heute fällt aus einem<br />

bewölkten Himmel eher selten<br />

Schneeregen. Während des Tages ist<br />

mit 3bis 9Grad zu rechnen. In der<br />

folgenden Nacht betragen die Werte<br />

3bis minus 3Grad. Der Wind weht<br />

nur schwach aus Südwest. Morgen<br />

teilen sich etwas Sonne und viele<br />

Wolken den Himmel, und die Höchsttemperaturen<br />

liegen bei 5bis<br />

8Grad. Der Wind weht nur schwach<br />

aus Südost.<br />

Meerestemperaturen:<br />

Ostsee: 8°-10°<br />

Nordsee: 9°-12°<br />

Mittelmeer: 15°-26°<br />

Ost-Atlantik: 11°-18°<br />

Mondphasen: 19.11. 26.11. 04.12. 12.12.<br />

Sonnenaufgang: 07:24 Uhr Sonnenuntergang: 16:16 Uhr Mondaufgang: 17:07 Uhr Monduntergang: 07:59 Uhr<br />

Lissabon<br />

19°<br />

Las Palmas<br />

20°<br />

Madrid<br />

17°<br />

Reykjavik<br />

2°<br />

Dublin<br />

8°<br />

London<br />

9°<br />

Paris<br />

10°<br />

Bordeaux<br />

11°<br />

Palma<br />

19°<br />

Algier<br />

17°<br />

Nizza<br />

15°<br />

Trondheim<br />

3°<br />

Oslo<br />

4°<br />

Stockholm<br />

7°<br />

Kopenhagen<br />

7°<br />

Berlin<br />

7°<br />

Mailand<br />

11°<br />

Tunis<br />

19°<br />

Rom<br />

15°<br />

Warschau<br />

15°<br />

Wien<br />

5° Budapest<br />

16°<br />

Palermo<br />

16°<br />

Kiruna<br />

-8°<br />

Oulu<br />

3°<br />

Dubrovnik<br />

19°<br />

Athen<br />

20°<br />

St. Petersburg<br />

9°<br />

Wilna<br />

14°<br />

Kiew<br />

13°<br />

Odessa<br />

16°<br />

Varna<br />

19°<br />

Istanbul<br />

24°<br />

Iraklio<br />

23°<br />

Archangelsk<br />

1°<br />

Moskau<br />

4°<br />

Ankara<br />

20°<br />

Antalya<br />

26°<br />

Acapulco 32° Schauer<br />

Bali 32° wolkig<br />

Bangkok 30° Schauer<br />

Barbados 29° heiter<br />

Buenos Aires 25° wolkig<br />

Casablanca 21° sonnig<br />

Chicago -4° bedeckt<br />

Dakar 29° heiter<br />

Dubai 29° sonnig<br />

Hongkong 26° sonnig<br />

Jerusalem 25° heiter<br />

Johannesburg 29° wolkig<br />

Kairo 32° sonnig<br />

Kapstadt 25° sonnig<br />

Los Angeles 22° wolkig<br />

Manila 29° bewölkt<br />

Miami 28° wolkig<br />

Nairobi 28° Gewitter<br />

Neu Delhi 30° wolkig<br />

New York 2° wolkig<br />

Peking 13° wolkig<br />

Perth 35° sonnig<br />

Phuket 32° heiter<br />

Rio de Janeiro 25° bedeckt<br />

San Francisco 20° wolkig<br />

Santo Domingo 29° heiter<br />

Seychellen 29° heiter<br />

Singapur 33° Gewitter<br />

Sydney 25° sonnig<br />

Tokio 19° bewölkt<br />

Toronto 0° bewölkt


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 264 · M ittwoch, 13. November 2019 3<br />

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Seite 3<br />

Der<br />

Rechtsbruch<br />

Silhouette von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer,aufgenommen im September 2019<br />

DPA/JULIAN STRATENSCHULTE<br />

Im Januar 2019 sitzt der Bundesverkehrsminister<br />

im braunen Anzug im<br />

Fernsehstudio von Markus Lanz.<br />

Thema ist die Pkw-Maut – und die<br />

Frage, warum Andreas Scheuer (CSU) nicht<br />

warten wollte und die Verträge vergab, obwohl<br />

Österreich noch vordem Europäischen<br />

Gerichtshof (EuGH) dagegen klagte.Das Urteil<br />

dürfte negativ ausfallen, befürchten zu<br />

diesem Zeitpunkt die meisten Experten. Der<br />

wissenschaftliche Dienst des Bundestags<br />

schrieb schon 2017, eine „Rechtfertigung<br />

diskriminierender Regelungen“ sei rechtlich<br />

„ausgeschlossen“. Eine Pkw-Maut, die nur<br />

Ausländer zahlen sollen: rechtswidrig.<br />

Warumalso dieses unnötige Risiko?<br />

Lanz fragt den Minister:„Wieviel müssen<br />

Sie zahlen für den Fall, dass es schiefgeht,<br />

wenn vor dem EuGH die österreichische<br />

Klage durchgeht?“ Scheuer lächelt und antwortet:<br />

„Ich bin sehr entspannt.“ Lanz fragt<br />

erneut: „Wie viel müssen Sie zahlen?“<br />

Scheuer:„Ichbin sehr entspannt.“<br />

Bis heute demonstriert der Minister Gelassenheit<br />

–trotz einer Affäre, die immer größer<br />

wird. Bald, vielleicht noch in dieser Woche,kann<br />

sich auch die Bundesregierung ein<br />

Bild von den Ausmaßen machen. Post des<br />

Bundesrechnungshofes wird erwartet. Mit<br />

einem vernichtenden Bericht zur Pkw-Maut.<br />

Die Frage des finalen Angebots<br />

Verkehrsminister Andreas Scheuer gerät immer mehr unter Druck:<br />

Während der Vertragsverhandlungen zur Pkw-Maut soll<br />

gegen das Vergaberecht und gegen das Haushaltsrecht<br />

verstoßen worden sein.<br />

Ein vertraulicher Bericht des Bundesrechnungshofes kommt<br />

zu einem drastischen Urteil, wie eine gemeinsame Recherche<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> und des ZDF-Magazins „Frontal 21“ belegt<br />

Der<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> und dem ZDF-Magazin<br />

„Frontal 21“ liegt der Zwischenbericht vor,<br />

der an das Bundesverkehrsministerium<br />

(BMVI) ging. Er wirft Scheuers Behörde<br />

Rechtsbruch vor. Der passierte offenbar, als<br />

die Verträge zur Pkw-Maut nachträglich verändert<br />

wurden. Und dies alles wurde unternommen,<br />

um einen einzigen Bieter zu befriedigen:<br />

das Konsortium aus der Kapsch<br />

AG und CTS Eventim. Dabei wurden die<br />

Maut-Verträge nachträglich maßgeschneidert.<br />

Für deren Stornierung müssen die<br />

Steuerzahler nun mehrere Hundert Millionen<br />

Euro zahlen. Der Hauptkritikpunkt der<br />

Rechnungsprüfer besteht darin, dass noch<br />

verhandelt wurde, nachdem ein „finales Angebot“<br />

abgegeben worden war.<br />

Es sieht so aus,als hätte Scheuer ein Problem<br />

mit dem ersten Angebot gehabt. Denn<br />

das lag mit drei Milliarden Euro eine Milliarde<br />

über dem Budget, das vom Parlament<br />

bewilligt worden war. Scheuer hätte also die<br />

Verhandlungen abbrechen oder die anderen<br />

Bieter informieren müssen. Doch das Ministerium<br />

forderte den letzten verbliebenen<br />

Bieter„zur Abgabe eines ,zweiten finalen Angebots‘<br />

auf“, wie die Rechnungsprüfer jetzt<br />

kritisieren. Mitarbeiter des Ministeriums<br />

hielten in einem internenVermerkfest:„Aufklärungsgespräche<br />

und Verhandlungen mit<br />

dem im Vergabeverfahren verbliebenen Bieter<br />

mit dem Ziel der Abgabe eines weiteren finalen<br />

Angebots durch diesen“.<br />

Heimlich trifft sich Scheuers Staatssekretär<br />

GerhardSchulz mit dem Chef des verbliebenen<br />

Bieterkonsortiums. Inhalte einzelner<br />

Gespräche werden trotz des schwebenden<br />

Vergabeverfahrens nicht protokolliert.<br />

Unzulässig –und mehr noch: Das BMVI<br />

hätte „über das finale Angebot nicht verhandeln<br />

dürfen“, wie der Bundesrechnungshof<br />

klarstellt. Schließlich sind „finale Angebote<br />

grundsätzlich nicht verhandelbar“.<br />

Das bewertet auch Michael Fehling so. Er<br />

ist Professor für öffentliches Wirtschaftsrecht<br />

in Deutschland und Europa an der Bucerius<br />

Law School in Hamburg, ein ausgewiesener<br />

Vergaberechtsexperte. „Die Verhandlungen<br />

hätten abgebrochen werden müssen“, sagt er.<br />

„Das Vergaberecht zielt auf chancengleichen<br />

Wettbewerb.Dafür ist entscheidend, dass die<br />

Spielregeln nicht zwischendurch geändert<br />

werden.“ Schließlich hätten sich„alle anderen<br />

Bieter aus dem Wettbewerb verabschiedet,<br />

weil sie sagen: Zu diesen Bedingungen können<br />

wir kein weiteres Angebot abgeben. Es ist<br />

gesetzlich ausdrücklich verboten, nach dem<br />

finalen Angebot weiter zu verhandeln.“<br />

Nach Recherchen von <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

und Frontal 21 schreibt auch ein Konzern im<br />

Namen der Bietergemeinschaft ViaTix Ende<br />

Juni 2018 einen Brief an das BMVI. Nach „intensiver<br />

Prüfung der vorliegenden finalen<br />

Vergabe- und Vertragsunterlagen“ teilt man<br />

mit, dass man kein Angebot abgeben werde.<br />

Am Schluss heißt es jedoch: „Sollten Siesignifikante<br />

Änderungen an den Unterlagen …<br />

vornehmen, bitten wir natürlich um Mitteilung.“<br />

Das BMVI schreibt auf Anfrage, dieser<br />

Bieter habe „kein finales Angebot abgegeben.<br />

Das Schreiben …war damit erledigt.“<br />

Und auch die Nachverhandlungen seien<br />

„vergaberechtlich nicht zu beanstanden. Anderslautende<br />

Stellungnahmen sind sachfremd.“<br />

Die Rechnungsprüfer sehen das anders:<br />

„Die früheren Bieter informierte es (das Verkehrsministerium,<br />

Anm. d. Red.) nicht über<br />

die nach den Verhandlungsgesprächen angepassten<br />

Bestimmungen der Leistungen<br />

und des Vertrages. Dadurch nahm es ihnen<br />

die Möglichkeit zur weiteren Teilnahme.<br />

Dies war vergaberechtswidrig.“<br />

DieVertragsänderungen waren so fundamental,<br />

dass sich dasVolumen um ein Drittel<br />

reduzierte.ImBundeshaushalt waren für die<br />

Pkw-Maut zwei Milliarden Euro vorgesehen.<br />

Doch die Forderung des Konsortiums im „finalen<br />

Angebot“ lagen bei rund drei Milliarden<br />

Euro.Nach denVerhandlungen passte es<br />

dann. Im „zweiten finalen Angebot“ geben<br />

VonKai Schlieter und JoeSperling<br />

sich Kapsch und Eventim plötzlich mit zwei<br />

Milliarden Euro zufrieden.<br />

Leistungen im Gegenwertvon rund einer<br />

Milliarde Euro waren aus dem Vertrag verschwunden.<br />

Wie die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> und<br />

Report Mainz enthüllten, kam hier Toll Collect<br />

ins Spiel, jene Firma, die auch die Lkw-<br />

Maut erhebt und die Infrastruktur betreibt.<br />

Praktisch, dass Toll Collect dem Staat gehört<br />

und dem BMVI untergeordnet ist. In den<br />

Nachverhandlungen „wurde festgelegt, dass<br />

der Bieter auf die bestehende Zahlstelleninfrastruktur<br />

der Toll Collect“ zurückgreifen<br />

kann, so der Bundesrechnungshof. Und<br />

schließlich: „Toll Collect sollte dem Betreiber<br />

„Das Vergaberecht zielt<br />

auf chancengleichen<br />

Wettbewerb. Dafür ist<br />

entscheidend, dass die<br />

Spielregeln nicht<br />

zwischendurch geändert<br />

werden.“<br />

Michael Fehling, Professor für öffentliches<br />

Wirtschaftsrecht in Deutschland und Europa<br />

für die Mitbenutzung keine Kosten berechnen;<br />

dieses sollte der Bund Toll Collect direkt<br />

erstatten.“<br />

Neuer Geschäftsführer bei Toll Collect ist<br />

seit März 2019 Gerhard Schulz. Der hatte<br />

kurz zuvor noch als Staatssekretär für das<br />

Verkehrsministerium Geheimverhandlungen<br />

zum „zweiten finalen Angebot“ geführt.<br />

BeiToll Collect verdoppelte sich sein Gehalt.<br />

Er blieb gleichzeitig beurlaubter Staatssekretär,wie<br />

die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> aufdeckte.<br />

Durchdie Leistungen, die auf Toll Collect<br />

umgelegt werden sollten, „konnte er (der<br />

Bieter, Anm. d. Red.) sein Angebot um 360<br />

Mio. Euro senken“, so die Rechnungsprüfer.<br />

Undwährend die Portokosten im ersten Vertrag<br />

noch im Preis inbegriffen waren, veränderte<br />

sich der Posten durch die „Aufklärungsgespräche“.<br />

Das zweite finale Angebot<br />

„reduzierte sich hierdurch um 370 Mio.<br />

Euro“. DiePortokosten war für die Schreiben<br />

an alle vorgesehen, die ihre Mautschulden<br />

noch nicht beglichen hatten.<br />

Dennoch, so kritisieren es die Rechnungsprüfer,blieb<br />

„ein Fehlbetrag vonfast 400 Mio.<br />

Euro“, der nicht vom Haushalt gedeckt war.<br />

Andreas Scheuer gab mehr Geld der Steuerzahler<br />

aus, als ihm das Parlament gestattet<br />

hatte.„DerVertrag hätte nicht abgeschlossen<br />

werden dürfen“, urteilen die Prüfer.<br />

Warum nahm Scheuer diese Rechtsbrüche<br />

und das Risiko eines negativen Urteils<br />

des EuGH in Kauf? In Bayern waren im Oktober2018<br />

Landtagswahlen, und die CSU hatte<br />

im Wahlkampf die „Ausländer-Maut“ versprochen.<br />

Wurden Hunderte Millionen riskiert,<br />

um die eigene Klientel zu beglücken?<br />

Durch die Einführung einer Ausländer-<br />

Maut? Scheuer bestreitet das.<br />

Im Juli 2019, einen Monat nachdem der<br />

EuGH seine Maut kassiert hat, muss<br />

Scheuer sich einer Sondersitzung des Verkehrsausschusses<br />

stellen. Ein Untersuchungsausschuss<br />

droht, der Minister will<br />

jetzt Transparenz demonstrieren. Er schiebt<br />

einen Wagen mit Aktenordnern der Maut-<br />

Verträge an den Kameras vorbei und sagt lächelnd:<br />

„Beim Risikomanagement wird<br />

man sehen, dass wir sowohl interne als<br />

auch externe Berater hatten.“ Es sei „eben<br />

nicht eine politische Entscheidung“ gewesen,<br />

vielmehr habe sich das Ministerium<br />

„fundiertberaten“ lassen.<br />

Als aber die Rechnungsprüfer für ihren Bericht<br />

recherchieren und nachfragen, ob das<br />

Risiko in Bezug auf ein negatives EuGH-Urteil<br />

geprüftwurde,muss das Ministerium passen:<br />

„Das BMVI konnte dem Bundesrechnungshof<br />

keine Unterlagen vorlegen, aus denen<br />

hervorgeht, ob und gegebenenfalls wie es das<br />

Risiko eines vollständigen Scheiterns des ISA-<br />

JoeSperling<br />

wundertsich, wie ein Minister so agieren<br />

kann.<br />

Vorhabens (Pkw-Maut, Anm. d. Red.) durch<br />

ein Urteil des EuGH bewertet hat.“ Und so<br />

kommen die Gutachter zu dem Ergebnis:<br />

„Der Bundesrechnungshof hat erhebliche<br />

Zweifel, ob und wie das BMVI das Risiko eines<br />

negativen EuGH-Urteils berücksichtigt hat.“<br />

Keine Prüfung des Hauptrisikos? Dabei<br />

war das drohende EuGH-Urteil der Grund<br />

dafür, warum alle anderen Bieter ausgestiegen<br />

waren. Die Rechnungsprüfer schreiben:<br />

„Die Bieter äußerten in den Verhandlungsgesprächen<br />

… erhebliche Bedenken zur<br />

Kündigungsmöglichkeit aus ordnungspolitischen<br />

Gründen“. Damit ist das EuGH-Urteil<br />

gemeint. Das Ministerium musste handeln.<br />

„Umfinale Angebote zu erhalten, übernahm<br />

das BMVI daraufhin in den Vertragsentwurf<br />

den Bruttounternehmenswertals Grundlage<br />

für die Berechnung des Schadensersatzanspruches.“<br />

Nachträglich maßgeschneidert<br />

Was das bedeutet, erklärt Sven-Christian<br />

Kinder, der Haushaltsexperte der Grünen.<br />

„Der Bruttounternehmenswert ist der entgangene<br />

Gewinn der Firmen für die gesamte<br />

Vertragslaufzeit von zwölf Jahren. Hier geht<br />

es um mehrere Hundert Millionen Euro“, so<br />

Kindler. „Hier ist gezielt Recht gebrochen<br />

worden, doch wir erwarten von jedem Bürger<br />

auch, dass er sich an Recht und Gesetz<br />

hält.“ Der verkehrspolitische Sprecher der<br />

FDP, Oliver Luksic, kritisiert: „Die Mautverträge<br />

bieten nicht nur eine exorbitant hohe<br />

Rendite, sondern sozialisieren am Schluss<br />

die Verluste. Nur so war es möglich, überhaupt<br />

ein Betreiberkonsortium für diese<br />

Maut zu gewinnen.“ Scheuer habe „in Kauf<br />

genommen, das Parlament hinter die Fichte<br />

zu führen, und er hat das Vergaberecht gebrochen.<br />

Normalerweise ist ein Minister<br />

nicht im Amt tragbar, wenn er so riesigen<br />

Schaden verursacht.“<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> und Frontal 21 haben<br />

das Ministerium mit allen Kritikpunkten des<br />

Bundesrechnungshofes konfrontiert. Es<br />

handelt sich dabei um eine Behörde,die unabhängig<br />

vonParteien und Weisungen prüft.<br />

Pauschal heißt es: „Das Bundesverkehrsministerium<br />

weist die Kritik des Bundesrechnungshof<br />

in sämtlichen Punkten zurück.“<br />

Alles falsch. Und was Rechtswissenschaftler<br />

sagen: „sachfremd“.<br />

Fest steht: Nach nur sechs Monaten bekam<br />

ein Konsortium durch nachträglich<br />

maßgeschneiderteVerträge das Rechtauf die<br />

Gewinne aus zwölf Jahren Pkw-Mauterhebung,<br />

obwohl die Maut nie kommen wird.<br />

Erst nachdem diese Schadensersatzklausel<br />

imVertragstand, gaben Kapsch und Eventim<br />

ihr Angebot ab.Diese Klausel liefertdie Antwort<br />

auf die Frage, die Lanz in seiner Talkshow<br />

Scheuer stellte: „Wie viel müssen Sie<br />

zahlen?“ Es dürften 300 bis 400 Millionen<br />

Euro werden. Aber nicht Scheuer muss dafür<br />

aufkommen, sonderndie Steuerzahler.<br />

KaiSchlieter<br />

war vonder Klarheit des Berichts des<br />

Bundesrechnungshofes beeindruckt.


4* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 264 · M ittwoch, 1 3. November 2019<br />

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Politik<br />

NACHRICHTEN<br />

Mohamed Ali folgt<br />

auf Wagenknecht<br />

Amira<br />

Mohamed Ali<br />

DPA/ CARSTEN KOALL<br />

Dieerst 2017 in den Bundestag eingezogene<br />

Bundestagsabgeordnete<br />

AmiraMohamed Ali ist neue Vorsitzende<br />

der Linksfraktion. Siewurde<br />

am Dienstag im<br />

zweiten Wahlgang<br />

mit 52,2<br />

Prozent der<br />

Stimmen gewählt<br />

und schlug<br />

damit ihreGegenkandidatin<br />

CarenLay<br />

knapp.Die 39-<br />

jährige Mohamed<br />

Ali folgt auf<br />

SahraWagenknecht, die im Märzangekündigt<br />

hatte,auf eine dritte Kandidatur<br />

verzichten zu wollen. Beide<br />

Frauen werden dem linken Flügel<br />

zugerechnet. DerCo-Fraktionsvorsitzende<br />

Dietmar Bartsch wurde im<br />

Amt bestätigt. Er bekam 63,7 Prozent<br />

der Stimmen; 2015 waren es noch 80<br />

Prozent gewesen. DerParlamentarische<br />

Geschäftsführer JanKorte<br />

wurde ebenfalls bestätigt. (RND)<br />

EU baut militärische<br />

Zusammenarbeit aus<br />

DieEU-Staaten haben eine weitere<br />

Ausweitung der ständigen militärischen<br />

Zusammenarbeit beschlossen.<br />

Unter deutscher Führung soll<br />

ein Koordinierungszentrum für Cyberabwehr<br />

aufgebaut werden. Bei<br />

anderen Projekten geht es unter anderem<br />

um die Entwicklung eines unbemannten<br />

Systems zur U-Boot-Bekämpfung<br />

oder dieVerbesserung der<br />

Ausbildung vonSoldaten. (dpa)<br />

Kennzeichnungspflicht für<br />

israelische Siedlerprodukte<br />

Exportierte Lebensmittel aus israelischen<br />

Siedlungen imWestjordanland<br />

und anderen 1967 besetzten Gebieten<br />

müssen in der Europäischen<br />

Union besonders gekennzeichnet<br />

werden. Dies entschied der Europäische<br />

Gerichtshof am Dienstag in Luxemburg.<br />

Obst, Gemüse oderWein<br />

müssen demnach einen Hinweis auf<br />

ihr Ursprungsgebiet tragen. Stammen<br />

sie aus einer israelischen Siedlung,<br />

muss dies zusätzlich vermerkt<br />

sein, wie die Richter urteilten. (dpa)<br />

Engelsgleich<br />

Mit Preußens Gloria<br />

Vordem <strong>Berliner</strong> Reichstag findet das erste öffentliche Gelöbnis der Bundeswehr seit sechs Jahren statt<br />

DPA/DANILE KARMANN<br />

Locken-Perücke,Krone,goldenes Gewand –das Nürnberger Christkind<br />

hat sich am Dienstag erstmals in seinem Engelskostüm gezeigt. „Ich<br />

fühle mich sehr gut gerade“, sagte die 17-jährige Benigna Munsi. Mit<br />

strahlendem Lächeln posierte sie im Staatstheater für die Kameras.Theaterschneider<br />

hatten das Kostüm extrafür die Schülerin angefertigt.„Ich<br />

wollte immer Christkind werden, seit ich nicht mehr ans Christkind geglaubt<br />

habe“, sagte Munsi. Eine Jury hatte sie für die nächsten zwei Jahre<br />

als Christkind gewählt. Einen Tagspäter postete der AfD-Kreisverband<br />

München-Land auf Facebook Benignas Bild und schrieb darüber in Anspielung<br />

auf die Ureinwohner Amerikas:„Nürnberghat ein neues Christkind.<br />

Eines Tages wirdesuns wie den Indianerngehen.“ Hunderte Internetnutzer<br />

verteidigten die junge Frau daraufhin. Die AfD löschte den<br />

Post und entschuldigte sich. Munsi ist gebürtige Nürnbergerin, ihr Vater<br />

ist indischer Herkunft und besitzt die deutsche Staatsbürgerschaft, auch<br />

ihre Mutter ist Deutsche. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann<br />

(CSU) sprach vonder„hämischen Fratzedes Rassismus“, den die AfD als<br />

ihre Geisteshaltung immer gerne leugnen wolle. „Man könnte heulen<br />

über so viel Menschenfeindlichkeit“, bemerkte Oberbürgermeister Ulrich<br />

Maly (SPD). Am 29. November wirddas Christkind den Nürnberger<br />

Christkindlesmarkt voneiner Emporeder Frauenkirche aus eröffnen.<br />

Israel tötet<br />

Militärchef des<br />

Dschihad<br />

Terrororganisation rächt<br />

sich mit Raketenangriffen<br />

VonAnja Reich, TelAviv<br />

Über Baha Abu al-Ata ist nicht<br />

viel bekannt. Der Anführer des<br />

„Islamischen Dschihad in Palästina“<br />

galt als pressescheu und gab keine<br />

Interviews. Die <strong>Zeitung</strong> Haaretz<br />

schreibt, er habe Hunderte Kämpfer<br />

kommandiert und mehrere Raketenstützpunkte<br />

vorallem im Norden<br />

von Gaza kontrolliert. Das israelische<br />

Militär sagt, viele Raketenangriffe<br />

auf Israel der letzten Wochen<br />

und Monate seien auf seinen Befehl<br />

zurückzuführen, er habe Terroreinheiten<br />

auf Anschläge in Israel vorbereitet.<br />

Der Islamische Dschihad bezeichnet<br />

al-Ata als „Kämpfer für die<br />

palästinensische Sache“.<br />

Am Dienstagmorgen gegen 4.30<br />

Uhr wurde Baha Abu al-Ata bei einem<br />

Luftangriff im Gazastreifen getötet.<br />

Auch seine Frau kam dabei<br />

ums Leben. Nach Angaben des Sprechers<br />

der israelischen Armee handelte<br />

es sich um eine gezielte Aktion<br />

mit dem Inlandsgeheimdienst Schin<br />

Bet. Fast zur gleichen Zeit wurde in<br />

Damaskus das Haus eines anderen<br />

Dschihad-Führers, Akram Al-Ajouri,<br />

von der israelischen Luftwaffe angegriffen.<br />

Dabei kamen nach Angaben<br />

syrischer Medien zwei Menschen<br />

ums Leben, darunter Ajouris Sohn.<br />

Der Islamische Dschihad, eine<br />

vonIrangesteuerte militante Terrororganisation,<br />

die das Existenzrecht<br />

Israels ablehnt, rächte sich mit massiven<br />

Raketenangriffen. An den<br />

Grenzen zum Gazastreifen, aber<br />

auch in TelAviv, heulten Dienstagmorgen<br />

und den gesamten Vormit-<br />

Spaniens Sozialisten streben<br />

Regierung mit Podemos an<br />

Pedro Sánchez bei der Unterzeichnung<br />

der Grundsatzvereinbarung<br />

GETTY<br />

Nach der Parlamentswahl in Spanien<br />

wollen die Sozialisten vonMinisterpräsident<br />

PedroSánchezund<br />

die linksgerichtete Podemos eine Regierung<br />

schmieden. Siehätten eine<br />

Grundsatzvereinbarung zur Bildung<br />

einer Koalition getroffen, teilten die<br />

Parteien mit. Vorwenigen Monaten<br />

waren beide Seiten noch damit gescheitert,<br />

eine gemeinsame Regierung<br />

auf die Beine zu stellen. (AFP)<br />

Kabul lässt hochrangige<br />

Taliban frei<br />

Dieafghanische Regierung will drei<br />

hochrangige Taliban-Gefangene<br />

freilassen. Unter den Freizulassenden<br />

sei auch Anas Hakkani, Bruder<br />

des Anführers des Hakkani-Netzwerkes<br />

und Vize-Chefs der Taliban, Siradschuddin<br />

Hakkani. (dpa)<br />

VonDaniela Vates<br />

Das Gelöbnis der Bundeswehr<br />

beginnt mit einer<br />

hingebungsvollen<br />

Schwärmerei:„Hören Sie<br />

die liebliche Melodie“, sagt ein Bundeswehr-Offizier.<br />

Essei ganz wunderbar,<br />

wie die Trompeten und die<br />

Holzbläser diese umspielten, in diesem<br />

besinnlichen Stück, einem Präsentiermarsch,<br />

der beruhige, sowie<br />

sich ja im Herbst gerade auch die Natur<br />

beruhige.<br />

Der Offizier hat einen weißen<br />

Taktstock in der Hand, er wendet<br />

sich den Soldaten in grauen Mänteln<br />

zu, die heben ihre Instrumente. Das<br />

Musikkorps der Bundeswehr ist so<br />

eine ArtVorprogramm, noch nesteln<br />

zwei Arbeiter an den Blumengestecken<br />

am Rednerpult. Alles soll passen<br />

bei diesem Termin auf der Wiese<br />

vor dem Reichstag. Das Gelände ist<br />

weiträumig abgesperrt.<br />

Kramp-Karrenbauers Wunsch<br />

Daserste Malseit sechs Jahren sprechen<br />

neue Bundeswehrsoldaten ihrenEid<br />

nun wieder hier statt in ihren<br />

Kasernen. Die neue Verteidigungsministerin<br />

Annegret Kramp-Karrenbauer<br />

(CDU) hat das bei ihrem<br />

Amtsantritt als einen ihrer zentralen<br />

Wünsche platziert, eigentlich sollte<br />

es in allen Bundesländern stattfinden.<br />

Sie will es als Zeichen verstanden<br />

wissen für die Anerkennung der<br />

Soldaten und der Bundeswehr, an<br />

deren 64. Gründungstag.<br />

Das mit allen Bundesländern hat<br />

nicht ganz geklappt. Niedersachsen,<br />

Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein,<br />

Rheinland-Pfalz und Mecklenburg-<br />

Vorpommern ziehen mit an diesem<br />

Tag. In Hessen hat man nicht genug<br />

neue Soldaten zusammenbekommen,<br />

da lohnt es sich nicht. In Bremen,<br />

Bayern und Thüringen hat man<br />

immerhin andereTermine gefunden.<br />

Am 12. November 1955 hatte der erste<br />

Verteidigungsminister der Bundesrepublik,<br />

Theodor Blank, den ersten<br />

101 Freiwilligen der Bundeswehr ihre<br />

Ernennungsurkunden überreicht.<br />

In Berlin vor dem Reichstag sind<br />

junge Soldaten aus Berlin, Sachsen-<br />

Anhalt, Brandenburg, Niedersachsen<br />

und Baden-Württemberg dabei,<br />

400 insgesamt, mit Baretts in Grün,<br />

Rot oder Blau. Als sie einmarschieren,<br />

lange Reihen, spielt das Musikkorps<br />

Johann Gottfried Piefkes<br />

„Preußens Gloria“.<br />

Dann ist Kramp-Karrenbauer an<br />

der Reihe. Sie läuft an den Soldaten<br />

vorbei, an der rein männlichen Ehrenformation<br />

zunächst, die im Laufe<br />

des Gelöbnisses mehrfach ihre Gewehre<br />

hochnehmen und laut auf<br />

den Boden knallen lässt. Dann geht<br />

es vorbei an den neuen Soldaten und<br />

Soldatinnen, die später ihren Diensteid<br />

schreien und die Deutschlandhymne<br />

ziemlich leise singen werden.<br />

„Abschreiten der Front“, nennt die<br />

Augen geradeaus! Bundeswehrgelöbnis vor dem Reichstag in Berlin<br />

DPA<br />

Bundeswehr den Ministergang ein<br />

wenig martialisch und immerhin gelingt<br />

es Kramp-Karrenbauer, im<br />

Gleichschritt mit den zwei Soldaten<br />

zu schreiten und zum Takt der Musik.<br />

Aber vielleicht gelingt das ja auch<br />

den Soldaten.<br />

„Meine lieben Rekrutinnen und<br />

Rekruten“, beginnt die Ministerin<br />

dann ihre Rede mit sanfter Stimme.<br />

„Soldatinnen und Soldaten!“, so<br />

wird nach ihr Bundestagspräsident<br />

Wolfgang Schäuble anfangen.<br />

Kramp-Karrenbauer verweist auf<br />

den Gründungstag der Bundeswehr,<br />

der auf den Geburtstag des Militärreformers<br />

Gerhardvon Scharnhorst gelegt<br />

wurde. Der habe „den Militärdienst<br />

als Ehrendienst an der Nation“<br />

definiert, sagt die Ministerin. „Die<br />

Bundeswehr ist unverzichtbarer Teil<br />

unserer Gesellschaft, sie kommt aus<br />

der Mitte der Gesellschaft, und da gehörtsie<br />

hin.“ Undesfällt auch wieder<br />

der Satz vonder Anerkennung.<br />

Schäubles Blick<br />

Schäuble betont, die neuen Soldaten<br />

hätten einen herausfordernden Berufgewählt<br />

und zeigten, dass sie bereit<br />

seien, für andere einzutreten<br />

und für ihr Land. Dies sei nicht<br />

selbstverständlich „in Zeiten, in denen<br />

viele sich angewöhnt haben, erst<br />

auf den eigenen Vorteil bedacht zu<br />

sein“. Öffentliche Gelöbnisse seien<br />

nötig, um zu unterstreichen, dass<br />

„die Bundeswehr einen festen Platz<br />

in unserer freiheitlichen Gesellschaft“<br />

habe. Der Platz vor dem<br />

Reichstag sei dafür genau richtig.<br />

„Schauen Sie, was im Giebel<br />

steht“, ruft Schäuble den Rekruten zu<br />

und verweist auf den Schriftzug hoch<br />

über den Eingangssäulen: „Dem<br />

deutschen Volke“. Die Soldaten drehen<br />

dem Reichstag den Rücken zu<br />

und verharren reglos. Auch Unionsfraktionschef<br />

Ralph Brinkhaus hat<br />

sich dafür ausgesprochen, Gelöbnisse<br />

der Bundeswehr viel öfter vor<br />

dem Reichstag abzuhalten. Damit<br />

solle gezeigt werden, dass die Bundeswehr<br />

„Teil unserer Gesellschaft“<br />

und im Übrigen auch Parlamentsarmee<br />

sei, sagte Brinkhaus in Berlin.<br />

Eine Fabrik im israelischen Sderot steht<br />

nach einem Raketentreffer in Flammen. AP<br />

tag die Sirenen. Schulen blieben geschlossen,<br />

Menschen wurden davor<br />

gewarnt, das Haus zu verlassen und<br />

aufgefordert, in Bunkern Schutz zu<br />

suchen. Einige der mehr als hundert<br />

Raketen wurden vomAbwehrsystem<br />

„Eisenkuppel“ abgefangen, andere<br />

schlugen ein, mehrere Menschen<br />

wurden dabei leicht verletzt. Die<br />

Bundesregierung verurteilte den Beschuss<br />

„aufs Schärfste“. Es gebe<br />

keine Rechtfertigung für Gewalt gegen<br />

unschuldige Zivilisten, hieß es<br />

aus dem Auswärtigen Amt. „Vermittlungsbemühungen<br />

Ägyptens und<br />

der Vereinten Nationen unterstützen<br />

wir ausdrücklich.“<br />

Noch während die Raketen niedergingen,<br />

brach in Israel ein Streit<br />

darüber aus, obder Zeitpunkt der<br />

Geheimdienstaktion Zufall sei oder<br />

möglicherweise politische Interessen<br />

dahinter steckten. Das Land befindet<br />

sich derzeit in einer schwierigen<br />

Situation. Nach zwei Neuwahlen<br />

innerhalb von sechs Monaten ist es<br />

bisher keiner Partei gelungen, eine<br />

Regierung zu bilden. Vor drei Wochen<br />

hatte Premierminister und Likud-Führer<br />

Benjamin Netanjahu<br />

das Mandat zur Regierungsbildung<br />

an Blau-Weiß-Führer Benny Gantz<br />

übergeben. Gantz hat noch eine Woche<br />

Zeit. VorzweiTagen hatte Netanjahu<br />

Naftali Bennett vonder rechten<br />

Partei Hejamin Hachadasch überraschend<br />

zum Verteidigungsminister<br />

ernannt. Kritiker warfen Netanjahu<br />

vor, damit verhindern zu wollen,<br />

dass Bennett eine Minderheitenregierung<br />

mit Gantz eingeht.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 264 · M ittwoch, 13. November 2019 5<br />

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Hauptstadt<br />

Wochen-Arbeitszeiten von Abgeordneten<br />

nach eigener Einschätzung<br />

2,9%<br />

mehr als 90 Stunden<br />

Sonstige<br />

40 bis 50 Stunden<br />

0,7%<br />

50 bis 60 Stunden10,2%<br />

80 bis 90 Stunden16,1%<br />

Die langen<br />

Donnerstage im<br />

Parlament<br />

Zwei Abgeordnete<br />

erlitten jüngst<br />

Schwächeanfälle im<br />

Bundestag. Seitdem wird<br />

über die steigende<br />

Arbeitsbelastung<br />

debattiert.<br />

Und wer daran schuld ist<br />

von Christine Dankbar (Text) und<br />

Isabella Galanty (Grafik)<br />

Volksvertreter haben einen Knochenjob.<br />

Die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> hat alle Bundestagsabgeordneten<br />

per Mail angefragt, wie viele<br />

Stunden proWoche sie nach eigener Einschätzung<br />

arbeiten. DasErgebnis der Umfrage können<br />

Sie der Grafik entnehmen, die diesen Text umringt.<br />

Knapp 150 Abgeordnete haben eine Schätzung<br />

abgegeben und sich dabei über alle Parteigrenzen<br />

hinweg sehr einig gezeigt: Die meisten<br />

Abgeordneten geben an, dass sie zwischen 60 und 80<br />

Stunden proWoche arbeiten. Doch Zahlen können<br />

nur einen kleinen Ausschnitt der Wirklichkeit wiedergeben.<br />

Das zeigen die Mails, die unsere Redaktion<br />

erreicht haben und auch die vielen Telefonate<br />

mit Abgeordneten, die wir in den letzten Tagen geführthaben.<br />

Der SPD-Abgeordnete Dietmar Nietan bringt<br />

dies mit einem Satz auf den Punkt: „Viel mehr als die<br />

reine Arbeitsbelastung drücken die wachsende Verachtung<br />

für‚die Politiker‘ und die Unbarmherzigkeit<br />

des Umgangs in den sozialen Medien auf die Seele“,<br />

schreibt er.Diese Meinung teilen fast alle,die auf unsere<br />

Anfrage reagierten. Viele wollten dabei lieber<br />

nicht zitiert werden. Bloß nicht beim Jammern erwischt<br />

werden!<br />

Mit amanstrengendsten sind die langen Nächte<br />

im Plenum. Die Bundestagsverwaltung führt Buch<br />

über die Sitzungszeiten; danach gibt es kaum noch<br />

einen Donnerstag, an dem das Parlament vor Mitternacht<br />

Schluss macht.Vielleicht war es Zufall, vielleicht<br />

auch nicht, dass an diesem Tagvergangene<br />

Wochegleich zwei Abgeordnete einen Schwächeanfall<br />

erlitten. Für die Marathonsitzungen ist offenbar<br />

auch die AfD verantwortlich. Siebesteht darauf, dass<br />

sämtliche Reden im Parlament auch gehalten werden,<br />

egal wie spät es ist. Früher wurden sie oft nur zu<br />

Protokoll gegeben und waren dann online nachzulesen.<br />

Jetzt pocht die AfD auf Präsenz. Auch um zwei<br />

Uhrnachts.Die Grünen-Abgeordnete Beate Müller-<br />

Gemmeke hat dabei vorallem die Beschäftigten des<br />

Stenografischen Dienstes und die Plenarassistenten<br />

im Blick: „Ich meine,diese Belastung ist zu hoch.“<br />

60 bis 70 Stunden 27,9%<br />

70 bis 80 Stunden 39,7%<br />

Zahl der Plenarsitzungen<br />

je Wahlperiode<br />

Dauer pro Sitzung<br />

Durchschnitt in Stunden und Minuten<br />

243<br />

12. WP<br />

248<br />

13. WP<br />

253<br />

14. WP<br />

7:24 7:23<br />

7:46<br />

7:01<br />

7:36<br />

7:46<br />

7:27<br />

187<br />

15. WP<br />

233<br />

16. WP<br />

253<br />

17. WP<br />

245<br />

18. WP<br />

12.<br />

WP<br />

13.<br />

WP<br />

14.<br />

WP<br />

15.<br />

WP<br />

16.<br />

WP<br />

17.<br />

WP<br />

18.<br />

WP<br />

Gesamtsitzungszeit in Stunden und Minuten<br />

1834:34<br />

1863:37 1998:47 1353:40 1806:10 2009:54 1861:15<br />

12. WP 1990 bis 1994 13. WP 1994 bis 1998 14. WP 1998 bis 2002 15. WP 2002 bis 2005 16. WP 2005 bis 2009 17. WP 2009 bis 2013 18. WP 2013 bis 2017<br />

PLATZ DER REPUBLIK<br />

Im<br />

Untergrund<br />

Christine Dankbar<br />

lernt einen neuen Gedenkortkennen.<br />

Manchmal finden im Bundestag<br />

wichtige Dinge statt, ohne<br />

dass die Abgeordneten sie bemerken.<br />

Oder die Zeit haben, sie zur<br />

Kenntnis zu nehmen. So war es am<br />

vergangenen Freitag.<br />

Bundestagsvizepräsident Wolfgang<br />

Kubicki lud zu einer kleinen<br />

Feierstunde an einen Ort, den Abgeordnete,<br />

Mitarbeiter und Journalisten<br />

sonst immer nur hektisch durchqueren.<br />

So hektisch, dass ihnen dort<br />

ein elektrisches Rollband, wie es sie<br />

auch auf Flughäfen gibt, dabei hilft,<br />

schnell voranzukommen. Das Rollband<br />

war am Freitag abgestellt und<br />

die wenigen Abgeordneten, die sich<br />

hier, am Verbindungstunnel zwischen<br />

Reichstagsgebäude und Jakob-Kaiser-Haus<br />

einfanden, hatten<br />

ein bisschen Zeit für ein kleineres<br />

Kapitel der deutschen Geschichte.<br />

Die meisten Abgeordneten wurden<br />

allerdings oben im Plenarsaal gebraucht,<br />

um bei der Debatte zum 30.<br />

Jahrestag der deutschen Einheit Präsenz<br />

zu zeigen. Nicht nur deshalb<br />

war es hier im Untergeschoss merklich<br />

stiller.Eshatte fast ein wenig den<br />

Anschein, als genossen die Anwesenden<br />

die kleine Auszeit vom großen<br />

Feiertrubel und die Hinwendung<br />

zu einer eher unbekannten<br />

Episode der großen Geschichte.<br />

Hier im Untergeschoss zwischen<br />

Reichstagsgebäude und dem früheren<br />

Reichstagspräsidentenpalais,<br />

das heute zum Jakob-Kaiser-Haus<br />

gehört, gibt es einen unterirdischen<br />

Gang. Er wurde vondem Architekten<br />

beider Gebäude, Paul Wallot, angelegt,<br />

um Heizungsrohren Platz zu<br />

bieten. Da das Reichstagsgebäude<br />

im Westen, das Reichstagspräsidentenpalais<br />

aber im Osten lag, wurde<br />

der Tunnel zugemauert. Anders als<br />

sonst hatten die Ost-<strong>Berliner</strong> Verantwortlichen<br />

keine Angst vor Flüchtlingen,<br />

sondernvor Eindringlingen.<br />

Kubicki verwies in seiner Rede auf<br />

einen Artikel im Neuen Deutschland<br />

aus dem Jahr 1957. Darinwurde über<br />

den Versuch berichtet, die Mauer im<br />

Tunnel von der Westseite zu durchbrechen.<br />

„Wieder USA-Wühlmäuse<br />

am Werk?“ lautete die argwöhnische<br />

Schlagzeile.<br />

Inzwischen waren wieder Wühlmäuse<br />

am Werk, diesmal aber, um<br />

den Tunnel teilweise zu restaurieren<br />

und damit gleichzeitig zum Gedenkortzumachen.<br />

Undsoist der Verlauf<br />

der Mauernun auch unterirdisch im<br />

Parlamentsgebäude nachzuvollziehen.<br />

Die Baukommission und der<br />

Kunstbeirat des Deutschen Bundestages<br />

hatten sich für das Projekt stark<br />

gemacht. Es zeige einmal mehr,dass<br />

in diesem Gebäude jeder Stein Geschichte<br />

zeigt, meinte der Präsident<br />

des Abgeordnetenhauses, Ralf Wieland,<br />

in seiner Rede. Erfreute sich<br />

außerdem, dass er anlässlich der<br />

Einweihung nun erstmals im Bundestag<br />

sprechen durfte –wenn auch<br />

nur im Untergeschoss.<br />

Der Verbindungstunnel soll nun<br />

Besucher, Abgeordnete und Mitarbeiter<br />

dauerhaft an die <strong>Berliner</strong><br />

Mauer erinnern und später noch<br />

durch eine Ausstellung ergänzt werden.<br />

Es gibt im und ums Parlament<br />

aber noch weitere Gedenkorte der<br />

deutschen Teilung –etwa das Parlament<br />

der Bäume, das der Künstler<br />

Ben Wagin auf dem ehemaligen Todesstreifen<br />

an der Spree schuf. Man<br />

kann dort sehr schön spazieren gehen<br />

und nachdenken. Auch ohne<br />

Jahrestag und Feiertrubel.


6* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 264 · M ittwoch, 1 3. November 2019<br />

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Wirtschaft<br />

DAX-30 in Punkten<br />

12.8.19<br />

12.8.19<br />

MÄRKTE<br />

▼ 13198,37 (–0,23 %)<br />

Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />

Euro in US-Dollar<br />

12.8.19<br />

Stand der Daten:11.11.2019 (21:50 Uhr)<br />

Alle Angaben ohne Gewähr<br />

Gewinner<br />

11.11.19<br />

▼ 62,19 (–0,67 %)<br />

11.11.19<br />

▲ 1,1041 (+0,06 %)<br />

Quelle<br />

11.11.19<br />

aus DAXund MDAX vom11.11.zum Vortag<br />

Wirecard 119,85 +3,27 WWWWWWWWWWW<br />

Cancom 52,15 +3,06 WWWWWWWWWW<br />

ProSiebenSat.1 13,71 +2,28 WWWWWWWW<br />

HugoBoss NA 40,37 +2,20 WWWWWWWW<br />

Lufthansa vNA 17,80 +2,15 WWWWWWWW<br />

Qiagen 29,12 +1,82 WWWWWWW<br />

Verlierer<br />

aus DAXund MDAX vom11.11.zum Vortag<br />

Siltronic NA 82,20 WWWWWWWWWW –3,07<br />

DeliveryHero 43,00 WWWWWWWWW –2,56<br />

K+S NA 12,94 WWWWWWW –2,01<br />

thyssenkrupp 13,34 WWWWWWW –1,98<br />

Infineon NA 18,51 WWWWWW –1,72<br />

Fresenius M. C. St. 67,16 WWWWW –1,38<br />

Leitbörsen imÜberblick<br />

52-Wochen Hoch/Tief 11.11. ±% z. 08.11.<br />

Euro Stoxx 50 (EU) –0,08<br />

3709/2909 3696,82<br />

CAC 40(FR) +0,07<br />

5906/4556 5893,82<br />

S&P UK(UK) – 0,40<br />

1562/1323 1479,15<br />

RTS (RU) – 0,50<br />

1488/1033 1460,84<br />

IBEX (ES) –0,06<br />

9588/8286 9388,50<br />

Dow Jones (US) –0,04<br />

27775/21713 27670,24<br />

Bovespa (BR) +0,02<br />

109672/83892107648,30<br />

Nikkei (JP) – 0,26<br />

23591/18949 23331,84<br />

Hang Seng (HK) –2,63<br />

30280/24897 26900,75<br />

Stx Singap. 20 (SG) –0,95<br />

1657/1390 1632,24<br />

Tagesgeld Zins p.a. für Beträge<br />

Kundenkontakt ab 1€ 5.000€ 50.000€<br />

PSA Direktbank */**<br />

psa-direktbank.de 0,70 0,70 0,70<br />

Renault Bank direkt */**<br />

renault-bank-direkt.de 0,50 0,50 0,50<br />

Advanzia **<br />

advanzia.com - 0,40 0,40<br />

Akbank<br />

akbank.de 0,31 0,31 0,31<br />

PrivatBank 1891 **<br />

privatbank1891.com 0,30 0,30 0,30<br />

ING *<br />

ing.de 0,25 0,25 0,25<br />

Postbank<br />

postbank.de 0,01 0,01 0,01<br />

Santander<br />

santander.de 0,01 0,01 0,01<br />

Targobank<br />

targobank.de 0,01 0,01 0,01<br />

Commerzbank<br />

commerzbank.de 0,00 0,00 0,00<br />

<strong>Berliner</strong> Sparkasse (Online)<br />

berliner-sparkasse.de 0,01 0,01 0,01<br />

<strong>Berliner</strong> Volksbank<br />

030/30633300 0,001 0,001 0,001<br />

Mittelbrandenburgische Sparkasse (Online)<br />

mbsdirekt.de 0,001 0,001 0,001<br />

Sparda-Bank Berlin (Online)<br />

sparda-b.de - 0,001 0,001<br />

BBBank<br />

bbbank.de 0,00 0,00 0,00<br />

Mittelwert von 85 Banken 0,13 0,14 0,13<br />

*Neukunden /Neuanlagen<br />

** Einlagensicherung 100.000 Euro<br />

ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />

(Mittwoch), Sparbriefe (Donnerstag), Festgeld (Freitag), Baudarlehen<br />

(Samstag).<br />

Quelle: FMH-Finanzberatung<br />

Google-Niederlassung in SanFrancisco. Das Unternehmenkooperiertjetzt auch mit Krankenhäuserninden USA.<br />

Zugang zu Millionen Krankendaten<br />

Von Frank-Thomas Wenzel<br />

Vom „Jackpot“ ist bereits die<br />

Rede. Der Internetgigant<br />

Google hat mit dem US-<br />

Krankenhausbetreiber<br />

Ascension eine Kooperation vereinbart,<br />

die dem Suchmaschinenbetreiber<br />

den Zugang zu einer riesigen<br />

Menge vonpersonenbezogenen Gesundheitsdaten<br />

ermöglicht. Das<br />

Unternehmen machte seine Kooperation<br />

erst publik, als US-Medien bereits<br />

darüber berichtet hatten. Vergleichbare<br />

Deals sind hierzulande<br />

nicht vorstellbar, dennoch warnen<br />

Experten vorden Gefahren des Missbrauchs<br />

vonGesundheitsdaten.<br />

Ascension ist eine der weltweit<br />

größten Gesundheitsorganisationen<br />

der katholischen Kirche. Sie betreibt<br />

150 Krankenhäuser und Hunderte<br />

Pflegezentren in den USA. Schon<br />

spätestens im Februar 2019 wurden<br />

Datensätze von Millionen Patienten<br />

auf die Cloud-Server von Google<br />

übertragen. Zugleich stellt Google in<br />

dem Projekt mit dem Codenamen<br />

„Nightingale“ (Nachtigall) ein digitales<br />

Suchwerkzeug zur Verfügung, das<br />

Informationen von Patienten zusammenstellt<br />

und strukturiert. Es<br />

gibt komplette Patientenakten, inklusive<br />

Auskünften über Untersuchungen,<br />

Medikationen und Krankheiten.<br />

Das medizinische Personal<br />

soll sich auf diese Weise schnell und<br />

VW-Manager wegen Untreue angeklagt<br />

Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, unrechtmäßig hohe Bezüge vonBetriebsräten abgenicktzuhaben<br />

Von Jan Petermann<br />

Google schließt Vertrag mit US-Klinikbetreiber.Experten warnen vor Missbrauch<br />

effizient über Diagnosen und Therapien<br />

informieren können.<br />

150 Google-Beschäftigte haben<br />

offenbar Zugang zu den Datensätzen.<br />

Deren Aufbereitung wird mit<br />

Programmen umgesetzt, die mit<br />

künstlicher Intelligenz arbeiten. Das<br />

Magazin „Forbes“ berichtet, weder<br />

betroffene Patienten noch Ärzte seien<br />

über die Datenweitergabe informiert<br />

worden. Unter Ascension-Beschäftigten<br />

soll es intern Protest<br />

gegen das Nightingale-Projekt geben.<br />

Der Krankenhausbetreiber sagte<br />

in einem Statement, die Kooperation<br />

mit Google entspreche den Datenschutzbestimmungen.<br />

Google erklärte,<br />

die Patientendaten würden<br />

unter strengen Vorgaben im Auftrag<br />

vonAscension verarbeitet. Siekönnten<br />

nicht für andere Zwecke genutzt<br />

und auch nicht mit Konsumentendaten<br />

vonGoogle verknüpft werden.<br />

Man habe das Projekt bislang nicht<br />

publik gemacht, weil einige Lösungen<br />

noch nicht im klinischen Einsatz<br />

seien. Ascension ist der bislang größte<br />

Cloud-Kunde für den Konzernaus<br />

dem Gesundheitswesen.<br />

Digitale Dienste im Bereich der<br />

Medizin gelten in der IT-Branche als<br />

ein Geschäft mit gigantischen Zukunftschancen.<br />

Von einem Billionen-Dollar-Markt<br />

ist die Rede.Einerseits<br />

geht es darum, durch künstliche<br />

„Die Kooperation mit Google entspricht<br />

den Datenschutzbestimmungen.“<br />

Ascension, Krankenhausbetreiber<br />

reits seit2016–Volkswagen dachte,<br />

es auch mithilfe eines Schiedsverfahrens<br />

eigentlich schonzuden Akten<br />

legen zu können. Doch die<br />

Staatsanwälte sehen das offensichtlich<br />

anders und entschlossen<br />

sichzur Anklage.<br />

Offiziell liest sich das so: „Den<br />

Angeschuldigten wird vorgeworfen,<br />

als jeweilige Personalvorstände<br />

beziehungsweise Leiter des Personalwesens<br />

fürdie Konzernmarke<br />

Volkswagen zwischen Mai 2011<br />

und Mai 2016 mehreren Betriebsratsmitgliedern<br />

überhöhte Gehälter<br />

und Boni gewährt zu haben.“<br />

Hierdurch entstand dem Konzern<br />

nach Einschätzung der Ermittler<br />

ein hoher Schaden – durch die<br />

„Überzahlung“ seien dem Unternehmen<br />

etwas mehrals 5Millionen<br />

Euro entgangen. Die „ungerechtfertigte<br />

Vergütung“ an Betriebsratschef<br />

Bernd Osterloh soll sich<br />

demnach dabei allein auf 3,125<br />

Millionen Euro belaufen haben.<br />

VW weist eine Mitverantwortung<br />

zurück. Man halte ander Auffassung<br />

fest, dass bei derVergütung<br />

einzelner Betriebsratsmitglieder<br />

„kein strafrechtlich relevantes<br />

Fehlverhalten“ festgestellt werden<br />

könne, betonte ein Konzernsprecher.Die<br />

Anklage richtesichzudem<br />

nicht gegen Volkswagen, sondern<br />

gegen Einzelpersonen.<br />

Gegen Osterloh laufen gesonderte<br />

Ermittlungen wegen des Verdachts<br />

der Beihilfe zur Untreue. In<br />

seinem Fall wurden die Untersuchungenaber<br />

vomHauptverfahren<br />

gegen die vier Manager abgetrennt<br />

– es geht zudem nicht um einen<br />

möglichen eigenen Vorteil. Aus<br />

FOTO: JEFF CHIU/AP<br />

Intelligenz Krankheiten sehr früh zu<br />

erkennen. Die Datenanalysen sollen<br />

auch bei der Entwicklung neuer Therapien,<br />

insbesonderebei individualisierten<br />

Heilungsverfahren, helfen.<br />

Auch bei hiesigen Krankenkassen<br />

oder großen Krankenhausbetreibern<br />

ist der Datenhunger enormgroß.<br />

Andererseits lassen sich mit den<br />

personalisierten Gesundheitsdaten<br />

extrem feine Profile von Bürgern erstellen,<br />

die unter anderem für Versicherungen<br />

und Banken, aber auch<br />

für Sicherheitsbehörden extrem<br />

wertvoll sind. Für IT-Unternehmen<br />

bieten sie die Möglichkeit, neue Anwendungenzuentwickeln–daskann<br />

Vorteile im Wettbewerb bringen. Inwieweit<br />

Google davon beim Nightingale-Projekt<br />

Gebrauch macht, ist offen.Sicheristnur,dassdasrelativlaxe<br />

US-Datenschutzrecht viele Grauzonen<br />

lässt.<br />

Hierzulande gelten strengere<br />

Restriktionen. Es gilt der Grundsatz,<br />

dass die Weitergabe vonInformationen<br />

an Dritte weitgehend nur mit<br />

Einwilligung des Patienten zulässig<br />

ist. Ferner gilt eine Verschwiegenheitspflicht<br />

der Behandelnden. Bei<br />

Verstößen droht die strafrechtliche<br />

Verfolgung.<br />

Allerdings hat Gesundheitsminister<br />

Jens Spahn (CDU) gerade das Digitale-Versorgung-Gesetz<br />

auf den<br />

Weggebracht, mit dem die Daten von<br />

mehr als 70 Millionen gesetzlich Versicherten<br />

pseudonymisiert ineiner<br />

Datenbank gespeichert werden sollen.<br />

Datenschutzexperten wie die<br />

US-Rechtsprofessorin Stacey Torvino<br />

weisen darauf hin, dass Konzerne<br />

wie Google oder Facebook das Knowhow<br />

haben, durch den Abgleich mit<br />

anderen Daten anonymisierte und<br />

pseudonymisierte Informationen<br />

doch wieder konkreten Personen zuordnen<br />

zu können.<br />

Der Chaos Computer Club hat<br />

überdies vorgeführt, wie einfach es<br />

für Hacker ist, Gesundheits-Apps zu<br />

knacken, die in Spahns Konzept eine<br />

wichtige Rolle spielen.<br />

Arbeitgeberseite und Betriebsratsind<br />

bei VW traditionell eng<br />

verbandelt –imFall der Bezahlung<br />

hoher Belegschaftsvertreter nach<br />

Auffassung von Strafverfolgern zu<br />

eng. DieBraunschweiger Staatsanwaltschaft<br />

hat am Dienstag drei<br />

ehemalige undeinenaktuellenManager<br />

des Autoherstellers angeklagt.<br />

Der Vorwurf: Untreue, auch<br />

in besonders schwerer Form, im<br />

Zusammenhang mit der mutmaßlichenGewährung<br />

vonüberhöhten<br />

Gehälternund Boni.<br />

Im Einzelnen geht es um zwei<br />

frühere Vorstandsmitglieder sowie<br />

eine ehemalige und eine amtierende<br />

leitende Führungskraft. Das<br />

Thema beschäftigt den Konzern<br />

unddie niedersächsische Justiz bedem<br />

Betriebsrat hieß es, es gelte<br />

unverändertder Stand,dass Osterloh<br />

über seinen Anwalt Akteneinsichterhalten<br />

habe.„Er istjederzeit<br />

bereit, gegenüber den Behörden zu<br />

den Vorwürfen Stellung zu nehmen.Bisher<br />

habendie Ermittler jedoch<br />

noch nicht mit Herrn Osterloh<br />

sprechen wollen.“<br />

Übertarifliche Bezüge von hohen<br />

Betriebsratsmitgliedern sind<br />

in vielen Firmen nicht präzise festgelegt.<br />

Grundsätzliche Regelungen<br />

des Betriebsverfassungsgesetzes<br />

zur Vergütung gelten auch deshalb<br />

als reformbedürftig –sostellt sich<br />

dieFrage,welche Gehaltskorridore<br />

fürLeitungsaufgaben genau gelten<br />

sollen. Es geht also um allgemeine<br />

Rahmenbedingungen, die auch<br />

manche Juristen und Gewerkschafter<br />

für teils veraltet halten. (dpa)<br />

Abschied<br />

von den<br />

Urlaubsplänen<br />

Thomas Cook sagtfür 2020<br />

schonbezahlte Reisen ab<br />

Von Friederike Marx<br />

Hunderttausende Thomas-Cook-<br />

Kunden in Deutschland müssen<br />

sich vonihren Reiseplänen fürs kommende<br />

Jahr verabschieden. Derinsolvente<br />

deutsche Veranstalter sagte am<br />

Dienstag alle Reisen vom 1.Januar<br />

2020anab,auchwennsiebereitsganz<br />

oder teilweise bezahlt sind. Siekönnten<br />

aus insolvenzrechtlichen Gründen<br />

nicht angetreten werden, teilte<br />

das Unternehmen mit. Bislang galt<br />

der Stopp bis Ende Dezember 2019.<br />

„Es tut uns unendlich leid, dass wir<br />

nun auch unseren Kunden mit Abreise<br />

im neuen Jahr endgültig diese<br />

Nachrichtüberbringenmüssen“,sagte<br />

Geschäftsführerin Stefanie Berk.<br />

Abgesagt sind Pauschalreisen der<br />

Veranstaltermarken Thomas Cook<br />

Signature, ThomasCookSignatureFinest<br />

Selection, Neckermann Reisen,<br />

Öger Tours, Bucher Reisen und Air<br />

MarinsowieüberThomasCookInternational<br />

gebuchte Trips. Wie viele<br />

Urlauber betroffen sind, teilte das<br />

Unternehmennichtmit.FürdenZeitraum<br />

seit dem Insolvenzantrag vor<br />

rund sieben Wochen bis September<br />

2020 gab es früheren Angaben zufolge<br />

insgesamt etwa 660000 Buchungen.<br />

Die Chancen für einen Erhalt des<br />

einst zweitgrößten deutschen Reiseunternehmens<br />

mit seinen etwa 2100<br />

Jobs schwinden zunehmend. Esgibt<br />

den Angaben zufolge bislang zwar Interessenten<br />

für Teile des Konzerns,<br />

doch kein belastbares Angebot für die<br />

Fortführung als Ganzes oder für das<br />

Veranstaltergeschäft der Thomas<br />

Cook Touristik GmbH. Aus rechtlichen<br />

Gründen wirddaher die Einstellung<br />

des operativen Geschäftsbetriebs<br />

der Thomas Cook Touristik<br />

GmbH zum 1. Dezember2019 vorbereitet,<br />

wie das Unternehmen bereits<br />

mitgeteilt hatte. Das trifft mit den<br />

Marken Neckermann Reisen, Air Marin<br />

und Thomas Cook Signature den<br />

Kern des Veranstalters. Dennoch gebendie<br />

Geschäftsleitung und die vorläufigen<br />

Insolvenzverwalter dieHoffnung<br />

nicht auf: Man versuche unter<br />

Hochdruck, bis zum Monatsende jede<br />

sich bietende Chance für den Erhalt<br />

des Traditionsunternehmens zu<br />

nutzen. Konkrete Angebote gibt es<br />

den Angaben zufolge für die Bucher<br />

Reisen &Öger Tours GmbH, trotzdem<br />

könne die Durchführung der gebuchten<br />

Trips nicht gewährleistet werden.<br />

Interesse an der Hotelmarke Sentido<br />

und der Reisebüro-Franchisemarke<br />

Holiday Land hat wiederum Konkurrent<br />

DER Touristik.<br />

Versicherungssumme reichtnicht<br />

Dievon der Insolvenz betroffenenFeriengäste<br />

sollen von Dezember an<br />

entschädigt werden. Dann soll voraussichtlich<br />

auch die genaue Höhe<br />

derEntschädigungfeststehen,wieein<br />

Sprecher des Versicherers Zurich<br />

Deutschland sagte. Klar ist bereits,<br />

dass die versicherte Summe bei weitem<br />

nicht ausreicht, und dass Geschädigte<br />

nur einen Teil ihrer Auslagen<br />

zurückbekommen.<br />

Die deutsche Thomas Cook war<br />

nur bis 110 MillionenEuroversichert.<br />

Nach Angaben des Versicherers sind<br />

bis 1. November bereits etwa 150000<br />

Schadenmeldungen eingegangenmit<br />

einem Volumenvon mehr als 250 Millionen<br />

Euro.Hinzukämen die Kosten<br />

fürdieRückholungvonUrlaubern,die<br />

zum Zeitpunkt der Insolvenz mit der<br />

deutschen Thomas Cook unterwegs<br />

waren.<br />

Täglich gehen nach Angaben des<br />

Sprechers etwa 1000 Schadenmeldungen<br />

ein. „Mit der heute bekanntgegebenen<br />

Entscheidung von Thomas<br />

Cook erwarten wir nun auchdie<br />

Meldung von Schadenersatzansprüchen<br />

für Reisen, die im kommenden<br />

Jahr hätten stattfinden sollen. Diese<br />

wurden in der Regel noch nicht vollständig<br />

bezahlt, sondern nur angezahlt.“<br />

(dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 264 · M ittwoch, 13. November 2019 7 *<br />

