Nr.65 - Winter 2017 / 18
Géoparc de Haute-Provence, eine erstaunliche Reise in die Vergangenheit der ErdeVal de Loire: Chédigny, ein Dorf wird zum Garten Grand-Est: Mondial Air Ballons, der poetische Aufstieg von 456 Heißluftballons Occitanie: Die große Höhle von Cabrespine, ein unterirdisches Abenteuer Chantals Rezept: la blanquette de saumon
Géoparc de Haute-Provence, eine erstaunliche Reise in die Vergangenheit der ErdeVal de Loire: Chédigny, ein Dorf wird zum Garten
Grand-Est: Mondial Air Ballons, der poetische Aufstieg von 456 Heißluftballons
Occitanie: Die große Höhle von Cabrespine, ein unterirdisches Abenteuer
Chantals Rezept: la blanquette de saumon
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DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN Nr. 65 · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong><br />
Haute-Provence<br />
Entdeckungsreise zu<br />
geologischen Schätzen<br />
Occitanie<br />
Ein Abenteuer im Inneren der Erde<br />
Centre-Val de Loire<br />
Die Entstehung eines Gartendorfes<br />
Grand-Est<br />
Der poetische Aufstieg von 456 Heißluftballons<br />
Initiative Energie für die deutsch-französische Freundschaft<br />
Gastronomie Kaviar von der französischen Atlantikküste<br />
Gesellschaft Literatursaison und Literaturpreise à la française<br />
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EDITORIAL<br />
Liebe Leserin,<br />
lieber Leser,<br />
Halten wir einen Moment inne, schalten<br />
wir das Mobiltelefon aus, vergessen wir<br />
die täglichen Pflichten, lassen wir uns von<br />
der Neugier und der Freude des Wiedersehens<br />
mitreißen. Der <strong>Winter</strong> steht vor der Tür, also machen<br />
wir es uns in unserem Lieblingssessel bequem – vielleicht mit<br />
einem heißen Getränk – und genießen gemeinsam, Seite für<br />
Seite, diesen besonderen Augenblick des Lesens, in<br />
dem wir alles um uns herum vergessen können.<br />
In dieser neuen Ausgabe von Frankreich erleben<br />
werden wir wieder auf 100 Seiten zusammen<br />
durch Frankreich reisen und dabei unbekannte<br />
Orte, Menschen voller Enthusiasmus sowie<br />
vielversprechende Initiativen entdecken.<br />
Begleitet vom Zauber der Bilder und<br />
Worte brechen wir in die Hochprovence<br />
auf, wo uns der erste von der UNESCO<br />
ausgezeichnete Geopark und ein erstaunliches<br />
Musée Promenade unter<br />
freiem Himmel einladen, beim Spazierengehen<br />
über unsere Umwelt<br />
nachzudenken. Dann bereiten wir<br />
uns auf den Frühling vor, indem<br />
wir ein Dorf in der Touraine besuchen,<br />
das sich im Laufe der Jahre in einen riesigen<br />
Garten verwandelt hat. Wir lassen uns<br />
im Osten Frankreichs vom märchenhaften,<br />
poetischen Anblick Hunderter Heißluftballons<br />
verzaubern, die gleichzeitig gen Himmel<br />
schweben. Wir tauchen gemeinsam in die<br />
Welt unter der Erde ein, um auf den Grund<br />
einer majes tätischen Höhle in der Nähe<br />
von Carcassonne hinabzusteigen.<br />
Beim<br />
Blättern in<br />
dieser Ausgabe<br />
begeben wir uns aber<br />
nicht nur an interessante<br />
Orte, sondern wir treffen<br />
auch entschlossene Frauen und Männer, die<br />
durch ihre Initiative einen Beitrag zu den deutschfranzösischen<br />
Beziehungen leisten und uns auf diese Weise<br />
das Hexagon näherbringen. Folgen wir also diesen Menschen,<br />
die die Strecke von Deutschland nach Frankreich<br />
in Elektroautos zurückgelegt haben, und setzen wir uns<br />
mit ihrer Botschaft auseinander. Wir teilen gemeinsam<br />
die Weisheit und die Leidenschaft, die ein großer französischer<br />
Küchenchef für seine Region hegt. Wir<br />
hören einem Unternehmer zu, der uns die Saga<br />
des Kaviars näherbringt und die Art, wie er sich<br />
mit einigen anderen für dessen Erhalt einsetzt.<br />
Wir entdecken einen Deutschen, der eine<br />
alte Tradition weiterführt und mit dem jahrhundertealten<br />
Know-how seiner Familie<br />
seinen eigenen Cognac herstellt …<br />
All dies ist nur ein Abriss der Reise, die<br />
uns erwartet. Lassen wir uns von diesen<br />
Geschichten tragen. Reisen wir ohne Zwang<br />
und ohne Grenzen. Lesen beinhaltet schließlich<br />
kein Risiko, es sei denn, das Risiko, neugierig<br />
zu werden und Lust auf mehr zu bekommen.<br />
Aber was könnte uns Besseres passieren?<br />
Gemeinsam mit dem Team von Frankreich<br />
erleben wünsche ich Ihnen frohe Festtage und<br />
für das Jahr 20<strong>18</strong> von Herzen Glück, Gesundheit<br />
und viel Erfolg bei all Ihren Projekten.<br />
Viel Spaß beim Lesen!<br />
Titelbild: Blick vom Aussichtspunkt des Musée Promenade<br />
auf die Stadt Digne-les-Bains (Alpes-de-Haute-Provence)<br />
Jean-Charles Albert<br />
Chefredakteur<br />
jc.albert@frankreicherleben.de<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 3
INHALT<br />
Coup de<br />
Cœur · 64<br />
Grand-Est · 46<br />
Cognac · 76<br />
Haute-Provence · 24<br />
Initiative · 66<br />
Rezept · 74<br />
Chédigny · 38<br />
Cabrespine · 58<br />
4 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>
Nantes<br />
76 · Touzac<br />
Bordeaux<br />
86 · Le Teich<br />
Lille<br />
64 · Paris<br />
Tours<br />
38 · Chédigny<br />
Dijon<br />
Lyon<br />
Unterwegs in Frankreich<br />
46 · Chambley<br />
Strasbourg<br />
24 · Haute-Provence<br />
Toulouse<br />
36 · Hotel<br />
58 · Cabrespine<br />
Marseille<br />
24 Haute-Provence<br />
Eine erstaunliche Reise in die Vergangenheit<br />
der Erde<br />
Ganz im Norden der Provence, im Departement Alpes-de-<br />
Haute-Provence, liegt ein Landstrich, der sich von anderen<br />
deutlich abhebt. Hier können neugierige Wanderfreunde<br />
und Naturliebhaber abseits ausgetretener Pfade eine Reise<br />
durch die 300 Millionen Jahre alte Geschichte unseres<br />
Planeten unternehmen, die sie so schnell nicht vergessen<br />
werden.<br />
36 Hotel<br />
La Bonne Etape, Château-Arnoux-Saint-Auban<br />
38 Centre-Val de Loire<br />
Chédigny – ein Dorf wird zum Garten<br />
Das Loiretal ist in der ganzen Welt für seine Schlösser<br />
und Gärten sowie für sein angenehmes und friedliches<br />
Leben bekannt. Weniger bekannt ist dagegen, dass es<br />
dort auch ein kleines Dorf mit nicht einmal 500 Einwohnern<br />
gibt, dem für das gesamte Gemeindegebiet die<br />
Auszeichnung Jardin remarquable verliehen wurde.<br />
46 Grand-Est<br />
Der poetische Aufstieg von 456 Heißluftballons<br />
Alle zwei Jahre findet auf dem Flugplatz von Chambley das<br />
größte Heißluftballontreffen der Welt statt: die Mondial Air<br />
Ballons. In diesem Jahr versammelten sich 1072 Ballonfahrer<br />
aus 38 Ländern. Mit 456 Heißluftballons, die gleichzeitig<br />
abhoben, wurde ein neuer Weltrekord im Massenstart<br />
aufgestellt.<br />
58 Occitanie<br />
Die große Höhle von Cabrespine:<br />
ein unterirdisches Abenteuer<br />
Im Departement Aude, rund zwanzig Autominuten<br />
nordöstlich von Carcassonne, liegt die große Höhle von<br />
Cabrespine. Ein Besuch dieser Höhle ist – über die<br />
spektakulären Dimensionen und den geologischen<br />
Reichtum hinaus – ein in mehrfacher Hinsicht einzigartiges<br />
und zugleich verwirrendes Erlebnis.<br />
64 Coup de Cœur<br />
Die Straßenbuchhändler an<br />
den Seine-Quais in Paris<br />
Frankreich heute<br />
66 Initiative<br />
Die deutsch-französische Freundschaft:<br />
welch eine Energie!<br />
Vom 30. September bis 5. Oktober sind 15 Elektro- und<br />
Hybrid autos quasi ohne Lärm und ohne schädliche<br />
Emis sionen im Rahmen der ersten Tour d’E-Mobilité von<br />
Mann heim in das Vallée de la Dordogne gefahren und<br />
haben gezeigt, welch wunderbare Energie aus der<br />
deutsch-französischen Freundschaft entstehen kann.<br />
72 Gesellschaft<br />
Der Auftakt der Literatursaison und die<br />
Literaturpreise: typisch französische Rituale<br />
Der Herbst ist jedes Jahr für die Schriftsteller, Buchhändler<br />
und Verlage in Frankreich eine sehr stressige Zeit.<br />
Kaum ist der Sommer vorbei, beginnt die sogenannte<br />
Rentrée littéraire, der Auftakt der Literatursaison, der<br />
dann die sehnlichst erwartete Saison des Prix, also die<br />
Vergabe der Literaturpreise, auf dem Fuße folgt.<br />
Art de vivre<br />
74 Chantals Rezept<br />
Blanquette de saumon<br />
76 Spirituosen<br />
Roderich Dühr – ein Deutscher, der Cognac<br />
im Blut hat<br />
Der aus Offenburg stammende Roderich Dühr hat vor einigen<br />
Jahren entschieden, eine lange Familientradition fortzusetzen<br />
und im Hexagon ein Unternehmen zu gründen. Nun lebt er den<br />
Großteil des Jahres im Pays de l‘or brun, im Land des braunen<br />
Goldes, wo er seine eigene Cognacmarke lanciert hat:<br />
Cognac Rody.<br />
86 Gastronomie<br />
Kaviar von der französischen Atlantikküste –<br />
der neue Star<br />
Dass wir heute immer noch Kaviar genießen können,<br />
ist Ini tiativen und in der Öffentlichkeit weitgehend<br />
unbekann ten Forschungsarbeiten zu verdanken. Diese<br />
haben zum Wandel einer Branche geführt, in deren<br />
Rahm en sich der Südwesten Frankreichs zum wichtigsten<br />
Produ zenten der schwarzen Perlen entwickelt hat.<br />
92 Produkte<br />
Die Zitronenpresse aus Glas von Luminarc<br />
Die Zitronenpresse aus Glas ist ein ganz banaler Haushaltsgegenstand,<br />
den man für drei bis vier Euro erhält.<br />
Mit ihm kann man den Saft einer Zitrone auspressen,<br />
er ist praktisch und lässt sich leicht reinigen. Und<br />
doch hat dieser Gegenstand eine Geschichte …<br />
3 Editorial<br />
6 On en parle<br />
12 Frankreichkalender<br />
14 On lit<br />
17 Abonnement<br />
<strong>18</strong> On écoute<br />
20 On regarde<br />
22 On surfe<br />
82 Nachbestellungen<br />
94 Kulturschock<br />
96 Leserbriefe<br />
97 Guéwen a testé<br />
98 Impressum<br />
98 Vorschau<br />
Frankreich erleben im Internet:<br />
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Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 5
ON EN PARLE<br />
Transport<br />
Vorerst keine<br />
« fliegenden Taxis »<br />
auf der Seine in Paris<br />
Die Pariser<br />
Bürgermeisterin,<br />
Anne Hidalgo, fand<br />
die Idee gut und zeigte<br />
sich nach einem überzeugenden<br />
Test im Mai dieses Jahres sogar sehr enthusiastisch.<br />
Es geht um seltsam aussehende Elektroboote, die<br />
von einem Start-up namens Seabubbles entwickelt wurden.<br />
Da sie nur eine kleine Berührungsfläche mit dem<br />
Wasser haben, hat man den Eindruck, sie würden mit<br />
einer Geschwindigkeit von <strong>18</strong> km/h über die Oberfläche<br />
« fliegen ». Allerdings werden sie nun vorerst<br />
doch nicht auf der Seine in Paris verkehren. Die Gründe?<br />
Der autonome Hafen, der die Infrastrukturen der<br />
Seine verwaltet, kann die Anforderungen der Initiatoren<br />
des Projektes nicht erfüllen, und die Geschwindigkeit<br />
auf dem Fluss ist zu streng reglementiert. Inzwischen<br />
hat jedoch die Schweiz ihr Interesse bekundet, solche<br />
Boote auf dem Genfersee einzusetzen, und auch Dubai<br />
erwägt, mit ihnen den Verkehrsfluss in der Stadt flüssiger<br />
zu gestalten.<br />
Gold<br />
Zurück nach Deutschland<br />
In den Zeiten des Kalten Krieges lagerte die Deutsche Bundesbank<br />
einen Großteil ihrer Goldreserven bei westlichen<br />
Verbündeten, bis hin in die Vereinigten Staaten. Bis vor<br />
Kurzem ruhten 374 Tonnen dieses Edelmetalls noch in den<br />
Depots der Banque de France in Paris. Die Rückführung<br />
ist nun abgeschlossen: Inzwischen befinden sie sich in<br />
Frankfurter Tresoren in Sicherheit.<br />
6 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>
Rechtschreibregeln<br />
Tötet zu viel Neutralität die Sprache?<br />
Seit der Verlag Hatier das erste Schulbuch<br />
herausgebracht hat, das ganz nach den Regeln einer<br />
« neutralen und gleichberechtigten Sprache » verfasst<br />
ist – in Frankreich spricht man von écriture inclusive<br />
–, sorgt dies im Land für Polemik. Diese Methode<br />
