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Berliner Zeitung 21.01.2020

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Irgendwo in Iowa: Wergegen Trump antritt – Seite 3<br />

Handball:<br />

Deutschland<br />

schlägt<br />

Österreich<br />

Seite 17<br />

1°/7°<br />

Nur leichte Bewölkung<br />

Wetter Seite 2<br />

DDR und West-Linke:<br />

Jeffrey Herf über Antisemitismus<br />

Feuilleton Seite 19<br />

www.berliner-zeitung.de<br />

Werprofitiert von der<br />

Ganztagsbetreuung?<br />

Tagesthema Seite 2, Leitartikel Seite 8<br />

Dienstag,21. Januar 2020 Nr.17HA-76. Jahrgang<br />

Auswärts/D*: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />

Corona-Virus: <strong>Berliner</strong><br />

Forscher entwickeln Test<br />

Wissenschaft Seite 16<br />

Luanda Leaks<br />

Die<br />

Millionen<br />

der Prinzessin<br />

VonJohannes Dieterich, Johannesburg<br />

Feigheit kann man Isabel dos Santos<br />

nicht vorwerfen. Als sich über<br />

ihr ein Gewitter der Entrüstung zusammenbraute,<br />

kündigte sie an, bei<br />

den kommenden Präsidentschaftswahlen<br />

anzutreten. Dass es dazu<br />

kommen wird, ist allerdings unwahrscheinlich.<br />

Denn beliebt ist die 46-<br />

Jährige keineswegs, auch wenn man<br />

sie in Angola gemeinhin die „Prinzessin“<br />

nennt –<br />

das ist jedoch<br />

bitter gemeint.<br />

Die Angolaner<br />

wissen schon<br />

lange, was jetzt<br />

im Zug der „Luanda<br />

Leaks“ bis<br />

ans Ende der<br />

Isabel dos Santos, Welt gedrungen<br />

die reichste ist: Dass die älteste<br />

Tochter des<br />

Frau Afrikas<br />

früheren Präsidenten<br />

Eduardo dos Santos ihren sagenhaften<br />

Reichtum der Vetternwirtschaft<br />

verdankt.<br />

Das Internationale Konsortium<br />

investigativer Journalisten (ICIJ) hat<br />

herausgefunden, dass dos Santos zusammen<br />

mit ihrem kongolesischen<br />

Mann Sindika Dokolo über ein Imperium<br />

von mehr als 400 Firmen in<br />

41 Staaten der Welt verfügt, von denen<br />

94 in Steueroasen angesiedelt<br />

sind. IhrReichtum hat der Angolanerin<br />

mit britischer Staatsangehörigkeit<br />

zu zahlreichen Villen –darunter<br />

einem 50 Millionen Euro teuren Anwesen<br />

in Monte Carlo –, einer 30 Millionen<br />

Euro teuren Jacht sowie einer<br />

künstlichen Insel in Gestalt eines<br />

Seepferdchens in Dubai verholfen.<br />

Doch erst musste sich dos Santos<br />

mehr als eine Milliarde Euro an angolanischen<br />

Staatsgeldern widerrechtlich<br />

aneignen. Und das in einem<br />

Land, in dem 60 Prozent der Bevölkerung<br />

mit weniger als zwei US-<br />

Dollar am Tagauskommen müssen.<br />

Dos Santos war immer schon privilegiert.Während<br />

in Angola ein brutaler<br />

Bürgerkrieg herrschte, war sie<br />

in London, wo sie in den Genuss einer<br />

hervorragenden Ausbildung, zuletzt<br />

als Ingenieurin im King’s College<br />

kam. Bald standen ihr überall<br />

die Türen offen; außer zu Hause unter<br />

Papas Förderung auch in Portugal,<br />

der ehemaligen Kolonialmacht<br />

Angolas,inEngland oder Russland.<br />

Vater Eduardo habe Angola „wie<br />

seine Farm“ behandelt, sagt Menschenrechtler<br />

Salvador Freire. Er<br />

kannte keine Skrupel, seiner Tochter<br />

per Dekret die Filetstücke der Wirtschaft<br />

zukommen zu lassen und seinen<br />

Sohn zum Generaldirektor der<br />

Staatsfonds zu erklären. Auch die<br />

Prinzessin wurde von keinen Skrupeln<br />

geplagt. Ihre ersten Millionen<br />

machte sie noch während des Bürgerkriegs<br />

mit einem Nachtclub.<br />

Umso verblüffender, dass Isabel<br />

dos Santos jetzt über die „politische<br />

Hexenjagd“ klagt. Ihre einzige<br />

Chance sieht sie darin, bald selbst<br />

Präsidentin zu werden: „Führen<br />

heißt dienen“, sagte sie in einem TV-<br />

Interview. Auf dieses Motto wäre sie<br />

besser schon mal früher gekommen.<br />

Todauf der Kreuzung<br />

Trotz Abbiegeassistent überrollt einBVG-Bus eineRadfahrerin. DerDruck auf die <strong>Berliner</strong> Verkehrspolitik wächst<br />

VonPhilippe Debionne, Elmar Schütze<br />

und Lutz Schnedelbach<br />

Der tödliche Unfall von<br />

Sonntagmittag passierte<br />

an einer ganz normalen<br />

Kreuzung. DerVerkehr in<br />

diesem Bereich ist vielleicht nicht<br />

optimal geregelt, aber die Kreuzung<br />

Groß-<strong>Berliner</strong>-Damm/Ecke Pilotenweg<br />

inJohannisthal gilt auch nicht<br />

als besonders gefährlich. Vor ein<br />

paar Jahren erst ist der Radweg rund<br />

15 Meter vorder Kreuzung direkt neben<br />

die Fahrbahn verlegt worden,<br />

sodass sich geradeaus fahrende Radfahrer<br />

und Rechtsabbieger rechtzeitig<br />

sehen können. Und dennoch ist<br />

es passiert, dennoch wurde hier eine<br />

Radfahrerin von einem BVG-Linienbus<br />

überrollt. DerUnfall zeigt einmal<br />

mehr,wie weit derWeghin zurVision<br />

Zero des Senats ist, dem Ziel vonnull<br />

Verkehrstoten.<br />

Nach dem Unfall am Sonntag trafen<br />

sich Aktivisten am Montagabend<br />

zur Mahnwache an der Unfallstelle<br />

in Johannisthal in Treptow. DerRad-<br />

Lobbyverein ADFC stellte am Unfallortein<br />

weiß gestrichenes Fahrrad als<br />

Mahnsymbol auf. Anschließend fuhren<br />

Teilnehmer zum Roten Rathaus<br />

und zumVerkehrsministerium in die<br />

Invalidenstraße, um für eine Verkehrswende<br />

zu demonstrieren.<br />

Die 35-jährige Frau war von einem<br />

rechtsabbiegenden BVG-Bus<br />

der Linie 265 überrollt worden. Die<br />

Frau, die auf einem Rennrad unterwegs<br />

war,überlebte den Unfall nicht.<br />

Siestarb an Ortund Stelle.Wie genau<br />

es zur Kollision kam, ist unklar.Hatte<br />

der Fahrer die Frau übersehen?<br />

Ein Mann sieht grün<br />

Baustadtrat Florian Schmidt hat nichts gegen Kritik –wenn sie von ihm kommt.<br />

Jetzt erhebt der Koalitionspartner schwere Vorwürfe gegen ihn. Berlin Seite 9<br />

Der 265er war ein Citaro-Bus,<br />

Baujahr 2019. Er gehört zuder neuesten<br />

Serie von zwölf Meter langen,<br />

einstöckigen Bussen von Mercedes,<br />

die über moderne Kamera-Technik<br />

verfügen. Diese soll beim Abbiegen<br />

helfen. Wenn der Busfahrer rechts<br />

blinkt, zeigt ihm ein Monitor, was<br />

rechts neben dem Fahrzeug passiert.<br />

Die Polizei kann den Unfallhergang<br />

noch nicht rekonstruieren.„Die<br />

Ermittlungen laufen noch“, sagte ein<br />

Sprecher.Der Busfahrer und ein Passant,<br />

der das Geschehen beobachtet<br />

hatte, konnten noch nicht befragt<br />

werden. Sieerlitten schwereSchocks<br />

und kamen ins Krankenhaus.<br />

Während die Polizei ihre Arbeit<br />

macht, läuft eine Debatte über Verkehrspolitik<br />

heiß. „Es macht fassungslos<br />

und wütend, was in Berlin<br />

geschieht“, teilte Sophie Lattke vom<br />

Verein Changing Cities mit. Sie<br />

nimmt die Unfallkommission der Senatsverkehrsverwaltung<br />

in den Blick,<br />

die schwere Unfälle untersucht und<br />

Gefahrenstellen minimiert. „Was<br />

macht die Kommission eigentlich?“,<br />

fragt Lattke. „Sie scheint nicht verstanden<br />

zu haben, dass der Status<br />

quo keine Lösung ist.“<br />

Die Fahrradaktivistin erinnerte<br />

an einen Unfall mit einer Radlerin<br />

vor zwei Wochen. Am 8. Januar war<br />

am Kottbusser TorinKreuzbergeine<br />

68-Jährige von einem rechtsabbiegenden<br />

Lastwagen überrollt und getötet<br />

worden. Es war die erste Radtote<br />

2020. An der selben Stelle war<br />

knapp zwei Jahrezuvor eine Fußgängerin<br />

von einem rechtsabbiegenden<br />

Lastwagen getötet worden. In der<br />

Zwischenzeit war die Kreuzung baulich<br />

nicht entschärft worden.<br />

An der Kreuzung in Johannisthal<br />

gab es nach Auskunft der Verkehrsverwaltung<br />

in den vergangenen drei<br />

„Es macht fassungslos und wütend,<br />

was in Berlin geschieht.“<br />

Sophie Lattke vom Verein Changing Cities<br />

Jahren einen Unfall mit Personenschaden:<br />

einen schwerverletzten<br />

Autofahrer –dazu kamen vier Unfälle<br />

mit Sachschäden. Die Unfallkommission<br />

hat die Kreuzung also<br />

bisher nicht im Fokus gehabt.<br />

Doch das soll sich ändern. Am<br />

Dienstag werde „ein Prüfer aus der<br />

Abteilung Verkehrsmanagement die<br />

Begebenheiten aus Sicht der Unfallkommission<br />

prüfen“, sagte Jan<br />

Thomsen, Sprecher der Verkehrsverwaltung,<br />

am Montag. Doch schon<br />

jetzt ergebe eine erste Analyse, dass<br />

„bei dieser Kreuzung nicht die Infrastruktur<br />

das Problem“ sei.<br />

Unabhängig von den Ermittlungen<br />

der Polizei wirft der Unfall Fragen<br />

zum Miteinander vonBVG-Bussen<br />

und RadfahrerninBerlin auf. Jeder<br />

Buslenker und jeder Radler wird<br />

Situationen kennen, in denen sie<br />

einander sehr nahe kommen. Oft<br />

fahren Radfahrer auf Busspuren,<br />

dorthaben sie in der Regel Platz und<br />

sind geschützt vor Autos. Kommt<br />

dann aber ein Bus, kann es gefährlich<br />

eng werden. Das gilt besonders<br />

für Haltestellen, bei denen der Bus<br />

an den rechten Straßenrand muss,<br />

um Fahrgästeaus-und einsteigen zu<br />

lassen. Konflikte sind programmiert,<br />

schwereUnfälle jedoch selten.<br />

Bei aller Trauer um die Tote von<br />

Johannisthal würdigt selbst der<br />

ADFC die verantwortungsvolle Arbeit<br />

der Busfahrer. „Von uns gibt es<br />

ein ganz großes Lob an die Fahrer“,<br />

sagt Sprecher Nikolas Linck. „Obwohl<br />

sie viel unterwegs sind, passiert<br />

zum Glücksehrselten etwas.“<br />

Die BVG betreibt 156 Buslinien,<br />

auf denen 1500 Busse unterwegs<br />

sind –1112 vonihnen verfügen über<br />

einen Abbiegeassistenten. Derzeit<br />

werden alle Doppeldecker damit<br />

ausgestattet. Zuletzt gab es zwei tödliche<br />

BVG-Unfälle: Am 5. Februar<br />

2018 erfasste auf dem Steglitzer<br />

Damm ein Bus einen 85-Jährigen,<br />

der auf die Straße getreten war. Am<br />

4. Oktober 2019 wurde am<br />

Zwickauer Damm in Rudow eine<br />

Rentnerin überrollt und getötet. Sie<br />

war bei Rot über die Ampel gegangen.<br />

Zum Vergleich: Insgesamt legt<br />

die Busflotte der BVG jährlich rund<br />

90 Millionen Kilometerzurück.<br />

FürBVG-Sprecherin PetraNelken<br />

ist das ein schwacher Trost.„Wir sind<br />

mächtig erschüttert“, sagte sie am<br />

Montag der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />

VOLKMAR OTTO<br />

EU erwägt<br />

Militärmission<br />

vor Libyen<br />

„Sophia“ soll wieder<br />

aufgenommen werden<br />

Nach dem Libyen-Gipfel erwägt<br />

die EU eine Wiederbelebung ihrer<br />

Militärmission „Sophia“ vor der<br />

Küste des Bürgerkriegslandes. Der<br />

EU-Außenbeauftragte Josep Borrell<br />

sprach sich am Montag beim Außenministertreffen<br />

der 28 Mitgliedstaaten<br />

klar dafür aus.„Ichdenke,wir sollten<br />

sie wiederaufleben lassen“, sagte<br />

er über den Anti-Schleuser-Einsatz,<br />

der aber auch den Waffenschmuggel<br />

unterbinden soll. Bundesaußenminister<br />

Heiko Maas (SPD) hatte sich<br />

zuvor offen für einen solchen Schritt<br />

gezeigt. „Ich kann ja nicht sagen, ich<br />

halte die Zustände für unmenschlich,<br />

und dann befürworten, wenn Leute<br />

dahin zurückgebracht werden“, sagte<br />

er in der ARD.Zudem wirdinder EU<br />

darüber diskutiert, ob die Ergebnisse<br />

der Libyen-Konferenz mit einer Mission<br />

in dem Land selbst abgesichert<br />

werden könnten.<br />

Die EU-Mission „Sophia“ soll eigentlich<br />

zum Kampfgegen Schmuggel<br />

und Menschenhandel beitragen.<br />

Biszum Ende der Marinemission im<br />

vergangenenJahr wurden am Rande<br />

aber auch immer wieder Migranten<br />

aus Seenot gerettet. Seit dem Frühjahr<br />

2019 ist die EU jedoch nicht<br />

mehr mit Schiffen vor Ort, sondern<br />

beschränkt sich auf die Ausbildung<br />

der libyschen Küstenwache.<br />

Maas sagteaußerdem, wichtigstes<br />

Ziel seinun, dafür zu sorgen, dass diejenigen,<br />

die die Bürgerkriegsparteien<br />

mit Waffen und Soldaten versorgt<br />

hätten, die Unterstützung einstellten.<br />

Auf diese Art und Weise sollten die<br />

Bürgerkriegsparteien dazu gezwungen<br />

werden, an den Verhandlungstisch<br />

zu kommen. Das Waffenembargo<br />

werde auch Thema im Sicherheitsrat<br />

der Vereinten Nationen sein.<br />

Bereits in dieser Wochesolle es bei einem<br />

Treffen darum gehen, wie aus<br />

der Waffenruhe ein Waffenstillstand<br />

gemacht werden könne.<br />

16 Staaten und Organisationen<br />

hatten sich am Sonntag in Berlin<br />

darauf geeinigt, internationale Anstrengungen<br />

zur Überwachung des<br />

bereits seit 2011 bestehenden UN-<br />

Waffenembargos zu verstärken. Gefordertwirdeine<br />

umfassende Demobilisierung<br />

und Entwaffnung der Milizen<br />

in dem Bürgerkriegsland. Verletzungen<br />

eines Waffenstillstandes<br />

sollen sanktioniert werden. (dpa)<br />

PolitikSeite 5, Kommentar Seite8<br />

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2* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 17 · D ienstag, 21. Januar 2020<br />

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Tagesthema<br />

DIW-Studie<br />

Der Ausbau der Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder wird zwar teuer werden,<br />

dem Staat auf der anderen Seite aber auch Einnahmen bescheren.<br />

Kosten-Nutzen-Rechnung<br />

VonTobias Peter<br />

Zahl der<br />

Wochenarbeitsstunden<br />

Erwerbstätigenquote<br />

von<br />

Müttern mit<br />

Kindern in<br />

ganztägigen<br />

Betreuungsangeboten<br />

00,00<br />

90,0%<br />

35,94<br />

OST WEST OST WEST OST WEST OST WEST<br />

Alleinerziehend und<br />

Akademikerin<br />

100,0%<br />

34,55<br />

83,8% 82,7%<br />

32,91 30,19<br />

Alleinerziehend und<br />

Nicht-Akademikerin<br />

91,8% 93,8% 88,5% 88,5%<br />

33,45 25,83 33,34 24,0<br />

Paarhaushalt und<br />

Akademikerin<br />

Paarhaushalt und<br />

Nicht-Akademikerin<br />

BLZ/GALANTY; QUELLE: DIW<br />

Der geplante Ausbau der<br />

Ganztagsbetreuung für<br />

Grundschüler ist zwar<br />

teuer, erfinanziert sich<br />

aber zum Teil selbst. Das ist das Ergebnis<br />

einer Studie des Deutschen<br />

Instituts für Wirtschaftsforschung<br />

(DIW)imAuftrag des Bundesfamilienministeriums.<br />

Während Milliarden in den Ausbau<br />

von Ganztagsplätzen und in<br />

den laufenden Betrieb investiert<br />

werden müssen, rechnet die DIW-<br />

Studie im Gegenzug auch mit zusätzlichen<br />

Einnahmen von bis zu<br />

zwei Milliarden Euro im Jahr für den<br />

Staat.<br />

Die Wissenschaftler betonen,<br />

dass der geplante Rechtsanspruch<br />

auf einen Ganztagsplatz in der<br />

Grundschule Müttern bessere Möglichkeiten<br />

gibt, erwerbstätig zu sein.<br />

Mehr Mütter könnten dann überhaupt<br />

arbeiten, andere würden ihre<br />

Stundenzahl erhöhen. Das Arbeitsvolumen<br />

von Müttern mit Grundschulkindern<br />

werde um drei bis sieben<br />

Prozent wachsen, prognostizieren<br />

die Forscher. Die Folge: zusätzliche<br />

Steuereinnahmen und weniger<br />

Ausgaben für Sozialleistungen wie<br />

Kinderzuschlag oder Wohngeld.<br />

„Nichts, was du für Kinder tust,<br />

ist jemals verschwendet, und deswegen<br />

ist jeder einzelne Euro sowieso<br />

schon sein Geld wert“, sagte<br />

Bundesfamilienministerin Franziska<br />

Giffey (SPD) bei der Vorstellung<br />

der Studie in Berlin. „Aber was<br />

wir hier sehen ist, dass da auch noch<br />

etwas bei rauskommt, und das ist<br />

doch gut.“<br />

Im Koalitionsvertrag von Union<br />

und SPD im Bund ist vereinbart,<br />

dass alle Kinder in der Grundschule<br />

in Deutschland ab 2025 einen Anspruch<br />

auf Ganztagsbetreuung haben<br />

sollen. Konkret heißt das: Der<br />

Anspruch soll vonder ersten bis zur<br />

vierten Klasse gelten –und zwar an<br />

fünf Tagen in der Woche, für acht<br />

Stunden am Tag.<br />

Länder fordernmehr Mittel<br />

Die Kultusminister der Länder fordern<br />

deshalb mehr Mittel des Bundes<br />

für die Schaffung des Rechtsanspruchs<br />

auf Ganztagsbetreuung in<br />

der Grundschule. „Bildung ist eine<br />

gesamtgesellschaftliche Aufgabe,<br />

deshalb sehen wir den Bund hier mit<br />

in der Pflicht“, sagt die Präsidentin<br />

der Kultusministerkonferenz, Stefanie<br />

Hubig, der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (RedaktionsnetzwerkDeutschland).<br />

Die SPD-Politikerin, die Bildungsministerin<br />

in Rheinland-Pfalz<br />

ist, führte mit Blick auf den Bund<br />

aus: „Bisher hat er zwei Milliarden<br />

Euro für den Ganztagsanspruch<br />

vorgesehen. Die Einführung ist mit<br />

7,5 Milliarden Euro allerdings um<br />

ein vielfaches teurer.“ Hubig erklärte:<br />

„Nach unseren Zahlen kommen<br />

dazu nochmals 4,5 Milliarden<br />

laufende Kosten proJahr.“<br />

Mehr Anstrengungen des Bundes<br />

verlangte auch die Linke. Die Pläne<br />

von Giffey seien für die Umsetzung<br />

des Rechtsanspruchs „noch zu<br />

dünn“, erklärte die Linken-Bildungsexpertin<br />

Birke Bull-Bischoff. „Das<br />

Personal können sich die Länder ja<br />

schließlich nicht einfach backen.“<br />

HöhereNachfrage im Osten<br />

Die Bundesregierung geht davon<br />

aus, dass für 75 Prozent der Grundschulkinder<br />

ein Ganztagsplatz benötigt<br />

wird–das derzeitige Angebot<br />

decke den Bedarfbereits für 50 Prozent<br />

ab. Die Nachfrage sei aber regional<br />

sehr unterschiedlich –imOsten<br />

oder den Stadtstaaten Hamburg<br />

und Berlin sei sie deutlich höher als<br />

in anderen Ländern.<br />

DieGewerkschaft Erziehung und<br />

Wissenschaft (GEW)wirft Bund und<br />

Ländern vor, den geplanten Ausbau<br />

der Ganztagsbetreuung an Grundschulen<br />

nicht ausreichend mit pädagogischem<br />

Personal zu unterfüttern.<br />

„Einen Beitrag zu mehr Chancengleichheit<br />

können Ganztagsangebote<br />

nur dann leisten, wenn die<br />

pädagogische Qualität einen hohen<br />

Stellenwert hat“, sagte Ilka Hoffmann,<br />

GEW-Vorstand für das<br />

Thema Schule. „Eltern möchten<br />

nicht, dass ihreKinderden Tagüber<br />

beaufsichtigt werden,sondern, dass<br />

ihnen im Ganztag Bildung und Erziehung<br />

auf hohem Niveau angeboten<br />

werden.“ (mit AFP)<br />

Tobias Peter glaubt: Gerade<br />

sozial schwächeren Familien<br />

nützt der Ganztagsausbau.<br />

Kinderbetreuung, Pflege von Angehörigen<br />

oder Sorge für den<br />

Haushalt sind noch immer Arbeiten,<br />

die vorwiegend Frauen ausführen.<br />

Und damit ein Grund für die Ungleichheit<br />

zwischen den Geschlechtern,<br />

stellt die diesjährige Studie<br />

„Time to Care“ (deutsch etwa „Zeit,<br />

sich zu kümmern“) dar. Für Frauen<br />

bedeute diese unbezahlte Arbeit häufig<br />

den Schritt in eine Armutsfalle.<br />

Der Einfluss von sogenannter<br />

Care-Arbeit auf Einkommen, Vermögen,<br />

Bildungschancen und Armutsgefährdung<br />

erfahre imZusammenhang<br />

mit Ungleichheit zu wenig<br />

Aufmerksamkeit, sagte Ellen Ehmke,<br />

Analystin für soziale Ungleichheit<br />

bei Oxfam Deutschland. „Wir sollten<br />

den Wert dessen anerkennen.“<br />

„Der direkte Zusammenhang<br />

zwischen Vermögensungleichheit<br />

und Care ist, dass Frauen viel weniger<br />

Vermögen aufbauen können<br />

über ihr Leben, weil sie einen Großteil<br />

ihrer Arbeit in unbezahlter Pflege<br />

und Fürsorge leisten“, sagte Ehmke.<br />

In ländlichen Gebieten ärmerer Länder<br />

verbringen Frauen täglich bis zu<br />

14 Stunden mit Pflege- und Fürsorgearbeit,<br />

wie Oxfam berichtet. „Auch<br />

Mädchen müssen dabei häufig mithelfen.“<br />

Die Klimakrise verschärfte<br />

die Situation –unter anderem weil<br />

etwa Wege zu Wasserstellen länger<br />

werden oder der Anbau vonGemüse<br />

schwieriger werde.<br />

Auch Deutschland betroffen<br />

Auch in reicheren Ländern wie<br />

Deutschland verschärfe die vornehmlich<br />

vonFrauen geleistete Fürsorgearbeit<br />

die Ungleichheiten im<br />

Wohlstand. Solange es nicht ausreichend<br />

öffentliche Angebote gebe für<br />

etwa Kinderbetreuung, könnten in<br />

Studie zur Ungleichheit<br />

Frauen in der Armutsfalle<br />

Ungleichheit<br />

zwischen Männern und Frauen in Deutschland<br />

Männer<br />

Frauen<br />

100 %<br />

21 %<br />

100 % 100 % 100 %<br />

49 % 53%<br />

52 %<br />

Bruttostundenlöhne Einkommen Rente Fürsorgearbeit<br />

BLZ/GALANTY; QUELLE: OXFAM<br />

Familien mit hohem Einkommen<br />

beide Elternviel früher wieder arbeiten<br />

gehen als in Familien mit niedrigerem<br />

Einkommen. Dadurch werde<br />

die Ungleichheit zwischen Haushalten<br />

noch weiter vertieft.<br />

Männer besitzen mehr Vermögen<br />

Der Unterschied zwischen Arm und<br />

Reich insgesamt in der Welt ist laut<br />

der Hilfsorganisation Oxfam weiterhin<br />

dramatisch hoch. Auch die Vermögenskonzentration<br />

habe an der<br />

Spitze imletzten Jahr weiter zugenommen,<br />

betonte die Organisation<br />

bei der Vorstellung ihres Ungleichheitsberichts<br />

kurz vor Beginn der<br />

Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums<br />

(WEF)inDavos.<br />

Oxfam beruft sich dabei unter anderem<br />

auf die Finanznachrichtenagentur<br />

Bloomberg, deren Angaben<br />

zufolge das Vermögen der<br />

500 reichsten Menschen der Welt im<br />

Vorjahr um ein Viertel gestiegen ist.<br />

Vorallem auch zwischen Frauen und<br />

Männern ist der Wohlstand Oxfam<br />

zufolge ungleich verteilt. Demnach<br />

besitzen Männer 50 Prozent mehr<br />

Vermögen als Frauen.<br />

Oxfam fordert von der Bundesregierung,<br />

mehr in öffentliche Kinderbetreuung<br />

und soziale Absicherung<br />

in armenLändern zu investieren, sowie<br />

weltweit Frauenrechte und -organisationen<br />

zu stärken. In Deutschland<br />

und auf der ganzen Welt müssten<br />

zudem Konzerne und Menschen<br />

mit sehr großem Vermögen einen fairenAnteil<br />

zum Allgemeinwohl beitragen:<br />

„Die Bundesregierung muss sich<br />

für eine weltweite Mindeststeuer einsetzen<br />

und Entwicklungsländer dabei<br />

unterstützen, Konzerne stärker zu<br />

besteuern“, lautet eine weitereForderung<br />

der Organisation. (dpa)<br />

BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />

Heute befinden sich nur wenige dünne Wolken am Himmel, und es ist mit<br />

Höchstwerten von 4bis 7Grad zurechnen. Der Wind weht schwach bis<br />

mäßig aus West. In der Nacht betragen die Temperaturen 1bis minus<br />

2Grad. Dazu ist der Himmel teils sternenklar, teils stark bewölkt.<br />

Biowetter:<br />

Bluthochdruck<br />

Kopfschmerzen<br />

Schlafstörungen<br />

Rheumaschmerzen<br />

Atemwegsbeschwerden<br />

Gefühlte Temperatur: maximal 7Grad.<br />

Wind: schwach aus West.<br />

Belastung<br />

mäßig<br />

mäßig<br />

mäßig<br />

mäßig<br />

mäßig<br />

<strong>Berliner</strong> Luft: gestrige Höchstwerte<br />

um 8Uhr: Feinstaub: 23 µg/m³;<br />

Kohlenmonoxid: 0,6 µg/m³;<br />

Stickstoffdioxid: 53 µg/m³;<br />

Luftfeuchtigkeit: 100%<br />

Wittenberge<br />

0°/5°<br />

Min./Max.<br />

des 24h-Tages<br />

Brandenburg BERLIN<br />

-1°/6° 1°/7°<br />

Luckenwalde<br />

-1°/4°<br />

Mittwoch<br />

Donnerstag<br />

Freitag<br />

stark bewölkt wolkig heiter<br />

2°/7° 0°/5° -2°/5°<br />

Prenzlau<br />

0°/5°<br />

Cottbus<br />

-2°/6°<br />

Frankfurt<br />

(Oder)<br />

0°/5°<br />

Hoch Ekart reicht von den Britischen Inseln über das zentrale Mitteleuropa bis<br />

Osteuropa. Damit ist oft, aber nicht überall freundliches Wetter verbunden. Rund<br />

um die Iberische Halbinsel und die Balearen bestimmt ein Tief mit unwetterartigen<br />

Regengüssen den Tag. Auch in Nordwesteuropa fällt etwas Regen.<br />

Köln<br />

-2°/6°<br />

Sylt<br />

0°/5°<br />

Saarbrücken<br />

-3°/3°<br />

Hannover<br />

0°/5°<br />

Konstanz<br />

-3°/3°<br />

Hamburg<br />

0°/5°<br />

Erfurt<br />

-3°/4°<br />

Frankfurt/Main<br />

-1°/5°<br />

Stuttgart<br />

-2°/4°<br />

Rostock<br />

3°/6°<br />

Magdeburg<br />

-1°/6°<br />

Nürnberg<br />

-4°/4°<br />

München<br />

-2°/4°<br />

Rügen<br />

2°/6°<br />

Dresden<br />

-2°/6°<br />

Deutschland: Heute zieht sich nur<br />

selten die Sonne hinter Wolken zurück.<br />

Der Himmel präsentiert sich locker<br />

bewölkt. Dabei werden während<br />

des Tages 3bis 7Grad erreicht,<br />

nachts kühlt es dann auf 4bis minus<br />

5Grad ab. Der Wind weht schwach<br />

aus West. Morgen weicht die Sonne<br />

oftmals auch einigen Wolkenfeldern.<br />

Die Höchsttemperaturen klettern auf<br />

3bis 8Grad, und der Wind weht<br />

schwach aus Nordwest.<br />

Schneehöhen:<br />

Thüringer Wald bis 40 cm<br />

Harz bis 5cm<br />

Erzgebirge bis 20 cm<br />

Bayerische Alpen bis 180 cm<br />

Mondphasen: 24.01. 02.02. 09.02. 15.02.<br />

Sonnenaufgang: 08:04 Uhr Sonnenuntergang: 16:31 Uhr Mondaufgang: 05:07 Uhr Monduntergang: 13:20 Uhr<br />

Lissabon<br />

14°<br />

Las Palmas<br />

17°<br />

Madrid<br />

10°<br />

Reykjavik<br />

5°<br />

Dublin<br />

8°<br />

London<br />

7°<br />

Paris<br />

6°<br />

Bordeaux<br />

13°<br />

Palma<br />

15°<br />

Algier<br />

18°<br />

Nizza<br />

15°<br />

Trondheim<br />

6°<br />

Oslo<br />

6°<br />

Stockholm<br />

9°<br />

Kopenhagen<br />

8°<br />

Berlin<br />

7°<br />

Mailand<br />

9°<br />

Tunis<br />

17°<br />

Rom<br />

12°<br />

Warschau<br />

5°<br />

Wien<br />

3° Budapest<br />

5°<br />

Palermo<br />

17°<br />

Kiruna<br />

-3°<br />

Oulu<br />

5°<br />

Dubrovnik<br />

13°<br />

Athen<br />

11°<br />

St. Petersburg<br />

7°<br />

Wilna<br />

8°<br />

Kiew<br />

2°<br />

Odessa<br />

6°<br />

Varna<br />

5°<br />

Istanbul<br />

6°<br />

Iraklio<br />

12°<br />

Archangelsk<br />

3°<br />

Moskau<br />

6°<br />

Ankara<br />

2°<br />

Antalya<br />

15°<br />

Acapulco 33° Schauer<br />

Bali 24° Gewitter<br />

Bangkok 33° heiter<br />

Barbados 27° heiter<br />

Buenos Aires 29° wolkig<br />

Casablanca 15° Schauer<br />

Chicago -2° wolkig<br />

Dakar 27° wolkig<br />

Dubai 22° sonnig<br />

Hongkong 20° bedeckt<br />

Jerusalem 4° Regen<br />

Johannesburg 31° Schauer<br />

Kairo 16° heiter<br />

Kapstadt 28° sonnig<br />

Los Angeles 14° wolkig<br />

Manila 29° heiter<br />

Miami 20° wolkig<br />

Nairobi 29° heiter<br />

Neu Delhi 20° bewölkt<br />

New York 2° wolkig<br />

Peking 2° heiter<br />

Perth 25° wolkig<br />

Phuket 34° wolkig<br />

Rio de Janeiro 27° Schauer<br />

San Francisco 12° Regen<br />

Santo Domingo 28° heiter<br />

Seychellen 29° wolkig<br />

Singapur 35° wolkig<br />

Sydney 34° sonnig<br />

Tokio 12° wolkig<br />

Toronto -1° bedeckt


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 17 · D ienstag, 21. Januar 2020 3<br />

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Seite 3<br />

Auf dem Küchentisch stehen Kekse,<br />

Nüsse und Plastikbecher mit Wein.<br />

Doch es ist kein Durchkommen an<br />

diesem Nachmittag in der Villa von<br />

Channing Dutton. Mehr als einhundert<br />

Leute hat der 65-Jährige bei eisigem Winterwetter<br />

an der Tür begrüßt. DieHälfte der Besucher<br />

hockt nun auf Klappstühlen in dem<br />

Wohnzimmer mit Eichenholzdecke und Acrylgemälden.<br />

Der Rest drängt sich im Flur<br />

und rund um den Kochblock.<br />

„Die Situation ist dramatisch. Es muss etwas<br />

passieren“, sagt der Hausherr beim Händeschütteln.<br />

Über sein Hemd hat er ein enges<br />

T-Shirt gezogen. „Climate Change is a<br />

Crisis“ (Der Klimawandel ist eine Krise),<br />

steht darauf. Seit 15 Jahren engagiertsich der<br />

Anwalt privat für den Umweltschutz. In seinem<br />

380-Quadratmeter-Haus im Westen<br />

vonDes Moines veranstaltet er heute für Unterstützer<br />

eine Gesprächsrunde mit dem demokratischen<br />

Präsidentschaftsbewerber<br />

TomSteyer.<br />

DerKandidat, dessen Gesicht auf zahlreichen<br />

Werbetafeln der Hauptstadt des Bundesstaats<br />

Iowaprangt, tritt mit hochgekrempelten<br />

Ärmeln und rot-blauer Schottenkrawatte<br />

vors Publikum. Überzeugen muss<br />

Steyer hier niemanden, wenn er argumentiert:„Wir<br />

können uns nicht immer vordringlich<br />

um andere Themen kümmern. Das<br />

Klima muss an erster Stelle stehen!“ Vorden<br />

bodentiefen Fenstern mit Waldblick hängt<br />

ein großes Plakat: „Sei ein Klima-Wähler!“<br />

Während Steyer im Villenviertel gegen die<br />

Erderwärmung kämpft, wird sein Konkurrent<br />

Andrew Yang an der Drake-Universität<br />

wenige Kilometer weiter schon als „der<br />

nächste Präsident Amerikas“ vorgestellt.<br />

Keine zehn Autominuten entfernt tritt derweil<br />

Ex-Vizepräsident Joe Biden vor einen<br />

Kamerapulk. Pete Buttigieg, der ebenfalls<br />

das Weiße Haus erobern möchte, sitzt im<br />

Auto zu einem Auftritt im NachbarortAmes.<br />

Es ist Januar,eine unwirtliche Zeit in Iowa,<br />

das als der wohl unspektakulärste „Überflugstaat“<br />

im Mittleren Westen Amerikas gilt.<br />

GutdreiMillionen Menschen leben hier.Ansonsten<br />

gibt es sehr viel Mais und Schweine.<br />

„Ich komme aus DesMoines“, hat der amerikanische<br />

Schriftsteller Bill Bryson seiner Heimat<br />

ein ironisches Denkmal gesetzt: „Einer<br />

muss es ja.“<br />

VomCoffee-Shop zum Gemeindezentrum<br />

In dem Bundesstaat im Mittleren Westen der USA beginnen in zwei Wochen<br />

die Vorwahlen der Demokraten. Werhier siegt, hat gute Chancen, im<br />

Herbst gegen Donald Trump anzutreten. Doch noch sind viele Bürger<br />

unsicher,welcher Bewerber den Präsidenten schlagen könnte<br />

Doch alle vier Jahre wird das öde Agrarland<br />

zum Nabel des nationalen Politikbetriebs.<br />

Am 3. Februar beginnen hier nämlich die demokratischen<br />

Vorwahlen, an deren Ende im<br />

Juli der Herausforderer von US-Präsident<br />

Donald Trump gekürt wird. Seit der unbekannte<br />

Erdnussfarmer Jimmy Carter 1976<br />

den Caucus in Iowa gewann und dann tatsächlich<br />

ins Weiße Haus einzog, gilt der Staat<br />

als wichtigster Frühindikator.Wer hier siegt,<br />

hat die Kandidatur zwar nicht sicher. Aber<br />

weresumgekehrtnicht unter die ersten drei<br />

schafft, der ist erfahrungsgemäß frühzeitig<br />

aus dem Rennen.<br />

Entsprechend hoch ist die Politpromidichte.<br />

Zwölf der einstmals 24 Bewerber für<br />

den Spitzenposten der Demokraten sind<br />

noch im Rennen. Außer dem Multimilliardär<br />

Mike Bloomberg, der die erstenWahltermine<br />

auslässt, reisen gerade alle in ihren Bussen<br />

oder SUVs kreuz und quer von Coffee-Shop<br />

zu Schulhalle und weiter zum nächsten Gemeindezentrum<br />

durch den Bundesstaat.<br />

Wersonntagabends in der menschenleeren<br />

City von Des Moines hungrig im Restaurant<br />

„Centro“ landet, dem kann es passieren, dass<br />

plötzlich eine Frau im blauen Kapuzenpulli<br />

hereinstürmt und sich mit ihrem Mann an<br />

den Nachbartisch setzt. Zu Salat und Nudeln<br />

bestellt die linke Senatorin Elizabeth Warren<br />

ein Bier,das sie tatsächlich wie in ihremWerbespot<br />

aus der Flasche trinkt. Für das Gespräch<br />

mit ihrem Begleiter hat sie aber nur<br />

wenig Zeit. Erst starrt sie konzentriert ins<br />

Smartphone, dann berät sie sich mit ihrem<br />

Team ein paar Tische weiter.<br />

Auch im Örtchen Knoxville ist Warren<br />

schon gewesen. Farmersfrau Nancy Dittmer<br />

hat dort ihren Auftritt erlebt. „Elizabeth ist<br />

sehr klug“, sagt die 67-Jährige.Aber das Programm<br />

sei ihr etwas zu radikal. „Der künftige<br />

Präsident muss uns zusammenbringen“, findet<br />

sie. Das spräche für Joe Biden. Aber:<br />

„Hundert Prozent entschieden bin ich noch<br />

nicht“, gesteht Dittmer.<br />

Damit befindet sich die Seniorin in guter<br />

Gesellschaft. Erst 40 Prozent der registrierten<br />

Demokraten in Iowawissen nach einer aktuellen<br />

Umfrage sicher, wem sie in zwei Wochen<br />

ihreStimme geben. DerRest hat entweder<br />

noch keine Meinung oder ist bereit, seine<br />

Präferenz zu überdenken. Entsprechend<br />

schwankend sind die Prognosen. Derzeit liegen<br />

Biden, Warren, der ultralinke Senator<br />

Bernie Sanders und der pragmatische Ex-<br />

Bürgermeister Pete Buttigieg mit Werten<br />

zwischen 15 und 20 Prozent in Iowaeng beieinander<br />

auf den ersten vier Plätzen. Mit etwas<br />

Abstandfolgt Amy Klobuchar,die Senatorin<br />

von Minnesota. Milliardär Steyer besetzt<br />

einen krassen Außenseiterplatz.<br />

Für Biden, der bundesweit als Favoritgilt,<br />

ist das trotzdem kein tolles Ergebnis.Wer den<br />

77-Jährigen aus der Nähe erlebt, der ahnt,<br />

wo seine Schwächen liegen. „Thank you,<br />

thank you, thank you!“, ruft er den Freiwilligen<br />

bei der Stippvisite eines Wahlbüros in<br />

der Nähe des Flughafens vonDes Moines zu.<br />

40 jüngere Helfer in Jeans und Kapuzenjacken<br />

sitzen mit ihren Laptops und Handys<br />

an engen Tischen und versuchen, potenzielle<br />

Wähler zu mobilisieren. Biden, der sein<br />

übliches dunkelblaues Sakko trägt, hat der<br />

Irgendwo<br />

in Iowa<br />

VonKarlDoemens, Des Moines<br />

Iowa<br />

BLZ/GALANTY<br />

IMAGO STOCK&PEOPLE<br />

Truppe ein Tablett Cupcakes und ein strahlendes<br />

Zahnpastalächeln mitgebracht. Aufmunternd<br />

geht er durch die Reihen, schüttelt<br />

Hände und klopft Schultern: „Es wird gut<br />

laufen“, sagt er:„Und das habe ich Euch zu<br />

verdanken.“<br />

Der unmittelbare Kontakt mit Menschen<br />

ist eigentlich die Stärke des Kandidaten, dessen<br />

mäandernde Reden öfter glanzlos wirken.<br />

Doch heute will der Funke nicht überspringen.<br />

„Wir sind mitten im Kampf um die<br />

Seele Amerikas“, sagt Biden. Der Satz hat<br />

Tiefe und Ernsthaftigkeit, klingt inzwischen<br />

aber abgedroschen. Die Unterstützer klat-<br />

schen. Euphorie spürtman nicht. Anders als<br />

beim Alt-Revoluzzer Sanders, der mit seiner<br />

Kampfansage an das Establishment eine eingeschworene<br />

Fangemeinde um sich schart,<br />

speist sich die Unterstützung für Biden eher<br />

aus der Vernunft. „Ich bin für JoeBiden, weil<br />

…“, steht auf einem selbst gemalten Plakat<br />

im Wahlkampfbüro. Seine Unterstützer können<br />

eine Antwort dazu schreiben. „Er kann<br />

Trump schlagen“, steht da. „Wir brauchen<br />

mehr Einheit, nicht mehr Spaltung“, hat ein<br />

anderer geschrieben.<br />

DieWiederherstellung der alten Ordnung<br />

nach der gesellschaftlichen Verwüstung der<br />

Trump-Jahre – so lässt sich Bidens Programm<br />

zusammenfassen. Aber reicht das,<br />

um selbst Präsident zu werden?<br />

Warren und Sanders versprechen radikale<br />

Steuer- und Sozialreformen. Buttigieg verkörpert<br />

einen Generationenwechsel. „Liebe<br />

Freunde, Unabhängige und künftige Ex-Republikaner“,<br />

begrüßt der 38-Jährige das Publikum<br />

im Historischen Museum von Des<br />

Moines.ButtigiegsMann Chasten ist mit dabei.<br />

Die 700 Zuhörer im Saal wirken jünger<br />

und hipper als bei anderen Veranstaltungen.<br />

Der Vortrag des Ex-Bürgermeisters von<br />

South Bend dreht sich um eine Reform der<br />

Krankenversicherung, den Klimawandel, die<br />

laxen Waffengesetze und Trumps Iran-Politik.<br />

Zu diesen Themen kommen auch die<br />

meisten Fragen.<br />

DasImpeachment ist weit weg<br />

Das Amtsenthebungsverfahren der Demokraten<br />

gegen den Präsidenten, das in Washington<br />

derzeit die Schlagzeilen beherrscht,<br />

spielt in Iowahingegen keine Rolle.<br />

Jedenfalls nicht als Thema des Wahlkampfs.<br />

Aber das Impeachment hat praktische Folgen:<br />

Die Senatoren unter den Präsidentschaftsbewerbernmüssen<br />

nun während der<br />

Woche bei dem Prozess im 1600 Kilometer<br />

entfernten Washington anwesend sein. Für<br />

die Betroffenen bedeutet das in einem dichten<br />

Feld einen gefährlichen Wettbewerbsnachteil.<br />

Eigens angemietete Charterflieger<br />

sollen die Politiker zumindest an einzelnen<br />

Abenden in die politische Arena fliegen.<br />

Nicht nur Warren und Sanders haben<br />

durch die dienstliche Verpflichtung während<br />

der Endphase der Iowa-Wahlen ein Handicap,sondernauchKlobuchar.Die<br />

59-Jährige<br />

gilt bei einigen Beobachternals Geheimtipp,<br />

falls das Spielfeld durch das Ausscheiden eines<br />

der Favoriten noch einmal aufgemischt<br />

wird: Sie vertritt wie Biden und Buttigieg einen<br />

pragmatischen Kurs, ist aber jünger als<br />

der eine und erfahrener als der andere.<br />

„Ich kann Leute zusammenbringen. Ich<br />

weiß, wie man etwas hinkriegt.Ich habe eine<br />

Reihe Gesetze durchgebracht“, preist sich<br />

Klobuchar bei einem Townhall-Treffen in<br />

Perryan. DerOrt hat7500 Einwohner.Jeder<br />

Vierte arbeitet in derörtlichen Schweineverarbeitungsfabrik.<br />

Klobuchar setzt auf Bodenständigkeit.<br />

Sie berichtet von ihrem<br />

Großvater, der unter Tage arbeitete, ihrem<br />

Alkoholiker-Vater, dem sie als Teenager die<br />

Autoschlüssel abnehmen musste, und den<br />

Komplikationen nachder Geburt ihrerTochter.<br />

Damit verknüpft sieihrepolitischen Forderungen.<br />

BeiDon Harmelink kommtdas gutan. Der<br />

70-jährige ehemalige Produktionsplaner hat<br />

den Republikanernwegen ihrer Abtreibungspolitik<br />

voreiniger Zeit den Rücken gekehrt. Er<br />

will Klobuchar unterstützen, weil sie auch<br />

Wechselwähler erreiche. Biden habe „zu viel<br />

Altlasten“, meint er. Und Buttigieg? Der sei<br />

sympathisch, als Schwuler aber chancenlos.<br />

Undwas wäre, wenn am Ende doch die Linken<br />

Warren oder Sanders gegen Trumpantreten<br />

sollten? Harmelink legt seine Stirn inFalten<br />

und stöhnt: „Dann muss ich in der Wahlkabine<br />

ganz genau nachdenken.“<br />

Abwägen, Zögern, Hinterfragen überall.<br />

Viele Menschen in Iowascheinensichmit ihrer<br />

Entscheidung, von der die Zukunft des<br />

Landes abhängen könnte,schwerzutun.Klimaaktivist<br />

Dutton aber ist sicher: Erwill für<br />

Steyer stimmen. „Ich schätze die Leidenschaft,<br />

mit der sich Tomfür die Klimapolitik<br />

einsetzt“, sagt er. Sollte es der Milliardär<br />

nicht schaffen, wäre Sanders seine zweite<br />

und Warren seine dritte Wahl.<br />

Als die beiden Linken bei der TV-Debatte<br />

in der Universität vonDes Moines wegen angeblich<br />

frauenfeindlicher Äußerungen von<br />

Sanders heftig aneinandergeraten, ist<br />

Dutton empört, dass sich die Demokraten<br />

gegenseitig beschädigen. „Meine Güte, dieser<br />

Zickenkrieg ist so langweilig“, twittert er.<br />

„Können wir bitte diesen albernen Streit beenden<br />

und endlich die wirklichen Herausforderungen<br />

angehen?“<br />

Noch ist nicht sicher, obsein Wunsch in<br />

Erfüllung geht.<br />

KarlDoemens<br />

traf Elizabeth Warren beim Italiener<br />

und JoeBiden im Einkaufszentrum.


4* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 17 · D ienstag, 21. Januar 2020<br />

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Politik<br />

NACHRICHTEN<br />

Iran droht mit Ausstieg aus<br />

Atomwaffensperrvertrag<br />

Irans Außenminister Mohammed<br />

Dschawad Sarifhat einen möglichen<br />

Ausstieg seines Landes aus<br />

dem Atomwaffensperrvertragins<br />

Gespräch gebracht. „Die europäischen<br />

Ankündigungen haben keinerlei<br />

rechtliche Grundlage“, sagte<br />

Sariflaut staatlicher Nachrichtenagentur<br />

Icana am Montag. Deutschland,<br />

Frankreich und Großbritannien<br />

haben im Atomkonflikt ein<br />

Streitschlichtungsverfahren eingeleitet.<br />

Sollte die Angelegenheit vor<br />

den Sicherheitsrat kommen, überlege<br />

man sich, aus dem Atomwaffensperrvertragauszutreten,<br />

sagte<br />

Sarif. Voreinem solchen Schritt<br />

seien aber noch andereMaßnahmen<br />

denkbar. (dpa)<br />

Immer mehr Arbeitnehmer<br />

zahlen Spitzensteuersatz<br />

Immer mehr Arbeitnehmer zahlen<br />

in Deutschland den für Top-Verdiener<br />

gedachten Spitzensteuersatz. Im<br />

bisher letzten abgeschlossenen Finanzjahr<br />

2015 betraf dies mehr als<br />

jeden zwölften Steuerzahler –mehr<br />

als 3,5 Millionen Bürger,wie aus der<br />

Regierungsantwortauf eine Anfrage<br />

der Linksfraktion hervorgeht, über<br />

die die Süddeutsche <strong>Zeitung</strong> zuerst<br />

berichtete.Für 2018 schätzt die Bundesregierung<br />

die Zahl der Spitzensteuersatz-Zahler<br />

auf 4,1 Millionen,<br />

endgültige Daten liegen noch nicht<br />

vor. DerSpitzensteuersatz liegt derzeit<br />

bei 42 Prozent und fällt ab rund<br />

56 000 Euro zu versteuerndem Einkommen<br />

im Jahr an. (dpa)<br />

Norwegens Regierung<br />

zerbricht<br />

Die Koalition unter Ministerpräsidentin<br />

Erna Solberg verliertihre Mehrheit. DPA<br />

Norwegens Mitte-Rechts-Regierung<br />

ist zerbrochen. Dierechtspopulistische<br />

Fortschrittspartei FrPkündigte<br />

am Montag an, sich aus dem Regierungsbündnis<br />

zurückzuziehen. Hintergrund<br />

seien Differenzen um die<br />

Rückkehr einer mutmaßlichen IS-<br />

Anhängerin aus Syrien, sagte FrP-<br />

Chefin SivJensen. Die29-jährige<br />

Frau war am Freitag mit ihren beiden<br />

kleinen Kindernnach Norwegen zurückgekehrt.<br />

AusProtest gegen die<br />

Genehmigung zieht sich die FrPnun<br />

aus der Regierung zurück. Damit<br />

verliertdie regierende Koalition unter<br />

Ministerpräsidentin Erna Solberg<br />

ihreParlamentsmehrheit. (dpa)<br />

Journalisten-Mord auf Malta:<br />

Weiterer Politiker-Rücktritt<br />

Knapp eine Woche nach ihrer Vereidigung<br />

ist eine Ministerin in Malta<br />

wegen der Kontakte ihres Mannes zu<br />

einem der mutmaßlichen Drahtzieher<br />

des Mordsander Enthüllungsjournalistin<br />

Daphne Caruana Galizia<br />

zurückgetreten. DieTimes of Malta<br />

hatte am Sonntag enthüllt, dass Caruanas<br />

Mann, Ex-Vizepolizeichef Silvio<br />

Valletta, im September 2018 gemeinsam<br />

mit dem Geschäftsmann<br />

Yorgen Fenech zu einem Fußballmatch<br />

nach Großbritannien gereist<br />

war.Valletta war als stellvertretender<br />

Polizeichef an den Ermittlungen zur<br />

Ermordung der Journalistin Caruana<br />

Galizia im Oktober 2017 beteiligt; Fenech<br />

muss sich in dem Fall seit November<br />

wegen Beihilfe zum Mord<br />

verantworten. (AFP)<br />

Am Weltwirtschaftsforum in Davos werden rund 3000 Personen teilnehmen. Mit dabei sind u. a. Bundeskanzlerin Merkel, Klimaaktivistin Thunberg und US-Präsident Trump. DPA<br />

Grüne Revolution in Davos<br />

Top-Manager werden auf dem Weltwirtschaftsforum aufgefordert, ihre Konzerne klimaneutral umzubauen<br />

VonMarina Kormbaki<br />

Die Welt dreht sich in dieser<br />

Woche um das<br />

Schweizer Bergdorf Davos.<br />

Entscheider aus Politik<br />

und Wirtschaft reisen dorthin,<br />

um in der Abgeschiedenheit der<br />

Graubündner Alpen globale Probleme<br />

zu bereden und um für ihre<br />

Vorstellungen von einer besseren<br />

Welt zu werben. In seiner 50. Ausgabe<br />

wartet das WeltwirtschaftsforuminDavos<br />

mit einer Premiereauf:<br />

Erstmals stehen die Risiken des Klimawandels<br />

im Fokus des viertägigen<br />

Treffens.<br />

Eine Billion Bäume<br />

„Die Welt befindet sich in einer Notlage“,<br />

sagte der Gründer desWeltwirtschaftsforums,<br />

Klaus Schwab. Viel<br />

Zeit zum Handeln bleibe nicht mehr,<br />

mahnte der deutsche Ökonom. So<br />

fordert das Weltwirtschaftsforum die<br />

in Davos versammelten Wirtschaftsbosse<br />

dazu auf, ihre Unternehmen<br />

bis 2050 klimaneutral aufzustellen –<br />

sie sollen nicht mehr Kohlendioxid<br />

ausstoßen, als sie binden können.<br />

Dafür sollen in den nächsten zehn<br />

Jahren eine Billion Bäume auf der<br />

Welt gepflanzt werden.<br />

Dass jedoch der erste prominente<br />

Redner des Treffens die versammelte<br />

globale Elite zu mehr Klimaschutz<br />

motiviert, darf bezweifelt werden.<br />

Donald Trump hat sich für den<br />

Dienstagvormittag angekündigt.<br />

Vommenschlichen Einfluss auf das<br />

Klima ist Trump nicht überzeugt;<br />

eine seiner ersten Amtshandlungen<br />

war es, den Ausstieg der USA aus<br />

VonMarkus Decker<br />

Die Vorsitzende der Linksfraktion<br />

im hessischen Landtag, Janine<br />

Wissler, schließt eine Kandidatur für<br />

den Vorsitz der Bundespartei nicht<br />

mehr aus. „Wir haben zwei amtierende<br />

Parteivorsitzende“, sagte sie<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />

