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TE KW 13

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„Kopf nicht in den Sand stecken“ und „Ruhe bewahren“<br />

RUNDSCHAU sprach mit Bezirksobmännern der Oberländer Wirtschaftskammern<br />

In Zeiten wie diesen ist alles nicht mehr so, wie es einmal war.<br />

Die Corona-Krise trifft die Wirtschaft sowie das Leben aller mit<br />

voller Wucht und die Auswirkungen davon bekommen neben<br />

Angestellten und Arbeitern auch die Betriebe zu spüren.<br />

Von Albert Unterpirker &<br />

Daniel Haueis<br />

Von großen Unternehmen über<br />

Klein- und Mittelbetriebe bis hin zu<br />

Kleinstbetrieben und Einzelunternehmen,<br />

von denen es hierzulande immer<br />

mehr gibt: Die RUNDSCHAU sprach<br />

mit den Wirtschaftskammer-Bezirksobmännern<br />

über die aktuelle Lage.<br />

INNSBRUCK-LAND. Müssen<br />

sich die Wirtschaftstreibenden im Bezirk<br />

Sorgen machen? „Wenn diese Krise<br />

in absehbarer Zeit endet, müssen sie<br />

sich keine Sorgen machen. Außerdem<br />

sind wir dabei, Unterstützungen aufzustellen.<br />

Die Bezirksstelle ist aktiv eingebunden<br />

in die Telefon-Hotline und<br />

auch in den Verhandlungen, was das<br />

Land betrifft. Wir arbeiten alle dran,<br />

sowohl Bundes- als auch Landesweit<br />

Lösungen zu finden. Zudem waren<br />

unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

über das ganze Wochenende erreichbar<br />

und stehen natürlich jederzeit<br />

für Fragen zur Verfügung“, verspricht<br />

Patrick Weber, Bezirksobmann der<br />

Wirtschaftskammer Innsbruck-Land.<br />

Die allerwichtigsten Dinge, die unter<br />

anderem zu beachten seien, sind, „dass<br />

diese Krise so rasch wie möglich über<br />

die Bühne geht und dass man alle Vorgaben<br />

einhält.“ Außerdem solle man<br />

auf Homeoffice umstellen und Kontakte<br />

so gut es geht vermeiden. „Denn<br />

umso kürzer es dauert, desto leichter<br />

tun sich die Betriebe mit den ganzen<br />

Folgen, die daraus resultieren.“ Nun<br />

hieße es, sich sehr solidarisch zeigen,<br />

der Zusammenhalt sei extrem gefordert.<br />

„Und ich würde die Bevölkerung<br />

bitten, wenn sie einen Online-Kauf<br />

tätigt, dass man bei österreichischen<br />

Unternehmen einkauft und nicht alles<br />

über auswärtige Händler bezieht.“<br />

REUT<strong>TE</strong>. „Sorgen muss sich jeder<br />

machen, aber hauptsächlich um<br />

die persönliche Gesundheit und um<br />

die Gesundheit seiner Nächsten. Die<br />

wirtschaftliche Lage ist sicherlich<br />

schwierig und angespannt, aber wir<br />

werden keinen fallen lassen! Das Paket,<br />

das geschnürt wurde (vier Milliarden<br />

vom Bund, 400 Millionen vom<br />

Land, Anm.) kann sich sehen lassen<br />

und wird sicherlich noch aufgestockt<br />

werden – wenn es notwendig ist“, sagt<br />

Christian Strigl, Bezirksobmann der<br />

Wirtschaftskammer Reutte. Welche<br />

Hilfestellungen hinsichtlich beispielsweise<br />

Informationen bietet die Wirtschaftskammer<br />

im Bezirk an? „Derzeit<br />

sind wir noch voll mit den Einzelberatungen<br />

beschäftigt, da sind wir die erste<br />

Anlaufstelle, wenn es etwa zu Fragen<br />

um Kurzzeitarbeit und Betriebsschließungen<br />

geht. Parallel sind wir aber am<br />

Vorbereiten, dass wir für unseren Bezirk<br />

spezielle Pakete bezüglich solcher<br />

Hilfestellungen zusammenstellen, für<br />

alle Sparten, damit wir diese Hilfestellungen<br />

gezielt an alle unsere Mitglieder<br />

ausschicken können.“ Können die<br />

Betriebe und Unternehmen weiterhin<br />

zu den Öffnungszeiten telefonischen<br />

Kontakt aufnehmen? „Natürlich, die<br />

Bezirksstelle ist jederzeit telefonisch<br />

erreichbar (wie auch alle anderen Bezirksstellen,<br />

Anm.).“ Die Wirtschaftskammer<br />

Tirol habe ohnehin momentan<br />

einen 24-Stunden-Service. Und<br />

was sind derzeit die allerwichtigsten<br />

Dinge, die Wirtschaftstreibende zu<br />

beachten haben? „Das Wichtigste ist:<br />

Alles dokumentieren! Weil ein alter<br />

Spruch besagt: Wer schreibt, bleibt.<br />

Das heißt, den Geschäfts- beziehungsweise<br />

Gewinn-Entgang so gut wie<br />

möglich dokumentieren.“ Außerdem<br />

warte man derzeit darauf, wie es seitens<br />

der Soforthilfemaßnahmen der Regierung<br />

im Detail ausschaue. „Dass dies<br />

dann relativ unbürokratisch geschehen<br />

soll, wurde uns versprochen – und das<br />

geben wir dann natürlich weiter. Bitte<br />

auch weiterhin die Nachrichten beobachten<br />

und ab und zu einen Blick auf<br />

die Homepage der Wirtschaftskammer<br />

