2019/49 - Querfeldein
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<strong>Querfeldein</strong>.<br />
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<strong>Querfeldein</strong>. //3<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Das Revival 4<br />
Mit „Rad der Zeit“ über die Schwäbische Alb.<br />
Aus aller Welt 10<br />
Das Arboretum auf Metzinger Gemarkung.<br />
Aufgeben war keine Option 16<br />
Ein Interview mit der Triathletin Stefanie Kuhnert.<br />
Hier brennt‘s 20<br />
Die Spirituosen-Herstellung hat in Dettingen Tradition.<br />
Eine langwährende Liebe 26<br />
Hugo Berger und seine Passion fürs Backhandwerk.<br />
Rätselspass 32<br />
Die mit dem Kuschelfaktor 34<br />
Zu Besuch bei Alpakas in Gomadingen.<br />
Vom Bowling zum Shot-Rock 40<br />
Die Reutlinger Band „Walter Subject“ bereichert die lokale Musikszene.<br />
1-2-3 Parkplatz frei 42<br />
Zwei clevere Eninger haben eine App entwickelt.<br />
Jede Uhr erzählt eine Geschichte 46<br />
Rudi Wurster und die Schätze der Streuobstwiesen.<br />
Rätselspass 52<br />
Stille Nacht ohne Laubbläser 54<br />
Über Obstler aus dem Ermstal und weiteren Wundern der Jahreszeit.<br />
Liebe Leserinnen,<br />
liebe Leser,<br />
Sie halten gerade ein Exemplar<br />
der ersten Ausgabe von „<strong>Querfeldein</strong>.“<br />
in den Händen. Ein Heft, das<br />
seinen Namen deshalb erhalten<br />
hat, weil wir uns auf der Suche<br />
nach all den Geschichten, die Sie<br />
jetzt lesen können, querfeldein<br />
durch den Landkreis Reutlingen<br />
begeben haben.<br />
Wir starten mit einer Mofa-Rundfahrt<br />
über die Schwäbische<br />
Alb, die Gefühle an vergangene<br />
Zeiten weckt. Danach geht<br />
es schnurstracks in den Wald, genauer<br />
gesagt ins Arboretum, das<br />
sich auf Metzinger Gemarkung<br />
befindet. Hier gedeihen Bäume<br />
aus aller Welt. Es folgt ein Abstecher<br />
nach Pfullingen, wo eine<br />
Triathletin über ihre Teilnahme<br />
beim Ironman auf Hawaii erzählt.<br />
Anschließend besuchen wir zunächst<br />
zwei Brennereien im Ermstal,<br />
bevor wir Hugo Berger in der<br />
Backstube der Bio-Bäckerei Berger<br />
treffen. Er gibt uns unter anderem<br />
einen Einblick in die Zeit, als<br />
das Thema Vollkorn noch in den<br />
Kinderschuhen steckte.<br />
Von Reutlingen aus reisen wir<br />
nach Gomadingen zu einer recht<br />
entspannenden Stippvisite bei<br />
äußerst charmanten Tieren: den<br />
Alpakas von Johanna und Herbert<br />
Ruch. Danach verraten uns die<br />
Mitglieder einer Reutlinger Rockband<br />
ihr gemeinsames Hobby<br />
und weshalb sie sich den Bandnamen<br />
„Walter Subject“ gegeben<br />
haben.<br />
Die Tour durch den Landkreis<br />
führt weiter nach Eningen unter<br />
Achalm, wo zwei clevere Jungs an<br />
einer App tüfteln, und endet in<br />
der Werkstatt von Rudi Wurster,<br />
der im Ermstal außergewöhnliche<br />
Uhren fertigt.<br />
Wer möchte, kann sich zu guter<br />
Letzt noch auf einen kleinen Spaziergang<br />
begeben, bei dem nicht<br />
nur über Obstler aus dem Ermstal,<br />
sondern auch über Weihnachten<br />
und Laubsauger sinniert wird.<br />
Sie sehen also, es geht nicht nur<br />
querfeldein durch den Landkreis,<br />
sondern auch quer durch alle<br />
möglichen Themenbereiche.<br />
Wir hoffen, dass auch für Sie<br />
die passenden Geschichten dabei<br />
sind und wünschen Ihnen viel<br />
Freude bei der Lektüre.<br />
Ihre<br />
<strong>Querfeldein</strong>. -Redaktion<br />
Impressum<br />
Verlag und Herausgeber: Verlag Baader GmbH, Gutenbergstraße 1, 72525 Münsingen, Telefon 07123 3688-310; Georg Hauser GmbH & Co. Zeitungsverlag KG, Römerstraße 19, 72555 Metzingen; Anzeigen und Objektleitung:<br />
Tim Hager (verantwortlich), Anschrift wie Verlag Georg Hauser; Redaktion: Karin Lober (verantwortlich), Anschrift wie Verlag Georg Hauser, Layout: SWP-Mediaservice GmbH; Titelfoto: Sven Bermel;<br />
Druck: Druckhaus Ulm-Oberschwaben GmbH & Co. KG, Siemensstraße 10, 89079 Ulm November <strong>2019</strong>
Das<br />
Revival<br />
Mit „Rad der Zeit“ über die Alb<br />
Foto: Sven Bermel
6 // <strong>Querfeldein</strong>.<br />
Auf der Schwäbischen Alb erleben derzeit Mofas ein echtes Revival. Seit Veit Senner das Unternehmen<br />
„Rad der Zeit“ gegründet hat, gibt es für Interessierte die Möglichkeit, mit 25km/h die Natur<br />
zu genießen und echte Älbler kennenzulernen. Außerdem lassen Hercules und Co. jede Menge<br />
Nostalgie aufkommen. Von Peter Kiedaisch<br />
Ein gewisser Björn hatte ein<br />
Hercules Prima 5 S. Sein Kumpel<br />
Hans-Peter auch. Eins war grün, das<br />
andere blau. Björn hatte seinen Lenker<br />
etwas nach vorn gedreht, sodass<br />
er etwas vorgebeugt auf dem Mofa<br />
saß, mit weit ausgestellten Ellbogen.<br />
Er gehörte nicht zu jenen, die beide<br />
Füße auf dem Teil aus Hartplastik<br />
abstellten, das über dem Motor diese<br />
Aussparung hatte für den Kaltstarter.<br />
Zumindest ein Fuß gehörte auf<br />
die Pedale. Sah cooler aus, vor allem,<br />
wenn man auf dem Sattel nur mit<br />
dem halben Hintern saß.<br />
Es gab nur zwei<br />
unfrisierte Mofas<br />
In der ganzen Clique gab es nur<br />
zwei Jungs, die ihr Mofa nicht frisiert<br />
hatten: Klaus, weil er ein weiß-grünes<br />
Honda Camino hatte und keiner<br />
wusste, wie man das Ding hätte<br />
schneller machen können. Und Martin,<br />
weil er seine Kreidler Flory von<br />
seinem Opa geschenkt bekommen<br />
hatte, verbunden mit der Aufforderung,<br />
bauartbedingte Änderungen<br />
zu unterlassen, die das Erreichen<br />
höherer Geschwindigkeiten ermöglichten.<br />
Das war Pech, und angesichts<br />
der Rechtssicherheit des Opas<br />
im Rücken, der bei grobem Undank<br />
oder dem Nichteinhalten dieser Auflage<br />
das Mofa hätte zurückfordern<br />
können, klebte diese Flory im Originalzustand<br />
mit ihren 25 Stundenkilometern<br />
zäh auf den Straßen und<br />
lieferte sich mit dem Camino ein heißes<br />
Duell um das langsamste Mofa<br />
der Schule. Und das, wo sie doch eigentlich<br />
danach schrie, mit einem dickeren<br />
Krümmer oder einer anderen<br />
Düse versehen dahinzurasen wie alle<br />
anderen artig frisierten Mofas auch.<br />
Es war die Grundhaltung einer<br />
Generation, die sich wenig um Reglementierungen<br />
und Vorschriften<br />
scherte: „Ein bisschen was“, so hat<br />
es damals auch Monaco-Franze im<br />
Fernsehen gesagt, „geht immer.“<br />
Manche aber haben es übertrieben.<br />
Und die damals liberale Haltung der<br />
Polizei aufs Schimpflichste herausgefordert.<br />
In Bad Urach preschten zwei<br />
Florys die Stuttgarter Straße hinab<br />
// Tacho, Gangschaltung und Klingel, Auspuff, Kühlrippen und Zylinder. Beim Anblick dieser Bilder bekommen beileibe nicht nur Mofa-Fans<br />
nostalgische Gefühle.<br />
Fotos (oben und unten rechts): Thomas Kiehl, Foto (unten links): Sven Bermel<br />
und wurden mit knapp 100 geblitzt.<br />
Eine Hercules M5 hielt lange Jahre<br />
in Bleichstetten den inoffiziellen<br />
Kispel-Geschwindigkeitsrekord für<br />
Fahrräder mit Hilfsmotor, der sich<br />
an guten Tagen bei 80 Stundenkilometern<br />
eingependelt haben dürfte,<br />
wobei das Ablesen der Tachonadel<br />
immer schwierig war. Meist flatterte<br />
das Ding über die Skalierung, aber<br />
„ Früher,<br />
mit 15, war<br />
man der King.“<br />
Veit Senner<br />
Gründer von<br />
„Rad der Zeit“<br />
auch das galt als sicheres Indiz für<br />
überhöhte Geschwindigkeit.<br />
Der verbotene Geschwindigkeitsrausch<br />
war schnell vergessen. Denn<br />
so wie mit dem Mofa die Kindheit zu<br />
Ende ging, verabschiedete sich die<br />
Jugend, als das Mofa in der Scheune<br />
eingemottet oder verkauft wurde. Mit<br />
dem Autoführerschein ging dann die<br />
Zweitakterfreiheit verloren.<br />
Doch diese Freiheit war nicht tot,<br />
sie war nur eingeschlafen. Sie schlummerte<br />
einige Jahrzehnte, bis sie jemand<br />
zufällig entdeckt und wiedererweckt<br />
hat: Auf der Schwäbischen Alb<br />
sorgt ein Team aus Enthusiasten derzeit<br />
für ein Mofa-Revival. Dessen Kopf<br />
ist Veit Senner, ein Pfullinger, der die<br />
Schönheit der Albhochfläche vor Jahren<br />
entdeckt hat und heute mit seiner<br />
Leidenschaft, dem Mofafahren, verbindet.<br />
Schwäbische Alb<br />
statt Route 66<br />
Statt „Route 66“ tragen seine Strecken<br />
Namen wie etwa „Rundfahrt<br />
Schwäbische Alb Süd“ oder „Große<br />
Panorama-Rundfahrt“. Mit seinen<br />
Partnern kauft er hauptsächlich<br />
Mofas des Herstellers Hercules auf.<br />
Mf3, M5, Prima 2 aus den 1960er- bis<br />
80er-Jahren, mit den bewährten Antrieben<br />
von Fichtel & Sachs, für die es<br />
auch noch Ersatzteile gibt. Die Mofas<br />
werden fachmännisch wieder in den
<strong>Querfeldein</strong>. //7<br />
Originalzustand versetzt, mit einem<br />
Öko-Mix betankt und an Gruppen<br />
ausgeliehen. Männer sind es hauptsächlich,<br />
die nach Jahrzehnten die<br />
Welt mal wieder vom federnden Sitz<br />
eines Mofas aus mit Zweigang-Handdrehschaltung<br />
betrachten wollen.<br />
Manche sind 30 Kilo schwerer als damals,<br />
bergauf müssen sie zur Unterstützung<br />
bisweilen in die Pedale treten.<br />
Eine Erfahrung, die sie aus ihrer<br />
Jugend nicht kennen, die sie aber mit<br />
einem Lachen quittieren.<br />
Unschlagbare<br />
Landschaft<br />
Veit Senner schwingt sich auf ein<br />
Mofa, das unter ihm kleiner wirkt als<br />
damals. Er beugt sich vor, dreht den<br />
Benzinhahn um, drückt den im Trittbrett<br />
versteckten Kaltstarter und tritt<br />
ganz leicht ein Pedal nach unten. Der<br />
kaum hörbare Motor springt an, der<br />
typische Zweitaktergeruch bleibt wegen<br />
des Ökosprits allerdings aus. Der<br />
gebürtige Schwabe mutmaßt, was die<br />
Leute mit ihm und seinen Mitfahrern<br />
anstellen würden, wenn zehn Mofas<br />
mit blau qualmender Zweitaktmischung<br />
an einem beliebten Ausflugsziel<br />
vorbeituckerten: „Dia dädet ons<br />
d‘Gosch verschlaga.“<br />
Senner spielt am Gas und grinst.<br />
Früher dachte er noch anders über<br />
die Alb. Aber seit einer Bildungsreise<br />
// Wer gemächlich und entschleunigt mit 25 Stundenkilometern über die Schwäbische Alb tuckert, hat dabei genug Zeit und Muße, um auch<br />
die Schönheit der Natur genießen zu können. <br />
Foto: Sven Bermel<br />
in das Biosphärengebiet und einigen<br />
Ausfahrten mit dem Motorrad hat er<br />
seine Meinung revidiert: „Herrgott,<br />
die Leute haben recht.“ Diese Landschaft<br />
ist unschlagbar, die Menschen<br />
sind offen und innovativ, und spätestens,<br />
wenn er mit dem Mofa vorfährt,<br />
sprechen sie ihn an: „So eins hatte<br />
ich auch mal!“ Oftmals sind das die<br />
ersten Sätze einer langen Unterhaltung,<br />
die schnell alle Themengebiete<br />
vereinnahmt: die Jugend, die Träume,<br />
Frau und Kinder, die Realität.<br />
42 Mofas hat er derzeit im Bestand,<br />
die werden auf ihren technischen
8 // <strong>Querfeldein</strong>.<br />
// Insgesamt befinden sich derzeit 42 Mofas im Fuhrpark von „Rad der Zeit“. Auf dem Foto links parken einige der seltenen Exemplare bei einer wohlverdienten Pause. Foto rechts: Veit<br />
Senner kam auf die Geschäftsidee, Touren auf den Zweirad-Oldtimern anzubieten.<br />
Foto (links): Sven Bermel, Foto (rechts): Thomas Kiehl<br />
Zustand hin überprüft und alle Verschleißteile<br />
grundsätzlich erneuert.<br />
Wer eine Tour bucht, soll schließlich<br />
sicher unterwegs sein.<br />
Die Zeit wird<br />
zurückgedreht<br />
118 Ziele fährt er mit seinen Gruppen<br />
(oder die alleine) an. Freilich<br />
nicht alle während einer Ausfahrt. So<br />
ein typischer Ausflug beginnt stets in<br />
Münsingen, wo das kleine Unternehmen<br />
von Veit Senner seinen Sitz hat.<br />
Es heißt „Rad der Zeit“ und schafft es<br />
tatsächlich, die Zeit zurückzudrehen.<br />
Vermittels eines Zweirads mit Hilfsmotor.<br />
Die ersten 15 Kilometer dienen<br />
zur Eingewöhnung. Am Anfang haben<br />
die meisten noch Respekt und stellen<br />