Deutschland). „Mit beiden<br />

habe ich sehr gut zusammengearbeitet.<br />

Sie müssen erst mal sagen,<br />

was sie wollen. Und dann muss ich<br />

mir das überlegen.“ Bereits voreiner<br />

Woche hatte die 38-Jährige am<br />

Rande einer Pressekonferenz in<br />

Wiesbaden auf eine Nachfrage erklärt:<br />

„Ich bin da noch nicht entschieden.“<br />

Parteitag im Juni<br />

Der Bundesparteitag mit den Vorstandswahlen<br />

ist für den 12. bis 14.<br />

Juni 2020 in Erfurtgeplant. DieSatzung<br />

enthält eine Bestimmung,<br />

wonach Parteivorsitzende nach<br />

achtjähriger Amtszeit nicht mehr<br />

antreten sollten. Bei Katja Kipping<br />

Das Weltwirtschaftsforum in Davoswurde<br />

1971 vonKlaus Schwab,81, ins Leben gerufen.<br />

Dem Wirtschaftsprofessor,geboren in<br />

Ravensburg,geht es um „ein vernünftiges<br />

Management unserer globalen Probleme“.<br />

Zum Konzept gehörtauch, Politiker jeder<br />

Couleur zu Wort kommen zu lassen.<br />

dem Pariser Klimaschutzabkommen<br />

zu verkünden.<br />

Irgendeine starke Botschaft wird<br />

der US-Präsident in Davos aber bestimmt<br />

setzen wollen. Schließlich beginnt<br />

am selben TaginWashington<br />

das Amtsenthebungsverfahren gegen<br />

ihn. ZumBeispiel könnte sich Trump<br />

mit GretaThunbergzum Plausch treffen.<br />

Bei ihrem ersten Davos-Besuch<br />

vor einem Jahr campierte die schwedische<br />

Klimaaktivistin noch im<br />

Freien. Diesmal darf Thunberg nach<br />

Trump auf der Hauptbühne der Tagung<br />

sprechen, auf persönliche Einladung<br />

des Cheforganisators Schwab.<br />

Allerdings musste Thunberg erste<br />

Termine wie einen Protestmarsch<br />

und eine Pressekonferenz wegen einer<br />

fiebrigen Erkrankung am Montag<br />

absagen. Ein Sprecher der Aktivistin<br />

ging gegenüber der <strong>Zeitung</strong> DieWelt<br />

aber davon aus, dass die 17-Jährige<br />

alle Termine am Dienstag wahrnehmen<br />

werde.<br />

„Wir brauchen Systemwandel,<br />

keinen Klimawandel“, schrieb der<br />

GLOBALER AUSTAUSCH<br />

Historisch war der Handschlag zwischen Israels<br />

Premier Shimon Peres und Palästinenserführer<br />

Jassir Arafat 1994 in Davos. Unter<br />

den rund 3000 Gästen in diesem Jahr ragen<br />

zwei Personen heraus: die schwedische Klimaaktivistin<br />

Greta Thunberg und US-Präsident<br />

Donald Trump.<br />

81-jährige Schwab Thunberg ineinem<br />

Brief, über den der Dokumentarfilmer<br />

MarcusVetter im ARD-Film<br />

„Das Forum“ berichtet. „Ich werde<br />

die Teilnehmer eine Erklärung unterschreiben<br />

lassen, angepasst an<br />

die Verantwortung, die sie im Wirtschafts-<br />

und Finanzwesen und in der<br />

Politik tragen“, sicherte Schwab zu.<br />

Ob sich Thunberg damit zufrieden<br />

gibt? Im Namen der vonihr initiierten<br />

Bewegung „Fridays for Future“<br />

forderte die junge Schwedin in<br />

einem offenen Brief in der britischen<br />

<strong>Zeitung</strong> Guardian alle Davos-Teilnehmer<br />

auf, „unverzüglich und vollständig“<br />

sämtliche Investitionen in<br />

fossile Brennstoffe zu beenden. Und<br />

so treibt das Klima-Thema auch die<br />

Finanzbranche um. Vorwenigen Tagen<br />

sprach sich Larry Fink, Chef des<br />

Vermögensverwalters Blackrock, für<br />

mehr Umweltbewusstsein aus. Fink<br />

kündigte an, sich von Anlagen trennen<br />

zu wollen, die mehr als ein Viertel<br />

ihrer Einnahmen aus der Kohleproduktion<br />

erwirtschaften.<br />

Konkurrenz für Kipping und Riexinger<br />

Janine Wissler und Jan Korte könnten für den Vorsitz der Linkspartei kandidieren<br />

und Bernd Riexinger sind diese<br />

acht Jahre im Juni vorbei. Allerdings<br />

verlautet selbst aus dem Lager<br />

ihrer Kritiker, womöglich<br />

könne sie oder er vielleicht doch<br />

länger amtieren. Im Zweifel wäre<br />

das wohl eher<br />

Kipping, die politisch<br />

gerade<br />

sehr aktiv ist,<br />

sich aber noch<br />

nicht erklärt<br />

hat.<br />

Das dürfte<br />

sie wohl im<br />

März nach der Janine<br />

geplanten Strategiekonferenz<br />

Wissler<br />

in Kassel tun.<br />

Wissler ist seit 2008 Abgeordnete<br />

im hessischen Landtag und dort<br />

Fraktionsvorsitzende.Überdies ist sie<br />

seit 2014 eine der stellvertretenden<br />

Parteivorsitzenden, hat es in der<br />

chronisch polarisierten und aufgeheizten<br />

Partei aber stets vermocht,<br />

sich nicht allzu deutlich auf eine Seite<br />

zu schlagen. Wohl auch deshalb sind<br />

DPA<br />

ihreErgebnisse auf Parteitagen meistens<br />

sehr gut.<br />

Nicht zuletzt Wissler wird zugeschrieben,<br />

dass die Linke bei den vorangegangenen<br />

hessischen Landtagswahlen<br />

stets klar über fünf Prozent<br />

lag.<br />

Freilich verharren<br />

die hessischen<br />

Grünen<br />

fest in der<br />

schwarz-grünen<br />

Koalition. Viel<br />

Jan<br />

Korte<br />

DPA<br />

spricht dafür,<br />

dass dies auf absehbare<br />

Zeit so<br />

bleibt. Die fehlende<br />

Machtperspektive<br />

könnte dazu führen, dass<br />

die Diplom-Politologin Wissler, die<br />

dem trotzkistischen Netzwerk<br />

Marx21 angehört, den Sprung nach<br />

Berlin jetzt wagt. 2017 hatte sie auf<br />

eine Kandidatur für den Bundestag<br />

noch verzichtet.<br />

Unterdessen versuchen die Reformer<br />

in der Linken um Fraktionschef<br />

Dietmar Bartsch, den Parla-<br />

Mit Spannung wird auch der für<br />

Donnerstag geplante Auftritt von<br />

Kanzlerin Angela Merkel erwartet.<br />

Mit dem jüngst beschlossenen Klimaschutzgesetz<br />

müht sich die Bundesregierung,<br />

Deutschlands ramponiertem<br />

Ruf als Klimamusterschüler<br />

wieder gerecht zu werden. Angekündigt<br />

sind weitere23Premierminister,<br />

22 Präsidenten und fünf Angehörige<br />

von Königshäusern. Irans Außenminister<br />

Mohammed Dschawad Sarif<br />

sagte seine Teilnahme ab.<br />

Überlebensfrage der Menschheit<br />

Bundesentwicklungsminister Gerd<br />

Müller sieht Wirtschaft und Industrienationen<br />

in der Pflicht. „Der Klimawandel<br />

ist die Überlebensfrage<br />

der Menschheit. Deshalb müssen<br />

gerade die Wohlhabenden beim Klimaschutz<br />

vorangehen“, sagte der<br />

CSU-Politiker der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

(Redaktionsnetzwerk Deutschland).<br />

„Mein Appell an Davos ist: Der Veranstalter<br />

und die teilnehmenden Organisationen<br />

und Unternehmen<br />

sollten sich klimaneutral stellen“,<br />

sagte Müller.<br />

Grünen-Fraktionschef Anton<br />

Hofreiter warnt vor Schaufensterprojekten.<br />

„Die Wirtschaft darf den<br />

nötigen ökologischen Wandel nicht<br />

oberflächig angehen“, sagte Hofreiter.<br />

„Wer als Unternehmen verantwortlich<br />

und vorausschauend handeln<br />

will, muss den Klimaschutz tief<br />

im eigenen Geschäftsmodell verankern,<br />

Investitionen in klimaschädliche<br />

Geschäftsbereiche drastisch zurückfahren<br />

und stattdessen in neue,<br />

saubere Produkte und Technologien<br />

investieren.“<br />

mentarischen Geschäftsführer der<br />

Bundestagsfraktion, JanKorte,zueiner<br />

Kandidatur zu bewegen. Bartsch<br />

und Korte sind befreundet. Bisher<br />

möchte der 42-jährige gebürtige<br />

Niedersachse, der politisch seit langem<br />

in Sachsen-Anhalt zu Hause ist,<br />

nicht antreten. In Kortes Umfeld<br />

wird jedoch nicht ausgeschlossen,<br />

dass sich dies noch ändernkönnte.<br />

Gemeinsames Papier<br />

Dashätte wohl zur Folge,dass er seinen<br />

Jobals Fraktionsgeschäftsführer<br />

aufgeben müsste. Korte äußert sich<br />

auf Anfrage nicht zu etwaigen Ambitionen.<br />

DerJob als Parteichef gilt wegen<br />

der zahlreichen internen Streitereien<br />

als undankbar.<br />

Wissler und Korte kennen sich<br />

schon lange und haben 2019 ein gemeinsames<br />

Papier zum Umgang mit<br />

dem Rechtsextremismus geschrieben.<br />

Dass beide streng genommen<br />

Westdeutsche sind, würde nicht<br />

mehr so sehr ins Gewicht fallen, weil<br />

Korteschon vorüber 15 Jahren nach<br />

Ostdeutschland zog.<br />

Applaus für<br />

rassistische<br />

Witze<br />

Sachsen-Anhalt: Kritik<br />

nach Büttenrede<br />

VonFelix Huesmann<br />

Eine Büttenrede in der sachsenanhaltischen<br />

Provinz sorgt für<br />

Aufregung. In der Rede auf der<br />

Prunksitzung des Narrenbundes in<br />

Süplingen war am Sonnabend in<br />

rassistischer Manier von „Negern“<br />

und „Asylanten“ die Rede, wie die<br />

Magdeburger Volksstimme berichtet.<br />

Statt mit Protest und Widerspruch<br />

reagierten die Zuschauer in<br />

dem Ortsteil von Haldensleben<br />

demnach vor allem mit Klatschen<br />

und Johlen.<br />

Die <strong>Zeitung</strong> veröffentlichte Auszüge<br />

aus der Büttenrede. Der Redner<br />

habe etwa über die Inschrift auf<br />

dem <strong>Berliner</strong> Reichstagsgebäude<br />

gesprochen. „Dem deutschen<br />

Volke“ steht da. Nordafrika gehört<br />

nicht mehr zu Deutschland. Dashaben<br />

wir verloren“, sagte er demnach.<br />

„Trifft ein Asylant eine Fee“,<br />

habe ein weiterer „Witz“ begonnen.<br />

„Die Feesagt, du hast drei Wünsche<br />

frei. Sagt der Asylant: Als Erstes<br />

wünsche ich mir Geld. Viel Geld für<br />

mich, meine vier Frauen und meine<br />

20 Kinder. Die Fee schaut ins deutsche<br />

Gesetzbuch und sagt: Kein<br />

Problem, bekommst du. Und<br />

schwupps war Geld da.“<br />

Kein Problembewusstsein<br />

Außerdem habe der Büttenredner<br />

erklärt, 87 Prozent der deutschen<br />

Bürger hätten „wie früher in der<br />

DDR“ keine Ahnung. So groß war bei<br />

der letzten Bundestagswahl der Anteil<br />

der Bevölkerung, die nicht die<br />

AfD gewählt haben. Der Mann habe<br />

auf Nachfrage jedoch behauptet,<br />

Zuschauer reagierten auf die umstrittene<br />

Rede mit Johlen und Klatschen.<br />

DPA<br />

diese Zahl sei zufällig gewählt worden,<br />

so die Volksstimme.<br />

Ein großer Teil des Publikums<br />

habe mit Applaus reagiert, lediglich<br />

leises Raunen habe sich teilweise<br />

darunter gemischt. Der Vizepräsident<br />

des Süplinger Narrenbundes<br />

habe in der Büttenrede anschließend<br />

keine problematischen Passagen<br />

erkennen wollen. Der Vereinspräsident<br />

finde zwar nicht alle Passagen<br />

der Rede richtig, habe jedoch<br />

auch kein Problem damit, wenn jemand<br />

„Neger“ sage.<br />

Der Inhalt der Büttenrede sei<br />

schon seit der Generalprobe vor<br />

mehreren Tagen bekannt gewesen.<br />

DasPräsidium habe sie jedoch nicht<br />

unterbinden wollen –mit einemVerweis<br />

auf die Unterdrückung von<br />

Meinungen in der DDR. Im Karnevalsverein<br />

und unter den Zuschauern<br />

habe es jedoch auch kritische<br />

Stimmen gegeben.<br />

Die stellvertretende Vorsitzende<br />

der Linksfraktion im Landtag von<br />

Sachsen-Anhalt, Eva von Angern,<br />

forderte nun strafrechtliche Konsequenzen<br />

für die Büttenrede. „Dagegen<br />

muss hart vorgegangen werden,<br />

das ist auch strafrechtlich relevant“,<br />

sagte sie der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />

Deutschland) am<br />

Montag und fügte hinzu:„Das gehört<br />

nicht nur nicht in den Karneval. Das<br />

gehört nirgendwohin. Auch Büttenreden<br />

dürfen nicht alles.“<br />

Auch auf Twitter wurde die Büttenrede<br />

am Montag vielfach kritisiert.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 17 · D ienstag, 21. Januar 2020 5 *<br />

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Politik<br />

Warten auf den Frieden: regierungstreue Kämpfer in Libyens Hauptstadt Tripolis.<br />

AFP/MAHMUD TURKIA<br />

Kriegsmüde<br />

Es gibt jetzt ein Abkommen, das die vielen Konflikte in Libyen befrieden soll. Doch wie realistisch sind die Pläne?<br />

VonJan Kuhlmann<br />

und Johannes Schmitt-Tegge<br />

Seit neun Jahren tobt in Libyen<br />

ein Bürgerkrieg –nun<br />

will der <strong>Berliner</strong> Gipfel den<br />

Wegzurück zu einem politischen<br />

Prozess bahnen. Vertreten warendie<br />

wichtigsten Mächte,die in Libyen<br />

mitmischen. DasAbschlussdokument<br />

enthält zahlreiche Punkte,<br />

die zum Ende der Gewalt führen sollen.<br />

Die Unterzeichner vermeiden<br />

Euphorie. Sie wissen, dass die Umsetzung<br />

des Abkommens schwer<br />

werden wird. EinRealitätscheck.<br />

Waffenstillstand: Die Erklärung ruft<br />

alle Konfliktparteien auf, ihre Anstrengungen<br />

für einen dauerhaften<br />

Waffenstillstand zu verstärken. Ein<br />

Ende der Kämpfe wäre die Voraussetzung<br />

für alle weiteren Schritte.<br />

Dabei ist jedoch vor allem fraglich,<br />

ob der mächtige General Chalifa<br />

Haftar dazu bereit ist. Anders als sein<br />

Gegenspieler Fais al-Sarradsch, Chef<br />

der international anerkannten Regierung,<br />

weigert ersich, einen Waffenstillstand<br />

zu unterzeichnen.<br />

Haftar hatte im Frühjahr vergangenen<br />

Jahres eine Offensive auf Tripolis<br />

begonnen, wo die Sarradsch-<br />

Regierung sitzt. Haftars selbst ernannte<br />

Libysche Nationalarmee<br />

(LNA) konnte seitdem zusammen<br />

mit lokalen Verbündeten große Gebiete<br />

unter Kontrolle bringen. Ohne<br />

starken Druck von außen dürfte<br />

Haftar kaum Anreiz verspüren, seine<br />

Operation zu beenden.<br />

Keine ausländische Einmischung: Die<br />

Unterzeichner sagen zu, sich nicht in<br />

den Bürgerkrieg einzumischen. Allerdings<br />

gibt es viele unterschiedliche<br />

Interessen und mindestens genauso<br />

viel Misstrauen. Ein Beispiel:<br />

Russland, Ägypten und die Vereinigten<br />

Arabischen Emirate (VAE) unterstützen<br />

zwar Haftar, verfolgen aber<br />

nicht unbedingt dieselben Ziele. So<br />

wollte Moskau den General zu einem<br />

Waffenstillstand drängen –Ägypten<br />

und die VAEsollen sich jedoch quer<br />

gestellt haben. Keine Seite dürfte zudem<br />

von sich aus anfangen, die Unterstützung<br />

zu beenden, ohne dass<br />

die Gegenseite dasselbe tut –sowill<br />

Haftar einen Abzug der türkischen<br />

Truppen, die Sarradsch unterstützen.<br />

Die Türkei wiederum wird nur<br />

dann abziehen, wenn Haftar keine<br />

ausländische Hilfe mehr erhält.<br />

Auflösung bewaffneter Gruppen:<br />

Diese Forderung tauchte 2015 in einer<br />

von den UN vermittelten politischen<br />

Vereinbarung auf. Sie scheint<br />

schwer durchsetzbar:InLibyenkonkurrierten<br />

schon vor Haftars Angriff<br />

zahlreiche Gruppen um Macht.<br />

Seine Offensive hat zwar Gruppen<br />

vereint, die vorher teils offen gegeneinander<br />

kämpften. Ihre alten Konflikte<br />

könnten aber neu ausbrechen,<br />

wenn der gemeinsame Feind auf der<br />

jeweils anderen Seite verschwindet.<br />

BeiAuflösung einer Gruppe könnten<br />

deren unnachgiebige Mitglieder<br />

auch neue Bündnisse formen.<br />

Umsetzung des Waffenembargos:<br />

Das UN-Waffenembargo für Libyen<br />

„Es wird ein breites Instrumentarium debattiertwerden,<br />

was die EU tun kann. Dafür müssen<br />

aber erst die Voraussetzungen geschaffen<br />

werden. Die haben wir noch nicht.“<br />

Außenminister Heiko Maas drückt die Erwartungshaltung der Bundesregierung aus.<br />

gilt seit 2011, trotzdem verstoßen andere<br />

Länder regelmäßig dagegen.<br />

Mit der <strong>Berliner</strong> Vereinbarung soll<br />

die Einhaltung nun noch stärker„auf<br />

See, aus der Luft und an Land“ und<br />

durch Satellitenaufnahmen kontrolliert<br />

werden. Wirkliche Chancen<br />

hätte das Embargo wohl erst, wenn<br />

der UN-Sicherheitsrat die verantwortlichen<br />

Länder bei Verstößen mit<br />

harten Sanktionen belegen würde.<br />

Das scheint wegen der Differenzen<br />

im UN-Gremium unwahrscheinlich.<br />

Rückkehr zum politischen Prozess:<br />

Dieser soll weiter unter Federführung<br />

der UN laufen, und zwar im<br />

Rahmen des politischen Abkommens,<br />

das libysche Vertreter unter<br />

UN-Vermittlung ausgehandelt und<br />

Ende 2015 unterschrieben hatten. Es<br />

führte unter anderem zur Bildung<br />

der internationalen anerkannten<br />

Sarradsch-Regierung. Haftar und<br />

das mit ihm Verbündete Parlament<br />

in der ostlibyschen Stadt Tobruk erkennen<br />

dieses Abkommen jedoch<br />

nicht an –der General selbst erklärte<br />

es Ende 2017 für nichtig. Es ist deshalb<br />

eine sehr brüchige Grundlage<br />

für einen politischen Prozess.<br />

Schutz der Öl-Infrastruktur: Libyen<br />

besitzt die größten nachgewiesenen<br />

Erdölvorkommen Afrikas, und Ölsowie<br />

Gasexporte sind heute die fast<br />

einzig verbleibenden Einnahmequellen<br />

des Landes. Seit 2011 werden<br />

diese Ressourcen im Machtkampf<br />

gewissermaßen als Geisel genommen.<br />

Haftars Truppen und Verbündete<br />

kontrollieren den Zugang<br />

zu den wichtigsten Terminals. Der<br />

Schutz der Ölfelder, Pipelines und<br />

Exporthäfen hängt nach Einschätzung<br />

des Vorsitzenden der Nationalen<br />

Erdölgesellschaft (NOC) daher<br />

direkt davon ab,obsich eineWaffenruhe<br />

im Land dauerhaft durchsetzen<br />

lässt und die Kämpfe enden.<br />

Mission der Bundeswehr: Einsolcher<br />

Einsatz ist nicht Teil des <strong>Berliner</strong> Abkommens,<br />

wird aber diskutiert. Die<br />

Bundeswehr könnte – zusammen<br />

mit anderen europäischen Armeen –<br />

einen dauerhaften Waffenstillstand<br />

in Libyen überwachen. Doch die<br />

Bundesregierung bremst. Sie verweist<br />

darauf, dass dafür zunächst<br />

einmal ein Waffenstillstand umgesetzt<br />

werden müsste. Auch danach<br />

würde eine solche Mission einige Risiken<br />

bergen –ineinem zersplitterten<br />

Land, in dem zahlreiche Milizen<br />

um Einfluss buhlen und deren<br />

Chaos sich Terrorgruppen zunutze<br />

machen. (dpa)<br />

„Der Schlüssel zum gegenseitigen Verständnis ist der Jugendaustausch“<br />

Als ich Mitte der 80er-Jahre in<br />

Haifa geboren wurde, gab es in<br />

Israel noch vermehrt Stimmen, die<br />

sich weigerten, Kontakt zu Deutschland<br />

oder gar Deutschen zu haben.<br />

Durchsetzen konnten sie sich nicht:<br />

Heute verbinden 92 Direktflüge pro<br />

Woche Israel und Deutschland. Vor<br />

einem Jahr habe ich meinen Posten<br />

als Sprecherin der israelischen Botschaft<br />

in Berlin angetreten und<br />

habe mich seitdem oft gefragt, was<br />

sich in den letzten 30 Jahren veränderthat.<br />

Die heutigen Beziehungen zwischen<br />

Israel und Deutschland sind<br />

ein komplexes und vielfältiges System<br />

persönlicher, beruflicher und<br />

institutioneller Beziehungen auf verschiedenen<br />

Ebenen zwischen Menschen,<br />

zivilgesellschaftlichen Organisationen,<br />

Privatunternehmen,<br />

Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen,<br />

Hochschulen, kulturellen<br />

Institutionen, Ministerien, Sicherheitsinstitutionen<br />

und Staatsoberhäuptern.<br />

Sie treten in der Gegenwart<br />

vor dem Hintergrund einer<br />

Geschichte auf, die unsere beiden<br />

Nationen für immer miteinander<br />

verbindet. Gleichzeitig gibt es vermehrt<br />

Störmeldungen, die die Ge-<br />

schichte von Aufarbeitung, Aussöhnung<br />

und Zusammenwachsen zurückwerfen.<br />

Zuletzt kam eine Studie<br />

im Auftrag des Jüdischen Weltkongresses<br />

zu dem Ergebnis,dass der israelbezogene<br />

Antisemitismus in<br />

Deutschland bei 40 Prozent liegt.<br />

Zeitweise schien es dieses Jahr, dass<br />

kein Monat ohne eine Attacke auf einen<br />

Rabbi verstrich, und im Oktober<br />

kam die erschreckende Nachricht,<br />

dass ein deutscher Neonazi in Halle<br />

unter betenden Juden ein Massaker<br />

veranstalten wollte und dabei zwei<br />

unschuldige Menschen erschoss.<br />

Frage: Reicht Bildung?<br />

Seit meiner Ankunft in Deutschland<br />

wurde ich mehrmals sowohl als<br />

israelische Diplomatin, als Jüdin, als<br />

Enkelin von Deutschen, die in den<br />

1930er Jahren vordem Naziterror geflohen<br />

sind, und auch als Enkelin von<br />

Auschwitz-Überlebenden gefragt, ob<br />

ich glaube, dass auch in 20 Jahren<br />

noch deutsche SchülerVernichtungslager<br />

besuchen sollten. DerBesuch ist<br />

wichtig und bedeutsam. Aber es<br />

reicht nicht aus,Vernichtungslager zu<br />

besuchen, um das Ausmaß dieses<br />

brutalen Phänomens zu verstehen,<br />

durch das weltweit ein Drittel aller Juden<br />

in den von den Nazis und ihren<br />

Gastbeitrag<br />

Shir Gideon, Sprecherin<br />

der Botschaft Israels in Deutschland,<br />

über die Zukunft der Beziehungen<br />

VonShir Gideon<br />

TWITTER/ SHIR GIDEON<br />

Helfern geführten Todesfabriken ermordet<br />

wurden, und zu vermitteln,<br />

dass ein monströses Verbrechen wie<br />

dieses nie wieder passieren darf.<br />

Brauchen deutsche Schüler diesen<br />

Besuch? Die Antwort betrifft<br />

nicht nur die israelisch-deutschen<br />

Beziehungen, sondern ist zusätzlich<br />

eine innerdeutsche Frage, deren Beantwortung<br />

von der deutschen Gesellschaft<br />

und der deutschen Regierung<br />

gegeben werden muss, insbesondere<br />

angesichts des zunehmenden<br />

Antisemitismus.<br />

Denn auch wenn die Frage der<br />

persönlichen Schuld für die dritte<br />

Generation nach dem Holocaust irrelevant<br />

ist, ist die kollektiveVerantwortung<br />

heute mindestens genauso<br />

wichtig wie in der Zeit unmittelbar<br />

nach Kriegsende. Die Geschichtswissenschaften<br />

sind ein wichtiges<br />

Scharnier zur Vermittlung dieser<br />

Verantwortung. In erster Linie eine<br />

akademische Disziplin, sind ihre<br />

Forschungsergebnisse ein Mittel<br />

zur Gestaltung einer besseren Gegenwartund<br />

Zukunft. Eine gleichermaßen<br />

tragende Rolle fällt der politischen<br />

Bildung zu, die dazu beitragen<br />

soll, einen belastbaren Demokratiebegriff<br />

zu entwickeln und<br />

aufrechtzuerhalten.<br />

Das geschieht aber nicht nur<br />

durch Lehrbücher oder Museumsbesuche.<br />

Umein komplexes Demokratieverständnis<br />

und dessen Relevanz<br />

für die Gesellschaft als Ganzes<br />

zu vermitteln, ist eine Auseinandersetzung<br />

mit dem dunkelsten Kapitel<br />

der Menschheitsgeschichte unumgänglich.<br />

DerBeschlagnahmung des Eigentums<br />

von deutschen Bürgern mit jüdischer<br />

Abstammung und ihre organisierteVernichtung<br />

sind Dämonisierung,<br />

soziale Ausgrenzung, Rechtsverweigerung<br />

und die Aberkennung<br />

der Staatsbürgerschaft vorausgegangen.<br />

Die Konzentrations- und Vernichtungslager<br />

liefern nach wie vor<br />

ein greifbares Bild eines unvorstellbaren<br />

Ausmaßes an Bösem und Grausamkeiten,<br />

zeugen aber nicht zuletzt<br />

von einem zuvor fehlenden soliden<br />

Konzept von Demokratie, geringer<br />

sozialer Verantwortung für Minderheiten<br />

sowie abgeschaffter Menschen-<br />

und Bürgerrechte.<br />

Die deutsch-israelischen Beziehungen<br />

haben sich im Schatten des<br />

Holocaust gebildet und entwickelt.<br />

Um eine bessere und stabilere Zukunft<br />

zu erschaffen, müssen wir danach<br />

streben, gemeinsame Erfahrungen<br />

zu etablieren. Zum einen sollten<br />

sie die Vergangenheit verarbeiten,<br />

aber gleichzeitig zeitgemäß dem Israel<br />

und dem Deutschland des dritten<br />

Jahrtausends entsprechen. Der<br />

Schlüssel hierzu ist der Jugendaustausch,<br />

der zum gegenseitigen Verständnis<br />

beiträgt, Stereotypen beseitigt<br />

und Toleranz fördert, was sich positiv<br />

auf beide Gesellschaften auswirken<br />

wird.<br />

Dadurch könnte sichergestellt<br />

werden, dass die Beziehungen weiterhin<br />

ein Anker sind, der Israel und<br />

Deutschland verbindet, dass sie auf<br />

Partnerschaften und gemeinsamen<br />

Werten als auch auf Interessen basieren<br />

und damit beiden Völkern einen<br />

echten Mehrwert bieten.


6 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 17 · D ienstag, 21. Januar 2020<br />

·························································································································································································································································································<br />

Wirtschaft<br />

DAX-30 in Punkten<br />

21.10.19<br />

MÄRKTE<br />

▲ 13539,53 (+0,10 %)<br />

Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />

21.10.19<br />

Euro in US-Dollar<br />

21.10.19<br />

Stand der Daten:20.01.2020 (16:45 Uhr)<br />

Alle Angaben ohne Gewähr<br />

Gewinner<br />

20.1.20<br />

▼ 65,05 (–0,46 %)<br />

20.1.20<br />

▼ 1,1085 (–0,21 %)<br />

Quelle<br />

aus DAXund MDAX vom20.01.zum Vortag<br />

20.1.20<br />

Qiagen 32,38 +4,49 WWWWWWWWWWW<br />

Rheinmetall 107,85 +2,96 WWWWWWWW<br />

Hochtief 120,20 +2,74 WWWWWWW<br />

ProSiebenSat.1 13,40 +2,25 WWWWWW<br />

CTS Eventim 60,05 +2,21 WWWWWW<br />

Rational 729,50 +2,10 WWWWWW<br />

Verlierer<br />

aus DAX und MDAX vom 20.01. zum Vortag<br />

Commerzbank 5,17 WWWWWW –2,25<br />

DeliveryHero 68,46 WWWWWW –2,20<br />

Deutsche Bank NA 7,43 WWWWWW –2,15<br />

Lufthansa vNA 14,98 WWWWW –1,77<br />

Zalando 46,30 WWWWW –1,72<br />

DialogSemic. NA 43,97 WWWWW –1,63<br />

Leitbörsen imÜberblick<br />

52-WochenHoch/Tief 20.01. ±%z.17.01.<br />

Euro Stoxx 50 (EU) –0,28<br />

3814/3094 3797,74<br />

CAC 40(FR) – 0,41<br />

6110/4820 6075,66<br />

S&P UK(UK) – 0,28<br />

1562/1363 1543,54<br />

RTS (RU) +0,53<br />

1652/1152 1646,47<br />

IBEX (ES) –0,27<br />

9710/8409 9655,60<br />

Dow Jones (US) +0,17<br />

29374/24244 29348,10*<br />

Bovespa (BR) +0,69<br />

118564/89409118364,40<br />

Nikkei (JP) +0,18<br />

24116/20111 24083,51<br />

Hang Seng (HK) –0,71<br />

30280/24900 28800,63<br />

Stx Singap. 20 (SG) +0,04<br />

1673/1464 1672,50<br />

Tagesgeld Zins p.a. für Beträge<br />

Kundenkontakt ab 1€ 5.000€ 50.000€<br />

Renault Bank direkt */**<br />

renault-bank-direkt.de 0,45 0,45 0,45<br />

Advanzia **<br />

advanzia.com - 0,30 0,30<br />

Akbank<br />

akbank.de 0,26 0,26 0,26<br />

PSA Direktbank **<br />

psa-direktbank.de 0,25 0,25 0,25<br />

RaboDirect **<br />

rabodirect.de 0,25 0,25 0,25<br />

ING *<br />

ing.de 0,25 0,25 0,25<br />

Postbank<br />

postbank.de 0,01 0,01 0,01<br />

Santander<br />

santander.de 0,01 0,01 0,01<br />

Targobank<br />

targobank.de 0,01 0,01 0,01<br />

Commerzbank<br />

069/98660966 0,00 0,00 0,00<br />

<strong>Berliner</strong> Sparkasse<br />

030/86986969 0,01 0,01 0,01<br />

<strong>Berliner</strong> Volksbank<br />

030/30633300 0,001 0,001 0,001<br />

Mittelbrandenburgische Sparkasse (Online)<br />

mbsdirekt.de 0,001 0,001 0,001<br />

Sparda-Bank Berlin<br />

030/42080420 - 0,001 0,001<br />

BBBank<br />

bbbank.de 0,00 0,00 0,00<br />

Mittelwert von 85 Banken 0,09 0,09 0,09<br />

*Neukunden /Neuanlagen<br />

** Einlagensicherung 100.000 Euro<br />

ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />

(Mittwoch), Sparbriefe (Donnerstag), Edel- &NE-Metalle (Freitag),<br />

Baudarlehen (Samstag).<br />

Quelle: FMH-Finanzberatung<br />

Die Bahn sucht Mitarbeiter–und stelltaucheinigeehemalige Langzeitarbeitslose ein.<br />

Von Rasmus Buchsteiner<br />

Betriebe nutzen nach einer Studie<br />

des Deutschen Gewerkschaftsbundes<br />

(DGB) befristete Arbeitsverträge<br />

vorallem zur Erprobung vonBeschäftigten.<br />

Diemit Abstand am häufigsten<br />

genannten Gründe seien das<br />

sogenannteScreening oder die Erprobung<br />

von Beschäftigten. Zudem würden<br />

Befristungen mit dieser Begründung<br />

tendenziell zunehmen, heißt es<br />

inderUntersuchung,diedemRedaktionsNetzwerkDeutschland<br />

(RND) vorliegt.<br />

42ProzentderbefragtenUnternehmen<br />

hätten 2018 beim Betriebspanel<br />

des Forschungsinstituts der Bundesagenturfür<br />

Arbeit (IAB) entsprechende<br />

Angabengemacht. „Dazu kommen<br />

noch 2 Prozent von Betrieben, die<br />

Neue Perspektiven<br />

Zehntausende Ex-Langzeitarbeitslose haben wieder einen regulären Job.Der Staat zahlt Zuschüsse<br />

Von Rasmus Buchsteiner<br />

Ich bin zufrieden“, sagt Mike<br />

Jordan. „Und ich bin happy,<br />

dass ich hier eine Chance bekommen<br />

habe.“ Der47-Jährige<br />

mit den breiten Schultern steht an<br />

Gleis 7des <strong>Berliner</strong> Ostbahnhofs. Er<br />

trägt Arbeitshandschuhe,dazu Blaumann<br />

und eine orangefarbene<br />

Warnweste.Seine Aufgabe ist es,den<br />

Bahnhof sauber zu halten. Das bedeutet:<br />

Müll aufsammeln, Toiletten<br />

reinigen, den Boden wischen. Seit einigen<br />

Wochen nun hat Jordan diesen<br />

Job. Es ist sein erster nach mehr als<br />

fünf Jahren Arbeitslosigkeit, nach<br />

mehr als fünf Jahren Leben mit<br />

HartzIV.<br />

Das alles liegt nun hinter ihm.<br />

Undauch hinter fast 42000 Männern<br />

und Frauen, die über Jahre hinweg<br />

keine Chance auf einen sozialversicherungspflichtigen<br />

Job und von<br />

ihrem Jobcenter allenfallsdannund<br />

wann eine Fördermaßnahme angeboten<br />

bekamen –aber nichts mit Tariflohn<br />

und zu regulären Konditionen.<br />

Mit dem sozialen Arbeitsmarkt<br />

wollte die große Koalition –insbesonderejedoch<br />

die SPD –neue Perspektiven<br />

für Langzeitarbeitslose<br />

schaffen.<br />

Hinter alledem verbirgt sich ein<br />

Kombilohnmodell. Bedeutet: Der<br />

Staat zahlt Lohnkostenzuschüsse.<br />

Im ersten Jahr liegen diese je nach<br />

Fördervariante bei 75 oder 100 Prozent,<br />

später sinken sie ab. 4Milliarden<br />

Euro hat die Bundesregierung<br />

MEHR ARBEITSLOSE DURCH HANDELSHEMMNISSE<br />

Jobs fehlen: Ein geringes<br />

Wachstum der Weltwirtschaft<br />

dürfte die Zahl der<br />

Arbeitslosen nach neun Jahren<br />

Stabilität erstmals wieder<br />

in die Höhe treiben. Die<br />

Weltarbeitsorganisation<br />

(ILO) rechnet für 2020 weltweit<br />

mit 2,5 Millionen mehr<br />

Arbeitslosen als im vergangenen<br />

Jahr.Das entspreche<br />

der Zahl der jungen Menschen,<br />

die neu auf den<br />

Arbeitsmarkt kommen. Es<br />

würden nicht genügend neue<br />

Jobs geschaffen, um die<br />

Menschen zu beschäftigen.<br />

Rückgang in Europa: Entgegendem<br />

weltweiten Trend<br />

geht die Zahl der Arbeitslosen<br />

in Nord-, Süd- und Westeuropa<br />

noch einmal zurück –<br />

von15,6 Millionen im vergangenen<br />

Jahr auf 15,3 Millionen<br />

im laufenden Jahr,<br />

wie die ILO schreibt. Handelshemmnisse<br />

und Protektionismus<br />

könnten aber bedeutende<br />

Folgen haben,<br />

warnt die Organisation. Im<br />

kommenden Jahr werde die<br />

Zahl in dieser Region wohl<br />

auf 15,4 Millionen Arbeitslose<br />

steigen.<br />

Über die Probezeit hinaus<br />

DGB: Viele Betriebe befristen Verträge nur deshalb, weil sie Arbeitskräfte testenwollen<br />

Problem mit Jugendlichen:<br />

Die ILO schätzt, dass bei<br />

weltweit 5,7 Milliarden Menschen<br />

im arbeitsfähigen Alter<br />

(ab 15 Jahren) in diesem<br />

Jahr 188 Millionen Menschen<br />

arbeitslos sind. Zusätzlich<br />

hätten 165 Millionen<br />

Menschen nicht genügend<br />

bezahlte Arbeit. Insgesamt<br />

dürften 267 Millionen<br />

jungeMenschen zwischen<br />

15 und 24 Jahren weder in<br />

Arbeit noch Ausbildung<br />

sein –eine Zahl, die die<br />

Weltarbeitsorganisation „erschütternd“<br />

nennt.<br />

dafür bereitgestellt. Die rechtliche<br />

Grundlage, das sogenannte Teilhabechancengesetz,<br />

ist nun seit einem<br />

Jahr in Kraft. 500 Millionen Euro sind<br />

bereits ausgegeben.<br />

Arbeitsminister Hubertus Heil<br />

nutzte einenOrtstermin am Montag<br />

am <strong>Berliner</strong> Ostbahnhof, um Bilanz<br />

zu ziehen. Kaum verwunderlich: Aus<br />

Sicht des SPD-Politikers ist das Ganze<br />

einErfolg.<br />

Menschen, so seine Botschaft, die<br />

sehr lange arbeitslos gewesen seien,<br />

bekämen nun eine geregelte Beschäftigung.<br />

Arbeit statt Arbeitslosigkeit<br />

zu finanzieren, darum soll es<br />

gehen.<br />

70 Prozent der Unternehmen, die<br />

geförderte Jobs in diesem Rahmen<br />

anbieten, seien übrigens Privatfirmen<br />

und nicht Kommunen oder gemeinnützige<br />

Träger.„MitCoachings<br />

und Lohnkostenzuschüssen unterstützen<br />

wir die Unternehmen dabei“,<br />

sagt der Minister. Arbeit gebe<br />

Struktur und Anerkennung und sorge<br />

für soziale Kontakte.Sie sei„mehr<br />

als Broterwerb“.<br />

hauptsächlichbefristen, weil sie glauben,<br />

das würde die Motivation der Beschäftigten<br />

steigern“, heißt es in der<br />

Untersuchung. Damit würden knapp<br />

45 Prozent der Unternehmen durch<br />

befristete Arbeitsverträge bestehende<br />

gesetzliche Möglichkeiten ausnutzen,<br />

um Beschäftigteüberdie Probezeit hinaus<br />

zu testen und zu „motivieren“.<br />

DGB-Vorstandsmitglied Annelie<br />

Buntenbach sagte, die Leidtragenden<br />

vonBefristungen seiendie Beschäftigten.„DieChancenaufAufstiegund<br />

ein<br />

gutes Einkommen sinken, während<br />

das Risikofür Armutund Arbeitslosigkeit<br />

steigt“, sagte sie. Schwarze Schafe<br />

bei sachgrundlosen Befristungen seien<br />

große Unternehmen mit mehr als<br />

250 Mitarbeitern. „Die Befristungen<br />

dienendazu,dasPersonalzuerproben<br />

undzuflexibilisieren“,kritisierteBuntenbach.„Dasist<br />

aber durch eine hierzulande<br />

im europäischen Vergleich<br />

ohnehin schon lange Probezeit jetzt<br />

schon gesetzlich möglich, dazu<br />

braucht es keine Befristungen.“<br />

Laut DGB-Untersuchung hatten<br />

2018 rund 3,2 Millionen Menschen<br />

einenbefristetenArbeitsvertrag–doppelt<br />

so viele wie 1996. Fast jede zweite<br />

Neueinstellung erfolge befristet, heißt<br />

es in der Expertise.Kurzfristige Befristungen<br />

mit weniger als einem Jahr<br />

Dauer machen demnach 56 Prozent<br />

aller aktuellen Befristungen aus. Bei<br />

21,2 Prozent geht es um zwölf Monate<br />

bis zwei Jahre.<br />

Die DGB-Studie verweist auf eine<br />

geringereArbeitszufriedenheit bei befristet<br />

Beschäftigten. 2018 hätten sich<br />

lediglich knapp 6Prozent von ihnen<br />

bewusst für ein befristetes Arbeitsver-<br />

FOTO: DANIEL BOCKWOLDT/DPA<br />

Mike Jordan sieht das alles ganz<br />

ähnlich. Der gelernte Maurer wollte<br />

raus aus HartzIV. „Ich habe vieleBewerbungen<br />

geschrieben. Aber als alleinerziehender<br />

Vater hatte ich es<br />

schwer, habe viele Absagen bekommen“,<br />

berichtet er. Und was noch<br />

hinzukam: Jordan erkrankte, erlitt<br />

unter Epilepsie. Schließlich machte<br />

er eine Umschulung zum Gebäudereiniger<br />

–und bekamvom Jobcenter<br />

den Tipp, esdoch mal bei der Bahn<br />

zu versuchen.<br />

Nunsteht Jordan an Gleis 7, nicht<br />

nur mit Heil, sondern auch mit Konzernpersonalvorstand<br />

Martin Seiler.<br />

Der Manager hat bereits angekündigt,<br />

dass die Männer und Frauen,<br />

die nun in Berlin, Köln und Wanne-<br />

Eickel im Zugedieses Jobprogramms<br />

bei der Bahn tätig sind, sicherlich<br />

auch übernommen werden. ZumindestunterderVoraussetzung,dasses<br />

keine größeren Schwierigkeiten gebe.<br />

Um17Beschäftigte geht es da.<br />

Angesichts von205 000 Mitarbeitern<br />

im gesamtenKonzernist die Zahl allerdings<br />

vergleichsweise gering. Die<br />

vonchronischem Arbeitskräftemangel<br />

geplagte Bahn sieht ihr Engagement<br />

gegen Langzeitarbeitslosigkeit<br />

vorallemals Beitrag zur Übernahme<br />

gesellschaftlicher Verantwortung.<br />

Der Vorstand der Bundesagentur<br />

für Arbeit, Daniel Terzenbach, befand:<br />

„Der soziale Arbeitsmarkt<br />

funktioniert.“ Allerdings seien immer<br />

noch rund 700000 Menschen<br />

von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen.<br />

hältnis entschieden. Laut Untersuchung<br />

betreffen nur auf einen bestimmten<br />

Zeitraum angelegte Jobs vor<br />

allem deutsche Arbeitnehmer zwischen<br />

25 und 40 Jahren mit Abschluss<br />

in AusbildungoderStudium.<br />

Beibefristet Angestellten ist das Risiko,<br />

arbeitslos zu werden, den Angaben<br />

zufolge viermal so hoch wie bei<br />

Beschäftigten mit unbefristetem Vertrag:<br />

„Ein häufiges Abwechseln zwischen<br />

befristeter Beschäftigung und<br />

Arbeitslosigkeit ist mit hohen Risiken<br />

verbunden,bishinzueinemAbdriften<br />

ins Hartz-IV-System, wenn Anwartschaftszeiten<br />

fürs Arbeitslosengeld<br />

nicht gesammelt werden können.“<br />

Laut Koalitionsvertrag vonUnion und<br />

SPD sollen sachgrundlose Befristungen<br />

künftig per Gesetz eingeschränkt<br />

werden.<br />

VW will jetzt<br />

doch Batterien<br />

aus China<br />

Kooperation mit Hersteller<br />

Guoxuangeplant<br />

Von Jan-Henrik Petermann<br />

In Salzgitter stelltVWauch selbst Batteriezellen<br />

her.<br />

FOTO: JULIAN STRATENSCHULTE/DPA<br />

D erchinesischeBatteriehersteller<br />

Guoxuan verhandelt mit Volkswagen<br />

über eine mögliche Zusammenarbeit.<br />

Es solle generell um Technik,<br />

Produkte und Kapital gehen,<br />

hieß es am Montag in einer Mitteilung<br />

des Unternehmens. Beide SeitenhättenaberbisherkeineEinigung<br />

auf eine spezifische Kooperation, deren<br />

Methoden und Inhalte sowie<br />

Preise und andereAspekte erzielt.<br />

VW hatte die Gespräche mit Guoxuan<br />

bereits am vergangenen Freitag<br />

nicht kommentieren wollen. Der<br />

deutsche Konzernwill seine Elektroautoflotte<br />

in den kommenden Jahren<br />

stark ausbauen, dafür –zumindest<br />

auf mittlere Sicht –aber vor allem<br />

eigene Komponenten statt externer<br />

Zulieferungen einsetzen.<br />

Guoxuan erklärte,essei keine Verpflichtung<br />

oder andere Regelung für<br />

eineZusammenarbeitmitdenWolfsburgernunterschrieben<br />

worden. „Es<br />

herrscht bedeutende Unsicherheit<br />

über die genannten Angelegenheiten“,<br />

hieß es in einem Bericht, wonach<br />

Volkswagen einen 20-prozentigen<br />

Anteil an der Firma erwerben<br />

und damit nach Gründer Li Zhen<br />

zweitgrößter Eigner werden wolle.<br />

China hat als wichtigster Automarkt<br />

der Welt eine enorme Bedeutung<br />

für VW.Allein in diesem Jahr will<br />

der Konzern mit seinen Joint-Venture-Partnern<br />

im Land mehr als<br />

4Milliarden Euro ausgeben –40Prozent<br />

davon sollen in die E-Mobilität<br />

fließen. Ziel ist es,imJahr 2025 in China<br />

1,5 Millionen Elektroautos ausliefernzukönnen.<br />

DasAutogeschäft hatte sich in der<br />

Volksrepublik zuletzt deutlich abgekühlt,<br />

auch aufgrund des insgesamt<br />

nicht mehr ganz so hohen Wirtschaftswachstums.Der<br />

VW-Konzern<br />

kamdabeiimVergleichzumanchanderem<br />

Hersteller noch relativ gut<br />

weg: Im vergangenen Jahr konnten<br />

die Auslieferungen der Konzernmarken<br />

im Reich der Mitte noch einmal<br />

leicht um 0,6 Prozent auf insgesamt<br />

4,234 Millionen Autos zulegen. Das<br />

entspricht mittlerweile fast 40 Prozent<br />

der weltweiten Verkäufe.<br />

Weil deutsche Hersteller bisher<br />

stark von Batteriezellenlieferanten<br />

aus Ostasien abhängig sind, will VW<br />

künftig vorallem auf eigene Bauteile<br />

setzen. Vondiesem Frühjahr an baut<br />

das Unternehmen mit dem schwedischen<br />

Partner Northvolt eine Zellfertigung<br />

in Salzgitter auf. Eine Pilotanlage<br />

läuft dort bereits. In Braunschweig<br />

startete zudem schon die<br />

erste von zwei Produktionslinien für<br />

eigeneBatteriesysteme.UnddasVW-<br />

Werk Kassel verantwortet große Teile<br />

der Elektroantriebe.<br />

Bis die eigenen Komponenten<br />

weltweit in großen Mengen bereitstehen,<br />

dürfte es aber noch dauern.<br />

Der Ausbau weiterer Kooperationen<br />

könnte daher ein Zwischenschritt<br />

sein. Der1998 gegründete,mittelgroße<br />

Hersteller Guoxuan sitzt in Hefei<br />

in der Provinz Anhui, wo Volkswagen<br />

in einem Joint Venture mit dem chinesischen<br />

Autobauer JACelektrische<br />

Autos bauen will. (dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 17 · D ienstag, 21. Januar 2020 7<br />

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Wirtschaft<br />

Sono kann<br />

weiter E-Autos<br />

bauen<br />

Crowdfundingkampagne<br />

bringt 50 Millionen Euro<br />

Von Thomas Magenheim<br />

Die Botschaftist kurz, aber sie hat<br />

es in sich: „Wir haben es geschafft“,<br />

hat das Münchner Elektroauto-Start-up<br />

Sono Motors am Wochenende<br />

verkündet. Zwei Tage vor<br />

Ablauf einer letzten Fristam20. Januar<br />

füreineungewöhnlicheGeldsammelaktion<br />

sind die benötigten<br />

50 Millionen Euro zusammengekommen.<br />

Ohne diese Summe wäre das<br />

ambitionierte Vorhaben, ein mit Solarzellen<br />

bestücktes Elektroauto in<br />

Seriezubauen,beendet gewesen.<br />

Die Sono-Macher hatten sich zuvormit<br />

traditionellen Investoren zerstritten,weildie<br />

denKursder beiden<br />

Gründer Jona Christians und Laurin<br />

Hahn nicht mitgehen wollten. Das<br />

Duo pocht darauf, ihr Auto mit dem<br />

Markennamen Sion unter strikt<br />

nachhaltigen Kriterien inEuropa zu<br />

bauen und nur Zuliefererzuzulassen,<br />

die sich Nachhaltigkeitskriterienverpflichten.MöglicheGeldgeberhatten<br />

dagegen eine möglichst billige Produktion<br />

verlangt.<br />

Zwei Welten waren aufeinandergeprallt<br />

mit Renditeinteressen traditioneller<br />

Investoren aufder einen Seite<br />

und dem Ökoziel,ein selbstladendes<br />

und zum Verleihen ausgelegtes<br />

Elektroauto zu bauen, das den Verkehrreduziert,auf<br />

der anderen Seite.<br />

Weil Hahn und Christiansdabeiauch<br />

vier Jahre nach der Sono-Gründung<br />

recht kompromisslosgeblieben sind,<br />

stand das Unternehmen Ende 2019<br />

plötzlichohneInvestoren da.50Millionen<br />

Euro mussten schnell her,um<br />

Gerätschaften für die geplante Serienproduktion<br />

im schwedischen<br />

Trollhättan zu kaufen und Serienprototypen<br />

zu bauen.<br />

Vorhabendrohte zu scheitern<br />

Als letzter und verzweifelt anmutender<br />

Wegblieb nur noch eine Crowdfundingkampagne<br />

im Internet.<br />

Möglichst viele der 11600 Vorbesteller<br />

eines Sion sollten dazu gebracht<br />

werden, ihr 25500 Euro teueres<br />

Elektroauto vorab voll zubezahlen.<br />

Parallel wurde im Internet um<br />

private Darlehen geworben.<br />

Die Kürze der Zeit und Höhe der<br />

Investitionssumme schienen das<br />

Vorhaben aber scheitern zu lassen.<br />

Doch Sion-Käufer sind weniger mit<br />

Kunden von VW und Co. zu vergleichen,<br />

sondern eher mit denen des<br />

US-Elektropioniers Tesla. WasUnternehmenund<br />

Kunden verbindet, istin<br />

diesem Fall vorallem auch eineIdee.<br />

Dennoch wären die 50 Millionen<br />

Euro nicht erreicht worden, hätten<br />

zwei Sono-Altaktionäre nicht noch<br />

10 Millionen Euro nachgeschossen.<br />

Dashabendie Beteiligungsfirma Wiventure<br />

und das Familienoffice<br />

ELFH Holding in den letzten Tagen<br />

getan. Gut 40Millionen Euro haben<br />

Sion-Kunden beigesteuert, die sozu<br />

Sono-Investoren gewordensind.<br />

Dafür haben Hahn undChristians<br />

sich imGegenzug verpflichtet, ihre<br />

Gewinnbezugsrechte komplett an<br />

einen Pool abzutreten, ausdem jetzigeUnterstützerschöpfenkönnen,sobald<br />

Sono profitabel wird. Bis dahin<br />

ist es trotz des jetzigen Finanzierungserfolgs<br />

noch einlangerWeg.<br />

Continental-ChefElmar Degenhartmit<br />

einem Sion. Conti liefertden Antriebsstrang<br />

des Autos. FOTO: CHRISTOPHE GATEAU/DPA<br />

Malaysia schickt Plastikmüll zurück<br />

Von Frank-Thomas Wenzel<br />

Die malaysische Regierung<br />

kämpft verbissen gegen<br />

den Import von ungewolltem<br />

Plastikmüll. Geradewurdenmehrals4000Tonnenin<br />

Industriestaaten zurückgeschickt.<br />

Weitere Retouren stehen an. Wir erläutern,<br />

was beim Recycling von<br />

Kunststoff schiefläuft.<br />

Woher stammt der Plastikabfall?<br />

Nach Angaben der Regierung<br />

wurden von insgesamt 150 Containern43nach<br />

Frankreich und 42 nach<br />

Großbritannien zurückgeschickt.<br />

Die USA, Kanada, Spanien, Portugal<br />

und Litauen sind weitere Empfängerstaaten.<br />

DerAbfall war in den vergangenen<br />

gut drei Monaten ins Land<br />

gelangt. Es dürfte sich um Kunststoffmüll<br />

minderer Güte handeln, der für<br />

illegale Recyclingfirmen bestimmt<br />

war. Die Kosten für die Rücktransporte<br />

werden von den Importeuren<br />

und den Frachtunternehmen getragen.<br />

Deutsche Firmen sind nicht betroffen.<br />

Indes kündigte Malaysias<br />

Umweltministerin YeoBee Ying an,<br />

dass bis Mitte des Jahres weitere<br />

110 Container in ihre Herkunftsländer<br />

zurückgeschickt werden.<br />

Wie ist der illegale Handel mit dem<br />

Müll möglich?<br />

Vor allem wegen mangelnder<br />

Transparenz und Kontrollen sowohl<br />

in den Ausfuhr- als auch in den Einfuhrländern.<br />

Ferner ist der Transport<br />

per Schiff billig. Hinzu kommt, dass<br />

es eine riesige Grauzone gibt: Malaysia<br />

spielt im globalen Geschäft mit<br />

Plastikabfällen eine wichtige Rolle.<br />

Bestimmte Stoffe werden, wenn sie<br />

sortenrein und sauber sind, für mehrere<br />

Hundert Dollar pro Tonne gehandelt<br />

–der bekannteste ist PET, aus<br />

dem unter anderem Getränkeflaschen<br />

gemacht werden. Es sind weitgehend<br />

Abfälle,die in Unternehmen<br />

angefallen sind, die Kunststoffprodukte<br />

herstellen. Doch es ist auch viel<br />

gemischtes und verunreinigtes Plastik<br />

im Umlauf. Selbst das vorschriftsmäßige<br />

thermische Verwerten in<br />

Müllverbrennungsanlagen ist teuer.<br />

Deshalb suchen Entsorger billige<br />

Wege, um die Reststoffe loszuwerden.<br />

Kontrollen haben gezeigt, dass<br />

immer wieder Plastik vermischt mit<br />

Restmüll von Privathaushalten –etwa<br />

ausden USA –nach Malaysia exportiertwird.<br />

Warum landet der Kunststoff ausgerechnet<br />

in Malaysia?<br />

Jahrelang importierte China große<br />

Mengen. Daswurde vorzweiJahren<br />

von der dortigen Regierung gestoppt,<br />

weil es für sie mittlerweile<br />

schwer genug ist, den eigenen Plastikmüll<br />

zu entsorgen. DieStröme des<br />

Abfalls haben sich seither unter anderem<br />

nach Indonesien, Hongkong<br />

und Malaysia verschoben. Häufig<br />

legt der Müll weite Wege über mehrere<br />

Staatenzurück. In denImportländerngibt<br />

es eine große Zahl nicht genehmigter<br />

Recyclinganlagen. Diese<br />

sortieren häufig den verkäuflichen<br />

Von Alexander Sturm<br />

Die Mieten bei Neuverträgen<br />

sind in Deutschland zum Jahresende<br />

2019 nicht weiter gestiegen.<br />

Im vierten Quartal hätten die<br />

Durchschnittsmieten bei neu abgeschlossenen<br />

Verträgen gemessen<br />

am Vorquartal stagniert, teilte der<br />

Immobilienspezialist F+B am Montag<br />

mit.<br />

Im Vergleich zum vierten Quartal<br />

2018 beobachtete die Firma, die<br />

Städte und Gemeinden bei der Aufstellung<br />

von Mietspiegeln berät,<br />

leichte Rückgänge von 0,3 Prozent.<br />

Der Abfall wurde illegal vor allem aus europäischen Ländern importiert<br />

Arbeiter öffnen einen Container voller nicht recycelbarer Kunststoffe,der von den BehördenimWesthafen<br />

in Klang,Malaysia,festgesetztwurde.<br />

FOTO: VINCENT THIAN/DPA<br />

F+B-Geschäftsführer Bernd Leutner<br />

sieht darin eine zunehmende<br />

Marktberuhigung.<br />

DieZahlen bedeuten aber nicht,<br />

dass Mieter nun aufatmen können:<br />

Die Neuvertragsmieten signalisieren<br />

die Richtung am Immobilienmarkt,<br />

bilden aber nur einen kleinen<br />

Teil ab. Inbestehenden Verträgen<br />

stiegen die Mieten laut F+B weiter:<br />

Die Bestandsmieten kletterten<br />

im vierten Quartal um 0,4 Prozent<br />

zum dritten Quartal und um<br />

1,4 Prozent zum Vorjahreszeitraum.<br />

Die Immobilienpreise stiegen<br />

unterdessen viel stärker als die<br />

HIESIGE VERWERTER UNTER DRUCK<br />

Preise sinken: Harte Zeiten für hiesige<br />

Kunststoffrecycler.Nach Angaben des Branchendiensts<br />

Euwid sind die Preise für Plastik<br />

als Sekundärrohstoff in den vergangenen Monaten<br />

stark gesunken. Vongewaltigen Herausforderungen<br />

in diesem Jahr ist die Rede.<br />

Es werde keine schnelle Trendumkehr geben.<br />

Firmen hätten teilweise den Einkauf bestimmter<br />

Qualitäten gestoppt. Vorallem sortenreine<br />

Produktionsabfälle stünden unter<br />

Druck. Das Angebot an neuem Kunststoff ist<br />

groß, zugleich ist der Absatz insbesondere in<br />

der Autoindustrie eingebrochen.<br />

Rohstoff fehlt: Viele Autozulieferer haben<br />

die Fertigung zurückgefahren. Das drückt<br />

auch das Preisniveau für wiederverwerteten<br />

Kunststoff. Ein weiteres Problem ist, dass die<br />

Kunden Ware verlangen, die mit dem Blauen<br />

Engel versehen ist. Das Umweltzeichen wird<br />

aber nicht für Abfälle aus der Produktion,<br />

sondernnur fürRezyklate vergeben, die zu<br />

80 Prozent aus tatsächlich gebrauchten Produkten<br />

bestehen. Es soll Recyclingfirmen geben,<br />

die für Produktionsabfall mittlerweile Zuzahlungen<br />

verlangen. Und einigeVerwerter<br />

sollen bereits auf der Kippe stehen.<br />

Neuvertragsmieten steigen nicht mehr<br />

Immobilienfachleutesehen leichte Beruhigung desMarkts<br />

Sekundärrohstoff heraus und verbrennen<br />

den Rest unter unzulänglichen<br />

Bedingungen, in vielen Fällen<br />

landeterauchaufnichtgenehmigten<br />

Deponien. DieHinterlassenschaften<br />

können ins Meer und die Nahrungskettegelangen.LautUmweltministerin<br />

Yeo wurden zuletzt mehr als 200<br />

illegale Recyclingfirmen in ihrem<br />

Land dichtgemacht. Die Politikerin<br />

hat dem Müllschmuggel den Kampf<br />

angesagt: Malaysia dürfe nicht zum<br />

„Mülleimer der Welt“ werden.<br />

Exportiertauch Deutschland Plastikabfall<br />

nach Malaysia?<br />

Ja. Die Mengen sind zuletzt sogar<br />

stark gestiegen. Laut Statistischem<br />

Bundesamt wurden in den ersten<br />

neun Monaten 2019 „Direktausfuhren“<br />

von135000 Tonnen gezählt, das<br />

entspricht einer Steigerung um<br />

27 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.<br />

Wobei noch Müll in unbekannter<br />

Menge hinzukommt, der über Umwege<br />

in das Land gelangt. Insgesamt<br />

führten deutsche Firmen in den drei<br />

Quartalen 784000 Tonnen „Altkunststoffe“<br />

aus –mit einem Wert vonfast<br />

240 Millionen Euro. Wobei der allergrößte<br />

Teil tatsächlich legal wiederverwertet<br />

wird. Aber Nichtregierungsorganisationen<br />

finden immer<br />

wieder auf malaysischen Müllkippen<br />

Verpackungen von deutschen Konsumgütern–wie<br />

Behälter für Flüssigwaschmittel.<br />

Branchenkenner vermuten,<br />

dass diese über verschlungene<br />

Wege und Umwege von Herstellern<br />

oder Händlern kommen. Der<br />

Naturschutzbund schätzt, dass überdies<br />

jährlich etwa 4000 Tonnen Reststoffe<br />

aus gelben Säcken und gelben<br />

Tonnen in Malaysia landen. Zugleich<br />

wurden von Januar bis September<br />

2019 nach Deutschland 356000 Tonnen<br />

Plastikabfall im Wert von<br />

108 Millionen Euro eingeführt. Dieser<br />

wurde entweder recycelt, verbrannt<br />

oder weitertransportiert.<br />

Lässt sich der Müllexport überhaupt<br />

eindämmen?<br />

Umweltorganisationen machen<br />

sich dafür stark, zumindest die Ausfuhr<br />

von Plastikabfällen minderer<br />

Qualität zu verbieten, da die Gefahr<br />

bestehe,dassderMüllinLändernmit<br />

geringeren Entsorgungsstandards<br />

nicht recycelt, sondern verbrannt<br />

oder deponiert werde. Mit einem<br />

Verbot würden negativeökologische<br />

Folgen dortverringertund die Kreislaufwirtschaft<br />

mit Sortier- und Recyclinganlagen<br />

in den HerkunftsländerninSchwung<br />

gebracht. Einwichtiger<br />

Schritt ist dabei, dass mehr als<br />

160 Staaten sich im Frühjahr mit der<br />

AktualisierungdessogenanntenBasler<br />

Übereinkommens darauf geeinigt<br />

haben, dass Ausfuhren vom nächsten<br />

Jahr an strenger geregelt werden:<br />

Sowohl die Behörden des exportierenden<br />

als auch die des importierenden<br />

Landes müssen der Verschiffung<br />

des Abfalls zustimmen. Gleichwohl<br />

sollen die gefragten sortenreinen Sekundärrohstoffe<br />

weiterhin global frei<br />

gehandelt werden. Daraus werden<br />

unter anderem Komponenten für die<br />

Automobilindustrie gefertigt.<br />

Mieten – wie schon seit Jahren.<br />

Eigentumswohnungen verteuerten<br />

sich im vierten Quartal um 5,4 Prozent<br />

binnen Jahresfrist und Einfamilienhäuser<br />

um 3,8 Prozent. F+B<br />

beobachtet bei den Käufern aber<br />

einen Wandel: Internationale<br />

Großanleger zögen sich teils aus<br />

Deutschland zurück. Ein Grund sei<br />

die unübersichtliche und kaum kalkulierbare<br />

Mietenregulierung, die<br />

sich auch je nach Bundesland<br />

unterscheide. Für die kräftigen<br />

Preisaufschläge seien vor allem<br />

Käufe aus dem Inland verantwortlich,<br />

etwa von Immobilienkonzernen,<br />

Fonds, reichen Privatanlegern<br />

und Selbstnutzern.<br />

Leutner warnte vor einem „Herdeneffekt“:<br />

Schon öfter hätten<br />

deutsche Investoren verzögert auf<br />

internationale Kapitalmarktrends<br />

reagiert und spät Immobilien geoder<br />

verkauft. „Besonders prozyklisch<br />

agiert die öffentliche Hand,<br />

die ihreBestände aus heutiger Sicht<br />

zu Spottpreisen verkaufte,umdiese<br />

nun mit enormen Aufschlägen teils<br />

wieder zurückzukaufen –teilweise<br />

auf einem Preisniveau, auf dem private<br />

Kaufinteressenten längst ausgestiegen<br />

sind“, sagte Leutner.<br />

NACHRICHTEN<br />

Gewerkschaft Ufo setzt<br />

Streikvorbereitungen aus<br />

Beider Lufthansa droht vorerst nun<br />

doch kein Streik der Flugbegleiter.<br />

DieGewerkschaft Ufobrach am<br />

Montag ihreVorbereitungen für den<br />

Arbeitskampf ab.Zuvor hatte das<br />

Unternehmen einen neuen Vorstoß<br />

zur Lösung des Tarifkonflikts unternommen.<br />

„Wir sind mit einer Lösungsinitiativeauf<br />

die Ufozugegangen“,<br />

erklärte eine Sprecherin. Ursprünglich<br />

hatte UfoamMittwoch<br />

einenStreik ankündigen wollen.<br />

ZumInhalt der Annäherung machten<br />

beide Seiten keine Angaben, da<br />

noch Details ungeklärtseien. Die<br />

Gespräche waren zuletzt an der Frage<br />

gescheitert, ob man die Mediation<br />

tariffremder Fragen einer<br />

Schlichtung vorschalten sollte. (dpa)<br />

Bundesbank: Stagnation<br />

zum Jahresende<br />

DiedeutscheWirtschaftist nach<br />

Einschätzung der Bundesbank Ende<br />

2019 nicht mehrgewachsen.„Die<br />

deutsche Wirtschaftsleistung blieb<br />

im letzten Quartal 2019 wohl insgesamt<br />

unverändert“, heißt es im am<br />

Montag veröffentlichten Monatsbericht<br />

der Notenbank. Auftrieb sei<br />

nach wie vorvon der Binnenwirtschaft<br />

gekommen.„Demgegenüber<br />

hieltdie Abwärtsbewegung in der exportorientierten<br />

Industriean.“ Allerdings<br />

sehen die Ökonomen zunehmend<br />

Anzeichen dafür,dasssich das<br />

verarbeitende Gewerbe stabilisieren<br />

könnte.Sohabe sich die Auftragslage<br />

nicht weiter eingetrübt. (dpa)<br />

Gastgewerbe<br />

steigert Umsatz<br />

Preiserhöhungen schreckten Kunden<br />

2019 nicht ab. FOTO: IMAGO IMAGES<br />

Hoteliers und Gastwirte in Deutschland<br />

haben im November 2019 bessereGeschäfte<br />

gemachtals ein Jahr<br />

zuvor.Bereinigt um Preiserhöhungen<br />

(real) verbuchten sie ein Umsatzplus<br />

von1,9 Prozent, wie das<br />

Statistische Bundesamt am Montag<br />

mitteilte.Nominal stiegen die Erlöse<br />

um 4,7 Prozent. Auch im Vergleich<br />

zum Vormonat verbesserten sich die<br />

Umsätze. VonJanuarbis November<br />

2019 setzte die Branche real 0,9 Prozent<br />

mehr um als im Vorjahreszeitraum.<br />

Einschließlich Preiserhöhungen<br />

(nominal) lag das Wachstum bei<br />

3,4 Prozent. Für die Statistik werden<br />

Betriebe im Hotel- und Gaststättengewerbe<br />

berücksichtigt, die auf<br />

einen Umsatz vonmindestens<br />

150000 Euro im Jahr kommen. (dpa)<br />

Keine neuen<br />

Rekorde am Himmel<br />

Im deutschen Luftraumhat es im<br />

vergangenen Jahr weniger Verkehrsflüge<br />

gegeben als ein Jahr zuvor.Erstmalsseit<br />

2013 sei die Zahl derkontrollierten<br />

Flugbewegungen mit<br />

3,334 Millionengesunken, berichtet<br />

die Deutsche Flugsicherung am<br />

Montag. Daswaren 0,4 Prozent weniger<br />

als im Jahr 2018. Dierückläufige<br />

Tendenz hatte zur Jahresmitte<br />

eingesetzt. DieZahlen für Starts und<br />

Landungengingen besonders an den<br />

Regionalflughäfen (minus 3,1 Prozent)<br />

zurück, was mit der Geschäftsaufgabe<br />

kleinerer Airlineszutun hat.<br />

DieZahl derÜberflüge sank um<br />

0,5 Prozentauf 1,29 Millionen. (dpa)


