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Ausgabe 04-2009

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Warum läuft das Video nicht?<br />

Keine wirklich neue Problematik, aber heute aktueller denn<br />

je. Warum ist das so? Dieser Artikel versucht, ein wenig Licht<br />

und Klarheit in das Dunkel um nichtlaufende (digitale) Videos,<br />

Codecs und die ewigen „Windowsprobleme“ zu bringen. Wer<br />

bei MPEG-1, MPEG-2, MPEG-4, DivX, VOB, H.264 usw. nur<br />

noch Bahnhof versteht, kann sich hier etwas Orientierung verschaffen.<br />

Dazu werden zunächst die Grundlagen ein wenig<br />

betrachtet, dann werden Lösungen erläutert und schließlich<br />

folgt ein Überblick über die heute gängigen Kompressionsverfahren.<br />

Hochwertiges Testbild<br />

Früher war das einfach: Die Videokassette lief oder lief nicht.<br />

Die zweite Variante war eindeutig der seltenere Fall, bedeutete<br />

aber in der Regel eine Neubefahrung mit entsprechendem<br />

Aufwand und Kosten. Die Videokassette ist jetzt endgültig auf<br />

dem Altenteil gelandet. CD, DVD, SD-Karte, USB-Stick und<br />

andere USB-Medien mit Bildern und Videos haben ihren Platz<br />

eingenommen, das Video ist jetzt immer digital. Vorausgesetzt,<br />

man hat bei der Aufnahme auf das richtige Kompressionsverfahren<br />

gesetzt, ist das Ergebnis erstklassig. Schwächen<br />

der TV-Anlage treten dafür jetzt gnadenlos zu Tage. Doch dazu<br />

später mehr.<br />

Bei der Endkontrolle läuft das Video perfekt, aber auf einem<br />

anderen Rechner bleibt der Bildschirm blau oder eine Fehlermeldung<br />

ersetzt den erwarteten Film. Passiert dies beim Kunden,<br />

ist die Blamage da und Ärger vorprogrammiert. Noch<br />

unangenehmer wird es mit Videos, die man auf seinen Rechner<br />

einliest und dann nicht weiterverarbeiten kann. Diese Videos<br />

kommen gern von einfachen und preiswerten Digitalrekordern.<br />

Die Ratschläge, einen Codec zu installieren oder die<br />

Videodaten zu konvertieren, machen nicht wirklich glücklich.<br />

Was kann man tun?<br />

Zum Verständnis muss zunächst ein wenig Theorie bemüht<br />

werden. Das Videosignal aus der TV-Anlage wird bei der<br />

Aufzeichnung, was jetzt Digitalisierung bedeutet, Bildpunkt<br />

für Bildpunkt erfasst und in Zahlenwerten gespeichert. Damit<br />

nicht genug, neben der Helligkeit muss natürlich auch die<br />

Farbe gespeichert werden. Dazu gibt es verschiedene Verfahren,<br />

zum einfacheren Verständnis sei hier nur ein Verfahren<br />

erläutert. Dabei wird jeder Bildpunkt in die roten, grünen und<br />

blauen Farbanteile zerlegt, die dann jeweils als Zahlwert gespeichert<br />

werden. Wem jetzt die roten, grünen und blauen<br />

Bildpunkte am Monitor einfallen, der liegt genau richtig. Wegen<br />

der geringeren Auflösung sind die Punkte besonders bei<br />

alten Bildröhren sehr gut zu erkennen. Dort hat nämlich der<br />

Elektronenstrahl Zeile auf Zeile das Bild geschrieben. Unten<br />

angekommen ging es mit dem nächsten Bild wieder von vorn<br />

und oben los. Daran hat sich bis heute nichts geändert, weil<br />

dieser Ablauf in der noch immer gültigen Fernseh- und Bildnorm<br />

festgelegt ist.<br />

Rechnen wir mal nach: Ein Bildpunkt besteht aus 3*8bit (rot,<br />

grün und blau). Aus 768 Bildpunkten pro Zeile und 576 Zeilen<br />

entsteht ein Bild. Das wiederholt sich dann 25-mal pro Sekunde.<br />

Nach einer Stunde fallen dann ca. 120 GB an. Jedem<br />

wird jetzt klar, dass selbst bei heutigen Festplattengrößen jede<br />

Platte schnell „überlaufen“ wird. Tut sie aber in der Realität<br />

nicht, warum?<br />

Weil dieser enorme Speicherbedarf nur bei digitalen Videoaufnahmen<br />

im rohen und „unbehandelten Zustand“ entstehen<br />

würde. Das wäre früher technisch gar nicht zu machen gewesen,<br />

doch die Filmindustrie als treibende Kraft hatte schon<br />

längst die Qualitätsvorteile digitaler Videotechnik erkannt.<br />

So löste man das Problem durch sogenannte Kompression.<br />

Man fasst hierbei schlicht gesagt einfach viele Bildpunkte mit<br />

gleicher Farbe und Helligkeit zusammen und beschreibt sie<br />

nur einmal für alle Punkte. Damit erreicht man eine deutliche<br />

Verringerung der Datenmenge. Diese Kompression ist natürlich<br />

im Detail komplex und basiert auf ausgefeilten mathematischen<br />

Verfahren. In den 80er Jahren wurde diese Technik<br />

als MPEG-1 bereits entwickelt und 1991 als Norm festgelegt.<br />

Damit begann das digitale Videozeitalter. Ein Anfangsproblem<br />

seinerzeit war, dass kaum ein normaler Computer in der Lage<br />

war, die laufenden Videodaten in Echtzeit zu komprimieren.<br />

Eine weitere Einschränkung entstand aus der Vorgabe, CDs<br />

mit einfacher Geschwindigkeit verwenden zu können. So war<br />

man gezwungen, die Auflösung oder Bildpunktezahl auf ein<br />

Viertel zu reduzieren, indem man die Bildpunkte pro Zeile und<br />

die Zeilenzahl halbierte. Folglich war die Bildqualität eher bescheiden.<br />

Die schnelle Entwicklung der Technik verdeutlicht,<br />

dass schon 1994 mit dem Nachfolger MPEG-2 diese Nachteile<br />

gelöst wurden. Wieviel Know-how hinter dieser so simpel<br />

wirkenden Technik steckt, dokumentieren vielleicht die über<br />

800 Patente, die allein MPEG-2 zugrunde liegen!<br />

Ein klassischer Videoplayer<br />

RO-KA-TECH Journal <strong>04</strong> / <strong>2009</strong> | 53

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