sich auch mal etwas ungeschickt an.<br />
Das gibt sich aber schnell. Dann geht<br />
es auf zulässigen, aber verkehrsarmen,<br />
oft sogar autofreien Wegen durch die<br />
Natur.<br />
„Früher, mit 15, war man der King“,<br />
sagt Senner. Auf den Fahrten kommen<br />
diese alten Gefühle wieder hoch.<br />
Es sind Erinnerungen ans Glück. Die<br />
Kindheit war zu Ende, das Leben leicht,<br />
das Mofa verhieß Freiheit, und auf dem<br />
Trittbrett saß rücklings gegen den Tank<br />
gelehnt die erste Freundin mit den Füßen<br />
auf dem Gepäckträger. So hätte<br />
das Leben weitergehen können.<br />
Außerhalb geschlossener Ortschaften<br />
geht es auf Straßen und<br />
Wegen entlang. Veit Senner hat lange<br />
nach Wegen gesucht, die kaum<br />
jemand kennt. Er fährt auch nicht<br />
um des Fahrens willen. All seine Touren<br />
haben einen kulturellen Hintergrund.<br />
Es gibt Zwischenstopps an<br />
Molkereien, Brennereien, Bauernhöfen<br />
oder Museen, um nur einige zu<br />
nennen. Einmal kam seine Truppe<br />
an einem Porsche-Treffen vorbei. Je-<br />
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<strong>Querfeldein</strong>. //9<br />
der stellte sein Mofa ab, um die edlen<br />
Autos zu bestaunen, doch plötzlich<br />
scharte sich alles um die Mofas:<br />
„Unglaublich“, sagt Veit Senner, „die<br />
Leute springen mit dem Zeigefinger<br />
voran auf uns zu und schwelgen in<br />
Erinnerungen an Zeiten, in denen sie<br />
selbst noch mit dem Mofa unterwegs<br />
waren.“<br />
Nava, Nolan,<br />
Uvex, Römer<br />
Seit Mai erst gibt es „Rad der Zeit“,<br />
noch ist es ein Geheimtipp, etwa für<br />
Betriebsausflüge. Für eine Generation,<br />
die heute alles sei, nur nicht mehr<br />
jung, wie Senner sagt. Wer mitfährt,<br />
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sei voller Freude, berichtet er und<br />
wundert sich, dass auch Jugendliche,<br />
die von ihren Vätern oder Müttern<br />
zur Tour überredet wurden, begeistert<br />
seien. Ganz ohne dieses Gefühl<br />
der Nostalgie.<br />
Für alle anderen spielt das aber<br />
eine große Rolle. Denn was hat man<br />
damals gebraucht? Eine Levis-Jeans,<br />
Adidas Universal oder Gazelle oder<br />
Samba, ein T-Shirt, ein Blouson und<br />
einen Helm. Nava, Nolan, Uvex, Römer.<br />
Die flogen auch mal durchs<br />
Klassenzimmer. Senner, Jahrgang<br />
1964, blickt selbst sentimental zurück:<br />
„Wir haben damals unser Ding<br />
gemacht.“ Nicht mehr und nicht<br />
weniger. Und irgendwie macht er es<br />
noch heute.<br />
„Rad der Zeit“ bietet Touren mit Mofa-Oldtimern an, bei denen die Schwäbische Alb<br />
auf zwei Rädern erkundet werden kann. Zudem beinhalten die Rundfahrten diverse<br />
Zwischenstopps kultureller Art: Es stehen Besuche bei mittelständischen Betrieben,<br />
Manufakturen oder Museen auf dem Plan. Auch eine Einkehr gehört zum Angebot.<br />
Es können verschiedene Rundfahrten gebucht werden, darunter auch eine individuelle<br />
Rundfahrt für Gruppen. Hier können Interessierte derzeit unter 118 Zielen auswählen<br />
und auch einen Termin nach Wunsch vereinbaren. Ansonsten finden die Halb- oder<br />
Ganztagestouren in der Regel an Samstagen und Sonntagen statt.<br />
Wer auf der Suche nach einem Geschenk ist, wird auch fündig: Es gibt ausgefallene<br />
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Aus aller<br />
Welt<br />
Das Arboretum auf Metzinger Gemarkung<br />
Foto: Thomas Kiehl
12 // <strong>Querfeldein</strong>.<br />
Was im Jahr 1912 mit einer Spende begann, steht nun in Saft und Kraft: Bäume<br />
Arboretum, das sich auf Metzinger Gemarkung befindet, bestaunt werden. Der<br />
Nadel- und 100 Laubbaumarten. Von Michael Koch<br />
Da bewiesen die Damen und Herren<br />
der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft<br />
Weitsicht, als sie 1912 gleich<br />
mehrere Kilo Samen der Grünen Küstendouglasie<br />
und weiterer 92 Nadelbaumarten<br />
aus Europa, Nordamerika<br />
und Asien als Spende an die Königlich<br />
Württembergische Forstdirektion in<br />
Stuttgart übergaben. Neudeutsch würde<br />
man von einer nachhaltigen Investition<br />
sprechen. Die Beschenkten hatten<br />
nun den Auftrag, die Samenspenden im<br />
Stuttgarter Umland aufzuziehen.<br />
Dies geschah zunächst in den Amtsräumen<br />
in Stuttgart, wo dicht gedrängt<br />
Blumentopf an Blumentopf mit jeweils<br />
einem Samen stand. Und tatsächlich<br />
arbeitete sich nach einigen Monaten<br />
das erste Grün in Richtung Tageslicht<br />
empor. Mit der Zeit wurde die Arbeit<br />
im Forstamt durch die Pflanzen aber<br />
dermaßen beeinträchtigt, dass dringend<br />
eine Fläche zur Auspflanzung<br />
gefunden werden musste. Diese fanden<br />
Forstmeister Mayer und Forstwart<br />
Spohn schließlich in einer bereits bestehenden<br />
Aufzuchtstation für Gehölze<br />
zwischen Metzingen und Grafenberg.<br />
Dort wurde dann 1914 ein 0,7 Hektar<br />
großer Fremdländerpark im Stil eines<br />
französischen Gartens angelegt: Das<br />
„Arboretum“ war geboren. „Hier waren<br />
die Fläche und vor allem auch qualifiziertes<br />
Personal schon vorhanden“,<br />
erklärt Revierförster Friedemann Rupp<br />
die damalige Entscheidung.<br />
Ein bunt<br />
gemischter Wald<br />
Und was damals vielleicht keiner<br />
ahnte: Bis heute steht der bunt gemischte<br />
Wald mit Bäumen aus aller<br />
Welt, zwar auf Metzinger Gemarkung,<br />
dennoch aktuell unter den Fittichen<br />
des Forstreviers Grafenberg, noch immer<br />
im besten Saft. 1981 erfolgte eine<br />
Erweiterung der Landespflanzschule.<br />
Weitere Baumarten, insbesondere Nadelbaumarten,<br />
kamen nach Herkunft<br />
geordnet hinzu – Bäume aus Mittel-<br />
und Südamerika zogen damit ins<br />
Ländle. Im gleichen Jahr wurde auch<br />
eine Fläche speziell für Laubbäume angelegt,<br />
auf der heute 47 verschiedene<br />
Arten stehen.<br />
Die größte Erweiterung erfolgte<br />
dann 2001. Sie war aus der Not heraus<br />
geboren, nachdem der Orkan „Lothar“<br />
zum Jahreswechsel 1999 große Flächen<br />
des Waldbestandes umgelegt hatte. Auf<br />
vier weiteren Hektar wurden rund 4000<br />
Pflanzen neu gesetzt, auch sie säuberlich<br />
sortiert nach ihren Herkunftsregionen<br />
Nordamerika, Ostasien, dem<br />
Mittelmeergebiet und dem Schwarzmeerbereich.<br />
Seither erstrecken sich<br />
die exotischen Anpflanzungen im Ar-
<strong>Querfeldein</strong>. //13<br />
// Das Arboretum bietet Genuss<br />
für alle Sinne und obrendrein<br />
auch noch kleine Kunstwerke, wie<br />
den „Waldschrat“,<br />
der aus einem Baumstamm<br />
geschaffen wurde. Schilder und<br />
Schautafeln informieren über die<br />
verschiedenen Bäume.<br />
Fotos: Thomas Kiehl<br />
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Wald beherbergt gut 100<br />
boretum auf insgesamt 70.000 Quadratmetern.<br />
Es ist damit zwar nicht das größte<br />
Arboretum, dennoch ein ganz besonderes.<br />
„Es ist ein Wald im Wald, und<br />
zwar in einem exotischen Wald“, beschreibt<br />
Friedemann Rupp die Lage.<br />
Denn auch um das Arboretum herum<br />
sind über die Jahrzehnte fremdländische<br />
Bäume gewachsen: Douglasie,<br />
Tulpenbaum oder die japanische Sicheltanne,<br />
um nur einige zu nennen.<br />
Orientbuche, Weißesche, Hemlock, Japanlärche,<br />
Abendlicher Lebensbaum,<br />
Bornmüllerstanne, Ungarische Eiche –<br />
schon die Namen lassen die Vielfalt im<br />
Arboretum erahnen. Insgesamt stehen<br />
heute jeweils gut 100 Nadel- und 100<br />
Laubbaumarten am Fuße des Metzinger<br />
Florianbergs.<br />
Der Nutzen eines solchen Arboretums<br />
ist vielschichtig. Zum einen sollen<br />
Besucher über die verschiedenen<br />
Baumarten informiert werden. „Aus<br />
reiner Neugierde“, freut sich der Förster,<br />
kommen täglich Spaziergänger,<br />
um sich an vielen Info-Tafeln über die<br />
Bäume zu informieren. Auch Gruppen<br />
lassen sich vom Fachmann regelmäßig<br />
über den Rundweg führen.<br />
Die Bäume und<br />
der Klimawandel<br />
Ein weiterer Grund ist aber auch<br />
der Forschungszweck: Welche Baumart<br />
kann sich dem hiesigen Klima anpassen?<br />
Wie reagieren die Bäume auf den<br />
Klimawandel? Und letztlich: Welche<br />
Baumart lässt sich auch wirtschaftlich<br />
gut nutzen? Die Douglasie ist für Letzteres<br />
ein Musterbeispiel, „sie wächst<br />
sehr schnell, die Bäume bringen also<br />
schneller Ertrag als andere Arten“, so<br />
Rupp. Oder auch der Tulpenbaum hat >><br />
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14 // <strong>Querfeldein</strong>.<br />
sich für die Möbelproduktion bewährt,<br />
weil er besonders gerade nach oben<br />
wächst und sich somit lange Bretter aus<br />
ihm gewinnen lassen.<br />
Auch mehrere Fichtenarten scheinen<br />
mit dem wärmer werdenden Klima<br />
gut klarzukommen. Im Gegensatz etwa<br />
zur Colorado-Tanne, die gefällt werden<br />
musste, weil sie die zwei trockenen<br />
Sommer zuletzt nicht überstanden hat.<br />
Unbeeindruckt von den Klimaveränderungen<br />
zeigt sich bislang die größte<br />
Baumart im Arboretum: der Mammutbaum.<br />
Die hiesigen Exemplare weisen<br />
eine Höhe von knapp 50 Metern auf, für<br />
Mammutbäume stecken sie mit ihren<br />
100 Jahren aber auch fast noch in den<br />
Kinderschuhen.<br />
Schädlinge sind<br />
kein Thema<br />
Und noch eine Aufgabenstellung<br />
hat das Metzinger Arboretum. Wegen<br />
der großen und gesunden Bestände an<br />
Roteichen und Douglasien ist der hiesige<br />
Wald zugelassen zur Gewinnung von<br />
Forstsamen. Das heißt, mit Samen aus<br />
dem Arboretum werden Baumschulen<br />
und Aufzuchteinrichtungen versorgt,<br />
um dort junge Bäume nachzuziehen.<br />
Apropos gesund: Kein Thema sind<br />
im Arboretum bislang Schädlinge,<br />
wie sie aus den Medien bekannt sind.<br />
Der Borkenkäfer zum Beispiel hat sich<br />
noch nicht dorthin verirrt. „Kann sein,<br />
dass gerade der große Mix an Bäumen<br />
Schädlinge abhält“, vermutet der Förster.<br />
Eine Beobachtung, die natürlich<br />
eines Tages bei der Aufforstung an anderer<br />
Stelle von Bedeutung sein kann.<br />
Die Tierwelt im Arboretum unterscheidet<br />
sich übrigens nicht von jener<br />
anderer Wälder in der Region. „Die Tiere<br />
haben sich an die exotischen Bäume<br />
gewöhnt“, berichtet Förster Rupp. Papageien<br />
hätten sich nicht angesiedelt,<br />
nur weil irgendwo eine südländische<br />
Baumart stünde, sagt er und lacht.<br />
Dafür gibt es einen anderen Bewohner<br />
des Arboretums: den Waldschrat. Er<br />
ist eines von mehreren Kunstwerken,<br />
die Motorsägenkünstler in tote Bäume<br />
gesägt haben. Im Jubiläumsjahr 2012<br />
ist das erste dieser Kunstwerke entstanden.<br />
Sie werden bewusst naturnah<br />
belassen; die Besucher können also anhand<br />
der Kunstwerke beobachten, wie<br />
der Zerfallsprozess von Totholz vonstattengeht.<br />
Die Zukunft des<br />
exotischen Waldes<br />
Durch die Fragestellungen rund ums<br />
Klima hat das Arboretum nichts an Aktualität<br />
verloren. Im Gegenteil: Derzeit<br />
befasst sich eine Studentin der Hochschule<br />
für Forstwirtschaft in Rottenburg<br />
im Rahmen ihrer Bachelor-Arbeit<br />
mit der Zukunft des exotischen Waldes.<br />
Sie hat einen Fragebogen für Besucher<br />
am Arboretum ausgelegt, in den ersten<br />
drei Wochen konnte sie 150 ausgefüllte<br />
Bögen einsammeln. Es geht um die<br />
Zukunft des Arboretums, um die Außendarstellung<br />
und die Außenwirkung.<br />
Welchen Erkenntnisgewinn erhoffen<br />
sich Besucher von einem Spaziergang<br />
durch einen solchen Exotenwald? Noch<br />
in diesem Jahr soll die Auswertung vorgelegt<br />
werden.<br />
Egal, wie diese Ergebnisse ausfallen:<br />
Geht es nach Revierförster Friedemann<br />
Rupp und den Besuchern, dann strahlt<br />
das Arboretum auch in den nächsten<br />
100 Jahren noch die natürliche Ruhe<br />
aus, die die Spaziergänger auch heute<br />
so an dem Naherholungsgebiet schätzen.<br />
// Mammut-Bäume beeindrucken<br />
durch ihre Anmut und Größe.
