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alt. «Die Gegend war hoch katholisch. Die
Kirche führte sich auf, als könne sie alles
machen», berichtet Buser. Davon wollte er
sich lösen. Am meisten stört ihn rückblickend:
«Sex galt als etwas schmutziges. Vor
der Heirat war es keinesfalls toleriert.» So
kam es, wie es kommen musste: Als er selbst
noch im Alter «der Mädchen» war, «durften
wir diese nicht haben. Wahrscheinlich
ist dies die Erklärung, warum ich es heute
nachholen möchte.»
Nicht überall stossen Busers öffentlich
zur Schau gestellten Gelüste auf Gegenliebe.
Mit dem Feminismus hat er es gar nicht.
Über Emanzipation diskutiert Peter Buser
besonders gerne. Seine Meinung ist gespickt
von Kampfansagen. Darin sieht er Glücksgefühle.
Er könne es sich leisten, habe das
entsprechende Alter, sei unabhängig und
müsse sich bei niemandem rechtfertigen.
Ganz nach Friedrich Nietzsche: «Krieg und
Kampf ist Freude.» Stets will Buser ausbrechen
aus der Gewöhnlichkeit.
Einmal im Lehrerseminar wäre beinahe
die ganze Geschichte anders verlaufen.
An einer Semesterabschluss-Feier verschwand
der Lebemann – oder verwenden wir
hier den von Buser selbst vorgeschlagenen
Begriff «Frauenschwarm» – vom Fest. Mit
Damenbegleitung. Kaum zurück, soll der
Schulleiter bemerkt haben, wie sein Gesicht
voller Lippenstift belebt. Die Folge: Ein Disziplinarverfahren
mit Antrag auf Ausschluss
aus der Lehrerschmiede. «Ich wäre verloren
gewesen, es war damals alles, was ich hatte»,
fasst Buser zusammen. Nur ganz knapp
habe er dieses Szenario abwenden können.
Provokation. Ironie. Kampf. Auch
in Davos funktioniert der Plan kurz nach
Bekanntgabe des Sponsorings bereits vorzüglich.
Zumindest sieht sich der HCD
gezwungen, wenige Stunden nach der Medienorientierung
«eine Richtigstellung» zu
verfassen: Es seien lediglich die frei gewordenen
Vaillant-Werbeflächen mit dem Logo
des neuen Partners «World Music Forum»
versehen, weshalb bei der eingegangenen
Partnerschaft kein klassisches Naming
Right vorliege. So oder so – für Peter Buser
ist ein Ziel bereits erreicht: Enorm gesteigerter
Bekanntheitsgrad.
Doch damit nicht genug. Das Schweizer
Fernsehen will es ebenfalls genauer
wissen. Buser World Music Forum Foundation.
Was heisst das genau? Die Journalistin
stösst allerdings gar nicht bis zu dieser Frage
vor. Beim Klavierspiel von Peter Buser
– ein Akt der wohlgemeinten seelischen
Offenbarung, bemerkt sie die am Boden
sitzende Frau. «Gabriela», eine langjährige
Freundin aus Peter Busers Garten, lauscht
gespannt den Klängen des Mäzens und liest
seine Gedichte. Fortan ist es das Zentrum
der Berichterstattung. Die Journalistin konfrontiert
den HCD-Präsidenten Gaudenz
Domenig mit den eingefangenen Bildern,
vereinbart dafür eigens ein Interview mit
dem Club-Magistraten. Die betroffene Frau
selbst kommt nicht zu Wort.
Jann Billeter, langjähriger Moderator
beim Schweizer Fernsehen und Ur-Davoser,
kommentiert den Beitrag im Sportpanorama:
«Da soll sich jeder selbst eine Meinung
bilden.» Er war einst Eishockey-Spieler
beim HC Davos, musste sich wegen einer
Krankheit neu orientieren und die Sportkarriere
abbrechen. Peter Buser, verwegen, die
Auseinandersetzung suchend, wird später
auf Facebook bemerken: «Auch Journalisten
sind hochgradig ängstlich.» Und: «Wenn die
Querschläger ausbleiben, leidet die Gesellschaft
und geht schliesslich zu Grunde.»
Ausserdem thematisiert Buser als Reaktion
auf sein vorweihnachtliches Medienecho
die «Verweiblichung der Gesellschaft».
Diese vollziehe sich in Europa tatsächlich
und bringe zwei Probleme: Erstens, die
Liebe verliert Pfeffer und Salz. Zweitens,
die Männer laufen in Gefahr, mit Waschlappen
zu winken, statt bei Bedrängnis in
Wehrmachtposition zu gehen und sich der
Herausforderung zu stellen.
Groteske Züge erhält die Boulevardschau
zu Busers Engagement beim HCD,
als sich Klatschtante Flavia Schlittler aus
dem Hause Ringier meldet. Insbesondere
weil Königin Silvia von Schweden bei einer
Ausserordentlicher Vermögensverwalter ab 5 Millionen. Das System «Convertible Bond Arbitrage» perfektionierte
Peter Buser während 25 Jahren.
Wohltätigkeits-Zeremonie von Peter Buser
30 Sekunden auf ihn wartete. Eine einfache
Recherche – zum Beispiel auf Peter Busers
öffentlicher Webseite – hätte genügt, um an
die Information zu gelangen, dass der selbsternannte
Womanizer aufgrund einer Gehbehinderung
eine geeignete Wohltäterin sucht.
Der Arbeitsplatz ist offiziell deklariert. Peter
Buser beschreibt das Problem in dichterischer
Form, untermauert es musikalisch,
verdeutlicht es in Bildern. «Mir wird, wenn
ich Dich sehe, so bitter elend, der ich walle.
Zum Nichts, zum dunklen Abgrund hin, ich
wein um Dich. Um mich. Uns alle». Martin
Walser, angesehener Deutscher Schriftsteller,
wohnhaft am Bodensee, attestiert Buser
ausserordentliche dichterische Fähigkeiten.
Das ehrliche Urteil des Profis – es übertrifft
den Boulevard freilich.
Zur Rekapitulation: Der Stiftungszweck
von Busers Forum – Erhalt des
Gedankengutes von Nietzsche – soll über
der Persönlichkeit Peter Buser stehen. Die
Davoser Eishockey-Welt ist gefordert, Friedrich
Nietzsche ein besonderer Affront. «Er
philosophiert, stellt fest, bringt Thesen.
Relativiert diese aber auch», so Buser. «Seine
Schriften als Philosophen machten ihn
weltberühmt, im Nebenwerk schuf er Dichtungen
und musikalische Kompositionen.»
Ob die Agentur, welche mit der Vergabe der
Namenrechte vom Eisstadion Davos warb,
sich tiefgründig mit ihrem auserwählten
Vertragspartner befasste? Oder kratzte sie
bloss an der Oberfläche? Für Peter Buser ist
Letzteres ein Graus.
Er verlangt von der philosophischen
Auseinandersetzung mit Nietzsche zumindest
SNOWTIMES 2020
DAVOS KLOSTERS