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reisen EXCLUSIV - Winter 2019/20

Fernweh 2020 Australien Manitoba Florida El Salvador Costa Rica Island Grönland Südkorea Japan Mosambik Hoteltipps Gewinnspiele

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<strong>Winter</strong> <strong><strong>20</strong>19</strong>/Frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong><br />

Deutschland € 7,90 · Schweiz SFR 13,50 · Österreich € 9,00<br />

Das Magazin für Reisen & Lifestyle<br />

FERNWEH<br />

<strong>20</strong><strong>20</strong><br />

Das sollten Sie entdecken<br />

AUSTRALIEN · MANITOBA · FLORIDA · EL SALVADOR<br />

COSTA RICA · ISLAND · GRÖNLAND · SÜDKOREA<br />

JAPAN · MOSAMBIK · PLUS UNSERE HOTELTIPPS


SPINAS CIVIL VOICES<br />

Graziös<br />

Skandalös<br />

Landet Plastik im Wasser, leiden sogar die Meeresbewohner in der Antarktis<br />

darunter. Engagieren Sie sich mit uns für saubere Meere: oceancare.org


EDITORIAL<br />

ÜBER DAS MISSGESCHICK<br />

Ich bin ein Reisetrottel. Über viele Jahre trage ich nun diese Gewissheit in mir, und<br />

was noch schlimmer für die Umwelt ist, ich lebe und erlebe sie auch. Viel zu oft, nach<br />

meinem Geschmack. Ein kleiner Schwank aus meiner Trottelkiste gefällig?<br />

Hier meine Top 5 der Schusseligkeit.<br />

Illustration: Robert Kneschke /shutterstock.com<br />

1 In Athen angekommen, bereit, um einzuschiffen, stelle ich fest: Ich habe weder Reisepass<br />

noch Personalausweis dabei. Mit viel Glück verlief die Luxuskreuzfahrt doch nicht<br />

ohne mich.<br />

2 Handtaschen-Malheur Nummer eins. Wer mit Handgepäck reist, hat beide Hände voll.<br />

Und ich finde es fürchterlich, wie ein Packesel über Flughäfen und Bahnhöfe zu streifen.<br />

Mir sind das auch zu viele Möglichkeiten, wo ich mein Geld, mein Telefon oder mein Ticket<br />

verstauen kann. Das hat meist zur Folge, dass ich viel zu lange suchen muss. Hier habe ich<br />

nach langem Suchen meiner Boardingkarte die Handtasche nicht wieder verschlossen.<br />

Bin durchs Gate, Treppe runter, zum Flugzeug gelaufen, Treppe hoch. Irgendwo da bin ich<br />

hängen geblieben. Auf jeden Fall hat meine Handtasche einen aufregenden Stunt die Treppe<br />

abwärts gemacht und dabei den gesamten Inhalt verloren. Leider so, dass die Gefahr bestand,<br />

dass meine Mitpassagiere über Kugelschreiber oder Lippenstifte stolpern konnten.<br />

3 Handtaschen-Malheur Nummer zwei. <strong>Winter</strong> bedeutet, neben den vielen Gepäckstücken<br />

auch reichlich Kleidung dabei oder am Leib zu tragen. Und meist wird einem dann<br />

auch gerne heiß. Also muss ein Getränk her. An der Kasse stelle ich fest, dass sich mein<br />

neuer, sehr voluminöser Schal in der Verzahnung meines Reißverschlusses der Handtasche<br />

verfangen hat. Natürlich wurde mein Einkauf vom Kassierer schon gescannt. Die<br />

Tasche ließ sich nicht mehr öffnen. Eine Schere musste her, der Schal musste gestutzt<br />

werden, die Handtasche wurde gewaltsam aufgerissen. Trotz des vollen Körpereinsatzes<br />

hat sich hinter mir leider eine Menschenschlange gebildet. Durstig dank Daunenjacken.<br />

4 Aus mancher dieser Situationen gehe ich jedoch weitaus wissender hinaus in die Welt.<br />

Beispielsweise was ein Reisender tun muss, wenn er vergisst, sein Gepäck vom Band zu<br />

holen, um stattdessen wie in Trance aus dem Sicherheitsbereich, am Zoll vorbei, zum<br />

Ausgang zu laufen. Und erst dort bemerkt, dass irgendwas fehlt.<br />

5 Hotelbegegnungen der kuriosen Art. Nachdem meine Freundin und ich in einem Restaurant<br />

neben Bill Gates gespeist und dabei das ein oder andere Gläschen Wein getrunken<br />

hatten, klopfte es am späten Nachmittag an unserer Zimmertür. Zumindest dachten<br />

wir das. Und wir dachten auch, es läge vielleicht daran, dass wir gesungen haben und<br />

sich ein Gast über den Lautstärkepegel beschweren wollte. Ich öffnete die Tür – unser<br />

Zimmer war übrigens direkt gegenüber vom Fahrstuhl – und ich sah, wie Johnny Depp vor<br />

unserer Tür stand und wartete. Vor Schreck habe ich die Tür wieder zugeworfen. In das<br />

fragende Gesicht meiner Freundin gestarrt und ihr in Agentenmanier den Codenamen<br />

Jack Sparrow zugeraunt. Das Lustigste jedoch war, dass Johnny Depp unsere Tür für die<br />

Fahrstuhltür hielt und darauf wartete, dass sie sich öffnete. Ich glaube, er hatte auch ein<br />

Mittagessen am Tisch neben Bill Gates und das ein oder andere Gläschen Wein zu viel.<br />

Jennifer Latuperisa-Andresen<br />

Instagram @fraumuksch<br />

winter <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong><br />

3


24 El<br />

Salvador<br />

Inhalt<br />

03 Editorial<br />

06 Check In<br />

16 Kolumne<br />

17 Vorfreude<br />

22 Wer schreibt<br />

für uns?<br />

134 Service<br />

136 Abo<br />

138 Verlosung &<br />

Impressum<br />

44 Japan<br />

4


»REISE IST<br />

DIE SEHNSUCHT<br />

NACH DEM LEBEN.«<br />

60Grönland<br />

MITTELAMERIKA<br />

SKANDINAVIEN<br />

WEIT WEG<br />

Fotos: Sean Pavone/Shutterstock.com, Carsten Heinke, Norbert Eisele-Hein<br />

24 El Salvador<br />

Ursprünglich, natürlich und authentisch.<br />

So zeigte sich El Salvador unserem Reporter<br />

Carsten Heinke.<br />

34 Mexiko<br />

Der spinnt doch, dachten wir, als Reporter und<br />

Unterwasserfotograf Gerald Nowak uns davon<br />

berichtete, zu Krokodilen abzutauchen.<br />

Er hat es gewagt.<br />

38 Costa Rica<br />

Ein Traumhotel inmitten des tropischen<br />

Regenwalds von Puntarenas. Redakteurin Linda<br />

war in einer Kurà Design Villa im Glück.<br />

ASIEN<br />

44 Japan<br />

Tokio kann jeder. Deswegen zog es<br />

Redakteurin Marie nach Kyoto, Hiroshima<br />

und Osaka.<br />

52 Südkorea<br />

Es klingt wie ein Klischee und trifft<br />

dennoch auf kein anderes Land so sehr<br />

zu wie auf Südkorea: Wo Tradition auf<br />

Moderne trifft. Eine Reise, die tief bewegt.<br />

60 <strong>Winter</strong> in Grönland<br />

Mit dem Hundeschlitten über das ewige<br />

Eis, Eisberge hoch wie Wolkenkratzer und<br />

mit dem Schneemobil die Weite erkunden.<br />

70 Islands Musikinsel<br />

Island ist bekannt für Geysire, Gammelhai<br />

und gute Musik. Den Spuren des<br />

Rock ‘n‘ Rolls sind wir nach Island gefolgt.<br />

78 Nordlichter in Schweden<br />

Tanzende Lichter am Himmelszelt<br />

faszinieren die Menschheit seit jeher.<br />

Wir haben uns mal die besten Locations in<br />

Schwedisch Lappland angesehen.<br />

118 Bürgenstock Waldhotel<br />

Zu ihren Füßen konnte Reporterin Simone<br />

Sever den Vierwaldstättersee bestaunen.<br />

Doch im Hotel kam sie ebenfalls aus dem<br />

Staunen nicht mehr raus.<br />

122 Chaletdörfer<br />

Es muss ja nicht immer das Hotelzimmer sein.<br />

Wie wäre es mit einer eigenen Hütte inmitten<br />

der Alpen?<br />

130 Radisson Blu Danzig<br />

Innen durchgestylt, außen eine der schönsten<br />

Locations in der polnischen Hafenstadt Danzig.<br />

84 Australien<br />

Wer noch nie in Down Under war, sollte<br />

sich dringend Gedanken machen, in welche<br />

schöne Ecke die Reise denn gehen soll.<br />

Wir sind da gerne behilflich!<br />

96 Manitoba in Kanada<br />

Dieses Jahr ganz nach oben auf die Liste<br />

der sehenswerten Ziele gewählt worden:<br />

Manitoba! Hier gibt es mehr zu sehen<br />

als Eisbären.<br />

104 Florida Keys<br />

Inselhopping am Highway entlang! Das geht<br />

nur in Florida. Chefredakteurin Jenny hat es<br />

für uns ausprobiert.<br />

110 Mosambik<br />

Reporter Ralf schwärmt noch immer von<br />

seinem Ausflug ins White Pearl Resort.<br />

lifestyle<br />

68 <strong>Winter</strong>jacken<br />

Die wohl gemütlichsten Knautschzonen<br />

der Welt. Unsere Daunen-Favoriten!<br />

76 <strong>Winter</strong>beauty<br />

Der <strong>Winter</strong> ist die spröde Zeit für die Haut!<br />

Dagegen können wir Abhilfe schaffen.<br />

winter <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong><br />

5


CHECK IN Auf unserer Wunschliste<br />

Da wollen wir hin<br />

Detroit, einst das Epizentrum der amerikanischen Autoindustrie, erlitt vor Jahrzehnten einen Crash, der sich über die Jahre auch im<br />

Stadtbild abzeichnete: Nahezu apokalyptische Viertel mit verlassenen Häusern und Firmengebäuden zeugen von der Insolvenz der<br />

Stadt, die sich langsam, aber sicher wieder aufrappelt. Eines dieser verlassenen Hochhäuser in der Woodward Avenue, das früher einen<br />

Eisenwarenladen beherbergte, erstrahlt nun nach 40 Jahren Zerfall in neuem Glanz. Das neu eröffnete Shinola Hotel ist im glamourösen<br />

1950er-Jahre-Stil gehalten mit wohnzimmerähnlicher Lobby und 129 Zimmern und Suiten, in denen sich teils Marmorwannen, Kamine<br />

und DJ-Pulte finden. Preisgekröntes italienisches Essen gibt‘s bei Andrew Carmellini im San Morello Restaurant. Detroit ist eine Stadt im<br />

Umbruch und das Shinola Hotel ist ein Schritt in die richtige Richtung. Zimmer ab E 195 die Nacht. www.shinolahotel.com<br />

Mut zur<br />

Mücke<br />

Die stylische Verpackung aus<br />

recyceltem Plastik und der angenehme<br />

Duft machen das Atack<br />

Control Insektenschutzmittel<br />

zum absoluten Must-have für<br />

die Reiseapotheke. Mit dem von<br />

der WHO empfohlenen Wirkstoff<br />

IR3535 ist es gerade für Fern<strong>reisen</strong><br />

super geeignet und besonders<br />

hautfreundlich. 150 ml, um E 16.<br />

LOST IN TRANSLATION<br />

Wussten Sie, dass es im Japanischen einen Begriff<br />

dafür gibt, ein Buch zu kaufen, es dann aber ungelesen<br />

im Regal stehen zu lassen (»Tsonduko«)? »Hä?<br />

Die schönsten unübersetzbaren Wörter der Welt« von<br />

Christian Koch und Axel Krohn widmet sich unübersetzbaren<br />

Wörter und skurrilen Sprichwörtern rund<br />

um den Globus. Goldmann, 248 Seiten, E 10.<br />

Fotos: PR (2), Nicole Franzen<br />

6 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


VORFREUDE | La Gomera<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

7


CHECK IN<br />

STREICHELZOO<br />

Die Tasche vor lauter Fell nicht sehen? Die Henkeltasche<br />

von Bally aus elfenbeinfarbenem Lammleder ist so kuschelig,<br />

dass man sie immerzu knuddeln und herzen möchte.<br />

Und pfiffig ist sie noch dazu: Sie lässt sich im Handumdrehen<br />

von der klassischen Henkeltasche in eine trapezförmige<br />

Shopper-Tasche verwandeln. Um E 1.495. www.bally.com<br />

RUNDE SACHE<br />

Ich lege dir die Welt zu Füßen – oder eher um den<br />

Hals. Hübscher Weltkugel-Charme von Thomas<br />

Sabo, der vom silbernen Rahmen und vergoldeter<br />

Kugel absolut Vintage ist und alle Blicke auf<br />

sich zieht. www.thomassabo.com<br />

Fotos: PR (2), Elmar Bossard<br />

Vom 9. bis 19.<br />

Januar <strong>20</strong><strong>20</strong> wird<br />

Luzern zum leuchtenden<br />

Treffpunkt.<br />

Beim zweiten Lilu<br />

Lichtfestival<br />

präsentieren<br />

Künstler aus aller<br />

Welt faszinierende<br />

Facetten des Lichts.<br />

Unser Highlight ist<br />

die spektakuläre<br />

Lichtshow in der<br />

Hofkirche, oder<br />

es lohnt sich ein<br />

<strong>Winter</strong>spaziergang<br />

vorbei an den <strong>20</strong><br />

Installationen. Ach<br />

ja, und wer eine<br />

Unterkunft sucht,<br />

der schaut mal auf<br />

Seite 118 vorbei.<br />

www.lichtfestivalluzern.ch<br />

SPOT AN<br />

Fotos: PR (6), Parkhotel Adler, Donatas Dabravolskas/Shutterstock.com<br />

8<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


VERZAUBERT<br />

von einem perfekten Tag<br />

0800 1828 000<br />

jumeirah.com /de<br />

ABU DHABI | BAHRAIN | CHINA | DUBAI | FRANKFURT | KUWAIT<br />

LONDON | MALEDIVEN | MALLORCA


CHECK IN<br />

Mit 88 Jahren fängt das Leben noch<br />

einmal neu an: Das Empire State<br />

Building war ganz schön in die Jahre<br />

gekommen. Viele andere Plattformen<br />

hatten ihm den Rang abgelaufen.165<br />

Millionen Dollar und viereinhalb Jahre<br />

später zeigt sich das beliebte Gebäude<br />

komplett renoviert. Und Selfie-fähig!<br />

Nicht nur auf den Aussichtsplattformen<br />

im 86. und im 102. Stock,<br />

letztere mit 360-Grad-Panoramablick<br />

auf 381 Metern Höhe, sondern auch<br />

im Inneren. Dort sind die faden Gänge<br />

einer spannenden Multimedia-Ausstellung<br />

gewichen, wo die Besucher<br />

sich neben King Kong in Pose werfen<br />

können. www.esbnyc.com<br />

SELFIE-TIME IN NEW YORK<br />

RUND UM<br />

DIE UHR<br />

Eine Hommage an den Stil der <strong>20</strong>10er:<br />

Die Tag Heuer Monaco Calibre 11 ist eine<br />

limitierte Jubiläumsuhr, die mit anthrazitfarbenem<br />

Zifferblatt, silbernen und roten<br />

Akzenten ganz schön was hermacht.<br />

Um E 5.950, www.tagheuer.com<br />

KOPF-WORK-OUT:<br />

RÄTSELSPASS-TO-GO<br />

Das perfekte Accessoire für kluge Köpfe: Der neue<br />

Rätselspaß vom moses Verlag sieht aus wie eine Clutch,<br />

enthält aber einen spannenden Rätselmix für unterwegs<br />

– von Kreuzworträtsel und Labyrinthen über Sudokus<br />

bis Schwedenrätsel. Alles stets griffbereit und kompakt<br />

dabei. Um € 9.<br />

Fotos: PR (2), Empire State Realty Trust<br />

10<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong>


e<br />

iconic!<br />

MADE IN<br />

EUROPE<br />

ROSANNA<br />

zum frida kahlo jahr <strong>20</strong><strong>20</strong>


Nachgelesen<br />

WAS FÜR EINE (FEDER-)PRACHT!<br />

»Die Schönheit<br />

der Vögel«<br />

von Catherine Herbert<br />

Howell im National Geographic<br />

Verlag, erhältlich<br />

im Buchhandel oder unter<br />

verlagshaus24.de.<br />

Der Preis beträgt € 79.<br />

ISBN: 978-3-8669-0698-3<br />

Skurril, einzigartig, faszinierend: Das Buch »Die Schönheit der<br />

Vögel« entführt in die vergangenen 130 Jahre der Vogelfotografie.<br />

Begleitet wurden namhafte National-Geographic-Fotografen aus<br />

aller Welt, die die Federtiere in den unterschiedlichsten Lebenslagen<br />

porträtiert haben: bei der Brut, auf der Jagd oder im Flug.<br />

Das Ergebnis: detaillierte, spannende und teils sehr sonderbare<br />

Fotografien, die dem Leser Lächeln und Staunen zugleich aufs<br />

Gesicht zaubern. Illustrationen und Fachtexte bekannter Forscher<br />

bereichern das Sammelwerk. Nicht nur (Hobby-)Ornithologen<br />

werden den Bildband zu schätzen wissen. Wir zeigen euch unsere<br />

Lieblingsfotos.<br />

Fotos: National Geographic/ Photo Ark/ Minden Pictures (3),<br />

PR (2), Armin Walcher<br />

12<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong>


CHECK IN<br />

Guter<br />

Schluck!<br />

Den Lieblingstee auf Schritt und<br />

Tritt dabei. Wer mit seinem Lieblingsgetränk<br />

unterwegs sein will,<br />

der sollte bei einer Isolierflasche<br />

darauf achten, dass sie doppelwandig<br />

ist und vakuumisoliert.<br />

Die »Woodie Maple Cap Iso« von<br />

Earthwell vereint das alles. Kaltes<br />

Wasser bleibt zum Beispiel bis zu<br />

72 Stunden kalt. Um E 45.<br />

www.earthwell.com<br />

ZWEISAM EINSAM<br />

Hier möchte man am liebsten für immer verweilen, den<br />

Blick auf den Altaussee und die steirischen Berge genießen.<br />

Das luxuriöse Gesundheitsresort Vivamayr bietet Gästen<br />

nun noch mehr Privatsphäre. Die neue Villa direkt nebenan<br />

ist der ideale Rückzugsort für Gäste, die die Annehmlichkeit<br />

eines Hotels nicht missen, aber auch gerne mehr für sich<br />

sein möchten. Pro Person pro Nacht € 1.100.<br />

www.vivamayr.com<br />

EINMAL JAMES BOND SEIN<br />

Einmal für die Wunschliste<br />

der Ewigkeit: Die<br />

jüngste Kreation aus<br />

dem Hause Riva ist eine<br />

Schönheit auf dem<br />

Wasser. Die Traummaße?<br />

Fast 15 Meter lang,<br />

4,26 Meter breit und<br />

gestylt von Officina<br />

Italiana Design. Über<br />

den Preis der Dolceriva-<br />

Yacht schweigen wir uns<br />

aus. Sagen wir einfach:<br />

Sie kostet ein<br />

bisschen was.<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

13


CHECK IN<br />

Quäl dich doch nicht!<br />

Auf den ersten Blick sieht es aus wie ein ganz normales Fahrrad.<br />

Ein sehr hübsches Vintage-Rad noch dazu. Dabei hat das Rad der<br />

spanischen Marke Capri ganz schön was unter dem Sattel, denn es<br />

entpuppt sich als E-Bike. Der ultrakompakte 250-Watt-Motor hat<br />

ein extrem geringes Gewicht, seine Batterie eine Reichweite von bis<br />

zu 40 Kilometern und versteckt sich in einer elegant aussehenden<br />

Aluminiumflasche, die sich leicht abnehmen und überall laden lässt.<br />

Ab € 1.095, erhältlich auf www.capribikes.com/de<br />

Pack ma‘s!<br />

Das 19 Degree Handgepäckstück<br />

ist ein echter Hingucker. Äußerst<br />

strapazierfähig, überzeugt es mit<br />

einer modernen Silhouette und<br />

fließenden, gewinkelten Linien.<br />

Um es noch individueller zu gestalten:<br />

Ein paar Deko-Aufkleber im<br />

Vintage-Stil liegen im Koffer. Nur,<br />

wer möchte seinen E 995 (55 cm<br />

Version) teuren Tumi bekleben?<br />

de.tumi.com<br />

Fotos: PR (2), ZAK<br />

HOCH HINAUS<br />

Im Herzen des Pohorje (Bachergebirge), dem dicht bewaldeten<br />

Mittelgebirge in Nordslowenien, wurde der erste Baumwipfelpfad<br />

des Landes eröffnet. Der Ausblick über den dicht<br />

bewaldeten Norden bis hin zu den Julischen Alpen ist<br />

beeindruckend und definitiv eine Reise wert.<br />

Fotos: xxx<br />

14<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


Moment mal ...<br />

interview Frank Störbrauck<br />

Der TV-Moderator und<br />

Journalist Stefan Gödde<br />

(»Galileo«) hat ein Buch über<br />

Jerusalem geschrieben. Keinen<br />

klassischen Reiseführer,<br />

sondern eine persönliche<br />

Begegnung mit einer der<br />

faszinierendsten Städte der<br />

Welt. Wir haben mit ihm<br />

darüber gesprochen.<br />

Fotos: Stefan Gödde (2), Jens Koch (Porträt)<br />

Es gibt wohl keine andere Stadt weltweit,<br />

die für die drei Weltreligionen<br />

von größerer Bedeutung ist. Wie erleben<br />

Sie das Miteinander von Christen,<br />

Juden und Muslimen im Alltag?<br />

Spannend ist, dass die verschiedenen Religionen<br />

in Jerusalem koexistieren können – weil sie<br />

es müssen. Denn die Altstadt ist so klein, dass<br />

man sich quasi nicht aus dem Weg gehen kann.<br />

So nehmen zum Beispiel orthodoxe Juden den<br />

Weg durchs muslimische Viertel, wenn sie zur<br />

Klagemauer wollen. Einige von ihnen schirmen<br />

ihre Augen dabei mit den Händen ab – nichts<br />

sehen, am besten auch nicht gesehen werden.<br />

Verschiedene Kulturen, unterschiedliche Narrative,<br />

und trotzdem klappt es irgendwie. Das zu<br />

beobachten, ist hochinteressant.<br />

Sie schreiben, Jerusalem sei für Sie<br />

ein Ort, an dem Sie sich wohlfühlen<br />

und dem Sie sich gefühlsmäßig stark<br />

verbunden fühlen. Woher rührt diese<br />

besondere Verbundenheit?<br />

In meiner Jugend habe ich in den USA als Kinderbetreuer<br />

in einem jüdischen Feriencamp gearbeitet.<br />

Daher stammt mein generelles Interesse an<br />

der Region. Die Liebe zu Jerusalem ist mit den<br />

Jahren immer größer geworden. Denn für mich<br />

steht fest: Nirgendwo sonst ist die Mischung von<br />

Weltanschauungen und Religionen so intensiv<br />

wie in der Heiligen Stadt. Ein Mikrokosmos mit<br />

einer ganz besonderen Energie.<br />

Während Tel Aviv die moderne, kosmopolitische<br />

Seite Israels verkörpert,<br />

hat Jerusalem eher ein »schnarchiges«<br />

Image. Zu Recht?<br />

Natürlich haben die Themen Geschichte und<br />

Religion einen großen Anteil am Lebensgefühl<br />

von Jerusalem – »schnarchig« würde ich das<br />

nicht nennen. Eher »faszinierend«, denn wo<br />

sonst kann man durch einen 2.700 Jahre alten,<br />

stockfi nsteren Tunnel wandern, kniehoch durch<br />

kaltes Wasser? Und wo kann man sich das älteste<br />

Tattoomotiv der Welt stechen lassen? Dazu<br />

kommt noch eine coole, unerwartete Subkultur.<br />

So verwandelt sich zum Beispiel der größte<br />

Lebensmittelmarkt Israels abends in eine hippe<br />

DJ-Zone. Ein junger Künstler hat dort außerdem<br />

230 faszinierende Murals gesprüht in der »Shuk<br />

Gallery«, einer kostenlosen Outdoor-Kunstgalerie.<br />

Was empfehlen Sie Touristen, die<br />

Jerusalem erstmals besuchen?<br />

Generell sollte man möglichst vorurteilsfrei<br />

<strong>reisen</strong>. Wir Deutsche kennen die ganze Region<br />

– und Jerusalem im Speziellen – oft nur aus<br />

den Nachrichten. Meistens geht es dann um<br />

den Konfl ikt, selten wird über die Schönheit<br />

des Ortes berichtet.<br />

Außerdem sollte man sich<br />

darauf vorbereiten, dass<br />

einige Erwartungen ganz<br />

schön durchgeschüttelt<br />

werden.<br />

Nice to meet you,<br />

Jerusalem, erschienen bei<br />

Polyglott, € 14,99.<br />

winter <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong> 15


KOLUMNE<br />

Unsere Kolumnisten Ala Zander lässt uns jede Ausgabe an ihren Jetset-Reisen teilhaben.<br />

Die Inhaberin einer großen Lifestyle-PR-Agentur ist eine unermüdliche Weltenbummlerin.<br />

Ihre nächste Reise führt sie ins traumhafte Marokko. Vorher berichtet sie uns aber über<br />

ihr momentanes Lieblingsreiseziel Griechenland.<br />

Vor zehn Jahren hätte ich auf die Frage, wohin ich am liebsten<br />

reise, vermutlich ohne zu zögern geantwortet: Italien, Spanien<br />

und Kalifornien. Heute sieht das anders aus. Nach Kalifornien<br />

wandere ich eines Tages ja eh aus, aber bis dahin werde<br />

ich so viel Zeit wie möglich in Griechenland verbringen. Denn ich mag<br />

die Griechen sehr. Einmal abgesehen von 3.054 meist wunderschönen<br />

Inseln, haben sie nämlich vor allem: Smartness und Lebensfreude.<br />

Man kann dem Land und seinem schwierigen Verhältnis zur Korruption<br />

viel vorwerfen, der Grieche an sich kann da jedoch ähnlich<br />

wenig für, wie die Italiener für ihren Berlusconi, der das ehemals so<br />

florierende Land bravourös in den Ruin getrieben hat. In zehn Jahren<br />

Griechenland-Reiserei habe ich bisher nur feine Menschen kennengelernt.<br />

Großzügig, fleißig, hilfsbereit, gut aussehend, dazu hervorragendes<br />

Essen – und mit einem beeindruckenden Geschmack, was<br />

die Gestaltung ihrer Häuser angeht. Dabei ist den meisten das Wort<br />

»Interior-Design« gar kein Begriff, und dennoch findet sich selbst in<br />

der kleinsten Taverne oder dem günstigsten Hotel oftmals mehr Stil<br />

als an vermeintlichen Hipster-Orten.<br />

In diesem Sommer besuchte ich zum ersten Mal die Kykladen-Insel<br />

Paros, knapp <strong>20</strong>0 Quadratkilometer groß und seit vielen Jahren ein<br />

beliebtes Reiseziel. Nicht so gehypt wie Mykonos und kein Honeymoon-Magnet<br />

wie Santorini, dafür aber mit vielen weißen Stränden<br />

und ein paar schicken neuen Hotels. In eines davon checkte ich im Juli<br />

ein, nachdem mich ein »Design Hotels«-Newsletter neugierig gemacht<br />

hatte – denn die stellen in der Regel nur echt gelungene Neueröffnungen<br />

vor. Der Name »Parilio« leitet sich vom griechischen Wort für »Insel«<br />

(paros) und von dem Wort für »Sonne« ab. Als »parilio« bezeichnet<br />

man außerdem eine »helle, sonnenähnliche optische Illusion«.<br />

Und so erscheint einem das strahlend weiße, würfelförmige Anwesen<br />

auch, in dem der Athener Stararchitekt Stamos Hondrodimos 33<br />

Design-Suiten untergebracht hat, in denen man sich wie im eigenen<br />

Luxus-Apartment fühlt. Man nehme viel Holz, viel Stein, viele Stoffe<br />

in Naturtönen, einen Jacuzzi auf der privaten Terrasse – den Rest<br />

erledigt die atemberaubende Aussicht auf das tiefblaue Meer und die<br />

malerische Naoussa Bay.<br />

Das »Parilio« ist kein großes Hotel, und dennoch erscheint es einem<br />

weitläufig, man begegnet irgendwie kaum jemandem, selbst wenn<br />

alle 33 Suiten ausgebucht sind. Die größte Wahrscheinlichkeit andere<br />

Hotelgäste anzutreffen, hat man an dem spektakulären, langen Pool<br />

oder in dem mit Designklassikern eingerichtetem Frühstücksraum.<br />

Unnötig zu erwähnen, dass auch das Frühstück selbst völlig durchdesignt<br />

wirkt und einen mit griechischen Delikatessen schon morgens<br />

zur Völlerei verleitet.<br />

Fitnessverrückt, wie ich bin, muss ein Hotel für mich auch ein<br />

ordentliches Gym haben. Und ein Spa. Beides bietet das »Parilio«<br />

selbstverständlich auch. Meine »Deep Tissue«-Massage bekam ich von<br />

einem derart begnadeten Inder, den ich am liebsten vom Fleck weg<br />

geheiratet hätte.<br />

Man fühlt sich glücklich im »Parilio«. Aufgehoben und zu Hause.<br />

Das mag am hervorragend geschulten Personal liegen, das typisch<br />

griechisch immer gut gelaunt zur Stelle ist und dabei stets herzlich<br />

und authentisch bleibt.<br />

Oder es liegt am Eigentümer-Pärchen Antonis Eliopoulos und<br />

seiner nach Supermodel aussehenden Ehefrau Kalia, die mittlerweile<br />

seit <strong>20</strong> Jahren so verliebt ineinander sind, dass selbst ich wieder an<br />

echte Liebe glaube. Und die diese Passion und Leidenschaft auch auf<br />

ihre Hotels und Mitarbeiter übertragen. Ich selbst habe mich zwar<br />

im »Parilio« nicht in einen Griechen verliebt, dafür aber in eine neue<br />

Traum-Destination, in die ich garantiert im nächsten Sommer wieder<br />

einchecken werde.<br />

Fotos: Ala Zander (3)<br />

16<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong>


VORFREUDE<br />

Ein spektakulärer Museumsbau, eine etwas<br />

andere Kulturhauptstadt und eine zukunftsweisende Biennale –<br />

drei Kulturtipps, die für uns absolute Höhepunkte sind und<br />

wir Ihnen gerne ans Herz legen möchten.<br />

SCHÖNER<br />

DREHWURM<br />

Fotos: Laurian Ghinitoiu<br />

Oslo-Besucher sollten nicht verpassen, sich ins Auto zu setzen und eine Stunde hinauszufahren,<br />

um den sensationellen Museumsneubau des Landes zu betrachten: The Twist,<br />

übersetzt »die Wendung«. Die »bewohnbare Brücke«, wie Architekt Bjarke Ingels selbst<br />

sein Gebäude betitelt, ergänzt das historische Kistefos Museum, beliebtes Ausflugsziel und<br />

vor allem bekannt für seinen Industriepark. Eingebettet in eine dramatische Landschaft<br />

aus steilen, bewaldeten Hängen und dem Fluss Randselva, windet sich das 1.000 Quadratmeter<br />

große Gebäude spektakulär wie eine futuristische Schleife zwischen den Ufern.<br />

www.kistefosmuseum.com<br />

winter <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong><br />

17


18


VORFREUDE | Rijeka<br />

MORBIDES DORNRÖSCHEN<br />

Foto: Goran Razic<br />

Vergessene Orte werden<br />

wachgeküsst. Museen in<br />

ehemaligen Fabriken neu<br />

inszeniert und Konzerte in<br />

einem ehemaligen Luftschutztunnel<br />

gegeben.<br />

Wenn die drittgrößte kroatische<br />

Stadt Rijeka zum<br />

Kulturhauptstadtjahr <strong>20</strong><strong>20</strong><br />

ruft, wird sie sich wahrscheinlich<br />

nicht wie geleckt<br />

präsentieren. Denn die ehemalige<br />

Industriestadt ist ein<br />

Ort, wo das Morbide, Unfertige,<br />

Raue und Gegensätzliche<br />

den Charme ausmacht.<br />

Wo der Fischmarkt in einer<br />

alten Jugendtstilhalle aus<br />

der österreichisch-ungarischen<br />

Ära und das Museum<br />

of Modern and Contemporary<br />

Art in einer ehemaligen<br />

Motorradfabrik und Gießerei<br />

untergebracht ist. Auch<br />

der Auftakt in der wohl<br />

liberalsten Stadt Kroatiens<br />

ist anders: Am 23. Februar<br />

<strong>20</strong><strong>20</strong> starten die Festivitäten<br />

mit dem alljährlichen<br />

Karneval, dem weltweit<br />

drittgrößten.<br />

www.croatia.hr<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

19


VORFREUDE | Seoul<br />

Wie werden sich Städte und<br />

deren Architektur in der<br />

Zukunft verändern? Wie könnten<br />

die neuen Modelle des<br />

Zusammenlebens in Städten<br />

aussehen? Und was kann die<br />

Öffentlichkeit mit Kommunikation<br />

und Engagement selbst<br />

dazu beitragen? Mit diesen<br />

Fragen beschäftigt sich die<br />

diesjährige Seoul Biennale für<br />

Architektur und Städtebau mit<br />

dem Motto »Collective City«<br />

unter der Regie von Jaeyong<br />

Lim und Francisco Sanin.<br />

Die Seoul Biennale fand zum<br />

ersten Mal <strong>20</strong>17 statt und<br />

hat einen eigenen Platz in<br />

der internationalen Architekturszene<br />

gefunden, wenn<br />

es um zukunftsweisenden,<br />

innovativen Städtebau und<br />

-architektur geht. Seit dem<br />

7. September <strong><strong>20</strong>19</strong> finden an<br />

verschiedenen Orten in Seoul,<br />

darunter im Dongdaemun Design<br />

Plaza von Stararchitektin<br />

Zaha Hadid, Veranstaltungen<br />

und Ausstellungen rund um<br />

die »kollektive Stadt« statt.<br />

Vier Hauptausstellungen stehen<br />

für Besucher bereit, unter<br />

anderem die Ausstellung<br />

»On-site«, die rund um den<br />

Marktplatz aufgebaut ist und<br />

sich mit den traditionellen<br />

Märkten von Seoul und anderen<br />

asiatischen Städten, ihrer<br />

Geschichte, ihrer Entwicklung<br />

und ihrer Rolle in der heutigen<br />

Stadt beschäftigt.<br />

www.seoulbiennale.org/<strong><strong>20</strong>19</strong>/<br />

<strong>20</strong>


ZUKUNFT STADT<br />

Foto: Sergio Pirrone<br />

winter <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong><br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