machen – die ist topaktuell. Aber das<br />

Allerwichtigste ist: Ruhe bewahren<br />

und gesund bleiben!“<br />

IMST. „Natürlich machen sich neben<br />

größeren Betrieben auch Kleinund<br />

Mittelbetriebe derzeit Sorgen<br />

und diese Sorgen gehen in zwei Richtungen.<br />

Einerseits, wie bewältige ich<br />

das, was momentan ist – da ist jeder<br />

Unternehmer in höchstem Ausmaß<br />

gefordert. Du musst als Unternehmer<br />

jetzt ein Schiff steuern, das in die<br />

richtige Richtung steuert – und dabei<br />

aufpassen, dass es nicht untergeht.<br />

Da ist jetzt jeder bis zum Anschlag<br />

konfrontiert. Andererseits ist man<br />

nun damit auch gefordert, wie die Zukunft<br />

aussieht“, formuliert Josef „Joe“<br />

Huber als Bezirksobmann der Imster<br />

Wirtschaftskammer. Wichtig sei es<br />

jetzt aber, „optimistisch zu bleiben“,<br />

Foto: Weber<br />

RS-Foto: Archiv<br />

so Huber, „denn wir gehen ja davon<br />

aus, dass dieses Drama auch mal wieder<br />

ein Ende haben wird und wir zur<br />

Normalität zurückfinden.“ Auch bei<br />

der Wirtschaftskammer Imst sei man<br />

im Homeoffice-Betrieb, „aber jederzeit<br />

für alle Anliegen der Unternehmer<br />

erreichbar!“ Auch hier sei der „Prozess<br />

der Hilfestellungen schon voll im Laufen“,<br />

sagt der Wirtschaftskammer-Obmann,<br />

„und dieser ist beinahe schon<br />

im Abklingen.“ Wie umfangreich die<br />

momentane Problematik derzeit sei,<br />

weiß Huber freilich auch: „Da kommen<br />

jetzt Themen zum Vorschein,<br />

die wir bis jetzt noch nicht gekannt<br />

haben.“ Große Herausforderungen<br />

gäbe es unter anderem auch für Tourismusbetriebe,<br />

„wenn Kunden nun Anzahlungen<br />

zurück haben wollen“, so<br />

Huber. „Es geht jetzt darum, dass man<br />

für jedes Unternehmen Finanzierungsformen<br />

findet, damit man diese Liquiditätsengpässe<br />

überbrücken kann.“ Da<br />

gehe es zum Beispiel „um Stundungen<br />

beim Finanzamt, Zins-Freistellungen<br />

bei den Banken oder um Aufnahmen<br />

von zusätzlichen Darlehen.“ Wie lautet<br />

nun das Motto und die Devise?<br />

„Kopf nicht in den Sand stecken, wir<br />

haben schon viele schwierige Zeiten<br />

gemeistert – und wir werden auch diese<br />

Krise meistern!“<br />

LANDECK. Der Landecker Wirtschaftskammer-Bezirksobmann<br />

Michael<br />

Gitterle ist selbst von den Auswirkungen<br />

der Maßnahmen angesichts<br />

des Coronavirus massiv betroffen und<br />

weiß daher, wie den Unternehmern zumute<br />

ist. Sein Appell lautet: „Handelt<br />

Foto: WKO<br />

RS-Foto: Archiv<br />

Die Bezirksobmänner der Oberländer Wirtschaftskammern: Patrick Weber (Innsbruck-Land,<br />

l.o.), Christian Strigl (Reutte, r.o.), Josef Huber (Imst, l.u.) und Michael<br />

Gitterle (Landeck, r.u.)<br />

trotz allem mit Bedacht und Vernunft.<br />

Nun sind wir gefordert zusammenzustehen,<br />

Solidarität zu zeigen. Für<br />

Konkurrenzdenken ist jetzt kein Platz.<br />

Helft euch gegenseitig, wo immer es<br />

möglich ist, auch wenn es momentan<br />

nicht nach Profit aussieht. Am Ende<br />

des Tages können daraus Lösungen<br />

entstehen, an die man nie zu denken<br />

gewagt hätte. Krisen machen uns stark!<br />

Das hatte in der Vergangenheit Gültigkeit<br />

und ich bin überzeugt, dass es auch<br />

diesmal so sein wird.“ Jetzt sei es aber<br />

auch wichtig abzuwarten, denn die<br />

Situation ändert sich laufend. Auf der<br />

Homepage der Wirtschaftskammer ist<br />

mittlerweile ein Infopoint eingerichtet,<br />

der ständig überarbeitet wird. Dort erfahren<br />

Unternehmer alles Notwendige<br />

rund um das Thema und finden auch<br />

branchenspezifische Informationen,<br />

Antworten auf häufig gestellte Fragen,<br />

Musterformulare für Ansuchen und<br />

vieles mehr: www.wko.at/corona<br />

E-LEARNING. Eine Entscheidung<br />

wurde für die Teilnehmer diverser Kurse<br />

des WIFI getroffen: Der Lehrbetrieb<br />

kann aufrecht erhalten werden, denn<br />

es wurde auf E-Learning umgestellt.<br />

Die Kurse finden also wie geplant statt<br />

und jeder kann seine Zusatzqualifikation<br />

abschließen. Aus Sicherheitsgründen<br />

durften die Wirtschaftskammer-<br />

Mitarbeiter seit Montag der Vorwoche<br />

zwar keine persönlichen Beratungen<br />

mehr durchführen, doch telefonisch<br />

und per E-Mail sind sie für alle Anliegen<br />

erreichbar. „Bedenkt auch, dass<br />

jedem Ende ein neuer Anfang inne<br />

wohnt“, erklärt Gitterle zuversichtlich.<br />

RUNDSCHAU Seite 10 25./26. März 2020

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