UND WAS IST IHRE<br />
HEIMATMELODIE?<br />
Heimat ist da, wo man sich wohlfühlt.<br />
In der Familie. Bei Freunden. Im Verein.<br />
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16 // <strong>Querfeldein</strong>.<br />
Foto: Thomas Kiehl
<strong>Querfeldein</strong>. //17<br />
Aufgeben war<br />
nie eine 0ption<br />
Stefanie Kuhnert ist Triathletin. Die 30-Jährige absolvierte dieses Jahr zum 2. Mal den Ironman<br />
auf Hawaii. Und zwar in persönlicher Bestzeit. Kuhnert lief nach 9 Stunden, 55 Minuten und<br />
zehn Sekunden durchs Ziel. Ein Interview von Matthias Jedele<br />
Ein Ironman besteht aus 3,86 Kilometern<br />
Schwimmen, 180,3 Kilometern<br />
Radfahren und 42,195 Kilometern<br />
Laufen. Damit fängt man ja<br />
nicht von heute auf morgen an. Wie<br />
sind Sie überhaupt zum Triathlon-<br />
Sport gekommen?<br />
Stefanie Kuhnert: Meine damalige<br />
Trainerin und Trainingspartnerin,<br />
Sigrid Preusch, die mich heute noch<br />
betreut, betreibt selbst den Triathlonsport.<br />
Eines Tages hat sie einen<br />
Schnupper-Triathlon organisiert,<br />
an dem ich teilgenommen habe.<br />
Ich war damals zehn Jahre alt und<br />
bin bei meinem ersten Wettkampf<br />
dann auch gleich Erste geworden<br />
und so dem Sport treu geblieben.<br />
Wie ging es dann weiter?<br />
Kuhnert (schmunzelt): Wir haben<br />
viel trainiert. Mit 13 bin ich dann<br />
in den baden-württembergischen<br />
Mannschaftskader gekommen, wo<br />
ich sieben Jahre lang war. Als ich<br />
dann allerdings meine Ausbildung<br />
als Technische Zeichnerin angefangen<br />
habe, ging der Triathlonsport<br />
nur noch nebenher. Irgendwann<br />
kam dann der Zeitpunkt, dass ich<br />
für mich entschieden habe, dass ich<br />
eine Sache richtig machen möchte.<br />
So habe ich mich voll auf meine<br />
Ausbildung konzentriert und bin aus<br />
dem Kader auf eigenen Wunsch ausgeschieden,<br />
auch um den Platz frei<br />
zu machen.<br />
Dem Sport sind Sie aber trotzdem<br />
treu geblieben. Warum?<br />
Kuhnert: Er ist der Ausgleich zum<br />
Arbeitsalltag. Zudem macht die Abwechslung<br />
sehr viel Spaß. Es gibt von<br />
meiner Trainerin zwar ein Grundgerüst,<br />
wann ich zum Laufen, Schwimmen<br />
oder Radfahren unterwegs bin.<br />
Doch eigentlich ist die Trainingsgestaltung<br />
recht flexibel und abwechslungsreich.<br />
// Der Ironman auf Hawaii hat für Stefanie Kuhnert ein besonderes Flair. Foto: FinisherPix<br />
Wie sieht es mit dem Trainingsaufwand<br />
pro Woche aus?<br />
Kuhnert: Das ist unterschiedlich. Im<br />
Sommer und in der Vorbereitung auf<br />
Wettkämpfe hin natürlich etwas mehr<br />
als im Winter. Im Schnitt würde ich sagen,<br />
dass es so 18 Stunden pro Woche<br />
aber schon sind.<br />
Und das alles auf der Straße und<br />
im Hallen- beziehungsweise Freibad<br />
oder gehen Sie auch, gerade bei<br />
schlechtem Wetter, öfters mal ins Fitness-Studio?<br />
Kuhnert: Im Normalfall bin ich schon<br />
eher draußen auf der Straße oder dann<br />
halt fürs Schwimmen im Frei- oder<br />
Hallenbad. Seit das PEB2 in Pfullingen<br />
aufgemacht hat, bin ich da aber auch<br />
ab und zu. Ich bin jetzt nicht diejenige,<br />
die viel Wert auf das Krafttraining<br />
legt. Nach meinen Einheiten dehne<br />
ich mich immer ausgiebig und zur<br />
Entspannung mache ich etwas Yoga.<br />
Wenn man jetzt wie Sie voll arbeitet<br />
und dann noch fast 20 Stunden<br />
pro Woche trainiert, bleibt da dann<br />
überhaupt noch Zeit für den Partner,<br />
Freunde und die Familie?<br />
Kuhnert: Man ist schon sehr ausgelastet,<br />
da die Woche sehr durchgetaktet<br />
ist. Ich habe daher immer<br />
versucht, dass das Wochenende<br />
nicht ganz so mit Trainingseinheiten<br />
gefüllt ist, um etwas mit meinem<br />
Freund oder Freunden zu machen.<br />
Und ihr Freund zieht da voll mit?<br />
Kuhnert: Auf jeden Fall. Er ist sehr<br />
sportbegeistert und trainiert auch<br />
regelmäßig mit. Mittwochs gehen wir<br />
beispielsweise immer gemeinsam<br />
schwimmen, da ist meine Schwester,<br />
die ebenfalls Triathlon macht, auch<br />
mit dabei. Meine Trainerin versucht<br />
dies bei der Trainingsplangestaltung<br />
auch zu berücksichtigen. So wurde<br />
bisher sonntags hauptsächlich vormittags<br />
trainiert, damit man nachmittags<br />
frei hatte.<br />
Haben Sie Sponsoren?<br />
Kuhnert: Nein, ich habe keine Sponsoren.<br />
Den Großteil der Kosten stemme<br />
ich aus eigener Tasche. Finanzielle<br />
Hilfe erhielt ich vom VfL Pfullingen<br />
(Startgelder) und von meinen Eltern.<br />
Beim Checken meines Rennrads vor<br />
jedem Wettkampf wurde ich vom<br />
Team Axel Schäfer unterstützt. Ich<br />
bin da vielleicht auch etwas eigen,<br />
aber durch Sponsoren fühle ich<br />
mich zu sehr unter Druck gesetzt,<br />
weil in der Regel die Wettkämpfe<br />
vorgeschrieben werden und gewisse<br />
Platzierungen erwartet werden. Ich<br />
möchte den Sport für mich machen<br />
und nicht für irgendjemand anders.<br />
Da ein Großteil der Wettkämpfe in<br />
Deutschland, Österreich und der<br />
Schweiz stattfindet, halten sich die<br />
Reisekosten auch einigermaßen in<br />
Grenzen.<br />
Und Hawaii verknüpft man dann<br />
direkt mit dem Sommerurlaub?<br />
Kuhnert: Genau. Da waren mein<br />
Freund, meine Eltern und meine<br />
Schwester mit dabei und wir haben<br />
zweieinhalb Wochen gemeinsam<br />
Urlaub gemacht, insbesondere nach<br />
dem Wettkampf.
18 // <strong>Querfeldein</strong>.<br />
Was macht den Ironman auf Hawaii<br />
so besonders?<br />
Kuhnert: Einerseits findet da auch<br />
immer die Weltmeisterschaft statt<br />
und andererseits hat das Event dort<br />
einfach ein ganz bestimmtes Flair.<br />
Ich bin jetzt nicht so der Amerika-Fan,<br />
doch Hawaii ist da was ganz<br />
anderes. Die Menschen auf Hawaii<br />
sind super freundlich, zuvorkommend<br />
und man hat immer das Gefühl,<br />
dass man willkommen ist.<br />
Über 2000 Triathleten gehen auf Hawaii<br />
an den Start. Bekommt man<br />
denn da in so einer Situation keine<br />
Platzangst?<br />
Kuhnert: Da alle acht Minuten eine<br />
Altersklasse startet, hält sich das mit<br />
dem Gedränge am Schwimmstart etwas<br />
in Grenzen. Da ich im Schwimmen<br />
recht gut bin, habe ich da auch<br />
einen kleinen Vorteil und kann nach<br />
einem kleinen Sprint zu Beginn vorne<br />
wegschwimmen und bin so aus<br />
dem Getümmel raus.<br />
Trotzdem ist das Schwimmen im<br />
offenen Meer etwas anderes als im<br />
Hallen- oder Freibad?<br />
Kuhnert: Das stimmt, aber das geht<br />
schon irgendwie. Auch im Training<br />
schwimmen wir Wasserball-Kraul,<br />
also mit Kopf oben. So hat man immer<br />
die Orientierung, und das muss<br />
man im offenen Meer einfach konsequent<br />
durchziehen.<br />
// Kuhnert während der 180,3 km langen Radstrecke auf Hawaii. Foto: FinisherPix<br />
Sie haben den Ironman in 9:55:10<br />
Stunden absolviert. Wie groß ist der<br />
innere Schweinehund, den es zu überwinden<br />
gilt?<br />
Kuhnert: Es geht. Beim Schwimmen<br />
und Radfahren hatte ich beispielsweise<br />
keine Probleme. Auch die ersten<br />
Kilometer beim Laufen waren in<br />
Ordnung. Da der Veranstalter den<br />
Streckenverlauf im Energy Lab, dem<br />
heißesten Ort der Insel, dieses Mal<br />
verlängert hat, habe ich mich schon<br />
kurz gefragt, warum ich das hier<br />
überhaupt mache. Aber mit dem Bewusstsein,<br />
dass daheim so viele vor<br />
dem Liveticker und TV bis spät in die<br />
Nacht mitfiebern und meine Familie<br />
am Streckenrand stand, war Aufgeben<br />
nie eine Option. Als ich dann auf die<br />
Palani Road abgebogen bin und es<br />
nur noch 1,5 Kilometer bis ins Ziel waren,<br />
war ich überglücklich, vor allem,<br />
als die Info von außen kam, dass ich<br />
unter zehn Stunden bleiben würde.<br />
Wie sieht es bei so einer langen Dauer<br />
mit dem Verpflegungsmanagement<br />
aus?<br />
Kuhnert: Man muss natürlich<br />
viel trinken und auch essen. Ich<br />
für mich habe jedoch festgestellt, dass<br />
feste Nahrung während des Wettkampfes<br />
gar nicht geht und nehme<br />
daher alles flüssig zu mir. Da gibt es<br />
an der Strecke auch in regelmäßigen<br />
Abständen Verpflegungsstände.<br />
Und wenn man mal auf die Toilette<br />
muss?<br />
Kuhnert: Dann stehen da jede Menge<br />
Dixie-Klos an der Strecke oder man<br />
lässt es einfach laufen. In die Büsche<br />
darf man auf Hawaii nicht, da<br />
wird man sofort disqualifiziert. Viele<br />
Sportler schwitzen jedoch so viel,<br />
dass sie während des Wettkampfes<br />
gar nicht müssen.<br />
Sie sind im August 30 Jahre alt geworden.<br />
Welche Ziele haben Sie als<br />
nächstes?<br />
Kuhnert: Da ich den Sport jetzt 20<br />
Jahre intensiv betrieben habe, werde<br />
ich nun kürzertreten. Gerade auf Hawaii<br />
habe ich gemerkt, dass selbst im<br />
Hobby-Bereich alles professioneller<br />
wird. Da bringen Teilnehmer sogar<br />
ihre eigenen Physiotherapeuten mit.<br />
Das ist nicht mehr meine Welt.<br />
Und was heißt das genau?<br />
Kuhnert: Ich werde dem Sport für<br />
mich schon noch treu bleiben, aber<br />
auf einem anderen Niveau und nur<br />
noch für mich, ohne Wettkämpfe.<br />
Da ich nächstes Jahr auch heiraten<br />
werde, steht die Familie, die mich die<br />
vergangenen Jahre extrem unterstützt<br />
hat, nun im Vordergrund.<br />
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Spirituosen-Herstellung hat in Dettingen Tradition<br />
Foto: Thomas Kiehl
22 // <strong>Querfeldein</strong>.<br />
Der Geist vom Obst: Die Schnapsbrennerei ist ein altes Handwerk,<br />
das wieder im Kommen ist. Viele Kunden schwören auf Spirituosen,<br />
die aus der Region stammen. Wie die Produkte aus Dettinger Brennereien,<br />
deren Inhaber sich auch immer mal wieder an neue Kreationen wagen.<br />
Von Anja Weiß<br />
Das Ermstal ist ein wahres Streuobstparadies.<br />
Ob Äpfel, Zwetschgen,<br />
Birnen, Mirabellen oder Quitten: Es<br />
wächst und gedeiht. Da braucht man<br />
natürlich Mittel und Wege, um das<br />
Obst haltbar zu machen. Man kann<br />
es dörren oder einmachen, Marmelade<br />
machen oder Saft. Oder man kann<br />
es zu Maische verarbeiten und dann<br />
Schnaps daraus brennen.<br />
// Die Brennblase in der Schaubrennerei Straßer. Foto: Thomas Kiehl<br />
Die Schnapsbrennerei ist ein altes<br />
Handwerk, das nicht mehr so ausgiebig<br />
betrieben wird wie noch vor 100<br />
Jahren, das aber wieder im Kommen<br />
ist. Denn immer mehr Menschen<br />
setzen auf Selbstgemachtes und wollen<br />
Produkte genießen, die direkt<br />
aus der Region stammen. So steigt<br />
die Zahl derer, die kleine Mengen<br />
an Schnaps brennen lassen, weil sie<br />
gerne den Geist vom eigenen Obst<br />
trinken wollen.<br />
Von Generation<br />
zu Generation<br />
Gebrannt werden die Spirituosen<br />
in Brennereien, in Süddeutschland<br />
sind es meist sogenannte „Abfindungsbrennereien“,<br />
die 300 Liter Alkohol<br />
pro Jahr brennen dürfen. Dafür<br />
benötigt man ein Brennrecht, das<br />
stets an ein Grundstück gebunden<br />
ist und das man von Generation zu<br />
Generation weitergeben kann. Auch<br />
das hat im Lauf der vergangenen Jahre<br />
nachgelassen. Gab es im Jahr 1917<br />
in Dettingen sage und schreibe 32<br />
Brennereien, sind es heute nicht mal<br />
mehr zehn Stück, die diese Tradition<br />
aufrechterhalten. In früheren Zeiten<br />
war es nötig, dass fließendes Gewässer<br />
in der Nähe war, um den Brand zu<br />
kühlen. Heute braucht es dies dank<br />
elektrischer Kühlung nicht mehr,<br />
aber es erklärt, warum sich in Dettingen<br />
rund um die Lange<br />
Gasse und Fabrikstraße<br />
das „Brennerviertel“<br />