stellt vor allem die Vorrangstellung des maskulinen<br />
über das feminine Geschlecht in der Schriftsprache<br />
infrage. Es sollen dabei alle möglichen Formen eines<br />
bestimmten Wortes angegeben werden, wobei die<br />
verschiedenen Endungen durch einen Punkt getrennt<br />
werden (z. B. agriculteur.trice.s oder écrivain.e.s).<br />
Diese Schreibweise wurde umgehend als zu komplex<br />
zu unterrichten eingestuft und sowohl von Eltern- als<br />
auch von Lehrerseite massiv zurückgewiesen. Selbst<br />
die Académie française ist beunruhigt. Ende Oktober<br />
haben deren Mitglieder einstimmig verlauten<br />
lassen, dass die écriture inclusive « eine Verwirrung,<br />
die an Unlesbarkeit grenzt » darstellen würde. Die<br />
« Hüterin der französischen Sprache » ist sogar so<br />
weit gegangen, darin eine « tödliche Gefahr » für die<br />
Landessprache zu sehen …<br />
Hommage<br />
Einweihung des<br />
Musée Yves Saint-<br />
Laurent<br />
Der im September<br />
<strong>2017</strong> verstorbene Pierre<br />
Bergé (1930-<strong>2017</strong>) war<br />
der Lebensgefährte<br />
des französischen<br />
Modeschöpfers Yves-<br />
Saint-Laurent (1936-<br />
2008). Er hatte immer<br />
die Absicht, in Paris ein<br />
Museum zu eröffnen,<br />
das ganz dem berühmten Couturier gewidmet ist. Nun wurde<br />
es von der französischen Kulturministerin, Françoise Nyssen,<br />
eingeweiht. Es befindet sich in einem Hôtel Particulier in der<br />
Avenue Marceau, wo Saint-Laurent seinerzeit gearbeitet<br />
hatte. Das Museum zeigt das nahezu identisch nachgestellte<br />
Atelier sowie symbolträchtige Stücke seiner Kollektionen. Dies<br />
ermöglicht dem Besucher, auf sehr persönliche Art in die Welt<br />
des Modeschöpfers einzutauchen.<br />
www.museeyslparis.com<br />
Nahrungsmittel<br />
Ein Qualitätslabel für Croissants?<br />
Frédéric Roy, ein Bäcker aus Nizza, schlägt Alarm: Er hat festgestellt, dass 85 % des in den<br />
französischen Bäckereien verkauften Feingebäcks industriell gefertigt wird. Entweder stellen<br />
die Bäcker ein festgelegtes Rezept auf der Basis industrieller Zutaten her oder sie beziehen<br />
bereits den fertigen Teig, den sie dann nur noch backen müssen.<br />
Deshalb möchte er jetzt das Label « Tradition » einführen,<br />
ähnlich dem Qualitätssiegel, das es seit 1993 für das<br />
Baguette gibt. Ein nach diesen Kriterien gebackenes<br />
« echtes » Croissant dürfte dann ausschließlich aus<br />
Mehl ohne Zusatzstoffe sowie Butter einer Appellation<br />
d’Origine Protégée (AOP) hergestellt<br />
werden. Vor allem müsste der Teig<br />
vor Ort zubereitet und gebacken<br />
werden. Mehrere Politiker haben<br />
Frédéric Roy bereits<br />
ihre Unterstützung zugesichert.<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 7
ON EN PARLE<br />
Architektur<br />
Die Metamorphose des Tour Montparnasse<br />
Dem Tour Montparnasse stehen beeindruckende<br />
Renovierungsmaßnahmen bevor, die nicht nur den<br />
Turm, sondern auch die Pariser Skyline verändern<br />
werden. Die umfangreichen Arbeiten belaufen sich schätzungsweise<br />
auf mehr als 300 Millionen Euro. Es ist mehr<br />
als nur ein Lifting, es ist eine regelrechte Transformation.<br />
Neben einer vollständigen Asbestentsorgung soll das Gebäude<br />
<strong>18</strong> Meter höher werden. Auf dem Dach ist ein ausgedehnter<br />
Dachgarten geplant – es wird der höchstgelegene<br />
von Paris sein –, mit einem riesigen Gewächshaus, das<br />
die Restaurants des Turms mit Obst und Gemüse beliefern<br />
soll. In die Etagen 42 bis 45 zieht ein Hotel mit rund 100<br />
Zimmern ein, das bewusst alle Preisklassen anbieten will.<br />
Neben Familienzimmern und weitläufigen Suiten an den<br />
Ecken des Gebäudes wird es sehr kleine « Zellen » geben.<br />
Das Hochhaus soll in eine transparente « doppelte Haut<br />
verpackt » werden, um vorherrschende Winde zur natürlichen<br />
Belüftung des Inneren zu nutzen. Realisiert wird<br />
diese Metamorphose durch einen Zusammenschluss von<br />
fünf französischen Architekten: Franklin Azzi, Frédéric<br />
Chartier, Pascale Dalix, Cyrille Le Bihan und Mathurin<br />
Hardelest. Die Fertigstellung ist für 2023 geplant, damit<br />
der Tour Montparnasse für die Olympischen Spiele 2024<br />
in Paris bereit ist.<br />
Brexit<br />
Und wenn man sich mehr auf deutsche Besucher fokussieren würde?<br />
Es war vorherzusehen, doch manche Tourismusbetriebe in Frankreich werden sich der Auswirkungen<br />
des Brexit erst sehr spät bewusst. Ob in der Normandie – wo die britischen Touristen den größten Teil<br />
der ausländischen Besucher ausmachen –, in der Bretagne – wo ihr Anteil an den ausländischen<br />
Gästen 37 % beträgt – oder in Paris: Jahrelang haben die Tourismusverantwortlichen der diversen<br />
Institutionen vor allem auf Urlauber aus England gesetzt. Heute sind sie beunruhigt: Es ist nicht<br />
von der Hand zu weisen, dass die Zahl der Briten, die diese Regionen besuchen, deutlich<br />
zurückgegangen ist. Diese bevorzugen nun günstigere Reiseziele wie Spanien, Griechenland<br />
oder Portugal. In anderen Gebieten hat man sich dagegen in den letzten Jahren bereits auf<br />
Touristen aus anderen Ländern – beispielsweise aus Deutschland – fokussiert. Dort freut man sich, dass<br />
diese Zielgruppe eher zunimmt und damit den Besucherrückgang aus England kompensiert.<br />
8 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>
Kunst<br />
Ein Picasso für den Elysée-Palast?<br />
Es wäre zweifellos eine Verjüngungskur für den Sitz<br />
des Französischen Staatspräsidenten: Emmanuel<br />
Macron hat wissen lassen, dass er bereit ist,<br />
zeitgenössischen Künstlern die Türen des Élysée-<br />
Palastes zu öffnen. Und « warum nicht Werke von<br />
Picasso? Das wäre toll! », hat er sich geäußert. Bei<br />
der ersten Fernsehübertragung aus seinem Büro<br />
konnte man vor Kurzem bereits feststellen, dass es<br />
eine Veränderung gegeben hat: An den Wänden<br />
hängen nun sehr moderne Bilder.<br />
Fahrrad<br />
Neue Räder für Vélib‘ in Paris<br />
Die Räder des Fahrradverleihsystems Vélib‘ in Paris erhalten<br />
ein neues Outfit: Ab dem 1. Januar 20<strong>18</strong> sind sie leichter und,<br />
das ist die große Neuerung, rund 30 % der Räder erhalten<br />
eine Elektrounterstützung. Dank eines neuen Schlosssystems<br />
können Nutzer das Rad sogar dann zurückgeben, wenn<br />
die Station bereits vollbesetzt ist, nämlich indem sie es über<br />
ein im Rahmen verstecktes Schloss an einem anderen<br />
Rad befestigen. Vélib’ ist mittlerweile in der ganzen<br />
Metropolregion verbreitet; insgesamt 68 Kommunen rund um<br />
Paris bieten dieses Verleihsystem an.<br />
SCHNAPPSCHÜSSE<br />
Noch Spielraum für Windenergie ++ Frankreich<br />
belegt innerhalb der EU nach Großbritannien den zweiten Platz<br />
in Sachen Windressourcen. Was die installierte Leistung angeht,<br />
so liegt das Land mit 12 065 MW jedoch weit abgeschlagen<br />
auf Rang vier. Davor positionieren sich Deutschland (mehr als<br />
50 000 MW), Spanien (25 000 MW) und Großbritannien (16 000<br />
MW). Bis 2030 will Frankreich eine Leistung von mindestens<br />
66 000 MW erreichen.<br />
Abonnements sind in Frankreich sehr "à<br />
la mode" ++ Laut einer aktuellen Studie des Centre de<br />
Recherche pour l’Étude et l’Observation des Conditions de Vie<br />
(CREDOC) sind 76 % der Franzosen der Ansicht, dass die Nutzung<br />
eines Produktes wichtiger ist als dessen Besitz. Folglich ist<br />
es nicht erstaunlich, dass die Franzosen gerne digitale Dienstleistungen<br />
abonnieren, seien es Videos (beispielsweise Net flix),<br />
Musik (zum Beispiel Spotify) oder Verlagsangebote (digitale<br />
Zeitungsausgaben). 95 % der Franzosen haben min des tens ein<br />
Abonnement abgeschlossen, 38 % sechs oder mehr.<br />
Reich in Frankreich ++ Das Institut Odoxa hat eine<br />
Umfrage veröffentlicht, laut der die Franzosen die Schwelle für<br />
Reichtum bei einem Vermögen von 500 000 Euro ansetzen. 2011<br />
lag dieser Betrag bei einer Million Euro. Die meisten Franzosen<br />
sind der Ansicht, dass man in dem Moment reich ist, in dem<br />
man ein Monatseinkommen von mindestens 5000 Euro hat.<br />
Man muss dazu wissen, dass 5 % der Menschen im Hexagon<br />
monatlich mehr als 4300 Euro verdienen. Subjektiv gesehen<br />
nimmt ein Franzose laut Gaël Sliman, dem Präsidenten von<br />
Odoxa, jemanden als reich wahr, « der zwei bis drei Mal mehr<br />
verdient als er selbst ».<br />
Eine bestimmte Vorstellung von Kultur ++<br />
Laut einer Studie des CREDOC ist für 84 % der Franzosen ein<br />
Museumsbesuch ein kulturelles Ereignis par excellence. Deshalb<br />
sind sie auch fleißige Museumsgänger: 44 % der Befragten<br />
gaben an, in den vergangenen 12 Monaten mindestens ein<br />
Museum oder eine Ausstellung besucht zu haben. Das sind 9 %<br />
mehr als vor 5 Jahren.<br />
Frohe Weihnachten! ++ Eine französische Familie wird<br />
in diesem Jahr an Weihnachten durchschnittlich 128 € pro Kind<br />
für Spielzeuge ausgeben. 2016 waren es 106 €.<br />
Eine "neue" Älteste ++ Nachdem im Oktober <strong>2017</strong><br />
Ho no rine Rondello im Alter von 114 Jahren gestorben ist, ist nun<br />
Schwes ter André (mit bürgerlichem Namen Lucille Randon) mit<br />
113 Jahren die älteste Französin. Wie ihre « Vorgängerin » lebt<br />
sie im Departement Var. Sie stammt aus bescheidenen Verhältnissen,<br />
arbeitete zunächst als Gouvernante, unter anderem<br />
bei der Familie Peugeot, und trat 1945 in einen Orden ein.<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 9
ON EN PARLE<br />
Plus beaux villages de France<br />
Neu gewählt:<br />
Veules-les-Roses<br />
Das Auswahlgremium der Vereinigung<br />
Les plus beaux villages de France hat die<br />
Bewerbung von Veules-les-Roses<br />
(Seine-Maritime) akzeptiert. Dieser Ort ist<br />
damit das 157. Dorf, welches das begehrte Label<br />
tragen darf. Veules-les-Roses liegt zwischen<br />
Dieppe und Fécamp. Das Dorf geht auf die<br />
Merowinger zurück und war während der<br />
Belle Époque eines der ersten Seebäder an der<br />
Küste der Normandie. Davon zeugen heute<br />
noch schöne Villen und die für ein Seebad typischen Umkleidekabinen direkt am<br />
Meer. Veules-les-Roses ist das sechste so ausgezeichnete Dorf in der Normandie und<br />
das erste im Departement Seine-Maritime.<br />
Radsport<br />
Tour de France 20<strong>18</strong>:<br />
ganz « made in France »<br />
Laut dem kürzlich veröffentlichten Streckenverlauf ist die<br />
Tour de France 20<strong>18</strong> eine durch und durch französische Tour.<br />
Schluss mit Ausflügen in die Niederlande oder die Schweiz, nach<br />
Belgien oder Deutschland. Die Tour 20<strong>18</strong> (7. bis 29. Juli) findet<br />
ausschließlich auf französischem Boden statt. Mit einer<br />
derartigen Entscheidung hatte man nicht gerechnet,<br />
zumal die italienische Tour Giro d‘Italia 20<strong>18</strong> sogar ein<br />
mehrtägiges Gastspiel in Israel gibt. Die Organisatoren<br />
haben für die kommende Ausgabe jedoch ganz<br />
neue und sehr dynamische Etappen vorgesehen, die<br />
an die Highlights der Tourgeschichte erinnern sollen. So<br />
geht es beispielsweise auf nicht geteerten Straßen durch<br />
Hochsavoyen. 21,7 km des Radsportereignisses führen<br />
über Kopfsteinpflaster – teilweise auf der Strecke des<br />
legendären Rennens Paris-Roubaix –, was somit der<br />
längste Abschnitt auf einem derartigen Untergrund seit<br />
1980 ist. Die Tour de France wird auf der Île de Noirmoutier<br />
(Vendée) starten und wie üblich auf der Pariser Champs-<br />
Elysées enden. Dazwischen müssen die Fahrer 3229 km quer durch Frankreich,<br />
sechs Bergetappen, drei Bergankünfte und fünf Etappen in hügeligem Gelände<br />
überwinden.<br />
10 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>
Konsum<br />
Ein Start-up<br />
rettet Hühner<br />
Es ist eine schreckliche Tatsache:<br />
