Taxi Times München - 1. Quartal 2020
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TAXI WIRD CHEFSACHE<br />
TAXI WIRD<br />
ZUR<br />
CHEFSACHE<br />
Das Münchner <strong>Taxi</strong>gewerbe hat ein<br />
Positionspapier an Oberbürgermeister Dieter<br />
Reiter übergeben. Der OB nahm sich für ein<br />
daran anschließendes Gespräch ausgiebig Zeit.<br />
Unter der Headline „Fairer Wettbewerb für die Mobilität<br />
von morgen – Starker ÖPNV für <strong>München</strong>“ hatten der<br />
Vorstand der <strong>Taxi</strong> <strong>München</strong> eG sowie des <strong>Taxi</strong>verbands<br />
<strong>München</strong> TVM und die Geschäftsführung der IsarFunk <strong>Taxi</strong>zentrale<br />
ein gemeinsames Positionspapier erarbeitet. Darin wird das<br />
<strong>Taxi</strong> als Teil der Lösung dargestellt, wenn es für die Stadt darum<br />
geht, den Wandel der städtischen Mobilität politisch und zukunftsorientiert<br />
zu gestalten.<br />
„Das Ziel, Mobilität für jeden zu gewähren in einem attraktiven<br />
innerstädtischen Verkehrskonzept, ist die Aufgabe eines funktionsfähigen<br />
ÖPNV, zu dem das <strong>Taxi</strong> gehört. Das Gewerbe will gestalten“,<br />
heißt es in dem Positionspapier. Deshalb beteilige man sich<br />
bereits an der Modellstadt 2030 und biete sein Wissen und Ideen<br />
auch für weitere Initiativen an, wie zum Beispiel die Inzell-<br />
Initiative.<br />
Neben dem Versprechen der Teilnahme an Zukunftsprojekten<br />
stellt das Positionspapier aber auch eine Reihe von Forderungen<br />
auf. „Die Fahrgeschwindigkeit des <strong>Taxi</strong>s hat sich in den vergangenen<br />
Jahren stetig reduziert und liegt im Schnitt bei ca. 25 km/h“,<br />
rechnet die Branche vor und regt deshalb eine Bevorzugung der<br />
<strong>Taxi</strong>s in der Verkehrsstruktur an, indem sie beispielsweise die<br />
Busspuren mitbenutzen dürfen. Ein weiteres Problem seien die<br />
zunehmend schlechteren Möglichkeiten zum Halten in zweiter<br />
Reihe (Beispiel Fraunhoferstraße). Das mache es unmöglich, den<br />
Fahrgast in seine Wohnung zu begleiten, und bedeute eine enorme<br />
Einschränkung für die Sicherung der Mobilität für alle. Oberbürgermeister<br />
Reiter hat hier Verbesserungen angekündigt (die<br />
Fraunhoferstraße wird neu konzipiert werden), damit <strong>Taxi</strong>s in<br />
Zukunft rechtssichere Haltemöglichkeiten erhalten und die Mobilität<br />
jedes Kunden gewährleistet bleibt.<br />
Generell, so die <strong>Taxi</strong>vertreter, solle die Branche bei gravierenden<br />
Veränderungen der Verkehrsstruktur mit eingebunden sein,<br />
wie z. B. bei der geänderten Verkehrsführung der Brienner Straße<br />
oder des Viktualienmarktes. In diesem Punkt konnte OB Reiter<br />
eine konkrete Zusage machen. Die Durchfahrt durch die Brienner<br />
Straße werde zukünftig den <strong>Taxi</strong>s erlaubt.<br />
Sehr eindringlich formuliert das <strong>Taxi</strong>gewerbe die Forderung,<br />
das <strong>Taxi</strong>gewerbe vor unfairem Wettbewerb zu schützen, denn dieser<br />
führe jährlich zu einem Umsatzrückgang von acht Prozent.<br />
„<strong>Taxi</strong>s sind Teil der Daseinsvorsorge und des öffentlichen Personennahverkehrs“,<br />
