0 22 NEUE SERIE: TEIL 1Ronny und Axel. So kann der Wangerooger Sommer gerne immer aussehenDAS SÜSSELEBENSag mir wo die Kneipen sind? Wo sind sie geblieben? In der letzten Ausgabeschilderte die MOIN das Schicksal der »Tenne«. Dort, wo früher geklönt,getrunken und getanzt wurde, entsteht heute das bunte Inselmagazin, das siein Händen halten. Diesmal berichtet der ehemalige »Rettungsschwimmer«Axel Stuppy in Teil 1 über das gute, alte Hard Rock Cafe.Teil 2 lesen Sie in der Juni-Ausgabe der MOIN.
NEUE SERIE: TEIL 1 0 23aWie in den 1980er Jahren populärsteKneipe auf Wangeroogewar zweifellos das Hard RockCafé, gelegen im Souterraindes 'Hotel Nordlicht' in der Peterstraße.Pächter und unumstrittener Hahn-im-Korbwar Tausendsassa Ronny, ein Herzöffnerbei Jung und Alt und mit mindestens einemStein im Brett seiner sämtlichen weiblichenGäste.Ronny war im betrieblichen Alltag natürlichnicht auf sich alleine gestellt. Den seriösenRuf des Lokals verfestigten und verteidigtengemeinsam mit ihm gestandeneBarkeeper; Männer wie der ehrenwerte UlfertPost, der smarte Andreas Fellauer, dereloquente Hansi Kielgas und der gewiefteAxel Stuppy schmissen die Theke mit Bravourund Souveränität.Im Vordergrund jeglichen Team-Engagementsstanden gute Stimmung im Ladensowie die kongeniale Zusammenarbeit mitden anmutigen Kolleginnen, die wieselflinkim Servicebereich herumwuselten. Der stetsmunteren Sabine (»Brummi«), der quirligenLisa oder der verführerischen Britta.Und natürlich der heiteren Wally, die jedochvon einem Volleyball spielenden Eismannaus der Nachbarschaft heftig angebaggertwurde und rasch ablösefrei in einanderes Team wechselte.Schließlich, nicht zu vergessen, die All-Time-Lieblingskollegin aller, Christine Nowak,kurz und knapp »Chrissi« gerufen.Diese Fünf seien nur stellvertretend erwähntfür all die im Hard-Rock tätigenFrauenzimmer, die emsig zwischen Thekeund Gast herum flatterten und deren Namenim Lauf der Jahre der Vergessenheit anheimfielen.Das Hard Rock Café war eine Kneipeund es wurden natürlich nicht nur alkoholfreieGetränke serviert. Das bodenständigeJever-Pils war eher den konservativen, dentraditionell durstigsten Trinkern vorbehalten.Die täglich wechselnde Bowle fand ihreFreunde unter den experimentierfreudigenGästen, vornehmlich den weiblichen. Aberauch Getränke mit äußerst verdächtigen Namenwie Pitschiknaller oder Fußfehler fandenbegeisterte Abnehmer. Und nur die allerhärtestender Abgebrühten bestellten sichgegen ihren Durst einen Giftstiefel oder garGepressten Wahnsinn.»Welche Freude, ein Schirmchen!« Dashatte sich Helmuth Schmidt schon immergewünschtHEISSE HEXEDas kulinarische Angebot beschränktesich auf ein Schnellgericht namens »HeißeHexe«, ein vorgefertigtes Baguette, das imIdealfall der Plastikverpackung entledigtund rasch im Kneipengrill überbacken wurde.Ein Imbiss, der mit gewöhnungsbedürftigund sagen-wir-mal-nicht-ganz-so-exquisiteher freundlich beschrieben ist, dennochzu späterer Stunde bei einer großen Anhängerschaftseinen sicheren Beifall fand.Schon lange vor der eigentlichen Öffnungszeitstanden die Dartspieler scharrendvor der Kneipentür. Internationale Stars derSzene wie Raymond van Barneveld, Michaelvan Gerwen, Phil Taylor, Gary Anderson undArno Weber warteten ungeduldig darauf, ihrenTrainingsraum betreten zu dürfen. Abernicht ohne Grund steht am Eingang ganzdeutlich der Hinweis: AB 2000Je weiter der Abend fortschritt, je umfangreicherdie Rechnungen auf den beschriebenenBierdeckeln wurden, desto ausgelassenerwurde die Stimmung. Die Luftwar dick, dick vor Zigarettenqualm. Bei jedemÖffnen der Eingangstür entwich einedichte Wolke in die Nacht und legte sich wieSeenebel über die obere Zedeliusstraße.FUSSFEHLERDas Hard Rock Café war ein Ort der Begegnungen.Einerseits des sportlichen Wettstreitsder bereits erwähnten Dartspieler, diehier ihrer Körperkultur frönten – regelmäßiggestärkt durch das ein oder andere GlasGuinness, das vorsichtig und mit größterUmsicht serviert wurde.Bei den meisten der anderen Gäste jedochstand die sportliche Betätigung ehernicht so eindeutig im Vordergrund ihresInteresses. Es wurde gelacht und getrunken,gescherzt, geflirtet und geschäkert aufDeubel-komm-raus. Und, nun ja, auch dassoll Erwähnung finden, in diesem Kellerbahnten sich nicht gerade wenige romantischeAbenteuer an. Die hohe Schule derMinne fand im Hard Rock Café ihre würdigeFortsetzung. Von »welch lieblichem Antlitz«wurde gesäuselt und von »Augen,Petra Henseleit und Sabine Altmann 1985 bei der Hard Rock Café Beachparty