21


AUTOREN<br />

Krokodile<br />

sind keine<br />

Kuschel tiere.<br />

Simone Sever<br />

Verena Wolff<br />

Ralf Johnen<br />

Norbert Eisele-Hein<br />

Gerald Nowak<br />

Das Nachbarland Schweiz<br />

hat Reporterin Simone<br />

Sever eigentlich nicht<br />

auf ihrer Bucketlist, denn<br />

die Hamburgerin meidet<br />

alpine Bergwelten. Der<br />

Blick vom Berg des Bürgenstock<br />

Resorts auf den<br />

Vierwaldstättersee hat<br />

sie trotzdem neugierig<br />

gemacht. Doch dann kam<br />

alles anders als gedacht.<br />

Vom Zimmer im Waldhotel<br />

schaute sie auf grüne<br />

Bergauen mit Holzhütten<br />

und lauschte dem Sound<br />

der Kuhglocken.<br />

»Im ersten Moment war<br />

ich beim Nichtseeblick<br />

schon enttäuscht, aber<br />

dann konnte ich mich gar<br />

nicht sattsehen. Noch<br />

heute schaue ich mir meine<br />

Videoclips der Bürgenstock-Berg-Auen<br />

an. Es ist<br />

so wundervoll meditativ.«<br />

instagram @aspirinia<br />

Kalt und karg – dahin<br />

zieht es Autorin Verena<br />

Wolff auf ihren Reisen.<br />

Zumindest kalt war es<br />

in Österreich, als sich<br />

Verena für uns durch<br />

die besten Chaletdörfer<br />

Österreichs getestet hat.<br />

Diese waren zum Glück<br />

alles andere als karg,<br />

sondern urgemütlich und<br />

schick eingerichtet.<br />

»Ein ganzes Haus nur für<br />

sich alleine, das ist eine<br />

tolle Sache. Vor allem,<br />

weil man sich um nichts<br />

kümmern muss (auch nicht<br />

um das Unkraut im Garten)<br />

und frühstücken kann, wie<br />

und wann man will. Denn:<br />

Es interessiert schließlich<br />

nur die Mit<strong>reisen</strong>den, ob<br />

die Haare schön oder die<br />

Wimpern schon getuscht<br />

sind. Die Häuser sind schick<br />

eingerichtet, man hat Platz,<br />

kann als Familie oder im<br />

Freundeskreis zusammen<br />

sein oder sich auch einfach<br />

mal in das eigene Zimmer<br />

verziehen. Besser geht es<br />

kaum.«<br />

instagram @verenawolff<br />

Reporter Ralf Johnen<br />

hat seine Liebe zu Afrika<br />

erst vor ein paar Jahren<br />

entdeckt. Die wilden Tiere<br />

und die Weite der Länder<br />

waren ihm lange suspekt.<br />

Auch vor dem Grenzübertritt<br />

von Südafrika nach<br />

Mosambik war es ihm<br />

etwas flau im Magen.<br />

Nachdem aber alles reibungslos<br />

vonstattenging,<br />

konnte er sich rasch vom<br />

touristischen Potenzial<br />

eines Landes überzeugen,<br />

über das immer noch<br />

recht wenig bekannt ist –<br />

und das seine Afrika-Liebe<br />

weiter entfacht hat.<br />

»Die Strände und Wildlife-<br />

Reservate in Mosambik<br />

stehen anderen Luxus-<br />

Destinationen in nichts<br />

nach – und die Menschen<br />

sind herzzerreißend<br />

freundlich.«<br />

instagram@<br />

boardingcompleted<br />

Der gebürtige Münchner<br />

hat eine Schwäche<br />

für außergewöhnliche<br />

und bisweilen auch<br />

anstrengende Touren. So<br />

erklomm er schon die<br />

Vulkane Siziliens oder den<br />

höchsten Gipfel Japans,<br />

den Mount Fuji. Auch von<br />

klimatischen Extremen<br />

lässt er sich normalerweise<br />

nicht so leicht aufs<br />

Glatteis führen.<br />

»Aber, als mir schon auf<br />

dem Weg vom Flugzeug zum<br />

150 Meter entfernten Terminal<br />

bei minus 35 Grad die<br />

Wimpern aneinander- und<br />

die Nase zufroren, wusste<br />

ich, dass diese Reise in den<br />

arktischen <strong>Winter</strong> Grönlands<br />

etwas Besonderes werden<br />

sollte. Völlig überrascht war<br />

ich von der neuen Küche<br />

der Grönländer – die aus<br />

dem wohl frischesten Fisch<br />

der Welt märchenhafte<br />

Gerichte kreiert.«<br />

instagram @<strong>reisen</strong>_exclusiv<br />

Ein Teil seines Lebens mit<br />

dem Kopf unter Wasser<br />

zu verbringen, ist für Autor<br />

Gerald Nowak die normalste<br />

Sache der Welt.<br />

Kein Meer ist ihm zu tief,<br />

kein See zu kalt und kein<br />

Fluss zu reißend. Gerne<br />

taucht er in versunkenen<br />

Schiffen, engen Höhlen<br />

oder in vereisten Seen –<br />

aber vor allem auch mit<br />

exotischen Tieren.<br />

»Krokodile sind keine Kuscheltiere,<br />

die man sich zu<br />

Hause halten möchte, doch<br />

sie sind mehr oder weniger<br />

berechenbar. Je besser man<br />

ein Tier kennt, desto besser<br />

kann man seine Reaktion<br />

einschätzen. Deswegen<br />

nehme ich mir vor jeder<br />

Begegnung mit einem Reptil<br />

Zeit, die Tiere in Ruhe zu<br />

beobachten, und erst dann<br />

entscheide ich, ob ich zu<br />

ihnen ins Wasser steige.<br />

Es ist eine unglaubliche<br />

Faszination, diesen urzeitlichen<br />

Echsen Auge in Auge<br />

gegenüber zu stehen.«<br />

instagram @gerald_nowak<br />

Fotos: privat<br />

22<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong>


MITTELAMERIKA<br />

Der UNBEKANNTE See<br />

Der größte See Mittelamerikas? Der Nicaragua-See! Und mittendrin liegt eine<br />

Insel mit dem Namen Ometepe, die einst aus zwei Lavaströmen entstand.<br />

Und es kommt noch dicker: Auf Ometepe ragt ein gigantischer Vulkan empor,<br />

den es zu besteigen gilt. Das ist nur eines der faszinierenden Erlebnisse, die<br />

Reisende erwartet, die den See einmal umrunden. Möglich macht das Hauser<br />

Exkursionen, die eine 16-tägige Wanderreise durch Nicaragua und Costa Rica<br />

einmal um den Nicaragua-See anbieten. Ab ca. E 3.360, mehr Infos und<br />

Termine unter hauser-exkursionen.de<br />

STYLE YOUR<br />

PONCHO<br />

Perfekt für den kalten <strong>Winter</strong>:<br />

Mit dem Ponchigurator können<br />

Sie Ihr ganz persönliches<br />

Statement Piece gestalten.<br />

Von den Farben des Stoffes<br />

über die Nähte, Borte und<br />

Lederfransen – das hat<br />

Potenzial fürs neue Lieblingsstück.<br />

Auch wendbar möglich.<br />

Antonia Zander, 100 Prozent<br />

Cashmere. Ab E 790.<br />

www.antoniazander.com/<br />

de/ponchigurator<br />

Fotos: Diego Grandi/Shutterstock.com, Riderfoot/Shutterstock.com, PR<br />

Ein uralter Geheimtipp<br />

Copán, eine Ruinenstadt im Westen von Honduras,<br />

liegt in einem idyllischen Flusstal, umgeben von<br />

grünen Hügeln und ist bekannt für ihre Hieroglyphentreppe:<br />

Die 2.<strong>20</strong>0 Hieroglyphenblöcke auf<br />

den Stufen sind das größte in Stein gehauene Schriftwerk<br />

der Maya und berichten von der Geschichte der<br />

Stadt. Copán war einer der bedeutendsten Stadtstaaten<br />

in der klassischen Maya-Periode (circa 250<br />

bis 900 nach Christus) und gehört seit 1980 zum<br />

Unesco-Weltkulturerbe.<br />

KLEIN, ABER FEIN: El Salvador mag das kleinste Land Mittelamerikas sein – doch an Abenteuern fehlt es hier nicht. Und ganz nebenbei<br />

kann man helfen, die Schildkröten oder die Maya-Kultur zu schützen. S. 24 – ZÄHNEKNIRSCHEND: In Mexiko können Mutige mit Krokodilen<br />

tauchen – ohne Käfig. Unser Autor Gerald Nowak hat sich getraut. S. 34 – TRAUMHAFT: Costa Rica ist der Allrounder Mittelamerikas:<br />

Vulkane, Traumstrände, Dschungel. Fehlt nur noch das richtige Hotel. Linda Ruckes war zu Besuch im Kurà. S. 38<br />

frühling <strong>20</strong>16<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

23


MITTELAMERIKA | El Salvador<br />

text & fotos<br />

BCarsten Heinke<br />

Im Herzen ist<br />

das Feuer Blau<br />

24<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong>


EL SALVADOR – DAS KLEINSTE<br />

LAND ZENTRALAMERIKAS RETTET<br />

MEERESSCHILDKRÖTEN UND ALTE<br />

MAYA-HANDWERKSTRADITIONEN.<br />

WER WILL, KANN DABEI HELFEN:<br />

IN DER JIQUILISCO-BUCHT<br />

MIT WISSENSCHAFTLERN AUF<br />

KONTROLLTOUR ODER BEI EINEM<br />

INDIGO-WORKSHOP IN SUCHITOTO.<br />

25


Was fur ein<br />

Abenteuer!<br />

Ich bin<br />

mit an Bord<br />

und freue<br />

mich riesig.<br />

Die ersten Morgenstunden sind vorbei. Den meisten Vögeln ist es zum<br />

Singen schon zu heiß. Nur die Insekten stört die Hitze nicht. Wie ein<br />

unsichtbarer Nebel wabert ihr milliardenfaches Summen, Brummen,<br />

Zirpen durch die Tropenluft im Südosten von El Salvador. In der Lodge<br />

am Segelhafen klappern flüchtig Kaffeetassen. Für ein langes Frühstück<br />

bleibt uns heute leider keine Zeit.<br />

»Vorsicht, Alligatoren!«, warnt ein Schild am Bootssteg. Von Echsen<br />

keine Spur. Stattdessen gibt es gleich ein Stelldichein mit anderen<br />

Reptilien. Die Tierärztin Melissa Valle, Biologe Aldo Sánchez und ihr<br />

Team gehen für die internationale Artenschutzinitiative ICAPO auf<br />

tägliche Kontrollfahrt zu den Meeresschildkröten.<br />

Sie beobachten und zählen die Tiere, schauen, ob sie sich normal<br />

bewegen und dass keine Wilderer unterwegs sind. Probehalber fangen<br />

sie zwei, drei Individuen, um sie medizinisch zu untersuchen, zu<br />

messen und zu wiegen. »Treffen wir dabei alte Bekannte, die früher<br />

gecheckt und markiert wurden, erfahren wir durch den Datenvergleich<br />

beispielsweise, wie schnell die Schildkröten wachsen, wie groß ihr Lebensraum<br />

ist und wie sie auf Umweltveränderungen reagieren«, erzählt<br />

Melissa.<br />

Gäste des Hotels dürfen die Forscher bei der Routinetour begleiten.<br />

So auch an diesem Vormittag. Was für ein Abenteuer! Ich bin mit an<br />

Bord und freue mich riesig.<br />

NACH DEN MANGROVEN RECHTS<br />

Der Palmenwuchs zu beiden Ufern des Kanals wird dünner und geht<br />

allmählich über in Mangrovenwald. Er ist der ausgedehnteste des Landes,<br />

das ungefähr so groß wie Hessen ist. Als einziges in Zentralamerika<br />

hat es keinen direkten Zugang zur Karibik, dem tropischen Teil des<br />

Atlantiks. Dafür grenzt der Süden auf kompletter Landesbreite (300<br />

Kilometer) an den Pazifik.<br />

Der schmale Wasserlauf verbreitert sich zu einer Fläche wie ein See,<br />

gespickt mit Miniinseln. Im fernen Hintergrund verschmelzen bläulich<br />

schimmernde Vulkane – da San Miguel, dort San Vicente – im tiefen Himmelsblau.<br />

Das kleine Forscherboot hat die Bahía de Jiquilisco erreicht.<br />

»Die Bucht ist einer der zwei Hauptnistplätze der Echten Karettschildkröten<br />

im Ostpazifik«, erklärt Aldo, 23. Früher massenhaft in<br />

allen Weltmeeren zu finden, stehen inzwischen alle sieben Arten von<br />

Meeresschildkröten auf der Roten Liste. Die Hauptursachen dafür seien<br />

Klimawandel, Plastikmüll und Wilderei, so der junge Wissenschaftler.<br />

NICHT MIT DEN TURTLES TURTELN<br />

»Da ist eine!«, ruft das Crewmitglied Reynaldo Garcia und stürzt sich<br />

kopfüber in die Fluten. Sein Kollege Boanerges Sánchez folgt ihm.<br />

Nach wenigen Schwimmzügen haben sie die große Grüne Meeresschildkröte<br />

eingeholt, packen sie geschickt am Panzer und hieven sie<br />

an Bord. Um sie vor der unbarmherzigen Sonne zu schützen, legen ihr<br />

die Männer einen nassen Lappen auf den Kopf und begießen sie immer<br />

wieder mit Wasser. Zwei ihrer Artgenossen werden auf gleiche Weise<br />

aus der Bucht ins Boot befördert, während der Steuermann Kurs auf<br />

eine Sandbank in der Nähe nimmt.<br />

Nach dem Ankern werden alle drei gepanzerten Probanden vorsichtig<br />

und rasch an Land getragen, gemessen, gewogen und fotografiert.<br />

Die vier Gäste aus der Lodge dürfen dabei helfen. Nur nicht so viel<br />

tätscheln! Denn um die Tiere nicht unnötig zu strapazieren, muss alles<br />

ruck, zuck gehen. Zur Wiedererkennung zwickt Melissa am Ende<br />

jedem eine Nummer in die linke Vorderflosse – und ab geht es wieder<br />

ins geliebte nasse Element.<br />

»Ihre Schönheit wird den Schildkröten immer wieder zum Verhängnis«,<br />

weiß die 29-Jährige. Trotz strenger Strafen töte man sie, um<br />

ihre begehrten, hübsch gemusterten Panzer zu teurem Schmuck und<br />

26 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> winter <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong>


MITTELAMERIKA USA | El | New Salvador York<br />

Wandlungsfähig.<br />

In Little Italy gibt<br />

es nicht nur Pizza<br />

wie in Napoli, sondern<br />

auch geschmackvolle<br />

Streetart.<br />

Turtles-Tauben: Die Schönheit der Echten<br />

Karettschildkröte wird den Tieren immer<br />

wieder zum Verhängnis. Tierärztin Melissa<br />

Valle und Biologe Aldo Sánchez versuchen,<br />

die Tiere zu schützen.<br />

sommer <strong><strong>20</strong>19</strong><br />

27


28<br />

Schokolade wächst an Bäumen?<br />

Schön wär's! Die Hacienda la<br />

Carrera zeigt, wie die Kakaobohne<br />

zur Schokolade wird und wie<br />

umweltfreundliche Landwirtschaft<br />

geht.


MITTELAMERIKA | El Salvador<br />

in el Salvador ist glyphosat<br />

strikt verboten<br />

winter <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong><br />

29


Kunstwerk und Kolonialarchitektur:<br />

In Suchitoto steppt zwar<br />

nicht der Bär, aber der Paradiesvogel.<br />

Jedenfalls in Form der<br />

hübschen Paradiesvogelblume,<br />

die hier wie Unkraut wächst.<br />

das salvadorianisch-franzosische paar erhielt<br />

den nationalen Tourismuspreis fur Nachhaltigkeit.<br />

Kitsch zu verarbeiten. Viele landen nach wie vor im Kochtopf – ebenso<br />

wie ihre Eier, von denen das Dutzend gerade einmal 7,50 US-Dollar<br />

auf dem Schwarzmarkt kostet.<br />

Nicht zuletzt dank Organisationen wie der ICAPO ging die Wilderei<br />

zurück, unter anderem durch Arbeitsplätze – für die Wilderer. »Wer<br />

mit Naturschutz Geld verdienen kann, missbraucht die Tiere nicht für<br />

illegale Geschäfte«, glaubt Aldo Sánchez. Auch in seinem Team bewähren<br />

sich ehemalige Eierdiebe als erfahrene und engagierte Helfer.<br />

Nach dem Ende des Bürgerkrieges, der das Land seit 1980 in Angst<br />

und Schrecken hielt, sowie der Auflösung der Rebellenarmee Anfang<br />

der 1990er-Jahre stand El Salvador vor einem Neuanfang. Bis heute hat<br />

sich viel getan in dem Land, das wirtschaftlich vor allem von den USA<br />

abhängt. Doch immer noch gehören Armut und Gewalt, soziale Probleme<br />

und Arbeitslosigkeit zum Alltag. Vielerorts zwischen Küste und Gebirgen<br />

verspricht der Fremdenverkehr neue Chancen für die Zukunft.<br />

KAKAOMILCH? NICHT DIE BOHNE!<br />

Die Hacienda La Carrera an der Jiquilisco-Bucht hat sich für sanften<br />

Tourismus entschieden. In erster Linie wird hier umweltfreundliche<br />

Landwirtschaft betrieben. Das ist keine Seltenheit in El Salvador, wo<br />

gesundheitsschädigende Agrochemikalien wie Glyphosat, Endosulfan<br />

und Paraquat und viele weitere strikt verboten sind. Damit ist das<br />

kleine Land in Zentralamerika neben den Bermudas und Sri Lanka<br />

eines von weltweit nur drei mit einem solchen Gesetz.<br />

Neben Agrarprodukten wie Kakao, Kaffee, Bananen, Mais und Zuckerrohr<br />

lebt die idyllisch gelegene Farm von einer Lodge. Wer hier<br />

Urlaub macht, profitiert sowohl von der Umgebung mit viel Wald und<br />

<strong>reisen</strong><br />

EXCLU-


MITTELAMERIKA | El Salvador<br />

Wasser als auch von der Nähe zu Gärten und Plantagen. »Es gibt immer<br />

erntefrische Produkte und jede Menge zu erleben«, sagt Elena Rivera,<br />

die Gäste von der Puerto Barillas Lodge über die Hacienda führt.<br />

Besonders die Erzeugung von Kakao sorge bei Kindern aus der<br />

Stadt immer wieder für Erstaunen. »Nicht wenige von ihnen glauben,<br />

dass die Schokolade an den Bäumen wachse«, berichtet die Frau mit<br />

schwarzen Haaren und leuchtend dunklen Augen. Während sie den<br />

Kids erklärt und zeigt, wie lang der Weg vom Samen des Kakaobaums<br />

bis zum Schokoriegel ist, nimmt sie die Erwachsenen gern mal auf<br />

die Schippe. »Wenn sie sehen, wie gern unsere Kühe Kakaobohnen<br />

fressen, sage ich ihnen, dass wir so natürliche Schokomilch herstellen.<br />

Tatsächlich kaufen mir das viele ab«, amüsiert sich Elena und begleitet<br />

uns durch die Bananenplantage.<br />

Nicht so klammern! Die Klammeraffen-Kolonie im malerischen<br />

Suchitoto ist nur durch Bananen zu bändigen.<br />

IM AFFENWALD IST ALLES BANANE<br />

Im Wald dahinter lebt seit Jahrzehnten eine Klammeraffen-Kolonie.<br />

Mit ihren langen Greifschwänzen und kaum weniger kurzen Gliedmaßen<br />

sind die geselligen Primaten in perfekter Weise an das Leben auf<br />

den Bäumen angepasst. Kaum, dass wir ihr Revier erreichen, springen,<br />

klettern, hangeln sie durch das Geäst, stets um die besten Plätze<br />

ringend. Am Ende an bedenklich dünnen Zweigen baumelnd, lauern<br />

sie so nah wie möglich über uns. Endlich holen wir die mitgebrachten<br />

Früchte aus den Taschen. Viel vorsichtiger, als gedacht, strecken die<br />

Affen ihre superlangen Arme aus, schnappen sich die Leckerbissen<br />

und verschwinden damit wie geölte Blitze in den Bäumen.<br />

Wilde Kletterakrobaten hat Suchitoto nicht zu bieten. Doch dafür<br />

trumpft der malerische Ort am Rio-Lempa-Stausee mit toller Aussicht,<br />

Kunsthandwerk und Kolonialarchitektur. Baulich geprägt wurde er von<br />

den Konquistadoren. Denn als Teil des Vizekönigreichs Neuspanien<br />

gehörte El Salvador von 1525 bis 1821 zum spanischen Kolonialreich.<br />

Heute gilt das nur 50 Kilometer von San Salvador entfernte Suchitoto<br />

als Kulturhauptstadt des Landes. Wegen der vielen Strelitzien, die<br />

hier wachsen, heißt sie auch »La Ciudad del pájaro-flor« – Stadt der<br />

Paradiesvogelblume.<br />

KOLONIAL UND KREATIV<br />

Dass ich die auffällige Pflanze mit den eigenwillig spitzen, orange-blaulila-roten<br />

Blütenblättern zuerst im Garten von Pascal und Joaquín entdecke,<br />

ist sicherlich kein Zufall. Denn die beiden Männer, die aus ihrer<br />

Liebe zueinander kein Geheimnis machen, haben ein natürliches Gespür<br />

für schöne und ausgefallene Dinge.<br />

Vor 15 Jahren kauften sie – nicht weit vom Zentrum Suchitotos –<br />

die Ruinen eines über <strong>20</strong>0-jährigen herrschaftlichen Anwesens, zauberten<br />

daraus ein wahres Schmuckstück und eröffneten es <strong>20</strong>05 als<br />

Boutiquehotel Los Almendros de San Lorenzo.<br />

Der charmante koloniale Landsitz mit roten Ziegeldächern, grünem<br />

Innenhof und einem noch viel grüneren Garten ist ein leger-romantisches<br />

Refugium und ein Genießerplatz. Während das denkmalschutzgerecht<br />

und ökologisch einwandfrei sanierte Haus einen Hauch Historie<br />

versprüht, weht aus dem Restaurant ein frischer Wind vom fernen<br />

Kontinent Europa. »Dass unser Koch die französische Küche liebt,<br />

kann man ihm nicht verdenken. Er hat bei Meisterkoch Hervé Laurent<br />

gelernt«, sagt Joaquín.<br />

sommer winter <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong> 31


Unsere<br />

Vorfahren<br />

nutzten Indigo<br />

zur Verehrung<br />

ihrer Gotter.


MITTELAMERIKA | El Salvador<br />

Blaumachen: Modemacherin Irma Guadrón<br />

benutzt das traditionelle Indigo für den<br />

Batik-Look. Aber keine Sorge, die Pools in<br />

Succhito färben nicht ab.<br />

INFO<br />

REISEZEIT In El Salvador ist es ganzjährig tropisch heiß, in den Bergen je<br />

nach Höhe kühl bis kalt. Von Mai bis Oktober fällt fast der komplette Jahresregen.<br />

Im Dezember und Januar ist alles grün. Von Juli bis November kann<br />

man an der Küste Meeresschildkröten beim Eierlegen sehen.<br />

ANREISE Ab Frankfurt a. M. mit Iberia über Madrid nach San Salvador.<br />

www.iberia.com<br />

ÜBERNACHTUNG Eines der schönsten Boutiquehotels im Land ist das Los<br />

Almendros de San Lorenzo in Suchitoto. Das charmante koloniale Landhaus<br />

mit Pool und Garten hat private Atmosphäre mit viel Grün und Kunst. DZ mit<br />

Frühstück ab € 113. www.losalmendrosdesanlorenzo.com<br />

Gute Adressen mit Zugang zum Ozean sind die Puerto Barillas Lodge<br />

(Appartement für zwei Pers. mit Frühstück ab € 180, www.puertobarillas.com)<br />

an der Jiquilisco-Bucht sowie das Resort Atami<br />

(DZ ohne Frühstück ab € 85) am Rand einer hohen<br />

Felsenküste. www.atami.com.sv<br />

Die <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>-Tipps finden Sie unter:<br />

http://auf.reise/el-salvador-tipps<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

33


text & fotos<br />

BGerald Nowak<br />

34 winter <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong>


MITTELAMERIKA | Mexiko<br />

WIE VERRÜCKT MUSS MAN EIGENTLICH SEIN,<br />

UM FREIWILLIG MIT EINEM SALZWASSERKROKODIL INS<br />

WASSER ZU STEIGEN? OHNE NETZ UND DOPPELTEN<br />

BODEN! FÜR TAUCHER UND FOTOGRAFEN SIND<br />

DIE SALTIES DER BANCO CHINCHORRO IM SÜDEN<br />

YUCATANS AN DER GRENZE ZU BELIZE<br />

DERZEIT DER ULTIMATIVE KICK!<br />

Goldgrube: Javier entdeckte früh, dass<br />

die Krokodile in seiner Lagune ein<br />

Glücksgriff sind – denn genug Taucher<br />

suchen nach dem absoluten Kick.<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

35


Wir haben in den letzten Jahren viel über die Raubtiere der Meere<br />

gelernt und lernen noch immer. Haitauchen ohne Käfig ist inzwischen<br />

gang und gäbe. Aber mit einer riesigen Urzeitechse ohne Schutz im<br />

Wasser zu verweilen, ist fast noch gefährlicher. Zu oft lesen wir blutige<br />

Schlagzeilen: »Krokodil packt Schwimmer und frisst ihn auf«,<br />

»Frau von Krokodil ins Wasser gezerrt und getötet«. Ja, Krokodile sind<br />

Fleischfresser und machen keinen Unterschied zwischen Mensch und<br />

Tier. Salzwasserkrokodile lieben Fisch, aber den zu erbeuten, fällt ihnen<br />

nicht so leicht. Im Brackwasser, wo die Sicht gen null geht, haben<br />

sie Heimvorteil: Sie können sich anschleichen und im letzten Moment<br />

zuschlagen.<br />

Anders sieht es im Meer aus. Hier sind die Sichtverhältnisse meist<br />

recht gut. Damit sehen die Echsen zwar ihre Beute schon von weitem,<br />

aber auch sie werden gesehen. Deshalb lauern sie oft stundenlang ruhig<br />

verharrend an einer Position, als wären sie ein Stück Holz. Ist eine<br />

vermeintliche Beute in greifbarer Nähe, packen sie blitzschnell zu –<br />

nicht gut für uns Menschen. Wir sind garantiert langsamer als diese<br />

instinktgesteuerten Muskelpakete.<br />

Gemeinsam mit ein paar Gleichgesinnten packe ich meine Unterwasserkamera<br />

und mache mich auf den Weg nach Mexiko, um herauszufinden,<br />

wie es sich anfühlt, diesen Urzeitechsen gegenüberzustehen.<br />

Nach der Ankunft in Cancún steht uns noch ein langer Weg<br />

in den Süden bevor. Xcalak heißt der kleine Küstenort direkt an der<br />

Grenze zu Belize. Gerade einmal neun Kilometer sind es noch zum<br />

Nachbarland. Touristisch steckt der Ort noch in den Kinderschuhen,<br />

nur wenige Backpacker und eben Taucher verirren sich hierher. Die<br />

Regierung hat hier ein kleines Riff-Meeresschutzgebiet eingerichtet.<br />

Das wirkt sich positiv auf die Unterwasserwelt aus.<br />

Direkt vor der Basis gibt es einen Kanal im Riff, wo sich tagsüber<br />

täglich Hunderte Tarpune treffen. Das sind riesige silbrige Knochenfische,<br />

die eine Länge von bis zu zwei Metern erreichen. Sie sehen bedrohlich<br />

aus, sind aber für den Menschen absolut harmlos. Allerdings<br />

ist es mächtig beeindruckend, wenn man einem riesigen Schwarm von<br />

mehreren Hundert Tieren gegenübersteht.<br />

Das Highlight der Region ist jedoch das Biosphärenreservat der<br />

Banco Chinchorro. Das Riffatoll liegt cirka 35 Kilometer vor der Küste<br />

Yucatáns und ist ein flaches Ringatoll mit 40 Kilometern Länge und<br />

16 Kilometern Breite. Wir fahren von Xcalak mit einem kleinen Motorboot<br />

gut zwei Stunden hinaus, um den dort lebenden Krokodilen<br />

zu begegnen. Aber wie kam es überhaupt dazu, dass man zu diesen<br />

Tieren ins Wasser steigen kann?<br />

Javier Salas ist Besitzer der Basis und hat den Spot entdeckt. Er<br />

erklärt uns, wie die Geschichte begann: »Auf der Banco Chinchorro leben<br />

in den Sommermonaten schon seit Generationen Fischer, die dort<br />

Stelzenhütten direkt in einer Mangrovenlagune erbaut haben. Jeden<br />

Tag, nachdem sie vom Fischen zurückkommen, nehmen sie die gefangenen<br />

Fische aus und werfen den Rest einfach ins Meer. Das nutzen<br />

die hier in den Mangroven lebenden Krokodile. Sie warten bereits direkt<br />

unterhalb der Hütten im flachen Wasser, um ihren Anteil abzubekommen.<br />

Wir haben es dann einfach mal versucht und sind zu ihnen<br />

ins Wasser gestiegen. Die Krokodile haben absolut kein Interesse an<br />

uns, denn die Fischabfälle sind viel leichter zu erbeuten.«<br />

Javier grinst, denn so konnte er als einer der Ersten auf der Welt die<br />

Begegnungen mit Krokodilen kommerziell anbieten.<br />

Seit nunmehr einem halben Jahrzehnt bringt er Gäste hierher, und<br />

es ist noch nie etwas passiert. Die Krokodile sind auf die Fische fixiert<br />

und interessieren sich nur wenig für die Menschen. So können diese<br />

sie in Ruhe beobachten und fotografieren. Spitzkrokodile leben überall<br />

an den Küsten Mittelamerikas und sind nicht zu verwechseln mit den<br />

deutlich aggressiveren Alligatoren aus Florida.<br />

Bevor wir gegen Mittag an der Fischerhütte ankommen, tauchen<br />

wir noch am Riff. Mary, unser Guide für die kommenden Tage, hat<br />

noch ein paar Rotfeuerfische gefangen. Rotfeuerfische gelten dort als<br />

Aliens. Eigentlich gehören sie nicht in die Karibik. Sie wurden von<br />

Menschen eingeschleppt, haben hier keine natürlichen Feinde und<br />

dezimieren die karibische Fauna. Besonders gefährdet sind die Jungfische<br />

und damit die Zukunft des Riffs. Sie haben sich explosionsartig<br />

vermehrt und werden nun überall von Tauchern harpuniert. Hier ist<br />

es sogar sinnvoll, denn die Fische sind für die Krokodile ein willkommener<br />

Snack. So geht es nach unserem Einzug in die Villa Chinchorro<br />

erst einmal ins Wasser, um unsere neuen Spielgefährten kennenzulernen.<br />

Toothy wartet schon auf uns. Das weibliche Krokodil verdankt seinen<br />

Namen ihren schiefen Schneidezähnen. Diese sind wie Schwerter<br />

übereinander gekreuzt. Mary, nur mit kurzem Neoprenanzug und einem<br />

Holzstab bewaffnet, steigt als Erste ins Wasser. Mutig, wie ich<br />

finde! Noch bin ich nicht infiziert vom Virus »Croco-mania« und folge<br />

ihr eher zögerlich. Lange dauert es aber nicht, bis es mich erwischt. 30<br />

Minuten später bin ich hin und weg. Toothy bewegt sich superlangsam<br />

um uns herum, scheint uns zu beobachten, lässt aber den Rotfeuerfisch,<br />

der an der Oberfläche dümpelt, keine Sekunde aus den Augen.<br />

Ramires, unser Kapitän, wirft vom Boot aus immer wieder neue Köder<br />

ins Wasser, damit die Tiere sich auch bewegen. Wenn es gerade keinen<br />

Köder an der Wasseroberfläche zu erhaschen gibt, verharren die<br />

Krokodile still im Wasser – minutenlang. Ein Erlebnis ohne Netz und<br />

doppelten Boden, das mich noch heute fasziniert.<br />

Illustration: Daytin/Shutterstock.com<br />

36 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> winter <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong>


MITTELAMERIKA | Mexiko<br />

Schni-Schna-Schnappi: Geduldig warten die<br />

Krokodile auf Fischreste und schnappen<br />

blitzschnell zu! Glücklicherweise – denn so<br />

ist das Interesse an den Tauchern gering.<br />

INFO<br />

Die beschriebene Reise ist buchbar auf:<br />

www.extratour-tauch<strong>reisen</strong>.de<br />

ANGEFLOGEN Condor fliegt ab Frankfurt ohne Zwischenstopp<br />

nach Cancún. Die Flugzeit beträgt circa zwölf Stunden. Die Flugpreise<br />

variieren stark, um circa E 700. Mehr Beinfreiheit bietet<br />

die Premium Economy – oder gleich völlig entspannt in der<br />

preiswerten Condor Comfort Class deutlich relaxter ankommen.<br />

URLAUBSZEIT Yucatán ist ein tropisches Ganzjahresziel<br />

mit annähernd gleichbleibenden Temperaturen. Aufgrund der<br />

äquatornahen Lage des Landesteils von Mexiko herrscht ein<br />

tropisch warmes Klima. Die Durchschnittstemperaturen liegen<br />

zwischen 26 und 30 Grad Celsius, die<br />

Wassertemperatur bei circa 26 bis<br />

28 Grad im Meer und 24 bis 26 Grad<br />

in den Cenoten.<br />

Die <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>-Tipps<br />

finden Sie unter:<br />

http://auf.reise/yucatan-tipps<br />

37


MITTELAMERIKA | Costa Rica<br />

Faulenzen in Meeressäuger-Manier? Die Gäste des Kurà dümpeln im<br />

eigenen Pool umher und lassen die Aussicht auf Regenwald und Sandbank<br />

auf sich wirken. Eben das perfekte Hotel zum In-den-Tag-hinein-Leben.<br />

38 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong>


B text<br />

Linda Ruckes<br />

walflosse<br />

im blick<br />

Hoch oben auf einem Berg, im tiefen costa-ricanischen Regenwald bei Uvita,<br />

ruht ein kleines Hotel, das sich durch seine unaufdringliche Mischung aus<br />

Nachhaltigkeit, Luxus und Minimalismus abhebt. Die beste Aussicht inklusive.<br />