Da Hühner ab einem Alter von<br />
<strong>18</strong> Monaten weniger Eier legen,<br />
werden sie von den Züchtern zu diesem<br />
Zeitpunkt als unrentabel angesehen<br />
und geschlachtet. Dabei sind die Tiere in<br />
diesem Alter noch « voll in Form ». Hühner<br />
können ein Durchschnittsalter von sechs bis sieben<br />
Jahren erreichen. Das französische Start-up Poulehouse hatte daher<br />
die Idee, ein neues Produkt zu lancieren, um das Leben dieser Tiere<br />
zu respektieren: Das Unternehmen verkauft Eier von « alten » Hühnern,<br />
die auf diese Art ihr Leben natürlich beenden können. Das<br />
Konzept ist ein Erfolg: Innerhalb weniger Monate wurden bereits<br />
60 000 Eier abgesetzt!<br />
Atlantik pur plus Pyrenäen,<br />
Urlaub für Liebhaber<br />
der Vielseitigkeit.<br />
Strände, Berge, wilde Küste, französische,<br />
baskische und spanische Kultur und<br />
Kulinarik. Biarritz, San Sebastian und vieles<br />
mehr. Charmante Ferien wohnungen mit<br />
schönen Aussichten an der<br />
Côte Basque bei<br />
www.baskenreisen.com<br />
Museen<br />
In Nîmes tut sich etwas<br />
Die Eröffnung des Musée de la Romanité<br />
in Nîmes wird 20<strong>18</strong> sicherlich einer der<br />
kulturellen Höhepunkte in Frankreich sein.<br />
Die Stadt hat vor Kurzem das ultramoderne<br />
Gebäude, in das dieses Museum einziehen<br />
wird, in Besitz genommen. Es befindet<br />
sich gegenüber der historischen Arena,<br />
wurde von der Architektin Elizabeth de<br />
Portzamparc entworfen und stellt einen<br />
Dialog zwischen altem Kulturerbe und<br />
zeitgenössischer Architektur her. Die<br />
architektonische Besonderheit ist eine<br />
Fassade, die aus 6708 Glasstreifen besteht,<br />
von denen jeder wiederum aus sieben<br />
Scheiben zusammengesetzt ist. Dies soll an<br />
die römischen Mosaike erinnern, welche zu<br />
den wichtigsten Stücken in der Sammlung<br />
des Museums zählen.<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 11
FRANKREICHKALENDER<br />
Auf keinen Fall verpassen<br />
Maria by Callas<br />
Barbara<br />
Auch diese Ausstellung ist einer<br />
Grande Dame gewidmet, die uns<br />
bereits verlassen hat. Am 24.<br />
November 1997, also vor 20 Jahren,<br />
starb Monique Serf, besser<br />
bekannt unter ihrem Künstlernamen<br />
Barbara. Diese ausgesprochen<br />
engagierte und unabhängige<br />
Frau hat nicht nur für alle Zeiten<br />
das französische Chanson geprägt,<br />
sondern sie hat in gewisser<br />
Weise auch zur Emanzipation<br />
der französischen Gesellschaft<br />
beigetragen. Die Ausstellung<br />
beschreibt die Persönlichkeit von Barbara äußerst treffend und<br />
lässt so nachvollziehen, welches außerordentliche Erbe die Sängerin<br />
nicht nur ihren Zeitgenossen, sondern auch der Nachwelt<br />
hinterlassen hat. Die Organisatoren haben sich im Übrigen<br />
eine nette Geste ausgedacht: Jede Frau, deren erster Vorname<br />
Barbara lautet, erhält kostenlosen Zutritt zur Ausstellung.<br />
Pariser Philharmonie, bis 28. Januar 20<strong>18</strong><br />
www.philharmoniedeparis.fr<br />
Modern sein: das MoMA in Paris<br />
Vor 40 Jahren, am 16. September 1977, starb eine<br />
der berühmtesten Sängerinnen der Welt. Nach<br />
mehrjähriger Recherche präsentiert uns der Fotograf<br />
und Regisseur Tom Volf nun sein Projekt « Maria<br />
by Callas », das aus einem Film, einer Ausstellung<br />
und drei Büchern besteht. Im Film erzählt die<br />
Opernsängerin ihre Geschichte mit eigenen Worten,<br />
die in der französischen Version von Fanny Ardant<br />
und in der englischen Version von Isabella Rossellini<br />
gesprochen werden. Filmstart ist Dezember <strong>2017</strong>.<br />
Bis dahin ist im neuen, ultramodernen Pariser Kulturzentrum<br />
La Seine Musicale, das vor den Toren<br />
von Paris – inmitten der Seine, auf der Île Seguin<br />
– liegt, eine große Retrospektive zu sehen, die Gelegenheit<br />
bietet, sich auf ganz außergewöhnliche Art<br />
mit dem Universum der Diva vertraut zu machen.<br />
Boulogne-Billancourt, La Seine Musicale,<br />
bis 14. Dezember <strong>2017</strong><br />
www.mariabycallas.com<br />
200 Meisterwerke des berühmten New Yorker Museum of<br />
Modern Art (MoMA) sind im Rahmen einer außergewöhnlichen<br />
Ausstellung in Paris zu Gast. Dies ist eine einmalige<br />
Gelegenheit, Geschichte und Bedeutung dieser ein Jahrhundert<br />
umfassenden Kunstsammlung zu entdecken. Die Retrospektive<br />
geht von den ersten großen<br />
Strömungen der Modernen<br />
Kunst bis hin zu ganz aktuellen<br />
digitalen Werken. Das vom Architekten<br />
Frank Gehry entworfene<br />
Gebäude der Stiftung Louis<br />
Vuitton bietet der Ausstellung<br />
dabei den optimalen Rahmen, da<br />
die Bilder, Skulpturen und Fotografien<br />
durch die Architektur des<br />
Ortes und die Ausblicke auf Paris<br />
optimal in Szene gesetzt werden.<br />
Paris, Fondation Louis Vuitton,<br />
bis 5. März 20<strong>18</strong><br />
www.fondationlouisvuitton.com<br />
12 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>
Außerdem lohnenswert<br />
Picasso 1932.<br />
Année érotique<br />
Es ist quasi ein Ritual<br />
in Frankreich, dass jedes<br />
Jahr neue Picasso-Ausstellungen<br />
ausgerichtet<br />
werden. Diese Ausstellung<br />
mit dem sehr<br />
markanten Titel « Picasso<br />
1932. Année érotique »<br />
wartet dabei mit einer<br />
Besonderheit auf: Sie<br />
befasst sich ausschließlich<br />
mit einem einzigen<br />
Jahr im Leben des<br />
Malers, mit dem Jahr 1932. Dadurch verdeutlicht sie, wie<br />
produktiv Picassos kreativer Geist tatsächlich war. Dem<br />
Besucher wird dabei nie langweilig, ganz im Gegenteil.<br />
Dies ist nicht erstaunlich, wenn man weiß, dass für Picasso<br />
« das Werk, das man kreiert, eine Art ist, seine Zeitung<br />
zu halten » – womit er zu verstehen gibt, dass für ihn die<br />
Kunst und das Leben nicht voneinander zu trennen sind.<br />
Paris, Musée Picasso, bis 11. Februar 20<strong>18</strong><br />
www.museepicassoparis.fr<br />
Botero –<br />
Dialog mit Picasso<br />
Die Gegenüberstellung von 60<br />
Werken des kolumbianischen<br />
Meisters und 20 der wichtigsten<br />
Werke Picassos ist eine einzigartige<br />
Gelegenheit, mehr über<br />
diese beiden Künstler zu erfahren.<br />
Trotz der sehr unterschiedlichen<br />
Wurzeln und Lebenswege entdeckt<br />
man auf spannende Art,<br />
die gemeinsamen Bezugspunkte.<br />
Aix-en-Provence, Hôtel de<br />
Caumont - Centre d’art, 24. November <strong>2017</strong> bis 11. März 20<strong>18</strong><br />
www.caumont-centredart.com<br />
Fotoroman<br />
Der Fotoroman ist 1947 in Italien<br />
entstanden, hatte aber auch in<br />
Frankreich sehr schnell großen<br />
Erfolg. In den 60er-Jahren<br />
lasen mehr als 12 Millionen<br />
Franzosen Fotoromane. Dabei<br />
wurde diese Gattung von allen<br />
Seiten kritisiert: Intellektuelle bezeichneten den Fotoroman<br />
als « albern », Katholiken als « unmoralisch » und für<br />
Kommunisten war er « stumpfsinnig ». Die Ausstellung<br />
beleuchtet auf einfallsreiche Weise die erstaunliche<br />
Beziehung zwischen den Franzosen und dieser Volksliteratur,<br />
zu der sie sich heute nur schwer bekennen.<br />
Marseille, MUCEM, 13. Dezember <strong>2017</strong> bis 23. April 20<strong>18</strong><br />
www.mucem.org<br />
Lyon sur le divan<br />
Poetisch und humorvoll<br />
analysiert diese Ausstellung<br />
die urbanen Transformationen<br />
von Lyon. Sie<br />
betrachtet das heutige<br />
Lyon dabei unter einem<br />
besonders originellen und<br />
unkonventionellen Blickwinkel,<br />
der Schluss mit dem<br />
inzwischen veralteten Bild<br />
einer « verklemmten » und<br />
abgekapselten Stadt macht.<br />
Lyon Gadagne Musées,<br />
Musée d‘Histoire de<br />
Lyon, bis 17. Juni 20<strong>18</strong><br />
www.gadagne.musees.lyon.fr<br />
Pasteur,<br />
l’expérimentateur<br />
Diese Ausstellung im<br />
sehr zentral gelegenen<br />
Palais de la découverte,<br />
in der Nähe der<br />
Champs-Elysées,<br />
beschäftigt sich mit<br />
der wissenschaftlichen<br />
Arbeit des Menschen,<br />
indem sie den Kontext<br />
solcher Arbeiten erklärt.<br />
Sie wartet mit zahlreichen<br />
Rekonstruktionen<br />
von Szenen aus der<br />
Vergangenheit, animierten Modellen und anderen<br />
interaktiven Elementen auf. Dadurch ist sie sehr<br />
lebendig und auch für Kinder gut verständlich.<br />
Paris, Palais de la découverte, 12. Dezember <strong>2017</strong><br />
bis 19. August 20<strong>18</strong><br />
www.palais-decouverte.fr<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 13
ON LIT<br />
Roman<br />
Eine verstörende Frau<br />
Lola ist eine verwirrende Pariserin. Eine Frau, die einen Mann nach dem anderen<br />
verschlingt und dabei fast keine Grenzen kennt. Sobald sie mit einem Mann Sex<br />
hatte – und das hat sie oft – schneidet sie ihm einen Nagel ab und fügt diesen ihrer<br />
Sammlung, die sie in einem Glasbehälter aufbewahrt, hinzu. Das sagt viel darüber aus,<br />
wie wenig sie von Männern hält. Sie mag sie nicht, um genau zu sein, mag sie sich selbst<br />
auch nicht besonders … Also « konsumiert » sie Männer, so wie diese manchmal Frauen<br />
« konsumieren ». Bis zu dem Tag, an dem Lola sich in ihren Nachbarn verliebt. Dieser<br />
Debütroman hat 2016 bei Erscheinen in Frankreich viel von sich reden gemacht. Beim<br />
Lesen ist man verunsichert, erschüttert, bei manchen rohen Szenen, die schon fast an<br />
Pornografie grenzen, sogar schockiert. Und doch kann man sich der Handlung nicht entziehen,<br />
ist oft sogar berührt. Mit ihrem extrem präzisen Stil gelingt es Julie Estève mit<br />
Bravour, dieser Frau, die man zunächst ablehnt, zutiefst menschliche Züge zu verleihen.<br />
Nach Art von Michel Houellebecq spricht sie ohne Scham über Gefühle und Sexualleben,<br />
bringt sie uns ihre Heldin näher, sodass wir versuchen sie zu verstehen und neugierig werden. Ist nicht gerade<br />
das die Stärke von echter Literatur?<br />
Julie Estève: Lola (Originaltitel: Moro-sphinx) • Rowohlt Verlag, 192 Seiten • ISBN: 978-3498090944<br />
Romanbiografie<br />
Der Visionär<br />
des Welthandels<br />
In diesem 2012 in Frankreich<br />
erschienenen Roman lädt uns<br />
einer der größten zeitgenössischen<br />
französischen Schriftsteller, Jean-<br />
Christophe Rufin, auf eine Reise<br />
in die Vergangenheit ein: in eine<br />
Zeit, in der das Mittelalter von der<br />
Renaissance abgelöst wird. Dabei<br />
entdeckt man das unglaubliche<br />
Schicksal von Jacques Cœur (vermutlich 1395-1456), einem<br />
Händler, Bankier und Reeder, der nicht nur einer der reichsten<br />
Männer des Landes war, sondern gleichzeitig Finanzminister<br />
unter König Karl VII., ein Freund des Papstes, vor allem aber<br />
auch einer der ersten Franzosen, der mit dem Orient Handel<br />
betrieb. Der wie sein Held aus Bourges (Centre-Val de Loire)<br />
stammende Autor haucht dieser Persönlichkeit – die von<br />
der französischen Geschichte vergessen wurde, obwohl<br />
sie entscheidend zum Ende des Hundertjährigen Krieges<br />
beigetragen hatte – ein Leben voller Leidenschaft und Genuss<br />
ein. Ein Buch, das man nahezu wie einen Krimi verschlingt und<br />
das sowohl Freunde der Literatur als auch Geschichtsfans<br />
erfreuen wird.<br />
Jean-Christophe Rufin: Der Schatzmeister des Königs<br />
(Originaltitel: Le grand Cœur) • C.Bertelsmann,<br />
482 Seiten • ISBN: 978-3570103159<br />
Erfahrungsbericht<br />
Ein zärtlicher und liebevoller Blick<br />
auf Frankreich<br />
Murielle Rousseau, Jahrgang 1966, lebt in Freiburg, kennt<br />
Frankreich aber sehr gut, da sie in Paris aufgewachsen ist.<br />
Beim Lesen dieses kleinen Werkes voller Humor und Poesie<br />
sagt man sich, dass das Herz der Autorin immer noch<br />
teilweise im Hexagon schlagen muss. Sensibel und treffend,<br />
wie man es nur selten findet, beschreibt sie « unbedeutende<br />
