2019/49 - Querfeldein

18 // Querfeldein.
Was macht den Ironman auf Hawaii
so besonders?
Kuhnert: Einerseits findet da auch
immer die Weltmeisterschaft statt
und andererseits hat das Event dort
einfach ein ganz bestimmtes Flair.
Ich bin jetzt nicht so der Amerika-Fan,
doch Hawaii ist da was ganz
anderes. Die Menschen auf Hawaii
sind super freundlich, zuvorkommend
und man hat immer das Gefühl,
dass man willkommen ist.
Über 2000 Triathleten gehen auf Hawaii
an den Start. Bekommt man
denn da in so einer Situation keine
Platzangst?
Kuhnert: Da alle acht Minuten eine
Altersklasse startet, hält sich das mit
dem Gedränge am Schwimmstart etwas
in Grenzen. Da ich im Schwimmen
recht gut bin, habe ich da auch
einen kleinen Vorteil und kann nach
einem kleinen Sprint zu Beginn vorne
wegschwimmen und bin so aus
dem Getümmel raus.
Trotzdem ist das Schwimmen im
offenen Meer etwas anderes als im
Hallen- oder Freibad?
Kuhnert: Das stimmt, aber das geht
schon irgendwie. Auch im Training
schwimmen wir Wasserball-Kraul,
also mit Kopf oben. So hat man immer
die Orientierung, und das muss
man im offenen Meer einfach konsequent
durchziehen.
// Kuhnert während der 180,3 km langen Radstrecke auf Hawaii. Foto: FinisherPix
Sie haben den Ironman in 9:55:10
Stunden absolviert. Wie groß ist der
innere Schweinehund, den es zu überwinden
gilt?
Kuhnert: Es geht. Beim Schwimmen
und Radfahren hatte ich beispielsweise
keine Probleme. Auch die ersten
Kilometer beim Laufen waren in
Ordnung. Da der Veranstalter den
Streckenverlauf im Energy Lab, dem
heißesten Ort der Insel, dieses Mal
verlängert hat, habe ich mich schon
kurz gefragt, warum ich das hier
überhaupt mache. Aber mit dem Bewusstsein,
dass daheim so viele vor
dem Liveticker und TV bis spät in die
Nacht mitfiebern und meine Familie
am Streckenrand stand, war Aufgeben
nie eine Option. Als ich dann auf die
Palani Road abgebogen bin und es
nur noch 1,5 Kilometer bis ins Ziel waren,
war ich überglücklich, vor allem,
als die Info von außen kam, dass ich
unter zehn Stunden bleiben würde.
Wie sieht es bei so einer langen Dauer
mit dem Verpflegungsmanagement
aus?
Kuhnert: Man muss natürlich
viel trinken und auch essen. Ich
für mich habe jedoch festgestellt, dass
feste Nahrung während des Wettkampfes
gar nicht geht und nehme
daher alles flüssig zu mir. Da gibt es
an der Strecke auch in regelmäßigen
Abständen Verpflegungsstände.
Und wenn man mal auf die Toilette
muss?
Kuhnert: Dann stehen da jede Menge
Dixie-Klos an der Strecke oder man
lässt es einfach laufen. In die Büsche
darf man auf Hawaii nicht, da
wird man sofort disqualifiziert. Viele
Sportler schwitzen jedoch so viel,
dass sie während des Wettkampfes
gar nicht müssen.
Sie sind im August 30 Jahre alt geworden.
Welche Ziele haben Sie als
nächstes?
Kuhnert: Da ich den Sport jetzt 20
Jahre intensiv betrieben habe, werde
ich nun kürzertreten. Gerade auf Hawaii
habe ich gemerkt, dass selbst im
Hobby-Bereich alles professioneller
wird. Da bringen Teilnehmer sogar
ihre eigenen Physiotherapeuten mit.
Das ist nicht mehr meine Welt.
Und was heißt das genau?
Kuhnert: Ich werde dem Sport für
mich schon noch treu bleiben, aber
auf einem anderen Niveau und nur
noch für mich, ohne Wettkämpfe.
Da ich nächstes Jahr auch heiraten
werde, steht die Familie, die mich die
vergangenen Jahre extrem unterstützt
hat, nun im Vordergrund.
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