39


MITTELAMERIKA | Costa Rica<br />

..<br />

Zu schon ist<br />

es hier und zu<br />

atemberaubend<br />

die Aussicht.<br />

40<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


A<br />

Als ich acht Monate in Costa Rica gelebt habe, habe ich eins<br />

gelernt. Die Uhren ticken hier anders als in Deutschland. Die<br />

Tage beginnen früher. Viel früher. Denn das morgendliche<br />

Treiben, wenn sich die Sonnenstrahlen ihren Weg durch das<br />

Dickicht der Bäume bahnen und die ersten exotischen Tiere<br />

erwachen, ist zu schön, zu einzigartig, um es schlichtweg zu<br />

verschlafen.<br />

Seit sechs Uhr liege ich mit meinem Lieblingsbuch auf der<br />

Terrasse. Ich habe mich in die lilafarbene XXL-Hängematte<br />

gemummelt, an Lesen ist jedoch nicht zu denken. Meine Aufmerksamkeit<br />

gilt der Natur, die sich bereits jetzt von ihrer<br />

schönsten Seite zeigt: Vögel singen, Insekten zirpen, Blätter<br />

rascheln. Selbst unter der großzügigen Inroom-Regendusche,<br />

die lediglich durch eine Glasscheibe vom dichten Regenwald<br />

getrennt ist, bin ich noch mittendrin im Naturschauspiel.<br />

Acht Uhr. Endlich. Normalerweise würde ich mich über<br />

späte Frühstückszeiten in einem Hotel nicht beschweren.<br />

In Costa Rica schon. Sehnsüchtig fiebere ich einer Portion<br />

Gallo Pinto, dem Nationalgericht mit Reis und Bohnen,<br />

das man zu jeder Tageszeit serviert bekommt, und einer Tasse<br />

frisch aufgebrühtem costa-ricanischen Kaffee entgegen.<br />

Der Weg zum Frühstück führt über eine schmale Straße<br />

an sieben weiteren Villen des Kurà Hotels vorbei. Die Villen<br />

liegen dramatisch am Hang, mitten im Regenwald und sind<br />

kaum sichtbar, weil sie sich zwischen Mangobäumen und Palmen<br />

verstecken. Nicht mal einen Blick auf die Nachbarvilla<br />

kann ich erhaschen.<br />

Während ich an diesem wundervoll sonnigen Morgen<br />

meinen Platz am Frühstückstisch einnehme und mir der Geruch<br />

von Kaffee in die Nase steigt, posiert eine sexy Latina<br />

neben mir im Infinity-Pool. Ob sie eine costa-ricanische Influencerin<br />

ist? Schließlich, so erzählte mir der Fahrer auf dem<br />

Weg zum Hotel am Vortag, mache auch die nationale Prominenz<br />

im Kurà Urlaub. Gestern erst sei der costa-ricanische<br />

Fußballnationalspieler Cristian Gamboa abgereist.<br />

Followerzahl hin oder hin – ich möchte auch vor dieser beeindruckenden<br />

Kulisse in die Kamera lächeln, im Hintergrund<br />

der tiefgrüne Regenwald mit dem mächtigen Pazifischen Oze-<br />

winter <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong><br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

41


MITTELAMERIKA | Costa Rica<br />

an. Bei klarer Sicht kann man sogar die »Cola de Ballena«, eine natürliche<br />

Sandbank in Form einer Walflosse, am Strand des Marino Ballena<br />

Nationalparks erkennen, um die sich in den Sommermonaten wahre<br />

Meeresgiganten tummeln.<br />

Ursprünglich wollten die Besitzer des Kurà Hotels, Martin Wells<br />

und Alejandra Umaña, hier oben ein Hostel für Adrenalin-Junkies errichten.<br />

Die schmalen Mountainbike-Tracks und steilen Wanderwege<br />

sind optimal für Extremsportler. Doch die erstklassige Lage verleitete<br />

sie letzten Endes doch dazu, ein Luxushotel statt eines Abenteuerhostels<br />

zu eröffnen. Trotzdem kann man ganz authentisch der<br />

unbefestigten Straße ins Dorf folgen. Ich aber nehme lieber den Gratis-Shuttleservice<br />

des Hotels in Anspruch und lasse mich direkt am<br />

Strand absetzen.<br />

Whale Watching werde ich mir wohl leider für meine nächste Costa-<br />

Rica-Reise aufbewahren müssen. Die gigantischen Meeressäuger lassen<br />

sich erst im nächsten Monat hier blicken (die beste Zeit ist Dezember<br />

bis März). Ich hingegen wandere zu den Nauyaca-Wasserfällen. Eine<br />

Wanderung, die sich als wesentlich anstrengender entpuppt, als ich<br />

sie mir vorgestellt habe. Nach einem intensiven Marsch durch den<br />

Regenwald bleibt das Bad im Pool begleitet von Wasserfallrauschen<br />

eine ewige Erinnerung. Beim nächsten Mal probiere ich mich beim<br />

Wellenreiten am Strand von Dominical. Doch jetzt erst einmal zurück<br />

ins Hotel – ausruhen!<br />

Zu schön ist es hier. Zu atemberaubend die Aussicht. Zu verlockend<br />

das Nichtstun am Pool. Meine ausgiebige Sonnenbadruhe bekommt<br />

eine kleine Zwangspause. Drei Tukane landen im großen Baum,<br />

dessen Äste sich behutsam über den Pool strecken. Wie drei Freundinnen,<br />

die den neuesten Tratsch austauschen, hocken sie dort auf dem<br />

Ast und scheinen zu schnattern. Ihre wunderschönen bunten Schnäbel<br />

bewegen sich dabei unaufhörlich.<br />

Ob die Vögel wohl von der fruchtigen Mango, der süßen Ananas<br />

und der sauren Maracuja schwärmen, die allesamt auf dem Hotelgrundstück<br />

wachsen? Übrigens beste Zutaten für köstliche Smoothies.<br />

Ich bestelle eine Kombination aus Ananas, Maracuja und Banane<br />

und habe damit den Hotelobstgarten im Glas. Während ich durch<br />

den Bambusstrohhalm (das Hotel ist nachhaltig) meinen Smoothie<br />

schlürfe, erklärt mir Barmann Manuel, dass die Maracuja besonders<br />

gut für das Herz sei.<br />

Ebenso wie der Spa-Besuch. Behutsam lasse ich mich auf die Liege<br />

sinken, genieße noch einmal den Ausblick und schließe die Augen.<br />

Jetzt denke ich schon mit großer Vorfreude an meinen privaten Pool<br />

in der phänomenalen Natur und bin froh, dass statt Elektrobeat-Klängen<br />

der Rucksacktouristen das Vogelgezwitscher die Atmosphäre für<br />

diesen wundervollen Relax-Urlaub schafft – und der ist wirklich gut<br />

für das Herz.<br />

Obstgarten im Glas: Im Hotelgarten wachsen das Who's<br />

Who der exotischen Früchte, die der Gast in köstlichen<br />

Smoothie-Kreationen serviert bekommt.<br />

INFO<br />

Kurà Design Villas, adults-only Boutiquehotel. Übernachtung<br />

in der Junior Suite ab € 707 die Nacht. Steuern sind bereits<br />

im Preis inbegriffen. Ebenfalls im Preis enthalten sind ein<br />

À-la-carte-Frühstück und der Shuttle in den Marino Ballena<br />

Nationalpark in Uvita.<br />

Cayuga Collection. Das Kurà gehört mit neun weiteren luxuriösen<br />

Hotels in Nicaragua, Costa Rica und Panama zur Cayuga<br />

Collection, die sich seit 1999 für nachhaltigen Luxustourismus<br />

und einen bewussten Umgang mit der lokalen Kultur einsetzt.<br />

Weitere Informationen unter www.cayugacollection.com oder<br />

www.kuracostarica.com<br />

AUSFLÜGE Der Marino Ballena Nationalpark ist einer der<br />

besten Spots für Walbeobachtungen. Surfen kann man an<br />

den nahe gelegenen Stränden Dominical und Playa Hermosa.<br />

Auch die Nauyaca-Wasserfälle, die zu den spektakulärsten des<br />

Landes zählen, liegen gleich um die Ecke. Ausflüge können auf<br />

eigene Faust unternommen oder<br />

alternativ über das Hotel gebucht<br />

werden.<br />

Die <strong>reisen</strong>-<strong>EXCLUSIV</strong>-Tipps<br />

finden Sie unter:<br />

http://auf.reise/costa-rica-tipps<br />

Fotos: PR, U. Eisenlohr/Shutterstock.com, Louis Hansel, Zdenk Machacek<br />

42<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong>


ASIEN<br />

GOURMET<br />

vorm Abflug<br />

Die Wartezeit am Flughafen in<br />

Hongkong wird ab nun zum wahren<br />

Gaumenschmaus. Denn dort hat eine<br />

Zweigstelle des wundervollen Restaurants<br />

»Duddell’s« eröffnet, das sich mit<br />

seiner kantonesischen Küche seinen<br />

Michelin-Stern redlich verdient hat. Es<br />

warten die besten Dim Sum der Stadt.<br />

Und ganz neu: geröstete Gans. Wer mag,<br />

kann auch To-go für daheim einkaufen.<br />

www.duddells.co/hkairport/en/<br />

DIE<br />

DRACHENINSELN<br />

Die Komodo-Inseln in<br />

Indonesien sind Heimat der<br />

berühmten Komodowarane.<br />

Die drachenähnlichen Echsen<br />

sind die Lieblinge der Touristen<br />

– jedes Jahr besuchen<br />

Hunderttausende Touristen<br />

den Nationalpark auf den<br />

Kleinen Sundainseln. Weil<br />

man Angst hatte, der Bestand<br />

der Tiere würde darunter<br />

leiden, strebte die Regierung<br />

eine Schließung der Inseln<br />

an. Doch: Untersuchungen<br />

haben ergeben, dass der Tourismus<br />

den Tieren und Inseln<br />

nicht schadet. Die Komodo-<br />

Inseln bleiben weiterhin<br />

geöffnet.<br />

Fotos: Eric Isselee/Shutterstock.com, Duddells, Raffl es<br />

Raffes erstrahlt im<br />

neuen Glanz<br />

Das hier ist die Long Bar, ja, die legendäre Bar im Raffles, wo<br />

der Singapore Sling erfunden wurde. Und was ist an diesem<br />

Foto so besonders? Dass man den Boden sehen kann! Denn<br />

im Raffles war es Tradition, dass der Boden bedeckt war von<br />

Erdnussschalen. Aber natürlich wurde nicht nur die Bar,<br />

sondern alles am historischen Hotel renoviert. Und ein<br />

Besuch lohnt sich nun mehr denn je. www.raffles.com<br />

TRAUMREISE: Redakteurin Marie Tysiak erfüllte sich einen Traum – und reiste mit dem Zug durch Japan. Sie nimmt uns mit auf einen<br />

Spaziergang durch Hiroshima. S. 44 – GETEILTE IDENTITÄT: Autor Patrick Lettmann versuchte, Korea zu verstehen. Dass dieses Land, das sich<br />

wie kaum ein anderes der Moderne und Tradition bedient, selbst noch auf der Suche nach sich selbst ist, ahnte er nicht – bis er Jaehwan traf.<br />

S. 52<br />

frühling <strong>20</strong>16<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

43


ASIEN | Japan<br />

text & fotos<br />

BMarie Tysiak<br />

Traumreise nach<br />

Japan<br />

Eine Reise nach Japan gleicht einem Traum. Nicht nur,<br />

weil das Land wunderschön ist und tiefe Einblicke in eine<br />

völlig andere Gesellschaft gewährt. Nein, auch die Erlebnisse<br />

vor Ort prasseln ungeordnet und teils völlig fern der<br />

bekannten Logik auf das eigene Bewusstsein ein. Mal<br />

wie in Zeitlupe, mal irre schnell. Redakteurin Marie Tysiak<br />

nimmt uns mit nach Japan, wo Ästhetik und Chaos,<br />

Minimalismus und Überfluss, Langsamkeit und Fortschritt,<br />

und, ja, auch Tradition und Moderne kein Widerspruch<br />

sein müssen.<br />

44 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong>


Schöne Rücken entzücken! Geishas gehören ins Stadtbild<br />

Japans wie die Kirschblüte an den Ast im Frühjahr. Das<br />

Klackern ihrer Holzschuhe ist in den Altstadtgassen schon<br />

von Weitem zu hören.<br />

45


ASIEN | Japan<br />

M<br />

Mit ihren filigranen Fingern fährt sie an der Kante der Box entlang,<br />

macht bei dem kleinen Metallhaken halt und klickt den Verschluss auf.<br />

Beide Hände heben den Deckel ab, das glatte Holz klappt so auf, dass<br />

es meine Sicht auf das Innere verdeckt. Aus einem seidenen Tuch, bestickt<br />

mit Blumenmuster, rollt sie vorsichtig zwei dünne Essstäbchen<br />

aus Bambusholz. Nun nimmt sie den Deckel vollständig ab und legt<br />

ihn, Oberseite zuerst, auf den leeren Sitz neben sich. Mir eröffnet sich<br />

der Blick auf die erste Ebene ihrer Bento-Box, fein säuberlich zusammengestellt<br />

und in einzelnen kleinen Kisten voneinander getrennt:<br />

marinierte Algen, hier eine Sushi-Rolle mit frischem Thunfisch, dort<br />

ein kleiner Happen Omelett, eingelegte Früchte, natürlich Reis, in<br />

der Etage darunter. Und sogar eine Art Miso-Suppe findet sich in einem<br />

Schraubglas wieder. Sie wählt mit Bedacht ihren ersten Gang,<br />

das Omelett. Rechteckig zugeschnitten, saftig und kalt, so wie ich es<br />

in Tokio nach meiner Ankunft zum ersten Mal aß. Seit dem fünften<br />

Jahrhundert speisen die Menschen in Japan unterwegs aus Bentō. Eine<br />

mannigfache Brotdose mit Tradition, wunderschön dazu.<br />

Während die junge Frau, die mir auf der Fahrt von Kyoto nach<br />

Hiroshima gegenübersitzt, pünktlich zur Mittagszeit ihre Suppe<br />

schlürft, wende ich meinen Blick zum Fenster. Geräuschlos sausen<br />

wir durch den brütend heißen Sommertag. Doch unser Shinkansen<br />

scheint räumlich und zeitlich von der Welt dort draußen, den unendlichen<br />

grünen Hügeln am Horizont, den letzten grauen Hochhäusern<br />

von Osaka, das wir nur kurz nach unserer Abfahrt in Kyoto als ersten<br />

Halt angesteuert haben, getrennt. Eine Zeitkapsel, die mit einer<br />

stetigen Raumtemperatur von <strong>20</strong> Grad und einer fast konstanten<br />

Geschwindigkeit von 300 Stundenkilometern Reisende in eineinhalb<br />

Stunden von der Kulturhauptstadt Kyoto in die Friedensstadt bringt,<br />

wie sich Hiroshima im Westen von Honshu symbolisch nennt. Mit<br />

dem Auto bräuchte man sechs Stunden für die Strecke. Aber in Japan<br />

fährt kaum jemand lange Strecken mit dem Auto. Denn die Fernver-<br />

kehrszüge verbinden fast stündlich alle großen Städte auf exklusiven<br />

Gleisen auf die Sekunde pünktlich – oft schneller als das Flugzeug.<br />

Der Fahrkartenkontrolleur betritt das Abteil. Eine kurze Verbeugung.<br />

Weiße Handschuhe greifen nach den Zetteln, die ihm wortlos<br />

entgegengereicht werden. Stets mit beiden Händen. Ich schäme mich<br />

für meinen Japan-Railpass, dem man seine letzte Woche in Hosentaschen<br />

ansieht. Er wirft einen Blick darauf, nickt und führt seine Runde<br />

fort. Mein Blick folgt ihm fasziniert, bis er sich am Ende des Wagens<br />

noch einmal umdreht, seine Mütze berührt und sich diesmal tief vor<br />

uns Passagieren verbeugt. Dann verschwindet er im nächsten Abteil.<br />

Ich sehe ihn erst eine Stunde später, als er mir beim Aussteigen, wie<br />

jedem Gast, hinterherwinkt. Auch die Frau, die ihr Mittagsmenü verspeist<br />

hat und später, als wir ganz dicht an der pompösen Himmelsburg<br />

von Himeji vorbeifuhren, mein Staunen mit einem lieben Blick<br />

würdigte, verlässt den Shinkansen an der Hiroshima Station.<br />

Menschen wuseln an mir vorbei, ohne mich zu berühren. Jeder<br />

und doch keiner scheint mich wahrzunehmen. Fast alle Damen tragen<br />

eine Pony-Frisur. Die Herren weiße Hemden. Es dauert keine Minute,<br />

und der 40 Grad heiße Hochsommer treibt mir Schweißperlen<br />

auf die Stirn. Ich bewege mich und werde Teil des Gewusels, hinter<br />

den Schranken und der Eingangshalle beginnt die Stadt, die mich mit<br />

hellem Sonnenschein empfängt, sodass ich meine Augen zu Schlitzen<br />

verengen muss. Die Friedensstadt Hiroshima, heute passend gehüllt<br />

in weißes Licht.<br />

Ich spaziere Richtung Südwesten, passiere die erste Brücke, die einen<br />

der Ausläufer des Ōta Rivers überspannt, der sich weiter nördlich<br />

unzählige Male teilt und so die Stadt in ihre Viertel zersplittert, bevor<br />

das Flussdelta in die Hiroshima-Bucht mündet. Geschichtsträchtige<br />

Straßen unter meinen Füßen, daneben Hochhäuser aus den Fünfzigern.<br />

Lauter Verkehr. Dazu die Hitze. Großstadtfeeling. Ein jäher Kontrast<br />

zu Kyoto, dessen Schönheit ich mich heute früh entzogen habe.<br />

46 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


Stapelmännchen: Japanische Sushi-Meister schwingen rasant die Messer und zaubern Köstlichkeiten auf die Teller. Auch die Fahrt im Shinkansen<br />

von Kyoto nach Hiroshima ist ein rasantes Erlebnis – und doch spürt man im Zug rein gar nichts von Tempo 300.<br />

47


ASIEN | Japan<br />

Spürbare Vergangenheit:<br />

Dort, wo einst<br />

die Atombombe in<br />

Hiroshima auf den<br />

Boden traf, ist heute<br />

ein gigantischer Park.<br />

Auch im Peace Memorial<br />

Museum wird der<br />

Opfer gedacht.<br />

48<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


NOCH IMMER BASTELN KINDER<br />

AUS ALLER WELT FÜR DEN FRIEDEN KRANICHE –<br />

UND SCHICKEN SIE NACH HIROSHIMA.<br />

In der prunkvollen Kaiserstadt endet jeder Weg vor einem geschichtsträchtigen,<br />

goldüberzogenen Tempel, den jährlich Millionen Touristen<br />

bestaunen. Geishas trippeln in kleinen Schritten, von ihren engen Kimonos<br />

eingeschränkt, vorbei an den holzverkleideten Eingangstüren,<br />

bis sie an ihrem Teehaus angelangt sind. Das Klackern ihrer traditionellen<br />

Holzschuhe hallt noch lange in den Gassen der Altstadt nach.<br />

Nicht so in Hiroshima. Hier gibt es keine Altstadt mehr, kaum<br />

eine Geisha-Kultur. Als am Morgen des 6. August 1945 etwa 600 Meter<br />

über der Innenstadt die erste Atombombe explodierte, nahm die<br />

Geschichte der Stadt schlagartig und für immer einen anderen Lauf.<br />

Auch ich bin nun dort angekommen, was früher das Herz der Industrie-<br />

und Militärmetropole war. Dort, wo der Fluss mit seinen Verästelungen<br />

ins Meer fließt, dort, wo sich das Land ebnet und die umliegenden<br />

Berge das Zentrum einkesseln. Genau diese Topografie wurde der<br />

Stadt zum Verhängnis, denn die feindlichen Amerikaner wollten mit<br />

ihrem ersten Atombombeneinsatz maximale Zerstörung anrichten.<br />

Alles war genau berechnet: Wenn sich morgens die meisten Menschen<br />

in der Stadt aufhielten, sollte die Druckwelle der Explosion die Innenstadt<br />

zerstören, deren Häuser zumeist aus Holz errichtet waren. Das<br />

anschließende Feuer sollte auch auf die umliegenden Industrieanlagen<br />

übergreifen, und zu guter Letzt sollte die austretende Strahlung noch<br />

so viele Menschen wie möglich nachhaltig schädigen.<br />

Die Rechnung ging auf. Das Ausmaß der Brutalität lässt sich im<br />

Hiroshima Peace Memorial Museum erahnen, wo man sich in einer<br />

bedrückten Menschenmasse an verbogenen Stahlträgern, Abschiedsbriefen<br />

und den Kranichen der krebskranken Sadako Sasaki schiebt.<br />

Sie ist eine der unzähligen Hibakusha, eine Überlebende des Atombombenabwurfs.<br />

Damals war sie noch ein Kleinkind, doch als das<br />

athletische Mädchen später an Leukämie erkrankte, zeigten sich auch<br />

bei ihr die langwierigen Folgen des Abwurfs. In der Hoffnung auf Heilung<br />

bastelte sie im Krankenhaus Papierkraniche, nach einer Legende<br />

brächten 1.000 dieser Origami-Figuren Gesundheit. Nicht so bei Sadako,<br />

sie starb im Alter von gerade einmal zwölf Jahren und hinterließ<br />

Tausende der aufwendig gefalteten Papiertiere – das heutige Symbol<br />

der Stadt.<br />

Noch immer basteln Kinder aus aller Welt für den Frieden Kraniche –<br />

und schicken sie nach Hiroshima. In einer Glasvitrine, ganz nah der<br />

Statue von Sadako Sasaki, sind sie ausgestellt. Denn: Heute ist Hiroshima<br />

wieder eine prächtige Industrie- und Hafenstadt, mehr als eine<br />

Million Menschen wohnen hier. Auch einer der schönsten Schreine<br />

des Landes prangt vor der Bucht rot im Wasser, die alte Burg wurde<br />

aufwendig restauriert. Nach nur wenigen Tagen war die Strahlung verebbt,<br />

Jahrzehnte sind vergangen.<br />

Doch man nutzt die weltweite Berühmtheit für einen wichtigen<br />

Appell. Man lädt die Menschen aus aller Welt in die Stadt ein, im Namen<br />

des Friedens. Das ehemalige Stadtzentrum, eben genau dort, wo<br />

die Bombe explodierte, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem<br />

gigantischen Park, der Besuchern zur Besinnung und Erinnerung dienen<br />

soll. Die Blumenkränze, Kerzen, Statuen und Gedenktafeln dienen<br />

einem Zweck: Sie fordern eine atomwaffenfreie Welt. Nach meinem<br />

Museumsbesuch schlendere ich durch die symmetrisch konstruierte<br />

Anlage und lasse mich an einem der vielen Flussläufe nieder, den Blick<br />

direkt auf den A-Bomb-Dome gerichtet. Die ehemalige Industrie- und<br />

Handelskammer ragt als letzte Ruine mahnend am anderen Ufer empor.<br />

Zwischen den modernen Hochhäusern wirkt das Gebäude wie<br />

aus der Zeit gefallen, und das ist es auch. Während die gesamte Stadt<br />

neu aufgebaut wurde, erklärte man dieses einst prächtige Haus zum<br />

Unesco-Welterbe, und die Überreste sollen der Menschheit stets das<br />

verheerende Ausmaß von atomaren Kriegen vor Augen führen. Sehr<br />

gelungen, wie ich finde.<br />

Das Lachen von Kindern, die im Park spielen, holt mich zurück in<br />

die Gegenwart. Der Duft von frischem Barbecue zieht von einem Izakaya,<br />

einem traditionellen Speiselokal, herüber. Eine Tradition aus dem<br />

nahen Kōbe, wo man sich bestes Rindfleisch eigens am Tisch auf einem<br />

kleinen Grill brutzelt. Doch mir steht heute der Sinn nach Sushi. Google<br />

Maps hilft mir, schnell ein passendes Restaurant ein paar Straßen<br />

weiter ausfindig zu machen. Sowieso, das Smartphone hilft in Japan<br />

ungemein, fast überall gibt es offenes WLAN, Bus- und Zugverbindungen<br />

beim großen Maps-Anbieter stimmen auf die Minute, Gleisnummer<br />

und Buslinien werden auf Englisch angezeigt – ein Segen, wie ich<br />

schnell lerne.<br />

Eine hell leuchtende Papierlaterne zeigt an, dass der Laden geöffnet<br />

hat. Ich schiebe die hölzernen Shoji-Türen auseinander und betrete<br />

den Vorraum. Während ich meine Schuhe ausziehe, so wie ich es bereits<br />

kennengelernt habe, kommt auch schon eine Kellnerin und verbeugt<br />

sich tief vor mir. Über Tatami-Matten folge ich ihr auf Socken<br />

ins Restaurant. Von draußen bekommt man nichts von der Welt hinter<br />

der Fassade mit: Ein langer Raum zieht sich weit nach hinten, auf<br />

winter sommer <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong><br />

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ASIEN | Japan<br />

Schmuckstück: Der Kinkakuji-Tempel liegt verborgen in den<br />

Gebirgsausläufern im Nordwesten Kyotos. Friedvoll wirken<br />

auch die typischen Papierlaternen, die im Freien baumeln.<br />

den Reismatten stehen eckige, flache Tische, um sie herum sitzen –<br />

ja hocken – die Gäste auf dem Boden und schmatzen und plaudern laut.<br />

Es wird geraucht und getrunken, viele Gäste tragen noch ihre Business-Kleidung<br />

vom Arbeitstag, der mitunter noch nicht vorbei ist, da<br />

der Chef zum Essen eingeladen hat. Sehr üblich in Japan, auch das<br />

Rauchen ist in Restaurants erlaubt, auf der Straße aber oft strengstens<br />

verboten. Sowieso: In Izakayas findet ein großer Teil des japanischen<br />

Lebens statt, sie sind quasi die Wohnzimmer der Städter, deren Wohnungen<br />

aus Platzgründen meistens zu klein sind.<br />

Da es keinen freien Tisch mehr gibt, weist die Frau mir einen Platz<br />

an der Theke zu. Das finde ich gar nicht schlimm, denn zum einen erweist<br />

sich das traditionelle Auf-dem-Boden-Sitzen für mich als höchst<br />

unbequem, mein Rücken dankt es mir nicht. Und zum anderen sitze<br />

ich nun dem Sushi-Master direkt gegenüber, zu erkennen an seiner<br />

weißen Kochtracht und dem um den Kopf gebundenen Band, ebenfalls<br />

in Weiß, und kann ihm über die Theke und auf die Finger schauen.<br />

Mal wirbeln die Messer wild, mal schneidet er geduldig ein millimeterdünnes<br />

Stück Fisch von einem großen rosa Thunfisch ab. Alles,<br />

was ich sehe und mir gefällt, bestelle ich mir gleich auf meinem<br />

persönlichen Tablet am Tisch, das – praktischerweise – mit Bildern<br />

ausgestattet ist. Als der Sushi-Master sieht, wie ich mit meinem ersten<br />

Nigiri und den Stäbchen kämpfe, schreitet er ein und zeigt mir,<br />

wie ich es richtig zu essen habe: Wasabi auf den Fisch, dann nur diese<br />

Seite ganz kurz in die Soja-Soße tunken und schnell in den Mund. Ich<br />

schenke ihm einen Daumen hoch, er mir ein fast zahnloses Grinsen.<br />

Ich freue mich schon auf Osaka, wo es um die Dōtinbori Street die<br />

besten Meeresfrüchte ganz Japans geben soll. Es ist die nächste Station<br />

auf meiner Reise.<br />

Am späten Abend nehme ich also auf Gleis 27 meinen Platz in<br />

der Schlange für den Zug gen Osaka ein. Eine gute Stunde dauert die<br />

Fahrt. Markierungen auf dem Boden weisen Passagiere daraufhin, wo<br />

welcher Teil des Zuges hält, Platzreservierungen sind kostenfrei und<br />

jeder wartet geduldig in der Reihe auf das Einfahren des Zuges, um<br />

dann ohne Gerangel den Sitzplatz einzunehmen. Für heute sind meine<br />

Eindrücke gesättigt. Der Tag in der Friedensstadt Hiroshima muss<br />

noch in meinem Kopf zur Realität werden, genauso wie die prunkvollen<br />

Tempel von Kyoto. Doch morgen schon möchte ich wissbegierig<br />

weiter dieses Land erkunden. Denn: Japan ist ein Traum, den man<br />

selbst erlebt haben muss. Als wir den Bahnhof pünktlich verlassen,<br />

steht eine eigens dafür angestellte Dame am Ende des Gleises – und<br />

winkt meinem Zug nach. Da erkenne ich: Egal, wie viel ich noch in<br />

diesem Land sehen werde, ganz verstehen werde ich Japan wohl nie.<br />

INFO<br />

ANREISE Swiss Air fliegt ab März <strong>20</strong><strong>20</strong> von Zürich nach<br />

Osaka. Zubringer von elf deutschen Flughäfen möglich.<br />

www.swiss.com<br />

Japan Rail Pass. Mit dem Zugpass können Touristen für einen<br />

Zeitraum von einer (€ 245), zwei (€ 390) oder drei Wochen<br />

(€ 497) nahezu alle Züge im Land ohne Reservierung benutzen.<br />

Auch die Hochgeschwindigkeitszüge Shinkansen mit bis zu<br />

3<strong>20</strong> Kilometer pro Stunde können benutzt werden. Mehr Infos<br />

unter www.jrailpass.com/de<br />

Fotos: Marie Tysiak (8), Andre Benz, Norikko/Shutterstock.com, Graziele Luz Gonczoroski, Mizzy Mish/Shutterstock.com<br />

50<br />

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winter <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong>


Auf zu<br />

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Ab März <strong>20</strong><strong>20</strong>:<br />

Osaka und Washington D.C<br />

sommer <strong>20</strong>16<br />

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<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


ASIEN | Südkorea<br />

B text<br />

Oasen der Glückseligkeit<br />

Patrick Lettmann<br />

Südkorea ist Inbegriff für technologischen Fortschritt. Doch blickt man hinter<br />

die Kulissen aus Displays und verspiegelten Fenstern der Megacitys, so finden<br />

sich Orte der Ruhe und Besinnung auf die eigene Vergangenheit. Bei Reisen<br />

quer durchs Land ist es vor allem die Offenheit der Menschen, die einen tieferen<br />

Einblick in ihre Traditionen und ganz aktuellen Bedürfnisse erlaubt.<br />

52 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong>


Zeit<strong>reisen</strong>de: Trotz des technologischen<br />

Fortschritts im Land begegnet man auf<br />

Reisen immer wieder den Spuren der<br />

Vergangenheit.<br />

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Zum Abschied sagt mir Jaehwan, ich solle die Augen schließen. Daraufhin<br />

spüre ich, wie er fast zärtlich meine Hand nimmt, die Innenfläche<br />

nach oben richtet und mir einen Gegenstand hineinlegt. Noch mit geschlossenen<br />

Augen ertaste ich das ovale Etwas, das in meiner Hand<br />

liegt, als sei es schwerelos. Die Oberfläche ist hier rau, wie ungebeiztes<br />

Holz, hier zum Darüberhinwegrutschen glatt. Die Ränder sind von unterschiedlicher<br />

Dicke und mit ebenso ungleichmäßigen Rundungen –<br />

es lässt sich keinerlei Symmetrie darin erfühlen.<br />

Auch als ich die Augen öffne und ein filigran gemeistertes Stück<br />

Holz in meiner Hand wiederfinde, erschließt sich mir der Nutzen nicht.<br />

Jaehwan erkennt meine Verwunderung und setzt mit einem nachsichtigen<br />

Lächeln in seiner Erklärung dort an, wo ich nach knapp einem Monat<br />

auf Reise durch dieses Land selbst schon sein sollte. Ich weiß das,<br />

und er weiß das. Doch für mich lässt sich Korea auch jetzt noch nicht<br />

entschlüsseln, dieses Land voller Widersprüche, dieser wunderlichen<br />

Kultur und Millionen Menschen, die in Labyrinthen aus Häusern und<br />

Neonreklamen selbst noch auf der Suche nach sich selbst sind.<br />

Noch in den 1960er-Jahren war Korea Entwicklungsland. Gebeutelt<br />

von Jahrzehnten der kolonialen Besetzung durch die Japaner, Austragungsort<br />

des Urkonflikts zwischen Kapitalismus und Kommunismus,<br />

Demokratie und Diktatur, noch heute gespalten in zwei Hälften – nicht<br />

ungleich unserer eigenen deutschen Geschichte, doch mit bekanntlich<br />

anderem Ausgang. Ein Land, das viel ertragen musste und sich dann<br />

so unbemerkt, als hätte die Welt hier einen Moment weggeschaut, aus<br />

dem Schutt der Vergangenheit erhob und es innerhalb kürzester Zeit<br />

zu einem der bedeutendsten Technologiestandorte der Welt gebracht<br />

hat. Wohlgemerkt gilt dies nur für den südlichen Teil des Landes, und<br />

reist man dort umher, so offenbaren sich hinter all dem technologischen<br />

Fortschritt, der einen nicht selten staunen und die deutsche<br />

Behäbigkeit verfluchen lässt, die Spuren der nicht allzu fernen Vergangenheit.<br />

54 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


ASIEN | Südkorea<br />

Eine Pause<br />

von dem Alltag<br />

Morgens, halb zehn in Daegu: Wer eine<br />

Pause braucht, geht ins Kitchen1916.<br />

Dort serviert Besitzerin Jegal mit viel<br />

Liebe eine große Portion Ruhe.<br />

Menschen wie Jegal und Jaehwan<br />

beeindrucken tief mit ihrer Herzlichkeit.<br />

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ASIEN | Südkorea<br />

Kleidsam: Einst eine Arbeiterstadt,<br />

ist Daegu längst in eine neue Rolle<br />

geschlüpft und präsentiert sich<br />

nun als Modemetropole.<br />

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<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


südKorea<br />

ist zu schnell<br />

gewachsen.<br />

Eingemachtes in der Stadt<br />

Abseits der leuchtenden Hauptstadt, in immerhin der viertgrößten<br />

Stadt Südkoreas, säumen in staubiger Hitze Werkzeugläden ganze<br />

Straßenzüge, Sanitärgeschäfte und Autoteile die nächsten und übernächsten.<br />

Zwar gilt Daegu, Zentrum der lokalen Modeindustrie,<br />

hierzulande als das Paris oder Mailand Südkoreas, doch lässt sich der<br />

Ursprung als einstige Arbeiterstadt nicht leugnen. Als ich durch die<br />

verwinkelten Gässchen von Jung-Gu schlendere, umgeben von kaum<br />

zweistöckigen, absurd verschachtelten Häuschen, entdecke ich erst<br />

auf den zweiten Blick kleine Oasen an Cafés und Galerien. Die Kitchen1916<br />

ist weder das eine noch das andere, weder Café noch Galerie,<br />

weder Yogastudio noch Klamottenladen – und doch findet man all<br />

das dort. Jegal, die Besitzerin dieses eigentümlichen Geschäfts, erklärt<br />

mit verlegen zarter Stimme, sie wolle den Menschen etwas Gutes tun.<br />

Was das genau bedeutet? Liebe zu Ruhe und Detail! Die wenigen Kleider<br />

und Blusen, die zwischen antiken Möbelstücken und traditionell<br />

bemalten Vasen hängen, sind selbst entworfen und genäht, die Zutaten<br />

für Frühstück und Mittagessen handverlesen, und Kaffee und<br />

Tee werden mit einer solchen Ruhe zubereitet, dass einem gar keine<br />

andere Wahl bleibt, als zu entspannen. Und genauso beabsichtigt es<br />

Jegal. Ihre Oase soll Zufluchtsort sein für all diejenigen, die eine Pause<br />

brauchen. Eine Pause vom Alltag, von der immer schneller werdenden<br />

Gegenwart, angetrieben von Fortschritt und Technologie, eine Rückbesinnung<br />

auf vergangene Jahre, bevor die eigenen Traditionen dem<br />

rapiden Wirtschaftswachstum weichen mussten.<br />

Verschlungen von dem Auswuchs aus Straßen und Hochhäusern<br />

finden sich dann auch jene Stätten, die den Koreanern als Erinnerung<br />

an die eigene Herkunft dienen. Auf dem ältesten Heilkräutermarkt Südkoreas,<br />