Dinge », die aber dennoch so typisch für Frankreich sind. Die<br />
Art, wie sie – ganz im Stil eines « Kulturschocks », wie ihn die<br />
Leser von Frankreich erleben gut kennen – die französische<br />
Lebensart unter die Lupe nimmt, sei es Apéro, Fait maison,<br />
der Ausdruck Ne vous inquiétez<br />
pas oder die Théorie à la<br />
française, lässt oft schmunzeln.<br />
Und man sagt sich, dass sie<br />
Frankreich schon unglaublich<br />
gut verstehen und lieben muss,<br />
um es uns so nahebringen<br />
zu können. Bravo Madame<br />
Rousseau!<br />
Murielle Rousseau, Illustrationen<br />
von Isabel Pin: Savoir-vivre<br />
– Leben wie eine Französin<br />
• Insel Verlag, 224 Seiten<br />
• ISBN: 978-3458362982<br />
14 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>
Comic<br />
Asterix und Obelix reisen durch Italien<br />
Die Abenteuer von Asterix sind ein Phänomen im Verlagswesen:<br />
Seit 1961 der erste Band (Asterix der Gallier) erschien, wurden<br />
auf der ganzen Welt 370 Millionen Alben verkauft. Würde man<br />
diese Alben übereinanderstapeln, so entspräche dies – wie der<br />
Verleger erfreut erläutert, um diese Zahl zu verdeutlichen – der<br />
Höhe von 8880 Eiffeltürmen … Damit kann man nachvollziehen,<br />
welches Ereignis es darstellte, als am 19. Oktober dieses Jahres<br />
der 37. Band in einer Druckauflage von 5 Millionen Exemplaren<br />
in 25 Ländern gleichzeitig erschienen ist. Diesmal organisiert<br />
Julius Cäsar ein Rennen, das « allen Ländern der bekannten<br />
Welt » offensteht. Asterix und Obelix nehmen daran teil und<br />
haben dabei erstmals die Gelegenheit, Italien zu bereisen.<br />
Selbstverständlich haben sie auch<br />
diesmal nur einen Gedanken im<br />
Kopf: Als Erste im Ziel zu sein, und<br />
dem römischen Gespann eine<br />
Niederlage zuzufügen. Das ideale<br />
Geschenk zu Weihnachten, über das<br />
sich Groß und Klein mit Sicherheit<br />
freuen werden!<br />
Lifestyle<br />
Frauen: wichtige<br />
Akteure in der Welt<br />
des Parfums<br />
Die Berlinerin Bettina de<br />
Cosnac ist Journalistin und<br />
Frankreichkorrespondentin. Sie hat sich mit einem<br />
Thema befasst, das die Franzosen erstaunlicherweise<br />
bisher noch nicht aufgegriffen haben: die Rolle der<br />
Frauen in der Parfümindustrie. Bei der Lektüre dieses<br />
gut dokumentierten Buches stellt man fest, dass es<br />
außer der bekanntesten Vertreterin unter ihnen, Coco<br />
Chanel, noch zahlreiche andere gibt, die in dieser<br />
für Frankreich so wichtigen Branche eine wesentliche<br />
Rolle spielen. Eine neuartige und sehr interessante<br />
Sichtweise!<br />
Bettina de Cosnac, Fotos von René Antonoff:<br />
Frauen in der Welt der Düfte • Busse-Seewald<br />
Verlag, 160 Seiten • ISBN: 978-3772474491<br />
Roman<br />
Der Alltag einer Sterneköchin<br />
in Frankreich<br />
Didier Conrad (Zeichnungen)<br />
und Jean-Yves Ferri (Text): Astérix<br />
in Italien (Originaltitel: Astérix et<br />
la Transitalique) • Egmont, 48<br />
Seiten • ISBN: 978-3770440375<br />
Die überschaubare und sehr männlich geprägte Welt<br />
der Sterneköche steht erst seit einigen Jahren auch<br />
Frauen offen. In diesem Buch, das im letzten Jahr in<br />
Frankreich erschienen ist und sofort ein voller Erfolg war,<br />
lässt uns Marie NDiaye hinter die Kulissen des Alltags einer<br />
Küchenchefin in Bordeaux blicken. Es geht darin um die<br />
ersten kulinarischen Erfahrungen, um die Entschlossenheit,<br />
diesen Beruf auszuüben, um Leidenschaft und darüber,<br />
wie schwer es ist, heute ein Sternelokal zu führen. Das<br />
Buch lebt vom Stil der Autorin, den man einerseits<br />
vergöttern, mit dem man aber auch<br />
seine Schwierigkeiten haben kann.<br />
Marie NDiaye liebt lange, sehr lange<br />
Sätze voller Sanftmut, die auf alle Fälle<br />
nicht gleichgültig lassen, selbst wenn<br />
man kein Feinschmecker ist.<br />
Marie NDiaye: Die Chefin. Roman<br />
einer Köchin (Originaltitel: La cheffe,<br />
roman d’une cuisinière) • Suhrkamp,<br />
333 Seiten • ISBN: 978-35<strong>18</strong>427675<br />
Krimi<br />
Mehr als ein<br />
klassischer Krimi<br />
Die Handlung dieses Krimis<br />
spielt westlich von Montélimar,<br />
zwischen dem Regionalen<br />
Naturpark der Monts<br />
d’Ardèche und dem Nationalpark der Cevennen. Man kann<br />
also sagen, mitten auf dem Land, in einer Gegend, in der die<br />
Natur noch unberührt ist und eine wichtige Rolle im Leben<br />
der Menschen spielt. Natürlich geht es um ein Verbrechen.<br />
Aber nicht nur, denn darüber hinaus wird die Region Vivarais<br />
detailgetreu beschrieben. Die Autorin geht sogar soweit,<br />
am Ende des Werkes die im Verlauf der Handlung zitierten<br />
bonnes adresses aufzuführen. Ein Krimi, den man verschlingt<br />
und bei dem man darüber hinaus eine der schönsten Regionen<br />
Frankreichs entdeckt. Wir lesen gerne noch mehr davon!<br />
Anne Chaplet: In tiefen Schluchten, ein Kriminalroman aus dem<br />
Süden Frankreichs • Kiwi Verlag, 312 Seiten • ISBN: 978-3462050424<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 15
ON LIT<br />
Comic<br />
An der Seite eines<br />
Franzosen im Weltraum<br />
Am 2. Juni dieses Jahres kehrte der Franzose Thomas Pesquet<br />
von einem sechsmonatigen Aufenthalt in der Internationalen<br />
Raumstation auf die Erde zurück. In dieser Comic-Reportage<br />
erzählt die auf populärwissenschaftliche Veröffentlichungen spezialisierte<br />
Marion Montaigne humorvoll den Werdegang des Raumfahrers.<br />
Eine lehrreiche Auseinandersetzung mit dem Alltag in einer<br />
Raumstation.<br />
Marion Montaigne: Dans la combi de Thomas Pesquet<br />
• Dargaud, 208 Seiten • ISBN: 978-2205076394<br />
Bildband<br />
Das Paris der Pariser<br />
Das Foto Baiser de l‘hôtel de ville (Der Kuss), das 1950 in Paris<br />
aufgenommen wurde, hat Robert Doisneau (1912-1994) weltweit<br />
bekannt gemacht. Dass der geniale Fotograf als Mensch eher<br />
schüchtern und reserviert war und aus Diskretion einen Teil seiner<br />
Arbeit für sich behalten und nicht veröffentlicht hat, ist weniger<br />
bekannt. Dieser wundervolle Band fasst nun 600 Bilder zusammen,<br />
unter denen sich bisher unbekannte Aufnahmen befinden.<br />
Bereits das 1947 aufgenommene Titelbild La dame indignée (Die<br />
empörte Frau) zeigt, dass Doisneau eine durchaus liebevolle<br />
und oft amüsante Beziehung zu Paris hatte. Darüber hinaus<br />
begegnet man Jacques Prévert, Marguerite Duras, Fernand Leger<br />
oder Alberto Giacometti, wie sie gerade auf einer Caféterrasse<br />
etwas trinken und dabei<br />
« ganz zufällig » fotografiert<br />
wurden. Plötzlich sind diese<br />
Berühmtheiten auch nur<br />
ganz normale Pariser. Dieser<br />
Aspekt trägt zur magischen<br />
Ausstrahlung von Doisneaus<br />
Fotos bei. Ein schönes<br />
Weihnachtsgeschenk für alle<br />
Parisliebhaber, das ist sicher!<br />
Brigitte Ollier: Doisneau •<br />
Editions Hazan, 672 Seiten<br />
• ISBN: 978-2754110273<br />
Bildband<br />
Gauguin unter<br />
dem Einfluss der<br />
Bretagne<br />
Der Autor dieses sehr<br />
gelungenen Werkes, André<br />
Cariou, ist ein anerkannter<br />
Spezialist für Leben und<br />
Werk des Malers Paul Gauguin (<strong>18</strong>48-1903). Der<br />
ehemalige Direktor des Musée des Beaux-Arts in<br />
Quimper ist darüber hinaus ein hervorragender<br />
Kenner der Maler der berühmten École de Pont-<br />
Aven, die nach einem kleinen Dorf im Finistère (im<br />
Süden der Bretagne) benannt wurde. Dort trafen sich<br />
Ende des 19. Jahrhunderts die unterschiedlichsten<br />
Maler. Cariou zeigt in diesem Buch, dass Zeichnen<br />
ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit von Paul<br />
Gauguin war und dass die Aufenthalte in der<br />
Bretagne sein Werk entscheidend beeinflusst haben.<br />
Kohle- und Bleistiftzeichnungen beziehungsweise<br />
-skizzen des großen Malers, der seine letzten<br />
Lebensjahre auf den Marquesa-Inseln verbrachte,<br />
lassen uns die Bretagne unter einem einerseits<br />
bekannten und doch neuen Blickwinkel entdecken.<br />
Ein wahres Vergnügen!<br />
André Cariou: Dessins de Gauguin – La<br />
Bretagne à l’œuvre • Editions Hazan,<br />
140 Seiten • ISBN: 978-2754110297<br />
Bücher in deutscher Sprache: · Bücher in französischer Sprache: = leicht verständlich, = mittleres Niveau, = für Fortgeschrittene<br />
16 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>
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Land
ON ÉCOUTE<br />
Pop/Rock<br />
Indochine: 13<br />
Wenn es eine französische Rockgruppe gibt, die Sie unbedingt kennen<br />
sollten, dann ist das Indochine. Auch nach 36 Jahren Musikgeschichte<br />
begeistern die Musiker mit ihrem charismatischen Bandleader Nicola<br />
Sirkis ihr treues Publikum. Auf diesem 13. Album haben sie neben ihren Lieblingsthemen<br />
Leben, Tod, Liebe und Sex auch aktuelle Fragen wie z. B. zur amerikanischen<br />
Gesellschaft (Trump le monde), zur Front National (Un été français) und zur<br />
Homophobie (Tomboy 1) aufgegriffen. Die CD ist zwar ganz anders als die Musik,<br />
die zurzeit in Mode ist – was beim ersten Anhören verwirren mag –, doch je öfter<br />
man sie hört, desto mehr Nuancen entdeckt man und wird schnell nach ihr süchtig.<br />
Ohne Zurückhaltung anzuhören!<br />
Chanson<br />
Carrousel: Filigrane<br />
Chanson<br />
Calogero: Liberté chérie<br />
Die Band Carrousel entstand, als sich die aus der<br />
Auvergne stammende Musikerin Sophie Burande<br />
und der Westschweizer Musiker Léonard Gogniat in<br />
Südfrankreich begegneten. In Frankreich selbst ist<br />
diese Gruppe nicht sehr bekannt, dafür trifft man<br />
sie umso häufiger auf deutschen und Schweizer<br />
Bühnen. Auch ihr aktuelles – viertes – Album<br />
besticht wieder<br />
durch die perfekt<br />
harmonierenden<br />
Stimmen und den<br />
heiteren Klang. Unser<br />
Coup de Cœur<br />
dieser Ausgabe!<br />
Bei den 13 Titeln des neuen Albums von<br />
Calogero wechseln sich Gitarre, Bass und<br />
Schlagzeug ab und verbreiten eine sehr<br />
poppige Stimmung. Die Themen der<br />
Songs handeln von Freiheit (Liberté chérie),<br />
den einfachen Freuden des Lebens (Je joue de la musique) oder der<br />
Liebe zwischen langjährigen Partnern (Comment font-ils?). Doch auch<br />
ernstere Themen, die sich mit schicksalhaften Ereignissen der Geschichte<br />
beschäftigen, sind vertreten. So ist Vélo d‘hiver eine sehr poetische<br />
Referenz an die tragischen Ereignisse am 16. und 17. Juli 1942 im<br />
Vélodrome d‘Hiver in Paris, als die größte Massenverhaftung von Juden<br />
während des Zweiten Weltkriegs in Frankreich stattfand. Erneut ein sehr<br />
gefühlvolles und gelungenes Album.<br />
Chanson-Piano<br />
Alexandre Tharaud: Barbara<br />
Barbara starb vor ziemlich genau 20 Jahren, am 24. November 1997.<br />
Der Pianist Alexandre Tharaud erweist der berühmten französischen<br />
Chansonsängerin nun mit seinem neuen Album die Ehre. Gemeinsam mit<br />
Sängerinnen wie Vanessa Paradis und Jane Birkin, Schauspielern wie Juliette<br />
Binoche und Guillaume Gallienne (Comédie Française) sowie Musikern wie Michel Portal und Roland<br />
Romanelli interpretiert er darauf die bekanntesten Chansons der Künstlerin. Auch wenn wir persönlich<br />
das Original bevorzugen, ist die CD angenehm anzuhören und wird dem gerecht, was Barbara für<br />
das französische Chanson bedeutet.<br />
<strong>18</strong> · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>
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Komödie/Drama<br />
Das Leben ist stärker als alles andere<br />
Benjamin hat haufenweise Pläne und einen<br />
guten Sinn für Humor. Auch Farid hatte einiges<br />
vor, doch vor einigen Jahren landete er<br />
durch einen Unfall im Rollstuhl. Die beiden treffen<br />
sich in einem Reha-Zentrum, in das Benjamin verlegt<br />
wird, nachdem er sich einen Halswirbel gebrochen<br />
hat. Er wird lebenslang behindert sein, heißt<br />
