MOIN_02_2019_ePaper
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0 44 HINGUCKER
Horst Klemmer (82) wohnt in Oldenburg, lebt aber zeitweise auf Wangerooge und hat auf der Insel schon viele Events organisiert, die
auf der Litfassäule vor der Buchhandlung angekündigt wurden. In diesem Jahr kommt die amtierende Miss Germany nicht nach Wangerooge.
Die 28-jährige Polizeibeamtin Nadine Berneis aus Stuttgart setzte sich bei der »Miss Germany«-Wahl im Europa-Park in Rust
gegen 15 Konkurrentinnen durch. »Sie wird sich als Polizistin für ein Jahr beurlauben lassen und sich in dieser Zeit auf die Tätigkeit als
Schönheitskönigin konzentrieren«, erklärte Horst Klemmer, der die Miss in seinem Büro in der Oldenburger Tangastraße begrüßte und
dann dem Polizeipräsidenten vorstellte. Weil Nadine Berneis Hubschrauberpilotin werden möchte, erhielt sie u.a. einen neuen Helm.
DIE LITFASSSÄULE
UND MISS GERMANY
Sie war einige Zeit weg und wurde vermisst. Doch jetzt steht sie wieder vor der Inselbuchhandlung –
die Wangerooger Litfasssäule. Horst Klemmer hat sie gerne benutzt, um auf seine berühmtberüchtigten
Miss Wangerooge-Wahlen hinzuweisen. Doch in diesem Jahr bleibt der Platz auf der
Säule leer. Grund: Die Miss-Wahlen gibt es nicht mehr.
s
chade.
Sie war eine Attraktion. Wie
die von Horst Klemmer ins Leben
gerufenen Miss Germany-Wahl.
Die fand vor einigen Wochen wieder
im Europa-Park statt. Erfreulich, dass
in der letzten Juli-Woche das Tennisturnier
in den Dünen ausgetragen wird. Aber das
langjährige Highlight während dieser Woche
wird fehlen: Keine Miss-Wahl, keine Modenschau.
»Finanziell war das Event nicht
mehr zu stemmen«, bedauert Klemmer, der
sich gerne vor der Litfasssäule und mit den
ehemaligen Missen von Starfotograf Kurt
Keil ablichten ließ (Fotos).
Wie auf Wangerooge an der Zedeliusstraße
ist die Litfaßsäule das quicklebendige Fossil
unter den Werbemedien. Leider werden
in den Großstädten immer mehr abgebaut.
In Berlin zum Beispiel sollen nun auf einen
Schlag 1.000 verschwinden. Ausgerechnet in
der Hauptstadt.
Fast jedes Kind kennt Deutschlands bekannteste
Litfaßsäule. Der Werbeanschlag
ziert den Deckel von Erich Kästners Buch
»Emil und die Detektiv « von 1929 und hat
in 162 Auflagen millionenfach Einzug in Jungen-
und Mädchenzimmer gehalten. Hinter
der Säule versteckt sich der kleine Berliner
Steppke Emil, als er einen verdächtigen
Mann beschattet. Das Original war 1929 an
einer Kreuzung in Berlin-Wilmersdorf aufgestellt.
HEUTE IN BERLIN
Auch im Jahr 2019 steht genau an dieser
Stelle noch eine rund drei Meter hohe Röhre.
Doch ist sie einfarbig übertapeziert. Dieser
Tage steht in Schreibschrift ein Hilferuf
drauf: »Erhaltet diese Säule! »Auch in anderen
Teilen Deutschlands sind sie leise auf
dem Rückzug.
So schrumpfte die Zahl der für klassische
Klebe-Werbung genutzten Säulen in Hamburg
seit 2008 von 879 auf 380. Ein Lichtblick:
Viele von ihnen sind zum Anschlag
für Kulturtermine umgenutzt worden. Deren
Zahl stieg damit von 223 auf 520, wie die
Sprecherin der Behörde für Wirtschaft, Verkehr
und Innovation, Susanne Meinecke, berichtet.
Dennoch: Unter dem Strich sind dort
200 Klebe-Säulen verschwunden.
Auch im sächsischen Görlitz hat zuletzt
der Bürgermeister für Stadtentwicklung, Michael
Wieler, den Abriss von Litfaßsäulen ins
Gespräch gebracht. Deren Unterhalt sei zu
teuer, zitierte ihn der Sender Radio Lausitz.
Auf Anfrage verweist die Stadt darauf, dass