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Wirtschaft<br />

Merkel<br />

bei den<br />

Bossen<br />

Kanzlerinverteidigt<br />

die Grundrente<br />

Von Rasmus Buchsteiner<br />

Nanu? Plötzlich brandet Applaus<br />

auf. Man hätte das nicht unbedingt<br />

erwartet, jedenfalls nicht in<br />

diesem Augenblick. Ausführlich hat<br />

die Kanzlerin gerade beim Deutschen<br />

Arbeitgebertag dargelegt, warum<br />

die GroKo sich nun auf diesen<br />

Kompromissbei derGrundrentegeeinigt<br />

hat –ohne umfangreiche Bedürftigkeitsprüfung,<br />

dafür aber immerhin<br />

mit einer Prüfung des Einkommens.<br />

Die Einigung in der Koalition –<br />

dassei fürsie nachzweivergeblichen<br />

Anläufen in der Vergangenheit auch<br />

eine„Glaubwürdigkeitsfrage“ gewesen.<br />

„Dass wir in dervierten Legislaturperiode<br />

vordie Menschenziehen<br />

und sagen, pass mal auf: aber beim<br />

nächsten Mal kommt bestimmt die<br />

Grundrente, damit machen sie sich<br />

irgendwann auch lächerlich“, so<br />

Merkel am Dienstag amRednerpult<br />

im <strong>Berliner</strong> Estrel-Hotel. Und nun<br />

derBeifall.<br />

Die Kanzlerin bei den Bossen –<br />

das ist Jahr für Jahr eine besondere<br />

Begegnung:Gradmesserfür das Verhältnis<br />

zwischen Regierung und<br />

Arbeitgebern, Standortbestimmung<br />

für die Lage in der deutschen Wirtschaft.<br />

Diesmal ist die Stimmung<br />

nach außen hin freundlich, aber<br />

nicht völlig ohne Spannungen. Bei<br />

der Grundrente, stellt Merkel klar,<br />

habe in der Koalitionkeinerden anderen<br />

erpresst. Eine Replik auf das<br />

Interview von Arbeitgeberchef Kramer,das<br />

sie im morgendlichen Pressespiegel<br />

findenkonnte. Dortist der<br />

Vorwurf nachzulesen, die SPD habe<br />

die Union erpresst, CDU und CSU<br />

hättenesversäumt,dasKreuzdurchzudrücken.<br />

Knallhart rechnete Kramer<br />

in dem Gespräch mit Kanzlerin<br />

und Koalition ab. Wenn man sowie<br />

bei der Grundrente mit Vereinbarungen<br />

umgehe, könne man sich<br />

einen Koalitionsvertrag nach der<br />

nächsten Wahl gleich sparen.Ohnehin<br />

geht Kramer davonaus,dass die<br />

GroKo mit einer Wahrscheinlichkeit<br />

von „50 Prozent oder mehr“ in den<br />

nächstenMonaten platzt.<br />

Zukunftspakt für Deutschland<br />

Dagegen wirkt Kramers Auftritt am<br />

Rednerpult, den die Kanzlerin von<br />

der erstenReihe aus verfolgt, fastwie<br />

auf Samtpfoten. Kritik an der GroKo<br />

ja, doch der Tonfall ist ein völlig andererals<br />

in demInterview. Siekönne<br />

sich vorstellen, dass „auch beiIhnen<br />

der Druck, mal auf dem Putz zu hauen“<br />

nicht unerheblichsei, wirdMerkelspäter<br />

sagen.<br />

Der Arbeitgeberpräsident beschwörtdie<br />

Kraftder sozialen Marktwirtschaft,<br />

lobt den Interessensausgleich<br />

mitden Gewerkschaften,hält<br />

sichnicht lange mitder GroKo-Politik<br />

der vergangenen Jahre auf. Allerdings,die<br />

Seewerde rauer.Die Konjunktur<br />

werde schwächer. Deutschland<br />

müsse wetterfest gemacht werden.<br />

„Wir reichen Ihnen heute die<br />

ausgestreckte Hand, um die Segel<br />

richtig zu setzen“, ruft Kramer. Notwendig<br />

sei ein „Zukunftspakt“ für<br />

Deutschland.<br />

AngelaMerkelspricht auf demDeutschen<br />

Arbeitgebertag. FOTO: WOLFGANG KUMM/DPA<br />

Osram arrangiert sich mit Investor<br />

Der Betriebsrat wehrt sich weiter gegen eine Übernahme durch den Sensorhersteller AMS<br />

Von Thomas Magenheim<br />

Seit Monaten ist der taumelnde<br />

Lichtkonzern Osram<br />

Spielball potenzieller Käufer.<br />

„Wir müssen zu einem Ende<br />

kommen“, sagte Firmenchef Olaf<br />

Berlien bei der Vorlage einer tiefroten<br />

Bilanz am Dienstag in München.<br />

Folglich begrüßen Vorstand und Aufsichtsrat<br />

nun eine erneute Übernahmeofferte<br />

des Sensorherstellers<br />

AMS. Ein erstes Angebot hatte Berlien<br />

noch abgelehnt.<br />

DenSinneswandel begründet der<br />

Osram-Boss mit dem Ergebnis von<br />

Nachverhandlungen: „Wir haben<br />

fast eine Fusion unter Gleichen erreicht.“<br />

Auf der Arbeitnehmerseite<br />

sehen das nicht alle so.„Wirwenden<br />

uns genauso entschieden gegen die<br />

Übernahme durch AMS wie gegen<br />

dieses Kaputtsparen“, kritisiert der<br />

bei der IG Metall für Osramzuständige<br />

Klaus Abel.<br />

Nach Angaben der Gewerkschaft<br />

willOsram800derverbliebenen5600<br />

Jobs in Deutschland streichen. Im<br />

Ausland stünden weitere der konzernweit<br />

noch gut 23500 Stellen vor<br />

dem Aus. Vorallem das Osram-Werk<br />

in Berlin mit seinen 700 Beschäftigten<br />

zittert. Kleinere Standorte in<br />

Deutschland könnten ganzgeschlossen<br />

werden. Das Personal ist zunehmend<br />

verzweifelt. Allein im abgelaufenen<br />

Geschäftsjahr wurden schon<br />

2340 Jobs gestrichen, nachdem es in<br />

Vorjahren bereits Abbaurunden sowie<br />

den Verkauf großer Firmenteile<br />

gegeben hatte.<br />

WeitereSparrunde<br />

Berlien stellt die bevorstehende<br />

Sparrunde anders dar. Die Zahl von<br />

800 Arbeitsplätzen stimme so nicht,<br />

sagt er,ohnekonkret zu werden. Osram<br />

müsse weitere Arbeitsplätze<br />

auch nicht wegen der geplanten<br />

Übernahme durch AMS abbauen,<br />

sondern wegen schwacher Nachfrage<br />

aus der Autoindustrie und des gravierenden<br />

Technologiewandels in<br />

der Lichtbranche.Ineiner Vereinbarung<br />

mit AMS sei es gelungen, erweiterte<br />

Schutzrechte für heimische<br />

Stellen und Standorte zu fixieren. Bis<br />

Ende 2022 dürfe in Deutschland<br />

demnachkeinJobfusionsbedingtgestrichen<br />

werden.<br />

Das wiederum bezweifelt die<br />

IG Metall und blickt dabei auf das<br />

Wort„fusionsbedingt“.DieErklärungen<br />

von AMS zu Standorten und<br />

Arbeitsplätzen seien „nicht wirklich<br />

rechtssicher“, warnt die Gewerkschaft.<br />

Wenn man einen anderen<br />

Grund als die Fusion finde, sei Stellenabbau<br />

sehr wohl möglich. Unterstellt<br />

wird, dass das Osram-Management<br />

mit der neuen Sparrunde in vorauseilendem<br />

Gehorsam die<br />

All-Machtfantasien<br />

Die deutsche Industrie will am künftigen GeschäftimWeltraum mitverdienen. Es gehtvor allemumRohstoffe<br />

Von Sonja Wurtscheid<br />

Ein Weltraumbahnhof in Rostock-<br />

Laage oder in Nordholz bei Cuxhaven?<br />

Das klingt mehr nach „Captain<br />

Future“ als nach Zukunftsplan. Doch<br />

hinter dieser Idee stecken knallharte<br />

Wirtschaftsinteressen. Längst ist unter<br />

den Supermächten China, USA und<br />

Russland ein Gerangel um die Vormacht<br />

im All entbrannt. DieEUwill da<br />

mitmischen.<br />

„Wir brauchen einen unabhängigen<br />

Zugang zum All“, sagte Andreas<br />

Hammer vom Bundesverband der<br />

Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie<br />

jüngst bei einer Veranstaltung<br />

in Berlin. „Ohne den Weltraum<br />

funktioniert unser normales Leben<br />

nicht mehr.Jeden Tag, den wir weiterleben,<br />

werden wir abhängiger vonden<br />

Aktivitäten im Weltraum.“<br />

Satelliten im All füttern unsere<br />

Smartphones mit GPS-Daten oder der<br />

Wettervorhersage. Auch unsere Navis<br />

Osram wird seine Selbstständigkeit wohl verlieren.<br />

Der Käufer: Die AMS AG ist<br />

ein Halbleiterhersteller mit<br />

Hauptsitz im österreichischen<br />

Premstätten. Mit rund<br />

1,4 Milliarden Euro Umsatz<br />

ist das 1981 gegründete<br />

Unternehmen nicht einmal<br />

halb so groß wie Osram.<br />

AMS hat mit einem ersten<br />

Kaufangebot nicht genug Aktien<br />

eingesammelt, ist aber<br />

Großaktionär bei Osram.<br />

ZWEITER VERSUCH<br />

Das Angebot: Mit einem formalen<br />

Trick hat AMS nach<br />

dem gescheiterten ersten<br />

gleich ein zweites –eigentlich<br />

nicht mögliches –Angebot<br />

über 41 Euro je Aktie<br />

nachgeschoben. Nur ein Teil<br />

soll über eine Kapitalerhöhung<br />

finanziertwerden, der<br />

Rest durch Schulden. Auch<br />

ein Verkauf vonOsram-Geschäftsteilen<br />

steht im Raum.<br />

FOTO: TOBIAS HASE/DPA<br />

Die Strategie: Osram und<br />

AMS sollen einen Photonik-<br />

Champion bilden. Das beschreibt<br />

den technologischen<br />

Wandel der Lichtmärkte.<br />

Die Reise geht in<br />

Richtung halbleiterbasiertes<br />

Licht und dessen Verbindung<br />

mit Sensoren aller Art, wie<br />

sie in Abnehmermärkten wie<br />

der Autoindustrie immer<br />

wichtiger werden.<br />

im Auto brauchen Daten von Satelliten.<br />

„Heutzutage hat keiner mehr den<br />

Faltplan im Auto und streitet sich mit<br />

seinemPartner,wennmansichverfahrenhat“,<br />

sagte Hammer, der auch für<br />

die Rüstungs- und Raumfahrtsparte<br />

vonAirbus(Defense &Space) tätig ist.<br />

Im Weltraum geht es aber nicht alleinumSmartphonesundNavis.ImAll<br />

lagern ungenutzte Geldberge – in<br />

Form vonRohstoffen. Bisdiese auf Asteroiden<br />

oder Planeten gefördertwerden<br />

könnten, sei es zwar noch etwas<br />

hin,heißtesineinemGrundsatzpapier<br />

des BDI. „Doch aufgrund rasanter<br />

technologischer Innovationen rückt<br />

dieFörderungvonRohstoffenimWeltraum<br />

in den Bereich des Möglichen.“<br />

„Auch wenn die Idee am Anfang<br />

idiotischklingt–gebtihreineChance“,<br />

mahnte der Generaldirektor der Europäischen<br />

Weltraumorganisation ESA,<br />

Johann-Dietrich Wörner,mit Blick auf<br />

frühereMissionen zum Mond. Dieser<br />

sei zunächst als „toter Stein“ verschrien<br />

gewesen. Dank der Fahrten<br />

dorthin wüssten wir, dass es Wasser<br />

nicht nur auf der Erde gebe, betonte<br />

Wörner. „Jetzt fliegen sie alle hin, Ost<br />

wie West.“<br />

Damit die deutsche Industrie am<br />

künftigen Geschäft im All mitverdienen<br />

kann, brauche es doppelt so viel<br />

GeldvonderBundesregierungwiebisher.<br />

Das zumindest fordert der Bundesverband<br />

Deutscher Industrie<br />

(BDI).Stattaktuellknapp300seien700<br />

Millionen Euro nötig.<br />

Geschützte Infrastruktur<br />

schmutzige Arbeit für AMS verrichte.<br />

Dem widerspricht Vorstandschef<br />

Berlien jedoch.<br />

Er legte die Bilanz eines Horrorjahrs<br />

vor. Im Ende September abgeschlossenen<br />

Geschäftsjahr 2018/19<br />

ist der Osram-Umsatz um gut 13 Prozent<br />

auf weniger als 3,5 Milliarden<br />

Euro gesunken.Vor allem wegen hoher<br />

Abschreibungen auf Firmenwerte<br />

liefen 343 Millionen Euro Verlust<br />

auf –nach 188 Millionen Euro Überschuss<br />

im Jahr davor. Die Dividende<br />

wirdgestrichen. Viel besser dürfte es<br />

auch im laufenden Geschäftsjahr<br />

nicht werden. Die Umsätze sollen<br />

ungefähr stagnieren. Anhaltende Sanierungskosten<br />

und vor allem der<br />

neue Jobabbau könnten weitereVerluste<br />

bescheren.<br />

In dieser Situation wirkt eine<br />

Übernahme durch AMS wie die letzte<br />

Hoffnung für Osram. Betriebsräte<br />

und IG Metall sehen das allerdings<br />

weiterhin anders.Nach dem gescheiterten<br />

ersten Anlauf haben die Österreicher<br />

ein zweites Angebot vorgelegt,<br />

das bis zum 5. Dezember läuft.<br />

Komme AMS zum Zuge, bringe das<br />

eine immense Verschuldung, die in<br />

verfallenden Märkten wie Blei auf<br />

beiden Unternehmen liegen würde,<br />

heißt es bei der IG Metall. AMS bietet<br />

41 Euro je Aktieund bewertet Osram<br />

als Ganzes mit 4,6 Milliarden Euro.<br />

Sollten sich die großen Wachstumshoffnungen<br />

nicht schnell erfüllen,<br />

drohe angesichts der Milliardenschulden<br />

das Schlimmste, warnt die<br />

Gewerkschaft.<br />

Gesetzeslücke genutzt<br />

DerBetriebsrat zieht deshalb alle Register,umdie<br />

Übernahme doch noch<br />

zu verhindern. Vordem Landgericht<br />

Frankfurt wurde Beschwerde eingelegt<br />

gegen den Beschluss der Finanzaufsicht<br />

Bafin, die Übernahmeofferte<br />

zu genehmigen. Eigentlich sind<br />

zwei Kaufangebote in so kurzerFrist<br />

nicht möglich. Die Österreicher hätten<br />

bei ihrem zweiten Anlauf zwar<br />

eine Gesetzeslücke ausgenutzt, aber<br />

nicht direkt gegen Gesetze verstoßen,<br />

sagen Juristen.<br />

DerOsram-Betriebsrat klagt dennoch.<br />

Gut an den Vereinbarungen<br />

vonOsram mit AMS finden Personal<br />

und IG Metall nur die Bestellung von<br />

Brigitte Ederer als Monitorin und damit<br />

eine ArtSchiedsrichterin. DieÖsterreicherin<br />

kennt als ehemalige Siemens-Personalchefin<br />

die Verhältnisse<br />

in Deutschland und speziell bei<br />

der früheren Siemens-Tochter Osram<br />

genau. Befriedend wirkt aber<br />

auch sie bislang nicht. Kommenden<br />

Montag ruft die IG Metall zu einem<br />

bundesweiten Aktionstag gegen Abbaupläne<br />

und Übernahme auf.<br />

Schwerpunkte der Aktion sind München<br />

und Berlin.<br />

Anders als der Abbau von Rohstoffen<br />

ist das politische Gerangel um die<br />

Macht im All bereits in vollem Gange.<br />

Dabei geht es vorallem um den Schutz<br />

vonkritischer Infrastruktur.„Wenn Sie<br />

durch Berlin laufen, stehen vor jeder<br />

Botschaft Wachmänner“, sagte Hammer.Auch<br />

Atomkraftwerke werden geschützt.<br />

NurimAll sei es anders: „Wir<br />

haben im Moment im Weltraum Infrastruktur,die<br />

vollkommen ungeschützt<br />

ist“, betonte Hammer. Von dieser Infrastruktur<br />

hängen wir demnach auf<br />

der Erde ab. Und sie könne das Ziel<br />

feindlicher Attacken werden.<br />

DieEUhat schon ein eigenes Navigationssystem<br />

namens „Galileo“ entwickelt.<br />

Denn die USA etwa verfügen<br />

über eine GPS-Version, auf der ganze<br />

Regionen ausgeblendet werden könnten,<br />

sagte der Koordinator der Bundesregierung<br />

für die deutsche Luft- und<br />

Raumfahrt, Thomas Jarzombek.<br />

„Wenn man eine robuste Auseinandersetzung<br />

hat, braucht man ein eigenes<br />

System“, so der CDU-Bundestagsabgeordnete.<br />

Zurück zum Weltraumbahnhof<br />

Rostock und einem Missverständnis:<br />

Dortsollenkeine „Space Shuttles“ ins<br />

All geschossen werden, betonte eine<br />

Sprecherin des Energieministeriums.<br />

Es gehe um Starts vonkleinen Trägerraketen,<br />

die ebenso kleine Satelliten<br />

transportierten. (dpa)<br />

NACHRICHTEN<br />

Löhne um fast<br />

10 Milliarden aufgestockt<br />

Löhne vonarbeitendenHartz-IV-<br />

Empfängernsind im vergangenen Jahr<br />

um fast10Milliarden Euro aufgestockt<br />

worden. Dasgeht ausneuen Zahlen<br />

der Bundesagentur fürArbeit hervor,<br />

die dem RedaktionsNetzwerk<br />

Deutschland (RND) vorliegen und die<br />

vonder Linken-Bundestagsabgeordneten<br />

Sabine Zimmermann ausgewertet<br />

wurden. Zwischen2007 und<br />

2018 sinddamitmehrals 117 Milliarden<br />

Euro für das Aufstocken niedriger<br />

Löhne ausgegeben worden. Arbeitnehmer<br />

haben dann Anspruch auf<br />

Hartz-IV-Leistungen, wenn ihr Einkommen<br />

zu niedrig ist, um ihren eigenen<br />

Lebensunterhalt und den möglicher<br />

weitererBedürftiger im Haushalt<br />

zu bestreiten. (rnd)<br />

Lufthansa und Ufo einigen<br />

sich auf Schlichtung<br />

Im Tarifkonflikt um die Flugbegleiter<br />

bei der Lufthansasind weitereStreiks<br />

vorerst vomTisch. DieKabinengewerkschaft<br />

Ufound die Fluggesellschaft haben<br />

sich auf eine Schlichtung geeinigt,<br />

wiebeide Seiten am Dienstag gemeinsam<br />

mitteilten.Die Gewerkschaft hatte<br />

fürden Fall des Scheiterns der Gespräche<br />

neue Streiks in verschiedenen Lufthansa-Flugbetrieben<br />

angedroht. In<br />

dem verfahrenen Tarifkonflikt will<br />

neben Ufound Verdikünftig nocheine<br />

dritte Gewerkschaftmitmischen. Man<br />

werdesich zeitnah mit der Bitte um<br />

Sondierungsgespräche an den Konzern<br />

wenden, so ein Sprecher derIndustriegewerkschaft<br />

Luftverkehr (IGL).<br />

Am Tagzuvor sei der IGL-Fachbereich<br />

Cabin Union gegründet worden. (dpa )<br />

Onlinehandel lässt<br />

die Post wachsen<br />

Zentrale derPostinBonn<br />

Derboomende Onlinehandel kurbelt<br />

diePaketgeschäfte derDeutschen<br />

Post DHL weiter an.Imdritten<br />

Quartal verschickteder Konzern<br />

im Inland 368 Millionen Sendungen<br />

unddamit6,1 Prozentmehrals im<br />

Vorjahreszeitraum. Dank Preiserhöhungenstieg<br />

derUmsatzmit Paketensogar<br />

um knapp10Prozent auf<br />

1,4 MilliardenEuro. Auch andere<br />

Geschäfte entwickelten sich nach<br />

Darstellung vonFinanzchefin Melanie<br />

Kreis positiv. Der Gesamtumsatzstiegum4,7<br />

Prozent aufrund<br />

15,6 MilliardenEuro. Deroperative<br />

Gewinn (Ebit) kletterte noch deutlicher<br />

von376 MillionenEuroimVorjahreszeitraum<br />

auf 942 Millionen<br />

Euro. (dpa)<br />

Infineon erwartet<br />

schwierige Monate<br />

FOTO: .IMAGO-IMAGES<br />

DerChiphersteller Infineon hat ein<br />

solides Schlussquartal erreicht, stellt<br />

sich aber auf schwierige kommende<br />

Monate ein. Grund dafür ist die<br />

schwache Konjunktur,vor allemin<br />

der Autoindustrie,die Infineon mit<br />

Mikrochips beliefert. Im abgelaufenen<br />

Schlussquartal lag Infineon sowohl<br />

beim Umsatz als auch beim<br />

operativen Ergebnis leicht über der<br />

eigenen Prognose und den Erwartungen<br />

der Analysten. Während die<br />

Erlöse zum Vorquartal um 2Prozent<br />

auf 2,06 Milliarden Euro stiegen, lag<br />

das Plus im Jahresvergleich bei<br />

einem Prozent. (dpa)


8* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 264 · M ittwoch, 1 3. November 2019<br />

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Meinung<br />

Kohleausstieg<br />

ZITAT<br />

Die Mühen<br />

der Ebene<br />

Jens Blankennagel<br />

hofft, dass sich die Langsamkeit<br />

beim Kohlegesetz auszahlt.<br />

„Es ist mir zugesagt<br />

worden, dass die<br />

Ambulanzen<br />

bereitstehen.“<br />

Der Soziologe MaxWeber bezeichnete<br />

die Politik als „ein starkes langsames<br />

Bohren von harten Brettern mit Leidenschaft<br />

und Augenmaß zugleich.“ DasBild<br />

vomBretterbohren wirdgernbenutzt, um<br />

demokratische Prozesse zu beschreiben:<br />

Anders als Entscheidungen vonabsolutistischen<br />

Herrschernoder Diktatoren ist die<br />

Arbeit der Demokratie mühsam, langwierig<br />

und arbeitsaufwendig. So ist es auch<br />

beim Kohlekompromiss in diesem Land.<br />

Nach monatelangen Verhandlungen<br />

einigte sich eine Regierungskommission<br />

im Januar auf den Kohleausstieg bis 2038.<br />

Am Dienstag gelangte nun ein Referentenentwurf<br />

des dazugehörigen Gesetzes<br />

aus dem Bundeswirtschaftsministerium<br />

an die Öffentlichkeit. Nunkommt Protest<br />

vonallen möglichen Seiten. In der Lausitz<br />

beklagen die Handwerker, dass alles so<br />

lange dauertund der Frust wächst.<br />

Dasist nachvollziehbar.Aber Genauigkeit<br />

muss vorEile gehen. Es geht um weitreichende<br />

Klimapolitik, um Milliardensummen<br />

und Zehntausende Jobs.<br />

Der Vorteil der Langsamkeit kann dabei<br />

sein, dass sich irgendwann so viele<br />

kluge Köpfe über die Entwürfe des Gesetzes<br />

gebeugt haben, dass es möglichst gut<br />

ist und eine möglichst breite Zustimmung<br />

findet. Aber das Maut-Gesetz des Noch-<br />

Verkehrsministers zeigt, dass auch demokratische<br />

Gesetzeeinseitig sein können.<br />

Beim Kohleausstieg sind die widerstrebenden<br />

Pole aber sehr weit voneinander<br />

entfernt: Auf der einen Seite die Umweltschützer<br />

und Fridays-for-Future-Anhänger,<br />

die sofort aus der Kohle raus wollen,<br />

auf der anderen Seite die Gewerkschaften,<br />

die die Bergleute so lange wie möglich<br />

baggern lassen wollen. Mit der Kritik von<br />

allen Seiten wird das Ganze irgendwann<br />

fertig und hoffentlich kein Lobby-Gesetz.<br />

Linksfraktion<br />

Die unbekannte<br />

Neue<br />

Markus Decker<br />

über eine Fraktionsvorsitzende, die<br />

man nur schwer einschätzen kann.<br />

Esist erst ein paar Wochen her,dass die<br />

grüne Bundestagsabgeordnete Kirsten<br />

Kappert-Gonther Vorsitzende ihrer<br />

Fraktion werden wollte.Die Frau aus Bremen<br />

scheiterte aus verschiedenen Gründen,<br />

ihr Newcomer-Status war einer davon.<br />

Wasbei den Grünen nicht geht, ist in<br />

der Linksfraktion möglich. Seit Dienstagnachmittag<br />

heißt die neue Fraktionschefin<br />

Amira Mohamed Ali. Sie, die ebenfalls<br />

erst seit 2017 im Bundestag sitzt, folgt auf<br />

Sahra Wagenknecht. Was das bedeutet,<br />

wirdman noch sehen müssen.<br />

Gewiss ist, dass mit Wagenknecht ein<br />

herausragendes politisches Talent die<br />

erste Reihe der Linken verlässt. Sieist eine<br />

Frau mit Sachverstand vor allem in Wirtschafts-<br />

und Finanzfragen, mit großem<br />

rhetorischen Geschick und Ausstrahlung.<br />

Sie sah sich aber nie in einer integrierenden,<br />

geschweige denn dienenden Rolle,<br />

sondernschreckte nicht davor zurück, die<br />

Partei in schwerste Konflikte zu stürzen.<br />

Wäre esanders, stünden beide jetzt besser<br />

da: Wagenknecht und die Linke.<br />

Für Mohamed Ali dürfte sich vorteilhaft<br />

auswirken, dass die 39-Jährige nicht<br />

in die Flügelkämpfe der letzten Jahre verstrickt<br />

war und als umgänglich gilt. Ein<br />

Nachteil ist ihr Mangel an Erfahrung.<br />

Sonst weiß man wenig über ihre Positionen<br />

oder über ihreinhaltliche Breite oder<br />

Enge. Man weiß ebenso wenig darüber,<br />

ob sie in der Lage ist, in einer großen Bundestagsdebatte<br />

als Rednerin zu bestehen.<br />

Dass man das alles nicht weiß, muss<br />

kein Schaden sein. Mohamed Ali kann negativ<br />

wie positiv überraschen. Nur aneiner<br />

Aufgabe wirdsie mit Dietmar Bartsch<br />

nicht vorbei kommen: die chronisch zerstrittene<br />

Fraktion zu einen. Das ist eine<br />

Herkulesaufgabe.<br />

Gesundheit digital –alles sicher? Zweifel wollen nicht verstummen<br />

Das jüngste Gelöbnis der Bundeswehr<br />

war vieles,nur eines war es<br />

sicher nicht: öffentlich. Die Rekruten<br />

schworen ihren Eid vor<br />

dem Reichstag, vorderVerteidigungsministerin,<br />

vor Parlamentariern, Bischöfen, Verbandsvertretern<br />

und Familienangehörigen<br />

und vorder Presse.Die weitereÖffentlichkeit<br />

–zufällige Passanten und Interessierte, Kritische<br />

wie Neugierige –blieben außen vor: Das<br />

Reichstagsgelände war weiträumig abgeriegelt,<br />

die Zufahrtsstraßen blockiert. DieSoldaten<br />

als Bürger in Uniform, die Verteidigungsministerin<br />

Annegret Kramp-Karrenbauer in<br />

ihrer Rede als „unverzichtbaren Teil der Gesellschaft“<br />

hervorhob,blieben in dieser streng<br />

choreographierten Zeremonie ausgerechnet<br />

für diese Gesellschaft unsichtbar.<br />

Es drängt sich der Verdacht auf, dass es<br />

bei dem allenfalls semi-öffentlichen„Öffentlichen<br />

Gelöbnis“ nicht zuletzt um eines ging<br />

–umeindrucksvolle Bilder. Soldaten vor einer<br />

Reichstagskulisse machen nun mal mehr<br />

her als vorKasernenwänden oder im Hofdes<br />

Verteidigungsministeriums. Für eine Ministerin,<br />

die sich sichtbar machen will, ist so ein<br />

Anlass eine praktische Sache.Wodie Kulisse<br />

anfängt und wo sie aufhört, ist da die Frage.<br />

Um eines ging es allerdings wohl auch: um<br />

eine symbolische Anerkennung der Arbeit der<br />

Soldaten durch die festliche Würdigung der<br />

Berufsanfänger.Eine Zeremonie mit einer improvisationsfreien<br />

Mischung aus Marschmusik,<br />

zackig-eckigen Bewegungen, gebrüllten<br />

Eidesformeln und langem Stehen bei kalten<br />

Temperaturen mag wie ein seltsamer Festakt<br />

anmuten. Dem militärischen Ästhetik-Empfinden<br />

entspricht sie aber durchaus.<br />

Für Irritationen sorgt so eine Veranstaltung<br />

dennoch: Bei denen, die die Bundeswehr<br />

grundsätzlich ablehnen, ist das nur lo-<br />

Inden Gesichtszügen meiner Mutter war<br />

ein leichter Anflug vonPanik zu erkennen.<br />

Sie hatte über Atemnot geklagt: „Ich geh’<br />

wohl bald tot“, sagte sie. Und doch glaubte<br />

ich zu erkennen, dass es ihr darum ging, der<br />

Situation die Dramatik zu nehmen. Werüber<br />

den Todspricht, blickt ihm noch nicht ins<br />

Auge,selbst wenn man 99 Jahrealt ist.<br />

Aber die Lage war durchaus ernst. Meine<br />

Mutter atmete hektisch und schnell, an den<br />

Fußgelenken schienen sich Ödeme gebildet<br />

zu haben. Ichwar damit vertraut.Wassereinlagerungen<br />

im ganzen Körper hatten zwei<br />

Jahrezuvor überhaupt erst den Umzug in ein<br />

Pflegewohnheim ausgelöst. Die Pflegerinnen<br />

versuchten, sie zu beruhigen, zugleich<br />

aber wurde beratschlagt, ob nicht schnellstens<br />

ein Arzt herbeizurufen sei. Das hieß in<br />

diesem Fall aber: Ein Rettungsdienst muss<br />

her.Die kleine,besonnene Lösung, die beruhigende<br />

Expertise eines Arztes,ist im System<br />

nicht vorgesehen. Es dauerte nicht lange,<br />

und ein Feuerwehrauto mit Blaulicht fuhr<br />

vor. In solchen Momenten, die in <strong>Berliner</strong><br />

Pflegeheimen an der Tagesordnung sind,<br />

vermag man sich der Professionalität, mit<br />

der die Rettungssanitäter ihreGerätschaften<br />

vorbereiten und kurz angebunden die nötigen<br />

Fragen stellen, kaum verschließen. Der<br />

Apparat spult sein Programm ab.Inder Zwischenzeit<br />

versuchte ich, meine Mutter,schonend<br />

auf den nächsten Schritt vorzubereiten.<br />

„Du kommst zur Untersuchung ins<br />

Krankenhaus, mach dir keine Sorgen.“ Es<br />

gehe ihr doch schon wieder besser, sagte sie<br />

Bundeswehr<br />

Soldaten<br />

als Staffage<br />

Daniela Vates<br />

glaubt, dass die Bundeswehr Wichtigeres braucht als<br />

halböffentliche Gelöbnisse.<br />

gisch. Aber auch anderefühlen sich vonStiefelknallen,<br />

Befehlston, Zurschaustellen von<br />

Waffen, Uniformreihen nicht nur anheimelnd<br />

berührt –auch wenn das Militär sich<br />

in Deutschland ohnehin vergleichsweise bescheiden<br />

präsentiert. Panzerparaden wie<br />

etwa auf den Pariser Champs Élysées kommen<br />

hierzulande nicht in Frage.<br />

Es ist kein Manko und auch keine Respektlosigkeit,<br />

sondernberuhigend, dass das<br />

Militär in Deutschland keine Jahrmarkt-<br />

Stimmung auslöst, sondernmit einer gewissen<br />

Distanz und Zurückhaltung betrachtet<br />

wird. Es bedeutet, sich einen kritischen Blick<br />

zu behalten ohne notwendigerweise die Arbeit<br />

der Bundeswehr,auch die einzelnen Soldaten<br />

zu entwerten.<br />

KOLUMNE<br />

Wenn das System<br />

Besonnenheit<br />

nicht vorsieht<br />

Harry Nutt<br />

beinahe flehend. Und als sich die Tür des<br />

Krankenwagens schloss, rief sie resigniert:<br />

„Lass mich nicht allein.“<br />

Mehr als vier Stunden später, kurz vor<br />

Mitternacht, erreichte mich ein Anruf aus<br />

dem Krankenhaus. Meine Mutter hatte in<br />

der endlos langen Aufnahmeprozedur eine<br />

Blutentnahme und weitergehende Untersuchungen<br />

verweigert. Nach mehreren Krankenhausaufenthalten<br />

schien sie es leid zu<br />

BERLINER ZEITUNG/THOMAS PLASSMANN<br />

DieBundeswehr lässt sich als robustes Instrument<br />

in internationalen Konfliktlösungen<br />

begreifen, als Organisator, Mittler und<br />

neutrale Kraft zwischen Streitenden, sofern<br />

die EinsätzedefensivenCharakter habenund<br />

ein Mandat –von der internationalen Gemeinschaft<br />

und vomBundestag. Diedoppelten<br />

Kontrolllinien sind zentral, auch wenn sie<br />

zuweilen verschwimmen. Und sie müssen<br />

auch im Mittelpunkt stehen, wenn der Fokus<br />

nunwieder mehr auf Europa rückt.<br />

Zentral ist dabei auch, dass sich die Soldaten<br />

als „Bürger in Uniform“ begreifen und<br />

auch als solche gesehen werden. Der Begriff<br />

mag abgegriffen klingen, aber er beschreibt<br />

eben das Wesentliche: Die Armee mag eine<br />

eigene Welt sein, mit bestimmten Gesetzmäßigkeiten<br />

und speziellen Umgangsformen<br />

und einem besonderen Teamgeist, der zum<br />

Teil ins Elitäreabgleiten kann –und mit dem<br />

Todals Berufsrisiko. Aber sie steht nicht außerhalb<br />

der Demokratie, sondern ist ein Teil<br />

davon. Es schadet mit Sicherheit nicht, dies<br />

zu betonen und zu befördern. Anerkennung<br />

tut jeder Berufsgruppe gut, und den besonders<br />

belasteten erst recht. Zu denen gehören<br />

Soldaten ohne Zweifel.<br />

Es ist wichtig, ihnen zu zeigen, dass sie<br />

Teil eines Ganzen sind, damit nicht das Außenseitergefühl<br />

wächst und die Truppe zum<br />

Selbstzweck macht oder zur leichten Beute<br />

für anti-demokratische Kräfte. Es ist auch<br />

richtig, immer wieder das Bewusstsein zu<br />

schärfen dafür,was da verteidigt wird:Nicht<br />

einfach nur ein Land, sondern vor allem<br />

auch ein Rechtsstaat und eine Demokratie.<br />

Inszenierungen wie die vor dem Reichstag<br />

mögen dabei helfen. Aber nicht der<br />

Pomp ist entscheidend, sondernder tägliche<br />

Umgang. Eine verlässliche Sicherheitspolitik<br />

ohne Abenteuerlust ist dafür die Basis.<br />

sein, als Objekt einer umständlichen Notfalllogistik<br />

zu dienen. Meine Hoffnung, dass die<br />

fortgeschrittene Demenz ihre Erinnerungen<br />

an vorangegangene Krankenhausaufenthalte<br />

gelöscht haben möge, erfüllte sich<br />

nicht. Also hatte sie mit der ihr zurVerfügung<br />

stehenden Kraft „Nein“ gesagt.<br />

Ich verständigte mich mit dem Arzt darauf,<br />

es nicht weiter zu versuchen. Er hielt es<br />

für vertretbar, ihr ein Medikament zu Entwässerung<br />

zu verschreiben, machte mich<br />

aber darauf aufmerksam, dass dies lediglich<br />

auf der Basis einer eingeschränkten Diagnose<br />

erfolgen könne. Ich dankte ihm für<br />

den Vorschlag. In vorausgegangenen Situationen<br />

hatte ich wiederholt erlebt, dass insbesondere<br />

junge Ärzte auf einer umfänglichen<br />

Untersuchung bestanden.<br />

Am nächsten Tagging es meiner Mutter<br />

bereits wieder besser.Gemeinsam waren wir<br />

Zeugen einer unerbittlichen Funktionstüchtigkeit<br />

des Gesundheitssystems geworden.<br />

Eine angemessene ärztliche Einschätzung<br />

stand zwar vonBeginn an im Raum,war aber<br />

aus rechtlichen Gründen weder gegenüber<br />

dem Pflegeheim noch den Rettungssanitätern<br />

durchzusetzen. Auf die Vagheit des gesunden<br />

Menschenverstandes mochte sich<br />

niemand verlassen. Manwill auf Nummer sicher<br />

gehen.<br />

Verläuft es in anderen gesellschaftlichen<br />

Bereichen nicht genauso? DasNaheliegende<br />

steht immer häufiger im Widerspruch zur<br />

systemischen Logik. So sind halt die Vorschriften.<br />

Erholen können wir uns später.<br />

Peter Altmaier, Bundeswirtschaftsminister,<br />

am Dienstag auf der Bühne beim<br />

Arbeitgebertag in Berlin. Er war Ende Oktober<br />

beim Digitalgipfel in Dortmund beim<br />

Abgang von der Bühne gestürzt und verletzt<br />

in eine Klinik gebracht worden.<br />

AUSLESE<br />

Bolivien nach<br />

Evo Morales<br />

Die politische Krise in Bolivien beschäftigt<br />

die <strong>Zeitung</strong>en europaweit.<br />

Die konservative norwegische Tageszeitung<br />

Aftenposten kommentiertamDienstag<br />

den Rücktritt des Präsidenten EvoMorales:<br />

„Wenn Bolivien jetzt einen Präsidenten<br />

vonden äußersten Rechten wählt<br />

–oder das Militär übernimmt –könnten<br />

viele Jahredes Fortschritts rückgängig gemacht<br />

werden ... Es war richtig vonMorales,<br />

zurückzutreten, aber es ist zu hoffen,<br />

dass seine Nachfolger die Uhr nicht um<br />

Jahrezurückdrehen werden.“<br />

Auch die spanische <strong>Zeitung</strong> El Mundo<br />

äußertBesorgnis: „Bolivien steckt in einer<br />

sehr ernsten politischen Krise, die nicht<br />

mit dem Amtsverzicht von Evo Morales<br />

endet“, heißt es dort. „Bolivien braucht<br />

nun dringend transparente Wahlen, um<br />

die institutionelle Normalität wiederherzustellen.<br />

Und dazu muss die internationale<br />

Gemeinschaft, insbesondere die<br />

Länder der Region, beitragen.“<br />

„Eigentlich ist Evo Morales eine tragische<br />

Figur“, kommentiert die Neue Zürcher<br />

<strong>Zeitung</strong>.„Hätte der bolivianische Präsident<br />

sich an die Amtszeitbeschränkung<br />

seiner eigenen Verfassung gehalten, dann<br />

wäreihm wohl ein ehrenvoller Platz in den<br />

Geschichtsbüchern sicher gewesen.“ Was<br />

nun komme, sei völlig offen. „Noch steht<br />

die Armee Gewehr bei Fuß, doch falls sich<br />

die Lage nicht beruhigt und die Gewalt<br />

nicht endet, wird sie nicht umhinkönnen,<br />

ihreRolle als letzte Ordnungsmacht auszufüllen.“<br />

Christine Dankbar<br />

PFLICHTBLATT DER BÖRSE BERLIN<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 264 · M ittwoch, 13. November 2019 – S eite 9 *<br />

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Berlin<br />

Brandenburgs<br />

neue Regierung: Erste<br />

Minister stehen fest.<br />

Seite 16<br />

Nagelneue S-Bahn: Senat beschließt Ausschreibung für 1300 Wagen Seite 11<br />

Veruntreute Millionen: Prozess gegen früheren Top-Manager begonnen Seite 11<br />

Stadtbild<br />

Nachbarschaft<br />

zur Nacht<br />

Torsten Landsberg<br />

kann nicht schlafen.<br />

In einer weitgehend schlaflosen<br />

Nacht ist vor allem eines frappierend:<br />

die Stille. Irgendwie friedlich,<br />

gleichzeitig aber so ungewohnt, dass<br />

sie schnell bedrohlich wirken kann:<br />

Dreht sich die Welt eigentlich noch?<br />

Stille ist eine rare Ausnahme der Regel,<br />

die sich wundersam anfühlen<br />

kann, als sei man der einzige Mensch<br />

auf der Welt. Kein Geräusch ist hörbar,<br />

nicht drinnen, nicht von draußen,<br />

selbst das städtische Grundrauschen<br />

scheint sich für ein paar kurze<br />

Stunden eine Pause zu gönnen. Und<br />

das in der Stadt, die niemals schläft.<br />

Oder war das NewYork? Na ja, Harald<br />

Juhnke hat das schon geradegerückt:<br />

„In dieser Stadt bringt mich die<br />

Nacht niemals ins Nest.“<br />

Also raus aus den Federn. DieFassade<br />

im Hof reflektiert den Mond<br />

gleißend hell. Ob das wohl schon<br />

wieder Vollmond ist? In keinem<br />

Fenster der umliegenden Wohnungen<br />

brennt Licht, ein Teil dieser Stadt<br />

schläft tatsächlich gleichzeitig. Das<br />

wird jaerst klar, wenn man selbst<br />

nicht mitmacht. Vorne zur Straße<br />

verdecken die Häuser den Mond,<br />

hier ist es dunkler,trotz der Straßenlaternen,<br />

die ein trübes Licht werfen,<br />

sie sind umgeben vonkaltem Dunst.<br />

Von irgendwo her torkelt ein<br />

Mensch den Bürgersteig entlang,<br />

aber noch so fokussiert, dass die Bewegungen<br />

wohl einem Ziel folgen<br />

müssen. Die klassische <strong>Berliner</strong><br />

Nachteule sieht aber ganz bestimmt<br />

anders aus.<br />

DieChrysanthemen auf der Fensterbank<br />

haben noch mal neue Blüten<br />

bekommen, obwohl sie nach<br />

dem ersten Verwelken nicht mal<br />

mehr gegossen wurden. Gärtnernist<br />

also Zufall, vielleicht braucht es die<br />

Nachtstunden für die einfachsten<br />

Erkenntnisse. Der Spätheimkehrer<br />

gönnt sich ein Päuschen, lehnt inzwischen<br />

mit einem Arm aneiner<br />

Hauswand und krümmt den Oberkörper.<br />

Ein Ruf aus der Ferne, ob alles<br />

okay sei, könnte jetzt für einen<br />

fiesen Schrecken sorgen. Mitten hinein<br />

in die Überlegung setzt die Eule<br />

ihren Weg aber schon fort, es war<br />

wohl nur ein Powernap.<br />

Jetzt müsste eigentlich die Zeit<br />

anbrechen, in der Menschen ihren<br />

Sperrmüll auf die Straße stellen,<br />

weil sie sich unbeobachtet fühlen.<br />

Es passiertaber nichts.Wahrscheinlich<br />

ist es Menschen, die versiffte<br />

Matratzen auf die Straße werfen, sowieso<br />

egal, ob sie jemand dabei beobachtet.<br />

Bald steigt auf der Hauptstraße<br />

die Frequenz des Verkehrs.<br />

Die Stadt erwacht. Ist eseigentlich<br />

zu kalt für diese Jahreszeit? Es fühlt<br />

sich so an.<br />

Berlin bei Nacht –nicht alle können oder<br />

wollen schlafem.<br />

IMAGO<br />

Das neue <strong>Berliner</strong> Schloss (Humboldt Forum) –hier im Bild die Ostfassade –sorgt immer wieder für Probleme.<br />

Das Schloss wird 50 Millionen teurer<br />

Technische Mängel und Sicherheitsprobleme sorgen für Verzögerung –und für weiter steigende Baukosten<br />

VonTim Szent-Ivanyi und Ulrich Paul<br />

Das Humboldt Forum im<br />

Neuen <strong>Berliner</strong> Schloss<br />

wird deutlich teurer als<br />

geplant. Die Baukosten<br />

steigen voraussichtlich von offiziell<br />

595 Millionen Euro um knapp 50 Millionen<br />

Euro auf nunmehr 644,2 Millionen<br />

Euro,wie aus einerVorlage des<br />

Bundesfinanzministeriums für die<br />

abschließenden Beratungen über<br />

den Etat 2020 im Bundestags-Haushaltsausschuss<br />

hervorgeht. Sie liegt<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> und dem Redaktionsnetzwerk<br />

Deutschland (RND)<br />

vor.<br />

Ursache für die Mehrkosten, die<br />

der Bund tragen muss, sind zahlreiche<br />

technische Mängel und Sicherheitsprobleme<br />

– zum Beispiel an<br />

Heizung und Kühlanlagen. Diese<br />

Probleme hatten dazu geführt, dass<br />

die für diesen November geplante<br />

Eröffnung der Ausstellungsräume<br />

auf den kommenden Herbst verschoben<br />

werden musste.„DieMehrkosten<br />

sind unabwendbar“, heißt es<br />

in derVorlage.Die Risikovorsorge sowie<br />

weitere Rücklagen der federführenden<br />

Stiftung Humboldt Forum<br />

im <strong>Berliner</strong> Schloss seien vollständig<br />

aufgebraucht, weitere Einsparmöglichkeiten<br />

gebe es nicht. Diezusätzlichen<br />

Kosten ergäben sich unter anderem<br />

„aus der Verlängerung der<br />

Ausführungsdauer in Folge der seit<br />

2015 anhaltend gestörten Bauabläufe<br />

aufgrund von Mängeln der<br />

Ausführungsplanung und Bauausführung“.<br />

Dasalles habe die Stiftung<br />

„schlüssig und nachvollziehbar“<br />

dargelegt<br />

Berlin zahlt nicht mehr<br />

Das <strong>Berliner</strong> Schloss (Humboldt<br />

Forum) entsteht nach<br />

Plänen des italienischen<br />

Architekten Franco Stella.<br />

An der Nord-, West- und<br />

Südseite werden die Barock-<br />

Fassaden nach historischem<br />

Vorbild rekonstruiert.<br />

Die Ostfassade entsteht in<br />

moderner Architektur.<br />

GROSSPROJEKT IM ZENTRUM DER STADT<br />

Bislang hieß es,der Bauwerde durch<br />

die Verschiebung der Eröffnung etwas<br />

teurer. „Wir reden von kleinen<br />

Millionen-Beträgen“, die dazukommen<br />

könnten, hatte Baumanager<br />

Hans-Dieter Hegner noch im Juni erklärt.<br />

Nach einer Vereinbarung zwischen<br />

Bund und Land Berlin aus dem<br />

Jahre 2011 müssen die Mehrkosten<br />

allein vom Bund übernommen werden.<br />

Der Anteil Berlins bleibt bei 32<br />

Millionen Euro. Möglicherweise<br />

muss der Bund aber noch mehr Geld<br />

zuschießen. Denn ein Teil der Baukosten<br />

in Höhe von80Millionen Euro<br />

soll über Spenden eingeworben werden.<br />

Dazu heißt es in der Vorlage jedoch:„Weiterhin<br />

bleibt das Risiko bestehen,<br />

dass das Spendenziel für die<br />

historischen Fassaden in Höhe von80<br />

Millionen Euro nicht vollständig erreicht<br />

werden kann.“ Laut Vorlage<br />

fehlen noch sieben Millionen Euro an<br />

Spendengeldern.<br />

Die sogenannten baulichen Optionen,<br />

wozu die vollständige Rekonstruktion<br />

der Kuppel und mehrerer<br />

Innenportale gehört, sind nach Angaben<br />

vonder Baustelle durch Spenden<br />

in Höhe von17,5 Millionen Euro mittlerweile<br />

aber komplett finanziert.<br />

Dieser Betrag ist in den 644,2 Millionen<br />

Euro nicht enthalten. Die Gesamtkosten<br />

für das Projekt liegen deswegen<br />

tatsächlich bei mittlerweile<br />

mehr als 660 Millionen Euro, wobei<br />

etwa 90 Millionen Euro durch Spenden<br />

aufgebracht wurden. Damit nähert<br />

sich das Vorhaben dem Betrag<br />

von 670 Millionen Euro, der im Jahr<br />

2002 von einer Expertenkommission<br />

für das Vorhaben angesetzt worden<br />

war. Der Preis war damals jedoch so<br />

hoch, dass eine Realisierung des Projekts<br />

über Jahreaufgeschoben wurde.<br />

Der Bundesregierung fehlte schlicht<br />

das Geld.<br />

Die Planung kam erst dadurch<br />

wieder in Gang, dass der damalige<br />

Bauminister Wolfgang Tiefensee<br />

(SPD)imJahr2007 Pläne für eine abgespeckte<br />

Version des Schlosses präsentierte,<br />

die für 480 Millionen Euro<br />

zu haben sein sollte. Damit blieb das<br />

Genutzt wird das Gebäude<br />

als Zentrum für Kunst, Kultur,<br />

Wissenschaft und Bildung.<br />

Die Stiftung Preußischer<br />

Kulturbesitz will auf rund<br />

23 000 Quadratmetern<br />

die Sammlungen des Ethnologischen<br />

Museums und<br />

des Museums für Asiatische<br />

Kunst präsentieren.<br />

Das Land Berlin möchte auf<br />

4000 Quadratmeterneine<br />

Ausstellung zur Stadtgeschichte<br />

zeigen. Aufweiteren<br />

1000 Quadratmeternpräsentiertsichdie<br />

Humboldt-<br />

Universität. Im Erdgeschoss<br />

entsteht ein Museum des<br />

Ortes, zu dem die freigelegten<br />

Schlosskeller gehören.<br />

Projekt unter der Grenze von500 Millionen<br />

Euro –und war politisch mehrheitsfähig.<br />

Dass schon kurze Zeit später<br />

die Kosten um 72 Millionen Euro<br />

auf552 Millionen Euro stiegen, für die<br />

Ersteinrichtung, wie es hieß, konnte<br />

dem Vorhaben nichts anhaben. Später<br />

wurde das Budget nach einer Anpassung<br />

an die gestiegenen Baukosten<br />

auf 590 Millionen Euro angehoben,<br />

und nach dem Beschluss für den<br />

Bau eines Dachcafés auf 595 Millionen<br />

Euro erhöht.<br />

Die Opposition kritisiert die neue<br />

Kostensteigerung. „Was ist eine festgesetzte<br />

Kostenobergrenze wert,<br />

wenn sie von den Regierungsfraktionen<br />

selbst nicht eingehalten wird?“,<br />

sagt die <strong>Berliner</strong> Bundestagsabgeordnete<br />

Gesine Lötzsch (Linke). „Die<br />

Schlosslüge folgt dem üblichen<br />

Strickmuster: Umdas Schloss bewilligt<br />

zu bekommen, wurden falsche,<br />

unrealistische Zahlen dem Bundestag<br />

vorgelegt. Dann wurdeSchritt für<br />

Schritt der Kostendeckel angehoben.“<br />

Doch von Deckel sollte nicht<br />

gesprochen werden, so Lötzsch. „Es<br />

ist eine unkontrollierte Kostenexplosion.<br />

So darf man nicht mit den Steuergeldernumgehen.“<br />

Am Zeitplan, der die Eröffnung<br />

des neuen Schlosses ab September<br />

2020 vorsieht, soll sich nach aktuellen<br />

Ulrich Paul verfolgt die<br />

Kostensteigerung beim<br />

Schloss seit Jahren.<br />

Angaben vonder Baustelle nichts ändern.<br />

Sicher ist jedoch nur, dass<br />

nichts sicher ist. So heißt es in dem<br />

Bericht aus dem Finanzministerium:<br />

„Termin- und Kostenrisiken bleiben<br />

weiterhin aufgrund der anhaltend gestörten<br />

Bauabläufe, insbesondere in<br />

der Gebäudetechnik, und aufgrund<br />

der stark ausgelasteten Baukonjunktur<br />

bestehen.“ Im Klartext: Es fehlen<br />

Bauleute.Bau-Manager Hegner hatte<br />

im Juni gesagt, er hätte gerne 200<br />

Bauarbeiter mehr. Daran hat sich<br />

nichts geändert. Erschwert wird der<br />

Bau auch durch manche Panne. So<br />

wurde im Schloss eine Hauptleitung<br />

der Kälteanlage zu niedrig eingebaut<br />

–und behinderte einen Fluchtweg.<br />

Siewurde inzwischen höher gelegt.<br />

Schrittweise Eröffnung<br />

IMAGO IMAGES<br />

Das neue Schloss soll ein modernes<br />

Kulturzentrum werden. Hauptnutzer<br />

wird die Stiftung Preußischer Kulturbesitz.<br />

Das Ethnologische Museum<br />

und das Museum für Asiatische Kunst<br />

werden das zweite und dritte Geschoss<br />

nutzen. Im ersten Obergeschoss<br />

will das Land Berlin eine Ausstellung<br />

über die Geschichte der Stadt<br />

präsentieren. Ein weiterer Teil der<br />

Flächen wird von der Humboldt-Uni<br />

bespielt.<br />

Im ersten Schritt ab September<br />

2020 ist zunächst die Eröffnung des<br />

Untergeschosses, des Erdgeschosses<br />

sowie des ersten Obergeschosses geplant.<br />

Dazu gehören die Ausstellungsbereiche<br />

zur Geschichte des Ortes<br />

mit dem archäologischen Keller,<br />

dem Schlosskeller,das Foyer, die Passage<br />

im Schlossforum, der Schlüterhof<br />

sowie die Restaurants, Cafés und<br />

Shops.Imersten Obergeschoss sollen<br />

die Berlin-Ausstellung sowie der Bereich<br />

der Humboldt-Uni zugänglich<br />

sein. Im zweiten und dritten Schritt<br />

sollen vom Jahreswechsel 2020/2021<br />

an bis zur Jahresmitte 2021 die<br />

Räume im zweiten unddritten Obergeschoss<br />

folgen. Dort sind unter anderemdie<br />

Südseeboote unddas Japanische<br />

Teehaus zu sehen.<br />

TimSzent-Ivanyi hat die<br />

jüngste Kostensteigerung<br />

des Projekts recherchiert.<br />

NACHRICHTEN<br />

Tesla will in der Nähe von<br />

Berlin Elektroautos bauen<br />

DerElektrofahrzeughersteller Tesla<br />

will in der Umgebung vonBerlin eine<br />

Fabrik bauen. Dashat Elon Musk,<br />

der Chef des US-Unternehmens,am<br />

Dienstagabend während der Preisverleihung<br />

zum Goldenen Lenkrad<br />

in Berlin verkündet. Dieeuropäische<br />

Tesla-Giga-Factorysoll in der Nähe<br />

des Flughafens BER südöstlich von<br />

Berlin entstehen, sagte er.Tesla beschäftigt<br />

weltweit fast 50 000 Menschen<br />

und erzielte im Jahr 2018 einen<br />

Umsatz in Höhe von21,5 Milliarden<br />

Dollar.Inden vergangenen<br />

Monaten hatte es immer wieder<br />

Berichte gegeben, dass das Unternehmen<br />

einen europäischen Fertigungsstandortplant.<br />

(BLZ)<br />

Justiz sucht weitere Opfer<br />

in Missbrauchsfall<br />

Nachdem ein großer Missbrauchsfall<br />

in einem <strong>Berliner</strong> Angelverein<br />

aufgedeckt wurde,suchen Polizei<br />

und Staatsanwaltschaft nach weiterenOpfern.<br />

Biszum Dienstag habe<br />

sich aber noch niemand gemeldet,<br />

hieß es.Bei dem Angelverein in Kladowsoll<br />

ein ehrenamtlicher Jugendwartinden<br />

vergangenen drei Jahren<br />

mindestens vier Jungen im Alter von<br />

acht bis elf Jahren sexuell missbraucht<br />

haben. DerVerdächtige sitzt<br />

seit seiner Festnahme am 1. November<br />

in Untersuchungshaft. (dpa)<br />

Kudamm ab 27. November<br />

weihnachtlich beleuchtet<br />

Rund 600 Bäume am Kurfürstendamm<br />

undTauentzien werden in der<br />

Vorweihnachtszeit und über den<br />

Jahreswechsel wieder festlich beleuchtet<br />

sein. Klaus-Jürgen Meier<br />

vonAGCity,Wirtschaftssenatorin<br />

Ramona Popund Bezirksbürgermeister<br />

ReinhardNaumann werden<br />

die Lampen am 27. November um<br />

17.30 Uhreinschalten –unterstützt<br />

vonden Sponsoren: der CG Gruppe<br />

AG undder Wall GmbH. DieBeleuchtung<br />

soll fast sechs Wochen in<br />

Betrieb bleiben. (BLZ)<br />

Pandamännchen Jiao Qing<br />

im Computertomographen<br />

Veterinärehaben das Pandamännchen<br />

Jiao Qing aus dem Zooimextra<br />

großen Computertomographen des<br />

Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung<br />

untersucht. Grund für<br />

die Untersuchung unter Narkose<br />

war der Verdacht, dass Jiao Qing eine<br />

verkleinerte Nierehaben könnte.<br />

Dashat sich bestätigt. Ob diese Niere<br />

arbeitet, ließ sich jedoch nicht erkennen.<br />

DerZoo will nun die Harnabgabe<br />

des Bären genauer beobachten.<br />

Jiao Qing lebt seit zwei Jahren als<br />

Leihgabe Chinas im Zoo. (dpa)<br />

Extragroßer Computertomograph: Jiao<br />

Qing auf dem Wegindie Röhre.<br />

IWZ


10 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 264 · M ittwoch, 13. November 2019<br />