befindet. Hier verlief<br />
einst der Ermskanal,<br />
an dem sich<br />
die Brenner niederließen.<br />
Zwei der Brenner<br />
sind die Familien Walter<br />
und Straßer, die in der vierten<br />
Generation Hochprozentiges<br />
herstellen. Die Brennerei Walter<br />
hat ihren Braukessel in einem ehemaligen<br />
Waschhaus untergebracht,<br />
das nach dem Ersten Weltkrieg zur<br />
Brennerei umgebaut wurde. Immer<br />
donnerstags schalten Gerhard und<br />
Rosmarie Walter den großen Kessel<br />
ein, ein neues Modell, das automatisch<br />
die Temperatur regelt. Rund 2,5<br />
Stunden dauert ein Brennvorgang,<br />
der Kessel verströmt Wärme und der<br />
Raum ist erfüllt von dem scharfen<br />
Geruch nach Hochprozentigem. 140<br />
Liter Kirschmaische werden in zweieinhalb<br />
Stunden zu weniger als zehn<br />
Litern reinem Alkohol. Der Vorlauf<br />
wird in einem extra Gefäß aufgefangen,<br />
aus ihm stellt Rosmarie Walter<br />
Vorlaufgel her – ein altes Hausmittel,<br />
das gegen allerlei Wehwehchen hilft.<br />
Der Hauptlauf wird dann mit entkalktem<br />
Wasser verdünnt und ergibt<br />
etwa 20 Liter Schnaps mit 40 Prozent<br />
Alkoholgehalt.<br />
Das Obst stammt bei allen Kleinbrennern<br />
in der Gemeinde zum großen<br />
Teil von eigenen Wiesen, dabei<br />
setzen sie heute zunehmend auch<br />
auf seltene Sorten oder anderes Obst<br />
als damals. Auch das Sortiment ist<br />
um ein Vielfaches größer als noch<br />
zu Zeiten der Großeltern. „Früher<br />
gab es eigentlich nur eine Handvoll<br />
Schnapssorten: Mirabelle, Birne,<br />
Zwetschge, Kirsche, Himbeere und<br />
Obstler“, blickt Gerhard Walter zurück.<br />
Käuferverhalten<br />
hat sich verändert<br />
Die Ansprüche der Kundschaft<br />
sind auch gestiegen. „Das Käuferverhalten<br />
hat sich verändert“, sagt er.<br />
Als sein Vater noch gebrannt hat, haben<br />
die Kunden eine alte Flasche<br />
mitgebracht und sie auffüllen<br />
lassen, erzählt er. Solch eine<br />
schlichte Handhabung ist<br />
heute nicht mehr drin:<br />
Rosmarie Walter setzt<br />
auf exklusive Flaschen,<br />
edle Gläser und schöne<br />
Korken. Vermarktet wird<br />
nicht nur im Dettinger Laden,<br />
sondern auch übers Internet.<br />
Inzwischen reift der Geist im<br />
Holzfass nach, es gibt Cuvées oder<br />
eigene Kreationen wie den Albwacholder-Gin<br />
oder den „Apferoh“,<br />
Rosmarie Walter setzt Schlehen- und<br />
Haselnusslikör an oder kreiert Versperdosen<br />
mit eingelegtem Obst.
<strong>Querfeldein</strong>. //23<br />
// Da kann Otto Straßer freudig der Zukunft entgegensehen: Die hochprozentigen Erzeugnisse aus der eigenen Brennerei, die seit vielen Generationen in Familienbesitz ist,<br />
sind bei den Kunden aus nah und fern äußerst beliebt.<br />
Foto: Thomas Kiehl<br />
Hergestellt werden die Spirituosen<br />
nach eigenem Rezept und mit Zutaten,<br />
den sogenannten „Botanicals“,<br />
die fast komplett aus der Region<br />
stammen. „Wir machen alles selbst,<br />
von der Ernte bis zum Vertrieb“, erzählt<br />
Rosmarie Walter. Dabei hängt<br />
das Gelingen eines Destillats von<br />
drei Dingen ab: „Man braucht gutes<br />
Obst, eine saubere Gärung und<br />
einen fähigen Brenner“, erklärt<br />
Gerhard Walter. Das sei<br />
die Grundlage und alles weitere<br />
sei dann das i-Tüpfelchen,<br />
um ein hochwertiges Getränk<br />
herzustellen, das sich von anderen<br />
abhebt.<br />
Auch die Brennerei Straßer,<br />
ebenfalls im Brennerviertel<br />
gelegen, geht neue Wege. Manuel<br />
Straßer ist 2010 in den<br />
elterlichen Betrieb eingestiegen.<br />
Damals war es noch eine<br />
Landwirtschaft mit Hofladen<br />
und Brennerei, die mindestens in<br />
der vierten Generation geführt werde,<br />
ganz genau wisse man das nicht,<br />
sagt Straßer.<br />
Das Sortiment<br />
ist gewachsen<br />
Der Mittdreißiger hat schnell<br />
beschlossen, sich zu spezialisieren.<br />
Die einstige Scheuer hat er zur<br />
Schaubrennerei ausgebaut und das<br />
Sortiment an Schnäpsen und Likören<br />
erweitert. Im Gegenzug<br />
hat er die Landwirtschaft immer<br />
mehr eingestellt. Auch<br />
er setzt auf eigene Entwicklungen<br />
und Rezepturen,<br />
sei es die<br />
„Dettinger Kirschflamme“<br />
oder<br />
der „Birnoh“, die<br />
aus Premiumobst<br />
hergestellt werden und<br />
die jedes Mal anders<br />
schmecken, je nach<br />
Erntezeit und der<br />
Süße der Früchte.<br />
Den Tourismus<br />
hat er von Beginn<br />
an als große Chance<br />
erkannt. „Als das<br />
Biosphärengebiet<br />
gegründet worden ist,<br />
habe ich darin Potenzial gesehen.“<br />
Eröffnete dies doch die Möglichkeit,<br />
„Leute hierher zu bekommen, die<br />
unsere Produkte wertschätzen.“<br />
Darum hat er investiert, ausgebaut<br />
und erweitert. Ein Wagnis, das<br />
sich allerdings gelohnt hat. Heute<br />
gibt es eine Kooperation mit dem<br />
Obstbaumuseum in Glems, per Kutsche<br />
kommen die Touristen zu Straßers,<br />
in der Scheune werden Firmenfeiern<br />
oder Geburtstage gefeiert. „Da<br />
hilft dann die ganze Familie mit“, er-
24 // <strong>Querfeldein</strong>.<br />
// Rosmarie und Gerhard Walter (oben links) sowie Manuel Straßer (unten rechts) haben sich der Produktion hochprozentiger Spezialitäten verschrieben. Sie betreiben ihre Brennereien<br />
im Ermstal, genauer gesagt in Dettingen. <br />
Fotos: Thomas Kiehl<br />
zählt Manuel Straßer. Auch wenn die<br />
einstige Landwirtschaft, abgesehen<br />
vom Obst, fast nicht mehr betrieben<br />
wird, geht er weiterhin auf die<br />
Wochenmärkte nach Dettingen und<br />
Bad Urach. Das erhalte die Bodenhaftung,<br />
sagt er lachend,<br />
der direkte Kontakt zur<br />
Kundschaft beschere<br />
manch hilfreiche Rückmeldung.<br />
Die Brenner, die<br />
diesem Handwerk bis<br />
heute nachgehen, tun<br />
dies aus Leidenschaft und<br />
sind, ganz nebenbei quasi,<br />
unverzichtbar. „Wir sind wichtig für<br />
den Erhalt der Landschaft, weil wir<br />
das Obst der Streuobstwiesen verwerten“,<br />
sagen sie unisono.<br />
Eine wunderbare<br />
Obstverwertung<br />
Auch sehr viele Streuobstwiesenbesitzer<br />
sind auf sie angewiesen,<br />
ist das Schnapsbrennen doch eine<br />
wunderbare Möglichkeit, um all das<br />
Obst zu verwerten. Gerade in Jahren<br />
wie dem vergangenen, das eine<br />
Rekordernte beschert hat, waren die<br />
Brennereien gefragt wie selten zuvor.<br />
Von morgens bis abends liefen die<br />
Brennkessel an etlichen Tagen und<br />
trotzdem kamen sie kaum nach. Das<br />
sieht in diesem Jahr wieder anders<br />
aus, denn die Ernte ist eher mau, da<br />
müssen die Brenner manches Mal<br />
sogar zukaufen.<br />
Dass es wieder mehr sind, die<br />
kommen, auch wenn die gebrannten<br />
Mengen eher kleiner werden, freut<br />
die Brenner. „Derzeit ist ein zartes<br />
Pflänzlein im Entstehen, dass wieder<br />
mehr Menschen heimische Produkte<br />
für sich entdecken“, hat Manuel Straßer<br />
beobachtet.<br />
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Eine lange<br />
Liebe<br />
Hugo Berger und seine<br />
Passion für das Backhandwerk<br />
Foto: Thomas Kiehl
28 // <strong>Querfeldein</strong>.<br />
Hugo Berger ist auch mit 86 Jahren noch fasziniert vom Bäckerhandwerk.<br />
Der Seniorchef der Reutlinger Bäckerei begann 1965 mit Vollkornmehl zu<br />
backen und war damit dem Zeitgeist voraus. Aber auch sein karitatives<br />
Engagement zeichnet den ehemaligen Stadtrat aus. Von Kirsten Oechsner<br />
Dem ganz eigenen Duft<br />
von frisch gebackenem<br />
Brot und der speziellen Atmosphäre<br />
einer Backstube<br />
kann sich Hugo Berger bis<br />
heute nicht entziehen. Jeden<br />
Nachmittag schaut der<br />
86-Jährige in der Bio-Bäckerei<br />
Berger in der Wilhelmstraße<br />
vorbei, jedoch<br />
nicht, um ein Schwätzchen<br />
zu halten und sich umzusehen.<br />
Hugo Berger packt<br />
mit an. Wenn die meisten<br />
jungen Kollegen endlich<br />
Feierabend haben, sorgt<br />
der Bäckermeister für den<br />
Nachschub an frischen<br />
Brezeln, Brötchen und gelegentlich<br />
auch Brot.<br />
Gerne mittendrin<br />
im Geschehen<br />
Der Senior ist gerne<br />
mittendrin im Geschehen:<br />
Das brauche er, gibt er zu.<br />
Und er wolle dieses aktive<br />
Mitdabeisein so lange<br />
wie möglich genießen.<br />
Dafür wird Hugo Berger<br />
respektiert, trotz<br />
des hohen Alters ist er<br />
nach wie vor ein Teil des<br />
Teams: „Ade Chef“, ruft<br />
ihm ein Mitarbeiter zu<br />
und macht sich nach Hause<br />
auf. Es ist 15 Uhr, Hugo<br />
Berger schaut nur kurz auf<br />
und holt eine Ladung Brezeln<br />
aus dem Backofen.<br />
Frisch und knackig, so wie<br />
sie sein sollen: „Wenn die<br />
Backware aus dem Ofen<br />
kommt und in Ordnung<br />
ist, dann fühlt man eine<br />
gewisse Genugtuung“, beschreibt<br />
er seine immer<br />
noch andauernde<br />
Faszination fürs<br />
Bäckerhandwerk.<br />
„Ich bin verwachsen<br />
mit der Materie<br />
Mehl und<br />
Teig.“<br />
Die Liebe dauert<br />
nun schon seit seiner<br />
Lehrlingszeit: „Damals<br />
// Hugo und Herbert Berger (hier im Jahr 2005) haben seit Jahrzehnten<br />
Vollkornbackwaren im Sortiment. Foto: SWP-Archiv<br />
habe ich den Teig noch mit<br />
der Hand machen müssen,<br />
da lacht man heute<br />
darüber“, erinnert sich<br />
Hugo Berger an die Anfangsjahre<br />
in seinem Beruf<br />
zurück. Heute stehen den<br />
Bäckern viele technische<br />
Hilfsmittel zur Verfügung,<br />
doch eines hat sich in der<br />
Bäckerei Berger immer<br />
noch nicht geändert: „Wir<br />
fahren alles mit Sauerteig<br />
selbst.“ Das traditionelle<br />
Handwerk wird bei Bergers<br />
hochgehalten, die Bio-Bäckerei<br />
steht für Qualität,<br />
Geschmack und vor allem<br />
Gesundheit.<br />
„Körnlesbäck“ haben<br />
seine Reutlinger Kollegen<br />
einst belustigt zu Hugo<br />
Berger gesagt, sie standen<br />
seinen Aktivitäten skeptisch<br />
gegenüber. In Zeiten,<br />
als es absoluter Trend war,<br />
mit Weißmehl zu backen<br />
und als Vollkornprodukte<br />
aus den Regalen so gut<br />
wie verschwunden waren,<br />
besann er sich wieder auf<br />
das Vollkorn. 1965 war’s,<br />
als ihn eine Kundin mit Dr.<br />
Schnitzer aus St. Georgen<br />
im Schwarzwald in Kontakt<br />
brachte. Der Zahnarzt beschäftigte<br />
sich intensiv mit<br />
dem Thema Vollkorn, wollte<br />
es Bäckern nahebringen:<br />
„Die Frau schwärmte von<br />
dem Brot und fragte nach,<br />
ob ich nicht Interesse daran<br />
hätte.“ Das hatte der<br />
junge Bäckermeister: „Ich<br />
„ Ich bin<br />
verwachsen<br />
mit der<br />
Materie Mehl<br />
und Teig.“<br />
Hugo Berger<br />
Seniorchef der<br />
Bio-Bäckerei Berger<br />
war im besten Alter und offen<br />
für alles.“ Hugo Berger<br />
machte sich sachkundig,<br />
kaufte sich eine Schrotmühle<br />
– „bei der landwirtschaftlichen<br />
Genossenschaft“,<br />
weiß er noch<br />
ganz genau – und legte los:<br />
„Vollkornmehl muss man<br />
frisch mahlen und gleich<br />
verarbeiten.“<br />
Viele Reutlinger<br />
freuten sich<br />
Ein Prinzip, das heute<br />
noch in der Bio-Bäckerei<br />
Berger gepflegt wird und<br />
bei den Kunden vom ersten<br />
Moment an gut ankam<br />
– das Interesse an Vollkornprodukten<br />
habe langsam,<br />
aber stetig zugenommen:<br />
„Das hat mir gezeigt, dass<br />
wir auf dem richtigen Weg<br />
sind.“ Die Nachfrage stieg<br />
an, das Vollkornsortiment<br />
wurde ausgebaut: „Es sind<br />
Leute gekommen, die über<br />
das Vollkorn Bescheid<br />
wussten“, erinnert sich<br />
Hugo Berger, denen habe<br />
man nicht viel erklären<br />
müssen. Im Gegenteil: Viele<br />
Reutlinger hätten sich<br />
über das neue Angebot<br />
gefreut, hatten sie bis zu<br />