es. Ob telefonieren, Wasser lassen oder essen, nichts<br />
geht bei Benjamin mehr ohne die Hilfe der ungeschickten<br />
Schwester Christiane und des immer viel<br />
zu gut gelaunten Pflegers Jean-Marie. Trotzdem<br />
gibt Benjamin nicht auf, er reißt einen Witz nach<br />
dem anderen: über die Reha-Psychologin oder über<br />
die unzumutbaren Stützstrümpfe. Benjamin und<br />
Farid machen die Bekanntschaft von Toussaint und<br />
Steve, ebenfalls Patienten, die die große Kunst beherrschen,<br />
das Unglück einfach<br />
von der lustigen Seite<br />
zu nehmen. Und dann ist da<br />
noch die bildhübsche Samia,<br />
in die sich Benjamin auf den<br />
ersten Blick verliebt. Eine<br />
Gruppe voller Knallköpfe<br />
und Kämpfer – versehrte<br />
Helden, die gemeinsam die<br />
Verzweiflung ignorieren und<br />
jeden Millimeter Bewegung<br />
feiern. Eine wunderbare<br />
Lektion fürs Leben, bei der<br />
Schmerz und Humor nahe beieinanderliegen, die<br />
jedoch immer den richtigen Ton trifft. Man fühlt<br />
sich danach einfach stärker!<br />
Lieber leben • Frankreich 2016, 111 min • Originaltitel: Patients • Ein Film von Grand Corps Malade und<br />
Mehdi Idir, mit Pablo Pauly, Soufiane Guerrab, Moussa Mansaly, u. a. • Ab 14. Dezember <strong>2017</strong> im Kino.<br />
Drama<br />
Dokumentarfilm<br />
Die Besessenheit eines<br />
ganzen Lebens<br />
Der Film kreist um eine<br />
Obsession von seltener<br />
Intensität: Er erzählt die<br />
Geschichte des Franzosen Raymond<br />
Borremans, der Ende der<br />
20er-Jahre nach Afrika auf bricht.<br />
Mit dem Wunsch nach An er ken nung über seinen Tod hinaus<br />
ver schreibt er sich der Erstellung der ersten Enzyklopädie<br />
über diesen fremden Kontinent. Als Borremans stirbt, ist er erst<br />
beim Buch staben « N » angelangt. Nun irrt sein Geist ruhelos<br />
und verzweifelt durch das vom Bürgerkrieg gebeutelte<br />
Westafrika. Der Doku men tarfilm erzählt davon, wie er aus<br />
dem Jenseits heraus versucht, sein Lebenswerk zu vollenden.<br />
Zwischen Traum und Realität schwebend spielt er mit dem<br />
Gegensatz von westlicher Rationalität und afrikanischer<br />
Spiritualität. Ein ausgezeichneter Dokumentarfilm über das<br />
erstaunliche Schicksal eines Franzosen, von dem viele seiner<br />
Landsleute bis heute nichts gehört haben.<br />
N – Der Wahn der Vernunft • Deutschland/Belgien/<br />
Niederlande, 2014, 102 min • Ein Film von Peter Krüger •<br />
Sprachen: Bambara, Französisch, Untertitel: Deutsch, Englisch,<br />
Französisch, Niederländisch • Ab sofort im Handel.<br />
Musik als Hoffnungsfunke<br />
Der französische Regisseur Rachid Hami erzählt in seinem<br />
Langspielfilmdebüt die Geschichte des Violinisten Simon Daoud<br />
(Kad Merad), der einer Schulklasse in einem Pariser Vorort das<br />
Geigenspiel nahebringen will und an dieser Herausforderung<br />
zunächst beinahe zerbricht. Doch Simon trifft in diesem rauen<br />
Umfeld auf unerwartete Talente wie den jungen Arnold, und es<br />
gelingt ihm, seine Schüler durch Disziplin, Fleiß und Leidenschaft<br />
zu Höchstleistungen zu animieren und ihnen den Zauber der<br />
Musik nahezubringen. Der Film erscheint wie eine Mischung<br />
aus Brassed Off - Mit Pauken und Trompeten (Mark Herman,<br />
1997), Billy Elliot (Stephen Daldry, 2000), Die Kinder des Monsieur<br />
Mathieu (Christophe Barratier, 2004) und Verstehen Sie die<br />
Béliers? (Eric Lartigau, 2015). Allen diesen Filmen ist es gelungen,<br />
ein breites Publikum zu berühren und aufzuzeigen, dass keiner<br />
von uns automatisch zum Scheitern verurteilt ist. Im Gegenteil.<br />
Wenn Musik Talente aufdeckt und Hoffnungen weckt, dann<br />
können wir nicht anders, als Beifall zu spenden!<br />
La Mélodie - Der Klang<br />
von Paris • Frankreich <strong>2017</strong>,<br />
102 min • Originaltitel: La<br />
Mélodie • Ein Film von<br />
Rachid Hami, mit Kad<br />
Merad, Samir Guesmi,<br />
Renély Alfred u. a. • Ab 21.<br />
Dezember <strong>2017</strong> im Kino.<br />
20 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>
Dokumentation<br />
Dokumentarfilm<br />
Mont Saint-Michel<br />
– Das rätselhafte<br />
Labyrinth<br />
Der Mont Saint Michel zieht<br />
als eines der berühmtesten<br />
Fotomotive weltweit jährlich mehrere Millionen Besucher an. Viele Rätsel<br />
ranken sich um dieses Labyrinth, das im Laufe der Zeit heidnischer<br />
Tempel, Zufluchtsort für Eremiten, starke und gefürchtete romanische<br />
Abtei, gotisches Wunderwerk der Architektur, uneinnehmbare<br />
Festung und verfluchtes Gefängnis war. Im Rahmen umfassender<br />
Restaurierungsarbeiten untersuchen Historiker, Archäologen und<br />
Wissenschaftler das Bauwerk nun mit modernen Techniken, um die Wirren<br />
der Vergangenheit zu ordnen. So hoffen sie manche der Geheimnisse zu<br />
lüften, die diesen Ort so besonders machen.<br />
Dokumentarfilm von Marc Jampolsky, 90 Min •<br />
Samstag, 23. Dezember <strong>2017</strong> um 20:15 Uhr<br />
César – Objektkünstler & Bildhauer<br />
Mit seinen Kompressionen, Skulpturen aus<br />
Schmiedeeisen, Abdrücken und Expansionen<br />
erschütterte César die Grundfesten der klassischen<br />
Bildhauerei und stellte die Weichen für eine<br />
moderne, spektakuläre und zeitgemäße Kunst.<br />
Anlässlich des 20. Todestages des Bildhauers und<br />
einer Sonderausstellung<br />
im Centre Pompidou<br />
wirft die Dokumentation<br />
einen Blick auf das<br />
Leben und das Werk<br />
dieses unangepassten<br />
und facettenreichen<br />
Künstlers.<br />
Dokumentation von<br />
Stephane Ghez, 52 Min •<br />
Sonntag, 17. Dezember<br />
<strong>2017</strong> um 17:30 Uhr<br />
Dokumentation<br />
Mythos Carmen<br />
« Mythos Carmen » erzählt Oper auf eine vollkommen neue<br />
Art und Weise. Die Dokumentation vereint fiktive Spielszenen<br />
und Ausschnitte aus unterschiedlichen Inszenierungen mit<br />
Erklärungen von Sängern (Elīna Garanča, Roberto Alagna,<br />
Plácido Domingo). Regisseur Axel Brüggemann fragt:<br />
Wer wäre Carmen<br />
in unserer Zeit? Eine<br />
Suche nach der Seele<br />
der großen Opernfigur.<br />
Dokumentation von<br />
Axel Brüggemann, 43<br />
Min •<br />
Sonntag, 14. Januar<br />
20<strong>18</strong> um <strong>18</strong>:25 Uhr<br />
Dokumentation<br />
Michelin –<br />
Geschichten<br />
aus der Sterneküche<br />
Der Film nimmt den Zuschauer mit hinter die Kulissen des<br />
« Michelin-Führers », verrät wie die Michelin-Kontrolleure<br />
arbeiten und welche Kriterien wichtig sind die Sterne zu<br />
erhalten, um in das berühmte „rote Buch“ eingetragen<br />
zu werden. Wir treffen Sterneköche und ihre exzellenten<br />
Restaurants und werfen einen exklusiven Blick auf die<br />
Gastronomie der talentiertesten Küchenchefs der Welt.<br />
Dokumentation von Rasmus Dinesen, 52 Min •<br />
Sonntag, 31. Dezember <strong>2017</strong> um 17:20 Uhr<br />
Das komplette tägliche ARTE TV-Programm finden Sie im ARTE Magazin.<br />
Jeden Monat neu am Kiosk oder im Abonnement. Jetzt bestellen unter: www.arte-magazin.de.<br />
Weitere Informationen und Angebote von ARTE : www.arte.tv<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 21
ON SURFE<br />
E-Mobilität<br />
&<br />
Wandern<br />
Wandervorschläge<br />
in der Umgebung<br />
Wenn man sich im Ausland befindet, kennt man<br />
nicht zwangsläufig alle Wanderwege in der<br />
Umgebung. Das Institut Géographique National<br />
(IGN) bietet nun – vor allem für Frankreich – ein<br />
sympathisches und benutzerfreundliches Angebot:<br />
Man kann sich auf der Website kostenlos einloggen,<br />
seine Adresse, die gesuchte Aktivität (Touren zu<br />
Fuß oder zu Pferd, mit Rad oder Auto …) sowie<br />
die gewünschte Distanz angeben, und schon<br />
erhält man eine Auswahl an Vorschlägen für<br />
die Umgebung. Angezeigt wird jeweils eine<br />
präzise Beschreibung (Schwierigkeitsgrad, Dauer,<br />
Bodenbeschaffenheit, Rundweg oder nicht, Höhenunterschied,<br />
Entfernung …) inklusive Karte. Fotos<br />
und Kommentare von anderen Internetusern sind<br />
ebenfalls einsehbar. Aktuell sind bereits mehr als<br />
25 300 Strecken erfasst: eine wahre Goldmine an<br />
Informationen<br />
für alle, die<br />
gerne Wandern,<br />
sich aber nicht<br />
auskennen.<br />
www.ignrando.fr<br />
Fahren ohne Angst,<br />
keine Ladestation zu finden<br />
Es ist bekannt, dass<br />
Fahrer von Elektroautos<br />
bei langen<br />
Strecken Befürchtungen<br />
hegen, keine Ladestation zu<br />
finden. Zum Glück gibt es<br />
seit einigen Jahren Dienste,<br />
die solche Ladestationen in<br />
ganz Europa lokalisieren.<br />
Dazu gehört auch Chargemap,<br />
eine Applikation, die<br />
bereits von knapp 130 000<br />
Fahrern genutzt wird und<br />
damit die größte dieser<br />
Communitys in Europa darstellt. Die App wurde 2011 von einem<br />
Start-up entwickelt, das von E-Mobilität-Begeisterten gegründet wurde.<br />
Sie beschränkt sich aber nicht nur darauf, die Lokalisierung von<br />
Stromtankstellen zu erleichtern, sondern bietet darüber hinaus die<br />
Möglichkeit, mit einer einzigen Karte an den Ladesäulen verschiedener<br />
Netze zu bezahlen – und dies ohne Abonnement. Damit ist es<br />
nicht mehr notwendig, mehrere Karten zu besitzen, um die unterschiedlichen<br />
europäischen Ladenetze nutzen zu können. Ab sofort genügt<br />
eine einzige Karte. Einmal im Monat erhält man eine übersichtliche<br />
und detaillierte Rechnung, auf der alle Ladevorgänge aufgeführt<br />
sind. Sehr nützlich ist zudem, dass dieses System angibt, welcher Anschluss<br />
vorhanden ist und ob ein besonderes Kabel notwendig ist.<br />
de.chargemap.com, APP Chargemap (kostenlos)<br />
Transport<br />
Die SNCF ändert ihre Internetadresse<br />
Passen Sie Ihr Bookmark an: Ab Dezember ändert die französische<br />
Société Nationale des Chemins de Fer (SNCF) die Adresse ihrer<br />
Website. Schluss mit www.voyages-sncf.com, ab dann müssen Sie<br />
nur noch ganz einfach oui.sncf eingeben, wenn Sie ein Zugticket<br />
reservieren, Fahrplanauskünfte einholen, Ermäßigungskarten<br />
kaufen oder bestimmte Dienstleistungen, wie die<br />
Gepäcklieferung nach Hause, buchen möchten. « Das ist mehr<br />
als eine Namensänderung, das ist die Ambition, mehr zu bieten », kündigt das Unternehmen an.<br />
Eine Entwicklung, die man in den kommenden Monaten im Auge behalten sollte …<br />
oui.sncf<br />
22 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>
Frankreich digital erleben!<br />
Ab sofort können Sie das aktuelle Heft sowie ältere Ausgaben von<br />
Frankreich erleben auch in digitalisierter Form lesen. Erhältlich ist das<br />
Angebot über den Kiosk von Apple (für iPad), bei Google Play oder im<br />
Internet unter der Adresse e-frankreich.fr
UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte-d’Azur<br />
Géoparc de<br />
Haute-Provence<br />
Eine erstaunliche Reise in die Vergangenheit der Erde<br />
24 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>
Ganz im Norden der Provence, im Departement Alpes-de-Haute-<br />
Provence, liegt ein Landstrich, der sich von anderen deutlich abhebt.<br />
Der Géoparc de Haute-Provence erstreckt sich über eine Fläche von<br />
knapp 2000 km 2 und liegt in einer Höhe von 400 bis 2961 Metern. Hier<br />
können neugierige Wanderfreunde und Naturliebhaber abseits<br />
ausgetretener Pfade eine Reise durch die 300 Millionen Jahre alte<br />
Geschichte unseres Planeten unternehmen, die sie so schnell nicht<br />
vergessen werden. Abgesehen von Ausflügen, Wanderungen und<br />
Spaziergängen in einer wahrhaft erhabenen Landschaft kann man<br />
dort sowohl geologische als auch kulturelle Schätze entdecken.<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 25
UNTERWEGS IN FRANKREICH<br />
Auf den ersten Blick ist er ein ganz normaler Parkplatz. Nicht<br />
mehr und nicht weniger. Er taucht plötzlich hinter einer Kurve<br />
der D900A auf. Diese kleine Straße führt von Digne-les-Bains<br />