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Berlin<br />

Dass sich Unternehmertum und bürgerschaftliches Engagement nicht ausschließen, zeigt Michael Kölmel mit dem Kauf des Hauses in Friedrichshain an der Grenze zu Mitte.<br />

VOLKMAR OTTO<br />

Die Nachricht war eine<br />

Erlösung für die Mieter<br />

des Hauses Nummer 21<br />

am Strausberger Platz:<br />

Nachdem ihr Haus im Sommer<br />

zum Verkauf angeboten worden<br />

war, suchte die Mietergemeinschaft<br />

im Sommer in einer bundesweiten<br />

und vielbeachteten<br />

Kampagne einen „Vermieter mit<br />

Herz“ –mit dem Unternehmer Michael<br />

Kölmel scheint dieser nun<br />

gefunden. Der 65-Jährige hat das<br />

unter Denkmalschutz stehende<br />

Haus gekauft und verspricht den<br />

Mietern, die Miete nicht zu erhöhen<br />

und einiges anderes, von dem<br />

viele <strong>Berliner</strong>,die über kein Wohneigentum<br />

verfügen, nur träumen<br />

können.<br />

Herr Kölmel, Sie haben das Haus<br />

am Strausberger Platz gekauft. Wie<br />

kam es dazu?<br />

Ich habe von dem Aufruf der<br />

Mieter in einer <strong>Zeitung</strong> gelesen<br />

und fand die Initiative der Mieter,<br />

die einen Investor für das Haus am<br />

Strausberger Platz suchten, interessant.<br />

Viele Menschen berichten<br />

von ihren Schwierigkeiten, wenn<br />

die Mieten erhöht werden, oder<br />

wenn Investoren das Haus, indem<br />

sie leben, kaufen und in Eigentum<br />

umwandeln, oder Eigentümer auf<br />

Eigenbedarf klagen. Ich habe den<br />

Artikel gelesen, dort angerufen<br />

und die Initiative der Mieter, die<br />

einen „Investor mit Herz“suchten,<br />

aufgenommen und auch eine<br />

Website daraus gemacht. Es gibt ja<br />

nur noch wenige Domains, die frei<br />

sind, aber „Investor mit Herz“<br />

hatte offenbar noch niemand angemeldet<br />

(lacht).<br />

Sie haben sich mit den Besitzern,<br />

einer Erbengemeinschaft aus Köln,<br />

geeinigt und das Haus gekauft. In<br />

welchen Dimensionen bewegt sich<br />

der Kaufpreis für eine Immobilie<br />

dieser Art?<br />

Das ist natürlich ein Millionenbetrag<br />

und die Mieten sind zu gering,<br />

um den Kaufpreis zu decken.<br />

Deswegen klagen Investoren Mieter<br />

raus und nutzen jede Gelegenheit,<br />

die Mieten zu erhöhen. Das<br />

ist eine simple Rechnung.<br />

Mitden Mieteinnahmen kann man<br />

solch ein Gebäude nicht refinanzieren?<br />

Das kann man schon, aber man<br />

hat natürlich nicht die Verzinsung,<br />

die Investoren sonst gerne haben.<br />

Wardas der Grund für die Erbengemeinschaft,<br />

das Haus zu verkaufen?<br />

Eine Immobilie an einem solchen<br />

Standort ist doch sicherlich<br />

sehr begehrt.<br />

Die Erben hatten andere Vorstellungen.<br />

Das ist eine Gruppe<br />

von Leuten, die mit Gewerbeimmobilien<br />

zu tun hat, diese Wohnimmobilie<br />

war ein Sonderfall in<br />

deren Portfolio. Man steht mit so<br />

einem Haus ganz automatisch in<br />

der Öffentlichkeit.<br />

Was ist die konkrete Idee hinter Ihrer<br />

Plattform „Investor mit Herz“?<br />

Die Idee ist, über die Website<br />

Investoren in anderen deutschen<br />

Städten zu finden, denn ich kann<br />

mir nicht vorstellen, dass ich mit<br />

meinen Ideen von einem sozial<br />

verträglichen Verhältnis zwischen<br />

Vermieter und Mieter der Einzige<br />

bin. Es gibt sicherlich Leute, die<br />

Geld geerbt haben oder als Unternehmer<br />

erfolgreich sind, denen es<br />

nicht nur um die Geldmehrung<br />

auf Kosten von Mietern geht. Das<br />

ist doch auch ein unglaublicher<br />

Einschnitt in das Leben, wenn<br />

man plötzlich seine Miete nicht<br />

mehr bezahlen kann und de facto<br />

so seinen Wohnraum verliert.<br />

Also seine Heimat.<br />

Ganz genau.<br />

Haben sich denn schon Investoren<br />

bei Ihnen gemeldet?<br />

Die Website wurde ja erst vor<br />

zwei Wochen aufgesetzt. Aber es<br />

haben sich schon viele Leute gemeldet.<br />

Es sind Leute, die wie ich<br />

einen bestimmten sozialen Anspruch<br />

an eine Gesellschaft haben.<br />

Gleichzeitig melden sich aber<br />

auch Mieter, denen ein ähnliches<br />

Schicksal droht wie den Mietern<br />

am Strausberger Platz.<br />

Und was sagen Sie denen? Sie können<br />

ja nicht alle Häuser kaufen.<br />

Erst einmal nehmen wir diese<br />

Sachen auf und verfolgen diese<br />

Fälle. Wir haben auch schon ein<br />

paar Leute gefunden, die mitinvestieren<br />

würden. Das sind natürlich<br />

nicht alles solche Immobilien<br />

wie am Strausberger Platz. Die<br />

Häuser von Hermann Henselmann<br />

könnten ja einmal Weltkulturerbe<br />

werden. Ich hoffe aber<br />

grundsätzlich darauf, dass es bei<br />

einigen Leuten ein Umdenken<br />

gibt. Gentrifizierung ist ja nicht<br />

nur ein <strong>Berliner</strong> Problem.<br />

Ist ein Gebäude dieser Art, also alt<br />

und denkmalgeschützt, nicht immer<br />

ein Zuschussgeschäft für einen<br />

Vermieter?<br />

„Das ist ein<br />

unglaublicher<br />

Einschnitt“<br />

Der Unternehmer und Investor Michael Kölmel hat<br />

ein Haus am Strausberger Platz gekauft.<br />

Für die Mieter ist das ein Glücksfall<br />

Die Mieter des Hauses Strausberger Platz 21 mit Michael Kölmel (hinten in der Mitte)<br />

BIOGRAFIE<br />

Michael Kölmel wurde 1954 in Karlsruhe geboren und ist promovierter Volkswirt. Seine Leidenschaft<br />

für das Kino führte dazu, dass Kölmel gemeinsam mit seinem Bruder 1984 den<br />

Filmverleih Kinowelt gründete. Ende 2001 musste die Kinowelt AG mit einer halben Milliarde<br />

Euro Schulden Insolvenz anmelden. Im Jahr zuvor hatte Kölmel den Zuschlag für Neubau und<br />

Betrieb des neuen Leipziger Zentralstadions bekommen. Der Unternehmer beteiligte sich mit<br />

27 Millionen Euro an den Gesamtkosten in Höhe vonrund 90 Millionen Euro. Ende der 90er-<br />

Jahre rettet Kölmel den 1. FC Union vordem finanziellen Ruin, zudem investierte er auch in<br />

andere Fußballvereine. 2006 übernahm Kölmel die Frankfurter Verlags-, Musik- und Buchhandelsfirma<br />

Zweitausendeins. Kölmel ist verheiratet und lebt in Leipzig.Erhat zwei Söhne.<br />

PRIVAT<br />

Das hängt vom Grad der Renovierungsbedürftigkeit<br />

ab. Das<br />

Haus am Strausberger Platz ist<br />

aber sehr gut saniert. Und für die<br />

Kacheln, die die Fassaden zieren,<br />

gibt es eine extraRücklage.Dagibt<br />

es natürlich Auflagen, klar. Aber<br />

das ist ein wunderbares Haus,<br />

hohe Decken und durch die Kacheln<br />

auch energieeffizient. Ich<br />

kann schon verstehen, dass die<br />

Mieter in diesem Haus wohnen<br />

bleiben wollen. Allein die Lage ist<br />

fantastisch.<br />

Sie wollen am Strausberger Platz<br />

die Mieten nicht erhöhen und<br />

keine Kündigungen aussprechen.<br />

Das klingt für viele Menschen in<br />

Berlin nach einem Traum.<br />

Nun, ich habe den Begriff des<br />

Investoren mit Herz ja von meinen<br />

neuen Mietern übernommen<br />

und mir Gedanken gemacht, wie<br />

man diesen Begriff, diese Floskel<br />

überzeugend definieren kann.<br />

Das geht natürlich nur, wenn man<br />

den Mietern entgegenkommt. Wir<br />

haben gemeinsam einen Plan<br />

ausgearbeitet, der vier Punkte<br />

hat. Erstens fünf Jahre keine Erhöhung<br />

der Nettokaltmiete, also<br />

eine Art privater Mietdeckel.<br />

Dann zehn Jahre keine Kündigungen<br />

des Mietverhältnisses aus finanziellen<br />

Gründen. Drittens<br />

keine Kündigungen von Mietern<br />

über 65 Jahren und viertens keine<br />

Kaufpreisfinanzierung über<br />

Bankkredite, wenn man am Projekt<br />

teilhaben will. Das bedeutet,<br />

dass die Investoren aus ihrer eigenen<br />

Tasche zahlen müssen. Keine<br />

Bank soll zu Mieterhöhungen<br />

drängen können.<br />

Wo bleibt der geschäftliche Aspekt?<br />

Oder tun Sie das alles nur aus gesellschaftlichem<br />

Engagement heraus?<br />

Für mich klingt das alles –mit<br />

Verlaub –fast zu schön, um wahr<br />

zu sein.<br />

Ja, aber genau das ist der Kern:<br />

Wohnen ist ein Thema, das überaus<br />

emotional besetzt ist und es ist<br />

einfach falsch, Menschen zu quälen,<br />

indem man ihnen ihr Heim<br />

nimmt, beziehungsweise sie in<br />

dem Gefühl belässt, dass man es<br />

ihnen jederzeit nehmen kann, indem<br />

man sie aus den Wohnungen<br />

rausklagt oder die Miete erhöht.<br />

Wohnen sollte meiner Meinung<br />

nach nie der Rendite unterliegen.<br />

Natürlich muss man Mieten nehmen,<br />

um Reparaturen zu bezahlen<br />

und natürlich darf von der Miete<br />

auch etwas übrig bleiben für den<br />

Besitzer. Aber das alles sollte in einem<br />

vernünftigen für den Mieter<br />

tragbaren Rahmen passieren.<br />

Sie leben in Leipzig, die Stadt ist zu<br />

einer Art kleinem Berlin geworden:<br />

Viel Altbau, Kultur und eine überschaubare<br />

Größe machen die Stadt<br />

attraktiv. Hat man in Leipzig aus<br />

den Fehlern Berlins gelernt, was<br />

die Gentrifizierung anbelangt?<br />

Das ist hier ein großes Thema,<br />

vielleicht nicht so brisant wie in<br />

Berlin, denn es gab in Leipzig einen<br />

riesigen Bestand an renovierungsbedürftigen<br />

Altbauten. Es<br />

droht natürlich Ähnliches. Was in<br />

Berlin schon abgeschlossen ist,<br />

wirdauch Leipzig in den kommenden<br />

Jahren erwarten und es hat ja<br />

auch schon begonnen: Investoren,<br />

steigende Mieten, Verdrängung<br />

und alle anderen Aspekte der Gentrifizierung<br />

bleiben auch dieser<br />

Stadt wohl nicht erspart. DieWohnungen<br />

hier gehören den Leipzigern<br />

zugroßen Teilen nicht mehr,<br />

es sind Spekulationsobjekte.<br />

Wurden Sie nicht gefragt, warum<br />

Sie nicht in Leipzig Häuser kaufen,<br />

sagen wir: mildtätig sind, sondern<br />

in Berlin?<br />

Nein, aber ich würde das auch<br />

sofort inLeipzig tun.<br />

Berlin bekommt den Mietendeckel.<br />

Was halten Sie als Vermieter, den<br />

dieses Instrument einschränken<br />

soll, davon?<br />

Grundsätzlich ist das in Ordnung,<br />

damit in dem Markt mal<br />

Ruhe einkehrt, der ist ja auch vollkommen<br />

heiß gelaufen. Aber ich<br />

bin mir sicher, dass da noch nicht<br />

das letzte Wort gesprochen ist. Es<br />

wird Klagen geben gegen den Deckel<br />

und ich habe auch schon gehört,<br />

dass Mieter unterschreiben<br />

müssen, dass sie Mieten nachzahlen<br />

müssten, falls der Mietendeckel<br />

vor Gericht gecancelt wird.<br />

Wie haben andere Unternehmer<br />

auf den Kauf des Hauses am<br />

Strausberger Platz reagiert? Hat<br />

man Ihnen abgeraten, Sie gar der<br />

Naivität geziehen?<br />

Ja, das gab es auch, aber wenn<br />

man mit diesen Leuten diskutiert,<br />

dann gehen denen schnell die Argumente<br />

aus. Esist am Ende bestechend<br />

einfach: Mankann mit einem<br />

Hauskauf und den damit verbundenen<br />

sozialen Ideen durchaus ein<br />

Zeichen setzen. Es wirdNachahmer<br />

geben. Da bin ich mir ganz sicher.<br />

Das Gespräch führte<br />

Marcus Weingärtner.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 264 · M ittwoch, 13. November 2019 11 **<br />

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Berlin<br />

POLIZEIREPORT<br />

Niedergestochen.<br />

Beieinem Streit in der Lobeckstraße<br />

in Kreuzbergsind am Montagabend<br />

sind ein 23- und ein 33-Jähriger<br />

mit Messernverletzt worden.<br />

DieMänner meldeten sich selbst<br />

in einer Rettungsstelle.Nach und<br />

nach stürmten Angehörige der beiden<br />

Männer in die Klinik. DiePolizei<br />

hatte Mühe,sie abzudrängen.<br />

DieHintergründe der Auseinandersetzung<br />

sind noch unklar.<br />

Mann schwer verletzt.<br />

EinUnbekannter hat am Montagnachmittag<br />

einen 53-Jährigen in<br />

dessen Hausflur in der Tegeler Straße<br />

in Wedding niedergeschlagen. Er<br />

kam mit schweren Kopfverletzungen<br />

in eine Klinik. Dortmusste er notoperiertwerden.<br />

Dergenaue Tathergang<br />

und die Hintergründe sind<br />

noch unklar.Die 6. Mordkommission<br />

ermittelt wegen versuchten<br />

Totschlags.<br />

Räuber in die Flucht geschlagen.<br />

Drei unbekannte Täter haben am<br />

Montagabend versucht, einen<br />

Supermarkt in Baumschulenweg<br />

zu überfallen. Gegen 22.40 Uhr<br />

betraten sie das Geschäft in der<br />

Baumschulenstraße forderten von<br />

einem 21-jährigen Mitarbeiter lautstarkGeld.<br />

Einer der Täter bedrohte<br />

den Angestellten mit einem Messer.<br />

Sein Komplizedrohte ihm mit einer<br />

Flasche,deren Hals abgeschlagen<br />

war.Ein 29 Jahrealter Sicherheitsmitarbeiter<br />

wurde auf die Tataufmerksam<br />

und stellte sich den Räubernentgegen.<br />

Daraufhin flüchtete<br />

das Trio ohne Beute.<br />

Fremdenfeindlich beleidigt.<br />

Ein41-Jähriger hat am Montagnachmittag<br />

im U-Bahnhof Stadtmitte<br />

fremdenfeindliche Parolen gebrüllt.<br />

Danach verließ er den Bahnhof.<br />

Zeugen alarmierten dennoch die<br />

Polizei. Während sie befragt wurden,<br />

kehrte der Mann auf den Bahnsteig<br />

zurück und pöbelte erneut. DiePolizisten<br />

nahmen ihn fest. Nach der<br />

Personalienfeststellung wurde er<br />

wieder entlassen.<br />

Diese Bronzefigur verschwand aus einer<br />

Musikschule in Köpenick.<br />

POLIZEI<br />

Flötenspielerin gestohlen.<br />

DiePolizei bittet um Mithilfe bei der<br />

Fahndung nach der „Flötenspielerin“.<br />

DieBronzeskulptur stand zuletzt<br />

in der Joseph-Schmidt-Musikschule<br />

an der Freiheit in Köpenick.<br />

Sieist 80 Zentimeter hoch und<br />

wurde 1959 vonHans-Peter Goettsche<br />

geschaffen. DerKünstler,ein<br />

gebürtiger Hamburger,ist im vergangenen<br />

Jahr gestorben. Er lebte<br />

zuletzt im Märchenviertel in Köpenick.<br />

DiePolizei bittet Zeugen, denen<br />

die Skulptur zum Kauf oder zum<br />

Tausch angeboten wurde,sich zu<br />

melden. Hinweise nimmt jede<br />

Polizeidienststelle entgegen.<br />

Pferd gerettet.<br />

Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr<br />

inWartenberg-Malchowhaben<br />

am Montagabend in Malchowein<br />

Pferdaus einer misslichen Lage gerettet.<br />

Eine Reiterin war mit dem Tier<br />

in einem Moor stecken geblieben,<br />

weil sie sich für eine Abkürzung bei<br />

ihrem Ausritt entschlossen hatte.<br />

Während sich die Frau selbst retten<br />

konnte,stürzte das Pferdund kam<br />

nicht mehr allein frei. DieFeuerwehr<br />

befreite das Tier.Mit Trageschlaufen<br />

zogen die Einsatzkräfte den Hengst<br />

aus dem sumpfigen Loch. Dann<br />

wurde er zum nahe gelegenen Hof<br />

zurückgebracht. Eine Ärztin untersuchte<br />

ihn. Er war unverletzt. (ls.)<br />

Unter Zeitdruck<br />

Regierungsbildung in Brandenburg könnte das Vergabeverfahren bei der S-Bahn deutlich verzögern<br />

VonAnnika Leister<br />

Der rot-rot-grüne Senat<br />

hat am Dienstag das bisher<br />

größte Vergabeverfahren<br />

für die <strong>Berliner</strong> S-<br />

Bahn beschlossen: Acht Milliarden<br />

Euro wollen SPD,Linke und Grüne in<br />

die Anschaffung von 1 300 neuen<br />

Wagen, Betrieb und Instandhaltung<br />

investieren. Dasteilte Verkehrssenatorin<br />

Regine Günther (Grüne) am<br />

Dienstag mit. Will der Senat im Zeitplan<br />

bleiben, muss er noch in diesem<br />

Jahr die Mega-Ausschreibung<br />

starten. Doch ob das gelingen kann,<br />

ist schon jetzt fraglich – denn es<br />

hängt nicht alleine an Berlin.<br />

Auch Nachbarland Brandenburg<br />

muss die Pläne noch abnicken und<br />

festlegen, inwiefern es sich überhaupt<br />

an den Kosten beteiligen will.<br />

Und das schnell. Zwar gab es zuvor<br />

Diskussionen und einen Lenkungskreis<br />

zwischen den beiden Landesregierungen,<br />

laut Günther schien alles<br />

weitestgehend geregelt. Doch Brandenburg<br />

hat gerade gewählt –und<br />

auf der Seite des Verhandlungspartners<br />

ist damit plötzlich alles unklar.<br />

Statt wie bisher SPD und Linke werden<br />

in Zukunft SPD,CDU und Grüne<br />

zusammen in Brandenburgregieren.<br />

Zurzeit bildet sich noch die Regierung,<br />

Posten und Parteien im Landtag<br />

wechseln. Das Verkehrsministerium<br />

soll aus der Hand der SPD zur<br />

CDU wechseln –die oft anderePositionen<br />

vertritt.<br />

Regierungsbildung und neuer<br />

Verhandlungspartner erschweren<br />

dem rot-rot-grünen Senat den Abschluss<br />

des lange geplanten Großprojekts.Dennoch<br />

fordertBerlin den<br />

Nachbarn zur Eile auf: Berlin habe<br />

seine Hausaufgaben gemacht, sagte<br />

Günther am Dienstag. Sie hoffe auf<br />

eine Antwort von Brandenburg binnen<br />

vier Wochen nach der Regierungsbildung<br />

–also bis zum 18. Dezember.Doch<br />

die Verkehrssenatorin<br />

will sich nicht festlegen, ob sie den<br />

Zeitplan wirdeinhalten können:„Ich<br />

bin keine Hellseherin“, sagt Günther.<br />

Wechselnde Ansprechpartner –das<br />

sei im politischen Geschäft „nicht<br />

ohne Risiko“.<br />

Die Brandenburger CDU war am<br />

Dienstag für ein Statement nicht zu<br />

erreichen –sie diskutierte gerade die<br />

Besetzung der neuen Regierungsämter.<br />

Die <strong>Berliner</strong> CDU aber sieht<br />

das vom rot-rot-grünen Senat gewählte<br />

Vergabeverfahren äußerst<br />

kritisch –vor allem, weil die Beschaffung<br />

der Wagen, die Instandhaltung<br />

und der Betrieb an unterschiedliche<br />

Unternehmen gehen können sollen.<br />

Auch die Ost-West-Linien (hier ein Zug in Friedrichshain) werden ausgeschrieben. IMAGO<br />

Zwei Netze, zehn Linien: Bei<br />

der Ausschreibung geht es<br />

um zwei Drittel der S-Bahn.<br />

Bisher betreibt dortdas DB-<br />

Unternehmen S-Bahn Berlin<br />

GmbH alle Züge. Zum Netz<br />

Stadtbahn gehören die Linien<br />

S3, S5, S7, S75 und<br />

S9, zum Netz Nord-Süd außer<br />

der S1, S2, S25, S85 die<br />

S15 (Frohnau–Hauptbahnhof).<br />

Sie gibt es noch nicht.<br />

WEICHENSTELLUNG FÜR DIE REGION<br />

Bieter gesucht: Berlin und<br />

Brandenburg wollen nun<br />

Unternehmen finden, die für<br />

beide Teilnetze S-Bahnen<br />

bereitstellen und sie betreiben.<br />

Aufträgekönnen getrennt<br />

vergeben werden: Eine<br />

Firmaliefertdie Zügeund<br />

hält sie instand, eine andere<br />

fährtsie. Es ist aber auch<br />

möglich, ein Angebot für alle<br />

vier Teillose abzugeben.<br />

Der Zeitplan: Das Vergabeverfahren,<br />

bei dem mit Bieternverhandelt<br />

wird, soll<br />

Ende 2021 oder Anfang<br />

2022 abgeschlossen werden.<br />

Dann steht fest, werdie<br />

Aufträgeerhält –und ob die<br />

bundeseigene S-Bahn Berlin<br />

GmbH Terrainverliert. Ende<br />

2026 sollen die ersten Vorserienfahrzeugeder<br />

neuen<br />

S-Bahn-Generation fahren.<br />

Top-Manager mit krimineller Karriere<br />

Insgesamt sind neun unterschiedliche<br />

Loskombinationen möglich –<br />

anstatt dass wie bisher alle Angebote<br />

aus einer Hand kommen.<br />

DieVerkehrssenatorin will so eine<br />

Monopolstellung und daraus erwachsende<br />

hohe Preise vermeiden.<br />

Die CDU aber findet das Verfahren<br />

schon bei derVergabe zu kompliziert<br />

und auch im Betrieb zu anfällig für<br />

Komplikationen. Am Ende sei es zu<br />

leicht für Unternehmen, sich bei<br />

Schwierigkeiten „gegenseitig den<br />

schwarzen Peter“ zuzuschieben.<br />

Und: In Brandenburg, heißt es, sähen<br />

es einige ähnlich.<br />

Zweifler gibt es beim Blick auf das<br />

Vergabeverfahren freilich auch noch<br />

in den eigenen Reihen der rot-rotgrünen<br />

Koalition. Vor allem in der<br />

SPD sind die kritischen Stimmen<br />

zahlreich, bis zuletzt haderte die Partei<br />

damit, dass das S-Bahn-Netz potentiell<br />

unter mehreren Unternehmen<br />

aufgeteilt werden soll. Und bei<br />

einigen sind nicht alle Zweifel ausgeräumt:<br />

Er freue sich über den Kompromiss,<br />

sagt SPD-Verkehrsexperte<br />

Tino Schopf. Doch er bevorzuge weiterhin<br />

ein Angebot„aus einer Hand“,<br />

mit mehreren Unternehmen im S-<br />

Bahn-Netz würden zu viele Schnittstellen<br />

geschaffen. Undesseien weiterhin<br />

viele Fragen offen, sagt Schopf<br />

–unter anderem die, was denn bei<br />

einer Zerschlagung des S-Bahn-Systems<br />

eigentlich genau mit den Mitarbeiternpassieren<br />

soll.<br />

Die Grünen stöhnen bei so viel<br />

Zögerlichkeit. Die SPD habe mit unnötigen<br />

Diskussionen überhaupt<br />

erst dafür gesorgt, dass man nun mit<br />

der neuen Regierung in Brandenburg<br />

verhandeln müsse –und nicht<br />

mit dem alten Verhandlungspartner,<br />

heißt es dort. Schopf weist den Vorwurfvon<br />

sich.Das seiein großes Projekt,<br />

ein wichtiges Thema, das man<br />

nicht überhasten solle: „Wenn es um<br />

die Beschäftigten geht, nehme ich<br />

mir gerne ein bisschen Zeit.“<br />

Verkehrssenatorin Günther versprach<br />

am Dienstag, dass man alles<br />

tun werde, um Angestellten Sicherheit<br />

zu verschaffen. „Und noch<br />

mehr.“ Wenige Minuten später kündigte<br />

Günther allerdings eine Maßnahme<br />

an, die zumindest die Zugführer<br />

der S-Bahn kaum beruhigen<br />

dürfte: Die Wagen, die Berlin jetzt<br />

neu kauft, sollten auch auf „autonomes<br />

Fahren“ausgerichtet sein.<br />

Michael K. veruntreute Millionen. Nun steht er wegen versuchter Anstiftung zum Mord vor Gericht<br />

VonKatrin Bischoff<br />

Michael K. sitzt an diesem Dienstag<br />

mit lockerer Freizeitkleidung<br />

auf der Anklagebank. Den Anzug,<br />

den er als angeklagter Topmanager<br />

noch 2014 und 2015 vor Gericht<br />

im bayerischen Hof trug, hat der 43-<br />

Jährige gegen einen grauen Pullover<br />

und eine beigefarbene Hose getauscht.<br />

Michael K. wurde einst vom<br />

Manager Magazin zum „CEO of the<br />

Future“, zum Nachwuchsmanager<br />

des Jahres,gewählt. Er war der Beste,<br />

der Business-Prinz unter 19 000 Bewerbern.<br />

Er war auf dem Wegnach<br />

ganz oben. Nunist er ganz unten.<br />

Michael K. ist aus dem Gefängnis<br />

vorgeführt worden. DerVorwurf, um<br />

den es in diesem Verfahren geht,<br />

wiegt schwer. Staatsanwalt Michael<br />

Glage wirft ihm versuchte Anstiftung<br />

zum Mord in zwei Fällen vor. Nach einem<br />

rechtlichen Hinweis des Vorsitzenden<br />

Richters der Schwurgerichtskammer<br />

könnten es sogar drei Fälle<br />

werden. Michael K. bestreitet die Anklagepunkte.Erhabe<br />

so etwas nie gemacht.<br />

Er beschreibt seinen kriminellen<br />

Abstieg und auch die nun erhobenen<br />

Vorwürfe als Intrige gegen seine<br />

Person.<br />

Um die Anklage zu verstehen,<br />

muss man die Vorgeschichte kennen.<br />

Michael K. war vor seiner Inhaftierung<br />

Geschäftsführer des Textildiscounters<br />

NKD.Mit diesem Jobsoll er<br />

eine halbe Million Euro im Jahr verdient<br />

haben. Doch das reichte dem<br />

Kaufmann offenbar nicht. Von den<br />

NKD-Konten zweigte er 3,7 Millionen<br />

Euro ab.DieVeruntreuung flog auf, K.<br />

wurde in Hofder Prozessgemacht. Er<br />

bestritt die Vorwürfe, wurde jedoch<br />

nach über einem Jahr Verhandlungsdauer<br />

zu sechs Jahren Freiheitsentzug<br />

verurteilt.<br />

Noch während des Prozesseskam<br />

der Angeklagte auf eine krude Idee.Er<br />

wollte mit der Entführung seines<br />

Richters und gegebenenfalls mit dessen<br />

Tötung seine Freilassung erpressen.<br />

Doch die zwei Männer, die er in<br />

der Untersuchungshaft ansprach, offenbarten<br />

sich. Auch hier sprach er<br />

von Lügen. Das Gericht glaubte ihm<br />

nicht. Michael K. bekam wegen Verabredung<br />

zu einem Verbrechen wei-<br />

tere fünf Jahre. Aus beiden Urteilen<br />

wurde eine Gesamtfreiheitsstrafe von<br />

neun Jahren gebildet.<br />

Michael K. ließ sich nach Berlin<br />

verlegen. Undersoll, glaubt man der<br />

Anklage, im Juli 2017 erneut ein<br />

Mordkomplott geschmiedet haben.<br />

Um eineWiederaufnahme seinesVerfahrens<br />

wegen der geplanten Entführung<br />

des Richters „zu seinem Gunsten<br />

durchführen zu können“, habe<br />

Michael K. relevante Beweismittel<br />

manipulieren wollen, so der Staatsanwalt.<br />

Er habe Thomas K., der ihn<br />

wegen der vorgesehen Verschleppung<br />

verpfiffen hatte, dazu bringen<br />

wollen, seine Aussage zu widerrufen.<br />

Dann sollte der Belastungszeuge sterben<br />

–durch eine Überdosis.<br />

Für die Ausführung des Planshabe<br />

Michael K. seinen Mitgefangenen Roy<br />

W. angesprochen und ihm für die Tötung<br />

des Belastungszeugen durch<br />

Dritteeine Beteiligung an seinen Immobilien<br />

versprochen. RoyW.soll auf<br />

das Angebot des einstigen Top-Managers<br />

nur zum Schein eingegangen<br />

sein und sich dann bei den Justizbehörden<br />

gemeldet haben.<br />

Annika Leister<br />

nutzt die S-Bahn<br />

regelmäßig<br />

Nachdem gegen den Angeklagten<br />

ein Ermittlungsverfahren eingeleitet<br />

worden war, habe sich Michael K.<br />

dazu entschlossen, nun auch RoyW.<br />

aus dem Wegräumen zu lassen, so<br />

die Anklage. Essollte wie ein Unfall<br />

beim Duschen aussehen. Doch auch<br />

der diesmal angesprochene Mithäftling<br />

soll den Plan verraten haben.<br />

Dieerwähnte dritte versuchte Anstiftung<br />

zum Mord könnte sich auf<br />

die Eltern desMannes beziehen, der<br />

bei der NKD-Veruntreuung dabei gewesen<br />

sein soll. Er war damals vor<br />

seiner Verhaftung nach Brasilien geflohen,<br />

saß dort inHaft. Michael K.<br />

könnte, sodas Gericht, RoyW.dazu<br />

aufgefordert haben, unbekannte<br />

Kontaktmänner dazu zu bestimmen,<br />

dass die Eltern des Zeugen „aus Brasilien<br />

von einem Besuch des Sohnes<br />

nicht mehr zurückkehren“.<br />

Roy W.war im Prozess als Zeuge<br />

vorgesehen. Doch er macht von seinem<br />

Aussageverweigerungsrecht<br />

Gebrauch. Er hat bei der Polizei seine<br />

Aussage gegen Michael K. zurückgezogen<br />

und erklärt, er habe bei seiner<br />

Einlassung gelogen.<br />

Hostel soll bei<br />

Nordkoreanern<br />

ausziehen<br />

Gericht verhandelt<br />

über Räumungsklage<br />

VonNorbertKoch-Klaucke<br />

Der Streit geht weiter –umdas<br />

City Hostel, das sich in der Glinkastraße<br />

in Mitte auf dem Gelände<br />

der Botschaft Nordkoreas befindet.<br />

Weil die Vereinten Nationen gegen<br />

das asiatische Land Sanktionen verhängt<br />

haben, dürfte es nicht mehr<br />

weiter betrieben werden. Nordkorea<br />

steht unter Verdacht, mit Hilfe von<br />

Immobilien wie dem Gelände in<br />

Mitte Devisen für das Atomprogramm<br />

des Diktators KimJong Un zu<br />

beschaffen. Seit 2016 setzen sich die<br />

Bundesregierung und das Land Berlin<br />

dafür ein, dass das City Hostel<br />

schließt. Die Versuche scheiterten<br />

bisher. Nun fordert ein Ehepaar aus<br />

den USA, es endlich dichtzumachen.<br />

Es sind Fredund CindyWarmbier,<br />

die in der Botschaft über ihren Sohn<br />

Otto Warmbier sprechen wollten. Er<br />

war 2016 in Nordkorea zu 15 Jahren<br />

Arbeitslager verurteilt worden,<br />

nachdem er ein Propagandaplakat<br />

gestohlen hatte. 2017 starb er –offenbar<br />

an den Folgen der Haft. Seine<br />

Elternwerden in der Botschaft nicht<br />

vorgelassen –aber sie erfahren von<br />

dem City Hostel auf dem Areal. Sie<br />

beklagen, dass der bestehende Hotelbetrieb<br />

gegen UN-Sanktionen<br />

verstoße. Im Gespräch mit NDR,<br />

WDR und der Süddeutschen <strong>Zeitung</strong><br />

forderten sie daher die Schließung<br />

des Hostels. „Man muss das Regime<br />

verantwortlich machen, wo immer<br />

es Regeln bricht“, sagten sie.<br />

Seit 2016 gelten die UN-Sanktionen,<br />

die weltweit untersagen, von<br />

Nordkorea Immobilien zu pachten<br />

oder zu mieten. Sie gelten auch für<br />

dasTeilgebäude der Botschaft in Berlin,<br />

das seit 2008 voneiner GmbH als<br />

Hostel betrieben wird. Angeblich erhielten<br />

die Nordkoreaner jährlich<br />

38 000 Euro als Pachtgebühr.<br />

Das umstrittene Hostel auf dem Areal der<br />

Botschaft Nordkoreas in Mitte.<br />

DPA<br />

Die Bundesregierung versucht<br />

seit Jahren die Schließung des Hostels<br />

zu erzwingen –etwa mit einem<br />

Bußgeldbescheid gegen die Betreiber<br />

wegen Verstoßes gegen die Sanktionen.<br />

2017 wies ein Gerichtjedoch<br />

die Forderungen zurück. DerHostel-<br />

Betreiber hatte erklärt, die Pacht<br />

nicht mehr an die Botschaft zu zahlen,<br />

sondernauf einSperrkonto.<br />

Nun soll auf Druck des Auswärtigen<br />

Amtes die Botschaft dem Hostel-<br />

Betreiber den Pachtvertrag gekündigt<br />

und bereits im Februar 2018<br />

eine Räumungsklage beim Landgericht<br />

eingereicht haben. Ein Sprecher<br />

will dies wederbestätigen noch<br />

dementieren. Denn die Klage konnte<br />

dem Betreiber nicht zugestellt werden,<br />

da die Nordkoreaner den nötigen<br />

Gerichtskostenvorschuss bisher<br />

nicht zahlten. DasHostelblieb.<br />

Jetzt könnte das Spiel auf Zeit ein<br />

Ende haben, die Räumungsklage<br />

doch noch vor Gericht kommen.<br />

Nach Informationen der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> habe die Botschaft nun den<br />

Vorschuss gezahlt. Im Januar 2020<br />

soll bereits vorm Verwaltungsgericht<br />

über eine Ordnungsverfügung gestritten<br />

werden, mit der der Bezirk<br />

Mitte 2018 den Hostel-Betrieb wegen<br />

Verstoßes gegen die Sanktionen<br />

beenden wollte.Der Betreiberklagte.<br />

Er haltedie Gesetzeein, hieß es.


12 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 264 · M ittwoch, 13. November 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Zum<br />

Wellenreiten<br />

in die Halle<br />

Totschlag<br />

oder<br />

Spätabbruch?<br />

In Lichtenberg öffnet am<br />

22. November Surfanlage<br />

Plädoyers im Prozess um<br />

getöteten Zwilling<br />

Passionierte Wellenreiter und interessierte<br />

Surf-Anfänger können<br />

sich freuen. Die erste Indoor-<br />

Surfanlage mit einer künstlichen<br />

Welle in der Hauptstadt soll am<br />

22. November eröffnet werden. Das<br />

Wellenwerkbefindet sich in einer alten<br />

Industriehalle auf dem früheren<br />

Gelände der Wasserbetriebe an der<br />

Landsberger Allee in Lichtenberg.<br />

Die Welle wird in einem etwa<br />

10 mal 18 Meter großen Wasserbecken<br />

künstlich erzeugt. Sie befindet<br />

sich in dem Becken immer an der<br />

gleichen Stelle,sodass die Surfer auf<br />

ihren Boards lange üben können.<br />

Bekannt ist eine solche sogenannte<br />

stehende Welle zum Beispiel aus<br />

dem Eisbach in München, der bei<br />

Surfernbeliebt ist.<br />

Eine Stunde kostet 38 Euro<br />

Nach Angaben der <strong>Berliner</strong> Veranstalter<br />

lassen sich die Fließgeschwindigkeit<br />

desWassers und die Höhe der<br />

Welle einstellen, so dass die Anlage<br />

für Anfänger und Könner gleichermaßen<br />

geeignet ist. Angeboten werden<br />

auch Übungseinheiten mit einer<br />

Haltestange für Kinder oder mit<br />

Surflehrern. Eine Stunde Wellenreiten<br />

in einer Gruppe kostet ab 38<br />

Euro.<br />

DasWellenwerk wurde von mehreren<br />

jungen Hobbysurfern gegründet.<br />

In dem Gebäude sollen später<br />

auch ein Restaurant, ein Surfshop<br />

und ein Biergarten eröffnet werden.<br />

Ähnliche Anlagen anderer Betreiber<br />

wurden in den vergangenen Jahren<br />

inMünchen und nahe Köln eröffnet.<br />

(dpa)<br />

Rutschen unter der Haube<br />

BERLINER ZEITUNG/MARKUS WÄCHTER<br />

Im Wedding hat sich am Dienstag Berlins erste Schwimmbad-Traglufthalle<br />

aufgerichtet. Diemit Luft gefüllte Folienkonstruktion überspannt<br />

zwei Sommerbecken des Kombibades an der Seestraße.Esist nun das<br />

bundesweit größte Traglufthallen-Bad. Nach dem Richtfest werden im<br />

Inneren die technischen Anlagen installiert. Ab Anfang Dezember sollen<br />

Schulen und Vereine das Becken nutzen. So der Plan der <strong>Berliner</strong><br />

Bäder Betriebe.Der 2,2 Millionen Euro teureUmbau wurde notwendig,<br />

um Ausgleichsfläche für zwei andere Bäder zu schaffen, die geschlossen<br />

sind und saniertwerden: das Paracelsus-Bad in Reinickendorfund<br />

das Stadtbad Tiergarten. DasHallenbad neben der Traglufthalle ist weiter<br />

zum Baden geöffnet, doch mit dem Schulschwimmen und den Vereinen<br />

wäreeszuvoll geworden. Dieneue Halle wölbt sich wie eine Kuppel<br />

über die zwei 50-Meter-Becken des Freibads.Sowerden im Winter<br />

2000 Quadratmeter zusätzliche Wasserfläche geschaffen. Die „Badehaube“<br />

wird von einem Seilnetz in Form gehalten und ist mit 131 Bodenankern<br />

gesichert. Die hineingeblasene Luft erwärmt auch den Innenraum.<br />

DieHalle wirdinden nächsten drei Jahren jeweils zum Ende<br />

der Freibadsaison auf- und zu Beginn der nächsten Saison wieder abgebaut.<br />

Mit 60Hallen-, Strand- und Sommerbädern sind die <strong>Berliner</strong><br />

Bäderbetriebe Europas größter kommunaler Betreiber dieser Art.<br />

Im Prozess um die Tötung eines<br />

Zwillings bei der Geburt hat die<br />

Staatsanwaltschaft am Dienstag für<br />

die beiden angeklagten Frauenärzte<br />

eine Freiheitsstrafe von einem Jahr<br />

und sechs Monaten verlangt, die zur<br />

Bewährung ausgesetzt werden<br />

sollte.Nach Ansicht der Ankläger haben<br />

sich die 58-jährige Oberärztin<br />

und der 73-jährige einstige Chefarztes<br />

der Klinik für Geburtsmedizin eines<br />

Totschlags in einem minderschweren<br />

Fall schuldig gemacht. Die<br />

Verteidiger forderten Freisprüche.<br />

Herzstillstand nach Injektion<br />

Im Juli 2010 hatten die Ärzte bei einer<br />

27-Jährigen in der 32. Schwangerschaftswoche<br />

die Geburt von Zwillingen<br />

eingeleitet. Beieinem der Föten<br />

war eine schwere Hirnschädigung<br />

diagnostiziertworden, die Patientin<br />

hatte einem selektiven Fetozid,<br />

der Tötung eines Zwillings im Mutterleib,<br />

zugestimmt. Laut Gesetz<br />

hätte der Spätabbruch vor der Geburt<br />

stattfinden müssen. Doch die<br />

Mediziner brachten das gesunde<br />

Mädchen per Kaiserschnitt zur Welt<br />

und spritzten dann dem kranken<br />

Zwilling Kaliumchlorid. Es kam zum<br />

Herzstillstand. Die Ärzte hatten erklärt,<br />

eine Injektion vor dem Kaiserschnitt<br />

sei für das gesunde Kind zu<br />

riskant gewesen, da die Zwillinge in<br />

einer Plazenta gewachsen seien und<br />

das Gift für beide Föten tödlich gewesen<br />

wäre. Zudem hätten sie sich<br />

„auf der sicheren Seite“ gewähnt, da<br />

der kranke Zwilling noch in der Gebärmutter<br />

gewesen sei. Das Urteil<br />

fällt nächsten Dienstag. (kbi.)<br />

Reisen im Advent und an Silvester<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> Leserreisen<br />

LESERREISEN


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 264 · M ittwoch, 13. November 2019 13 *<br />

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Berlin<br />

Weihnachten<br />

fehlt das<br />

Fachpersonal<br />

Immer weniger Freiwillige<br />

wollen Weihnachtsmann sein<br />

VonJuliane Görsch<br />

Mit seinem langen, weißen Bart<br />

und rotem Mantel ist die Ankunft<br />

des Weihnachtsmannes fester<br />

Bestandteil in vielen Familien in Berlin<br />

und Brandenburg. Bis Heiligabend<br />

sind zwar noch sechs Wochen<br />

Zeit. Agenturen zur Vermittlung von<br />

Weihnachtsmännern haben aber<br />

schon seit Anfang November alle<br />

Hände voll zu tun. Zumal es immer<br />

weniger Freiwillige gibt.<br />

Zwei ehemalige Weihnachtsmänner<br />

aus dem Studentenwerk Berlin<br />

haben im vergangenen Jahr eine<br />

Idee gehabt, wie sie denWeihnachtsmannschwund<br />

aufhalten könnten.<br />

„Wir legen den Fokus auf den bestmöglichen<br />

Service für Weihnachtsmänner“,<br />

sagt Mitgründer Frederik<br />

Tholey von„Weihnachtsmann2Go“.<br />

Anders als bei Agenturen, die Anfragen<br />

sammeln, um dann händisch<br />

die Weihnachtsmänner auf die Familien<br />

zu verteilen, sucht man sich<br />

auf der Internetplattform seinen<br />

Rauschebartselbst aus.Familien bezahlen<br />

dafür eine Gebühr vonsieben<br />

Euro, die Weihnachtsmänner kostet<br />

die Vermittlung nichts. Das bedeute<br />

viel weniger Stress für die Männer im<br />

roten Mantel, sind sich die beiden sicher.<br />

Einerseits erhoffen sich Frederik<br />

Tholey und sein Mitgründer Tobias<br />

Groß dadurch verbindlichere Zusagen<br />

vonden Familien. Aufder anderen<br />

Seite wollen sie es den Weihnachtsmännern<br />

erleichtern, die<br />

Routen an Heiligabend zu planen.<br />

Denn ihre Plattform berechnet für<br />

alle Anfragen automatisch den besten<br />

Wegvon Familie zu Familie.<br />

Diese Unmittelbarkeit habe<br />

„Weihnachtsmann2Go“ den klassischen<br />

Agenturen vorraus, sagt Henkert<br />

vom Weihnachtsbüro Zeuthen.<br />

Denn einige Familien seien besorgt,<br />

dass sie bei den Agenturen keinen<br />

Weihnachtsmann abbekommen.<br />

Dafür punkte ihre Vermittlung<br />

mit einem großen Gemeinschaftsgefühl.<br />

Sie sei telefonisch immer ansprechbar,<br />

führe Schulungen für die<br />

Weihnachtsmann-Anwärter durch<br />

und stelle Kostüme. „Wir machen<br />

das nicht, weil wir reich werden wollen,<br />

sondern weil es richtig und<br />

schön ist“, sagt sie. (dpa)<br />

Hyper,Hyper.Mit einem solchen Hightech-Gefährt, Hyperloop genannt, will die <strong>Berliner</strong> CDU die Metropolen Europas verbinden.<br />

Kai Wegner im Hyperloop<br />

Der CDU-Chef entwirft eine Vision für „Berlin 2040“. Gleichzeitig stärkt er seine Position in der Partei<br />

VonElmar Schütze<br />

DDie <strong>Berliner</strong> CDU stellt<br />

sich neu auf –inhaltlich<br />

und personell. Dabei ist<br />

so manche Idee interessant.<br />

Undder Prozess könnte die Statik<br />

der Partei nachhaltig verändern.<br />

Noch zwei Jahresind es bis zu den<br />

Wahlen in Berlin und im Bund. Doch<br />

Berlins größte Oppositionspartei<br />

legt schon jetzt einen Weg für die<br />

nächsten zwei Jahrzehnte fest. „Berlin<br />

2040 –Auf dem Wegzur nachhaltigen<br />

Metropole“ ist ein Leitantrag<br />

des CDU-Parteivorstands überschrieben.<br />

Er wurde während eines<br />

Kleinen Parteitags am Dienstagabend<br />

im Einrichtungshaus Stilwerk<br />

an der Kantstraße in Charlottenburg<br />

beschlossen. Es gab eine Gegenstimme<br />

und eine Enthaltung. Eine<br />

Rede von Parteichef Kai Wegner<br />

wurde mit großem Beifall aufgenommen,<br />

sagte ein Sprecher.<br />

Als Leitbild diene eine „ökologisch-soziale<br />

Marktwirtschaft, die<br />

kopflosem Alarmismus zielgerichtete,<br />

durchdachte und langfristige<br />

Maßnahmen entgegensetzt“. Daraus<br />

spricht einerseits das Wissen<br />

darum, dass die ökologische Frage<br />

für eine Partei, die Volkspartei sein<br />

will, existenziell ist. Andererseits ist<br />

es eine Abgrenzung von Fridays for<br />

Future und Co sowie deren rot-rotgrünen<br />

Sympathisanten.<br />

Im Antrag wirdeine„Offensivefür<br />

die Stadtnatur“ gefordert. Ginge es<br />

nach der CDU, wären binnen eines<br />

Jahres 10 000 hitze- und trockenheitsresistente<br />

Bäume anzupflanzen<br />

– auch auf dem Tempelhofer<br />

Feld. Dort soll ein „Tempelhofer<br />

Wald“ entstehen, begrenzt voneiner<br />

„behutsamen Randbebauung“.<br />

Wohl wissend, dass dies derzeit juristisch<br />

nicht möglich ist, setzte sich<br />

die CDU für eine Volksbefragung<br />

zur Änderung des<br />

Kai Wegner,<br />

CDU-Vorsitzender<br />

Tempelhof-Gesetzes ein:<br />

„Aus Respekt vor dem Votum<br />

der Wählerinnen und<br />

Wähler gilt für uns: Erst<br />

fragen, dann pflanzen!“<br />

An anderer Stelle<br />

kommt es zu einer Annäherung<br />

an den Regierenden<br />

Bürgermeister Michael<br />

Müller (SPD). Im<br />

Sommer hatte Müller die Idee eines<br />

365-Euro-Jahrestickets für Bus und<br />

Bahn lanciert. Dafür wurde er sogar<br />

von eigenen Leuten kritisiert, zum<br />

Beispiel, weil die BVG damit kaum<br />

auskömmlich arbeiten könnte. Nun<br />

kommt Zustimmung von der CDU:<br />

„Wenn das Angebot des ÖPNV entsprechend<br />

erweitert ist, wird auch<br />

die Einführung eines 365-Euro-Tickets<br />

für Berlin sinnvoll.“<br />

Geradezu visionär ist eine Passage<br />

geraten, in der die Vernetzung<br />

deutscher und europäischer Metropolen<br />

mit Hochgeschwindigkeitsverkehrssystemen<br />

diskutiert wird.<br />

Dafür solle „die sogenannte Hyperloop-Technologie<br />

weiterentwickelt<br />

werden“. Dabei handele es sich um<br />

„ein Hochgeschwindigkeitsverkehrssystem,<br />

bei dem sich Kapseln<br />

in einer Röhre auf Luftkissen gleitend<br />

mit nahezu Schallgeschwindigkeit<br />

fortbewegen“. Dazu sollten Forschungseinrichtungen<br />

„auch unter<br />

<strong>Berliner</strong> Beteiligung zu ei-<br />

DPA<br />

nem Hyperloop-Zentrum<br />

ausgebaut werden“.<br />

Der Parteitag mit seinem<br />

in jeder Hinsicht zukunftsweisenden<br />

Leitantrag<br />

ist der erste große inhaltliche<br />

Aufschlag von<br />

Wegner, seit er im März<br />

Monika Grütters stürzte<br />

und selbst CDU-Chef<br />

wurde. Der Bundestagsabgeordnete<br />

war mit dem Versprechen<br />

angetreten, das Profil des Vorstands<br />

zu schärfen, der vorher kaum durch<br />

programmatische Arbeit aufgefallen<br />

war.Das Kraftzentrum der Partei war<br />

vor allem die Abgeordnetenhausfraktion<br />

–seit Wegners Amtsantritt<br />

sind die Verhältnisse in Bewegung.<br />

Das gilt auch und erst recht fürs<br />

Personal in der Partei. Für Aufsehen<br />

sorgte zuletzt der Wechsel von Monika<br />

Grütters aus Marzahn-Hellersdorf<br />

nach Reinickendorf. Das böte<br />

erstens der Kulturstaatsministerin<br />

TUM<br />

die Chance,endlich einmal per Erststimme<br />

in den Bundestag einzuziehen.<br />

Zweitens könnte auch KaiWegner<br />

profitieren. Nach seinem Sieg im<br />

Frühjahr hatte er Grütters Platz 1auf<br />

der Landesliste versprochen, für sich<br />

selbst reklamierte er Platz 2. Da Grütters“<br />

Wahl im traditionell schwarzen<br />

Reinickendorfals sicher gilt, wärefür<br />

den Spandauer der Weg über die<br />

Zweitstimme frei.<br />

Interessant sind auch Grütters’<br />

Einlassungen über ihren möglichen<br />

Nachfolger als Bundestagskandidat<br />

im Wahlkreis Marzahn-Hellersdorf.<br />

Mario Czaja sei dafür hervorragend<br />

geeignet, teilte sie mit. Der Haken<br />

daran: Czaja, Lokalmatador im <strong>Berliner</strong><br />

Osten,Vize-Fraktionschef im Abgeordnetenhaus<br />

und eine Artewiger<br />

Geheimfavorit der CDU, hat sich die<br />

Option offengelassen, erneut fürs<br />

Abgeordnetenhaus zu kandidieren.<br />

WasCzaja von Grütters’Weggang<br />

nach Reinickendorf hält, steht in einer<br />

Mitteilung seines Kreisverbands<br />

Wuhletal. Man „hoffe nicht, dass<br />

diese Entscheidung ein Reflex der alten<br />

West-<strong>Berliner</strong> CDU ist, in Krisenzeiten<br />

weniger werdende Mandate<br />

ausschließlich an Akteure westlich<br />

des Brandenburger Tors zu verteilen“,<br />

heißt es dort. Wegner müsse<br />

klar machen, „dass er die Sorgen der<br />

ganzen Stadt im Blick hat und nicht<br />

nur einen dadurch sicherer gewordenen<br />

Platz im Bundestag“.<br />

Rückzug von<br />

Neubau wegen<br />

Mietendeckel<br />

Genossenschaften wollen<br />

nicht auf Buckower Felder<br />

Der Mietendeckel gilt zwar nicht<br />

für Neubauten. Trotzdem haben<br />

sich jetzt zwei Wohnungsgenossenschaften<br />

mit Hinweis auf die Folgen<br />

der Neuregelung von einem<br />

Neubauprojekt verabschiedet: von<br />

der Bebauung der BuckowerFelder.<br />

Der Beamtenwohnungsverein zu<br />

Köpenick und die Gemeinnützige<br />

Baugenossenschaft Steglitz erklärten<br />

in einem Brief, dass sie ihreTeilnahme<br />

an dem Konzeptverfahren<br />

zur Bebauung der Fläche am südlichen<br />

Stadtrand zurückziehen. Das<br />

berichtet die <strong>Berliner</strong> Morgenpost.<br />

Der Beamtenwohnungsverein begründete<br />

den Rückzieher damit,<br />

dass ihm durch den Mietendeckel<br />

Einnahmen fehlten, die er als Eigenmittel<br />

für den Neubau benötige.<br />

Bisher war allerdings noch gar<br />

nicht klar, obdie beiden Genossenschaften<br />

überhaupt den Zuschlag<br />

für die Teilnahme an der Bebauung<br />

bekommen hätten. MehrereInteressenten<br />

hatten sich darum beworben.<br />

Rund 900 Wohnungen sollen unter<br />

der Federführung der landeseigenen<br />

Wohnungsbaugesellschaft Stadt und<br />

Land auf den BuckowerFeldernentstehen.<br />

Davon soll die Stadt und<br />

Land 700 selbst bauen. Die übrigen<br />

200Wohnungen sollen von„gemeinwohlorientierten<br />

Dritten“ errichtet<br />

werden –zum Beispiel von Genossenschaften,<br />

Stiftungen oder Baugruppen.<br />

Sie konkurrieren mit verschiedenen<br />

Konzepten um eine Beteiligung<br />

an dem Bauprojekt.<br />

Nach Angaben der Stadt und<br />

Land sind derzeit noch zehn Interessenten<br />

mit insgesamt 19 Beteiligten<br />

im Wettbewerb – darunter Genossenschaften,<br />

Genossenschaften in<br />

Gründung, eingetragene Vereine,gemeinnützige<br />

Gesellschaften mit beschränkter<br />

Haftung und andere Initiativen.<br />

„Für die Erarbeitung der<br />

Konzepte haben die Bewerber jetzt<br />

Zeit bis Ende Februar 2020“, sagt<br />

Stadt und Land-Sprecher Frank Hadamczik.<br />

Danach werde ein Beratungsgremium<br />

die Pläne nach festgelegten<br />

Kriterien bewerten. Falls<br />

sich zu wenige Dritte finden sollten,<br />

werdedie Stadt-und-Land die Lücke<br />

schließen, sodass die insgesamt<br />

900 Wohnungen in jedem Fall errichtet<br />

werden, erklärte Unternehmenssprecher<br />

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14 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 264 · M ittwoch, 1 3. November 2019<br />

