MOIN_02_2019_ePaper
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INSELHEIME DAS DUELL 053
OJE – EINE VIELSEITIGE FRAU
LEITET ERSTMALS DAS HAUS
Sie ist eine der zahlreichen »Allrounderinnen« von Wangerooge, war auch schon als Klavierbauerin
tätig und nun sogar die erste Leiterin des Oldenburger Jugenderholungswerks (OJE) auf Wangerooge.
s
ie – das ist Sonja Wilbers. »Ich
habe die Stelle bekommen, da ich
ja sowohl eine kaufmännische,
handwerkliche wie auch Hotelfachausbildung
abgeschlossen habe«, erklärt
die 52-Jährige, die wieder einmal eine neue
Herausforderung gesucht hatte. »Ich freue
mich auf die Zusammenarbeit mit meinem
Team und meinen Vorgesetzten. Wir haben
einen schönen, wertschätzenden Umgang,
das macht einfach Spaß.«
Das OJE wird in diesem Jahr 70 Jahre
alt. Das Inselheim hat jährlich zwischen
3500 und 4000 Übernachtungen. Im Herbst
startet die Sanierung von Haus 3, das direkt
an der Siedlerstraße liegt. Dann ist das komplette
Schullandheim saniert.
ZUR GESCHICHTE
Das OJE wurde 1949 auf Initiative des damaligen
Verwaltungspräsidenten des Verwaltungsbezirks
Oldenburg, August Wegmann,
mit den Städten Delmenhorst, Oldenburg
und Wilhelmshaven sowie den Landkreisen
Cloppenburg und Friesland gegründet.
Schulkinder des Oldenburger Landes sollten
in der schwierigen Nachkriegszeit – einer
Zeit der Not und des Hungers – auf Wangerooge
Erholung finden. Schon 1949 konnten
mehr als 2.000 Kinder in der Jade-Kaserne,
die der Verein angemietet hatte, beherbergt
werden. 1958 verlangte der Bund die Rückgabe
der Jade-Kaserne.
Trotz großer finanzieller Risiken realisierte
der Verein in einem mutigen Schritt
zwischen 1960 und 1963 den Bau des Jugenderholungsheims
in der Siedler straße.
Der Verein Oldenburgisches Jugenderholungswerk
hat seinen Sitz in Jever. Vereinszweck
ist der Betrieb und
die Unterhaltung von Erholungsheimen
für Kinder
und Jugendliche. Der Verein
verfolgt ausschließlich
und unmittelbar gemeinnützige
Zwecke (Förderung
der Jugendhilfe) im Sinne
der Abgabenordnung. Das
OJE – eines der größten
Schullandheime in der Bundesrepublik
– unterstützt
Schulen und Eltern bei der
Erziehung. Als pädagogische
Einrichtung bietet es
vielseitige Möglichkeiten:
Erfahrungen mit anderen,
sich selbst in Gruppen
wahrnehmen, sich arrangieren,
Rücksichtnahme und Toleranz erfahren
und lernen, Verantwortung für sich
und andere zu übernehmen sowie eine sinnvolle
Freizeitgestaltung sind Bausteine des
Schullandheimkonzepts. Dies ist und bleibt
für das OJE die wichtigste und gleichzeitig
großartige und wunderbare Aufgabe. Für
sehr viele Schulen und Gruppen ist die Insel
Wangerooge seit Jahrzehnten ein begehrtes
Ausflugsziel. Speziell das OJE in unmittelbarer
Nähe der Nordsee vermittelt Kindern
und Jugendlichen, das Erlebnis eines Aufenthalts
an der See und leitet zugleich bei
gemeinsamen Unternehmungen, wie Wattwanderungen,
Kutterfahrten und Inselmärschen,
einen sozialen Lernprozess ein. Die
Kinder erhalten die Möglichkeit, die Natur
zu erleben und die Zusammenhänge von
Küstenschutz einerseits und Naturschutz
andererseits zu begreifen. Gezeiten, Ökosystem,
Flora und Fauna können hautnah und
mit allen Sinnen vor Ort erlernt und erkundet
werden. Für eine kurze Zeit tauschen sie
die Enge ihres Wohnortes gegen ein weitläufiges
Gelände und die Nähe der Eltern gegen
eine wichtige Erfahrung der Integration und
Verantwortung in der und für die Gruppe
ein. An zahlreichen Schulen ist der Inselaufenthalt
so im Laufe der Jahre schon zu einer
Tradition geworden, die Schüler und Lehrer
nicht mehr missen möchten.
Mehr als 300.000 Schülerinnen und
Schüler (zurzeit rund 3.500 – 4.500) durften
bis heute mit Eltern und Lehrern wunderbare
Tage auf Wangerooge erleben. Vielfach
waren es Kinder, die aus schwierigen sozialen
Verhältnissen kommen, die ohne das
Schullandheim niemals die Chance eines Inselaufenthalts
gehabt hätten.
TEXT: MAO / FOTO: EVELYN GENUIT