Daegu Yangnyeongsi, werden noch heute traditionelle Heilmittel<br />

angeboten: Jutesäcke voller Kräuter, Kisten voller Pilze, Ginseng und<br />

andere Wurzeln getränkt in leuchtend goldenen Einmachgläsern. In<br />

Zeiten von global agierenden Pharmaunternehmen, die durch Profitgier<br />

und Mangel an gesellschaftlichem Pflichtbewusstsein in anderen<br />

Teilen der Welt ganze Epidemien auslösen, scheinen sich hierzulande<br />

die Menschen noch auf die heilende Kraft der Natur zu verlassen. Welche<br />

Bedeutung dies hat, zeigt das Herbal Medicine Festival, das die<br />

traditionelle Heilkunde Jahr für Jahr zelebriert. Eigens hierzu wurden<br />

an den Eingängen des Marktes Tore erbaut, die mit ihren traditionellen<br />

Dächern aus Schieferziegeln und geschwungenen Dachsparren mehr<br />

den Eindruck erwecken, man betrete einen Tempel statt eines Marktes.<br />

Und tatsächlich spielt Religion bei einem großen Teil der Bevölkerung<br />

auch heute noch eine bedeutende Rolle. Beobachtet man die Koreaner<br />

in ihrer Lebensweise, so finden sich in jedem Detail die fünf Konstanten<br />

des Konfuzianismus, dessen Philosophie sich bereits seit dem 1.<br />

Jahrtausend n. Chr. in der Gesellschaft etablierte. Menschlichkeit und<br />

Aufrichtigkeit, zwei dieser fünf Tugenden, sollten mir ein paar Tage<br />

später in einem kleinen Dorf, weit entfernt von einer größeren Stadt,<br />

dann auch persönlich entgegengebracht werden.<br />

Rollatoren auf dem Land<br />

Ein Geflecht aus rostigen Drähten hält die wackeligen Holzpaneelen<br />

zusammen, die als Hängebrücke über einen kleinen Bach am Rande<br />

des Sobaek-Gebirges führen. Diesseits des Wasserlaufs säumen mehrere<br />

im traditionellen Hanok-Stil erbaute Häuschen das geröllige Ufer.<br />

Jenseits liegen platte Brachflächen, die sich an den Fuß der nahe gelegenen<br />

Hügel schmiegen. Ein paar hüfthohe Tontöpfe stehen kollektiv<br />

in der prallen Mittagshitze in aufgewühlter Erde herum. Sang Jae, ein<br />

Mann Mitte 40, doch schon mit von der Sonne gegerbtem Gesicht, betreibt<br />

hier eine Kombination aus Gasthaus und Bauernhof. Doch man<br />

merkt, dass er in dieser Einöde abseits jeder Touristenattraktion nicht<br />

allzu oft Gäste begrüßen darf. Als ich am späten Abend im Dunkeln<br />

ankomme, suche ich vergebens nach einer Rezeption oder etwas, das<br />

dem nahekommt. Neben mir rauscht der Bach, sonst ist es so still, als<br />

sei ich der einzige Mensch auf dieser Welt. Dann höre ich ein langsam<br />

lauter werdendes Quietschen, das sich erst nach Minuten als Rollator<br />

einer alten Dame entpuppt, die sich mühsam die nahe gelegene Straße<br />

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ASIEN | Südkorea<br />

Sauertöpfisch? So<br />

muss Kimchi sein!<br />

Der scharf-säuerlich<br />

fermentierte Kohl<br />

ist das koreanische<br />

Nationalgericht und<br />

schmorrt solange im<br />

Tontopf, bis er sauer<br />

genug ist.<br />

mir entgegen, unbeachtet an mir vorbei und weiter zurück in die Dunkelheit<br />

schiebt, von der ich anhand von Silhouetten nur vermuten<br />

kann, dass sich dort nichts als offenes Feld befindet. Bin ich hier überhaupt<br />

richtig? Weitere Minuten planlosen Wartens später höre ich das<br />

Rollatorquietschen erneut, und diesmal spricht mich die alte Dame<br />

an – auf Koreanisch, versteht sich, das ich nicht spreche – und spricht,<br />

spricht und fuchtelt mit der Hand, mit der sie sich nicht an ihrer Gehhilfe<br />

abstützt, um dann die Straße in die Richtung, aus der sie kam, zurückzuschleichen.<br />

Kaum aus dem Blick entschwunden, fährt Sang Jae<br />

in einem verbeulten Toyota Landcruiser vor, hält vor mir und dem, was<br />

sich als das Empfangsgebäude seines Gasthauses herausstellen sollte.<br />

Wir kommunizieren erst auf Englisch, das er nicht spricht, dann mit<br />

Händen und Füßen. Als auch das an seine Grenzen stößt, greift Sang<br />

Jae endlich zum Google-Übersetzer, und es beginnt ein Abend voller<br />

komplizierter, herzerweichender, interkultureller Verständigung.<br />

Womit genau Sang Jae Geld für sich und seine Familie, seine<br />

Mutter, die alte Dame, verdient, vermag ich auch nach diesem Abend<br />

nicht zu sagen, doch scheint er mit seiner von der Moderne isolierten<br />

Existenz zufrieden zu sein. Die Tontöpfe, so lerne ich, sind Behälter<br />

für selbst gemachtes Kimchi, dieser köstliche Matsch aus vergorenem<br />

Chinakohl, der teils wochenlang ungekühlt umhersteht oder zur Aufbewahrung<br />

eingegraben wird. In einem der Häuschen am Ufer zeigt<br />

Sang Jae mir sein Lager, wahrlich ein Museum aus Hunderten von<br />

Einmachgläsern voller Wurzeln und Knollen auf Regalen an der einen<br />

Wand, gläserne Karaffen gefüllt mit Soju an zwei weiteren. Soju ist das<br />

mit Abstand populärste Getränk Südkoreas. Hergestellt aus Reis, lässt<br />

sich im ganzen Land das klare Destillat in kleinen grünen Fläschchen,<br />

deren metallener Schraubverschluss den jungen Koreanern für diverse<br />

Trinkspiele dient, finden. Selbst gebrannt und literweise abgefüllt, benötigt<br />

Sang Jae jedoch Hilfe, um einen seiner Bottiche aus dem Regal<br />

zu hieven. Spät in der Nacht, nach Schälchen voller Kimchi und zahllosen<br />

Gläsern dieses Elixiers, falle ich glückselig auf die Schlafmatte,<br />

die Sang Jae mir liebevoll auf dem Boden meines Hanoks drapiert hat.<br />

Ist man auf der Suche nach Tradition und Herkunft der koreanischen<br />

Kultur, so scheint mir, führt kein Weg vorbei an Leuten wie Sang Jae<br />

und seinen kulinarischen Glücklichmachern.<br />

Der Ruhepol für die Hosentasche<br />

»Korea ist zu schnell gewachsen«, erklärt Jaehwan. In dem Drang nach<br />

Fortschritt und Bedeutung in der Welt habe das Land seinen eigenen<br />

Ursprung aus den Augen verloren. Junge Koreaner heute seien überwältigt<br />

von der Geschwindigkeit der Moderne, fänden keine Atempause<br />

zur Reflexion ihrer selbst in diesem Hamsterrad namens Wirtschaftswachstum.<br />

In einer Welt, die sich unaufhörlich selbst zu beschleunigen<br />

scheint, brauche es einen Ruhepol – und dies ist sein Geschenk<br />

an mich. Das ovale Stück Holz sei ein Talisman, der helfen soll, seine<br />

Konzentration im Trubel der Großstadt auf sich selbst zu lenken. Die<br />

unterschiedliche Haptik dieses Meisterstücks beruhige und schärfe die<br />

Sinne, wenn man in Momenten der Hektik nur damit spiele. Ein ganz<br />

persönlicher Ruhepol also. Hier kommen mir die liebevollen Leute in<br />

den Sinn, die ich während meiner Reise kennenlernen durfte. Jegal, die<br />

zierliche Koreanerin, die mit ihrer Kitchen1916 ebenso einen Ruhepol<br />

für die Bewohner ihrer Stadt geschaffen hat. Sang Jae, der in seinem<br />

kleinen Dörfchen im koreanischen Niemandsland ein Ruhepol in sich<br />

selbst ist. Und mir wird klar, was diese Gesellschaft mehr braucht als<br />

stetiges Wachstum: eine eigene Identität, entsprungen aus den eigenen<br />

Wurzeln, und Menschen, die dieses Ziel mit Leidenschaft verfolgen –<br />

Menschen, wie Jaehwan, Sang Jae und Jegal.<br />

INFO<br />

ANREISE Korean Air fliegt täglich von Frankfurt via Seoul nach<br />

Daegu. www.koreanair.com<br />

Mehr Infos über Südkorea gibt es beim<br />

Fremdenverkehrsamt unter:<br />

www.german.visitkorea.or.kr<br />

Die <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>-Tipps finden Sie<br />

unter http://auf.reise/suedkorea-tipps<br />

Fotos: Patrick Lettmann (2), Munduuk/Shutterstock.com, Geewon Jung/Shutterstock.com, 501room/Shutterstock.com, Bundo Kim, Sophie Keen, Mirimae/Shutterstock.com<br />

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<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong>


SKANDINAVIEN<br />

Das macht LAUNE<br />

Eine Skipiste hinunterwedeln und dabei den Blick auf<br />

Kopenhagen genießen? Seit Kurzem keine Traumvorstellung<br />

mehr. CopenHill heißt Dänemarks Antwort für <strong>Winter</strong>sportler<br />

in einem ansonsten platten Land, wo das höchste der<br />

Gefühle der 170 Meter hohe Møllehøj ist. Zunächst geht es<br />

mit dem Skilift auf 78 Meter und anschließend mit Blick auf<br />

die Häuser Kopenhagens und den Øresund die 450 Meter<br />

lange grüne Plastikpiste hinab. Die Piste befindet sich auf<br />

dem Dach der städtischen Müllverbrennungsanlage mitten<br />

in der dänischen Stadt. www.copenhill.dk<br />

SO KLINGT<br />

DER NORDEN<br />

Vifa präsentiert uns die<br />

Sounds des Nordens. Die<br />

Lautsprecher der dänischen<br />

Firma tragen nicht nur die<br />

Namen der skandinavischen<br />

Hauptstädte, sie verkörpern<br />

auch ihr authentisches<br />

Design. Ganz neu gibt es<br />

»City«, 300 Gramm leicht und<br />

ideal für unterwegs. Für geballte<br />

Soundliebe lassen sich<br />

auch zwei oder mehr Geräte<br />

gleichzeitig anschließen. Und<br />

dann braucht es natürlich<br />

noch ein paar nordische Klänge.<br />

Schon einmal bei MIYNT<br />

reingehört? »Vifa City«, um<br />

€ 140. www.vifa.dk<br />

Fotos: PR/CopenHill (2), PR, Neste<br />

Urlaub mit gutem Gewissen<br />

Eine Hütte direkt am Meer. So schön dort, dass einem bewusst wird, der<br />

Planet muss gerettet werden! Gut, dass die »Nolla Cabin« (Null-Hütte)<br />

auf der Insel Stora Lidö im nördlichen Schärengarten von Stockholm ein<br />

gutes Beispiel für emissionsloses Wohnen ist und mit erneuerbarer Energie<br />

betrieben wird. Auch die restlichen Unterkünfte des Lido Värdshus sind mit<br />

Luft-Wasser-Wärmepumpen, LED-Beleuchtung und energiesparenden<br />

Vorhängen ausgestattet. Die Küche serviert klimaneutrale Menüs mit<br />

Zutaten, die möglichst von der Insel stammen. Strom wird aus Solarenergie<br />

gewonnen, Biogas zum Kochen verwendet und die Essensabfälle werden<br />

recycelt. Der Planet dankt! Die Nacht in der Nolla Cabin kostet um € 3<strong>20</strong>,<br />

www.lidovardshus.com/nolla-cabin<br />

EISZEIT: Im <strong>Winter</strong> ist es in GRÖNLAND viel zu kalt? Falsch! Autor Norbert Eisele-Hein zeigt, dass es diese Zeit in sich hat – im positiven<br />

Sinne. S. 60 – ZIEH DICH WARM AN: Die schönsten Daunenjacken. S. 68 – HIER SPIELT DIE MUSIK: Die ISLÄNDISCHE HALBINSEL Reykjanes<br />

hat Redakteurin Linda Ruckes nicht nur musikalisch überzeugt. S. 70 – SO DUFTET DER WINTER: Beautyprodukte für den <strong>Winter</strong>. S. 76 –<br />

LICHTBLICK: Die besten Orte in SCHWEDISCH LAPPLAND, um Nordlichtern zu begegnen. S. 78<br />

frühling <strong>20</strong>16<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

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text & fotos<br />

BNorbert Eisele-Hein<br />

Gefrorene<br />

Wolkenkratzer<br />

in Ilulissat<br />

Nach Grönland, ausgerechnet ... und noch dazu im <strong>Winter</strong>?<br />

Rohes Robbenfleisch auf dem Teller fürchten die einen.<br />

Bitterkalt und ständig dunkel unken die anderen. So oder so<br />

ähnlich denken immer noch viele. Wenn es um die grösste Insel<br />

der Welt, den weissen Riesen Grönland, geht, überschlagen<br />

sich häufig die Vorurteile. Höchste Zeit also, ein paar Dinge<br />

klarzustellen und den in der Tat kalten <strong>Winter</strong> Grönlands<br />

als faszinierende Reisezeit zu entdecken.<br />

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<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong>


SKANDINAVIEN | Grönland<br />

Freischwimmer: In Ilulissat schieben sich die<br />

Eisberge vorbei wie Autos im Feierabendverkehr.<br />

Nirgendwo sonst auf der nördlichen Halbkugel<br />

kann man das Kalben eines Gletschers besser<br />

beobachten.<br />

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SKANDINAVIEN | Grönland<br />

Heilbutt und Grönlandkrabben schmecken<br />

frisch aus dem Fjord noch viel besser als<br />

zu Hause aus dem Gefrierfach.<br />

Filigran bastelt Jeppe Ejvind Nielsen noch an seiner Nachspeise. Aus<br />

weißer Schokolade formt er trollähnliche Figuren, die ihre Gliedmaßen<br />

aus dem künstlichen Sand aus Honig und Vanilleeis in den<br />

Desserthimmel seiner Crème brûlée recken. Der gebürtige Däne lebt<br />

seit <strong>20</strong>01 in Ilulissat, der mit knapp 5.000 Einwohnern drittgrößten<br />

Stadt Grönlands. Nach seiner Ausbildung beim mehrfach zum besten<br />

Restaurant der Welt prämierten NOMA in Kopenhagen hat er im<br />

Arctic Hotel, dem einzigen 4-Sterne-Hotel Grönlands, seinen eigenen<br />

Gourmettempel »Ulo« geschaffen. Zum Heilbutt-Tartar wird selbst gebackenes<br />

Brot mit Gletscherwasser aus dem Fjord von Ilulissat und<br />

moussierend-perlender Champagner gereicht. Pochiertem Stachelrochen<br />

folgt ein Consommé aus grönländischen Krabben, selbstverständlich<br />

Wildfang, nicht von einer Farm stammend. Die Pfälzer Cuvée<br />

vom VDP-Weingut Knipser zu diesem ersten Hauptgang versetzt<br />

uns bereits in Verzückung. Der Moschusochse auf Kohlrabi und Pilzen<br />

mit Graupenrisotto zerfällt auf der Zunge. Auch der <strong>20</strong>07er Babera<br />

d'Alba aus dem Piemont ist genau darauf abgestimmt. Und dann dieser<br />

Blick aus dem Fenster, auf gefrorene Wolkenkratzer. Mittenrein in<br />

den frostigen Kosmos der Disko-Bucht. Auf unendliche Reihen gewaltiger<br />

Eisberge, von denen einer seinerzeit den Untergang der Titanic<br />

besiegelt haben soll.<br />

Bereits <strong>20</strong>04 wurde diese bläulich-schimmernde Wunderwelt zum<br />

Weltkulturerbe der UNESCO erklärt. Also von wegen rohe Robbe ...<br />

Grönland ist längst ein Fine-Dining-Ziel für Kenner, hat aber auch für<br />

aktive Urlauber spannende Programme zu bieten.<br />

62 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


Fettcreme schützt unsere Gesichter<br />

vor Erfrierungen<br />

Der Klassiker: Eine Hundeschlittentour zum Langleinenfischen. Bei<br />

unserer Ankunft im schmucklosen Container-Style-Flughafen in Kangerlussuaq<br />

zeigte das Thermometer erschreckende minus 38 Grad.<br />

Schon auf den gerade mal 150 Metern vom Flugzeug zum Terminal<br />

froren uns ruck, zuck die Nasenlöcher zu und die Wimpern aneinander.<br />

Wir sind also gewarnt. Doch Niklas, der Inuit, weiß damit umzugehen.<br />

Er rüstet uns für eine Hundeschlittentour mit Kombinationen<br />

aus Robbenfell aus. Darunter Funktionswäsche, mehrere Lagen natürlich,<br />

und eine Daunenjacke. Die Füße stecken in mehrfach isolierten<br />

Monster-Boots. Solches Schuhwerk gibt es zu Hause in keinem<br />

<strong>Winter</strong>sportladen. In das empfindliche Gesicht schmieren wir eine dicke<br />

Schicht purer Fettcreme. Niklas zeigt, wie es geht: Tube lautstark<br />

ausquetschen und ab dafür – fühlt sich an, als würde man sich eine<br />

Packung Frischkäse in das Gesicht klatschen. Gewöhnungsbedürftig<br />

– und auch nicht ganz geruchsneutral, aber nur so bleibt die Nase<br />

aktiv, und die Wimpern können weiterhin klimpern. Er prüft noch mal<br />

Rasselbande: Auf Grönland ziehen die<br />

Hunde nicht nacheinander, sondern<br />

nebeneinander den Schlitten über Eis<br />

und Schnee – bei zwölf Hundestärken ein<br />

rasantes Erlebnis.<br />

63


Filmreifer Auftritt: Während Nordlichter<br />

ein grönländisches Abendprogramm at it‘s<br />

best liefern, kuscheln sich die Schlittenhunde<br />

bei grausamen minus 48 Grad<br />

entspannt ins Eis.<br />

Überflieger: Bei dem Helikopterflug zur Disko-<br />

Insel wäre jedes Bordprogramm störend – zu<br />

schön ist die Eiswelt und zu beeindruckend sind<br />

die hochhaushohen Eisberge, die sich hinter den<br />

kleinen Fenstern ausbreiten.<br />

64<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


SKANDINAVIEN | Grönland<br />

Gestern noch täglicher Kampf<br />

ums Überleben, heute Postbeamter<br />

von 9 bis 17 Uhr.<br />

die Leinen seines Gespanns, und schon rauschen seine zwölf Hunde<br />

lauthals bellend den Hang hinauf. Übrigens: Auf Grönland werden<br />

die Hunde nicht nacheinander angeleint, sondern nebeneinander. Mit<br />

Volldampf geht es über Kuppen und vom Wind geschaffene Unebenheiten.<br />

Nicht selten hebt der komplette Schlitten ab. Zum Glück federt<br />

das Gepäck, das als Sitzplatz dient, den Aufprall etwas ab. Die zwölf<br />

Hundestärken sorgen für beachtenswerte Geschwindigkeiten. Wir<br />

sind gut beraten, uns ordentlich am Gepäcknetz festzukrallen. Nach<br />

unzähligen Hügelketten und bald 15 Kilometern Eispiste schlittern<br />

wir über den mehrere Kilometer breiten, aber dennoch beinhart zugefrorenen<br />

Ilulissat-Fjord. Heute sorgen Niklas und weitere Inuit-Jäger<br />

ganz traditionell für das Abendessen. Zuerst bohren und hacken sie<br />

ein Loch in die meterdicke Eisschicht. Über eine uralte Kurbel lassen<br />

sie <strong>20</strong>0 Meter Angelschnur in die Tiefe gleiten. Alle halbe Meter hängt<br />

ein fetter Haken mit einem ranzigen Stück Robbenspeck dran. Schon<br />

eine gute Stunde später wird die sogenannte »longline« eingeholt.<br />

Arktische Rochen, Heilbutt, Catfish, Flundern zappeln daran. Kaum<br />

im Freien werden die Fische ausgenommen, bei gut 30 Grad unter<br />

null sind sie im Nu schockgefrostet. Die Atemwolken der lauthals sich<br />

freuenden Inuit explodieren förmlich in der tief stehenden Sonne.<br />

Himmelsspektakel – Nordlichter sorgen<br />

für eine farbenprächtige Lightshow<br />

Wir bleiben in ihrer schlichten Blockhütte am Fjordrand. Heilbutt<br />

und Tiefkühlgemüse dampfen über dem Gaskocher. Serviert wird<br />

das Abendessen in einem einfachen Napf und wird mit einem kruden<br />

Holzlöffel rausgeschaufelt. Okay – deutlich einfacher angerichtet<br />

als im Ulo. Zugegeben, die Teebeutel können Jeppes Weinkeller nicht<br />

wirklich ersetzen, aber gepfiffen aufs Tafelsilber. Wir erleben erneut<br />

ein Festmahl, denn frischer kann Fisch nicht schmecken. Die Zimmertemperaturen<br />

steigen aufgrund des Kanonenofens und der Gaskocher<br />

auf über <strong>20</strong> Grad Celsius. Die Inuit sitzen alle im T-Shirt auf ihren<br />

Stockbetten. Die Hosen aus Eisbärenfell und die Jacken aus Robbe<br />

oder Anoraks mit Hundefellfütterung hängen von der Decke. Die<br />

grönländischen Schlittenhunde bleiben draußen, rollen sich bei grausamen<br />

48 Grad unter null einfach ein. Die Hunde sind übrigens – so<br />

goldig sie auch aussehen – keine Schoßhündchen. Streicheleinheiten<br />

von Fremden sind sie nicht gewöhnt. Darum Vorsicht walten lassen:<br />

Abrupte Annäherungsversuche werden mit Zähnefletschen quittiert.<br />

Wir packen noch mal eine Fettschicht ins Gesicht und prüfen den<br />

Sitz der Sturmmasken. Schon stehen wir wie die Orgelpfeifen im Freien.<br />

Beobachten gelbe, blaue und neongrüne Lichtkaskaden bei ihrem<br />

spukigen Ritt über das Firmament. Die Aurora borealis, so der wissenschaftliche<br />

Begriff für das Nordlicht, wird auch als Sonnenwind<br />

bezeichnet. Er entsteht, wenn elektrisch geladene Teilchen der Magnetosphäre<br />

auf Sauerstoff- und Stickstoffatome der oberen Erdatmosphäre<br />

treffen. Ein komplexer physikalischer Vorgang, der lange<br />

nicht erklärt werden konnte und einst Goldgräber im hohen Norden<br />

scharenweise in den Wahnsinn getrieben hat. Jedenfalls schlägt dieses<br />

grönländische Abendprogramm jeden Hollywood-Sci-Fi-Blockbuster<br />

mit Leichtigkeit. Fotografen, aufgepasst: Wer bei diesen Temperaturen<br />

seinem Kamerabody zu nahe kommt, bleibt schnell mal mit der Nase<br />

am Metall kleben ... und sorgt damit für schallendes Gelächter bei den<br />

Inuit. Der Schmerz lässt schon bald wieder nach – aber die rote Laterne<br />

an der Nasenspitze trägt man mitunter als Souvenir nach Hause.<br />

Zurück in Ilulissat, müssen wir feststellen, dass der ganze Hafen<br />

eingefroren ist. Die selbst für Grönland ungewöhnlich tiefen Temperaturen<br />

legen die komplette Schifffahrt lahm. Somit wird nichts aus<br />

der Walbeobachtungstour auf dem Wasser. Doch die Alternative ist<br />

nicht minder reizvoll. Wir steigen um auf den Helikopter und fliegen<br />

zur Disko-Insel. Ilulissat bedeutet im Inuktitut, der Sprache der Inuit,<br />

»Eisberg« – aus gutem Grund. Der Tiefblick auf die teils fußballfeldgroßen<br />

und hochhaushohen Eisberge erzeugt Gänsehaut. Bei diesem<br />

Flug wäre jedes noch so packende Boardprogramm überflüssig. Alle<br />

Augenpaare sind fest auf die kleinen Fenster gerichtet, um diese einzigartige<br />

Eiswelt mit ihren tausendfachen Farbnuancen von Weiß und<br />

Blau zu sehen. Wir landen in der 900-Seelen-Siedlung Qeqertarsuaq<br />

an der Küste von Disko. Die ehemals holländische Walfangstation ge-<br />

winter sommer <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong><br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

65


SKANDINAVIEN | Grönland<br />

Die Hunde sind – so<br />

goldig sie auch aussehen –<br />

keine Schosshündchen.<br />

währt auch heute noch einen hautnahen Einblick in das Leben der<br />

einheimischen Fischer und Jäger. Gleich hinter dem Supermarkt der<br />

Pilersuisoq-Kette bieten Robbenjäger in einem behelfsmäßig zusammengenagelten<br />

Verschlag frisches Robbenfleisch an. Ein Jäger mit geschulterter<br />

Flinte verkauft dem Wirt des nahen Restaurants »Arthur«<br />

einen frisch erlegten, in der Eiswüste perfekt getarnten, schneeweißen<br />

Polarhasen. Nur das frische Blut am Einschussloch sorgt für einen<br />

sichtbaren Kontrast im diffusen Tageslicht.<br />

Helikopter-Airport, Container-Terminal im Hafen, ein paar Dutzend<br />

Autos, Geldautomaten – Qeqertarsuaq wirkt durchaus modern. Die gefrorene<br />

Wäsche wackelt vor den kunterbunten Fischerhäusern im Wind<br />

und sorgt für einen idyllischen Eindruck. Doch die Inuit waren bis vor<br />

60 Jahren noch Jäger, lebten in der Steinzeit. Wohnten den Sommer über<br />

in Erdhöhlen und im <strong>Winter</strong> in Iglus und kleideten sich ausschließlich<br />

mit Fellen, die sie mit Knochenwerkzeugen bearbeiteten. Einen guten<br />

Einblick in die Kulturgeschichte der Inuit vermittelt auch das kleine,<br />

liebevoll arrangierte Volkskundemuseum im Ort. Eines ist klar, trotz<br />

neuester Mobiltelefone und Satellitenschüsseln auf dem Dach: Der abrupte<br />

Übergang in die Moderne verläuft nicht ohne Verwerfungen. Gestern<br />

noch täglicher Kampf ums Überleben, heute Postbeamter von 9 bis<br />

17 Uhr, da sind Identitätskrisen nicht verwunderlich.<br />

um sechseinhalb Meter zu bedeuten. Und die Eisdecke schmilzt derzeit<br />

jährlich um 240 Kubikkilometer, das ist ein Vielfaches von einst.<br />

Auf dem Rückweg besuchen wir die »Arktisk Station«, eine über 100<br />

Jahre alte Forschungsstation der Universität Kopenhagen. Dort treffen<br />

wir auf Outi Tervo, einen renommierten finnischen Wal-Experten, der<br />

die inzwischen stark bedrohten Grönlandwale erforscht. »Die gigantischen<br />

Säuger kommen bereits im frühen März in die Gewässer der Disko.<br />

Der Hafen ist zwar fest in der Hand einer meterdicken Eisschicht<br />

... das heißt, wir können die Wale leider nicht sehen, aber wir können<br />

ihren Gesängen lauschen«, erklärt er uns aufmunternd. So stapfen wir<br />

zu einem alten Rettungs- und Beobachtungsturm etwas oberhalb des<br />

Küstensaums. Outi und sein Team haben dort eine »Wal-Abhörstation«<br />

eingerichtet und Unterwassermikrofone in der Bucht installiert. Aufmerksam<br />

beobachten wir die gefrorene Bucht, wo direkt hinter den<br />

pastellfarbenen Häuschen monumentale Eisberge aufragen. Im nachmittäglich-arktischen<br />

Zwielicht lauschen wir mit Kopfhörern den sphärischen<br />

Klängen der Grönlandwale. Auch dieses bizarre Konzerterlebnis<br />

gibt es so garantiert nur auf Grönland. Ja, der frostige Außenposten<br />

im Polarmeer ist auch im <strong>Winter</strong> eine Reise wert, aber es müssen<br />

richtig warme Klamotten ins Gepäck.<br />

Mit dem Schneemobil sausen wir<br />

Richtung Inselgebirge<br />

Die Temperaturen sind in den letzten Tagen zwar auf minus 25 Grad<br />

Celsius gestiegen, aber bei 50 bis 60 Stundenkilometern ist der Chill-<br />

Faktor mörderisch. Wenn zwischen Helm und Robbenanzug nur ein<br />

kleines Polarlüftchen durchzieht, fühlt sich das an wie ein Hammerschlag.<br />

Der Fahrtwind ist imstande, Bartstoppeln einzeln zu entwurzeln.<br />

Zum Glück sind die Griffe beheizt, denn sonst würden uns im<br />

Nu die Finger abfrieren. Von der Passhöhe reicht der Blick über die<br />

Disko-Bucht auf das entfernte Festland und die unendliche Weite<br />

des Inland-Eisschilds, der wie eine ätherische Lösung am Horizont<br />

schwebt. Das größte Eisplateau der Welt wird bis zu 3.500 Meter dick<br />

und so schwer, dass sich die Landmasse darunter 800 Meter abgesenkt<br />

hat. Darin sind circa zehn Prozent der Süßwasserreserven der Erde<br />

gebunden. Ein Abschmelzen hätte einen Anstieg des Meeresspiegels<br />

INFO ANREISE Ilulissat liegt 250 Kilometer nördlich des Polarkreises<br />

in der Disko-Bucht an der Westküste Grönlands und ist von<br />

Deutschland aus am besten über Kopenhagen mit Air Greenland<br />

(www.airgreenland.com) zu erreichen. Von dort mit Boot oder<br />

Hubschrauber zur Insel Disko.<br />

VERANSTALTER VOR ORT World of Greenland<br />

(www.worldofgreenland.com) organisiert Hundeschlitten, Schneemobile,<br />

Iglu-Übernachtungen, Tourenpakete mit Inlandsfl ügen und<br />

vor allem auch die passende Bekleidung.<br />

Nützliche Reisetipps bietet die offizielle Website des<br />

Fremdenverkehrsamts: www.visitgreenland.com<br />

Die <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>-Tipps finden Sie unter:<br />

http://auf.reise/groenland-tipps<br />

66<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong>


Nicht’s geht mehr – der Hafen von Ilulissat wird vom Eis lahmgelegt. Bei Minus 35 Grad wärmt eine Pfeife das Gesicht und wohl auch<br />

das Gemüt der Schlittenhundeführer. Die Blechiglus vor dem Hotel Arctic liegen im <strong>Winter</strong> brach – sie lassen sich nicht gut beheizen.<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

67


1 |<br />

BEI DIESEN<br />

HÜBSCHEN<br />

DAUNENJACKEN<br />

UND -MÄNTELN<br />

FÜR FRAUEN<br />

WIRD UNS GANZ<br />

WARM UMS<br />

HERZ: ANZIEHEN<br />

UND DEM WINTER<br />

MODISCH DIE<br />

STIRN BIETEN.<br />

1 |<br />

2 |<br />

68<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> winter <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong>


LIFESTYLE<br />

3 |<br />

7 |<br />

6 |<br />

2 | 5 |<br />

4 |<br />

Illustration: Andrikkk/Shutterstock.com; Text: Ulrike Klaas<br />

5 |<br />

1 | Unter dem Mantel der Verschwiegenheit hält man besser die Daunenjacke<br />

von Spyder, denn sie hält so schön warm, dass man sie nun wirklich mit niemandem<br />

teilen möchte. Um € 350. 2 | Jacke wie Hose? Mitnichten! Die »City<br />

Alpine Jacket« von Odd Molly ist Liebe auf den ersten Blick. Dieser hohe Kragen<br />

– zum Reinkuscheln. Um € 439. 3 | Mit dem sportlichen Daunen anorak »Misi«<br />

von Yeti in auffälligem Cranberry friert man defi nitiv nicht wie ein Schneider.<br />

Minusgrade, ihr könnt kommen! Um € 300. 4 | Kalt erwischt? Ganz und gar<br />

nicht. Mit der quietschgelben Jacke »Coffee« von Milestone ist man für jede<br />

<strong>Winter</strong>-Wetterlage gut gewappnet. Um € <strong>20</strong>0. 5 | Wo drückt der Schuh? Absolut<br />

nirgends. Im Gegenteil: Für den stylischen <strong>Winter</strong>schuh von Sorel können<br />

wir uns sehr erwärmen. Der »Out n about Puffy Lace« hält die Füße warm und<br />

sieht dabei noch äußerst cool aus. Um € 140. 6 | Bäähm! Die glänzende<br />

Lacklederdaunenjacke sorgt für ein Raunen und ist nichts für Langweiler. Um<br />

€ 499. 7 | Aus leichtem, matt satiniertem Obermaterial kommt die extra lange<br />

Jacke von Aigle daher und ist damit voll im Trend. Um € 380.<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

69


Konservierter Rock 'n' Roll: Im Geimsteinn<br />

Studio, dem ältesten Tonstudio der Insel,<br />

nahm die Band Hljómar einst ihre Hits auf.<br />

Die Mitglieder galten als die isländischen<br />

Beatles der 1970er-Jahre.<br />

70 winter <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong><br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