diesem Zeitpunkt ihre Vollkornwaren<br />
doch in Stuttgart<br />
kaufen müssen.<br />
Hugo Berger wurde in<br />
einem kleinen Dorf im<br />
Hohenlohischen geboren,<br />
dort lernte er in jungen<br />
Jahren seine spätere<br />
Ehefrau Elisabeth kennen<br />
– eine wichtige Wegbegleiterin<br />
über die ganzen Jahre<br />
hinweg: „Sie war immer<br />
der Motor im Laden, ohne<br />
sie hätte ich es nicht so<br />
weit gebracht.“ Während<br />
seiner Meisterausbildung<br />
in Betzingen hatte er kurz<br />
vor Ende der Prüfung vom<br />
Verkauf einer Bäckerei in<br />
Reutlingen gehört und<br />
schlug zu. Das Ehepaar
<strong>Querfeldein</strong>. //29<br />
// Foto links: Das Hauptgeschäft der Bio-Bäckerei Berger in der Reutlinger Wilhelmstraße. Foto rechts: Hugo Berger ist in der Backstube ganz in seinem<br />
Element.<br />
Fotos: Privat<br />
Berger eröffnete da sein<br />
erstes Geschäft am Albtorplatz.<br />
1965 folgte dann der<br />
Umzug ins jetzige Stammhaus<br />
in der Wilhelmstraße<br />
127, dort ging’s als Zwei-<br />
Mann-Betrieb los. Heute<br />
arbeiten bei der Bio-Bäckerei<br />
Berger mit ihren<br />
fünf Filialen rund 100 Leute.<br />
Neuen Themen sei er<br />
schon immer aufgeschlossen<br />
gegenüber gestanden,<br />
Inspirationen holte er sich<br />
in seiner Ausbildungsund<br />
Gesellenzeit: Insgesamt<br />
zehn Jahre arbeitete<br />
der junge Hugo Berger in<br />
der Fremde, im schweizerischen<br />
Fribourg und in<br />
London. Eine wichtige Zeit<br />
für ihn. „Dort habe ich mir<br />
das Rüstzeug geholt, meine<br />
Fachkenntnisse erweitert<br />
und vor allem einmal<br />
etwas anderes gesehen.“<br />
Immer wieder hat sich<br />
Hugo Berger etwas Neues<br />
erarbeitet, Stillstand gab’s<br />
für ihn bis heute nicht:<br />
Das Vollkornsortiment<br />
wurde ständig vergrößert,<br />
1986 folgte<br />
die Mitgliedschaft<br />
bei Bioland<br />
und seit 1995 werden<br />
ausschließlich<br />
Bioland-Mehle aus<br />
der Region Neckar-Alb verwendet<br />
– da war der Zeitgeist<br />
noch längst nicht so<br />
weit. Zu diesem Zeitpunkt<br />
war Sohn Hubert bereits<br />
seit vier Jahren in den Betrieb<br />
eingestiegen und<br />
führte den einst vom Vater<br />
eingeschlagenen Weg<br />
konsequent fort. Seit dem<br />
Jahr 2000 sind nun alle<br />
Rohstoffe aus ökologischem<br />
Anbau. Das<br />
Bewusstsein der<br />
Menschen habe<br />
sich in den vergangenen<br />
Jahren massiv<br />
geändert, er nehme sich da<br />
nicht aus: „Ich habe meine<br />
Ernährung geändert,<br />
esse kaum noch Fleisch“,<br />
erzählt der Bäckermeister.<br />
„Entweder man steht hinter<br />
der Einstellung oder<br />
nicht.“<br />
Sonntag gehört<br />
der Familie<br />
Die Bäckerei ist sein<br />
Leben, der Beruf eine Berufung:<br />
„Ich liebe ihn und<br />
die Produkte nach wie<br />
vor.“ Dafür nahmen er und<br />
seine Frau Elisabeth auch<br />
in Kauf, dass das „gesellschaftliche<br />
Leben an uns<br />
vorbeiging“. Jeden Morgen<br />
habe um drei Uhr der Wecker<br />
geklingelt, samstags<br />
schon<br />
viel früher:<br />
„Es<br />
ist ein<br />
schwerer,<br />
aber<br />
auch ein<br />
schöner Beruf.“ Und weil<br />
er und sein Sohn Hubert<br />
um die Anforderungen<br />
ihres Handwerks wissen,<br />
wird bei Bergers sonntags<br />
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30 // <strong>Querfeldein</strong>.<br />
// Ein echter Familienbetrieb (Foto aus dem Jahr 2011): Hugo Berger und seine Frau Elisabeth, die lange Zeit die treibende Kraft im Laden war, mit Sohn Hubert, der heute die Bäckerei leitet.<br />
Foto rechts: Hugo Berger wird 2012 von der ehemaligen Oberbürgermeisterin Barbara Bosch mit der Bürgermedaille in Gold ausgezeichnet. <br />
Fotos: SWP-Archiv<br />
bewusst nicht gebacken: Dieser Tag<br />
gehöre der Familie.<br />
Für seine<br />
Großzügigkeit bekannt<br />
Eine Einstellung, die typisch ist für<br />
Hugo Berger: Seine Großzügigkeit ist<br />
weit über Reutlingen hinaus bekannt<br />
und geschätzt. „Ich sehe mich in der<br />
Pflicht, einen Beitrag für die Gesellschaft<br />
zu leisten und anderen Menschen<br />
zu helfen“, meint Hugo Berger.<br />
Stets unterstützte er verschiedene<br />
karitative Einrichtungen und Vereine,<br />
1996 brachte er in Tansania Bäckern<br />
das Backen bei und spendete Geld,<br />
damit sie sich eine selbstständige<br />
Existenz aufbauen konnten. Nicht<br />
zuletzt saß er viele Jahre für die CDU<br />
im Stadt- und Kreistag. Das sei jedoch<br />
erst möglich gewesen, als Sohn Hubert<br />
in die Bäckerei mit eingestiegen<br />
war: „Davor hatten wir wenig Zeit für<br />
anderes.“<br />
Für seine vielfältigen Aktivitäten<br />
wurde Hugo Berger entsprechend<br />
geehrt: 2004 erhielt er das Bundesverdienstkreuz<br />
am Bande, 2012 wurde<br />
er mit der Reutlinger Bürgermedaille<br />
ausgezeichnet und darüber hinaus<br />
würdigte die Handwerkskammer<br />
Reutlingen seine Verdienste mit der<br />
Alfred-Geisel-Medaille.<br />
Auch Sohn Hubert verfolgt diesen<br />
Weg der Menschlichkeit, bildet in<br />
seinem Betrieb Flüchtlinge aus: „Die<br />
Zusammenarbeit mit den jungen<br />
Menschen läuft gut“, freut sich Senior<br />
Hugo Berger. Der will es insgesamt<br />
etwas ruhiger angehen lassen, aber<br />
ganz raus aus der Backstube<br />
möchte der 86-jährige<br />
Vollkorn-Pionier<br />
noch lange nicht. Als<br />
„Körnlesbäck“ wurde<br />
er einst belächelt<br />
von den Kollegen. Ein<br />
Name, den die Bio-Bäckerei<br />
Berger längst als<br />
Auszeichnung versteht.<br />
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(Kurzwort)<br />
Abk.: Europäische<br />
Tierfigur:<br />
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Die mit dem<br />
Kuschelfaktor<br />
Zu besuch bei Alpakas in Gomadingen
Foto: Thomas Kiehl
36 // <strong>Querfeldein</strong>.<br />
Johanna und Herbert Ruch haben sich während eines Urlaubs auf den erst en<br />
Sie sattelten um und wurden Alpaka-Züchter. Auf ihrem Hof in Wasserstetten<br />
mit dem sanften Wesen und den Kulleraugen kennenlernen – etwa bei einem<br />
Wer sie sieht, muss diese offen<br />
und neugierig in die Welt blickenden<br />
Tiere einfach mögen – Alpakas erobern<br />
die Herzen der Menschen im<br />
Sturm. Ob jung oder alt, genervter<br />
Teenager oder cooler Hipster: Keiner<br />
kann sich dem Charme dieser Tiere<br />
aus den Anden entziehen. Streicheln,<br />
Kuscheln und den eigenen Kopf tief<br />
in deren Fell drücken – vieles ist möglich<br />
an Zuneigungsbekundungen.<br />
Denn Alpakas sind geduldige Zeitgenossen,<br />
sie strahlen Ruhe aus und<br />
machen etwas bei Tieren Seltenes:<br />
Sie schauen den Menschen direkt in<br />
die Augen.<br />
Herbert Ruch hat seit 16 Jahren Alpakas<br />
täglich um sich. Der ehemalige<br />
Viel-Reisende und seine Frau Johanna<br />
verbringen ihr Leben mit und für<br />
die „Rasenmäher mit Kulleraugen“,<br />
züchten sie und bieten ein breit gefächertes<br />
Freizeitangebot rund um<br />
Alpakas an. Die Ruchs waren bei<br />
„ Alpakas<br />
muss man<br />
einfach mögen“<br />
Herbert Ruch<br />
Alpaka-Züchter und<br />
Mitinhaber<br />
von Achalm-Alpaka<br />
der ersten Begegnung während eines<br />
Urlaubs in Montana sozusagen<br />
„schockverliebt“. Sofort sei ihnen eines<br />
klar gewesen: „Das könnte etwas<br />
für uns sein“, erinnert sich Herbert<br />
Ruch. Die Computer-Fachleute sattelten<br />
in der Tat um und starteten im<br />
Jahr 2004 mit drei tragenden Stuten<br />
das Projekt Alpaka – damals noch auf<br />
einem Areal unterhalb der Achalm.<br />
2006 folgte der Umzug nach Wasserstetten,<br />
seither wuchs die Herde<br />
nach und nach: Derzeit betreuen die<br />
Ruchs 103 Tiere. Das jüngste, Griseo,<br />
ist gerade mal zwei Monate alt,<br />
Tarma mit ihren 17 Jahren ist hingegen<br />
ein Tier der ersten Stunde. Beste<br />
Stute im Stall und eine „super Mama“<br />
ist Athene: „Die werden wir niemals<br />
verkaufen“, ist sich Ruch sicher und<br />
nimmt sie liebevoll in den Arm. „Ich<br />
bin auch nach diesen vielen Jahren<br />
immer noch komplett fasziniert von<br />
diesen Tieren und ihrem Verhalten“,<br />
beschreibt der inzwischen renommierte<br />
Alpaka-Fachmann seine Begeisterung<br />
und blickt sich im Stall<br />
des alten Bauernhauses in Wasserstetten<br />
um, in dem es trotz der vielen<br />
Tiere ausgesprochen ruhig ist. „Hier<br />
herrscht keine Hektik und kein Geschrei“,<br />
so Ruch. „Man muss Alpakas<br />
einfach mögen.“<br />
„Wer Alpakas zu lange in die Augen<br />
schaut, ist von ihnen für immer<br />
gefesselt“, heißt ein Sprichwort aus<br />
den Anden. Das gilt nicht nur für das<br />
Ehepaar Ruch, sondern auch für die
<strong>Querfeldein</strong>. //37<br />
Klempnerei<br />
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// Alpakas, hier im Stall,<br />
schauen den Menschen auch<br />
direkt in die Augen.<br />
Foto: Thomas Kiehl<br />
Blick in Alpakas verliebt.<br />
können Besucher die Tiere<br />
Spaziergang. Von Kirsten Oechsner<br />
meisten ihrer Besucher: „Viele kommen<br />
immer wieder.“ Einfach mal<br />
vorbeischauen und die Tiere auf den<br />
Weiden oder im Stall besuchen ist<br />
fast immer möglich. Darüber hinaus<br />
können bei Achalm-Alpaka Spaziergänge<br />
in verschiedenen Längen<br />
ab zwei bis zu 25 Personen gebucht<br />
werden – der absolute Renner ist die<br />
einstündige Tour im idyllischen Lautertal.<br />
Spaziergänge bei<br />
Wind und Wetter<br />
Dabei werden die Alpakas an einem<br />
Halfter geführt: „Am Anfang<br />
werden sie oft auf Leinendistanz<br />
gehalten“, erzählt Ruch. „Am Ende<br />
hängen die Spaziergänger fast auf<br />
den Tieren drauf, liebkosen sie.“ Die<br />
Spaziergänge finden bei jedem Wetter<br />
statt, außer bei heftigem Regen.<br />
Kälte macht den Tieren aus den Anden<br />
nichts aus, für die kalten Hände<br />
der Spaziergänger hat Ruch dann<br />
eine besondere Aufwärmmöglichkeit<br />
parat: „Einfach die kalten Finger<br />
tief ins Fell stecken, dann werden sie<br />
wieder warm.“<br />
Das ruhige und positive Wesen<br />
der Andentiere überträgt sich dabei<br />
auf die Menschen: „Ein Spaziergang<br />
mit Alpakas entspannt“, so<br />
Ruch. „Erwachsene suchen diese<br />
Erfahrung bewusst, Kinder merken<br />
es gar nicht.“ Ob Seniorengruppen<br />
oder Betriebsausflügler, Schulklassen<br />
oder Vereine: Diese etwas andere<br />
Art, die Seele baumeln zu lassen<br />
und der Hektik des Alltags zu entfliehen,<br />
kommt an. Selbst Junggesellinnen-Abschiede<br />
haben die Ruchs<br />
schon ausgerichtet: „Die suchten<br />
eine entspannte Alternative, haben<br />
ein paar nette Stunden hier verbracht<br />
und sich auch noch einen Blumen-<br />
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38 // <strong>Querfeldein</strong>.<br />
// Herbert Ruch ist nach wie vor fasziniert vom Wesen der Alpakas. Foto: Thomas Kiehl<br />
kranz gebunden.“ Beliebt ist es auch,<br />
bei Achalm-Alpaka Kindergeburtstage<br />
auszurichten – dann wird über den<br />
Spaziergang und einen Stallbesuch<br />
hinaus auch mit Alpaka-Wolle gefilzt.<br />
Alpakas gehören wie die Lamas zu<br />
den Neuweltkamelen, beide leben in<br />
den Anden. Lamas sind Lastentiere,<br />
Alpakas liefern dagegen Wolle und<br />
was wichtig ist: Sie spucken – anders<br />
als Lamas – nur, wenn sie einen trifftigen<br />
Grund haben und lassen sich<br />
durch kaum etwas stressen. „Wenn<br />
sie etwas nicht wollen, dann gehen<br />
sie einfach nicht weiter“, weiß Ruch<br />
aus Erfahrung. Aggressives Verhalten<br />
ist den Herdentieren fremd, sie haben<br />
ein großes Grundvertrauen in die<br />
Menschen und sind ihnen gegenüber<br />
nicht abweisend. Kein Wunder, dass<br />
