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Snowtimes Davos 2020

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Weltenbummler, Mädchenbummler,

Finanzbummler

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Peter Buser: Lehrer, Bankier, Provokateur, Zinsakrobat, Dichter, Schauspieler,

Musik- und Literaturliebhaber, neuer Mäzen beim HC Davos.

Ein Überflüssiger?

Text: Marco Meyer

Bilder: Elias Meier

Eine Agentur sucht im Auftrag des HC

Davos: Den Erwerber für die Namenrechte

am modernisierten Stadion. Schnell soll es

gehen. Der alte Namensgeber Vaillant und

sein ehemaliger CEO Hansjörg Wasescha –

ein Wahldavoser – führen längst keine Ehe

mehr, ebenso ist das Interesse des Heizungsherstellers

an Davos erkaltet. Aus der Vergabe

der Stadionnamenrechte floss für den

Hockeyclub schon länger kein Geld mehr.

Peter Buser signalisierte Interesse.

Das erste Treffen bei der Autobahn-Raststätte

Glarnerland. HCD-Präsident Gaudenz

Domenic gibt das OK, Peter Busers Anwalt

handelt die Details aus. In nur einem Monat.

Für den HC Davos auf den ersten Blick

eine unkomplizierte, willkommene Zusammenarbeit.

Für den neuen Erwerber der

Naming-Rights genauso. Ende November

2019 die mediale Information: Buser World

Music Forum Foundation – ab sofort der Namensgeber

für das Davoser Eisstadion. Die

Stiftung bezweckt die Pflege des Gedankenguts

von Friedrich Nietzsche. Ausserdem

veranstaltet sie klassische Konzerte. Hauptsächlich

mit Pianisten. Und Sängerinnen.

Gesucht: Eine Bühne, ein Publikum. Da

haben sich zwei gefunden.

Peter Buser verfolgte ähnliche Ziele bereits

in Grenchen. Als Sponsor des Leichtathletik-Stadions.

Die Gegenleistung: Möglichkeit

zur Durchführung klassischer Konzerte. Die

Protagonisten: Ein ungezierter Stromlieferant,

der Stadtpräsident und sein Herausforderer –

eine Dramaturgie ganz nach dem Geschmack

von Theaterliebhaber Buser. Nun strebt er nach

höherem: In Davos will er Putin und Trump

zusammenbringen, in seinem Pavillon. Von

Grenchen nach Davos, von der Regional- auf

die Weltbühne. «Das verhilft meiner Stiftung

zu mehr Ansehen», ist Buser überzeugt.

Kurz nach der Präsentation als

neuer HCD-Sponsor veranstaltet Buser

ein Nietzsche-Symposium in Basel. «Ein

mühsamer Kampf», bilanziert er. Leere

Versprechungen, einseitig angepasste

Abmachungen, Burnout eines Direktors,

Widerstand durch ranghohe Politikerin und

organisierte Proteste gegen seine Veranstaltung.

Vermummte Studenten stürmen

während der laufenden Diskussion in den

Saal, auf einem ausgerollten Transparent

die Anklage in Grossbuchstaben: Sexismus.

«Angst-Gesellschaft», kommentiert

Peter Buser. Für ihn sei dieser Studenten-

Protest in Basel ein Zeichen von Ratlosigkeit.

«Die heutige Jugend scheint verzweifelt

zu sein, die wissen nichts mit ihrem

Wohlstand und den scheinbar grenzenlosen

Möglichkeiten anzufangen. Die haben kein

Geschichtsverständnis.» Man finde Antworten

auf ihre Fragen in der Literatur von

Nietzsche, Goethe und Gotthelf – die Studenten

würde sich zu wenig damit auseinandersetzen.

«Oder einfach einmal Mozart

hören.» Er habe sich schon im Alter von 20

Jahren damit befasst: Während seiner Primarlehrerausbildung

in Solothurn, seiner

Aktivzeit als Primarlehrer in Wisen (Hauenstein)

und späteren Weiterbildungen zum

Status einer Bank: Kapitalvermehrer Peter Buser.

Bezirksschullehrer in Bern. Prallen da etwa

zwei verschiedene Ansichten von sozialem

Gedankengut aufeinander?

«Nein, nein», meint Buser. Er sei

politisch ein Freigeist, als Jugendlicher vom

Kommunismus überzeugt gewesen, «jeder

müsste doch gleich viel Geld haben, dachte

ich mir». Dann die Einsicht: «Das geht gar

nicht. Leistung muss abgegolten werden.»

Zu seiner Zeit hätten Jugendliche noch klare

Ziele vor Augen gehabt: Etwas aufbauen,

Wohlstand erarbeiten, Wissensdurst stillen.

«Ich stand, als ich noch jung war, so hoffnungsvoll

im Leben. Und wusst, das Gute

kommt noch, hat Lieb im Herzen, grosses Beben,»

schreibt er in einem aktuellen Gedicht.

Peter Busers Faible für Handel bringt

den Meinungsumschwung. Vom Kommunisten

zum Kapitalisten – er behält seine

Leidenschaft für Kunst, Dichtung und

Frauen. Die Zweitwährung WIR fasziniert

ihn. Parallel zur Lehrer-Ausbildung kauft

und verkauft er WIR-Pakete. «Schnell

realisierte ich, dass damit besser Geld zu

SNOWTIMES 2020

DAVOS KLOSTERS

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