SKANDINAVIEN | Island<br />

text<br />

BLinda Ruckes<br />

ZUM<br />

EPIZENTRUM DES<br />

ISLAND ROCKS<br />

DIE MEISTEN ISLAND-REISENDEN ZIEHT ES NACH IHRER<br />

ANKUNFT AM KEFLAVÍK INTERNATIONAL AIRPORT GLEICH GEN OSTEN.<br />

IN DIE RICHTUNG DER HIPSTER-HAUPTSTADT REYKJAVÍK ODER ZU DEN<br />

IMPOSANTEN NATURHIGHLIGHTS. DASS DAS MUSIKALISCHE ERBE DER INSEL<br />

JEDOCH GLEICH VOR IHREN AUGEN LIEGT, WISSEN DIE WENIGSTEN.<br />

REDAKTEURIN LINDA RUCKES NIMMT UNS MIT AUF EINE MUSIKALISCHE<br />

TOUR ÜBER DIE HALBINSEL REYKJANES.<br />

71


Der Wind pfeift, Regen prasselt rhythmisch auf die Autoscheibe.<br />

Ein grauer Schleier liegt in der Luft. Nebelschwadenbilder. Ich habe<br />

Schwierigkeiten, überhaupt Straßenumrisse auszumachen, geschweige<br />

denn die Häuser oder wahlweise Schafe am Wegesrand zu erkennen.<br />

Auch Fahrer Eyþór ist konzentriert. Mit beiden Händen fest am<br />

Lenkrad trotzt er den peitschenden Windböen. Meine Hände graben<br />

sich wärmesuchend in meine Jackentaschen. Eine weibliche Stimme<br />

untermalt diese fast filmische Szene. Es ist nicht mein erster Kontakt<br />

mit isländischen Indie-Songs. Aber der intensivste.<br />

Von außen wirkt das Geimsteinn Studio wie ein einfaches Einfamilienhaus.<br />

Und doch fällt das moderne Anwesen mit seiner schwarzen<br />

Außenfassade zwischen den sonst so nordischen Wohnhäusern auf.<br />

Guðmundur Kristinn Jónsson führt uns in das älteste Tonstudio der<br />

Insel. Jónsson ist der Gitarrist der isländischen Band Hjálmar. Ein mir<br />

nicht bekannter Rúnar Júlíusson ziert das Plakat über den wuchtigen<br />

Marshall-Boxen. Er war Mitglied der Band Hljómar, die so etwas wie<br />

die isländischen Beatles in den 1970er-Jahren waren. Júlíusson gründete<br />

in dieser Zeit das Geimsteinn Label, zu dem eben dieses Studio<br />

gehört. Neben den wuchtigen Boxen erhebt sich ein Schlagzeug,<br />

E-Gitarren zieren die Wände, während Perserteppiche wohl schon seit<br />

Jahren den Boden bedecken. Da wundert es kaum, dass das Bad knallrot<br />

gefliest ist. So modern das Gebäude von außen wirkt, scheint die<br />

Zeit hier drinnen stehen geblieben zu sein. Konservierter Rock ’n’ Roll<br />

sozusagen.<br />

Rock ’n’ Roll und Island, manch einer mag jetzt die Stirn in Falten<br />

legen. Dabei waren es die Amerikaner, die in den 1940er-Jahren einen<br />

Hauch Popkultur ins Land brachten. Island diente ihnen damals als<br />

Stützpunkt zur Atlantiküberquerung. Weit über 40.000 Amerikaner<br />

lebten fortan auf Island. Insbesondere den männlichen Inselbewohnern<br />

waren die Amerikaner, die, so schmunzelt eine Einheimische, im<br />

Vergleich zu den Isländern »mit Messer und Gabel essen konnten« und<br />

ihren Frauen schöne Augen machten, ein Dorn im Auge. Doch vor allem<br />

der lokalen Musikbranche kam der Einfluss zugute. Hjálmar wäre<br />

sonst womöglich nie auf die Idee gekommen, sich dem isländischen<br />

Reggae zu widmen. Das hört man schließlich nicht alle Tage. Und die<br />

Wetterbedingungen laden weiß Gott nicht zu sommerlichen Beats ein.<br />

Heute ist die Musikerdichte auf der Insel – und insbesondere in der<br />

Region um Keflavík – größer als in vielen anderen Regionen der Welt.<br />

Doch wieso stammen nun so viele Musiker aus der Gegend, die sich<br />

1994 mit den umliegenden Ortschaften Njarðvík und Hafnir zur Gemeinde<br />

Reykjanesbær zusammenschloss? Eine eindeutige Antwort<br />

darauf gäbe es natürlich nicht, betont Jónsson. In der Navy Base war<br />

man jedoch für jegliche Art der Unterhaltung dankbar. So hatten sich<br />

den Musikern in den Clubs und Pubs der Navy Base mehr Auftrittsmöglichkeiten<br />

geboten als zu dieser Zeit in Reykjavík. Heute jedoch<br />

befinden sich die meisten Tonstudios in der Hauptstadt. Zwar bekommt<br />

Jónsson strahlende Augen, als er über Nashville und die große<br />

weite Welt der Musik spricht. Trotzdem ist er stolz auf die Musikszene<br />

seines Heimatlandes.<br />

Rúnar Júlíusson und Hjalmar sind nicht die einzigen musikalischen<br />

Söhne, die Keflavík hervorbrachte. Auch Of Monsters and Men, die<br />

längst internationale Bekanntheit genießen, wuchsen in der Gegend<br />

rund um Keflavík auf. Ganz zu schweigen von Ásgeir Trausti. Der<br />

junge Singer-Songwriter ist der Sohn des isländischen Dichters Einar<br />

Georg Einarsson, der noch heute Songtexte für seinen Sohn schreibt.<br />

Und das mit Erfolg. Sein Debütalbum »Dýrð í dauðaþögn« zählt zu<br />

den bestverkauften Debütalben der Insel. Jeder zehnte Isländer, von<br />

insgesamt 350.000, soll im Besitz des Albums sein.<br />

Wer jetzt meint, Keflavík sei eine Art Großstadt, der irrt sich. Beim<br />

frühmorgendlichen Schwimmbadbesuch im Reykjanes Swimming Center<br />

trifft man immer auf bekannte Gesichter. Den schroffen Wetterbedingungen<br />

zum Trotz treffen sich die Einheimischen hier noch vor der<br />

Arbeit, um ihre Bahnen zu ziehen. Das isländische Morgenritual ist<br />

nichts für mich. Mich fröstelt es schon beim Zusehen.<br />

Stattdessen ziehe ich ein paar Straßen weiter, hier ist wirklich alles<br />

fußläufig. »Rokksafn Íslands« steht in roten Leuchtbuchstaben auf der<br />

weißen Fassade geschrieben. Vor fünf Jahren eröffnete das Haus, in<br />

dem sich heute Konzertsaal, Musikschule und das Isländische Rock-<br />

’n’-Roll-Museum befinden.<br />

Eine Collage bunter CD-Cover begrüßt die Gäste im Inneren des Museums,<br />

bevor sie lebensgroße Porträts isländischer Musiklegenden wie<br />

Of Monsters and Men, Björk und Sigur Rós empfangen. Deckenhohe<br />

Wandtafeln führen chronologisch durch die Geschichte der isländischen<br />

Popmusik. Auf den zweiten Blick erst erkenne ich Jónsson, dessen<br />

Band Hjalmar als Pappfiguren ausgestellt ist. Ob aus mir eine gute<br />

Mit Pauken und<br />

Trompeten: Im<br />

Rock 'n' Roll<br />

Museum wird<br />

Besuchern<br />

schnell klar, wie<br />

kontrast- und<br />

umfangreich<br />

die isländische<br />

Musikszene ist.<br />

72 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


SKANDINAVIEN | Island<br />

Schallplatten-Potpourri:<br />

Im Geimsteinn Studio werden noch<br />

heute Welthits geschrieben – wie<br />

die der Band Ásgeir, die nächstes<br />

Jahr auf Welttournee geht.<br />

winter <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong><br />

73


SKANDINAVIEN | Island<br />

Zuruck in der Natur, entreisst mir die<br />

umliegende Mondlandschaft das Gefuhl in<br />

einer lebendigen, urbanen Stadt zu sein.<br />

Ein Licht inmitten<br />

der Mondlandschaft:<br />

Am Aurora<br />

Basecamp gibt<br />

es mit Glück<br />

Nordlichter zu<br />

bestaunen.<br />

74<br />

winter <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong>


Hier prallen Welten aufeinander: An der »Bridge<br />

between two continents« trifft die eurasische auf die<br />

Nordamerkanische Platte – einzigartig auf der Welt.<br />

DJane geworden wäre? Das wage ich zu bezweifeln. Hier im Museum<br />

muss ich zum Glück keine Musik auflegen. Stattdessen kann ich mich<br />

am DJ-Pult durch die Bandhistorie der isländischen Rockband Kaleo<br />

grooven, die vor mir an die Wand geworfen wird. Ganz schön cool.<br />

Ansonsten kann man an der E-Gitarre oder in der Karaoke-Kabine sein<br />

musikalisches Können unter Beweis stellen.<br />

Zurück in der Natur, entreißt mir die umliegende Mondlandschaft<br />

das Gefühl, in einer lebendigen, urbanen Stadt zu sein. Die Landstraße<br />

führt uns einmal über die Halbinsel. Wir fahren vorbei an Lavafeldern,<br />

die mit dunklem Moos überwachsen sind. Wir passieren steile Klippen,<br />

die in den Kleifarvatn-See abfallen und an irische Küstenstraßen erinnern.<br />

Auch die brodelnden Schlammquellen im Thermalquellgebiet<br />

Krýsuvík, deren Geruch wirklich gewöhnungsbedürftig ist, lasse ich mir<br />

nicht entgehen. Auf der »Bridge between two continents« überqueren<br />

wir die euroasische und die nordamerikanische Erdplatte, die an dieser<br />

Stelle sichtbar aufeinandertreffen. Es folgen Landabschnitte, die von<br />

derart endloser Weite geprägt sind, dass ein buntes Häuschen am Straßenrand<br />

wie verloren wirkt und das ein oder andere Schaf – oder noch<br />

besser Pony – wie Wesen aus einer anderen Galaxie.<br />

Normalerweise fülle ich auf Reisen meinen Rucksack mit Andenken.<br />

Dieses Mal habe ich eine bunt gemischte Spotify-Playlist, die mich an<br />

die vielen unterschiedlichen Gesichter der Halbinsel Reykjanes erinnern<br />

wird.<br />

Fotos: Linda Ruckes (7), Visit Reykjanes/ Snorri Thor Tryggvason (2), OZZO<br />

Schafe trotzen dem Sound des pfeifenden Windes.<br />

Im Kleifarvatn See kann man auch schnorcheln und<br />

dabei ist es wärmer als gedacht.<br />

INFO Englischsprachige Informationen über die Halbinsel Reykjanes<br />

unter www.visitreykjanes.is/en. Mehr Infos über Island findet<br />

man unter www.inspiredbyiceland.com. Nützliche Reisetipps rund<br />

um das Thema Sicherheit und Autofahren auf Island gibt es hier:<br />

https://safetravel.is/<br />

ANREISE Icelandair bietet mehrmals täglich Flugverbindungen<br />

von Berlin, Frankfurt, Hamburg und München an. Einmal täglich ab<br />

Düsseldorf. Preise ab € 250 für Hin- und Rückflug. Passagiere von<br />

Icelandair mit einem Transatlantikflug können bis zu 7 Tage ohne<br />

zusätzliche Kosten einen Zwischenstopp einlegen. Mehr Informationen<br />

unter: www.icelandair.com<br />

SCHLAFEN Lighthouse Inn. Einfaches, aber sehr gemütliches<br />

Hotel gleich gegenüber dem Leuchtturm in Gardur. Ab € 1<strong>20</strong><br />

für ein Doppelzimmer inklusive Frühstück. Nor urljósavegur<br />

2, 250 Gardur, +354 433-000, lighthouseinn@simnet.is.<br />

Mehr Infos unter www.lighthouseinn.is<br />

Die <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>-Tipps<br />

finden Sie unter:<br />

http://auf.reise/island-tipps<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

75


<strong>Winter</strong>wonne<br />

MIT SINKENDEN TEMPERATUREN BENÖTIGT UNSERE HAUT<br />

MEHR AUFMERKSAMKEIT. HIER SIND KLEINE HELFER FÜR DIE<br />

WAHRE WINTERSCHÖNHEIT.<br />

1<br />

2<br />

1<br />

Handwäsche. Bei Kälte<br />

entzieht der Stoffwechsel den<br />

Händen die Wärme, Gefäße<br />

verengen sich, und die<br />

Durchblutung wird schlechter.<br />

Dagegen helfen ätherische<br />

Öle wie Rosmarin, Orange<br />

und Zitrone. Alles in dieser<br />

Seife vorhanden. Von Saint<br />

Charles, 300 ml, um € 19.<br />

1 |<br />

2<br />

Für den Vollbart. Auch der<br />

Männerbart und die Haut darunter<br />

sollten winterfest sein.<br />

Das Bartöl von L:A Bruket<br />

macht die Haut weich und<br />

entwirrt das Kinnhaar.<br />

60 ml, um € 29.<br />

3<br />

4<br />

3<br />

Das duftet. Accord<br />

No. 03 von Aer ist kein synthetischer<br />

Duft, sondern eine<br />

Duftkomposition aus 100%<br />

pflanzlichen Rohstoffen. Er<br />

duftet nach <strong>Winter</strong> mit Amber,<br />

Moschus und Amyris. »Ambre«,<br />

30 ml, € 1<strong>20</strong> über<br />

www.greenglam.de.<br />

4<br />

Von Kopf bis Fuß. Im <strong>Winter</strong><br />

gilt: reichhaltig eincremen!<br />

Diese wunderbare »Hand and<br />

Body Lotion« ist ein echter<br />

Gewinn. Duftet gut und<br />

versorgt die Haut mit Feuchtigkeit.<br />

Von Nooii aus der<br />

Schweiz, 250 ml, um<br />

€ 40.<br />

Fotos & Text: Jennifer Latuperisa-Andresen; Produktion: Marie Tysiak<br />

76<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> winter <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong>


LIFESTYLE<br />

5<br />

6<br />

5<br />

Gegen Falten. Benefiance<br />

Wrinkle Smoothing wirkt<br />

nicht nur intensiv hydratisierend,<br />

sondern glättet feine<br />

Linien und Falten sichtbar.<br />

Von Shiseido, 50 ml,<br />

um € 90.<br />

6<br />

Kussecht. Kiehl‘s hat<br />

den perfekten Stift gegen<br />

spröde Lippen. Regelmäßig<br />

auftragen, bis eine kussfreundliche<br />

Geschmeidigkeit<br />

einsetzt. Butterstick Lip<br />

Treatment, 4 ml, um € <strong>20</strong>.<br />

7<br />

7<br />

Für jeden Tag. Wenn das<br />

Thermometer unter acht<br />

Grad sinkt, braucht die<br />

Haut Feuchtigkeit. Super<br />

dafür: Dramatically Different<br />

Moisturizing von Clinique.<br />

Die Haut wird es dankend<br />

annehmen. <strong>20</strong>0 ml, Limited<br />

Edition, um € 60.<br />

8<br />

<strong>Winter</strong>duft. Eine einzigartige<br />

Komposition aus würzigem<br />

Safran mit sinnlicher Ambernote<br />

ist der Duft Saffron von<br />

Korres. Die Komponente<br />

Amber steht für strahlende<br />

Wärme. Perfekt für die kommenden<br />

Monate. Limited<br />

Edition, 50 ml, um € 39.<br />

8 9<br />

10<br />

9<br />

Badesalz. Nichts geht über<br />

ein wohlig-wonniges warmes<br />

Bad nach einem gestressten<br />

<strong>Winter</strong>tag. Spice Cure<br />

Badesalz mit Ingwer und<br />

Zimt entspannt, pflegt und<br />

macht gute Laune. Von Per<br />

Purr, 270 g, um € 30 über<br />

www.curantus.de.<br />

10<br />

Haarfein. Auch die Haare<br />

brauchen im <strong>Winter</strong> Pflege.<br />

Wenn sich das »Sweet Vanilla<br />

Dry Oil« von The Organic<br />

Pharmacy gleichzeitig auch<br />

für die Haut eignet, geht das<br />

tatsächlich runter wie Öl.<br />

100 ml, um € 50 über<br />

www.greenglam.de.<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

77


B text<br />

Ulrike Klaas<br />

..<br />

Safari fuür<br />

Nordlichter<br />

Man lauert ihnen auf. Hofft inständig, dass sie sich hinter<br />

den Wolken zeigen mögen. In Schwedisch Lappland gehen Reisende<br />

auf eine ganz besondere Safari. Nicht Tiere sind das begehrte Ziel<br />

der Fotografen, sondern die Aurora borealis, wie der wissenschaftliche<br />

Name lautet. Ein Nordlicht zu erhaschen, ist gleichbedeutend<br />

mit der Sichtung der Big Five Afrikas. Sie zu Gesicht zu bekommen,<br />

löst einen Freudentaumel aus. Wir stellen sechs Orte in Schwedisch<br />

Lappland mit der höchsten Garantie für den unvergesslichen<br />

Lichtmoment vor.<br />

78<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong>


SKANDINAVIEN | Nordlichter<br />

WINTEROASE FÜR ZWEI:<br />

LOGGER'S LODGE<br />

Zunächst führt die Straße kilometerlang durch<br />

dunkle Wälder. Nur die schneebedeckten Bäume<br />

am Wegesrand erleuchten die Szenerie.<br />

Schließlich säumen Fackeln den Weg – und am<br />

Ende wartet die Logger’s Lodge, eine stilvoll<br />

und gemütlich renovierte ehemalige Holzfällerhütte.<br />

Ein luxuriöser, privater Rückzugsort<br />

für zwei Personen – mit All-inclusive-Service<br />

rund um die Uhr, fernab der Zivilisation. Hier<br />

stören keine Lichtquellen das Erscheinen der<br />

Nordlichter. Ein abendliches Szenario in der<br />

Logger's Lodge könnte so aussehen: Umgeben<br />

vom glitzernden Schnee im Außenwhirlpool<br />

entspannen, den Blick ins dunkle Nichts<br />

schweifen lassen, die Zweisamkeit genießen<br />

und dabei über Nordlichter sinnieren. Wie kamen<br />

die Polarlichter eigentlich zu ihrem Namen?<br />

Galileo Galilei war es, der das Nordlicht<br />

Aurora borealis getauft hat: Aurora nach der<br />

römischen Göttin der Morgenröte und Borea,<br />

nach dem gleichnamigen griechischen Gott,<br />

der Personifikation des winterlichen Nordwindes.<br />

Und vielleicht mit etwas Glück lassen sich<br />

dann die Lichter nicht lange bitten. Mehr Romantik<br />

geht nicht. www.loggerslodge.com<br />

79


Traumwandler: Im Icehotel in Jukkasjärvi brauchen sich die Gäste wohl kaum wegzuträumen, wenn sie sich in der faszinierenden Welt auf<br />

Lammfellen betten. Traumhaft schön ist auch der Seeventh Room des Treehotels. Das Baumhaus mitten im Fichtenwald Schwedisch Lapplands<br />

ist ein wahrer Lichtblick. Nicht nur im Dunkeln.<br />

80<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


SKANDINAVIEN | Nordlichter<br />

Fotos: Chad Blakley/lightsoverlapland, PR/Treehotel, Ted Logardt, Eric Borg/Pure Lapland, Sapminature, Björn Wanhatalo/www.ripan.se, Design Luca Roncoroni & Dave Ruane/Photo Asaf Kliger/ICEHOTEL, www.icehotel.com, Illustration: Daryna Kurinna/Shutterstock.com<br />

WOHNEN IM KUNSTPROJEKT:<br />

ICEHOTEL IN JUKKASJÄRVI<br />

Einst war es Kunst, heute ist es ein Hotel: Das Icehotel im zungenbrecherischen<br />

Jukkasjärvi ist ein eisiger Dauerbrenner an Schwedens<br />

größtem Fluss, dem Torne. Bereits seit 30 Jahren wird es Jahr für Jahr<br />

errichtet – aus 30.000 Tonnen Schnee und 2.500 Eisblöcken aus dem<br />

gefrorenen Fluss. Denn sobald der Torne zufriert, eilen rund <strong>20</strong>0 Eiskünstler<br />

aus aller Welt herbei, um aus dem Eis Sessel, Betten und<br />

Skulpturen zu formen und dem Eishotel neuen Glanz zu verleihen.<br />

Was 1989 als einzelnes Iglu und improvisierte Unterkunft für Künstler<br />

bei einer Eisskulpturen-Ausstellung begann, ist heute das älteste<br />

Hotel seiner Art ist und auf 2.100 Quadratmeter angewachsen. Eine<br />

Eiskunstgalerie und eine Eisbar sind hinzugekommen. Schmolz das<br />

Hotel noch vor ein paar Jahren in der Frühlingssonne zurück in den<br />

Torne, bleibt ein Teil mithilfe von Solar-Panels 365 Tage im Jahr bestehen.<br />

Vor lauter Eishotel-Euphorie geraten die Nordlichter fast in den<br />

Hintergrund. Doch sobald die Lichter ab Ende August in einer klaren<br />

Nacht am Himmel aufleuchten wie eine aufwendig erscheinende<br />

Lichtinstallation, sind sie der Star und der Himmel ist ihre Bühne.<br />

Cold Room ab € 294 die Nacht inkl. Frühstück, www.icehotel.com<br />

DIE STERNE ZUM GREIFEN NAH:<br />

TREEHOTEL IN HARADS<br />

Geistesblitz des Himmels:<br />

In Abisko sind die Chancen<br />

auf Nordlichter so groß wie<br />

nirgendwo sonst auf der Welt.<br />

Wohnen im Treehotel katapultiert in einen wahr gewordener Kindheitstraum.<br />

Wer durch den dichten Fichtenwald in Nordschweden nahe des<br />

Örtchens Harads streift und zufällig auf ein Ufo, ein überdimensionales<br />

Vogelnest oder einen gläsernen Würfel oben in den Wipfeln trifft,<br />

braucht sich keine Sorgen machen, dass er halluziniert: Das sind die<br />

Zimmer des Treehotels, die sich im dichten Fichtenwald verstecken.<br />

Jedes Baumhaus steht für sich und ist von der Form her einzigartig –<br />

und jedes von einem namenhaften Architekten Schwedens entworfen.<br />

Vor Kurzem haben Besitzer Britta und Kent ein weiteres futuristisches<br />

»Zimmer« eröffnet: Der »Seventh Room«, der zehn Meter über dem<br />

Boden zu schweben scheint. Blickt man von unten hinauf, erscheint<br />

an der kompletten Unterseite das lebensgroße Foto der Bäume, die<br />

vorher an diesem Platz standen. Fest steht: Das Treehotel muss sein<br />

Licht nicht unter den Scheffel stellen. Auch was die funkelnden Himmelslichter<br />

betrifft, denn es ist einer der Orte in Schwedisch Lappland,<br />

wo man mit etwas Geduld gute Chancen hat, dass Nordlichter den<br />

Himmel erhellen. Und verweilen ist im Treehotel nun wirklich kein<br />

Problem, denn die Zimmer in den Wipfeln sind so gemütlich, dass man<br />

schnell zum Faultier mutiert. Eine Nacht im Baumhaus gibt es ab € 510.<br />

»The Dragonfly« (um € 785 die Nacht) und »Seventh Room« (um 1.260<br />

pro Nacht) sind etwas teurer. www.treehotel.se/en/<br />

100 PROZENT NORDLICHT:<br />

AURORA SKY STATION IN ABISKO<br />

Wer auf Mission »Nordlicht« ist, kommt an Abisko nicht vorbei, denn<br />

hier sind die Chancen auf die magisch funkelnden Lichter statistisch<br />

gesehen größer als irgendwo sonst auf der Welt. Warum? Die Berge,<br />

die Abisko umgeben, schirmen die Wolken ab, sodass die Sicht auf<br />

den Himmel oft frei ist. Die Aurora Sky Station am Rande des Abisko<br />

Nationalparks ist Anlaufpunkt für Lichttouristen aus der ganzen<br />

Welt. Mit dem Skilift gelangen sie hinauf zur Station auf 900 Metern<br />

Höhe über dem Torneträsk See. Es gibt ein solides Hotel, hübsche<br />

Ferienhäuser, und wer es eher naturnah mag oder mit wenig Budget<br />

reist, einen Zeltplatz. Egal, wo man logiert: warme Anziehsachen einpacken,<br />

denn in Abisko zeigt das Thermometer in den <strong>Winter</strong>monaten<br />

nicht selten minus 30 bis minus 40 Grad an. Die beste Zeit für Nordlichter?<br />

September bis März. Aufwärmen können sich die Lichtjäger<br />

im Restaurant Kungsleden bei köstlicher regionaler Küche. Und<br />

wer Glück hat, bekommt zum Nachtisch blau, grün oder violett<br />

schimmernde Lichter am Himmel serviert. www.auroraskystation.se,<br />

www.swedishtouristassociation.com/abisko<br />

winter sommer <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong><br />

81


SKANDINAVIEN | Nordlichter<br />

OH DU SCHÖNE AURORA:<br />

CAMP RIPAN IN KIRUNA<br />

Im warmen Whirlpool plantschen und dabei Nordlichter beobachten?<br />

Was wie ein Traum klingt, ist im Camp Ripan in Kiruna allabendliches<br />

Ritual im Aurora Spa. Tagsüber powern sich die Gäste<br />

bei Schneeschuhwanderungen oder Skifahren aus, und abends werden<br />

die müden Knochen in der Sauna und im anschließenden Schneebad<br />

wieder aufgepäppelt. Sitzt man dann im warmen Outdoor-Pool unter<br />

dem Sternenhimmel, kann man sich keinen Ort vorstellen, wo man<br />

in diesem Moment lieber wäre. Wenn sich dann noch die Nordlichter<br />

zaghaft über den Luossa-Skipisten zeigen, bemerkt man erst spät, dass<br />

man vor Verzückung den Atem angehalten hat.<br />

Ob das Polarlicht nun gerade blau, grün oder violet schimmert,<br />

hängt davon ab, wie hoch die Sauerstoffmenge in der Atmosphäre ist.<br />

DZ ab € 108 die Nacht, inkl. Frühstück, www.ripan.se<br />

VERANTWORTUNGSVOLLER TOURISMUS:<br />

SÁPMI NATURE CAMP<br />

In Nábrreluokta, im Herzen des wilden und unberührten Laponia-Welterbes,<br />

befindet sich das Sápmi Nature Camp. Ein nachhaltiges Luxuscamp,<br />

bestehend aus fünf Lavvus – das samische Wort für Zelte im<br />

Tipi-Stil. Überhaupt wird im Naturcamp nicht nur Wert auf den Erhalt<br />

des Planeten gelegt, sondern auch auf den lokalen Bezug. Die Geschichte<br />

und Kultur der hier ansässigen Samen wie die Ureinwohner<br />

in arktischen Regionen genannt werden, ist allgegenwärtig – auch bei<br />

der Einrichtung der gemütlichen Luxus-Tipis, die mit bequemen Doppelbetten,<br />

Öfen und Möbeln ausgestattet und von der Natur und der<br />

samischen Kultur inspiriert sind. Betreiber des Camps ist Lennart Pittja,<br />

der in einer Rentierherdenfamilie hier in der samischen Gemeinde<br />

Unna Tjerusj aufgewachsen ist und darauf achtet, dass der Tourismus<br />

das Leben der Rentiere nicht bedroht. Mit der erlesenen Handvoll Gäste<br />

– nur zwei bis zehn Gäste können gleichzeitig im Camp wohnen –<br />

teilt er sein Wissen über das Leben der Samen von heute und in früheren<br />

Jahren. Dies ist also nicht nur ein Ort, wo Tourismus verantwortungsbewusst<br />

gelebt wird, sondern wo sich ab August, wenn es<br />

nachts wieder dunkel wird, oft auch Nordlichter zeigen. Und so lernen<br />

die Gäste auch, dass die Samen aus Ehrfurcht nur bei Dunkelheit über<br />

das Nordlicht sprechen – und über das Polarlicht zu schimpfen, ist<br />

undenkbar. Also bitte nicht fluchen, sollten sie sich doch nicht am<br />

Himmel zeigen. www.sapminature.com<br />

Rampensau: Wenn Nordlichter<br />

am Horizont erscheinen, ziehen<br />

sie alle Blicke auf sich – ob<br />

im Whirlpool des Camp<br />

Ripan oder im abgelegenen<br />

Sápmi Nature Camp.<br />

82<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> winter <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong>


WEIT WEG<br />

Da geht’s MORGEN hin<br />

Wie sieht das moderne Abenteuer aus? Was sind die neuen Trendziele?<br />

Mit dem Bildband »Best Escapes. Reisetrends und Inspirationen für<br />

moderne Abenteurer« haben die Autorinnen Jeralyn Gerba und Pavia<br />

Rosati Reiseziele und -trends aufgespürt, die die neue Generation<br />

Instagram bewegen. Von Influencer-Hotspots, Offline-Reisetrendzielen<br />

und modernen Abenteuern hin zu Zielen für digitale Nomaden<br />

und Foodies. Zudem stellen sie Hotels für jeden Geschmack vor und<br />

geben praktische Tipps und Tricks rund ums Reisen. Da lohnt sich das<br />

Schmökern! DuMont Reiseverlag, 186 Seiten, € 19,95.<br />

TASCHEN-TICK<br />

Da bekommt der Taschen-<br />

Tick einen ganz neuen Sinn:<br />

Die bunte Handtasche von<br />

Ergobando sieht nicht nur<br />

besonders schön aus, sie<br />

tut auch noch Gutes. Der<br />

Erlös der Tasche fließt in die<br />

Costa Family Foundation,<br />

eine Non-Profit-Organisation<br />

aus dem Südtiroler Corvara,<br />

die Hilfsprojekte in Togo,<br />

Uganda, Afghanistan, Indien<br />

und Nepal unterstützt. Die<br />

abknotbaren Tücher an den<br />

Taschen sind von den Frauen<br />

aus den Hilfsprojekten<br />

gefertigt. Tasche in Medium<br />

€ 249, Tasche klein € 235,<br />

Wallet € 159. www.cromia.it<br />

Fotos: PR (2), Courtesy of Intrepid, Sergej Onyshko/Shutterstock.com<br />

Es geht rund<br />

Wenn in Dubai etwas Neues eröffnet, trägt es meistens<br />

den Titel »Größtes der Welt«. Das Riesenrad Ain Dubai, das<br />

zur Expo <strong>20</strong><strong>20</strong> eröffnet wird, ist da keine Ausnahme.<br />

1.400 Besucher in 48 Kabinen werfen aus schwindelerregenden<br />

210 Meter Höhe einen Blick auf den Wüstenstaat.<br />

Sage und schreibe 48 Minuten dauert eine Fahrt. Das Ain<br />

Dubai steht auf der kürzlich fertiggestellten, künstlichen<br />

Freizeitinsel »Bluewaters Island«. Für Nicht-Schwindelfreie:<br />

Vom The Beach at JBR haben Urlauber den schönsten Blick<br />

auf das runde Superlativ. www.visitdubai.com/de<br />

EKSTASE: Down Under klingt zwar wie Urlaub im Souterrain. Doch wir versprechen, es ist eher ein Erlebnis Over the Top. So hat man<br />

AUSTRALIEN noch nicht gesehen. S. 84 – LIEBSCHAFT: Ganz Kanada ist wunderbar, doch MANITOBA ist besonders wunderbar – vor allem<br />

wenn man im Riding Mountain Nationalpark zufällig auf Bärenbabys trifft. S. 96 SONNENKIND: Losgelöst vom amerikanischen Kontinent<br />

sind die FLORIDA KEYS der Zeigefinger zur Karibik. S. 104 – NEULAND: Für viele ist MOSAMBIK noch ein weißer Fleck auf der Landkarte.<br />

Unverständlich, findet Autor Ralf Johnen und wäre dennoch froh, wenn es noch eine Weile unentdeckt bleibt. S. 110<br />

frühling <strong>20</strong>16<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

83


text<br />

Aussiewärts<br />

Louisa Latuperisa & Jennifer Latuperisa-Andresen<br />

OBWOHL AUSTRALIEN AM ANDEREN ENDE DES GLOBUS LIEGT, BLEIBT ES<br />

KONSEQUENT EIN TRAUMREISELAND. AUSTRALIEN IST DIE VERKÖRPERUNG<br />

EINER PERFEKTEN SYMBIOSE – BESTEHEND AUS ROTEM STAUB,<br />

BRECHENDEN WELLEN, SPRINGENDEN KÄNGURUS UND COOLEN STÄDTEN.<br />

HEIMAT FÜR SO VIELE TIERE, DIE WIR EUROPÄER NUR HINTER ZÄUNEN ZU<br />

GESICHT BEKOMMEN. AUSTRALIEN IST FASZINATION. UND EIN WUNDER<br />

DER NATUR. IMMER WIEDER. GRUND GENUG, UNSERE ZAUBERORTE EINMAL<br />

HERVORZUHEBEN, GERADE FÜR DIEJENIGEN, DIE NOCH NIE<br />

DIESEN KONTINENT BEREIST HABEN.<br />

84<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong>


WEIT WEG | Australien<br />

Foto: tourism.australia.com<br />

Roter Planet: Alles, was nicht in Küstennähe<br />

liegt, bezeichnen die Australier als<br />

Outback. Und obwohl die Menschen es<br />

weitestgehend meiden, ist dieser Ort<br />

aufgrund seines Rohstoffreichtums zu<br />

einem Großteil für den Wohlstand des<br />

Landes verantwortlich.<br />

85


WEIT WEG | Australien<br />

Die Sonne und der Sandsteinmonolith inmitten des australischen Outbacks haben eine wundervolle Beziehung.<br />

Sie erheben sich gegenseitig zur Kunst. Der Inselberg ist in der Tat ein Naturphänomen, das sich zu<br />

jeder Tageszeit in ein anderes Farbkleid hüllt. Wer genug Zeit mitbringt, sieht ihn sowohl von seiner kühlen<br />

braungrauen als auch von seiner warmen rot leuchtenden Seite. Für die Aborigines ist der Uluru ein Heiligtum,<br />

um ihn ranken sich Legenden, um ihn lebt das Volk seit über <strong>20</strong>.000 Jahren – und in Führungen halten<br />

sie seine Entstehung und seine spirituelle Bedeutung am Leben. Der Ayers Rock – wie er in Kolonialzeiten<br />

getauft wurde – war zudem jahrelang ein beliebtes Kletterziel für Touristen. Doch damit ist jetzt endgültig<br />

Schluss. Am 25. Oktober <strong><strong>20</strong>19</strong> trampelten das letzte Mal Sportschuhe über den heiligen Felsriesen. Ein<br />

Besuch lohnt sich dennoch, denn die Aussicht vom Uluru war nie so spektakulär wie die Sicht auf ihn – vor<br />

allem wenn das Licht und der Felsen eine faszinierende Symbiose eingehen. Auch der prächtig funkelnde<br />

Sternenhimmel fernab der Zivilisation, den es nachts zu bestaunen gibt, ist immer einen Besuch wert.<br />