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Berlin<br />

Den Töchtern sei Dank<br />

NANNA KUCKUCK<br />

hat aufregende und anstrengende<br />

Tage hinter sich. So ist das immer vor<br />

einer Show,bei der sie ihreneuesten<br />

Entwürfe zeigt. Am Dienstagabend<br />

wurde dazu ins „Steigenberger Hotel<br />

Am Kanzleramt“ gebeten, das sich<br />

näher am Hauptbahnhof befindet<br />

als an Angela Merkels Arbeitsplatz.<br />

„Bahnhofshotel“ wäreaber keine besonders<br />

prestigeträchtige Bezeichnung.<br />

Nanna Kuckucks Aufgabe war<br />

es,bei der Eröffnung des neuen Veranstaltungsbereichs<br />

des Hotels (hier<br />

wurden Flächen umgewidmet, die<br />

mal für Geschäfte reserviert waren)<br />

mit ihrer Show unter dem Motto<br />

„Orient meets Okzident“ einen farbigen<br />

Akzent zu setzen und dem<br />

Abend Glamour zu bescheren. Ihre<br />

Idee: Die Kollektion wurde von den<br />

Töchtern ihrer Kunden vorgeführt.<br />

So liefen Isabelle Ahrens (Tochter<br />

von Mariella Ahrens), Rachel Hermlin<br />

(Andrej Hermlin) und Olivia Haentsch<br />

(Marijam Agischewa) für die<br />

Designerin über den Laufsteg.<br />

CAROLA FERSTL<br />

ist nach eigenem Bekunden „super<br />

stolz“ darauf, dass ihre Tochter Julia<br />

(die mal wieder unter ihrem Spitznamen<br />

Lilly unterwegs war) auch dabei<br />

ist. „Insbesondere, weil ich Nannas<br />

Kreationen selber liebe!“, sagt die<br />

Moderatorin, die mit der Designerin<br />

Katrin Wrobel führte durch den Abend –<br />

und lobte Modeschöpferin Kuckuck.<br />

Nanna Kuckuck (r.) begrüßte Carola<br />

Ferstl bei „Orient meets Okzident“.<br />

von Andreas Kurtz<br />

ak@andreaskurtz.net<br />

Designerin Nanna Kuckuck<br />

zeigt mit fast schon<br />

familiärer Hilfe<br />

ihre neueste Kollektion<br />

befreundet ist. DerAuftritt ihrerTochter<br />

bei der Show –sie durfte am Ende<br />

sogar das Brautkleid tragen, was<br />

Mama extrarührte –ist nicht der einzige<br />

Grund für Wallungen mütterlichen<br />

Stolzes:„Sie lebt meinen Traum,<br />

weil sie neben der Schule gerade ein<br />

Startupaufbaut. Siehat wohl das Unternehmer-Gen<br />

ihreVaters geerbt.“<br />

KATRIN WROBEL<br />

durfte als „aged model“ –sowird<br />

das wirklich genannt, obwohl es<br />

nach gut abgehangenem Fleisch im<br />

Szenerestaurant klingt –neben dem<br />

jungen Gemüse auf den Laufsteg.<br />

DieMiss Germany von2002 ist wild<br />

entschlossen, die kleine Frotzelei,<br />

sie sehe für ihrefast 42 Jahrejanoch<br />

ziemlich rüstig aus,als Kompliment<br />

zu nehmen. Und schiebt die Erklärung<br />

für ihren erfreulichen Gesamtzustand<br />

nach: „Ich habe nie Dinge<br />

exzessiv betrieben –weder Alkoholkonsum<br />

noch Sport.“ Dass sie nun<br />

neben den sehr jungen Mädchen<br />

lief, empfand sie nicht als Zumutung:<br />

„Im Gegenteil! Früher hätte<br />

Lilly Ferstl präsentierte Nanna Kuckucks<br />

Kreationen auf dem Laufsteg.<br />

Anouschka Renzi kam mit ihrer Tochter<br />

Chiara Moon. CHRISTIAN SCHULZ (4)<br />

ich mir gewünscht, auch mit ’älteren’<br />

Models zu laufen, denn sie<br />

bringen Ruhe in das Chaos.Und ich<br />

hätte mir vieles abgucken können.“<br />

Aber die Zeit war eine andere.<br />

„Heute wirddem Publikum die Realität<br />

präsentiert. Frauen werden älter,<br />

jeder Körper verändert sich,<br />

Mode ist für jeden da.“ Mit Nanna<br />

Kuckucks Kreationen kann sie viel<br />

anfangen: „Das ist nichts für graue<br />

Mäuse.IhreMode ist für Frauen,die<br />

sich wohlfühlen, selbstbewusst und<br />

feminin sind, dabei das bunte Leben<br />

schätzen.“ Ihre Tochter Louisa<br />

ist fast elf. Sie war als Kleinkind<br />

schon auf dem Laufsteg unterwegs<br />

und hätte mal wieder Lust darauf:<br />

„Vielleicht ergibt sich die Gelegenheit<br />

–sie würde gern mal zur Fashion<br />

Week laufen.“<br />

ANOUSCHKA RENZI<br />

jubelte auf ihrem Platz inder ersten<br />

Reihe am Laufsteg bei jedem Auftritt<br />

ihrer Tochter Chiara Moon engagiert,<br />

hielt sich bei den anderen<br />

Mädchen allerdings zurück.<br />

Günther Krabbenhöft, der älteste<br />

Hipster von Berlin, wirkte ganz aus<br />

dem Häuschen. Wobei ihn besonders<br />

die Auftritte seiner Freundin<br />

Britt Kanja entzückten. Zwischendurch<br />

tat er bei besonders üppigen<br />

langen Kleidern kund: „Die will ich<br />

an der Supermarktkasse sehen!“<br />

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Wegen der großen Zahl der Zuschriften<br />

ist es uns leider nicht möglich, alle Briefe zu<br />

beantworten oder abzudrucken.<br />

Die Redaktion behält sich das Recht<br />

sinnwahrender Kürzungen vor.<br />

Diejenigen, die es im Westen<br />

nicht geschafft haben<br />

Meinung: „Wende an Universitäten<br />

und Bibliotheken: Viele DDR-Wissenschaftler<br />

verloren ihre Stelle“ von Peter-Andrè<br />

Alt<br />

(6. November)<br />

Es entsteht unwillkürlich der Eindruck,<br />

dass der Osten lediglich eine<br />

Kolonie ist. Er dient als Karriereturbo<br />

und zum Sammeln von Rentenpunkten<br />

für den diejenigen aus dem<br />

Westen, die es dort nicht geschafft<br />

haben.<br />

Carsten Schmieder,per E-Mail<br />

Wo isser? Früher warder<br />

<strong>Berliner</strong> Humor mal überall<br />

Meinung: „<strong>Berliner</strong> Humor und die<br />

CDU“ von Katja Berlin<br />

(11. November)<br />

Tja, wo isser bloß, dieser „<strong>Berliner</strong><br />

Humor“? Wir <strong>Berliner</strong>innen nennen<br />

den ja nicht so, hier sagt man „Mutterwitz“.<br />

Wo isser denn? Früher war<br />

er mal überall.<br />

Cornelia Braunsburger-Härtel, Berlin<br />

Legte man auf die Ostberliner<br />

als Besucher keinen Wert?<br />

Thema: „Feiernund ein Moment der<br />

Stille“ von Elmar Schütze<br />

(11. November)<br />

Beim Versuch, die Veranstaltung am<br />

Brandenburger Tor zu besuchen,<br />

wurden wir sehr enttäuscht. Leider<br />

hatten wir keinen Hinweis darauf<br />

bekommen, dass es unmöglich sein<br />

würde, von der Ostseite dorthin zu<br />

gelangen. Wirwaren schon des Öfteren<br />

bei Veranstaltungen am Brandenburger<br />

Tor. Aber die heutigen<br />

großräumigen Absperrungen haben<br />

in uns die Vermutung genährt, dass<br />

man auf die Ostberliner als Besucher<br />

keinen Wert legt.<br />

Jörg-Rainer und Margit Pinz,<br />

Berlin-Lichtenberg<br />

Spieler von Hertha BSC beim Training<br />

Die ganze Welt würde uns auslachen!<br />

Die Zukunft der Stadt und des Geldes<br />

Interview: „Natürlich haben wir Fehler<br />

gemacht“ von Jochen Arntz und Elmar<br />

Schütze<br />

(9. November)<br />

Im Interview wirdder SPD- Staatssekretär<br />

zitiert, dieser wolle kein<br />

schlechtes Wort über die Deutsche<br />

Wohnen verlieren.Das würde ich jedoch<br />

gern tun.Es gab einmal einen<br />

entlarvenden Bericht über eine Jahresversammlung<br />

der Deutsche Wohnen.<br />

Da wurde Herr Zahn gefragt,<br />

wie hoch sein Jahresgehalt sei. Da tat<br />

er ein wenig unwissend, blätterte in<br />

seinen Unterlagen und sagte dann<br />

eine Summe, ich glaube, vier Millionen<br />

Euro waren es. Esmusste erst<br />

ein grosser Aufschrei kommen, dass<br />

die Deutsche Wohnen einlenkt, zumindest<br />

teilweise, und sich nun<br />

reuig zeigt. Die Deutsche Wohnen<br />

hat viele der Wohnungen des Siedlungsbaus<br />

gekauft. Auch die Gewobag<br />

hat Immobilien dort. Letztere<br />

saniert und renoviert diese, und<br />

zwar mieterverträglich. Ich kenne<br />

solche Wohnungen aus dem Deutsche-Wohnen-Bestand<br />

um den<br />

Mauerpark herum. Die werden so<br />

lange „kaputtgewohnt“, bis gar<br />

nichts mehr geht. Anschließend<br />

werden sie teuer angeboten.<br />

Frau Lompschers Ansatz mag<br />

derart erscheinen wie jene Idee des<br />

„demokratischen Sozialismus’“. Die<br />

Idee des Herrn Zahn ist tatsächlich<br />

das, was ich Turbokapitalismus<br />

nenne, mindestens einen ausgeprägten<br />

Neoliberalismus.<br />

Ulrich Kropp, per E-Mail<br />

IMAGO IMAGES/METODI POPOW<br />

Titel: „Mann, oh Mann –soll Vereinen, die keine Frauen aufnehmen, die Gemeinnützigkeit<br />

gestrichen werden? “von Elmar Schütze<br />

(12. November)<br />

Wo soll das hinführen? Sollen bald Hertha BSC oder dem FC Bayern der<br />

Vereinsstatus aberkannt werden, weil in den Mannschaften keine<br />

Frauen mitspielen? Können Sie sich eine Bundesliga vorstellen, in der<br />

die Hälfte der Spieler weiblich wären? DieganzeWelt würde uns auslachen!<br />

Deutschland hat offenbar keine Sorgen und keine Probleme: deswegen<br />

kümmertsich der Finanzminister um Dinge,die niemanden interessieren!<br />

Beschäftigungstherapie für die Wilhelmstraße! Beinahe<br />

würde ich denken: käme doch endlich eine große Inflation wie 1923,<br />

damit die Regierung sich endlich um die Belange des Volkes kümmere.<br />

NorbertFicek,<br />

Berlin-Friedenau<br />

Kolumne: „Eine Welt ohne Schein“ von<br />

André M. Bajorat.<br />

(8. November)<br />

Vorab: Ich bin für die Beibehaltung<br />

des Bargeldes!<br />

Dasheißt nicht, dass ich die bargeldlose<br />

Bezahlung an der Tankstelle,im<br />

Einzelhandel oder im Urlaub nicht<br />

schätzen würde. Aber eine bargeldlose<br />

Zukunft will ich nicht.<br />

Das Beispiel Schwedens scheint erstrebenswert,<br />

schreckt mich in der<br />

absoluten Konsequenz aber eher ab.<br />

Hier wird nur auf die vielfältigen<br />

Möglichkeiten des Bezahlens verwiesen,<br />

wie toll das ist und wie easy das<br />

geht. Diedamit einhergehende totale<br />

Abhängigkeit von den Banken wird<br />

dabei nicht erwähnt. Jetzt kann ich<br />

noch jederzeit zu meiner Bank gehen,<br />

mir mein dort deponiertes Geld auszahlen<br />

lassen, es in die Hand nehmen.<br />

Ichbesitzeesalso,habe dessen<br />

Wert buch- und zahlenmäßig vorAugen,<br />

kann damit machen was ich will,<br />

bin unabhängig. Wie soll das in der<br />

bargeldlosen Zukunft sein? Was<br />

macht dann den Wert meines Geldes<br />

aus und wo befindet es sich?<br />

Verschlüsselt in Bits, wird eswohl im<br />

Nirwana einer digitalen Cloud meiner<br />

Bank abgelegt werden. Damit ist<br />

es aber verloren und nur noch imaginär,<br />

also in der Vorstellung vorhanden,<br />

für mich praktisch unerreichbar.<br />

Undich bin der Bank ausgeliefert, alle<br />

meine Zahlungsvorgänge sind sichtund<br />

kontrollierbar.Vor dieser Zukunft<br />

graut es mir!<br />

Wolfgang Hempel, per E-Mail<br />

Die originale Glasblume<br />

restaurieren und aufstellen<br />

Meinung: „Monika Grütters, Ministerin<br />

des schönen Scheins“ von Götz Aly<br />

(5. November)<br />

Meine dringende Bitte an dieVerantwortlichen<br />

ist, die originale Glasblume<br />

des ehemaligen Palastes der<br />

Republik der DDR zu restaurieren<br />

und an repräsentativer Stelle im<br />

Humboldt-Forum aufzustellen.<br />

Diese Glasblume hat für mich einen<br />

wesentlich höheren Symbol- und<br />

Identifikationswert als die geplante<br />

Einheits-Wippe. Deren Sinn erschließt<br />

sich mir nicht. Sie erinnert<br />

eher an eine Banane,die der <strong>Berliner</strong><br />

Volksmund auch sicher bald so nennen<br />

wird.<br />

Joachim Thiele, per E-Mail<br />

Solche Unfälle passieren<br />

auch mit einem Golf<br />

Online: „Wieder SUV-Unfall: Porschefahrer<br />

fährtinSchülergruppe, Elfjährige<br />

schwer verletzt“<br />

(5. November)<br />

Man diskutiert inder Öffentlichkeit<br />

aktuell über das Auseinanderleben<br />

der Gesellschaft, Rücksichtslosigkeit<br />

gegenüber den Mitmenschen, den<br />

um sich greifenden Egoismus. Fakt<br />

ist doch, dass solche Unfälle leider<br />

fast täglich passieren und auch mit<br />

einem Golf oder Mittelklassefahrzeug<br />

die gleichen Folgen haben.<br />

Joachim Destrée, Eltville-Hattenheim<br />

Überall auf der Welt fahren nicht die<br />

SUVs,sondernsie werden vonMenschen<br />

gesteuert. Vor dem Hintergrund<br />

ist es egal, ob jemand von einem<br />

SUV umgefahren wirdoder von<br />

den E-Rollern inBerlin. Bestimmte<br />

Gruppen mögen sich zwar eine SUVfreie<br />

Welt wünschen, die Realität<br />

wird aber nicht von Gesinnungsterroristen<br />

bestimmt und wenn sie<br />

noch so laut plärren, Autos abfackeln<br />

oder gegen alles propagandieren,<br />

was nicht in ihr Weltbild passt.<br />

NorbertIsenrath, per E-Mail<br />

Es passt in das politische<br />

Wunschkonzertdieser Zeit<br />

Brandenburg: „Im Trauertal –Brandenburg<br />

und Berlin gehören wieder zu den<br />

Schlusslichternbeim bundesweiten<br />

Glücksatlas“ von Jens Blankennagel<br />

(6. November)<br />

Zufriedenheit ist nicht nur eine<br />

Frage des Bankkontos. Zufriedene<br />

Menschen finden wir oft gerade dort,<br />

wo der Wohlstand nicht üppig sichtbar<br />

ist. Meist strahlen sie auch mehr<br />

als andere Menschlichkeit aus. Ob<br />

der Glücksatlas wirklich auch die weniger<br />

Glücklichen getroffen hat, das<br />

wissen wir nicht. Es passt jedenfalls<br />

in das politischeWunschkonzertdieser<br />

Zeit, dass wir die gesellschaftlichen<br />

Lebensverhältnisse glücklichreden<br />

müssen. Das kennen viele<br />

noch aus DDR-Zeiten, als auch gern<br />

schöngeredet wurde.<br />

Roland Winkler,per E-Mail<br />

berliner adressen<br />

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16 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 264 · M ittwoch, 1 3. November 2019<br />

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Brandenburg<br />

NACHRICHTEN<br />

Freie Wähler wollen mehr<br />

Entschädigungen für Bürger<br />

Zehntausende Brandenburger sollen<br />

nach demWillen der FreienWähler<br />

die Beiträge für Wasser-und Kanalanschlüsse<br />

zurückbekommen,<br />

die nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts<br />

rechtswidrig erhoben<br />

wurden. Verfassungswidrige<br />

Beiträge müssten lückenlos zurückgezahlt<br />

werden, sagte Fraktionschef<br />

Péter Vida. Noch offen seien Rückforderungen<br />

für knapp 100 000<br />

Haushalte.„Vielleicht ist das jetzt<br />

mal ein Punkt, wo man einen<br />

Schlussstrich ziehen kann.“ (dpa)<br />

Mann zeigt Hitlergruß<br />

vor Polizeiwache<br />

Am Dienstag um 1Uhr hat die Besatzung<br />

eines Streifenwagens in Prenzlau<br />

(Uckermark) beobachtet, wie ein<br />

Mann direkt vorder Tür der Polizeiwache<br />

in aller Öffentlichkeit den Hitlergruß<br />

zeigte.„DieBeamten griffen<br />

sich den Mann“, sagte Polizeisprecher<br />

Ingo Heese.„Es handelte es sich<br />

um einen 39-jährigen Inder.“ Er<br />

wurde wegen Verwendens vonZeichen<br />

verfassungswidriger Organisationen<br />

angezeigt. (bla.)<br />

Mordverdächtiger ist der<br />

Ehemann des Opfers<br />

Beidem festgenommenen 37-jährigen<br />

Mann, der im August in Eberswalde<br />

(Barnim) eine 30-jährige Frau<br />

getötet haben soll, handelt es sich<br />

um den Ehemann. „Zum Tatzeitpunkt<br />

lebten beide getrennt“, sagte<br />

ein Sprecher der Staatsanwaltschaft<br />

Frankfurt(Oder) am Dienstag. Gut<br />

drei Monate nach dem gewaltsamen<br />

Todder dreifachen Mutter hatten die<br />

Staatsanwaltschaft und Polizeidirektion<br />

OstamMontag mitgeteilt, einen<br />

Verdächtigen festgenommen zu haben.<br />

EinAmtsgericht erließ einen<br />

Haftbefehl. DieFrauwar damals leblos<br />

vonihremVater in ihrerWohnung<br />

gefunden worden. (dpa)<br />

LinkefordertAbschaffung<br />

der Schuldenbremse<br />

DieLinksfraktion im Landtag fordert<br />

eine Abschaffung der Schuldenbremse<br />

im Grundgesetz. Es gehe<br />

darum, eine „langfristige Investitionspolitik“<br />

zu ermöglichen, sagte<br />

Linksfraktionschef Sebastian Walter<br />

in Potsdam. Dassei mit der Schuldenbremse<br />

nicht möglich. DieFraktion<br />

verlangt, dass sich die neue Landesregierung<br />

für eine Bundesratsinitiativeeinsetzen<br />

soll, um das Neuverschuldungsverbot<br />

im Grundgesetz<br />

zu ersetzen. (dpa)<br />

Die Lausitz wartet<br />

Der Kohlekompromiss ist zwar beschlossen, wird aber noch nicht umgesetzt. Das Handwerk leidet bereits<br />

VonJens Blankennagel, Cottbus<br />

Der Kohleausstieg soll ungefähr<br />

im Jahr 2038 kommen,<br />

doch in der Lausitz<br />

ist er bereits da. Jedenfalls<br />

ein wenig: Ein Tagebau wurde<br />

geschlossen, Teile eines Kraftwerks<br />

gingen vomNetz. Zum1.September<br />

ließ das Verwaltungsgericht Cottbus<br />

den Tagebau Jänschwalde (Spree-<br />

Neiße) vorübergehend stilllegen,<br />

weil der Betreiber Leag nicht rechtzeitig<br />

eine Umweltverträglichkeitsprüfung<br />

für denWeiterbetrieb vorgelegt<br />

hatte. 700 Kohlekumpel arbeiten<br />

seitdem in anderen Gruben.<br />

Zwar durften sie am Dienstag<br />

zum Schichtbeginn um 6Uhr an ihren<br />

bisherigen Arbeitsplatz zurück.<br />

Doch die Arbeiten sind wohl auf zwei<br />

Monate beschränkt. „Das Ganze erfolgt<br />

auf Anordnung des Landesamtes<br />

für Bergbau“, sagt Leag-Sprecherin<br />

Kathi Gerstner der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />

Es wurde angeordnet, um den<br />

Tagebau vor nachströmendem<br />

Grundwasser zu schützen. Die Bagger<br />

sollen einen 50 Meter breiten<br />

Streifen Abraum und Kohle wegbaggern.<br />

Ob der Betrieb regulär wieder<br />

aufgenommen wird, ist noch unklar.<br />

Beim Kraftwerk nebenan wurden<br />

zwei der sechs Blöcke abgeschaltet.<br />

„Dadurch fallen 600 von8000 Stellen<br />

weg“, sagt die Leag-Sprecherin.<br />

„Ohne dass es die vonder Politik versprochenen<br />

Ersatzarbeitsplätze<br />

gibt.“ DieBlöcke sind nun in„Sicherheitsbereitschaft“<br />

und können –<br />

wenn nötig –innerhalb vonzehn Tagen<br />

wieder hochgefahren werden.<br />

Entlassen wurde niemand. Die<br />

Mitarbeiter wurden früher in den<br />

Ruhestand geschickt, ihre Stellen<br />

nicht neu besetzt. Die Zahl der Azubis<br />

wurde gesenkt. „Wir müssen unsere<br />

Personalplanung den Plänen<br />

der Politik anpassen“, so Gerstner.<br />

Die Ängste der Zulieferer<br />

Dasist eine Entwicklung, die viele in<br />

der Region fürchten: dass gut bezahlte<br />

Industriearbeitsplätze verloren<br />

gehen – ohne Ersatz. Es geht<br />

nicht nur um 8000 Leute, die im<br />

Bergbau arbeiten, sondern auch um<br />

doppelt so viele in Zulieferfirmen.<br />

„Wir wissen einfach nicht, was<br />

kommt“, sagt zum Beispiel Norman<br />

Kabelitz (33). „Die Verunsicherung<br />

bei den Leuten hier ist enorm.“ Der<br />

Kfz-Mechatroniker ist Meister und<br />

angestellt im Autohaus Cottbus, das<br />

als größter Anbieter von Nutzfahrzeugen<br />

in der Region vomTransporter<br />

bis zum Lastwagen alles verkauft.<br />

„Bei uns kaufen die Handwerker<br />

ein und die kleinen Zulieferer für die<br />

Leag. Etwa ein Drittel unseres Umsatzes<br />

hängt an der Kohle.“ Da die<br />

ersten Jobs in den Gruben wegfallen,<br />

Die Kraftwerke in der Lausitz sollen abgeschaltet werden.<br />

Die Lausitz: Seit 150 Jahren<br />

wird in Südbrandenburg und<br />

Nordsachsen Braunkohle gefördert.<br />

Nun steht die Region<br />

vordem nächsten Umbruch.<br />

Der erste vollzog sich nach<br />

1990. Damals gabesrund<br />

70000 Arbeitsplätze in den<br />

Gruben und Kraftwerken.<br />

REGION IM UMBRUCH<br />

Ende der DDR: Nach 1990<br />

stieg die Arbeitslosigkeit<br />

massiv an, und in den Kohlegruben<br />

und Kraftwerken blieben<br />

nur knapp 20000 Arbeitsplätze<br />

übrig.Heute arbeiten<br />

sogar nur noch 8000<br />

Menschen beim Lausitzer<br />

EnergiekonzernLeag.<br />

IMAGO IMAGES/RAINER WEISFLOG<br />

Ausstieg: Spätestens ab<br />

2038 soll aus Braunkohle<br />

kein Strom mehr erzeugt werden.<br />

Dann fallen die Arbeitsplätze<br />

im Bergbau weg. Der<br />

Bund hat den vier bundesdeutschen<br />

Kohlerevieren<br />

40 Milliarden Euro für den<br />

Strukturwandel versprochen.<br />

haben einige kleine Firmen bereits<br />

Personal abgebaut. Die Handwerker<br />

befürchten, dass sie weniger Aufträge<br />

bekommen und im schlimmsten<br />

Fall pleite gehen.<br />

Oft heißt es, dass das Handwerk<br />

doch profitieren kann, wenn Gruben<br />

rekultiviert und Industrieanlagen<br />

abgerissen werden. „Aber nur für<br />

eine gewisse Zeit“, sagt Kabelitz.<br />

„Natürlich geht es dem Handwerk<br />

viel besser, wenn die Lausitz wirtschaftlich<br />

gut funktioniert. Wenn die<br />

Leute Häuser bauen, wenn sie keine<br />

Angst um ihre Jobs haben, sondern<br />

in die Zukunft investieren.“<br />

Als Alternative wird oft der Tourismus<br />

an den gefluteten Tagebauseen<br />

ins Spiel gebracht. „Das sind<br />

Billiglohnjobs –wenig Geld und viel<br />

Arbeit“, sagt Kabelitz. „ImTourismus<br />

macht der Hotelier das Geld, die Angestellten<br />

bekommen nur einen geringen<br />

Lohn. Keiner verdient so viel<br />

wie in der Kohle. Dawechselt doch<br />

keiner in eine Kneipe.“<br />

DasVertrauen schwindet<br />

Derzeit ist der Ist-Zustand für die<br />

Handwerker in der Lausitz noch sehr<br />

gut. „Das Handwerk hat zum überwiegenden<br />

Teil gut zu tun“, sagt Kurt<br />

Deutscher, Hauptgeschäftsführer<br />

der Handwerkskammer Cottbus.„Es<br />

gibt mehr Aufträge,als man bewältigen<br />

kann.“ Einige Betriebe finden<br />

nun nicht mehr genügend neue<br />

Fachleute, umdie Aufträge der Kunden<br />

bewältigen zu können.<br />

Andere haben allerdings Probleme<br />

–weil Kunden aus der Großindustrie<br />

wegfallen. So brach der Absatz<br />

vonWindrädern ein. Beim Hersteller<br />

Vestas in Lauchhammer wurden<br />

500 Stellen gestrichen – jeder<br />

zweite Arbeitsplatz. Die Stilllegung<br />

des Tagebaus Jänschwalde kam<br />

dazu. Die Zulieferer reagieren: „In<br />

unserem Bereich gab es 3736 Anträge<br />

auf Kurzarbeitergeld im Handwerk“,<br />

sagte Deutscher. „Das sind<br />

200 Prozent mehr als im Vorjahr.“<br />

Dashat Folgen: WerinKurzarbeit<br />

ist, gibt weniger Geld aus. Das<br />

schmälertdie Kaufkraft, Handwerksbetrieben<br />

werden weniger Aufträge<br />

erteilt. „Inder Lausitz schwindet das<br />

Vertrauen in das, was die Politik angekündigt<br />

hat“, sagt Deutscher. Der<br />

Kohlekompromiss wurde im Januar<br />

beschlossen, aber das Gesetz sei<br />

noch nicht da.<br />

Niemand wisse, was mit den versprochenen<br />

Förder-Milliarden wird<br />

und wie der Strukturwandel ganz<br />

konkret vor Ort umgesetzt werden<br />

soll. „Zum Beispiel können unsere<br />

Handwerksbetriebe die bisher vorhandenen<br />

Förderinstrumente gar<br />

nicht in Anspruch nehmen. Da<br />

müsste die Politik schnell die Gesetzeändern“,<br />

sagt Deutscher.<br />

Kandidaten<br />

für<br />

Ministerposten<br />

CDU hat offenbar ihre<br />

Regierungsmannschaft<br />

VonJens Blankennagel, Potsdam<br />

Die Woche der Entscheidungen<br />

ist im vollen Gange. Nun wird<br />

sich herausstellen, ob es im Land<br />

Brandenburg die bundesweit erste<br />

Kenia-Koalition unter Führung der<br />

SPD mit der CDU und den Grünen<br />

gibt. Am Mittwoch um 18 Uhr will<br />

die CDU bekannt geben, ob die Basis<br />

dieser Koalition in einer Mitgliederbefragung<br />

zugestimmt hat. Darüber<br />

soll dann am Sonnabend noch ein<br />

Parteitag entscheiden, da das Votum<br />

der Basis nicht bindend ist.<br />

Der amtierende<br />

CDU-Chef<br />

Michael Stübgen<br />

will Innenminister<br />

werden und<br />

auch Vize-Ministerpräsident.<br />

Der Lausitzer<br />

soll nun nach Informationen<br />

der<br />

Potsdamer<br />

Neusten Nachrichten<br />

auch<br />

Kandidaten für<br />

die anderen beiden<br />

Ministerposten<br />

gefunden<br />

haben, die seiner<br />

Partei zustehen.<br />

Für das Ministerium<br />

für Infrastruktur<br />

und<br />

Landesentwicklung<br />

soll Stübgen<br />

angeblich jemanden<br />

aus der<br />

Bundespolitik<br />

DPA<br />

DPA<br />

Michael Stübgen,<br />

CDU-Chef<br />

Guido Beermann,<br />

Staatssekretär<br />

gewonnen haben: Guido Beermann,<br />

der bisher Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium<br />

in Berlin ist. Er<br />

ist 1965 in Westfalen geboren, Jurist<br />

und war auch Referent im Bundeskanzleramt.<br />

DasJustizministerium soll die Juristin<br />

Susanne Hoffmann übernehmen,<br />

die vonAnfang an im Gespräch<br />

war. Sie ist 59 Jahre alt, war bereits<br />

Abteilungsleiterin im Potsdamer Justizministerium<br />

und übernahm kürzlich<br />

erst ein hohes Amt. Seit Mitte<br />

Juni ist sie Generalstaatsanwaltin<br />

des Landes. Sie folgte damit auf<br />

Erardo C. Rautenberg, der im Juli<br />

2018 verstorben war.<br />

Die SPD entscheidet am Freitag<br />

bei einem Parteitag über die Kenia-<br />

Koalition. Dort soll Dietmar Woidke<br />

Ministerpräsident bleiben. Bei den<br />

Grünen läuft noch eine Urabstimmung,<br />

die am 18. November endet.<br />

Dortsollen wohl Ursula Nonnenmacher<br />

und AxelVogel Minister werden.<br />

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Wissenschaft<br />

Viel Plastik in<br />

Kinderstuben<br />

von Fischen<br />

Müll sammelt sich in diesen<br />

wichtigen Ozeangebieten<br />

VonNadja Wolf<br />

Zahlreiche Fische der Weltmeere<br />

sind in ihren ersten Lebenstagen<br />

besonders starkvon Plastikmüll umgeben.<br />

Das zeigt die Studie eines internationalen<br />

Forscherteams vorder<br />

Westküste Hawaiis. Inden Arealen<br />

an der Wasseroberfläche, indenen<br />

sich Fischlarven besonders gerne<br />

aufhalten, schwimmt demnach weit<br />

mehr Plastikmüll als im übrigen<br />

Wasser. Dadie Fische den Müll verschlucken,<br />

vermuten die Forscher<br />

Auswirkungen auf die gesamte Nahrungskette<br />

bis zum Menschen.<br />

In der Studie ging es um die sogenannten<br />

Slicks.Dabei handelt es sich<br />

um planktonreiche, besonders ruhige<br />

Wasserbahnen, die sich wie<br />

Schlieren durch die Meere ziehen.<br />

Vonoben betrachtet sind sie als helle<br />

Linien zu erkennen. DasWasser wird<br />

hier durch Strömungen zusammengedrückt<br />

und ist relativ glatt und<br />

nährstoffreich. Nach Erkenntnissen<br />

der Forscher leben in den Slicks besonders<br />

viele junge Fische. Zugleich<br />

werde dort jedoch auch besonders<br />

viel Plastik zusammengetrieben, berichten<br />

sie im Fachmagazin PNAS.<br />

Das Team um Jamison Gove vom<br />

Pacific Islands Fisheries Science Center<br />

in Honolulu untersuchte von2016<br />

bis 2018 die Slicks und andere Wasserregionen<br />

vor der Westküste von<br />

Hawaii. Es stellte fest, dass die Slicks<br />

besonders reich an Nährstoffen sind.<br />

Durch Strömungen sammeln sich<br />

dort zudem pflanzliches Plankton<br />

und kleinsteWassertiere. Slicks bieten<br />

somit eigentlich ideale Aufwachsbedingungen<br />

für kleine Fische.<br />

8,6 Prozent der Larvenbetroffen<br />

Satellitenbilder zeigten, dass diese<br />

Wasserbahnen zwar nur einen kleinen<br />

Teil des Meerwassers ausmachen,<br />

dennoch lebten dort über 42<br />

Prozent der jungen Fischlarven.<br />

Diese Kinderstube birgt inzwischen<br />

allerdings auch besondereGefahren.<br />

Denn durch die Strömung sammelt<br />

sich dort auch Plastikmüll. Der Studie<br />

zufolge befinden sich mehr als<br />

neunzig Prozent des Plastiks, das an<br />

der Westküste Hawaiis im Meer<br />

schwimmt, in den Slicks.Damit fanden<br />

die Forscher in diesen Wasserbahnen<br />

eine höherePlastikdichte als<br />

im berühmten Nordpazifikwirbel,<br />

der auch Großer Pazifischer Müllteppich<br />

genannt wird.<br />

Die Forscher sezierten 658<br />

Fischlarven aus acht Fischfamilien<br />

und fanden bei 42 Larvenaus 7Familien<br />

Plastikteilchen im Verdauungstrakt.<br />

Darunter war der Nachwuchs<br />

von Schwertfischen, Goldmakrelen,<br />

Fliegenden Fischen (einer Beute von<br />

Thunfischen und Vögeln), aber auch<br />

von Fischen aus Korallenriffen. Mit<br />

8,6 Prozent hatten in den Slicks mehr<br />

als doppelt so viele LarvenPlastik verschluckt<br />

wie im sonstigenWasser.<br />

Dabei enthielten die jungen Fische<br />

vor allem blaue, durchscheinende<br />

Teilchen, die ihrer Nahrungsgröße<br />

vonhöchstens einem Millimeter<br />

entsprachen. Die Forscher vermuten,<br />

dass die Larven das Plastik<br />

mit einer Krebsart verwechseln, die<br />

ebenfalls blau reflektiert und zur<br />

Nahrung der Tierezählt. (dpa/fwt)<br />

Auch in Larven von Fliegenden Fischen<br />

fanden sich Plastikpartikel. JONATHAN L. WHITNEY<br />

Zwei Grundelemente einer nachhaltigen Energieproduktion: Windkraft und Wasser.<br />

Energie aus Wasserstoff<br />

Jules Vernes Vision soll Wirklichkeit werden. Deutschland setzt auf eine neue nationale Strategie<br />

VonTorsten Harmsen<br />

Das Wasser ist die Kohle<br />

der Zukunft“, schrieb der<br />

französische Autor Jules<br />

Verne schon 1874 in seinem<br />

Buch „Die geheimnisvolle Insel“.<br />

Er erklärte: „Die Energie von<br />

morgen ist Wasser, das durch elektrischen<br />

Stromzerlegt worden ist. Dieso<br />

zerlegten Elemente desWassers,Wasserstoff<br />

und Sauerstoff, werden auf<br />

unabsehbareZeit hinaus die Energieversorgung<br />

der Erde sichern.“Wasvor<br />

145 Jahren noch Utopie war,soll jetzt<br />

in großem Stil umgesetzt werden. Die<br />

Bundesregierung hat in der vergangenen<br />

Woche auf einer Konferenz in<br />

Berlin verkündet, bis Ende des Jahres<br />

eine Nationale Wasserstoffstrategie<br />

vorzulegen. Der Wasserstoff sei ein<br />

„Schlüsselrohstoff einer langfristig erfolgreichen<br />

Energiewende“, sagte<br />

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier.<br />

Ziel ist es, bis Mitte des Jahrhunderts<br />

Treibhausgasneutralität zu<br />

erreichen. Hier Antworten auf einige<br />

wichtige Fragen.<br />

InwiefernliefertWasserstoff Energie?<br />

Wasserstoff selbst ist keine Energiequelle<br />

wie Kohle, Erdgas, Erdöl<br />

oder Biomasse.Aber er dient als Energieträger<br />

–und kann entscheidend<br />

dazu beitragen, die fossilen Quellen<br />

zu ersetzen. Denn mit ihm lässt sich<br />

Wind- und Solarenergie speichern<br />

und transportieren. Dasist sehr wichtig,<br />

weil die Energieversorgung aus<br />

natürlichen Quellen wie Wind und<br />

Sonne stark schwankt. Die Energiewende<br />

kann nur gelingen, wenn leistungsfähige<br />

Speicher entwickelt werden,<br />

damit der Stromaus den erneuerbaren<br />

Energien ohne Verluste genutzt<br />

werden kann. Bisher speichert<br />

man überschüssigen Stromunter anderem<br />

in Pumpspeicherkraftwerken,<br />

für die aber der Platz in Deutschland<br />

begrenzt ist, oder mittels zusammengepresster<br />

Luft in Kavernen. Auch<br />

modernste Batterien werden entwickelt.Wasserstoff<br />

ist eine weitere, effiziente<br />

Möglichkeit. Man kann ihn in<br />

großen Mengen speichern und auch<br />

transportieren.<br />

Wie wird Wasserstoff zum Energieträger<br />

umgewandelt?<br />

Das passiert über die Elektrolyse.<br />

Wasser (H 2 O) wird unter Einsatz von<br />

Strom inWasserstoff (H 2 )und Sauerstoff<br />

(O 2 )zerlegt. Elektrische wird in<br />

chemische Energie umgewandelt.<br />

Dies geschieht mittels sogenannter<br />

Elektrolyseure, die zum Beispiel an<br />

stromproduzierende Windparks angeschlossen<br />

werden.<br />

Urstoff.Wasserstoff (H) ist im<br />

Universum das häufigste Element<br />

und das mit der geringstenAtommasse.Esbildete<br />

sich schon kurz nach dem Urknall<br />

vor13,8 Milliarden Jahren.<br />

Die ersten Sterne entstanden<br />

durch Kernfusion von<br />

WasserstoffzuHelium.<br />

DAS HÄUFIGSTE ELEMENT DES UNIVERSUMS<br />

Power-to-Gas-Anlage in Allendorf (Hessen). Mithilfe von Wasserstoff entsteht Methan. DPA<br />

Wie wird Wasserstoff gespeichert?<br />

Dies geschieht, indem Wasserstoff<br />

unter sehr hohem Druck von bis zu<br />

700 bar zusammengepresst oder in<br />

flüssiger Form mit niedrigen Temperaturen<br />

(minus 252,8 Grad Celsius)<br />

gelagert wird. Eine besondere Form<br />

ist die sogenannte LOHC-Technologie.Hier<br />

wirdderWasserstoff in flüssigen<br />

organischen Materialien gebunden.<br />

Er lässt sich in Tanklastern wie<br />

Diesel transportieren, ohne schwere<br />

Drucktanks, was auch die Transportmenge<br />

erhöht. Es gibt sogar Überlegungen,<br />

Strom, der in Solarkraftwerken<br />

in sonnenreichen Regionen produziert<br />

wird, in großen Wasserstofftanks<br />

nach Deutschland zu<br />

transportieren.<br />

IrdischesVorkommen. Auf<br />

der Erde kommt Wasserstoff<br />

alsfarbloses und geruchloses<br />

Gas (H 2 )vor.1766 wurdeer<br />

zumersten Mal untersucht.<br />

Sein Entdecker,der britische<br />

Chemiker HenryCavendish,<br />

nannte ihn „inflammable air“<br />

(„brennbare Luft“).<br />

Gebundene Form. Meist tritt<br />

Wasserstoff auf der Erde gebunden<br />

auf –als Bestandteil<br />

des Wassers und fast aller<br />

organischer Verbindungen,<br />

zum Beispiel vonErdöl und<br />

Erdgas wie Methan. Wasserstoff<br />

ist also nahezu unbegrenzt<br />

verfügbar.<br />

Wo wird Wasserstoff eingesetzt?<br />

Wasserstoff kann als Antrieb für<br />

Fahrzeuge, Schiffe, Kleinkraftwerke,<br />

als Gaszusatz bei der Wärmeversorgung,<br />

bei der Produktion von Strom<br />

und als Basis für künstliche Kraftstoffe<br />

genutzt werden, aber auch bei<br />

der Verringerung des CO 2 -Ausstoßes<br />

in der Industrie.Forscher arbeiten an<br />

verschiedenen Technologien. In<br />

mehreren Bundesländern entstehen<br />

Modellprojekte. In Sachsen-Anhalt<br />

zum Beispiel wollen Forscher testen,<br />

wieviel Wasserstoff man ins Gasnetz<br />

einspeisen kann, um Erdgas beim<br />

Heizen und dem Betreiben von Gasgeräten<br />

zu ersetzen. Die Forscher<br />

hoffen, ein Gemisch mit 20 Prozent<br />

Wasserstoff herstellen zu können. In<br />

Nordfriesland entsteht eine sogenannte<br />

E-Farm. In großem Stil will<br />

man hier Strom aus Windparks in<br />

Wasserstoff speichern, der zuWasserstoff-Tankstellen<br />

gebracht und als<br />

Treibstoff genutzt werden soll. In Hessen<br />

sollen Busse und Züge mit Brennstoffzellen<br />

fahren.<br />

Wie funktionierteine Brennstoffzelle?<br />

DasGrundprinzip der Brennstoffzelle<br />

wurde bereits um 1838 entwickelt.<br />

Vereinfacht gesagt: Es ist eine<br />

galvanische Zelle,die den Prozess der<br />

Elektrolyse wieder rückgängig macht.<br />

Über eine schrittweise Reaktion von<br />

Wasserstoff und Sauerstoff (Redoxreaktion)<br />

entstehen elektrischer Strom,<br />

Wärme undWasserdampf.<br />

IMAGO IMAGES<br />

Werden wir künftig mit Wasserstoffautos<br />

fahren?<br />

Brennstoffzellenfahrzeuge sind<br />

eine Alternativezur Elektromobilität,<br />

also dem forcierten Einsatz von Lithium-Ionen-Batterien<br />

in Fahrzeugen.<br />

Bisher fahren in Deutschland lediglich<br />

„600 Fahrzeuge mit Brennstoffzellen<br />

auf der Straße, 86Wasserstoffbusse,<br />

30 Züge“, wie<br />

Bundesverkehrsminister Andreas<br />

Scheuer bilanzierte. Bis Jahresende<br />

soll es in Deutschland 100 Wasserstofftankstellen<br />

geben. Dem gegenüber<br />

stehen etwa 17 000 Ladestationen<br />

für E-Fahrzeuge.Wie Studien zeigen,<br />

wären Wasserstoffautos den Batterieautos<br />

vor allem auf langen<br />

Strecken überlegen. Die Tankzeiten<br />

sind wesentlich kürzer als die Ladezeiten<br />

bei E-Autos. Konzerne wie<br />

Toyota, Hyundai und Mercedes haben<br />

Autos entwickelt, darunter ein<br />

Hybrid-Auto,das auf kurzenStrecken<br />

mit Batterie fährt, auf langen Strecken<br />

mit Wasserstoff. Brennstoffzellen<br />

seien vor allem für Großfahrzeuge<br />

wie Busse und Züge geeignet, sagen<br />

Experten. Auch Schiffe könnten mit<br />

Wasserstoff fahren statt mit umweltschädlichem<br />

Schiffsdiesel.<br />

Wassind „grüner“ und „blauer“ Wasserstoff?<br />

Dass Wasserstoff für die Industrie<br />

genutzt wird, ist nicht neu. Er dient<br />

zum Beispiel als Ausgangselement<br />

bei der Ammoniaksynthese zur Produktion<br />

von Düngemitteln, bei der<br />

Raffinierung von Mineralöl, der Synthese<br />

von Methanol und bei der<br />

Stahlproduktion. Der größte Teil des<br />

Wasserstoffs wirdmit dem sogenannten<br />

Reformierungsverfahren gewonnen.<br />

Dabei entzieht man fossilen<br />

Quellen, etwa Erdgas und Kohle,ineinem<br />

schrittweisen Prozess den Wasserstoff.<br />

Als Nebenprodukte entstehen<br />

unter anderem CO 2 und Schwefeldioxid.<br />

Man spricht hier von<br />

„blauem“ Wasserstoff. Ebenso, wenn<br />

der Wasserstoff über Stromaus fossilen<br />

Brennstoffen hergestellt wird.<br />

„Grüner“ Wasserstoff dagegen wird<br />

mithilfe von erneuerbaren Energien<br />

gewonnen. Dessen Produktion setzt<br />

auch keine Treibhausgase frei.<br />

Was passiert bei der Power-to-Gas-<br />

Technologie?<br />

Hier wirdWasserstoff zum Beispiel<br />

dazu genutzt, künstlich Erdgas herzustellen.<br />

Entsprechende Anlagen<br />

gibt es bereits.Sie nutzen Stromüberschüsse<br />

aus erneuerbaren Energien,<br />

um per Elektrolyse Wasserstoff zu gewinnen.<br />

Dieser kommt dann im Untergrundspeicher<br />

mit CO 2 und bestimmten<br />

Kleinstlebewesen in Berührung.<br />

Daraus entsteht Methan<br />

(CH 4 ). Als Kleinstlebewesen dienen<br />

zum Beispiel sogenannte Archaeen.<br />

Biomethan kann überall genutzt werden,<br />

wo sonst Erdgas zum Einsatz<br />

kommt: bei der Strom- und Wärmeproduktion,<br />

als Kraftstoff und in der<br />

chemischen Industrie.<br />

Wo sind die Grenzen und Probleme?<br />

Noch ist die Speicherung von<br />

Energie in Wasserstoff und zurück<br />

recht teuer und ineffizient, denn es<br />

geht zu viel Energie dabei verloren.<br />

Wasdie Brennstoffzelle für den Betrieb<br />

des Autos liefert, ist –nach allen<br />

Umwandlungsschritten – nur noch<br />

ein Drittel des ursprünglich eingesetzten<br />

Stroms. Bisher sind viele<br />

Technologien auch erst im Entwicklungs-<br />

und Modellstadium. Bis zum<br />

Einsatz in der Großproduktion ist es<br />

noch ein langer Weg. Aber um wirklich<br />

Effekte zu bringen, braucht es<br />

eine Wasserstoffwirtschaft im industriellen<br />

Maßstab,zum Beispiel in Raffinerien<br />

und der Stahlindustrie.<br />

Neuer Subtyp<br />

von HIV<br />

entdeckt<br />

Er wurde in Blutproben aus<br />

dem Kongo gefunden<br />

Wissenschaftler aus der Pharmaindustrie<br />

und von der University<br />

of Missouriinden USA haben einen<br />

neuen Subtyp von Aidsviren<br />

nachgewiesen. Er gehört zur Gruppe<br />

Mder HIV-1-Viren und trägt die Bezeichnung<br />

L. Aufdie Gruppe Mist die<br />

globale HIV-Pandemie zurückzuführen.<br />

Über ihre Entdeckung berichten<br />

die Forscher der Firma Abbott im<br />

Fachblatt Journal of Acquired Immune<br />

Deficiency Syndromes.<br />

Wie bei anderen Viren verändert<br />

sich das Erbgut vonHIV im Laufe der<br />

Zeit und es entstehen neue Subtypen.<br />

Es ist wichtig, diese im Blick zu behalten<br />

–umsicherzustellen, dass Tests<br />

anschlagen und Medikamente wirken.<br />

Für den Subtyp Lgibt Anthony<br />

Fauci vom US-amerikanischen National<br />

Institute of Allergy and Infectious<br />

Diseases Entwarnung. Dieaktuellen<br />

Arzneimittel seien dagegen<br />

wirksam, sagte er dem Nachrichtensender<br />

CNN. Zudem seien wenn<br />

überhaupt nur nur wenige Menschen<br />

mit dem neuen Subtyp infiziert.<br />

Dass es neben den bisher identifizierten<br />

neun Subtypen der Gruppe<br />

Meinen weiteren gibt, wurde schon<br />

länger angenommen. Um seine Existenz<br />

zu belegen, müssen Forscher jedoch<br />

drei voneinander unabhängige<br />

Fälle nachweisen. Die ersten Funde<br />

gab es bereits 1983 und 1990 in der<br />

Demokratischen Republik Kongo.<br />

Die dritte Probe, die die Abbott-Forscher<br />

nun untersucht haben,<br />

stammt ebenfalls aus dem Kongo.<br />

Lange Zeit war es aufgrund der<br />

geringen Virusmenge jedoch nicht<br />

möglich, das Genom zu sequenzieren.<br />

Man habe neue Techniken entwickelt,<br />

um die Analyse vorzunehmen,<br />

teilte Abbott mit. Die Firma<br />

macht den Subtyp der Forschungsgemeinschaft<br />

zugänglich, damit sein<br />

Einfluss auf diagnostische Tests, Behandlungen<br />

und potenzielle Impfstoffe<br />

bewertet werden kann. (abg.)<br />

EU lässt erstmals<br />

Impfstoff gegen<br />

Ebola zu<br />

Arzneimittelbehörde hat<br />

Vorteile und Risiken geprüft<br />

D<br />

ie EU-Kommission hat erstmals<br />

einen Impfstoff gegen Ebola zugelassen.<br />

Das Medikament wurde<br />

seit der Epidemie in Westafrika im<br />

Jahr 2014 entwickelt und unter anderem<br />

bei Mitarbeitern des Gesundheitswesens<br />

schon eingesetzt.<br />

„So schnell wie möglich einen<br />

Impfstoff gegen dieses schreckliche<br />

Viruszufinden, hatte für die internationale<br />

Gemeinschaft Priorität“,<br />

sagte Gesundheitskommissar Vytenis<br />

Andriukaitis am Montag in Brüssel.<br />

DieMarktzulassung sei ein wichtiger<br />

Schritt, um Leben in Afrika und<br />

in anderen Ländernzuretten.<br />

Die EU-Kommission folgt damit<br />

der Europäischen Arzneimittel-<br />

Agentur EMA, die dieVorteile und Risiken<br />

des Mittels Ervebo des Herstellers<br />

Merck Sharp &Dohme B.V. untersucht<br />

und Mitte Oktober die Zulassung<br />

empfohlen hatte.<br />

Der Kongo kämpft nach wie vor<br />

gegen das Virus, mindestens 2100<br />

Menschen kamen seit dem Frühsommer<br />

2018 ums Leben. DieWeltgesundheitsorganisation<br />

hatte noch<br />

im Oktober entschieden, dass Ebola<br />

in dem zentralafrikanischen Land<br />

eine gesundheitliche Notlage voninternationaler<br />

Tragweite bleibe. Bei<br />

der verheerenden Ebola-Epidemie<br />

in Westafrika 2014/2015 verloren<br />

mehr als 11 000 Menschen ihr Leben.<br />

Es war der bislang schlimmste<br />

Ausbruch. (dpa)


18 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 264 · M ittwoch, 1 3. November 2019<br />

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Sport<br />

NACHRICHTEN<br />

Jens Keller wird Trainer<br />

des 1. FC Nürnberg<br />

FUSSBALL. Jens Keller soll den<br />

Zweitligisten 1. FC Nürnbergaus der<br />

Krise führen. Der49-Jährige wird<br />

beim Club Nachfolger des in der vergangenen<br />

Woche entlassenen Damir<br />

Canadi. Keller,der zuletzt den FC Ingolstadt<br />

und Union Berlin in der<br />

Zweiten Liga trainierthatte,erhält<br />

bei den Franken einen Vertragbis<br />

2021.<br />

Englands Nationalcoach<br />

suspendiertSterling<br />

FUSSBALL. Torjäger Raheem Sterling<br />

vonManchester City gehört<br />

nicht zum Aufgebot der englischen<br />

Fußball-Nationalmannschaft im<br />

1000. Länderspiel des Teams im<br />

Londoner Wembley Stadion gegen<br />

Montenegro. Laut einer Mitteilung<br />

des Englischen Fußballverbandes<br />

(FA) wurde Sterling „aufgrund einer<br />

Störung in einem privaten Teambereich“<br />

vonCheftrainer Gareth Southgate<br />

aus dem Kader gestrichen. Medienberichten<br />

zufolge hatte es im<br />

Teamhotel am Sonntag einen Konflikt<br />

vonManchesters Stürmer mit<br />

Liverpools JoeGomezgegeben, Details<br />

wurden nicht bekannt.<br />

Lewandowski lässt sich an<br />

der Leiste operieren<br />

FUSSBALL. RobertLewandowski<br />

vonRekordmeister FC Bayern München<br />

wirdsich einer notwendigen<br />

Leistenoperation erst in der Winterpause<br />

im Dezember unterziehen.<br />

Dem31-Jährigen bliebe im Winter<br />

mehr Zeit zur Regeneration. Das<br />

letzten Hinrundenspiel des deutschen<br />

Meisters findet am 21. Dezember<br />

gegen Wolfsburgstatt. Daserste<br />

Punktspiel im neuen Jahr bestreiten<br />

die Bayern am 19. Januar 2020 in Berlin<br />

gegen Hertha BSC.<br />

European Championships<br />

finden 2022 in München statt<br />

SPORTPOLITIK. Diezweite Auflage<br />

der European Championships findet<br />

im Sommer 2022 in München statt.<br />

Vom11. bis 21. August 2022 werden<br />

mehr als 4000 Athletinnen und Athleten<br />

erwartet. In den Sportarten<br />

Leichtathletik, Radsport, Golf, Turnen,<br />

Rudernund Triathlon kämpfen<br />

sie um mehr als 150 EM-Medaillen.<br />

Es ist die größte Sportveranstaltung<br />

seit Olympia 1972, die in München<br />

stattfindet.<br />

ZAHLEN<br />

Fußball<br />

2. Bundesliga<br />

13.Spieltag<br />

Karlsruher SC −ErzgebirgeAue 1:1 (0:1)<br />

1Arminia Bielefeld 13 29: 14 28<br />

2 Hamburger SV 13 30: 12 26<br />

3 VfB Stuttgart 13 20: 18 23<br />

4 Heidenheim 13 21: 14 20<br />

5 ErzgebirgeAue 13 20: 19 20<br />

6 Greuther Fürth 13 16: 18 18<br />

7 Regensburg 13 24: 20 17<br />

8 Sandhausen 13 14: 14 17<br />

9 VfL Osnabrück 13 14: 12 16<br />

10 Karlsruher SC 13 22: 24 16<br />

11 FC St. Pauli 13 17: 17 15<br />

12 Kiel 13 15: 18 15<br />

13 Darmstadt 98 13 14: 18 15<br />

14 Nürnberg 13 21: 27 14<br />

15 Hannover96 13 14: 22 14<br />

16 VfL Bochum 13 24: 26 13<br />

17 Dyn. Dresden 13 14: 24 12<br />

18 SV Wehen 13 14: 26 10<br />

Tennis<br />

ATP-Finals in London<br />

1. Spieltag: Gruppe Andre Agassi: Alexander Zverev(Hamburg/Nr.7)-Rafael<br />

Nadal (Spanien/Nr.<br />

1) 6:2, 6:4, Stefanos Tsitsipas (Griechenland/Nr.<br />

6) -Daniil Medwedew(Russland/Nr.4)7:6 (7:5),<br />

6:4.<br />

Schwarz-Rot-Schnell<br />

Heute vor 25 Jahren: Mit seinem ersten WM-Titel verändertMichaelSchumacherden Motorsport in Deutschland<br />

VonElmar Brümmer<br />

Es ist der Tagvor 25 Jahren,<br />

als ganz Deutschland blau<br />

macht, wahlweise: blau<br />

ist... Jedenfalls im rheinischen<br />

Kerpen, das an diesem Sonntag<br />

in der deutschen Sportgeschichte<br />

so berühmt wird der Boris-<br />

Becker-Ort Leimen elf Jahre zuvor.<br />

Nur hell ist es noch nicht, denn das<br />

entscheidende Ereignis findet am<br />

anderen Ende der Welt statt, im australischen<br />

Adelaide. Für die Millionen<br />

von Frühaufstehern lohnt es<br />

sich, mehr noch als früher die Boxnächte<br />

mit Muhammad Ali: denn<br />

erstmals hat die Autobahn-Nation<br />

einen Weltmeister in ihren Reihen,<br />

unterwegs mit einem blauen Benetton-Rennwagen.<br />

Nach dem ersten<br />

WM-Titel 1994 ist im deutschen Motorsport,<br />

überhaupt im ganzen<br />

Land, nichts mehr so wie es mal war.<br />

Schumi wird zum Synonym für vieles:<br />

Erfolg, Tugend, Geld, Rücksichtslosigkeit,<br />

Treue, Präzision ... Und er<br />

macht die Formel 1, vonden Öffentlich-Rechtlichen<br />

verstoßen, zu einer<br />

Nummer-Eins-Sportart, und damit<br />

auch den Privatsender RTLgroß, der<br />

seinem Paten heute Abend (20.15<br />

Uhr) mit einem Special huldigt.<br />

Schwer ramponiertes Auto<br />

An dem frühen Novembermorgen<br />

vor einem Vierteljahrhundert<br />

herrscht das blanke Entsetzen bei allen<br />

Frühaufstehern, alles scheint aus<br />

in dieser 36. von 81Runden beim<br />

Großen Preis von Australien. Michael<br />

Schumacher ist mit einemVorsprung<br />

von92:91 Punkten auf seinen<br />

Verfolger Damon Hill nach Adelaide<br />

gereist, es ist ein echter Showdown.<br />

Deutschland gegen England, die<br />

große Macht im Motorsport. Benetton<br />

als italienisches Team gegen den<br />

Dinosaurier-Rennstall-Williams.<br />

Schumacher, der Aufsteiger, gegen<br />

denWeltmeistersohn. Unddann das:<br />

Der Kerpener wirft seinen Rennwagen<br />

von der Piste, bugsiert das<br />

schwer ramponierte Auto mit den<br />

Reifen voller Gras noch einmal auf<br />

die Fahrbahn, als wolle er das Glück<br />

erzwingen, könne nicht akzeptieren,<br />

dass der Traum so bitter endet.<br />

Vonhinten naht der Verfolger Hill,<br />

auch er ein Besessener. Inaller Ruhe<br />

hätte er abwarten können, bis des<br />

Gegners Rennwagen liegen bleibt,<br />

doch er setzt gleich zum Überholen<br />

an. Mitdem Instinkt des Rennfahrers<br />

und nach der Regel, dass dem vorne<br />

liegenden die Kurvegehört, verteidigt<br />

Schumacher die Ideallinie. Hill will<br />

sich innen vorbei zwingen, da kracht<br />

Michael Schumacher holt mit dem Team Benetton den Titel.<br />

es am Scheitelpunkt eines scharfen<br />

Rechtsknicks.Der Benetton schlittert<br />

in die Reifenstapel, der Rivale fährt<br />

weiter. Schumacher ist endgültig<br />

draußen, klettert inder Auslaufzone<br />

aus dem Wrack, flüchtet hinter den<br />

Zaun. Der damals 25-Jährige ist sicher:Das<br />

war’s.Hill fährtweiter,dem<br />

Titel entgegen. Seinem Titel. Während<br />

er noch hadertmit sich, wendet<br />

sich das Schicksal. DerWilliams muss<br />

aber an die Box. Dortentscheidet ein<br />

prüfender Blick auf die beim Crash<br />

verbogene Vorderradaufhängung die<br />

Weltmeisterschaft, Hill wird aus dem<br />

Rennen genommen. Technischer K.o.<br />

DPA/MELCHERT<br />

Mehr als ein Anfang<br />

Davon weiß der neue Champion<br />

aber erst mal nichts,erwartet darauf,<br />

dass der Rivale an ihm vorbeirauscht,<br />

hat die Hände in den Fangzaun gekrallt,<br />

schüttelt immer wieder den<br />

Kopf. „Es waren unglaubliche Augenblicke,<br />

ich war völlig aufgelöst. Ich<br />

wusste nicht, was mit Damon passiertwar,aber<br />

ich wusste,dass es kein<br />

Problem für ihn sein sollte,den einen<br />

Punkt Vorsprung, den ich hatte, jetzt<br />

noch aufzuholen“, sagt Schumacher<br />

später. Nur fetzenweise versteht er<br />

den Streckensprecher, irgendwann<br />

schnappt er etwas voneinem Reifenschaden<br />

bei Hill auf. EinStreckenposten<br />

flüstert ihm die frohe Botschaft<br />

ins Ohr. Schumacher kann es kaum<br />

begreifen.Wasfür ein Abschluss einer<br />

dramatischen Saison, in der Hills<br />

Teamkollege und Schumachers großer<br />

Gegner Ayrton Senna ein halbes<br />

Jahr zuvor ums Leben gekommen<br />

war. Acht Siege in 16 Rennen, und<br />

dann mit einem Ausfall Weltmeister<br />

werden: „Ich wusste überhaupt<br />

nichts mehr, ich wusste nicht, ob ich<br />

mich freuen sollte, in mir waren<br />

sämtliche Gefühle total vermischt. Es<br />

war schrecklich da draußen, aber es<br />

war unbeschreiblich, als es dann endlich<br />

feststand.“<br />

DenTitel Senna gewidmet<br />

Sein vielleicht wichtigster der insgesamt<br />

91 Siege polarisiert durch die<br />

Umstände natürlich, Hill unterstellt<br />

Absicht, die Medien schießen sich<br />

endgültig auf Schumacher ein, er<br />

wirdkritischer beäugt als andere, das<br />

Bild vom hässlichen Deutschen wird<br />

gezeichnet. Erst viel später,dasetzt er<br />

schon mit Ferrari an, zum erfolgreichsten<br />

Fahrer der Geschichte zu<br />

werden, wird esmilder. Inzwischen<br />

hat auch der Unfallgegner von Adelaide<br />

seine Kritik teilweise zurückgenommen,<br />

was sicher nicht nur mit<br />

Schumachers Schicksal nach seinem<br />

Skiunfall vorsechs Jahren zu tun hat.<br />

Alle Champions besitzen in ihrem<br />

sportlichen Tuneine gewisse Rücksichtslosigkeit<br />

gegen sich selbst und<br />

andere. Dergerade zum sechsten Mal<br />

gekürte Mercedes-Pilot Lewis Hamilton,<br />

der im kommenden Jahr nachTiteln<br />

mit Schumacher gleichziehen<br />

könnte,ist da keinen Deut anders.<br />

Die Wirkung des ersten Titelgewinns,den<br />

er spontan Ayrton Senna<br />

widmet, ist in der Heimat famos.<br />

Schumachers erster von sieben Titeln<br />

entwickelt eine Sogwirkung. Aus<br />

Schwarz-Rot-Gold wird Schwarz-<br />

Rot-Schnell, die Formel 1wirdsalonfähig,<br />

gräbt Fußball und Tennis Aufmerksamkeit<br />

ab. Zweistellige Millionen-Einschaltquoten<br />

sind die Regel.<br />

Michael Schumacher verleiht einem<br />

Sport, der bis dahin als Abenteuerspielplatz<br />

für Adrenalin-Junkies gilt,<br />

den nötigen Stellenwert. Viele deutsche<br />

Firmen wollen plötzlich in der<br />

Königsklasse mitmischen, steigen<br />

als Sponsoren ein oder mischen<br />

selbst mit. Ganz neue Dimensionen,<br />

auch gesellschaftliche. Deutschland<br />

ist plötzlich wer imMotorsport, weil<br />

Marken wie Mercedes und BMW folgen,<br />

dazu bis heute elf Fahrer,darunter<br />

auch sein Bruder Ralf. Derzwölfte<br />

könnte 2021 Mick Schumacher werden,<br />

der Sohn des Rekordweltmeisters.<br />

Alexander Zverevs Sieg bei den ATP-Finals über Rafael Nadal ist für den Hamburger Tennisprofi ein Befreiungsakt<br />