nach Norden in Richtung Barles, einem kleinen Dorf ganz oben in den<br />
Bergen. Einige Hundert Meter vor dem Parkplatz konnten wir auf<br />
einem Schild lediglich den Hinweis Dalle aux ammonites lesen. Ohne<br />
genau zu wissen, um was es sich dabei handelt, halten wir an und steigen<br />
aus. Angesichts dessen, was wir sehen, stockt uns der Atem. Direkt neben<br />
der Straße ragt eine auf den ersten Blick banale Felswand in die<br />
Höhe. Beim Näherkommen wird der Blick jedoch von zahlreichen Erhebungen<br />
an der Oberfläche angezogen. Wie wir später erfahren, sind<br />
mehr als 1550 dieser « Blasen » über eine 320 m² große Felsplatte verstreut.<br />
Es handelt sich dabei um Fossilien von Weichtieren (vor allem<br />
um Perlboote und Ammoniten), die mit Kalmaren und Kraken verwandt<br />
sind. Sie zeugen davon, dass auch diese Region vor circa 200 Millionen<br />
Jahren, zu Beginn des Jura, – ebenso wie große Teile Frankreichs<br />
und Europas – vom Meer bedeckt war. Im Wasser lebten zahlreiche<br />
Organismen – sowohl Wirbeltiere (Fische, Meeresreptilien) und Wirbellose<br />
(Mollusken, Krebstiere) als auch Pflanzen –, die heute versteinert<br />
sind. Die Ammonitenplatte gehört zu den spektakulärsten und berühmtesten<br />
Funden dieser Art. Man schätzt, dass sie sich ursprünglich 250<br />
Meter unter dem Meeresspiegel befand und durch die allmähliche Erhebung<br />
der Alpen nach Osten verschoben wurde.<br />
Diese Dalle aux ammonites hat einen nicht unwesentlichen Anteil<br />
daran, dass 1991 knapp 200 Geologen und Fachleute aus rund dreißig<br />
Ländern unter der Schirmherrschaft der UNESCO nach Digne<br />
kamen. Sie hielten hier ein internationales Symposium zum Schutz<br />
weltweit bedeutender geologischer Stätten ab. Zum ersten Mal in der<br />
Geschichte versuchte die internationale Gemeinschaft, die Öffentlichkeit<br />
für das geologische Kulturerbe zu sensibilisieren und aufzuzeigen,<br />
dass dessen Erhaltung mehr als nur eine wissenschaftliche Arbeit ist.<br />
Die Bewahrung derartiger Stätten ist vielmehr global im Rahmen der<br />
Geschichte unserer Erde zu sehen. So wurde damals, nur wenige Kilometer<br />
von der berühmten Felsplatte entfernt, die Declaration of the<br />
Rights of the Memory of the Earth verabschiedet, besser bekannt unter<br />
dem Namen « Deklaration von Digne ». Damit war in Digne-les-Bains<br />
eine neue Art von Weltkulturerbe geboren: das geologische Erbe.<br />
Einige Jahre später setzte die UNESCO den Schutz dieses Erbes<br />
in die Praxis um und schuf in der Hochprovence den ersten Geopark.<br />
Er umfasst rund 60 Gemeinden im Departement Alpes-de-Haute-<br />
Provence und basiert im Wesentlichen auf einer Schutzzone, die bereits<br />
1984 an der Grenze zwischen den Departements Alpes-de-Haute-<br />
Provence und Var als Réserve Naturelle Nationale Géologique de Haute-<br />
Provence, also als Nationales Naturschutzgebiet, eingerichtet worden<br />
war. Inzwischen sind auf der ganzen Welt mehr als 100 Geoparks<br />
entstanden. Doch der Géoparc de Haute-Provence, dessen Sitz in Digne<br />
liegt – einer friedlichen kleinen Stadt, in der die Präfektur des Departements<br />
ansässig ist –, wird auf der ganzen Welt als die Wiege aller<br />
Geoparks angesehen.<br />
Das Faszinierende dabei ist, dass man sich mit dem Géoparc de Haute-Provence<br />
nicht nur für den Schutz eines geologischen Erbes einsetzt,<br />
sondern dass es darüber hinaus gelungen ist, eine auf den ersten Blick<br />
für die Allgemeinheit eher schwer zugängliche Wissenschaft – nämlich<br />
die Geologie – sehr lebendig zu gestalten, sodass es ein richtiges<br />
Erlebnis ist, sie zu entdecken. Man muss kein Fachmann sein, um von<br />
den Fossilien der Dalle aux ammonites beeindruckt zu sein. Besonders<br />
26 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>
Die Dalle aux ammonites erinnert auf<br />
spektakuläre Art daran, dass sich hier vor<br />
200 Millionen Jahren das Meer erstreckte.<br />
Vorherige Doppelseite und linke Seite: Auf<br />
der D900A kann man von Digne aus die<br />
geologische Vielfalt und die unterschiedlichen<br />
Landschaften des Geoparks erkunden.<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 27
UNTERWEGS IN FRANKREICH<br />
Kinder bestaunen mit großen Augen die gut sichtbaren Spuren der<br />
Tiere, von denen die meisten immerhin bereits vor 65 Millionen Jahren<br />
– also zur selben Zeit wie die Dinosaurier – ausgestorben sind.<br />
Noch beeindruckter sind die Besucher, egal ob jung oder alt, wenn sie<br />
nur einige Hundert Meter weit entfernt, in den Aquarien des Maison<br />
des remparts (das sich im Musée Promenade befindet) lebende Perlboote<br />
beobachten können. Dies hilft beim Verständnis dafür, wie deren<br />
« Cousins », die heute versteinerten Ammoniten, vor langer, langer Zeit<br />
lebten …<br />
Apropos Musée Promenade: Einen Besuch dieses Museums, das<br />
man, wie der Name schon sagt, im Rahmen eines Spaziergangs besichtigt,<br />
sollten Sie auf keinen Fall versäumen. Es wurde quasi als « Schaufenster<br />
» des Réserve géologique de Haute-Provence und des Geoparks<br />
konzipiert. Auf vier mühelos begehbaren Wegen durch die freie Natur<br />
erhält man einen Eindruck vom Naturerbe und geologischen Erbe<br />
der Region. Um das Ganze noch dynamischer zu machen, kamen die<br />
Initiatoren dieses « Museums » auf die Idee, international renommierte<br />
Landart-Künstler zu bitten, Werke zu kreieren, die zum Nachdenken<br />
über unsere Umwelt einladen. Diese befinden sich nun entlang der<br />
Wege im Musée Promenade und spornen dazu an, die Entdeckung der<br />
Kunst mit der Erkundung der unterschiedlichen Welten entlang der<br />
vier Museumswege zu verbinden.<br />
Der Sentier de l‘eau lädt beispielsweise zu einem erfrischenden<br />
Spaziergang ein, der zwischen kleinen, friedlich dahinplätschernden<br />
Bächen und schönen Wasserfällen verläuft, die sich fast geräuschlos in<br />
ein moosbedecktes Bett ergießen. Er regt an, darüber nachzudenken,<br />
welchen Einfluss Wasser auf unsere Umwelt hat und auf welche Art es<br />
im Verlauf von Jahrtausenden die Landschaften gestaltete. Der Sentier<br />
des cairns ist dagegen « mineralischer » und bietet wundervolle Ausblicke<br />
auf das Vallée de la Bléone und die Stadt Digne. Von dort stammt<br />
das Bild auf der Titelseite dieser Ausgabe. Der international bekannte<br />
britische Bildhauer Andy Goldsworthy hat entlang des Weges mehrere<br />
Cairns d‘eau (pyramidenförmige Steinhaufen) errichtet, die daran<br />
erinnern sollen, wie wichtig Wasser ist, selbst wenn es manchmal nur<br />
ganz dezent in Erscheinung tritt. In diesem Fall sieht man das Wasser<br />
nicht, man hört nur ein Plätschern, das aus dem Inneren dieser Cairns<br />
nach außen dringt, da die aufgehäuften Steine wie eine Echokammer<br />
wirken, die das Geräusch der unterirdischen Wasserläufe verstärkt.<br />
Etwa in der Mitte des Sentier des cairns stößt man auf den Sentier des<br />
papillons. Mit einer Gehzeit von knapp fünf Minuten ist dies zwar<br />
der kürzeste der vier Wege, doch er verspricht dem Besucher ein unglaubliches<br />
Schauspiel: Das Umfeld wurde mit einer Mischung aus<br />
Mittelmeer- und Alpenvegetation bepflanzt, die bei schönem Wetter<br />
unzählige Schmetterlinge anzieht. Jahr für Jahr zählt man hier mehr<br />
als 140 Spezies, die alle vollkommen frei leben.<br />
Im Maison des remparts befindet sich neben den bereits erwähnten<br />
Aquarien eine Ausstellung, welche die geologische Vergangenheit der<br />
Region vor Augen führt. Auch sie ist sehr ansprechend konzipiert, und<br />
es ist offensichtlich, dass dem Museum ein großer Wurf gelungen ist:<br />
Nach dem Spaziergang über die Wege ist man unweigerlich wissensdurstig<br />
und möchte mehr erfahren, um ein besseres Verständnis für die<br />
Links: Auf dem Sentier de l‘eau des Musée Promenade sieht<br />
man immer wieder Wasserfälle; Ausblick von der Terrasse<br />
des Maison des remparts auf Digne-les-Bains.<br />
28 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>
Ich liebe die Alpen<br />
der Haute-Provence<br />
Mir gehen die Augen über!<br />
#visit04<br />
ADT04 -Photo© Teddy Verneuil<br />
Tourismus Alpes de Haute-Provence : www.alpes-haute-provence.com<br />
+33 (0)4 92 31 57 29
UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte-d’Azur<br />
Diese Seite: Sisteron, das « Tor zur<br />
Provence », mit der Zitadelle.<br />
Rechte Seite: Landschaften<br />
entlang der D900A. Den<br />
konservierten Ichthyosaurier<br />
und den Felsen mit den<br />
Abdrücken von Vogelfüßen<br />
erreicht man jeweils nach einem<br />
angenehmen Spaziergang; in<br />
Sisteron beginnt die Rundfahrt<br />
auf der Route du temps.<br />
30 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>
Umgebung zu erhalten. Die Neugier ist geweckt …<br />
Um diese zu stillen, kann man sich dann auf das spannendste<br />
Abenteuer einlassen, das der Geopark zu bieten hat: eine Reise durch<br />
die Zeit, nach seinem eigenen Rhythmus, ganz ohne Zwang. Man<br />
benötigt dazu nur die Karte des Geoparks, die man am Ausgang des<br />
Musée Promenade mitnehmen kann. Sie ist kostenlos und enthält fünf<br />
Tourenvorschläge. Jede Tour kann theoretisch von Digne oder Sisteron<br />
aus innerhalb eines Tages gefahren werden. Allerdings enthalten<br />
alle Routen zahlreiche Anregungen – mehr als 130 insgesamt –, wie<br />
man den ganzen geologischen und kulturellen Reichtum des Geoparks<br />
erkunden kann. Da viele Restaurants und Erzeuger lokaler Produkte<br />
Partner des Parks sind, kommt dabei die kulinarische Seite ebenfalls<br />
nicht zu kurz. Auf jeder dieser Strecken gibt es zudem mehrere Tipps<br />
für Spaziergänge und Wanderungen (von 30 Minuten bis 3 Stunden).<br />
An den Ausgangspunkten sind jeweils Parkmöglichkeiten vorhanden,<br />
die Wege sind problemlos zugänglich und gut ausgeschildert. Sie sind<br />
hervorragend dazu geeignet, die Charakteristik dieser Gegend zu verstehen,<br />
vor allem aber ihren unglaublichen Reichtum zu entdecken.<br />
Die Dalle aux ammonites ist dafür nur ein Beispiel von vielen. Angesichts<br />
eines solchen Angebots fällt die Entscheidung wirklich nicht<br />
leicht. Man könnte problemlos ein Hotelzimmer mieten und mehrere<br />
Wochen oder sogar Monate hierbleiben, um all die Angebote « abzuarbeiten<br />
» … Zwei der Routen haben uns besonders gefallen: Die erste<br />
beginnt direkt auf der Straße beim Musée Promenade und führt über<br />
das Vallée du Bès bis hinauf in das Dorf Barles; die zweite führt von<br />
Sisteron aus über die Route du temps.<br />
Die erste Strecke, die beim Musée Promenade beginnt, ist die einfachere.<br />
Man sollte mindestens einen halben Tag einplanen, sofern<br />
man alle Vorschläge realisieren möchte. Idealerweise besucht man das<br />
Musée Promenade gleich morgens und macht sich anschließend auf den<br />
Weg. Nach dem Verlassen des Musée Promenade biegt man dabei nach<br />
links auf die D900A in Richtung des 24 Kilometer entfernt liegenden<br />
Dorfes Barles ein. Es bietet sich beispielsweise an, auf dem Hinweg<br />
bereits einige Halte einzulegen, in Barles etwas zu essen und sich nachmittags<br />
auf dem Rückweg noch ein paar andere Sehenswürdigkeiten<br />
anzusehen. Neben der Dalle aux ammonites gibt es mehrere Orte, die<br />
lohnenswert sind. Das beginnt bereits mit ganz überraschenden Anblicken,<br />
die sich dem Besucher bieten. So wie beispielsweise rund acht Kilometer<br />
nach dem Musée Promenade. Kurz nach einer Kreuzung (nach<br />
links zweigt eine Straße zum Dorf Robine-sur-Galabre ab) erblicken<br />
wir von der D900A aus etwas Erstaunliches: schwarze, sanft gewellte<br />
Anhöhen, die wie eine karge Wüsten- oder Mondlandschaft aussehen.<br />
Die erstaunliche Färbung erinnert mehr an die Bergbaugebiete mit<br />
ihren Kohlehalden im Norden Frankreichs als an die Hochprovence.<br />