Alpakas 2018 Trendtier des Jahres<br />
waren. Seither ist die Neugierde auf<br />
die Andentiere auf der Schwäbischen<br />
Alb deutlich gestiegen: Besucher und<br />
Spaziergänger kommen vom Großraum<br />
Stuttgart, aus Tübingen oder<br />
auch Ulm für ein ganz besonderes<br />
Erlebnis mit Alpakas ins kleine Dorf<br />
Wasserstetten.<br />
Mehr als nur<br />
Freizeittiere<br />
Für das Ehepaar Ruch sind Alpakas<br />
nicht nur Freizeittiere: Sie scheren<br />
die Alpakas auch und verarbeiten<br />
die Fasern zu Garn. Dieses kann im<br />
Hofladen oder auf Märkten gekauft<br />
werden, dort gibt es auch eine Auswahl<br />
an Kleidung. Auch werden auf<br />
Bestellung Bettdecken mit der laut<br />
Ruch „besten Naturfaser der Welt“<br />
hergestellt. Ruch hat auch nach 16<br />
Jahren nicht genug von den Alpakas,<br />
seine Begeisterung für sie ist noch so<br />
groß wie am ersten Tag. Und es wird<br />
sich nichts ändern, da ist er sich ganz<br />
sicher.<br />
Informationen:<br />
Achalm-Alpaka<br />
Johanna und Herbert Ruch<br />
Talstraße 52<br />
72532 Gomadingen-Wasserstetten<br />
Telefon: 07385/ 968990<br />
Mobil: 0162/ 2897445<br />
Mail: info@achalm-alpaka.de<br />
Homepage: www. Achalm-Alpaka.de
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// Keine Kompromisse – „Walter Subject“ liefern immer eine gute Show. Fotos: Jürgen Spieß<br />
Vom Bowling zum<br />
Shot-Rock<br />
Die Reutlinger Band „Walter Subject“ macht Musik, bis die Socken qualmen. Die Musiker<br />
haben sich über ihr gemeinsames Hobby kennengelernt. Von Jürgen Spieß<br />
Sie sind der Inbegriff für schweißtreibendes<br />
Abrocken mit Niveau:<br />
Zwei Alben hat die Reutlinger Band<br />
„Walter Subject“ seit ihrer Gründung<br />
2008 aufgenommen und sie plant für<br />
nächstes Jahr die Veröffentlichung<br />
des nächsten Longplayers, bei dem<br />
es viel um Aliens geht.<br />
Zwölf Wochen<br />
auf Platz 1<br />
Sie haben begeisternde Konzerte<br />
gegeben, waren vor sieben Jahren<br />
mit ihrem Song „Righty Right“ zwölf<br />
Wochen lang auf Platz 1 der „SWR<br />
DasDing Netzparade“ und ihre Single<br />
landete sogar als einziger Newcomer-Song<br />
in den „DasDing Jahrescharts“.<br />
Einen Karriereschub erfuhr<br />
„Walter Subject“ 2012 auch deshalb,<br />
weil sie in diesem Jahr das renommierte<br />
Southside Festival eröffnen<br />
durfte.<br />
Im Juni 2017 machte die fünfköpfige<br />
Band wieder von sich reden, als<br />
sie den Livebandcontest „Fürstenberg<br />
Lokal Derby“ gewann und sich<br />
damit gegen hundert der besten<br />
Livebands des wilden Südens durchsetzte.<br />
Nicht umsonst ist „Walter<br />
Subject“ vor allem als unschlagbare<br />
Livecombo bekannt. Auch das aktuelle<br />
Album „Just dance like nobody‘s<br />
watching“ läuft wieder hervorragend<br />
und schaffte es bei Amazon auf Platz<br />
1 der Aufsteiger des Tages.<br />
Kennengelernt haben sich die<br />
fünf Musiker schon einige Jahre vor<br />
ihrer Gründung über ein ganz anderes<br />
Hobby: Marc Ruff (Gesang),<br />
Dominik Prause (Gitarre), Christoph<br />
Kluck (Bass), Manuel Randecker<br />
(Gitarre) und Udo „Brad Chainsaw“<br />
Neugebauer (Schlagzeug) sind alle<br />
begeisterte Bowling-Spieler und ihr<br />
Lieblingsfilm ist „The Big Lebowsky“<br />
von Ethan und Joel Coen. Daher<br />
rührt auch ihr Bandname „Walter<br />
Subject“, denn John Goodman<br />
spielt in dem Kultfilm Jeff Bridges‘<br />
(The Dude) Kumpel Walter Sobchak,<br />
die beste Nebenrolle der Welt. Aus<br />
Sobchak wurde Subject und schon<br />
war der Bandname gefunden. Dazu<br />
Sänger Marc Ruff: „Wir haben beim<br />
Bowling immer besser ausgesehen<br />
als gespielt – bei der Musik ist es umgekehrt.“<br />
Eindrückliche<br />
Starkstrom-Momente<br />
Mit Alternative- und Shot-Rock<br />
(aus der Hüfte), einer Mischung aus<br />
Indie, Stoner und gutem alten Grunge<br />
kombinieren die fünf Reutlinger<br />
bekannte Stile zu einem starken<br />
Soundtrack für eindrückliche Starkstrom-Momente.<br />
Auch in Bezug auf<br />
Gesang und Bühnenshow langen die<br />
fünf Musiker stets in die Vollen. Die<br />
meist schneller und selten gemächlicher<br />
daherkommenden Songs mu-
<strong>Querfeldein</strong>. //41<br />
tieren durch Einsatz und Spielfreude<br />
der fünf Bowling-Freunde zu echten<br />
Kraftpaketen: Grundstock ist die<br />
präzise groovende Rhythmus-Arbeit<br />
des Drummers Udo „Brad Chainsaw“<br />
Neugebauer, des Bassisten Christoph<br />
Kluck und der beiden Gitarristen Dominik<br />
Prause und Manuel Randecker.<br />
Bestens zum<br />
Abrocken geeignet<br />
// Sänger Marc Ruff gibt bei den Konzerten alles.<br />
Die grobschlächtigen Mitgröl-Refrains,<br />
die der nimmermüde Sänger<br />
Marc Ruff von sich gibt, gehen zudem<br />
durch Mark und Bein. Unwiderstehliche<br />
Kracher wie „Righty Right“,<br />
„Them Wolves“, „The Road To Hell Is<br />
Paved With Good Intentions“ oder<br />
„Vicious Circles“ vom aktuellen Album<br />
bleiben sofort im Ohr hängen<br />
und eignen sich bestens zum Abrocken.<br />
Einige Stücke erinnern in ihren<br />
besten Momenten an die frühen Arctic<br />
Monkeys, nur ist der Alternativrock<br />
von „Walter Subject“ nicht ganz<br />
so schräg ausgerichtet. Da wird nicht<br />
tief gegründelt, sondern mit herausgehauenen<br />
Dreiminütern das Haus<br />
gerockt: „Wir haben alle unsere Jobs,<br />
Familie und sind längst aus dem Alter,<br />
um eine große Musikerkarriere<br />
zu starten“, meint Sänger Marc Ruff<br />
augenzwinkernd, „aber die Livebühne<br />
motiviert uns immer wieder neu.<br />
Das ist das, was wir am besten können<br />
und wobei sich unsere Energie<br />
entfalten kann.“<br />
Seit dem Jahr 2012, als „Walter<br />
Subject“ den ersten Platz bei einem<br />
Bandcontest der Schwäbischen<br />
Zeitung gewann und dadurch das<br />
renommierte Southside Festival eröffnen<br />
durfte, läuft es für die Band<br />
sprichwörtlich wie am Schnürchen.<br />
Die lokale Musikszene ist mit „Walter<br />
Subject“ zweifellos um einiges<br />
reicher geworden. Ihren nächsten<br />
Liveauftritt beim siebten „Walter<br />
Who?-Rumble“ am 24. Januar<br />
2020 im Reutlinger Kulturzentrum<br />
franz.K sollte man jedenfalls nicht<br />
verpassen. „Denn“, so sagte ein<br />
„Walter Subject“-Fan einmal bei<br />
einem Konzert, „das ist der größte<br />
Spaß, den man im bekleideten Zustand<br />
haben kann.“<br />
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42 // <strong>Querfeldein</strong>.<br />
Foto: sociologas/Shutterstock.com
<strong>Querfeldein</strong>. //43<br />
1-2-3<br />
Parkplatz frei<br />
Bruce Sharma und Tim Hummel haben zusammen eine App zum Vermieten und Mieten von privaten<br />
Pkw-Stellplätzen entwickelt. Die beiden Eninger, die 2020 das Abitur machen, haben 1,5 Jahre in die<br />
Entwicklung investiert. Von Norbert Leister<br />
Besitzen Sie zufällig eine<br />
private Pkw-Stellfläche in<br />
der Nähe des Hauptbahnhofs?<br />
Oder des Reutlinger<br />
Kreiskrankenhauses oder in<br />
unmittelbarer Nähe zur Innenstadt?<br />
„Mit unserer App<br />
ist es kein Problem, diese<br />
Stellfläche stunden- oder<br />
tageweise oder auch nur für<br />
ein paar Minuten zu vermieten“,<br />
sagt Tim Hummel.<br />
„Und diejenigen, die in die<br />
Stadt wollen, können sich<br />
einen Parkplatz in der Nähe<br />
des Zielortes suchen und buchen.<br />
Sie ersparen sich damit<br />
eine lästige Parkplatzsuche“,<br />
ergänzt Bruce Sharma.<br />
Informatik-<br />
Studium im Visier<br />
1,5 Jahre haben die heute<br />
18-Jährigen an der Planung,<br />
Entwicklung und Umsetzung<br />
dieser „1-2-3-Parkplatzfrei“-App<br />
gearbeitet – dabei<br />
sind sie ja eigentlich noch<br />
Schüler. „Wir machen nächstes<br />
Jahr das Abitur“, sagt<br />
Hummel. Beide besuchen<br />
gemeinsam eine Klasse im<br />
Technischen Gymnasium<br />
an der Reutlinger Ferdinand-von-Steinbeis-Schule,<br />
ihre schulischen Leistungen<br />
haben sich bis jetzt nicht<br />
dramatisch verschlechtert:<br />
Beide haben momentan einen<br />
Notendurchschnitt von<br />
2,1. Das müsste ausreichen,<br />
um zum einen das Abi zu<br />
bestehen, zum anderen aber<br />
auch, um einen Studienplatz<br />
in Informatik beziehungsweise<br />
Wirtschaftsinformatik<br />
zu kriegen. Denn ihre Perspektive<br />
sehen sie beide in<br />
dem Bereich, der sie nun<br />
schon seit rund fünf Jahren<br />
enorm beschäftigt. „Ich habe<br />
mit 13 Jahren angefangen<br />
zu programmieren“, erzählt<br />
Sharma. Er hat einen Onkel<br />
in den USA, „der ist IT-Projektleiter“.<br />
Von ihm habe<br />
Sharma viel gelernt, aber das<br />
reine Programmieren sei ihm<br />
schnell zu langweilig geworden.<br />
„Mit 16 Jahren habe ich<br />
mit der App-Entwicklung begonnen.“<br />
Ähnlich war es auch bei<br />
Tim Hummel. Als sie dann<br />
beide in dieselbe Schulklasse<br />
gingen – und dazu noch<br />
eine Anfrage kam, wie man<br />
einen Pkw-Stellplatz vermieten<br />
könnte, da ging es los mit<br />
der intensiven Suche nach<br />
einer Lösung für dieses Problem.<br />
„Grundsätzlich sieht<br />
unser Ansatz so aus, dass wir<br />
uns zu einem alltäglichen<br />
Problem überlegen, wie wir<br />
mit einer App das Leben der<br />
Nutzer erleichtern können“,<br />
sagt Bruce Sharma. So wie<br />
mit der Parkplatz-App. Und<br />
natürlich hatten sie sich anfangs<br />
auf die Suche gemacht,<br />
ob es etwas Ähnliches nicht<br />
schon gibt: „Wir haben gefunden,<br />
dass Daimler und<br />
BMW mit ‚Park now‘ so was<br />
für öffentliche Parkplätze<br />
entwickelt haben.“ Manche<br />
Städte etwa arbeiten auch<br />
an solchen Lösungen, zum<br />
Beispiel Bonn. „Diese Apps<br />
sind aber immer regional<br />
begrenzt“, sagt Hummel. Die<br />
App der beiden Eninger soll<br />
nach dem Start aber irgendwann<br />
bundes- und dann sogar<br />
europaweit ausgedehnt<br />
// Ärger, weil wieder weit und breit kein Parkplatz zu finden ist? Das gehört Dank der neuen App von Bruce<br />
Sharma und Tim Hummel bald der Vergangenheit an.<br />
Foto: Minerva Studio/shutterstock.com<br />
werden. „Zunächst aber in<br />
den deutschsprachigen Ländern.“<br />
Allerdings erfolge nun<br />
erst mal der Probelauf in<br />
Reutlingen.<br />
Erst mal<br />
Klinken putzen<br />
Wie sie an die ersten Nutzer<br />
kommen wollen, die<br />
ihre Stellfläche vermieten?<br />
„Es geht zunächst um die<br />
Parkplätze in der Nähe von<br />
Bahnhof, Kino und Krankenhaus“,<br />
sagt Bruce Sharma.<br />
Weil es sich dabei um nicht<br />
viel mehr als geschätzte 100<br />
Plätze handle, die überhaupt<br />
in Frage kämen, wollen sie<br />
tatsächlich an den jeweiligen<br />
Häusern klingeln.<br />
Wie die Vermietung funktionieren<br />
soll? Der Stellplatz-Eigentümer<br />
gibt in der<br />
App an, zu welcher Zeit er die<br />
Fläche zur Verfügung stellen<br />
will. Etwa, wenn er oder sie<br />
morgens um acht Uhr zur<br />
Arbeit fährt und abends um<br />
17 Uhr zurückkommt, dann<br />
könnte er in der Zeit dazwischen<br />
den Platz vermieten.<br />
Oder auch die Stellfläche<br />
nur minutenweise zur Verfügung<br />
stellen. Den Mietpreis<br />
legen die Vermieter<br />
selbst fest. „Er sollte sich an<br />
dem Preis der Parkhäuser in<br />
der Umgebung orientieren.“<br />
Und der Nutzer? Der sucht<br />
sich an seinem Zielort einen<br />
zu vermietenden Stellplatz<br />
in der Nähe, bucht den, bezahlt<br />
per Kreditkarte oder<br />
Lastschrift und ruckzuck ist<br />
der Parkplatz in der App für<br />
den gebuchten Zeitraum für<br />
ihn reserviert. Und natürlich<br />
navigiert die App den Nut-
44 // <strong>Querfeldein</strong>.<br />
zer dann zu dem gebuchten<br />