VonDoris Henkel, London<br />

Vielleicht sollte Alexander Zverev<br />

an höherer Stelle einen Antrag<br />

stellen, dass er nur noch auf diesem<br />

Platz spielen darf. Im vorigen Jahr<br />

hatte er in Londons O2 Arena innerhalb<br />

von 24Stunden Roger Federer<br />

und Novak Djokovic besiegt, nun<br />

folgte an gleicher Stelle der erste<br />

Coup seiner Karriere gegen Rafael<br />

Nadal. In allen drei Fällen gewann er<br />

in zwei höchst überzeugenden Sätzen.<br />

Als er nach dem jüngsten Erfolg<br />

gefragt wurde, obdie blaue Arena in<br />

gewisser Weise ein magischer Ortfür<br />

ihn sei, da ließ er die Magie außen<br />

vor und beschrieb die Verbindung<br />

so: „Es ist definitiv ein Ort und ein<br />

Platz, den ich liebe.“<br />

Beim Sieg gegen die Nummer<br />

eins der Welt in weniger als anderthalb<br />

Stunden schlug Zverev so gut<br />

auf wie vielleicht noch nie in diesem<br />

Jahr. Mehrfach rauschten seine Geschosse<br />

mit mehr als 230 km/h übers<br />

Netz, er gewann 88 Prozent aller ersten<br />

Aufschläge. Inder Rubrik Doppelfehler<br />

stand am Ende eine kleine<br />

2. Der Aufschlag sei riesig gewesen,<br />

fand auch Nadal. Der Spanier fasste<br />

die Sache hinterher so zusammen:<br />

„Sascha hat gut gespielt und ich<br />

schlecht. Aber vor allem hatte ich<br />

einfach nicht den richtigen Kampfgeist,<br />

und das ist enttäuschend.“ Mit<br />

dem zuvor gezerrten<br />

Bauchmuskel, so Nadal,<br />

habe er keine Probleme<br />

mehr gehabt. Er werde es<br />

im nächsten Gruppenspiel<br />

an diesem Mittwoch gegen<br />

Daniil Medwedew<br />

wieder versuchen.<br />

Zverev sagte, ihm klar,<br />

dass dieses erste Gruppenspiel<br />

nicht mehr als ein<br />

Anfang gewesen sei, aber<br />

es war der erste Sieg nach zuvor fünf<br />

Niederlagen gegen Nadal. Eine solch<br />

massive Bestätigung kann er nach<br />

den Orientierungsläufen in diesem<br />

Jahr mit Sicherheit gut gebrauchen.<br />

Erste Siege nach einer Reihe von<br />

Niederlagen öffnen Türen und reduzieren<br />

Ballast, und so trifft es sich<br />

jetzt nicht schlecht, dass Zverev<br />

heute Abend dem Kollegen Stefanos<br />

Tsitsipas begegnen wird, der mit der<br />

gleichen Erfahrung ins Turnier startete.<br />

Fünfmal hatte er zuvor gegen<br />

Daniil Medwedew verloren, zuletzt<br />

erst vor ein paar Wochen in Shanghai.<br />

Sichtlich frustriert hatte er damals<br />

zu Protokoll gegeben, er hasse<br />

sich selbst dafür, dass er<br />

sich jedes Malvom Russen<br />

dessen Spiel aufzwingen<br />

lasse und keinen Wegaus<br />

dieser Misere finde. Die<br />

weitere Beschreibung, er<br />

finde es langweilig, gegen<br />

AP/PEZZALI<br />

Medwedew zu spielen,<br />

trug weiteres zum Eindruck<br />

StarkerAuftritt:<br />

Alexander Zverev. bei, die beiden seien<br />

nicht die engsten Freunde.<br />

Doch danach versprach er<br />

seinem Team, beim nächsten Spiel<br />

nicht wieder zu verlieren, und dieses<br />

Versprechen löste er in London<br />

überzeugend.<br />

Nach seinem Sieg in zwei Sätzen<br />

platzte er fast vor Freude, und nun<br />

wird man sehen, auf welcher Seite<br />

der Befreiungsakt mehr Kräfte freisetzt.<br />

BeiStefanos Tsitsipas,der zum<br />

ersten Malfür die ATPFinals qualifi-<br />

ziertist, der in diesem Jahr zwei Titel<br />

gewann (Marseille und Estoril) und<br />

auf Platz sechs der Weltrangliste<br />

steht? Oder bei Alexander Zverev,der<br />

als Titelverteidiger zum dritten Mal<br />

in London dabei ist, der einen Titel<br />

gewann (Genf) und in der Rangliste<br />

hinter dem Griechen auf Platz sieben<br />

steht? Der Gewinner hat, auch abhängig<br />

vom Ausgang der ersten Partie<br />

des Tages zwischen Nadal und<br />

Medwedew, beste Aussichten, im<br />

Halbfinale zu landen.<br />

Auch zwischen Tsitsipas und Zverev<br />

knirschte es nach diversen Worten<br />

hüben wie drüben eine Weile<br />

lang im Beziehungsgeflecht –wenn<br />

auch nie so massiv wie mit Medwedew.<br />

Doch die gemeinsam verbrachte<br />

Woche Ende September<br />

beim Laver Cup inGenf half. Zverev<br />

sagt: „Der Laver Cup hat uns näher<br />

gebracht. Wirsaßen oft nebeneinander<br />

beim Essen und beim Dinner<br />

und haben deshalb viel geredet. Ich<br />

hab ein bisschen seine Interessen<br />

kennen gelernt und er meine; es ist<br />

alles gut zwischen uns,würde ich sagen.“<br />

Privilegiert<br />

in<br />

Übersee<br />

Cody Kessel trifft mit den BR<br />

Volleys auf seinen alten Klub<br />

VonKarin Bühler<br />

AmWochenende, als seine Teamkollegen<br />

3:0 in Herrsching gewannen<br />

und damit den achten Sieg<br />

im achten Saisonspiel feierten, ging<br />

es Cody Kessel wie derzeit vielen in<br />

Berlin: Der Volleyballer lag schniefend<br />

mit einer Grippe im Bett; seine<br />

Freundin umsorgte ihn, kochte<br />

Suppe, damit er schnell wieder auf<br />

die Beine kommen sollte. Das half<br />

offenbar,denn am Montag nahm der<br />

Außenangreifer des deutschen Meisters<br />

BR Volleys wieder am Mannschaftstraining<br />

teil.<br />

Gegen seinen bisherigen Klub,<br />

den Tabellensechsten SVG Lüneburg,<br />

will Kessel in der Bundesligapartie<br />

an diesem Mittwoch (19.30<br />

Uhr, Schmelinghalle) wieder auf<br />

dem Parkett stehen. Schon in den<br />

Vorbereitungsspielen war Kessel, 27,<br />

mit den BR Volleys auf die Mannschaft<br />

von Stefan Hübner getroffen,<br />

was sich seltsam für ihn anfühlte.<br />

„Den Trainer und das Trikot, in dem<br />

du drei Jahre lang aufgelaufen bist,<br />

auf der anderen Netzseite zu sehen,<br />

war erst einmal gewöhnungsbedürftig“,<br />

sagt der US-Amerikaner.<br />

Die Verabschiedung aus LüneburgAnfang<br />

des Sommers war emotional,<br />

Kessel dankte demVerein und<br />

den Fans im sozialen Netzwerk für<br />

die familiäre Atmosphäre in dem<br />

Klub,indem der junge Mann aus Colorado<br />

Springs ziemlich gut Deutsch<br />

gelernt hat weil ein Fan, der<br />

Deutsch- und Englischlehrer war,interessierten<br />

Spielern einmal wöchentlich<br />

Unterricht bei Kaffee und<br />

Kuchen gab.<br />

Seit der 1,98-Meter-Mann in Berlin<br />

am Netz steht, hat er schon mehrfach<br />

bewiesen, dass er dem Team mit<br />

seiner großartigen Athletik und seiner<br />

positiven Ausstrahlung als Ener-<br />

Mit überdurchschnittlicher Sprungkraft<br />

ausgestattet: Cody Kessel.<br />

CITY-PRESS<br />

giegeber und Punktelieferant weiterhelfen<br />

kann. Seine Abschlaghöhe<br />

steht der vonDiagonalangreifer Benjamin<br />

Patch nicht allzuweit nach.„Es<br />

ist ein Privileg in der speziellen AtmosphäreinBerlin<br />

zu sielen, die auf<br />

der ganzen Welt bekannt ist“, sagt<br />

Kessel. „Der größte Unterschied zu<br />

Lüneburgist die höhereErwartungshaltung.“<br />

In der Meisterschaft, im<br />

Pokal, in der Champions League,die<br />

am 3. Dezember beginnt und ein<br />

neuer Wettbewerb auf einer neuen<br />

Qualitätsstufe für ihn sein wird.<br />

Ob ihm das Druck bereitet? „Es ist<br />

ein Privileg, Druck zu haben. Ichbin<br />

bereit“, antwortet Kessel in der frischen,<br />

optimistischen Art, die Volleys-Manager<br />

Kaweh Niroomand an<br />

seinen US-Spielern derart schätzt,<br />

dass er in dieser Saison gleich fünf<br />

vonihnen in seinem Kader hat. „Das<br />

ist ein Rekord“, weiß Kessel, „so viele<br />

Amerikaner hatten nur die Hotvolleys<br />

Wien 2002 in ihrem Kader.“<br />

Dazu war auch noch der Trainer ein<br />

US-Amerikaner.<br />

Kessel teilt bei Auswärtsfahrten<br />

das Zimmer mit Patch, der aus Utah<br />

stammt. Beide begegneten sich früh<br />

bei Probetrainings in Colorado. Damals<br />

schaute Patch zu Kessel auf.<br />

„Heute ist es umgekehrt“, sagt Kessel,„und<br />

heute leben wir beide unserenTraum<br />

als Profi in Übersee.“


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 264 · M ittwoch, 13. November 2019 19<br />

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Sport<br />

Begeisterung sieht andersaus: Beim Länderspiel Anfang Oktober in Dortmund sind viele Plätze leer geblieben.<br />

IMAGO IMAGES/MATHIAS KOCH<br />

Warnzeichen von der Tribüne<br />

Der DFB hat ein Problem: Die Nationalmannschaft, sein wirtschaftliches und sportliches Zugpferd, füllt nicht mehr zwangsläufig die Stadien in Deutschland<br />

VonFrank Hellmann, Frankfurta.M.<br />

Esist kein Zufall, dass ausgerechnet<br />

Matthias Ginter die<br />

Aufforderung ausspricht,<br />

doch bitte den nächsten<br />

Auftritt der deutschen Nationalmannschaft<br />

zu besuchen. Als einziger<br />

Abgesandter vom aktuellen Tabellenführer<br />

Borussia Mönchengladbach<br />

bewirbt der Abwehrspieler<br />

in einem Videoclip das EM-Qualifikationsspiel<br />

gegen Weißrussland<br />

(Sonnabend, 20.45 Uhr/RTL) im Borussia-Park.<br />

„Bei Heimspielen haben<br />

wir immer gute Stimmung und sind<br />

fast immer ausverkauft“, sagt der 25-<br />

Jährige zu Bildern von feiernden<br />

Fohlen-Anhängern. Dann fügt der<br />

Weltmeister an: „So ähnlich wird es<br />

beim Länderspiel sein. Ich hoffe,<br />

dass viele Fans den Wegins Stadion<br />

finden.“<br />

Der Appell soll retten, was noch<br />

zu retten ist: Bis Montag waren erst<br />

28 500 Tickets für eine Begegnung<br />

verkauft, in der die Nationalmannschaft<br />

den Haken an die Zulassung<br />

zur EM-Endrunde 2020 machen will.<br />

Ähnliche Lücken zeichnen sich drei<br />

Tage später in der Frankfurter Arena<br />

ab: Für die letzte Qualifikationspartie<br />

gegen Nordirland (19. November)<br />

sind knapp 36 000 Karten verkauft.<br />

Die Resonanz ist deshalb enttäuschend,<br />

weil Borussia Mönchengladbach<br />

und Eintracht Frankfurt<br />

mit ihrem Besucherschnitt (jeweils<br />

49 460) an Platz vier und fünf der<br />

Bundesliga-Zuschauertabelle stehen.<br />

Und sospricht sogar Joachim<br />

Löw das Problem an. „Sehr freuen<br />

würde uns,wenn die Stadien gut gefüllt<br />

wären, gerade die jungen Spieler<br />

brauchen die Unterstützung unserer<br />

eigenen Fans“, teilte der Bundestrainer<br />

mit. Unabhängig vonden Ergebnissen<br />

wolle man alles tun, um sich<br />

„mit Mut, Herz und Spielfreude aus<br />

diesem nicht immer einfachen Länderspieljahr<br />

zu verabschieden“.<br />

Kinderunfreundliche Anstoßzeit<br />

In Berngegendie Schweiz: Die deutsche<br />

Nationalmannschaft will sich im Fall der erfolgreichen<br />

EM-Qualifikation offenbar bei einem<br />

Länderspiel Anfang Juni in Berngegen<br />

die Schweiz den Feinschliff holen. Einzige<br />

Einschränkung: Sollten beide Teams bei der<br />

EM (12. Juni bis 12 Juli) in der Gruppe aufeinandertreffen,<br />

findet das Spiel nicht statt.<br />

FÜR DEN FEINSCHLIFF<br />

In Sevilla gegendie Spanien: Das EM-Trainingslager<br />

findet ab Ende Mai im österreichischen<br />

Seefeld statt. Insgesamt sind im Vorfeld<br />

des Turniers zwei Länderspiele geplant.<br />

Im März wird es ebenfalls zwei Begegnungen<br />

geben. Spanische Medien hatten zuletzt<br />

übereinstimmend berichtet, dass die DFB-<br />

Auswahl in Sevilla gastiert.<br />

Doch die Kundschaft ist bei seiner<br />

Mannschaft vermehrt misstrauisch<br />

geworden. Schon beim Freundschaftsspiel<br />

gegen Argentinien (2:2)<br />

waren in Dortmund große Tribünenbereiche<br />

gar nicht erst geöffnet worden.<br />

Für dortige Verhältnisse enttäuschende<br />

45 197 Zuschauer erlebten<br />

einen durch viele Absagen entwerteten<br />

Test. Muss der DFB seine Preispolitik<br />

anpassen? In den Kurven kostet<br />

es 25 Euro (für Mitglieder vom Fanclub<br />

Nationalmannschaft 15 Euro),<br />

auf der Gegengeraden und Haupttribüne<br />

60 beziehungsweise 80 Euro.<br />

Und esist ja eine nette Geste, dass<br />

Kinder auf allen Plätzen nur zehn<br />

Euro bezahlen, aber die Anstoßzeit<br />

von20.45 Uhrist für viele Knirpse ein<br />

Ausschlusskriterium. Speziell unter<br />

der Woche.Inder Bundesliga beträgt<br />

der durchschnittliche Eintrittspreis<br />

knapp 26 Euro. Die Nationalmannschaft<br />

als vermeintliches Premiumprodukt<br />

liegt deutlich drüber,zumal –<br />

wie bei Europapokalspielen der Klubs<br />

–ausschließlich Sitzplätzeangeboten<br />

werden können.<br />

DFB-Direktor Oliver Bierhoff hat<br />

bislang darauf verwiesen, dass das<br />

Interesse an der Nationalmannschaft<br />

„noch immer sehr, sehr groß<br />

ist und die Leute gerne ins Stadion<br />

kommen“. Tatsächlich strömten seit<br />

2006 insgesamt 3,87 Millionen Menschen<br />

zu 84 Heim-Länderspielen. Im<br />

Schnitt also rund 46 000. DieAuslastung<br />

in Deutschland (93 Prozent) ist<br />

besser als in England, Frankreich,<br />

Spanien oder Italien. Doch in 2019<br />

könnte der durchschnittliche Länderspiel-Besuch<br />

erstmals auf einen<br />

Negativwertaus 2009 (39 637) fallen.<br />

Zuvor waren in diesem Jahr allen<br />

Unkenrufen zum Trotz die ersten<br />

drei Begegnungen gegen Serbien<br />

(1:1) in Wolfsburg, gegen Estland<br />

(8:0) in Mainz und gegen die Niederlande<br />

(2:4) in Hamburg ausverkauft.<br />

Und in2018 hatte sich der oft beschworene<br />

Zuschauerschwund<br />

noch als Mythos entpuppt, fanden<br />

doch fünf von sieben Heimspielen<br />

vor vollen Rängen statt. Sollte die<br />

Nationalmannschaft als wirtschaftliches<br />

und sportliches Zugpferd dauerhaft<br />

beim Zuschauerzuspruch einbüßen<br />

und sich geringeres Interesse<br />

auch bei Sponsoren oder Fernsehanstalten<br />

abbilden, bekäme der Verband<br />

ein gewaltiges Problem.<br />

Mönchengladbach hatte den<br />

DFB-Zuschlag für ein EM-Qualifikationsspiel<br />

bekommen, weil der<br />

Spielort wie bei der WM 2006 auch<br />

für die EM 2024 durchs Rüttelsieb<br />

gerauscht ist. Bei Frankfurt war die<br />

Gemengelage nicht viel anders: Eigentlich<br />

hätte der DFB-Stammsitz<br />

bereits das erste Freundschaftsspiel<br />

nach der WM 2018 erleben sollen,<br />

doch nachdem es bei einem Montagsspiel<br />

vonEintracht Frankfurtdie<br />

Fans auf die Barrikaden gingen,<br />

setzte sich der damalige Präsident<br />

Reinhard Grindel für eine Verlegung<br />

ein. Letztlich wurde das Freundschaftsspiel<br />

gegen Peru (2:1) dann in<br />

Sinsheim ausgetragen.<br />

Aktuell besteht noch das Problem,<br />

dass sowohl Eintracht Frankfurt<br />

als auch Borussia Mönchengladbach<br />

durch die Europa-League-Teilnahme<br />

eine Vielzahl von stimmungsvollen<br />

Höhepunkten erleben.<br />

Und weil prägende Fangruppierungen<br />

wie die Ultras fast schon aus<br />

Überzeugung keine Länderspiele<br />

unterstützen, ist die Zusammensetzung<br />

einer Länderspiel-Kulisse<br />

gänzlich anders. Die DFB-Auswahl<br />

muss schon Festspiele inszenieren,<br />

um den Stimmungs- und Lärmpegel<br />

zu heben. Dafür gaben allerdings in<br />

jüngster Zeit die wenigsten Auftritte<br />

wirklich durchgängig Anlass. Insofern<br />

könnte die eine oder andere<br />

Werbeaktion auf taube Ohren stoßen.<br />

Die Stunde der Ellenbogen<br />

Am 15. November 1989 verspielt die DDR-Nationalmannschaft in Wien die Qualifikation zur WM 1990. Unser Reporter erinnert sich an einen historischen Abend im Praterstadion<br />

VonMichael Jahn<br />

Ulf Kirsten deckt beim Eckstoß den „kurzen“ Pfosten.<br />

IMAGO IMGES/SPORTFOTO RUDEL<br />

Die Schlange am Fahrkartenschalter<br />

im Bahnhof Berlin-<br />

Lichtenbergist lang und die Bahnangestellte<br />

total überfordert. Es ist Montag,<br />

der 13. November 1989. Die<strong>Berliner</strong><br />

Mauer ist erst vier Tage zuvor<br />

gefallen, die Stadt in einem euphorischen<br />

Zustand. Österreich hat DDR-<br />

Bürgernmit einer großzügigen Geste<br />

vorübergehend einige Tage Visafreiheit<br />

erteilt. Auch ich bekomme die<br />

Chance,als Reporter der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

nach Wien zu reisen. Dortfindet<br />

am 15. November im Praterstadion<br />

das letzte und entscheidende Spiel in<br />

der Qualifikation für die Fußball-<br />

Weltmeisterschaft 1990 in Italien<br />

statt. Der DDR-Nationalmannschaft<br />

würde ein Remis reichen, um das Ticket<br />

nach Italien zu lösen. Tausende<br />

Fußballanhänger vonRostock bis Aue<br />

nutzen die neue Freiheit und machen<br />

sich auf denWegnachWien. EinBlick<br />

zurück auf die turbulenten Ereignisse<br />

lohnt sich.<br />

Ich bekomme dank der flexiblen<br />

Presseabteilung des Österreichischen<br />

Fußball-Bundes auf den letzten Drücker<br />

eine Akkreditierung als Fotograf,<br />

darfalso hautnah ans Geschehen, obwohl<br />

ich keinerlei Ahnung von Fotografie<br />

habe. Doch das spielt keine<br />

Rolle. Dabeisein ist alles. Und auch<br />

noch mutmaßliche Kollegen aus dem<br />

Westen Deutschlands, von denen<br />

noch die Rede seine wird, tarnen sich<br />

als Bildreporter, allerdings mit der<br />

Absicht, den besten Spielernder DDR<br />

nahe zu kommen, um sie in die Bundesliga<br />

abzuwerben.<br />

Die Mannschaft von Cheftrainer<br />

Eduard Geyer bereitet sich schon einige<br />

Tage vordem brisanten Duell in<br />

Abtnaundorf bei Leipzig in aller Abgeschiedenheit<br />

vorund ist am 9. November<br />

vom Fall der Mauer total<br />

überrascht worden. DieSpieler sitzen<br />

am Abend zusammen vordem Fernsehgerät<br />

im großen Gemeinschaftsraum<br />

der Sportschule,starren wie gebannt<br />

auf die Bilder.Und fragen sich:<br />

Wohin gehen wir nach dem Länderspiel<br />

in Wien? Waspassiert mit uns?<br />

Dürfen wir gleich in die Bundesliga<br />

wechseln, wenn Angebote kommen?<br />

NurGeyer verfällt nicht in Euphorie.<br />

Er ahnt, dass die politischen<br />

Ereignisse die Vorbereitung auf das<br />

Duell gegen Österreich empfindlich<br />

stören würden. Er mahnt die Spieler<br />

zur Konzentration. Wochen nach<br />

dem Duell in Wien sollte Geyer Folnath<br />

als Fotografen in Wien an und<br />

sagt: „Den Karnath schmeißt du<br />

vorne aus dem Zimmer raus und Sekunden<br />

später kommt der vonhinten<br />

wieder rein.“<br />

Steinmann scheitertvom Punkt<br />

Am Abend des Spiels im Praterstadion,<br />

Anstoß 18Uhr, hole ich mein<br />

Foto-Leibchen ab und postiere mich<br />

hinter dem DDR-Tor. Die Atmosphäreist<br />

großartig. Oben auf denTribünen<br />

haben sich im mit 57 000 Zugendes<br />

zum Besten geben:„Der Mauerfall<br />

kam vierzehn Tage zu früh!“<br />

In Leverkusen bereitet unterdessen<br />

Manager Reiner Calmund einen<br />

Coup vor. Der Mann von Bayer 04<br />

hatte schon lange einige Ausnahmekönner<br />

aus der DDR im Visier, nun<br />

sollte seine Stunde schlagen. Neben<br />

zwei Talentscouts schickt Calmund<br />

seinen Vertrauten Wolfgang Karnath<br />

nach Wien. Der war damals Chemielaborant<br />

und Trainer der A-Jugend<br />

bei Bayer 04. Calmund meldet Karschauernausverkauften<br />

Prater neben<br />

4000 Fans aus der DDR auch beinahe<br />

100 Späher und Berater aus der Bundesliga<br />

versammelt.<br />

Ichsehe schon nach zwei Minuten<br />

das 1:0 für Österreich durchToni Polster,<br />

dann nach 23 Minuten einen<br />

Strafstoß für die Gastgeber. Polster<br />

tritt an und verwandelt eiskalt. Als<br />

später Rico Steinmann vom FCKarl-<br />

Marx-Stadt mit einem Elfmeter für<br />

die DDR scheitert, ist das Spiel gelaufen.<br />

Polster ist es, der nach 61 Minuten<br />

auf 3:0 erhöht. Das Praterstadion<br />

explodiert beinahe. ImTohuwabohu<br />

hat sich Karnath nah an die Reservebank<br />

der DDR-Elf geschlichen und<br />

tatsächlich Telefonnummern einiger<br />

Spieler ergattert. Auch Andreas<br />

Thom, „DDR-Fußballer des Jahres“,<br />

wird von Karnath angesprochen. In<br />

diesem Moment beginnt der Ausverkauf<br />

des DDR-Fußballs.<br />

Ichkämpfe mich nach dem Abpfiff<br />

Richtung Kabine der Österreicher,die<br />

ihre WM-Teilnahme euphorisch feiern.<br />

Toni Polster ist natürlich mein<br />

Ziel als Reporter. Irgendwann lande<br />

ich nach dem vollen Einsatz der Ellenbogen<br />

zuerst in der Nähe vonPolsters<br />

Vater und kann ein paar Fragen<br />

loswerden. Später erhasche ich auch<br />

einige Worte des Helden von Wien.<br />

Meine Storysteht.<br />

Am Tagnach dem Spiel reise ich<br />

mit dem Zugnach Berlin zurück. Die<br />

Abteile sind überfüllt. Fans aus der<br />

DDR diskutieren heftig über die Niederlage,<br />

doch die Euphorie über den<br />

Mauerfall überwiegt und lässt den<br />

Fußball zweitrangig erscheinen.<br />

Die schwer geschlagene DDR-<br />

Auswahl fliegt unterdessen vonWien-<br />

Schwechat nach Berlin-Schönefeld.<br />

Mit anBord: Karnath. Calmund ist<br />

schon in Berlin. Noch am Abend<br />

taucht Calmund in der Wohnung von<br />

Thom, dem besten Stürmer des BFC<br />

Dynamo, inder Nähe der Jannowitzbrücke<br />

auf. Dort wird man sich<br />

schnell über einen Wechsel einig.<br />

Schon am 13. Dezember geht der<br />

erste spektakuläre Ost-West-Transfer<br />

über die Bühne. Thom wechselt für<br />

eine Ablöse von rund 2,8 Millionen<br />

D-Marknach Leverkusen.<br />

Nach der verspielten WM-Teilnahme<br />

absolviert die DDR-Nationalmannschaft<br />

1990 noch sieben eher<br />

unbedeutende Länderspiele. Der<br />

letzte Auftritt geht am 12. September<br />

1990 in Brüssel gegen Belgien über<br />

die Bühne. Zwei Monate später löst<br />

sich der DDR-Fußballverband auf.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 264 · M ittwoch, 13. November 2019 – S eite 20 *<br />

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Sport<br />

Der<br />

gebrochenen<br />

Nase zum Trotz<br />

Herthas Stark will unbedingt<br />

sein Nationalelfdebüt geben<br />

VonSebastian Schmitt<br />

Herthas Innenverteidiger Niklas<br />

Stark ist trotz eines Nasenbeinbruchs,<br />

den er sich am Sonnabend<br />

beim 2:4 im Ligaspiel gegen Leipzig<br />

in einem Zweikampf mit dem Österreicher<br />

Konrad Laimer zugezogen<br />

hat, am Dienstag zum Treffpunkt der<br />

DFB-Auswahl in Düsseldorf gereist.<br />

„Wenn der Bundestrainer anruft und<br />

sagt, er will mich dabei haben, dann<br />

komme ich, wenn ich laufen kann.<br />

Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht“,<br />

erklärte der 24-Jährige, als er<br />

im Teamhotel eincheckte.Ertrugdabei<br />

einen Nasenschutz und hatte<br />

Veilchen an beiden Augen.<br />

Trotz des Handicaps will er am<br />

Sonnabend in Mönchengladbach<br />

beim EM-Qualifikationsspiel gegen<br />

Weißrussland endlich sein Debüt im<br />

Nationaltrikot feiern. Er hat es leid,<br />

als Pechvogel wahrgenommen zu<br />

werden. DasTestspiel gegen Argentinien<br />

am 9. Oktober hatte er ja wegen<br />

eines Magen-Darm-Infekts verpasst,<br />

das EM-Qualifikationsspiel vier Tage<br />

darauf in Estland wiederum wegen<br />

einer Schnittwunde am Bein. Wobei<br />

in diesem Fall ein nächtlicher Zusammenstoß<br />

mit einem Glastisch<br />

die Ursache war.<br />

Grünes Licht vomTeamarzt<br />

Dass der bislang unter Löw am<br />

längsten auf sein Debüt wartende<br />

Spieler nun am Sonnabend womöglich<br />

seine Premiere feiern darf, liegt<br />

kurioserweise daran, dass sich Stark<br />

bereits im vergangenen Jahr beim<br />

2:1-Sieg gegen den 1. FC Köln die<br />

Nase brach. Denn normalerweise<br />

hätte die Anfertigung einer Spezial-<br />

Maske zu lange gedauert. Weil Stark<br />

den für ihn maßgeschneiderten, aus<br />

Karbon hergestellten Gesichtsschutz<br />

noch im Schrank hatte, erteilte ihm<br />

Herthas Teamarzt Ulrich Schleicher<br />

grünes Licht. „Wenn man die Vorgeschichte<br />

kennt, weiß man, dass er alles<br />

daran setzt sich jetzt zum Nationalspieler<br />

zu küren. Natürlich nicht<br />

auf Kosten der Gesundheit. Daswissen<br />

alle Seiten und sind sensibilisiert“,<br />

sagte Hertha-Coach Ante Covic.Das<br />

letzte Wort hat die medizinische<br />

Abteilung des DFB. Löw soll<br />

Stark bereits eine Einsatzgarantie<br />

ausgestellt haben.<br />

Dass der Franke alles daran setzt,<br />

endlich sein Können auch beim DFB<br />

zu beweisen, liegt auch an der Gunst<br />

der Stunde. Schließlich fallen mit<br />

Bayerns Niklas Süle (Kreuzbandriss)<br />

und Chelseas Antonio Rüdiger (erneute<br />

Leisten-OP) zwei Spieler für<br />

das Abwehrzentrum länger aus.Löw<br />

stehen mit Matthias Ginter (Mönchengladbach),<br />

Jonathan Tah (Leverkusen)<br />

und eben Stark lediglich<br />

drei gelernte Innenverteidiger zur<br />

Verfügung.<br />

Gezeichnet vom Zweikampf<br />

Herthas Niklas Stark.<br />

DPA/GAMBARINI<br />

Der Weisheit letzter Schuss<br />

Zwei <strong>Berliner</strong> Teams in der Bundesliga,<br />

zwei Kenner des <strong>Berliner</strong> Fußballs:<br />

Michael Jahn und Andreas Baingogeben<br />

immer mittwochs ihre Expertise ab.<br />

Michael Jahn für Hertha BSC, seine Hertha,<br />

die er seit mehr als zwei Jahrzehnten als<br />

Reporter begleitet. Und Andreas Baingofür<br />

den 1. FC Union, seine Eisernen, für die er<br />

selbst früher am Ball war.<br />

In der Länderspielpause erinnertsich der eine<br />

an große Momente mit einem Taucher namens<br />

Jürgen Klinsmann, der andere an eine<br />

einmaligeAuferstehung aus Ruinen.<br />

Glanz, auch<br />

glänzende Kontakte<br />

VonMichael Jahn<br />

Wer erinnert sich heute<br />

noch an den Diver?<br />

Jürgen Klinsmann zelebrierte<br />

seinen speziellen<br />

Torjubel in den 90er-Jahren,<br />

wurde damit Kult bei den Tottenham<br />

Hotspurs im Londoner Norden. Der<br />

Weltklassestürmer breitete dabei<br />

seine Arme wie Adlerschwingen aus<br />

und rutschte meterweit bäuchlings<br />

über den Rasen. DieFans gaben ihm<br />

den Beinamen Diver, der Taucher.<br />

Jetzt tauchte Klinsmann, 55, wieder<br />

in Berlin auf. Seit einigen<br />

Tagen hat er einen<br />

Sitz im Aufsichtsrat der<br />

Hertha BSC GmbH &<br />

Co. KGaA und gilt als<br />

der Bevollmächtigte<br />

des Großinvestors Lars<br />

Windhorst.<br />

Wenn ich an den<br />

„Was soll<br />

Klinsmann in<br />

Berlin<br />

bewirken?<br />

Hertha will<br />

von seinem<br />

Netzwerk<br />

profitieren.“<br />

Profi Klinsmann<br />

denke, den Welt- und<br />

Europameister, der<br />

108 Länderspiele bestritt,<br />

habe ich einige<br />

Bilder sofort imKopf.<br />

1990 bei der WM in Italien<br />

raste er durch die<br />

Abwehr der Holländer<br />

und besiegte diese fast<br />

im Alleingang. 1996<br />

nahm er als Kapitän<br />

der Nationalelf aus den<br />

Händen von Queen<br />

Elizabeth II. die EM-Trophäe entgegen.<br />

Ich war in Wembley dabei,<br />

konnte die emotionalen Anführer<br />

Klinsmann und Matthias Sammer<br />

interviewen. Als Reporter erlebte ich<br />

Klinsmann auch zuvor bei der WM<br />

1994 in den USA. Im Februar 1995<br />

besuchte ich ihn in London in Tottenham.<br />

Der Diver befand sich auf<br />

dem Höhepunkt seiner Popularität<br />

und erwies sich als eloquenter und<br />

charmanter Interviewpartner.<br />

Auch den wütenden Klinsmann<br />

sehe ich vormir.Als ihn Trainer Giovanni<br />

Trapattoni beim FC Bayern<br />

1997 gegen seinem Willen auswechselte,<br />

trat der Stürmer ein Loch in<br />

eine Werbetonne. Und noch eine<br />

Szene hat sich bei mir eingebrannt:<br />

eine Sequenz aus dem Dokumentarfilm<br />

vonSönkeWortmann„Deutschland.<br />

Ein Sommermärchen“: Klinsmann<br />

hält als DFB-Teamchef in der<br />

Kabine eine hochemotionale Ansprache<br />

an seine Spieler.Doch nicht<br />

alles ist Klinsmann gelungen. Als<br />

Trainer des FC Bayern scheiterte er<br />

krachend. Und als Trainer der USA<br />

erlebte er in fünf Jahren einige Höhen,<br />

aber zuletzt noch mehr Tiefen.<br />

Die Aufgabe bei Hertha BSC soll<br />

ihn emotional sehr gepackt haben.<br />

Dennoch stelle ich mir die Frage,was<br />

soll Klinsmann in Berlin eigentlich<br />

bewirken? Zumal er weiter in Kalifornien<br />

lebt. Nur ein wenig Glanz und<br />

Glamour in denVerein<br />

bringen, dem die<br />

überregionale Strahlkraft<br />

fehlt? Der Aufsichtsrat<br />

der KGaA<br />

von Hertha besitzt<br />

wenig Einfluss –<br />

schon gar nicht auf<br />

das operative Geschäft.<br />

MitKlinsmann<br />

aber –das ist der eigentliche<br />

Coup -wird<br />

sich Windhorst künftig<br />

in sehr vielen Fragen<br />

beraten. Hertha<br />

will profitieren vom<br />

riesigen Netzwerk<br />

Klinsmanns, der in<br />

den USA, aber auch in<br />

vielen europäischen<br />

Ländern glänzende<br />

Kontakte unterhält.<br />

Aus seinem direkten<br />

Umfeld heißt es, dass Klinsmann<br />

nicht nur die Mannschaft von Hertha<br />

voranbringen will, sondern den<br />

gesamten Verein. Stichwort: Internationalisierung.<br />

Er wird Begeisterung<br />

und Elan in den Klub bringen, kündigte<br />

mir ein Vertrauter des polyglotten<br />

Klinsmann an. Daskann auf keinen<br />

Fall schaden.<br />

Auf der Mitgliederversammlung<br />

am Sonntag habe ich mich umgehört<br />

und Herthaner gefragt, ob sie<br />

sich in einer sportlichen Notlage<br />

auch den Hertha-Trainer Klinsmann<br />

vorstellen könnten? Die Mehrheit<br />

sagte: „Nein!“ Sollte der sehr engagierte<br />

Ante Covic den sportlichen<br />

Turnaround in den nächsten Wochen<br />

nicht schaffen, hat das Grosder<br />

Herthaner nur einen Wunschkandidaten<br />

als Nachfolger:Niko Kovac!<br />

Gelebte, auch<br />

gequälte Einheit<br />

VonAndreas Baingo<br />

Geht es um Zahlen, heißt<br />

es gern,dass die nicht lügen.<br />

Das stimmt nicht<br />

immer, oft aber doch. Im<br />

Fall des 1. FC Union geht das so: drei<br />

Siege in den vergangenen vier Ligaspielen,<br />

13 Tore erzielt (Hoffenheim<br />

hat nur drei mehr), 17 Tore kassiert<br />

(die Bayern haben nur eines weniger!),<br />

Platz 11 und –amwichtigsten –<br />

mit sechs ZählernDifferenz auf Mitaufsteiger<br />

Köln, den Vorletzten, ein<br />

brauchbares Polster auf einen direkten<br />

Abstiegsplatz.<br />

Dashat was!<br />

ZurFeier der Tage<br />

rund um den 30. Jahrestag<br />

desMauerfalls<br />

bin ich angesichts<br />

des zarten Höhenflugs<br />

der Rot-Weißen<br />

ein klein wenig der<br />

„Wer schaffte<br />

es aus der<br />

Schmuddelecke<br />

auf die<br />

große Bühne?<br />

Niemand!<br />

Außer<br />

Union.“<br />

Nostalgie verfallen.<br />

Immer wieder frage<br />

ich mich, obwohl ich<br />

es ja weiß: Woher<br />

kommen die Eisernen<br />

und wie verliefen<br />

diese 30 Jahre?<br />

Diese Geschichte<br />

ist eigentlich ein<br />

Film. Vielleicht eine<br />

Serie, manchmal ein<br />

Krimi (vor dem Kadi<br />

sind Entscheidungsträger<br />

ja gelandet),<br />

ein regelrechtes Rührstück (wo sonst<br />

lassen so viele Fans für ihren Verein<br />

alles anderestehen und liegen?), Klamauk<br />

ist auch dabei (in Vor-Dirk-<br />

Zingler-Zeiten waren manche Bosse<br />

nahe daran, sich die Augen auszukratzen),<br />

selbst ein softiger Pornohat<br />

sich angedeutet (gab es da nicht einmal<br />

eine „Titten-Torte“, von einer<br />

ziemlich schwergewichtigen leichten<br />

Dame zum Auswärtsspiel in<br />

Stendal spendiert?), derzeit jedoch<br />

fließt alles über in gegenseitige Zuneigung.<br />

Kein schlechter Stoff.<br />

Na ja, als es mit dem Mauerfall<br />

um die Wurst ging, um die Plätze in<br />

Bundesliga und 2. Bundesliga, waren<br />

die Eisernen nicht auf der Höhe der<br />

Zeit. Aus der DDR-Liga als Zweiter<br />

nicht aufgestiegen, Hoffnungsrunde<br />

vergeigt, in Liga 3für eine gefühlte<br />

GETTY<br />

Ewigkeit kleben geblieben. Den Rest<br />

mit Lizenzentzug, verweigerter Lizenz,<br />

Absturz inLiga vier und dem<br />

mühsamen Marsch zurück ins Rampenlicht<br />

kennen alle, Junge, Alte,<br />

ganz Junge, ganz Alte. Man könnte<br />

sagen: Auferstanden aus Ruinen …<br />

Dasist eine Story, die alles andere<br />

ist als normal. Noch verrückter wird<br />

sie, wenn ich sie umgekehrt, also<br />

nach hinten, denke. Welche Mannschaften<br />

waren vor 30Jahren oben<br />

dabei und sind jetzt im sportlichen<br />

Jenseits? Noch wichtiger:Wer hat es<br />

geschafft, sich aus der Schmuddelecke<br />

(Stichwort gefälschte<br />

Bankbürgschaft)<br />

rauszuziehen<br />

und doch auf der ganz<br />

großen Bühne zu erscheinen?<br />

Niemand!<br />

Außer Union.<br />

Viele andere, einst<br />

Sterne oder Sternchen,<br />

sind verglüht. Die SG<br />

Wattenscheid, zwei Tage<br />

nach dem Mauerfall mit<br />

dem späteren Union-<br />

Trainer Uwe Neuhaus<br />

als Spieler im Olympiastadion<br />

bei Hertha BSC<br />

und mit den Blau-Weißen<br />

in die Bundesliga<br />

aufgestiegen, ist jüngst<br />

in Insolvenz gegangen.<br />

Einige anderespielen in<br />

der 3. Liga. Wasaber ist<br />

mit Saarbrücken, Homburg,<br />

den Kickers aus Stuttgart? Was<br />

mit Aachen, Cottbus, was mit Ulm,<br />

vor20Jahren für eine Saison dabei?<br />

So kann es auch gehen. Aus diesen<br />

Niederungen sind die Eisernen<br />

gekommen, sie waren nicht nur in<br />

den Augen vieler der sprichwörtliche<br />

Dreck, ihnen ist es in der Tatdreckig<br />

gegangen. Somit ist das, was in Köpenick<br />

passiert ist, ein Traum. Vielleicht,<br />

sogar gelebte, auch gequälte,<br />

deutsche Einheit.<br />

Recht jedenfalls hat einer, wahrscheinlich<br />

aus Versehen, aber zumindest<br />

was die Alte Försterei betrifft,<br />

der damals blühende Landschaften<br />

versprach. Insofernhätte es<br />

viel besser nicht laufen können. Zumindest<br />

für den Moment. Doch der<br />

darf angesichts vonTabellenplatz 11<br />

noch ein wenig andauern.<br />

Aus der<br />

zweiten<br />

Reihe<br />

Felix Kroos spielt kaum –und<br />

will dennoch vorangehen<br />

VonPatrick Berger<br />

Es müsse aber schnell gehen,<br />

„denn um halb eins gibt’s bei uns<br />

Mittag“, sagt Felix Kroos, kurz nachdem<br />

er im Anschluss derVormittagseinheit<br />

in den Pressekonferenzraum<br />

des 1. FC Union zur Medienrunde erscheint.<br />

Der 28Jahre alte Fußballprofi,<br />

eigentlich für seinen trockenen<br />

Humor und seine umgängliche<br />

Art bekannt, ist kurz angebunden.<br />

Undbesser drauf war er auch schon<br />

mal. „Natürlich will ich mehr spielen,<br />

mit der Anzahl der Einsätze bin<br />

ich nicht zufrieden“, sagt er mit ernster<br />

Miene. Auf gerade Mal vier Kurzeinsätzekommt<br />

Unions früherer Kapitän<br />

in der laufenden Saison. Die<br />

Bilanz: zehn Minuten gegen Dortmund,<br />

13 gegen Freiburg, 60 gegen<br />

Bayern und 14gegen Mainz. Trotz<br />

der Reservistenrolle steht der gebürtige<br />

Greifswalder aber voll hinter seiner<br />

Mannschaft. „Es bringt nichts,<br />

wenn ich hier mit schlechter Laune<br />

rumlaufe. Ich will meinen Teil dazu<br />

beitragen, dass wir erfolgreich sind.<br />

Ich will in der zweiten Reihe vorangehen<br />

und die Jungs mitziehen.“ Außerdem<br />

lasse er nicht mehr zu, „dass<br />

der Fußball mich unglücklich<br />

macht“.<br />

Test gegen Kiel alsChance<br />

Daswar durchaus schon mal anders.<br />

2012/2013 etwa durchlebte der Mittelfeldspieler<br />

seine bislang schwierigeste<br />

Karrierephase, als er bei Werder<br />

Bremen für nahezu ein ganzes<br />

Jahr ins Regionalliga-Team degradiert<br />

wurde. „Das einzige Angebot,<br />

das ich damals hatte“, blickt er zurück,<br />

„war vomFSV Frankfurt.“ Mittlerweile<br />

sei er erfahrener und könne<br />

mit solchen Situationen besser umgehen.<br />

„Ich musste aber erst lernen,<br />

den Fußball nicht mit nach Hausezu<br />

nehmen.“ Privat geben ihm Ehefrau<br />

Lisa und sein Golden Retriever Barney<br />

den nötigen Rückhalt.<br />

Im Sommer verlängerte der Bruder<br />

des Real-Madrid-Profis Toni<br />

Kroos,29, seinen Vertragmit den Eisernen<br />

um ein weiteres Jahr.Das bereut<br />

er keineswegs. „Ich bin hier<br />

glücklich seit Tageins. Esist etwas<br />

Großes,mit Union in der Bundesliga<br />

zu spielen. Daran habe ich dreieinhalb<br />

Jahre mitgearbeitet. Jedes Spiel<br />

mit dem Verein ist mehr für mich<br />

wert,als in einem anderen Bundesligaverein<br />

Stamm zu spielen.“ Er<br />

werde seinen Vertrag deshalb „zu<br />

99,9 Prozent erfüllen“.<br />

Heute Abend testen die Köpenicker<br />

An der Alten Försterei gegen<br />

Zweitligist Holstein Kiel (17.30 Uhr) –<br />

und Kroos darf wertvolle Spielzeit<br />

sammeln. „Dukannst so viel trainieren,<br />

wie du willst. Aber Spielzeit in<br />

die Beine zu bekommen, das ist das<br />

Wichtigste.“<br />

Felix Kroos deutet es an: Sein Platz ist<br />

zurzeit auf der Bank.<br />

MATTHIAS KOCH


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 264 · M ittwoch, 13. November 2019 – S eite 21<br />

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Feuilleton<br />

Matthias Thalheim<br />

gratuliertBarbara<br />

Plensat zum 80.<br />

Seite 23<br />

„Vielleicht darf man bald von Liebe sprechen.“<br />

Clemens Haustein über die Staatskapelle unter Daniel Barenboim Seite 22<br />

Erinnerung<br />

Cannes,<br />

1939<br />

Susanne Lenz<br />

über ein Festival,<br />

das nie stattgefunden hat<br />

Erinnerung kann vielerlei Form<br />

annehmen. Eine ist das Reenactment<br />

historischer Ereignisse,hierzulande<br />

kennt man es in Form des<br />

Nachstellens bedeutender Schlachten<br />

wie etwa der Völkerschlacht bei<br />

Leipzig von 1813. Vorein paar Tagen<br />

haben in den USA 400 Menschen<br />

den Sklavenaufstand von 1811 an<br />

der German Coast nicht weit von<br />

New Orleans nachgestellt – Befragung<br />

der Gegenwart mittels des<br />

Rückgriffs auf die Geschichte.<br />

In Orléans, Frankreich, wird seit<br />

Montag ein Ereignis nachgestellt,<br />

oder besser gesagt nachgeholt, das<br />

nie stattgefunden hat: das erste<br />

Filmfestival von Cannes im Jahr<br />

1939. Es hätte am 1. September beginnen<br />

sollen, an dem Tag, an dem<br />

Nazi-Deutschland Polen überfiel.<br />

Der Krieg verhinderte das Festival.<br />

Dabei waren die Filme schon ausgewählt<br />

–Hollywood schickte „Mister<br />

Smith goes to Washington“ von<br />

Frank Capra, „Only Angels have<br />

Wings“ vonHowardHawks und „Pacific<br />

Express“ von Cecil B. De Mille.<br />

Es war die Jury besetzt, die Poster<br />

waren gedruckt. Und Gary Cooper,<br />

Gary Grant, Spencer Tracy hatten<br />

längst den von Metro-Goldwin-Mayergecharterten<br />

Dampfer bestiegen,<br />

der sie zur Croisette bringen sollte.<br />

Cannes sollte ein Festival der „freien<br />

Nationen“ gegen den Faschismus<br />

sein, ein Symbol gegen die Mostra<br />

vonVenedig, wo seit 1934 die Coppa<br />

Mussolini verliehen wurde.<br />

Warum nun, 80 Jahre später,<br />

Orléans und nicht Cannes? Orléans<br />

ist die Geburtsstadt von Jean Zay,<br />

Jude, seit 1936 der Minister für Bildung<br />

und die schönen Künste in<br />

Frankreich. Er ist der Gründer von<br />

Cannes, 1940 wurde er von der mit<br />

den Nazis kollaborierenden Vichy-<br />

Regierung verhaftet, am 20. Juni<br />

1944 aus seiner Zelle geholt und in<br />

einem Wald hingerichtet, da waren<br />

die Alliierten schon in der Normandie<br />

gelandet.<br />

Daserste Festival vonCannes hat<br />

im Jahr 1946 stattgefunden, ohne<br />

seinen Begründer.<br />

Benzingetränkte Männlichkeit<br />

James Mangolds Rekonstruktion des Rennstallduells zwischen Ford und Ferrari in den 1960er-Jahren<br />

VonPhilipp Bühler<br />

Sportlich betrachtet, ist das<br />

Kino ein Langstreckenrennen.<br />

Viele schrauben am Erfolg,<br />

nur wenige fahren<br />

Siege ein. Stars verbrennen auf halber<br />

Strecke,anderegewinnen höchstens<br />

mal nach Punkten. Ob die Leute<br />

einen noch wollen, ist schon gar<br />

nicht klar. Videospiele bieten so<br />

manchem denselben Thrill, das<br />

Spektakel findet zuhause statt, ist ja<br />

auch ökologischer. Aber der Fahrer<br />

kann einfach nicht anders, erfährt<br />

weiter im Kreis, treibt die Drehzahl<br />

nochmal ganz nach oben. Weil es so<br />

schön röhrt. Brumm!<br />

„Le Mans 66“ ist ein Rennfahrerfilm,<br />

also verpflichtet zu großem<br />

Kino, und versucht es mit glanzvollen<br />

Namen, schraubt eifrig an Legenden.<br />

Die Rennstallkonkurrenz zwischen<br />

Ford und Ferrari Mitte der<br />

1960er-Jahre ist sporthistorisch eine<br />

kleine Nummer,aber die Geschichte<br />

dahinter reizvoll. Kein anderer als<br />

die jüngst verstorbene Managerlegende<br />

Lee Iacocca gab seinem Chef<br />

Henry Ford II. damals den Rat, die<br />

Generation der Baby Boomer mit<br />

rassigen Sportwagen zu versorgen.<br />

Der Ford Mustang war das erste Resultat.<br />

Doch das Nonplusultra blieb<br />

Ferrari. DemAlten schwebte vor, den<br />

Laden einfach aufzukaufen.<br />

Eine Frage der Ehre<br />

Der Besuch im italienischen Maranello<br />

liefert schon die schönste<br />

Szene. Enzo Ferrari, ein schweigsamer<br />

Padrone mit allen Insignien der<br />

Italianità –Anzug, Sonnenbrille und<br />

jede Menge Espresso –, hört sich die<br />

Vorschläge Iacoccas wortlos an. Als<br />

ihm klar wird, dass auch sein Rennstall<br />

und die Teilnahme am berühmten<br />

24-Stunden-Rennen von Le<br />

Mans auf dem Spiel steht, bricht er<br />

ab. Die Amerikaner hätten seine<br />

Ehre zutiefst verletzt, als Konstrukteur,als<br />

Italiener und als Mann! Kein<br />

Zweifel: Ford und Ferrari, das sind<br />

zwei Unternehmenskulturen, die nie<br />

und nimmer zusammengehören.<br />

Tatsächlich liefert Regisseur<br />

James Mangold („Walk the Line“)<br />

eine interessante Mischung aus Industriegeschichte<br />

und Sportfilm, die<br />

sich mit der Exposition gehörig Zeit<br />

lässt. Darin sieht man den berühmten<br />

US-Konstrukteur Carroll Shelby<br />

Der Ford-Konstrukteur (Matt Damon) und sein Fahrer (Ken Miles).<br />

und den vonihm auserkorenen FahrerKen<br />

Miles bei der Entwicklung ihres<br />

neuen Prototyps, des Ford GT40.<br />

Über weite Strecken ist es ein Film<br />

für Mechaniker –den etatmäßigen<br />

Star Christian Bale als Miles sieht<br />

man häufiger unter seinem Wagen<br />

als am Steuer. Drehzahl, Radstand<br />

oder die Schweredes Motors sind die<br />

Themen. Für den dramaturgischen<br />

Bogen wird Miles als ungestümer<br />

TWENTIETH CENTURY FOX<br />

Typgezeichnet, der mit den Hierarchien<br />

des Konzerns über Kreuz liegt.<br />

Er sei kein Ford-Mann, sagen die arroganten<br />

Schlipsträger. Er ist der<br />

Beste, beharrt Shelby, mit gewohntem<br />

Checkergrinsen verkörpert von<br />

Matt Damon. DasRennen von„Ford<br />

versus Ferrari“ ist da längst ein Wettkampf<br />

„Fordversus Ford“.<br />

Mangolds Leistung besteht darin,<br />

in diesem nicht per se aufregenden<br />

Vorlauf die Spannung zu halten.<br />

Wusste doch schon Steve McQueen:<br />

„Rennen ist das Leben. Alles davor<br />

oder danach ist bloß Warten“. Im<br />

Kultfilm„Le Mans“ von1971 war das,<br />

viel mehr sagte er nicht. Lee H. Katzins<br />

halbdokumentarische Rennfahrerelegie<br />

hatte kaum Dialoge und<br />

streng genommen keine Handlung.<br />

Das legendäre Rennen durch die<br />

Nacht, ein paar flotte Flitzer und<br />

McQueens Starpower waren mehr<br />

als genug. „Le Mans 66“ ist demnach<br />

auch kein Remake. Doch vergleicht<br />

man die beiden Filme, stellt man<br />

fest, wie sehr das heutige Kino sich<br />

anstrengen muss, umdieser Magie<br />

mit viel aufwendigeren Mitteln zumindest<br />

nahezukommen.<br />

Zum Finale aber hat der Film<br />

seine Pferde am Start. Miles fährt<br />

nicht nur schnell, unterstützt voneiner<br />

erwartbar glanzvollen Rennchoreographie.<br />

Erfährt den Wagen, den<br />

er selbst gebaut hat. Mensch und<br />

Maschine sind eins.Wie es da rattert<br />

und röhrt unter seinem Sitz, glaubt<br />

man jede Schraube selbst zu spüren<br />

– und betet, dass sie hält. Zuletzt<br />

hatte man diese Intensität in Damien<br />

Chazelles Mondfahrtepos<br />

„First Man“. Auch da ging es um die<br />

Konstruktion der besten Maschine,<br />

mit der ständigen Gefahr tödlichen<br />

Scheiterns. Die 24 Stunden von Le<br />

Mans des Jahres 1966 sind Miles’persönliche<br />

Mondlandung –mit einem<br />

allerdings noch kurioseren Ausgang,<br />

hier nicht verraten, aber historisch<br />

verbürgt.<br />

Abgesang auf das Autozeitalter<br />

Mangold ist nicht blind für den höheren<br />

Blödsinn eines lebensgefährlichen<br />

und ökologisch kaum mehr<br />

vertretbaren Sports. Zwischen verständlicher<br />

Glorifizierung –esgeht<br />

hier um Autos, die noch als Fetische<br />

taugen –und stiller Kritik bemüht er<br />

sich um eine gewisse Äquidistanz.<br />

Mankann also alles darin sehen: ein<br />

letztes Aufbäumen benzingetränkter<br />

Männlichkeit, oder einen würdevoll<br />

röhrenden Abgesang auf das Autozeitalter.<br />

Injedem Fall ist es intelligente<br />

Unterhaltung, und allemal<br />

besser als ein Videospiel.<br />

Le Mans66–Gegen jedeChance USA, Frankreich<br />

2019. Regie:James Mangold, Darsteller:<br />

Christian Bale, Matt Damon, CaitrionaBalfe u.a.;<br />

152Min., Farbe. FSKab12.<br />

NACHRICHTEN<br />

Tate Modernund Museum<br />

Ludwig planen Warhol-Schau<br />

Im kommenden Jahr widmet das<br />

Kölner Museum Ludwig zusammen<br />

mit der Tate ModerninLondon Andy<br />

Warhol eine große Retrospektive. Zu<br />

sehen sind mehr als 100 Werke, darunter<br />

seine berühmten Darstellungen<br />

vonMarilyn Monroe,Coca-<br />

Cola-Flaschen und Campbell-Suppen-Konserven,<br />

die der amerikanischen<br />

Kultur einen Spiegel<br />

vorhalten. Gleichzeitig soll das Bild<br />

des Künstlers aber auch auf der<br />

Grundlage neuer Forschungserkenntnisse<br />

erweitertwerden. So<br />

wirddie Bedeutung seiner Mutter<br />

herausgestellt, die aus der heutigen<br />

Slowakei in die USA eingewandert<br />

war;ihr fühlte sich Warhol innig verbunden.<br />

Auch seine Homosexualität<br />

soll ein wichtiges Thema der Ausstellung<br />

sein. DieSchau läuft vom10.<br />

Oktober 2020 bis zum 21. Februar<br />

2021 im Museum Ludwig. (dpa)<br />

Städel Museum zeigt<br />

deutsche Zeichnungen<br />

Blick in einen der Ausstellungsräume im<br />

Städel Museum<br />

STÄDEL MUSEUM<br />

Einen Einblick in seinen umfangreichen<br />

Bestand an deutschen Zeichnungen<br />

des 20. Jahrhunderts gibt<br />

vonMittwoch an das Städel Museum<br />

in Frankfurt. DieAusstellung „Große<br />

Realistik und große Abstraktion“<br />

präsentiertrund 100 Arbeiten aus<br />

den Jahren 1910 bis 1989/90. Die<br />

chronologisch angeordnete Werkschau<br />

zeigt, wie sich die Zeichnung<br />

ihreStellung als eigenständiges Medium<br />

erarbeitet hat. Zu sehen sind<br />

wegweisende Blätter unter anderem<br />

vonMax Beckmann, Ernst Ludwig<br />

Kirchner,Emil Nolde,Paul Klee,GerhardRichter,Sigmar<br />

Polke oder Anselm<br />

Kiefer. (dpa)<br />

UNTERM<br />

Strich<br />

Maulfeil<br />

Kritik des<br />

Semikolons<br />

VonUte Cohen<br />

Amerikanischen Serien kann man so einiges<br />

vorwerfen: ein hohes Suchtpotenzial,<br />

Gewaltexzesse und Volksverblödung.<br />

Sprachkritik ist so ziemlich der letzte Begriff,<br />

der einem bei Streaming-Kanälen in den<br />

Sinn kommt, und doch ist es die zweite Staffel<br />

des Netflix-Hits „13 Reasons why“, die zur<br />

Rettung eines Satzzeichens beiträgt.<br />

Clay,eine der Hauptfiguren, lässt sich ein<br />

Tattoo in Form eines Semikolons stechen.<br />

Dasmag als exzentrischer Hautschmuck-Fetisch<br />

gewertet werden, allerdings wäredas zu<br />

kurz gegriffen, denn der Filmcast zog nach.<br />

Seither ziert das Satzzeichen die Körperteile<br />

zahlreicher Seriendarsteller. DaWirklichkeit<br />

nicht selten die Fiktion übertrifft, findet sich<br />

im Real Life tatsächlich ein Vorbild für die<br />

körperliche Verbreitung des Strichpunkts.<br />

2013 erkor das sogenannte „Project Semicolon“<br />

das Satzzeichen zu seinem Signet. Die<br />

Non-Profit-Organisation möchte Selbstmordgefährdeten<br />

und von Depression und<br />

Angstzuständen heimgesuchten Menschen<br />

Mut machen. Die Gründerin der Bewegung,<br />

Amy Bleuel, formuliert das so: Das Semikolon<br />

stehe„für einen Satz, den der Autor beenden<br />

könnte,aber sich dazu entschieden hat,<br />

es nicht zu tun. Dieser Autor bist du –und der<br />

Satz ist dein Leben.“ Dasist ein kleines linguistisches<br />

Wunder, denn dem Semikolon<br />

schien das gleiche Schicksal beschieden wie<br />

dem Jangtse-Glattschweinwal: das ewige<br />

Nichts. Bestenfalls vegetiert es noch als<br />

Zwinker-Smiley dahin. ;-)<br />

Seinem noblen Charakter und der<br />

sprachmächtigen Wirkung wirddie graphische<br />

Umwandlung jedoch nicht gerecht.<br />

DasSemikolon ist nämlich ein Satzzeichen<br />

KARL BURKHARD TIMM<br />

für den mündigen Sprachbürger; man<br />

kann es setzen, ist aber nicht dazu gezwungen.<br />

Es ist der Inbegriff gewählter und geformter<br />

Flexibilität und dadurch so quicklebendig<br />

wie das Leben. Es ist stärker als<br />

das Komma, aber schwächer als der Punkt<br />

und fordert dem Setzenden ein gerüttelt<br />

Maß anÜberlegung ab, dem Leser hingegen<br />

erleichtert esdie Lektüre ungemein.<br />

Wer ist nicht schon an den fatalen Punkt<br />

gelangt, nicht weitermachen zu wollen,<br />

nicht weitermachen zu können? Und dann<br />

taucht da am Horizont dieses Semikolon<br />

auf, das uns bedeutet: Hey, diese Pause sei<br />

dir vergönnt. Es muss nicht immer alles<br />

fließen oder mit einem Paukenschlag zum<br />

Schweigen gebracht werden.<br />

Das Semikolon hilft uns beim Aufatmen,<br />

durchatmen, rhythmisiert und strukturiert,<br />

bevor es zu spät ist. Dasliegt auch an seinem<br />

anarchischen Charakter. Es scheint weder<br />

Fisch noch Fleisch zu sein, setzt sich aus einem<br />

lateinischen Bestandteil (semi: „halb“)<br />

und einem griechischen (colon: „Glied“ einer<br />

Satzperiode) zusammen, und selbst der<br />

Duden erlaubt ihm verschiedene Pluralbildungen.<br />

So streift es in der Mehrzahl als Semikola<br />

und Semikolons durch die Gegend.<br />

Im Griechischen gar stellt es die Fragen,<br />

während ein hochgesetzter Punkt sein Stellvertreter<br />

ist. Demokratisch und teamfähig,<br />

musikalisch und formbewusst –ein Satzzeichen<br />

wahrlich zum Verlieben!<br />

Unter die Haut geht uns der Strichpunkt<br />

ohnehin, ob wir ihn mit blauer Tinte unter<br />

der Epidermis verewigen wollen, ist aber<br />

eine andere Frage. Bazon Brock, der Philosoph<br />

und Denker, meint dazu: „Wer sich tätowiert,<br />

ist ein Faschist.“ Unddas wollen wir<br />

unserem geliebten „Strichpünctleyn“, wie<br />

man imBarock zusagen pflegte, doch weiß<br />

Gott nicht antun.