8 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 17 · D ienstag, 21. Januar 2020<br />

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Meinung<br />

Libyen<br />

ZITAT<br />

Die EU und ihre<br />

nächsten Schritte<br />

Damir Fras<br />

fordert, das Schicksal der Flüchtlingenicht<br />

außer acht zu lassen.<br />

Die <strong>Berliner</strong> Libyen-Konferenz bietet<br />

den Europäern eine Chance, sich<br />

endlich um die untragbaren Zustände in<br />

ihrer Nachbarschaft zu kümmern. Zu<br />

viele Jahrehat die EU dem Krieg in Libyen<br />

nur zugesehen. Sie ließ zu, dass Flüchtlingslager<br />

entstanden, in denen Menschen<br />

gefoltertwerden. Siehat es sogar als<br />

einen Erfolg verkaufen wollen, dass es<br />

eine Zusammenarbeit mit der libyschen<br />

Küstenwache in Migrationsfragen gibt.<br />

Nun soll alles anders werden. Die verfeindeten<br />

Lager in Libyen sollen die Waffenruhe<br />

halte nund keineWaffen aus dem<br />

Ausland mehr bekommen. Wird es endlich<br />

Frieden geben? Nein, so weit ist es<br />

noch lange nicht. Die <strong>Berliner</strong> Libyen-<br />

Konferenz markiert allenfalls den Beginn<br />

eines langen Prozesses, dessen Ende ungewiss<br />

ist.<br />

Es gibt noch viele Fragen.Warumsollte<br />

der libysche General Haftar jetzt Ruhe geben?<br />

Er hat bereits einen Großteil des<br />

Landes unter seiner Kontrolle. Warum<br />

sollte Russland im UN-Sicherheitsrat einer<br />

Überwachung von Waffenembargo<br />

und Waffenstillstand durch eine Mission<br />

der Vereinten Nationen zustimmen? Präsident<br />

Putin hat schon mehrfach bewiesen,<br />

dass ihm die Durchsetzung eigener<br />

Interessen wichtiger ist als gemeinschaftliches<br />

Vorgehen.<br />

DieEUhat aber dennoch eine Chance.<br />

Bevor sie Soldaten nach Libyen entsendet,<br />

sollte sie ihre Marine-Mission „Sophia“<br />

wieder aufleben lassen, um Schiffbrüchige<br />

im Mittelmeer zu retten. Sie<br />

müssen dann aber auch in der EU aufgenommen<br />

werden. Das dürfte das größte<br />

Problem werden. Den Weg zum Frieden<br />

am Konferenztisch zu skizzieren ist einfacher<br />

als Flüchtlinge ins eigene Land zu<br />

lassen.<br />

Linke<br />

Ewiger Streit ums<br />

Spitzenpersonal<br />

Markus Decker<br />

hält es fast für zweitrangig,wer die<br />

Partei künftig führt.<br />

Fünf Monate vordem Parteitag der Linken<br />

kommt das Personal-Karussell in<br />

Gang. Denkbar scheint neuerdings, dass<br />

die Vorsitzenden Katja Kipping oder<br />

BerndRiexinger im Amt bleiben. Denkbar<br />

ist aber auch, dass sich die hessische Fraktionsvorsitzende<br />

Janine Wissler und Bundestagsfraktionsgeschäftsführer<br />

JanKorte<br />

zu einer Kandidatur aufraffen.<br />

Unddoch sind die handelnden Personen<br />

am Ende zweitrangig. Letztlich entscheidend<br />

ist, ob die Partei- und Fraktionsvorsitzenden<br />

an einem Strang ziehen.<br />

Das taten sie bisher nicht. Vielmehr fanden<br />

in der Ära Sahra Wagenknecht wilde<br />

und unansehnliche Kämpfe vor allem<br />

zwischen ihr und Kipping statt. Auch vorher<br />

gab es in der Linken chronische Streitereien<br />

von einer Länge und Intensität,<br />

die sich keine andere imBundestag vertretene<br />

Partei leistet.<br />

Im Übrigen ist es so,dass der vonmanchen<br />

in der Partei behauptete Gegensatz<br />

zwischen der arbeitenden Bevölkerung auf<br />

dem Land und den akademischen Milieus<br />

in den Städten gar nicht zwingend existiert.<br />

Die Linke könnte die Vertretung beider<br />

Gruppen durchaus unter einen Hut<br />

bringen. Sie müsste sich nur mal auf gemeinsame<br />

Botschaften konzentrieren,<br />

statt Gegnernstets Argumente frei Haus zu<br />

liefern. An der Spitze eines zerstrittenen<br />

Haufens,als der sich die Linke zuletzt darbot,<br />

verschleißt sich jedenfalls das beste<br />

Spitzenpersonal. Ohnehin sollte Konsens<br />

sein, dass Gewählte die Positionen der Partei-<br />

und Fraktionsmehrheit vertreten müssen,<br />

dafür aber auch Loyalität verdienen.<br />

Eine Selbstverständlichkeit, die nur dummerweise<br />

in der Linken nicht immer<br />

selbstverständlich ist. Die linke Losung<br />

„Das Team ist der Star“ –das wäremal was.<br />

Davos bemüht sich um Klimaneutralität.<br />

Investiere in die Frauen und du bekommst<br />

dein Geld zurück. Im Grunde<br />

könnte man die neue Studie des Deutschen<br />

Wirtschaftsinstitutes mit diesem<br />

einen Satz beschreiben. DieWissenschaftler<br />

haben sich mit den Kosten eines ehrgeizigen<br />

Projektes der großen Koalition beschäftigt:<br />

Bis2025 sollen alle Grundschulkinder bis zur<br />

vierten Klasse einen Anspruch auf einen<br />

Ganztagsplatz haben. Dass das Milliarden<br />

kosten wird, ist schon lange bekannt. Die<br />

Kosten waren ja per se schon als Gegenargument<br />

zu den Plänen angeführt worden, jenseits<br />

vonallen pädagogischen oder sozialpolitischen<br />

Vorzügen oder Nachteilen der<br />

Ganztagsbetreuung.<br />

Die neue Studie legt nun dar, dass die<br />

Steuereinnahmen im Gegenzug auch steigen<br />

werden. Weil Frauen dann ganztags arbeiten<br />

können und entsprechende Steuern<br />

und Abgaben entrichten. Denn es sind ja<br />

auch im 21. Jahrhundertvor allem die Mütter,<br />

die zu Hause bleiben, wenn Kinder<br />

kommen. Später kehren sie allenfalls in<br />

Teilzeit auf den Arbeitsmarkt zurück,<br />

schon allein, weil Kitas und Horte oft zu<br />

früh schließen. Eine große Karriere machen<br />

dann logischerweise die wenigsten.<br />

Daher verdienen Frauen im Schnitt deutlich<br />

weniger als Männer, haben geringere<br />

Renten, ein größeres Armutsrisiko. Zynisch,<br />

aber logisch.<br />

Investiere inFrauen und du bekommst<br />

dein Geld zurück. Der Effekt ist bekannt,<br />

man kennt ihn aus den Projekten, mit denen<br />

in den sogenannten Entwicklungsländern<br />

Bildung, Gesundheit und Wohlstand gefördertwerden<br />

sollen. Wasdie Erwerbstätigkeit<br />

von Frauen betrifft, ist Deutschland – gemeint<br />

ist hier der Westen –erst seit wenigen<br />

Jahrzehnten kein Entwicklungsland mehr.Es<br />

Am kommenden Montag würdigen wir<br />

wieder und in aller Form die vielen Zehnmillionen<br />

Opfer des nationalsozialistischen<br />

Deutschland. Proklamierthatte den Gedenktag<br />

Bundespräsident Roman Herzog (CDU)<br />

1996, und das mit der Zustimmung aller (damals)<br />

im Bundestag vertretenen Parteien.<br />

Vorher war kein Präsident auf eine solche Idee<br />

gekommen; und da wir in einer repräsentativen<br />

Demokratie leben, muss man sagen: 50<br />

lange Jahre fehlte es den Deutschen mehrheitlich<br />

an Reife, Einsicht und Kraft, in klarer<br />

Form an die Jahre des Mordens und der<br />

Schande zu erinnern. Aber 1996, nach dem<br />

Ende des Kalten Krieges,der auch dieVergangenheit<br />

eingeeist hatte,war es endlich so weit.<br />

Herzogs präsidiale Setzung entsprach dem<br />

vorherrschend gewordenen Willen der Deutschen,<br />

der volonté générale.<br />

Der damalige Bundespräsident wählte<br />

den Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers<br />

Auschwitz, den 27. Januar 1945.<br />

Auch das war ein kluger, nicht selbstverständlicher<br />

Akt. In Auschwitz ermordeten<br />

Deutsche etwa eine Million Juden;<br />

Auschwitz steht zudem für den unbeschreiblichen<br />

Terror, mit dem die deutschen Besatzer<br />

die christliche Bevölkerung Polens verfolgten;<br />

schließlich befreiten Rotarmisten<br />

diese Stätte des abgrundtief Bösen, also sowjetische<br />

Soldaten, deren Land gleichfalls in<br />

ungeheurem Ausmaß Opfer deutscher Aggression<br />

geworden war. Nicht zuletzt steht<br />

Auschwitz für die Notwendigkeitund Legitimität<br />

des gerechten Krieges.<br />

Ganztagsbetreuung<br />

Rechnet<br />

sich<br />

Christine Dankbar<br />

meint, dass man den Ausbau vonHort- und Kitaplätzen nicht<br />

als sozialpolitische Maßnahme missverstehen sollte.<br />

ist janoch gar nicht so lange her, dass die<br />

Hausfrauenehe der Standard war. Es wird<br />

viel darüber gesprochen und geschrieben,<br />

ob die umfassende Kinderbetreuung in der<br />

früheren DDR den Kinder geschadet hat<br />

oder nicht. Man kann aber ruhig auch einmal<br />

thematisieren, dass die Rundum-Betreuung<br />

durch nicht berufstätige Mütter für<br />

die betroffenen Kinder im Westen auch kein<br />

Zuckerschlecken war. Kein Schritt im eigenen<br />

Zuhause ohne Überwachung. Hast du<br />

die Hausaufgaben fertig? Wasmachst du am<br />

Kühlschrank? Jetzt wirdnoch nicht ferngesehen!<br />

Viele von uns sind mit 18 Jahren sofort<br />

ausgezogen.<br />

Das mag lustig klingen, aber wenn man<br />

bedenkt, dass damals die eine Hälfte der<br />

KOLUMNE<br />

75 Jahre nach<br />

der Befreiung<br />

von Auschwitz<br />

Götz Aly<br />

Historiker<br />

Darüber hinaus begehen wir in diesem<br />

Jahr bis zum 8./9. Maiinvielen Gedenkschritten<br />

den 75. Jahrestag der deutschen Kapitulation.<br />

Es ist der Tag, an dem die Truppen der<br />

Anti-Hitlerkoalition den deutschen Armeen,<br />

die Europa mit dem schrecklichsten Krieg aller<br />

Zeiten überzogen hatten, nach schweren<br />

Verlusten das Handwerk legten. Insgesamt<br />

hatte die Wehrmacht 19 Millionen deutsche<br />

Männer mobilisiert, praktisch alle,die laufen<br />

BERLINER ZEITUNG/HEIKO SAKURAI<br />

Bevölkerung ihren Ehrgeiz und ihre Talente<br />

ausschließlich im Haushalt ausleben<br />

musste, damit die andere Hälfte ungestört<br />

Karriere machen konnte, dann bleibt einem<br />

das Lachen doch eher im Hals stecken.<br />

Und kommen Sie mir jetzt nicht damit,<br />

dass es für Mütter (und heute auch ein<br />

bisschen für Väter) doch wunderbar sein<br />

muss, genügend Zeit fürs Kind zu haben.<br />

WerNachwuchs bekommt, weiß, dass man<br />

auf Jahre hinaus im Zwiespalt leben wird.<br />

Ist man beim Kind, denkt man, man<br />

müsste eigentlich am Arbeitsplatz sein.<br />

Und umgekehrt. Kinder zu haben ist<br />

klasse,aber weresals Idylle beschreibt, hat<br />

absolut keine Ahnung davon.<br />

DieWirklichkeit ist ohnehin viel profaner:<br />

Beim Ausbau der Kinderbetreuung geht es<br />

nämlich schon lange nicht mehr darum, Eltern<br />

die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung<br />

zu geben, indem sie berufstätig bleiben.<br />

Es geht darum, die Strukturen der gesellschaftlichen<br />

Realität anzupassen.<br />

DerJob für beide,Mutterund Vater,ist für<br />

die meisten Familien schlicht lebensnotwendig.<br />

Bei den rasant steigenden Mieten<br />

können Familien mit Kindern inden Ballungszentren<br />

nur mithalten, wenn beide Elternteile<br />

arbeiten gehen. Das heutige Rentenniveau<br />

legt ohnehin nahe,dass jeder besser<br />

für sich selbst vorsorgt. Undwer sich ein<br />

bisschen mit dem Scheidungsrecht befasst<br />

hat, rät jeder jungen Mutter, bloß nicht den<br />

Anschluss an den Arbeitsmarkt zu verlieren.<br />

Gleichzeitig macht es aber auch der geografische<br />

Wandel notwendig, dafür zu sorgen,<br />

dass man nicht regelmäßig einen großen Teil<br />

der erwerbstätigen Generation aus qualifizierten<br />

Jobs verliert.<br />

Investiere in die Frauen und du hilfst dir<br />

selber als Staat.<br />

konnten. Die blutige Niederlage, der Zusammenbruch<br />

Hitlerdeutschlands sollte in den<br />

kommenden Wochen unbändige Freude wecken.<br />

Denn, liebe Leserinnen und Leser,<br />

schließen Siebitte die Augen und stellen sich<br />

nur fünf schaurige Minuten lang vor, wie Europa,<br />

ja die Welt aussähe, wenn Deutschland<br />

diesen Krieg gewonnen hätte –ein Wunsch<br />

übrigens, den selbst der spätere Pazifist,<br />

Nichtnazi und widerwillig für volle sechs<br />

Jahre eingerückte Soldat Heinrich Böll lange<br />

Zeit hegte.StellenSie sich vor, wie unsereStraßen<br />

hießen, welche Denkmäler auf unseren<br />

Plätzenstünden. Wiewären wirselbst geworden?<br />

Waslehrten unsere Schulbücher? Statt<br />

„Harry Potter“ würden unsereKinder denTatsachenbericht<br />

verschlingen „Ruf des Ostens.<br />

Wie wir Lebensraum auf der Krim schufen<br />

und 300 000 Feinde des Großdeutschen Reiches<br />

beseitigten“. Genug. Feiern wir die Wochen<br />

der 75. Wiederkehr der deutschen Niederlage<br />

–der Befreiung der Deutschen von<br />

sich selbst.<br />

Die nun seit 25 Jahren Tradition gewordene<br />

Gedenkrede im Deutschen Bundestag<br />

wirddiesmal, am 29. Januar,der Staatspräsident<br />

Israels,Reuven Rivlin, halten. In denTagen<br />

zuvor wird Bundespräsident Steinmeier<br />

auf Einladung Rivlins in Israel zu Gast sein<br />

und dort sprechen. Am 27. Januar treffen<br />

sich beide in der Gedenkstätte Auschwitz,<br />

um dann gemeinsam nach Berlin zu reisen.<br />

Das ist ein sehr starker Vertrauensbeweis,<br />

dem wir uns in Zukunft würdig erweisen<br />

müssen.<br />

„Das Leben ist voller<br />

Verbote, aber im<br />

Umweltschutz ist man<br />

immer gleich die<br />

Spaßbremse, wenn man sie<br />

einfordert.“<br />

Katharina Fegebank, Spitzenkandidatin der Grünen<br />

für die Bürgermeisterwahl in Hamburg, imInterview<br />

mit dem Spiegel<br />

AUSLESE<br />

Waffenruhe<br />

für Libyen<br />

Die Libyen-Konferenz in Berlin hat der<br />

Bundeskanzlerin viel Lob eingebracht.<br />

„Die vielen positiven Reaktionen<br />

aus der EU und anderen Ländern zeigen:<br />

Diedeutsche Außenpolitik hat mit der Libyen-Konferenz<br />

in Berlin tatsächlich einen<br />

Erfolg erzielt“, schreibt der Tagesspiegel.„Deutschland<br />

spielte bei den Waffenstillstandsverhandlungen,<br />

bei denen alle<br />

wichtigen Weltakteure am Tisch saßen,<br />

eine zentrale Rolle“, meint auch die niederländische<br />

<strong>Zeitung</strong> De Telegraaf.<br />

Die Aussicht auf Frieden sehen viele<br />

<strong>Zeitung</strong>en skeptisch. Der Zürcher Tages-<br />

Anzeiger hält es für „fraglich, ob die politischen<br />

Zusagen von Berlin auch wirklich<br />

eingehalten werden“. Nötig seien „robuste<br />

Mechanismen“, um eine Waffenruhe<br />

durchzusetzen. Die Moskauer Tageszeitung<br />

Iswestija kritisiert, dass es<br />

nicht gelungen ist, die Vertreter der beiden<br />

Konfliktparteien an einen Tisch zu<br />

bringen. „Umden Konflikt beizulegen, ist<br />

eine innerlibysche Konferenz notwendig,<br />

bei der die beiden Kraftzentren des<br />

Landes endlich einander zuhören.“<br />

Die italienische Tageszeitung La Repubblica<br />

wiederum ruft Wladimir Putin<br />

als eigentlichen Sieger von Berlin aus:<br />

„Indem er Haftar mit seinen Söldnern<br />

unterstützte, esaber vermied, sich mit<br />

offiziellen Kräften einzuschalten, gewann<br />

er eine politische Rolle in Nordafrika<br />

und an der südlichen Mittelmeerküste,<br />

die die Sowjetunion verloren<br />

hatte.“ Christine Dankbar<br />

PFLICHTBLATT DER BÖRSE BERLIN<br />

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Meinungsseite: Christine Dankbar.<br />

Seite 3/Report:Bettina Cosack.<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 17 · D ienstag, 21. Januar 2020 – S eite 9 *<br />

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Berlin<br />

Goldmünzendiebstahl:<br />

Staatsanwaltschaft<br />

fordertlange Haft<br />

Seite 14<br />

Abgewiesen: Klage gegen Erweiterung des Flughafens ist gescheitert Seite 10<br />

Ausgetanzt: Der Club Griessmuehle steht vor dem Aus. Die Betreiber wollen kämpfen Seite 12<br />

Stadtbild<br />

Weiser Rat<br />

einer Leserin<br />

Susanne Dübber<br />

freut sich über Post von<br />

Leserinnen und Lesern.<br />

Über Kolleginnen und Kollegen,<br />

die nerven, schrieb ich hier vergangene<br />

Woche. Ob Rauchen im<br />

Büro, verdreckte Schreibtische oder<br />

laut klingelnde Handys –mir fiel viel<br />

ein. Jetzt bekam ich den Brief einer<br />

Leserin, die weisen Ratgibt.<br />

Helene Schulzeaus Mitte schreibt<br />

mir darin: „Wäre esnicht besser, die<br />

Punkte, die man an dem Kollegen<br />

nicht mag, einfach zu ignorieren, anstatt<br />

sich vondem Tunund Nichttun<br />

der Kollegen nerven zulassen? Die<br />

Frage lautet: Was nervt Sie? Ich<br />

denke,man sollte besser fragen: Wovon<br />

lassen Sie sich nerven? Es liegt<br />

doch immer auch an mir, wenn ein<br />

Kollege mich nervenkann, oder besser<br />

gesagt, wenn ich zulasse, dass er<br />

mich nervenkann.<br />

Sie lenken erneut die Aufmerksamkeit<br />

der Leser darauf, sich auf<br />

das Nerven der Kollegen zu konzentrieren.Wäreesnicht<br />

besser,die Aufmerksamkeit<br />

auf die positiven Seiten<br />

der nervenden Kollegen zu legen?<br />

Und damit sich selbst vor Energieverlust<br />

durch Genervtsein zu schützen?<br />

Gleichzeitig könnte man den<br />

Kollegen trotz störender Nebensächlichkeiten,<br />

wie Sieesnennen, weiterhin<br />

schätzen. Klingt es nicht einfacher,<br />

mich selbst zu ändern, als zu<br />

versuchen, den anderen zu ändern?<br />

Ich arbeite seit Jahren mit Menschen<br />

in Unternehmen an genau<br />

diesen Themen und erlebe dabei immer<br />

wieder, wie viel leichter, freudvoller<br />

und respektvoller der Umgang<br />

miteinander wird, wenn die Menschen<br />

erkennen, dass der Wegzueinem<br />

entspannten und wertschätzenden<br />

Miteinander in einem selbst<br />

liegt.<br />

Natürlich will ich damit nicht ungespültes<br />

Geschirr neben der Spülmaschine<br />

und Ähnliches rechtfertigen.<br />

Ichlasse mir davon jedoch nicht<br />

meine Freude und Energie nehmen.<br />

Ich nutze/reserviere/erhalte/ mir<br />

meine Energie für meine Arbeit,<br />

meine Familie und meine Freizeit.<br />

Versuchen Sieesauch mal so.“<br />

Herzlichen Dank für Ihre offenen<br />

Worte, Frau Schulze, Siehaben wirklich<br />

recht! Sich selbst nicht als Opfer<br />

zu sehen, macht vieles leichter.Freiherr<br />

Knigge (1752–1796) sagt ebenfalls<br />

Bedenkenswertes zum Thema:<br />

„Jeder Mensch gilt in dieser Welt nur<br />

so viel, als wozu er sich selbst macht.<br />

EinSatz, dessen Wahrheit auf die Erfahrung<br />

aller Zeitalter gestützt ist.<br />

Ohne also sich zur Prahlerei und zu<br />

niederträchtigen Lügen herabzulassen,<br />

soll man doch nicht die Gelegenheit<br />

verabsäumen, sich von seinen<br />

vorteilhaften Seiten zu zeigen.“<br />

Im Büro wird geplauscht, telefoniert, integriertund<br />

intrigiert.<br />

IMAGO/IKON IMAGES<br />

Schmidt hat oft Umstrittenes umgesetzt: den Ankauf der Rigaer 101 MARKUS WÄCHTER (2) Auf die Bergmannstraße ließ er Punkte malen, um den Verkehr zu beruhigen. IMAGO<br />

Als die Kritik zu groß wurde, ließ er die grünen Punkte durch Findlinge ersetzen. Haben auch nur kurz gestanden: die Parklets in der Bergmannstraße. BERND FRIEDEL<br />

Der Regierende Bürgermeister<br />

fordert Aufklärung,<br />

die Opposition zitiert<br />

ihn vor den Hauptausschuss<br />

und der Rechnungshof<br />

prüft jetzt seinen Fall: Gegen Florian<br />

Schmidt, Baustadtrat in Friedrichshain-Kreuzberg,<br />

eigentlich Shootingstar<br />

der <strong>Berliner</strong> Grünen, stehen<br />

Vorwürfe im Raum, die so schwer<br />

wiegen, dass sie ihn Amt und Reputation<br />

kosten könnten, sollten sie<br />

sich bewahrheiten: Schmidt soll der<br />

Opposition bei einem umstrittenen<br />

Hausankauf in der Rigaer Straße 101<br />

durch den Bezirk im Namen der<br />

ebenfalls umstrittenen Genossenschaft<br />

Diese EG Akten vorenthalten<br />

haben –auch, damit Informationen<br />

nicht an kritisch berichtende Medien<br />

und somit an die Öffentlichkeit<br />

gelangen. Er soll Tatsachen verschleiert<br />

und vielleicht sogar Akten<br />

manipulierthaben.<br />

Sonderprüfung am Rechnungshof<br />

KarinKlingen, Präsidentin des <strong>Berliner</strong><br />

Rechnungshofs, der Kontrollinstanz<br />

der Verwaltung in Sachen Finanzen,<br />

teilte der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

am Montag mit, der Rechnungshof<br />

habe ein Sonderprüfungsteam<br />

„Wohnen“ eingerichtet, das die Ausübung<br />

der bezirklichen Vorkaufsrechte<br />

zugunsten der Diese EG<br />

prüfe.„DerRechnungshof wirddiese<br />

Woche Einsicht in alle maßgeblichen<br />

Unterlagen einfordern und dabei<br />

auch prüfen, dass der Verwaltungsvorgang<br />

vollständig ist.“<br />

Die Kreuzberger SPD, Schmidts<br />

Koalitionspartner in der Bezirksverordnetenversammlung,<br />

machte die<br />

Vorwürfe öffentlich, drang auf vollkommene<br />

Offenlegung der Akten<br />

und eine Entschuldigung von<br />

Schmidt. Dem Regierenden Bürgermeister<br />

MichaelMüller (SPD) ist das<br />

nicht genug: Es handele sich um<br />

„weitreichende, sehr schwerwiegende<br />

Vorwürfe“ gegen Schmidt,<br />

sagte Michael Müller der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> am Montag. „Ich erwarte<br />

von der bezirklichen Ebene, dass<br />

umgehend alles Notwendige zur<br />

umfassenden Aufklärung des Vorgangs<br />

unternommen wird.“ Zuvorderst<br />

sei die Bezirksbürgermeisterin<br />

Monika Hermann (Grüne) gefragt.<br />

„Aber auch den zuständigen Parteigremien<br />

der Grünen empfehle ich<br />

eine gründliche Prüfung.“<br />

Kein Freund<br />

von Kritik<br />

Halbwahrheiten, Manipulation, Verschleierung –die<br />

Vorwürfe gegen Grünen-Stadtrat Florian Schmidt<br />

Seit 2016 ist Schmidt für Bauen in Friedrichshain-Kreuzberg zuständig.<br />

Müller ist eigentlich großer Fan<br />

des Vorkaufsrechts und hat mehrfach<br />

angekündigt, die Stadt „zurückkaufen“<br />

zu wollen. Die Alleingänge<br />

von Schmidt im Namen der Diese<br />

EG, deren Finanzierung schon damals<br />

gerüchteweise ungesichertwar,<br />

kommentierte der Regierende aber<br />

Ende November in einer Rede spöttisch<br />

und bezeichnete Schmidt dabei<br />

als „Mini-Mini-Robin Hood“, der<br />

die Konsequenzen für Fehlentscheidungen<br />

selbst zu tragen habe.<br />

Die Senatsfinanzverwaltung erklärt<br />

auf Nachfrage, dass das bezirkliche<br />

Vorkaufsrecht in Berlin bisher<br />

VonAnnika Leister<br />

DPA<br />

49 Mal gezogen wurde und so 1393<br />

Wohnungen gesichert wurden. Am<br />

häufigsten zog Schmidts Bezirk<br />

Friedrichshain-Kreuzberg die Option:<br />

Bei 18Aufkäufen sicherte der<br />

Bezirk 436 Wohnungen vor dem<br />

Übergang in private Hände ohne genügenden<br />

Mieterschutz. Neukölln<br />

nutzte das Vorkaufsrecht 13 Mal, sicherte<br />

aber mehr Wohnungen als<br />

Schmidt –478. Den dritten Platz belegen<br />

mit sechs Hauskäufen Mitte<br />

(228 Wohnungen) und Tempelhof-<br />

Schöneberg(125 Wohnungen).<br />

Dabei, betont die Finanzverwaltung,<br />

liege die Verantwortung für das<br />

bezirkliche Vorkaufsrecht allein<br />

beim Bezirk –ebenso wie die finanzielle<br />

Prüfung von Genossenschaften,<br />

für die das Vorzugsrecht gezogen<br />

werde. In der „weit überwiegenden<br />

Zahl von Fällen“ gingen die Bezirke<br />

„vernünftig und wirtschaftlich klug“<br />

mit dem Instrument um, sodie Verwaltung.<br />

Die FDP-Fraktion im Abgeordnetenhaus<br />

beantragte am Montag<br />

nicht nur Schmidt, sondernauchFinanzsenator<br />

Matthias Kollatz (SPD)<br />

am Mittwoch vor dem für Finanzen<br />

zuständigen Hauptausschuss zum<br />

Thema zu befragen. Die CDU erwägt,<br />

einen Untersuchungsausschuss<br />

einzusetzen.<br />

Schmidt entschuldigt sich<br />

Schmidt selbst räumte am Montag in<br />

einer erneuten Stellungnahme in einigen<br />

Punkten Fehler ein und entschuldigte<br />

sich. Es sei zu zwei„formalen<br />

Fehlern“ gekommen: Er habe der<br />

SPD-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung<br />

zu spät mitgeteilt,<br />

warum drei Akten vom Bezirksamt<br />

nicht herausgegeben werden konnten.<br />

Grund dafür seien aber nicht politische<br />

Motivegewesen, sondernunter<br />

anderem die Rechte Dritter, die<br />

durch Veröffentlichung hätten verletzt<br />

werden können, so Schmidt. Außerdem<br />

hätten mehrere Parteien Akteneinsicht<br />

erhalten –bei der FDP im<br />

August habe er die Akten nicht durchlaufend<br />

nummeriert herausgegeben.<br />

Bei anderen Parteien später schon.<br />

Durchdie unterschiedliche Nummerierung<br />

erhob nicht nur die SPD den<br />

Verdacht, dass es zu Manipulierungen<br />

gekommen sein könnte.<br />

Doch ein vonder SPD aus einer internen<br />

Sitzungüberliefertes Zitatvon<br />

Schmidt konterkariertdiese Behauptungen:<br />

Dort sagte Schmidt, er habe<br />

die Akten zurückgehalten, um zu verhindern,<br />

dass die Inhalte vonder Opposition<br />

„instrumentalisiert und von<br />

einem Redakteur des Tagesspiegels<br />

zur politischen Agitation genutzt werden“.<br />

Schmidt bestreitet das Zitat<br />

nicht, sondern behauptet nun, dass<br />

er in der „hitzigen“ Sitzung lediglich<br />

eine falsche Aussage getätigt habe.In<br />

seiner Stellungnahme am Montag<br />

entschuldigt er sich dafür.Seine Aussagen<br />

seien „misslich und unangebracht<br />

gewesen“, das Akteneinsichtsrecht<br />

sei ein hohes Gutund „elementarfür<br />

diedemokratische Kontrolle“.<br />

NACHRICHTEN<br />

Fernverkehr nach Brand<br />

unterbrochen<br />

Nach einem Brand unter dem Stadtbahnbogen<br />

in Mitte ist der Regionalund<br />

der Fernverkehr am Montagnachmittag<br />

für etwa 90 Minuten unterbrochen<br />

worden.Wiedie Feuerwehr<br />

auf Twitter mitteilte,brannte es<br />

aus noch ungeklärter Ursache unter<br />

den Bögen am Monbijouparkinder<br />

Nähe des Hackeschen Marktes.Laut<br />

der Feuerwehr waren 18 Einsatzkräfte<br />

vorOrt,die den Brand noch am Nachmittag<br />

löschten. Menschen waren<br />

demnach nicht gefährdet.Wieein<br />

Sprecher der Deutschen Bahn sagte,<br />

mussten bis zu 40 Regional- und<br />

Fernbahnen in dieser Zeit umgeleitet<br />

werden undhatten zum TeilVerspätung.<br />

DieS-Bahnenseien auch während<br />

der Löscharbeiten über den<br />

Stadtbahnbogen gefahren. (dpa)<br />

Amphibienfahrzeug räumt<br />

Heiligen See in Potsdam auf<br />

DerHeilige SeeimPotsdamer Neuen<br />

Garten wirdseit Montag mit einem<br />

Amphibienfahrzeug vonSeegras befreit.<br />

Etwa 10 000 bis 15 000 Quadratmeter<br />

Seegras hatten sich vomGrund<br />

des Sees gelöst und treiben derzeit<br />

auf der Oberfläche am Uferbereich,<br />

wie die Stiftung Preußische Schlösser<br />

und Gärten Berlin-Brandenburg<br />

(SPSG) mitteilte.Würde es nicht entfernt,<br />

könnte den Angaben nach unter<br />

anderem der Sauerstoffgehalt des<br />

Sees sinken und damit das Ökosystem<br />

gefährdet werden.Die Entfernung<br />

desSeegrases soll noch bis Freitag<br />

andauern. Nach Angaben der Stiftung<br />

gab es auch in den vergangenen<br />

Jahren Probleme mit Seegrasauf dem<br />

Heiligen See, jedoch in geringerem<br />

Ausmaß. (dpa)<br />

„Liebig 34“-Prozess wird<br />

Ende Januar fortgesetzt<br />

Nach mehrerenWochen geht der Prozess<br />

um das Haus„Liebigstraße 34“ in<br />

Friedrichshain am 30. Januar weiter.<br />

Um einen reibungslosen Ablauf zu<br />

gewährleisten, wurde die Hauptverhandlung<br />

zu der Zivilklage in das Kriminalgericht<br />

verlegt, wie eine Sprecherin<br />

am Montag mitteilte.Beim<br />

Prozessauftakt MitteNovember2019<br />

war es zu tumultartigen Szenen im<br />

Landgericht für Zivilsachengekommen.<br />

Zwei junge Frauen hatten sich<br />

die Kleidung vomOberkörper gerissen<br />

und waren durch den Gerichtssaal<br />

gestürmt. Unterstützerinnen riefen„Liebig<br />

bleibt“. Stühle flogen<br />

durch die Gegend. Justizbeamte<br />

schleppten die Protestiererinnen<br />

weg. DieZuschauer mussten den Saal<br />

verlassen. DerEigentümer des symbolträchtigen<br />

Hauses hatte eine Räumungsklage<br />

eingereicht, die sich gegen<br />

die Bewohnerinnen des„anarcha-queer-feministischen<br />

Hausprojekts<br />

Liebig 34“ richtet. (ls.)<br />

Demonstration für den Erhalt der Liebigstraße<br />

34<br />

IMGAO IMAGES


10 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 17 · D ienstag, 21. Januar 2020<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Am 31. Oktober 2020 soll der Flughafen Berlin Brandenburg,kurz BER, ans Netz gehen. Doch mit einer Anfangskapazität von 22 Millionen bis 24 Millionen Passagieren pro Jahr gilt er als zu klein. Darum entsteht ein weiteres Terminal.<br />

BERLINER ZEITUNG/PAULUS PONIZAK<br />

BER-Nachbargemeinden scheitern vor Gericht<br />

Klage gegen Erweiterung des Flughafens abgewiesen. Ein anderes Verfahren, in dem es auch um den Weiterbetrieb Schönefelds geht, wird fortgesetzt<br />

VonPeter Neumann<br />

Die Verhandlung im Oberverwaltungsgericht<br />

Berlin-Brandenburg<br />

war<br />

nicht einmal zweieinhalb<br />

Stunden im Gange,dakündigte<br />

sich schon eine Niederlage an. „Es<br />

gibt ernste Zweifel an der Zulässigkeit<br />

der Klage der Gemeinden“, sagte<br />

Joachim Buchheister, der Vorsitzender<br />

Richter des Sechsten Senats,kurz<br />

nach 12 Uhr. Am Nachmittag verkündete<br />

er das Urteil: Die Klage, die<br />

Blankenfelde-Mahlow, Eichwalde,<br />

Großbeeren und Schulzendorf gegen<br />

die Erweiterung des Flughafens<br />

BER eingereicht haben, wurde abgewiesen.<br />

Eine Revision zum Bundesverwaltungsgericht<br />

wurde nicht zugelassen.<br />

Über eine weitereKlage zu<br />

dem Thema wirdweiter verhandelt.<br />

Der Rohbau des BER-Terminals<br />

T2 ist fertig, nun wirdamAusbau gearbeitet.<br />

Wenn alles gut geht, stehen<br />

in dem spartanisch wirkenden<br />

Zweckbau ab Ende Oktober 2020 voraussichtlich<br />

zwölf Check-in-Schalter<br />

zur Verfügung –dringend benötigte<br />

Zusatzkapazität für den BER.<br />

Eurowings, Norwegian und andere<br />

Billigflieger werden das Terminal<br />

nutzen. Doch die vier Anwohnergemeinden,<br />

die sich in der Schutzgemeinschaft<br />

Umlandgemeinden<br />

Flughafen Schönefeld zusammengeschlossen<br />

haben, und der Bürgerverein<br />

Brandenburg-Berlin (BVBB)<br />

bewerten den Baudes T2 kritisch.<br />

Sie sehen das Terminal, das dem<br />

BER Zusatzkapazität von sechs Millionen<br />

Passagierepro Jahr verschafft,<br />

im Zusammenhang mit dem geplanten<br />

weiteren Ausbau des neuen<br />

Schönefelder Flughafens. 2040 soll<br />

der BER jährlich 58 Millionen Fluggäste<br />

abfertigen können –sosieht es<br />

der Masterplan der Flughafengesellschaft<br />

FBB vor. Doch für diesen Plan,<br />

der auf T2 aufbaut, hätte es ein Planfeststellungsverfahren<br />

geben müssen,<br />

an dem auch die Gemeinden zu<br />

beteiligen wären, so die Gemeinden.<br />

Zudem habe es für das T2 keine Umweltverträglichkeitsprüfung<br />

gegeben.<br />

Auch der Bürgerverein wehrt<br />

sich gegen die Salamitaktik der FBB.<br />

Verein muss nun allein kämpfen<br />

Wieberichtet haben die Gemeinden<br />

und der Verein gegen die 31. Änderung<br />

des BER-Planfeststellungsbeschlusses,der<br />

den Baudes Terminals<br />

ermöglicht, Klage eingereicht. „Zudem<br />

hat der BVBB bei der Kreisverwaltung<br />

Dahme-Spreewald gegen<br />

die Baugenehmigung Widerspruch<br />

eingelegt“, so Rechtsanwältin Franziska<br />

Heß, die den Bürgerverein vertritt,<br />

am Montag während des ersten<br />

Verhandlungstages im Oberverwaltungsgericht.<br />

Wenn die Klage ge-<br />

Zahl der Fluggäste<br />

an <strong>Berliner</strong> Flughäfen (Tegel und Schönefeld) in Millionen<br />

22,2<br />

2010<br />

23,9<br />

2011<br />

25,2 26,2<br />

2012<br />

2013<br />

27,9<br />

2014<br />

29,5<br />

32,8 33,3<br />

2015 2016 2017 2018 2019<br />

„Wir haben die Klage<br />

sehr ernst gemeint.<br />

Vondem Bau des Terminals T2<br />

sind die Gemeinden und<br />

ihre Bürger durchaus betroffen.“<br />

Michael Schwuchow (SPD),<br />

Bürgermeister der Gemeinde Blankenfelde-Mahlow<br />

34,7 35,6<br />

BLZ/GALANTY<br />

wonnen wird, wäre auch die Baugenehmigung<br />

hinfällig –und das Terminal<br />

dürfte erst einmal nicht geöffnet<br />

werden. Bevoresans Netz gehen<br />

kann, wären Teile des Planänderungsverfahrens<br />

zu wiederholen.<br />

Seit dem am Montag ergangenen<br />

Zwischenurteil ist allerdings klar,<br />

dass der Verein seine Interessen im<br />

Oberverwaltungsgericht nun allein<br />

vertreten muss. Während der BVBB<br />

als anerkannte Umweltorganisation<br />

eine Klagebefugnis besitzt, wie das<br />

Gericht bestätigte, mussten die Gemeinden<br />

nachweisen, dass sie in ihrenRechten<br />

verletzt worden sind. So<br />

sehr sich die Rechtsanwälte Franz<br />

Günter Siebeck und Markus Hofmann<br />

anlässlich mehrere Nachfragen<br />

des Vorsitzenden Richters auch<br />

bemühten: Es gelang ihnen nicht.<br />

Er sehe nicht, dass die 31. Änderung<br />

des Planfeststellungsbeschlusses<br />

die Planungshoheit und dasWohnungseigentum<br />

der Kommunen beeinträchtigt,<br />

so Buchheister. Zwar<br />

könnte Fluglärm ein Negativfaktor<br />

sein. Doch beim Bau des Terminals<br />

T2 gehe es darum, dass der BER mehr<br />

Passagiere abfertigen kann. „Fluglärm<br />

entsteht durch Flugbewegungen,<br />

nicht durch Fluggäste“, sagte der<br />

Gerichtspräsident. Er bezog sich auf<br />

die Zahl von 360 000 Starts und Landungen<br />

pro Jahr, von der im BER-<br />

Planfeststellungsbeschluss die Rede<br />

ist. Es sei nicht absehbar, dass der<br />

Wert überschritten und der Lärmzunehmen<br />

werde.<br />

Kommt die dritte Startbahn?<br />

„Wir haben die Klage sehr ernst gemeint“,<br />

sagte Michael Schwuchow,<br />

Bürgermeister von Blankenfelde-<br />

Mahlow. DerBau desT2sei der erste<br />

von mehreren Schritten, die Kapazität<br />

des BER zu erweitern. „Davon<br />

sind die Gemeinden und ihreBürger<br />

durchaus betroffen.“ Er befürchtete,<br />

dass die Belastung immer weiter zunimmt:<br />

Irgendwann werde dann<br />

eine dritte Start- und Landebahn als<br />

notwendig erscheinen, so der SPD-<br />

Politiker. Planer Dieter Faulenbach<br />

da Costa, der den Bürgerverein berät,<br />

kritisierte das Urteil:„Es zeigt das<br />

Dilemma der Gemeinden.“ Siebekämen<br />

keine Chance,den BER-Ausbau<br />

aufden Prüfstand zu stellen.<br />

An diesem Dienstag wird die Verhandlung<br />

im Oberverwaltungsgericht<br />

fortgesetzt. Der Bürgerverein<br />

klagt auch gegen die 27. Änderung<br />

des Planfeststellungsbeschlusses.<br />

Sieerlaubt es,den jetzigen Flughafen<br />

Schönefeld weiter zu betreiben.<br />

Peter Neumann<br />

würde sich wundern, wenn<br />

der Bürgerverein gewinnt.<br />

Das Wirtschaftswunder von Schönefeld<br />

Der Flughafen wird bis zu 70 000 Arbeitsplätze sichern, sagen Ökonomen. Am BER wird der Probebetrieb vorbereitet<br />

VonPeter Neumann<br />

Heimlich, still und leise hat Anfang<br />

Januar eine weitere Phase<br />

auf demWegzur Eröffnung des Flughafens<br />

BER in Schönefeld begonnen.<br />

In Vorbereitung des Probebetriebs,<br />

der im Aprilstarten soll, machen sich<br />

Beschäftigte der Flughafengesellschaft<br />

FBB und deren Partner mit<br />

den Anlagen vertraut. Schilder, die<br />

seit kurzem amBahnhof Flughafen<br />

Schönefeld stehen, leiten sie zu den<br />

Bussen, die sie zum BER fahren.<br />

„Wir sind in den Schulungsprozess<br />

eingestiegen“, bestätigte FBB-<br />

Chef Engelbert Lütke Daldrup am<br />

Montagabend beim ersten Wirtschaftsgespräch<br />

am neuen Flughafen,<br />

zu dem mehr als 130 Teilnehmer<br />

zum Willy-Brandt-Platz am BER gekommen<br />

waren. Dortging es darum,<br />

wie viele Arbeitsplätzeder Flughafen<br />

Hier lang zur BER-Schulung: Schild am Bahnhof Flughafen Schönefeld<br />

PETER NEUMANN<br />

tem gebe es am BER viel Raum für<br />

Wachstum<br />

München und andere Beispiele<br />

zeigten, dass Flughafenregionen ein<br />

„Magnet für Hochqualifizierte“<br />

seien, sagte Lehrs Ko-Autor Oliver<br />

Rottmann, Professor an der Universität<br />

Leipzig. Das fördere Innovationen<br />

in der regionalen Wirtschaft. Für<br />

international tätige Unternehmen<br />

sei die Nähe zu einem Flughafen zudem<br />

ein wichtiger Standortfaktor.<br />

„Wir sind uns klar: Die Entwicklung,<br />

von der wir hier sprechen, ist<br />

davon abhängig, dass der BER tatsächlich<br />

aufmacht“, sagte der Flughafenchef.<br />

Doch er sei zuversichtlich,<br />

dass der Flugbetrieb am 31. Oktober<br />

2020 beginnt. „Wir haben fast alles<br />

fertig, und zwar richtig fertig“, betonte<br />

Lütke Daldrup. Nur zwei Themen<br />

seien übrig geblieben: Für die Sicherheitskabel<br />

und die Sicherheits-<br />

schaffen und sichern wird. Zwei<br />

Wirtschaftswissenschaftler aus Leipzig<br />

stellten die Ergebnisse ihrer Studie<br />

zu diesem Thema vor.<br />

Derzeit sichereder Luftverkehr in<br />

Tegel und Schönefeld insgesamt<br />

rund 40 000 Vollzeitarbeitsplätze,<br />

sagte Thomas Lehr vom Beratungsunternehmen<br />

Conoscope. Davon<br />

befinden sich 18 000 auf den Flughäfen.<br />

Für 2035, wenn der BER anderthalb<br />

Jahrzehnte in Betrieb ist, sei mit<br />

insgesamt 60 000 bis 70 000 Arbeitsplätzen<br />

zu rechnen. Die Zahl der direkten<br />

Vollzeitstellen werde sich<br />

mehr als verdoppelt haben – auf<br />

38 400.<br />

Er wies darauf hin, dass diese Zahl<br />

konservativ geschätzt sei. „Es wird<br />

spannend sein zu sehen, wie sie sich<br />

tatsächlich entwickelt“, sagte Lehr.<br />

Er erwarte einen „Niveausprung“.<br />

Anders als im jetzigen Flughafensysstromversorgung<br />

müssten die Prüfung<br />

im März 2020 abgeschlossen<br />

werden. Auch bei den Dübeln, für die<br />

Bescheinigungen einzuholen sind,<br />

seien Fortschritte zu verzeichnen.<br />

Jan Eder, Hauptgeschäftsführer<br />

der Industrie- und Handelskammer<br />

(IHK) Berlin, mahnte den baldigen<br />

Ausbau der Abfertigungskapazität<br />

an. „Der BER ist zu klein geplant, das<br />

kann nicht so bleiben.“ Er warnte<br />

den <strong>Berliner</strong> Senat und die Brandenburger<br />

Landesregierung davor, die<br />

nächtliche Ruhezeit am BER auszuweiten.<br />

Sicher war es eine „Eselei“,<br />

den Flughafen stadtnah zu bauen, so<br />

Eder. Doch jede weitere Einschränkung<br />

der Betriebszeiten bedeute,<br />

dass der BER insbesonderefür Interkontinentalverbindungen<br />

unattraktiv<br />

wird. „Eigentlich“, so der Wirtschaftsvertreter,„bräuchten<br />

wir eine<br />

24-Stunden-Betrieb am BER.“


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 17 · D ienstag, 21. Januar 2020 11<br />

· ·<br />

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Berlin<br />

Initiative für<br />

besetzte<br />

Gebäude<br />

Unterstützung für<br />

„Kein Haus weniger“<br />

Mit Unterstützung prominenter<br />

Persönlichkeiten aus Kunst<br />

und Kultur will die Initiative „Kein<br />

Haus weniger“ in Berlin für den Erhalt<br />

vonalternativen Haus- und Kulturprojekten<br />

kämpfen.<br />

Zu den Unterzeichnern gehören<br />

nach Angaben vom Montag unter<br />

anderem die Autorinnen Elfriede Jelinek<br />

und Sibylle Berg, Choreographin<br />

Sasha Waltz, Sängerin Nina Hagen,<br />

Tocotronic-Sänger Dirk von<br />

Lowtzow, Regisseur Leander Haußmann,<br />

Journalist Günter Wallraff<br />

und die Intendanten Thomas Oberender<br />

(<strong>Berliner</strong> Festspiele), Thomas<br />

Ostermeier (Schaubühne) und René<br />

Pollesch (künftig Volksbühne).<br />

„Ohne seine alternativen Hausund<br />

Kulturprojekte wäre Berlin lediglich<br />

die Stadt, in der mal die<br />

Mauer stand. Tausende Menschen<br />

finden in Hausprojekten bezahlbaren<br />

Wohnraum ohne Angst vor Verdrängung<br />

haben zu müssen; Menschen,<br />

die anderswo diskriminiert<br />

werden, finden hier ein sicheres Zuhause.<br />

Die Häuser und Projekte bieten<br />

zudem eine elementar wichtige<br />

Infrastruktur für ihre Nachbarschaften.<br />

Hier finden sich Räume für<br />

Mietberatungen, politische Vernetzung,<br />

kulturelle Veranstaltungen<br />

und Orte zum Verweilen ohne Konsumzwang.“,<br />

heißt es in dem Aufruf<br />

der Initiativen aus dem Zivilleben.<br />

„Sie wäresozial, politisch und kulturell<br />

um Vieles ärmer.“ Stadtmarketing,<br />

Ferienwohnungsplattformen<br />

und Immobilienkonzerne bedienten<br />

sich der <strong>Berliner</strong> Subkultur „für den<br />

Verkauf eines rebellischen<br />

Images“.Die Initiatoren fordern einen<br />

Bestandsschutz für soziale und<br />

kulturelle Projekte sowie einen<br />

Schutz vorVerdrängung für Kleingewerbe.(dpa)<br />

Auch Choreografin Sasha Waltz setzt sich<br />

für die Initiative ein.<br />

DPA<br />

Die Metropolenbibliothek<br />

Neue Studien zeigen, dass das Raumprogramm der ZLB einen gewaltigen Neubau erzwingt<br />

VonNikolaus Bernau<br />

Seit 40 Jahren wird über den<br />

Neubau für die Zentral- und<br />

Landesbibliothek (ZLB) debattiert.<br />

Nunist man wieder<br />

so weit, wie man Mitte der 1980er-<br />

Jahreschon einmal war:Esgibt nach<br />

einem komplizierten und von der<br />

ZLB mit großem Engagement betriebenen<br />

„Dialogverfahren“ drei neue<br />

städtebauliche Machbarkeitsstudien<br />

für eine Erweiterung der 1954<br />

eingeweihten Amerika-Gedenkbibliothek<br />

(AGB) am Halleschen Ufer.<br />

Seit dem Spätsommer des vergangenen<br />

Jahres haben Architekten,<br />

Landschafts-, Verkehrs- und Bibliotheksplaner,<br />

aber auch interessierte<br />

Bürger vor allem aus Kreuzberg über<br />

Modellen, Studien und Plänen für das<br />

große Gelände zwischen Zossener<br />

Straße,Waterloo-Ufer am Landwehrkanal,<br />

Blücherplatz und Blücherstraße<br />

gesessen. Dass die weite Wiese<br />

hin zur Zossener Straße Baulandreserve<br />

für die Bibliothek ist, steht zwar<br />

seit den 80er-Jahren fest. Aber wie soll<br />

künftig mit dem vorzüglichen Bau<br />

der AGB umgegangen werden, der<br />

unter Denkmalschutz steht, mit den<br />

davor gelegenen Grünflächen und<br />

der verkehrsreichen Blücherstraße?<br />

Undvor allem, wohin sollen die etwa<br />

38 000 Quadratmeter gewuchtet werden,<br />

die die ZLB als künftige „Metropolenbibliothek“<br />

plant?<br />

Modelle im Rohzustand<br />

1954 eingeweiht: die Amerika-Gedenkbibliothek. BLZ<br />

Seit dem Jahr 1980 wird<br />

die Erweiterung der Amerika-Gedenkbibliothek<br />

am<br />

HallschenUfer gefordert,<br />

die seit 1996 mit der<br />

Stadtbibliothek an der<br />

Breiten Straße Hauptstandortder<br />

<strong>Berliner</strong>Zentralund<br />

Landesbibliothekist.<br />

Das Wettbewerbsergebnis<br />

EIN LANGER WEG<br />

von87fiel den Sparrunden<br />

der 90er zum Opfer. 2013<br />

scheiterte ein Projekt für<br />

das Tempelhofer Feld. Nun<br />

sollwieder an der AGBgebautwerden.<br />

Öffentliche<br />

Bibliotheken sind seit etwa<br />

2000eineder wichtigsten<br />

Kultur-Bauaufgaben. Berühmt<br />

wurden seither etwa<br />

die Neubauten in Seattle<br />

(Architekt Rem Koolhaas/<br />

OMA, 2004), Amsterdam<br />

(JoCoenen, 2007), Birmingham<br />

(Mecanoo,<br />

2013), Aarhus (Schmidt<br />

Hammer Lassen 2016), Tianjin<br />

(MVRDV2017) oder<br />

Helsinki (ALA Architects<br />

2018).<br />

Heraus gekommen sind drei städtebauliche<br />

Varianten, die von den Planern<br />

der Büros Urban Catalyst<br />

GmbH, David Chipperfield Architects<br />

Berlin und LK Argus bearbeitet wurden.<br />

In der einen wird die Amerika-<br />

Gedenkbibliothek seitlich eingefasst<br />

von sie deutlich überragenden Baukörpernentlang<br />

der Blücherstraße,in<br />

der anderen ergänzt um einen zunächst<br />

flacheren, dann zur Zossener<br />

Straße hin bis zu einem veritablen<br />

Turm ansteigenden Baukörper, der<br />

den Blücherplatz um einen hofartigen<br />

Nebenplatz erweitert. Und dann<br />

gibt es noch die Lösung mit einem<br />

einzeln stehenden, ungewöhnlich<br />

massigen und hoch ragenden Baukörper<br />

an der Ecke Zossener Straße<br />

und Waterloo-Ufer.<br />

Wohlgemerkt: Das sind keine<br />

Entwürfe, sondern Massenstudien.<br />

Bedauerlicherweise wurden die Modelle<br />

dazu im Rohzustand belassen,<br />

was die kommende Debatte erheblich<br />

belasten dürfte. Soerscheinen<br />

die Baumassen nämlich noch gröber<br />

verteilt, also sie schon sind. Auffällig<br />

ist auch, dass die zeitweilig als denkbar<br />

bezeichnete Erweiterung des<br />

ZLB-Geländes über die Blücherstraße<br />

hinaus auf eine Ecke des bisherigen<br />

Friedhofsgeländes offenbar<br />

passé ist.<br />

Immerhin zeigen die Modelle genau,<br />

wohin nach demWillen vonZLB,<br />

Bezirksamt und Senatskultur- und<br />

Senatsbauverwaltungen die Reise gehen<br />

soll: Zu einem auch baulich gewaltigen<br />

Kulturzentrum, dass sich in<br />

seinen Proportionen eher an den hohen<br />

Wohnhäusern nördlich des<br />

Landwehrkanals als an die Mietskasernenstadt<br />

im westlichen Kreuzberg<br />

anschließt. Dabei ist das Raumprogramm<br />

für die ZLB unter ihrem DirektorVolker<br />

Heller bereits massiv zusammengestrichen<br />

worden – beim<br />

Wettbewerb für das dann amTempelhof-Referendum<br />

gescheiterten Projekt<br />

waren 2013 noch 51 000 Quadratmeter<br />

gefordert worden. So sollen<br />

Baukosten gespartwerden.<br />

Im Großen und Ganzen bestätigen<br />

diese drei Modelle aber, was<br />

schon die Ergebnisse des vergangenen<br />

Schinkel-Wettbewerbs 2018 vermuten<br />

ließen: Das Raumprogramm<br />

für diese „Metropolenbibliothek“ ist<br />

immer noch sehr umfangreich, die<br />

zur Verfügung stehenden Grundstücke<br />

müssen massiv bebaut werden,<br />

um es zu fassen. Dasliegt wesentlich<br />

daran, dass die ZLB bisher plant, in<br />

diesen Neubau auch eher auf die unmittelbare<br />

bezirkliche Umgebung<br />

ausgerichtete Aufgaben wie etwa Arbeitsräume<br />

für Nutzer –sogenannte<br />

Maker-Spaces –, Lernzimmer für<br />

Schüler oder Spezialabteilungen wie<br />

etwa das Berlin-Forschungszentrum<br />

sowie die gesamte Verwaltung mit<br />

unterzubringen.<br />

Beispiel Birmingham<br />

Kultursenator Klaus Lederer betonte<br />

in seiner Stellungnahme zu dem Projekt<br />

sogar ausdrücklich, dass die<br />

neue ZLB „die Vision einer mit der<br />

sozialräumlichen Umgebung interagierenden<br />

und integrativ wirkenden<br />

Bildungs-, Kultur- und Begegnungsstätte“<br />

verwirklichen soll.<br />

Aber die Institution ZLB ist vorallem<br />

eine Gesamtberlinische. Methodisch<br />

folgen die Planer denn auch<br />

weiter dem Beispiel etwa von Birmingham<br />

oder Amsterdam. Verworfen<br />

wird dagegen bisher das Vorbild<br />

etwa der Public Library New Yorks<br />

oder der sensationellen neue Hauptbibliothek<br />

Oodi in Helsinki.<br />

Diese konnten stadträumlich<br />

auch deswegen relativ bescheiden<br />

bleiben, weil etwa die Büros der Mitarbeiter<br />

oder ganze Spezialabteilungen<br />

an andereStandorte ausgelagert<br />

blieben. Kurz:Eskann davon ausgegangen<br />

werden, dass die öffentliche<br />

und die politische Debatte um den<br />

ZLB-Neubau neues Feuer gewinnt.<br />

Hilfe für<br />

obdachlose<br />

Familien<br />

Neue Notunterkunft ist<br />

meistens ausgelastet<br />

Die Notunterkunft für wohnungslose<br />

Familien in Heiligensee<br />

wurde seit ihrer Einrichtung im<br />

Mai2019 vonknapp 100 Familien genutzt.<br />

Vonden insgesamt 342 Menschen<br />

waren 180 Kinder. Das teilte<br />

der Senat anlässlich eines Besuchs<br />

von Sozialsenatorin Elke Breitenbach<br />

(Die Linke) und Familiensenatorin<br />

Sandra Scheeres (SPD) in der<br />

Einrichtung am Montag mit.<br />

Träger der „Notübernachtung für<br />

wohnungslose Familien am Bärensprung“<br />

ist das Evangelische Jugendund<br />

Fürsorgewerk, sie gehörtzum Diakoniezentrum<br />

Heiligensee. Die Einrichtung<br />

bietet Schlafplätze für 44<br />

Personen. „Mit dieser Einrichtung<br />

konnten wir die Zahl der Plätze für<br />

wohnungslose Familien mehr als verdoppeln“,<br />

sagte Breitenbach. Eine<br />

weitere Notunterkunft für Familien<br />

gibt es Kreuzberg, sie bietet 30 Plätze<br />

in der Wrangelstraße.Nutzen können<br />

das Angebot Familien mit mindestens<br />

einem minderjährigen Kind,<br />

aber auch schwangere Frauen mit<br />

Mutterpass, die entweder schon obdachlos<br />

sind oder kurz vor der Obdachlosigkeit<br />

stehen. Jede Familie bekommt<br />

in der Notübernachtung ihr<br />

eigenes Zimmer und kann Hilfsangebote<br />

des Diakoniezentrums nutzen.<br />

„Wir sehen es hier als unsereAufgabe,<br />

den Familienverbund wieder<br />

zusammenzubringen“, sagte Leiterin<br />

Jana Stritzke. Eltern und Kinder<br />

sollten hier die Möglichkeit bekommen,<br />

aus dem Krisenmodus wieder<br />

in ihre Rollen zurückzufinden. Die<br />

Einrichtung ist laut Stritzke meistens<br />

ausgelastet, ein Aufenthalt dauere<br />

im Durchschnitt drei Wochen. Die<br />

genaue Zahl der Obdachlosen in<br />

Berlin ist nicht bekannt, Schätzungen<br />

schwanken zwischen 6000 und<br />

10 000. (mrg.)<br />

Ein Platz für Familien und ein Schutz vor<br />

der Obdachlosigkeit.<br />

DIAKNOISCHES WERK<br />

DieZukun beginnthier<br />

Messe Ausbildung &Karriere<br />

14. &15. Februar 2020<br />

9–16 Uhr<br />

Cafe Moskau<br />

Karl-Marx-Allee 34<br />

10178 Berlin<br />

Eintritt<br />

kostenlos.<br />

BERLIN<br />

MESSEN


12 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 17 · D ienstag, 21. Januar 2020<br />

