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KOMPACK 06 19

BrauBeviale und K Rückblick, Green Packaging Star Award 2019, Pro Sweets, Gelagerte Mango, Interview Max Hölbl, ...

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FORSCHUNG/ENTWICKLUNG<br />

Sicherheitsbewertung von Kunststoffrezyklaten zum Einsatz als ...<br />

Verpackungen in der Lebensmittelindustrie<br />

Mit der Veröffentlichung der Kunststoffstrategie „Eine Europäische Strategie für<br />

Kunststoffe in der Kreislaufwirtschaft“, hat sich die Europäische Union das Ziel<br />

gesetzt, bis zum Jahr 2030 alle Verpackungen am Europäischen Markt wiederverwendbar,<br />

oder recyclingfähig zu gestalten. Dadurch soll dem immer weiter steigenden<br />

Aufkommen an Kunststoffabfällen Einhalt geboten werden. Stattdessen<br />

soll eine zirkuläre Wirtschaft gefördert werden, durch den Einsatz nachhaltigere<br />

Materialien und die Wiederverwendung von Verpackungen. Sei es nun durch<br />

Recycling des Materials oder gezielten Wiedereinsatz der Verpackung. Zurzeit<br />

beschränkt sich der Markt für recycelte Kunststoffverpackungen im Lebensmittelbereich<br />

fast ausschließlich auf PET Flaschen, denn Produkte aus z.B.: PE, PS oder<br />

PP können nur begrenzt neu eingesetzt werden. Dadurch steht die Industrie vor<br />

der Herausforderung, wie die erhöhten Mengen an Rezyklat im Lebensmittelverpackungsbereich<br />