22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 264 · M ittwoch, 13. November 2019<br />

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Feuilleton<br />

Jam-Session im legendären Tonstudio<br />

Eine filmische 6-Stunden-Ode an Jazz, Blues und Afrobeat: In der Stoschek Collection ist der „Splicing Block“ des kanadischen Videokünstlers Stan Douglas zu sehen<br />

VonIngeborg Ruthe<br />

Äußerlich erscheint das Ambiente<br />

beinahe echt. Die<br />

farbigen Kirchenfenster im<br />

Stile des Art Deco filtern<br />

das einfallende Licht auf fast sakrale<br />

Weise. Drinnen verraten pragmatische<br />

Raumteilungen, zudem grün<br />

und warnend rot leuchtende Hinweisleuchten<br />

über den Schallschutztüren,<br />

dass wir in ein Tonstudio<br />

schauen. In eine Legende,besser –in<br />

deren verblüffende Rekonstruktion.<br />

Das New Yorker Tonstudio „The<br />

Church“, das zwischen 1948 und<br />

1981 in einer ehemaligen Kirche für<br />

bahnbrechende, heute ikonische<br />

Aufnahmen etwa von Miles Davis’<br />

„Kind of Blue“ oder Pink Floyds „The<br />

Wall“ diente, ließ der kanadische Videokünstler<br />

Stan Douglas für einen<br />

sechsstündigen Film – man sollte<br />

also viel Zeit mitbringen, was sich<br />

dann aber auch lohnt! –wiedererstehen.<br />

Er drehte mit der größten Videoarbeit<br />

– „Luanda-Kinshasa“–<br />

eine Odeandie schwarze Musik.<br />

Kuratorin Paola Malavassi hat für<br />

die <strong>Berliner</strong> Ausstellung in der Stoschek-Sammlung<br />

unter dem Titel<br />

„Splicing Block“ drei einprägsame<br />

Douglas-Arbeiten ausgewählt. Die<br />

Genannte, mit den Namen der<br />

Hauptstädte Angolas und des Kongo<br />

überschrieben, widmet sich unüberhör-<br />

und unübersehbar der Beziehung<br />

zwischen schwarzer Musik<br />

und Gesellschaft. Und auch die Videos<br />

„Hors-Champs“ und „Disco<br />

Angola“ thematisieren (De)Kolonialisierung,<br />

Migration, Jazz, Underground<br />

Disco und Afrobeat. Auf der<br />

Großleinwand im Stoschek-Filmraum<br />

spielt in „Luanda-Kinshasa“<br />

Frauenpower-Szene aus „Luanda-Kinshasa“, 2013 STAN DOUGLAS /V.MIRO UND D.ZWIRNER Aus „Luanda-Kinshasa“, 2013, mit stoischem Tontechniker S. DOUGLAS/ V.MIRO U. D.ZWIRNER<br />

ein Ensemble afroamerikanischer<br />

und ein paar weißer Musiker –zwischen<br />

den Männern eine junge<br />

Drummerin. Das Sechs-Stunden-<br />

Spiel ist eine melodische Metapher<br />

für Leidenschaft, Sehnsüchte, Trotz.<br />

Gedreht wurde an zwei aufeinanderfolgenden<br />

Tagen in jeweils halber<br />

Besetzung. Es gelang, große Namen<br />

für die Aufnahmen zu holen: Liberty<br />

Ellman, Antoine Roney, auch Kimberly<br />

Thompson. Erst im Schneidestudio<br />

vereinte Douglas dann das<br />

ganzeKonzertzudieser langen Jam-<br />

Session. Orientiert hat der fast 60-<br />

Jährige Documenta- und Biennale<br />

Venedig-Künstler sich an Jean-Luc-<br />

Godards Dokumentation von 1968,<br />

bekannt geworden unter dem Titel<br />

„Sympathy for the Devil“.<br />

Stan Douglas ist zur Eröffnung da,<br />

er sagt vorm Eingang zum Film-Saal,<br />

dass Miles Davis’ „On The Corner“<br />

sein Lieblingsalbum sei, und er erklärt<br />

„So klingt für mich Utopie!“<br />

Darum filmte er die Musiker im Stil<br />

und in den Klamotten der 1970er-<br />

Jahre –und lässt sie an ihren Instrumenten<br />

ihre Seele offenbaren, an<br />

den Gitarren, den Saxofonen, Klarinetten,<br />

Trompeten, den Schlagzeugen,<br />

Keyboards und gerade auch den<br />

Bongos. Die traktiert mit erst stolzer<br />

Miene und sanfter Leidenschaft eine<br />

silbergraue Trommler-Gottheit im<br />

dekorativen afrikanischen Kaftan.<br />

Der mitreißende Rhythmus lässt einen<br />

als Zuhörer-Zuschauer kaum<br />

auf der Bank im Videoraum sitzenbleiben.<br />

Über uns ergießt sich ein<br />

ganzes Lexikon der Rhythmen, das<br />

bei dieser minuziös gefilmten Improvisation<br />

aufspielt und einen in<br />

der Dunkelheit des Filmraumes in<br />

die Glieder fährt und eigentlich tanzenlassen<br />

will.<br />

Die junge Drummerin mit ihren<br />

selbstvergessen hübschen Grimassen<br />

schlägt auf die Toms ihres Drumsets<br />

mit heiliger Lust. Man möchte<br />

meinen, sie spiele um ihr Leben. Der<br />

junge Bassgitarrist scheint zu träumen<br />

und einer der Bläser lauscht in<br />

sich hinein, bevor er einsetzt in diese<br />

Session in einem Studio,das einer alten<br />

Kirche gleicht.<br />

Es gibt keine Hierarchien in diesem<br />

Zusammenspiel von Solisten,<br />

die eine zauberische Musik entfalten.<br />

Es gibt nur Menschen schwarzer<br />

und weißer Hautfarbe, die mit ihren<br />

Instrumenten miteinander kommunizieren,<br />

ohne den anderen rechthaberisch<br />

zu übertrumpfen. Und es<br />

gibt schlipstragende Tontechniker,<br />

die in ihren Arbeitskitteln und Overalls<br />

scheinbar ungerührt von der<br />

magischen Musik, sachlich-stoisch<br />

an der Technik schrauben, was die<br />

Inszenierung nicht etwa ernüchtert,<br />

sondern ihr etwas fast Slapstickhaftes<br />

–also eine körperbezogene,wortlose,<br />

visuelle Formen der Komik –<br />

verleiht.<br />

Nach zwei Stunden der „Luanda-<br />

Kinshasa“-Session haben wir eine<br />

typisch Douglas’sche akribische<br />

Konstruktion vonFreiheit erlebt, wie<br />

es sie im realen Alltag und im Zusammenleben<br />

der Menschen, egal,<br />

welcher Nation, welcher Ethnie oder<br />

Schicht ja kaum gibt. DerAfro-Kanadier<br />

Stan Douglas, der seit langem<br />

die Parameter der Medienkunst auslotet,<br />

mag es,die Musik und sein auf<br />

Menschen gerichtetes filmisches<br />

Handwerk, dazu das Schneiden und<br />

das Neu-Zusammensetzen von analogem<br />

Bildmaterial zu etwas so Nie-<br />

Dagewesenem zu verbinden. Damit<br />

unterbricht er gewohnte Erzählstrukturen<br />

–und outet sich als Utopist:<br />

mittels der Kunst.<br />

Julia Stoschek CollectionBerlin Leipziger Str.<br />

60. Bis 1. März2020, Sa+So 12–18Uhr.<br />

www.julia-stoschek-collection.net<br />

Ein Gefühl der Zuneigung<br />

Davon wird man noch seinen Enkeln erzählen: Die Staatskapelle mit Daniel Barenboim<br />

VonClemens Haustein<br />

Zweites Abonnementkonzert der<br />

Staatskapelle in dieser Saison<br />

mit Daniel Barenboim, und man<br />

darf empfehlen –dringender noch<br />

als nach dem ersten Konzert–,möglichst<br />

keinen der künftigen Abende<br />

mehr zu verpassen. DieZusammenarbeit<br />

zwischen Orchester und Dirigent<br />

befindet sich in einer Phase derzeit,<br />

von der man noch den Kindern<br />

und Enkeln erzählen wird.<br />

Das Orchester hat Barenboims<br />

Art zuMusizieren so verinnerlicht,<br />

äußerst exakten Wiedergabe von<br />

Camille Saint-Saëns’ „Orgelsinfonie“.<br />

Eine vielschichtige Dramatik<br />

entdeckt Barenboim im ersten Satz;<br />

der religiöse Tonimlangsamen Teil<br />

–die Orgel (Christian Schmitt) koloriertihn<br />

mit pastoralen Farben –hat<br />

eine Schlichtheit, die sich ganz natürlich<br />

aus der Abwesenheit alles<br />

Gemachten ergibt. Der zweite Satz<br />

bringt bei kernig aufspielenden<br />

Streichern handfesten Humor, der<br />

Schluss einen Jubeltrubel, der vom<br />

Dirigenten nicht weiter angeheizt<br />

wird und deshalb seine Würde berenboims<br />

Arbeitsstil wohl Dinge auf<br />

den Tisch kamen, die länger unbearbeitet<br />

vor sich hingeschwelt hatten.<br />

Vielleicht hat sich auch Barenboims<br />

Umgang mit dem Orchester<br />

verändert. Der Ton kühler Unterwürfigkeit,<br />

der unter seinen Händen<br />

so oft entstand, ist jedenfalls einem<br />

gewichen, dem ein Gefühl der<br />

Zuneigung nicht mehr fremd ist.<br />

Vielleicht darf man bald von Liebe<br />

sprechen.<br />

Zu erleben war das wieder am<br />

Montagabend in der Staatsoper in<br />

einer anrührenden, aufwühlenden,<br />

dass es sich ihrer schon gar nicht<br />

mehr bewusst zu sein scheint, eine<br />

durchaus neue Präzision im Zusammenspiel<br />

kommt hinzu, die auf gesteigerteWachsamkeit<br />

bei Musikern<br />

wie beim Dirigenten schließen lässt.<br />

Lebendiger ist der Klang geworden,<br />

offener und wärmer, nachdem das<br />

oft neutral instrumentenhafte Auftreten<br />

dieses Orchesters Staunen,<br />

aber selten echte Begeisterung geweckt<br />

hatte. Als Außenstehender<br />

darf man rätseln, ob sich darin eine<br />

Erleichterung ausdrückt, nachdem<br />

durch die Diskussion um Daniel Ba-<br />

hält. Das alles vorgetragen in einer<br />

Plastizität, hinter der man ein Resultat<br />

der dreißigjährigen Zusammenarbeit<br />

von Barenboim mit dem<br />

Orchester vermuten darf. Wo kann<br />

man so etwas noch erleben?<br />

In nicht allzu günstiger Weise relativiert<br />

diese Aufführung jene von<br />

Camille Saint-Saëns’ 3.Violinkonzert<br />

zuvor mit Lisa Batiashvili. Die<br />

Schönheit, mit der sie das Stück<br />

spielt, neigt zur narzisstischen<br />

Selbstbetrachtung, auch im zweiten<br />

Satz mit seiner schlicht sich<br />

wiegenden Siciliano-Melodie hält<br />

Lisa Batiashvili an einem süßlichen<br />

Vibrato fest und einer Artikulation<br />

wie mit einem Mund voller Schlagsahne<br />

gesprochen. Eine zwingende<br />

Wirkung ergibt sich für den Hörer<br />

dadurch nicht, das Stück verharrt<br />

in einer harmlosen Virtuositäts-Salon-Ecke,<br />

indie es eigentlich nicht<br />

gehört.<br />

Bleibt noch, auf die Fortsetzung<br />

des großen Barenboim-Staatskapellen-Romans<br />

zu verweisen: am 16.<br />

und 17. Dezember unter anderem<br />

mit Schumanns „Rheinischer“. Da<br />

ist dann fast schon Weihnachten.<br />

TorstenHarmsen liest aus seinem neuenBuch<br />

Der Mond<br />

ist ein <strong>Berliner</strong><br />

Am 20. November 2019<br />

18.30 Uhr − 22.00 Uhr<br />

Newscafé, <strong>Berliner</strong> Verlag<br />

Alte Jakobstraße 105, 10969 Berlin<br />

LESUNG<br />

JETZT KOSTENLOS REGISTRIEREN* torstenharmsen.eventbrite.de<br />

*wir schließen die Registrierung nach 100 Anmeldungen


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 264 · M ittwoch, 13. November 2019 23 *<br />

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Feuilleton<br />

Gib dir Mühe,<br />

dir keine Mühe<br />

zu geben<br />

Mac DeMarco spielte in der<br />

Columbiahalle<br />

VonJohannes von Weizsäcker<br />

Viele Endzwanziger,die aussahen,<br />

wie Endzwanziger in unseren urbanen<br />

Zentren eben so aussehen,<br />

waren am Montagabend in die Columbiahalle<br />

gekommen, als hier der<br />

post-ironische Lo-Fi-Softrocker Mac<br />

DeMarco mit seiner Band auftrat<br />

und sein aktuelles Album „Here comes<br />

the Cowboy“ bewarb,aber auch<br />

viele seiner schönsten Erfolge aus<br />

früheren Werken seiner nunmehr<br />

ein gutes Jahrzent andauernden Karriereaufführte.<br />

Während dieser zehn Jahre hat<br />

der aus Edmonton in der kanadischen<br />

Prärieprovinz Alberta stammende<br />

DeMarcoein seinem Slacker-<br />

Image diametral entgegengesetztes<br />

Atbeitsethos unter Beweis gestellt, in<br />

dem er unermüdlich wackelige Garagenrock-Retro-Melancholie-Platten<br />

aufnahm sowie auf vielen hundert<br />

Bühnen Bier verkleckerte und<br />

allgemein viel Unfug anstellte. Gern<br />

erinnern wir uns an sein Konzert im<br />

kleinen Kreuzberger Privat-Club vor<br />

etwa fünf Jahren, als er das halbe Publikum<br />

in den winzigen Backstage-<br />

Bereich einlud und eine richtig fetzige<br />

Bier-Party gab!<br />

Heutzutage tritt DeMarco vor<br />

dem zwanzigfachen Publikum auf.<br />

Er ist der gewinnend grinsende<br />

Holzfällerhemd-Typ, den alle Mädchen<br />

toll finden, der alle Jungs sein<br />

wollen und der auf jeder Party der<br />

Mittelpunkt ist, obwohl er sich am<br />

wenigsten Mühe gibt, cool zu sein.<br />

So auch in der Columbiahalle,wo<br />

DeMarco und seine Band ein erstaunlich<br />

leises Konzert gaben und<br />

dabei längereunverständliche Ansagen<br />

machten, aber dennoch die<br />

Stimmung aufrechterhielten. Weiter<br />

vorne wurde getanzt oder applaudiert,<br />

unter anderem als DeMarcoeinen<br />

Handstand machte, und weiter<br />

hinten unterhielt man sich und war<br />

dabei ausgelassener Stimmung.<br />

Leider gingen in der hinteren<br />

Hälfte die Klangdetails insbesondere<br />

des balladesken Materials etwas unter<br />

–wie etwa beim Retro-Synthesizer-dominierte<br />

Eröffnungsstück „On<br />

Macht gerne mal Unfug auf der Bühne:<br />

Mac DeMarco<br />

ROLAND OWSNITZKI<br />

the level“, der aktuellen Single „Nobody“<br />

oder dem wunderschönen<br />

„My kind of woman“, bei dem De-<br />

Marco aber dafür das Publikum<br />

durch eindrücklich fingerwedelndes<br />

Feindirigat animierte, wie er überhaupt,<br />

durch seinen seit einiger Zeit<br />

die Baseballkappe ersetzenden, perfekt<br />

doofen Anglerhut unterstrichen,<br />

nach wie vor ein formidabler Herumwedler<br />

und Hüpfer ist.<br />

Aber auch ein guter Zigarettenstimmen-Sänger.Ebenso<br />

fähig seine<br />

Band, was in all dem Herumgealber<br />

ebenfalls etwas unterging. Dassollte<br />

es aber auch. Nirgends wurde dies<br />

deutlicher als im an DeMarcos<br />

Freundin Kiera McNally gerichteten<br />

Schlusslied „Still together“, dessen<br />

Falsett-Refrain die Melodie von„The<br />

Lion Sleeps Tonight“ appropriierte,<br />

Gitarrist Andrew Charles White ein<br />

betont unengagiertes Gitarren-Solo<br />

aufführte,das so klang, als würde ein<br />

Teenager im Gitarrenladen ein neues<br />

Verzerrerpedal ausprobieren. Bloß<br />

keine Wichtigtuerei.<br />

Sie warnicht die erste Frau in diesem Metier,aber vielleicht die energischste und rebellischste: Barbara Plensat.<br />

VonMatthias Thalheim<br />

Das unter ihrem Charme<br />

lebendige Interesse am<br />

Gegenstand ist Barbara<br />

Plensats entscheidende<br />

Treibladung. Ohne die hätte sie die<br />

300 Hörspielinszenierungen nicht in<br />

dieWelt setzen können –nicht für den<br />

Rundfunk der DDR und nicht bei<br />

RBB,MDR und Deutschlandradio.<br />

Als sie dreißigjährig Ende der<br />

60er-Jahre ihre Laufbahn als Hörspielregisseurin<br />

begann, war dieses<br />

Gewerk bei ARD und DLF noch eine<br />

ausschließliche Männerangelegenheit.<br />

Im Funkhaus in der Ostberliner<br />

Nalepastraße dagegen war sie damals<br />

beileibe nicht die erste Frau in<br />

diesem Metier, gab es mit Ingeborg<br />

Milster, Flora Hoffmann oder Maritta<br />

Hübner eine ganze Reihe von<br />

inszenierenden Frauen. Barbara<br />

Plensats Energie,ihr Ehrgeiz und ihr<br />

rebellisches <strong>Berliner</strong> Temperament<br />

ließen sie bald zu einer gefragten<br />

Frau am Regiepult werden –für eine<br />

ehemals bei der Deutschen Post angestellte<br />

parteilose Studiotechnik-<br />

Assistentin ein bemerkenswerter<br />

Quantensprung.<br />

Hörspiele vonHelmut Bez,Hans-<br />

Jörg Dost oder Gisela Steineckert zu<br />

inszenieren, waren Herausforderungen<br />

auf hohem Niveau. Erst recht<br />

Funkbearbeitungen der Werke von<br />

Diderot, Lenz, Brecht, Heinrich<br />

VonTorsten Wahl<br />

Graubrot mit Gelee<br />

Zum 80. Geburtstag der Hörspielregisseurin Barbara Plensat<br />

Mann oder von Carson McCullers.<br />

Mit ihrem Mentor, Günter Rücker,<br />

zeichnete Barbara Plensat schließlich<br />

gemeinsam für die Inszenierung<br />

vonWolfgang Kohlhaases„Die Grünstein-Variante“<br />

verantwortlich, für<br />

die 1977 in Venedig zum ersten und<br />

einzigen Mal der Prix Italia einer<br />

Hörspielproduktion aus der DDR<br />

zuerteilt wurde.<br />

Mit welchen der jährlich 300 im<br />

Bereich Funkdramatik entstehenden<br />

Produktionen man betraut<br />

wurde, war eine Frage von Interesse<br />

und Temperament. Es konnten<br />

kunstvoll drapierte Cremetorten<br />

sein oder einfache Graubrote, die<br />

man in den beiden, im Drei-Schicht-<br />

Betrieb arbeitenden Hörspielstudios<br />

in der Nalepastraße zu backen hatte.<br />

Barbara Plensat konnte beides, und<br />

versah die Graubrote, die das Gros<br />

des Spielplans ausmachten, mit Rosinen<br />

und Gelee-Einsprengseln. Das<br />

waren Hörspielmusiken von Komponisten<br />

wie Reiner Bredemeyer<br />

oder Hermann Keller; waren Ausbrüche<br />

aus den zwar genial gebauten,<br />

aber auf die Dauer aseptisch<br />

wirkenden Studioakustiken in die<br />

Unwägbarkeit von Originalschau-<br />

Barbara Plensat war frech,<br />

verschmitzt und sperrig,<br />

dennoch konnte sie sich darauf verlassen,<br />

dass ihr, wenn sie ein Manuskript<br />

ablehnte zu inszenieren, dies nicht<br />

nachgetragen werden würde.<br />

plätzen und waren Besetzungen mit<br />

erlesenen Darstellern von Dagmar<br />

Manzel bis Jürgen Holtz.<br />

Barbara Plensat war frech, verschmitzt<br />

und sperrig, dennoch<br />

konnte sie sich darauf verlassen,<br />

dass ihr,wenn sie ein Manuskript ablehnte<br />

zu inszenieren, dies nicht<br />

nachgetragen werden würde.Sie war<br />

fest angestellt, neue Aufträge würden<br />

kommen. Sie hat ins Finnische,<br />

Polonaise mit dem Partygirl<br />

Annett Louisan sang und tanzte im Tempodrom<br />

Die poetischen Qualitäten des<br />

Namens Torsten hat noch keiner<br />

und keine ausgereizt. Annett<br />

Louisan versucht es immerhin und<br />

landet dann doch beim naheliegenden<br />

Reim –den Borsten. Diese dreht<br />

der schnarchende Torsten nachts<br />

seiner Holden zu, die derweil voneinem<br />

Verführer im Stil von „Fifty<br />

Shades Of Grey“ träumt, der sie im<br />

Helikopter zum Dinner auf der Yacht<br />

in Saint-Tropez entführt. Das kann<br />

kein Torsten, mit oder ohne Borsten.<br />

Das Spiel mit den Geschlechterklischees<br />

treibt Annett Louisan<br />

schon seit 15 Jahren – damals erschien<br />

ihr gefeiertes Debütalbum<br />

„Bohème“, das über ein Jahr in den<br />

Charts stand, und deren Hits wie<br />

„Das Gefühl“, „Das Spiel“ oder<br />

„Daddy“ sie auch im Tempodrom<br />

singt. In diesem Jahr hatte sie nach<br />

fünf Jahren Pause neue eigene Lieder<br />

veröffentlicht. „Kleine große Liebe“<br />

ist ein Doppelalbum, dessen zweigeteilte<br />

Struktur auch das Konzert bestimmt.<br />

Denn unter dem Motto<br />

„Kleine Liebe“ singt Annett Louisan<br />

nicht nur über „Two Shades Of Torsten“,<br />

sondern wird akustisch begleitet<br />

und trinkt auf der Bühne Ayurveda-Tee.<br />

Für die zweite, poppigere<br />

Hälfte mit der „Großen Liebe“ aber<br />

hat sie das schwarze Kleid mit einem<br />

Glitzer-Hosenanzug vertauscht. Die<br />

Band um Gitarrist Hardy Kayser, ihremmusikalischen<br />

Begleiter vonAnfang<br />

an, greift zu elektrisch verstärkten<br />

Instrumenten.<br />

Ihre neuen Texte sind zwar weniger<br />

verspielt und doppeldeutig als<br />

früher, bleiben manchmal Frauenzeitschriftkolumnen<br />

in Reimform –<br />

neckisch umgesetzt, stimmlich<br />

überraschend variabel. So lässt sie<br />

sich bei „24 Stunden“ die Haare von<br />

einer Windmaschine zerzausen, als<br />

kämpfte sie vor einem ersten Date<br />

mit einem überdimensionierten<br />

Föhn. Dafür sind einige Lieder persönlicher<br />

und intimer als gewohnt.<br />

So widmet sie ihrer damals noch ungeborenen<br />

Tochter den Song „Ein<br />

besserer Mensch“. Die Ballade<br />

Treibt das Spiel mit den Geschlechterklischees:<br />

Annett Louisan.<br />

IMAGO<br />

„Meine Kleine“ singt sie aus der Perspektive<br />

ihrer Mutter. Sie war bei ihrer<br />

Geburt erst 20 Jahre alt, zog sie<br />

ohne Mann in einem Dorf an der<br />

Elbe groß und ging mit ihr kurznach<br />

dem Mauerfall in den Westen nach<br />

Hamburg. Die noch ungetrübte<br />

Stimmung Ende 1989, Anfang 1990<br />

feiertAnnett Louisan aus der naiven<br />

Sicht der Zwölfjährigen, die sie damals<br />

war, imSong „Die Straße der<br />

GREGOR BARON<br />

Tschechische oder Griechische<br />

übersetzte DDR-Hörspiele in Helsinki,<br />

Prag und Athen inszeniert. Das<br />

waren oft sprachliche Blindflüge,die<br />

enormes Einfühlungsvermögen verlangten.<br />

Als für das Ost-Hörspiel im Dezember<br />

1991 der allerletzte Vorhang<br />

fiel, war sie 52 Jahre alt und hatte<br />

glücklicherweise einen Namen in<br />

der gesamtdeutschen Radioszene.<br />

Vieles in Frankfurt, Saarbrücken<br />

oder in der Charlottenburger Masurenallee<br />

ähnelte dem schließlich<br />

sterbenden Studiobetrieb in Oberschöneweide.<br />

Nur war man jetzt gut<br />

beraten, besser kein Regieangebot<br />

mehr abzulehnen. Denn danach, so<br />

musste sie bald erfahren, kam nun<br />

kein weiteres mehr.<br />

Hörspiele von Irina Liebmann,<br />

Rolf Schneider, Volker Braun wie<br />

auch von Ingomar von Kieseritzky<br />

oder Jakob Hein waren und sind es,<br />

die Barbara Plensat bis in die heutigen<br />

Tage beschäftigen und die sie<br />

mit ihrer Regiearbeit versehen ans<br />

Publikum entsendet. Eine Frau, die<br />

fünfzig Jahre lang erfolgreich Hörspiele<br />

inszeniert, gibt es in der<br />

deutschsprachigen Arena nur diese<br />

einzige –BarbaraPlensat.<br />

Eine Regiearbeit von BarbaraPlensat strahlt<br />

RBB-Kultur am Freitag,13. Dezember um 22.04<br />

Uhr aus: „Die 14.Provinz“ vonVolkerBraun, Mit<br />

Angela Winkler,Götz Schulte, Jutta Wachowiak<br />

Millionäre“. DerTitel erinnertandie<br />

ominösen Postwurfsendungen, die<br />

damals jedem Ostdeutschen einen<br />

Millionen-Gewinn versprachen. Annett<br />

Louisan zelebriert den Jubelsong<br />

mit einer Polonaise quer durch<br />

das Tempodrom, was angesichts ihrerGröße<br />

von1,52 Meter recht mutig<br />

ist –denn sie ist ja zwischen den Fans<br />

gar nicht zu sehen.<br />

Dieimmer wieder spürbareNähe<br />

zu ihren meist weiblichen Fans,viele<br />

sind als Mutter-Tochter-Gespann<br />

gekommen, ist überhaupt die größte<br />

Basis ihres Erfolgs. Annett Lousian<br />

singt zwar Popchansons, agiert aber<br />

nie wie eine unnahbare Diseuse,<br />

sondern ist das Partygirl geblieben,<br />

mit dem man um den Block ziehen<br />

möchte. Sie hat zwar wegen der Geburt<br />

ihrer Tochter ihre Karriere unterbrochen,<br />

geht aber keineswegs im<br />

streberhaften Mutterdasein auf. In<br />

der zweiten Hälfte teilt sie sich mit<br />

ihrem Schlagzeuger eine Zigarette<br />

und trinkt, passend zum Hit„Dasalles<br />

wär nie passiert“ ihren obligatorischen<br />

Prosecco.<br />

NACHRICHTEN<br />

Zum Jubiläum: Beethovens<br />

Leben wird verfilmt<br />

Als musikalisches Wunderkind, als<br />

junger Rebell und als gehörloser und<br />

einsamer Mann: EinSpielfilm will<br />

sich dreimal dem Komponisten Ludwig<br />

vanBeethoven(1770-1827) nähern.<br />

„Louis vanBeethoven“ soll<br />

zum Beethovenjahr 2020 im Ersten<br />

gezeigt werden, teilte eine PR-Agentur<br />

am Dienstag mit. Derzeit werde<br />

in Nordrhein-Westfalen und Tschechien<br />

gedreht. Für die Rolle des Musikgenies,dessen<br />

Geburtstag im<br />

kommenden Jahr 250 Jahrezurück<br />

liegt, stehen –jenach Lebensphase –<br />

neben dem Jungpianisten Colin Pütz<br />

auch Anselm Bresgott und Tobias<br />

Moretti vorder Kamera. DasDrehbuch<br />

für die Koproduktion vonARD<br />

Degeto,WDR und ORF schrieb Niki<br />

Stein, der auch Regie führt. (dpa)<br />

Bild am Sonntag: Marion<br />

Hornverlässt Chefredaktion<br />

Marion Horn (53) tritt als Chefredakteurin<br />

der <strong>Zeitung</strong> Bild am Sonntag<br />

ab.Horn, die seit dem 1. Oktober<br />

2013 die BamS-Redaktion leitete,<br />

verlasse Axel Springer vordem Hintergrund<br />

neuer,übergreifender Redaktionsstrukturen<br />

bei Bild auf eigenen<br />

Wunsch, teilte das Medienhaus<br />

am Dienstag mit. Nachfolgerin wird<br />

ab sofortAlexandraWürzbach (51),<br />

bislang Stellvertreterin vonBild-<br />

Chefredakteur Julian Reichelt. Horn<br />

war 2001 zu Bild gekommen. Dort<br />

war sie bis 2007 stellvertretende<br />

Chefredakteurin, bevor sie in gleicher<br />

Position für ein Jahr zur BamS<br />

wechselte.2008 kehrte sie zu Bild zurück<br />

und wurde 2012 Stellvertreterin<br />

des damaligen Chefredakteurs Kai<br />

Diekmann. DasBamS-Team werde<br />

in der neuen Redaktionsstruktur<br />

eine wichtige Rolle spielen, erklärte<br />

Horn.„Eine eigenständige Redaktion<br />

ist aber eine wichtige Basis für<br />

meine Artdes Journalismus.“(dpa)<br />

„Lebendes Kreuz von<br />

Ferrara“ wird restauriert<br />

EinKunstschatz wirdmit vereinten<br />

Kräften restauriert. Dasknapp drei<br />

Meter hohe Altarbild „Lebendes<br />

Kreuz vonFerrara“ vonSebastiano<br />

Filippi, gen. Bastianino ging als Dauerleihgabe<br />

der Humboldt-Universität<br />

an die Staatlichen Museen zu Berlin.<br />

Mitfinanzieller Hilfe der Ernstvon-Siemens-Kunststiftung<br />

wirddas<br />

Werk in der Restaurierungswerkstatt<br />

der Gemäldegalerie umfassend untersucht<br />

und restauriert. Nach über<br />

100 Jahren Lagerung kann es damit<br />

ab Sommer 2020 der Öffentlichkeit<br />

wieder zugänglich gemacht werden.<br />

DerSpätmanierist Bastianino (ca.<br />

1532–1602) hatte das BildwerkMitte<br />

oder Ende des 16. Jahrhunderts für<br />

die Konventskirche Santa Catarina<br />

MartireinFerrarageschaffen. Dann,<br />

und noch bis 1985, galt es als verschollen.<br />

1912 schenkten die Nachfahren<br />

des Hamburger Konsuls EduardFriedrich<br />

Weber das Gemälde<br />

der Friedrich-Wilhelms-Universität<br />

(heute: HU). DieTafel aus Pappelholz<br />

lagerte über die Kriegsjahreim<br />

<strong>Berliner</strong> Dom, bekam Risse und<br />

Farbschäden, die nun repariertwerden.<br />

(BLZ)<br />

TOP 10<br />

Montag,11. November<br />

1 Irgendwas bleibt ... ZDF 5,28 16 %<br />

2 Bauer sucht Frau RTL 5,22 17 %<br />

3 Tagesschau ARD 5,01 16 %<br />

4 Wer weiß denn ... ? ARD 3,75 18 %<br />

5 heute ZDF 3,53 14 %<br />

6 SokoPotsdam ZDF 3,48 16 %<br />

7 heute-journal ZDF 3,42 12 %<br />

8 Extra RTL 3,34 16 %<br />

9 RTL aktuell RTL 3,32 14 %<br />

10 Leute heute ZDF 3,08 17 %<br />

ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %


24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 264 · M ittwoch, 13. November 2019<br />

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Tagestipp<br />

BÜHNE<br />

Ballhaus Ost (✆ 44 03 91 68)<br />

19.00: No Limits: 4Legs Good (Claire Cunningham)<br />

<strong>Berliner</strong> Ensemble (✆ 28 40 81 55)<br />

19.30: Die Möglichkeit einer Insel<br />

<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (✆ 47 99 74 88)<br />

20.00: Der Tatortreiniger<br />

Deutsches Theater (✆ 28 44 12 25)<br />

20.00: Phädra<br />

DT-Kammerspiele (✆ 28 44 12 25)<br />

20.00, 20.00: Tschick<br />

Galli Theater Berlin (✆ 27 59 69 71)<br />

20.00: Die Männerfalle<br />

HAU1(✆25 90 04 27)<br />

19.00: No Limits: Marat/Sade (Monster Truck &<br />

Schauspielhaus Bochum)<br />

Heimathafen Neukölln (✆ 56 82 13 33)<br />

19.30 Studio: Der Morphinist<br />

Jugendstrafanstalt Berlin<br />

(Friedrich-Olbricht-Damm 40) 17.30 Kultursaal:<br />

Woyzeck (aufBruch –Kunst Gefängnis Stadt)<br />

Komödie am Kurfürstendamm im SchillerTheater<br />

(✆ 88 59 11 88) 16.00: Alles was Sie wollen<br />

Maxim Gorki Theater (✆ 20 22 11 15)<br />

20.00: 4. <strong>Berliner</strong> Herbstsalon: Die Hamletmaschine<br />

(Exil Ensemble)<br />

20.30 Studio: 4. <strong>Berliner</strong> Herbstsalon: Auction of<br />

Souls (Arsinée Khanjian)<br />

Reinbeckhallen (✆ 20 39 31 11)<br />

19.00: Utopia Ltd. oder die Blüten des Fortschritts<br />

(The Metafiction Cabaret, Maja Lange(Sopran), Ingo<br />

Volkmer (Bariton), Projektchor der Joseph-Schmidt-<br />

Musikschule)<br />

Renaissance-Theater (✆ 312 42 02)<br />

20.00: Ewig Jung<br />

Schaubühne (✆ 89 00 23)<br />

20.00: status quo<br />

Schlosspark Theater (✆ 78 95 66 71 00)<br />

20.00: Ruhe!Wir drehen!<br />

Scotty (Oranienstr.46)<br />

16.00: 4. <strong>Berliner</strong> Herbstsalon –DE-Heimatize it!:<br />

Atem (Mehtap Baydu)<br />

Sophiensaele (✆ 283 52 66)<br />

20.00 Hochzeitssaal: FanDeEllas (Catalina Fernández,<br />

Juliana Piquero, Alex Viteri)<br />

Theater im Delphi (✆ 70 12 80 20)<br />

20.00: DasLebeneines Narren (4RUDE)<br />

Theater im Palais (✆ 201 06 93)<br />

19.30: Gelacht, geweint: Fontane<br />

Theater Thikwa (✆ 61 20 26 20)<br />

21.00: No Limits: Ich war einmal. Nun bin ich. (Cie<br />

BewegGrund, Danza Mobile, tanzbar_bremen)<br />

Vaganten Bühne (✆ 313 12 07)<br />

20.00: Ruhm<br />

Villa Neukölln (Hermannstr.233)<br />

21.00: Ich bin ein <strong>Berliner</strong> (Andreas Göx)<br />

KABARETT/VARIETÉ<br />

AHA Berlin e. V. (✆ 89 62 79 48)<br />

20.30: Go West ComedyShowcase (Amelia Jane<br />

Hunter,Lisa Frischemeier,Joe vonHutch, Ben<br />

MacLean)<br />

Bar jeder Vernunft (✆ 883 15 82)<br />

20.00: Die 5glorreichen Sieben (Meret Becker,<br />

Anna Fischer,AnnaMateur, Andreja Schneider und<br />

Katharina Thalbach)<br />

Chamäleon (✆ 400 05 90)<br />

20.00: 8Songs (Gastspiel Gandini Juggling,London)<br />

Distel (✆ 204 47 04)<br />

19.30: Die Ding-Show(ImproBerlin)<br />

20.00: Zirkus Angela<br />

Estrel Showtheater (✆ 68 31 68 31)<br />

20.00: Stars in Concert<br />

Kulturhaus Spandau (✆ 33 34 02 1/ 22)<br />

19.00 Theatersaal: Magie &Comedy(Trick Pack)<br />

Mehringhof-Theater (✆ 691 50 99)<br />

20.00: Die Expertise war bedeutend höher (Fil)<br />

KALENDER<br />

Quatsch Comedy Club (✆ 47 99 74 13)<br />

20.00: Vorder Ehe wollt’ ich ewig leben (Stephan<br />

Bauer)<br />

Ratibortheater (✆ 618 61 99)<br />

20.30: Ick &Berlin (Die Gorillas)<br />

Scheinbar Varieté (✆ 784 55 39)<br />

20.00: Open StageVarieté (Cosmo (Mod.)<br />

Stachelschweine (✆ 261 47 95)<br />

20.00: Viel Tunnel am Ende des Lichts<br />

StageBluemax Theater (✆ 018 05 44 44)<br />

20.00: Blue Man Group –The Show<br />

Stage Theater des Westens (✆ 018 05 44 44)<br />

18.30: Mamma Mia! –Das Musical mit den Hits<br />

vonABBA<br />

Wintergarten Varieté (✆ 58 84 33)<br />

20.00: Zauber Zauber –Nichts ist wie es scheint<br />

Wühlmäuse (✆ 30 67 30 11)<br />

20.00: WorldofLehrkraft –Ein Trauma geht in Erfüllung<br />

(HerrSchröder)<br />

KLASSIK<br />

Kaiser-Friedrich-Gedächtnis-Kirche (✆ 391 13 01)<br />

17.00: Tobias Tobit Hagedorn(Orgel und Elektronik),<br />

EmporenkonzertI–Innen und Außen: Zukunft<br />

Konzerthaus Berlin (✆ 203 09 21 01)<br />

20.00 Kl. Saal: Julia Fischer (Violine), Aris Alexander<br />

Blettenberg (Klavier), Mozart: Sonate für Klavier und<br />

Violine Es-Dur;Fauré:Sonate für Violine und Klavier<br />

A-Dur op. 13; Poulenc: Sonate für Violine und Klavier;<br />

Schubert: Fantasie für Violine und Klavier C-Dur<br />

20.00 Gr.Saal: StudioChor Berlin, Ltg.Alexander<br />

Lebek, Kammerakademie Halle, Carine Tinney<br />

(Sopran), YannickDebus (Bass), Johannes Brahms:<br />

„Ein deutsches Requiem“ für Soli, Chor und Orchester<br />

op. 45<br />

Lukaskirche Steglitz (✆ 795 50 51)<br />

19.00: Markus Epp, Orgel to go!–playorgan, play,30<br />

MinutenOrgelmusikaus Film, Pop, Jazz<br />

Mendelssohn-Remise am Gendarmenmarkt<br />

(✆ 81 70 47 26) 19.30: Gitarren-Salon –ZuGast<br />

bei Denis Marukevich<br />

Musikinstrumenten-Museum (✆ 25 48 11 78)<br />

15.30: Jour fixe –Musik am Nachmittag<br />

Philharmonie/Kammermusiksaal (✆ 25 48 81 32)<br />

20.00 Ausstellungsfoyer: Philharmonischer Diskurs:<br />

30 Jahre Mauerfall, Marianne Birthler und Kevin<br />

KühnertimGespräch mit Theo Koll; Stipendiat*innen<br />

der Karajan-Akademieder <strong>Berliner</strong> Philharmoniker<br />

spielen Werkevon Beethovenu.a.<br />

KINDER<br />

Atze Musiktheater (✆ 81 79 91 88)<br />

10.00 Studio: Die besten Beerdigungen der Welt<br />

(ab 5J.)<br />

10.30: Ben liebt Anna (ab 8J.)<br />

Computerspielemuseum (✆ 60 98 85 77)<br />

10.00: Aufschlag Games. Wiedigitale Spiele in unser<br />

Leben traten, Videogames<br />

Das weite Theater (✆ 991 79 27)<br />

10.00: Piraten, Piraten (ab 4bis 10 J.)<br />

FEZ/Astrid-Lindgren-Bühne (✆ 53 07 12 50)<br />

10.30: PippiLangstrumpf (ab 5bis 11 J.)<br />

FEZ Berlin (✆ 530 71 -0)<br />

9.00: Der Krieg und ich –Kriegskinder 1939-1945,<br />

multimediale Familienausstellung (ab 10 J.)<br />

Gemäldegalerie (✆ 266 42 42 42)<br />

10.00: Kinder-Reich in der Gemäldegalerie. Die<br />

Werkstatt des Malers<br />

Grips Hansaplatz (✆ 39 74 74 77)<br />

10.00: Die LückeimBauzaun (ab 6J.)<br />

Grips Podewil (✆ 39 74 74 77)<br />

9.00, 11.30: Bubble Jam, Rimini Protokoll, Cloud-Performance<br />

mit Smartphones (ab 12 J.)<br />

MACHmit! Museum für Kinder (✆ 74 77 82 00)<br />

10.00: Sag es jetzt,sag es laut! Demoplakate<br />

10.00: Aufdem Holzweg,Ausstellung über Holz<br />

14.00: Kerzenfärberei, Bezahlwerkstatt: 2€<br />

Palazzo<br />

Beim Essen<br />

lacht<br />

man doch<br />

Beim Essen spricht man<br />

nicht, sagen Menschen,<br />

die ganz alte Regeln verinnerlicht<br />

haben. Aber lachen darf<br />

man schon, wenn der Restaurantunterhalter<br />

Hans-Peter<br />

Wodarz nun wieder Clowns<br />

und Akrobaten zwischen die<br />

Tische des Palazzo-Zelts jagt.<br />

Man muss ein bisschen umdenken,<br />

wenn man sich vorstellt,<br />

fein essen zu gehen.<br />

Denn die Speisen sind zwar erlesen,<br />

aber die Atmosphäre<br />

drumherum ist nicht eben<br />

vornehm. Eine ungleiche und<br />

meist uneinige Verwandtschaft<br />

kündigt das Programm<br />

an. Erfahrungsgemäß wird<br />

also gerannt, gesungen und<br />

bis unters Zeltdach gesprungen.<br />

Da wirbeln sich Frau und<br />

Mann berollschuht auf winzigen<br />

Podesten herum. Kellner<br />

laufen auf Händen, Hulahoop-<br />

Reifen vervielfachen sich. Als<br />

Zuschauer muss man nur aufpassen,<br />

sich nicht zu verschlucken.<br />

Cornelia Geißler<br />

Palazzo ab 13.11., 19.30 Uhr,Hertzallee/Bahnhof<br />

Zoo, Tel.:01806 388883<br />

Auf mittelalterliche Musik spezialisiert: das Ensemble Voxnostra<br />

Frank Michael Beyer, der<br />

2009 gestorbene <strong>Berliner</strong><br />

Komponist, lieferte in seinen<br />

letzten Lebensjahren<br />

eine bemerkenswerte Einschätzung<br />

der musikalischen Gegenwart: Wir<br />

lebten in einer große Zeit der Musik,<br />

nur manifestiere sich das nicht unbedingt<br />

in Werken. Die Musik hat<br />

Möglichkeiten und Freiheiten wie<br />

noch nie, aber deren Bündelung zu<br />

einem Werk von Beethovenscher<br />

Schlagkraft scheint in den allermeisten<br />

Fällen über die Kräfte eines einzelnen<br />

zu gehen.<br />

Indes ist der von Beyer beschriebene<br />

Zustand in der Musikgeschichte<br />

nicht einzigartig. In der Renaissance<br />

standen die Komponisten<br />

vor einer ähnlichen Situation. „Musica<br />

prisca caput tenebris modo sustulit<br />

altis (ungefähr:„Die altehrwürdige<br />

Musik erhob ihr Haupt aus der<br />

Dunkelheit“): So beginnt ein Madrigal<br />

vonNicolaVicentino,der die mittelalterliche<br />

Musiktheorie mit Ideen<br />

aus der Antike zu bereichernsuchte.<br />

Chromatik und Enharmonik waren<br />

seine Arbeitsfelder, also Tonschritte,<br />

die zwischen den weißen Tasten unseres<br />

Klaviers liegen (Chromatik)<br />

Musik jenseits des Werks<br />

Peter Uehling<br />

freut sich auf musikalische Anregungen<br />

und Denkanstöße aus der Vergangenheit<br />

wie aus der Gegenwart.<br />

und sogar noch zwischen weißen<br />

und schwarzen Tasten (Enharmonik).<br />

ZurRealisierung konstruierte er<br />

ein Cembalo,das die Oktavenicht in<br />

zwölf, sondern in31Schritte unterteilt,<br />

aber er mutete derlei kleinste<br />

Intervalle auch Sängern zu. Was<br />

seine kompositorische Produktion<br />

angeht, muss man wohl sagen: Eher<br />

interessant als gut, es steckt mehr<br />

drin, als bewältigt werden kann –<br />

exakt die Situation der Musik heute.<br />

Dasvon Antonius Adamske geleitete<br />

Consortium vocale, der Studiochor<br />

der Hochschule für Musik<br />

„Hanns Eisler“, widmet sich zusammen<br />

mit Johannes Keller, der Vicentinos<br />

Intonationsexperimente auf einer<br />

Archiorgano vorführt, diesem<br />

Komponisten, der Musik als Denkraum<br />

erforscht hat, und kombiniert<br />

ihn hintergründig mit Musik seines<br />

Zeitgenossen Palestrina. Palestrina<br />

galt dem 19. Jahrhundert als Inbegriff<br />

kontrapunktischer alter Musik,<br />

wurde pädagogisch ausgeschlachtet<br />

und mit höchstem Respekt behandelt.<br />

Heute dagegen gilt er als glattpolierter<br />

Langweiler, weil seine Musik<br />

ohne Chromatik und Enharmonik<br />

restlos in Harmonie aufgeht.<br />

KINO<br />

CHARLOTTENBURG<br />

Astor Film Lounge (✆ 883 85 51) Das perfekte<br />

Geheimnis 14.45,17.30,20.30<br />

Cinema Paris (✆ 881 3119) Porträt einer jungen<br />

Frau in Flammen 14.50, 17.40, 20.30<br />

Delphi Filmpalast (✆ 312 10 26) Lara 15.00,<br />

17.30; Parasite 20.00<br />

Delphi LUX (✆ 322 93 10 40) Lara 20.00, 20.30;<br />

Parasite 14.40, 17.30; Queerfilmnacht: Giant Little<br />

Ones (OmU) 21.00; DasperfekteGeheimnis 13.30,<br />

16.15, 17.15, 19.00, 21.40; Verteidiger des Glaubens<br />

–Defender of the Faith 13.50; 2040 –Wir<br />

retten die Welt! 16.00; Parasite –Gisaengchung<br />

(OmU) 18.10; Systemsprenger 14.00, 16.40;<br />

Deutschstunde 15.15, 19.20; Parasite –Gisaengchung<br />

(OmenglU) 22.00; Marianne &Leonard –<br />

Words of Love (OmU) 14.00; Joker (OmU) 18.00,<br />

20.45; Das Kapital im21. Jahrhundert 14.50; Der<br />

Glanz der Unsichtbaren 16.15; Downton Abbey<br />

(OmU) 18.40; Joker (OF) 21.20<br />

Filmkunst 66 (✆ 882 17 53)Ich warnoch niemals<br />

in NewYork 17.15; Preview: Bamboo Stories (OmU;<br />

m. Gast) 20.00; HappyEnding–70 ist dasneue 70<br />

17.00; ImNiemandsland 18.45; Das Wunder von<br />

Marseille –Fahim (OmU) 20.30<br />

Kant Kino (✆ 319 9866) Das perfekte Geheimnis<br />

15.00, 17.45, 20.30; Shaun das Schaf: Der Film:<br />

UFO-Alarm 15.40; Joker 17.20, 20.00; Es hätte<br />

schlimmer kommen können –Mario Adorf 17.40;<br />

Zoros Solo 15.15, 20.00; Unsere Lehrerin, die<br />

Weihnachtshexe 15.00; Ich war noch niemals in<br />

New York 17.15, 20.00; Nurejew –The White Crow<br />

14.30,17.20, 20.00<br />

Zoo Palast (✆ 018 05/22 2966) Atmos: Das perfekte<br />

Geheimnis14.30, 17.15, 20.00; Joker22.50;<br />

Die Addams Family 15.00; Joker 17.20; Preview:<br />

Le Mans 66: Gegen jede Chance 20.30; Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 15.00; Der letzte Bulle<br />

17.45, 20.15, 22.50; Der letzte Bulle 14.30; 3D:<br />

Maleficent: Mächte der Finsternis 17.00; Preview:<br />

Last Christmas 20.00; Das perfekte Geheimnis<br />

22.40; Ich war noch niemals in New York 14.15;<br />

Terminator –Dark Fate 17.10, 23.00; Joker 20.00;<br />

Shaun das Schaf:Der Film:UFO-Alarm15.10; Joker<br />

(OF) 17.10; Terminator –Dark Fate 19.45; Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 22.40; AdAstra –Zu<br />

den Sternen 14.45; Die Addams Family 17.30; Ich<br />

war noch niemals inNew York 19.45; Joker (OF)<br />

22.40<br />

FRIEDRICHSHAIN<br />

b-ware!Ladenkino (✆ 20 07 88 88) 2040 –Wir<br />

retten die Welt! (OmU) 11.00, 18.00; Parasite<br />

(OmenglU) 12.30; The Dead Don‘t Die (OmU)<br />

14.45;Shaundas Schaf: UFO-Alarm16.30;Parasite<br />

(OmU) 19.40; Midsommar (OmU) 21.50; Paranza<br />

(OmU) 11.00; Unsere große kleine Farm (OmU)<br />

12.45; Born inEvin (OmU) 14.15; Deutschstunde<br />

15.50; ImNiemandsland (DFmenglU) 18.00; Systemsprenger<br />

(DFmenglU) 19.30; Once Upon aTime<br />

in... Hollywood (OmU) 21.40; 3From Hel (OmU)<br />

11.00; Gelobt sei Gott 13.00; M. C. Escher: Reise<br />

in die Unendlichkeit –Escher: Het oneindige zoeken:<br />

Journey Into Infinity (OmU) 15.20; Der Glanz<br />

der Unsichtbaren –Les invisibles (OmU) 16.45; The<br />

Report (OmU) 18.30; Joker (OmU) 20.30, 22.40<br />

Tilsiter-Lichtspiele (✆ 426 81 29) Das Kapital im<br />

21.Jahrhundert–Capital in theTwenty-FirstCentury<br />

(OmU) 14.00; Systemsprenger (OmenglU) 16.00;<br />

2040 –Wir retten die Welt! (OmU) 18.15; Joker<br />

(OmU) 20.00; Parasite – Gisaengchung (OmU)<br />

22.15; Über Grenzen –Der Film einer langen Reise<br />

14.00; Und der Zukunft zugewandt 16.15; Verteidiger<br />

des Glaubens –Defender of the Faith 18.15;<br />

Frau Stern 20.00; Congo Calling (OmU) 21.45<br />

UCI Luxe Kino Mercedes-Platz Das perfekte Geheimnis<br />

13.45, 16.30, 16.45, 19.10, 19.30,<br />

19.45; Angry Birds 2: Der Film 13.45, 16.45;<br />

Shaundas Schaf:Der Film: UFO-Alarm14.00; Joker<br />

14.10, 17.10, 20.20, 20.40; Unsere Lehrerin, die<br />

Weihnachtshexe 14.20; IMAX 3D: Der König der Löwen<br />

14.20; Bayala –Das magische Elfenabenteuer<br />

14.20, 17.40; Dora und die goldene Stadt 14.30;<br />

Maleficent: Mächte der Finsternis 14.45, 17.40;<br />

Ballon 14.45; Gemini Man 15.00; Everest: Ein Yeti<br />

will hoch hinaus 15.00; Invisible Sue –Plötzlich unsichtbar<br />

15.15; Die Addams Family 15.15; Midway<br />

–Für die Freiheit 16.15, 19.40; Das Wunder von<br />

Marseille 16.15, 21.00; IMAX: Terminator –Dark<br />

Fate 17.00; Zombieland 2: Doppelt hält besser<br />

17.10, 20.40; 3D: Die Addams Family 17.30;<br />

Gut gegen Nordwind 17.45; Ich war noch niemals<br />

in New York 17.50; Spider-Man: Far From Home<br />

18.00; Joker (OF) 19.15; Shakira In Concert: El<br />

Dorado World Tour (OmU) 20.00; Preview, IMAX: Le<br />

Mans 66: Gegen jede Chance 20.00; Preview: Last<br />

Christmas 20.00; Terminator –Dark Fate 20.20;<br />

Halloween Haunt 21.00<br />

Zukunft (✆ 01 76/57 86 10 79) Systemsprenger<br />

(OmenglU) 18.00; Joker (OmU) 20.20, 22.40;Weitermachen<br />

Sanssouci (OmenglU) 18.00; Der Glanz<br />

der Unsichtbaren – Les invisibles (OmU) 19.45;<br />

Bonnie &Bonnie (OmU) 21.45<br />

HELLERSDORF<br />

CineStar (✆ 04 51/703 0200) Dora und die<br />

goldene Stadt 13.30; Angry Birds 213.40; Recep<br />

Ivedik VI (OmU) 13.50, 17.10, 20.10; Das perfekte<br />

Geheimnis 14.00, 17.00, 20.00; Bayala 14.10,<br />

17.20; Die Addams Family 14.15, 16.50; Everest<br />

14.20; Ich war noch niemals in New York 16.30;<br />

Joker 16.40, 19.50; Maleficent 17.15; Terminator<br />

–Dark Fate 19.30; Preview: Last Christmas 19.45;<br />

3D: Maleficent: Mächte der Finsternis 20.10; Preview:<br />

LeMans 66: Gegen jede Chance 20.15<br />

Kino Kiste (✆ 998 7481) Deutschstunde 14.00;<br />

Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe 16.20; Eine<br />

ganz heiße Nummer 2.0 18.00; Lieber Antoine als<br />

gar keinen Ärger 20.00<br />

HOHENSCHÖNHAUSEN<br />

CineMotion (✆ 038 71/211 4109) Das perfekte<br />

Geheimnis 14.15, 16.50,19.50; Der König der Löwen<br />

14.20; Angry Birds 214.20; Maleficent 14.30,<br />

17.40, 20.20; Die Addams Family 14.30, 17.30;<br />

Ichwar nochniemals in NewYork 14.40, 17.20; Der<br />

letzte Bulle 14.50, 17.15, 20.15; Unsere Lehrerin,<br />

die Weihnachtshexe 15.00; Bayala 15.10; Midway<br />

16.50, 20.00; Zombieland 2: Doppelt hält besser<br />

17.00, 20.10; Terminator –Dark Fate 17.15; Das<br />

weiße Rauschen 17.30; Preview: LeMans 66: Gegen<br />

jede Chance 19.45; Joker 19.45; Preview: Last<br />

Christmas 20.00<br />

KREUZBERG<br />

Babylon (✆ 61 60 96 93) A Joker (OmU) 16.45,<br />

19.30,22.15; B Once Upon aTime in...Hollywood<br />

(OmU) 17.20, 20.40<br />

fsk am Oranienplatz (✆ 614 2464) Parasite –Gisaengchung<br />

(OmU) 17.30, 21.45; Lara (OmenglU)<br />

17.45, 19.45, 22.30; Porträt einer jungen Frau in<br />

Flammen –Portrait de la jeune fille en feu (OmU)<br />

20.00<br />

Moviemento (✆ 692 4785) Benjamin Blümchen<br />

13.45; Invisible Sue –Plötzlich unsichtbar 16.00;<br />

Prelude 18.15; Porträt einer jungen Frau in Flammen<br />

–Portrait de la jeune filleenfeu (OmU)20.30;<br />

Systemsprenger 23.15; Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe<br />