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Berlin<br />

Beliebt über die Grenzen der Stadt hinaus: Die Griessmuehle bietet ein alternatives Programm zum <strong>Berliner</strong> Nachtleben.<br />

BERLINER ZEITUNG/SABINE GUDATH<br />

Überragende Subkultur<br />

Mit dem Neuköllner Technoclub Griessmuehle steht ein weiterer hochgelobter <strong>Berliner</strong> Szene-Ort vor dem Aus. Die Betreiber wollen kämpfen<br />

VonMechthild Henneke<br />

Am Sonntagnachmittag ist<br />

die Party am Neuköllner<br />

Schifffahrtskanal noch<br />

nicht vorbei. Stephan war<br />

nur kurz was essen und ist jetzt zurück<br />

zum Technoclub Griessmuehle<br />

gekommen. Der Rollstuhlfahrer<br />

fährt die Zufahrtsstraße zu dem<br />

Kubus entlang, durch dessen<br />

Wände Beats wummern. „Für mich<br />

ist das hier ein Ort der Entfaltung –<br />

transportiert durch die Musik und<br />

die Vibes“, sagt er und steigert sich<br />

noch: „Die Griessmuehle ist einfach<br />

wahre <strong>Berliner</strong> Subkultur.“<br />

Der 41-Jährige Stadtführer kommt<br />

seit Jahren in den Club und verfolgt<br />

mit Sorge, was aus einem seiner<br />

Lieblingsorte wird.<br />

Wenn es schlecht läuft, ist in<br />

knapp zwei Wochen die Musik aus.<br />

Am 31. Januar endet der Mietvertrag<br />

für die Szenelocation, die in<br />

Medien weltweit hochgelobt wird.<br />

Der britische Guardian nennt sie<br />

einen Ort, wo man „das normale<br />

Leben für eine kurze Zeit in einer<br />

autonomen Zone vergessen kann“.<br />

Der Lonely Planet-Führer hebt das<br />

tolerante Miteinander zu Elektroklängen<br />

hervor.<br />

Vor vier Jahren kaufte die S<br />

Immo, eine österreichische Immobilien-Investmentgesellschaft,<br />

das<br />

1,2 Hektar große Gelände gegenüber<br />

vom Hotel Estrel Berlin. Im<br />

Juli vergangenen Jahres kündigte<br />

die Aktiengesellschaft dem Hauptmieter,<br />

dem Logistikunternehmen<br />

H.Z.-Logistik, mit dem die Griessmuehle<br />

einen Untermietvertrag<br />

abgeschlossen hat.<br />

Investoren erhalten freie Bahn<br />

Jetzt will die SImmo das Gelände<br />

ohne Mieter weiterverkaufen. „Auf<br />

dem Areal sollen Bürohäuser, Loft,<br />

Workshop-Gebäude und eine<br />

Community Hall entstehen“, heißt<br />

es in einer Presseerklärung der S<br />

Immo. Die Baugenehmigung<br />

wurde Ende November vom Bezirk<br />

erteilt und mit den bauvorbereitenden<br />

Maßnahmen solle zeitnah<br />

begonnen werden. Im Moment befände<br />

sich die Gesellschaft mit<br />

Banken, Equity Partnern und potenziellen<br />

KäufernimGespräch.<br />

Im Klartext: Neue Investoren<br />

sollen freie Bahn für eigene Pläne<br />

erhalten. DieGriessmuehle kommt<br />

in dem Konzept nicht vor. „Ich bin<br />

ultratraurig, dass der Club zumacht“,<br />

sagt dazu Selina, eine 28-<br />

jährige Groß- und Außenhandelskauffrau,<br />

die am Sonntag zum Tanzen<br />

gekommen ist. „Der Club ist<br />

musikalisch überragend“,<br />

schwärmt sie. Imschwarzen Netz-<br />

T-Shirt und mit hochgebundenen<br />

Haaren steht sie im Garten und genießt<br />

eines der letzten Wochenenden<br />

auf dem Gelände.<br />

Sie hat auch die Petition unterschrieben,<br />

die der Club auf<br />

Change.org online gestellt hat.<br />

Schon fast 36 000 Personen haben<br />

sich innerhalb von einer Woche<br />

eingetragen. Einige von ihnen<br />

nicht nur wegen der Griessmuehle<br />

sondern wegen der <strong>Berliner</strong> Club-<br />

Kultur generell. Zurzeit sind mehrere<br />

Party-Orte in Gefahr, darunter<br />

das bekannte KitKat und der Sage<br />

Club in der Köpenicker Straße.<br />

Technoclubs kreierten in den<br />

neunziger Jahren Berlins Ruf als<br />

Welthauptstadt der Coolness, wo<br />

die Freiheit sich in Beats per Minute<br />

ausdrückt und alte, vergessene<br />

Orte zur Keimzelle von Zukunftsvisionen<br />

werden.<br />

„Die Griessmuehle ist<br />

einfach wahre<br />

<strong>Berliner</strong> Subkultur.“<br />

In der Griessmuehle hat zuletzt<br />

sogar ein Designer der Fashion<br />

Week seine Modelle präsentiert.<br />

Start-ups zeigen auf regelmäßigen<br />

Flohmärkten ihre Produkte, Kino<br />

und Sport holen während der Woche<br />

die Anwohner aufs Gelände.<br />

Dann wird der zentrale Clubsaal<br />

zum Vorführraum und die Gänge<br />

der einstigen Nudelfabrik werden<br />

Stephan, Stadtführer und regelmäßiger Besucher der Griessmuehle über<br />

den Neuköllner Club.<br />

ausgeleuchtet. Am Wochenende<br />

können sich die Besucher vielerorts<br />

nur tastend vorwärtsbewegen.<br />

DieMusik weist den Weg, die dunklen<br />

Ecken sollen dunkel bleiben.<br />

Die Griessmuehle atmet die verruchte<br />

Magie der Techno-Locations.<br />

Ihr Betreiber, David Ciura,<br />

kann sich keinen Umzug in ein<br />

neugebautes Gebäude vorstellen,<br />

eher schon auf ein anderes Gelände<br />

der Stadt.<br />

Sein vorrangiges Ziel ist es aber,<br />

mit der S Immo ins Gespräch zu<br />

kommen, was bisher nicht gelang.<br />

„Die S Immo soll einlenken und<br />

den Diskurs mit uns suchen“, sagt<br />

der 36-Jährige, der diesen Ort vor<br />

acht Jahren bei einer Fahrt mit der<br />

Ringbahn entdeckte. Für die Zukunft<br />

wünscht er sich eine Mischnutzung<br />

des Geländes mit „mehr<br />

Kultur und weniger 24-Stunden-<br />

Partys“. Das Gelände könne zum<br />

Beispiel geteilt werden, um das,<br />

was zurzeit dort besteht, zu erhalten.<br />

Ciura hat prominente Unterstützung<br />

von Senatorin Ramona<br />

Pop (Grüne). „Wir appellieren an<br />

den neuen Eigentümer, den<br />

Standort der Griessmuehle zu sichern<br />

und sind in Gesprächen mit<br />

den Akteuren“, erklärtsie dazu. Zu<br />

viele Clubs würden geschlossen<br />

oder seien von Schließung bedroht.<br />

„Die Griessmuehle prägt<br />

die <strong>Berliner</strong> Clubszene, ihre<br />

Kunst- und Kulturangebote sind<br />

von großer Bedeutung für den<br />

Kiez“, fügt sie hinzu.<br />

Auch der Bezirk bemüht sich,<br />

die Griessmuehle nicht zu verlieren,<br />

wie Christian Berg, Sprecher<br />

von Bürgermeister Martin Hikel<br />

(Grüne), sagt. „Unser erstes Ziel<br />

wäre es, dass die Griessmuehle<br />

übergangsweise am Standort verbleiben<br />

kann und dass wir einen<br />

neuen Standortfinden.“ Am Dienstag<br />

will sich der Grünen-Abgeordnete<br />

Georg Kössler mit der SImmo<br />

treffen.<br />

Die Hoffnung stirbt zuletzt<br />

Die Österreicher haben sich bisher<br />

wenig kompromissbereit gezeigt.<br />

„Die Betreiber der Griessmühle haben<br />

uns bis heute keine Kaufinteressenten<br />

vorgeschlagen und auch<br />

nicht um einen Gesprächstermin<br />

gebeten“, heißt es in ihrem Statement.<br />

Das bestreitet Ciura. Sie hätten<br />

mittlerweile sogar einen konkreten<br />

Interessenten genannt.<br />

Den Verkaufspreis schätzt er<br />

auf mehr als 20 Millionen Euro,<br />

wobei die SImmo das Gelände seinen<br />

Informationen nach für 2,3<br />

Millionen Euro gekauft habe. Auf<br />

einer Kundgebung am Rathaus<br />

Neukölln wollen die Griessmuehlen-Mitarbeiter<br />

und ihre Unterstützer<br />

am Mittwoch auf ihr<br />

Thema aufmerksam machen. Dort<br />

tagt zeitgleich die Bezirksverordnetenversammlung.<br />

„Die Hoffnung<br />

stirbt zuletzt“, sagt Ciura.<br />

Mechthild Henneke<br />

findet, dass Berlin Locations<br />

wie die Griessmuehle braucht.<br />

Als Berlin über Nacht zur Metropole wurde<br />

Vorhundert Jahren wurde die Stadt zu Groß-Berlin. Das soll mit einem großen Bürgerfest, vielen Ausstellungen und Veranstaltungen gefeiert werden<br />

VonMelanie Reinsch<br />

Vor 100 Jahren hat Berlin die Weichen<br />

gelegt für eine Hauptstadt,<br />

wie man sie heute kennt. Denn am 1.<br />

Oktober 1920 trat das Groß-Berlin-<br />

Gesetz in Kraft, durch das Berlin mit<br />

den sieben umliegenden Städten,<br />

sowie 59 Landgemeinden und 27<br />

Gutsbezirken zusammenwuchs.<br />

Über Nacht wurde Berlin so zu einer<br />

knapp 4-Millionen-Einwohner-Metropole,<br />

eine Marke also, auf die die<br />

Stadt inzwischen wieder zusteuert.<br />

Nach London und NewYorkwar Berlin<br />

damit die drittgrößte Stadt nach<br />

Anzahl der Einwohner. Flächenmäßig<br />

lag nur Los Angeles noch vorBerlin.<br />

Grund genug, dieses Jubiläum<br />

der Stadt gebührend zu feiern.<br />

Am 1. März 2017 gründete sich<br />

dazu die „Initiative 100 Jahre (Groß-<br />

)Berlin“ mit dem Ziel, durch Ausstellungen<br />

und Veranstaltungen diesen<br />

Geburtstag angemessen zu würdigen.<br />

So wird es in jedem Stadtteil<br />

über das Jahr verteilt Ausstellungen<br />

in den Bezirksmuseen geben, es wird<br />

ein großes Bürgerfest mit Open-Air-<br />

Kino vordem Roten Rathaus stattfinden,<br />

Fachgespräche und Veranstaltungen<br />

geben. Die zentrale Ausstellung<br />

„Chaos & Aufbruch – Berlin<br />

1920/2020“ zu Groß-Berlin wird am<br />

26. AprilimMärkischen Museum eröffnet.<br />

„Es war spektakulär,was 1920<br />

passiertist. Es war aber nicht unumstritten.<br />

Denn es gab auch Vorortgemeinden,<br />

die nicht so begeistertwaren<br />

von Groß-Berlin“, sagte der Regierende<br />

Bürgermeister Michael<br />

Müller (SPD) am Montag bei derVorstellung<br />

des Programms. Schon damals<br />

habe es eine Rolle gespielt, wie<br />

man so eine riesige Stadt organisiert,<br />

wie man sie zu einer liebens- und lebenswerten<br />

Stadt mache, in der<br />

möglichst viele Menschen auch<br />

möglichst gut zusammenleben können.<br />

So habe der Ausbau der Infrastruktur,<br />

der kommunale Wohnungsbau<br />

oder der Ausbau des öf-<br />

Michael Müller (SPD) will Berlin zur Modellregion für das 365-Euro-Ticket machen. DPA<br />

Auch heute könne man Berlin<br />

noch immer weiter entwickeln.<br />

Chancen müsse man sehen und sie<br />

nutzen. Er setze daher auch in diesem<br />

Jahr auf den Ausbau Berlins im<br />

Bereich Wissenschaft und Forschung.<br />

Als Beispiel nannte der Refentlichen<br />

Nahverkehrs im Fokus gestanden.„Inden<br />

20er-Jahren wurden<br />

40 Kilometer U-Bahnlinien gebaut.<br />

Das folgte dem Anspruch, eine gute<br />

Stadt zu organisieren – und zwar<br />

nicht für einige wenige, sondern für<br />

möglichst viele“, so Müller.<br />

gierungschef das neue Herzzentrum,<br />

das in einem Neubau auf dem<br />

Charité Campus Virchow-Klinikum<br />

entstehen soll und das der Bund mit<br />

100 Millionen Euro bezuschusst. Anspruch<br />

müsse sein, das modernste<br />

und digitalste Herzzentrum der Welt<br />

zu schaffen, betonte Müller.<br />

Auch beim Siemens-Campus<br />

würde die Schnittstelle zwischen<br />

Wissenschaft und Forschung sichtbar.<br />

Hier soll das autonome Fahren<br />

getestet werden und an Lösungen<br />

für den Klimaschutz gearbeitet werden.<br />

Siemens will zudem mehr als<br />

einhundert Jahre nach dem Bau der<br />

Siemensstadt in Spandau den Standort<br />

zueinem Zukunftscampus entwickeln.<br />

Aber auch die Urban Tech Republic,<br />

die auf dem Tegel-Gelände in den<br />

kommenden Jahren entstehen soll,<br />

sei Teil dieser Chancen für Berlin.<br />

Hier soll ein innovativer Forschungsund<br />

Industriepark für urbane Technologien<br />

entstehen.<br />

Doch dabei soll es nicht bleiben.<br />

Müller will Berlin zu einer Modellregion<br />

für das 365-Euro-Ticket erklären<br />

lassen. Mit einem Brief hat sich<br />

der Senatschef dazu an Bundesverkehrsminister<br />

Andreas Scheuer<br />

(CSU) gewandt und schon mal Berlins<br />

Interesse bekundet. Denn das<br />

Ministerium will zehn Modellregionen<br />

für das 365-Euro-Ticket ausloben<br />

und finanziell fördern. Einoffizielle<br />

Bewerbung sei das noch nicht,<br />

aber die Ankündigung einer Bewerbung,<br />

so Müller.<br />

Das Projekt des Bundes gehört<br />

zum Klimapaket, das im vorigen Jahr<br />

verabschiedet wurde. „Mit soeinen<br />

Versuch muss man in die Millionenmetropole<br />

rein“, so Müller.Berlin sei<br />

für solch ein Projekt genau der der<br />

richtige Standort. Daher habe er<br />

auch jenseits des offiziellen Bewerbungsverfahrens<br />

angekündigt, dass<br />

„Berlin auf jeden Fall dabei ist“.<br />

www.100-Jahre-gross-berlin.de


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 17 · D ienstag, 21. Januar 2020 13<br />

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Berlin<br />

Müller:<br />

U-Bahn-Netz<br />

wird wachsen<br />

Ausbau bleibt in Koalition<br />

jedoch umstritten<br />

Der Regierende Bürgermeister<br />

Michael Müller geht davon<br />

aus,dass Berlins U-Bahn-Netz weiter<br />

wächst. „Die Machbarkeitsstudien<br />

liegen vor“, sagte der SPD-Politiker<br />

am Montag.<br />

„Ich habe in der letzten Senatssitzung<br />

angesprochen, dass ich die<br />

auch sehen möchte,sodass wir uns<br />

im Senat damit auseinandersetzen<br />

können, an welchen Stellen macht<br />

das Sinn oder nicht.“ Ganz neue Linien<br />

seien aus finanziellen Gründen<br />

unrealistisch. „Wir wollen aber<br />

vorankommen mit dem Ausbau<br />

des U-Bahn-Netzes.“ Dafür bieten<br />

sich Müller zufolge mehrere Strecken<br />

an.<br />

Respekt vor Stadtplanern<br />

„Und ich gehe davon aus, dass es<br />

an mehreren Stellen für uns erstens<br />

Sinn macht und zweitens auch finanzierbar<br />

ist.“<br />

Müller zeigte Respekt für die<br />

Stadtplaner der 1920er Jahre. Damals<br />

sei ein U-Bahn-Netz von 40<br />

Kilometern Länge gebaut worden,<br />

so der Regierende Bürgermeister –<br />

„eine Aufsehen erregende Größenordnung“.<br />

Der U-Bahn-Ausbau ist in der<br />

Koalition umstritten. Verkehrssenatorin<br />

Regine Günther (Grüne)<br />

hatte zuletzt im Dezember darauf<br />

hingewiesen, dass U-Bahn-Bauten<br />

teuer und langwierig seien.<br />

Verkehrssenatorin Regine Günther<br />

ist allerdings nicht gegen zusätzliche<br />

U-Bahn-Kilometer, sondernplädiertfür<br />

nüchternes Abwägen<br />

darüber, wo U-Bahn, Tram<br />

oder Busdie überzeugendereAlternativesei.<br />

(dpa)<br />

Die U-Bahn zählt zu den Hauptverkehrsmitteln<br />

der Stadt.<br />

DPA<br />

ROBERT DOWNEY JR.<br />

hätte seit seiner Ankunft in Berlin die<br />

Stadt so richtig schön unsicher machen<br />

können. Hat eraber nicht! Die<br />

Präsidentensuite im Waldorf Astoria<br />

war viel zu gemütlich, ein Raum der<br />

Suite war ihm extrafür Massagen hergerichtet<br />

worden, ein Butler stand<br />

rund um die Uhrbereit. Undmit fast<br />

55 zieht man ja auch nicht mehr so<br />

hektisch um die Häuser. Soließ der<br />

Hollywoodstar sich also nur zur Fan-<br />

Premiere von „Die fantastische Reise<br />

des Dr. Dolittle“ am Sonntag in den<br />

Zoo-Palast chauffieren (ja, liegt auf<br />

der dem Hotel gegenüber liegenden<br />

Straßenseite –aber trotzdem!). Und<br />

zum Abendessen ins The Grand in<br />

der Hirtenstraße in Mitte.Dortgab es<br />

eine Geburtstagstorte und ein Ständchen<br />

vomStar für seinen jungen Kollegen<br />

HarryCollett, der am Freitag 16<br />

Jahre alt geworden war und neben<br />

RobertDowney jr.in„Diefantastische<br />

Reise des Dr.Dolittle“ spielt. Dervon<br />

einem Künstler bemalte Buddy Bär,<br />

den Downey jr. amMontag kurz vor<br />

der Abreise Richtung Paris signierte,<br />

soll für eine wohltätige Organisation<br />

versteigertwerden.<br />

ANNA DEPENBUSCH<br />

schwankt zwischen aufgekratzt und<br />

hochkonzentriert. Sie hat in ihrer<br />

Karriere schon sieben Alben aufgenommen,<br />

aber diese Aufnahme am<br />

Montag zur Mittagsstunde in den<br />

nach dem Erfinder von Schallplatte<br />

und Grammophon benannten Emil-<br />

<strong>Berliner</strong>-Studios in der Köthener<br />

Straße war so besonders,die wirdsie<br />

niemals vergessen. In einer Zeit, in<br />

der die Technik dermaßen perfektioniert<br />

ist, dass es dem Zuhörer nicht<br />

auffällt, wenn ein Musiktitel aus verschiedenen<br />

Aufnahmen zusammengestückelt<br />

wurde (was oft passiert),<br />

hat sich die Hamburgerin einem besonderen<br />

Stress ausgesetzt. Sie saß<br />

im Studio, wartete auf das rote Licht<br />

und wusste, was sie in den nächsten<br />

zweimal 18 Minuten singt und am<br />

Flügel dazu spielt, wirdgenau so auf<br />

ihrem nächsten Vinyl-Album zu hören<br />

sein. Ihr Gesang wurde nämlich<br />

liveimStudio nebenan in einen Plattenrohling<br />

geritzt, der wenige Stunden<br />

später als Kopiervorlage ins<br />

Presswerk gebracht wurde. Keine<br />

nachträglichen Änderungen möglich.<br />

Gleichzeitig ein Horror und ein<br />

Traum. DieSängerin wirkte wild entschlossen,<br />

die Sache positiv zu nehmen.<br />

War jaauch ihre eigene Idee:<br />

„Jetzt habe ich mein eigenes Label<br />

gegründet und kann so was machen.“<br />

Der Album-Titel „Echtzeit“<br />

animierte sie zur ungewöhnlichen<br />

Artder Aufnahme:„Wenn das Album<br />

Hier wird noch live gekratzt<br />

von Andreas Kurtz<br />

ak@andreaskurtz.net<br />

Anna Depenbusch singt<br />

in den Emil-<strong>Berliner</strong>-Studios<br />

direkt auf Vinyl. Robert Downey jr.<br />

zieht mit fast 55 nicht mehr um die<br />

Häuser.Falko Hennig grüßt aus<br />

Patagonien<br />

RobertDowneyjr. ließ sich in den Zoo-Palast chauffieren –einmal über die Straße.<br />

Anna Depenbusch hat ein ungewöhnliches Experiment gewagt.<br />

IMAGO<br />

CHRISTIAN SCHULZ<br />

schon so heißt, dann muss ich es<br />

auch in Echtzeit aufnehmen.“ Die<br />

Künstlerin freut sich, in Berlin das<br />

passende Studio gefunden zu haben:<br />

„Dakann man in Europa ganz schön<br />

suchen, das beherrschen nicht<br />

viele.“<br />

DieFans dürfen sich auf eine Fortsetzung<br />

ihres größten Hits „Tim liebt<br />

Tina“ freuen, in dem sich beide noch<br />

mal begegnen, um nun ja vielleich<br />

doch noch zum Paar zu werden, wobei<br />

ein fitnessorientierter Modetanz<br />

eine gewisse Rolle spielt.<br />

Im titelgebenden Lied des Albums<br />

heißt es „In Echtzeit Fehler machen,<br />

in Echtzeit drüber lachen“, was sich<br />

dann aber als nicht ganz so leicht erwies.<br />

Kurz nach dem Start der Aufnahme<br />

der B-Seite des Vinyl-Albums<br />

brach Anna Depenbusch ab. Dieser<br />

Rohling war versaut, wurde umgehend<br />

durch einen neuen ersetzt.<br />

Dann fing sie neu an und sang die Titelbis<br />

zum Schluss durch. Wenn man<br />

genau hinhört, müsste man kurz vor<br />

dem Klaviersolo am Ende hören, wie<br />

sie den Klavierhocker verschiebt.<br />

Aber eventuell wurde auch die zweite<br />

Aufnahme genommen, denn nach einer<br />

Pause gönnte sich die Künstlerin<br />

einen zweiten kompletten Versuch<br />

vonjeder Seite.<br />

Das Album erscheint am 6. März,<br />

am 3. April singt Anna Depenbusch<br />

seine Titelund einige mehr im Admiralspalast.<br />

FALKOHENNIG<br />

wäre amMontagabend bei der großen<br />

Gala „25 Jahre Reformbühne<br />

Heim und Welt“inder Volksbühne so<br />

gern dabei gewesen. Schließlich gehört<br />

erseit dem Gründungsjahr der<br />

inzwischen legendären Lesebühne<br />

zu ihren Stammvorlesern. Am Ende<br />

konnte seine Teilnahme am Jubiläum<br />

nur mit einem technischen Kniff bewerkstelligt<br />

werden: „Ich bin gerade<br />

in Patagonien, es gibt also einen Einspielfilm<br />

mit mir.“ Die Reformbühne<br />

gibt es seit einem Vierteljahrhundert<br />

jeden Sonntag -auch wenn ihr Ort<br />

vom Schokoladen über das Kaffee<br />

Burger, die Panorama-Lounge und<br />

die Jägerklause zurVolksbühne wechselte,<br />

war das die Konstante. Warum<br />

das immer funktioniert hat? Falko<br />

Hennig hat da eine Theorie: „Die<br />

Hauptsache ist wohl, dass wir befreundet<br />

sind und uns jeden Sonntag<br />

wie ein Stammtisch treffen.“<br />

Ewig wird das nicht so weitergehen,<br />

das ist ihm klar.Aber weitere25Jahre<br />

gibt er der Reformbühne noch. „Wir<br />

sind ja durchaus rüstig.“ Allerdings<br />

könnte es auch früher enden: „Wenn<br />

das Publikum irgendwann nicht<br />

mehr erscheint, sind wir am Ende.“<br />

Feuer im<br />

Fußballzug aus<br />

Freiburg<br />

Gutachten: Heizungsdefekt<br />

löste Brand aus<br />

Rund drei Monate nach dem<br />

Brand in einem Sonderzug von<br />

Freiburger Fußballfans in Berlin halten<br />

Fachleute einen technischen Defekt<br />

für die Ursache.<br />

Das Feuer sei durch einen Fehler<br />

in der Heizung und die damit verbundene<br />

Überhitzung der Anlage<br />

ausgelöst worden, hieß es in einem<br />

Zwischenbericht der Bundesstelle<br />

für Eisenbahnunfalluntersuchung<br />

(BEU). Damit wurden erste Annahmen<br />

der Bundespolizei am Montag<br />

bestätigt. Zuvorhatten mehrereMedien<br />

über das Gutachten vomFreitag<br />

berichtet.<br />

700 Fans an Bord<br />

Nach dem Unfall mit drei Leichtverletzten<br />

war auch spekuliert worden,<br />

dass Pyrotechnik der Fans eine Rolle<br />

gespielt haben könnte. Nun hieß es,<br />

es lägen „keine Erkenntnisse vor,<br />

dass das Ereignis auf die Einwirkung<br />

Dritter zurückzuführen ist“. Mitdem<br />

Zwischenbericht ist die Untersuchung<br />

nicht abgeschlossen. Die Ermittler<br />

würden sich laut BEU noch<br />

mit der Ausbreitung des Brandes<br />

und mit Fragen der Instandhaltung<br />

des Zuges beschäftigen. DerZug war<br />

1954 gebaut worden.<br />

Das Feuer brach am Abend des<br />

19. Oktober auf der Fahrtvon Berlin-<br />

Charlottenburg nach Freiburg im<br />

Breisgau aus. An Bord waren 700<br />

Fans des SC Freiburg, die nach einem<br />

Spiel bei Union Berlin nach<br />

Hause wollten. Kurz nach der Abfahrt<br />

musste der Zug beim S-Bahnhof<br />

Bellevue evakuiert werden. Ein<br />

Waggon brannte komplett aus. Es<br />

entstand ein Sachschaden in Höhe<br />

von155 000 Euro. (dpa)<br />

Der Zug,der vor rund drei Monaten Feuer<br />

fing.<br />

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14 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 17 · D ienstag, 21. Januar 2020<br />

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Berlin<br />

Ruhige<br />

Nachbarschaft<br />

in Kreuzberg<br />

Friedhof könnte<br />

teilweise bebaut werden<br />

VonHans Korfmann<br />

Am 18. Dezember überreichten<br />

Vertreter einer Bürgerinitiative<br />

einem Vertreter des Senats für Kultur<br />

und Europa 4000 Unterschriften besorgter<br />

Kreuzberger.Sie protestierten<br />

damit gegen die geplante Errichtung<br />

eines Wohngebäudes auf den denkmalgeschützten<br />

Friedhöfen an der<br />

Bergmannstraße. Die Aktion fand im<br />

letzten Moment statt, denn der Bauantrag<br />

des evangelischen Friedhofsverbandes<br />

stützte sich auf den Sonderparagrafen<br />

246 zur Errichtung von<br />

Flüchtlingsunterkünften, der mit<br />

dem Jahresende seine Gültigkeit verlor.<br />

Daraufhin soll am 30. 12. die Entscheidung<br />

gefallen sein: Der Evangelische<br />

Friedhofsverband Stadtmitte<br />

kann sich auf künftige Mieteinnahmen<br />

freuen, es darf gebaut werden.<br />

Details aus dem Bauplan wurden<br />

noch nicht bekannt, doch handelt es<br />

sich laut Denkmalschutzbehörden<br />

um ein 50 Meter langes, fünf Stockwerke<br />

hohes und 14 Meter in den<br />

Friedhof hineinragendes Gebäude<br />

entlang der Jüterboger Straße. Geplant<br />

sind Mietwohnungen, die wegen<br />

des Sonderbaurechts zunächst<br />

Flüchtlingen als Unterkunft dienen<br />

müssen. Danach können sie auf dem<br />

freien Marktangeboten werden.<br />

Ohne die Zuhilfenahme des Paragrafen<br />

246 hätte für einen derart frei<br />

stehenden Bau keine Baugenehmigung<br />

erteilt werden können. Laut<br />

Baugesetzbuch dürfen Neubauten<br />

nur an bereits bestehende Gebäude<br />

anschließen. Nach der nun geneh-<br />

Herr Gysi, in Ihren Adern fließt als<br />

Beimischung ja auch blaues Blut –<br />

Ihre Großmutter war eine geborene<br />

von Schwanebach. Nehmen Sie Anteil<br />

am erlauchten Leben und Treiben<br />

des heutigen Adels?<br />

Komischerweise laden mich<br />

diese Kreise nicht ein. Ich befürchte,<br />

sie haben Recht. Beim<br />

Schreiben meiner Autobiografie<br />

wurde mir bewusst, wie unterschiedlich<br />

politisch und sozial<br />

meine Vorfahren waren, welch unterschiedlichen<br />

Schichten sie angehörten.<br />

Auf jeden Fall stellte ich<br />

fest, wie viele Leben es geben muss,<br />

bevor das eigene entsteht. Ich bin<br />

eine Mischung aus vielem, aber der<br />

Adelsanteil hält sich in deutlichen<br />

Grenzen.<br />

Sie sind sicher im Bilde darüber,<br />

was im britischen Königshaus gerade<br />

wieder los ist. Haben Sie Verständnis<br />

dafür, dass Meghan und<br />

Harrysich ins kanadische Exil begeben<br />

wollen?<br />

Vor dem Hintergrund der Umstände<br />

des Todes seiner Mutter<br />

kann ich verstehen, dass er alles<br />

tut, um seine Familie dem medialen<br />

Druck zu entziehen. Eine solche<br />

Belagerung, Paparazzi, die<br />

praktisch jeden ihrer Schritte verfolgen<br />

und fotografieren, dazu<br />

noch erfundene Stories – das ist<br />

kein angenehmes Leben. Ob sie<br />

damit die Medien loswerden, wage<br />

ich allerdings zu bezweifeln.<br />

Der Adel in Deutschland ist lange<br />

abgeschafft, trotzdem tragen nicht<br />

wenige Sprösslinge ihre Titel wie<br />

einen Ausweis von Exzellenz vor<br />

sich her. Warum macht so ein Namens-Karneval<br />

eigentlich heute<br />

noch immer Eindruck auf viele<br />

Menschen?<br />

Das liegt zum Teil auch an der<br />

ausufernden Berichterstattung.<br />

Wenn der sogenannte europäische<br />

Hochadel auf jedem zweiten<br />

Zeitschriftentitel prangt, wird der<br />

Eindruck verfestigt, dass jemand<br />

etwas Besonderes sei, wenn sie<br />

oder er einen Adelstitel trägt. Falls<br />

man übrigens nicht viel leistet,<br />

Die Interview-Kolumne<br />

Eine Curry<br />

mit Gysi<br />

Die Chefredakteure Jochen Arntz und<br />

Elmar Jehn reden jede Woche mit Gregor Gysi –<br />

über das, was die Stadt, das Land und<br />

die Welt bewegt. Ein paar Minuten nur,solange<br />

man eben zusammensteht für<br />

eine Curry am Mittag.<br />

Unser Thema in dieser Woche:<br />

Adel verpflichtet<br />

Elmar Jehn (l.), Gregor Gysi und Jochen Arntz<br />

versuchen manche als Adlige oder<br />

Adliger so einen Ersatz für Bedeutung<br />

zu finden.<br />

Neben den Windsors sorgt auch der<br />

Clan der Hohenzollern für Schlagzeilen.<br />

Lebenslanges Wohnrecht in<br />

Schlössern wie Cecilienhof fordern<br />

die Nachfahren Kaiser Wilhelms II.<br />

Ihre Partei läuft Sturm dagegen.<br />

Haben Sie gar kein Verständnis für<br />

eine Großfamilie auf Wohnungssuche?<br />

Wir sollten uns schon entscheiden.<br />

Entweder ist der Adel als<br />

Machtfaktor abgeschafft, was<br />

auch mit entsprechenden Enteignungen<br />

schon in den 20er Jahren<br />

verbunden war, dann muss man<br />

auch nicht über Wohnrechte in<br />

Schlössern diskutieren. Oder man<br />

meint, die Kaiser-Nachfahren, die<br />

übrigens auch noch der Nazi-Diktatur<br />

Vorschub leisteten, sind<br />

heute noch wichtig für unser<br />

Land. In Deutschland wurde nach<br />

dem vom Kaiserreich ausgehenden<br />

1. Weltkrieg die Republik ausgerufen,<br />

auf die wir stolz sein sollten,<br />

statt auf das Kaiserreich. Die<br />

Denkmalpflege ist etwas völlig anderes.<br />

Adel verpflichtet, wozu würden Sie<br />

den Adel gerne verpflichten?<br />

Damit war die Hoffnung auf<br />

Moral und Sitte gemeint. Adlige<br />

dürfen selbstverständlich versuchen,<br />

diesbezüglich vorbildlich<br />

zu sein. Aber sie sind Bürgerinnen<br />

und Bürger wie jede und jeder<br />

andere imLand, mit den gleichen<br />

Rechten und Pflichten. Das<br />

„von“ soll ein normaler Bestandteil<br />

des Namens sein.<br />

Noch mal zurück zu Ihrer Großmutter.Wie<br />

präsent ist das aristokratische<br />

Erbe in Ihrem Leben?<br />

Na ja, für den Adel gehört man<br />

irgendwie zur Familie, wenn man<br />

im gleichen Haus wohnt. So<br />

dachte auch meine Mutter, sie<br />

hatte schon einen bestimmten<br />

Stil. Mein Vater war anders und<br />

letztlich herrschte bei uns eher<br />

Normalität.<br />

POLIZEIREPORT<br />

Feuer an einer Schule.<br />

Unbekannte haben in der vergangenen<br />

Nacht ein Feuer an einem Schulgebäude<br />

in Charlottenburggelegt.<br />

Anwohner alarmierten kurzvor 23<br />

Uhrdie Feuerwehr und die Polizei in<br />

die Schillerstraße,als sie die Flammen<br />

an der auf dem Schulgelände<br />

befindlichen Sporthalle emporsteigen<br />

sahen. Einsatzkräfte löschten<br />

den Brand. Verletzt wurde niemand.<br />

DiePolizei geht vonvorsätzlicher<br />

Brandstiftung aus.<br />

Einbrecher festgenommen.<br />

Polizisten haben am Sonntag zwei<br />

Einbrecher in Wittenau festgenommen.<br />

EinAnwohner des Windhalmwegs<br />

hatte einen Mann dabei beobachtet,<br />

wie dieser versuchte,über einen<br />

Balkon an einem Mehrfamilienhaus,ineine<br />

Wohnung im Hochparterrezugelangen.<br />

DerAnwohner<br />

alarmierte die Polizei und sprach<br />

den Mann an, der daraufhin flüchtete.Zeitgleich<br />

nahm der Zeugedrei<br />

weiterePersonen wahr,allerdings<br />

schon in der Wohnung, die über ein<br />

Seitenfenster aus der Wohnung<br />

flüchteten. Polizisten nahmen zwei<br />

der flüchtigen Tatverdächtigen fest<br />

und brachten die beiden 33 und 35<br />

Jahrealten Männer in ein Gewahrsam.<br />

In der Nähe des Tatortes fanden<br />

Polizisten noch Schmuck, der aus<br />

der Wohnung stammte,und stellten<br />

ihn sicher.<br />

Erneut Feuer im Müllraum.<br />

Erneut hat es in einem Müllraum eines<br />

mehrgeschossigen Wohnhauses<br />

in der Friedrichstraße gebrannt. Das<br />

ist das dritte Malinnerhalb vonvier<br />

Wochen,sagten Anwohner.Die Feuerwehr<br />

war mit 20 Beamten im Einsatz.<br />

DiePolizei vermutet vorsätzliche<br />

Brandstiftung. Zuletzt hatte es<br />

vorzehn Tagen gebrannt.<br />

Gold ist geil<br />

Staatsanwalt fordert für den Diebstahl der Riesenmünze Big Maple Leaf aus dem Bode-Museum hohe Haftstrafen<br />

Der Friedhof auf der Bergmannstraße ist<br />

legendär.<br />

BLZ/GERD ENGELSMANN<br />

migten Errichtung des umstrittenen<br />

Neubaus allerdings wirdeine Baubewilligung<br />

zur Schließung der etwa 100<br />

Meter langen Baulücke,die zwischen<br />

den Altbauten der Jüterboger Straße<br />

und dem Neubau auf dem Friedhof<br />

entsteht, keine Probleme mehr bereiten.<br />

Damit sind die Weichen für eine<br />

weitergehende Bebauung des Friedhofs<br />

gestellt. Details zur Genehmigung<br />

des Neubaus sind bislang nicht<br />

bekannt geworden. Die Bürgerinitiative<br />

schreibt auf ihrer Website Bergmannfriedhöfe.de:<br />

„Leider hat sich<br />

bisher weder die Senatsverwaltung<br />

für Kultur und Europa noch die<br />

Kreuzberger Bauaufsicht, die Evangelische<br />

Kirche oder die <strong>Berliner</strong> Presse<br />

zur Sache geäußert.“<br />

Wie schwer sich auch die Politik<br />

damit tut, ihren Bürgernzuerklären,<br />

wie sie zu ihrer positiven Entscheidung<br />

kam, zeigt auch die Tatsache,<br />

dass drei Wochen nach der Baugenehmigung<br />

im Dezember noch<br />

keine Presseerklärung herausgegeben<br />

wurde. Bei Anfragen auf dem<br />

Landesdenkmalamt, das sich in seinem<br />

Gutachten Ende Dezember<br />

noch gegen den Bau ausgesprochen<br />

haben soll, wird auf die Pressestelle<br />

des Senats verwiesen. Dass auch von<br />

dort trotz mehrfacher Anfragen bis<br />

heute noch keine Antwort auf die<br />

Frage gefunden werden konnte, wie<br />

man sich über die Empfehlungen<br />

der Fachbehörden und die Sorgen<br />

der Bürger so schnell und einfach<br />

hinwegsetzen konnte, wirft kein gutes<br />

Licht auf Staat und Kirche. Bestenfalls<br />

ein Zwielicht.<br />

VonKatrin Bischoff<br />

Inder Nacht zum 27. März 2017<br />

sprangen drei dunkle Gestalten<br />

vom S-Bahnhof Hackescher Markt<br />

auf die Gleise und marschierten im<br />

Gänsemarsch in Richtung Bode-Museum.<br />

Ein Video aus der Überwachungskamera<br />

des Bahnhofs hielt<br />

kurz nach 3Uhr fest, wie sie auf den<br />

Gleisen verschwanden. Nicht einmal<br />

eine Stunde später sind diese Gestalten<br />

offenbar um eine 100 Kilogramm<br />

schwere Goldmünze im Wert von<br />

3,75 Millionen Euro reicher –gestohlen<br />

auf spektakuläre Weise aus dem<br />

Bode-Museum.<br />

Staatsanwalt Thomas Schulz-Spirohn<br />

ist sich sicher, dass die drei<br />

dunklen Gestalten unter den vier Angeklagten<br />

zu finden sind, die sich seit<br />

mehr als einem Jahr wegen des Diebstahls<br />

der GoldmünzeBig Maple Leaf<br />

vor dem Landgericht verantworten<br />

müssen: die Brüder Wayci und Ahmed<br />

R. sowie ihr Cousin Wissam R.<br />

Sie sind Mitglieder einer polizeibekannten<br />

arabischstämmigen Großfamilie.<br />

Insiderinfos geliefert<br />

Für Schulz-Spirohn ist es erwiesen,<br />

dass die Brüder und ihr Cousin diejenigen<br />

sind, die die wagenradgroße<br />

Goldmünze aus dem Museum bugsierten,<br />

und sie sich damit des gemeinschaftlichen<br />

Diebstahls in einem<br />

besonders schweren Fall schuldig<br />

gemacht haben. In seinem Plädoyer<br />

fordert er daher an diesem<br />

Montag für den 21-jährigen Ahmed<br />

und den 23-jährigenWissam R. Haftstrafen<br />

von jeweils sieben Jahren,<br />

Wayci R., 25 Jahre alt, soll für fünf<br />

Jahreins Gefängnis.<br />

Auch den vierten im Bunde hält<br />

Schulz-Spirohn für einen Täter. Der<br />

Die Goldmünze wurde vor fast drei Jahren gestohlen. Seitdem fehlt von ihr jede Spur. DPA<br />

große Goldmünze ausgestellt war.<br />

Mit einem Rollbrett sollen die drei<br />

Männer ihreMillionenbeute zum offenen<br />

Fenster gebracht, die Big Maple<br />

Leaf auf ein Vordacht und von<br />

dort auf den Bahndamm bugsiert<br />

haben. Mit einer Schubkarre fuhren<br />

sie ihre Beute zu einem Seil, an dem<br />

sie die Zwei-Zentner-Münze inden<br />

Monbijoupark hinabließen und in<br />

ein Fluchtfahrzeug luden. DerGoldschatz<br />

ist bis heute verschwunden.<br />

Schulz-Spirohn geht davon aus,dass<br />

er zerlegt und verkauft wurde.<br />

Hinweise von V-Männern brachten<br />

die Ermittler auf die Spur der Angeklagten.<br />

Am Seil, das zum Monbijoupark<br />

führte, wurde die DNA von<br />

Wissam R. gefunden. BeiHausdurchsuchungen<br />

stellten die Fahnder Kleidungsstücke<br />

sicher, die zahlreiche<br />

Partikel von hochreinem Gold aufwiesen.<br />

Auch im Mercedes von Wissam<br />

R. wurden diese Goldteilchen<br />

21-jährige Denis W.,ein Schulfreund<br />

von Ahmed R., hatte kurz vor dem<br />

spektakulären Millionencoup begonnen,<br />

als Wachmann im Bode-<br />

Museum zu arbeiten. Er soll den<br />

Tipp für die Tatund Insiderinformationen<br />

gelieferthaben.<br />

36 Verhandlungstage sind vergangen,<br />

22 Zeugen wurden gehört. Für<br />

den Staatsanwalt steht fest, dass die<br />

drei Mitglieder der Familie R. in der<br />

Tatnacht nur kurzimMuseum waren<br />

und binnen 16 Minuten zu Gold kamen.<br />

Sie stiegen über das einzige<br />

nicht alarmgesicherte Fenster in das<br />

Haus ein. Dabei gingen sie laut<br />

Schulz-Spirohn „professionell, gezielt,<br />

gut informiertund hochdiszipliniert“<br />

vor. Es sei ihnen bei dem dreisten<br />

Coup egal gewesen, dass noch ein<br />

Wachmann im Haus gewesen sei.<br />

Sieliefen unbemerkt in den Raum<br />

243, zerschlugen die Vitrine ohne<br />

Alarmanlage, inder die wagenradentdeckt.<br />

„Die Partikel können nur<br />

von der gestohlenen Münze stammen“,<br />

so Schulz-Spirohn. Zudem<br />

seien winzige Glasstücke der zerschlagenen<br />

Vitrine auf Schuhen der<br />

Angeklagten entdeckt worden. Und<br />

eine Freundin habe in einer ersten<br />

Vernehmung erzählt, wie Wayci R.<br />

mitdem Coup geprahlt, vomGold geschwärmt,<br />

sich Rolex-Uhren besorgt<br />

und gesagt habe,wie schön es sei „so<br />

jung und schon so reich“ zu sein.<br />

Auch wenn die Freundin ihreAussage<br />

zurückgezogen habe und sicherlich<br />

kein Indiz allein für den Tatnachweis<br />

geeignet sei, so würde die<br />

Fülle der Spuren wie Mosaiksteinchen<br />

ein Bild zusammensetzen. Ein<br />

Bild, das keinen Zweifelander Täterschaft<br />

der Angeklagten lasse.<br />

Einbruchswerkzeug im Kofferraum<br />

Für Schulz-Spirohn ist eine Verurteilung<br />

nach Jugendstrafrecht für die<br />

zur Tatzeit noch Heranwachsenden<br />

keine Option.Erkönne eine positive<br />

Entwicklung, wie sie vonder Jugendgerichtshilfe<br />

den Angeklagten bescheinigt<br />

worden sei, nicht erkennen.<br />

So sei etwa der vorbelastete<br />

Wissam R. im vorigen Novemberauf<br />

dem Wegzueiner Gerichtsverhandlung<br />

in Erlangen in seinem Wagen<br />

von der Polizei gestoppt worden –<br />

der Kofferraum randvoll mit Einbruchswerkzeug<br />

gefüllt.<br />

Schulz-Spirohn beantragte in seinem<br />

Plädoyer zudemfür alle vier Angeklagten,<br />

die derzeit noch auf<br />

freiem Fuß sind, Haftbefehle. Esbesteheerhebliche<br />

Fluchtgefahr,sodie<br />

Begründung. Zudem will der Staatsanwalt<br />

das Vermögen der Angeklagten<br />

einziehen lassen –imWert der<br />

Tatbeute von3,75Millionen Euro.<br />

Nächsten Montag beginnen die<br />

Verteidiger mit ihren Plädoyers.<br />

Dreimal hat es in den vergangenen Tagen<br />

im Müllraum des Hauses gebrannt. PUDWELL<br />

Polizisten angegriffen.<br />

Unbekannte haben in der Nacht<br />

zum Montag eine 31-jährige Polizeimeisterin<br />

und einen 32-jähriger Polizeiobermeister<br />

bei einem Einsatz<br />

in Friedrichshain leicht verletzt. Gegen<br />

Mitternacht hatten Zeugen die<br />

Feuerwehrund Polizei in die Rigaer<br />

Straße/Ecke Liebigstraße gerufen,<br />

weil auf der Fahrbahn Weihnachtsbäume<br />

und Unratbrannten. Etwa 15<br />

schwarzgekleidet Personen standen<br />

zu dem Zeitpunkt in unmittelbarer<br />

Nähe zum Feuer. Einsatzkräfte<br />

löschten den Brand. Knapp eine<br />

halbe Stunde später brannte erneut<br />

Müll sowie ein E-Scooter auf der<br />

Fahrbahn. Etwa zehn Personen standen<br />

erneut in der Nähe des Feuers,<br />

zogen sich jedoch in ein Haus in der<br />

Liebigstraße zurück. Als sich Einsatzkräfte<br />

einer Einsatzhundertschaft<br />

der Eingangstür näherten,<br />

sprühte mindestens eine unbekannte<br />

Person Feuerlöschpulver einer<br />

Polizistin und einem Polizisten<br />

ins Gesicht. Beide Dienstkräfte erlitten<br />

Atemwegsreizungen. DerStaatsschutz<br />

ermittelt.<br />

Homophob beleidigt.<br />

In derHardenbergstraße in Charlottenburghat<br />

am Sonntagein 16-Jähriger<br />

einen 15 Jahrealten Jugendlichen<br />

homophob beleidigt. Außerdemversuchte<br />

er,das Opfermit einemGürtelzuschlagen.<br />

Das<br />

misslang. Der16-Jährige bestritt die<br />

Tat. DiePolizeiermittelt wegen Beleidigungund<br />

versuchter gefährlicher<br />

Körperverletzung. (ls.)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 17 · D ienstag, 21. Januar 2020 15<br />

· ·<br />

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Brandenburg<br />

Grüne Woche<br />

entdeckt die<br />

DDR neu<br />

Ost-Produkte finden auf der<br />

Messe großen Zuspruch<br />

VonMikeWilms<br />

Bäcker Daniel Scheel hat eine Torteaus<br />

Kathi-Backmischungen gezaubert. A. KLUG<br />

Kathi, Komet, Filinchen: Ohne<br />

Ost-Produkte wäre die Grüne<br />

Woche nicht komplett. Auf der weltweit<br />

größten Ernährungsmesse präsentieren<br />

die Hersteller klassischer<br />

DDR-Marken neue Produktvarianten.<br />

Besucher können die Leckereien<br />

noch bis zum 26. Januar in den Bundesländer-Hallen<br />

auf dem Gelände<br />

der Messe Berlin kosten und auch<br />

kaufen. DerTrend geht im Jahr 2020<br />

klar zu Bio-Lebensmitteln, gesunder<br />

Ernährung und Zutaten aus regionaler<br />

Herstellung. Einige Neuheiten erinnern<br />

daher nur noch vage an Vorgängerprodukte,<br />

die in der DDR in<br />

jedem Haushalt zu finden waren.<br />

DasSortiment der Kathi-Backmischungen<br />

beispielsweise wurde zur<br />

Grünen Woche um die Produktreihe<br />

„Bewusst genießen“ erweitert. „Die<br />

Sorten Dinkel-Schoko-Cookies,Dinkel-Streuselteig<br />

und Dinkel-Minikuchen<br />

sind zuckerreduziert“, sagt Bäckermeister<br />

Daniel Scheel. Er hat aus<br />

den neuen Kathi-Erzeugnissen zwei<br />

große Torten gezaubert–eine hat die<br />

Form der Zahl der 30. „Der Grund<br />

dafür ist, dass wird indiesem Jahr<br />

zum 30. Mal auf der Grünen Woche<br />

ausstellen“, sagt Stand-Mitarbeiterin<br />

Johanna Breuer. Sie betont, dass<br />

die Zutaten der Backmischungen –<br />

dem Trend zur Regionalität entsprechend<br />

–auf Feldern inden neuen<br />

Bundesländernangebaut werden.<br />

Ausschließlich aus Sachsen und<br />

Sachsen-Anhalt stammt der Hartweizen<br />

für die seit DDR-Zeiten beliebten<br />

Riesa-Nudeln. „Die Verbraucher<br />

achten immer mehr auf solche<br />

Besonderheiten“, sagt Gästebetreuerin<br />

Beate Lehmann am Riesa-Stand<br />

in der Sachsenhalle. Das Unternehmen<br />

werdeimJahr 2020 noch stärker<br />

auf „die Bio-Schiene“ setzen und in<br />

naher Zukunft Dinkel-Nudeln auf<br />

den Markt bringen. Auf der Grünen<br />

Woche greifen die Besucher bevorzugt<br />

zu den neuen Wok-Nudeln für<br />

asiatische Gerichte und zu Fußball-<br />

Nudeln in Form von Bällen, Pokalen<br />

und Turnschuhen. „Einkäufe verpacken<br />

wir natürlich umweltfreundlich<br />

in Mehrwegtaschen“, sagt Lehmann.<br />

Dieneuen Wünsche der Verbraucher<br />

haben auch beim Unternehmen<br />

Wurzener, inder DDR bekannt<br />

für Erdnussflips, zueinem Umdenken<br />

geführt. Man setzte aktuell verstärkt<br />

auf „Convenience-Produkte“,<br />

die gesund und trotzdem schnell in<br />

der Zubereitung seien, so Mitarbeiter<br />

Peter Irion. NeuimAngebot habe<br />

man zum Beispiel „Kuko“, einen<br />

Kurzkoch-Reismix in den Varianten<br />

Gerste, Dinkel und Weizen. Die Gerichte<br />

seien in zehn Minuten verzehrfertig<br />

und kämen zugleich dem<br />

Trend zu leichter Küche entgegen.<br />

Gewohnt deftig ist dagegen das<br />

Angebot am Stand mit der Eberswalder<br />

Wurst in der Brandenburghalle.<br />

In der Warenauslage gibt es Salami-<br />

Sorten aus der neuen Produktreihe<br />

„Schorfheider Unikate“ und luftgetrockneten<br />

Schinken mit Meersalz.<br />

„Auch wir setzen natürlich auf regionale,<br />

nachhaltige Herstellung“, sagt<br />

Mitarbeiter Kai Lingstädt. Alle Neuheiten<br />

seien vomPrignitz-Schwein.<br />

Keine Zukunft: Ein Eimerkettenbagger im Braunkohletagebau Jänschwalde in der Lausitz.<br />

Investitionsturbo für die Lausitz<br />

Der Ausstieg aus der Braunkohleverstromung in der Lausitz ruft Unternehmen auf den Plan<br />

VonElmar Schütze<br />

Das ging schnell: Eine<br />

knappe Woche nach der<br />

Einigung über den Fahrplan<br />

für den Ausstieg aus<br />

der Kohleverstromung auch in der<br />

Lausitz ruft die Industrie nach öffentlicher<br />

Hilfe für private Investitionen.<br />

Andernfalls sei der angestrebte<br />

Strukturwandel in der Lausitz zumindest<br />

von den Unternehmen<br />

kaum zu erwarten.<br />

20 000 Arbeitsplätzestabil<br />

4<br />

Bundesländer haben Kohleregionen:<br />

Nordrhein-Westfalen,<br />

Sachsen, Sachsen-<br />

Anhalt und Brandenburg.<br />

Das Zauberwort lautet Sonderabschreibungen,<br />

eine Form des Steuerrabatts.<br />

Dabei können Unternehmen<br />

Abschreibungen vorziehen und<br />

damit schnell deutlich mehr Geld für<br />

Investitionen zur Verfügung haben.<br />

Für Christian Amsinck, Hauptgeschäftsführer<br />

der Unternehmensverbände<br />

Berlin-Brandenburg<br />

(UVB), sind solche Sonderabschreibungen<br />

„ein Investitionsturbo, damit<br />

in der Lausitz so schnell wie<br />

möglich neue Industrien und Arbeitsplätze<br />

entstehen“, wie er am<br />

Montag in Berlin sagte.Die Messlatte<br />

des UVB sei es,die derzeitige Anzahl<br />

von20000 industriellen Arbeitsplätzen<br />

inder Lausitz stabil zu halten –<br />

und das ohne Kohleverstromung.<br />

Aus seiner Sicht gehe es nämlich<br />

„nicht nur um die CO 2 -Bilanz, sondernauch<br />

um die Beschäftigungsbilanz“.<br />

Und diese Bilanz könne nur<br />

dann positiv ausfallen, wenn sich<br />

neue Unternehmen ansiedelten.<br />

Sollte dies nicht geschehen, entstehe<br />

„ein großer politischer Flurschaden“.<br />

Um das zu vermeiden, brauche<br />

es Investitionshilfen.<br />

Auf diese Hilfe wartet etwa die<br />

chemisch-pharmazeutische Industrie,derzeit<br />

mit insgesamt 37 000 Arbeitsplätzen<br />

in den bisherigen<br />

Braunkohlerevieren vertreten. Die<br />

Unternehmen seien prinzipiell bereit,<br />

in die Lausitz zu gehen, „ohne<br />

Anreize werden diese Investitionen<br />

aber ausbleiben“, sagte Nora<br />

Schmidt-Kesseler, Hauptgeschäftsführerin<br />

der Nordostchemie-Verbände,<br />

am Montag in Berlin. Eine<br />

nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung<br />

und gutbezahlte Arbeitsplätze<br />

seien sonst kaum möglich.<br />

Doch der Weg, Investitionen über<br />

Sonderabschreibungen zu fördern,<br />

ist nicht unumstritten. Kritik gab es<br />

zuletzt etwa bei der Förderung des<br />

Wohnungsneubaus durch die Bundesregierung<br />

im vergangenen Jahr.<br />

Der Bundesrechnungshof monierte,<br />

dass „die Regelung sehr schwer administrierbar<br />

sei und bei den Fi-<br />

573 MILLIONEN PRO JAHR<br />

40<br />

Milliarden Euro Finanzhilfen<br />

gibt der Bund. 573 Millionen<br />

Euro davonerhält<br />

Brandenburg jährlich.<br />

20000<br />

Industriearbeitsplätze gibt<br />

es derzeit in der Lausitz.<br />

Diese Zahl soll möglichst<br />

gehalten werden.<br />

nanzämterndeutliche Mehrarbeiten<br />

verursachen werde“. Zudem gestatten<br />

Sonderabschreibungen Doppelförderungen<br />

derselben Investition.<br />

DasAbkommen um den Ausstieg<br />

aus der Kohleverstromung wollte<br />

Unternehmensfunktionär Amsinck<br />

insgesamt nicht kritisieren. Zwar<br />

hätte er es sich deutlich früher vorstellen<br />

können –der Bericht der Kohlekommission<br />

liegt seit mehr als einem<br />

Jahr vor –,dennoch sei es „ein<br />

wichtiges Signal für die Lausitz“.<br />

Dassieht Brandenburgs Ministerpräsident<br />

Dietmar Woidke (SPD) genauso.<br />

Ungeachtet der Forderungen<br />

der Wirtschaft sieht er die Verständigung<br />

zur Strukturstärkung der Regionen<br />

sowie zum Ausstiegspfad aus<br />

der Braunkohleverstromung und<br />

den damit verbundenen Klimaschutz<br />

„als positiven und dringend<br />

notwendigen Schritt“. „Ich bin froh,<br />

dass jetzt Klarheit herrscht und wir<br />

Planungssicherheit bekommen. Die<br />

Menschen in den Revieren müssen<br />

Kabinett statt Küche<br />

DPA<br />

wissen, wie es weitergeht“, sagte<br />

Woidke nach Bekanntwerden der<br />

Vereinbarungen vergangene Woche.<br />

Damit werdeeine langjährige Finanzierung<br />

der Strukturstärkung gewährleistet.<br />

„Die Lausitz bleibt Energie-<br />

und Industrieregion.“<br />

In der Vereinbarung hat die Bundesregierung<br />

zugesichert, dass der<br />

Gesetzentwurf zum Kohleausstieg<br />

noch im Januar im Bundeskabinett<br />

beraten werden soll. Das entsprechende<br />

Gesetzgebungsverfahren<br />

soll im ersten Halbjahr 2020 abgeschlossen<br />

sein. Daraus werden sich<br />

für die vier Kohle-Bundesländer<br />

Nordrhein-Westfalen, Sachsen,<br />

Sachsen-Anhalt und Brandenburg<br />

bis Ende 2038 Finanzhilfen in Höhe<br />

von 40Milliarden Euro ergeben. Für<br />

Brandenburg ergeben sich daraus<br />

jährlich etwa 573 Millionen Euro.<br />

Einklares Signal gibt es für die Zukunft<br />

des bisherigen Kohlekraftwerks<br />

Jänschwalde nördlich von<br />

Cottbus. Es soll zum Gaskraftwerk<br />

umgebaut werden und dann zum<br />

Beispiel auch die Fernwärmeversorgung<br />

in der Region sicherstellen.<br />

„Mit dieser Investition hat der Energiestandort<br />

Jänschwalde eine echte<br />

Perspektive“, so Woidke. Das Braunkohlekraftwerk<br />

soll schrittweise von<br />

2025 bis 2028 vom Netz gehen. Ihm<br />

sei bewusst, „dass das insbesondere<br />

in der Lausitz auch kritisch gesehen<br />

wird. Dafür habe ich Verständnis.<br />

Aber der jetzt gefundene Wegbringt<br />

alle Interessen gut zusammen.“ Dafür<br />

stehe er ein. Das Kraftwerk<br />

Schwarze Pumpe soll mit zwei Blöcken<br />

bis Ende 2038 laufen.<br />

Brandenburger Landfrauen fühlen sich von der Politik oft nur unzureichend wahrgenommen<br />

Brandenburger Landfrauen fühlen<br />

sich vonder Politik nicht immer<br />

ausreichend mit ihren Problemen<br />

wahrgenommen. „Auf dem<br />

Lande fehlende Ärzte, nicht ausreichende<br />

Gesundheitsversorgung,<br />

aber auch schlechte Breitbandversorgung<br />

oder geschlossene Verkaufsstellen<br />

sind Themen, die uns<br />

beschäftigen“, sagte Jutta Quoos,<br />

Vorsitzende des Landfrauenverbandes.<br />

Diese Themen werden immer<br />

an die Politik herangetragen.<br />

„Gleichwertige Lebensverhältnisse<br />

muss es sowohl in der Stadt als auch<br />

auf dem Lande geben“, sagte sie.<br />

FürVerbraucher sei der Landfrauenverband<br />

nach wie vorauf der Grünen<br />

Woche in jedem Jahr eine gute<br />

Anlaufstelle. „Wir informieren aus<br />

erster Hand, wie Nahrungsmittel<br />

hergestellt werden“, sagte sie.Neben<br />

einem Quiz gebe es dann auch das<br />

eine oder andereBack- oder Kochrezept.<br />

„UnsereFrauen stehen mitten im<br />

Leben, haben eine Meinung, die sie<br />

vertreten“, sagte Quoos. Sie ließen<br />

sich auch nicht auf vermeintlich<br />

klassische Frauenthemen wie Kochen,<br />

Backen, Kindererziehung,<br />

Handarbeiten oder Gartengestaltung<br />

reduzieren. Landfrauen von<br />

heute arbeiteten zwar nicht unbedingt<br />

in der Landwirtschaft, lebten<br />

aber im ländlichen Raum. Dort haben<br />

sie möglicherweise ihren Job.<br />

Ein„Armutslesebuch“<br />

„Auf Bundesebene vertreten wir im<br />

politischen Berlin die Landfrauen“,<br />

sagte Clara Billen, Pressesprecherindes<br />

Deutschen Landfrauenbundes.<br />

Die Außendarstellung sei immer<br />

noch schwierig. Das Zusammenkommen<br />

der Frauen und ihre<br />

Gemeinschaft sei wichtig, dann kämen<br />

die Themen auf den Tisch wie<br />

Frauenpolitik, gleichwertige Lebensbedingungen<br />

im ländlichen<br />

Raum, Verbraucherpolitik und Ehrenamt.<br />

„Wir müssen uns dann zu Wort<br />

melden, wenn es scheint, dass der<br />

ländliche Raum von der Politik vergessen<br />

wird“, betont Quoos. „Die<br />

neue Brandenburger Koalitionsregierung<br />

hat unsere Forderungen auf<br />

dem Tisch liegen“, sagte Quoos.<br />

Gleichstellung sei ein wichtiges<br />

Thema.<br />

Bei aller vermeintlichen Idylle<br />

des Landlebens gebe es zunehmend<br />

Probleme,die noch nicht so breit in<br />

der Öffentlichkeit wahrgenommen<br />

würden. „Derzeit wird ein „Armutslesebuch“<br />

erarbeitet“, sagte Quoos.<br />

Frauen aus Brandenburg berichten<br />

über ihre schwierige Situation, finanziell<br />

über die Runden zu kommen.<br />

Oft werden im ländlichen<br />

Raum nur Mindestlöhne gezahlt.<br />

„Frauen, die immer gearbeitet haben,<br />

rutschen am Ende eines Arbeitslebens<br />

in die Altersarmut“,<br />

sagte sie.„Dasist bitter.“ Diebesondere<br />

Arbeitssituation dieser Frauen<br />

müsse bei der Rentenpolitik berücksichtig<br />

werden.<br />

Mittlerweile gebe es auch eine<br />

leichte Durchmischung in den Regionen<br />

durch den Zuzug junger Familien<br />

aus den Städten. „Die Frauen<br />

wollen wir einbeziehen“, sagte<br />

Quoos.<br />

„Der ländliche Raum ist im Wandel“,<br />

sagt auch Billen.„Junge Frauen<br />

kommen mit neuen Ideen.“ Es<br />

gründeten sich Initiativen für junge<br />

Landfrauen.<br />

Rund 1100 Frauen sind nach den<br />

Angaben Mitglied in dem 1992 gegründeten<br />

Brandenburger Verband.<br />

Bundesweit sind es etwa 500 000 –<br />

eine seit Jahren stabile Zahl. Die<br />

Frauen arbeiten lautVerband alle ehrenamtlich.<br />

Quoos,die seit 1992 dem<br />

Brandenburger Landfrauenbund<br />

vorsteht, will das Amt in diesem Jahr<br />

in jüngereHände geben. (dpa)<br />

NACHRICHTEN<br />

Blankenfelde: Leiche im<br />

Keller entdeckt<br />

In Blankenfelde-Mahlow(Teltow-<br />

Fläming) ist am Montagmittag eine<br />

Leiche entdeckt worden. Sielag in einem<br />

Keller eines mehrgeschossigen<br />

Wohnhauses.Zuvor hatte sich der 59<br />

Jahrealte BerndS.bei der Polizei gemeldet<br />

und zugegeben, den Mann<br />

getötet zu haben. Beidem Opfer<br />

handelt esich um einen Bosnier.Täter<br />

und Opfer sollen regelmäßig Geschäfte<br />

miteinander abgeschlossen<br />

haben. Diesmal ging es um den Verkauf<br />

eines 40 000 Euro teuren Autos.<br />

Zuletzt waren die beiden Männer am<br />

Sonnabend gesehen worden. (ls.)<br />

Gericht verurteilt Paar<br />

nach Kindesmisshandlung<br />

Wegen Misshandlung und Vernachlässigung<br />

ihrer Stieftochter ist eine<br />

Frau vomPotsdamer Amtsgericht zu<br />

zweieinhalb Jahren Haft verurteilt<br />

worden. DerVater des fünfjährigen<br />

Mädchens wurde am Montag zu einer<br />

Geldstrafe von80Tagessätzen<br />

verurteilt, wie ein Sprecher des Gerichts<br />

mitteilte.ImFrühjahr 2017<br />

wurde das damals zweieinhalbjährige<br />

Mädchen laut Gericht durch<br />

Schläge und Schütteln lebensbedrohlich<br />

verletzt. DasKind sei außerdem<br />

unterernährtgewesen. Seit einem<br />

längeren Krankenhausaufenthalt<br />

nach einer Ohnmacht durch die<br />

schwerenVerletzungen befindet sich<br />

das Mädchen in der Obhut des Jugendamtes.<br />

(dpa)<br />

Woidke: Billigprodukte<br />

schaden Landwirtschaft<br />

Brandenburgs Ministerpräsident<br />

Dietmar Woidke (SPD) hat auf der<br />

Grünen Woche Verbraucher,konventionelle<br />

und ökologische Landwirte<br />

zu einem „konstruktiven Dialog“<br />

aufgefordert. „Wer denkt, Landwirte<br />

lassen sich gegeneinander ausspielen,<br />

täuscht sich. Produzenten<br />

und Konsumenten müssen an einen<br />

Tisch“, sagteWoidke am Montag laut<br />

Mitteilung. Verbrauchernmüsse klar<br />

sein, dass Billigprodukte die Landwirtschaft<br />

kaputt machten. (dpa)<br />

Unfalltod von Studentin:<br />

Ein Jahr Bewährung<br />

Im Prozess um den Unfalltod einer<br />

22-jährigen ägyptischen Studentin in<br />

Cottbus ist ein Autofahrer zu einer Jugendstrafe<br />

voneinem Jahr auf Bewährung<br />

verurteilt worden. Das<br />

Amtsgericht Cottbus sprach ihn der<br />

fahrlässigen Tötung schuldig. Die<br />

Staatsanwaltschaft hatte in ihrem<br />

Plädoyeracht Monate auf Bewährung<br />

gefordert. DieVerteidigung plädierte<br />

auf Freispruch. DasGericht sah es als<br />

erwiesen an, dass der 22-jährige Autofahrer<br />

aus Dresden in hohem Maße<br />

grob fahrlässig gehandelt habe,als er<br />

am 15. April2017 den Unfall verursacht<br />

hatte.Das Auto hatte die Frau<br />

an einer Straßenbahnhaltestelle erfasst.<br />

Erlaubt war Tempo 30. DasGericht<br />

ging davon aus,dass der Autofahrer<br />

mehr als 50 Kilometer pro<br />

Stunde gefahren war. (dpa)<br />

LOTTO-QUOTEN<br />

Gewinnzahlen:<br />

12 -14-22- 32 -41- 43, Sz. 3<br />

QUOTEN<br />

Klasse 1: unbesetzt<br />

Klasse 2: 3x537.087,60 Euro<br />

Klasse 3: 79 x10.197,80 Euro<br />

Klasse 4: 703 x3.437,90 Euro<br />

Klasse 5: 3884 x207,40 Euro<br />

Klasse 6: 33 186 x48,50 Euro<br />

Klasse 7: 72,140 x22,30 Euro<br />

Klasse 8: 605 910 x11,90 Euro<br />

Klasse 9: 550 947 x5Euro<br />

Alle Angaben ohne Gewähr!