Diese Erscheinungen werden Robines genannt.<br />
Ein kleines Stück weiter weckt der Hinweis auf ein seltsames, versteinertes<br />
Fabeltier unsere Neugier. Wir erreichen den Ichthyosaure du<br />
col du Jas nach einem 45-minütigen Spaziergang, der keinerlei Schwierigkeiten<br />
aufweist. Es handelt sich um einen Ichthyosaurier, ein großes<br />
Meeresreptil, das vor <strong>18</strong>5 Millionen Jahren hier gelebt hat. Es wurde<br />
konserviert und befindet sich – durch eine Glasplatte geschützt – an<br />
dem Ort, an dem es entdeckt wurde.<br />
Wir folgen weiter der D900A in Richtung Barles und gelangen bei<br />
einem anderen Spaziergang (25 Minuten hin und zurück) an einen sehr<br />
berührenden Ort: Les empreintes d‘oiseaux. Es handelt sich um einen<br />
Felsen mit Abdrücken von Vogelfüßen, die vor 20 Millionen Jahren<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 31
UNTERWEGS IN FRANKREICH<br />
hinterlassen wurden, als sich an dieser Stelle ein Strand befand. Auch<br />
dieser Beweis für die Anwesenheit des Meeres in dieser Gegend ist<br />
heute glücklicherweise vor Witterungseinflüssen und anderen Beschädigungen<br />
durch eine dicke Glasplatte geschützt.<br />
Auf der Weiterfahrt erreichen wir einige Kilometer vor Barles den<br />
nächsten außergewöhnlichen Ort: Les Clues de Barles. Hier dringt man<br />
in enge und gewundene Schluchten ein, die das Wasser im Laufe der<br />
Zeit in den Fels gegraben hat. Es gibt Vorschläge für mehr oder weniger<br />
lange Wanderungen ab der D900A, bei denen man auf interessante<br />
geologische Sehenswürdigkeiten stößt.<br />
Die zweite unserer persönlichen Lieblingsstrecken, die Route du<br />
temps, ist ebenfalls sehr gut ausgeschildert. Folgt man ihr, so kann man<br />
sich der geologischen Vielfalt und der prachtvollen Landschaften des<br />
Geoparks sehr anschaulich bewusst werden. Für diese Route sollte<br />
man mindestens einen Tag vorsehen. Will man sie allerdings wirklich<br />
bis ins Detail erkunden, benötigt man im Grunde mehrere Tage. Start<br />
ist in Sisteron, einer Stadt, die als Porte de la Provence, also das Tor zur<br />
Provence bezeichnet wird. Die Strecke führt zum großen Teil über die<br />
D3, eine einmalig schöne, kleine Departementsstraße, bis Thoard. Von<br />
dort aus gelangt man über die D17, die N85 und die D4 wieder nach<br />
Sisteron zurück und hat eine schöne Rundfahrt von rund 80 Kilometern<br />
zurückgelegt.<br />
Auf den ersten Kilometern nach Sisteron verlassen wir das Tal<br />
der Durance und gewinnen schnell an Höhe. Die Natur ist herrlich,<br />
und wir erreichen rasch ein tief eingeschnittenes Tal, wo sich ein<br />
Halt aufdrängt. Direkt am Straßenrand macht uns ein Ort namens<br />
La Pierre-Écrite neugierig. Die monumentale Inschrift, die direkt in<br />
den Fels gehauen wurde, stammt vermutlich aus der ersten Hälfte des<br />
5. Jahrhunderts. Sie zeugt von der Anwesenheit von Dardanus, einem<br />
ehemaligen gallischen Präfekten, der zum Christentum konvertierte.<br />
Er soll in dieser Gegend die « Gottesstadt Theopolis » gegründet und<br />
für den Zugang zu ihr die Bergflanken entsprechend behauen haben.<br />
Wir folgen der Straße weiter nach oben und gelangen auf ein<br />
schönes Plateau mit Almweiden, wo sich das nette Dorf Saint-Geniez<br />
befindet. Es bietet sich für eine kleine Stärkung an. Am Ortsausgang<br />
weist ein Schild auf der rechten Seite auf die Kapelle Notre Dame de<br />
Dromon hin. Während eines einstündigen Spaziergangs (hin und zurück)<br />
besichtigen wir diese hübsche kleine Kirche und ihre Krypta aus<br />
dem 11. Jahrhundert, die sich inmitten einer beeindruckenden Umgebung<br />
befindet.<br />
Anschließend führt die D3 am Kamm oberhalb der Gorges du Vauson<br />
entlang. Dies ist eine der schönsten und spektakulärsten Gegenden<br />
hier. Es gibt mehrere Haltepunkte, an denen jeweils die geologischen<br />
Merkmale des Ortes erklärt werden. Nach einer Abfolge von Mondlandschaften<br />
und schattigen Wäldern erreichen wir den Col d’Hysope<br />
(1236 Meter), wo plötzlich der Blick nach Süden freigegeben wird: ein<br />
weiteres atemberaubendes Panorama.<br />
Nach einigen Kilometern bergab gelangen wir schließlich in das Dorf<br />
Thoard, das für seinen erstaunlichen Glockenturm aus dem 12. Jahrhundert<br />
berühmt ist. Diese letzte Etappe der Rundfahrt durch den Geopark<br />
wartet gleichfalls mit einer schönen Überraschung auf: Gegenüber dem<br />
Links: Landschaften entlang der Route du temps; Sentinelle<br />
d’Authon, eines der Kunstwerke von Andy Goldsworthy.<br />
Rechte Seite: Die Stätte La Pierre-Écrite, das Dorf Saint-Geniez sowie<br />
der Spazierweg, der zu Kapelle Notre-Dame de Dromon führt.<br />
32 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 33
UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte-d’Azur<br />
Fortsetzung folgt: Der Geopark<br />
ist darüber hinaus eine der<br />
schönsten « Galerien »<br />
für Landart auf der Welt<br />
Der Géoparc de Haute-Provence hat uns<br />
so beeindruckt, dass Sie ihm bereits in der<br />
nächsten Ausgabe von Frankreich erleben<br />
(Frühjahr 20<strong>18</strong>, ab 22. Februar 20<strong>18</strong> im Handel)<br />
in einem Artikel über « Landart in Frankreich »<br />
wieder begegnen werden. Soviel sei schon<br />
verraten: Das Gebiet des Geoparks hat sich<br />
dank einer innovativen Partnerschaft mit<br />
dem Cairn-Centre d’Art und dem Musée<br />
Gassendi in Digne-les-Bains im Laufe der<br />
Jahre in eine riesige « Freiluftgalerie » mit<br />
über hundert zeitgenössischen Werken<br />
international renommierter Künstler<br />
verwandelt. Man entdeckt diese inmitten der<br />
Natur, indem man beschilderten Wegen folgt<br />
und gleichzeitig die prächtige Umgebung<br />
genießt. Weitere schöne Ausflüge sind also<br />
in Aussicht!<br />
Das Dorf Thoard und das einladende Bar-Restaurant von<br />
Marie, in dem regionale Produkte im Mittelpunkt stehen.<br />
Rathaus befindet sich La Beluguette, ein kleines Bar-Restaurant. Früher<br />
gab es in fast jedem Dorf ein solches Lokal, heute findet man sie leider<br />
kaum mehr. Dieses hier wird liebevoll von Marie geführt, die aus Thoard<br />
stammt. Vor drei Jahren beschloss sie, dem Bar-Restaurant, das schon<br />
früher ein beliebter Treffpunkt war, wieder neues Leben einzuhauchen.<br />
Marie gehört zu den « Partnern » des Geoparks. Als wir sie fragen, warum<br />
sie diese Partnerschaft eingegangen ist, antwortete sie, dass sie « berührt<br />
davon war, dass der Geopark nicht nur das geologische Erbe, sondern<br />
auch die Produzenten und Einwohner in den Mittelpunkt stellt ». Marie<br />
liebt einfache und authentische Dinge: Statt einer Orangina oder einem<br />
industriell hergestellten Saft serviert sie lieber frische, selbstgepresste<br />
Fruchtsäfte aus lokal angebautem Obst. In ihrer Küche verarbeitet sie fast<br />
ausschließlich regionale Produkte, die entweder biologisch oder nachhaltig<br />
erzeugt werden. « Diese Produkte aufzuwerten, gibt meiner Arbeit einen<br />
Sinn », erklärt sie. Marie hat keine Speisekarte. Sie legt das Angebot nach<br />
ihrer morgendlichen Inspiration und den Produkten des Tages fest. « Auch<br />
darin drückt sich die Haltung des Geoparks und seiner Einwohner aus »,<br />
bemerkt die junge Frau lächelnd, bevor sie in die Küche verschwindet,<br />
« einfach zu sein, die kleinen Freuden des Lebens wiederzuentdecken und<br />
vor allem, diese teilen zu können … » Nach den wenigen Tagen, die wir<br />
hier verbracht haben, können wir dies nur bestätigen! Der Geopark und<br />
seine Bewohner haben die Herausforderung, der sie sich gestellt haben,<br />
erfolgreich bestanden!<br />
34 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>
montand<br />
A72/E70<br />
Puy de Dôme<br />
A75/E11<br />
ont-Dore<br />
Lyon<br />
St.-Etienne<br />
A43/E70<br />
Chambéry<br />
A49/E713<br />
Grenoble<br />
Torino<br />
c<br />
Valence<br />
Crest<br />
Die<br />
Briançon<br />
France<br />
Italien<br />
A7/E15<br />
Saillans<br />
Gap<br />
A75/E11<br />
Lodève<br />
Bézier<br />
e<br />
9/E15<br />
Collioure<br />
7/E15<br />
A9/E15<br />
Montpellier<br />
Digne les Bains …<br />
Marseille<br />
… Berlin 1495 km … Hamburg 1440 km<br />
… Köln 10<strong>18</strong> km … München<br />
… Wien 1275 km<br />
… Paris 752 km<br />
A9/E15<br />
Nîmes<br />
A54/E805<br />
Arles<br />
Orange<br />
Avignon<br />
A7/E15<br />
A55<br />
912 km<br />
… Zürich 608 km<br />
… Nice 149 km<br />
… Marseille 138 km … Gap 86 km<br />
Die nächstgelegenen Flughäfen, die aus<br />
dem deutschsprachigen Raum direkt ange<br />
flo gen werden, sind Marseille-Provence<br />
(134 km) und Nice-Côte d’Azur (144 km).<br />
Der nächstgelegene TGV-Bahnhof ist in<br />
Aix-en-Provence (123 km).<br />
Die notwendigen Informationen für ein en<br />
Aufenthalt erhalten Sie am Sitz des Geoparks.<br />
Dieser befindet sich 2 km außerhalb<br />
von Digne-les-Bains, an der D900A,<br />
am selben Ort wie das Mu sée Pro menade.<br />
Die fünf Frem den ver kehrs ämter auf<br />
dem Gebiet des Parks (Dig ne-les-Bains,<br />
Moustiers Sainte-Marie, Blanche Serre-<br />
Ponçon, Les Hautes Terres de Provence<br />
und Sisteron) können Ihn en aber ebenfalls<br />
weiterhelfen.<br />
Géoparc de Haute-Provence und Musée<br />
Promenade<br />
10, montée Bernard Dellacasagrande<br />
04005 Digne-les-Bains<br />
Telefon: +33 (0)4 92 36 70 70<br />
www.geoparchauteprovence.com<br />
www.museepromenade.com<br />
Aix-en-<br />
Provence<br />
Sisteron<br />
Thoard<br />
Apt<br />
A51/E712<br />
Digne-les-Bains<br />
Moustiers<br />
Sainte-Marie<br />
Eintritt: 8 €, Kinder von 7 - 14 Jahren 5 €,<br />
Kinder unter 7 Jahren haben freien Eintritt.<br />
Kostenloser Parkplatz.<br />
Die Besichtigung des Musée Prome nade<br />
dauert durchschnittlich 2 bis 2,5 Stunden.<br />
Im Sommer bietet sich der Ort jedoch<br />
auch für einen län geren Bummel an, vor<br />
al lem, wenn Sie auf dem Sentier des papil<br />
lons die Schmetterlinge be obach ten<br />
möch ten. Planen Sie also ge ge ben en falls<br />
mehr Zeit ein.<br />
Cannes<br />
A8/E80<br />
A8/E80<br />
A52<br />
A57<br />
Geöffnet von April bis November:<br />
A50<br />
Toulon<br />
Juli und August täglich durchgehend<br />
9.00 – 17.00 Uhr; in<br />
Rayolden<br />
übrigen Monaten<br />
Canadelsur-Mer<br />
12.00 Uhr und 14.00 –<br />
täglich 9.00 –<br />
17.30 Uhr. Die Kasse schließt eine Stunde<br />
vor Ende der Öffnungszeit.<br />
Der Geopark hat eine sehr hilfreiche<br />
Kar te mit allen Routenvorschlägen und<br />
Besichtigungstipps auf seinem Ge biet<br />
herausgegeben. Sie er halt en die se<br />
kostenlos im Musée Pro me na de so wie<br />
bei den örtlichen Frem den ver kehrsämtern.<br />
Alternativ kön nen Sie sie im<br />
Internet als PDF her unterladen: www.<br />
geoparchauteprovence.com/a-visiter<br />
Bar-Restaurant La Beluguette<br />
Nice<br />
Place du village (gegenüber dem<br />
Rathaus)<br />
04380 Thoard<br />
Telefon: +33 (0)4 92 34 63 71<br />
Die 3. Auflage der Kalender-<br />
Reihe „Bretagne“ der Sächsisch-Bretonischen<br />
Gesellschaft<br />
e.V. zeigt dreizehn<br />
Aquarelle des bretonischen<br />
Rogliano<br />
Richters und Malers Pierre<br />
Cavellat (1901-1995) aus den<br />
Sammlungen L‘Ile-Rousse des Musée breton<br />
départemental Calvi Quimper.<br />
Ein farbenfrohes Kaleidoskop<br />
Ajaccio<br />
Bonifacio<br />
Erbalunga<br />
Bastia<br />
Corte<br />
bretonischer Alltagsszenen,<br />
Menschen und Landschaften<br />
aus den 30-40er Jahren des<br />
20. Jahrhunderts.<br />
Sartène<br />
Porto-Vecchio<br />
Hochformat: 42 x 30 cm, Spiralbindung<br />
mit Aufhänger, 14 Blatt auf<br />
Kunstdruckpapier und Rückpappe.<br />
Ansicht und Kauf (9,90 € zzgl.<br />
Versand) nur im Online-Shop unter:<br />
www.weltbuch.com/kalender/<br />
bretagne-20<strong>18</strong><br />
S Ä C H S I S C H<br />