10.30,15.00; Mein Lotta-Leben –Alles<br />

Bingo mit Flamingo! 12.45; Porträt einer jungen<br />

Frau in Flammen –Portrait de la jeune fille enfeu<br />

(OmU) 17.15; Portuguese Cinema Days: Chuva<br />

ecantoria naaldeia dos mortos –The Dead and<br />

the Others (OmenglU) 20.00; Midsommar (OmU)<br />

22.45; Systemsprenger 10.30,16.15,19.00; Midsommar<br />

(OmU) 13.15; Once Upon aTime in...Hollywood<br />

(OmU) 21.45<br />

Sputnik (✆ 694 11 47) Deutschstunde 15.00; Im<br />

Niemandsland 17.15; Systemsprenger 19.00; Scary<br />

Stories to Tell in the Dark (OmU) 21.15; B-Movie:<br />

Lust & Sound in West-Berlin (OmenglU) 23.00;<br />

Born inEvin –Alles über Evin (OmU) 15.00; Human<br />

Nature: Die CRISPR Revolution (OmU) 16.45; Der<br />

Glanz der Unsichtbaren 18.30; Parasite –Gisaengchung<br />

(OmU) 20.15; Joker (OmU) 22.30<br />

Yorck (✆ 78 91 32 40) Systemsprenger 14.30; Parasite17.10,20.00;<br />

New Lara 16.00, 18.20, 20.40<br />

KÖPENICK<br />

Kino Spreehöfe (✆ 538 95 90) Die Addams Family<br />

14.00, 16.00, 18.00; Bayala –Das magische<br />

Elfenabenteuer14.00; Maleficent: Mächte derFinsternis<br />

14.30, 17.15, 20.00; Unsere Lehrerin, die<br />

Weihnachtshexe 14.45; Das perfekte Geheimnis<br />

14.45, 17.30, 20.00; Shaun das Schaf: Der Film:<br />

UFO-Alarm 16.00; Midway –Für die Freiheit 17.00,<br />

20.15; Invisible Sue –Plötzlich unsichtbar 18.00;<br />

Zwingli –Der Reformator 20.00; Joker 20.30<br />

Union Filmtheater (✆ 65 01 31 41) Nurejew –<br />

The White Crow 10.00; Der Distelfink 10.15; Im<br />

Niemandsland 10.30; Parasite 13.00, 17.00; Ich<br />

war noch niemals inNew York 13.30,17.45; Happy<br />

Ending –70ist das neue 70 13.30, 15.45; Invisible<br />

Sue –Plötzlich unsichtbar 15.40; Das perfekte<br />

Geheimnis 18.00, 20.30; Systemsprenger 20.00;<br />

LieberAntoine als gar keinen Ärger 20.30<br />

MARZAHN<br />

UCI Kinowelt am Eastgate (✆ 93 03 02 60) Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 14.00, 16.45; Dem<br />

Horizont so nah 14.00; Das perfekte Geheimnis<br />

14.00,17.00,20.00; Everest:Ein Yeti willhochhinaus<br />

14.15; Dora und die goldene Stadt 14.30; Die<br />

Addams Family 14.30; Bayala –Das magische Elfenabenteuer14.30;<br />

Angry Birds2:Der Film 14.30;<br />

Midway –Für die Freiheit 16.30, 19.45; Terminator<br />

–Dark Fate 16.45; Ich war noch niemals in New<br />

York 16.50; Joker 17.00, 20.00; Zombieland 2:<br />

Doppelt hält besser 17.15, 20.15; 3D: Die Addams<br />

Family 17.15; Shakira In Concert: El Dorado World<br />

Tour (OmU) 20.00; Scary Stories toTell in the Dark<br />

20.00; Preview: Le Mans 66: Gegen jede Chance<br />

20.00; Preview: Last Christmas 20.00<br />

MITTE<br />

Acud (✆ 44 35 94 98) Mein Lotta-Leben –Alles<br />

Bingo mit Flamingo! 17.00; Preview: Smuggling<br />

Hendrix (OmenglU; m. Gast u. Gespräch) 19.00;<br />

Leid und Herrlichkeit 21.00; Born inEvin –Alles<br />

über Evin (OmU) 18.00; Das Kapital im 21. Jahrhundert<br />

(OmU) 21.30<br />

Babylon (✆ 242 59 69) Kinderwagenkino: Systemsprenger<br />

(OmenglU) 11.00; Die Dreigroschenoper<br />

16.45; Die Khello Brüder 17.45; Latin American<br />

Film Festival, Eröffnung: Titixe (OmenglU; m. Kurzfilm)<br />

18.15; Conscious Light –The Divine Life and<br />

Revelation of Avatar Adi Da Samraj (OmU) 19.00;<br />

IndoGerman Film: Bala (Hindi) 19.30; Latin American<br />

Film Festival: Litigante (OmenglU) 20.00; Paranza:<br />

Der Clan derKinder –Laparanza dei bambini<br />

(OmU) 21.15; Im Niemandsland 22.15<br />

Central Hackescher Markt (✆ 28 59 99 73) Lieber<br />

Antoine als garkeinen Ärger –Enliberte! (OmU)<br />

13.15; Joker (OmU) 15.30, 18.15, 21.00; Zombieland<br />

2: Doppelthält besser–Zombieland 2: Double<br />

Trap (OF) 10.00, 14.00, 17.45,20.00, 22.15; Invisible<br />

Sue –Plötzlich unsichtbar 12.00; Fritzi –Eine<br />

Wendewundergeschichte 16.00<br />

CineStar CUBIX (✆ 04 51/703 02 00) Everest: Ein<br />

Yeti will hoch hinaus 11.00; Das perfekte Geheimnis<br />

11.00, 13.50, 16.40, 19.50, 23.15; Shaun<br />

das Schaf: Der Film: UFO-Alarm 11.10, 14.40;<br />

Der König der Löwen 11.10; Bayala –Das magische<br />

Elfenabenteuer 11.10, 14.00; Angry Birds 2:<br />

Der Film 11.15; Maleficent: Mächte der Finsternis<br />

11.45, 13.45, 16.45; Dora und die goldene Stadt<br />

11.45; Die Addams Family 12.10, 13.45, 17.20;<br />

Joker 13.30, 16.30, 20.15, 23.15; Ich war noch<br />

niemals in NewYork 13.30,16.20; Unsere Lehrerin,<br />

die Weihnachtshexe 14.30; Downton Abbey 14.45;<br />

Midway – Für die Freiheit 16.30, 19.45, 22.45;<br />

Zombieland 2: Doppelt hält besser 17.00, 20.30,<br />

23.10; Scary Stories toTell in the Dark 17.30,<br />

23.10; Der letzte Bulle 17.50, 19.50, 23.00; Terminator<br />

–Dark Fate 19.30, 22.40; Preview: Last<br />

Christmas 19.45; Preview: Le Mans 66: Gegen jede<br />

Chance 20.15; Halloween Haunt 23.15<br />

Hackesche Höfe (✆ 283 46 03) Berlin Babylon<br />

(DFmenglU) 14.30; Marianne &Leonard –Words<br />

of Love (OmU) 16.30; Preview: Was gewesen wäre<br />

(DFmenglU) 20.00; Weitermachen Sanssouci (DFmenglU)<br />

14.45; Porträt einer jungen Frau in Flammen<br />

–Portrait delajeune fille en feu (OmU) 16.45,<br />

19.15; Easy Love 21.45; M. C. Escher: Reise indie<br />

Unendlichkeit (OmU) 14.30; Nurejew –The White<br />

Crow (OmU) 16.30; Parasite (OmU) 19.15, 22.00;<br />

Deutschstunde 14.30; Joker (OmU) 17.00, 19.30,<br />

22.00; Der Glanz der Unsichtbaren –Les invisibles<br />

(OmU) 15.15; Lara (DFmenglU) 17.30, 19.45,<br />

22.00<br />

International (✆ 24 75 60 11)Lara 14.00, 16.30,<br />

19.00; Joker (OmU) 21.20<br />

Zeughauskino (✆ 20 30 47 70) Es 20.00<br />

NEUKÖLLN<br />

IL KINO (✆ 91 70 29 19) Joker(OmU) 9.50,20.00;<br />

Systemsprenger (DFmenglU) 12.10; Unsere Lehrerin,<br />

die Weihnachtshexe 14.20; Shaun das Schaf:<br />

Der Film: UFO-Alarm 16.10; The Report (OmU)<br />

17.50; Parasite –Gisaengchung (OmenglU) 22.10<br />

Neues Off (✆ 62 70 95 50) Porträt einer jungen<br />

Frau in Flammen –Portrait de la jeune fille en feu<br />

(OmU) 16.20; Joker (OF) 19.00; Parasite –Gisaengchung<br />

(OmenglU) 21.40<br />

Passage (✆ 68 23 70 18) Joker (OmU) 17.45,<br />

20.30, 21.20; Systemsprenger 16.00, 18.40; Das<br />

perfekte Geheimnis 16.40, 19.15, 21.45; Der Glanz<br />

der Unsichtbaren 16.30, 21.00; 2040 –Wir retten<br />

die Welt! (OmU) 18.50<br />

Rollberg (✆ 62 70 46 45) Parasite –Gisaengchung<br />

(OmU) 17.00, 20.00; Parasite –Gisaengchung<br />

(OmenglU) 17.30, 20.30; Joker (OF) 18.00,<br />

20.45; Marianne &Leonard –Words of Love (OmU)<br />

19.00,21.15; Porträteiner jungen Frau in Flammen<br />

–Portrait delajeune fille en feu (OmenglU) 16.20,<br />

19.20,22.00<br />

UCI Luxe Gropius Passagen (✆ 66 68 12 34)<br />

Das perfekte Geheimnis 14.00, 17.00, 20.05;<br />

Dora und die goldene Stadt 14.10; Bayala –Das<br />

magische Elfenabenteuer 14.15; Dem Horizont so<br />

nah 14.20; Die Addams Family 14.30; Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 14.40, 17.30; Ich war noch<br />

niemals in New York 16.30; Joker 16.45, 19.30;<br />

Zombieland 2:Doppelt hält besser 16.50, 20.30;<br />

3D: Die Addams Family 17.15; Preview: LeMans<br />

66: Gegen jede Chance 19.50; Shakira In Concert:<br />

El Dorado World Tour (OmU) 20.00; Preview: Last<br />

Christmas 20.15<br />

Wolf (✆ 921 03 93 33) Born inEvin –Alles über<br />

Evin (OmU) 12.00, 19.00; Die Insel der hungrigen<br />

Geister – Island of the Hungry Ghosts (OmenglU)<br />

12.10; Djon Africa (OmU) 14.00; Easy Love<br />

(OmenglU) 14.10; Der kleine Maulwurf (1963-<br />

1975) 16.00; Porträt einer jungen Frau in Flammen–Portraitdelajeunefille<br />

en feu(OmU) 16.10,<br />

21.00; Weitermachen Sanssouci (OmenglU)<br />

17.30;Bait (OmU)19.10; Parasite –Gisaengchung<br />

(OmenglU) 21.10<br />

PANKOW<br />

Blauer SternPankow (✆ 47 61 18 98)Lara 15.15,<br />

18.00, 20.20; Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe<br />

15.45; Ich war noch niemals in New York 17.30;<br />

Parasite 20.15


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 264 · M ittwoch, 13. November 2019 25<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

In der kommenden Woche ist manches zu hören, dessen Ansatz<br />

mehr verspricht, als das Werk hält –und das ist uns besonders nah<br />

Auch das ist indes eine Leistung.<br />

Im Mittelalter ging es klanglich rauer<br />

zu, und nicht nur deshalb sei in diesem<br />

Zusammenhangauf das Konzert<br />

des Ensembles Voxnostraverwiesen,<br />

das sich auf mittelalterliche Musik<br />

spezialisierthat und neben Gregorianischen<br />

Chorälen frühe mehrstimmige<br />

Kompositionen singt. Manhört<br />

derlei selten, weil die singende und<br />

forschendeVertiefung in diese Musik,<br />

wiesie der Vox-nostra-Leiter Burkard<br />

Wehner geleistet hat, wenig Ruhm<br />

verheißt.Die ehemalige Kindl-Brauerei<br />

inNeukölln verspricht dank passender<br />

Kathedral-Akustik ein besonderes<br />

Hörerlebnis. Der Saxophonist<br />

Uli Kempendorf wird die mittelalterliche<br />

Melodik improvisatorisch brechen<br />

und entwickeln.<br />

Die Vergangenheit der Chormusik<br />

ist ruhmvoll, in der Gegenwartjedoch<br />

gilt sie oft als Musik zweiter<br />

Klasse, zumal wenn es um Laienoder<br />

semiprofessionelle Chöre geht.<br />

Dabei kann nur die lebendige,tätige<br />

Auseinandersetzung des musikalisch<br />

unstudierten Bürgers das Fundament<br />

eines Musiklebens sein, das<br />

mehr ist als trister Unterhaltungskonsum<br />

mit lachhafter Heldenver-<br />

KLASSIK<br />

FBO: 14. 11., 20 Uhr,Kammermusiksaal,<br />

Herbert-von-Karajan-Str.1<br />

DSO: 15. &16.11., 20 Uhr,Philharmonie,<br />

Herbert-von-Karajan-Str.1<br />

Consortium vocale: 16. &17. 11., 19<br />

Uhr,Bode-Museum, Am Kupfergraben<br />

Wilmersdorfer Kammerchor: 16. 11.,<br />

18 Uhr,Kirche am Hohenzollernplatz, 17.<br />

11., 18 Uhr,Hörsaalruine der Charité,<br />

Charitéplatz 1<br />

Voxnostra, 21. 11., 20 Uhr,KINDL, Am<br />

Sudhaus 3<br />

HARALD MORSCH<br />

ehrung. Der Wilmersdorfer Kammerchor<br />

wird in seinem aktuellen<br />

Konzert „Let us fly again“ unter anderem<br />

Shakespeare-Vertonungen<br />

von Ralph Vaughan Williams und<br />

drei Uraufführungen singen, unter<br />

anderem von seinem Leiter Christian<br />

Bährens. Auch wenn Chöre anders<br />

als zu Vicentinos Zeiten nicht<br />

mehr die Treiber der musikalischen<br />

Moderne sind, setzen sich in der<br />

Chormusik –auch über die Texte –<br />

geistige Traditionen fort, die andernorts<br />

längst abgerissen sind.<br />

Wenn man von hier aus auf das<br />

Programm des Freiburger Barockorchesters<br />

schaut, wirkt es deprimierend<br />

banal: Eine Cäcilien-Ode von<br />

Purcell, ein „Jubilate Deo“ von Händel<br />

–Musik aus der Zeit des permanenten<br />

Musiklieferns,nicht des Musikdenkens.<br />

Einen Tagspäter führt<br />

Robin Ticciati Mozarts drei letzte<br />

Symphonien mit dem Deutschen<br />

Symphonie-Orchester auf –und das<br />

ist tief gedachte Musik, Allegorien<br />

vonLeib,Seele und Geist in Form der<br />

tanzenden und marschierenden<br />

Symphonie in Es-Dur, der expressiv<br />

durchpulsten in g-Moll und der<br />

kunstvoll verrätselten in C-Dur.<br />

Konzert<br />

Jour Fixe<br />

mit<br />

Beethoven<br />

InBerlin gibt es tagsüber einige<br />

Gelegenheiten, exzellente<br />

klassische Musik kostenlos<br />

zu genießen. Allem voran<br />

seien die Lunchkonzerte in der<br />

Philharmonie genannt. Seit<br />

dem Jahr 2000 veranstaltet<br />

aber auch das Musikinstrumenten-Museum<br />

alle zwei<br />

Wochen jeweils am Mittwochnachmittag<br />

den „Jour Fixe“.<br />

DieseKonzertreihe will jungen<br />

Musikern kurz vor ihrem Examen<br />

ein Podium für Auftritte<br />

und Konzerte geben. Das Museum<br />

arbeitet zu diesem<br />

Zweck mit Musikhochschulen<br />

zusammen. An diesem Mittwoch<br />

spielt der aus Südkorea<br />

stammende Pianist Youngsuh<br />

NohimCurt-Sachs-Saal Werke<br />

von Ludwig van Beethoven<br />

und anderen. Der sehbehinderte<br />

Pianist ist in seinem Heimatland<br />

für seine leidenschaftlichen<br />

Interpretationen<br />

bekannt. Susanne Lenz<br />

Jour Fixe im Musikinstrumenten-Museum<br />

Tiergartenstr.1,Eingang an der<br />

Ben-Gurion-Straße,15.30 Uhr,Curt-<br />

Sachs-Saal. Der Eintritt ist frei<br />

Planetarium am Insulaner (✆ 790 09 30)<br />

11.00: Mit Raketen zu Planeten<br />

Puppentheater Berlin (✆ 342 19 50)<br />

10.00: Der Herbst, der Herbst ist da! (ab 4J.)<br />

Puppentheater Felicio (✆ 44 67 35 30)<br />

10.00, 16.30: Kasper und Rotkäppchen<br />

Schaubude (✆ 423 4314)<br />

10.00: Das hässliche Entlein, Zirkusmaria, Erzähltheater<br />

mit Flachfiguren und Live-Musik<br />

(ab 4bis 8J.)<br />

Schwartzsche Villa (✆ 902 992212)<br />

10.30: Anders, der Rabe, Theater Vielfalt<br />

Theater Lichterfelde (✆ 84314646)<br />

10.00: Das Rübchen und andere Geschichten zum<br />

Großwerden, Puppentheater Parthier (ab 3bis 8J.)<br />

Theater Mirakulum (✆ 449 08 20)<br />

10.00: Frosch, Igel, Hahn und Maus –das Tierhäuschen,<br />

Thomas Mierau, Farbschemen-Puppenspiel (ab<br />

3bis 12J.).Anm. erf.<br />

Theater Zitadelle (✆ 335 3794)<br />

17.00: Der kleine Angsthase (ab 4J.)<br />

WasserturmKreuzberg (✆ 53 65 76 41)<br />

10.30: Dunkelmunkel. Novemberlieder,mimicus, die<br />

Kinderliedermacher,Kindertheater (ab 3bis 8J.)<br />

Zeiss-Großplanetarium (✆ /42184510)<br />

9.30: Lars –der kleine Eisbär<br />

LITERATUR/VORTRAG<br />

Brotfabrik (✆ 471 40 01)<br />

19.30: Zwischen Literatur und Realität, vonder<br />

deutsch-deutschen Grenze bis Myanmar,Lesung und<br />

Gespräch mit Achim Koch<br />

Buchhändlerkeller (✆ 55 14 93 58)<br />

20.30: TatortSprache Vol. III, Hermann Treusch und<br />

Regina Lemnitz<br />

Evas Arche (✆ 282 74 35)<br />

19.00: LesekreisFeministische Theologie: Thema<br />

„vergessen“, Mit Anne Borucki-Voß und Gundula<br />

Lembke<br />

Kohlenquelle (Kopenhagener Str.16)<br />

20.00: Schuld undBühne Berlin, Ruth Herzberg,<br />

Jacinta Nandi, Clint Lukas, Livetalk mit Texten<br />

Kulturhaus Karlshorst (✆ 475 94 06 10)<br />

19.30: 10. Krimimarathon Berlin-Brandenburg:<br />

„Das Schaudernist der Menschheit bestes Teil“,<br />

Edgar Allan Poe, Patricia Highsmith u. a., Lesung mit<br />

Carmen-Maja Antoni. Anm. erf.<br />

Literaturforum im Brecht-Haus (✆ 282 20 03)<br />

20.00: Wiealles anders bleibt. Geschichten aus<br />

Ostdeutschland, Jana Hensel. Anm. erf.<br />

Mastul (Liebenwalder Str. 33)<br />

20.00: Kiezpoeten Slam Show,Ortwin Bader-Iskraut,<br />

Samson, JeskoHabert, Yo-Pa, lesebühne poetryslam<br />

Nicolaische Buchhandlung (✆ /8 524005)<br />

19.30: 10. Krimimarathon Berlin-Brandenburg: „Das<br />

tote Kind im Wind“, Connie Roters.Anm. erf.<br />

Periplaneta Kreativzentrum (✆ 44673433)<br />

20.00: Rühmchen –Die offene Lesebühne<br />

Rosa-Luxemburg-Stiftung (✆ 44 31 00)<br />

18.00Salon: Der Schnee vongesternist die Sintflut<br />

vonheute, Daniela Dahn, Buchvorstellung,mit Ulrike<br />

Hempel und UweMichel<br />

Volksbühne Berlin (✆ 24 06 57 77)<br />

20.00Großes Haus: Nach Notat zu Bett –Die Heinz<br />

Strunk Show, Heinz Strunk, Lesung und Musik<br />

KONZERT<br />

A-Trane (✆ 313 2550)<br />

21.00: Julia Hülsmann Quartett, Not FarFrom Here<br />

Arcanoa (✆ 67 96 26 51)<br />

21.00: Spielleute-Session<br />

ArtlinersBerlin (✆ 74 77 59 10)<br />

20.00: The other mother<br />

ART Stalker (✆ 220529)<br />

20.00: Session Zeit<br />

b-flat (✆ 283 3123)<br />

21.00: Robin’sNest Jam Session<br />

KALENDER<br />

Badehaus (✆ 95 59 27 76)<br />

20.00: Diamond Thug<br />

21.00: Farafi<br />

Badenscher Hof Jazzclub (✆ 861 0080)<br />

21.00: Will Jacobs Blues Band, Blue Wednesday<br />

Show<br />

Bar Tausend (✆ 41715469)<br />

21.00: Joel Sarakula<br />

Berghain/Kantine (Rüdersdorfer Str.70)<br />

20.30: Omni<br />

BKA (✆ 202 2007)<br />

20.00: Diekleine Singer-Songwriterin mit Herz: Miss<br />

Allie<br />

Café Lyrik (✆ 44317191)<br />

19.30: Natascha Petz (Gesang) &KlausSchäfer<br />

(Piano), Meen Vater machte mir zumWunderkinde<br />

Café Olé (✆ 75503120)<br />

20.00: Michael Gechter’sVocal-Jazz-Project, cool<br />

wednesday<br />

Cassiopeia (✆ 47385949)<br />

20.00: Empath<br />

Donau115 (Donaustr. 115)<br />

20.30: Stereo Heart<br />

Hangar 49 (Holzmarktstr.15-18)<br />

19.00: Free Jam Session<br />

Huxleys Neue Welt (✆ 301 068088)<br />

20.00: Of Monsters and Men, Vök<br />

Indische Botschaft (✆ 25 79 50)<br />

18.00Saal: Irfan Khan Quartett, Eine musikalische<br />

Reise durch Raum und Zeit<br />

Junction Bar (✆ 694 6602)<br />

21.00: Kaiserin, Heavy Heavy<br />

Maze (✆ 55 51 84 54)<br />

19.00: James Smith<br />

Musik &Frieden (Falckensteinstr.48)<br />

20.00Schwarzes Zimmer:GirlinRed, Isaac Dunbar<br />

20.00Blaues Zimmer:The Murder Capital<br />

Pierre Boulez Saal (✆ 47997411)<br />

19.30: Tarek Yamani (Klavier)<br />

Sally Bowles (✆ 92 27 77 35)<br />

20.00: Lia@Sally’s: Lia Andes (voc, piano, comp.)<br />

and special guests<br />

Schlot (✆ 448 2160)<br />

21.00: Rotwelsch<br />

Schokoladen Mitte (✆ 282 65 27)<br />

19.00: Warmer Hut +Tania Elstermayer, Fourtrack<br />

ufaFabrik (✆ 75 50 30)<br />

20.30Varieté-Salon: Jewish Monkeys<br />

Volksbühne Berlin (✆ 24 06 57 77)<br />

20.00Roter Salon: Ned Collette &State Champion<br />

Wild AtHeart (✆ 611 70 10)<br />

21.00: Beach Coma, Wild Wednesday<br />

Yorckschlösschen (✆ 215 8070)<br />

21.00: Marcos Coll’sBlues Jarana<br />

CLUB<br />

Cassiopeia (✆ 47 38 59 49)<br />

23.00: Bass Station und Freunde<br />

Eschschloraque Rümschrümp (Rosenthaler Str.39)<br />

22.00: MissVergnügen presents: The best worst case<br />

scenarios –you’ll have awhale of atime!, Coost<br />

LardyCake, MissVergnügen &special guests<br />

Kulturbrauerei/Alte Kantine (✆ 443150)<br />

22.00: Ping Pong Club<br />

Matrix (✆ 293 69 9- 90)<br />

22.00: Ladies first, Size, MC Big Steve,Krs.Age<br />

Maze (✆ 55518454)<br />

20.00: FlauschigeMittwochsrunde mit Freunden,<br />

Techno Jesus &Friends<br />

Tresor Club (Köpenicker Str.70)<br />

23.59: Tresor NewFaces hosted by Artik, Aemris,<br />

Not Mass<br />

BALLROOM<br />

Clärchens Ballhaus (✆ 282 9295)<br />

21.00: Clärchen swingt,Evan&Friends<br />

Insomnia (Alt-Tempelhof 17-19)<br />

20.00: TangoVicioso<br />

KINO<br />

PRENZLAUER BERG<br />

FT am Friedrichshain (✆ 42 84 51 88) Lara15.20,<br />

17.40,20.00; Marianne &Leonard –Words of Love<br />

(OmU) 14.40; Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe<br />

15.20; Joker (OmU) 17.30, 20.50; Porträt einer<br />

jungen Frau in Flammen 16.50; The Lumineers III<br />

–Official Short Film 19.30; Das perfekte Geheimnis<br />

15.00, 17.45, 20.30; Parasite 15.10, 18.00,<br />

20.15<br />

Kino in der Kulturbrauerei (✆ 04 51/703 02 00)<br />

Checker Tobi und das Geheimnis unseres Planeten<br />

9.30; Alfons Zitterbacke –Das Chaos ist zurück<br />

10.00; Yuli (OmU) 10.30; Das perfekte Geheimnis<br />

14.00, 16.30, 20.30, 22.20; Das Wunder von<br />

Marseille –Fahim (OmU) 14.00, 20.00; 2040 –Wir<br />

retten die Welt! (OmU) 14.30; Lara 15.00, 16.50,<br />

19.45; Joker (OmU) 17.00, 20.00; Io, Leonardo<br />

(OmU) 18.30; Porträt einer jungen Frau in Flammen<br />

–Portrait de la jeune fille en feu (OmU) 19.20,<br />

22.15; Parasite – Gisaengchung (OmU) 19.30,<br />

22.40; Preview: LeMans 66: Gegen jede Chance<br />

20.15; Bangla (OmU) 20.30; Systemsprenger<br />

22.30; AdAstra –Zuden Sternen (OmU) 22.40;<br />

Joker (OF) 23.00<br />

Krokodil (✆ 44 04 92 98) Victory Day: Tag des<br />

Sieges –Den‘ Pobedy (OmU) 17.15; IWant to Be<br />

Different: Metal Rock in Tajikistan (OmenglU; m.<br />

Gast) 19.00; Der seltsame Klang des Glücks 21.30<br />

Lichtblick-Kino (✆ 44 05 81 79) Preview: PJ Harvey<br />

–ADog Called Money (OmU) 18.30; San Remo<br />

20.00; Boy Howdy! The Story of Creem Magazine<br />

(OF) 22.00<br />

UCIKinowelt Colosseum (✆ 44 01 92 00)Everest:<br />

Ein Yeti will hoch hinaus 14.15; Der König der Löwen<br />

14.15; Ballon 14.15; Das perfekte Geheimnis<br />

14.20, 17.10, 20.00, 23.00; Maleficent: Mächte<br />

der Finsternis 14.25; Die Addams Family 14.30;<br />

Dora und diegoldene Stadt 14.35; UnsereLehrerin,<br />

die Weihnachtshexe 14.40; Shaun das Schaf: Der<br />

Film: UFO-Alarm 14.45, 17.00; Angry Birds 2: Der<br />

Film 14.45;Midway–Für die Freiheit 16.35, 19.45;<br />

Terminator –Dark Fate 16.40, 22.50; Ich war noch<br />

niemals in New York 16.55; Joker 17.00, 19.55,<br />

23.00; 3D: Die Addams Family 17.05; Zombieland<br />

2: Doppelt hält besser 17.10, 19.55, 22.40; 3D:<br />

Maleficent: Mächte der Finsternis 17.10, 20.00;<br />

Der letzte Bulle 17.10, 19.50, 22.40;Systemsprenger<br />

19.50; Shakira In Concert: El Dorado WorldTour<br />

(OmU) 20.00; Preview: LeMans 66: Gegen jede<br />

Chance 20.00; Preview: Last Christmas 20.00;<br />

Midsommar 22.45; Halloween Haunt 22.55; 3D:<br />

Gemini Man 22.55<br />

REINICKENDORF<br />

CineStar Tegel (✆ 04 51/703 02 00) Das perfekte<br />

Geheimnis 13.30, 16.30, 20.25; Die Addams<br />

Family 13.40, 17.05; Everest: Ein Yeti will hoch<br />

hinaus 13.50; Maleficent: Mächte der Finsternis<br />

14.00, 16.55; Dora und die goldene Stadt 14.05;<br />

Angry Birds 2: Der Film 14.15; Unsere Lehrerin,<br />

die Weihnachtshexe 14.30; Shaun das Schaf: Der<br />

Film: UFO-Alarm 14.40; Bayala – Das magische<br />

Elfenabenteuer 14.40; Midway –Für die Freiheit<br />

16.05, 19.30; Ich war noch niemals in New York<br />

16.30; Zombieland 2: Doppelt hält besser 16.45,<br />

19.40; Joker 17.00,19.50; Der letzte Bulle 17.15,<br />

20.15; Dem Horizont so nah 17.25; Preview: Last<br />

Christmas 19.45; Terminator –DarkFate20.05;3D:<br />

Maleficent: Mächte der Finsternis 20.05; Preview:<br />

Le Mans 66: Gegen jede Chance 20.15<br />

SCHÖNEBERG<br />

Cinema amWalther-Schreiber-Platz (✆ 852 30 04)<br />

Lieber Antoine als gar keinen Ärger 14.45; Downton<br />

Abbey 17.35, 20.25<br />

Cosima (✆ 85 07 58 02) Deutschstunde 18.00;<br />

Systemsprenger 20.15<br />

Odeon (✆ 78 70 40 19) Porträt einer jungen Frau<br />

in Flammen –Portrait delajeune fille en feu (OmU)<br />

15.30,20.30; Marianne &Leonard –Words of Love<br />

(OmU) 18.15<br />

Xenon (✆ 78 00 15 30)Porträt einer jungen Frau in<br />

Flammen 17.30; Porträt einer jungen Frau in Flammen<br />

–Portrait delajeune fille enfeu (OmU) 20.15<br />

SPANDAU<br />

Cineplex Spandau (✆ 01 80/505 02 11) Unsere<br />

Lehrerin, die Weihnachtshexe 10.00, 12.10, 14.15;<br />

Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm 10.00,<br />

12.00; Everest: Ein Yeti will hoch hinaus 10.00; Bayala<br />

–Das magische Elfenabenteuer 12.10, 14.00;<br />

Maleficent: Mächte der Finsternis 12.15; Die Addams<br />

Family12.30, 14.45; Dasperfekte Geheimnis<br />

14.30, 17.15, 20.00; Downton Abbey 15.00; Joker<br />

16.30; Zombieland 2: Doppelt hält besser 16.45,<br />

20.15; Midway –Für die Freiheit 17.10, 19.30; 3D:<br />

Maleficent: Mächte der Finsternis 17.20; Preview:<br />

Le Mans 66: Gegen jede Chance 20.00; Preview:<br />

Last Christmas 20.00<br />

Kino im Kulturhaus Spandau (✆ 333 60 81)<br />

Und der Zukunft zugewandt 13.00; Downton Abbey<br />

15.15; Systemsprenger 17.45; Deutschstunde<br />

20.15<br />

STEGLITZ<br />

Adria (✆ 01 80/505 07 11) Ich war noch niemals<br />

in NewYork 14.00, 17.00, 20.00<br />

Cineplex Titania Palast (✆ 01 80/505 05 20)<br />

Shaun das Schaf: UFO-Alarm 10.00, 12.05,<br />

14.30; Everest 10.00, 12.00; Die Addams Family<br />

10.00, 12.05, 14.20; Maleficent 12.10, 14.30;<br />

Angry Birds 2: Der Film 12.10; Unsere Lehrerin,<br />

die Weihnachtshexe 12.15, 14.15; Dora und die<br />

goldene Stadt 12.15,14.50; Das perfekte Geheimnis<br />

14.30, 17.20, 17.30, 20.00, 23.00; Downton<br />

Abbey 15.00; Midway 16.50, 19.45, 22.50; Joker<br />

17.00, 20.05, 22.45; 3D: Maleficent 17.15; 3D:<br />

Die Addams Family 17.15; Zombieland 217.20,<br />

20.00, 22.45; Shakira In Concert: ElDorado World<br />

Tour (OmU) 19.00; Preview: LeMans 66 20.00;<br />

Preview: Last Christmas 20.00; Halloween Haunt<br />

22.45;Terminator 23.00; Joker (OF) 23.00<br />

Thalia MovieMagic (✆ 7743440) Everest 15.45;<br />

Dora und die goldene Stadt 15.45; DieAddams Family<br />

15.45, 18.15; Das perfekte Geheimnis 15.45,<br />

18.00, 20.30; Ich war noch niemals in New York<br />

17.45; Zombieland 218.15; Preview: Last Christmas<br />

20.30; Joker 20.30<br />

TIERGARTEN<br />

Arsenal (✆ 26 95 51 00) Rithy Pahn: S21: Die Todesmaschine<br />

der Roten Khmer –S21: Lamachine<br />

de mort Khmere rouge (OmenglU; m. Einführung)<br />

20.00; Magical History Tour: Die goldene Karosse –<br />

Le carrosse d‘or (EnglF) 19.30<br />

CinemaxX Potsdamer Platz (✆ 040/80 806969)<br />

Joker 12.50, 13.30, 16.00, 16.20, 19.10, 20.30,<br />

22.30; Das perfekte Geheimnis 13.00, 14.00,<br />

16.15, 17.20, 20.40,23.00; 3D: Maleficent 13.30,<br />

16.30, 19.30, 22.30; Bayala 13.30; Unsere Lehrerin,<br />

die Weihnachtshexe 13.40; Shaun das Schaf:<br />

UFO-Alarm 13.40; Everest 13.40; Maleficent<br />

13.45, 16.30; Good Boys 13.50; Yesterday 14.00;<br />

Playmobil14.00;Lara 14.00, 17.00, 19.40, 22.45;<br />

Die Addams Family 14.00; Angry Birds 214.00;<br />

Das Wunder von Marseille 14.15, 16.20, 20.00; A<br />

Toy Story 14.15; Ich war noch niemals in New York<br />

16.15, 19.30; 2040 –Wir retten die Welt! 16.15,<br />

18.45; Terminator–Dark Fate 16.30,19.45,23.00;<br />

Der letzte Bulle 16.30, 19.20, 22.20; 3D: Die Addams<br />

Family 16.45; Der König der Löwen 16.45;<br />

Parasite 16.50,19.10, 22.40; Dora und die goldene<br />

Stadt 16.50; Downton Abbey17.00; Zombieland<br />

2: Doppelt hält besser 17.10, 19.30, 22.45; Midway<br />

17.10, 19.30, 23.00; Preview: Last Christmas<br />

19.30; GeminiMan 19.30, 22.40; Halloween Haunt<br />

19.40, 22.15; Shakira In Concert (OmU) 20.00;<br />

Preview: Le Mans 66 20.30; Es II 20.30; Scary<br />

Stories toTell in the Dark 21.15, 22.45; AdAstra<br />

22.45; 47 Meters Down: Uncaged 22.45<br />

CineStar im Sony Center (✆ 04 51/703 0200)<br />

Terminator (OF) 13.30, 16.15, 19.30, 22.45; Maleficent<br />

(OF) 13.30, 20.00; Die Addams Family<br />

(OF) 13.30, 16.40; Midway (OF) 13.40, 16.30,<br />

19.45, 23.10; Dora und die goldene Stadt (OF)<br />

13.45; Shaun das Schaf: UFO-Alarm (OF) 14.30;<br />

3D: Maleficent: Mächte der Finsternis –Maleficent:<br />

Mistress of Evil (OF) 16.30; Once Upon aTime in...<br />

Hollywood (OF) 16.40; Downton Abbey (OF) 17.00;<br />

Preview: Last Christmas (OF) 19.45; Preview: Le<br />

Mans 66: Gegen jede Chance –Ford vFerrari (OF)<br />

20.15; Zombieland 2: Doppelt hält besser –Zombieland<br />

2: Double Trap (OF) 20.20, 23.00; Parasite<br />

22.40; Scary Stories to Tell in the Dark (OF) 23.00<br />

CineStar IMAX (✆ 04 51/703 02 00) 3D, IMAX:<br />

Buckelwale: Giganten der Meere 11.45; IMAX: Terminator<br />

–Dark Fate (OF) 13.20; IMAX: Joker (OF)<br />

16.30; IMAX, Preview: Le Mans 66: Gegen jede<br />

Chance –Ford vFerrari (OF) 20.15<br />

Filmrauschpalast (✆ 394 43 44) Parasite –Gisaengchung<br />

(OmU) 20.00; Nevrland (OF) 22.30<br />

TREPTOW<br />

Astra (✆ 636 16 50) Zombieland 2: Doppelt hält<br />

besser 10.00,12.00,18.00, 20.00, 22.45; Unsere<br />

Lehrerin, die Weihnachtshexe 10.00, 12.00, 16.00;<br />

Midway – Für die Freiheit 10.00, 17.00, 20.00,<br />

22.00;Joker 10.00, 22.30; Das perfekteGeheimnis<br />

10.00, 12.15, 14.30, 17.15, 20.00, 22.30; Ich war<br />

nochniemals in NewYork12.15,14.30,17.15;Die<br />

Addams Family 14.00, 16.00; Bayala –Das magische<br />

Elfenabenteuer14.00; 3D: Maleficent:Mächte<br />

der Finsternis 14.30, 18.00, 20.00; Preview: Last<br />

Christmas 20.15, 22.30<br />

Casablanca (✆ 677 57 52) Ich war noch niemals<br />

in New York 15.30; Systemsprenger 18.00; Downton<br />

Abbey 20.30<br />

CineStar –Treptower Park (✆ 04 51/703 02 00)<br />

Maleficent: Mächte der Finsternis 14.00, 17.00;<br />

Everest: Ein Yeti will hoch hinaus 14.00; Das perfekte<br />

Geheimnis 14.00, 17.00, 20.00; Recep Ivedik<br />

VI (OmU) 14.15, 17.00, 19.45; Bayala –Das<br />

magische Elfenabenteuer 14.20; Unsere Lehrerin,<br />

die Weihnachtshexe 14.30; Angry Birds 2:Der Film<br />

14.30; Dora und die goldene Stadt 14.45; DieAddams<br />

Family 14.45, 17.15; Midway –Für die Freiheit<br />

16.35, 19.50; Ich war noch niemals in New<br />

York 16.45; Joker 17.10, 20.15; Shaun das Schaf:<br />

Der Film: UFO-Alarm 17.15; Zombieland 2: Doppelt<br />

hält besser 17.30, 20.15; Once Upon aTime in...<br />

Hollywood 19.35; Terminator –Dark Fate 19.45;<br />

Scary Stories to Tell in the Dark 20.00; 3D: Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 20.00<br />

WEDDING<br />

Cineplex Alhambra (✆ 01 80/505 03 11) Bayala<br />

–Das magische Elfenabenteuer 14.15; Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 14.20; Das perfekte Geheimnis<br />

14.20, 17.15, 20.10; Everest: Ein Yeti will hoch<br />

hinaus 14.30; Dora und die goldene Stadt 14.40;<br />

Recep Ivedik VI (OmU) 14.45, 17.30, 19.50, 20.15;<br />

Downton Abbey 15.00; 3D: Maleficent: Mächte der<br />

Finsternis 16.45, 20.30; Joker 16.50; Die Addams<br />

Family 17.10; 7. Kogustaki Mucize –Das Wunder<br />

in Zelle Sieben (OmU) 17.20, 19.50; Preview: Le<br />

Mans 66: Gegen jede Chance 20.00; Preview: Last<br />

Christmas 20.00<br />

City KinoWedding (✆ 01 77/270 19 76) Himmelbeet:<br />

Draußen (mit Gespräch) 19.00; Parasite –Gisaengchung<br />

(OmU) 21.00<br />

WEISSENSEE<br />

BrotfabrikKino (✆ 471 4001) Rückblick, Durchblick,Ausblick<br />

–30Jahre Mauerfall: Striche ziehen<br />

18.00; Im Niemandsland 20.15<br />

Toni &Tonino (✆ 92 79 12 00) Spatzenkino –Hüben<br />

wie drüben 10.00, 11.15; Das perfekte Geheimnis<br />

13.15,15.45,18.15, 20.45; Invisible Sue<br />

–Plötzlich unsichtbar 15.00; Ich war noch niemals<br />

in NewYork 17.15,20.00<br />

WILMERSDORF<br />

Bundesplatz-Kino (✆ 85 40 60 85) Systemsprenger<br />

15.30; The Report 18.00; Der Glanz der Unsichtbaren<br />

20.30<br />

Eva-Lichtspiele (✆ 92 25 53 05) Der alte deutsche<br />

Film: Wir bitten zum Tanz 15.45; Ich war noch niemals<br />

inNew York 17.45; Verteidiger des Glaubens<br />

–Defender of the Faith (OmU) 20.15<br />

ZEHLENDORF<br />

Bali (✆ 811 46 78) Fisherman‘s Friends –Vom Kutter<br />

indie Charts 18.00; Blinded bythe Light 20.30<br />

Capitol (✆ 8316417) Lara 15.00, 20.30;Parasite<br />

17.30<br />

POTSDAM<br />

Filmmuseum Potsdam (✆ 03 31/271 81 12)<br />

Weitermachen Sanssouci 17.00; Once Upon aTime<br />

in... Hollywood 19.00<br />

Thalia Potsdam (✆ 03 31/743 70 20) Der Glanz<br />

der Unsichtbaren 13.30; Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe<br />

14.15; Das perfekte Geheimnis 15.30,<br />

18.00, 20.45; Porträteiner jungen Frau in Flammen<br />

16.15,20.45; Marianne &Leonard –Words of Love<br />

(OmU) 16.30; Lara 18.00, 20.15; In Bewegung(mit<br />

Gast) 18.45; Happy Ending –70ist das neue 70<br />

18.45; Parasite 20.45<br />

UCI Luxe Potsdam Center (✆ 03 31/233 70)<br />

Maleficent 13.50, 16.40; Ich war noch niemals in<br />

NewYork13.50,16.50;Everest 13.50, 17.10; Dem<br />

Horizont so nah 14.00; Die Addams Family 14.10;<br />

Das perfekte Geheimnis 14.15, 16.55, 19.55;<br />

Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm 14.20; Bayala<br />

14.30; Midway –Für die Freiheit 16.20, 19.40;<br />

Joker 16.50, 20.15; Zombieland 217.15, 20.15;<br />

3D: Die Addams Family 17.20; Terminator –Dark<br />

Fate 19.45; Shakira In Concert: El Dorado World<br />

Tour (OmU) 20.00; Preview: Le Mans 66: Gegen<br />

jede Chance 20.00; Preview: Last Christmas 20.00<br />

UMLAND<br />

ALA Falkensee (✆ 033 22/279 8877) Downton<br />

Abbey 15.00; Die Addams Family 15.00; Das perfekte<br />

Geheimnis 17.15, 20.00<br />

CapitolKönigs Wusterhausen (✆ 033 75/46 97 77)<br />

Idioten der Familie 17.15; Mein Leben mitAmanda<br />

20.00<br />

CineStar Wildau (✆ 04 51/703 02 00) Unsere<br />

Lehrerin, die Weihnachtshexe 14.30;Everest14.30;<br />

Dasperfekte Geheimnis 14.30, 17.00, 20.00; Dora<br />

und die goldene Stadt 14.45; Shaun das Schaf:<br />

UFO-Alarm 14.50; Maleficent 14.50, 17.15; Dem<br />

Horizontsonah 14.50; Bayala 14.50; AngryBirds 2:<br />

Der Film 14.50; Die Addams Family 15.15, 17.40;<br />

Terminator 17.00, 20.15; Ich war noch niemals<br />

in New York 17.00; Joker 17.15, 20.00; Midway<br />

17.30, 19.50; 3D: Maleficent 17.30, 20.20; Preview:<br />

Zombieland 217.40, 20.30; Der letzte Bulle<br />

17.45, 20.15; Preview: Last Christmas 19.45; Preview:<br />

Le Mans 66 20.15; Halloween Haunt 20.30<br />

Filmpalast Bernau (✆ 033 38/70 54 54) Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 15.00; Das perfekte<br />

Geheimnis15.00, 17.45, 20.30; Die Addams Family<br />

15.30; Ich war noch niemals inNew York 17.45;<br />

3D: Maleficent: Mächte der Finsternis 17.45; Preview:<br />

Last Christmas 20.30; Terminator –Dark Fate<br />

20.30<br />

Filmpalast Oranienburg (✆ 033 01/70 4828)<br />

Die Addams Family 14.15; Maleficent: Mächte der<br />

Finsternis 14.45, 17.15; Das perfekte Geheimnis<br />

15.00, 17.30, 19.45; Angry Birds 2: Der Film<br />

15.30; 3D: DieAddams Family 16.00; Joker 17.45,<br />

20.15; Ich war noch niemals in New York 17.45;<br />

Preview: Last Christmas 20.00; Preview: LeMans<br />

66: Gegen jede Chance 20.15<br />

Movieland Erkner (✆ 033 62/36 68) Shaun das<br />

Schaf: Der Film: UFO-Alarm 15.00; Das perfekte<br />

Geheimnis 15.30, 17.15, 20.00; Ich war noch niemals<br />

inNew York 18.00; Joker 20.45


26 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 264 · M ittwoch, 13. November 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Netzwerk<br />

NACHRICHTEN<br />

Vodafone wächst nach<br />

Unitymedia-Übernahme<br />

GEKÜNDIGT (1)<br />

Ein halbe<br />

Stunde bis zum<br />

Ausgang<br />

VonKati Schmidt<br />

Eigentlich war es ein normaler<br />

Freitag. Mein Team präsentierte<br />

dem Geschäftsführer den finalen<br />

Launchplan und bekam gutes Feedback.<br />

Ichwollte noch ein paar Dinge<br />

wegschaffen, bevor es ins verdiente<br />

Wochenende ging. So langsam hatte<br />

ich das Gefühl, meinen Arbeitsrhythmus<br />

gefunden zu haben und freute<br />

mich auf die anstehenden Projekte.<br />

Um kurznach drei erreichte mich<br />

via Slack die Bitte unserer Anwältin,<br />

in einen der Meetingräume zu kommen,<br />

um mich mit ihr und dem CEO<br />

zu treffen. Achja, meinen Computer<br />

sollte ich auch mitbringen. Bei diesem<br />

Nachsatz rutsche mir kurzmein<br />

Herz in die Hose. Zuoft hatte ich in<br />

amerikanischen Filmen gesehen,<br />

wie jemand von jetzt auf gleich entlassen<br />

wurde, einen Pappkarton mit<br />

seinen Habseligkeiten füllte und mit<br />

sofortiger Wirkung das Gebäude verlassen<br />

musste.<br />

Ich tat den Gedanken als<br />

schwachsinnig ab. Eslief ja richtig<br />

gut gerade,nachdem ich im Sommer<br />

angefangen hatte.Bestimmt wollten<br />

die beiden mir nur Zugang zu den<br />

Unternehmensanteilen geben. Darauf<br />

hatte ich zuletzt gedrängt. Miterhobenem<br />

Kopf und meinem Laptop<br />

unter dem Arm lief ich also rüber in<br />

den kleinen Konferenzraum.<br />

Als ich die beiden mit ausgedruckten<br />

Verträgen dort sitzen sah,<br />

fürchtete ich, dass mein erster Gedanke<br />

doch der richtige war. Ein<br />

Schockzustand setzte ein und half<br />

mir möglichst gelassen zu reagieren.<br />

Meinem Chef war die Situation<br />

sichtlich unangenehm, obwohl er in<br />

seiner vorherigen Firma schon viele<br />

dieser Gespräche geführt hatte. Er<br />

hielt sich streng an die Vorgaben der<br />

Anwältin und erklärte nur knapp,<br />

dass sich die Firma stärker in eine<br />

technische Richtung entwickeln und<br />

meine Unterstützung daher nicht<br />

mehr gebraucht werde. Dies sei als<br />

betriebsbedingte Freistellung zu verstehen<br />

– und nicht als Kündigung<br />

aufgrund mangelnder Leistung.<br />

Deshalb gäbe es auch eine kleine Abfindung.<br />

Er schüttelte mir die Hand<br />

und verschwand aus dem Raum.<br />

Als mein Lieblingskollege dann<br />

den Raum betrat, musste ich doch<br />

zwei Tränen verdrücken. Ihm ging es<br />

ähnlich, was mich zum Lachen<br />

brachte und mir zeigte, dass es eine<br />

schwierige Entscheidung gewesen<br />

sein musste. Nachdem wir zweimal<br />

tief durchgeatmet hatten, bat er mich,<br />

meinen Computer,die Firmenkreditkarte<br />

und die Zugangskarte für den<br />

Coworking-Space zurückzugeben.<br />

Dann lief er mit mir zum Aufzug und<br />

verabschiedete mich.<br />

Kurz danach stand ich verdattert<br />

in der Lobbymit einem leeren Rucksack<br />

auf dem Rücken und dem Auflösungsvertrag<br />

in der Hand, der auf<br />

meine Unterschrift wartete. Ich<br />

setzte meine Sonnenbrille noch im<br />

Gebäude auf und lief schnurstraks<br />

aus der Tür.Wie schnell das alles gegangen<br />

war. Ich blickte auf die Uhr.<br />

Seit dem Anruf war nicht mal eine<br />

halbe Stunde vergangen.<br />

In der nächsten Folge dieser vierteiligenSerie<br />

beschreibtsie, wieihr Umfeldauf die Kündigung<br />

reagierthat.<br />

Kati Schmidt berichtet im<br />

Podcast „Kristina, Kati, Kalifornia“<br />

aus dem SiliconValley.<br />

Wenn Arbeitsprozesse immer nach dem gleichen Muster ablaufen, dann besteht die Gefahr,dass Computer die Aufgaben bald übernehmen.<br />

Mensch gegen Computer<br />

Der Autor Gunter Dueck beklagt, dass Kinder nicht auf die Herausforderung der Zukunft vorbereitet werden<br />

VonJörg Hunke<br />

Gunter Dueck steht regungslos<br />

auf der Bühne,<br />

eine halbe Stunde hat er<br />

ohne Punkt und Komma<br />

geredet, jetzt scheint er die Wucht<br />

seiner Worte zugenießen. Vor ihm<br />

sitzen Experten aus dem Bildungsbereich.<br />

An den bestehenden Schulungsmethoden<br />

konnte er nichts<br />

Gutes finden. Wenn man seine Rede<br />

in zwei Sätzen zusammenfassen<br />

sollte, dann wäre das die Aussage:<br />

Das Schulsystem ist eine Katastrophe.Mit<br />

den bisherigen Lehrmethoden<br />

werden junge Menschen nicht<br />

klarkommen in der Zukunft.<br />

„Tropft noch was im Haus?“<br />

Dem Buchautor und Mathematiker<br />

mit Hang zur Philosophie ging es<br />

nicht darum, ob Kinder mit einem<br />

Tablet in der Schule lernen, ihm ging<br />

es um eine radikale Veränderung des<br />

Lehransatzes. Er nannte als Ziele<br />

Kreativität, Originalität und einen<br />

konstruktiven, freudigen Willen.<br />

Undnicht wie früher:Betragen, Mitarbeit<br />

und Fleiß. Warum das notwendig<br />

sein wird? Dueck erzählte<br />

davon, wie Maschinenlernen die<br />

Prozesse in den Firmen und Behörden<br />

steuern wird. Überall dort, wo<br />

Menschen täglich die gleiche Arbeit<br />

erledigen, wo Muster zu erkennen<br />

sind, werden bald Algorithmen die<br />

Aufgaben übernehmen. Für den<br />

Menschen bleibt dann noch der Auftrag,<br />

die Ergebnisse der Maschinen<br />

zu kontrollieren. Mehr nicht. „Das ist<br />

doch Mist“, sagte Dueck.<br />

In der Nachdigitalisierungsgesellschaft<br />

geht es seiner Meinung nach<br />

darum, kreativ zu werden, um in den<br />

Schnittstellen zwischen Mensch und<br />

Maschine vermitteln zu können.<br />

Und esgeht darum, selbstbewusst<br />

aufzutreten, mit einer positiven Haltung<br />

sein Arbeitsleben zu gestalten.<br />

Als Beispiel nannte er den Auftritt eines<br />

Installateurs, der wegen einer<br />

undichten Toilettenspülung gerufen<br />

wird. In der Regel komme der Handwerker<br />

fast grußlos ins Haus, verschwinde<br />

wieder, umErsatzteile zu<br />

holen. Nachdem er den Schaden behoben<br />

hat, verschwindet er wortlos.<br />

„Das ist dann ein Mensch, der eigentlich<br />

schon ein Computer ist“,<br />

sagte Dueck.<br />

Die Alternative: Ein Handwerker,<br />

der sich per Kurznachricht ankündigt,<br />

ein Foto angefordert hat, damit<br />

er die passenden Ersatzteile schon<br />

dabei hat, den Schaden behebt und<br />

dann freundlich fragt: „Tropft noch<br />

was im Haus?“ In Duecks Beispiel<br />

waren noch ein paar andere Stellen<br />

undicht und die Heizung wurde am<br />

Ende auch noch ausgetauscht. Kosten:<br />

20 000 Euro –„aber alle waren<br />

glücklich“, lautete Duecks Fazit.<br />

Ganz klar, ihm ging es um Herzlichkeit,<br />

ums kreative Mitdenken, damit<br />

die Menschen in der Arbeitswelt gegen<br />

kalte Maschinen bestehen können.<br />

Die Vermittlung dieser Eigenschaften<br />

müsse schon in der Schule<br />

gelehrtwerden.VonLehrern, die sich<br />

öffnen und ihre Lehrmethoden an<br />

die Ansprüche der nächsten Generationen<br />

anpassen, sagte Dueck.<br />

Der ehemalige IBM-Manager<br />

hielt seinen Vortrag am Montagabend,<br />

nachdem in der <strong>Berliner</strong><br />

Google-Zentrale Vertreter der Industrie-<br />

und Handelskammer und der<br />

Gewerkschaft Ver.di ihre Initiative<br />

„Zukunftsoffensive“ vorgestellt hat-<br />

„Das ist dann ein Mensch, der<br />

eigentlich schon ein Computer ist.“<br />

Gunter Dueck, Mathematiker und Buchautor über Arbeitskräfte, die ihre Aufgaben immer<br />

nach dem gleichen Muster erledigen.<br />

ten. Im Mittelpunkt des Bildungsplans<br />

steht die sogenannte Basisbox,<br />

online kostenlos unter www.basisbox.de<br />

zu finden. Dort können rund<br />

20 Kurse abgerufen werden, die digitale<br />

Grundlagen in den Bereichen<br />

Kommunikation, Kollaboration,<br />

Technologie sowie Sicherheit und<br />

Recht vermitteln. Wie wichtig Fortbildung<br />

aus seiner Sicht ist, machte<br />

Christoph Schmitz, Mitglied des<br />

Ver.di-Bundesvorstands anhand der<br />

Versicherungsbranche deutlich.<br />

Dortsind die Mitarbeiter in der Regel<br />

knapp über 45 Jahre alt und haben<br />

eine Betriebszugehörigkeit von 17,9<br />

Jahren. „Die machen seit Jahre dasselbe“,<br />

sagte Schmitz. Aber wird das<br />

in Zukunft noch so sein? „Da macht<br />

Kontrolle der Künstlichen Intelligenz<br />

GETTY/HENRIK SORENSEN<br />

sich Unsicherheit breit“, antwortete<br />

Schmitz.<br />

Als Partner standen bisher nur die<br />

IHK Düsseldorf und München bereit,<br />

in Zukunft könnte auch die<br />

Kammer aus Berlin dazukommen.<br />

Bei der Projekt-Vorstellung war<br />

Meike Al-Habash anwesend, die im<br />

IHK-Innovationsoffice der Hauptstadt<br />

arbeitet. „Wir stehen in engem<br />

Austausch mit den bisherigen Partnern“,<br />

sagte sie.„Unser Ziel sollte es<br />

sein, die Menschen auf die Herausforderungen<br />

der Zukunft vorzubereiten.“<br />

Und wie das? Neue Kompetenzen<br />

erwerben, aber auch das erworbene<br />

Fachwissen in einem digitalen<br />

Umfeld anwenden.<br />

Mahnung des Pianisten<br />

Als Vorbild wurde am Abend die You-<br />

Tuberin Saliha „Sally“ Özcan vorgestellt,<br />

die mit „Sallys Welt“ einen der<br />

erfolgreichsten YouTube-Kanäle<br />

Deutschlands betreibt. Sie erzählte<br />

davon, dass sie Lehrerin werden<br />

wollte und dannVideos übers Kochen<br />

und Backen veröffentlicht habe. Mit<br />

viel Eigeninitiative und Engagement<br />

habe sie gelernt, sich in der Welt der<br />

Bewegtbilder zu behaupten, sagte sie.<br />

Inzwischen hat sie 50 Mitarbeiter,im<br />

kommenden Jahr sollen es mehr als<br />

200 sein, weil sie inzwischen auch<br />

Produkte für die Küche entwickelt<br />

und vertreibt.<br />

Am Ende stand eine Mahnung<br />

des Pianisten Joja Wendt. An seinen<br />

Steinway-Flügel konnte ein iPad angeschlossen<br />

werden, sodass das Instrument<br />

ohne menschlichen Einfluss<br />

spielen konnte. Den größten<br />

Applaus erhielt er aber,als er virtuos<br />

auf dem Flügel improvisierte. Immerhin,<br />

ein Trost.<br />

Bundesregierung will die Auswirkungen der neuen Technologie künftig gezielter beobachten<br />