16 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 17 · D ienstag, 21. Januar 2020<br />

·························································································································································································································································································<br />

Wissenschaft<br />

Coronaviren in einer kolorierten Mikroskopaufnahme. Die Virusfamilie ist genetisch sehr variabel. Zu ihren Vertreterngehören die Sars-Viren, die 2002/2003 eine weltweite Erkrankungswelle verursachten.<br />

FRED MURPHY &SYLVIA WHITFIELD/CDC<br />

VonWuhan in die Welt<br />

In China steigt die Zahl der Menschen, die mit dem neuen Sars-Virus infiziert sind. <strong>Berliner</strong> Forscher haben einen Test entwickelt, der den Erreger identifiziert<br />

VonSven Siebert<br />

Was da kurz vor dem<br />

Jahreswechsel bei<br />

Twitter zu lesen war,<br />

erinnerte die Virusexperten<br />

an der Charité an einen alten<br />

Bekannten. In Wuhan, einer Elf-Millionen-Metropole<br />

in Zentralchina,<br />

war offenbar eine neuartige Viruserkrankung<br />

ausgebrochen. Noch gab<br />

es weder offizielle Bestätigung noch<br />

detaillierte Informationen über die<br />

Artdes Virus. NurGerüchte in sozialen<br />

Medien. Aber das Team um<br />

Christian Drosten, Direktor des Instituts<br />

für Virologie, ahnte: Das<br />

könnte ein Sars-ähnlichesVirussein.<br />

Und für Sars-ähnliche Viren sind er<br />

und sein Team Experten.<br />

Übertragung vonMensch zu Mensch<br />

Das Ausmaß: Die Zahl bestätigter<br />

Fälle der durch ein<br />

neues Sars-Virus ausgelösten<br />

Lungenkrankheit in<br />

China ist übers Wochenende<br />

sprunghaft auf rund 220 gestiegen.<br />

Mittlerweile gibt es<br />

drei bekannte Todesfälle.<br />

DREI TODESFÄLLE, MEHR ALS 220 INFIZIERTE<br />

Sars gilt als erste Infektionskrankheit<br />

mit weltweiter Ausbreitung (Pandemie)<br />

im noch jungen Jahrhundert. In<br />

den Jahren 2002/2003 erkrankten –<br />

ebenfalls zuerst in China – rund<br />

8000 Menschen, 800 starben an dem<br />

Schweren Akuten Atemwegssyndrom<br />

(SevereAcute RespiratorySyndrome,<br />

kurz Sars). Christian Drosten,<br />

damals noch junger Wissenschaftler<br />

am Hamburger Tropeninstitut,<br />

gelang es als Erstem, einen<br />

zuverlässigen Test auf das neue Virus<br />

zu entwickeln. „Seit damals arbeite<br />

ich an den Coronaviren, zu denen<br />

Sars gehört“, sagt Drosten, der 2017<br />

an die Charité wechselte.<br />

„Können wir da was machen?“,<br />

fragten sich kurz vor Silvester die<br />

<strong>Berliner</strong> Virologen. Die Antwort lautete<br />

spätestens in dem Moment „Ja“,<br />

in dem von Virologen aus Wuhan<br />

selbst der Verdacht geäußert wurde,<br />

es handele sich um ein Sars-ähnliches<br />

Virus. Die<strong>Berliner</strong> entschieden,<br />

sich selbst auf die Suche nach einem<br />

geeigneten Virus-Nachweis zu machen.<br />

Während Drosten 2003 noch<br />

eine Speichelprobe eines Sars-Kranken<br />

benötigte,arbeitete das Charité-<br />

Team diesmal nur mit Daten über<br />

die Sars-Virusgruppe.<br />

Seit 2003 sind Sars und eine ganze<br />

Reihe verwandter Viren sequenziert<br />

worden. Das heißt: Das Erbmaterial<br />

des Erregers ist entschlüsselt. In der<br />

DNA und RNA werden alle Informationen<br />

über Aufbau und Entwicklung<br />

eines Lebewesens oder eines<br />

Virusdurch eine jeweils typische Abfolge<br />

bestimmter Molekülgruppen<br />

kodiert. Werdiese Sequenzen kennt,<br />

kann typische, unverwechselbare<br />

Muster in der Erbsubstanz finden.<br />

Die<strong>Berliner</strong> fingen an, auf dieser Datenbasis<br />

ein Test-Kit zu entwickeln,<br />

das alle Sars-verwandten Viren sicher<br />

identifizieren kann. Niemand<br />

musste dazu im Schutzanzug vor einer<br />

Sterilbank sitzen und Virusproben<br />

pipettieren –die Arbeit fand im<br />

Wesentlichen am Computer statt.<br />

Inzwischen hatten die Chinesen<br />

die Sequenz des neuen Wuhan-Virus<br />

veröffentlicht. Und nach einem Wochenende<br />

intensiver Arbeit lag<br />

schließlich ein zuverlässiger Test vor.<br />

Die <strong>Berliner</strong> Arbeitsgruppe hatte<br />

eine typische Sequenz gefunden, die<br />

nur in Sars-Viren einschließlich<br />

„Wuhan“ zu finden ist. Die Forscher<br />

testeten ihre Kits an Proben praktisch<br />

aller bekannten Viren, die für<br />

Atemwegserkrankungen sorgen und<br />

in den Kühlkammern der Charité<br />

schlummern. MitErfolg.<br />

Eine <strong>Berliner</strong> Bio-Technologie-<br />

Firma stellt nun mit modernen gentechnischen<br />

Verfahren die Test-Kits<br />

her.Anein Stückchen RNA mit der typischenVirus-Sequenz<br />

wirdein Fluoreszens-Farbstoff<br />

gekoppelt. DerTest<br />

lässt sich mit den geeigneten Laborgeräten<br />

in Kliniken überall auf der<br />

Welt einsetzen. Kommt er mit dem<br />

Wuhan-Virus in Berührung, fängt die<br />

Probe nach rund einer Stunde gewissermaßen<br />

an zu leuchten.<br />

Drosten hat veröffentlicht, wie<br />

der Test entwickelt und überprüft<br />

wurde. Auf der Internetseite der<br />

Weltgesundheitsorganisation WHO<br />

lässt sich das nachlesen. Aus dem<br />

Charité-Institut werden nun Test-<br />

Kits in alle Welt verschickt.<br />

Der Anfang: Der Großteil der<br />

Infektionen konzentriertsich<br />

mit 198 bekannten Fällen<br />

auf die 11-Millionen-Metropole<br />

Wuhan. Ausgangspunkt<br />

ist wohl ein Markt. Weitere<br />

Fälle gibt es in Peking,<br />

Shanghai und Guangdong.<br />

Vorsichtsmaßnahmen: Polizisten mit Mundschutz in Peking.<br />

DieAusbreitung: Nach FälleninThailand<br />

undJapan<br />

wurde auch in Südkoreaeine<br />

Infektionbestätigt. Britische<br />

Experten gehen davonaus,<br />

dass dieKrankheit wesentlich<br />

weiterverbreitetist.Eskönne<br />

1700 Infiziertegeben.<br />

MARK SCHIEFELBEIN/AP/DPA<br />

Aber was nützt so ein Test? Das<br />

Wuhan-Virus breitet sich weiter aus.<br />

Am Montag wurde aus China von einem<br />

sprunghaften Anstieg der<br />

Krankheitsfälle berichtet. Offiziell<br />

rund 220 Menschen sind bisher infiziert,<br />

drei gestorben. Es gibt offenbar<br />

einzelne Fälle in Thailand, Japan und<br />

Südkorea. Die Tests können helfen,<br />

Verdachtsfälle zweifelsfrei aufzuklären,<br />

sagt Drosten. Wichtig sei vor allem,<br />

zu bestimmen, ob eine Menschzu-Mensch-Übertragung<br />

des neuen<br />

Virus möglich ist. Das scheint tatsächlich<br />

der Fall zu sein, wie am<br />

Abend bekannt wurde.InzweiFällen<br />

sei eines Übertragung vonMensch zu<br />

Mensch nachgewiesen, meldete die<br />

Nachrichtenagentur Xinhua.<br />

BeiSars war das vor17Jahren der<br />

Fall. Bei dem Corona-Virus aus Wuhan<br />

ist noch nicht klar: Muss man<br />

mit den Tieren, also den ursprünglichen<br />

Virus-Wirten, in Berührung<br />

kommen, um sich zu infizieren?<br />

Oder reicht es, dass auf Bahnhöfen<br />

und Flughäfen, in Hörsälen und<br />

Kantinen ein Mensch den anderen<br />

anniest, um dasViruszuübertragen?<br />

Die Sars-ähnlichen Coronaviren<br />

stammen nach Drostens Erkenntnissen<br />

aus Hufeisennasen-Fledermäusen,<br />

wie sie in Asien verbreitet sind.<br />

Bei Sars nahm man an, Menschen<br />

hätten sich durch den Verzehr von<br />

Schleichkatzen, einer asiatischen<br />

Säugetiergruppe, infiziert. Die<br />

Schleichkatzen ihrerseits hatten<br />

möglicherweise Fledermäuse gefressen.<br />

Der Verkauf von Schleichkatzen<br />

ist wegen Sars nun in China verboten.<br />

Aber Drosten ist nicht sicher, ob<br />

damit der damalige Übertragungsweg<br />

tatsächlich unterbrochen<br />

wurde. ImFall von Sars gab es Drosten<br />

zufolge auch Hinweise, dass<br />

Marderhunde das Virus trugen. Sie<br />

werden in China massenweise in<br />

großen Farmen gezüchtet. Ihr Fell<br />

findet sich an den Kapuzen vieler<br />

Winterjacken. Die wirtschaftliche<br />

Bedeutung der Marderhunde ist deswegen<br />

für China groß.<br />

Drosten vermutet, dass Insekten<br />

die ursprünglichen Wirtevieler Viren<br />

sind. Denn viele Säugetiere sind Insektenfresser.Und<br />

auch der Mensch<br />

könnten diesem Risiko künftig vermehrtausgesetzt<br />

sein. Denn der Forscher<br />

ist überzeugt, dass künftig<br />

auch Insekteneiweiß für unsereNahrungsmitteln<br />

verwendet wird. „Wir<br />

werden anfangen müssen Insekten<br />

zu essen, um den Proteinbedarf einer<br />

wachsenden Weltbevölkerung<br />

zu decken.“ Deshalb hat er in seinem<br />

jüngst publizierten Projekt nach VireninInsekten<br />

gefahndet.<br />

Für die im Fachblatt Plos Pathogens<br />

veröffentlichte Studie haben die<br />

Forscher die Tatsache genutzt, dass<br />

man bei der Sequenzierung von Insekten-Genen<br />

immer auch Spuren<br />

von viralem Erbmaterial findet. In<br />

Bonn gibt es eine Datenbank, die die<br />

Gene von mehr als 1200 Insektenarten<br />

auflistet.„Wir haben gewissermaßen<br />

deren Müll durchsucht“, berichtet<br />

Drosten. Es sei wohl die bisher<br />

größte Einzelstudie zur Entdeckung<br />

neuer Viren. Das Suchprogramm<br />

fand typische Virus-Sequenzen –<br />

Hunderte bisher unbekannte Viren<br />

aus mindestens 20 Gattungen. Mit<br />

den Daten kann man nun Proben von<br />

Patienten untersuchen, die an einer<br />

unbekanntenVirusinfektion leiden.<br />

Sars wurde wieder harmlos<br />

Aber nicht alle Viren, die sich im Tierreich<br />

tummeln, können auf den Menschen<br />

überspringen. Einen Fall wie<br />

Sars oder „Wuhan“ gebe es nur etwa<br />

alle zehn Jahre, sagt Drosten. Und<br />

nicht immer ist ein solcher Wirtswechsel<br />

gefährlich. Manche Viren<br />

verursachen nur einen Schnupfen<br />

oder bleiben ohne Symptome. Andere–wie<br />

Sars –führen zu einer Pandemie,<br />

verschwinden aber von allein<br />

wieder. Das Sars-Virus mutierte und<br />

verlor die Fähigkeit zur Infektion<br />

menschlicher Zellen wieder. Wie es<br />

mit Virus aus Wuhan weitergeht, ist<br />

offen. Drosten: „In der überwiegenden<br />

Mehrzahl gelingt es einem Virus<br />

nicht, sich erfolgreich zu etablieren.“<br />

Gesellschaftliche Wendepunkte für den Klimaschutz<br />

Dezentrale Energiegewinnung, Erziehung zu mehr Umweltbewusstsein in der Schule und Bauen mit Holz –Potsdamer Forscher zeigen Wege für einen grundlegenden Wandel<br />

tionen für erneuerbareEnergien. Außerdem<br />

empfehlen die Forscher einen<br />

Umbau der Energieversorgung<br />

vonzentralen Kraftwerken hin zu dezentraler<br />

Energiegewinnung, etwa<br />

durch Solar-und Windkraft.<br />

Auch Städte können viel bewirken,<br />

macht das Team klar. Direkte<br />

und indirekte Emissionen von Gebäuden<br />

summieren sich weltweit zu<br />

20 Prozent des Treibhausgasausstoßes.<br />

Die Wissenschaftler schlagen<br />

große Vorzeigeprojekte vor, in denen<br />

auch klimafreundliches Bauen gezeigt<br />

werden könnte. Sokönne ein<br />

Echte gesellschaftliche Trendwenden<br />

könnten nach Forscherangaben<br />

helfen, das Klima effektiv zu<br />

schützen. Ein internationales Team<br />

nennt dafür Bereiche wie Energie,Finanzwelt<br />

und Bildung. Bis spätestens<br />

2050 müsse der gesamte globale<br />

Treibhausgasausstoß auf Null reduziert<br />

sein, was tiefgreifende Änderungen<br />

nötig mache.<br />

Die Gruppe um die Leitautorin<br />

Ilona M. Otto, Soziologin am Potsdam-Institut<br />

für Klimafolgenforschung<br />

(PIK), hat zahlreiche Expertenvorschläge<br />

analysiert und präsentiertnun<br />

mögliche Trendwenden<br />

und Wege, die sie als Kippinterventionen<br />

bezeichnen. Die Studie, an<br />

der auch der ehemalige PIK-Direktor<br />

Hans Joachim Schellnhuber beteiligt<br />

ist, erschien am Montag im Fachmagazin<br />

PNAS.<br />

Einer der benannten Bereiche ist<br />

die Energieerzeugung. Die Forscher<br />

betonen, dass der Trend wegvon fossilen<br />

Brennstoffen gehen müsse.Dabei<br />

sei vorallem die Politik gefordert:<br />

2015 waren die Subventionen für<br />

Kohle, Erdöl und Erdgas noch mehr<br />

als doppelt so hoch wie die Subvengroßes<br />

Gebäude, das zu 80 Prozent<br />

aus laminiertem Holz errichtet<br />

werde, Tausende Tonnen Kohlendioxid<br />

(CO 2 )vermeiden.<br />

Im Bereich Bildung fordern die<br />

Forscher um Ilona Otto und Hans<br />

Joachim Schellnhuber ebenfalls<br />

mehr Bemühungen. „Nachhaltigkeit<br />

kann nicht auferlegt werden, sie<br />

muss gelernt werden“, schreiben sie.<br />

Deshalb plädieren sie dafür,indeutlich<br />

höherem Maße als heute eine<br />

umwelt- und klimabewusste Lebensweise<br />

in den Schulunterricht<br />

einzubeziehen.<br />

Wichtig seien auch Informationen<br />

für die Verbraucher. Unter den<br />

analysierten Vorschlägen waren<br />

auch Angaben über den Ausstoß von<br />

Treibhausgasen zur Herstellung eines<br />

Produkts auf jeder Packung,<br />

ähnlich wie die Nährwertangaben<br />

bei Lebensmitteln.<br />

Andreas Ernst vonder Universität<br />

Kassel, selbst nicht an der Studie beteiligt,<br />

ist der Ansicht, dass soziale<br />

Kippinterventionen ein sehr guter<br />

Weg sind, den Blick auf die gesellschaftlichen<br />

Möglichkeiten des Umsteuerns<br />

zu richten. MitGeschick an<br />

der richtigen Stelle platzierten Maßnahmen<br />

könnten umfassende Erfolge<br />

bei der Bewältigung der Klimaerwärmung<br />

haben.<br />

„Die in der Studie vorgestellten<br />

Ansatzpunkte sind an sich keineswegs<br />

neu“, sagt Ernst. „Neu ist die<br />

Hypothese, dass es mit bestimmten,<br />

eleganten Interventionen gelingt,<br />

großflächige Veränderungen auszulösen.“<br />

Die inder Studie besprochenen<br />

Eingriffe blendeten allerdings<br />

noch politische und wirtschaftliche<br />

Machtfragen als wesentliche Beharrungsfaktoren<br />

völlig aus. (dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 17 · D ienstag, 21. Januar 2020 17 *<br />

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Sport<br />

Für<br />

den<br />

Trainer<br />

DHB-Auswahl rehabilitiert<br />

sich mit Sieg gegen Österreich<br />

VonCarolin Paul, Wien<br />

Ganz kurz keimte noch einmal<br />

Hoffnung auf. Der Teammanager<br />

der deutschen Handball-Nationalmannschaft,<br />

Oliver Roggisch, beobachtete<br />

angespannt die Begegnung<br />

zwischen Weißrussland und<br />

Spanien. Doch es kam, wie es kommen<br />

musste.Trotz einer starken Anfangsleistung<br />

unterlag das Team von<br />

Juri Schewzow den Iberern deutlich<br />

(28:37) –ein nochmaliger Fingerzeig,<br />

wie utopisch die Chancen der DHB-<br />

Auswahl gewesen waren. Das<br />

musste auch Roggisch erkennen, der<br />

sich bereits während der zweiten<br />

Halbzeit vomGeschehen entfernte.<br />

Obwohl das Hauptrunden-Aus<br />

nun endgültig besiegelt war, musste<br />

das Spiel gegen Österreich selbstredend<br />

noch gespielt werden. Ein<br />

„Charaktertest“, wie es seitens der<br />

Funktionäre beschrieben wurde.<br />

Würde sich die Mannschaft nach<br />

dem schmerzhaften Ausscheiden<br />

wieder motivieren und ihreLeistung<br />

abrufen können? „Was macht diese<br />

Mannschaft mit ihrem Trainer?“,<br />

fragte DHB-Vizepräsident Bob Hanning<br />

kokettierend. „Österreich in Österreich<br />

ist der beste Gegner, um<br />

diese diese Fragen zu überprüfen.“<br />

DieAntwort: Nach einer verhaltenen<br />

Anfangsphase gewinnen Prokop<br />

und sein Team das Nachbarschaftsduell<br />

mit 34:22(16:13) deutlich.<br />

Technische Fehler, ein schlechte<br />

Wurfausbeute, kein Zugriff in der<br />

Abwehr –imSpiel ist die deutsche<br />

Mannschaft zu Beginn nicht wirklich.<br />

Nach zehn Minuten zeigt die<br />

Anzeigetafel ein enttäuschendes 3:5.<br />

Erst im Schlussdrittel der ersten<br />

Halbzeit werden Prokops Schützlinge<br />

ihrer Favoritenrolle gerecht.<br />

Leichte Tore dank Bitter<br />

Der mittlerweile zwischen den Pfosten<br />

aktiveJohannes Bitter überzeugt<br />

in seinem 150. Länderspiel bis zur<br />

Torhüter Johannes Bitter herzt Rückraumspieler<br />

Paul Drux.<br />

GETTY/ROSE<br />

Pause mit sieben Paraden, darunter<br />

ein gehaltener Siebenmeter. Durch<br />

seine Verstärkung kommt das Gegenstoßspiel<br />

ins Rollen und die<br />

DHB-Auswahl zu leichten Toren. In<br />

der 28. Minute liegt das Team erstmals<br />

mit vier ToreninFront (16:12).<br />

Österreich indes ist nicht nur als<br />

„Jausengegner“ angetreten, wie es<br />

der Nordhorner Bundesliga-Spieler<br />

Robert Weber vor der Partie ausgedrückt<br />

hatte. Die Gastgeber erhofften<br />

sich gleichermaßen einen dritten<br />

Platz in der heimischen Hauptrunden-Gruppe,<br />

umweiter die Chance<br />

auf Platz fünf bei der EM am Leben<br />

zu halten und sich dadurch die Teilnahme<br />

an einem Olympia-Qualifikationsturnier<br />

zu sichern. DasTicket<br />

für das Duell um Platz fünf in Stockholm<br />

lösen allerdings die Deutschen.<br />

Nach 40. Minuten beträgt der<br />

Vorsprung bereits sieben Treffer<br />

(23:16) und wächst dank eines souveränen<br />

Auftritts vonBitter stetig an.<br />

Ob diese Leistung die Trainer-Debatte<br />

verstummen lassen kann, wird<br />

Hanning selbst beantworten müssen.<br />

„Genießen konnte ich vielleicht<br />

die letzten zehn Minuten, das war<br />

mental schon eine große Herausforderung“,<br />

sagt Prokop im Nachgang.<br />

Ein langer Schatten<br />

Warum die <strong>Berliner</strong> Eiskunstläufer Hase/Seegert um ihren Status als bestes deutsches Paar kämpfen müssen<br />

VonBenedikt Paetzholdt<br />

Die Eissporthalle II im<br />

Sportforum Hohenschönhausen<br />

hat sich im<br />

vergangenen Jahr verändert.<br />

An der gekachelten Wand oberhalb<br />

der Eisfläche findet sich nun<br />

eine Urkundengalerie, die schon bei<br />

kurzer Betrachtung vermittelt, wie<br />

erfolgreich hier in den Sportarten<br />

Eiskunstlauf und Eistanz gearbeitet<br />

wird. Podiumsplätze bei Olympischen<br />

Spielen, Welt- und Europameisterschaften<br />

seit den 60er Jahren<br />

sind hier dokumentiert. Der letzte<br />

große Erfolg auf internationaler<br />

Bühne made in Berlin liegt allerdings<br />

16 Jahre zurück. Kati Winkler und<br />

René Lohse gewannen bei der WM<br />

2004 in Dortmund die Bronzemedaille<br />

im Eistanz.<br />

Gleich nebenan hängt ein Schaukasten,<br />

der die Generation an Eisläufernvorstellt,<br />

die derzeit am <strong>Berliner</strong><br />

Bundesstützpunkt trainieren. Auf<br />

den Erinnerungen an die Deutschen<br />

Meisterschaften Anfang des Jahres<br />

finden sich viele glückliche <strong>Berliner</strong><br />

Gesichter, die Botschaft lautet auch:<br />

Hier geht es nach durchwachsenen<br />

Jahren wieder aufwärts!Vorallem die<br />

Paarläufer aus der Hauptstadt befinden<br />

sich im Aufschwung. Was mit<br />

der Entscheidung zusätzlich befeuert<br />

wird, dass Alexander König, der<br />

Aljona Savchenko und Bruno Massot<br />

zum Olympiasieg 2018 führte, seit<br />

letztem Jahr als neuer Bundestrainer<br />

das Paarlauf-Leistungszentrum organisiert.<br />

Den Deutschen Meistern Minerva<br />

Fabienne Hase, 20, und Nolan<br />

Seegert, 27, werden sogar Außenseiterchancen<br />

auf eine Medaille bei der<br />

Europameisterschaften in Graz zugetraut.<br />

Am Mittwoch sind sie mit<br />

dem Kurzprogramm gefordert, am<br />

Freitag folgt die Kür zu einem Arrangement<br />

desWelthits The house of the<br />

rising sun.<br />

Die veränderte Wahrnehmung<br />

des Paares hat allerdings weniger mit<br />

dem Auftritt auf nationaler Ebene zu<br />

tun, schon im vergangenen Jahr holten<br />

sie diesen Titel. Beim Grand Prix<br />

in Moskau im November liefen<br />

Hase/Seegert auf Platz drei, gewannen<br />

mit Bronzeihreerste internationale<br />

Medaille. „Wir haben gesehen,<br />

dass wir international konkurrenzfähig<br />

sind“, sagt Seegert.<br />

Daraus leitet sich, so sehen sie es<br />

selbst, kein Anspruch ab, inÖsterreich<br />

erneut in die Phalanx des russischen<br />

Trios einzudringen, das als fa-<br />

Grand Prix in Moskau: Minerva Hase und Nolan Seegertgewinnen Bronze.<br />

vorisiertgilt. „Es müsste einiges passieren,<br />

dass die Jury uns da reinlaufen<br />

lässt“, sagt Hase, „dahinter ist<br />

alles möglich.“ Einsechster Platz wie<br />

im Vorjahr wärefür sie ein Erfolg.<br />

DerTraum vonPeking<br />

Die EMist für die beiden ohnehin<br />

nur ein Zwischenschritt. In dieser<br />

Sportartgeht es darum, bei den Wer-<br />

Cool bleiben<br />

IMAGO IMAGES<br />

tungsrichtern und den Zuschauern<br />

ein positives Image aufzubauen. „Im<br />

Eislaufen ist es ja so, dass man sich<br />

einen gewissen Status erarbeitet und<br />

einen Namen hat. Es ist schon wichtig,<br />

dass man sich bei der EM gut präsentiert,<br />

denn dann ist man schon<br />

mal im Gedächtnis der Leute“, erklärtSeegert.<br />

Schon im Märzsteht in<br />

Montréal, Kanada die WM an, wofür<br />

sie –anders als das zweite <strong>Berliner</strong><br />

EM-Duo Annika Hocke/RobertKunkel<br />

–bereits sicher qualifiziert sind.<br />

Undnatürlich schweifen die Gedanken<br />

manchmal schon in Richtung<br />

Peking ab. 2022 finden dort die<br />

nächsten Olympischen Winterspiele<br />

statt; die vor zwei Jahren hatten sie<br />

noch verpasst. Eine Enttäuschung,<br />

die sie lange beschäftigt hat und immer<br />

noch umtreibt.<br />

Während die sensationelle Kür<br />

von Savchenko und Massot, mit der<br />

sich in Südkorea nach Platz vier im<br />

Kurzprogramm noch zum Olympiasieg<br />

liefen, branchenübergreifend<br />

die Sportwelt verzückte, haderten<br />

die beiden damit, dass sie auch aufgrund<br />

einer Verletzung Hases im<br />

Ausscheidungsduell um Startplatz<br />

zwei an Hocke und ihrem vorherigen<br />

Partner Ruben Blommaert gescheitert<br />

waren. „Wir standen immer im<br />

Schatten dieser Qualifikation“, sagt<br />

Seegert. „Bis wir zum ersten Paar in<br />

Deutschland aufgestiegen sind,<br />

mussten wir sie fünf-, sechsmal<br />

schlagen, dann haben die Leute das<br />

gemerkt.“<br />

Ob die beiden ihren erworbenen<br />

Status behalten können, hängt allerdings<br />

nicht alleine davon ab, obsie<br />

ihre aktuellen Konkurrenten in<br />

Schach halten. Noch immer kokettiert<br />

Savchenko, die mittlerweile<br />

Mutter einer Tochter ist, mit einem<br />

Comeback. Mit Massot, der inzwischen<br />

als Trainer arbeitet, befände<br />

sie sich im Austausch, lässt sie wissen.<br />

Und zieht damit natürlich die<br />

Aufmerksamkeit auf sich.<br />

„Wir versuchen, Aljona Aljona<br />

sein zu lassen. Sie die beste Paarläuferin,<br />

die es jemals gab,und das wird<br />

vielleicht auch immer so bleiben“,<br />

sagt Seegert.„Wir sehen uns nicht als<br />

Nachfolger, sondern versuchen, unser<br />

eigenes Ding zu machen.“ Eine<br />

Rückkehr des Gold-Duos würde zudem<br />

die Balance im deutschen Eislaufen<br />

verändern. Hase sagt: „Vor<br />

Pyeongchang haben sie beide Startplätze<br />

geholt, das war deren Verdienst.“<br />

Für 2020 müssen Hase/Seegert<br />

die Plätze allerdings selbst erkämpfen:<br />

„Und dann wäre esnatürlich<br />

schön, wenn wir selbst antreten<br />

könnten. Aber wenn sie wieder anfangen<br />

will, fängt sie an. Es bringt ja<br />

nix, deswegen jetzt schon heiß zu<br />

laufen.“<br />

DieKonzentration wollen die beiden<br />

<strong>Berliner</strong> vielmehr auf ihreeigene<br />

Performance legen. Damit eines Tages<br />

auch ihre Erfolge in der Eishalle<br />

vermerkt sind.<br />

Naomi Osaka hatte kein leichtes Jahr.Jetzt will sie bei den Australian Open dort weitermachen, wo sie 2019 aufgehört hat<br />

VonDoris Henkel, Melbourne<br />

Es war eine merkwürdige Situation<br />

vor einem Jahr in Melbourne.<br />

Während des ganzen Turniers<br />

hatte sich Naomi Osaka immer<br />

wieder gesagt: Egal wie,aber irgendwie<br />

musst du da durch. Sie fühlte<br />

sich in der Gegenwart ihres deutschen<br />

Coaches Sascha Bajin nicht<br />

mehr wohl, der sie vier Monate vorher<br />

zum Titel bei den US Open geführt<br />

hatte, und der auch in Australien<br />

noch auf der Bank saß. Trotz der<br />

zum Teil lähmenden Stimmung gewann<br />

sie den Titel, den zweiten bei<br />

einem Grand-Slam-Turnier innerhalb<br />

kurzerZeit, und sie hatten allen<br />

Grund, stolz auf sich und ihre Beharrlichkeit<br />

zu sein. Keine drei Wochen<br />

später verkündete sie das Ende<br />

der Partnerschaft mit der Erklärung,<br />

glücklich zu sein sei ihr wichtiger als<br />

Erfolg zu haben.<br />

Es wurde ein schwieriges Jahr.Bis<br />

Ende Juni und noch mal dreiWochen<br />

im August hielt sie die Position an<br />

der Spitzeder Weltrangliste,Sponsoren<br />

standen Schlange, und jeder<br />

wollte was von ihr. In Japan, dem<br />

Heimatland ihrer Mutter, für das sie<br />

spielt; in den USA, dem Land ihrer<br />

Kindheit und Jugend, und in der karibischen<br />

Heimat ihres Vaters. Anfang<br />

August ließ sie die Welt wissen,<br />

sie habe seit Monaten keinen Spaß<br />

mehr beim Tennis gehabt und habe<br />

sich selbst eine viel große Last aufgeladen.<br />

Es sei eine harte Zeit gewesen,<br />

aber sie werdesich Mühe geben, den<br />

verlorenen Spaß wiederzufinden.<br />

Wer Naomi Osaka dieser<br />

Tage in Melbourne erlebt,<br />

der sieht eine junge<br />

Frau, der es viel, viel besser<br />

geht. DieinMomenten unbeschwert<br />

wirkt, obwohl<br />

ihr das nicht in die Wiege<br />

gelegt wurde, und deren<br />

leicht schrulliger Humor<br />

neue Blüten treibt. Es gibt<br />

kaum jemandem auf dem<br />

Planeten Tennis, der so<br />

vielsagende Pausen in<br />

Sätze einbaut und dann hinterher<br />

um Entschuldigung bittet, weil die<br />

Pause zu lang und unhöflich war.<br />

Eine Kostprobe dieses Humors, der<br />

manchmal wie ein Wagen auf drei<br />

Rädern durch die Gegend holpert,<br />

gab sie bei einem kleinen Auftritt im<br />

Rahmen der Auslosung vor ein paar<br />

Tagen. Als sie gefragt wurde, obsie<br />

eine Chance gehabt habe, mit der<br />

von ihr bewunderten Serena Williams<br />

ein paar Ratschläge für eine erfolgreiche<br />

Titelverteidigung einzuholen,<br />

da folgte zunächst wieder<br />

eine Pause.Dann dozierte sie: „Okay,<br />

ich muss Sie wohl unterrichten, wie<br />

ich als Person so bin. Ich rede nicht<br />

mit Leuten. Ichstarresie nur aus der<br />

Entfernung an; das ist Lektion<br />

Nummer 1. Nummer<br />

2ist: Sollte ich mit Serena<br />

reden müssen, wirdsie zuerst<br />

mit mir reden und ich<br />

bin dann so überrascht<br />

darüber, dass ich nicht<br />

antworten kann.“<br />

DPA/SCOTT BARBOUR<br />

In diesem Irrgarten von<br />

Wörternund Pausen muss<br />

Bitte lächeln: sich nun der neue Mann<br />

Naomi Osaka. auf der Bank zurecht finden.<br />

Im Dezember verkündeten<br />

Naomi Osaka und der Belgier<br />

Wim Fissette den Beginn ihrer Zusammenarbeit;<br />

eben jener Fissette,<br />

der Angelique Kerber 2018 zum<br />

Wimbledontitel geführt hatte. Der<br />

sei wirklich nett, sagt sie, „wir nennen<br />

ihn Fissetti. Ichweiß, dass er mit<br />

vielen Top-Spielerinnen gearbeitet<br />

hat, und ich habe das Gefühl, dass<br />

ich von seinen Erfahrungen viel lernen<br />

kann.“ DerCoach ist nicht weniger<br />

angetan. Er sagt, zu Beginn der<br />

Zusammenarbeit habe er sich gefragt,<br />

wie sie wohl im Spiel ticke; ob<br />

sie ihrer Intuition folge oder eher klar<br />

denke und kalkuliere. Er fand es<br />

schnell heraus. „Sie ist eine sehr intellektuelle<br />

Spielerin und Person, die<br />

genau weiß, was sie tut. Und ich<br />

denke, das hilft ihr, inden entscheidenden<br />

Momenten cool zu bleiben.<br />

Sie ist super ehrgeizig für ihr Alter,<br />

und wenn ich mit ihr arbeite, dann<br />

muss es das Ziel sein, wieder die<br />

Nummer eins zu werden und Grand-<br />

Slam-Turnierezugewinnen.“<br />

Erste Etappe -das Unternehmen<br />

Titelverteidigung in Melbourne,<br />

diesmal in besserer Verfassung und<br />

in deutlich entspannterer Gesamtsituation.<br />

Bei den US Open vor vier<br />

Monaten sei sie mit dieser Aufgabe<br />

überfordert gewesen, sagt Naomi<br />

Osaka. „Diesmal bin ich besser vorbereitet,<br />

hoffentlich geht es gut.“Wie<br />

weit sie kommen wird, wirdsich zeigen;<br />

aber dass er ihr besser geht als<br />

vor einem Jahr, ist nicht zu übersehen.<br />

NACHRICHTEN<br />

Magath findet neue Rolle im<br />

Fußballgeschäft<br />

FUSSBALL. Felix Magath arbeitet<br />

künftig als Boss vonFlyeralarmGlobal<br />

Soccer.Der 66-Jährige beendete<br />

für sich gleichzeitig das Trainer-Kapitel.<br />

„Ich bin zu dem Schluss gekommen:<br />

DieZeit des Trainers Magath<br />

ist vorbei, insofernist der Entschluss<br />

da, dem Fußball in anderer<br />

Weise helfen zu wollen“, sagte Magath.<br />

Dergebürtige Aschaffenburger<br />

kümmertsich um den Drittligisten<br />

Würzburger Kickers und den FC AdmiraWacker<br />

Mödling aus Österreich.<br />

DieOnlinedruckerei Flyeralarmunterstützt<br />

beide Vereine finanziell und<br />

ist außerdem Namenssponsor der<br />

Frauen-Bundesliga.<br />

Deutsche Wasserballer<br />

verpassen Viertelfinale<br />

WASSERBALL. Diedeutschen Männer<br />

haben bei der EM in Budapest erwartungsgemäß<br />

das Viertelfinale<br />

verpasst. DieAuswahl vonBundestrainer<br />

Hagen Stamm unterlag dem<br />

ungeschlagenen Vizeweltmeister<br />

Spanien in der Zwischenrunde klar<br />

mit 6:12 (1:1, 3:6, 0:3, 2:2). Dasdeutsche<br />

Team spielt somit ab Mittwoch<br />

um die Plätzeneun bis zwölf. Im<br />

Kampf um das Olympia-Ticket<br />

bleibt es somit spannend.„Dafür reichen<br />

Platz neun und zehn wahrscheinlich“,<br />

sagte Bundestrainer Hagen<br />

Stamm.<br />

Berlins Nachwuchssportlerin<br />

des Jahres ist Lena Röhlings<br />

AUSZEICHNUNG. DieKanutin Lena<br />

Röhlings ist Berlins Nachwuchssportlerin<br />

des Jahres.Die 17-Jährige<br />

gilt als eines der größten Talente im<br />

deutschen Kanurennsportund<br />

wurde am Montag im Wintergarten<br />

Varieté Berlin ausgezeichnet. Röhlings<br />

setzte sich vorder Modernen<br />

Fünfkämpferin Annika Schneider<br />

(18 Jahre) und Ringerin Olivia Andrich<br />

(16) durch. Der<strong>Berliner</strong> Schulsportpreis<br />

ging an den Grünen Campus<br />

Malchow.<br />

ZAHLEN<br />

Handball<br />

Europameisterschaft, Hauptrunde<br />

Gruppe I<br />

Kroatien -Tschechien 22:21<br />

Weißrussland -Spanien 28:37<br />

Österreich -Deutschland 22:34<br />

1. Spanien 4 131:105 8<br />

2. Kroatien 4 105: 91 8<br />

3. Deutschland 4 115:103 4<br />

4. Österreich 4 103:120 2<br />

5. Weißrussland 4 102:124 2<br />

6. Tschechien 4 100:113 0<br />

Gruppe II<br />

Portugal -Island 25:28<br />

Slowenien -Ungarn 28:29<br />

Norwegen -Schweden 23:20<br />

1. Norwegen 3 93:77 6<br />

2. Slowenien 3 79:75 4<br />

3. Ungarn 3 82:82 4<br />

4. Portugal 3 88:87 2<br />

5. Island 3 73:79 2<br />

6. Schweden 3 64:79 0<br />

Tennis<br />

Australian Open, 1. Runde<br />

Frauen: Julia Görges (Bad Oldesloe) -Viktoria<br />

Kuzmova (Slowakei) 6:1, 6:2, Ashleigh Barty (Australien/Nr.1)-Lesia<br />

Zurenko(Ukraine) 5:7, 6:1,<br />

6:1, Naomi Osaka (Japan/Nr.3)-Marie Bouzkova<br />

(Tschechien) 6:2, 6:4, Petra Kvitova (Tschechien/Nr.7)-Katerina<br />

Siniakova(Tschechien)<br />

6:1, 6:0, Serena Williams (USA/Nr.8)-Anastasia<br />

Potapowa (Russland) 6:0, 6:3,<br />

Männer: Philipp Kohlschreiber (Augsburg) -Marcos<br />

Giron (USA) 7:5, 6:1, 6:2, NovakDjokovic<br />

(Serbien/Nr.2)-Jan-Lennard Struff (Warstein)<br />

7:6 (7:5), 6:2, 2:6, 6:1, Roger Federer<br />

(Schweiz/Nr.3)-Steve Johnson (USA) 6:3, 6:2,<br />

6:2, Stefanos Tsitsipas (Griechenland/Nr.6)-Salvatore<br />

Caruso (Italien) 6:0, 6:2, 6:3, Matteo Berrettini<br />

(Italien/Nr.8)-AndrewHarris (Australien)<br />

6:3, 6:1, 6:3


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 17 · D ienstag, 21. Januar 2020 – S eite 18<br />

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Sport<br />

Aufstehen lernen: Javairo Dilrosun macht das passende Gesicht zur heftigen Niederlage gegen den FC Bayern.<br />

IMAGO IMAGES/BERND KÖNIG<br />

Gift gesucht<br />

Hertha BSC will im Kampf gegen den Abstieg die Offensive stärken, doch Trainer Jürgen Klinsmann nimmt auch seine derzeitigen Spieler in die Pflicht<br />

VonMichael Jahn<br />

Als Schiedsrichter Tobias<br />

Stieler, 38, am Sonntagabend<br />

das Duell zwischen<br />

Hertha BSC und dem FC<br />

Bayern abgepfiffen hatte, feierten<br />

die Münchner Profis ausgelassen mit<br />

ihren zahlreichen Fans unter den mit<br />

74 667 Zuschauern ausverkauften<br />

Olympiastadion. Das Gegenprogramm<br />

fand in der Ostkurve statt.<br />

Herthas Spieler trabten niedergeschlagen<br />

in Richtung ihrer treuesten<br />

Anhängerschaft, wagten sich aber<br />

nicht über die blaue Tartanbahn hinaus,<br />

weil sie nicht wussten, wie die<br />

Reaktion nach der 0:4-Niederlage<br />

ausfallen würde. Die Stimmung<br />

blieb ruhig und gedämpft, die Kurve<br />

hatte sich schnell geleert.<br />

Es war für die <strong>Berliner</strong> schwierig,<br />

Spiel und Resultat einzuordnen in<br />

die laufende Saison. Waresein herber<br />

Rückschlag auf dem vor Weihnachten<br />

vorsichtig eingeschlagenen<br />

WegRichtung gesichertes Mittelfeld?<br />

Waren die Bayern eine, gar zwei<br />

Nummernzugroßfür Hertha BSC?<br />

Fakt ist, Hertha steckt mitten im<br />

Abstiegskampf und sollte die Pläne,<br />

die schon in der nächsten Saison in<br />

Richtung Europa League führen sollen,<br />

zumindest öffentlich zurückstellen.<br />

Oft wird allerdings vergessen,<br />

dass Klinsmann stets betont hatte,<br />

das es „erstmal einzig und allein um<br />

den Klassenerhalt geht“. Und das<br />

man dafür sehr hartarbeiten muss.<br />

DerTrainer fing auch unmittelbar<br />

nach Spielende mit der Aufbauarbeit<br />

an, die seine Spieler betrifft. „Ich<br />

habe gleich in der Kabine gesagt:<br />

,Männer,das 0:4 braucht ihr euch gar<br />

nicht in die Köpfe bringen lassen.<br />

Das passiert. Man kann gegen Bayern<br />

verlieren’.“ Davon berichtete<br />

Klinsmann am Montag. Auch davon,<br />

dass er seinen Profis sagte,dass man<br />

die dringend nötigen Punkte vor allem<br />

gegen Mannschaften aus der<br />

unteren Tabellenhälfte und aus dem<br />

Mittelfeld holen müsse.<br />

Dennoch hatten sie sich bei Hertha<br />

etwas mehr erwartet im Duell gegen<br />

die Bayern, einen Punkt gegen<br />

den Favoriten hätte etwa der Trainer<br />

„mega“ gefunden. Zwar hielt die<br />

Mannschaft dann auch defensiv eine<br />

Stunde lang sehr gut mit, setzte zudem<br />

einige kleine Nadelstiche,„aber<br />

ich hätte mir natürlich etwas mehr<br />

Giftigkeit gewünscht“, gab Klinsmann<br />

am Tagnach der Niederlage<br />

zu.„Wir haben auf einige Konter spekuliert<br />

und gehofft, dass ein Ding<br />

reingeht. Im Moment hat das Resultat<br />

schon gewurmt.“<br />

Das 0:4 war nämlich die höchste<br />

Heimniederlage von Hertha gegen<br />

den FC Bayern seit einem 0:6 am 17.<br />

März2012. Zwei Monate später stieg<br />

Berlin damals nach den Relegationsspielen<br />

gegen Fortuna Düsseldorf<br />

(1:2; 2:2) ab.<br />

Es gab auch andereZeiten, die gar<br />

nicht so lange zurückliegen, als unter<br />

dem Trainer PalDardai im Olympiastadion<br />

den Bayern das Leben<br />

schwerer gemacht worden war als<br />

nun zum Startder Rückrunde.ImFebruar<br />

2019 unterlag Hertha BSC im<br />

DFB-Pokal dramatisch 2:3 nach Verlängerung<br />

erst, und in der Liga wurden<br />

die Bayern im September 2018<br />

gar mit 2:0 bezwungen. Damals<br />

stimmte die Balance zwischen Defensive<br />

und Offensive besser. Das<br />

war ein wesentlicher Unterschied zu<br />

heute.<br />

„Es geht dabei um Qualitätsverbesserung.<br />

Wenn wiretwas finden im offensiven Bereich,<br />

würde uns das enorm helfen.“<br />

Jürgen Klinsmann über die Bemühungen von Hertha BSC und Manager Michael Preetz,<br />

der Mannschaft im Kampf um den Klassenerhalt neue Impulse zu verleihen.<br />

Klinsmann aber hat auch ein<br />

schweres Erbe nach dem erfolglosen<br />

Intermezzo von Trainer Ante Covic<br />

angetreten und Ende November eine<br />

starkverunsicherte Mannschaft vorgefunden,<br />

deren Hierarchie er ge-<br />

rade heftig verändert. Bayerns Thomas<br />

Müller, dem ein Treffer und ein<br />

Assist gelang, sagte später: „Es gab<br />

keine Phase,inder wir zitternmussten.“<br />

Das spricht nicht für den Gastgeber.<br />

DerTrainer fordertnun, dass sich<br />

die Mannschaft mehr zutrauen,<br />

mehr Torgefahr ausstrahlen muss.<br />

Gegen Bayern mussten die beiden<br />

schnellen Angreifer auf den Außenbahnen,<br />

Javairo Dilrosun und Dodi<br />

Lukebakio, auch viel Defensivarbeit<br />

leisten, weil der Druck der Münchner<br />

immer stärker wurde.Klinsmann<br />

will, dass „wir Tore auch mal erzwingen<br />

müssen“. Der55-Jährige meinte<br />

auch eine Szene beim Stand von0:4,<br />

als der eingewechselte Pascal Köpke<br />

eine große Chance vergab, das Resultat<br />

etwas freundlicher zu gestalten.<br />

Es scheint aber,als ob das positive<br />

Denken, dass Klinsmann jeden Tag<br />

vorlebt, auch seine Profis immer<br />

mehr verinnerlichen. So sagte etwa<br />

Kapitän Marvin Plattenhardt: „0:4<br />

hört sich blöd an und ist hoch. Aber<br />

das müssen wir abhaken und das<br />

können wir verkraften.“ Lukas Klünter<br />

machte sich und den Seinen<br />

Hoffnung: „Zwei Drittel des Spiels<br />

haben wir gut umgesetzt, was wir<br />

wollten. Man hat gesehen, wir können<br />

es.“ Klünter hatte den Elfmeter<br />

verursacht. Klinsmann: „Das war der<br />

Knackpunkt im Spiel. Beidiesem Elfer<br />

haben wir den Kopf geschüttelt.<br />

Solch einen Strafstoß möchten wir<br />

auch gernmal bekommen.“<br />

Klinsmann deutete am Montag<br />

an, dass Manager Michael Preetz<br />

weiter auf dem Transfermarkt unterwegs<br />

ist „Micha ist am Arbeiten. Es<br />

geht dabei um Qualitätsverbesserung.<br />

Wenn wir etwas finden im offensiven<br />

Bereich, würde uns das<br />

enorm helfen.“ Mehr Gift wird gesucht,<br />

dennoch: „Unser Kader ist gut<br />

genug, um die Klasse zu halten.“ Die<br />

MissionKlassenerhalt sieht der Trainer<br />

nach dem Rückschlag nicht in<br />

Gefahr.„Dasist keineeinfache Situation.<br />

Wir ziehen uns da hoch, davon<br />

bin ich überzeugt. Aber das ist ein<br />

Prozess, der auch nervenaufreibend<br />

für viele ist.“<br />

Michael Jahn<br />

erinnertsich an eine ähnliche<br />

Krise bei Hertha BSC.<br />

Zurück nach 50 Jahren<br />

Dank ihres überragenden Quarterbacks Patrick Mahomes erreichen die Kansas City Chiefs mal wieder den Super Bowl gegen die San Francisco 49ers<br />

VonMatti Lieske<br />

Zum ersten Mal spielten die Kansas<br />

City Chiefs im Super Bowl, als<br />

der Super Bowl noch gar nicht Super<br />

Bowl hieß. Im Januar 1967 war das,<br />

und sie verloren das Match, in dem<br />

erstmals die beiden Conference-Gewinner<br />

den Titel in der National<br />

Football League (NFL) ausspielten,<br />

gegen die Green Bay Packers. Drei<br />

Jahrespäter waren sie wieder Teil des<br />

Super Bowl, wie das große Spiel inzwischen<br />

auf Anregung des Chiefs-<br />

Gründers und -Besitzers Lamar<br />

Hunt hieß. Diesmal gewann Kansas<br />

City in New Orleans gegen die Minnesota<br />

Vikings und wurde der vierte<br />

Super-Bowl-Champion der NFL-Geschichte.<br />

Danach mussten die Fans<br />

des Teams ein kleines Weilchen warten<br />

bis zum nächsten Anlauf.<br />

„Ohja, 50 Jahre, das war zu lange,<br />

aber jetzt fahren wir wieder zum Super<br />

Bowl“, sagte Team-Besitzer Clark<br />

gleich zum 0:24 in der Vorwoche gegen<br />

die HoustonTexans,als am Ende<br />

noch ein 51:31-Sieg heraussprang.<br />

„Nur 10, keine 24, das war doch<br />

ziemlich gut“, scherzte<br />

Guard Mitchell<br />

Schwartz. Die entscheidende<br />

Szene kam kurz<br />

vorder Halbzeit, als Mahomes<br />

keine Anspielstation<br />

sah, einfach<br />

selbst die Seitenlinie<br />

entlangrannte und den<br />

Touchdown zur 21:17-<br />

Führung herausholte.<br />

Den letzten Aufholversuch<br />

der Titans beendete<br />

der Quarterback<br />

dann mit einem spektakulären<br />

60-Yards-<br />

Touchdown -Pass auf Sammy Watkins.<br />

Kansas City ist dank Mahomes<br />

leichter Favorit imSuper Bowl, der<br />

jedoch zumindest von der Papier-<br />

Ausgezeichnet:<br />

Patrick Mahomes.<br />

AP/CHARLIE RIEDEL<br />

Hunt nach dem 35:24 im heimischen<br />

Arrowhead Stadium gegen die zähen<br />

Tennessee Titans. Zuvor hatte er erleichtert<br />

die nach seinem Vater benannte<br />

Lamar-Hunt-Trophy für den<br />

Gewinn der American Football Conference<br />

(AFC) in die Höhe gestemmt.<br />

Im vergangenen Jahr war das talentierteste<br />

Chiefs-Team seit einem halben<br />

Jahrhundert angleicher Stätte<br />

noch an den New England Patriots<br />

gescheitert, weil ein Abwehrspieler<br />

beim entscheidenden Spielzug ein<br />

paar Zentimeter im Abseits gestanden<br />

hatte. Nun spielen die Kansas<br />

City Chiefs am 2. Februar in Miami<br />

gegen die SanFrancisco 49ers,die im<br />

anderen Halbfinale die Green Bay<br />

Packers mit 37:20 bezwangen.<br />

Diesmal ließ die Chiefs-Mannschaft<br />

um den überragenden Quarterback<br />

Patrick Mahomes Zweifel am<br />

Einzug ins Endspiel nur am Anfang<br />

aufkommen, als sie gleich wieder mit<br />

0:10 in Rückstand geriet. Kein Verform<br />

her ein offenes, spannendes<br />

und punktreiches Treffen zweier<br />

grundverschiedener Teams verspricht.<br />

Die Stärke der Chiefs ist das<br />

Pass-Spiel, mit dem sie<br />

4498Yardsinder Saison<br />

erreichten, doch San<br />

Francisco verfügt über<br />

eine formidable Defense,<br />

die am Sonntag<br />

mit Green Bays Aaron<br />

Rodgers einen der besten<br />

Quarterbacks der<br />

Liga sicherer kontrollierte,<br />

als es die Statistiken<br />

aussagen. Für 326<br />

Yards brauchte Rodgers<br />

39 Pässe, und die Packers<br />

konnten erst<br />

punkten, als das Match<br />

längst verloren war.Probleme hatten<br />

die 49ers allerdings während der Saison<br />

mit beweglichen, lauffreudigen<br />

Quarterbacks, was für Mahomes<br />

spricht.<br />

San Franciscos offensive Stärke<br />

liegt eindeutig im Laufspiel, da waren<br />

die 49ers mit 2305 Yards zweitbestes<br />

Team der NFL nach den Baltimore<br />

Ravens. Gegen Green Bay gelangen<br />

Running Back Raheem Mostert<br />

als erstem Spieler in einem<br />

Play-off-Match mehr als 200 erlaufene<br />

Yards und vier Touchdowns,<br />

seine 220Yardswaren die zweitmeisten<br />

überhaupt. In der zweiten Halbzeit<br />

setzte Coach Kyle Shanahan<br />

praktisch nur noch auf Läufe, Quarterback<br />

Jimmy Garoppolo warf bloß<br />

noch zwei Pässe und lediglich acht<br />

insgesamt. Ähnlich war es schon<br />

eine Woche zuvor gegen die Minnesota<br />

Vikings gewesen, doch Shanahan<br />

wies Spekulationen zurück, der<br />

Quarterback könnte nicht völlig gesund<br />

sein. Die Taktik habe er gewählt,<br />

„weil sie funktionierte“.<br />

Verletzt vom Feld musste Running<br />

Back Tevin Coleman, der gegen<br />

Minnesota noch die Hauptarbeit geleistet<br />

hatte. Viel wird beim Super<br />

Bowl davon abhängen, ob er wieder<br />

fit ist, denn die Chiefs haben gegen<br />

Tennessee gezeigt, dass ihre Verteidigung<br />

funktioniert, wenn sie sich<br />

auf einen Läufer konzentrieren<br />

kann. Derrick Henry, den besten<br />

Running Back der Liga, der in den<br />

drei Spielen zuvor jeweils mehr als<br />

180 Yards erlaufen hatte, hielten sie<br />

bei 69 Yards, ein wichtiger Faktor für<br />

ihren Sieg.<br />

Raheem Mostert, ein begeisterter<br />

Surfer aus Florida, der vorher bei<br />

sechs NFL-Teams durchgefallen war,<br />

hat am Sonntag allerdings bewiesen,<br />

dass er sich vor keiner Defense<br />

fürchten muss. Zunächst genoss der<br />

27-Jährige aber den Augenblick. Dies<br />

sei der glücklichste Tag seines Lebens,<br />

sagte er, bevor er in Hinblick<br />

auf mögliche familiäre Verwicklungen<br />

schnell hinzufügte: „nach der<br />

Hochzeit und der Geburt meines<br />

Sohnes.“


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 17 · D ienstag, 21. Januar 2020 – S eite 19<br />