Foto: Stanislav Fosenbauer/Shutterstock.com<br />

Zauberberg<br />

86 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong>


Northern Territory im<br />

Uluru-Kata-Tjuta-Nationalpark<br />

87


Zoologischer Garten<br />

Underwater Love: Im Dezember<br />

<strong><strong>20</strong>19</strong> eröffnet das erste Unterwasserhotel<br />

namens »Reefsuites«<br />

am Great Barrier Reef. Denn<br />

nirgendwo lassen sich Korallen,<br />

Fische und größere Meeresbewohner<br />

besser beobachten als dort.<br />

Immerhin besteht das Great Barrier<br />

Reef aus einer Ansammlung von<br />

über 2.900 einzelnen Korallenriffen.<br />

Doch um das Riff steht es<br />

nicht allzu gut. Der Zustand der<br />

Korallen wurde dieses Jahr sogar<br />

von schlecht auf sehr schlecht<br />

heruntergestuft und fällt somit auf<br />

die niedrigste Stufe. Zum Glück<br />

gibt es noch kleine Anbieter, die<br />

mit einer Handvoll Menschen<br />

unaufgeregte Schnorchel- oder<br />

Tauchtouren am Riff anbieten.<br />

Absolut schützenswert ist diese<br />

magische fragile und bunte Welt!<br />

Great Barrier Reef, Queensland<br />

Foto: Andrew Atkinson/Shutterstock.com<br />

88<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


WEIT WEG | Australien<br />

Das Glück ist mit den<br />

Tauchern. Am Super-Riff<br />

ist viel los! 1.600 Fischarten,<br />

30 Wal- und<br />

Delfinarten, 130 Hai- und<br />

Rochenarten und sechs<br />

Meeresschildkrötenarten<br />

können dort entdeckt<br />

werden.<br />

89


Great Ocean Road<br />

Victoria<br />

Von dramatischer<br />

Felsküste zu beliebten<br />

Surferstränden und zum<br />

Regenwald. Die Great<br />

Ocean Road repräsentiert<br />

die Vielseitigkeit Australiens<br />

auf 243 Kilometern.<br />

Fotos: Riccardo Trimedloni, David Clode<br />

90 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

sommer <strong>20</strong>16


WEIT WEG | Australien<br />

Selbst die Straßen in Australien sind eine Reise wert. Beispielsweise<br />

die malerische »Great Ocean Road«, die sich, wie es sich schon<br />

vermuten lässt, dramatisch die Küste entlangschlängelt. Und ab<br />

und an bedarf es eines starken Willens, nicht einfach mitten auf der<br />

Fahrbahn stehen zu bleiben, um dem Lichterspiel in der Gischt der<br />

tosenden Wellen zu folgen. Zahlreiche Stopps locken auf der etwa<br />

400 Kilometer langen Straße von der Stadt Torquay nach Allansford.<br />

Beispielsweise die »Twelve Apostels«, raue Felstürme, die aus dem<br />

Meer ragen. Besonders in der Morgen- und Abendsonne leuchten sie<br />

förmlich in der Brandung, als würden sie aufwendig mit Lichtspots<br />

angestrahlt. Entstanden sind die Naturschönheiten vor etwa zehn bis<br />

<strong>20</strong> Millionen Jahren. Doch die Erosion hat vier der Felstürme bereits<br />

ins Meer gerissen.<br />

Auch ein Stopp am Waldstück der Grey River Road in der Nähe des<br />

Küstenörtchens Kennett River sollte auf dem Plan stehen. Zu sehen<br />

gibt es hier einen wunderschönen Eukalyptuswald, wo Koalas entweder<br />

schlafend oder an Blättern knabbernd in den Ästen hocken.<br />

winter sommer <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong>16 <strong>20</strong><strong>20</strong><br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

91


Sydney<br />

Kult-Tour<br />

Sydney hat zwei sehr berühmte Ecken: die eine etwas gediegener, die andere so ultrahip,<br />

dass all die Boutiquen unbedingt beim Bummel aufgesucht werden sollten. Die Rede ist vom<br />

Hafen Sydneys mit seiner berühmten Brücke, der Oper und dem Trend-Stadtviertel Bondi Beach.<br />

Letzteres ist insbesondere bei den Touristen sehr angesagt.<br />

Am Strand, so sagt man, würde sich kaum ein Einheimischer sonnen. Dennoch tummeln sich<br />

die Schönen am Bondi – der Inbegriff australischer Coolness ist. Diese ist ein Mythos und<br />

gleichzeitig auch ein offizielles Naturerbe des Landes. Ultracool ist auch der Meerwasserpool des<br />

»Bondi Iceberg Clubs«, umspielt von rauen Wellen und tatsächlich für jeden zugänglich.<br />

Den Sydney Harbour hingegen erpaddelt man sich am besten gemächlich mit dem Kanu. Richtig<br />

beeindruckend ist die städtische Idylle vom Wasser aus. Die goldenen Strände, hinter denen sich<br />

Wolkenkratzer in die Luft schieben, entschädigen für manch eine Anstrengung. Zusätzlich können<br />

die kleinen Inselchen umrundet werden. Am unvergesslichsten ist dabei wohl der Blick auf das<br />

Wahrzeichen Sydneys, das imposante Opernhaus des Architekten Jørn Utzon.<br />

Fotos: Mads Schmidt Rasmussen, Silas Baisch<br />

92 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

sommer <strong>20</strong>16


WEIT WEG | Australien<br />

sommer winter <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong>16 <strong>20</strong><strong>20</strong><br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> 93


Perth,<br />

Western Australia<br />

Gold Coast,<br />

Queensland<br />

Kangaroo Island,<br />

South Australia<br />

Three Capes Track,<br />

Tasmanien<br />

Lust for Life<br />

Vielschichtig, verrückt und vergnüglich: Australien<br />

ist abwechslungsreich. Von den besten Surferwellen<br />

in Surfers Paradise, zu ungewöhnlichen<br />

Kunstwerken in Perth und den Naturschönheiten<br />

auf Tasmanien und Kangaroo Island.<br />

Eine Wanderung, die garantiert Ihr Leben<br />

verändert, so tief beeindruckend ist der<br />

Three Capes Track auf Tasmanien.<br />

94<br />

winter <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong>


WEIT WEG | Australien<br />

Fotos: Manuel Meurisse, sw_photo/Shutterstock.com, Bewley Shaylor/Courtesy of FORM, Will Cho<br />

Die Helden der Landwirtschaft zieren als<br />

Murals die Silos in Westaustralien.<br />

Östlich von Perth, im sogenannten Weizengürtel, der als Kornkammer<br />

des Landes gilt, ist in den letzten Jahren etwas sehr Unerwartetes und<br />

Einzigartiges entstanden. Auf sechs 30 Meter hohen Getreidesilo-Anlagen<br />

sowie auf Trafohäuschen und Fassaden im Örtchen Katanning sind großformatige,<br />

farbenfrohe Street-Art-Kunstwerke entstanden.<br />

Für Surfer klingt es wie das Paradies: tosende Wellen, lange Strände,<br />

braun gebrannte Strandschönheiten und ein Lebensgefühl, das unmittelbar<br />

gute Laune macht. Die Rede ist vom Stadtteil Surfers Paradise in<br />

Gold Coast. Wie der Name schon sagt, gehören das Brett unter dem Arm<br />

und die Flipflops an den Füßen zur Grundausstattung jedes<br />

Bewohners und Besuchers.<br />

Die drittgrößte Insel Australiens hat einen tierischen Namen: Kangaroo<br />

Island. Und natürlich leben hier die süßen Beuteltiere. Doch nicht nur das:<br />

Sie ist auch eine ausgezeichnete Weinregion. Unser Highlight auf der Insel<br />

sind die »Remarkable Rocks«. Im Flinders Chase Nationalpark beeindrucken<br />

die Granit-Felsblöcke, die das Wetter über Jahrtausende dramatisch verformt<br />

hat und die bezaubernd im Sonnen- wie im Mondlicht glitzern.<br />

Es ist eine Wanderung der unvergesslichen Panoramen: Am äußersten<br />

Südosten von Australien, auf Tasmanien, lockt der Three Capes Track,<br />

der den Reisenden nicht nur auf eine Wanderung von einem Punkt zum<br />

nächsten schickt, sondern auch zu sich selbst. Es gibt nur wenige Orte auf<br />

der Welt, die so abgelegen sind, so reich an abwechslungsreicher Natur,<br />

so schroff und gleichzeitig so samtweich. Vier Tage dauert der Trip, aber<br />

die Erinnerungen, das sei gesagt, verbleiben ewig. Und ganz nach dem<br />

Motto, das Beste kommt zum Schluss, lohnt es sich, am frühen Morgen<br />

den Mount Fortescue zu erklimmen und die Aussicht zu bestaunen, um<br />

sich dann nur noch bergab treiben zu lassen und am Ende in der Bucht ins<br />

Meer zu hüpfen.<br />

Formvollendet: Die »Remarkeable Rocks«<br />

auf Kangaroo Island sind neben einem guten<br />

Gläschen Wein, das man hier genießen sollte,<br />

mehr als nur ein echtes Inselhighlight.<br />

95


WEIT WEG | Kanada<br />

BÄRENSTARKES<br />

KANADA-IDYLL<br />

Manitoba ist flach und größtenteils bedeckt von Tundra oder<br />

Ackerland. Nur im Westen, da zeigt sich die kanadische Provinz<br />

von ihrer idyllischen Seite. Denn dort trifft dicht bewaldete<br />

Hügellandschaft auf unzählige große und kleine glasklare Seen.<br />

Und inmitten dieses Idylls tummeln sich scheue Tiere wie Bären,<br />

Wölfe und Elche. Willkommen im Riding Mountain Nationalpark!<br />

96 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> winter <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong>


B text<br />

Marie Tysiak<br />

Mit quietschenden Reifen kommt mein Mietwagen nur Pfotenlängen<br />

vor dem kleinen Fellknäuel zum Stehen. Den Bruchteil einer Sekunde<br />

starren wir uns zu Tode erschrocken an, dann huscht das kleine<br />

Schwarzbär-Baby davon und verschwindet im dichten Wald zu meiner<br />

Rechten. Ich kann mein Glück kaum fassen! Reglos sitze ich da, beide<br />

Hände am Lenkrad, den Blick noch auf die Stelle geheftet, an dem<br />

der schwarze Flauschbär Sekunden zuvor verschwunden ist. Keine<br />

Menschenseele ist weit und breit zu sehen. Ich kann einen kleinen<br />

Freudenschrei nicht unterdrücken – auch wenn ich den Schock noch<br />

verdauen muss, dass meine erste Bärensichtung fast in einem Desaster<br />

geendet wäre. Puh.<br />

Dabei hatte ich die Hoffnung schon fast aufgegeben, in dem 1929<br />

gegründeten Nationalpark und Unesco-Biosphärenreservat im Westen<br />

Manitobas eines der eindrucksvollen Tiere zu sehen. Obwohl sich in<br />

dem knapp 3.000 Quadratkilometer großen hügeligen Naturschutzgebiet<br />

viele Schwarzbären herumtreiben. Auch Elche mit gigantischen<br />

Geweihen und Wölfe leben hier. Im Riding Mountain Nationalpark fühlen<br />

sie sich wohl. Im Gegensatz zur sonst flachen und als Ackerfläche<br />

genutzten Prärieprovinz sind sie im dichten Wald des Parks mit seinen<br />

vielen Seen nämlich besonders geschützt. Aber sie sind scheu; besonders<br />

frühmorgens oder abends hat man die besten Chancen, Tiere zu<br />

sichten. Und heute Mittag ist es heiß, ein schöner spätsommerlicher<br />

Tag in Manitoba, die Sonne ist kurz vor ihrem höchsten Punkt ange-<br />

97


98 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

FÜR DAS BISON-SCHAUSPIEL<br />

UNTERBRECHE ICH GERNE<br />

MEIN FRÜHSTÜCK.


WEIT WEG | Kanada<br />

kommen. Aber Natur ist eben unberechenbar – und deswegen habe ich<br />

entgegen aller Prognosen ein Schwarzbär-Baby gesehen. Zugegeben,<br />

fast überfahren.<br />

Moment mal, ein Schwarzbär-Baby. Dann muss hier hoffentlich<br />

irgendwo auch die Schwarzbär-Mutter herumstreifen. Ich wende auf<br />

dem breiten, immer noch leeren Highway 10 und fahre zurück in die<br />

Richtung, aus der ich gekommen bin. Kurz vor der Abbiegung zum<br />

Highway 19 biege ich scharf links in eine kleine Seitenstraße ab, dem<br />

Wasagaming Drive. Er verläuft parallel zum Highway am Clear Lake<br />

entlang, dem größten See des Parks. Wenn das Bärenbaby seinen Kurs<br />

hält, müsste es auch diese Straße, hoffentlich unfallfrei, überqueren.<br />

Die Straße ist mir vertraut. Ich kenne sie von gestern, als ich zum<br />

östlichen Ende des Parks aufgebrochen bin. Eine Stunde dauert die<br />

Fahrt dorthin, durch dichten Wald und an blumengesäumten Bächen<br />

vorbei. Ganz in der Nähe des historischen hölzernen Eingangstores<br />

von 1933, das kurz nach der Eröffnung des Parks gebaut wurde, beginnt<br />

nämlich die Reeves-Ravine-Wanderung. Der etwa 15 Kilometer<br />

lange Wanderweg durchs Dickicht auf einen kahlen Berg mit Aussicht<br />

ist einer von vielen Wanderwegen im Park, über die das Besucherzentrum<br />

gerne informiert. Für alle Wander- und Radwege halten sie<br />

Faltblättchen für die Besucher bereit. Dort, abseits des Highways und<br />

des Trubels von Wasagaming, hatte ich gestern auf ein paar Tierbegegnungen<br />

gehofft. Aber nichts. Die Natur ist eben unberechenbar.<br />

Den Riding Mountain Nationalpark bewohnt noch ein anderes Tier<br />

der Prärie. Und bei dieser Tierbeobachtung ist ein wenig Berechnung<br />

von Vorteil. Deswegen bin ich heute früh aufgebrochen, um vor der<br />

Mittagshitze im grasüberwucherten Flachland im Norden des Parks<br />

zu sein. Denn: Hier lebt eine Bisonherde. Die etwa 40 mächtigen Büffel<br />

grasen gemächlich direkt am Highway, als ich gegen halb zehn im<br />

Lake Audy Bison Enclosure ankomme. Auf einer eingeschlossenen<br />

Fläche von 500 Hektar wurden die Prärie-Rinder Nordamerikas wieder<br />

angesiedelt. Direkt neben meinem Wagen liegt ein gigantischer<br />

Bulle faul mitten auf der staubigen Straße; hin und wieder verscheucht<br />

er mit seinem Schwanz lässig ein paar Fliegen. Während ich genüsslich<br />

meine Pancakes mit reichlich Ahornsirup aus meiner To-go-Box<br />

verzehre, setzt sich plötzlich die Herde in Bewegung. Glück gehabt,<br />

gerade noch rechtzeitig eingetroffen. Für das Schauspiel unterbreche<br />

ich gerne mein Frühstück. Nach und nach erheben die Bisons ihre<br />

massigen Körper und staksen auf ihren dünnen, wackelig scheinenden<br />

Beinchen am Auto vorbei in Richtung Wald. Mittags wird es ihnen<br />

zu heiß auf der freien Fläche, erst am Abend werden sie pünktlich<br />

vor Sonnenuntergang wieder hierher zurückkehren und weitergrasen.<br />

Und weil es heute besonders heiß wird, habe ich mir eine Kanutour<br />

auf dem Clear Lake für den Nachmittag vorgenommen.<br />

Doch der Plan muss warten, bis er Umsetzung findet. Kann ja keiner<br />

ahnen, dass beinahe ein Bärenbaby in mein Auto rennt. Denn die<br />

Hoffnung, den kleinen flauschigen Knirps noch einmal anzutreffen,<br />

habe ich noch nicht aufgegeben. Ich fahre nun die Straße lang, die der<br />

Schwarzbär-Knirps meiner Berechnung nach hätte als Nächstes überqueren<br />

müssen. Ganz langsam und aufmerksam. Und vergrößere nach<br />

und nach meinen Radius. Aber die Natur lässt sich eben nicht immer<br />

berechnen. Nach einer halben Stunde gebe ich auf – auch lockt mich das<br />

winter <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong><br />

99


WEIT WEG | Kanada<br />

100<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong>


DIE NATUR LÄSST SICH EBEN<br />

NICHT IMMER BERECHNEN.<br />

101


WEIT WEG | Kanada<br />

Waldsteppen mit<br />

Espenbewuchs,<br />

Grasland, Moore, Seen<br />

und boreale Wälder<br />

machen den Riding<br />

Mountain National Park<br />

zu einem idealen Terrain<br />

für Outdoor-Fans und<br />

Tierbeobachter.


Das Örtchen<br />

Wasagaming liegt unmittelbar<br />

am Clear Lake<br />

und ist deshalb auch<br />

der belebteste Teil des<br />

Parks. Es lohnt sich also,<br />

mit dem Kanu aus dem<br />

Gewusel zu entfliehen.<br />

Fotos: Marie Tysiak (4), Sean Scott (3), Destination Canada<br />

Wasser des Clear Lakes, der immer wieder zwischen den hohen Birken<br />

hervorglitzert. Ein letztes Mal wende ich und fahre die wenigen Kilometer<br />

am Südufer des Sees nach Wasagaming.<br />

Es ist ein Sommertag wie aus dem Bilderbuch. Am kleinen Strand<br />

am Seeufer baut eine Gruppe kleiner Jungs in Badehosen konzentriert<br />

an einer Sandburg. Ein paar Teenager spielen Volleyball. Ich parke meinen<br />

Mietwagen an der kleinen Hauptstraße des Ferienorts. Wasagaming,<br />

was in der Sprache der Anishinaabe nichts anderes bedeutet als<br />

»Klarer See«, besteht aus zwei Häuserblocks, gesäumt mit Holzhütten,<br />

in denen Unterkünfte, Restaurants, ein paar Souvenirshops und Cafès,<br />

das Besucherzentrum, ein Kino und ein Supermarkt den Urlaubern<br />

eine entspannte Zeit versprechen. So strömen Erholung Suchenden in<br />

das Städtchen, sitzen bei einem Ginger Ale beisammen, kühlen sich<br />

im See ab, paddeln auf Tretbooten, großen Ausflugsdampfern oder Kajaks<br />

den See hinaus, planen Wandertouren und suchen nach Bären.<br />

Ich entscheide mich für eine Tour mit einem Ein-Mann-Kanu –<br />

schließlich ließ sich schon die First Nation vor vielen Jahrtausenden<br />

auf diese Art auf dem Clear Lake treiben, auch wenn das längliche Boot<br />

damals aus Birkenholz gefertigt war und bestimmt nicht aus giftgrünem<br />

Plastik. In der Gegend um den Clear Lake wurden die ältesten Artefakte<br />

der Provinz gefunden, man schätzt ihr Alter auf über 11.000 Jahre.<br />

Ich steuere den rechten Arm des Sees an – vermutlich in der<br />

Hoffnung, doch noch das Bärenbaby zu sichten, das sich in der Zwischenzeit<br />

ja durchaus bis zum Seeufer hat durchschlagen können. Das<br />

bewaldete Ufer zieht an mir vorbei, schnell komme ich in einen meditativen<br />

Rhythmus, wenn mein Paddel in die glatte und ruhige Wasseroberfläche<br />

sticht. Dem Ufer nahe, kann ich bis auf den mit teils dicken<br />

Stämmen übersäten Grund blicken – der Name des Sees kommt<br />

nicht von ungefähr.<br />

Stunden später kehre ich mit meinem Plastikkanu wieder zum Steg<br />

zurück. Das Bärenbaby habe ich nicht gefunden, mir dafür aber einen<br />

gewaltigen Sonnenbrand auf der Nase eingefangen. Vom aufregenden<br />

Tag geschafft, beobachte ich Beine baumelnd vom Steg aus, wie<br />

eine junge Familie kleine Krebse angelt, um sie dann unter lautem<br />

Geschrei wieder ins Wasser zu werfen. Hinter ihnen nähert sich die<br />

Sonne allmählich den Baumwipfeln. Während die letzten Kanufahrer<br />

am Steg eintreffen, schwimmt eine dunkle Gestalt im letzten Licht der<br />

Sonne an mir vorbei – ein Biber! Die Natur ist eben unberechenbar.<br />

Unberechenbar schön.<br />

INFO<br />

ANREISE Von Winnipeg braucht man mit dem Mietwagen gute<br />

drei Stunden zum Nationalpark. In Neepawa lädt die Farmery<br />

Estate Brewery auf eine Erfrischung oder Brauerei-Tour zum<br />

Päuschenmachen ein.<br />

UNTERKUNFT Das Lake House bietet rustikale, stilvolle<br />

Zimmer direkt im Örtchen Wasagaming.<br />

128 Wasagaming Drive. www.staylakehouse.ca<br />

ESSEN Gleich nebenan serviert das Foxtail Café frische Pizza<br />

und Paninis aus dem Steinofen.<br />

Unter www.travelmanitoba.de gibt es weitere Infos zum<br />

Nationalpark und Manitoba. Mehr Infos zu Kanada unter<br />

www.kanadastisch.de<br />

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103


WEIT WEG | Florida<br />

B text<br />

Jennifer Latuperisa-Andresen<br />

THE KEYS<br />

TO OUR HEART<br />

Eine Inselgruppe, die sich wie eine Perlenkette ins Meer verstreut.<br />

Als hätte eine höhere Macht eine Fährte legen wollen. So sehen die<br />

Florida Keys aus der Vogelperspektive aus. Wenn da nicht diese<br />

brachiale Straße wäre, die die kleinen Inselparadiese miteinander<br />

verbinden würde. Lohnt sich dennoch ein Besuch? Und ob! Hier ist<br />

eine Liste der Stopps, die wir dringend ans Herz legen. Doch eins<br />

vorweg: Für die Florida Keys sollte man sich Zeit nehmen.<br />

104 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> winter <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong>


Das Fenster heruntergekurbelt, den Ellenbogen<br />

aus dem Fenster gestreckt, die feuchtwarme<br />

Luft berührt die Haut, der Duft des Meeres<br />

wird wie eine Woge hineingetragen, und das<br />

Urlaubsgefühl stellt sich sofort ein. Wir sind<br />

unterwegs von Miami bis nach Key West auf<br />

dem U.S. Highway 1. Theoretisch lässt sich diese<br />

Strecke in dreieinhalb Stunden bewältigen.<br />

Theoretisch. Doch dann würden wir ja die schönen,<br />

unbekannteren Ecken der Keys verpassen.<br />

Key Largo – Die Bogart Insel<br />

Mein erster Gedanke, wenn ich Key Largo höre,<br />

gilt Humphrey Bogart – der amerikanischen<br />

Schauspiellegende, die fast <strong>20</strong> Jahre vor meiner<br />

Geburt starb. Doch »Key Largo« ist nicht nur der<br />

Titel eines amerikanischen Gangsterfilms von<br />

Regisseur-Ikone John Houston, sondern eben<br />

auch die erste Insel der Keys. Vom Festland betrachtet.<br />

Die Locations aus dem Film sucht man<br />

über 50 Jahre später jedoch vergebens. Es hat<br />

sich viel getan auf der Insel, die ein beliebtes Wochenenddomizil<br />

für die Bewohner von Miami ist.<br />

Die führt es meist zuallererst in den John<br />

Pennekamp Coral Reef State Park, dem einzigen<br />

Korallenriff der USA. Und tatsächlich, die fabelhafte<br />

Unterwasserwelt zeigt sich trotz Korallenbleiche<br />

von ihrer spannenden Seite, wenn Adlerrochen<br />

majestätisch am »Christ of the Abyss«<br />

(eine Jesus-Statue unter dem Meeresspiegel)<br />

vorbeigleiten.<br />

Von der African Queen, einem Boot, lassen<br />

sich Meeresbewohner eher nicht bestaunen.<br />

Nehmen sie doch bei der Lautstärke des Motors<br />

eher Reißaus. Denn das ohrenbetäubende Tuckern<br />

des alten Kahns, während er sich durch die<br />

Kanäle von Key Largo schiebt, ist sozusagen Teil<br />

des Ausflugserlebnisses auf der African Queen.<br />

Und natürlich kommt man hier auch<br />

Humphrey Bogart verdammt nah. Denn das<br />

Holz-Dampf-Museumsschiff ist eine Original-Requisite<br />

aus dem gleichnamigen Film mit<br />

Katharine Hepburn und eben Humphrey Bogart.<br />

Und während der Kapitän die uralten Fotos aus<br />

seiner Mappe holt und einen Schwank nach dem<br />

nächsten von den Dreharbeiten erzählt, fragt<br />

man sich, wie sich eine ganze Crew auf diesem<br />

kleinen Kahn bei den Aufnahmen bewegt hat,<br />

während die African Queen für uns in Zeitlupe<br />

Richtung offenes Meer tuckert. Doch dort wird<br />

gleich kehrtgemacht. Zu gefährlich sind die Wellen<br />

für das 107 Jahre alte Juwel, das in der Instandhaltung<br />

sicher ein Vermögen verschlingt.<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

105


WEIT WEG | Florida<br />

Fischverliebt ist die Insel Islamorada. Unbedingt dort halten und die exzellente Küche genießen. Auch auf Big Pine Key lohnt sich ein Stopp –<br />

beispielsweise zum Sonnenuntergang. Dann ist der Bahia Honda State Park eine ideale Location.<br />

106 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


Die Drachen der Keys sind<br />

keine gern gesehenen<br />

Hausgäste und werden<br />

eher als Plage betrachtet.<br />

Die Schildkröten jedoch<br />

werden mit sehr viel Liebe<br />

wieder aufgepäppelt.<br />

Islamorada – Die Foodie-Inseln<br />

Der Magen knurrt. Und das ist auch gut so. Denn Islamorada ist die<br />

Hauptstadt des Sportfischens. Die Angler ziehen hier sehr erfolgreich<br />

Red Snapper, Zackenbarsche, Schwertfische und Goldmakrelen aus<br />

dem Wasser, die dann fangfrisch und köstlich zubereitet auf dem Teller<br />

landen. Dabei ist Islamorada keine Stadt, wenn überhaupt, ist es<br />

ein Dorf, das aus fünf verschiedenen Inseln besteht. Doch in kulinarischer<br />

Hinsicht kann es mit den Großstädten mithalten. Wer Lust auf<br />

Fisch-Sandwiches hat, der sollte ins Lorelei Restaurant gehen und sich<br />

bei Livemusik den Bauch vollschlagen. Sollte man zu lange auf einen<br />

Tisch warten müssen: In der Nähe findet sich ganz sicher eine köstliche<br />

Alternative. Das Essen wird auf den Keys kaum besser sein als in<br />

Islamorada. Und wer hier verweilen darf und nicht mehr weiterfahren<br />

muss, der sollte sich ein Florida Keys gönnen. Denn Bier brauen können<br />

sie hier ebenfalls.<br />

Marathon – Der Mittelpunkt<br />

»Relax, don't do it«, singt Holly Johnson, als ich gerade mit dem Mietwagen<br />

auf den Parkplatz des Tranquility Bay Resorts rolle. Besser<br />

könnte ein Song kaum passen. Hier genieße ich die Roadtrip-Ruhe.<br />

Vielleicht ein paar Tage am Strand oder Pool – lesen, nichts tun, den<br />

Sunshine State auf sich wirken lassen. Und tatsächlich, das Domizil<br />

eignet sich dafür wunderbar. Familien fühlen sich in den kleinen<br />

Holzhäuschen mit eigener Küche, Veranda und mit Blick auf den<br />

tropischen Garten bestens aufgehoben. Es ist Entschleunigung auf<br />

Knopfdruck. Und schon nach 24 Stunden Aufenthalt bewege ich mich<br />

ähnlich schnell wie die vielen Leguane, die ebenfalls in dieses Resort<br />

eingecheckt haben. Was für mich ein schönes Fotomotiv ist, sehen die<br />

Einheimischen allerdings als eine Art Drachenplage.<br />

Daran konnte der Hurrikan Irma <strong>20</strong>17 auch nichts ändern – und<br />

Irma hat Marathon ganz schön zugesetzt. Noch heute zeugt die ein<br />

oder andere Ruine am Wegesrand von den verheerenden Auswirkungen<br />

des Sturms. Doch natürlich sind nach der Zerstörung auch neue<br />

Ideen umgesetzt worden. Beispielsweise der breite öffentliche Strandpark<br />

namens Sombrero Beach für langes ausgiebiges Sandburgenbauen,<br />

Sonnenbaden und Schwimmen. Er ist nur ein paar Autominuten<br />

entfernt, und wie es sich für amerikanische Verhältnisse gehört, gibt<br />

es reichlich Parkplätze unmittelbar am Strand.<br />

Neben dem Resort befindet sich das Turtle Hospital. Ein touristisches<br />

Highlight der Keys. Dementsprechend gut besucht sind auch die<br />

Führungen, die uns wissen lassen, dass die Veränderung der Umwelt<br />

den Meeresschildkröten ganz schön zusetzt. Hier im Krankenhaus, übrigens<br />

einem ehemaligen Motel, werden die Tiere behandelt und gepflegt,<br />

um sie dann wieder auszusetzen. Seit 1985 konnten so schon<br />

über 1.500 Tiere gerettet werden. Eine Führung, die sensibilisiert. Ab<br />

sofort wird auf jede Meeresschildkröte achtgegeben.<br />

Big Pine Key – Die Stelzeninsel<br />

Jack geht um die Holzpfähle und ruckelt kräftig daran. Sein Haus<br />

thront auf Stelzen, und das hat einen triftigen Grund. Denn die Insel<br />

Big Pine Key liegt nur marginal über dem Meeresspiegel. 90 Zentimeter<br />

sind es. Doch auf Stelzen lebt es sich wunderbar, sagt Jack, der<br />

nur flucht, wenn er seinen Großeinkauf die Stufen hinaufhieven muss.<br />

Ansonsten ist er ganz relaxt, so wie die Insel, auf der er wohnt. »Die<br />

meisten Touristen geben Vollgas auf den letzten Metern. Hier hält<br />

kaum einer.« Denn Big Pine Key ist die erste Insel nach der Seven Mile<br />

Bridge. Also schon fast Karibikfeeling. Doch die meisten, die von der<br />

Brücke kommen, haben nur ein Ziel vor Augen: Key West. Dabei ist es<br />

schade, denn Big Pine Key überrascht. Beispielsweise mit einem meiner<br />

Lieblingsplätze, dem National Key Deer Refuge. Hier haben die<br />

Besucher die Möglichkeit, Key Deer, einen winzigen Weißwedelhirsch,<br />

der nur in den Florida Keys zu finden ist, zu beobachten und Wanderungen<br />

zu unternehmen. »Wenn ich Besuch bekomme, fahre ich in den<br />

Bahia Honda State Park«, erklärt uns Jack. Als wir dort ankommen,<br />

wissen wir, warum. Hier befindet sich einer der schönsten Strände der<br />

Florida Keys. Und kaum eine Menschenseele weit und breit.<br />

winter <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong><br />

107


WEIT WEG | Florida<br />

Key West und Ernest<br />

Hemingway darf, nein,<br />

muss man fast in einem<br />

Atemzug nennen. Denn<br />

der viel gereiste Schriftsteller<br />

lebte ab 1928 auf<br />

der Insel. Sein Haus »The<br />

Hemingway Home« ist hier<br />

die Sehenswürdigkeit.<br />

Key West – Die Party-Hochburg<br />

Am Ende des Overseas Highway wartet ein Paradies namens Key West.<br />

Es ist ein Sehnsuchtsort vieler Amerikaner. Warum? Das ist leicht zu<br />

erklären. Wer in Key West an einer Straßenecke steht, befindet sich<br />

streng genommen in der Karibik. Und wie ist er dorthin gereist? Die<br />

meisten mit dem Auto – und allein das ist schon kurios. Zudem ist es<br />

weit weg von allem. Es ist freier als frei, weil es praktisch losgelöst<br />

inmitten des Karibischen Meeres liegt. Nur 169 Kilometer Luftlinie<br />

sind es bis Havanna, der Hauptstadt Kubas. Und somit war Key West<br />

im Kalten Krieg auch nur ein paar Kilometer entfernt vom verhassten<br />

Kommunismus. Das hat dem Örtchen einen zusätzlichen Haken im<br />

Bonusheft der Besonderheiten verschafft.<br />

Freigeister und Lebenskünstler fühlen sich hier genauso wohl wie Politiker.<br />

Harry S. Truman beispielsweise hat den Rat seiner Ärzte befolgt<br />

und ist während seiner Amtszeit auf die Marinebasis nach Key<br />

West gereist. Heute nennt sich seine Herberge Little White House.<br />

Hier soll er sich von seiner menschlichen und lebensfrohen Seite gezeigt<br />

haben. Das ist nicht schwer vorstellbar bei dieser Lebensfreude,<br />

die die Insel versprüht.<br />

Dabei ist es egal, ob man durch die touristisch relevantere Altstadt<br />

spaziert oder durch die Neustadt. Die bunten Häuschen, das allgegenwärtige<br />

Meeresrauschen und das phänomenale Wetter, das hier das<br />

gesamte Jahr zum Reisen einlädt, sind ein Grund für den bereits lang<br />

anhaltenden touristischen Erfolg.<br />

Und die Ausflüge ab Key West sind ebenfalls etwas ganz Besonderes.<br />

Beispielsweise die Schnorcheltouren, bei denen man friedlich<br />

zwischen Rochen und Riffhaien durch den Unterwassergarten gleitet.<br />

Oder man erkundet per Boot oder Sea Planes die Dry Tortugas (ein<br />

Nationalpark noch weiter im Karibischen Meer).<br />

Zurück in Key West, pulsiert speziell am Abend das Leben. Es gibt<br />

Straßen, da fließt der Rum, kubanische Zigarren werden geraucht, Bluegrass-Sound<br />

ertönt aus vielen Lautsprechern, und die LGBT Community<br />

feiert farbig und schrill bis in den nächsten Morgen.<br />

Für romantische Stunden eignet sich ein Spaziergang zum beeindruckendsten<br />

Sonnenuntergang am Smathers Beach, einem der wenigen<br />

nicht felsigen Strände von Key West. Traumhaft und unvergesslich.<br />

Das war auch schon zu Hemingways-Zeiten so. Deshalb ließ sich<br />

der Literaturnobelpreisträger wohl auch hier nieder. The Hemingway<br />

Home gehört deshalb zu einer der wichtigsten Sehenswürdigkeiten<br />

der Insel. Und wenn auch nur ein Hauch seiner poetischen Kreativität<br />

auf mich abfärben würde, hätte sich die Fahrt entlang der Keys schon<br />

gelohnt. Obwohl, das hat es auch so! Man muss sich nur ein wenig<br />

Zeit lassen und auf der ein oder anderen Insel halten, denn der Key zu<br />

den Keys ist eben Gemächlichkeit.<br />

Lohnt sich der Weg bis nach Key West? Auf jeden<br />

Fall. Die Insel ist wie das Dessert am Ende eines<br />

Mehr-Gänge-Menüs. Süß, zartschmelzend und ein<br />

krönender Abschluss.<br />

Fotos: Andy Newman/Florida Keys News Bureau, Stephen Frink/Florida Keys Nes Bureau, Adrian Korpal, Saner Dalhuisen, Jennifer Latuperisa-Andresen, Turtle Hospital,<br />

Laurence Norah/Florida Keys News Bureau, Kal VIsuals, Phaisalphoto Maledivesphotographer, Deatonphotos/Shutterstock.com<br />

108<br />

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winter <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong>


INFO<br />

Interessierte können kostenlose Broschüren der Florida Keys &<br />

Key West anfordern. Tel. +49-221-47671214, E-Mail: fla-keys@<br />

getitacross.de, www.fla-keys.de<br />

ÜBERNACHTUNG Tranquility Bay Beachfront Resort, 2600<br />

Overseas Highway, Marathon, FL 33050,<br />

www.tranquilitybay.com<br />

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benötigen Sie kein spezielles Fahrzeug.<br />

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sommer <strong>20</strong>16<br />

109


In Mosambik finden die wenigen Touristen<br />

paradiesische Ruhe, unberührte Strände,<br />

die sich am Horizont verlieren, Hotels der<br />

Spitzenklasse und einen Hauch<br />

von Abenteuer.<br />

110 winter <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong><br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


