Nr.65 - Winter 2017 / 18

UNTERWEGS IN FRANKREICH Hotel
La Bonne Etape
Die Freuden von Schlichtheit und Authentizität
Im Departement Alpes-de-Haute-Provence, am Rande
des Geoparks Haute-Provence, zwischen Manosque
und Sisteron, liegt das Hotel-Restaurant La Bonne
Etape, mit dem man sich auf unterschiedliche Arten vertraut
machen kann. Natürlich könnte man sich zunächst
einmal die diversen Labels (Michelin-Stern, Relais &
Châteaux, Maître Cuisinier de France, Maître Restaurateur)
ansehen, die das Niveau des Hauses unterstreichen.
Wirft man dann noch einen Blick in das Goldene Buch,
das im ersten Stock dieses hübschen Familienhauses ausliegt
und in dem man neben unbekannten Namen auch auf
so illustre Signaturen wie die von Barbara Hendricks,
Georges Clooney, Gérard Depardieu oder Henri Salvador
stößt, so muss man zweifelsohne beeindruckt sein. Und das
zu Recht! Allerdings lassen solche Auszeichnungen, selbst
wenn sie mehr als verdient sind, manchmal die Schlichtheit
und Authentizität eines Ortes vergessen.
Daher empfehlen wir Ihnen, all diese Anerkennungen
erst einmal zu ignorieren und sich dem Hotel-Restaurant
La Bonne Etape auf eine ganz andere, viel persönlichere
Weise zu nähern. Dafür haben wir einen kleinen Tipp:
Gehen Sie rechts am Haus vorbei in Richtung Pool. Dort
werden Sie einen Garten mit einigen Obstbäumen entdecken,
in dem ein sehr poetisches Durcheinander herrscht.
Hier gibt es keinen Park mit perfekt angelegten Alleen,
wie man es von einem Hotel dieser Kategorie erwarten
könnte. Wenn Sie diesen Garten betreten, verlassen Sie
eingefahrene Gleise, betreten eine unkonventionelle Welt
und entdecken die wahre Seele des La Bonne Etape. « Wir
sind weder in Versailles, noch in Villandry », liebt es der
Urheber dieses besonderen Gemüsegartens und gleichzeitig
Herr des Hauses, Jany Gleize, zu erläutern. « Wir sind
hier in der Haute-Provence, dem Land der Obstgärten, wo
man sich alles erst einmal verdienen muss. Dem muss der
Esprit dieses Ortes Rechnung tragen. » Früchte, Gemüse,
Blumen und Insekten existieren hier in einem harmonischen
Miteinander. Die Natur darf die Oberhand über
den Menschen gewinnen, der diskret bleibt und die Umwelt
respektiert. Der Boden wird nicht bearbeitet – von
chemischen Eingriffen ganz zu schweigen –, man lässt ihn
in Ruhe und ist dankbar für das, was er uns schenkt. Auf
dem « unbestellten » Land wachsen im Übrigen Blumen
für hübsche Sträuße und die idealen Zutaten für die Salate,
welche die Teller der beiden Restaurants zieren.
Dieser « wild wachsende Gemüsegarten » ist das Herz
des Hauses. Ein schlichter Ort, der Neugierde und Entdeckungslust
weckt. Hier und da stehen ein paar Bänke, die
die Besucher zum Innehalten oder sogar zum Meditieren
36 · Frankreich erleben · Winter 2017/18