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Feuilleton<br />

75 Jahre Befreiung<br />

von Auschwitz in<br />

TV-Dokumentationen<br />

Seite 21<br />

„Und viele gute Nachrichten gibt es auch.“<br />

Michaela Schlagenwerth über Förderung von Tanz für junges Publikum und das Festival Purple Seite 20<br />

Diplomatie<br />

Die Macht<br />

und die Bilder<br />

Harry Nutt<br />

rätselt über die aktuelle<br />

politische Ikonografie.<br />

Esist schon ein paar Tage her,aber<br />

ich bekomme eine Szene aus den<br />

politischen Nachrichten der letzten<br />

Tage nicht aus dem Kopf. Es sind<br />

Fernsehaufnahmen, die Wladimir<br />

Putin zusammen mit Dmitri Medwedew<br />

nach dessen überraschendem<br />

Rücktritt als Ministerpräsident<br />

der Russischen Föderation zeigen,<br />

ein Amt, das Medwedew fast acht<br />

Jahre innehatte. Die beiden sprechen<br />

miteinander,beinahe ohne Mimik<br />

und Gestik, als gelte es, indiesem<br />

Moment die politische Normalität<br />

als solche abzubilden: ein Arbeitsgespräch<br />

unter Staatsmännern.<br />

Die Kommentatoren spekulieren<br />

bereits seit Tagen darüber,was es mit<br />

den angekündigten Änderungen der<br />

russischen Verfassung auf sich haben<br />

könnte. Wladimir Putin regelt<br />

seine Nachfolge, und in diesem Arrangement<br />

erschien Dmitri Medwedew<br />

von Beginn an wie eine dienstbare<br />

Konstante. Man ist geneigt,<br />

Sprechblasen dazu zu erfinden:<br />

„Dmitri, du weißt ja, wie das hier<br />

läuft“, könnte Putin darin sagen,<br />

während Medwedews Antwort ein<br />

durch viele Symbole oder auch<br />

Urghs und Ähs dargestelltes Schweigen<br />

wäre. Aber das ist zu viel der Fantasie.<br />

Tatsächlich soll die Szene das<br />

vorhandene Machtgefälle, von dem<br />

jeder weiß, negieren. Medwedew fügt<br />

sich der Anordnung, als könne es für<br />

ihn keine andereLösung geben –obwohl<br />

oder weil er Putins Entwurf gar<br />

nicht kennt. Bemerkenswert andieser<br />

demonstrativ unbeholfenen<br />

Kommunikation der politisch Mächtigen<br />

ist vorallem, dass sie überhaupt<br />

in Szene gesetzt wurde.<br />

Ein ganz anderes Bild präsentierten<br />

die Medien vonder Libyen-Konferenz<br />

im <strong>Berliner</strong> Kanzleramt. Die<br />

Akteure des diplomatischen Protokolls,<br />

einige stehend, andere gebückt,<br />

umringen Kanzlerin Angela<br />

Merkel und einen gebannt zuhörenden<br />

Wladimir Putin. Das Bild erweckt<br />

den Anschein, dass die in Blau<br />

gekleidete Kanzlerin gerade in diesem<br />

Augenblick die entscheidenden<br />

Wortevon sich gibt oder vernimmt.<br />

Das Bild aus Berlin ist ein pressehistorisches<br />

Zitat. Die Fotografin<br />

Barbara Klemm hatte eine inzwischen<br />

ikonografische Szene mit<br />

Bundeskanzler Willy Brandt und<br />

dem Generalsekretär der KPdSU<br />

Leonid Breschnew im Jahre 1973<br />

festgehalten und dabei den Eindruck<br />

erweckt, als könne man der Geschichte<br />

im Augenblick ihres Entstehens,<br />

vielleicht sogar ihrer Unentschiedenheit,<br />

zusehen. Keine Atempause<br />

– Geschichte wird gemacht.<br />

Bilder,die davon künden, aber auch.<br />

Wenn alles gesagt ist, wird es symbolpolitisch<br />

noch einmal wiederholt. ALEXEI NIKOLSKY<br />

Jassir Arafat kam gerne und oft in die DDR. Hier empfängt ihn Erich Honecker 1982 in Ost-Berlin.<br />

Eine neue Art von Judenhass<br />

Jeffrey Herfs Buch über die Israel-Feindlichkeit der DDR und der westdeutschen radikalen Linken<br />

VonAnja Reich<br />

Im Juni 1967, kurz nach Ende<br />

des Sechstagekrieges, bekommt<br />

Albert Norden einen<br />

Auftrag vom Politbüro. Er soll<br />

„jüdische Bürger der DDR“ dazu<br />

bringen, die „Israel-Aggression und<br />

das Komplott Israel-Washington-<br />

Bonn zu verurteilen“. Norden, Direktor<br />

des Nationalrats der Nationalen<br />

Front, gehört zuden Juden, die<br />

sich nach dem Ende des Zweiten<br />

Weltkrieges für ein Leben in der DDR<br />

entschieden hatten. Sein Vater, ein<br />

Rabbiner, war im KZ Theresienstadt<br />

vonden Nazis ermordet worden.<br />

Norden hat Probleme,den Auftrag<br />

zu erfüllen. Jüdische Intellektuelle<br />

wie der Schriftsteller Arnold Zweig<br />

bitten den Politbüro-Vorsitzenden<br />

Willi Stoph in einem Telegramm, „der<br />

Diffamierung, ja, der Ausrottung der<br />

Opfer und ihrer jetzigen Landsleute<br />

in Israel entgegenzutreten“. Die KZ-<br />

Überlebende Lin Jaldati begründet<br />

ihre Weigerung mit der Drohung eines<br />

PLO-Führers, die Juden vernichten<br />

zu wollen. Helmut Aris,Präsident<br />

des Verbandes der Jüdischen Gemeinden<br />

in der DDR, schreibt: „Für<br />

uns ist es ein schwieriges Problem:<br />

Damals sind unsere Brüder und<br />

SchwesterninDeutschland ermordet<br />

worden und heute lassen sie wieder<br />

ihr Leben im Nahen Osten“.<br />

Es ist bestürzend zu lesen, wie gerade<br />

einmal 20 Jahre nach dem Sieg<br />

der Alliierten über das Hitler-Regime<br />

jüdische Überlebende ihre Staatsführung<br />

an die Lehren der deutschen<br />

Geschichte erinnern–und wie<br />

sie damit scheitern: Willi Stoph ignoriert<br />

den Widerspruch. Albert Norden,<br />

der Rabbinersohn, findet andere<br />

Freiwillige, darunter Friedrich<br />

Karl Kaul, Lea Grundig, GerryWolff,<br />

Ernst Reifenberg. Ihre Erklärung erscheint<br />

am 9. Juni 1967 im Neuen<br />

Deutschland.<br />

Jeffrey Herf, 73, US-amerikanischer<br />

Historiker, erzählt diese Begebenheit<br />

in seinem Buch „Unerklärte<br />

Kriege gegen Israel“. Er schreibt<br />

dazu: „Dieser Versuch war einer der<br />

wenigen Fälle,bei denen das Regime<br />

auf Widerstand stieß“. An Beispielen<br />

für die anderen Fälle fehlt es ihm<br />

nicht. Vier Jahre lang hat er in deutschen<br />

Archiven Akten des Politbüros,<br />

des Ministerrates, des Verteidigungsministeriums<br />

und des Ministeriums<br />

für Staatssicherheit gelesen.<br />

Waserdarin fand, erzählt ein Kapitel<br />

DDR-Geschichte, über das bisher<br />

wenig bekannt ist: die feindliche<br />

Haltung gegenüber Israel und die<br />

Unterstützung von Israels Feinden<br />

durch „gigantische Waffenlieferungen<br />

und militärische Ausbildung“.<br />

Eine neue Art von Judenhass, die<br />

Jeffrey Herf zu der Frage veranlasst,<br />

ob die DDR womöglich die „zweite<br />

antisemitische Diktatur im Deutschland<br />

des 20. Jahrhunderts“ war.<br />

1947 hatte der sowjetische Außenminister<br />

Andrej Gromyko in der<br />

UN-Vollversammlung noch „das Bestreben<br />

der Juden, einen eigenen<br />

Staat zu gründen“, verteidigt. Aber<br />

schon zwei Jahrespäter sah alles anders<br />

aus. Der Kalte Krieg hatte begonnen,<br />

und Israel stand als Verbündeter<br />

der westlichen Welt und der<br />

Amerikaner nun auf der „falschen<br />

Seite“, war Feind, Imperialist, Aggressor.<br />

Inder Sowjetunion kam es<br />

zu „antikosmopolitischen“ Säuberungen<br />

und Scheinprozessen gegen<br />

Kommunisten, darunter viele Juden.<br />

In Prag wurde den Angeklagten des<br />

Slansky-Prozesses vorgeworfen, Teil<br />

einer zionistischenVerschwörung zu<br />

sein. In Ost-Berlin musste Paul Merker<br />

für zwei Jahre ins Gefängnis Hohenschönhausen.<br />

Er hatte sich für<br />

DAS BUCH<br />

Wiedergutmachungszahlungen an<br />

jüdische Holocaust-Überlebende<br />

und die Unterstützung Israels eingesetzt.<br />

„Spätestens im Herbst 1952“,<br />

schreibt Herf, „war es im gesamten<br />

Ostblock unmöglich geworden, Israel<br />

öffentlich zu unterstützen.“<br />

Die DDR beteiligte sich nicht an<br />

Wiedergutmachungszahlungen an<br />

Israel, unterhielt als einziger Staat des<br />

Warschauer Paktes nie diplomatische<br />

Beziehungen zu Israel, eröffnete aber<br />

Jeffrey Herf: Unerklärte Kriege gegenIsrael.<br />

Die DDR und die westdeutsche radikale Linke1967–1989.<br />

Ausdem Englischen vonNorbertJuraschitz. Wallstein-Verlag.518 Seiten, 39 Euro<br />

IMAGO IMAGES<br />

1973 eine PLO-Vertretung in ihrer<br />

Hauptstadt. Auch das war einzigartig.<br />

PLO-Führer Jassir Arafat kam oft und<br />

gerne in die DDR. Die SED-Führung<br />

unterstützte nationale Befreiungsbewegungen,<br />

und dazu zählten auch<br />

arabische Staaten, die Israel dasExistenzrecht<br />

verweigerten, sowie palästinensische<br />

Terrororganisationen, die<br />

Anschläge auf Juden verübten.<br />

Nach dem Sechstagekrieg, den Israel<br />

gewann,schicktedie DDR Jagdflugzeuge,<br />

Panzer, Scharfschützengewehre,<br />

Panzerabwehrgeschütze,<br />

Granatwerfer, Kalaschnikows, Tretminennach<br />

Ägypten und Syrien.Zur<br />

gleichen Zeit hielt Walter Ulbricht in<br />

Leipzig eine Rede,inder er Israel mit<br />

Nazideutschland verglich. Jeffrey<br />

Herf hat diese Rede das erste Mal in<br />

den Achtzigern imArchiv der Universität<br />

Harvardgelesen und war fassungslos,<br />

wie Ulbricht, der selbst als<br />

Kommunist gegen die Nazis gekämpft<br />

hatte, so geschichtsvergessen<br />

sein konnte.Als der Historiker in<br />

der Bundesstiftung für Aufarbeitung<br />

der SED-Diktatur sein Buch vorstellt,<br />

merkt man ihm die Fassungslosigkeit<br />

immer noch an, scheint ihn die<br />

Wucht seiner Erkenntnisse erst richtig<br />

zu erreichen, hier, mitten in Berlin,<br />

wo alles geschah. „Das war nur<br />

einVierteljahrhunderther gewesen“,<br />

ruft er, „nur ein Vierteljahrhundert!“<br />

Mit offenem Jackett steht er auf der<br />

Bühne,ein großer,hagerer Mann, der<br />

Deutsch mit amerikanischem Akzent<br />

spricht und versucht, seine Recherchen<br />

in einen einstündigen Vortrag<br />

zu packen, damit das Publikum deren<br />

Ungeheuerlichkeit begreift.<br />

Es geht nicht nur um die DDR,<br />

sondern auch umdie radikale westdeutsche<br />

Linke,die nicht wenigerisraelfeindlich<br />

war. Bei der Flugzeugentführung<br />

1976 in Entebbe sortierten<br />

die deutschen Terroristen Wilfried<br />

Böse und Brigitte Kuhlmann<br />

die Passagiere nach Juden und<br />

Nichtjuden. Und wenige Tage nach<br />

dem Brandanschlag auf ein jüdisches<br />

Gemeindezentrum in München<br />

im Februar 1970, bei dem sieben<br />

Menschen ums Leben kamen,<br />

fragte Dieter Kunzelmann, der vielen<br />

vor allem als West-<strong>Berliner</strong> Politclown<br />

inErinnerung ist, seine Genossen:<br />

„Wann endlich beginnt bei<br />

euch der Kampf gegen die heilige<br />

Kuh Israel?“ Der Anschlag ist bis<br />

heute nicht aufgeklärt.<br />

„Unerklärte Kriege gegen Israel“<br />

ist eine Sammlung bislang unbekannter<br />

Zeitdokumente, ein wichtiges<br />

Werk zur Aufarbeitung deutscher<br />

Geschichte,eineChance,blinde Flecken<br />

zu füllen und sich zu fragen,<br />

warum die Reaktionen auf Israel bis<br />

heute oft so reflexhaft sind.<br />

Im April und August 1990 verabschiedete<br />

die letzte DDR-Volkskammer<br />

zwei Resolutionen, in denen sie<br />

sich „für die Heuchelei und Feindseligkeit<br />

der offiziellen DDR-Politik gegenüber<br />

dem Staat Israel“ und „für<br />

die Verfolgung und Entwürdigung<br />

jüdischer Mitbürger auch nach 1945<br />

in unserem Lande“ entschuldigte.<br />

Aber dann kam die Wiedervereinigung,<br />

das Thema war vom Tisch.<br />

Dass es jetzt ausgerechnet von einem<br />

Nichtdeutschen wiederbelebt<br />

wird, ist sicher kein Zufall.<br />

NACHRICHTEN<br />

Jüdisches Museum: neue<br />

Dauerausstellung im Mai<br />

Nach einem Umbau vonmehr als<br />

zwei Jahren öffnet das Jüdische Museum<br />

Berlin am 17. Maiseine neue<br />

Dauerausstellung. Im Gebäude des<br />

Architekten Daniel Libeskind in<br />

Kreuzbergsollen auf 3500 QuadratmeternGeschichte<br />

und Gegenwart<br />

des Judentums gezeigt werden, wie<br />

das Museum mitteilte.Infünf Kapiteln<br />

zeichne die Schau das Leben der<br />

Juden in Deutschland vomMittelalter<br />

bis zur Gegenwartnach. (dpa)<br />

Der Schweizer Regisseur<br />

UrsEgger ist gestorben<br />

Erst vorwenigen Tagen wurde sein<br />

Historienfilm „Das Wunder von<br />

Wörgl“ für den Grimme-Preis 2020<br />

nominiert. Nunwurde durch den<br />

Nachrichtendienst Mediabiz bekannt,<br />

dass der Schweizer Regisseur<br />

UrsEgger am 19. Januar im Alter von<br />

66 Jahren starb.Abden 90er-Jahren<br />

hatte der gebürtige Berner immer<br />

wieder auch in Deutschland gearbeitet,<br />

unter anderen mit Hannelore<br />

Elsner bei der Krimiserie „Die Kommissarin“<br />

oder mit dem jungen Til<br />

Schweiger in der Neuverfilmung von<br />

„Die Halbstarken“. (BLZ)<br />

Ibiza-Video erhält nach ihm<br />

selbst benannten Ibiza-Preis<br />

DasIbiza-Video mit dem Ex-FPÖ-<br />

Chef Heinz-Christian Strache in der<br />

Hauptrolle hat in Wien einen Preis<br />

erhalten −und zwarden nach ihm<br />

benannten Ibiza-Preis.Der Verband<br />

Filmregie und das Magazin „Dossier“<br />

wollen mit der neu ins Leben<br />

gerufenen Auszeichnung Videos<br />

würdigen, „die einen Beitrag zum<br />

demokratiepolitischen Diskurs leisten,<br />

eine positiveDebatte zu einem<br />

öffentlich relevanten Thema auslösen<br />

oder ein gesellschaftspolitisches<br />

Tabu brechen“, hieß es am Montag<br />

in Wien. (dpa)<br />

Echtheit von Selbstbildnis<br />

van Goghs bestätigt<br />

Nach Jahrzehnten vonZweifeln an<br />

der Echtheit eines Porträts vonVincent<br />

vanGogh gibt es nun Gewissheit:<br />

DasBild im Besitz des norwegischen<br />

Nationalmuseums in Oslo sei<br />

echt, teilte das VanGogh Museum<br />

mit. Untersuchungen hätten zweifelsfrei<br />

ergeben, dass es vonder<br />

Hand des niederländischen Malers<br />

(1853-1890) stammte.Van Gogh<br />

hatte sich selbst Ende August 1889 in<br />

der psychiatrischen Klinik in Saint-<br />

Rémy gemalt. „Es ist bisher das einzige<br />

Werk,von dem bekannt ist, dass<br />

er es während einer Psychose<br />

malte“, so das Amsterdamer Museum.Das<br />

Museum in Oslo hatte das<br />

Bild 1910 gekauft. (dpa)<br />

Dieses Bild des Osloer Nationalmuseums<br />

ist ein echter VanGogh. AP/PETER DEJONG


20 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 17 · D ienstag, 21. Januar 2020<br />

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Feuilleton<br />

Meermonster und fliegende Gelenke<br />

Purple, das Tanzfestival für Kinder und Jugendliche, eröffnet mit „Hocus Pocus“ von der Compagnie Philippe Saire in den Uferstudios<br />

VonMichaela Schlagenwerth<br />

Nackte Oberkörper können<br />

fliegen. Ellbogen<br />

und Füße auch. Es<br />

braucht dafür nur einen<br />

dunklen Raum und zwei Leuchtstoffröhren.<br />

Dann ist es ganz einfach.<br />

Zumindest sieht es so aus bei<br />

„Hocus Pocus“, dem Stück der<br />

Compagnie Philippe Saire, mit dem<br />

das Tanzfestival Purple für Kinder<br />

und Jugendliche in den Uferstudios<br />

eröffnet. „Hocus Pocus“ ist eine fantastische<br />

Reise,inder die Requisiten<br />

vorallem aus den eigenen Gelenken<br />

und Extremitäten zweier Tänzer bestehen.<br />

Ganz langsam ins Licht geschoben<br />

kann so ein Ellbogen<br />

schon mal wie ein kleines, verhutzeltes<br />

Wichtelgesicht aussehen und<br />

ein nackter Rücken gleich wie ein<br />

ganzes Ungeheuer.<br />

Ein„Nein!“ kann helfen<br />

Die Compagnie Philippe Saire lässt Figuren fliegen und Albträume platzen.<br />

„Hocus Pocus“ ist ein zauberhafter<br />

Festivalauftakt mit zwei Abenteurern,<br />

die in ihren Albträumen durch<br />

die Lüfte und manchmal auch unter<br />

Wasser fliegen und dort Meeresungeheuern<br />

und anderen Monstern<br />

begegnen. Sie werden bedroht und<br />

verschluckt, und am Ende geht doch<br />

alles gut. Weil man zum Beispiel<br />

manchmal nur „Nein!“ sagen muss.<br />

Dann hörtdas Monster sofortauf.<br />

Vor fünf Jahren, als die Finnin<br />

Virve Sutinen die Leitung des Festivals<br />

Tanz im August übernahm, fand<br />

sie klare Worte zum Thema Tanz,<br />

Kinder und Jugendliche in Berlin. Sie<br />

war fassungslos, denn für Kinder<br />

und Jugendliche gab es jenseits der<br />

Märchenballette so gut wie keine<br />

professioniellen Tanzproduktionen<br />

in der Stadt. Selbstverständlich<br />

müsse ein Festival voneiner Größenordnung<br />

wie Tanz im August auch<br />

internationale Produktionen für die<br />

jüngeren Zuschauer präsentieren,<br />

sagte sie damals.<br />

Bislang ist daraus nichts geworden.<br />

DasGeld reicht nicht für eine eigene<br />

Kuratorin. Bei Tanz im August<br />

gibt es dafür jetzt familiengeeignete<br />

Stücke.Das ist schon ein gutes Angebot,<br />

aber Produktionen, die sich explizit<br />

an Kinder und Jugendliche<br />

richten, sind trotzdem etwas anderes.<br />

DieSituation war und ist eigentlich<br />

immer noch absurd. In Berlin leben<br />

so viele Choreografinnen und<br />

Choreografen wie nirgendwo sonst<br />

in Deutschland. Aber professionelle<br />

Produktionen für ein junges Publikum<br />

gab es –bis auf wenige Solitäre–<br />

vorvier Jahren so gut wie nicht in der<br />

Stadt. Damals fand zum ersten Mal<br />

das von der Tänzerin und Choreografin<br />

Canan Erek gegründete Tanzfestival<br />

Purple statt. Parallel gründete<br />

der Verein TanzZeit die Tanzkomplizen,<br />

die ebenfalls die Produktion<br />

von zeitgenössischen<br />

Tanzstücken für junges Publikum<br />

auf ihreAgenda gesetzt haben.<br />

Eigentlich, so könnte man glauben,<br />

wurde mit Purple und Tanzkomplizen<br />

eine riesige Angebotslücke<br />

zumindest ansatzweise geschlossen.<br />

Endlich zeitgenössische<br />

Tanzstücke für Kinder und Jugendliche!<br />

Getanzt von professionellen<br />

Tänzern und entwickelt von professionellen<br />

Choreografen! Doch am<br />

Anfang war es mitnichten ein Selbstläufer.„Für<br />

die erste Festivalausgabe<br />

mussten wir uns unser Publikum<br />

erst noch erkämpfen“, sagt die Kuratorin<br />

Canan Erek. Kindern und Jugendlichen<br />

wurde das Selbst-Tanzen<br />

durch den Verein TanzZeit und Tanz<br />

ist klasse! vom <strong>Berliner</strong> Staatsballett<br />

damals zwar schon eine Weile ermöglicht.<br />

Aber selbst Tanz zu sehen<br />

PHILIPPE PACHE<br />

ist noch einmal etwas anderes.Denn<br />

die Zuschauer, egal welchen Alters,<br />

sind dabei vor allem auf sich selbst<br />

zurückgeworfen, auf ihre eigene<br />

sinnlicheWahrnehmung und ihreeigenen<br />

Assoziationen. Gerade das<br />

macht ja das Besondereund Großartige<br />

von Tanz aus. Aber für diejenigen,<br />

die die Kinder erst ins Theater<br />

bringen müssen, für die Erwachsenen<br />

und vorallem für die Lehrer,die<br />

vor allem an kognitiven Zugängen<br />

arbeiten, ist das auch eine Herausforderung.<br />

Nach nur vier Jahren Aufbauarbeit<br />

müssen sich weder Canan Erek<br />

mit Purple noch die Tanzkomplizen<br />

um Publikum Sorgen machen. Ihre<br />

Vorstellungen sind regelmäßig ausverkauft.<br />

Wernoch eine der Vorstellungen<br />

des Festivals besuchen<br />

möchte,sollte sich unbedingt vorher<br />

informieren. Im Theater Strahl, im<br />

Theater o. N. und in der Jugendtheaterwerkstatt<br />

Spandau geht das Festival<br />

mit Produktionen für unterschiedlichste<br />

Altersgruppen weiter.<br />

Förderungen<br />

Und viele gute Nachrichten gibt es<br />

auch. Eine verkündete der Kultursenator<br />

Klaus Lederer beim Festivalauftakt<br />

in seinem Grußwortpersönlich.<br />

Purple wird auch im nächsten<br />

Jahr weiter gefördert. Ebenso die<br />

Tanzkomplizen. Darüber hinaus<br />

haben sich die beiden Akteure mit<br />

dem Theater Strahl und dem Theater<br />

o. N. zusammengeschlossen und<br />

als Offensive Tanz für junges Publikum<br />

Berlin für 2020 und 2021 eine<br />

Förderung von Tanzpakt Stadt-<br />

Land-Bund erhalten. Sechs Tanzproduktionen<br />

werden so finanziert,<br />

Vermittlungsformate für Kinder<br />

und Jugendliche, aber auch für<br />

Lehr- und Erziehungskräfte und<br />

insgesamt drei Symposien.<br />

Die Entscheidung der Tanzpakt-<br />

Jury setzt für das Land Berlin ein klares<br />

Zeichen: Hier besteht Bedarf!<br />

Nunkann man nur hoffen, dass dieses<br />

Signal auch ankommt. Denn für<br />

den zeitgenössischen Kinder- und<br />

Jugendtanz besteht noch einiges an<br />

Bedarf. Da könnte Berlin von anderen<br />

Ländern, von Schweden etwa<br />

oder den Niederlanden, noch eine<br />

Menge lernen.<br />

Purple −internationales Tanzfestivalfür junges<br />

Publikum noch bis 26.Januar,Karten und<br />

Programm unterpurple-tanzfestival.de<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> Leserreisen<br />

LESERREISEN


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 17 · D ienstag, 21. Januar 2020 21<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

Feuilleton<br />

In die<br />

aufgerissene<br />

Klangwelt<br />

Das Tetzlaff-Quartett im<br />

Kammermusiksaal<br />

Der Cop<br />

aus<br />

Rosenheim<br />

Joseph Hannesschläger<br />

ist gestorben<br />

VonMartin Wilkening<br />

Essind nicht immer die Spätwerke<br />

eines Komponisten, die besondere<br />

Herausforderungen darstellen.<br />

Schroff, maßlos und ohne Rücksicht<br />

auf Gewohnheiten treten manchmal<br />

gerade die frühen Werke auf. Beim<br />

Streichquartett etwa gilt dies für den<br />

allgemein als harmlos angesehenen<br />

Antonin Dvorak, der erst nach einer<br />

langen Reihe von Experimenten zu<br />

den hörerfreundlichen späteren<br />

Quartetten gelangte. Und es gilt<br />

auch für Arnold Schönberg: Keines<br />

seiner fünf Streichquartette stellt<br />

solch eine gezielte Überforderung<br />

dar wie das 1905 entstandene op.7.<br />

Mit einem einzigen Satz von 45<br />

Minuten Länge schlägt dieses Quartett<br />

noch die meisten Symphonischen<br />

Dichtungen. Spieler wie Hörer<br />

finden sich fast pausenlos mit einem<br />

hyper-expressiven Tonsatz konfrontiert,<br />

in dem sich extrem gegensätzliche<br />

Charakterezueinem vielschichtigen<br />

Bewusstseinsstrom überlagern.<br />

Dessen Darstellung verlangt<br />

ebenso Tollkühnheit wie geistige<br />

Durchdringungskraft und vom Hörer<br />

außerdem ein hohes Maß anBereitschaft<br />

zur Hingabe. Ich habe das<br />

Stück bisher noch nie gehört, ohne<br />

mich irgendwo innerlich zu verabschieden.<br />

Doch an diesem Abend<br />

war das anders.<br />

Schon die ersten Takte sind ein<br />

Schock. Rückhaltlos stürzt sich das<br />

Tetzlaff-Quartett in die aufgerissene<br />

Klangwelt dieser Musik, einen seelischen<br />

Taumel, aus dem die erste<br />

Geige mit energischen Gesten zu<br />

entkommen sucht, während die<br />

Bratsche ihn aufwühlt und das Cello<br />

wie eine ferne innere Stimme Trost<br />

verspricht. Radikal setzen sich die<br />

vier Stimmen den Spannungen dieser<br />

Musik aus, die sich zwar Halt<br />

durch die Anlehnung an die Matrix<br />

eines klassischen Formschemas<br />

gibt, dieses aber gleichzeitig vollkommen<br />

verwandelt zum psychischen<br />

Protokoll. EinWunder ist, dass<br />

diese Spannung hält− nicht nur,weil<br />

ebenso die lyrischen Momente, die<br />

Augenblicke des Bei-sich-Seins mit<br />

Das Tetzlaff-Quartett arbeitet schon lange,<br />

aber sporadisch zusammen. GEORGIA BERTAZZI<br />

ihren eigenen Farben intensive Präsenz<br />

gewinnen, sondern auch, weil<br />

man spürt, dass die Musiker sich in<br />

jedem Moment des Reichtums dieser<br />

Partitur bewusst sind. Die Überzeugungskraft<br />

entsteht ganz von innen<br />

heraus,wirkt nie forciert.<br />

Schönbergs Quartett gehört seit<br />

langem zum Kernrepertoire dieses<br />

Streichquartetts, das anders ist als<br />

andere, weil es sich nur periodisch<br />

trifft und alle Mitglieder in erster<br />

Linie eigene Wege als Musiker verfolgen.<br />

Aber seit 1994 spielen<br />

Christian Tetzlaff und seine<br />

Schwester, die Cellistin Tanja Tetzlaff,<br />

mit der Geigerin Elisabeth Kufferath<br />

und der Bratschistin Hanna<br />

Weinmeister zusammen. In Beethovens<br />

Quartett op.130, dem zweiten<br />

Großformat dieses Programms,<br />

fehlt manchmal der letzte quartettmäßige<br />

Schliff, auch wirken die<br />

schnelleren Sätze etwas gehetzt,<br />

weniger intensiv als die abschließende<br />

„Große Fuge“, deren<br />

Schroffheiten bis ins Letzte ausgespielt<br />

werden.<br />

Die Holocaust-Überlebenden Egon Holländer,Nina Weilova, Fishel Rabinovicz, Ivan Lefkovits (v.l.)<br />

VonTorsten Wahl<br />

Die letzten Zeugen<br />

Neue Dokumentationen zum 75. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz<br />

Dokumentationen zum 75. Jahrestag der<br />

Befreiung vonAuschwitz:<br />

Bomben auf Auschwitz? Di, 20.15 Uhr,Arte<br />

Clauberg und die Frauen von Block 10 Di,<br />

21.50 Uhr,Arte<br />

Die Zeugen –Eine Reisezuden letzten Überlebenden<br />

des Holocaust Sa, 19.20 Uhr ,3sat<br />

In Kürze wird niemand mehr<br />

berichten können“, heißt es zu<br />

Beginn. „Jeden Tagsterben 30<br />

bis 40 Holocaust-Überlebende<br />

allein in Israel.“ Die 3sat-Reportage<br />

„Die Zeugen“ begleitet eine Autorin<br />

und einen Fotografen bei deren<br />

Reise zu den letzten Überlebenden<br />

des Holocaust, fast alle sind über 90<br />

Jahre alt. Manche haben schon oft<br />

Auskunft gegeben. Der Wiener<br />

Künstler Arik Brauer spottet gar darüber,dass<br />

ein Jude wie er immer wieder<br />

seine zerstörte Kindheit beweinen<br />

dürfe. Andere dagegen öffnen<br />

sich im hohen Alter zum ersten Mal.<br />

Eine <strong>Berliner</strong>in will bis an ihr Lebensende<br />

nicht über Auschwitz<br />

sprechen, zeigt vor der Kamera aber<br />

zum ersten Mal ihre eintätowierte<br />

Häftlingsnummer.<br />

Auch andere Dokumentationen<br />

zum 75. Jahrestag der Befreiung des<br />

Vernichtungslagers Auschwitz durch<br />

die Rote Armee bauen auf die bewegenden<br />

Erinnerungen von Überlebenden.<br />

So berichten im Arte-Film<br />

„Claubergund die Frauen vomBlock<br />

10“ sechs Frauen davon, wie sie die<br />

„medizinischen Experimente“<br />

durchlitten, die deutsche Ärzte an<br />

ihnen durchführten, um synthetische<br />

Hormone zu testen und neue<br />

Methoden der Massensterilisierung<br />

auszuprobieren. Fünf von ihnen<br />

sind in den letzten Jahren verstorben.<br />

In der ZDF-Dokumentation<br />

„Ein TaginAuschwitz“ kann die 88-<br />

jährige Irina Weiss ihre Ankunft im<br />

Lager rekapitulieren: Sie war 13, als<br />

sie an der berüchtigten Rampe von<br />

ihrer Familie getrennt wurde. Auf einem<br />

Foto entdeckt sie jetzt ihreMutter<br />

und ihren Bruder, die nicht ahnen,<br />

dass sie schon für die Gaskammern<br />

„selektiert“ wurden und nur<br />

noch wenige Stunden leben werden.<br />

So erschütternd diese Zeugnisse<br />

sind –inZukunft werden neue Formen<br />

gefunden werden müssen, um<br />

das Nachdenken über den Holocaust<br />

weiter zu befördern. In dieser Woche<br />

laufen einige Dokumentationen, die<br />

Ansätze dazu liefern. So fragt das<br />

Arte-Dokudrama„1944 –Bomben auf<br />

Auschwitz?“, ob die Alliierten die Ermordung<br />

Hunderttausender Juden,<br />

vorallem aus Ungarn, hätten stoppen<br />

können. Der Film stellt mit Schauspielern<br />

nach, wie zwei Häftlinge im<br />

April 1944 aus dem Lager fliehen<br />

konnten und in der Slowakei detaillierte<br />

Berichte über den Aufbau, den<br />

Ablauf und die Pläne in Auschwitz zu<br />

Protokoll gaben. Vonjüdischen Organisationen<br />

gelangten die Informationen<br />

spätestens im Sommer 1944 zu<br />

den Alliierten –und die Briten unter<br />

Winston Churchill waren zunächst<br />

bereit, Bombenangriffe auf die Gaskammernund<br />

Transportwege zu flie-<br />

EINE AUSWAHL<br />

Die Versteigerer:Profiteure des Holocaust<br />

So, 22.50 Uhr,MDR<br />

Vernichtet –Eine Familiengeschichte aus<br />

dem Holocaust Mo, 27.1. 23.45 Uhr,ARD<br />

EinTaginAuschwitz Di, 28.1. 20.15Uhr,ZDF<br />

Die letzten Zeugen. Leben nach der Shoah<br />

Mi, 29.1. 11.15 Uhr 3sat<br />

gen. In Interviews mit Historikern<br />

wird eine der „schwerwiegendsten<br />

moralischen Fragen des 20. Jahrhunderts“<br />

diskutiert. Denn bei einer Flächenbombardierung<br />

von Auschwitz<br />

bestand das hohe Risiko, auch Abertausende<br />

Häftlinge zu töten.<br />

Auch der ZDF-Film „Ein Tag in<br />

Auschwitz“ spielt 1944 und rekonstruiert<br />

die Abläufe eines Tages anhand<br />

Hunderter Bilder,die der Lagerfotograf<br />

im Auftrag der SS anfertigte.<br />

Allein an jenem 26. Mai1944 werden<br />

mehr als zehntausend meist ungarische<br />

Juden umgebracht und verbrannt.<br />

Ein Angehöriger eines Sonderkommandos,<br />

der die Leichen aus<br />

den Gaskammern holte, kann noch<br />

erzählen, wie er sich motivierte: „Wie<br />

komme ich hier lebend heraus, um<br />

diese Geschichte zu erzählen?“ Zugleich<br />

fragen die Autoren Winfried<br />

Laasch und Friedrich Scherer danach,<br />

werder Fotograf war.<br />

Der SS-Mann Bernhard Walter<br />

lebte mit seiner Frau und seinen Kindern<br />

unweit des Lagers, wurde nach<br />

Die Unabkömmlichen<br />

SRF/P.S. 72 PRODUCTIONS GMBH<br />

dem Krieg Filmvorführer und bei<br />

den Frankfurter Auschwitz-Prozessen<br />

nur als Zeuge geladen.<br />

Die Frage nach den Tätern ist seit<br />

jeher ein wichtiger Punkt in der Auseinandersetzung<br />

mit dem Holocaust.<br />

Die Arte-Dokumentation über die<br />

medizinischen Experimente an<br />

Frauen zeigt die Karrieredes strebsamen<br />

Wissenschaftlers Carl Clauberg,<br />

der in der Fachwelt einen guten Ruf<br />

genoss und kein Problem damit<br />

hatte,sich vonSS-Reichsführer Heinrich<br />

Himmler in Auschwitz einen eigenen<br />

Block für seine Versuche genehmigen<br />

zu lassen. Ein polnisches<br />

Gericht verurteilte ihn, nach seiner<br />

Freilassung 1955 wurde er in der Bundesrepublik<br />

erneut angeklagt und<br />

starb kurzdarauf.<br />

Immer häufiger widmen sich Dokumentationen<br />

den Formen des Gedenkens.<br />

So fragt der MDR-Film<br />

„Auschwitz – Gedenkstätte in Gefahr“,<br />

wie mit den zerfallenden Bauten<br />

umgegangen werden soll. Der<br />

<strong>Berliner</strong> Autor Andreas Christoph<br />

Schmidt zeigt in seinem Beitrag<br />

„Vernichtet“ in der ARD,wie die Orte<br />

heute gestaltet sind, an denen die<br />

Mitglieder einer jüdischen Familie<br />

aus dem brandenburgischen Glambeck<br />

ermordet wurden. Der Film rekonstruiert,<br />

wie die Mutter und ihre<br />

drei halbwüchsigen Kinder erst in ihremHeimatdorfattackiert,<br />

dann penibel-bürokratisch<br />

erfasst und deportiert<br />

wurden. Die Mutter wurde<br />

bei Kaunas erschossen, die Tochter<br />

starb in Auschwitz, ein Sohn in Treblinka,<br />

vom Jüngsten fehlt jede Spur.<br />

Vonder Tochter blieb nur ein Klassenfoto,<br />

vom Sohn eine Unterschrift<br />

als „Paul Israel“. Die Familie wäre<br />

komplett vergessen –gäbe es nicht<br />

diesen bewegenden Film.<br />

Mit Alexander Weigel und Maik Hamburger sind zwei langjährige Dramaturgen des Deutschen Theaters gestorben<br />

VonUlrich Seidler<br />

Esscheint fast, als seien die beiden<br />

zu einer Sitzung ins Jenseits<br />

gerufen worden. Undesgäbe für sie<br />

in der Tatjede Menge zu bereden<br />

und viele Leute wiederzusehen: Zwei<br />

der wichtigsten Dramaturgen aus<br />

dem Zentralnervensystem des DDR-<br />

Theaters haben innerhalb einer Woche<br />

in <strong>Berliner</strong> Hospizen aufgehörtzu<br />

leben: Alexander Weigel starb am<br />

Montag, den 13. Januar, Maik Hamburger<br />

am Donnerstag, den 16. Januar.<br />

Sie haben sich in den 1950er-<br />

Jahren als Studenten in der vonihrem<br />

Kommilitonen Adolf Dresen geleiteten<br />

Leipziger Universitätsbühne kennengelernt.<br />

Undals Dresen 1965 ans<br />

Deutsche Theaters ging, holte er die<br />

beiden in die Dramaturgie, wo sie<br />

lange Jahreeng zusammenarbeiteten<br />

und unter anderem an Dresens legendärer<br />

68er „Faust I“-Inszenierung<br />

beteiligt waren −Hamburger blieb bis<br />

1995,Weigel bis 2001 am Hause.<br />

Den 1935 in Zwickau geborenen<br />

Weigel zogesnoch während des Geschichtsstudiums<br />

ins Theater. Nach<br />

Stationen in Rostock und Greifswald<br />

kam er nach Berlin. Außer mit Dresen<br />

arbeitete er mit vor allem mit<br />

Heiner Müller, aber auch mit Jürgen<br />

Gosch und Matthias Langhoff und<br />

brachte die traditionsreichen Blätter<br />

des Deutschen Theaters heraus. Seit<br />

2001 arbeitete er als freier Autor und<br />

gestaltete Abende mit seiner Frau,<br />

der Schauspielerin Blanche Kommerell.<br />

DasPortal nachtkritik.de hat aus<br />

privatem Umfeld vonWeigels Toderfahren<br />

und meldete ihn am Sonntag.<br />

Maik Hamburger ist vier Jahre älter.Wie<br />

seine Tochter Hannah Hamburger<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> am Montag<br />

sagte, ist seine Familie bei ihm<br />

gewesen, als er nach einer Krebserkrankung<br />

friedlich einschlief. Hamburger,<br />

der seinen Interessenschwerpunkt<br />

bei Shakespeare fand,<br />

wurde 1931 in Shanghai als Sohn des<br />

Architekten Rudolf Hamburger geboren.<br />

Seine Mutter Ursula Maria<br />

Hamburger, geborene Kuczynski,<br />

war die jüngere Schwester des Wirtschaftswissenschaftlers<br />

Jürgen Kuczynski.<br />

DieKommunistin und sowjetische<br />

Kundschafterin wurde unter<br />

dem Autorenpseudonym Ruth Werner<br />

und durch ihre verfilmte Autobiografie<br />

„Sonjas Rapport“ bekannt.<br />

Hamburgers Kindheit und Jugend<br />

war geprägt von Ortswech-<br />

seln, außer in China lebte er in der<br />

Tschechoslowakei, in Polen, der<br />

Schweiz und London, bis er 1951<br />

seiner Mutter in die DDR folgte, um<br />

in Leipzig Physik zu studieren −und<br />

dort, wie eingangs erwähnt, Dresen<br />

und Weigel zu begegnen, was dem<br />

Lebensweg eine neue Richtung gab.<br />

15 Shakespeare-Dramen sowie<br />

Werke von Sean O’Casey, Arthur<br />

Miller und Tennessee Williams hat<br />

er übersetzt, aus tiefer Kenntnis und<br />

stets nah an der spielerischen Praxis<br />

der Theaterproben. Als langjähriger<br />

Vizepräsident der Shakespeare-Gesellschaft<br />

half er,die Ost- und Westforschung<br />

zusammenzuführen −<br />

ein Unterfangen, das bei wenigen<br />

Institutionen gelang. Es wäre interessant<br />

zu erfahren, was die beiden<br />

so unabkömmlich macht.<br />

VonTorsten Wahl<br />

Anjedem Dienstag kurz vor halb<br />

acht lassen sich mehr als vier<br />

Millionen Zuschauer vom ZDF ins<br />

sommerlich-idyllische Chiemgau<br />

versetzen. Schon seit 2002 läuft hier<br />

die Krimiserie „Die Rosenheim-<br />

Cops“, deren Helden natürlich alles<br />

andere als „Cops“ nach amerikanischem<br />

Vorbild sein wollen, sondern<br />

eher Bullen àlaOberbayern. Joseph<br />

Hannesschläger spielte von der ersten<br />

Folge an den gemütlich-gesetzten<br />

Kriminalhauptkommissar Korbinian<br />

Hofer,der das Landleben genießen<br />

möchte.<br />

Aber immer, wenn er mit seiner<br />

Schwester auf dem gemeinsamen<br />

Hof sein Frühstück einnehmen will,<br />

ruft ihn ein Anruf der Polizeisekretärin<br />

Stockl zum Dienst: Es hat wieder<br />

eine Leiche im Chiemgau gegeben.<br />

Joseph Hannesschläger war das Gesicht<br />

der Serie.<br />

Der Münchener<br />

hatte zunächst<br />

Koch gelernt,<br />

sich dann<br />

aber zum<br />

Schauspieler<br />

ausbilden lassen<br />

und war seit<br />

IMAGO IMAGES<br />

TOP 10<br />

Sonntag,19. Januar<br />

Joseph<br />

Hannesschläger<br />

Beginn der<br />

neunziger Jahre<br />

häufig als bayrische<br />

Type im Fernsehen zu sehen,<br />

etwa in Krimiserien wie „SOKO<br />

5113“ und „Der Bulle von Tölz“.<br />

Daneben spielte er in München<br />

Theater, schrieb eigene Kabarettprogramme<br />

und war auch als Musiker<br />

aktiv. Sonahm er 2011 das Album<br />

„München im Sommer“ mit<br />

selbst geschriebenen Songs auf.<br />

Hier zeigte er sich von der Blasmusik-Polka<br />

bis zum Blues stilistisch<br />

sehr vielseitig und behauptete augenzwinkernd:<br />

„Ich bin bayrisch,<br />

aber funky!“<br />

Seine prägende Rolle aber war der<br />

Rosenheim-Cop Korbinian Hofer,<br />

den er in mehr als 250 Episoden verkörperte.<br />

Joseph Hannesschläger<br />

spielte ihn als bodenständigen, gesetzten<br />

Kerl, der schon dank seiner<br />

stattlichen Statur her Autorität verströmte,<br />

der aber auch viel trockenen<br />

Humor besaß. Im Oktober 2019<br />

musste er bekannt geben, dass er an<br />

Krebs erkrankt sei und aus der Serie<br />

aussteigen müsse. AmMontagmorgen<br />

ist Joseph Hannesschläger in einem<br />

Münchener Hospiz im Alter<br />

von57Jahren gestorben.<br />

ZDF-Programmdirektor Norbert<br />

Himmler nannte ihn einen „großen<br />

Volksschauspieler“, der mit seiner<br />

unvergleichlichen Mischung aus<br />

bayerischem Charme und hintergründiger<br />

Schlitzohrigkeit das Erfolgsformat<br />

geprägt habe. Im ZDF<br />

laufen in den nächstenWochen noch<br />

einige Folgen mit Korbinian Hofer<br />

als Rosenheim-Cop. Das ZDF hat<br />

wegen des Todes die Reihenfolge der<br />

Folgen getauscht, so dass schon am<br />

heutigen Dienstag eine neue Episode<br />

mit Joseph Hannesschläger zu<br />

sehen sein wird. DieFolge heißt „Der<br />

Bart muss weg“.<br />

1 Polizeiruf 110 ARD 8,79 24 %<br />

2 Tagesschau ARD 7,37 21 %<br />

3 Frühling ZDF 5,62 15 %<br />

4 Biathlon, Männer ZDF 5,07 29 %<br />

5 Ich bin ein Star ... RTL 5,01 23 %<br />

6 heute-journal ZDF 4,98 16 %<br />

7 heute-spezial ZDF 4,76 13 %<br />

8 Biathlon, Frauen ZDF 4,58 29 %<br />

9 RTL aktuell RTL 4,37 16 %<br />

10 TerraX ZDF 4,30 13 %<br />

ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %


22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 17 · D ienstag, 21. Januar 2020<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