Die Bundesregierung will die<br />

Auswirkungen des immer stärkeren<br />

Einsatzes von Künstlicher Intelligenz<br />

(KI) künftig systematisch<br />

überprüfen und beobachten lassen.<br />

Als eine Art TÜV für KI-Anwendungen<br />

in Unternehmen wolle das Bundesministerium<br />

für Arbeit und Soziales<br />

noch in diesem Jahr das„deutsche<br />

KI-Oberservatorium“ an den<br />

Start bringen, berichtete die Süddeutsche<br />

<strong>Zeitung</strong>.<br />

Anfang 2020 sei die offizielle Eröffnung<br />

durch Arbeitsminister Hubertus<br />

Heil (SPD) geplant. „Wir<br />

schauen uns an, wo diese Technologie<br />

eingesetzt wird und wo das in<br />

sensiblen Bereichen geschieht“,<br />

sagte der Staatssekretär im BMAS,<br />

BjörnBöhning, der <strong>Zeitung</strong>.<br />

Wenn es sich um eine durch KI<br />

entstandene Playlist bei einem Musik-Streamingdienst<br />

handele, dann<br />

sei das„kein Problem für die Politik“,<br />

sagte er. „Wenn aber ein autonom<br />

fahrendes Auto entscheidet, wirdein<br />

Begrenzungspfahl umgefahren oder<br />

die Gruppe vonMenschen daneben,<br />

dann geht es um eine andereRisikoklasse,<br />

für die wir dann auch politische<br />

Gestaltung brauchen.“ Das KI-<br />

Observatorium soll demnach zunächst<br />

als Einheit im Arbeitsministerium<br />

angesiedelt werden.<br />

Mittelfristig solle ein eigenes<br />

Bundesinstitut für KI mit deutlich<br />

mehr Personal eingerichtet werden.<br />

Der Fokus des Ministeriums<br />

liegt dem Bericht zufolge auf KI-<br />

Anwendungen im Wirtschafts- und<br />

Arbeitsleben. Derzeit werde insbesondere<br />

die aktuelle Entwicklung<br />

im deutschen Einzelhandel und im<br />

Finanz- und Bankensektor beobachtet.<br />

Hintergrund ist angeblich,<br />

dass klassische Berufe wie Kassiererin<br />

und Kassierer als Folge der<br />

vonVerkaufsplattformen wie Amazon<br />

verstärkten Digitalisierung vor<br />

einer ungewissen Zukunft stehen.<br />

Zudem dürften auch das Kreditund<br />

das Aktiengeschäft künftig immer<br />

stärker durch KI bewertet werden,<br />

was ebenfalls einen spürbaren<br />

Einfluss auf die Beschäftigten haben<br />

dürfte.<br />

Insgesamt erwarten Fachleute<br />

des Ministeriums dem Bericht zufolge,<br />

dass durch den Strukturwandel<br />

in den nächsten fünf Jahren 1,3<br />

Millionen Arbeitsplätze inDeutschland<br />

verloren gehen, aber auch 2,1<br />

Millionen neue Stellen entstehen<br />

werden. (AFP)<br />

Nach der Übernahme des regionalen<br />

Breitband-Anbieters Unitymedia ist<br />

dem Telekommunikationskonzern<br />

Vodafone in Deutschland wie erwartet<br />

ein deutlicher Umsatzsprung gelungen.<br />

DieErlöse kletterten im ersten<br />

Halbjahr des Geschäftsjahres<br />

2019/20 um 8,4 Prozent auf knapp<br />

fünf Milliarden Euro,wie das Unternehmen<br />

am Dienstag in Düsseldorf<br />

mitteilte.Allerdings: Rechnet man<br />

den Übernahme-Effekt heraus,stagnierte<br />

der Umsatz im Service, also<br />

ohne Geräteverkäufe.Die Mobilfunk-Erlöse<br />

schwächelten, das Festnetzgeschäft<br />

zogan. Vodafone hat in<br />

Deutschland nach eigenen Angaben<br />

rund 18,4 Millionen Kunden mit Mobilfunk-Verträgen<br />

und 10,6 Millionen<br />

Festnetz-Kunden. DieTochter<br />

des britischen Vodafone-Konzerns<br />

ist einer vondreiMobilfunk-NetzbetreiberninDeutschland<br />

–neben der<br />

Deutschen Telekom und Telefónica<br />

(O2). (dpa)<br />

Tado baut sein Geschäft mit<br />

Service-Plattformaus<br />

DerHeizungs-Vernetzer Tado baut<br />

sein Geschäft mit einer Service-<br />

Plattformfür Wartungsbetriebe aus.<br />

EinZiel sei, die Zahl der Fahrten zu<br />

den Kunden bei Reparaturen zu halbieren,<br />

sagte Tados Mitgründer und<br />

Produktchef Christian Deilmann.<br />

Aktuell fahreein Mitarbeiter oft erst<br />

raus,umden Schaden zu begutachten<br />

–und dann noch einmal mit den<br />

nötigen Ersatzteilen für die eigentliche<br />

Reparatur.„Wenn die Daten<br />

schon im Vorfeld zur Verfügung stehen,<br />

kann man sich die erste Fahrt<br />

sparen.“ DenWartungsbetrieben<br />

stellt die Münchner Firmaein Portal<br />

zur Verfügung, in dem sie auf die Daten<br />

zugreifen können –und auch Benachrichtigungen<br />

bei Problemen<br />

bekommen. (dpa)<br />

Roboter werden in der<br />

Landwirtschaft wichtiger<br />

Auch Traktoren sind inzwischen nicht selten<br />

mit Sensoren ausgestattet.<br />

DPA<br />

In der Landwirtschaft werden künftig<br />

mehr digital vernetzte Roboter<br />

zum Einsatz kommen. Viele dieser<br />

Systeme wie autonom fahrende<br />

Feldroboter werden derzeit auf der<br />

Landmaschinenmesse Agritechnica<br />

präsentiert. „Das sind schon Anwendungen,<br />

die praxistauglich sind“,<br />

sagte eine Sprecherin des Niedersächsischen<br />

Landvolks.Während<br />

Melkroboter in den Ställen bereits<br />

Realität seien, gebe es insbesondere<br />

bei autonom fahrenden Feldroboternnoch<br />

Probleme bei der Datenvernetzung.<br />

(dpa)<br />

SpaceX bringt<br />

60 Satelliten ins All<br />

Für ihr geplantes weltumspannendes<br />

Internet-Netz hat die private<br />

US-Raumfahrtfirma SpaceX weitere60Satelliten<br />

ins All gebracht.<br />

Eine „Falcon 9“-Rakete des Unternehmens<br />

vonTech-Milliardär Elon<br />

Musk startete am Montag von<br />

Cape Canaveral. Ziel des milliardenschweren<br />

Programms mit dem<br />

Namen „Starlink“ ist es,sowohl<br />

entlegene Gebiete als auch Ballungszentren<br />

mit schnellem und<br />

preiswertem Breitband-Internet zu<br />

versorgen. (dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 264 · M ittwoch, 13. November 2019 27<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

TV-Programm<br />

ARD<br />

5.30 (für HG) ARD-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />

Tagesschau 9.05 (für HG) Livenach Neun 9.55<br />

(für HG) Sturmder Liebe 10.45 (für HG) Meister<br />

des Alltags 11.15 (für HG) Werweiß denn<br />

sowas? 12.00 (für HG) Tagesschau 12.15 (für<br />

HG) ARD-Buffet 13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin<br />

14.00 (für HG) Tagesschau 14.10 (für HG)<br />

Rote Rosen 15.00 (für HG) Tagesschau 15.10<br />

(für HG) Sturmder Liebe 16.00 (für HG)<br />

Tagesschau 16.10 (für HG) Verrückt nach Meer<br />

17.00 (für HG) Tagesschau 17.15 (für HG)<br />

Brisant 18.00 (für HG) Werweiß denn sowas?<br />

18.50 (für HG) Hubertohne Staller 19.45<br />

Wissen voracht –Zukunft 19.50 (für HG) Wetter<br />

19.55 (für HG) Börse 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Eine Klasse für sich<br />

Komödie, D2019. Mit Hans Löw.Der<br />

Film erzählt davon, was Bildung neben<br />

Selbstoptimierung und Karrierechancen<br />

vorallem sein kann: der gemeinsame<br />

Versuch, einen richtigen Wegzufinden.<br />

21.45 (für HG) Plusminus<br />

U. a.: Elektromobilität: Die chinesische<br />

Kampfansage/Sammlerwert:<br />

Renaissance der DDR-Mark<br />

22.15 (für HG) Tagesthemen<br />

22.45 (für HG) maischberger.die woche<br />

0.00 (für HG) Nachtmagazin<br />

RTL<br />

5.25 Exclusiv –Das Starmagazin 5.35 Explosiv<br />

–Das Magazin 6.00 Guten Morgen Deutschland<br />

8.30 (für HG) Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily<br />

Soap 9.00 Unter uns. Daily Soap 9.30 (für HG)<br />

Alles was zählt. Daily Soap 10.00 Der Blaulicht<br />

Report 11.00 Der Blaulicht Report 12.00 Punkt<br />

12 –Das RTL-Mittagsjournal 14.00 Die<br />

Superhändler –4Räume, 1Deal 15.00 Schätze<br />

aus Schrott 16.00 Mensch Papa! Väter allein zu<br />

Haus 17.00 Herz über Kopf. Telenovela 17.30<br />

Unter uns. Daily Soap 18.00 Explosiv –Das<br />

Magazin 18.30 Exclusiv –Das Starmagazin<br />

18.45 RTL Aktuell 19.03 RTL Aktuell –Das Wetter<br />

19.05 (für HG) Alles was zählt. Daily Soap 19.40<br />

(für HG) Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap<br />

20.15 Die Michael-Schumacher-Story<br />

Vor25Jahren gewannMichael<br />

Schumacher beim Großen Preis von<br />

Australien seinen ersten WM-Titel. RTL<br />

nimmt den Jahrestag zum Anlass, um das<br />

turbulente WM-Jahr ’94 aufzurollen.<br />

21.15 Die 10 größten Michael-Schumacher-<br />

Momente<br />

Rankingshow<br />

22.15 sternTV<br />

0.00 RTL Nachtjournal<br />

0.27 RTL Nachtjournal –Das Wetter<br />

0.30 (für HG) CSI: Den Tätern auf der Spur<br />

MDR<br />

13.58 (für HG) Aktuell 14.00 (für HG) MDR um 2<br />

15.15 (für HG) Die gefährlichsten Schulwegeder<br />

Welt 16.00 (für HG) MDR um 4 17.45 (für HG)<br />

Aktuell 18.05 (für HG) Wetter für 3 18.10 (für<br />

HG) Brisant 18.54 (für HG) Unser Sandmännchen<br />

19.00 Regionales 19.30 (für HG) Aktuell<br />

19.50 (für HG) Tierisch tierisch 20.15 (für HG)<br />

Exakt 20.45 (für HG) Verstrahlt –Vergiftet –Vergessen<br />

21.15 (für HG) Echt 21.45 (für HG)<br />

Aktuell 22.05 (für HG) Tatort: Die chinesische<br />

Prinzessin. Krimireihe, D2013 23.33 Aktuell<br />

23.35 Olafs Klub 0.20 (für HG) unicato<br />

Bayern<br />

13.30 (für HG) Verrückt nach Zug 14.15 (für HG)<br />

Hofgeschichten 14.45 (für HG) Gefragt –Gejagt<br />

15.30 (für HG) Schnittgut 16.00 (für HG)<br />

Rundschau 16.15 (für HG) WirinBayern 17.30<br />

Regionales 18.00 (für HG) Abendschau 18.30<br />

(für HG) Rundschau 19.00 (für HG) Stationen<br />

19.30 (für HG) Dahoam is Dahoam 20.00 (für<br />

HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Münchner Runde<br />

21.00 (für HG) Kontrovers 21.45 (für HG)<br />

Rundschau Magazin 22.00 (für HG) DokThema<br />

22.45 (für HG)Elser –Erhätte die Welt verändert.<br />

Drama, D2015 0.15 kinokino<br />

Vox<br />

5.20 CSI: NY 6.50 (für HG) CSI: Den Täternauf<br />

der Spur 8.40 Verklag mich doch! 10.50<br />

Nachrichten 10.55 Mein Kind, dein Kind –Wie<br />

erziehst du denn? 11.55 Shopping Queen 13.00<br />

Zwischen Tüll und Tränen 14.00 Mein Kind, dein<br />

Kind –Wie erziehst du denn? 15.00 Shopping<br />

Queen 16.00 4Hochzeiten und eine Traumreise<br />

17.00 Zwischen Tüll und Tränen 18.00 First<br />

Dates –Ein Tisch für zwei 19.00 Das perfekte<br />

Dinner 20.00 Prominent! 20.15 (für HG) The<br />

Good Doctor 22.10 (für HG) ChicagoMed 0.00<br />

Nachrichten 0.20 (für HG) Medical Detectives<br />

Super RTL<br />

8.55 PawPatrol 9.25 Die Oktonauten 9.45<br />

Calimero 10.05 Sammy 10.40 Grizzy &die<br />

Lemminge 11.05 Alvinnn!!! 11.35 Go Wild!<br />

12.05 Friends 12.25 Trolls 12.45 Polly Pocket<br />

13.15 Tomund Jerry 13.45 Bugs Bunny&<br />

LooneyTunes 14.15 Angelo! 14.45 Dragons<br />

15.15 Ninjago 15.40 Alvinnn!!! 16.10 Sally<br />

Bollywood 16.40 Die Nektons 17.10 Mighty<br />

Mops 17.40 Angelo! 18.10 Bugs Bunny&<br />

LooneyTunes 18.35 Woozle Goozle 19.05<br />

Alvinnn!!! 19.45 Tomund Jerry 20.15 (für HG)<br />

Dr.House 0.00 Comedytotal 0.30 Infomercials<br />

Sport1<br />

5.50 SportClips 6.00 Teleshopping 15.30 Cajun<br />

Pawn Stars –Pfandhaus Louisiana 16.30 Storage<br />

Wars –Die Geschäftemacher.Doku-Soap 17.30<br />

Container Wars. Doku-Soap. Aufund davon<br />

18.00 StorageWars–Die Geschäftemacher.<br />

Doku-Soap 18.10 Drückglück.de –Glück für alle<br />

18.25 Volleyball. BL der Frauen: SSC Palmberg<br />

Schwerin –USC Münster,live 20.30 Darts. Grand<br />

Slam of Darts. Gruppenspiele, 2. Runde, live<br />

0.00 Scooore! –Internationales Fußball Magazin<br />

0.45 Teleshopping Nacht 1.00 SportClips<br />

ZDF<br />

5.05 (für HG) hallo deutschland 5.30 (für HG)<br />

ARD-Morgenmagazin 9.00 (für HG) heute Xpress<br />

9.05 (für HG) Volle Kanne –Service täglich<br />

10.30 (für HG) Notruf Hafenkante 11.15 (für<br />

HG) SokoWismar 12.00 heute 12.10<br />

drehscheibe 13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin<br />

14.00 heute –inDeutschland 14.15 Die<br />

Küchenschlacht 15.00 (für HG) heute Xpress<br />

15.05 (für HG) Bares für Rares 16.00 (für HG)<br />

heute –inEuropa 16.10 (für HG) Die Rosenheim-Cops<br />

17.00 (für HG) heute 17.10 (für HG)<br />

hallo deutschland 17.45 (für HG) Leute heute<br />

18.00 (für HG) SokoWismar 18.54 Lotto am<br />

Mittwoch 19.00 (für HG) heute 19.20 (für HG)<br />

Wetter 19.25 (für HG) Heldt. Der Mann aus Wien<br />

20.15 (für HG) Aktenzeichen XY ... ungelöst.<br />

Moderator Rudi Cerne sucht Zeugen für<br />

diese realen Verbrechen: Gefährliche<br />

Begegnung /ZweiMordopfer –ein Täter?<br />

/Attackeauf dem Heimweg /Gefesselt,<br />

geknebelt, beraubt<br />

21.45 (für HG) heute journal<br />

22.15 auslandsjournal<br />

22.45 (für HG) ZDFzoom. Fliegen amLimit<br />

Der Preis des Wachtstums<br />

23.15 (für HG) Markus Lanz<br />

0.30 heute+<br />

0.45 Die Müllers und das Hohe Haus<br />

Sat.1<br />

5.30 Sat.1-Frühstücksfernsehen 10.00 Im<br />

Namen der Gerechtigkeit –Wir kämpfenfür Sie!<br />

11.00 Im Namen der Gerechtigkeit –Wir<br />

kämpfen für Sie! 12.00 Anwälte im Einsatz<br />

13.00 Anwälte im Einsatz 14.00 AufStreife<br />

15.00 AufStreife –Die Spezialisten 16.00 Klinik<br />

am Südring.Doku-Soap 17.00 Klinik am Südring<br />

–Die Familienhelfer.Doku-Soap. Mutter Leonie<br />

ist alarmiert, als Sohn Cosmo vonder Schulpädagogin<br />

nach Hause gebracht wird, weil er auf dem<br />

Schulhof mit einem Vibrator geprahlt hat. /Ein<br />

Achtjähriger ist mit dem Roller gestürzt. 17.30<br />

Klinik am Südring /oder Sat.1 Regional-Magazine<br />

18.00 Die Ruhrpottwache 19.00 Genial<br />

daneben –das Quiz 19.55 Sat.1 Nachrichten<br />

20.15 The Taste<br />

Castingshow. Bevordie Hobbyköche im<br />

Solokochen zeigen, was sie aus einer<br />

Durianfrucht, einer Cedri-Zitrone und<br />

Tamarinde kreieren können, werden sie<br />

mit dem Ikarus-Konzept vertraut gemacht.<br />

22.55 TopTen! Der Geschmacks-Countdown<br />

Rankingshow. Du verrückte Nudel<br />

23.55 The Taste<br />

Castingshow<br />

2.00 Auf Streife –Die Spezialisten<br />

2.45 Auf Streife –Die Spezialisten<br />

3.30 Auf Streife<br />

WDR<br />

13.05 (für HG) Elefant, Tiger&Co. 13.55 (für<br />

HG) Lichters Schnitzeljagd 14.25 (für HG)<br />

Tierärztin Dr.Mertens 16.00 (für HG) Aktuell<br />

16.15 Hier und heute 18.00 (für HG) Aktuell /<br />

Lokalzeit 18.15 (für HG) Servicezeit 18.45 (für<br />

HG) Aktuelle Stunde 19.30 Regionales 20.00<br />

(für HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Markt 21.00<br />

(für HG) Der Haushalts-Check mit Yvonne Willicks<br />

21.45 (für HG) Aktuell 22.10 (für HG) Wiegeht<br />

es besser? 22.55 (für HG) sportinside 23.25<br />

(für HG) Berlin Rebel High School. Dokumentarfilm,<br />

D2018 0.55 (für HG) Klima, Insta, Pillepalle<br />

NDR<br />

13.10 (für HG) In aller Freundschaft –Die jungen<br />

Ärzte 14.00 (für HG) NDR Info 14.15 (für HG)<br />

die nordstory 15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt<br />

16.00 (für HG) NDR Info 16.20 (für HG) Mein<br />

Nachmittag 17.10 (für HG) Leopard, Seebär &<br />

Co. 18.00 Regionales 18.15 (für HG) Wiegeht<br />

das? 18.45 (für HG) DAS! 19.30 Regionales<br />

20.00 Tagesschau 20.15 (für HG) Expeditionen<br />

ins Tierreich 21.00 (für HG) Inas Reisen 21.45<br />

NDR Info 22.00 (für HG) Großstadtrevier 22.50<br />

extra 3 23.20 (für HG) Zapp 23.50 Schulhof der<br />

Hoffnung 0.20 Kümo Henriette<br />

Kabel eins<br />

5.50 Without aTrace 6.35 (für HG) The Mentalist<br />

7.30 Blue Bloods 9.25 (für HG) Navy CIS: L.A.<br />

10.15 Navy CIS 11.05 Without aTrace 12.00<br />

Numb3rs 13.00 (für HG) Castle 13.55 (für HG)<br />

The Mentalist 14.55 (für HG) Navy CIS: L.A.<br />

15.50 kabel eins news 16.00 Navy CIS 16.55<br />

Abenteuer Leben täglich 17.55 Mein Lokal, Dein<br />

Lokal –Der Profi kommt 18.55 Achtung<br />

Kontrolle! Wirkümmernuns drum 20.15 (für HG)<br />

Catch Me If YouCan. Gaunerkomödie, USA 2002<br />

23.10 Die Leonardo Dicaprio Story 0.20 (für HG)<br />

Der Mann, der niemals lebte. Thriller,USA 2008<br />

RTLZWEI<br />

5.15 PrivatdetektiveimEinsatz 6.00 Die<br />

Straßencops Ruhrgebiet 7.00 Die Straßencops<br />

Ruhrgebiet 8.00 Frauentausch 10.00 Frauentausch<br />

12.00 Frauentausch 14.00 Station B1<br />

15.00 Die Wache Hamburg 16.00 Die Wache<br />

Hamburg 17.00 News 17.04 Wetter 17.05 Krass<br />

Schule –Die jungen Lehrer 18.05 Köln 50667<br />

19.05 Berlin –Tag &Nacht 20.15 Die Wollnys<br />

–Eine schrecklich große Familie! 21.15 Die<br />

Wollnys –Eine schrecklich große Familie! 22.15<br />

Babys! Kleines Wunder –Großes Glück 23.15<br />

Hartz und herzlich 1.10 Crime Town USA<br />

Eurosport 1<br />

8.30 Snooker.NorthernIreland Open in Belfast.<br />

Tag210.10 Radsport. 74. Vuelta aEspaña<br />

2019. Highlights 11.15 ERC All Access 11.45<br />

Motorsport 12.45 Springreiten. FEI Weltcup<br />

2019/20 in Verona. Springen der Westeuropaliga<br />

13.45 Snooker.NorthernIreland Open in Belfast.<br />

Tag3,live 19.00 Snooker.NorthernIreland Open<br />

in Belfast. Tag319.40 Nachrichten 19.45<br />

Snooker.NorthernIreland Open in Belfast. Tag3,<br />

live 0.00 Nachrichten 0.05 Radsport. 103.<br />

Flandern-Rundfahrt2019 in Belgien<br />

TV-Tipps<br />

ARTE, 20.15 UHR THRILLER<br />

Raum<br />

Joy (BrieLarson) und ihr fünfjähriger Sohn Jack (JacobTremblay) leben<br />

in Akron, Ohio,zwangsweise eingesperrtauf neun Quadratmetern. Das<br />

Kind kennt nur diesen Raum und nimmt ihn für die reale Welt. Eineinziges<br />

Oberlicht beleuchtet am Tagdas Zimmer. Jack baut zu den Gegenständen<br />

dorteine echte Beziehung auf und nährtsich außerdem von der Liebe seiner<br />

Mutter.Der Entführer der zwei, den Joy und Jack „Old Nick“ (Sean Bridgers)<br />

nennen, betritt immer wieder das Zimmer, umihnen Lebensmittel zu bringen,<br />

aber auch um Joy zu vergewaltigen. Als die junge Frau die Grenzen ihrer<br />

Belastbarkeit erreicht, entwirft sie einen Fluchtplan ... Der Thriller ist vom<br />

Fall Fritzl in Österreich inspiriert. Für Brie Larson war „Raum“ eine der wichtigsten<br />

Karriereetappen. Für ihr überragendes Spiel erhielt sie den „Oscar“.<br />

(CDN, IRL/2015)<br />

Foto: ARTE<br />

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SUDOKU<br />

NORMALVARIANTE –MITTEL mittel<br />

3 9 4 7<br />

9 8 6<br />

7 5<br />

1 4<br />

6 5<br />

8<br />

4 3 7 2<br />

7 2 9<br />

8<br />

MitDIAGONALEN-schwer<br />

MIT –SCHWER<br />

4 8<br />

1 9<br />

8<br />

1<br />

4 3 9<br />

5 7<br />

3 7 4<br />

2<br />

6<br />

AUFLÖSUNG Auflösung<br />

vom VOM 12.11.2019<br />

11. 2019<br />

MITTEL mittel<br />

1 9 3 6 7 5 2 8 4<br />

5 7 6 4 8 2 1 9 3<br />

2 4 8 9 1 3 6 7 5<br />

9 5 2 1 6 8 3 4 7<br />

8 3 1 7 2 4 9 5 6<br />

7 6 4 5 3 9 8 2 1<br />

3 2 7 8 4 6 5 1 9<br />

4 8 9 3 5 1 7 6 2<br />

6 1 5 2 9 7 4 3 8<br />

AUFLÖSUNG<br />

Auflösung<br />

vom<br />

VOM<br />

12.11.2019<br />

12. 11. 2019<br />

SCHWER schwer<br />

6 8 4 5 3 1 9 2 7<br />

2 9 5 6 7 4 8 3 1<br />

3 1 7 8 2 9 5 4 6<br />

5 3 2 1 4 6 7 9 8<br />

9 4 6 7 8 2 3 1 5<br />

1 7 8 9 5 3 2 6 4<br />

8 6 1 2 9 5 4 7 3<br />

7 2 3 4 1 8 6 5 9<br />

4 5 9 3 6 7 1 8 2<br />

RBB<br />

5.10 <strong>Berliner</strong> Nächte 5.40 (für HG) Panda,<br />

Gorilla &Co. 6.30 zibb 7.30 Knotenpunkt 8.00<br />

(für HG) Brandenburg aktuell 8.30 (für HG)<br />

Abendschau 9.00 (für HG) In aller Freundschaft<br />

10.30 (für HG) Rote Rosen 11.20 (für HG) Sturm<br />

der Liebe 12.10 (für HG) Julia –Eine ungewöhnliche<br />

Frau 13.00 rbb24 13.10 (für HG) Verrückt<br />

nach Fluss 14.00 (für HG) Stunde der<br />

Entscheidung.Drama, D2006 15.30 (für HG)<br />

Tiere bis unters Dach 16.00 (für HG) rbb24<br />

16.15 (für HG) Gefragt –Gejagt 17.00 (für HG)<br />

rbb24 17.05 (für HG) Panda, Gorilla &Co.<br />

17.55 (für HG) Unser Sandmännchen 18.02 rbb<br />

UM6 18.27 zibb 19.30 (für HG) Abendschau /<br />

Brandenburg aktuell 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) rbb Praxis<br />

Das Gesundheitsmagazin bietet jeden<br />

Mittwoch Informationen rund um Medizin,<br />

Gesundheit und Wohlbefinden aus der<br />

Region. Heute geht es um „Reha-Antrag:<br />

aber richtig!“.<br />

21.15 (für HG) Die rbb Reporter<br />

21.45 (für HG) rbb24<br />

22.00 (für HG) Wildes Japan<br />

22.45 (für HG) Der Sambesi<br />

23.30 Talk aus Berlin<br />

0.00 (für HG) ttt –titel thesen<br />

temperamente<br />

ProSieben<br />

5.05 2BrokeGirls. Sitcom. Das Chancen-Fenster<br />

5.25 The Middle. Comedyserie 6.05 (für HG) Two<br />

and aHalf Men. Sitcom 7.25 (für HG) The Big<br />

Bang Theory. Sitcom 8.50 (für HG) HowIMet<br />

Your Mother.Sitcom 10.35 Fresh Off the Boat.<br />

Sitcom. Der Schüler des Monats 11.05 Mike&<br />

Molly.Sitcom. Männergespräche 11.30 2Broke<br />

Girls. Sitcom 12.25 Mom. Sitcom 13.20 (für HG)<br />

Twoand aHalf Men. Sitcom 14.35 The Middle.<br />

Comedyserie 15.35 (für HG) The Big Bang Theory.<br />

Sitcom. Das Eiersalat-Äquivalent /Man lernt nie<br />

aus /Willkommen in der Donnerkuppel 17.00<br />

taff 18.00 Newstime 18.10 (für HG) Die<br />

Simpsons. Zeichentrickserie. Coole Aussichten /<br />

Homergeddon 19.05 Galileo<br />

20.15 (für HG) 9-1-1 Notruf L.A.<br />

Actionserie. Unter Verdacht. Franklin<br />

Prentiss, der Filialleiter einer Bank, steht<br />

kurz vordem Ruhestand. An seinem<br />

letzten Arbeitstag kommt es zu einem<br />

verheerenden Zwischenfall.<br />

21.15 (für HG) 9-1-1 Notruf L.A.<br />

Actionserie. Schuldgefühle<br />

22.15 (für HG) Atlanta Medical<br />

Arztserie. Herz über Kopf<br />

23.15 (für HG) Atlanta Medical<br />

Arztserie. Erkauftes Schweigen<br />

0.15 (für HG) Two and aHalf Men<br />

Arte<br />

8.45 Stadt Land Kunst 9.50 (für HG) Da Vinci, or<br />

not da Vinci? 11.20 Leonardo da Vinci 12.15<br />

(für HG) Re: 12.50 Arte Journal 13.00 Stadt<br />

Land Kunst 13.50 Eltern. Komödie, D2013<br />

15.25 (für HG) Die sieben Leben der Sea Cloud<br />

15.50 (für HG) Die Inseln der Queen 16.45 (für<br />

HG) Xenius 17.10 Fotografen auf Reisen 17.40<br />

Kanada 18.30 (für HG) Elefanten hautnah 19.20<br />

Arte Journal 19.40 Re: 20.15 Raum. Thriller,<br />

CDN/IRL 2015 22.10 Salman Rushdie –Den Tod<br />

im Nacken 23.05 (für HG) Die letzte Frau. Drama,<br />

F1976 0.50 Arte Journal<br />

3Sat<br />

5.20 Fernweh 6.05 3satTextVision 6.20<br />

Kulturzeit 7.00 nano 7.30 Alpenpanorama 9.00<br />

(für HG) ZIB 9.05 Kulturzeit 9.45 nano 10.15<br />

(für HG) Anne Will 11.15 (für HG) Mönch auf<br />

Probe 11.40 (für HG) Verliebt in Gott 12.30<br />

Wunderkinder 13.00 (für HG) ZIB 13.20 (für HG)<br />

Deutschland vonoben 16.15 Wunder der<br />

Baukunst 18.30 nano 19.00 (für HG) heute<br />

19.20 Kulturzeit 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) KulenkampffsSchuhe 21.45 Der<br />

3satThema Talk 22.15 Einer wird gewinnen 0.00<br />

Dalli Dalli 1.30 10 vor102.00 Eco<br />

Phoenix<br />

9.00 phoenix vorort 9.30 Die Welt des Donald<br />

Trump 10.00 phoenix vorort 10.30 Die<br />

Populismus-Show 11.15 Terror vonRechts 12.00<br />

phoenix vorort 12.45 Impeachment –Zerreißprobe<br />

für die USA? 13.00 Bundestag 14.00 Die<br />

Kirche und die Rechten 14.45 phoenix vorort<br />

17.00 Unsere Kleidung 17.30 phoenix der tag<br />

18.00 Alles Bio, alles gut? 18.30 Achtung<br />

Polizei! 19.15 Die innere Unsicherheit 20.00 (für<br />

HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Zugvögel 21.45<br />

(für HG) heute journal 22.15 Phoenix Runde<br />

23.00 phoenix der tag 0.00 Phoenix Runde<br />

Kika<br />

12.50 Ernest &Rebecca 13.15 Die Wilden Kerle<br />

13.40 (für HG) Die Pfefferkörner 14.10 Schloss<br />

Einstein –Erfurt 15.00 Ninja Nanny 15.25 Ein<br />

Fall für TKKG 15.50 (für HG) Mascha und der Bär<br />

16.05 Chi Rho 16.50 (für HG) Geronimo Stilton<br />

17.35 Der kleine Ritter Trenk 18.00 Ein Fall für<br />

die Erdmännchen 18.15 Esme &Roy 18.35 (für<br />

HG) Weißt du eigentlich, wie lieb ich dich hab<br />

18.47 Baumhaus 18.50 Unser Sandmännchen<br />

19.00 (für HG) Sherazade 19.25 (für HG) Anna<br />

und die wilden Tiere 19.50 (für HG) logo! 20.00<br />

(für HG) Kika Live 20.10 Find me in Paris<br />

Dmax<br />

5.25 Feueralarm! 6.00 Die Aquarium-Profis<br />

6.50 Infomercial 8.50 Hardcore Pawn 9.20<br />

Auction Hunters 9.50 Infomercial 10.15 Baggage<br />

Battles 11.15 Die Zwangsvollstrecker 13.15<br />

Dubai Airport 14.15 Ausgesetzt in der Wildnis<br />

15.15 Naked Survival XXL 16.15 Die Zwangsvollstrecker<br />

17.15 Combat Dealers 18.15 Steel<br />

Buddies 19.15 A8 –Abenteuer Autobahn 20.15<br />

Auction Hunters 20.45 Hardcore Pawn 21.15<br />

BaggageBattles 22.15 Shark Tank 23.10 DMAX<br />

News 23.15 Shark Tank 0.10 DMAX News<br />

Tagesschau 24<br />

5.00 Hessenschau 5.30 ARD-Morgenmagazin<br />

9.00 Tagesschau-Nachrichten 9.15 Der lange<br />

Wegaus dem Koma 10.00 Tagesschau-Nachrichten<br />

10.15 Die Wahrheit über ... 11.00<br />

Tagesschau-Nachrichten 13.00 ZDF-Mittagsmagazin<br />

14.00 Tagesschau-Nachrichten 19.15<br />

Markt 20.00 Tagesschau 20.15 ReportMainz<br />

20.45 Panorama 3 21.15 Tagesschau 21.17<br />

Münchner Runde 22.00 Markt 22.45 Tagesschau<br />

vor20Jahren 23.00 Tagesthemen 23.30<br />

Kontrovers –das Politikmagazin 0.15 defacto<br />

1.00 Nachtmagazin 1.20 extra 3 1.50 Extra<br />

2.00 Tagesschau 2.02 Abendschau 2.30 MDR<br />

Sachsenspiegel 3.00 Tagesschau<br />

ONE<br />

7.45 Besser als Du. Komödie, D2015 9.15<br />

Brisant 9.55 Hot in Cleveland 10.35 Lindenstraße<br />

11.05 Hubertund Staller 11.55 Sturmder<br />

Liebe 13.30 Um Himmels Willen 14.20 2<br />

Sturköpfe im Dreivierteltakt. Komödie, D2017<br />

15.50 Hubertund Staller 16.40 Hot in Cleveland<br />

17.20 Lindenstraße 17.50 Hartaber herzlich<br />

18.40 Sturmder Liebe 20.15 Agatha Christies<br />

Marple: Die Schattenhand. Krimireihe, GB 2006<br />

21.45 Bauerfeind –Die Showzur Frau 22.45<br />

Alfred Hitchcock präsentiert: Die ganz Zarte<br />

23.10 Agatha Christies Poirot 23.55 Hot in<br />

Cleveland 0.35 Agatha Christies Marple: Die<br />

Schattenhand. Krimireihe, GB 2006<br />

ZDF NEO<br />

5.05 (für HG) Schliemanns Erben 6.35 (für HG)<br />

Das Mysterium vonAngkor 7.20 (für HG) Troja ist<br />

überall –Der Siegeszug der Archäologie 8.05<br />

Topfgeldjäger 9.00 Lafer!Lichter!Lecker! 9.45<br />

(für HG) Bares für Rares 12.15 (für HG) Monk<br />

13.35 Psych 15.00 (für HG) Monk 16.20 Psych<br />

17.45 (für HG) Bares für Rares 20.15 (für HG)<br />

Wilsberg: Gegen den Strom. Krimireihe, D2013<br />

21.45 (für HG)Ein starkes Team: Eine Tote zu viel.<br />

Krimireihe, D2012 23.10 (für HG) Aktenzeichen<br />

XY ... ungelöst 0.40 (für HG) Wilsberg: Gegen den<br />

Strom. Krimireihe, D2013 2.10 Gätjens großes<br />

Kino 2.25 (für HG) Alexander der Große 3.55<br />

Frag den Lesch 4.10 (für HG) Große Völker<br />

ZDF INFO<br />

5.35 Geheimes Saudi-Arabien 6.20 Kolumbien<br />

7.05 Citizen Trump 7.50 Die Trumps –Aus der<br />

Pfalz ins Weiße Haus 8.38 heute Xpress 8.40<br />

Parteienkrieg am Supreme Court 9.25<br />

Abgezockt! 10.10 Der Milliardenbetrug des<br />

Bernie Madoff 10.55 Abgezockt! 11.40 (für HG)<br />

Boeings Todesmaschinen 12.10 Syriens<br />

Herrscher 14.30 Der Schattengeneral 15.15<br />

Geheimes Saudi-Arabien 17.30 Jemen –der<br />

Krieg,die Kinder und der Hunger 18.00<br />

ZDF-History 18.45 Das Tagebuch der Anne Frank<br />

20.15 Warumwir hassen 20.55 Schindlers Liste<br />

–Eine wahre Geschichte 21.40 Die Wahrheit<br />

über den Holocaust 3.30 Ausgewiesen!<br />

Radio<br />

KLASSIK<br />

18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Opernführer Die Opéra comique. Mit Matthias<br />

Käther,ca. 56 Min.<br />

20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6.4 MHz)<br />

Konzert Festival Muzyka wraju (Musik im<br />

Paradies) in der Peter-und-Paul-Kirche Zagan<br />

(Polen), ca. 87 Min.<br />

20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Alte Musik Spezial Der „ewige“ Vater –Leopold<br />

Mozartals Komponist und Pädagoge. Mit<br />

Bernhard Schrammek, ca. 56 Min.<br />

HÖRSPIEL<br />

14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Lesung Marcia aus Vermont (2/4) vonPeter<br />

Stamm. Gelesen vonChristian Brückner,<br />

ca. 30 Min.<br />

19.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Kulturtermin Arlington neverdies: Der<br />

berühmteste Soldatenfriedhof der USA.<br />

Reportagevon Anja Steinbuch und Michael<br />

Marek, ca. 26 Min.<br />

20.30 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Lesezeit Jan Peter Bremer liest aus seinem<br />

Roman „Der jungeDoktorand“ (2/2), ca. 30 Min.<br />

22.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Hörspiel Die Logik des Schlimmsten. VonÉtienne<br />

Lepage, ca. 57 Min.<br />

22.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Feature Vor120 Jahren: Kawa und Viktoria –<br />

Deutsche Spuren auf Samoa. VonDetlef<br />

Michelers, ca. 56 Min.<br />

MAGAZIN<br />

9.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6.4 MHz)<br />

Im Gespräch Intendantin Katrin Mädler im<br />

Gespräch mit Britta Bürger,ca. 55 Min.<br />

10.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Länderzeit Wo wirtschaftlicher Gewinn nicht alles<br />

ist: Soziale Startups als gesellschaftlicher<br />

Innovationsmotor.Liveaus der Müslirösterei HEYO<br />

in Lüneburg,ca. 80 Min.<br />

15.35 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

@mediasres Thüringen /Wahlen und Währung /<br />

Kollegengespräch mit Marcus Schuler /Erschwerte<br />

Recherche /Zur Zukunft des Fachjournalismus,<br />

ca. 25 Min.<br />

18.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Weltzeit Die USA und der Ukraine-Konflikt:<br />

Überfordertund Abwesend. VonThomas Franke,<br />

ca. 30 Min.<br />

JAZZ /BLUES<br />

19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

The Voice Die dänische Singer/Songwriterin<br />

Mette Juul. Mit Ortrun Schütz, ca. 30 Min.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 264 · M ittwoch, 13. November 2019 – S eite 28 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Panorama<br />

LEUTE<br />

Lamar Odom (40) will noch einmal<br />

den Schritt vorden Traualtar wagen.<br />

DerEx-Basketballstar und Ex-Mann<br />

vonKhloé Kardashian stellt uns jetzt<br />

bei Instagram seine neue Verlobte,<br />

die Fitnesstrainerin Sabrina Parr vor.<br />

DieVoraussetzungen für lang anhaltendes<br />

Eheglück könnten besser<br />

kaum sein: Diebeiden sind bereits<br />

seit einigen Monaten zusammen<br />

und werden bald in einer eigenen<br />

Realityshowzusehen sein. Sicher<br />

hat Parr auch schon Zeit gehabt, in<br />

Odoms Bekenntnisbuch „Darkness<br />

to Light“ zu schmökern, in dem ihr<br />

Verlobter erklärte,sexsüchtig zu<br />

sein, mit über 2000 Frauen geschlafen<br />

und Kardashian während ihrer<br />

Ehe mehrfach betrogen zu haben.<br />

Schlimmer geht’s nimmer!<br />

Reiner Mommsen (56) wohnt auf der<br />

Hallig Gröde in Nordfriesland –und<br />

damit in Deutschlands kleinster Gemeinde.InGröde<br />

lebten Ende 2018<br />

gerade mal sieben Menschen, darunter<br />

Mommsen, seine Partnerin und<br />

seine Mutter.„DasSchöne bei uns in<br />

Gröde ist ja, dass nicht so viele Leute<br />

hier sind“, wirdMommsen zitiert.„Zu<br />

sehen gibt es zwar nicht viel, aber dafür<br />

kann man weit gucken.“ Ein<br />

Hoch auf die Abgeschiedenheit!<br />

Sean Spicer (48) war früher mal Sprecher<br />

und Zuschauerzahlen-Vervielfacher<br />

in Diensten vonUS-Präsident<br />

Donald Trump.Nach seinem Rücktritt<br />

versuchte Spicer,sich<br />

bei der Show „Dancing<br />

with the Stars“ ein neues<br />

Tanzbein aufzubauen.<br />

Doch so recht wollte<br />

auch das nicht gelingen,<br />

jedenfalls ist<br />

Spicer in Runde sieben<br />

rausgeflogen.<br />

Vielleicht, aber das<br />

ist natürlich nur<br />

eine Vermutung,<br />

hängt sein Ausscheiden<br />

ja damit zusammen,<br />

dass sein früherer<br />

Arbeitgeber ihn auf<br />

Twitter stets wortreich<br />

unterstützte. (avo.)<br />

An den Tanzoutfits kann es<br />

jedenfalls nicht gelegen haben,<br />

dass er rausflog. GETTY IMAGES<br />

TIERE<br />

Ein rosa Stoffelefant hängt an der<br />

Leine zum Trocknen. AP/ELMER MARTINEZ<br />

Kinder und ihre Kuscheltiere –unser<br />

Bild zeigt einen rosa Stoffelefanten,<br />

der einem dreijährigen Mädchen aus<br />

der honduranischen Stadt Comayagua<br />

gehört.Wiedie NewYorkTimes<br />

am Dienstag berichtete,war das<br />

Mädchen wochenlang in den Armen<br />

seinesVaters unterwegs,als der illegal<br />

in die USA einzureisen versuchte: Er<br />

wurde erwischt und die Grenzbeamten<br />

trennten ihn vonseiner Tochter;<br />

das ist ganz im Sinne der rigorosen<br />

Einwanderungspolitik Donald<br />

Trumps.DerVater ging ins Gefängnis,<br />

das Mädchen kam zu einer Pflegefamilie.Dortsoll<br />

es über Monate hinwegmisshandelt<br />

worden sein, ist in<br />

der NewYorkTimes jetzt zu lesen.<br />

Heute leben derVater und seine<br />

schwer traumatisierte Tochter wieder<br />

in Comayagua. DerStoffelefant erinnertaneine<br />

andereKindheit. (schl.)<br />

Lohnt sich all das Leiden?<br />

Julie Delpy über schmierige Anwälte, männliche Entscheider und den „kleinen Fisch“ Harvey Weinstein<br />

Bereits im Alter vonfünf Jahren<br />

stand Julie Delpy erstmals<br />

auf einer Theaterbühne,Mitte<br />

der 80er-Jahre<br />

gab sie unter der Regie von Jean-Luc<br />

Godard ihren Kinoeinstand. Längst<br />

ist die 49-jährige Schauspielerin auch<br />

als Regisseurin tätig. Auch für ihren<br />

neuen Film „My Zoe“ (ab Donnerstag<br />

im Kino), in dem es um ein geschiedenes<br />

Ehepaar und den Verlust<br />

der gemeinsamen Tochter geht,<br />

zeichnet Delpy wieder vor und hinter<br />

der Kamera gleichermaßen verantwortlich.<br />

Beim Interview im <strong>Berliner</strong><br />

Soho House geht es dann allerdings<br />

kaum um ihre neue Arbeit,<br />

sondern umviele andere Themen,<br />

die ihr unter den Nägeln brennen.<br />

Frau Delpy, vor zwei Jahren hielten<br />

Siebeim Europäischen Filmpreis eine<br />

Rede, mit der Sie umdie Finanzierung<br />

von „My Zoe“ kämpften. Damals<br />

klangen Sieehrlich verzweifelt.<br />

Warich auch. Ich ging ja sogar so<br />

weit, eine spontane Tombola zu veranstalten,<br />

deren Hauptpreis ein<br />

Frühstück mit mir am nächsten Morgen<br />

war. Aber die 2000 Euro, die dabei<br />

herumkamen, retteten den Film<br />

erst einmal auch nicht.<br />

Stand nicht damals schon Ihr Freund<br />

und Kollege Daniel Brühl mit seiner<br />

Firma als Produktionspartner fest?<br />

Ja,Daniel war an Bord,und überhaupt<br />

hatte ich schon den Großteil<br />

des Budgets beisammen. Mir fehlte<br />

ein vergleichsweise kleinerTeil, weil<br />

ein koreanischer Investor weggebrochen<br />

war. Der, beziehungsweise<br />

sein schmieriger<br />

amerikanischer Anwalt waren<br />

dafür verantwortlich, dass das<br />

Projekt zu platzen drohte.<br />

Schmierige und irgendwie<br />

unheimliche Anwälte gibt es<br />

in den USA ja leider viele, sehen<br />

Siesich nur an, vonwem Trump<br />

gerade umgeben ist. Und für die<br />

Filmbranche dort gilt das umso<br />

mehr: Essind viel zu viele Anwälte<br />

involviert –und viel zu viele davon<br />

sind schmierig.<br />

Über die Schwierigkeiten, Filmprojekte<br />

zu realisieren, klagen mehr und<br />

mehr Regisseure. Verdirbt das allmählich<br />

die Freude am Beruf?<br />

Es wird immer schwieriger, die<br />

Leidenschaft aufrechtzuerhalten.<br />

Zumindest ich frage mich mehr<br />

denn je: Lohnt sich all das Leiden am<br />

Ende überhaupt? Vielleicht sollte ich<br />

mir irgendwann eine Alternative<br />

zum Filmemachen überlegen, denn<br />

so ist es mir wirklich zu anstrengend.<br />

Gleichzeitig jubeln alle, weil durch<br />

Netflix und Co.angeblich so viel Geld<br />

für neue Produktionen da ist wie nie.<br />

Das gilt für Serien. Und vielleicht<br />

für Scorsese.Aber nicht für kleine Independent-Filme<br />

wie meine. Als<br />

Frau hat man es ohnehin schwerer,<br />

denn etwa bei Amazon Prime ist das<br />

Profil so männlich ausgerichtet, dass<br />

„My Zoe“ dort gar nicht in Frage<br />

käme.Guckt man sich mal an, wofür<br />

die Streaming-Anbieter so ihr Geld<br />

ausgeben, sieht es auch dort meistens<br />

so aus: 90 Prozent für Arbeiten<br />

vonMännern, 10 Prozent für Frauen.<br />

Denn die Entscheider an der Spitze<br />

sind ja auch größtenteils männlich.<br />

Wie fiel die Reaktion der Kollegen<br />

aus, als Sieins Regiefach wechselten?<br />

Viele zögerten plötzlich, mich zu<br />

besetzen, nachdem ich Regie geführt<br />

hatte. Sie dachten, ich sei zu dominant<br />

oder meinungsstark. Erst neulich<br />

stand ich wieder für jemanden<br />

vor der Kamera, der die ganze Zeit<br />

erstaunt zu mir sagte,dass ich so unkompliziertund<br />

einfach im Umgang<br />

sei. Das fand ich irgendwann richtig<br />

beleidigend. Er hatte wohl jemanden<br />

erwartet, der kontrollsüchtig ist und<br />

Workaholic, Perfektionistin, Multitalent: Julie Delpy.<br />

ihn unterbuttern will. Dabei kann<br />

ich mich wunderbar der Vision eines<br />

anderen unterordnen, das ist<br />

doch schließlich meine Aufgabe als<br />

Schauspielerin. Aber als Frau hinter<br />

der Kamera hast du automatisch<br />

den Ruf weg, anstrengend zu<br />

sein.<br />

Über Ihre männlichen Kollegen wird<br />

so etwas mutmaßlich nicht automatisch<br />

gesagt.<br />

Natürlich nicht. Dabei sind einige<br />

von denen mit Sicherheit sehr viel<br />

anstrengender, als ich es bin. Leider<br />

ist das Phänomen ja altbekannt: Als<br />

starke Frau –oder jemand, der dem<br />

Bild einer starken Frau entspricht –<br />

musst du immer erst einmal die<br />

Hürde überspringen, dass die Leute<br />

Angst vor dir haben. Wobei sich ja<br />

nach und nach die Strukturen ein<br />

wenig zu ändernscheinen.<br />

ZUR PERSON<br />

Viele Kinogänger kennen Julie Delpy aus der Romanze „Before Sunrise“ und deren Fortsetzungen,<br />

in denen sie an der Seite vonEthan Hawkespielte. Delpy, Tochter eines französischen<br />

Schauspielerpaares, hat Regie studiertund lebt seit 1992 in Los Angeles. 2007 stellte sie ihr<br />

Regiedebüt „2 Tage Paris“ vor. Für ihre Filme ist sie auch als Drehbuchautorin tätig.<br />

Mit dem deutschen Komponisten MarcStreitenfeld hat die 49-Jährigeeinen Sohn (10).<br />

Inzwischen ist sie mit dem griechischen Filmemacher Dimitris Birbilis verheiratet.<br />

GETTY IMAGES<br />

Siesehen eine positiveEntwicklung?<br />

Insgesamt schon. Ichwar voretlichen<br />

Jahren eine der ersten, die lautstark<br />

kritisierten, dass in der Academy<br />

of Motion PictureArtsand Sciences,die<br />

die Oscars vergibt, zu viele<br />

alte weiße Männer sitzen. Damals<br />

waren alle stinksauer auf mich, inzwischen<br />

gibt es in der Academy eine<br />

regelrechte Diversitätsinitiative, die<br />

natürlich dringend nötig war. Das<br />

Muster kannte ich schon: Ichbin der<br />

Buhmann, weil ich dieWahrheit sage<br />

–und erst Jahrespäter gestehen sich<br />

alle ein, dass ich recht hatte. Soerging<br />

es mir schon als 18-Jährige.<br />

AlsIhnen mit Filmen vonGodardund<br />

Tavernier der Durchbruch gelang?<br />

Ja,genau. Ichhabe damals öffentlich<br />

angeprangert, wie viele männliche<br />

Regisseure sich unmöglich gegenüber<br />

Schauspielerinnen benehmen,<br />

bis hin zu sexueller Nötigung<br />

und mehr. Die Leute sind durchgedreht.<br />

Was mir einfallen würde, so<br />

über diese großen Künstler zu sprechen.<br />

Ich wurde als moralistische,<br />

spaßbefreite F**ze beschimpft und<br />

von der Presse genauso wie der<br />

Branche in der Luft zerrissen. Deswegen<br />

habe ich Frankreich damals<br />

den Rücken gekehrt und bin in die<br />

USA gegangen. Nicht, dass der Betrieb<br />

da anders funktionierte. Aber<br />

immerhin konnte ich von vorne anfangen<br />

und stand nicht diesem Hass<br />

gegenüber.<br />

Zu solchen Themen haben Sie sich<br />

später, als die gesamte Branche von<br />

der MeToo-Bewegung gepackt wurde,<br />

nicht mehr wirklich geäußert, oder?<br />

Richtig, das war mein fester Vorsatz.<br />

Denn glauben Sie mir: Harvey<br />

Weinstein ist in diesem Ozean nur<br />

ein kleiner Fisch gewesen. Deswegen<br />

habe ich mir vorgenommen, alles<br />

andere erst auszupacken, wenn ich<br />

meine Memoiren schreibe und viele<br />

Beteiligte tot sind. Im Moment sind<br />

viele noch immer in wichtigen<br />

Machtpositionen. Und angreifbar<br />

werden die meisten Männer leider<br />

erst, wenn sie irgendwie angeschlagen<br />

sind. Daswar beiWeinstein auch<br />

so.Und das ist letztlich das Problem:<br />

Bislang haben wir mit MeToonur an<br />

der Oberfläche gekratzt. An die wirklichen<br />

Abgründe und die ganz hässlichen<br />

Details hat sich noch niemand<br />

herangetraut. Was man aber auch<br />

kaum jemandem vorwerfen kann.<br />

Ich selbst habe mich, wie gesagt,<br />

auch für Selbstschutz und den Blick<br />

nach vorne entschieden. Selbst als<br />

die NewYorkTimes 2017 anklopfte.<br />

Sie meinen die Reporter, die damals<br />

die Causa Weinstein enthüllten?<br />

Ja. Meine Freundin Katherine<br />

Kendall, die als eine der ersten<br />

Schauspielerinnen öffentlich über<br />

ihre Erfahrungen mit ihm sprach,<br />

hatte ihnen erzählt, dass ich Millionen<br />

von Geschichten kennen würde<br />

über Agenten, Manager und dieses<br />

ganze System, das in Hollywood sexuellen<br />

Missbrauch möglich macht.<br />

Bei den Anfragen der New York<br />

Times hatte ich allerdings schnell<br />

das Gefühl, dass es weniger um systematische<br />

Aufklärung als vor allem<br />

um schmutzige Schlagzeilen ging.<br />

Dasärgerte mich, und so habe ich einen<br />

Rückzieher gemacht. Und natürlich<br />

auch, weil mir selbst körperlich<br />

nichts angetan wurde. Ich habe<br />

immer sehr früh angefangen, mich<br />

zu wehren und nein zu sagen. Aber<br />

auch dafür habe ich einen Preis gezahlt.<br />

Meine Karriere als Schauspielerin<br />

hätte sehr anders verlaufen<br />

können, wenn ich nicht so viele<br />

Leute vorden Kopf gestoßen hätte.<br />

Wasgibt es denn Ihrer Meinung nach<br />

als nächstes zu tun für positive Veränderungen<br />

in der Zukunft?<br />

Wir müssen einen Weg finden,<br />

uns etwas Neues aufzubauen –und<br />

zwar gemeinsam. Wir Frauen gemeinsam,<br />

aber eben auch die Männer<br />

mit ins Boot holen. Die müssen<br />

in die Diskussionen miteinbezogen<br />

werden, doch ich würde mir eben<br />

auch wünschen, dass sie aktiv dabei<br />

helfen, Veränderung auf den Wegzu<br />

bringen. Es ist toll, wenn Schauspieler<br />

wie Benedict Cumberbatch darauf<br />

drängen, dass ihre Kolleginnen<br />

das gleiche Geld bekommen. Und<br />

wenn Scorsese als Executive Producer<br />

einen Film von Joanna Hogg ermöglicht.<br />

Aber viel zu häufig stoße<br />

ich auf Ignoranz oder höfliches Desinteresse,<br />

wenn ich bei meinen Filmen<br />

um Hilfe bitte.Wenn es darum<br />

geht, Mentor zu werden, suchen sich<br />

die Männer meist doch lieber andere<br />

Kerle,nicht eine alte Frau wie mich.<br />

Interview: Patrick Heidmann<br />

NACHRICHTEN<br />

Justizopfer Gustl Mollath<br />

bekommt 600000 Euro<br />

DerzuUnrecht gegen seinenWillen<br />

mehr als sieben Jahreinder Psychiatrie<br />

untergebrachte Gustl Mollath bekommt<br />

vomFreistaat Bayern 600000<br />

Euro.Essei eine entsprechende gütliche<br />

Einigung zwischen Mollath und<br />

Bayern erzielt worden, teilte das<br />

Landgericht München IamDienstag<br />

mit. Mollath wurde in einem im Zusammenhang<br />

mit einem Rechtsstreit<br />

mit seiner früheren Frau geführten<br />

Prozess 2006 wegenWahnvorstellungen<br />

zwangseingewiesen. In dem Prozess<br />

hatte Mollath über Schwarzgeldgeschäfte<br />

seiner Frau berichtet –später<br />

stellte sich heraus,dass dieVorwürfe<br />

zutrafen. (dpa)<br />

Geschlossene Schulen und<br />

Rauch über Sydney<br />

In Australien breiten sich die verheerenden<br />

Buschbrände weiter aus.Etwa<br />

10 000 Quadratkilometer Land stehen<br />

allein im Bundesstaat NewSouth<br />

Wales in Flammen. Am Dienstag blieben<br />

im bevölkerungsreichsten Bundesstaat<br />

und dessen Hauptstadt Sydney<br />

über 600 Schulen geschlossen.<br />

Erstmals rief die Feuerwehr die Risikostufe„katastrophale<br />

Feuergefahr“<br />

aus –auch fürVorortesowie einige<br />

weiter im Inneren gelegeneWohngebiete<br />

des Großraums Sydney. (dpa)<br />

Anne Will und Miriam<br />

Meckel haben sich getrennt<br />

Anne Will und Miriam Meckel bitten um<br />

die Achtung ihrer Privatsphäre.<br />

DPA<br />

DieModeratorin Anne Will (53) und<br />

die Kommunikationswissenschaftlerin<br />

Miriam Meckel (52) haben ihre<br />

Partnerschaft beendet. „Wir haben<br />

uns getrennt“, hieß es in einer gemeinsamen<br />

Erklärung. „Weiteres<br />

werden wir hierzu nicht erklären<br />

und bitten, unserePrivatsphärezu<br />

achten.“ DieARD-Talkerin und die<br />

Verlegerin des Magazins Adamachten<br />

2007 ihreVerbindung bekannt,<br />

2016 sagten sie Ja zu einer eingetragenen<br />

Lebenspartnerschaft. (dpa)<br />

14-Jährige offenbar Opfer<br />

von Gruppenvergewaltigung<br />

In Ulmsoll eine 14-Jährige vonfünf<br />

jungen Männernvergewaltigt worden<br />

sein. DieJugendliche sei in der<br />

Halloween-Nacht den Männernbegegnet,<br />

vondenen sie einen kannte,<br />

so die Polizei. Demnach ging die 14-<br />

Jährige freiwillig mit zum Wohnhaus<br />

einer der Männer.Dortsei sie vergewaltigt<br />

worden, wie sie später ihren<br />

Elternanvertraute.AlleVerdächtigen<br />

seien ermittelt worden, es handele<br />

sich um Asylbewerber. (AFP)<br />

Ratte an Bord: Flug startet<br />

mit 12 Stunden Verspätung<br />

Wegen einer Ratte im Passagierraum<br />

ist ein Inlandsflug in Indien mit<br />

zwölf Stunden Verspätung gestartet.<br />

DerAir-India-Flug sollte vomsüdlichen<br />

Hyderabad in Richtung Visakhapatnam<br />

an der Ostküste fliegen,<br />

als das Nagetier gesichtet wurde.Die<br />

Passagieremussten am Flughafen<br />

warten, bis Mitarbeiter der Airline<br />

das Tier entfernt hatten. (AFP)

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