WEIT WEG | Mosambik<br />

text<br />

BRalf Johnen<br />

Auf holprigen<br />

Pfaden ins<br />

Paradies<br />

Das vom Schicksal gebeutelte Mosambik<br />

öffnet sich zaghaft für den LuxusTourismus –<br />

der Südzipfel des Landes ist wie gemacht<br />

für nachhaltigen Urlaub.<br />

111


112 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

Der Grenzbeamte in Kosi Bay ist nur mäßig missmutig. Ohne weitere<br />

Schikanen stellt er das Visum aus. Es ist 30 Dollar günstiger als<br />

angekündigt. Also fahren wir beschwingt in Richtung Maputo. Zunächst<br />

auf einer nagelneuen Straße, eine chinesische Investition, wie<br />

es heißt. Erst als wir nach rechts zur Küste abbiegen, wird der Trip<br />

zur Herausforderung: Brüchiger Asphalt, bröckelnde Pisten und tiefe<br />

Schlaglöcher wechseln sich in unberechenbarer Folge ab. Selbst mit<br />

Allradantrieb keine Kleinigkeit.<br />

Für die letzten <strong>20</strong> Kilometer benötigen wir eine Stunde. Erst kurz<br />

vor dem White Pearl Resort geht das, was vor Jahrzehnten mal eine<br />

Straße war, in eine gepflegte Sandpiste über. Wir befinden uns im äußersten<br />

Süden von Mosambik, einem Land von gewaltigen Ausmaßen.<br />

Würden wir es bis zur Grenze nach Tansania in Richtung Norden<br />

durchqueren, müssten wir fast 3.000 Kilometer zurücklegen. Überhaupt<br />

ist wenig über das Land bekannt, das trotz tropischer Küste und<br />

Nationalparks auf der touristischen Landkarte kaum vorkommt. Zu<br />

sehr hat Mosambik erst unter dem Sozialismus und später unter dem<br />

Bürgerkrieg gelitten, der von 1976 bis 1992 fast eine Million Menschenleben<br />

gekostet hat.<br />

Doch die Zeiten ändern sich. Obwohl der Kampf gegen die Korruption<br />

ein drängendes Thema bleibt, gewinnt die von Portugiesen<br />

kolonialisierte Nation an Zuversicht und Selbstvertrauen. Sie öffnet<br />

sich für Besucher, die Ziele abseits der ausgetretenen Pfade – und einen<br />

Hauch von Abenteuer – zu würdigen wissen. Die Vorzüge sind<br />

schon am Empfang des White Pearl Resort zu erahnen: Auf einer leichten<br />

Anhöhe schmiegt sich die Anlage an eine sichelförmige Bucht, die


WEIT WEG | Mosambik<br />

Denkanstoß: In Mosambik stehen die<br />

Zeichen auf Veränderung. Das Land öffnet<br />

sich Besuchern, und vor allem im Süden<br />

fasst der Tourismus Fuß.<br />

winter <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong><br />

113


Vielleicht lassen<br />

die delfine sich ein<br />

kleines Kabinettstückchen<br />

einfallen.<br />

der Indische Ozean unermüdlich mit kapitalen Wellen versorgt. Der<br />

Strand ist breit und scheint nahezu unberührt zu sein, bis sich seine<br />

Konturen am Horizont verlieren. In Anbetracht dieser grandiosen Szenerie<br />

ändert sich auch das Urteil über die Zufahrt. Was eben noch als<br />

Zumutung erschien, wird nun zu einem verlässlichen Schutz vor allzu<br />

großem Ansturm.<br />

Auch das latente Gefühl der Isolation ist verschwunden: Die elegant<br />

eingerichteten Domizile erinnern an die Spitzenklasse in der<br />

Karibik oder auf Mauritius, während der Privatpool seinem Pendant<br />

auf den Malediven in nichts nachsteht. Lediglich die sich in der Ferne<br />

auftürmenden Wellen wollen nicht so ganz in das Schema eines konfektionierten<br />

Luxusurlaubs passen.<br />

Am nächsten Morgen gehen wir auf Tuchfühlung mit den Brechern.<br />

Wilfred und Domingos empfangen uns an einem Strandpavillon,<br />

wo sie ein hochmotorisiertes Schlauchboot für eine Wassersafari<br />

im Indischen Ozean rüsten. Von Juli bis November gilt die Aufmerksamkeit<br />

vor allem den majestätischen Buckelwalen, die während ihrer<br />

Migration von tropischen in arktische Gewässer die Küste Südostafrikas<br />

passieren. Wir jedoch werden mit anderen Meeresbewohnern<br />

Vorlieb nehmen müssen.<br />

Unsere beiden Guides navigieren geschickt durch die Wellen, die<br />

sich infolge der Gesamtwetterlage bis zu drei Meter hoch auftürmen.<br />

Keine 500 Meter draußen erkunden wir schnorchelnd ein von tropischen<br />

Fischen bewohntes Korallenriff. Nach dem ersten Wassergang<br />

nehmen Kapitän Wilfred und Steuermann Domingos Kurs auf Süden,<br />

wo die Wellen nicht mehr in das flache Halbrund der Bucht hineinrollen,<br />

sondern auf einen eher geraden Küstenabschnitt prallen. Wilfred<br />

erläutert, dass wir uns in besonders planktonreichen Gewässern bewegen,<br />

was einen Fischreichtum zur Folge habe, den auch die ortsansässigen<br />

Delfine zu schätzen wüssten.<br />

114 winter <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong>


WEIT WEG | Mosambik<br />

Wellenbad: Wer an der<br />

Südspitze Mosambiks<br />

zu einem Schnorcheltrip<br />

aufbricht, sollte seefest<br />

sein. Oft türmen sich<br />

hier die Wellen.<br />

Halt doch den Schnabel:<br />

Im Maputo Special Reserve<br />

heimst der Gelbschnabelstorch<br />

unbestreitbar den<br />

Schönheitstitel ein.<br />

Tatsächlich lässt sich pflichtbewusst eine unbestimmte Anzahl von<br />

Meeressäugern blicken. Wilfred fordert uns zum abermaligen Sprung<br />

ins Wasser auf. »Vielleicht lassen sie sich ein kleines Kunststückchen<br />

einfallen.« Wenig später wird klar, was er meint: nicht weniger als fünf<br />

Delfine schwimmen in Formation unter uns durch. Mehrmals – und in<br />

solch geringer Entfernung, dass ihre Flossen fast unsere Beine streifen.<br />

Ein Erlebnis von bleibender Erinnerung. So wie die Rückkehr an<br />

den Strand: Nach minutenlangem Ritt auf den Kuppen der Wellen<br />

sieht Captain Wilfred endlich eine Chance für den Landgang. Er dreht<br />

bei, bis der Bug aufs Festland zeigt, beschleunigt analog zum Tempo<br />

der nächstfolgenden Welle, um mit Vollgas auf den Strand zu brettern,<br />

wo das Wasserfahrzeug nach <strong>20</strong> Metern zum Stillstand kommt.<br />

Nach diesem wilden Ritt stehen beim Dinner die Zeichen auf<br />

Entspannung. In sicherer Entfernung zum Wasser ist auf dem Strand<br />

ein Tisch für uns eingedeckt. Die Speisefolge reflektiert sowohl die<br />

Geschichte wie auch die geografische Lage Mosambiks: Als Appetizer<br />

gibt es Samosas, die ihren Ursprung auf der anderen Seite des<br />

Indischen Ozeans haben. Es folgen fangfrische Meeresfrüchte, und<br />

zum Abschluss grüßt die portugiesische Vergangenheit mit jenem<br />

Puddingtörtchen, das als Pastel de Nata in den Kanon der Süßspeisen<br />

eingegangen ist.<br />

Am folgenden Morgen treffen wir noch vor Sonnenaufgang unsere<br />

bereits bekannten Begleiter. Unser Ziel ist das Maputo Special Reserve,<br />

das sich südlich der Hauptstadt an der Küste ausbreitet. Als Teil<br />

der Lubombo Transfrontier Conservation and Resource Area reicht das<br />

1.500 Quadratkilometer große Reservat in der Form eines Bumerangs<br />

bis nach Eswatini (dem ehemaligen Swasiland) und Südafrika hinein.<br />

Während wir uns abermals auf der Straße des Grauens fortbewegen,<br />

erhebt sich die Sonne träge über die afrikanische Landschaft, wo<br />

zwischen sanften Hügeln und weiten Wiesen vereinzelte Akazien die<br />

Blicke auf sich ziehen. Unterwegs sprechen wir über die harten Zeiten,<br />

die hinter diesem Land liegen. Zuletzt im März dieses Jahres, als<br />

rund um die Stadt Beira ein Zyklon gewütet hat, der mehr als 1.000<br />

Menschen das Leben kostete.<br />

Ja, sagt Wilfried, Mosambik werde immer wieder auf die Probe<br />

gestellt. Auch durch die Katastrophe, die sich 1.500 Kilometer weiter<br />

nördlich zugetragen hat. Hier im Süden aber fasse der Tourismus immer<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

115


WEIT WEG | Mosambik<br />

Der Weg in das White<br />

Pearl Resort ist kein<br />

leichter. Doch wer hierher<br />

gelangt, möchte das<br />

Hotel der Spitzenklasse<br />

auch ungern teilen.<br />

Mosambik wird<br />

immer wieder auf<br />

die Probe gestellt.<br />

Hier im Süden aber<br />

fasst der Tourismus<br />

immer weiter Fuss.<br />

weiter Fuß. »Das spült Geld in die Kassen und schafft Arbeitsplätze.«<br />

Auch sonst sehe er positive Signale. Die Regierung investiere viel in<br />

Bildung, und nicht zuletzt würden seit einiger Zeit Anstrengungen<br />

zum Erhalt der Tierwelt unternommen.<br />

Gegen 6.45 Uhr erreichen wir das Portal des Reservats. Abermals<br />

befinden wir uns auf einer Sandpiste – und anders als in so vielen<br />

Nationalparks Afrikas begegnen wir im Laufe des Tages kaum einem<br />

Menschen. Behutsam klappert Wilfred beliebte Aufenthaltsorte der Bewohner<br />

ab. Der Preis für die schönste Kreatur ist schnell vergeben. Er<br />

geht an einen Gelbschnabelstorch, der auf einem Fuß am Ufer des Lake<br />

Maundo posiert, als würde er nur darauf warten, endlich gebührend<br />

bewundert zu werden – und als wären ihm die Krokodile, mit denen<br />

er seinen Lebensraum teilt, in diesem Zusammenhang reichlich egal.<br />

In einiger Entfernung schauen die Köpfe eines Flusspferd-Clans<br />

aus dem Wasser hervor, deren Mitglieder neben dem grazilen Storch<br />

wie ein eher mäßig gelungener Entwurf der Schöpfung aussehen.<br />

Auch Impalas, Gnus und Zebras lassen sich im Laufe des Vormittags<br />

blicken. Nur die frischen Spuren von Elefanten, die Wilfried aufmerksam<br />

liest, führen nicht zu dem gewünschten Ergebnis. Nachdem das<br />

Reservat während des Bürgerkriegs völlig verwahrlost ist, gibt es eben<br />

noch nicht so viele Dickhäuter hier. Kurz vor Ende der zehnstündigen<br />

Expedition aber sehen wir in der Ferne doch noch ein Rüsseltier durch<br />

die Ebene stapfen.<br />

Am frühen Abend blicken wir wieder auf die Wellen. Wir laben<br />

uns an afrikanisch-indischer Cuisine, die das Serviceteam mit spürbarer<br />

Herzlichkeit auftischt. Wir stimmen überein, dass Mosambik es<br />

verdient hätte, endlich vom Schicksal begünstigt zu werden. Es würde<br />

in Windeseile die touristische Landkarte erobern. Nur die Straße, die<br />

hierhinführt, die muss unbedingt eine Zumutung bleiben.<br />

INFO<br />

Das White Pearl Resort befindet sich etwa 30 Kilometer nördlich<br />

der Grenze zu Südafrika am Indischen Ozean. Besucher können<br />

über den Flughafen Maputo (z. B. mit South African über<br />

Johannesburg) oder über den Grenzübergang Kosi Bay (Südafrika)<br />

an<strong>reisen</strong>. Der Transfer wird vom Resort geregelt, nur für Südafrika<br />

gebuchte Mietwagen können an der Grenze auf einem bewachten<br />

Parkplatz abgestellt werden. Visa werden bei der Einreise für<br />

50 bis 80 US Dollar (umgerechnet € 45 bis € 71) ausgestellt.<br />

Die Bungalows mit Pool kosten ab € 493 p. P. und Nacht inkl.<br />

Vollpension. Ab einem Aufenthalt von vier Nächten sind auch die<br />

Safari-Ausflüge im Preis inbegriffen. www.whitepearlresorts.com<br />

Fotos: White Pearl Resort (5), Redcahrlie, Wynand Uys, Ralf Johnen, Sebastian Staines<br />

116<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong>


ROOMSERVICE<br />

HALLELUJA!<br />

Glamping war gestern – neuer Trend ist: »Champen!«.<br />

Die britische Organisation »The Churches Conservation<br />

Trust« in England hat sich eine außergewöhnliche<br />

Verwendung für ausgediente Kirchen einfallen lassen:<br />

Wer möchte, kann in einem von mittlerweile<br />

18 Gotteshäusern übernachten – das wird »Champing«<br />

genannt. So richtig luxuriös ist die Unterbringung zwar nicht,<br />

dafür aber ziemlich außergewöhnlich. Mit ein bisschen Glück<br />

funktioniert sogar die Orgel noch und hält für ein kleines<br />

Privatkonzert her. www.champing.co.uk<br />

SCHLAFEN<br />

WIE EIN<br />

MURMELTIER<br />

Auf diesem Bett schläft es<br />

sich wie auf Wolke sieben:<br />

das »Three Sixty« von Savoir<br />

N° 1. Mongolische Yak-Fasern<br />

treffen auf eine Rückenlehne<br />

aus Vogelaugenahorn und<br />

weichstem Leder. Außerdem<br />

sind funktionale Details wie<br />

integrierte Leselampen und<br />

USB-Anschlüsse untergebracht.<br />

Und der runde Traum<br />

von Bett lässt sich zudem um<br />

360 Grad drehen. Nur der<br />

Preis ist mit 285.000 Euro<br />

ganz schön stolz! Aber es<br />

schläft sich bestimmt prima.<br />

Na dann, gute Nacht, allerseits!<br />

www.savoirbeds.com<br />

Hotel für Zeit<strong>reisen</strong>de<br />

Fotos: PR (3)<br />

Der Ausblick ist wohl einer der besten der ganzen Stadt: Die Gäste des<br />

neuen St. Regis Venedig haben den Canale Grande und die Wahrzeichen der<br />

Stadt, das Museum Punta della Dogna und die Basilika Santa Maria della<br />

Salute, fest im Blick. Die Fünf-Sterne-Herberge ist ein moderner und<br />

schicker Rückzugsort abseits der Hektik der Stadt, gehüllt in historische<br />

Mauern. Das Interieur verzückt mit venezianischen Stoffen und handgefertigtem<br />

Mobiliar, das von den sanft geschwungenen Formen der Gondeln,<br />

den Mustern des Dogenpalastes, dem Pflaster vor der Kirche San Giorgio<br />

und dem Wasserlauf des Kanals inspiriert ist. Die Nacht ab € 400 im Deluxe<br />

Guestroom. www.marriott.de<br />

HÖHENRAUSCH: Autorin Simone Sever reiste für uns an den Luzerner See. Trotz ihrer Höhenangst genoss sie jeden Moment im<br />

BÜRGENSTOCK WALDHOTEL, das dramatisch über dem See prangt. S. 118 – ALPENGLÜCK: Wer in einer waschechten Berghütte nächtigen,<br />

aber auf den Komfort eines Luxushotels nicht verzichten möchte, der ist in den CHALETDÖRFERN IN ÖSTERREICH genau richtig. Wir stellen<br />

sie vor. S. 122 – NEU UND TOLL: Willkommen im neuen RADISSON HOTEL & SUITES DANZIG – grandios gelegen und perfekt für einen Städtetrip<br />

in die polnische Metropole. S. 130<br />

frühling <strong>20</strong>16<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

117


ROOMSERVICE<br />

Auf höherem<br />

NIVEAU<br />

Irgendwie ist <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>-<br />

Autorin Simone Sever kein großer<br />

Fan der Schweiz: zu viele Berge, zu<br />

aufgeräumt, zu teuer. Nun reiste<br />

sie dennoch zum Lucerne Festival<br />

am Vierwaldstättersee und hat<br />

neben ihrem blaugrünen Wunder<br />

auch das Waldhotel Health &<br />

Medical Excellence der Bürgenstock<br />

Hotels & Resort erlebt und<br />

lobt es nun in den höchsten Tönen.<br />

Eine Schweizer Symphonie.<br />

Schon die Anreise zum Bürgenstock Waldhotel hoch über<br />

dem Vierwaldstättersee nimmt mir, dem Hamburger<br />

Nordlicht mit Höhenangst, den Wind aus den Segeln. Ich<br />

gleite bereits kurze Zeit nach der Ankunft am Bahnhof<br />

Luzern auf den Rümpfen eines Katamarans durch eine Bilderbuchwelt<br />

inklusive Schwan, See und Berg. Die Sonne brennt, und<br />

auf den Bergspitzen sehe ich weißes Eis aufblitzen. Nach etwa einer<br />

halben Stunde Fahrt über den wundervollen – mal tiefblauen,<br />

dann smaragdgrünen – Vierwaldstättersee legt das Boot in Kehrsiten-Bürgenstock<br />

an, wo bereits feuerrot die Bürgenstockbahn ihre<br />

Besucher erwartet.<br />

Auf Schienen steigt der Zug 435 Meter in die Höhe, vorbei an<br />

sattgrünen Wiesen, garniert mit braun-weißen Alpenkühen. Dann<br />

ist plötzlich die Sicht über den See frei, und meine Vorurteile<br />

schmelzen schon jetzt wie Schweizer Käsefondue. Es raubt mir<br />

den Atem. Und das nicht nur, weil für mich die Luft der Schweizer<br />

Bergwelt schnell zu dünn wird. Es ist das Bild des Vierwaldstättersees,<br />

der sich mir zu Füßen geworfen hat, das mich schwindeln<br />

lässt – nicht nur vor majestätischer Schönheit. Der Blick schweift<br />

zurück nach Luzern, fast bis nach Zürich und hinüber zu den Gipfeln<br />

des 2.128 Meter hohen Pilatus und der mit 4.158 Metern fast<br />

doppelt so hohen Jungfrau. Wer hat das nur erfunden?<br />

118<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


Waldhotel Health & Medical Excellence<br />

Luzern<br />

winter <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong><br />

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ROOMSERVICE<br />

Waldhotel Health & Medical Excellence<br />

Im siebten Himmel: Autorin Simone Sever bestellte sich gleich die ganze Kissenkollektion des Hotels aufs Zimmer, schlemmte im französischen<br />

Sternerestaurant und zog im Alpine Spa des Bürgenstock Waldhotels hoch über dem Luzerner See ihre Bahnen – Höhenangst hin oder her.<br />

1<strong>20</strong>


DER SOUND DER KUHGLOCKEN, DER BLICK<br />

AUF DIE WEICH GESCHWUNGENEN ALPEN-<br />

WIESEN UND AUCH DAS HIRSEKISSEN<br />

ZEIGEN MEDITATIVE WIRKUNG.<br />

Fotos: PR (3), Simone Sever (2), Illustration: Kapreski/Shutterstock.com<br />

Im Bürgenstock Waldhotel ist ein Deluxe-Zimmer mit Terrasse für<br />

mich hergerichtet. Vom See keine Spur, Enttäuschung macht sich breit,<br />

die ich jedoch gar nicht richtig greifen kann, bin ich doch schon fast<br />

wieder auf dem Weg zurück und runter vom Berg zu meiner musikalischen<br />

Verabredung. Die Fahrt über den See und die Vogelperspektive<br />

der Bergbahn darf ich an diesem Tag noch im warmen frühabendlichen<br />

Licht und in der Dunkelheit der Nacht mit buntem Glanz genießen.<br />

Das Eröffnungskonzert des Sommer-Festivals im Rahmen des<br />

Lucerne Festivals inklusive rotem Teppich wartet. Ich bin nicht die<br />

Einzige, die von weither angereist ist, um den Weltstars der Klassik zu<br />

applaudieren. Die Nichtschweizer-Fans kommen aus Großbritannien,<br />

aus Österreich … ja sogar aus China hat sich der eine oder die andere<br />

aufgemacht. Der 25. August 1938, als Arturo Toscanini ein Gala-Konzert<br />

in Tribschen mit einem Orchester bestehend aus den besten Musikern<br />

der Zeit leitete, gilt als die Geburtsstunde des musikalischen<br />

Großereignisses. Seit über 80 Jahren liest sich das Programm des<br />

Lucerne Festival mit einer exquisiten Auswahl auf höchstem Niveau.<br />

Orchester, Solisten und Dirigenten wie Herbert von Karajan, Claudio<br />

Abbado, Leonard Bernstein, die Wiener Philharmoniker, das New<br />

York Philharmonic, Yehudi Menuhin, Ravi Shankar … Ich komme in<br />

den Genuss, Anne-Sophie Mutter und Daniel Barenboim im KKL, dem<br />

1998 eröffneten Kultur- und Kongresszentrum des Architekten Jean<br />

Nouvel, direkt am See erleben zu dürfen.<br />

Für die Nacht habe ich mir eine Kissenkollektion bestellt, das Bürgenstock<br />

Waldhotel bietet seinen Gästen zu den bereits vorhandenen –<br />

und übrigens sehr kuscheligen Kissen – eine weitere Auswahl an Wohlfühlkissen<br />

an. Eigentlich nicht alle auf einmal, aber es sind zufällig alle<br />

vorrätig, und nun türmt sich auf meinem Bett ein massiver Kopfkissenberg<br />

in die Höhe: Ergo, Komfort, Nackenrolle, Dinkel, Hirse …<br />

Ich liege Probe, ich schließe aus, ich wäge ab, vergleiche und schlafe<br />

müde und bequem mit meinem Haupt auf Hirse ein. Der nächste Morgen<br />

hat mich die spektakuläre Seeseite bereits vergessen lassen. Der<br />

Sound der Kuhglocken, der Blick auf die weich geschwungenen Alpenwiesen<br />

und auch das Hirsekissen zeigen meditative Wirkung. Ich bleibe<br />

noch etwas liegen und lausche dem Klang der Bergweltsymphonie.<br />

Im 8. Stockwerk des vom Südtiroler Stararchitekten Matteo Thun<br />

(der unter anderem für das Hotel Side und das The Fontenay in Hamburg<br />

verantwortlich zeichnet) entworfenen Hotels und größtem Steingabionengebäudes<br />

der Welt befindet sich das Restaurant Verbena, wo<br />

am Morgen ein reichhaltiges, köstliches und gesundes Frühstück angeboten<br />

wird.<br />

Ein Latte macchiato mit Sojamilch ist da natürlich keine Schwierigkeit,<br />

Eggs Benedict oder Pancakes hingegen schon, denn Health steht<br />

nicht nur im Titel des Hotels im Fokus. Das Bircher Müsli ist frisch<br />

gemacht, eine Auswahl an appetitanregenden Früchten liegt bereit.<br />

Äpfel, Ingwer, Karotten und Rote Beete werden in einer Saftmaschine<br />

bis auf den letzten Tropfen ausgepresst. Ich bastele mir gleich zwei<br />

erfrischende Vitaminbomben. Auf der Terrasse harmoniert das Violett<br />

meines Drinks ganz ausgezeichnet mit dem Grün der Wiese. Ein<br />

knallgelbes Postauto setzt einen weltlichen Akzent, holt mich zurück<br />

in die Realität und erinnert mich daran, auch noch vom Angebot des<br />

heimischen Bergkäses zu probieren.<br />

Wenn ich Zeit hätte, könnte ich mich zum Thema Medical, Gesundheit<br />

und Wellbeing im 4.<strong>20</strong>0 Quadratmeter großen Health &<br />

Medical Center beraten lassen. Weight Management, Beauty, Healthy<br />

Aging … erst mal an die frische Bergluft.<br />

Ein Spaziergang durch das Bürgenstock Waldhotel offenbart das<br />

Potenzial meines Aufenthalts. Auf der Terrasse des Hotels kann ich<br />

mich am Seeblick wieder kaum sattsehen, das Alpine Spa erlaubt mir,<br />

im Infinity Outdoorpool himmelhoch und den Wolken schon ganz nah<br />

meine Bahnen im herrlich warmen Wasser zu ziehen. Sauna, Hamam<br />

lasse ich früh am Morgen lieber aus und schwebe schwerelos im abgedunkelten<br />

Floating Room, wo die Lichtstrahlen diamantenen Glitzer<br />

an die Decke werfen. Meine heruntergefahrenen Batterien sind im Nu<br />

wieder aufgeladen.<br />

Kulinarisch reicht das Angebot von typisch schweizerisch in der<br />

Taverne 1879 über französisches Fine Dining mit Michelin-Stern im<br />

RitzCoffier des Palace Hotels. Eine bunte Auswahl an Mezze überzeugt<br />

im Sharq in orientalischem Ambiente, und asiatisch Fusioniertes wird<br />

im Spices serviert. Dort bekomme ich zu meinem Kaffee einen Glückszettel,<br />

der mir verrät: »It is better to be born lucky than rich.« Lottozahlen<br />

für die nächste Lotterie stehen übrigens auch dabei, die verrate<br />

ich aber nicht. Wenn’s klappt, dann komme ich ganz schnell wieder.<br />

INFO Ein Deluxe-Zimmer im Waldhotel Health & Medical<br />

Excellence startet ab € 410. Dabei ist Frühstück für zwei<br />

Personen sowie die freie Nutzung des Shuttle-Schiffs und der<br />

Bürgenstock-Bahn inkludiert. Weitere Infos über das Hotel<br />

unter: https://buergenstock-waldhotel.ch. Wer sich genauer<br />

über das Lucerne Festival informieren<br />

möchte, fi ndet ergänzende Angaben<br />

unter: www.lucernefestival.ch/de<br />

Den <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>-Guide<br />

finden Sie unter:<br />

http://auf.reise/luzern-tipps<br />

winter <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong><br />

121


ROOMSERVICE<br />

122


B text<br />

Verena Wolff<br />

Hüttenzauber<br />

IN DEN ALPEN<br />

Chaletdörfer schießen in den Alpen wie<br />

Pilze aus dem Boden – besonders viele gibt es<br />

in Österreich. Kein Wunder, denn das eigene<br />

Haus im Urlaub hat viele Vorteile.<br />

ALMDORF SEINERZEIT IN KÄRNTEN<br />

Dieses Dorf ist fast schon eine ganze Kleinstadt: 51 frei stehende<br />

Almhütten verschiedener Größe sind auf die Dorfteile Fellacher und<br />

Kleeangerle verteilt. Das Seinerzeit liegt an den Hängen der Kärntner<br />

Nockberge, eines Biosphärenparks, auf rund 1.400 Metern Seehöhe.<br />

Tradition und Moderne sind hier selbst innerhalb der Häuser<br />

geschickt verbunden. So gibt es in manchen Chalets modernste, schicke<br />

Bäder mit viel Glas, Stein und Holz – und in der Küche dann einen<br />

klassischen »Oma-Ofen«, der noch mit Holz eingeschürt werden<br />

muss. Für das Wohl der Gäste sorgt der Hüttenwirt, der nicht nur das<br />

Frühstück bringt und dafür sorgt, dass der Kamin romantisch knistert.<br />

Er ist auch Concierge und Gastgeber, Koch und Kärntner: Mittags und<br />

abends serviert er traditionelle Hüttengerichte im Almdorf oder stellt<br />

ein Picknick zusammen. Und die besten Wander-, Bike- und Skitipps<br />

hat er ganz nebenbei auch noch parat.<br />

Chalet ab € <strong>20</strong>0 p. P. inkl. Frühstück, www.almdorf.com<br />

Fotos: Almdorf Seinerzeit (2)<br />

winter <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong><br />

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ROOMSERVICE<br />

Chaletdörfer<br />

PURADIES IM SALZBURGER LAND<br />

Das Puradies ist ein Hotel und ein Chaletdorf. Das eine war schon<br />

da, als das andere entstand. Auf der gegenüberliegenden Seite des<br />

Hangs, in Leogang im Salzburger Land, stehen die 14 Chalets, sehr<br />

klassisch von außen, sehr gemütlich von innen. Die Häuser aus Stein<br />

und Holz wirken so, als haben sie schon immer dort gestanden – das<br />

ist gewollt. Eine große Terrasse hat jedes Haus, damit auch die letzten<br />

Sonnenstrahlen des Tages ausgenutzt werden können. Vom kleinen<br />

Häuschen ganz am Ende des Dorfes, der Honeymooner-Villa, bis hin<br />

zu Häusern für größere Familien gibt es auch bei Hotelchef Michael<br />

Madreiter Angebote für eine ganz unterschiedliche Kundschaft. Bad<br />

und Stube sind in jedem holzvertäfelten Haus großzügig bemessen,<br />

eine eigene Sauna gibt es ebenfalls. Zum Schwimmteich allerdings<br />

muss man einmal quer durch das Dorf und den Garten gehen – das<br />

ist eher eine Sommerbeschäftigung – aber idyllisch und sehr alpenromantisch.<br />

Chalet ab € 460 pro Nacht, www.puradies.com<br />

WNDRLX IM PITZTAL<br />

Hoppla. Da sind scheinbar die Vokale abhandengekommen. Die Abkürzung<br />

steht für Wanderlux – aber nicht nur dafür. Das WNDRLX<br />

sind mehrere Ferienhäuser und Apartments, allesamt mit mehreren<br />

Schlafzimmern und somit für größere Familien oder Freundesgruppen<br />

bestens geeignet. Auch die Lage ist einzigartig: Die Chalets stehen<br />

am hintersten Ende des Pitztals. Wenn man schon durch den<br />

Ortsteil Mandarfen durchgefahren ist und nur noch Berg kommt,<br />

sind die Häuser direkt in den Hang gebaut. Klassisch sehen sie<br />

aus, nach Bergarchitektur, wie man sie schon seit vielen Jahrzehnten<br />

kennt. Und trotzdem ist alles modern, schick, neu. Und vor der<br />

Tür: der Pitztaler Gletscher, der höchste in Österreich, mit einem<br />

Café in 3.440 Metern über Normalnull. Fast das gesamte Jahr über<br />

kann man dort Ski laufen, manchmal über den Wolken die Sonne<br />

genießen. Und wer genug hat von der Höhe, wandert wieder in sein<br />

Häuschen zurück und kann in aller Ruhe entspannen oder im erstklassigen<br />

Restaurant ein Abendessen genießen, das Auge und Gaumen<br />

gleichermaßen anspricht. Chalet ab € 365 pro Nacht bei einer<br />

Belegung von 4 Personen inkl. Frühstückskorb, www.wndrlx.com<br />

124<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


BERGWIESENGLÜCK IM PAZNAUNTAL<br />

Fotos: Floris Heuer (2), Bergwiesenglück (2), Puradies, Illustration: Kapreski/Shutterstock.com<br />

