advantage Nr 1 März 2019
Vorteil in Wirtschaft und Leben
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32 <strong>advantage</strong> | Wirtschaft Alpen-Adria | <strong>advantage</strong> 33<br />
„Auch Einsamkeit ist ein großes Thema,<br />
speziell im ländlichen Gebiet“, weiß Mag.<br />
Scheucher-Pichler. „Immer mehr bleiben<br />
allein zurück. Die Fälle von Altersdepression<br />
nehmen zu, vor allem bei Männern“, erklärt<br />
sie. Dieses Problem müsse in Zukunft<br />
stärker berücksichtigt werden.<br />
Neue Wohnformen können der Einsamkeit<br />
entgegenwirken und sowohl für Junge als<br />
auch Alte eine Bereicherung sein. Die Großfamilie<br />
gibt es so gut wie nicht mehr, sie ist<br />
aber das Vorbild für das moderne<br />
Mehrgenerationen-Wohnen. In<br />
Schweden entstanden bereits in den<br />
1980er Jahren die ersten Anlagen.<br />
In Wien gilt das Areal Sargfabrik als<br />
beispielhaftes Modell für Generationenwohnen.<br />
Insgesamt werden 15<br />
Prozent der Wohnungen gezielt an<br />
Behinderte, an Menschen mit kurzfristigem<br />
Wohnbedarf, Jugendliche<br />
mit sozialpädagogischer Betreuung<br />
sowie an alte Menschen vergeben.<br />
Sämtliche Gemeinschaftseinrichtungen<br />
sind barrierefrei zu erreichen. Auch<br />
beim Hamburger Projekt „Halbe Halbe“<br />
besteht die Besonderheit darin, dass junge<br />
Menschen und Senioren sich mit Menschen<br />
mit und ohne Behinderung zusammentun,<br />
um in einem gemeinsamen Wohnmodell zu<br />
leben. Das sind nur zwei Beispiele für das<br />
Generationenwohnen, das sich zunehmender<br />
Beliebtheit erfreut.<br />
—————————————<br />
„Frühe Hilfe erhöht die<br />
Lebensqualität und spart<br />
langfristig Kosten“<br />
Mag. Elisabeth Scheucher-Pichler,<br />
Präsidentin des Hilfswerks Kärnten<br />
Foto: Hilfswerk Kärnten<br />
—————————————<br />
Eine Möglichkeit, seine Selbstständigkeit zu<br />
erhalten, der Einsamkeit zu entgehen und<br />
nach – steigendem – Bedarf Hilfe in<br />
Anspruch nehmen zu können, ist das<br />
betreubare und betreute Wohnen. Jeder lebt<br />
allein in der eigenen Wohnung, hat aber<br />
einen raschen und unkomplizierten Zugang<br />
zu verschiedenen Formen der Alltagsunterstützung<br />
inklusive regelmäßiger Treffen in<br />
den Gemeinschaftseinrichtungen. Während<br />
das betreubare Wohnen über eine Notrufanlage<br />
verfügen muss, die 24 Stunden funktionsfähig<br />
ist und direkt mit Anbietern mobiler<br />
Dienste oder einem Alters -oder Pflegeheim<br />
verbunden ist, gibt es beim betreuten<br />
Wohnen „Alltagsmanager“, die den Bewohnern<br />
für die Beratung und Vermittlung verschiedener<br />
Hilfsangebote zur Verfügung<br />
stehen. Heimhelfer/innen können diesen<br />
Beruf als Fortbildung erlernen und ihre<br />
Kompetenz in verschiedenen Weiterbildungen<br />
ausbauen.<br />
Der Einsatz solcher Alltagsmanagerinnen<br />
müsse in Zukunft auch bei freien und nicht<br />
nur genossenschaftlichen Trägern gefördert<br />
werden, fordert Mag. Scheucher-Pichler.<br />
Denn der Bedarf ist da. Das wurde unter<br />
anderem im Bedarfs- und Entwicklungsplan<br />
für Pflege (BEP) - Kärnten 2030 klar definiert.<br />
Darin bekennen sich die Studienautoren<br />
auf Basis ihrer Befragungen und Untersuchungen<br />
zum bevorzugten Ausbau alternativer<br />
Betreuungs- und Wohnformen. So<br />
soll das Angebot im Bereich des betreuten<br />
Wohnens, der teilstationären Tagesbetreuung<br />
und der mobilen Dienste weiter<br />
ausgebaut werden. Die Zahl der Plätze im<br />
betreuten Wohnen würde demnach bis zum<br />
Jahr 2030 auf 2.311 aufgestockt werden.<br />
Die teilstationäre Tagesbetreuung soll dann<br />
regional ausgewogen über 948 Plätze verfügen<br />
und damit mindestens 1.900 Personen<br />
die Möglichkeit einer kurzfristigen Unterbringung<br />
bieten. Darüber hinaus sollen die<br />
Angebote der mobilen Pflege-und Betreuungsdienste<br />
bis 2030 um 28,2 Prozent mehr<br />
Menschen erreichen. Die Zahl der Heimplätze<br />
soll ebenfalls leicht steigen, denn in<br />
einzelnen Fällen wird ein Pflegeheim immer<br />
die einzige Betreuungsmöglichkeit<br />
bleiben. Rund 4.900 Menschen<br />
wurden zum Untersuchungszeitraum<br />