erinnert das Positionspapier. „Als solches sind<br />
sie verpflichtet, Beförderung für jedermann, rund um die Uhr,<br />
flächendeckend und zu festen Preisen anzubieten.“<br />
Unternehmen wie Uber und Free-Now-Ride (ehemals mytaxi) würden<br />
dagegen nur die Nachfrage nach betriebswirtschaftlich lukrativen<br />
Fahrten bedienen. Dazu agieren diese kapitalgestützten<br />
und daher extrem profitverpflichteten Unternehmen nach dem<br />
klassischen Marktprinzip von Angebot und Nachfrage. Ist die<br />
Nachfrage groß, steigt der Preis. Eine Fahrt dieser Anbieter am<br />
Silvesterabend ist bei gleicher Strecke mindestens doppelt so teuer<br />
wie an normalen Tagen (siehe Seite 16 bzw. 19).<br />
Auch die fehlende gesellschaftspolitische und arbeitgeberrechtliche<br />
Verantwortung wird im Positionspapier klar angesprochen.<br />
„Uber und Free-Now-Ride stellen sich als eine Vermittlungsplattform<br />
dar, die 25 % vom Ertrag der von ihr vermittelten Fahrten<br />
bekommt. Ob der Fahrer angestellt ist, und wenn ja, unter welchen<br />
Bedingungen, oder ob er seine Pausen und Arbeitszeiten einhält,<br />
wird von Unternehmen wie Uber oder Free-Now-Ride nicht überprüft.<br />
Das ist gefährlich für den Kunden und unsozial für die<br />
Arbeitnehmer.“ Das <strong>Taxi</strong>gewerbe hingegen sei Arbeitgeber und<br />
übernehme Verantwortung, zahle Mindestlohn und Abgaben für<br />
seine Angestellten sowie Steuern.<br />
BRIENNER STRASSE WIRD FÜR TAXIS ERLAUBT<br />
Reiter gab an diesem Punkt ein klares Bekenntnis zum <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />
ab. Sonderregelungen wie beispielsweise die Durchfahrt der<br />
Brienner Straße würden nur für <strong>Taxi</strong>s gelten, garantiert nicht für<br />
Uber- und Mietwagen, versicherte der Oberbürgermeister. Auch<br />
bei möglichen zukünftigen Durchfahrtsbeschränkungen sieht er<br />
den Zugang des <strong>Taxi</strong>s weiterhin gewährleistet. Reiter gab aber auch<br />
zu bedenken, dass es letztlich die Kunden seien, die auf Angebote<br />
von Uber & Co. zurückgreifen. Es sei keine Frage, dass illegales<br />
Handeln nicht akzeptiert werden darf. Der Fahrgast springt aber<br />
vor allem deshalb auf den Uber-Zug auf, weil das Angebot für ihn<br />
billiger erscheint. Für das <strong>Taxi</strong>gewerbe ist es deshalb immens<br />
wichtig, weiterhin auf die rechtlichen Verfehlungen des Wettbewerbers<br />
hinzuweisen, es ist aber auch unbedingt nötig, selbst<br />
seine (hohe) Qualität beizubehalten und sich mitzuentwickeln.<br />
Reiter wunderte sich in diesem Zusammenhang darüber, dass<br />
die Branche jetzt eine Erleichterung der Ortskunde wünsche, weil<br />
diese doch auch ein wichtiges Qualitätsmerkmal sei. Die Gewerbevertreter<br />
konnten die Hintergründe dieses Antrags (siehe Seite 8)<br />
jedoch plausibel erklären und dabei auch auf eine rasche Entscheidung<br />
durch das KVR bzw. die Führerscheinstelle drängen. Reiter<br />
sagte zu, sich zu diesem Punkt mit Frau Dr. Wehr, der Leiterin<br />
der Münchner Führerscheinstelle, auszutauschen.<br />
FOTO: Michael Nagy / Presseamt <strong>München</strong><br />
6 <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2020</strong> TAXI