Stellplatz hin. „Damit entfällt<br />
der lästige Parkplatz-Suchverkehr.“<br />
Eigene Firma<br />
gegründet<br />
Möglich sei auch, die<br />
Parkzeit in der App zu verlängern<br />
– wenn nicht schon<br />
der nächste Kunde gebucht<br />
hat. „Dann schlägt unsere<br />
App den nächsten freien<br />
Parkplatz in der Nähe vor“,<br />
sagen die Entwickler. Und<br />
wenn jemand völlig unberechtigt<br />
den Parkplatz blockiert?<br />
„Wir arbeiten mit Abschleppdiensten<br />
zusammen,<br />
die im Extremfall dann auch<br />
das Auto entfernen würden.“<br />
Ein wenig verdienen möchten<br />
die beiden 18-Jährigen<br />
an der Vermietung auch – 30<br />
Prozent der Vermietungskosten<br />
gehen an ihre eigene Firma<br />
„semicolon-informatics“,<br />
die sie schon vor zwei Jahren<br />
gegründet haben. „Je mehr<br />
Werbepartner wir finden,<br />
umso mehr könnten wir mit<br />
der Provision runtergehen“,<br />
sagt Tim Hummel. Doch damit<br />
nicht genug: „Wir wollen<br />
// Die beiden Eninger Bruce Sharma und Tim Hummel (links) haben die „1-2-3-Parkplatz-frei“-App gemeinsam<br />
entwickelt.<br />
Foto: Norbert Leister<br />
die kleine Bäckerei in der<br />
Nähe oder Restaurants in<br />
der Umgebung mit ins Boot<br />
holen, die können dann werben<br />
oder auch Gutscheine<br />
verteilen“, betont Hummel.<br />
„Interessant wäre die App<br />
natürlich für die Betreiber<br />
von Events und Messen“,<br />
denken die beiden schon<br />
weiter voraus, wenn sie etwa<br />
im Stuttgarter Flughafenund<br />
Messebereich Vermieter<br />
finden würden. Irgendwann<br />
könnten natürlich auch öffentliche<br />
Parkplätze und<br />
Parkhäuser aufgenommen<br />
werden. „Langfristig wollen<br />
wir auch Firmenparkplätze<br />
mit aufnehmen – die stehen<br />
doch eh zumeist an den Wochenenden<br />
leer“, so Sharma.<br />
„Da gibt es ein Riesenpotenzial.“<br />
Kontakt mit der Stadt<br />
Reutlingen haben die Jungs<br />
auch schon aufgenommen,<br />
„die fanden unsere Idee gut.“<br />
Viel Anerkennung und einen<br />
dritten Platz haben die<br />
18-Jährigen auch schon gewonnen,<br />
als sie ihre Idee bei<br />
einem „Startup-bw-pitch“<br />
vorstellten. Ob sie sich selbst<br />
als Nerds bezeichnen würden?<br />
Beide lachen. „Nein, ich<br />
bin doch der typische Nicht-<br />
Nerd“, sagt Tim Hummel. „Na<br />
ja, vielleicht ein bisschen“,<br />
ergänzt er nach kurzem<br />
Überlegen. Doch Bruce Sharma<br />
widerspricht: „Wir sitzen<br />
ja nicht die ganze Zeit nur<br />
vor dem Computer, sondern<br />
müssen auch ganz viel organisieren,<br />
telefonieren, besprechen,<br />
Vorträge halten.“<br />
Gedanke der<br />
Nachhaltigkeit<br />
Ach, eins noch: „Uns ist<br />
ganz wichtig, dass wir mit<br />
Edenproject kooperieren“,<br />
sagt Bruce Sharma. „Jedes<br />
Mal, wenn jemand über unsere<br />
App einen Parkplatz<br />
bucht, dann wird über unseren<br />
Kooperationspartner<br />
ein Baum gepflanzt.“ Der<br />
Gedanke der Nachhaltigkeit<br />
– „den haben nur wir in solch<br />
einer App“.<br />
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Jede Uhr erzählt<br />
eine Geschichte<br />
Rudi Wurster und die Schätze der Streuobstwiesen
48 // <strong>Querfeldein</strong>.<br />
Rudi Wurster ist von heimischen Hölzern fasziniert. Diese Faszination<br />
spiegelt sich in den kleinen Kunstwerken wider, die der Dettinger<br />
Optikermeister und Uhrmacher kreiert: Er fertigt Ermstal-Uhren. Jede Uhr<br />
ist ein echtes Unikat. Von Nathalie Eckelt<br />
// Die Holzmaserungen prägen den individuellen Look der Uhren und geben ihnen einen<br />
ganz besonderen Charme.<br />
Foto: Claus Arnold<br />
Schon als Kind hat Rudi Wurster<br />
gerne gebastelt. „Ich habe schon immer<br />
gerne mit den Händen gearbeitet“,<br />
erzählt der Dettinger Optikermeister<br />
und Uhrmacher. „Ich liebe<br />
es, wenn man morgens an seinen<br />
Werktisch geht und sich anschaut,<br />
was man gestern Abend gemacht<br />
hat.“ Am Werktisch des Dettingers<br />
entstehen ganz besondere Kunstwerke:<br />
handgefertigte Uhren aus heimischem<br />
Holz – die Ermstal-Uhren.<br />
Das mit der Uhrenproduktion begann<br />
übrigens vor drei Jahren. Damals<br />
kam ein Bekannter mit einer<br />
besonderen Bitte zu Rudi Wurster,<br />
der sein Fachgeschäft seit über 30<br />
Jahren in der Dettinger Ortsmitte<br />
führt. „Er brachte mir wenige Tage<br />
vor Weihnachten ein vorgearbeitetes<br />
Stück Holz und bat mich, daraus<br />
eine Uhr für seine Frau zu machen.“<br />
Der sympathische Uhrmacher wollte<br />
seinen Freund nicht enttäuschen,<br />
merkte aber schnell, worauf er sich<br />
da eingelassen hatte. Schließlich<br />
blieb ihm nicht viel Zeit. Also arbeitete<br />
er Tag und Nacht an der Uhr,<br />
die schließlich pünktlich zu Heiligabend<br />
fertig wurde. „Mein Freund<br />
war glücklich, seine Frau war glücklich<br />
und ich war zufrieden, aber nicht<br />
ganz glücklich“, sagt er mit einem<br />
Lächeln. „Ich bin Perfektionist und<br />
hätte das gerne noch besser hinbekommen.“<br />
Diese Erfahrung und<br />
seine erste selbst hergestellte Uhr<br />
ließen ihn nicht mehr los. So reifte<br />
eine Idee in ihm. Schon drei Monate<br />
später waren im darauffolgenden<br />
Frühling einige Modelle der „Ermstal-Uhr“<br />
fertig.<br />
Fülle an<br />
Ideen und Rohstoffen<br />
Um Rudi Wurster hat sich ein<br />
ganzes Netzwerk treuer Unterstützer<br />
gebildet, die ihm mit Rat und Tat<br />
zur Seite stehen. Seine Heimat, das<br />
Ermstal, bietet dazu eine wunderbare<br />
Fülle an Ideen und Rohstoffen.<br />
„Das Holz für meine Uhren stammt<br />
größtenteils aus dem Streuobstgürtel“,<br />
erzählt er. Ihn faszinieren die<br />
unterschiedlichen Farbigkeiten und<br />
Maserungen der heimischen Hölzer<br />
– sei es vom Apfelbaum, der Dettinger<br />
Kirsche, oder das Buchen- und<br />
Eichenholz. „Die Farbe und Beschaffenheit<br />
des Holzstücks hängt<br />
auch damit zusammen, an welcher<br />
Stelle vom Baum es gewachsen ist.“<br />
So zieht Rudi Wurster gerne los und<br />
sammelt besondere Holzstücke, die<br />
nach dem Fällen eines Baumes liegen<br />
gelassen wurden. Manchmal<br />
bringen die Kunden das Holz für ihre<br />
Wunschuhr aber auch selbst mit. So<br />
brachte einmal jemand einen alten<br />
Eichenbalken vom elterlichen Haus,<br />
das abgerissen worden war. Rudi<br />
Wurster machte daraus schließlich<br />
gleich vier Armbanduhren.<br />
Jede Uhr ist ein Unikat. „Ich sollte<br />
einmal 15 gleiche Uhren machen“,<br />
so der Uhrmacher. „Das habe ich gemacht<br />
und sie dann alle nebeneinandergelegt:<br />
Sie waren alle verschieden.“<br />
Die erste Form des Holzgehäuses fräst<br />
übrigens eine CNC-gesteuerte Maschine<br />
– danach werden die Rohlinge<br />
in Handarbeit geschliffen und mit<br />
einem speziellen Bio-Wachs poliert,<br />
sodass die Ermstal-Uhren angenehm<br />
auf der Haut liegen.<br />
Das Zifferblatt besteht aus Metall,<br />
das vergoldet oder versilbert und<br />
auch mit verschiedenen Motiven bedruckt<br />
werden kann. „An die meisten<br />
Uhren sind persönliche Erinnerungen<br />
geknüpft“, weiß Wurster. „Manche<br />
Kunden möchten ein Foto ihrer<br />
Enkel auf dem Zifferblatt, ein Bild<br />
ihrer Katze, ihres Hundes oder auch<br />
ihres Motorrads.“ Ein Ingenieur ließ<br />
sich seine Konstruktionspläne auf das<br />
Zifferblatt drucken, eine begeisterte<br />
Näherin ihre Nähmaschine und eine<br />
Friseurin ein Bild ihrer Schere. So erzählt<br />
jede Uhr eine eigene Geschichte,<br />
die dem Uhrmacher oft selbst zu Herzen<br />
geht. „Eine Frau wollte auf dem<br />
Ziffernblatt gerne die tomografische<br />
Aufnahme ihrer Wirbelsäule haben.<br />
Sie ist unheilbar krank und weiß, dass<br />
sie wahrscheinlich in einigen Jahren<br />
nicht mehr laufen kann.“ Oft sind die<br />
Uhren auch Geschenke. So bestellte<br />
zum Beispiel ein Schwiegersohn für<br />
„ Ich habe<br />
schon immer<br />
gern mit<br />
den Händen<br />
gearbeitet.“<br />
Rudi Wurster<br />
Optikermeister<br />
und Uhrmacher
<strong>Querfeldein</strong>. //<strong>49</strong><br />
seinen Schwiegervater eine Uhr, auf<br />
der dessen Hochzeitsbild aus den<br />
50er-Jahren zu sehen war. Auch Landschaften<br />
oder Gebäude werden gerne<br />
als Motive gewählt, wie das Calverbühl,<br />
der Hohenneuffen oder die Sieben<br />
Keltern in Metzingen. Seine eigene<br />
Uhr ziert das Bild von „Angekko“,<br />
dem Zauberarzt und Häuptling aus<br />
dem Roman „Rulaman“ des Grabenstetter<br />
Autors David Friedrich Weinland.<br />
„Das war das erste Buch, das ich<br />
als Zehnjähriger ganz und auch mehrmals<br />
gelesen habe“, erzählt er. Den<br />
Namen des Häuptlings hat sich der<br />
Uhrmacher übrigens für seine Dettinger<br />
Manufaktur schützen lassen.<br />
// Die Arbeit an Uhren ist eine filigrane Sache. Foto: Thomas Kiehl<br />
Natürlich braucht auch jede Uhr<br />
ein Armband. Und auch das stammt<br />
bei Wursters Uhren aus dem Ermstal,<br />
nämlich von den Dettinger Ziegen<br />
vom Calverbühl. Muss eine von ihnen<br />
ihr Leben lassen, wird ihr Fell weiterverarbeitet<br />
– ebenfalls im Ermstal.<br />
„Ich gebe das Fell zum Gerben in<br />
die Metzinger Gerberei“, so Wurster.<br />
Selbst die Verpackung für seine Uhren,<br />
ein Stülpkarton, stammt aus Dettingen.<br />
Lediglich das Uhrwerk kommt<br />
nicht aus dem Ländle, sondern aus<br />
Japan. Die Farbauswahl des Ziegenleders<br />
erstreckt sich von Schwarz bis<br />
hin zu verschiedenen Brauntönen.<br />
Wer dabei nicht fündig wird, kann<br />
sich auch für verschiedene andere<br />
Armbänder in allen möglichen Farben<br />
entscheiden. Platz für persönliche<br />
Widmungen und Gravuren gibt<br />
es auf dem Boden der Uhr. Während<br />
Frauen ihre Uhren gerne „Ton in Ton“<br />
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50 // <strong>Querfeldein</strong>.<br />
hätten die Herren mehr Mut zu Kontrasten<br />
und Holzmaserungen. Bis<br />
eine Ermstal-Uhr fertig ist, dauert es<br />
rund drei Wochen. Neben Uhren fertigt<br />
Rudi Wurster aber auch individuelle<br />
Schmuckstücke an. „Für ihre<br />
kleine Tochter haben Eltern kürzlich<br />
einen Kettenanhänger mit einem<br />
bunten Einhorn bestellt“, berichtet<br />
Wurster.<br />
Leidenschaft und<br />
Herausforderung<br />
Werden die besonderen Uhren<br />
und Schmuckstücke abgeholt, ist die<br />
Freude groß. „Eine junge Dame, die<br />
ihre Uhr das erste Mal sah, war so gerührt,<br />
dass fast die Tränen flossen“,<br />
freut sich der Uhrmacher. Oft werde<br />
er auch auf der Straße von Kunden<br />
angesprochen, an die er sich selbst<br />
gar nicht mehr erinnert, die ihm dann<br />
aber stolz ihre Uhr präsentieren.<br />
// Die Ermstal-Uhren aus Rudi Wursters Werkstatt sehen alle unterschiedlich aus, jeder Zeitmesser ist ein absoluter Hingucker und ein<br />
echtes Unikat. <br />
Foto: Thomas Kiehl<br />
Mittlerweile hat Rudi Wurster bereits<br />
über 400 Ermstal-Uhren gefertigt.<br />
„Meine Uhren hatten nie einen<br />
wirtschaftlichen Hintergrund“, sagt<br />
er. „Das ist für mich eine Leidenschaft<br />
und eine berufliche Herausforderung.<br />
Es macht mir Freude, etwas<br />
Gutes zu machen.“ Tatsächlich<br />
spürt man schnell, mit wie viel Herzblut<br />
der Dettinger an die Arbeit und<br />
auf seine Kunden eingeht.<br />
Auch wenn gerade die Uhr einem<br />
vor Augen führt, wie schnell die Zeit<br />
vergeht, schafft Wurster es, die persönlichen<br />
Erinnerungen seiner Kunden<br />
mithilfe der natürlichen Schätze<br />
des Ermstals festzuhalten.<br />
Und so bleibt spannend, welche<br />
Geschichte wohl mit der nächsten<br />
Uhr aus Rudi Wursters Werkstatt erzählt<br />
wird.