BÜHNE<br />

<strong>Berliner</strong> Ensemble (& 28 40 81 55)<br />

20.00 Kleines Haus: Aufder Straße<br />

20.00: Der Gott des Gemetzels<br />

Deutsche Oper Berlin (& 34 38 43 43)<br />

19.30: Andrea Chenier<br />

DT-Kammerspiele (& 28 44 12 25)<br />

20.00 Box: Jutta Wachowiak erzählt Jurassic Park<br />

20.00: Ode<br />

Maxim Gorki Theater (& 20 22 11 15)<br />

19.30: Die Nacht vonLissabon<br />

Renaissance-Theater (& 312 42 02)<br />

20.00: Extrawurst<br />

Schaubühne (& 89 00 23)<br />

19.30 Saal A: Hamlet<br />

20.00 Globe: Love hurts in Tinder Times<br />

20.30 Studio: März<br />

SchlossparkTheater (& 78 95 66 71 00)<br />

20.00: Ichbin nicht Mercury<br />

Studio 1 (Mariannenpl. 2)<br />

19.00 Studio 1: abandoned positions<br />

Vaganten Bühne (& 313 12 07)<br />

20.00: Ruhm<br />

Volksbühne Berlin (& 24 06 57 77)<br />

19.30 3. Stock: Final Fantasy<br />

19.30: Lulu<br />

KABARETT/VARIETÉ<br />

Admiralspalast (& 22 50 70 00)<br />

20.00: Whiskey youare the devil (Danceperados of<br />

Ireland)<br />

Barjeder Vernunft (& 883 15 82)<br />

20.00: Turnadot –Eine Brexit-Operette (CaCarrington-Brown)<br />

Chamäleon (& 400 05 90)<br />

20.00: Out of Chaos (Gravity &Other Myths)<br />

Distel (& 204 47 04)<br />

20.00: Zirkus Angela<br />

Friedrichstadt-Palast (& 23 26 23 26)<br />

19.30: Vivid<br />

Kookaburra (& 48 62 31 86)<br />

20.00: Howtobecomea<strong>Berliner</strong> in one hour?<br />

(Karsten Kaie)<br />

Stachelschweine (& 261 47 95)<br />

20.00: Überall ist besser als nichts!<br />

StageBluemax Theater (& 018 05 44 44)<br />

20.00: Blue Man Group –The Show<br />

StageTheater des Westens (& 018 05 44 44)<br />

19.30: Mamma Mia! –Das Musical mit den Hits<br />

vonABBA<br />

Wühlmäuse (& 30 67 30 11)<br />

20.00: Geschichten aus der Hausarztpraxis, oder:<br />

WieKekse Ihr Leben rettenkönnen! –Die Show (Dr.<br />

Carsten Lekutat)<br />

KLASSIK<br />

BKA (& 202 20 07)<br />

20.00: Die UnerhörteMusik, Neue und zeitgenössische<br />

Musik des ausgehenden 20. und des 21.<br />

Jahrhunderts<br />

Konzerthaus Berlin (& 203 09 21 01)<br />

19.00 Gr.Saal: Deutsches Filmorchester Babelsberg,<br />

Sonia Grané (Sopran), Melissa Domingues (Mezzosopran),<br />

Joel vonLerber (Harfe), Ltg.Aurélien Bello, Neujahrskonzert<br />

der Volkssolidarität, Moderation: Tina Knop –Beethoven:<br />

Ouvertüre zur Oper „Fidelio“ E-Durop. 72; Mozart: „Non<br />

so più cosa son“, Arieaus der Oper „Le nozze de Figaro“;<br />

Gounod: „Jeveux vivre“, Arie aus der Oper„Roméo et<br />

Juliette“; Ginastera: 3. Satz aus dem Konzertfür Harfe<br />

und Orchester op.25; Délibes: Blumenduett aus der Oper<br />

„Lakmé“; Glinka: Ouvertüre zur Oper „Ruslan undLudmila“;<br />

Strauß (Sohn): „Vom Donaustrande“, Schnellpolka op.<br />

356; Smetana: „Die Moldau“ aus dem Zyklus Sinfonischer<br />

Dichtungen „Mein Vaterland“ u. a.<br />

20.00 Kl. Saal: Quatuor Modigliani, Haydn: Streichquartett<br />

d-Moll op. 76 Nr.2„Quintenquartett“; Ravel:<br />

Streichquartett F-Dur;Tschaikowsky: Streichquartett Nr.3<br />

es-Moll op. 30<br />

Philharmonie (& 25 48 83 01)<br />

13.00 Foyer: Lunchkonzert<br />

20.00: OrchestreNational de France, Ltg.Emmanuel<br />

Krivine, Julia Fischer (Violine), Debussy: Préludeà<br />

l’après-midi d’un faune; Prokofjew: Konzertfür Violine<br />

und Orchester Nr.1D-Dur op. 19; Rimsky-Korsakow:<br />

„Scheherazade“, Symphonische Suite op.35<br />

Philharmonie/Kammermusiksaal (& 25 48 81 32)<br />

17.00: Stipendiaten der Karajan-Akademie der<br />

<strong>Berliner</strong> Philharmoniker,Carte blanche<br />

Pierre Boulez Saal (& 47 99 74 11)<br />

19.30: DenisKozhukhin(Klavier), Schubert: Vier<br />

Impromptus; Jörg Widmann: „Idyll &Abgrund“, sechs<br />

Schubert-Reminiszenzen für Klavier;Ravel:Sonatine<br />

für Klavier;Boulez: Douze Notations; Prokofjew:<br />

Sonate Nr.7B-Dur op. 83<br />

Schwartzsche Villa (& 902 99 22 12)<br />

20.00: Alle guten Geister:Stephan Gähler (Tenor),<br />

Elise Elvers (Violine), Linda Mantcheva (Violoncello),<br />

Heidemarie Wiesner (Klavier), Niedersorbisch-deutsche<br />

Moderation: Gregor Kliem –Sorbische<br />

Werkevon Cyz, Pogoda, Elikowski-Winkler,Roy,Kowal<br />

u. a.<br />

KINDER<br />

Amerika-Gedenkbibliothek (& 902 26 -0)<br />

9.00 Lernzentrum: Der Zauberer vonOzo, Robotik-Workshop.<br />

Anm. erf.<br />

9.45 Kinderbibliothek: Bücherbabys –Spielen, singen<br />

und natürlich Bücher anschauen,Workshop (bis 3<br />

J.). Anm. erf.<br />

17.00 Jugendbibliothek: Kinderbuchklassiker in der<br />

Jurte, Vorlesestunde mit Alan Doan Minh<br />

(ab 8J.). Anm. erf.<br />

Atze Musiktheater (& 81 79 91 88)<br />

10.00 Studio: Malala(ab 10 J.)<br />

10.30: Albirea –Nur ein Kind kann die Welt retten,<br />

Fantasy-Singspielmit Video-Mapping,Kammerorchester<br />

undChor (ab 10 J.)<br />

Computerspielemuseum (& 60 98 85 77)<br />

10.00, 10.00: Aufschlag Games. Wiedigitale Spiele<br />

in unser Leben traten, Videogames<br />

FEZ/Astrid-Lindgren-Bühne (& 53 07 12 50)<br />

11.00: Teenagers in Trouble, Platypus Theater,English<br />

Children’sTheatre (ab 11 J.). Anm. erf.<br />

Friedrichstadt-Palast (& 23 26 23 26)<br />

16.00: Im Labyrinth der Bücher,Young Show(ab 5J.)<br />

Gemeinschaftshaus Lichtenrade (& 902 77 70)<br />

10.00: Teddybär tanzt, RobertMetcalf (ab3J.)<br />

Gemäldegalerie (& 266 42 42 42)<br />

10.00: Kinder-Reich in der Gemäldegalerie. Die<br />

Werkstatt des Malers<br />

Grips Hansaplatz (& 39 74 74 77)<br />

10.00: Die LückeimBauzaun (ab6J.)<br />

Grips Podewil (& 39 74 74 77)<br />

11.00: Das Nacktschnecken-Game (ab 12 J.)<br />

JugendmuseumSchöneberg (& 902 77 61 63)<br />

14.00: Villa Global. The Next Generation<br />

14.00: Wunderkammern–Wunderkisten<br />

Labyrinth Kindermuseum (& 800 93 11 50)<br />

9.00:Natürlich heute!, Umweltausstellung für Kinder<br />

MACHmit! Museum für Kinder (& 74 77 82 00)<br />

10.00: Aufdem Holzweg,Ausstellung über Holz<br />

10.00: AufBiegen ohne Brechen –Eisstiele für’s<br />

Handgelenk<br />

14.00: Glühwürmchen im Glas, Bezahlwerkstatt: 3€<br />

Puppentheater Berlin (& 342 19 50)<br />

10.00: Die drei Winterriesen und derFrühling<br />

Puppentheater Prenzlkasper (& 21 79 10 60)<br />

10.00, 16.00: Hänsel und Gretel, Ulrich Müller-<br />

Hönow<br />

Schaubude (& 423 43 14)<br />

10.00: Peterchens Mondfahrt, Figurentheater Marie<br />

Bretschneider(ab 4bis 8J.)<br />

Rock<br />

Als das Leben<br />

noch einfach<br />

war<br />

Easy Livin’“ von der britischen<br />

Band Uriah Heep<br />

war in den Siebzigern ein beliebter<br />

Party-Crasher –<br />

schließlich waren alle auf ein<br />

unbeschwertes Leben aus.<br />

Undwer,wenn nicht Rockstars<br />

waren geeignet, Rausch, Lärm<br />

und Leichtigkeit in die handelsüblichen<br />

Formate zu überführen.<br />

Eigentlich war der<br />

Song „Easy Livin’“ aber ein<br />

Missverständnis. Ken Hensley<br />

von Uriah Heep, der ihn geschrieben<br />

hat, wollte sich mit<br />

dem Stück gegen das Rockstar-<br />

Image zur Wehr setzen, dass<br />

diese alles zu leicht und nichts<br />

ernst nehmen. Womit wir<br />

schon beim seltsamen Format<br />

„Music &Stories“ sind, in dem<br />

Andy Scott von den Glam-RockernThe<br />

Sweet die Musik seiner<br />

Kollegen Uriah Heep, Nazareth<br />

und Wishbone Ash vorstellt.<br />

Nostalgischer Gitarrenrock,<br />

altersgerecht moderiert<br />

von einem, der es wissen<br />

muss. HarryNutt<br />

Music &Stories 19 Uhr,Tempodrom,<br />

Möckernstraße10<br />

Wirfreuen uns<br />

auch auf<br />

Ihren Delfin<br />

Exzentrische Synthpopper pflegen die<br />

deutsch-britische Freundschaft, und das<br />

The Chap, ein brexitresistentes<br />

Quintett aus London<br />

und Berlin, haben gerade<br />

ein neues Album veröffentlicht.<br />

Es ist ihr siebtes, seit sie<br />

die Band 2000 gegründet haben. Es<br />

heißt nostalgisch „Digital Technology“<br />

und geht von fühlenden Algorithmen<br />

aus, deren eventueller Indiepop<br />

sich womöglich wie dieses<br />

Album anhören würde – also ein<br />

bisschen nerdig, aber deep, mit Gitarren,<br />

Bass, Drums und Stimmen,<br />

dabei viel (und diesmal noch mehr)<br />

Elektronik für Beats und Melodien.<br />

MitGründungsmitglied Johannes<br />

vonWeizsäcker verantwortet ein geschätzter<br />

Kollege die Gitarre,<br />

Stimme(n) und ein paar andere Instrumente,<br />

weshalb die Band zumindest<br />

zu einem Fünftel eine Art<br />

Hausband der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> ist.<br />

„Digital Technology“ sei eigentlich<br />

als Technoalbum geplant gewesen,<br />

sagten sie gerade in einem Interview.<br />

Das zeigt sich in einigen böswilligen<br />

und gradlinigen Drums wie<br />

in „Merch“ oder unter dem Killerhummel-Bass<br />

von „I Recommend<br />

YouDothe Same“. Aber im Herzen<br />

blieb doch der erprobte Synth-Pop<br />

CTM-Festival holt die<br />

Elektronik-Avantgarde zum Ablesen der<br />

digitalen Wasserstände.<br />

mit viel zärtlichen Gesängen, motorischen<br />

Beats, flickernden Minimalmustern<br />

und artrockigen Abschweifungen<br />

wie im harmonisch-elegant<br />

schiefgelegten „Help Mother“ oder<br />

auch dem schön zickigen Funk vom<br />

griffig betitelten „Toothless Fuckface“.<br />

Pophit des Albums sollte indes<br />

„BringYour Dolphin“ werden, mit einem<br />

fein insistierenden Post-Punkbass<br />

und Kunststreicher-Schüben zu<br />

hell hauchendem Gesang. DerName<br />

des Songs passt zwar zweifellos zur<br />

surrealistischen Tendenz der (zu<br />

zwei Fünfteln weiblichen) Chaps,<br />

wurde jedoch ganz sachlich von einem<br />

Aufdruck der Ukulele inspiriert,<br />

die Weizsäcker hier spielt. Live habe<br />

ich sie länger nicht mehr gesehen,<br />

aber einem Kritiker des Online-Magazins<br />

Quietus erschienen sie einmal<br />

als das unterdrückte Es des Indiepop,<br />

was ich als dringende Empfehlung<br />

gernübernehme.<br />

Am Wochenende beginnt die<br />

Club Transmediale, kurz CTM, die<br />

uns bis zum übernächsten Wochenende<br />

wie seit 1999 über den Wasserstandder<br />

elektronischen Avantgarde<br />

informieren wird. Die bewegt sich<br />

zum einen in frei flottierenden Expe-<br />

Markus Schneider<br />

empfiehlt das Berlin-Londoner Quartett<br />

The Chap und das Eröffnungswochenende<br />

des CTM-Festivals mit feinster,<br />

kritischer Klangkunst und DJs,<br />

die zum Tanz auf den Nasen von<br />

Immobilienhaien laden.<br />

Motorische Beats und zärtliche Gesänge –The Ch<br />

KINO<br />

CHARLOTTENBURG<br />

Astor Film Lounge (& 883 85 51) Lindenberg!<br />

Mach dein Ding 17.15, 20.30<br />

Cinema Paris (& 881 31 19) Knives Out–Mordist<br />

Familiensache 14.30,17.30<br />

Delphi Filmpalast (& 312 1026) 1917 –Der Film<br />

(OmU) 20.00; Judy 14.00, 17.00<br />

Delphi LUX (& 322 93 10 40)Knives Out–Mordist<br />

Familiensache (OmU) 17.10; Knives Out –Mord ist<br />

Familiensache (OF) 14.00, 20.00; 1917 –Der Film<br />

13.30, 16.15, 19.00, 21.40; Freies Land 14.30,<br />

17.15; Judy 20.00;ARainy Day InNew York (OmU)<br />

18.40; Albrecht Schnider –Was bleibt 13.30; Judy<br />

(OmU) 16.00, 20.50; The Peanut Butter Falcon<br />

(OmU) 19.00, 21.15; Vom Gießen des Zitronenbaums<br />

13.40, 16.40; Miles Davis: Birth of the Cool<br />

(OmU) 15.30, 21.30; Parasite 18.00; Queen &<br />

Slim (OmU) 14.15, 20.50; Aretha Franklin:Amazing<br />

Grace (OmU) 14.00; Einsam zweisam 19.00; Die<br />

Sehnsucht der Schwestern Gusmao 16.00<br />

Filmkunst 66 (& 882 17 53) Motherless Brooklyn<br />

20.00; Pavarotti (OmU) 17.30; Crescendo #makemusicnotwar<br />

20.15; The Peanut Butter Falcon<br />

17.45<br />

Kant Kino (& 319 98 66) 40 Jahre Joy Division im<br />

Kant: B-Movie: Lust &Sound in West-Berlin 22.30;<br />

40 Jahre Joy Division im Kant: Control 17.30; Lindenberg!<br />

Mach dein Ding 14.30, 17.30, 20.30;<br />

Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 14.30, 17.15,<br />

20.00;ARainy Day In NewYork 14.00, 18.30; Das<br />

perfekte Geheimnis 16.00; Die schönste Zeit unseresLebens20.45;The<br />

Farewell 15.00; Der geheime<br />

Roman des Monsieur Pick 16.15, 18.30, 20.45<br />

Zoo Palast (& 018 05/22 29 66) Premiere: Die<br />

Hochzeit 20.00; Bad Boys for Life 15.00, 18.00,<br />

21.00; Lindenberg! Mach dein Ding 17.50,21.00;<br />

Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 14.30; Als Hitler<br />

das rosa Kaninchen stahl 14.45, 17.45; 3D: Star<br />

Wars: Der AufstiegSkywalkers 21.00; Star Wars: Der<br />

Aufstieg Skywalkers 17.40, 20.50; Vier zauberhafte<br />

Schwestern 15.20; Als Hitler das rosa Kaninchen<br />

stahl 21.00; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />

18.00; Das perfekte Geheimnis 15.10<br />

FRIEDRICHSHAIN<br />

b-ware!Ladenkino (& 20 07 88 88) 2040 –Wir<br />

retten die Welt! (OmU) 12.45; ARainy Day InNew<br />

York (OmU) 17.45; Einsam zweisam –Deux moi<br />

(OmU) 14.15; Latte Igel und der magische Wasserstein<br />

16.15; Der Leuchtturm –The Lighthouse<br />

(OmU) 20.45; Milchkrieg in Dalsmynni 11.00;<br />

Milchkrieg in Dalsmynni –Heradid (OmU) 19.15;<br />

Why Don‘t You Just Die! –Papa, sdokhni (OmU)<br />

22.40; Alva (OmU) 14.15; Bunuel im Labyrinth<br />

der Schildkröten 12.45; Freies Land (DFmenglU)<br />

19.30; Lara (DFmenglU) 15.50; Marianne &Leonard<br />

–Words of Love (OmU) 11.00; Midsommar<br />

(OmU) 21.40; Systemsprenger (DFmenglU) 17.30;<br />

TheFarewell (OmU) 17.00; Dergeheime Romandes<br />

MonsieurPick–Lemystere Henri Pick (OmU)18.50;<br />

Joker (OmU) 22.45; Mein Ende. Dein Anfang. (DFmenglU)<br />

14.50; MotherlessBrooklyn(OmU) 11.00;<br />

Parasite –Gisaengchung (OmU) 20.30; Die Wache<br />

–Auposte! (OmU) 13.30<br />

Tilsiter-Lichtspiele (& 426 81 29) Als Hitler das<br />

rosa Kaninchen stahl 14.00, 18.15; Freies Land<br />

20.30; Lara 16.15; Parasite –Gisaengchung(OmU)<br />

23.00; Aretha Franklin: Amazing Grace (OmU)<br />

22.00; Der geheime Roman des Monsieur Pick –<br />

Le mystere Henri Pick (OmU) 20.00; Der marktgerechte<br />

Mensch 18.00; Schönheit &Vergänglichkeit<br />

14.00; Systemsprenger 15.30<br />

UCI Luxe Kino Mercedes-Platz 1917 –Der Film<br />

14.45, 17.40, 20.10; 3Engel für Charlie 13.45,<br />

16.20, 19.10; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl<br />

20.10; Bad Boys for Life 17.30, 19.40; Bad Boys<br />

for Life (OF) 20.20; IMAX: Bad Boys for Life 14.10,<br />

17.00,20.00; Cats 17.15; Die Eiskönigin II 14.20,<br />

16.50;The Grudge 20.45; Jumanji –The Next Level<br />

14.00, 16.50, 19.45; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />

15.00, 16.40, 19.50; Latte Igel und der<br />

magische Wasserstein 15.00; Lindenberg! Mach<br />

dein Ding 14.10, 17.15, 20.30; LeMans 66: Gegen<br />

jede Chance 17.15; The Peanut Butter Falcon<br />

14.20; Das perfekte Geheimnis 19.20; Queen &<br />

Slim 20.40; 3D: Spione Undercover: Eine wilde<br />

Verwandlung 18.00; Spione Undercover: Eine wilde<br />

Verwandlung 14.45; 3D: Star Wars: Der Aufstieg<br />

Skywalkers 13.45, 17.00, 20.30; Star Wars: Der<br />

Aufstieg Skywalkers 16.30,20.40; Thomas und seine<br />

Freunde: Große Welt! Große Abenteuer! 14.00;<br />

Vier zauberhafte Schwestern 15.00, 17.45; Wonder<br />

Boy, Olivier Rousteing,nesous X(OmU) 15.10<br />

Zukunft (& 01 76/57 861079) British Shorts<br />

Kurzfilmfestival (OF) 20.00; Joker (OmU) 22.30;<br />

Die Wache –Au poste! (OmU) 18.15; Milchkrieg<br />

in Dalsmynni –Heradid (OmU) 18.00; Porträt einer<br />

jungen Frau in Flammen –Portrait de la jeune<br />

fille enfeu (OmU) 19.50; Why Don‘t You Just Die!<br />

–Papa, sdokhni (OmU) 22.10<br />

HELLERSDORF<br />

CineStar (& 04 51/703 02 00) 1917 –Der Film<br />

13.40, 16.40, 19.40; Bad Boys for Life 13.30,<br />

17.00, 20.00; Die Eiskönigin II13.50, 16.30; Jumanji<br />

–The Next Level 16.40, 19.50;<br />

Knives Out –Mord ist Familiensache 19.20; Lindenberg!<br />

Mach dein Ding 13.50, 16.30, 19.50;<br />

Das perfekte Geheimnis 20.00; Spione Undercover:<br />

Eine wilde Verwandlung 14.10; 3D: Star Wars:<br />

Der Aufstieg Skywalkers 16.20, 19.30; Star Wars:<br />

Der Aufstieg Skywalkers 13.40; Vier zauberhafte<br />

Schwestern 14.00, 17.00<br />

Kino Kiste (& 998 74 81) Gerhard Richter Painting<br />

(m. Gast) 18.00; Morgen sind wir frei 20.10;<br />

Rotschühchen und die sieben Zwerge 16.10; Die<br />

schönste Zeit unseres Lebens 14.00<br />

HOHENSCHÖNHAUSEN<br />

CineMotion (& 038 71/211 4109) 1917 –Der<br />

Film 14.20, 17.10, 20.00; Als Hitler das rosa<br />

Kaninchen stahl 20.10; Bad Boys for Life 14.20,<br />

17.00, 20.00; 3D: Die Eiskönigin II14.15; Die Eiskönigin<br />

II 14.30, 17.20; The Grudge17.30; Jumanji<br />

–The Next Level17.20,19.50;KnivesOut –Mordist<br />

Familiensache17.15,19.45;Latte Igel undder magische<br />

Wasserstein 15.00; Lindenberg! Mach dein<br />

Ding 16.30, 19.30; Miniblockbuster –6Kurzfilme<br />

14.00; Das perfekte Geheimnis 19.40; Spione Undercover:<br />

Eine wilde Verwandlung 14.50; 3D: Star<br />

Wars: Der Aufstieg Skywalkers 16.40, 19.50; Star<br />

Wars: Der Aufstieg Skywalkers 14.10, 20.15; Vier<br />

zauberhafte Schwestern 14.40, 17.10<br />

KREUZBERG<br />

Babylon (& 61 60 96 93) A Knives Out –Mord<br />

ist Familiensache (OmU) 17.00, 21.30; Preview:<br />

Little Women (OmU) 20.00; B ArethaFranklin: Amazing<br />

Grace (OmU) 16.40; Parasite –Gisaengchung<br />

(OmU) 18.40<br />

fsk amOranienplatz (& 614 2464) Little Joe –<br />

Glück ist ein Geschäft (OmU) 17.45, 20.00; Milchkrieg<br />

in Dalsmynni –Heradid (OmU) 19.00, 22.15;<br />

Die Sehnsucht der Schwestern Gusmao –Avida<br />

invisivel deEuridice Gusmao (OmU) 21.00<br />

Moviemento (& 692 4785) Als Hitler das rosa<br />

Kaninchen stahl 22.00; Vom Gießen des Zitronenbaums<br />

–ItMust Be Heaven (OmU) 13.00, 15.15,<br />

17.30, 19.45; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl<br />

11.00, 16.00; Little Joe –Glück ist ein Geschäft<br />

(OmU) 13.30, 18.30, 21.00; Als Hitler das rosa<br />

Kaninchen stahl 19.00; Der kleine Rabe Socke 3<br />

–Suche nach dem verlorenen Schatz 14.45; Der<br />

Leuchtturm –The Lighthouse (OmU) 16.30; Thomas<br />

und seine Freunde: Große Welt! Große Abenteuer!<br />

12.45;Vom Gießen des Zitronenbaums –ItMust Be<br />

Heaven (OmU) 10.30; Yung (OmenglU) 21.30<br />

Sputnik (& 694 11 47) Alles außer gewöhnlich –<br />

Hors normes (OmU) 17.45; B-Movie: Lust &Sound<br />

in West-Berlin (OmenglU) 22.00; BritishShorts Festival<br />

(OF) 20.00; Milchkrieg in Dalsmynni –Heradid<br />

(OmU) 16.00; Einsam zweisam –Deux moi (OmU)<br />

18.00; The Farewell (OmU) 20.00; Human Nature:<br />

Die CRISPR Revolution (OmU) 16.00; Parasite –Gisaengchung<br />

(OmU) 22.00<br />

Yorck (& 78 91 32 40) Lindenberg! Mach dein<br />

Ding 14.30,17.30,20.30; New Knives Out –Mord<br />

ist Familiensache 18.50; Parasite 16.00, 21.40;<br />

Spione Undercover: Eine wildeVerwandlung 13.50<br />

KÖPENICK<br />

Kino Spreehöfe (& 538 95 90) Als Hitler das rosa<br />

Kaninchen stahl 20.00; Bad Boys for Life 17.30,<br />

20.30; Die Eiskönigin II15.00, 17.45; Knives Out –<br />

Mord ist Familiensache 17.15, 20.15; Lindenberg!<br />

Mach dein Ding 15.00, 17.00, 20.00; Spione Undercover:<br />

Eine wilde Verwandlung 14.45; 3D: Star<br />

Wars:Der Aufstieg Skywalkers 14.15, 17.15, 20.15;<br />

Vier zauberhafte Schwestern 15.15<br />

Union Filmtheater (& 65 01 31 41) Als Hitler das<br />

rosa Kaninchen stahl 13.15, 20.15; Judy 13.00,<br />

17.45, 20.15; Lara 15.45; Lindenberg! Mach dein<br />

Ding 14.00, 17.00, 20.00; Vom Gießen des Zitronenbaums<br />

15.30, 18.00<br />

MARZAHN<br />

UCI Kinowelt am Eastgate (& 93 03 02 60) 1917<br />

–Der Film 14.00, 17.00, 20.00; 3Engel für Charlie<br />

14.00; Bad Boys for Life 14.00, 17.00,20.00; Die<br />

Eiskönigin II14.00, 17.00; 3D: Jumanji –The Next<br />

Level19.55; Jumanji –The Next Level14.00, 17.00;<br />

Knives Out –Mord ist Familiensache 16.30, 19.45;<br />

Lindenberg! Mach dein Ding 16.30, 19.40; Das<br />

perfekte Geheimnis 19.50; Sneak Preview 20.30;<br />

Spione Undercover: Eine wildeVerwandlung 14.10;<br />

3D: StarWars: Der Aufstieg Skywalkers 19.30; Star<br />

Wars: Der Aufstieg Skywalkers 14.10, 16.30; Vier<br />

zauberhafte Schwestern 14.00, 17.30<br />

MITTE<br />

Acud (& 44 35 94 98) Lara (OmenglU) 18.45;<br />

Parasite 20.45; Shaun das Schaf: Der Film: UFO-<br />

Alarm 17.00; But Beautiful –Nichts existiert unabhängig<br />

(OmU) 19.45; Das Kapital im21. Jahrhundert<br />

–Capital inthe Twenty-First Century (OmU)<br />

21.45; Der marktgerechte Mensch (OmU) 17.45<br />

Babylon (& 242 59 69)Top Secret!:Atomic Blonde<br />

(OmU) 22.30; Fellini 100: Fellinis 81/2 –Otto e<br />

mezzo (OmenglU) 19.30; Fellini 100: FellinisAmarcord<br />

(OmenglU) 22.15; Fellini 100: Fellinis La Strada<br />

–Das Lied der Straße (OmenglU) 17.30;<br />

Top Secret!: Geheimnis eines Lebens –Red Joan<br />

(OmU) 17.15;Top Secret!: The ImitationGame–Ein<br />

streng geheimes Leben (OmU) 19.15; Kill MeToday,<br />

Tomorrow I‘m Sick! 20.00; Top Secret!: Das Leben<br />

der Anderen (OmenglU) 17.15; Top Secret!: Mission:<br />

Impossible (OmU) 21.30<br />

Central Hackescher Markt (& 28 59 99 73) Joker<br />

(OmU) 21.15; Der Leuchtturm –The Lighthouse<br />

(OmU) 16.30; Vom Gießen des Zitronenbaums –It<br />

Must Be Heaven (OmU) 14.30, 19.00; Queen &<br />

Slim (OmU) 12.15, 14.45, 17.15, 20.00; Thomas<br />

und seine Freunde: Große Welt! Große Abenteuer!<br />

10.30;Yung (OmenglU) 22.45<br />

CineStar CUBIX (& 04 51/703 0200) 1917 –<br />

Der Film 11.50, 14.00, 17.30, 19.40, 23.10;<br />

1917 –Der Film (OF) 17.15, 19.50; 3Engel für<br />

Charlie 11.45, 22.30; Als Hitler das rosa Kaninchen<br />

stahl 11.20, 14.20; Bad Boys for Life 11.00,<br />

13.45,17.00, 20.10, 23.15; Bad Boys forLife (OF)<br />

22.45; Cats 11.45; Cats (OF) 13.40; Die Eiskönigin<br />

II 11.15, 17.20; Die Eiskönigin II–Frozen 2<br />

(OF) 14.50; Joker (OF) 22.50; 3D: Jumanji –The<br />

Next Level 20.15, 23.15; Jumanji –The Next Level<br />

14.30, 17.10; Der kleine Rabe Socke 3–Suche<br />

nach dem verlorenen Schatz 11.30; Knives Out –<br />

Mord ist Familiensache 20.10, 23.15; Knives Out<br />

–Mord ist Familiensache (OF) 16.30, 19.30; Lindenberg!<br />

Mach dein Ding 16.45, 20.00; Das perfekte<br />

Geheimnis 16.20; 3D: Spione Undercover:<br />

Eine wilde Verwandlung 11.10; Spione Undercover:<br />

Eine wilde Verwandlung 13.40; 3D: Star Wars: Der<br />

Aufstieg Skywalkers 14.10, 19.10; Star Wars: Der<br />

Aufstieg Skywalkers 16.15; 3D: Star Wars: Der Aufstieg<br />

Skywalkers –StarWars:The Rise ofSkywalker<br />

(OF) 22.50; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers –<br />

Star Wars: The Rise ofSkywalker (OF) 20.30; Vier<br />

zauberhafte Schwestern 11.30, 13.50<br />

Hackesche Höfe (& 283 46 03) 1917 –Der Film<br />

(OmU) 16.30, 19.00, 21.30; ARainy Day InNew<br />

York (OmU) 14.30; Lindenberg! Mach dein Ding<br />

14.00, 19.30, 22.15; Die Sehnsucht der Schwestern<br />

Gusmao –Avida invisivel de Euridice Gusmao<br />

(OmU) 16.45; The Farewell (OmU) 19.00; Little Joe<br />

–Glück ist einGeschäft (OmU) 14.15, 21.15; Miles<br />

Davis: Birth of the Cool (OmU) 16.30; Als Hitler das<br />

rosa Kaninchen stahl 14.15, 16.45, 19.15; Einsam<br />

zweisam –Deux moi (OmU) 21.45;Aquarela (OmU)<br />

15.15; Der geheime Roman des Monsieur Pick –<br />

Le mystere Henri Pick (OmU) 17.15; Jeanne d‘Arc<br />

(OmU) 22.00; Judy (OmU) 19.30<br />

International (& 24 75 60 11) Knives Out –Mord<br />

ist Familiensache (OmU) 21.30; Lindenberg! Mach<br />

dein Ding 18.30<br />

Z-inema (& 28 38 91 21)Why Don‘t You Just Die!<br />

(OmU) 20.00<br />

Zeughauskino (& 20 30 47 70) Amphitryon –Aus<br />

den Wolken kommt das Glück 20.00<br />

NEUKÖLLN<br />

Cineplex NeuköllnArcaden (& 01 80/505 06 44)<br />

1917 –Der Film 14.50, 17.10, 20.15; 1917 –Der<br />

Film (OF) 19.50; Baba Parasi (OmU) 20.30; Bad<br />

Boys for Life 14.20, 17.00, 20.10; Bad Boys for<br />

Life (OF) 19.55; Cep Herkülü: Naim Süleymanoglu<br />

–Pocket Hercules (OmU) 14.15; Die Eiskönigin<br />

II 14.15, 17.15; Jumanji –The Next Level 14.00,<br />

17.20, 20.10; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />

20.00; Latte Igel und der magische Wasserstein<br />

14.00; Lindenberg! Mach dein Ding 16.50, 19.55;<br />

Mucize Ask (OmU) 17.35; Spione Undercover: Eine<br />

wilde Verwandlung 14.30, 17.15; Star Wars: Der<br />

Aufstieg Skywalkers 14.00, 16.10,19.35; Vier zauberhafte<br />

Schwestern 14.45,17.20<br />

IL KINO (& 91 70 29 19) The Farewell (OmenglU)<br />

22.50; Land des Honigs – Medena Zemja:<br />

Honeyland (OmU) 12.30; Milchkrieg inDalsmynni<br />

–Heradid (OmU) 18.50; Parasite –Gisaengchung<br />

(OmenglU) 10.00, 20.30; Die Sehnsucht der<br />

Schwestern Gusmao –Avida invisivel deEuridice<br />

Gusmao (OmU) 14.10; Systemsprenger (DFmenglU)<br />

16.40<br />

Neues Off (& 62 70 95 50) Queen &Slim (OmU)<br />

16.30,19.30, 22.30<br />

Passage (& 68 23 70 18) 1917 –Der Film (OmU)<br />

15.00, 17.45, 20.30; Sneak Preview 22.30; Joker<br />

(OmU) 17.45, 20.30; Judy (OmU) 16.00, 20.00;<br />

Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 15.00, 17.30;<br />

Miles Davis: Birth of theCool (OmU)18.30; Motherless<br />

Brooklyn (OmU) 21.00<br />

Rollberg (& 62 70 46 45)1917–Der Film –1917<br />

(OF) 16.45,19.30,22.15; Parasite –Gisaengchung<br />

(OmenglU) 17.00, 20.00; Knives Out –Mord ist<br />

Familiensache (OF) 16.00, 19.00; Der Leuchtturm<br />

–The Lighthouse (OF) 21.50; Star Wars: Der Aufstieg<br />

Skywalkers –StarWars:The Rise of Skywalker<br />

(OF) 17.20, 20.30;The Farewell (OmenglU) 19.10;<br />

Queen &Slim (OF) 16.20, 21.30<br />

UCI Luxe Gropius Passagen (& 66 68 12 34)<br />

1917 –Der Film 14.25, 16.45, 20.10; Als Hitler<br />

das rosa Kaninchen stahl 14.00; Bad Boys for<br />

Life 14.00, 16.50, 20.00; Die Eiskönigin II 14.40,<br />

17.25; 3D: Jumanji 19.30; Jumanji 16.40; Knives<br />

Out 19.50; Lindenberg! Mach dein Ding 17.10,<br />

19.40; 3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />

17.10, 20.15; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />

14.10;Vier zauberhafte Schwestern 14.30


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 17 · D ienstag, 21. Januar 2020 23<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

ap haben allerhand im Gepäck. Im Nebel unser <strong>Zeitung</strong>skollege Johannes von Weizsäcker.<br />

rimenten, zum anderen im Clubkontext.<br />

Reingefeiert wird daher in der<br />

Freitagnacht prall im Berghain mit<br />

zahlreichen DJs, wobei der Set von<br />

Catu Diosis auch auf die weiterführende<br />

Zusammenarbeit mit dem<br />

ugandischen Nyege-Nyege-Festival<br />

in Kampala einstimmt (unbedingt in<br />

Diosises Nyege-Nyege-Auftritt auf<br />

Youtube reinschauen). Exemplarisch<br />

hier zwei DJs aus dem restlichen<br />

Programm: Das etwas ungewöhnliche<br />

Pseudonym der britischen<br />

Produzentin Afrodeutsche aus<br />

Manchester verdankt sich einerseits<br />

dem lang inDeutschand lebenden<br />

ghanaischen Vater von Henrietta<br />

Smith-Rolla (so ihr bürgerlicher<br />

Name). Hörbar wurde er jedoch von<br />

„Afrogermanic“ inspiriert, einem alten<br />

Track der Detroiter Technolegende<br />

Underground Resistance. Afrodeutsches<br />

Electro –dem Albumdebüt<br />

2018 folgte im letzten Herbst<br />

eine super EP -– steht deutlich im<br />

Zeichen der Neunziger,klingt knapp<br />

und trocken, dabei geschmeidig und<br />

von warm schimmernden Harmonien<br />

durchzogen. Giant Swan wiederum,<br />

ein Duoaus NewYork, bevorzugt<br />

rumpelnde und rempelnde Ag-<br />

POP<br />

The Chap 22.1., Berghain Kantine. 20<br />

Uhr<br />

CTM-Festival von24.1. bis 2.2., verschiedene<br />

Orte<br />

Popsalon Balzer/ Müller 22.1., Deutsches<br />

Theater.21Uhr<br />

STAPHANIE PIEHL<br />

gression, mit häckselnd verfremdeten<br />

Stimmsamples und<br />

dröhnendem missgelaunten Knirschen,<br />

Dengeln und Bollern.<br />

Das offizielle Eröffnungskonzert<br />

gibt es dann tags darauf im HAU. Zunächst<br />

beschäftigt sich die Klangkünstlerin<br />

Jasmine Guffond mit den<br />

uns ständig und meist unmerklich<br />

begleitenden Überwachungstechnologien<br />

und unserer stillschweigenden<br />

Komplizenschaft, mit der<br />

wir uns darin offenbaren. (Einen<br />

Eindruck davon geben die unruhigen<br />

und beunruhigten Ambientnoises<br />

ihres letzten Albums „Traced“<br />

von2017). Im zweiten Teil gibt es die<br />

Tanzperformance „Frontera“, die<br />

sich den kontrollierten Körpernwidmet.<br />

Danach, klar, Party in der bedrohten<br />

Griessmühle –ihr Gelände<br />

wird gerade von dessen Großgrundbesitzernweggentrifiziert.<br />

Schließlich: Jens Balzers und Tobi<br />

Müllers Dienstagssalon, der jetzt<br />

schon zum zweiten Mal auf einem<br />

Mittwoch liegt. Gäste sind die Popkritikerin<br />

Julia Lorenz und der<br />

Kunsttheoretiker Jörg Heiser (mit<br />

seinem neuen Buch über die Verflechtung<br />

vonKunst und Popmusik).<br />

Literatur<br />

Das Denkmal<br />

im<br />

Wald<br />

Die Gedenkstätte Paneriai,<br />

die an die Ermordung von<br />

mehr als 70 000 Juden zwischen<br />

1941 und 1944 erinnert,<br />

befindet sich in einem Waldgebiet<br />

in der Nähe der litauischen<br />

Hauptstadt Vilnius. In<br />

einer Ausstellung werden Fotografien<br />

der in Paneriai ermordeten<br />

Menschen, Erlasse<br />

der Okkupationsmacht und<br />

andere Dokumente gezeigt.<br />

Dass Litauen sich auf diese<br />

Weise seiner Verantwortung<br />

stellt, hat sehr viel mit dem<br />

Schriftsteller Tomas Venclova<br />

zu tun, der seine Landsleute<br />

nach der Wiedererlangung der<br />

Unabhängigkeit dazu ermunterte,<br />

sich der Mitverantwortung<br />

und Mittäterschaft beim<br />

Holocaust in Litauen zu stellen.<br />

„Der lange Schatten der<br />

Jahrhundertmitte“ ist eine<br />

Veranstaltung zu Ehren des inzwischen<br />

86-jährigen Venlova<br />

überschrieben, in der u. a.<br />

Dürs Grünbein Werke des<br />

Dichters vorträgt. HarryNutt<br />

Tomas Venclova 19 Uhr,Akademie der<br />

Künste, Pariser Platz 4<br />

Schillertheater-Werkstatt (Bismarckstr.110)<br />

10.00: Purple –Tanzfestival für junges Publikum: Normen,<br />

Normen, Normen, ab 12 Jahren/ ab 6. Klasse<br />

–-Immer im Anschluss:Bewegtes Nachgespräch (ca.<br />

45 Minuten) ANDERS SEIN Wasist eigentlich „die<br />

Norm“, und was heißt „anders sein“? Wiewollen wir<br />

uns zur Umwelt in Beziehung setzen, ohne uns zu<br />

verbiegen? Ausgehend voneigenen Erfahrungen in<br />

der Schule überlegen wir,wie das Thema im Stück in<br />

Bewegungen umgesetzt worden ist. –(ab 12 J.)<br />

Schlossplatztheater (& 651 65 16)<br />

10.00: Klangquadrat,musikalische Performance (ab<br />

2bis 10 J.)<br />

Schwartzsche Villa (& 902 99 22 12)<br />

10.30: Fli-Fla-Flockenzauber,Zuckertraumtheater (ab<br />

2bis 8J.)<br />

Sepp Maiers 2raumwohnung (& /34 35 32 56)<br />

10.00: Wasist ein Zazausel?, Lingulino –Kindertheater<br />

unterwegs, Kindertheater (ab 2bis 4J.). Anm. erf.<br />

Theater an der Parkaue (& 55 77 52 52)<br />

10.00: Unterscheidet euch!, Turbo Pascal, Ein<br />

Gesellschaftsspiel –interaktiveInszenierung (ab 10<br />

bis 14 J.)<br />

theater strahl (& 69 59 92 22)<br />

19.30: Can touch this, Tanzstück (ab 12 J.)<br />

Zeiss-Großplanetarium (& /42 18 45 10)<br />

9.30: Der Regenbogenfisch und seine Freunde<br />

11.00: Mit Raketen zu Planeten<br />

LITERATUR/VORTRAG<br />

Akademie der Künste am Pariser Platz (& 200 57<br />

10 00)<br />

19.00 Plenarsaal: Der langeSchattender Jahrhundertmitte.<br />

Ein Abend für Tomas Venclova,Lesung und<br />

Gespräch mit Tomas Venclova,Ellen Hinsey, Durs<br />

Grünbein. Mod.: Matthias Weichelt<br />

Bruno-Lösche-Bibliothek (& 901 83 30 25)<br />

19.30: Die Präparatorin, Andreas Wagner,mit<br />

Weinverkostung<br />

Buchhändlerkeller (& 55 14 93 58)<br />

20.30: Gleichschaltung als Erinnerung.Essays von<br />

EikeGeisel (1944 –bis1997), vorgestellt vonder<br />

Edition Tiamat<br />

Geistesblüten (& 49 96 17 92)<br />

19.00: Das Monster,Sabin Tambrea und Madame<br />

Nielsen<br />

Helene-Nathan-Bibliothek (& 902 39 43 42)<br />

18.00: LEA Leseklub<br />

jW-Ladengalerie (& 536 35 5- 56)<br />

19.00: Wann wir streiten Seit’ an Seit’, Heinz<br />

Niemann, <strong>Berliner</strong> Buchpremiere mit dem Autor,Mod.:<br />

Frank Schumann. Anm. erf.<br />

Karl-Liebknecht-Haus (Kleine Alexanderstr.28)<br />

10.00: Seniorenklub: EinigeUrsachen desAntisemitismus,<br />

Ellen Brombacher,Vortrag,Moderation: Helga<br />

Labs<br />

Literaturforum im Brecht-Haus (& 282 20 03)<br />

20.00: Marzahn mon amour, Katja Oskamp, Lesung<br />

nd Gespräch mitKatja Oskamp undAnnett Gröschner<br />

Literaturhaus Berlin (& 887 28 60)<br />

19.30: Andere Leute, Dorota Masłowska, Buchvorstellung,Mod.:<br />

Emilia Smechowski<br />

Museum Reinickendorf (& 404 40 62)<br />

18.00 Kabinett/Hannah-Höch-Raum: Untergetaucht<br />

auf Reiswerder –Spurensuche auf einer Insel im<br />

Norden Berlins, Christiane Carstens, Lesung und<br />

Gespräch<br />

Pfefferberg Theater (& 939 35 85 55)<br />

20.00: Literatur Live: Briefwechsel vonHannah Arendt<br />

&MaryMcCarthy, Katharina Thalbach &Sandra<br />

Quadflieg,Hörbuchpremiere<br />

Schokoladen Mitte (& 282 65 27)<br />

19.00: LSD –Liebe Statt Drogen<br />

FÜHRUNG<br />

Hamburger Bahnhof /Museum für Gegenwart<br />

Berlin (& 39 78 34 11)<br />

12.00, 16.00: Materialität in der Kunst, Treff: Foyer<br />

Meyers Stadtgänge (& 442 32 31)<br />

11.00: DieSaarbrücker -PrenzlauerBerg.Intelligente<br />

Orte in 1000 Schritten .Von Wein Bier und Brot nun<br />

zum-Stadtumbau, Kultur-, Ideen und HighTech, Bernd<br />

S. Meyer, Treff: Senefelderdenkmal, Senefelderpl.<br />

(U2), Ausg.Saarbrücker Str.<br />

Olympiastadion (& 30 68 86 18)<br />

11.00: Tour durchs Olympiastadion<br />

11.30: Tour durchs Olympiastadion (in English)<br />

KONZERT<br />

A-Trane (& 313 25 50)<br />

21.00: KarlSchloz –Made in Berlin, special guests:<br />

Patrick Braun (sax), Reggie Moore (p)<br />

Auster Club (& 6113302)<br />

20.00: CoryWells, special guests: LizzyFarrall,<br />

opener:LukeRainsford<br />

b-flat (& 283 31 23)<br />

21.00: Foyl Aka<br />

Badehaus (& 95 59 27 76)<br />

21.00: The Swag Jam<br />

Badenscher Hof Jazzclub (& 861 00 80)<br />

21.00: Walter Gauchel (sax, fl) & Ekkehard Wölk (p),<br />

Cookin’ with Jazz<br />

Berghain/Kantine (Rüdersdorfer Str.70)<br />

20.00: Tusks<br />

Cafe Tasso (& 48 62 47 08)<br />

20.00: Sebastian Böhlen (g) &Kenneth Dahl<br />

Knudsen (b)<br />

Donau115 (Donaustr.115)<br />

19.00: Two-Song Tuesday–open mic<br />

Heimathafen Neukölln (& 56 82 13 33)<br />

20.00: Songslam –Der Sängerwettstreit im Heimathafen<br />

Hintersee Bar (Greifenhagener Str.55)<br />

20.30: Brazil&Jazz: Bossa 2–Felix Astor (voc, g),<br />

Christoph Adams (acc)<br />

Prachtwerk Berlin (Ganghoferstr.2)<br />

20.00: Mark Bérubé +River Into Lake<br />

Quasimodo (& 318 04 56 70)<br />

22.30: Martha High &The Italian RoyalFamily<br />

Rickenbacker’s (& 81 89 82 90)<br />

21.00: Bluesrock-Session mit Heinz Glass u. a.<br />

Schlot (& 448 21 60)<br />

21.00: Raumschiff Jazz<br />

SO36 (& 61 40 13 06)<br />

20.00: Anti Flag,The Creepshow, Homeless Gospel<br />

Chior<br />

Zig Zag Jazz Club (& 94 04 91)<br />

21.00: The Zig Zag Jazzed Up Jam Session –Uri<br />

Gincel (p), Yonatan Levi (b), Tobias Backhaus (dr)<br />

CLUB<br />

Bar Tausend (& 41 71 54 69)<br />

22.00: Tausend Brazil –TuesdaySpecial hosted by<br />

Dubben<br />

Cassiopeia (& 47 38 59 49)<br />

23.00: Super Tuesday, RayBang,Dick Nasty<br />

Crack Bellmer Bar (Revaler Str.99)<br />

18.30: Bellmeria, Velasco, Amy Dabbs, SpecialWarm-<br />

Up mit Bogdan Asanovici<br />

Maxxim Berlin (& 41 76 62 40)<br />

19.00: Farout After Work Party, Tiefton, Dee Noe Ree<br />

Monster Ronson’sIchiban Karaoke (& 89 75 13<br />

27)<br />

21.00: The House of Presents<br />

Soulcat Musik-Bar (Pannierstr.53)<br />

19.00: Vinylsounds<br />

Suicide Club (Revaler Str.99)<br />

23.59: Encore.Une.Fois<br />

KINO<br />

Wolf (& 921 03 93 33) The Farewell (OmenglU)<br />

18.50; Der Leuchtturm – The Lighthouse (OmU)<br />

16.30; Little Joe –Glück ist ein Geschäft (OmU)<br />

21.10; Die Sehnsucht der Schwestern Gusmao –A<br />

vida invisivel de Euridice Gusmao(OmU)18.10;Die<br />

Tigerentenbande –Der Film 16.40; VomGießen des<br />

Zitronenbaums –ItMust Be Heaven (OmU) 11.00,<br />

21.00<br />

PANKOW<br />

Blauer Stern Pankow (& 47 61 18 98) Lindenberg!<br />

Mach dein Ding 17.30, 20.30; Spione Undercover:<br />

Eine wilde Verwandlung 15.15; Als Hitler<br />

das rosa Kaninchen stahl 14.40, 17.15; Knives Out<br />

–Mord ist Familiensache 20.00<br />

PRENZLAUER BERG<br />

FT am Friedrichshain (& 42 84 51 88) 1917 –Der<br />

Film 15.15, 18.00; 1917 –Der Film (OmU) 20.45;<br />

Lindenberg! Mach dein Ding 14.40, 17.30, 20.30;<br />

Judy 17.15; Parasite 20.00; Spione Undercover:<br />

Eine wilde Verwandlung 15.00; Knives Out –Mord<br />

ist Familiensache 14.50, 20.30; Knives Out –Mord<br />

ist Familiensache(OmU) 17.40;FreiesLand 14.40,<br />

17.20,20.00<br />

Kino inder Kulturbrauerei (& 04 51/703 02 00)<br />

1917 –Der Film 14.00, 17.10, 20.00; 1917 –Der<br />

Film (OmU) 22.50; Als Hitler das rosa Kaninchen<br />

stahl 16.45, 19.00; Die Eiskönigin II 14.20; The<br />

Farewell (OmU) 23.00; Freies Land 21.30; Judy<br />

13.40; Der kleine Rabe Socke 3–Suche nach dem<br />

verlorenen Schatz 14.45; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />

16.00, 20.00; Knives Out –Mord ist<br />

Familiensache (OmU) 22.50; Der Leuchtturm –The<br />

Lighthouse (OmU) 22.40; Lindenberg! Mach dein<br />

Ding 13.30, 16.40, 19.45; Milchkrieg inDalsmynni<br />

16.45; Parasite –Gisaengchung (OmU) 21.30;<br />

The Peanut Butter Falcon 19.00; Das perfekte Geheimnis<br />

16.20; Queen &Slim 19.20; Queen &Slim<br />

(OmU) 22.20; Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung<br />

13.30; StarWars:Der AufstiegSkywalkers<br />

–Star Wars: The Rise ofSkywalker (OmU) 13.45,<br />

16.50, 19.30; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />

(OF) 21.45; Vier zauberhafte Schwestern 14.00,<br />

16.30; Vom Gießen des Zitronenbaums 19.00<br />

Krokodil (& 44 04 92 98) Gundermann Revier<br />

19.30; Land des Honigs –Medena Zemja: Honeyland<br />

(OmU) 18.00; Schönheit &Vergänglichkeit<br />

21.15<br />

Lichtblick-Kino (& 44 05 81 79) The Farewell<br />

(OmU) 20.15; Der Himmel über Berlin (OmenglU)<br />

22.00; Parasite (OmenglU) 18.00; Rote Räte –Die<br />

bayrischeRevolution aus der Sicht vonAugenzeugen<br />

17.00<br />

UCI Kinowelt Colosseum (& 44 01 92 00) 1917<br />

–Der Film 14.15, 17.05, 19.40,22.30; 3Engel für<br />

Charlie 17.20; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl<br />

19.55; Bad Boys for Life 14.25, 17.00, 20.00,<br />

22.45; Cats 14.30; Die Eiskönigin II14.20,17.15;<br />

The Grudge 22.35; Joker 22.35; 3D: Jumanji –The<br />

Next Level 19.55; Jumanji –The Next Level 14.15,<br />

17.00; Knives Out –Mord ist Familiensache 16.50,<br />

19.45, 22.45; Latte Igel und der magischeWasserstein<br />

14.25; Lindenberg! Mach dein Ding 14.20,<br />

16.40, 19.40, 22.40; Das perfekte Geheimnis<br />

19.50; Queen &Slim 22.45; Spione Undercover:<br />

Eine wilde Verwandlung 14.20; 3D: Star Wars: Der<br />

Aufstieg Skywalkers 16.45, 22.40; Star Wars: Der<br />

Aufstieg Skywalkers 14.35, 19.40; Systemsprenger<br />

19.40; Underwater –Esist erwacht 19.55, 22.30;<br />

Vier zauberhafte Schwestern 14.30, 17.05<br />

REINICKENDORF<br />

CineStar Tegel (& 04 51/703 02 00) 1917 –<br />

Der Film 13.50, 16.50, 19.50; Als Hitler das rosa<br />

Kaninchen stahl 17.20; Bad Boys for Life 14.15,<br />

17.00, 20.05; Die Eiskönigin II 14.10, 16.50; The<br />

Grudge 20.20; 3D: Jumanji –The Next Level 19.30;<br />

Jumanji –The NextLevel13.50,16.45;KnivesOut –<br />

Mord ist Familiensache 16.15, 19.45; Lindenberg!<br />

Mach dein Ding 13.50,16.25, 19.35; Das perfekte<br />

Geheimnis 13.15, 20.15; Spione Undercover: Eine<br />

wilde Verwandlung 13.45; 3D: Star Wars: Der Aufstieg<br />

Skywalkers 14.10, 16.40, 19.55; Star Wars:<br />

Der Aufstieg Skywalkers 19.20; Vier zauberhafte<br />

Schwestern 14.10, 17.30<br />

SCHÖNEBERG<br />

Cinema amWalther-Schreiber-Platz (& 852 30 04)<br />

Freies Land 17.00; Das perfekte Geheimnis 14.00,<br />

20.00<br />

Cosima (& 85 07 58 02) Alles außer gewöhnlich<br />

20.15; Die zwei Päpste 18.00<br />

Odeon (& 78 70 40 19) Knives Out –Mord ist Familiensache<br />

(OmU) 14.40, 20.30; Queen &Slim<br />

(OmU) 17.30<br />

Xenon (& 78 00 15 30) Crescendo #makemusicnotwar<br />

(OmU) 18.00; Judy (OmU) 20.15<br />

SPANDAU<br />

Cineplex Spandau (& 01 80/505 02 11) 1917<br />

– Der Film 13.30, 16.30, 20.10; Bad Boys for<br />

Life 17.00, 20.00; Die Eiskönigin II 10.00, 12.20,<br />

14.40; Jumanji –The Next Level 14.00, 17.20,<br />

19.30; Der kleine Rabe Socke 3–Suche nach dem<br />

verlorenen Schatz 10.00; Lindenberg! Mach dein<br />

Ding 20.15; Das perfekte Geheimnis 17.30; Pettersson<br />

und Findus: Findus zieht um 10.00;<br />

Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung 10.00,<br />

12.15, 14.30; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />

12.10, 16.55, 20.15; Vier zauberhafte Schwestern<br />

10.00, 11.50, 15.10<br />

Kino im Kulturhaus Spandau (& 333 6081) Als<br />

Hitler das rosa Kaninchen stahl 15.30, 20.15; Ich<br />

war noch niemals in NewYork 13.00; Lara 18.00<br />

STEGLITZ<br />

Adria (& 01 80/505 07 11) Als Hitler das rosa<br />

Kaninchen stahl 14.00, 17.00, 20.00<br />

Cineplex Titania Palast (& 01 80/505 05 20)<br />

1917 –Der Film 13.15, 16.40, 20.00,22.55; 1917<br />

–Der Film (OF) 22.50; Bad Boys for Life 14.20,<br />

17.00, 20.00, 23.00; Bad Boys for Life (OF) 20.00,<br />

23.05; Die Eiskönigin II 10.00, 12.15, 14.25,<br />

17.20; Jumanji –The Next Level 11.00, 14.05,<br />

17.00, 19.55; Der kleine Rabe Socke 3–Suche<br />

nach dem verlorenen Schatz 10.00, 12.15; Knives<br />

Out –Mord ist Familiensache 14.00,17.00, 19.40,<br />

23.00; Latte Igel und der magische Wasserstein<br />

10.00, 12.00; Lindenberg! Mach dein Ding 16.55,<br />

20.00, 22.50; Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung<br />

10.00, 12.00, 14.00; Star Wars: Der Aufstieg<br />

Skywalkers 10.00, 16.10, 19.30, 23.00; Vier<br />

zauberhafte Schwestern 10.00, 12.10, 14.30<br />

Thalia Movie Magic (& 774 34 40) Als Hitler<br />

das rosa Kaninchen stahl 18.00; Bad Boys for<br />

Life 20.30; Die Eiskönigin II 15.15, 18.00; Jumanji<br />

–The Next Level 15.15; Knives Out –Mord<br />

ist Familiensache 20.30; Lindenberg! Mach dein<br />

Ding 17.45, 20.30; Spione Undercover: Eine wilde<br />

Verwandlung 15.30; Stephen Kings Doctor Sleeps<br />

Erwachen 17.30, 20.30; Vier zauberhafte Schwestern<br />

15.30<br />

TIERGARTEN<br />

Arsenal (& 26 95 51 00) Federico &Marcello:<br />

Fellinis Das süße Leben –La dolce vita (OmenglU)<br />

20.00; Magical HistoryTour: Die Abenteuer des<br />

Rabbi Jacob–Les aventures deRabbi Jacob (OmU)<br />

19.30<br />

CinemaxX Potsdamer Platz (& 040/80 80 69 69)<br />

1917 – Der Film 13.30, 16.30, 16.40, 19.45,<br />

22.50, 23.00; 3Engel für Charlie 19.30, 22.30,<br />

22.50; 7500 –Der Film 22.10; Als Hitler das rosa<br />

Kaninchen stahl 14.20, 17.20,19.45; Bad Boys for<br />

Life 13.45, 16.50, 17.00, 19.30, 20.15, 22.50;<br />

Cats 16.40; Die Eiskönigin II14.00, 16.50, 19.50;<br />

The Grudge17.00,20.30,22.45;Joker 19.00;Judy<br />

16.10; 3D: Jumanji –The Next Level 19.45,23.00;<br />

Jumanji –The Next Level 12.30, 13.40, 16.00,<br />

16.40; Knives Out –Mord ist Familiensache 13.30,<br />

13.50, 16.20, 19.40, 19.50, 23.00;<br />

Lindenberg! Mach dein Ding 13.20, 16.40, 19.30,<br />

22.45; Parasite 19.15; Das perfekte Geheimnis<br />

16.35, 19.40; Queen &Slim 19.45, 23.00; Spione<br />

Undercover: Eine wilde Verwandlung 13.45, 17.00;<br />

3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 13.40,<br />

17.00, 20.30, 22.50; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />

13.00, 16.15, 16.30, 19.45, 20.00, 22.40;<br />

Underwater –Esist erwacht 22.35; Vier zauberhafte<br />

Schwestern 14.00, 16.15; Zombieland 2:Doppelt<br />

hält besser 22.55<br />

Filmrauschpalast (& 394 43 44) Jam (OmU)<br />

17.30; Die Sehnsucht der Schwestern Gusmao –A<br />

vida invisivel de Euridice Gusmao (OmU) 19.30;<br />

Why Don‘t You Just Die! –Papa, sdokhni (OmU)<br />

22.00<br />

TREPTOW<br />

Astra (& 636 16 50)Als Hitler das rosa Kaninchen<br />

stahl19.00; BadBoysfor Life 17.00, 20.00, 22.30;<br />

Die Eiskönigin II 14.30, 16.45; Jumanji –The Next<br />

Level 19.00; Lindenberg! Mach dein Ding 14.00,<br />

17.00, 20.15, 22.00; Spione Undercover: Eine wilde<br />

Verwandlung 14.30; 3D: Star Wars: Der Aufstieg<br />

Skywalkers 20.15, 22.00; Star Wars: Der Aufstieg<br />

Skywalkers14.00,17.00; Vier zauberhafte Schwestern<br />

14.00, 16.00<br />

Casablanca (& 677 57 52) The Good Liar –Das<br />

alte Böse 20.30; The Peanut Butter Falcon 16.00;<br />

Systemsprenger 18.00<br />

CineStar –Treptower Park (& 04 51/703 02 00)<br />

1917 –Der Film 14.05, 17.00, 20.15; 3Engel für<br />

Charlie 14.10; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl<br />

17.00; Bad Boys for Life 14.15, 17.15, 20.15; Die<br />

Eiskönigin II14.00, 16.50; The Grudge 20.00; 3D:<br />

Jumanji –The Next Level 20.00; Jumanji –The Next<br />

Level 14.15, 17.15; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />

16.50, 19.45; Lindenberg! Mach dein<br />

Ding 14.00,16.35,19.45; Das perfekte Geheimnis<br />

19.45; Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung<br />

14.20; 3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />

16.55; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 14.00,<br />

19.30;Underwater –Esist erwacht 20.15; Vier zauberhafte<br />

Schwestern 14.15,17.15<br />

WEDDING<br />

Cineplex Alhambra (& 01 80/505 03 11) 1917<br />

–Der Film 14.00, 17.15, 19.40; 1917 –Der Film<br />

(OF) 19.50; BabaParasi(OmU) 20.10; BadBoysfor<br />

Life 14.00, 17.00, 20.00; Die Eiskönigin II 14.15,<br />

17.20; Jumanji –The Next Level 14.10, 16.40,<br />

20.00; Spione Undercover: Eine wildeVerwandlung<br />

14.15, 17.00; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />

16.45,19.30; Vier zauberhafte Schwestern 15.00<br />

City Kino Wedding (& 01 77/270 1976) The<br />

Irishman (OmU) 21.15; Institut für Romanistik: Sin<br />

Nombre (OmU; m.Einführung) 19.00<br />

WEISSENSEE<br />

BrotfabrikKino (& 471 4001) Mein Ende. Dein<br />

Anfang. 18.00; My Life is aGunshot: Joke Lanz<br />

(teilw.OmU) 20.00<br />

Toni &Tonino (& 92 79 12 00) Ballett aus dem<br />

Royal Opera House London: Coppelia 18.00; Joker<br />

21.00; Lindenberg! Mach dein Ding 12.30,15.15;<br />

Die Eiskönigin II 13.15, 15.30; Der kleine Rabe Socke<br />

3–Suche nach dem verlorenen Schatz 11.30;<br />

Lindenberg! Mach dein Ding 17.45,20.30<br />

WILMERSDORF<br />

Bundesplatz-Kino (& 85 40 60 85) ARainy Day<br />

In New York 18.00; Miles Davis: Birth of the Cool<br />

(OmU) 20.30;Porträt einer jungen Frau in Flammen<br />

15.30<br />

Eva-Lichtspiele (& 92 25 53 05) Als Hitler das<br />

rosa Kaninchen stahl 15.15;The Peanut Butter Falcon<br />

17.45; Vom Gießen des Zitronenbaums 20.30<br />

ZEHLENDORF<br />

Bali (& 811 46 78) Idioten der Familie 20.30; Die<br />

schönste Zeit unseres Lebens 18.00<br />

Capitol (& 831 6417) Judy 17.45; Lindenberg!<br />

Mach dein Ding 14.45,20.30<br />

POTSDAM<br />

Filmmuseum Potsdam (& 03 31/271 81 12)<br />

Abschied von gestern (m. Einführung) 17.00; Nie<br />

wieder schlafen –nie mehr zurück 19.30<br />

Thalia Potsdam (& 03 31/743 70 20) Als Hitler<br />

das rosa Kaninchen stahl 15.45, 20.45; Crescendo<br />

#makemusicnotwar 18.15; Freies Land 20.45;<br />

Der geheime Roman des Monsieur Pick16.30; Judy<br />

13.45, 16.00; Lindenberg! Mach dein Ding 10.30,<br />

17.30, 20.45; Little Joe –Glück ist ein Geschäft<br />

21.00; Film trifft Leben: Der marktgerechte Mensch<br />

(m. Gästen) 18.30; Nur die Füße tun mir leid –900<br />

Kilometer Jakobsweg 13.45;The Peanut Butter Falcon<br />

14.15; Vom Gießen des Zitronenbaums 15.15,<br />

18.45<br />

UCI Luxe Potsdam Center (& 03 31/233 70)<br />

1917 –Der Film 14.00, 17.00, 20.10; Als Hitler<br />

das rosa Kaninchen stahl 13.50, 20.15; Bad Boys<br />

for Life 13.45, 16.45, 20.00; Cats 14.00; Die Eiskönigin<br />

II 13.45, 14.00, 17.00; 3D: Jumanji –The<br />

Next Level 16.50; Jumanji –The Next Level 19.40;<br />

Knives Out –Mord ist Familiensache 16.45, 20.00;<br />

Lindenberg! Mach dein Ding 16.40,19.50;<br />

Das perfekte Geheimnis 20.00; 3D: Star Wars:<br />

Der Aufstieg Skywalkers 16.15, 20.00; Star Wars:<br />

Der Aufstieg Skywalkers 14.20; Vier zauberhafte<br />

Schwestern 14.15,17.40<br />

UMLAND<br />

ALA Falkensee (& 033 22/279 8877) Knives Out<br />

–Mord ist Familiensache 17.00, 20.00; SpioneUndercover:<br />

Eine wilde Verwandlung 14.30<br />

Capitol Königs Wusterhausen (& 033 75/46 97 77)<br />

Der geheime Roman des Monsieur Pick 20.00; Die<br />

schönste Zeit unseres Lebens 17.00<br />

CineStar Wildau (& 04 51/703 02 00) 1917 –<br />

Der Film 14.10, 17.00, 20.20; 3Engel für Charlie<br />

16.50; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 16.50;<br />

Bad Boys forLife14.15, 17.15, 19.45; DieEiskönigin<br />

II 14.20, 17.00; TheGrudge20.30;3D: Jumanji<br />

–The Next Level 20.15; Jumanji –The Next Level<br />

14.00,17.10; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />

17.15, 19.45; Latte Igel und der magische Wasserstein<br />

15.00; Lindenberg! Mach dein Ding 14.00,<br />

17.00, 20.00; Das perfekte Geheimnis 14.10,<br />

20.00; Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung<br />

14.20; 3D: StarWars: Der Aufstieg Skywalkers<br />

17.00, 20.15; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />

14.30, 19.40; Underwater –Es ist erwacht 19.45;<br />

Vier zauberhafte Schwestern 14.15, 17.30<br />

Filmpalast Bernau (& 033 38/70 54 54) Bad<br />

Boys for Life 18.00, 20.30; Die Eiskönigin II 15.45;<br />

Jumanji –The Next Level 15.00; Knives Out –Mord<br />

ist Familiensache 20.30; Motherless Brooklyn<br />

20.30; Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung<br />

15.00; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 17.30;<br />

Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen 17.15<br />

filmpalast Eisenhüttenstadt (& 03364/40 83 10)<br />

Bad Boys for Life 17.30, 19.30; Die Eiskönigin II<br />

17.00;Jumanji –The NextLevel 20.00;Lindenberg!<br />

Mach dein Ding 16.45, 19.45; Star Wars: Der Aufstieg<br />

Skywalkers 19.30; Vier zauberhafte Schwestern<br />

17.15<br />

Linden-Kino Wusterhausen (& 03 39 79/145 93)<br />

Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 17.00, 19.15<br />

Movieland Erkner (& 03362/3668) Bad Boys for<br />

Life 17.30, 20.00; Die Eiskönigin II 15.00; Jumanji<br />

–The Next Level 20.45; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />

18.00;Thomas und seine Freunde: Große<br />

Welt! Große Abenteuer! 16.00<br />

Kammerspiele Kleinmachnow (& 03 32 03/84 75 84)<br />

Latte Igel und der magische Wasserstein 15.00<br />

Scala Kulturpalast Werder (& 033 27/462 31 75)<br />

Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 16.00; Crescendo<br />

#makemusicnotwar 18.15; Systemsprenger<br />

20.15


24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 17 · D ienstag, 21. Januar 2020<br />

·························································································································································································································································································<br />

Netzwerk<br />

NACHRICHTEN<br />

WikiTribune Social hat<br />

schon rund 500000 User<br />

CHAT<br />

„Bloß nicht<br />

Twitter<br />

aufmachen“<br />

Kurze Fragen, schnelle Antworten:<br />

Im Chat kommen Menschen<br />

zu Wort, die sich beruflich in<br />

der digitalen Welt bewegen: TomHillenbrand<br />

studierte Europapolitik<br />

und war Ressortleiter bei Spiegel Online.<br />

Am13. Februar erscheint sein<br />

neuer Roman „Qube“ bei Kiepenheuer<br />

&Witsch. Es geht um digitale<br />

Superintelligenz und wie der<br />

Mensch mit wildgewordener Technik<br />

umgeht.<br />

Womit beginnt morgens Ihr Einstieg<br />

in die digitale Welt?<br />

Financial Times, dann LingoDeer<br />

zum Japanischlernen. Bloß nicht<br />

Twitter aufmachen.<br />

Ein großes Thema zurzeit sind Fake<br />

News.Was ist für Sieeigentlich glaubwürdig<br />

im Netz?<br />

Ich glaube erstmal gar nichts, vor<br />

allem wenn es mich über YouTube<br />

oder Twitter erreicht. Inzwischen<br />

lässt sich alles perfekt fälschen.<br />

Und zum Thema Künstliche Intelligenz:<br />

Werden Mensch und Maschine<br />

friedlich zusammenleben?<br />

Zusammen leben ja, aber vermutlich<br />

eher wie ein völlig entfremdetes<br />

Ehepaar, das einander nicht<br />

über den Wegtraut.<br />

Das Smartphone ist unser ständiger<br />

Begleiter geworden. Auf welches Tool<br />

würden Sieungern verzichten?<br />

„Scannable“, damit lassen sich<br />

Dokumente schnell erfassen und<br />

scannen –seitdem bin ich komplett<br />

frei von Bons, Rechnungsbelegen<br />

und anderen Papierfitzeln.<br />

Soziale Medien bedeuten eigentlich<br />

Geben und Nehmen: Sind Sieeher der<br />

Konsument oder Produzent in den<br />

Netzwerken?<br />

Der Konsum überwiegt, alle Produktionskapazitäten<br />

fließen in<br />

meine Bücher.<br />

Welchen Science-Fiction-Film haben<br />

Sienicht nur einmal gesehen?<br />

David Lynchs „Dune“ dürfte ich<br />

zwanzigmal angeschaut haben.<br />

Lesen SieBücher in der digitalen oder<br />

gedruckten Version?<br />

Sachbücher nur noch digital. Alte<br />

SF oder Fantasy hingegen sehr gerne<br />

als vergilbte Taschenbücher aus dem<br />

Antiquariat.<br />

Es gibt Menschen, die behaupten,<br />

Computer sind nur erfunden worden,<br />

damit gespielt werden kann.<br />

Spielen Sieauch?<br />

Ja, aber nur analog. Brettspiele,<br />

Strategiespiele,Rollenspiele.<br />

Vielen Menschen macht die Zukunft<br />

Angst. Welcher Podcast macht Ihnen<br />

Mut?<br />

„Tech Tonic“, da interviewt die Financial<br />

Times Forscher zu neuen<br />

Technologien. Da merkt man, dass<br />

sich viele verantwortungsbewusste<br />

Menschen mit der Zukunft befassen<br />

und es nicht nur Zuckerbergs gibt.<br />

Fällt es Ihnen schwer, amAbend abzuschalten?<br />

Nö, ist einfach. Handy um neun<br />

aus, dann nur noch lesen. Glauben<br />

Siemir,dakommt man runter.<br />

TomHillenbrand wurde für<br />

seine Romane mit vielen<br />

Preisen ausgezeichnet.<br />

Künstliche Intelligenz (KI) klingt für die einen verheißungsvoll, andere haben Angst davor,sich auf selbstdenkende Maschinen verlassen zu sollen.<br />

Die „Grüne Woche“ holt die Themen<br />

Ernährung und Lebensmittelqualität<br />

wieder stärker in unser<br />

Bewusstsein. Wasauf der Messe<br />

präsentiert wird, muss „draußen“<br />

kontrolliert werden. Zum Beispiel in<br />

Gaststätten und Imbiss-Buden. Dafür<br />

gibt es „Topf Secret“.<br />

Bundesweit wurde seit Anfang<br />

2019 auf Basis von „Topf Secret“<br />

knapp 41 000 Mal der Einblick in<br />

Kontrollergebnisse von Lebensmittelbetrieben<br />

jeglicher Artbei den zuständigen<br />

Behörden beantragt.<br />

Foodwatch sorgt für Transparenz<br />

Diese Zahl nennt die Verbraucherschutzorganisation<br />

Foodwatch, die<br />

die Plattform gemeinsam mit dem<br />

Portal für Informationsfreiheit<br />

Der ewige Zweifel<br />

Viele Menschen fürchten Künstliche Intelligenz. Innovationen haben Menschen schon oft verunsichert<br />