eingesetzt werden können.<br />

Wie bereits erwähnt können<br />

zum jetzigen Stand<br />

der Technik nur PET<br />

Flaschen für den Lebensmittelgebrauch<br />

wiederverwendet werden.<br />

Dies liegt nicht nur an dem ökonomischen<br />

und effizienten Recyclingprozess,<br />

sondern an dem<br />

niedrigen Migrationspotential der<br />

PET Inhaltsstoffe in die verpackten<br />

Produkte. Bei anderen Materialien<br />

konnte noch nicht sichergestellt<br />

werden, dass keine Substanzen aus<br />

der recycelten Verpackung in das<br />

Lebensmittel wandern und so eventuell<br />

ein Risiko für die KonsumentInnen<br />

darstellen. Um dies auch für<br />

andere Kunststoffe sicherzustellen<br />

muss eine toxikologische Bewertung<br />

der Materialien durchgeführt<br />

werden, welche garantiert, dass<br />

keine schädlichen Substanzen aus<br />

der Verpackung in das Lebensmittel<br />

migrieren. Hierbei kann es sich<br />

um hormonell aktive, genotoxische<br />

oder andere Substanzen handeln,<br />

welche die Gesundheit der KonsumentInnen<br />

gefährden könnten.<br />

Die EFSA und die ILSI empfehlen<br />

deshalb eine umfassende toxikologische<br />

Bewertung von Lebensmittelkontaktmaterialien,<br />

um ein Restrisiko<br />

auszuschließen. Insbesondere<br />

die Anwesenheit von mutagenen<br />

Substanzen ist in der vergangenen<br />

Zeit in den Fokus gerückt. Bei recycelten<br />

Verpackungen aus Post-<br />

Verbraucher Abfällen ist eine<br />

derartige Bewertung von besonderer<br />

Bedeutung, da hier oft nicht<br />

sichergestellt werden kann, dass<br />

es zu keinen kritischen Verunreinigungen<br />

kam.<br />

Recycelte Kunststoff-Flakes aus<br />

blauem (links) und weißem (Mitte)<br />

Ausgangmaterial, sowie neu<br />

gewonnenes Granulat (rechts).<br />

Kein standisiertes Verfahren<br />

Zurzeit gibt es kein standardisiertes<br />

Verfahren zur Bewertung<br />

der toxikologischen Sicherheit<br />

von recycelten Lebensmittelkontaktmaterialien.<br />

Meist beinhaltet<br />

diese eine chemische Analyse, anhand<br />

der Substanzen identifiziert<br />

werden können, welche aus der<br />

Verpackung in das Lebensmittel<br />

migrieren. Diese kann mit einem<br />

Bioassay gekoppelt werden, mit<br />

Hilfe dessen ein bestimmter Effekt<br />

nachgewiesen werden kann. Mittels<br />

unterschiedlichsten Testsystemen<br />

kann hiermit z.B.: die hormonelle<br />

Wirksamkeit, der Einfluss auf<br />

die Integrität der Zellen oder auch<br />

die Genotoxizität eines Verpackungsextrakts<br />

analysiert werden.<br />

Insbesondere die Analyse der hormonellen<br />

Wirksamkeit von Verpackungen,<br />

hat vor kurzer Zeit eine<br />

große Aufmerksamkeit erlangt, bei<br />

zum Beispiel der Untersuchung<br />

von Bisphenol A in Babyflaschen.<br />

Doch ein viel wichtigerer Aspekt<br />

in der Sicherheitsbewertung stellt<br />

die Anwesenheit von mutagenen<br />

Substanzen dar, welche oft einen<br />

langfristigen, negativen Einfluss<br />

auf die Gesundheit haben können,<br />

und bereits in kleinsten Konzentrationen<br />

wirksam sind. Zum jetzigen<br />

Zeitpunkt kann noch nicht<br />

eindeutig aufgezeigt werden, dass<br />

aus Verpackungen aus recycelten<br />

Kunststoff, keine dieser Substanzen<br />

in das Lebensmittel gelangen<br />

könnte.<br />

Projekt PolyCycle<br />

Um eine Strategie zur Bewertung<br />

der Sicherheit von recycelten Verpackungen<br />

zu erstellen, wurde das<br />

Projekt PolyCycle gestartet. Das<br />

Ziel ist dabei, Rezyklate von Lebensmitteverpackungen<br />

zu untersuchen,<br />

insbesondere PE, PP und<br />

PS. Dadurch soll ermittelt werden,<br />

ob diese Granulate dafür geeignet<br />

sind erneut in den direkten Lebensmittelkontakt<br />

zu kommen. Die einzelnen<br />

Produkte des Recyclingprozesses<br />

werden dafür genau unter<br />

DI Elisabeth Pinter, BSc hat an<br />

der Universität für Bodenkultur<br />

Lebensmittel- und Biotechnologie<br />

studiert und forscht zurzeit<br />

an der FH Campus Wien im<br />

Fachbereich für Verpackungsund<br />

Ressourcenmanagement.<br />

Im Rahmen ihres Doktorats<br />

beschäftigt sie sich intensiv mit<br />

Verpackungssicherheit und der<br />

toxikologischen Bewertung von<br />

Lebensmittelkontaktmaterialien.<br />

die Lupe genommen. Es werden<br />

Kunststoff-Flakes aus dem Post-<br />

Verbraucher Bereich analysiert,<br />

sowie aufgereinigte Granulate und<br />

fertige Endprodukte (siehe Bilder).<br />

Anschließend werden diese Materialien<br />

mittels chemischer Analyse,<br />

sowie biologischen Testverfahren<br />

untersucht, um potentielle mutagene<br />

Effekte zu identifizieren.<br />

Auch informatische Methoden zur<br />

Modellierung der Migration von<br />

möglichen kritischen Substanzen<br />

werden eingesetzt, um alle Szenarien<br />

abzudecken. Das Endziel ist<br />

eine Strategie zu entwickeln, damit<br />

die recycelten Materialien für<br />

den Lebensmitteleinsatz als sicher<br />

bewertet werden können.<br />

46 <strong>06</strong>/<strong>19</strong><br />

Die unterschiedlichen Stadien einer<br />

Kunststoffflasche aus Rezyklat. Links:<br />

recycelte Kunststoff-Flakes, Mitte: neu<br />

gewonnenes Kunststoffgranulat, Rechts:<br />

Flasche aus recycelten Material.

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