2015 in Kärnten in 79 solcher<br />
Einrichtungen betreut. Bis<br />
zum Jahr 2030 soll die Zahl auf<br />
rund 6.000 Plätze ausgebaut<br />
werden.<br />
Doch all diese Angebote werden<br />
nur mit entsprechendem Fachpersonal<br />
umzusetzen sein. Und das<br />
ist die nächste große Herausforderung.<br />
Diakonie-Direktorin Maria<br />
Katharina Moser warnte in einem Ö1-Interview<br />
bereits vor einem Pflegenotstand.<br />
Schon in fünf Jahren würden mehrere<br />
tausend Pflegefachkräfte fehlen, sagte sie.<br />
„Wir müssen neue Ausbildungsformen<br />
diskutieren und vor allem in den Regionen<br />
die Ausbildungsmöglichkeiten ausbauen“,<br />
erklärt Mag. Scheucher-Pichler.<br />
Auch die Digitalisierung wird in den Bereichen<br />
Hilfe im Alltag und Pflege eine wachsende<br />
Bedeutung bekommen. Die künftige<br />
ältere Generation ist mit Computern und<br />
Informationstechnologie mehr oder weniger<br />
groß geworden und schätzt die Möglichkeiten,<br />
die damit verbunden sind. „Es geht um<br />
bessere Kommunikation und mehr Sicherheit“,<br />
sagt die Hilfswerk-Präsidentin. Dazu<br />
zählen „intelligente Wohnungen“, in denen<br />
sich das Licht automatisch einschaltet oder<br />
das Wasser selbst abdreht. In einer Musterwohnung<br />
testet das Hilfswerk gerade die<br />
vielfältigen Möglichkeiten. |<br />
Treffpunkt: Klagenfurt<br />
Fremdenführer aus Italien, Slowenien, Kroatien, Ungarn und ganz Österreich trafen sich<br />
diesmal in Klagenfurt, um über die Besonderheiten der Alpen-Adria Region zu sprechen.<br />
Wieder einmal bringt das Treffen<br />
der Fremdenführer verschiedenste<br />
Interessengruppen<br />
zusammen, beschleunigt grenzüberschreitende<br />
Projekte und sorgt für kulturellen<br />
Austausch. Zum Ziel machten sich die<br />
Guides von nah und fern, die ein<br />
wesentliches Bindeglied in der Tourismusbranche<br />
bilden, die verstärkte überregionale<br />
Zusammenarbeit. Und da das alljährliche<br />
Meeting diesmal in Klagenfurt stattfand,<br />
ging es vor allem darum, für Kärnten noch<br />
stärkere Verbindungen und Kooperationen<br />
in die Alpen-Adria-Region aufzubauen.<br />
Astrid Legner, Österreich-Sprecherin der<br />
FremdenführerInnen, ist sich sicher: „Von<br />
solchen Branchentreffen profitieren alle<br />
Teilnehmer: Indem man Kontakte knüpft,<br />
von anderen Zugängen inspiriert wird und<br />
wieder etwas Neues lernt.“<br />
Den Teilnehmern wurde ein vielfältiges<br />
Programm geboten: Nämlich spannende<br />
Einblicke in die Kärntner Geschichte und<br />
in Kärntens Brauchtum. Die Bandbreite<br />
reichte vom Metnitzaler Totentanz über den<br />
legendären Bergsteiger und Schriftsteller<br />
Julius Kugy bis hin zum Geschlecht der<br />
Ortenburger, die im frühen Mittelalter eine<br />
der bedeutendsten Adelsfamilien im Alpen-<br />
Adria-Raum war. Zusätzlich hat Meinrad<br />
Höfferer, WK Außenwirtschaftsleiter, einen<br />
Überblick über die Kärntner Wirtschaft und<br />
ihre Bedeutung in der Alpen-Adria-Region<br />
gegeben.<br />
Jedoch wurden bei der gelungenen Veranstaltung<br />
– neben Fachvorträgen – viele<br />
Möglichkeiten zum persönlichen Austausch<br />
geboten. „Unser Ziel ist es, den<br />
Alpen Adria Gedanken noch stärker in den<br />
Vordergrund zu rücken und neue Möglichkeiten<br />
der Zusammenarbeit zu finden“,<br />
erklärt Legner. So standen neben einer<br />
Podiums diskussion ein gemeinsames<br />
Mittag essen und zwei besondere Führungen<br />
am Nachmittag auf dem Programm: Die<br />
„Guided City Tour of Klagenfurt“ und<br />
„Wien – Klagenfurt – Triest. Eine Zeitreise<br />
mit Kutscher und Wirtin durch 500 Jahre“.<br />
Astrid Legner beschreibt es folgend: „Wir<br />
wollten natürlich nicht nur darüber reden,<br />
was unsere Region zu bieten hat, sondern<br />
dies auch erlebbar machen. Das Zusammenspiel<br />
von Kultur und Kulinarik, kombiniert<br />
mit der unvergleichlichen Landschaft<br />
Kärntens, machte aus den beiden Touren ein<br />
besonderes Erlebnis.“ |<br />
KommR. Astrid Legner, Österreich-<br />
Sprecherin der Fremden führerInnen,<br />
(Zweite von links) inmitten ihrer Kolleginnen<br />
aus der Alpen-Adria-Region.<br />
Foto: WKK/ Marion Lobitzer