Ein etwas sperriger Name, ein etwas anderes Konzept,<br />

aber: ein Chaletdorf. Es liegt im Paznauntal, unweit des<br />

Skizirkus Ischgl-Samnaun. Und es ist für alle geeignet,<br />

die es pistentechnisch gern etwas größer haben, und<br />

trotzdem ausspannen wollen. Das Bergwiesenglück ist<br />

ein Herzensprojekt des deutschen Architekten Thomas<br />

Schönauer. Acht Häuser, alle sehr schick, sehr stylish<br />

und modern. Zudem gibt es ein Hauptgebäude mit<br />

Infinity-Pool, zwei Wohnungen und einem Restaurant<br />

mit großer Dachterrasse. Hier allerdings sieht man,<br />

dass sich ein Architekt verwirklicht und so einiges geschaffen<br />

hat, das sich ein ganz normaler Häuslebauer<br />

nicht zu bauen getraut hätte. Die Häuser des Dörfchens<br />

wollen sich nicht der Landschaft anpassen, sie wollen<br />

herausstechen. Sie sind sehr markant und geradlinig in<br />

die grünen Hügel mit ihren saftigen Wiesen gesetzt.<br />

Auch hier war der Hang da und sorgte dafür, dass die<br />

Häuser allesamt dreistöckig ausfielen. Die Grundfläche<br />

ist nicht allzu groß, dafür gibt es eben mehrere Etagen.<br />

Im Dachgeschoss sind zwei Schlafzimmer und ein<br />

Bad untergebracht. Das Erdgeschoss ist ein geschickt<br />

unterbrochener Raum – mit Küche, gemütlicher Eckbank<br />

und Wohnzimmer. Und im Keller, der natürlich<br />

gar kein echter Keller ist: die Sauna und ebenfalls ein<br />

überdimensionaler Pott, in dem zwei Menschen ein<br />

Whirlbad genießen können. Mit Blick auf die Berge –<br />

oder, im <strong>Winter</strong>, auf den Sternenhimmel.<br />

Chalet ab € 450 p. P. pro Nacht ohne Frühstück (bei einer<br />

Belegung von 2 bis 6 Personen).<br />

www.bergwiesenglueck.at<br />

winter <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong><br />

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ROOMSERVICE<br />

Chaletdörfer<br />

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»WIR WOLLTEN<br />

DAS WOHNEN<br />

WIE DAMALS<br />

ZURÜCKHOLEN«<br />

Fotos: Quergereist.de/Mark Zimmermann/Bergdorf Prechtlgut (2)<br />

PRECHTLGUT IM SALZBURGER LAND<br />

Ein bisschen ist es wie Nachhausekommen, nur in eine bessere Version<br />

des Zuhauses, in der alles da ist, wo es hingehört. In der nirgendwo<br />

ein Staubkörnchen herumliegt und niemand eine alte Socke vergessen<br />

hat. In der die Accessoires im Wohn- und in den Schlafzimmern<br />

genauso ausgesucht und angeordnet wurden und genauso viele sind,<br />

dass das Ensemble problemlos für eine Wohnzeitschrift abgelichtet<br />

werden könnte. In dem die Kissen frisch aufgeschüttelt und drapiert<br />

sind. In dem die Holzscheite im schicken gläsernen Kamin in der Mitte<br />

des Raumes schon aufgeschichtet worden sind und nur darauf warten,<br />

angezündet zu werden. In dem die neuesten Hausgeräte stehen – sogar<br />

ein eigener Weinkühlschrank!<br />

Es duftet nach Holz, wenn man die Tür des Chalets ganz oben auf<br />

der Prechtlwiese öffnet – nach Zirbe, um genau zu sein. Kein Wunder,<br />

denn das Holz dominiert in dem großen Raum im Erdgeschoss, der<br />

Küche, Wohnraum und Esszimmer zugleich ist – die Stube eben. So,<br />

wie es sie früher auch gab und immer geben wird. Holz am Boden,<br />

Holz an den Wänden und ein offener Dachstuhl mit massiven Gebälk<br />

– ein heimeliger und einfach gemütlicher Rückzugsort.<br />

In den drei Schlafzimmern im Keller, die sich wegen der Hanglage<br />

allerdings gar nicht als Keller anfühlen, ist es ähnlich. Hier kommt noch<br />

Stein als Werkstoff hinzu. Jedes Zimmer hat ein Kingsize-Bett, einen<br />

extravaganten (wenn auch nicht wahnsinnig praktischen) Waschtisch<br />

aus – natürlich – Holz und Stein sowie eine eigene Dusche. Sonst sind<br />

die Räume eher minimalistisch und übersichtlich eingerichtet. Das<br />

Leben spielt sich schließlich überwiegend ein Stockwerk höher ab, in<br />

der guten Stube. »Wir wollten das Wohnen wie damals zurückholen«,<br />

sagt Gastgeberin Carina, »aber natürlich mit allem Luxus von heute.«<br />

Ein Haus für den Urlaub – Chalet, Cottage, Ferienwohnung: Wie<br />

auch immer die Unterkünfte heißen, sie erfreuen sich großer Beliebtheit,<br />

vor allem bei Bauherren in Österreich und offenbar auch den<br />

Urlaubern. Überall im Nachbarland schießen die Chaletdörfer wie<br />

die sprichwörtlichen Pilze aus dem Boden: in Tirol und im Salzburger<br />

Land, in der Steiermark und in Vorarlberg. Manche sind die Erweiterung<br />

eines bestehenden Hotels, andere stehen statt eines Hotels in der<br />

lieblichen Landschaft.<br />

Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Gäste können tiefenentspannt<br />

in den Tag starten, jeder, wann er mag. Das Frühstück wird in einer<br />

Kiste geliefert – ganz leise, versteht sich. Gegessen wird, wenn man<br />

wach ist – egal, ob mit Strubbelhaaren im Schlafanzug oder frisch<br />

geduscht und gerüstet für den Tag, der auf den Wanderwegen, den<br />

Mountainbike-Trails oder auf der Skipiste stattfindet. Außer den<br />

Mitbewohnern im Ferienhaus, in aller Regel der Familie oder guten<br />

Freunden, sieht einen ja niemand.<br />

Das Prechtlgut in Wagrain im Salzburger Land ist eines der neuesten<br />

Chaletdörfer. Die acht Häuser sehen zwar aus, als hätten sie schon immer<br />

dort am Hang gestanden – mitten im Idyll. Doch das ist vor allem<br />

der Architektur zu verdanken. Acht Chalets und den Prechtlstadl gibt<br />

es, der Restaurant, Lounge und Party-Location in einem ist. Bis das<br />

Haus allerdings zur vergangenen <strong>Winter</strong>saison eröffnet wurde, war<br />

viel Erde bewegt, viel Stein verbaut und viel Altholz für die Fassaden<br />

verwendet worden. Extrem ist die Hanglage, das war eine echte Herausforderung<br />

für den Architekten.<br />

Doch er hat sie bewältigt, das kleine Dorf im Dorf passt sich bestens<br />

an. Und dabei sind die Häuser nicht klein: 85 bis 150 Quadratmeter<br />

Wohnfläche haben sie, zwei bis acht Personen finden gemütlich Platz<br />

darin. Doch Moment: Ein Haus, gemütlich eingerichtet und mit allem<br />

ausgestattet – und an wem bleibt das Frühstück hängen? Da muss sich<br />

niemand sorgen. In der Früh bringen die guten Seelen des Hauses eine<br />

massive Almfrühstückskiste mit allem, was das Urlauberherz begehrt:<br />

frischem Brot, Honig, Marmelade, Speck und heimischem Käse sowie<br />

allerlei anderen Leckereien. Einzig der Kaffee muss noch gebrüht und<br />

der Tisch gedeckt werden. Aber das sollte ja zu schaffen sein. Wer<br />

mag, kann sich sogar die anderen Mahlzeiten ins Chalet liefern lassen<br />

– aber der Weg ins Stadl ist nicht wirklich weit.<br />

Denn wichtig ist den Gastgebern: Der Urlaub im Prechtlgut soll vor<br />

allem eines sein: erholsam für die ganze Familie – ein Aktiv-Urlaub am<br />

Tag, auf den Wanderwegen und Mountainbike-Trails, auf den Skipisten<br />

des Snow Space Salzburg, am Berg eben. Der Rest der Zeit darf gern im<br />

Bademantel verbracht werden – im eigenen Haus, bei einer Massage<br />

oder einer Beauty-Anwendung. Nicht einmal dazu muss man sich aus<br />

den eigenen vier Wänden hinausbegeben. Die Therapeuten kommen<br />

vorbei. Und: Jedes Haus hat seine eigene großzügige Wellness-Oase<br />

mit Sauna- und Infrarotkabine, einer großen Wellness-Wanne mit<br />

Panoramablick auf die umliegende Bergwelt, Rainforest-Dusche und<br />

Ruheraum. Auf jeder Terrasse steht zudem ein großer Badezuber, von<br />

dem aus man den Blick auf die Umgebung genießen kann – vom warmen<br />

Badewasser aus.<br />

Vor allem Gastgeberin Carina liegt dieses komplette Ausspannen<br />

am Herzen, sie ist selbst Psychologin und Achtsamkeitstrainerin. »Wir<br />

sind immer im Stress – da soll wenigstens der Urlaub entspannt sein«,<br />

betont sie. Und dazu gehört, dass jeder Zeit für sich hat und für die,<br />

die ihm am liebsten sind. Wer nicht weiß, was er mit der vielen freien<br />

Zeit anfangen soll, kann bei Carina autogenes Training machen, Achtsamkeitsmeditation<br />

und progressive Muskelentspannung oder das besondere<br />

Ambiente in seinem eigenen Haus genießen, frische Bergluft<br />

schnuppern oder einfach gar nichts.<br />

Die Preise variieren von Chalet zu Chalet. Los gehts bei € 240 p. P. pro<br />

Nacht im Bergchalet. www.prechtlgut.at<br />

winter <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong><br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

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WILLKOMMEN<br />

IM KÄRNTNER WINTER!<br />

Hier geht es nicht um schneller, höher, weiter – in Österreichs sonnigem Süden, in Kärnten, geht es um<br />

den Genuss. Und das nicht nur im Sommer. Auch im <strong>Winter</strong> steht das aktive Genießen zwischen Bergen<br />

und Seen im Mittelpunkt. »Alles können, nichts müssen«, lautet dabei das Motto. Wir verraten,<br />

was man im Kärntner <strong>Winter</strong> alles unternehmen kann!<br />

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ANZEIGE<br />

Foto: Dapra, Tine Steinthaler, Franz Gerdl, Johannes Puch/Kärnten Werbung<br />

Attraktive Alternativen zu den Skipisten fi nden sich im Kärntner <strong>Winter</strong><br />

jede Menge: geführte Schneeschuhwanderungen bei Sonnenaufgang,<br />

Eislaufen am See unter freiem Himmel, Wildtierbeobachtungen im Landschaftsschutzgebiet,<br />

Skitouren-Trekking von einem Wellnesshotel zum<br />

nächsten oder einfach nur die Seele baumeln lassen in einer der verträumten<br />

See-Saunen. Wofür Kärnten das ganze Jahr über steht: für die<br />

köstliche regionale, ehrliche Kärntner Küche, die sich verstärkt nach der<br />

Slow-Food-Philosophie richtet.<br />

Thermen, Badehäuser, Saunen & Co.<br />

<strong>Winter</strong>wellness in Kärnten hat viele Facetten. Eine der schönsten kann<br />

bei einem Besuch als Tagesgast im Kärnten Badehaus am Millstätter See<br />

erlebt werden, wo durch großfl ächige Fensterscheiben das einzigartige<br />

Seepanorama im Sonnenschein auch im <strong>Winter</strong> zum Greifen nahe ist.<br />

Wer den Wörthersee bevorzugt: Auch hier gibt es ein Kärnten Badehaus<br />

– angeschlossen ans Hotel »Werzer’s«. Eine Besonderheit stellt der<br />

Ski-Weltcuport Bad Kleinkirchheim in den Nockbergen dar. Hier warten<br />

gleich zwei Thermen – Thermal Römerbad und Therme St. Kathrein – auf<br />

Erholung suchende <strong>Winter</strong>sportler. Das Römerbad liegt direkt beim<br />

Zielraum der Weltcup-Piste.<br />

Ein Geheimtipp für Naturliebhaber: die Thermalquelle<br />

Maibachl in Warmbad Villach, die nur nach lange anhaltenden<br />

Niederschlägen und nach der Schneeschmelze<br />

sprudelt. Das warme Wasser sammelt sich in kleinen<br />

Quellbecken, die zum Baden unter freiem Himmel<br />

einladen.<br />

Skifahren mit dem »TopSkiPass«<br />

Egal ob Anfänger, Wiedereinsteiger oder Könner – beim<br />

Skifahren im Kärntner <strong>Winter</strong> gibt’s für jeden etwas. Vielfalt<br />

garantieren 31 Skigebiete in Kärnten und Osttirol, jedes mit eigenem<br />

Charakter und zusammengefasst im »TopSkiPass«. Für unvergessliche<br />

Erlebnisse im Schnee sorgen je nach Lust, Laune und Anspruch mehr<br />

als 800 schneesichere und hervorragend präparierte Pistenkilometer.<br />

Inmitten mächtiger Dreitausender ebenso wie auf sanften Kuppen oder<br />

kleinkinderfreundlichen Hügeln.<br />

Eislaufen auf zugefrorenen Seen im Kärntner <strong>Winter</strong><br />

Einige der Seen frieren im Kärntner <strong>Winter</strong> an der Oberfl äche zu und<br />

werden zu spiegelglatten Eislauffl ächen unter freiem Himmel. Ein idealer<br />

Spielplatz für Eisläufer, Hockeyspieler und Eisschützen. In Österreichs<br />

südlichstem Bundesland befi ndet sich auch die größte zugefrorene Natureisfl<br />

äche Europas – der Weissensee.<br />

»Magische Momente« in schützenswerter Natur genießen<br />

»Magische Momente« sind geführte Tages- und Halbtagestouren inmitten<br />

schützenswerter Pfl anzen- und Tierwelt. An unberührten, oft mystischen<br />

Orten, zwischen Bergen und Seen. Das Spektrum reicht von Schneeschuhwanderungen<br />

zu den Steinböcken über »Sternlan« schauen im Naturpark<br />

Weissensee bis zur Herstellung von Naturkosmetik.<br />

Hütten-Romantik und Kostproben<br />

aus der Kärntner Alpen-Adria-Küche<br />

In den <strong>Winter</strong>sportorten, aber auch entlang der Pisten laden zahlreiche<br />

Gasthäuser, Restaurants und Hütten zum »Einkehrschwung« ein. Die meisten<br />

von ihnen verwöhnen ihre Gäste mit typischen Kärntner Schmankerln,<br />

viele davon ganz nach dem Motto der Slow-Food-Philosophie.<br />

In Kärnten fi ndet man fast in jedem Winkel kulinarische Besonderheiten,<br />

und auch das Bewusstsein für regionale Produkte ist offensichtlich. Mit<br />

der Natur und ihren wertvollen Ressourcen sorgsam umgehen, Nachhaltigkeit<br />

fördern und die regionale Geschmacksvielfalt erhalten, darauf<br />

wird in Kärnten Wert gelegt.<br />

Spezialitäten aus der Kärntner Küche sind u. a. Kärntner Käsnudel<br />

(gefüllte Teigtaschen), Kärntner Laxn (Seeforelle), Brettljause<br />

(u. a. mit Gailtaler Speck und Käse), regionale Wildspezialitäten,<br />

Glocknerlamm, Biogänse, Lesachtaler Bauernbrot<br />

(Unesco-Weltkulturerbe), Kletzennudel mit Honigbutter<br />

(Kletzen sind getrocknete Birnen) und Reindling (Hefegebäck<br />

mit Zucker und Zimt).<br />

Skitouren-Trekking im Kärntner <strong>Winter</strong><br />

Das Skitourengehen boomt. Natürlich auch im Kärntner<br />

<strong>Winter</strong>. Im Tourenportal Kärnten sind mehr als 160 offi zielle<br />

Touren zu fi nden. Eine Besonderheit darunter: der Nockberge-<br />

Trail, der fünf Skigebiete miteinander verbindet. Er ist Österreichs<br />

erster online buchbarer Ganzjahres-Trail, der im Sommer auch erwandert<br />

werden kann.<br />

Die vier Tagesetappen eignen sich für geübte und konditionell gut aufgestellte<br />

Skitourengeher. Pro Etappe sind bis zu sechs Stunden Gehzeit<br />

einzuplanen. Beim Nockberge-Trail übernachtet man im Vergleich zu<br />

anderen mehrtägigen Skitouren nicht in einfachen Hütten, sondern in<br />

hochwertigen (Wellness-)Hotels mit ausgezeichneter Alpen-Adria-Küche.<br />

INFO<br />

Mehr Informationen über Kärnten gibt es auf der Website<br />

www.kaernten.at oder per E-Mail an info@kaernten.at<br />

129


ROOMSERVICE<br />

Radisson Hotel & Suites<br />

Danzig<br />

130


B text<br />

Es ist nicht alles Gold,<br />

Simone Sever<br />

WAS GLÄNZT<br />

Auf der einen Flussseite glänzt am Abend gülden das historische Danzig.<br />

Am anderen Ufer der Mottlau, auf der Speicherinsel, ragt der hochmoderne<br />

Deo-Plaza-Komplex in die Nacht hinein. Ein zeitversetztes Spiegelbild und<br />

zugleich eine Symbiose vermeintlicher Gegensätze, die der polnischen<br />

Ostseestadt neues Leben einhauchen. Das Stadthotel Radisson Hotel &<br />

Suites hat Position in vorderster Reihe bezogen.<br />

Meinen ersten Blick hinaus aus meinem Alkoven-Zimmer<br />

des Radisson Hotel & Suites könnte man sich filmreifer<br />

wohl kaum ausmalen: Farbenfrohe Patrizierhäuser aus<br />

Hansestadtzeiten haben sich mit ihren hübschen Giebeln<br />

und den vorgebauten Beischlägen, den kleinen erhöhten Terrassen, am<br />

Ufer der Mottlau aufgereiht. Die alten Kaufmannshäuser ragen hoch<br />

in den Gdansker Himmel. Unten auf dem Wasserweg dreht derweil<br />

eine Piratenkogge ihre Runden, während hier und da ein knallbuntes<br />

Tretboot, das aussieht, als wäre es aus einem Kinder-Cartoon entsprungen,<br />

den Fluss entlanggleitet. Alles so schön bunt hier.<br />

DANZIG ÜBERRASCHT<br />

Es ist ein warmes Willkommen und ein überraschendes zugleich, denn<br />

ehrlich, die polnische Ostseemetropole war auf meiner Bucketlist bisher<br />

nicht wirklich zu finden. Ein Fehler, wie schnell erkennbar ist. Die<br />

Vier-Sterne-Herberge für die nächsten Nächte: Das Radisson Hotel &<br />

Suites ist ein Stadthotel mit 350 Zimmern und Suiten auf<br />

sieben Etagen und Teil des neu erbauten Deo-Plaza-Komplexes,<br />

das die Altstadt in den gläsernen Fassaden der<br />

modernen Architektur spiegelt. Ein Kontrast, der Historisches<br />

und Zeitgenössisches ausgesprochen gelungen<br />

kombiniert und seine Spuren auch in den Zimmern des<br />

Cityhotels erkennen lässt. Das skandinavische Interieur<br />

vom Design-Team Loft – Magdalena Adamus, wirkt in<br />

hellen Grau- und Blautönen modern und hygge zugleich,<br />

die Wände zieren Schwarz-Weiße-Fotografien, die Momentaufnahmen<br />

der Stadt vor der Zerstörung im Zweiten<br />

Weltkrieg zeigen. Die grafisch vereinfachte, aber sehr ansprechende<br />

Umsetzung der Altstadtsilhouette ist auf den weichen Bodenbelägen<br />

und den Kopfteilen der Betten im Zimmer zu erkennen: Es sind anziehende<br />

Gegensätze, die die Stadt und auch meine Bleibe gleichermaßen<br />

auszeichnen. Überall finde ich: gestern und heute, alt und neu, historisch<br />

und modern. Ich mag das!<br />

DEM GDANSKER GOLD AUF DER SPUR<br />

Ich mag ebenfalls den Beinamen »Goldene Stadt« und bin dem Gold<br />

Gdansks bereits kurze Zeit nach dem Einchecken auf der Spur: An der<br />

Lobby, der Bar, im Frühstücksraum und auch im Spa glänzt das Ostseegold<br />

mal im gläsernen Tresen, mal als dekorativer Designerlüster<br />

unter der Decke des Restaurants, immer aber besonders ansprechend<br />

warm und weich.<br />

GOLDIGES GDANSK<br />

Wer die wenigen Schritte zum Langen Markt, dem touristischen<br />

Hauptplatz der Stadt, spaziert, stellt schnell fest:<br />

Das fossile Harz ist in der Welthauptstadt des Bernsteins<br />

tatsächlich omnipräsent und an beinahe jeder Ecke in<br />

vielerlei schmückenden Formen und manchmal auch in<br />

ziemlich kitschiger Gestalt zu finden: Ketten und Kreuze,<br />

Ringe und Armbänder, klarer und milchiger Stein, mit<br />

und ohne konservierten Kleinstlebewesen. Der Bernstein<br />

ist tonangebend, auch wenn nach dem Sonnenuntergang<br />

nicht alles Gold ist, was glänzt: Am Abend ist das Motto<br />

allemal: Gdansk goes Gold!<br />

winter <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong><br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

131


ROOMSERVICE<br />

Radisson Hotel & Suites Danzig<br />

Ton in Ton: Von den gemütlichen und<br />

stilvollen Zimmern des Radisson Hotel<br />

Gdansk blicken die Gäste auf die Dächer<br />

der Stadt, die sich wunderbar ins Wohnbild<br />

einfügen.<br />

Danziger Medizin: Der köstliche Kirschlikör der Bar »Wisniewski«, die<br />

einer alten Apotheke gleicht, macht müde Touristen wieder munter.<br />

GOLDWASSER<br />

Und auch bei den Getränken gibt es noch<br />

eine goldige Überraschung, die nicht nur für<br />

Touristen erfunden wurde, denn auch wenn<br />

in vino veritas, im Wein die Wahrheit liegt,<br />

echtes Edelmetall finden Gdansker Goldgräber<br />

im Danziger Goldwasser, einem hochprozentigen<br />

Gewürzlikör mit Anisnote, den im<br />

16. Jahrhundert die Likörfabrik »Der Lachs«<br />

erfand – tatsächlich schwimmen in dem goldigen<br />

Tröpfchen auch heute noch echte Blattgoldflocken.<br />

Na zdrowie!<br />

schen anbietet. An Wochenenden trifft sich hier an Stehtischen, wer<br />

sehen und gesehen werden möchte. Ein Gläschen des süß-fruchtigen<br />

Stimmungsaufhellers, bevor dann nur wenige Schritte zur Baltischen<br />

Philharmonie, der Polska Filharmonia Bałtycka, auf die Olowianka, die<br />

Bleihofinsel, spaziert wird. Das ehemalige Elektrizitätswerk mit seiner<br />

neogotischen Fassade ist die erste Adresse der Stadt für klassische<br />

Musik. Wer sich lieber die Füße zu angesagten Beats wund tanzt, der<br />

schaut allerdings besser im »Rooftop Club By Sassy«, einem Club with<br />

a view, vorbei und genießt während der Tanzpausen einen Blick auf<br />

die Dächer Danzigs.<br />

Welches Gesicht Danzigs der Besucher auch kennenlernen möchte:<br />

jung oder alt, historisch oder zeitgenössisch, klassisch oder modern.<br />

Vom Radisson Hotel & Suites hat man alles im Blick.<br />

INFO<br />

ANREISE Die Lufthansa fliegt direkt ab München.<br />

www.lufthansa.de<br />

Radisson Hotel & Suites Gdansk. DZ inkl. Frühstück ab<br />

€ 100. www.radissonhotels.com<br />

My Tour in Gdansk. Die zweistündige Tour kostet etwa € 100<br />

p. P. www.mytouringdansk.com<br />

Polnisches Fremdenverkehrsamt.<br />

www.polen.travel<br />

Den <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>-Guide<br />

finden Sie unter:<br />

http://auf.reise/danzig-tipps<br />

Fotos: Simone Sever (5), Radisson Hotel & Suites (2), Illustration: Kapreski/Shutterstock.com<br />

132<br />

GDANSKER GESCHICHTE(N)<br />

Die freundliche Dame am Front Desk des Radisson hat mir eine Stadtführung<br />

organisiert, viel weiß ich nämlich nicht über die Stadt. Dafür<br />

kennt Agata von »My Tour in Gdansk« die Geschichte und Geschichten<br />

ihrer Stadt, etwa die vom Meeresgott Neptun am gleichnamigen<br />

Brunnen und touristischen Herzen der Stadt am Langen Markt. Es<br />

heißt, Neptun habe das Goldwasser erfunden, als er die Goldmünzen,<br />

die wohlhabende Bürger in seinen Brunnen warfen, mit dem Dreizack<br />

durchwirbelte. Sie berichtet von Herrn Fahrenheit, der hier das Licht<br />

der Welt erblickte, von Günter Grass und Oskar Matzerath, die der<br />

Stadt verbunden sind, und auch vom Riesen, der sich auf den Turm<br />

des größten gotischen Gotteshauses, der Kathedralbasilika der Himmelfahrt<br />

der Allerheiligsten Jungfrau Maria, der Hauptpfarrkirche der<br />

Stadt und größtes Backsteingotteshaus nördlich der Alpen, setzte,<br />

was die fehlende Turmspitze erklärt. Agata kennt aber auch die neuen<br />

Storys von kleinen Cafés und Bars, die sich modern und hip in das<br />

Stadtbild eingefügt haben, so wie die Bar »Wisniewski«, die nun in<br />

einer alten Apotheke gleich gegenüber der Marienkirche ihre einzige<br />

Medizin – einen köstlichen Kirschlikör – in besonders fotogenen Fla<strong>reisen</strong><br />

<strong>EXCLUSIV</strong> winter <strong><strong>20</strong>19</strong>/frühjahr <strong>20</strong><strong>20</strong>


SERVICE<br />

Fotos: Foxys Graphic/Shutterstock.com, Nicoleta Ionescu/Shutterstock.com, mimagephotography/Shutterstock.com<br />

APP den Ärger weg<br />

Die Verbraucherzentrale NRW hat eine App entwickelt, die helfen<br />

soll, Fahrgastrechte bei Flugverspätungen und -ausfällen<br />

geltend zu machen. In wenigen Schritten prüft die App, ob<br />

Entschädigungsansprüche bestehen – und wenn ja, in welcher<br />

Höhe. Daraufhin wird ein Anschreiben erzeugt, das die Nutzer per<br />

E-Mail oder Post versenden können. Automatisch öffnet sich das<br />

Mailprogramm mit dem Forderungstext und allen erforderlichen<br />

Angaben. Das Schreiben ist bereits an die zuständige Airline<br />

adressiert. Doch: Es ist nach wie vor Eigeninitiative gefordert,<br />

denn viele Airlines ignorieren solche Schreiben beim ersten Mal.<br />

http://bit.ly/flugaerger-app<br />

Wohin mit dem Gepäck?<br />

Das fragen sich viele Reisende, die morgens schon ihre Airbnb- oder Ferienwohnung<br />

verlassen müssen, aber noch den Tag in der Stadt nutzen wollen.<br />

Das neue Start-up Luggage Hero greift dort ein, wo keine Hotelrezeption für<br />

die Gepäckaufbewahrung zur Verfügung steht. Über die Website kann man<br />

ganz einfach einen Gepäckplatz in einem umliegenden kooperierenden Kiosk,<br />

Geschäft oder Café buchen. Pro Stunde wird eine Gebühr von € 1 fällig, das<br />

Gepäck ist zudem versichert. 1.100 Stationen gibt es, ganz neu auch in Berlin,<br />

München und Hamburg. www.luggagehero.com<br />

SURFEN,<br />

ABER SICHER!<br />

Auf Reisen im Ausland sind<br />

öffentliche WLAN-Spots in<br />

Hotels, Cafés und Co. oft<br />

unausweichlich. Wir haben<br />

ein paar Tipps, wie Sie in<br />

öffentlichen WLANs auf<br />

Ihre Sicherheit achtgeben<br />

können.<br />

➥ Nutzen Sie nur Websitebetreiber<br />

mit einem<br />

https-Protokoll, denn<br />

hier ist die Verbindung<br />

verschlüsselt.<br />

➥ Vermeiden Sie es, sich in<br />

öffentlichen Netzwerken<br />

beim Onlinebanking oder<br />

bei sozialen Netzwerken<br />

einzuloggen.<br />

➥ Melden Sie sich immer ab,<br />

wenn Sie sich bei einer<br />

Seite eingeloggt haben.<br />

➥ Ein gutes Anti-Viren-Programm,<br />

das Sie vor<br />

unsicheren Verbindungen<br />

warnt, ist unabdinglich.<br />

➥ Schalten Sie Ihre<br />

WLAN-Verbindung aus,<br />

wenn Sie fertig sind.<br />

➥ Wenn Sie ganz sichergehen<br />

wollen, nutzen Sie<br />

einen VPN-Dienst, um<br />

Ihre Daten vollständig zu<br />

verschlüsseln!<br />

NICE TO KNOW: Wo sitzt man im Flugzeug am sichersten? Warum schmeckt Tomatensaft über den Wolken doppelt gut? Es gibt so<br />

viele Dinge, die wir nicht ÜBER DAS FLIEGEN wissen. Doch das ändert sich jetzt! Wir decken interessante Mythen und Fragen rund um<br />

das Flugzeug auf. S. 134<br />

frühling <strong>20</strong>16<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

133


SERVICE<br />

text Susanne Jung<br />

FÜNFZEHN<br />

MYTHEN<br />

DES FLIEGENS<br />

Obwohl Fliegen mittlerweile zum Alltag vieler gehört – es<br />

bleibt für die meisten ein Mysterium voller offener Fragen.<br />

Was passiert eigentlich, wenn die Motoren ausfallen oder<br />

jemand unterwegs das Zeitliche segnet? Und warum um<br />

Himmels willen trinken hier oben alle Bloody Marys?<br />

Wir klären auf.<br />

PILOT UND CO-PILOT ESSEN<br />

UNTERSCHIEDLICHE MAHLZEITEN<br />

Bei manchen Airlines ist es üblich, dass die Piloten nicht<br />

das Gleiche essen. Falls eine der Speisen schlecht ist, fällt<br />

nämlich nur einer von zweien aus. Würden beide Piloten<br />

unterwegs eine Lebensmittelvergiftung bekommen, wäre<br />

das ein Problem!<br />

SIE VERLIEREN KURZZEITIG EIN DRITTEL<br />

GESCHMACKSNERVEN<br />

Falls Sie sich schon immer gefragt haben, warum das<br />

Flugzeugessen so überdurchschnittlich schlecht schmeckt:<br />

es liegt nicht unbedingt am Essen. Ungefähr ein Drittel<br />

der Geschmacksnerven wird in der Luft taub. Gleichzeitig<br />

schmeckt dadurch aber Tomatensaft doppelt so gut.<br />

Deshalb werden auch die besten Bloody Marys über den<br />

Wolken serviert.<br />

DIE CREW WIRD ERST BEZAHLT,<br />

WENN DAS FLUGZEUG IN DER LUFT IST<br />

Wenn Ihr Flug verspätet ist, ist höchstwahrscheinlich<br />

nicht die Crew schuld daran. Das Flugpersonal wird nämlich<br />

nur für die Zeit bezahlt, in der sie fliegt. Die schlechte<br />

Laune also bitte nicht an den netten Flugbegleitern<br />

auslassen.<br />

DIE LUFT IM FLUGZEUG IST SO TROCKEN<br />

WIE SAHARA-LUFT<br />

Kein Scherz! Die Luft im Flugzeug ist wirklich genauso<br />

trocken wie die Luft in der Sahara. Deshalb hat man auch<br />

oft ein kratziges Gefühl im Hals und einen trockenen<br />

Mund. In der Kabine liegt die Luftfeuchtigkeit nämlich bei<br />

nur <strong>20</strong> Prozent. Außerdem verliert man bei Flügen extrem<br />

viel Flüssigkeit im Körper – <strong>20</strong>0 Milliliter pro Flugstunde.<br />

Also unbedingt unterwegs ganz viel Trinken!<br />

134


Foto: sippakorn/Shutterstock.com<br />

LICHT WIRD BEIM STARTEN UND LANDEN<br />

NICHT NUR ZUM SPASS AUSGESCHALTET<br />

Es geht darum, dass die Augen der Passagiere sich an<br />

die Dunkelheit gewöhnen. Falls in einem Notfall das<br />

Licht ausfällt, bricht nicht direkt Panik aus, weil alle Leute<br />

nahezu blind sind.<br />

DAS LOCH IM FENSTER GEHÖRT DA HIN<br />

Falls Ihnen jemals ein kleines Loch unten am Fenster<br />

aufgefallen ist, keine Panik. Das muss so sein. Das Loch<br />

nennt man »Breather Hole« und es sorgt dafür, dass der<br />

Druck im Flugzeug gleichbleibt. Sollte die äußere Scheibe<br />

aus irgendeinem Grund brechen, sorgt das kleine<br />

Loch dafür, dass die innere Scheibe es nicht tut.<br />

ES IST UNMÖGLICH, SICH IN DER TOILETTE<br />

EINZUSPERREN<br />

Manchmal bemerkt man es beim Ab- oder Landeanflug:<br />

Die Flugbegleiter verschließen an einem kleinen Hebel<br />

die Toilettentür, damit sie nicht unkontrolliert auffliegt.<br />

So kann das Flugpersonal jederzeit die Tür öffnen, falls<br />

jemand versucht, im WC zu rauchen oder Drogen zu konsumieren.<br />

MEHR LEUTE STERBEN VON<br />

FLUGZEUGABGASEN ALS BEI ABSTÜRZEN<br />

Flugzeugabstürze sind extrem selten und jedes Jahr sterben<br />

dadurch weltweit nicht mehr als 1.000 Menschen.<br />

Das beinhaltet übrigens auch Kleinstflugzeuge und Hobbypiloten.<br />

Allerdings haben Wissenschaftler herausgefunden,<br />

dass rund 10.000 Menschen jedes Jahr an den<br />

Folgen von Giftstoffen in Flugzeugtreibstoff sterben.<br />

Also überlegen Sie sich lieber, ob Sie auf der Rollbahn<br />

Schlange stehen wollen.<br />

FLUGZEUGTOILETTEN SIND<br />

VAKUUM-TOILETTEN<br />

Im Flugzeug gibt es eine Vakuum-Toilette. Wenn man abdrückt,<br />

öffnet sich eine Schleuse und Luftdruck saugt den<br />

Toiletteninhalt raus. Nein, nicht raus aus dem Flugzeug,<br />

sondern einfach nur in den Tank. Um das Gerücht vom<br />

gefrorenen Exkrementenhagel nicht ganz aus der Welt zu<br />

schaffen: Man munkelt, dass es noch sehr alte Flugzeuge<br />

gibt, deren Toiletten noch ein wenig anders funktionieren.<br />

EINE BOEING 747 VERBRAUCHT<br />

WENIGER ALS EIN HYBRID<br />

Auf 100 Metern verbraucht eine Boeing 747 etwas mehr<br />

als einen Liter Treibstoff. Auf einem zehnstündigen Flug<br />

würde sie also 136.274 Liter verbrauchen. Furchtbar!<br />

Eigentlich nicht. Wenn wir das Ganze umrechnen, verbraucht<br />

eine Boeing mit 500 Gästen pro Person gerade<br />

einmal 37,8 Milliliter auf 1,6 Kilometern.<br />

IM HINTEREN TEIL SITZT MAN AM SICHERSTEN<br />

Wie bereits erwähnt, sind Flugzeugabstürze natürlich<br />

unheimlich selten. Allerdings hat eine Studie bewiesen,<br />

dass man im hinteren Teil des Fliegers die höchsten<br />

Überlebenschancen hat!<br />

MAN KANN IN DER LUFT NICHT STERBEN<br />

Also eigentlich geht das schon, nur darf das Flugpersonal<br />

die betroffene Person nicht für tot erklären. Im Normalfall<br />

wird die Leiche auf eine freie Sitzreihe gelegt,<br />

und die sind oft in der Business Class! Was man nicht<br />

alles tut für ein Upgrade …<br />

ZU JEDEM ZEITPUNKT SIND UM DIE<br />

9.700 FLUGZEUGE UND 1,2 MILLIONEN<br />

MENSCHEN IN DER LUFT<br />

Der Flighttracking Service Flight Aware sagt, dass es sich<br />

im Durchschnitt um 9.728 Flieger und 1.270.406 Personen<br />

handelt. Wäre der Luftraum ein Land, stände es nach Einwohnern<br />

auf Platz 157, zwischen Estland und Ost-Timor.<br />

DIE FLÜGEL HABEN UNTERSCHIEDLICHE<br />

LICHTER<br />

Nachts ist es für Piloten schwierig, andere Flugzeuge zu<br />

erkennen. Deshalb ist ein rotes Licht am linken und ein<br />

grünes am rechten Flügel angebracht. So ist es leichter<br />

zu erkennen, in welche Richtung es fliegt!<br />

FLIEGEN MACHT EMOTIONAL<br />

So richtig bewiesen ist es zwar nicht, aber bei einer Facebook-Umfrage<br />

von Virgin America gaben um die 50<br />

Prozent der Befragten an, dass sie im Flugzeug emotionaler<br />

sind. Außerdem vergießen sie das ein oder andere<br />

Tränchen beim Filmeschauen. Ob das jetzt wirklich am<br />

Fliegen oder vielleicht doch am tollen On-Flight-Programm<br />

liegt, mag ein Mysterium bleiben!<br />

winter <strong><strong>20</strong>19</strong>/früjahr <strong>20</strong><strong>20</strong><br />

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Fax: 02236 848824<br />

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Einsendeschluss ist der 15. Februar <strong>20</strong><strong>20</strong>.<br />

Chefredakteurin<br />

Jennifer Latuperisa-Andresen<br />

Art Director<br />

Alessandro Riggio<br />

Redaktion<br />

Sinan Altinova, Ulrike Klaas,<br />

Linda Ruckes, Frank Störbrauck,<br />

Marie Tysiak<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe<br />

Jan Malte Andresen<br />

Celina Fuhrmann<br />

Norbert Eisele-Hein<br />

Carsten Heinke<br />

Ralf Johnen<br />

Susanne Jung<br />

Louisa Latuperisa<br />

Patrick Lettmann<br />

Gerald Nowak<br />

Simone Sever<br />

Verena Wolff<br />

Ala Zander<br />

Anzeigenleitung<br />

Susanne Gorny, sg@ella-verlag.com<br />

Anzeigen<br />

Andrea Vogel, av@ella-verlag.com<br />

Marketing & Kooperationen<br />

Margot Cremer,<br />

mcremer@ella-verlag.com<br />

Korrekturen<br />

Bärbel Philipp, textperlen.de<br />

Dokumentation<br />

Sebastian Münter<br />

Titelbild Manuel Meurisse<br />

Druck Bonifatius, Paderborn<br />

Vertrieb<br />

VU Verlagsunion KG, Hamburg<br />

138<br />

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