VonAdrian Lobe<br />

Wenn von neuen Technologien<br />

wie Algorithmen,<br />

Robotik oder<br />

Künstlicher Intelligenz<br />

die Rede ist, dann mischen sich<br />

in die Gespräche auch immer diffuse<br />

Ängste. Die KI, so ein Drohszenario,<br />

könnte die Herrschaft übernehmen<br />

und die Menschheit unterjochen.<br />

Doch die Angst vorinnovativer Technik<br />

ist so alt wie die Technik selbst.<br />

Schon bei der Erfindung des Buchdrucks<br />

gab es Befürchtungen wegen<br />

der Fülle an Druckerzeugnissen.<br />

Sorgevor zu vielen Büchern<br />

Der Philosoph Gottfried Wilhelm<br />

Leibniz klagte seinerzeit, dass das<br />

„Bücherwesen wegen der übergroßen<br />

Menge“ nicht zu bewältigen sein<br />

werde. Eine Klage, der sich viele seiner<br />

Zeitgenossen anschlossen.Wenn<br />

jährlich 100, oder gar 100 0neue Bücher<br />

hinzukämen, würden „gute Bücher<br />

durch schlechte wegen der<br />

Neugierigkeit der Menschen ausgestoßen<br />

werden und viel nützliche<br />

Nachrichtungen entweder verloren<br />

gehen und letztlich in dem abscheulichen<br />

Wald der unzählbaren Bücher<br />

wohl nicht mehr werden gefunden<br />

werden können“, schrieb Leibniz.<br />

Dass in Deutschland pro Jahr gut<br />

78 000 Neuerscheinungen auf den<br />

Marktkommen und eineWissensgesellschaft<br />

über Suchmaschinen organisiert<br />

wird, hätte sich der Philosoph<br />

wohl nicht träumen lassen.<br />

Doch die Frage, wer das alles lesen<br />

soll, ist nicht neu, im Gegenteil.<br />

Buchdruck: Die Erfindung<br />

des modernen Buchdrucks<br />

und der Druckerpresse wird<br />

Johannes Gutenberg im 15.<br />

Jahrhundertzugeschrieben.<br />

Kritiker fürchteten, dass die<br />

Leser bei der großen Auswahl<br />

die wirklich guten Bücher<br />

nicht mehr finden werden.<br />

Schon der Stoiker Seneca sorgte sich<br />

im ersten Jahrhundertnach Christus<br />

– der Buchdruck und das Smartphone<br />

waren da noch Jahrhunderte<br />

entfernt –umeine Zerstreuung des<br />

Geistes.„Die Menge der Bücher zerstreut.<br />

Da du also nicht so viel lesen<br />

kannst, als du haben möchtest, so<br />

genügt es,soviel zu haben, als du lesen<br />

kannst.“ Über die Aktualität von<br />

Seneca ließen sich ganze Seminare<br />

bestreiten. Man kann darin auch<br />

eine Kritik an Smartphones und derenablenkender<br />

Wirkung lesen.<br />

Dasist ja das Bemerkenswerte an<br />

den Zitaten vonSeneca und Leibniz:<br />

Dass sich die Sorgen der Menschheit<br />

über die Jahrhunderte nicht verändert<br />

haben –und zwar unabhängig<br />

von ihren Technologien, die ja immer<br />

mit dem Anspruch daherkommen,<br />

bestimmte Probleme zu lösen.<br />

Auch bei der Erfindung des Radios<br />

im 19. Jahrhunderts wurden<br />

Topf Secret<br />

Foodwatch darf Kontrollergebnisse von Lebensmittelbetrieben online stellen<br />

ERFINDER UND DIE KRITIK<br />

Telefon: Erste Apparaturen<br />

wurden um 1860 herum der<br />

Öffentlichkeit vorgestellt. Der<br />

deutsche Lehrer und Erfinder<br />

Johann Philipp Reis präsentierte<br />

sein „Telephon“ in<br />

FrankfurtamMain. Früh gab<br />

es die Angst, vonSpionen<br />

abgehörtzuwerden.<br />

Fotografie: Die Erfindung<br />

löste ebenfalls Sorgen vor<br />

Eingriffen in die Privatsphäre<br />

aus. 1890 postulierten US-<br />

Rechtswissenschaftler „Das<br />

Recht auf Privatheit“, das als<br />

Abwehrrecht gegendie öffentliche<br />

Abbildung entwickelt<br />

wurde.<br />

Sorgen geäußert, das Medium werde<br />

die jungen Leute ablenken und ihre<br />

Konzentrationsfähigkeit mindern.<br />

Nachdem 1979 der erste Walkman<br />

vonSony verkauft wurde,lamentierten<br />

Kulturkritiker, das Gerät isoliere<br />

die Menschen und mache sie zu Autisten.<br />

Auch dem Telefon schlug im 19.<br />

Jahrhundert viel Skepsis entgegen.<br />

So berichtete der New Yorker darüber,<br />

dass Menschen bei Gewittern<br />

einen Bogen um Telefonapparate<br />

machten, weil sie Angst hatten, dass<br />

der Blitz darin einschlagen könnte.<br />

Und natürlich gab es schon damals<br />

Bedenken, die Telefone könnten zu<br />

Spionagezwecken missbraucht werden.<br />

DieErfindung der Fotografie löste<br />

im 19. Jahrhundert ebenfalls Sorgen<br />

vor Eingriffen in die Privatsphäre<br />

aus.1890 postulierten die Rechtswissenschaftler<br />

Samuel D. Warren und<br />

trollierte Betrieb beanstandet, größtenteils<br />

wegen Hygienemängeln.<br />

Jüngste niedrigere Zahlen seien<br />

Folge veränderter Erfassungsmethoden,<br />

heißt es bei Foodwatch.<br />

Der Verein fühlt sich bestätigt<br />

durch einen Beschluss des Verwaltungsgerichtshofs<br />

(VGH) Baden-<br />

Württemberg. Sprecher Sarmadi findet:<br />

„Die Richter zerpflücken darin<br />

in aller Deutlichkeit die Argumente,<br />

welche die Gastro-Lobby gegen<br />

„Topf Secret“ ins Feld führt.“<br />

Testssind Momentaufnahmen<br />

DerVGH in Mannheim hatte als erstes<br />

Obergericht zugunsten der Verbraucher<br />

entschieden. Demnach<br />

können sie Auskunft über lebensmittelrechtliche<br />

Kontrollen in Be-<br />

GETTY IMAGES/TAMPATRA<br />

Louis D. Brandeis in der HarvardLaw<br />

Review „Das Recht auf Privatheit“,<br />

das explizit auf die Fotografie Bezug<br />

nimmt und als Abwehrrecht gegen<br />

die öffentliche Abbildung entwickelt<br />

wurde. Die Autoren schreiben: „Fotografische<br />

Momentaufnahmen und<br />

das <strong>Zeitung</strong>sgeschäft sind in die heilige<br />

Umgebung des privaten und<br />

häuslichen Lebens eingedrungen.“<br />

Und durch viele mechanische Geräte<br />

droht es Wirklichkeit zu werden,<br />

dass,„was auf der Toilette geflüstert<br />

wurde, vom Dachfirst aus proklamiertwerden<br />

wird“. Vordem Hintergrund<br />

der allgegenwärtigen Smartphone-Fotografie<br />

erscheint der Aufsatz<br />

in ganz neuem Licht.<br />

Präsident fürchtet Stromschläge<br />

Dertechnische Fortschritt wurde zuweilen<br />

auch durch irrationale Technikskepsis<br />

blockiert. So ließ US-Präsident<br />

Benjamin Harrison, der von<br />

1889 bis 1893 das Land regierte, das<br />

Licht im Weißen Haus ausknipsen,<br />

weil er Angst vor Stromschlägen<br />

hatte.<br />

In der historischen Rückschau<br />

zeigt sich, dass sich nicht alle Befürchtungen<br />

im Hinblick auf die<br />

Technik bestätigt haben, die technologischen<br />

Entwicklungen aber neue<br />

Probleme wie die Verletzlichkeit der<br />

Privatsphäre geschaffen haben, auf<br />

die Technik nur bedingt antworten<br />

kann. Angesichts der zunehmenden<br />

Überwachung und Cybergefahren,<br />

die mit der Verbreitung internetfähiger<br />

Geräte einhergehen, kann eine<br />

gesunde Technikskepsis auf keinne<br />

Fall schaden.<br />

„FragDenStaat“ betreibt. Auf ein Ergebnis<br />

müssen die Interessierten<br />

dann jedoch schon mal mehrere<br />

Monate warten.<br />

„Topf Secret“ steht gerade nicht<br />

für Geheimniskrämerei um das, was<br />

in Restaurants in den Topf kommt.<br />

„Es geht dabei um Transparenz bei<br />

Hygiene nicht nur in Restaurants,<br />

sondern auch in Hofläden, Bäckereien,<br />

Metzgereien, Supermärkten –<br />

kurz inallen Betrieben, die mit Lebensmitteln<br />

handeln“, erläutert DarioSarmadi<br />

vonFoodwatch.<br />

Bisher machen nach Darstellung<br />

von Foodwatch die Kontrollbehörden<br />

in Deutschland nur in Ausnahmefällen<br />

öffentlich, wie es um die<br />

Sauberkeit in Betrieben bestellt ist.<br />

Seit Jahren werde jeder vierte kontrieben<br />

verlangen und von den zuständigen<br />

Stellen die Berichte zugeschickt<br />

bekommen. DemDeutschen<br />

Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga)<br />

stößt der Richterspruch sauer<br />

auf. „Wir befürchten, dass Betriebe<br />

auf ewig gebrandmarkt im Internet<br />

am Pranger stehen“, sagt Hauptgeschäftsführerin<br />

Ingrid Hartges. „Beurteilungen<br />

sind immer nur Momentaufnahmen.“<br />

Aus Sicht des Verbraucherzentrale<br />

Bundesverbandes hingegen ist<br />

die VGH-Entscheidung ein Zeichen<br />

dafür, dass eine Internetveröffentlichung<br />

dem Zweck des Verbraucherinformationsgesetzes<br />

entspricht,<br />

den Markt transparenter zu machen<br />

und den Verbraucherschutz zu stärken.<br />

K. Kronsbein mit dpa<br />

Dasneue Online-NetzwerkdesWikipedia-Gründers<br />

Jimmy Wales hat in<br />

weniger als drei Monaten fast eine<br />

halbe Million Nutzer gewonnen. Es<br />

sei „in seiner heutigen Form eher ein<br />

direkter Konkurrent für Twitter als<br />

für Facebook“, sagte Wales auf der<br />

Innovationskonferenz DLD in München.<br />

Mitdem NetzwerkWT.Social<br />

(WikiTribune Social)wolle er eine<br />

werbefreie Alternativezum aufAnzeigen<br />

basierenden Geschäftsmodell<br />

der heutigen Platzhirsche wie<br />

Facebook bieten, sagte Wales. (dpa)<br />

Lufthansa-Organisation ab<br />

jetzt in der Google-Wolke<br />

DieLufthansa Group hat Google<br />

Cloud als einen strategischen Partner<br />

für die Optimierung ihrer operativen<br />

Performance ausgewählt. Das<br />

Luftfahrtunternehmen wirdseine<br />

Systeme und Datenquellen in einer<br />

einheitlichen Plattformzusammenfassen<br />

und dazu die Machine-Learning-Lösungen<br />

vonGoogle Cloud<br />

nutzen. Dieneue Betriebsplattform<br />

berücksichtigt die für einen stabilen<br />

Betrieb zentralen Faktoren wie Flugzeugwechsel<br />

und Wartung sowie<br />

Einsatzplanung der Besatzungen,<br />

und optimiertderen Zusammenspiel.<br />

DiePlattformwirdEmpfehlungen<br />

für die Verbesserungen bei der<br />

Fluggastpünktlichkeit bereitstellen<br />

sowie für die Einhaltung vonFlugplänen<br />

-auch bei wetterbedingten<br />

Störungen oder Verzögerung. (dpa)<br />

Snapchat-Gründer Spiegel<br />

nutzt gernTikTok<br />

Snapchat-Gründer Evan Spiegel auf der<br />

Innovationskonferenz DLD,München. DPA<br />

Snapchat-Gründer Evan Spiegel<br />

zeigt Herz für die Konkurrenz: Er verbringt<br />

gernZeit bei TikTok und ist<br />

nicht sauer,dass Facebook seine<br />

Ideen kopierthat. „Ich liebe TikTok“,<br />

bekannte Spiegel bei einem Auftritt<br />

auf der Innovationskonferenz DLD<br />

in München. Zudem schloss er auf<br />

Nachfrage nicht aus,dass die zum<br />

chinesischen Bytedance gehörende<br />

Videoplattformmit der Zeit größer<br />

werden könnte als Facebooks Instagram.<br />

Instagram und andereFacebook-Dienste<br />

kopieren Snapchat oft.<br />

Aufdie Frage,obihm das zusetze,<br />

antwortete Spiegel: „Ärgernwürden<br />

wir uns,wenn wir nicht noch mehr<br />

Ideen hätten.“ Vielmehr helfe das<br />

Kopieren, die Idee bei den Nutzern<br />

noch populärer zu machen. (dpa)<br />

US-Firma sammelte drei<br />

Milliarden Personenbilder<br />

Eine obskureUS-Firma hat laut eines<br />

Berichtes der „New York Times“<br />

rund drei Milliarden Bilder vonMenschen<br />

aus dem Internet zusammengestellt,<br />

um eine umfassende Datenbank<br />

zur Gesichtserkennung zu entwickeln.<br />

Im vergangenen Jahr sei der<br />

Zugang dazu mehr als 600 Behörden<br />

als Service angeboten worden, so die<br />

<strong>Zeitung</strong> unter Berufung auf das Unternehmen<br />

namens Clearview.Angaben<br />

dazu, welche Behörden das<br />

waren, macht Clearview nicht. Für<br />

die Datenbank seien öffentlich zugängliche<br />

Bilder bei Plattformen wie<br />

Facebook und YouTubeoderdem<br />

US-Bezahlservice Venmo eingesaugt<br />

worden, hieß es.Eine Sammlung in<br />

dieser Dimension übertrifft alle bisher<br />

bekanntgewordenen Datenbanken<br />

zur Gesichtserkennung. (dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 17 · D ienstag, 21. Januar 2020 25<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

TV-Programm<br />

ARD<br />

5.30 (für HG) ARD-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />

Tagesschau 9.05 (für HG) Livenach Neun 9.55<br />

(für HG) Sturmder Liebe 10.45 (für HG) Meister<br />

des Alltags 11.15 (für HG) Werweiß denn<br />

sowas? 12.00 (für HG) Tagesschau 12.15 (für<br />

HG) ARD-Buffet 13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin<br />

14.00 (für HG) Tagesschau 14.10 (für HG)<br />

Rote Rosen 15.00 (für HG) Tagesschau 15.10<br />

(für HG) Sturmder Liebe 16.00 (für HG)<br />

Tagesschau 16.10 (für HG) Verrückt nach Meer<br />

17.00 (für HG) Tagesschau 17.15 (für HG)<br />

Brisant 18.00 (für HG) Werweiß denn sowas?<br />

18.50 (für HG) Familie Dr.Kleist 19.45 (für HG)<br />

Wissen voracht –Natur 19.50 (für HG) Wetter<br />

19.55 (für HG) Börse 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Um Himmels Willen<br />

Familienserie. Nervensäge. Im Kloster<br />

freuen sich alle, dass Schwester Claudia<br />

wieder zurückgekehrtist, doch<br />

irgendetwas scheint mit ihr nicht zu<br />

stimmen.<br />

21.00 (für HG) In aller Freundschaft<br />

Arztserie. Schützenbrüder<br />

21.45 (für HG) Fakt<br />

22.15 (für HG) Tagesthemen<br />

22.45 (für HG) 3nach9 –Best of<br />

0.45 (für HG) Nachtmagazin<br />

1.05 (für HG) Um Himmels Willen<br />

RTL<br />

6.00 Guten Morgen Deutschland 8.30 (für HG)<br />

Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap 9.00<br />

Unter uns. Daily Soap 9.30 (für HG) Alles was<br />

zählt. Daily Soap 10.00 Der Blaulicht Report<br />

11.00 Der Blaulicht Report 12.00 Punkt 12 –<br />

Das RTL-Mittagsjournal 14.00 Die Superhändler<br />

–4Räume, 1Deal. Trödelshow 15.00 Die<br />

Superhändler –4Räume, 1Deal. Trödelshow<br />

16.00 Mensch Papa! Väter allein zu Haus 17.00<br />

Herz über Kopf. Telenovela 17.30 Unter uns. Daily<br />

Soap 18.00 Explosiv –Das Magazin 18.30<br />

Exclusiv –Das Starmagazin 18.45 RTL Aktuell<br />

19.03 RTL Aktuell –Das Wetter 19.05 (für HG)<br />

Alles was zählt. Daily Soap 19.40 (für HG) Gute<br />

Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap<br />

20.15 Deutschland sucht den Superstar<br />

Castingshow. Der DSDS-Kids Sieger<br />

2012, Marco Kappel, tritt erneut vor<br />

Dieter Bohlen an. Der riet ihm damals,<br />

immer weiterzumachen mit der Musik. Ob<br />

Marco erneut überzeugen kann?<br />

22.15 (für HG) Ich bin ein Star –Holt mich<br />

hier raus!<br />

0.00 RTL Nachtjournal<br />

0.27 RTL Nachtjournal –Das Wetter<br />

0.30 Ich bin ein Star –Holt mich hier raus!<br />

2.05 Deutschland sucht den Superstar<br />

3.55 Exclusiv –Das Starmagazin<br />

MDR<br />

15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt 16.00 (für HG)<br />

MDR um 4 17.45 (für HG) Aktuell 18.05 (für<br />

HG) Wetter für 3 18.10 (für HG) Brisant 18.54<br />

(für HG) Unser Sandmännchen 19.00 Regionales<br />

19.30 (für HG) Aktuell 19.50 (für HG) Einfach<br />

genial 20.15 (für HG) Umschau 21.00 (für HG)<br />

Der weite Wegzum Meer –Schiffbau in Roßlau<br />

21.45 (für HG) Aktuell 22.05 (für HG) 1990 –<br />

Zwischen Ende und Anfang 22.48 Aktuell 22.50<br />

(für HG) Polizeiruf 110: Barry schwieg.Krimireihe,<br />

DDR 1979 0.05 (für HG) Klemperer –Ein Leben<br />

in Deutschland 1.38 Aktuell<br />

Bayern<br />

14.45 (für HG) Gefragt –Gejagt 15.30<br />

Schnittgut. Alles aus dem Garten 16.00 (für HG)<br />

Rundschau 16.15 (für HG) WirinBayern 17.30<br />

Regionales 18.00 (für HG) Abendschau 18.30<br />

(für HG) Rundschau 19.00 (für HG) Gesundheit!<br />

19.30 (für HG) Dahoam is Dahoam 20.00 (für<br />

HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Tatort: Falsch<br />

verpackt. Krimireihe, D2011 21.45 (für HG)<br />

Rundschau Magazin 22.00 (für HG) Capriccio<br />

22.30 Traumhäuser 23.15 nachtlinie 23.45<br />

klassik shorts 23.50 Mariss Jansons und Daniel<br />

Barenboim 0.35 Rundschau Nacht<br />

Vox<br />

5.20 CSI: NY 6.00 Bones –Die Knochenjägerin<br />

6.55 CSI: Den Täternauf der Spur 8.45 Verklag<br />

mich doch! 10.50 VoxNachrichten 10.55 Mein<br />

Kind, dein Kind –Wie erziehst du denn? 11.55<br />

Shopping Queen 12.55 Zwischen Tüll und Tränen<br />

14.00 Mein Kind, dein Kind –Wie erziehst du<br />

denn? 15.00 Shopping Queen 16.00 Salonfähig<br />

–Wer macht schöner? 17.00 Zwischen Tüll und<br />

Tränen 18.00 First Dates –Ein Tisch für zwei<br />

19.00 Das perfekte Dinner 20.00 Prominent!<br />

20.15 Hot oder Schrott –Die Allestester 0.15<br />

VoxNachrichten<br />

Super RTL<br />

10.35 Sammy 11.05 Die Dschungelhelden<br />

11.30 Grizzy &die Lemminge 11.55 Go Wild!<br />

12.15 Trolls 12.45 Friends 13.10 Sally<br />

Bollywood 13.40 Angelo! 14.05 Die Tomund<br />

JerryShow 14.30 Zak Storm 14.55 Dragons<br />

15.20 Scooby-Doo! 15.45 Alvinnn!!! und die<br />

Chipmunks 16.15 Grizzy &die Lemminge 16.40<br />

Dennis &Fletscher 17.10 Mighty Mops 17.40<br />

Zak Storm 18.05 Die Tomund JerryShow 18.40<br />

Woozle Goozle 19.10 Alvinnn!!! und die<br />

Chipmunks 19.30 Angelo! 20.15 Snapped<br />

–Wenn Frauen töten 0.00 Böse Mädchen<br />

Sport1<br />

5.35 SportClips 6.00 Teleshopping 15.30<br />

Normal 16.00 Cajun Pawn Stars –Pfandhaus<br />

Louisiana 16.30 StorageWars –Die Geschäftemacher.Doku-Soap.<br />

Guter Riecher /Selbstläufer<br />

17.30 StorageWars –Geschäfte in NewYork<br />

18.30 Sport1 News 19.00 Magenta Sport: Arena<br />

20.00 StorageWars –Die Geschäftemacher.<br />

Doku-Soap 20.15 StorageWars –Geschäfte in<br />

Texas 22.15 Goooal! –Das internationale<br />

Fußball Magazin 22.45 Scooore! 23.30 Sport1<br />

News 0.00 SportClips 0.45 Teleshopping Nacht<br />

ZDF<br />

5.30 (für HG) ARD-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />

heute Xpress 9.05 (für HG) Volle Kanne –Service<br />

täglich 10.30 (für HG) Notruf Hafenkante 11.15<br />

(für HG) SokoWismar.Wunderkind 12.00 heute<br />

12.10 drehscheibe 13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin<br />

14.00 heute –inDeutschland 14.15<br />

Die Küchenschlacht 15.00 (für HG) heute Xpress<br />

15.05 (für HG) Bares für Rares 16.00 (für HG)<br />

heute –inEuropa 16.10 (für HG) Die Rosenheim-Cops.<br />

Der Todkam auf Kufen 17.00 (für<br />

HG) heute 17.10 (für HG) hallo deutschland<br />

17.45 (für HG) Leute heute 18.00 (für HG) Soko<br />

Köln. Schwarzes Schaf 19.00 (für HG) heute<br />

19.20 (für HG) Wetter 19.25 (für HG) Die<br />

Rosenheim-Cops. Krimiserie. Beichte eines Toten<br />

20.15 (für HG) ZDFzeit<br />

Nelson Müllers Lebensmittelreport–Wie<br />

gut sind Kartoffeln, Avocado und Gemüse<br />

aus der Dose? Nelson Müller deckt in<br />

seinem Lebensmittelreportsomanch<br />

unschöne Wahrheit über Gemüse auf.<br />

21.00 (für HG) Frontal 21<br />

21.45 (für HG) heute journal<br />

22.15 (für HG) 37º: Nur Haut und Knochen<br />

22.45 (für HG) Markus Lanz<br />

0.00 heute+<br />

0.15 (für HG) Barry Seal –Drogen für<br />

Amerika Actionkomödie, USA 2017<br />

Sat.1<br />

5.30 Sat.1-Frühstücksfernsehen 10.00 Im<br />

Namen der Gerechtigkeit –Wir kämpfenfür Sie!<br />

11.00 Im Namen der Gerechtigkeit –Wir<br />

kämpfen für Sie! 12.00 Anwälte im Einsatz<br />

13.00 Anwälte im Einsatz 14.00 AufStreife<br />

15.00 AufStreife –Die Spezialisten 16.00 Klinik<br />

am Südring 17.00 Klinik am Südring –Die<br />

Familienhelfer 17.30 Klinik am Südring /oder<br />

Sat.1 Regional-Magazine 18.00 AufStreife –Die<br />

Spezialisten. Als eine alleinerziehende Mutter<br />

Besuch vonihrer Schwester bekommt,<br />

überschlagen sich die Ereignisse. Nicht nur die<br />

Schwester verletzt sich schwer,sondernder<br />

jugendliche Sohnbekommt Fieber. 19.00 Genial<br />

daneben –das Quiz 19.55 Sat.1 Nachrichten<br />

20.15 (für HG) Navy CIS Krimiserie. Toddurch<br />

Gartenzwerg.Zivas problematische<br />

Rückkehr trübt die Stimmung im Team<br />

und niemand weiß, mit der Situation<br />

umzugehen. Doch viel Zeit zum Grübeln<br />

bleibt nicht, denn ein neuer Fall steht an.<br />

21.15 Navy CIS: L.A.<br />

Krimiserie.Der letzte Versuch<br />

22.15 Hawaii Five-0<br />

Krimiserie.Bewährungsprobe<br />

23.10 SpiegelTV–Reportage<br />

0.15 Dinner Party –Der Late-Night-Talk<br />

1.15 So gesehen<br />

WDR<br />

12.45 (für HG) Aktuell 13.05 (für HG) Elefant,<br />

Tiger&Co. 13.55 (für HG) Hogräfer packt’san<br />

14.25 (für HG) Um Himmels Willen 16.00 (für<br />

HG) Aktuell 16.15 Hier und heute 18.00 (für HG)<br />

Aktuell /Lokalzeit 18.15 (für HG) Servicezeit<br />

18.45 (für HG) Aktuelle Stunde 19.30<br />

Regionales 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />

(für HG) Abenteuer Erde 21.00 (für HG) Quarks<br />

21.45 (für HG) Aktuell 22.10 (für HG) Über die<br />

Grenze –Alles auf eine Karte. Krimireihe, D2017<br />

23.35 (für HG) Border Run –Tödliche Grenze.<br />

Drama, USA 2012 1.05 (für HG) Quarks<br />

NDR<br />

13.10 (für HG) In aller Freundschaft –Die jungen<br />

Ärzte 14.00 (für HG) NDR Info 14.15 (für HG)<br />

die nordstory 15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt<br />

16.00 (für HG) NDR Info 16.20 (für HG) Mein<br />

Nachmittag 17.10 (für HG) Leopard, Seebär &<br />

Co. 18.00 Regionales 18.15 (für HG) NaturNah<br />

18.45 (für HG) DAS! 19.30 Regionales 20.00<br />

(für HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Visite 21.15<br />

(für HG) Panorama 3 21.45 (für HG) NDR Info<br />

22.00 (für HG) Tatort: Nachtsicht. Krimireihe, D<br />

2017 23.30 (für HG) Weltbilder 0.00 Familienleben<br />

1.35 (für HG) Rügen ... mit Judith Rakers<br />

Kabel eins<br />

7.40 (für HG) Navy CIS: L.A. 8.35 Navy CIS 9.30<br />

Blue Bloods 11.10 Numb3rs 12.05 (für HG)<br />

Castle 13.00 (für HG) Castle 14.00 (für HG) The<br />

Mentalist 14.55 (für HG) Navy CIS: L.A. 15.50<br />

kabel eins news 16.00 Navy CIS 16.55 Abenteuer<br />

Leben täglich 17.55 Mein Lokal, Dein Lokal –<br />

Der Profi kommt 18.55 Achtung Kontrolle! Wir<br />

kümmernuns drum 20.15 (für HG) Die<br />

Wutprobe. Komödie, USA 2003 22.25 (für HG)<br />

Cool &Fool –Mein Partner mit der großen<br />

Schnauze. Actionkomödie, USA 2005 0.10 (für<br />

HG) ScaryMovie 4. Horrorkomödie, USA 2006<br />

RTLZWEI<br />

5.20 PrivatdetektiveimEinsatz 6.00 PrivatdetektiveimEinsatz<br />

7.00 Die Straßencops –Jugend<br />

im Visier 8.00 Frauentausch 10.00 Frauentausch<br />

12.00 Frauentausch 14.00 Die Reimanns–Ein<br />

außergewöhnliches Leben 16.00 Hartz und<br />

herzlich –Tag für TagBenz-Baracken 18.05 Köln<br />

50667 19.05 Berlin –Tag &Nacht 20.15 Hartz<br />

und herzlich 22.15 Armes Deutschland –Deine<br />

Kinder 0.15 Autopsie –Mysteriöse Todesfälle<br />

1.05 Autopsie –Mysteriöse Todesfälle 1.50<br />

Autopsie –Mysteriöse Todesfälle 2.40 Autopsie<br />

–Mysteriöse Todesfälle<br />

Eurosport 1<br />

5.00 Tennis. Australian Open. Tag2,live 9.00<br />

Matchball Becker 9.15 Tennis. Australian Open.<br />

Tag2,live 14.30 Matchball Becker 15.00<br />

Tennis. Insider 15.30 Tennis 16.30 Springreiten<br />

17.30 Olympische Jugendspiele 2020. Highlights<br />

vomTage 18.05 Handball: EM 2020. Hauptrunde:<br />

Norwegen –Island, live 20.05 Nachrichten<br />

20.10 Handball: EM 2020. Hauptrunde: Ungarn<br />

–Schweden, live 22.15 Motorsport 23.15<br />

Nachrichten 23.25 Spirit of Yachting 23.55<br />

Tennis 0.25 Game, Schett &Mats<br />

TV-Tipps<br />

ARTE, 20.15 UHR DOKUMENTARFILM<br />

1944: Bomben auf Auschwitz?<br />

ImApril 1944 entkamen zwei Gefangene wie durch ein Wunder dem Konzentrations-<br />

und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau und berichteten<br />

der Welt erstmals aus erster Hand von der schrecklichen Wahrheit. Rudolf<br />

Vrba (in Spielszenen: David Moorst, l.) und Alfred Wetzler (Michael Fox)<br />

hatten durch ihre Funktionen detailliertes Wissen über die Mechanismender<br />

Massenvernichtung. Wassie dem slowakischen Judenrat aus dem deutschen<br />

Vernichtungslager berichteten,floss in einen detaillierten Report, der das<br />

Ausmaß der vonden Nazisbetriebenen „Endlösung“ verdeutlichte,später<br />

bekannt geworden als die „Auschwitz-Protokolle“.Zwischen den Alliierten<br />

entbrannte daraufhin eine heftige Debatte,wie sieden Massenmordin<br />

Auschwitz verhindernkönnten.<br />

(D/2019)<br />

Foto: ZDF<br />

Anzeige<br />

©MonikaRittershaus<br />

NORMALVARIANTE –MITTEL -mittel<br />

7 8 2<br />

9 4 1<br />

6<br />

3 5 4 8<br />

2 5<br />

9 1 4<br />

5 9 3<br />

8 2 6<br />

3<br />

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MitDIAGONALEN-schwer<br />

MIT –SCHWER<br />

9 5<br />

6 8<br />

4 2<br />

1 6 4<br />

SUDOKU<br />

4 2<br />

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HarryKupfer<br />

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Konzert im<br />

Gedenken an<br />

Harry Kupfer<br />

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XX. 2020<br />

mittel MITTEL<br />

4 1 7 5 6 9 2 3 8<br />

2 8 3 7 4 1 9 5 6<br />

9 6 5 8 3 2 4 1 7<br />

7 3 9 1 5 4 8 6 2<br />

1 5 8 9 2 6 3 7 4<br />

6 4 2 3 7 8 1 9 5<br />

8 2 1 6 9 5 7 4 3<br />

5 7 4 2 1 3 6 8 9<br />

3 9 6 4 8 7 5 2 1<br />

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VOM XX. 1. 2020<br />

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SCHWER<br />

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2 3 7 6 8 5 1 4 9<br />

9 6 4 7 3 1 2 5 8<br />

6 1 9 2 4 7 5 8 3<br />

3 4 2 9 5 8 7 6 1<br />

7 8 5 3 1 6 4 9 2<br />

4 7 8 1 6 3 9 2 5<br />

5 9 3 8 7 2 6 1 4<br />

1 2 6 5 9 4 8 3 7<br />

RBB<br />

5.30 (für HG) Panda, Gorilla &Co. 6.20 zibb<br />

7.20 (für HG) Brisant 8.00 (für HG) Brandenburg<br />

aktuell 8.30 (für HG) Abendschau 9.00 (für HG)<br />

In aller Freundschaft 10.30 (für HG) Rote Rosen<br />

11.20 (für HG) Sturmder Liebe 12.10 (für HG)<br />

Hauptstadtrevier 13.00 rbb24 13.10 (für HG)<br />

Verrückt nach Meer 14.00 (für HG) Tiere bis<br />

unters Dach. Zorros Rückkehr 14.30 (für HG)<br />

Manfred Stolpe: „Der Mensch im Mittelpunkt“<br />

15.00 Gedenkfeierfür Manfred Stolpe 16.30<br />

Heimatjournal 17.00 (für HG) rbb24 17.05 (für<br />

HG) Panda, Gorilla &Co. 17.55 (für HG) Unser<br />

Sandmännchen 18.02 rbb UM6 18.27 zibb<br />

19.30 (für HG) Abendschau /Brandenburg<br />

aktuell 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Geheimnisvolle Orte<br />

Das Gefängnis Moabit. Mitten in Berlin<br />

hinter dicken Mauernund meterhohem<br />

Stacheldraht befindet sich einesder<br />

ältestenUntersuchungsgefängnisse<br />

Deutschlands –die JVAMoabit.<br />

21.00 (für HG) GSG9 –Terror im Visier<br />

21.45 (für HG) rbb24<br />

22.00 (für HG) Nuhr im Ersten<br />

22.45 Die Florian Schroeder Satireshow<br />

23.30 (für HG) Abendshow<br />

0.15 (für HG) rbb queer 4you<br />

1.00 (für HG) Abendschau<br />

ProSieben<br />

5.00 Mom 5.40 The Middle 6.20 (für HG) Two<br />

and aHalf Men 7.40 (für HG) The Big Bang<br />

Theory 8.55 (für HG) HowIMet Your Mother<br />

10.45 Mike&Molly 11.10 Fresh Off the Boat<br />

11.40 Last Man Standing 12.10 2BrokeGirls<br />

12.35 Mom 13.25 (für HG) Twoand aHalf Men.<br />

Sitcom 14.45 The Middle. Comedyserie. Die<br />

Bessere gewinnt 15.10 The Middle. Comedyserie.<br />

Der faule Zauber 15.40 (für HG) The Big<br />

Bang Theory. Sitcom. Die Imitations-Irritation /<br />

Die Ablehnungs-Attraktion /Die Vollzugs-Verweigerung<br />

17.00 taff 18.00 Newstime 18.10 (für<br />

HG) Die Simpsons. Zeichentrickserie.Aufder<br />

Flucht /Der Tortenmann schlägt zurück 19.05<br />

Galileo. Magazin<br />

20.15 Galileo Big Pictures: Geheimnisvoll –<br />

30 Bilder,die uns rätseln lassen!<br />

Rankingshow. AimanAbdallah erzählt<br />

unter anderendie Geschichte des<br />

„Highwayoftears“ in Kanada. Wasist<br />

sein Geheimnis?<br />

22.15 Galileo Big Pictures: Magic –<br />

30 Bilder,bei denen wir uns die Augen<br />

reiben<br />

Rankingshow<br />

0.05 Galileo Big Pictures: Geheimnisvoll –<br />

30 Bilder,die uns rätseln lassen!<br />

Rankingshow<br />

Arte<br />

10.55 (für HG) Die WinzlingeinfreierWildbahn<br />

11.45 Medizin in fernen Ländern 12.15 Re:<br />

12.50 Arte Journal 13.00 Stadt Land Kunst<br />

13.45 Chicago. Musikfilm, USA/D 2002 15.40<br />

Medizin in fernen Ländern 16.05 Big Pacific<br />

16.50 Xenius 17.20 Medizin in fernen Ländern<br />

17.50 (für HG) Wüste Wurzeln, starkeStämme<br />

19.20 Arte Journal 19.40 Re: 20.15 1944:<br />

Bomben auf Auschwitz? Dokumentarfilm, D<br />

2019 21.50 (für HG) Medizinversuche in<br />

Auschwitz 22.40 Die Kinder vonMarkt Indersdorf<br />

23.35 Papier-Brigade 0.40 Arte Reportage<br />

3Sat<br />

11.40 (für HG) Richard Löwenherz –Gefangen in<br />

Niederösterreich 12.10 (für HG) Das Geheimnis<br />

des toten Vaters 13.00 (für HG) ZIB 13.15<br />

Bahnhöfe dieser Welt –Nächster Halt Zukunft<br />

13.25 Der Äquator –Breitengrad der Extreme<br />

(1-5/5) 17.00 Kairo –Kapstadt 18.30 nano<br />

19.00 (für HG) heute 19.20 Kulturzeit 20.00 (für<br />

HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Die 7. Stunde.<br />

Kriminalfilm, D2015 21.45 kinokino 22.00 (für<br />

HG) ZIB 2 22.25 (für HG) Streif –One Hell of a<br />

Ride. Dokumentarfilm, A2014 0.20 Der Tod–<br />

das letzte Tabu 0.45 10 vor10<br />

Phoenix<br />

11.30 Unsere Welt in Zukunft 11.00 Handelskriege<br />

11.15 Unsere Welt in Zukunft 11.30<br />

phoenix vorort 12.45 Virtual Reality –Schöne<br />

neue Welt? 13.45 Kampf um Kuba 14.00<br />

phoenix vorort 14.45 Der USA-Iran Konflikt<br />

15.15 Pulverfass Libyen 16.00 (für HG)<br />

Klimawandel –Die Fakten mit Harald Lesch<br />

16.45 Klimafluch &Klimaflucht 17.30 phoenix<br />

der tag 18.00 Eröffnungspläoyers im Impeachement-Verfahren<br />

gegenDonald Trump 21.45 (für<br />

HG) heute journal 22.15 Phoenix Runde 23.00<br />

phoenix der tag 0.00 Phoenix Runde<br />

Kika<br />

13.20 Mirette ermittelt 13.40 (für HG) Die<br />

Pfefferkörner 14.10 (für HG) Schloss Einstein –<br />

Erfurt 15.00 Trio –Cybergold 15.50 Max &<br />

Maestro 16.00 Die Abenteuerdes jungenMarco<br />

Polo 16.50 Peter Pan 17.35 (für HG) Der kleine<br />

Prinz 18.00 Shaun das Schaf 18.15 (für HG)<br />

Ritter Rost 18.40 Wolkenkinder 18.47<br />

Baumhaus 18.50 Unser Sandmännchen 19.00<br />

(für HG) Wickie und die starken Männer 19.25<br />

(für HG) Pur+ 19.50 (für HG) logo! 20.00 (für<br />

HG) Kika Live 20.10 Die Jungs-WG –Abenteuer<br />

Amsterdam 20.35 Die Mädchen-WG<br />

Dmax<br />

6.00 Die Schatzsucher 6.50 Infomercial 8.50<br />

Hardcore Pawn 9.20 Auction Hunters 9.50<br />

Infomercial 10.15 House Hunters 10.45 Die<br />

Abräumer 11.15 Border Control 12.15 Steel<br />

Buddies 13.15 Railroad Alaska 14.15 Die<br />

Schatzsucher 16.15 Die Zwangsvollstrecker<br />

17.15 SteelBuddies 18.15 Asphalt-Cowboys<br />

19.15 A2 –Abenteuer Autobahn 20.15 Steel<br />

Buddies 21.15 Cash für Chrom 22.15 112:<br />

Feuerwehr im Einsatz 23.10 DMAX News 23.15<br />

Outback Inferno 0.10 DMAX News<br />

Tagesschau 24<br />

5.00 Tagesschau 5.02 Hessenschau 5.30<br />

ARD-Morgenmagazin 9.00 Tagesschau-Nachrich<br />

ten 9.15 Bizeps, Trizeps, graue Zellen–wie<br />

Muskeln uns schlau und gesund machen 10.00<br />

Tagesschau-Nachrichten 10.15 Super.Markt<br />

11.00 Tagesschau-Nachrichten 13.00<br />

ZDF-Mittagsmagazin 14.00 Tagesschau-Nachrichten<br />

19.15 Die Grünen und die Macht 20.00<br />

Tagesschau 20.15 Aristoteles Onassis 21.00<br />

Tagesschau 21.02 Helfende Hunde 21.32<br />

Kleiner Wohnen! –Neuanfang in der Rente<br />

22.00 Marktcheck 22.45 Tagesschau vor20<br />

Jahren 23.00 Tagesthemen 23.30 Fakt 0.00<br />

Umschau 0.45 Shift 1.00 Nachtmagazin<br />

ONE<br />

6.50 Brisant 7.30 Liebe am Fjord –Das Ende<br />

der Eiszeit. Liebesmelodram,D2011 9.00<br />

Brisant 9.40 Bezaubernde Jeannie 10.05<br />

Bezaubernde Jeannie 10.30 Lindenstraße 11.00<br />

Familie Dr.Kleist 11.50 Sturmder Liebe 12.35<br />

Sturmder Liebe 13.25 Um Himmels Willen<br />

14.15 Mein Nachbar,sein Dackel &ich.<br />

Komödie, D2009 15.40 Familie Dr.Kleist<br />

16.30 Bezaubernde Jeannie 16.55 Bezaubernd<br />

Jeannie 17.20 Lindenstraße 17.50 Hartaber<br />

herzlich 18.40 Sturmder Liebe 19.25 Sturmde<br />

Liebe 20.15 Doctor Who Classics 21.05 Doctor<br />

Who 22.15 Doctor Who 23.05 My Mad FatDiar<br />

23.55 Doctor Who Classics 0.45 Doctor Who<br />

ZDF NEO<br />

5.05 (für HG) TerraXpress 5.35 (für HG) TerraX:<br />

Spione im Tierreich 8.05 Topfgeldjäger 9.00 (für<br />

HG) Lafer!Lichter!Lecker! 9.45 (für HG) Bares fü<br />

Rares 11.30 Dinner Date 12.15 (für HG) Monk<br />

13.35 Psych 15.00 (für HG) Monk 16.20 Psych<br />

17.40 (für HG) Bares für Rares 18.35 Dinner<br />

Date 19.20 (für HG) Bares für Rares 20.15 (für<br />

HG) Marie Brand und das ewigeWettrennen.<br />

Krimireihe, D2017 21.45 (für HG) Marie Brand<br />

und der Liebesmord.Krimireihe, D2017 23.15<br />

Kramer gegenKramer.Drama, USA 1979 0.55<br />

(für HG) Springflut 2.20 (für HG) App. Thriller,NL<br />

2013 3.35 (für HG) TerraX:AbenteuerSibirien<br />

4.20 (für HG) TerraX:AbenteuerSibirien<br />

ZDF INFO<br />

5.30 ZDF-History 8.13 heute Xpress 8.15 Die<br />

Jagd nach den goldenen Armreifen 9.00<br />

Täterjagd 12.45 ZDF-History 18.45 Völkische<br />

Siedler –Schattenwelten auf dem Land 19.30<br />

Chancen für alle? –Schule im Brennpunkt 20.15<br />

Armtrotz Arbeit –Überlebenmit Niedriglohn<br />

21.00 (für HG) Genug zum Leben? –Hartz IV au<br />

dem Prüfstand 21.45 Deutschland extrem–Extremismusvon<br />

links und rechts 22.30 Rechtsrock<br />

in Deutschland –Das Netzwerk der Neo-<br />

Nazis 23.15 (für HG) Die Welt der Reichsbürger<br />

0.00 Szene Deutschland 0.45 (für HG) heute<br />

journal 1.15 Mysteriendes Weltalls 2.00<br />

Mysteriendes Weltalls<br />

Radio<br />

KLASSIK<br />

18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Musikstadt Berlin mit Kai Luehrs-Kaiser /<br />

Streifzügedurch das klassische Musikleben der<br />

Hauptstadt, ca. 56 Min.<br />

20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Konzert Ultraschall Berlin –Festival für neue<br />

Musik /Akademie der Künste Berlin, Hanseatenweg,<br />

ca. 117 Min.<br />

20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

KLASSIK-WERKSTATT mit Clemens Goldberg /<br />

Hindemiths Kammermusiken, ca. 56 Min.<br />

21.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz) Musik<br />

Der Kontinente mit Peter Rixen /Worldwide<br />

Favourites –Teil 1, ca. 56 Min<br />

HÖRSPIEL<br />

14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz) Lesung<br />

Rohstoff (2/20) /Von Jörg Fauser /Gelesenvon<br />

Lars Eidinger,ca. 30 Min.<br />

20.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz) Hörspiel<br />

Ach, du lieber Augustin, wie fröhlich ich bin /Von<br />

Ines Geipel und HeikeTauch /Nach Texten von<br />

IngeMüller /Mit Johanna Schall /Regie: Ulrich<br />

Gerhardt /Produktion: ORB /DLF 1997,<br />

ca. 45 Min.<br />

0.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Chormusik Lobe den Herrn!/Singen als<br />

interreligiöse Begegnung /Gesprächsgäste u.a.:<br />

/Marie-Louise Schneider,Kantorin /Regina<br />

Yantian, Synagogal Ensemble Berlin /Saad<br />

Thamir,Komponist ,ca. 55 Min.<br />

MAGAZIN<br />

18.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Weltzeit Moderation: Ellen Häring /Indigene<br />

Macht in Ecuador /Ureinwohner mit neuem<br />

Selbstbewusstsein, ca. 30 Min.<br />

19.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Kulturtermin VonHartz IV zum Bürgergeld /Was<br />

bringt es den Frauen?, ca. 26. Min.<br />

19.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Zeitfragen. Wirtschaft und Umwelt Magazin /<br />

Zauber vonDavos, ca. 55 Min.<br />

JAZZ /BLUES<br />

19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz) The<br />

Voice mit Susanne Papawassiliu /Elisabeth<br />

Kontomanou /die französische Jazzvokalistin<br />

vereint ihre griechischenund afrikanischen<br />

Ursprüngemit dem europäischen und<br />

amerikanischen Jazz, ca. 30 Min.<br />

21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz) Jazz Live<br />

Mare Nostrum /PaoloFresu, Trompete, Flügelhorn/Jan<br />

Lundgren, Piano /Richard Galliano,<br />

Akkordeon /Aufnahmevom 23.6.2019 bei<br />

Jazzbaltica, Timmendorfer Strand /AmMikrofon:<br />

Jan Tengeler, ca. 55 Min.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 17 · D ienstag, 21. Januar 2020 – S eite 26<br />

·························································································································································································································································································<br />

Panorama<br />

LEUTE<br />

NACHRICHTEN<br />

Versteht sich gut<br />

mit seiner Ex.<br />

AP<br />

Brad Pitt (56) ist vonder amerikanischen<br />

Schauspielergewerkschaft für<br />

seine Nebenrolle im Kinofilm„Once<br />

Upon aTime in Hollywood“ ausgezeichnet<br />

worden. Toll! Aber bei der<br />

Gala des 26. Screen Actors Guild<br />

Award(SAG) in Los Angeles passierte<br />

noch etwas: Pitt traf dortauf Jennifer<br />

Aniston (50). Seit 2005 –dem Jahr ihrerScheidung<br />

–<br />

hatte es keine öffentlichen<br />

Auftritte<br />

des Paares<br />

mehr gegeben!<br />

DieBegegnung<br />

jetzt verlief herzlich<br />

und die sozialen<br />

Netzwerke<br />

laufen seitdem<br />

heiß: Bilder,auf<br />

denen Pitt seine<br />

Ex-Ehefrau an der Hand nimmt, machen<br />

die Runde und lösen helle Begeisterung<br />

aus –seit 2016 lebt der<br />

Schauspieler vonAngelina Jolie getrennt<br />

und wärealso wieder zu haben.<br />

Aniston selbst äußerte sich noch<br />

auf dem roten Teppich zu dem quasimagischen<br />

Aufeinandertreffen:„Es<br />

ist zum Totlachen. Aber worüber sollen<br />

die Menschen sonst reden?“ Soll<br />

heißen: Es gibt Wichtigeres!<br />

Hannes Jaenicke (59) hat nach dem<br />

schweren Brand das Krefelder Affenhaus<br />

besucht und ist tief betroffen:<br />

„Ich verstehe nicht, warum wir das<br />

nicht verbieten, das Geböller.Die<br />

Tieredrehen alle durch –obHunde,<br />

Katzen oderVögel“. DasAffenhaus in<br />

Krefeld war in der Silvesternacht abgebrannt.<br />

Dabei waren mehr als 30<br />

Tiereums Leben gekommen. Nach<br />

derzeitigem Ermittlungsstand<br />

wurde das Feuer voneiner Himmelslaterne<br />

ausgelöst, die drei Frauen<br />

losgeschickt hatten. Strengstes Pyround<br />

Böllerverbot!<br />

Brian May (72) hat es als Gitarrist der<br />

Rockband Queen weit gebracht, als<br />

virtuoser Instrumentalist ist er weithin<br />

anerkannt. Doch nun darfder<br />

Brite sich über eine besondereEhrung<br />

freuen: Er und die übrigen<br />

Mannen vonQueen –Freddie Mercury,<br />

Roger Taylor und John Deacon<br />

–sind auf der neuen Fünf-Pfund-<br />

Münzeverewigt. Siewurde am Montag<br />

vonder königlichen Prägeanstalt<br />

London vorgestellt. (schl.)<br />

TIERE<br />

Ganze Arbeit: ein Biberdamm bei<br />

Eppingen.<br />

DPA/MARIJAN MURAT<br />

Heute mal kein Tier, jedenfalls nicht<br />

direkt per Foto,sondernindirekt:Wir<br />

zeigen das Bauwerkeines Tieres,eines<br />

Bibers,umgenau zu sein. Dasist<br />

insofernbemerkenswert, als dass es<br />

der abgebildete Biberdamm mitsamt<br />

des sich hinter ihm gebildeten Bibersees<br />

zu einem Eintrag auf Google-<br />

Maps gebracht hat. DasBauwerkbefindet<br />

sich in der Nähe des badenwürttembergischen<br />

Ortes Eppingen<br />

an der Landstraße L552 und staut<br />

dortein Gewässer namens Hilsbach.<br />

„Der einst ausgerottete Biber ist zurück,<br />

er breitet sich aus“, freut sich<br />

UweGenzwürker,der Naturschutzbeauftragte<br />

im Heilbronner Landratsamt.<br />

EinProblem stelle die Rückkehr<br />

des Nagers noch nicht da, auch<br />

die Lage am„Bibersee“ sei voll unter<br />

Kontrolle.Der Seewürde sogar von<br />

Enten genutzt. Na dann! (schl.)<br />

Unter Beschuss<br />

Eswar am Ende doch ein bisschen<br />

mucho: Juan Carlos,von 1975 bis<br />

2014 König vonSpanien, frönte zum<br />

einen recht antiquierten Hobbys wie<br />

der Jagd. Nicht nur,dass sich der Abschuss<br />

von Elefanten schlecht mit<br />

seiner Funktion als Ehrenpräsident<br />

des WWF vertrug, auch nahmen ihm<br />

die mit einerWirtschaftskrise befassten<br />

Untertanen seine kostspieligen<br />

Afrika-Ausflüge krumm. Unbenommen,<br />

dass seine Rolle wesentlich für<br />

die Demokratisierung Spaniens war,<br />

trug auch der Finanzskandal um<br />

seine jüngste Tochter Cristina nicht<br />

zur Beliebtheit der Monarchie bei.<br />

Letztlich soll Juan Carlos von seinen<br />

Kindern zur Abdankung gedrängt<br />

worden sein. Kleiner Trost: Den Ehrentitel<br />

König trägt er auf Lebenszeit.<br />

Alter verzichtet<br />

Jetzt soll mal die Jugend ran, also<br />

was man halt so jugendlich nennt:<br />

Immerhin ist Japans Kaiser Naruhito,<br />

der im Mai 2019 den Chrysanthementhron<br />

bestieg, fast 60. Damit<br />

sein gesundheitlich angeschlagener<br />

Vater Akihito im Alter von 85Jahren<br />

als Tenno abdanken konnte, war einiges<br />

an Vorarbeit notwendig. Nicht<br />

nur dass sein Volk den Rückzug sehr<br />

bedauerte,auch das Gesetz über den<br />

kaiserlichen Haushalt sieht eine Abdankung<br />

schlicht nicht vor. Zuletzt<br />

war ein solcher Schritt im Jahr 1817<br />

vollzogen worden – Kaiser Kokaku<br />

verzichtete damals zugunsten seines<br />

erst 17-jährigen Sohnes. Akihito war<br />

beimVolk sehr beliebt. Immerhin gelang<br />

es ihm, die starren Palasttraditionen<br />

etwas aufzubrechen.<br />

Ein Königreich für eine Liebe<br />

Gegen diesen Skandal nimmt sich der<br />

Rückzug von Harry und Meghan geradezu<br />

als Petitesse aus. Immerhin war Edward<br />

VIII. nicht Platz sechs der Thronfolge,<br />

sondern König des Vereinigten Königreichs<br />

und Kaiser vonIndien. Allerdings nur elf Monate<br />

lang, bis er nach zahlreichen Brüchen<br />

mit dem royalen Protokoll und etlichen Sichtungen<br />

mit seiner amerikanischen Freundin<br />

Wallis Simpson vonder konservativen Regierung<br />

zur Abdankung gedrängt wurde. Damit<br />

war im Sommer 1937 dann wenigstens der<br />

Wegfrei für die Ehe mit einer geschiedenen<br />

Frau. Lang lebe die Liebe!<br />

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Wirsind<br />

dann<br />

mal weg<br />

Der Rückzug von Prinz Harry<br />

und Herzogin Meghan hat<br />

in Großbritannien für<br />

reichlich Aufregung gesorgt.<br />

Dabei sind royale Rückzieher in<br />

der Geschichte der Monarchie<br />

gar nicht so selten –wenn sie<br />

auch nicht immer ganz<br />

freiwillig erfolgen<br />

Harry und Meghan wollen von ihren royalen Pflichten<br />

entbunden werden und künftig auch in Kanada leben.<br />

Der Prinz äußerte sich mittlerweile zu dem Beschluss der<br />

Queen: „Es erfüllt mich mit großer Traurigkeit, dass es<br />

dazu gekommen ist“, sagte er in London.<br />

AFP/DANIEL LEAL-OLIVAS<br />

Eisiges Exil<br />

Die Eiskönigin zeigt uns,was eine<br />

gute Monarchin ist. Elsa, so ihr<br />

knapper Name,ist Disneys unverfrorene<br />

Vision einer aufgeklärten, zumal<br />

über ihre Schwächen aufgeklärten<br />

Herrscherin: Weil sie Zauberkräfte<br />

besitzt und in beinahe beliebigen<br />

Mengen und Formaten mal wunderschöne,<br />

mal lebensbedrohliche Eisund<br />

Schneeformationen erzeugen<br />

kann, weil sie aber auch weiß, dass sie<br />

immer wieder die Beherrschung verliert<br />

und in haltloser Rage mit Frost<br />

und Kälte nur so um sich wirft, geht<br />

sie ins Exil. Dort, auf dem Nordberg,<br />

umgibt sich Elsa mit einem ewigen<br />

Winter, der allerdings das ganze Königreich<br />

Arendelle in Mitleidenschaft<br />

zieht. Wir lernen: Einfach nur abhauen,<br />

löst nicht alle Probleme.<br />

Wieder was gespart<br />

Das schwedische Königshaus möchte<br />

Skandale vermeiden. Also wird mit demonstrativer<br />

Anspruchslosigkeit und Leistungsbereitschaft<br />

gut Wetter gemacht: König<br />

Carl XVI. Gustaf hat jüngst entschieden, dass<br />

außer ihm Königin Silvia sowie Kronprinzessin<br />

Victoria zur royalen Kerntruppe gehören.<br />

Dienachfolgenden Prinz Carl Philip und Prinzessin<br />

Madeleine sind zwar auch noch dabei,<br />

deren Kindern aber wurden die königlichen<br />

Titel entzogen –was schon mal Rücktritten<br />

und anderen Scherereien vorbeugt. Vorallem<br />

aber: Weniger und härter arbeitendes Personal<br />

spartSteuergelder. So geht royale Demut!<br />

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Eine Frisur dankt ab<br />

Mit ihrer zu den Seiten aberwitzig<br />

aufgetufften Betonfrisur war<br />

Ihre Königliche Hoheit Prinzessin<br />

Beatrix der Niederlande 33 Jahrelang<br />

der Inbegriff landesmütterlicher<br />

Strenge, ein auf Briefmarken und<br />

Geldstücken verewigtes Symbol für<br />

dynastische und politische Stabilität.<br />

Eine Veränderung der Frisur hätte eigentlich<br />

eine Staatskrise mitsamt<br />

Börsenabsturzzur Folge haben müssen.<br />

Aber dann dankte Beatrix am 30.<br />

April 2013 einfach ab, überließ Willem-Alexander<br />

(Topffrisur) und Maxima<br />

(Goldmähne) die Throngeschäfte<br />

und lebt seitdem wieder im<br />

bezaubernden, südlich von Amsterdam<br />

gelegenen Wasserschlösschen<br />

Drakensteyn. Wie vor ihrer Krönung.<br />

Unddas Lebengehtweiter.<br />

DISNEY<br />

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Herbergs-Gäste sterben in<br />

siedend heißem Wasser<br />

Mindestens fünf Menschen sind in<br />

Russland beim Bruch einer Heißwasserleitung<br />

in einer im Keller gelegenen<br />

Herberge in Perm am Ural<br />

ums Leben gekommen. Drei weitere<br />

Personen wurden mit schweren Verbrennungen<br />

im Krankenhaus behandelt,<br />

wie das russische Ermittlungskomitee<br />

in Moskau mitteilte.<br />

DasUnglück ereignete sich demnach<br />

mitten in der Nacht, als die<br />

Gäste schliefen. (dpa)<br />

Spektakuläre Flucht durch<br />

Tunnel in Paraguay<br />

Auseinem Gefängnis in Paraguay<br />

sind 76 Insassen ausgebrochen, die<br />

als„hochgefährlich“ beschrieben<br />

werden. DieHäftlinge entkamen am<br />

Sonntag durch einen Tunnel aus der<br />

nahe der Grenze zu Brasilien gelegenen<br />

Strafvollzugsanstalt. Nach ihrer<br />

Flucht wurde der Leiter der Haftanstalt<br />

entlassen. Dutzende Gefängniswärter<br />

wurden festgenommen. Die<br />

paraguayische Justizministerin Cecilia<br />

Pérez äußerte den„starkenVerdacht“,<br />

dass Mitarbeiter des Strafvollzugs<br />

vondem aufwendigen Tunnelbau<br />

gewusst hätten. (AFP)<br />

Neun Tote bei Einsturz einer<br />

Fußgängerbrücke<br />

Beim Einsturzeiner Fußgängerbrücke<br />

in Indonesien sind neun Menschen<br />

ums Leben gekommen. Ein<br />

Mensch werdenoch vermisst, teilten<br />

die Behörden am Montag mit. Das<br />

Unglück habe sich am Sonntag in<br />

der Stadt Kaur auf der Insel Sumatra<br />

ereignet. Etwa 30 Passanten, die<br />

meisten vonihnen Jugendliche,befanden<br />

sich demnach auf der neu errichteten<br />

Brücke,als diese plötzlich<br />

einstürzte. (AFP)<br />

Schwein an Bungee-Seil vom<br />

Turm gestürzt<br />

ZurEröffnung eines Turmsfür Bungee-Sprünge<br />

in einemVergnügungsparkinder<br />

südwestchinesischen Metropole<br />

Chongqing ist ein Schwein an<br />

einem Seil in die Tiefe gestürzt worden.<br />

DieVideos vondem verängstigt<br />

quiekendenVierbeiner sorgten für<br />

große Empörung unter Chinesen, die<br />

dem Park schlimme Tierquälerei vorwarfen.„Es<br />

ist so brutal für das<br />

Schwein.Wirsind geschockt“, kommentierte<br />

am Montag eine junge<br />

Frau denVorfall. (AFP)<br />

TilSchweiger zeigt sich mit<br />

neuer Frau an seiner Seite<br />

DerSchauspieler und Film-Produzent<br />

TilSchweiger hat sich mit einer<br />

neuen Frau an seiner Seite gezeigt.<br />

Eine Box-Veranstaltung amWochenende<br />

in Hamburgbesuchte Schweiger<br />

gemeinsam mit einer jungen<br />

blonden Frau. Seine Managerin bestätigte<br />

am Montag in Hamburg, dass<br />

der 56-Jährige jemanden kennengelernt<br />

habe.Essei alles noch ganz<br />

frisch. Darüber hinaus wolle Schweiger<br />

sich nicht weiter äußern. (dpa)<br />

TilSchweiger mit seiner neuen Freundin<br />

in Hamburg.<br />

DPA/DANIEL BOCKWOLDT

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