<strong>Querfeldein</strong>. //51<br />
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Vergleichsbild<br />
Das untere Bild unterscheidet<br />
sich vom seitenrichtigen Bild<br />
durch zehn sachliche Veränderungen.<br />
„Der hatte das letzte Mal keine<br />
Post für mich!“<br />
1 Die Spitze des Zaunpfahls ganz<br />
links ist abgebrochen. 2 Der Stummelschwanz<br />
des Hundes fehlt. 3<br />
Die Augen des Hundes sind verändert.<br />
4 Das rechte Ohr des Hundes<br />
ist verändert. 5 Das Posthorn auf<br />
der Mütze ist seitenverkehrt. 6 Am<br />
rechten Hinterfuß des Hundes fehlen<br />
die Krallen. 7 An dem Schuh<br />
links im Bild fehlen die Schnürsenkel.<br />
8 Der Tragegurt der Posttasche<br />
ist verändert. 9 Die Schnalle der<br />
Posttasche ist verändert. 10 Im<br />
Zaunpfahl ganz rechts fehlen zwei<br />
Nägel.<br />
Lösung Vergleichsbild
<strong>Querfeldein</strong>. //53<br />
Lösungen der Rätsel von Seite 52<br />
6 5 7 9 3 2 4 1 8<br />
4 9 3 8 1 5 7 2 6<br />
8 1 2 7 4 6 3 5 9<br />
5 2 1 3 7 8 9 6 4<br />
7 3 6 4 2 9 1 8 5<br />
9 8 4 6 5 1 2 7 3<br />
2 7 8 5 9 4 6 3 1<br />
3 6 9 1 8 7 5 4 2<br />
1 4 5 2 6 3 8 9 7<br />
7 3 6 1 4 9 5 8 2<br />
4 5 8 2 6 7 3 1 9<br />
9 1 2 5 3 8 6 4 7<br />
5 6 7 3 2 4 8 9 1<br />
3 8 4 9 7 1 2 5 6<br />
2 9 1 8 5 6 7 3 4<br />
6 2 3 4 9 5 1 7 8<br />
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54 // <strong>Querfeldein</strong>.<br />
Ein vorwinterliches Schneestapfen mit Buchstabensuppe,<br />
Obstler aus dem Ermstal und weiteren Wundern der Jahreszeit.<br />
Betrachtungen von Matthias Reichert<br />
Spätherbst – die vormals bunten<br />
Bäume in der Reutlinger Pomologie<br />
sind bald kahl, im Ermstal ist<br />
die Obsternte eingefahren, das Heu<br />
stapelt sich in den Scheunen. Die<br />
Menschen haben längst die warmen<br />
Jacken aus dem Schrank geholt<br />
und ballen in der abendlichen<br />
Kälte die Fäustlinge, wenn ihnen<br />
der Besuch von nebenan wieder<br />
mit dem dicken SUV die Einfahrt<br />
zuparkt. Manche trauern der Sommerhitze<br />
nach und den Bahnen im<br />
Reutlinger Markwasenwellenbad<br />
oder im Bad Uracher Höhenfreibad,<br />
unbeschwerte Schwimmzüge unter<br />
dem Gekreische der jungen Leute<br />
am Beckenrand. Andere holen vorsorglich<br />
schon mal die Christbaumkugeln<br />
aus dem Keller.<br />
Soll der Winter doch<br />
kommen, hat der Schreiber<br />
neulich beim Sonntagsspaziergang<br />
im Landkreis<br />
Reutlingen gedacht. Die Arbeitsspeicher<br />
seiner kleinen<br />
Wörterfabrik sind randvoll mit<br />
Buchstaben, die auf Tastendruck<br />
aus dem Computer purzeln, der<br />
Drucker startklar am Sätze-Fließband.<br />
Der Lohn langt allemal für<br />
eine warme Buchstabensuppe.<br />
Und immer zur Herbstzeit für eine<br />
Flasche Obstler aus dem Ermstal.<br />
Abends trinkt unser Wörterschmied<br />
ein kleines Glas davon;<br />
heiß wie Feuer rinnt der Hochprozentige<br />
dann durch die Kehle, und<br />
des Alltags Mühe verdampft.<br />
Einmal hat er auch der lieben<br />
Verwandtschaft in Berlin<br />
eine Flasche mitgebracht.<br />
Doch die angeheiratete<br />
Cousine<br />
dritten Grades schlürft lieber Cocktails,<br />
und ihr Ehemann schwört<br />
auf Weiße mit Schuss. Hauptstädtergaumen<br />
wissen einfach nicht,<br />
was wirklich gut ist! Deshalb leben<br />
die Hauptstädter ja auch nicht<br />
im schönsten Landkreis der Welt,<br />
dessen Landrat weder Papst noch<br />
SPD-Vorsitzender werden will, weil<br />
er bereits den schönsten Beruf der<br />
Welt hat, wie er nicht müde wird zu<br />
erzählen.<br />
Der Winter naht tatsächlich, auf<br />
der nahen Alb hat es heuer schon<br />
Anfang November geschneit. Der<br />
Schreiber hat sogleich eine ausgedehnte<br />
Wanderung gemacht, ist<br />
durch den Neuschnee gestapft und<br />
hat sich gefreut, dass man darunter<br />
das Laub nicht mehr gesehen hat.<br />
Die Wochen davor war nämlich die<br />
große Zeit der Laubsauger gewesen.<br />
Das hat bei jedem Gang in die Stadt<br />
unangenehme Erinnerungen an die<br />
Jahre geweckt, als der Autor noch<br />
am nahen Park gewohnt hat.<br />
Hundertmal haben sie ihn damals<br />
an den Wochenenden aus dem<br />
Schlaf gerissen! Laubsauger sind<br />
die Bestimmung technikbegeisterter<br />
Männer jenseits der Midlife-Crisis<br />
und zugleich das Schicksal ihrer<br />
Nachbarn, das haben langjährige<br />
Feldstudien in des Schreibers Umfeld<br />
ergeben: mit stoischer Miene<br />
das Gebläse röhren lassen, die finsteren<br />
Blicke der Passanten ignorieren,<br />
die sich demonstrativ die Ohren<br />
zuhalten. Eins werden mit der<br />
mächtigen Maschine, Triumph<br />
der Ingenieurskunst, die nicht<br />
nur schnelle Autos baut, sondern<br />
auch laute und leistungsstarke<br />
Laubsauger. Manche Männer kaufen<br />
sich mit 50 Jahren<br />
eine Harley und<br />
brausen fortan donnernd<br />
über Felder<br />
und Fluren. Andere<br />
entdecken die Lust<br />
des Laubsaugens.<br />
Egal, demnächst werden<br />
sie als Weihnachtsmänner<br />
gebraucht. Mit weißem Bart und<br />
einem Sack voller Geschenke die<br />
Kinder zum Gedichte-Aufsagen<br />
animieren – solche Einsätze hat der<br />
Schreiber bislang zu vermeiden gewusst.<br />
Aber auch er meint schon,<br />
Zimt, gebrannte Mandeln und Lebkuchen<br />
in der Luft zu schmecken.<br />
„Weihnachten, bitte kommen!“,<br />
jauchzt der Textfabrikant und holt<br />
die Glühweintasse vom Vorjahr aus<br />
dem Schrank. Landauf, landab beginnen<br />
jetzt schließlich die Weihnachtsmärkte<br />
– gleichgültig, ob<br />
draußen 30 Zentimeter Neuschnee<br />
liegen oder ob der Klimawandel<br />
schon im Dezember den Vorfrühling<br />
ausbrechen lässt.<br />
Frühling? Zweiter Frühling?<br />
Der Schreiber beschließt angesichts<br />
dieses Gedankens,<br />
demnächst einen Text über<br />
die Midlife-Crisis zu<br />
verfassen. Die nötigen<br />
Buchstaben hat<br />
er schon im Arbeitsspeicher,<br />
er muss sie<br />
nur noch richtig zusammensetzen.<br />
Vor<br />
dieser spätherbstlichen<br />
Bastelarbeit wird er aber erst<br />
einmal den Toner des Druckers auffüllen<br />
und die ersten Weihnachtsgeschenke<br />
besorgen. Ein Laubsauger<br />
dürfte nicht darunter sein.<br />
Grafiken: agrino, Moloko88, DMaryashin, Robert Adrian Hillman / shutterstock.com
<strong>Querfeldein</strong>. //55<br />
Kleiner Schatz aus alter Zeit<br />
Nach über 700 Jahre Mühltradition ist die Trost Mühle in Bempflingen<br />
jetzt ein Kleinod für Leckeres und Events.<br />
Ihre Geschichte reicht weit zurück. Sie diente<br />
früher dem Kloster Zwiefalten als auch etlichen<br />
Grafen als Mahl- und Sägewerk. Im Jahre 1859<br />
ging das Mühlgeschäft an die Familie Trost.<br />
Nachdem 2013 der Betrieb durch die Gebrüder<br />
Günter und Reiner Trost eingestellt wurde, erhielt<br />
die Mühle eine neue Bestimmung.<br />
Stimmungsvoller<br />
Unter dem Motto „gesund leben, schön<br />
Stimmungsvoller Adventsmarkt Adventsmarkt in der Alten<br />
schenken, einfach genießen“ der Säge<br />
hat Andrea Alten Trost Säge<br />
gemeinsam mit ihrem Onkel Günter einen<br />
familiären Ort der Begegnung, des Genusses<br />
und der Entspannung geschaffen. „Ich möchte<br />
das Schöne in den Dingen erkennbar und<br />
… Lebkuchen …<br />
sichtbar machen“, beschreibt Andrea Trost ihre<br />
… Lebkuchen …<br />
Motivation, neues Leben in die alten Mauern<br />
… Glühwein & Punsch …<br />
… Glühwein & Punsch …<br />
zu bringen. Und so schreibt sie die Geschichte<br />
der Mühle fort. Entstanden ist ein liebevoll<br />
… Heiße Rote …<br />
… Heiße Rote …<br />
eingerichteter Mühlenladen mit ausgewählten und Genießen.“ Hier ist reichlich Platz für<br />
… gemütliches Zusammensein …<br />
… gemütliches Zusammensein …<br />
Mühlenprodukten wie hochwertige Weizen-, kulturelle Ereignisse, romantische Feiern und<br />
Dinkel-, Roggenmehlen und mehr. „Sie erhal-<br />
Hochzeiten, aber auch Raum für individuelle<br />
er Alten Säge<br />
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Fr, 29.11. von 17.00–22.00 Uhr<br />
… Lebkuchen Samstag, … 30.11. von 10.00 bis 14.00 Uhr<br />
… Glühwein Samstag, & Punsch … 07.12. von 10.00 Weitere bis Termine: 14.00 Uhr<br />
… Heiße Samstag, Rote … 14.12. von 10.00 Sa, 30.11. bis von 14.00 10.00–14.00 Uhr Uhr<br />
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Bempflingen<br />
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hat sie ein wahres Kleinod geschaffen, das Zukunft<br />
hat. Auszeiten finden, Natur genießen<br />
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hier möglich, ganz gleich zu welcher Jahreszeit.<br />
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