BRETONISCHE<br />
GESELLSCHAFT<br />
weltbuch<br />
verlag<br />
®<strong>2017</strong> Weltbuch Verlag GmbH, Dresden
UNTERWEGS IN FRANKREICH Hotel<br />
La Bonne Etape<br />
Die Freuden von Schlichtheit und Authentizität<br />
Im Departement Alpes-de-Haute-Provence, am Rande<br />
des Geoparks Haute-Provence, zwischen Manosque<br />
und Sisteron, liegt das Hotel-Restaurant La Bonne<br />
Etape, mit dem man sich auf unterschiedliche Arten vertraut<br />
machen kann. Natürlich könnte man sich zunächst<br />
einmal die diversen Labels (Michelin-Stern, Relais &<br />
Châteaux, Maître Cuisinier de France, Maître Restaurateur)<br />
ansehen, die das Niveau des Hauses unterstreichen.<br />
Wirft man dann noch einen Blick in das Goldene Buch,<br />
das im ersten Stock dieses hübschen Familienhauses ausliegt<br />
und in dem man neben unbekannten Namen auch auf<br />
so illustre Signaturen wie die von Barbara Hendricks,<br />
Georges Clooney, Gérard Depardieu oder Henri Salvador<br />
stößt, so muss man zweifelsohne beeindruckt sein. Und das<br />
zu Recht! Allerdings lassen solche Auszeichnungen, selbst<br />
wenn sie mehr als verdient sind, manchmal die Schlichtheit<br />
und Authentizität eines Ortes vergessen.<br />
Daher empfehlen wir Ihnen, all diese Anerkennungen<br />
erst einmal zu ignorieren und sich dem Hotel-Restaurant<br />
La Bonne Etape auf eine ganz andere, viel persönlichere<br />
Weise zu nähern. Dafür haben wir einen kleinen Tipp:<br />
Gehen Sie rechts am Haus vorbei in Richtung Pool. Dort<br />
werden Sie einen Garten mit einigen Obstbäumen entdecken,<br />
in dem ein sehr poetisches Durcheinander herrscht.<br />
Hier gibt es keinen Park mit perfekt angelegten Alleen,<br />
wie man es von einem Hotel dieser Kategorie erwarten<br />
könnte. Wenn Sie diesen Garten betreten, verlassen Sie<br />
eingefahrene Gleise, betreten eine unkonventionelle Welt<br />
und entdecken die wahre Seele des La Bonne Etape. « Wir<br />
sind weder in Versailles, noch in Villandry », liebt es der<br />
Urheber dieses besonderen Gemüsegartens und gleichzeitig<br />
Herr des Hauses, Jany Gleize, zu erläutern. « Wir sind<br />
hier in der Haute-Provence, dem Land der Obstgärten, wo<br />
man sich alles erst einmal verdienen muss. Dem muss der<br />
Esprit dieses Ortes Rechnung tragen. » Früchte, Gemüse,<br />
Blumen und Insekten existieren hier in einem harmonischen<br />
Miteinander. Die Natur darf die Oberhand über<br />
den Menschen gewinnen, der diskret bleibt und die Umwelt<br />
respektiert. Der Boden wird nicht bearbeitet – von<br />
chemischen Eingriffen ganz zu schweigen –, man lässt ihn<br />
in Ruhe und ist dankbar für das, was er uns schenkt. Auf<br />
dem « unbestellten » Land wachsen im Übrigen Blumen<br />
für hübsche Sträuße und die idealen Zutaten für die Salate,<br />
welche die Teller der beiden Restaurants zieren.<br />
Dieser « wild wachsende Gemüsegarten » ist das Herz<br />
des Hauses. Ein schlichter Ort, der Neugierde und Entdeckungslust<br />
weckt. Hier und da stehen ein paar Bänke, die<br />
die Besucher zum Innehalten oder sogar zum Meditieren<br />
36 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>
einladen. Jede Pflanze ist mit ihrem Namen gekennzeichnet,<br />
und beim Spaziergang stößt man auf manche Überraschung,<br />
wie beispielsweise auf einen wunderschönen,<br />
mehrere Meter hohen Szechuanpfeffer. Es kommt nicht<br />
selten vor, dass man hier auf den Küchenchef, Jany Gleize,<br />
trifft, der Tomaten erntet,<br />
auf der Suche nach einem<br />
bestimmten Gewürz ist oder<br />
sich hier einfach eine Inspiration<br />
für das Gericht des Tages<br />
holt …<br />
Nicht selten ergibt sich<br />
dann ein Gespräch, denn obwohl<br />
man einen Sternekoch<br />
vor sich hat, der darüber hinaus<br />
ein anspruchsvolles Haus<br />
leitet, ist offensichtlich, dass<br />
dieser sich gerne die Zeit für<br />
eine Unterhaltung nimmt.<br />
Man spürt, dass ihm dies im<br />
Blut liegt. Jany Gleize liebt es,<br />
jeden Morgen selbst einzukaufen,<br />
sich mit den Produzenten<br />
auszutauschen und genussvoll<br />
deren Produkte zu entdecken.<br />
Er versteht es darüber hinaus,<br />
seine Mitarbeiter genau zu<br />
beobachten – was in seinem<br />
Beruf eher eine Seltenheit<br />
ist. Seinen Worten kann man<br />
entnehmen, dass dahinter eine<br />
ehrliche Achtsamkeit und eine<br />
zutiefst menschliche Betrachtungsweise<br />
stehen: « Wenn<br />
ein neuer Auszubildender in<br />
meine Küche kommt, dann<br />
erkenne ich sehr wohl – selbst<br />
wenn ich seine Eltern, seine<br />
Familie nicht kenne –, ob er<br />
das Glück hatte, im Umfeld<br />
von Landwirten aufgewachsen<br />
zu sein. Die Art, wie er eine<br />
<br />
Hôtel-Restaurant La Bonne Etape****<br />
Chemin du Lac<br />
04160 Château-Arnoux-Saint-Auban<br />
Telefon: +33 (0)4 92 64 00 09<br />
<br />
www.bonneetape.com<br />
<br />
Hotel: <strong>18</strong> Zimmer von 25 bis 35 m 2<br />
(Superior, Superior Deluxe und Junior-<br />
Suiten), ab 149 €.<br />
Beheizter Außenpool, Gemüsegarten,<br />
Kochkurse, Fahrradvermietung.<br />
<br />
Restaurant La Bonne Etape: Seit 1964 mit<br />
einem Michelin-Stern ausgezeichnet.<br />
Mittagsmenü (nach Tagesangebot) 35 €<br />
Abendmenüs ab 75 €. Geöffnet von<br />
Mittwoch bis Sonntag.<br />
Karotte, eine Knoblauchzehe, einen Salat begutachtet,<br />
spricht für sich. Er hält sie anders, er respektiert sie; und<br />
damit respektiert er die Arbeit und teilt die Liebe für unseren<br />
Beruf. »<br />
Muss man da noch erstaunt darüber sein, dass sowohl<br />
im Restaurant als auch im Hotel offensichtlich ein gutes<br />
Klima unter den Mitarbeitern herrscht? Natürlich gibt<br />
es genug Arbeit und damit unweigerlich stressige Zeiten,<br />
doch Verständnis und Zuhörvermögen dominieren<br />
unübersehbar. Man ahnt, dass der Küchenchef immer<br />
bestrebt ist, gegenüber den Schätzen der Natur bescheiden<br />
zu bleiben, ein Botschafter zu sein, der seinen Gästen<br />
ursprüngliche Geschmacksnoten präsentiert, die er<br />
zwar verfeinern keinesfalls<br />
aber verfälschen will. Diesen<br />
Esprit spürt man im ganzen<br />
Haus: nicht nur im Sternerestaurant<br />
oder im Bistro – wo<br />
die Gerichte, die im Übrigen<br />
aus derselben Küche kommen,<br />
bewusst zu erschwinglichen<br />
Preisen angeboten werden –,<br />
sondern auch im Hotel.<br />
Die Liebe zum Detail ist<br />
omnipräsent, und der Service<br />
eines Vier-Sterne-Hauses würdig.<br />
Trotzdem bemerkt man<br />
ein Flair für Natürlichkeit und<br />
Unkompliziertheit. Davon<br />
zeugen zum Beispiel die kleinen<br />
Flaschen mit Olivenöl, die<br />
auf den Tischen des Sternelokals<br />
stehen. Als ob sie daran<br />
erinnern wollten, dass selbst<br />
die ausgesuchtesten Gerichte<br />
auf natürlichen und unverfälschten<br />
Produkten basieren.<br />
Was die Zimmer im La Bonne<br />
Etape angeht, so sind diese<br />
mit großen und bequemen<br />
Betten ausgestattet. Vielleicht<br />
ist man zunächst verwundert,<br />
« zweiteilige Bettdecken à la<br />
française » (also bestehend aus<br />
Laken und Wolldecke) anstatt<br />
eines bezogenen Deckbetts<br />
vorzufinden. Begibt man sich<br />
aber abends zur Ruhe, so ist<br />
man letztendlich über das<br />
wohltuende Wärmegefühl erstaunt.<br />
Dies bestätigt auf weitere Art, wie authentisch und<br />
zugleich ursprünglich es an diesem Ort zugeht.<br />
Vielleicht haben Sie bemerkt, dass La Bonne Etape ein<br />
echter Coup de cœur für uns ist. Ein Hotel-Restaurant mit<br />
Seele. Ein Ort, der nicht durch überflüssiges und mondänes<br />
Auftreten beeindruckt, sondern vor allem durch das,<br />
was man dort mit den Gästen teilt, sei es auf dem Teller<br />
oder durch menschliche Begegnungen.<br />
<br />
Bistro Au Goût du Jour: Menü des Tages<br />
19,50 € (Hauptgang, Dessert, ein Glas Wein,<br />
Kaffee) oder à la carte (rechnen Sie mit<br />
25 €). Täglich geöffnet.<br />
Für alle, die noch<br />
tiefer einsteigen<br />
möchten: Jany<br />
Gleize, La Bonne<br />
Etape, Editions<br />
Brigitte Eveno,<br />
160 Seiten, ISBN:<br />
979-1094608012
UNTERWEGS IN FRANKREICH Centre-Val de Loire<br />
38 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>
Das Loiretal ist in der ganzen Welt<br />
für seine Schlösser und Gärten sowie für<br />
sein angenehmes und friedliches Leben<br />
bekannt. Weniger bekannt ist dagegen, dass<br />
es dort auch ein kleines Dorf mit nicht einmal 500<br />
Einwohnern gibt, das einen ganz besonderen Status<br />
erlangt hat: Es ist das einzige Dorf Frankreichs, dem für<br />
das gesamte Gemeindegebiet die Auszeichnung Jardin<br />
remarquable verliehen wurde. Es handelt sich dabei um<br />
Chédigny (Indre-et-Loire), ein in Frankreich einzigartiges<br />
« Gartendorf », dessen Besuch ein besonderes<br />
Erlebnis verspricht.<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 39
UNTERWEGS IN FRANKREICH Centre-Val de Loire<br />
Chédigny ist auf den ersten<br />
Blick ein kleines Dorf, wie es<br />
in Frankreich viele gibt. Es<br />
besaß zwar immer einen gewissen<br />
Charme, trotzdem wanderten seit<br />
Anfang des 19. Jahrhunderts immer<br />
mehr Geschäfte ab, und die Hauptstraße,<br />
die das Dorf in seiner ganzen<br />
Länge durchquert, verödete zunehmend.<br />
Dagegen hielten im Laufe der Zeit immer<br />
mehr Autos, Lastkraftwagen, Stromkabel, Antennen<br />
und Verkehrsschilder Einzug, die das<br />
Aussehen langsam, aber sicher verunstalteten. Ende der<br />
90er-Jahre hatte jedoch der ehemalige Bürgermeister von<br />
Chédigny, Pierre Louault (der im September dieses Jahres<br />
zum Senator gewählt wurde), eine Idee, mit der er hoffte,<br />
dieser Entwicklung Einhalt gebieten und sie sogar ins Gegenteil<br />
kehren zu können. Er war gerade mit seiner Frau<br />
von einem Aufenthalt in der Drôme zurückgekehrt, wo sie<br />
in Grignan dem Charme der Kletterrosen, die viele Häuserfassaden<br />
dieser Gemeinde schmücken, erlegen waren.<br />
Sie dachten sich, dass etwas, was in Grignan möglich war,<br />
auch in Chédigny möglich sein musste: Das Schöne sollte<br />
die Oberhand über das Hässliche gewinnen, Pflanzen<br />
sollten das Schicksal des Dorfes verändern.<br />
Entschlossen und mit Überzeugungskraft gelang es<br />
Pierre Louault, seine Mitbürger mit ins Boot zu holen.<br />
Alle krempelten die Ärmel hoch und waren bereit, sich<br />
in das – zugegebenermaßen etwas verrückte – Abenteuer<br />
zu stürzen, Chédigny in ein regelrechtes Village Jardin,<br />
ein Gartendorf, zu verwandeln. Das gab es bis dato noch<br />
nicht. Innerhalb weniger Monate erfolgten die ersten Anpflanzungen.<br />
Als im Rahmen eines Flächennutzungsplans<br />
Bauarbeiten durchgeführt wurden, um Kabel in die Erde<br />
zu verlegen, nutzte die Gemeinde dies, um eine mutige<br />
Entscheidung zu treffen und umzusetzen: Die Gehwege<br />
wurde abgeschafft und die Geschwindigkeit von 50 km/h<br />
auf 20 km/h gesenkt. Es gelang sogar, eine Umgehung<br />
des Dorfzentrums für den Fahrzeugverkehr einzurichten,<br />
dank derer Fußgänger nun in Ruhe durch das Dorf flanieren<br />
können. Für Autos wurden an den Eingängen des<br />
Dorfes Parkplätze eingerichtet. Die Gemeinde pflanzte<br />
Büsche, einjährige- und mehrjährige Pflanzen, Gräser<br />
und vieles mehr, vor allem aber sehr viele Rosen, alte<br />
und wohlriechende Sorten: Heute kann man mit Sicherheit<br />
800 Stöcke zählen, vermutlich sind es sogar an die<br />
1000 …<br />
Sehr schnell ließen sich die Dorfbewohner begeistern,<br />
und jeder trug auf seine Weise zur Begrünung und Verschönerung<br />
bei. In der Folge häuften sich die Auszeichnungen.<br />
2002 verlieh die Region Centre Chédigny den<br />
Premier prix de Fleurissement. 2004 erhielt das Dorf im<br />
Rahmen des berühmten Concours national des Villes et Villages<br />
fleuris – eine Referenz im Hexagon (siehe Frankreich<br />
erleben Nr. 28, August 2010) – die erste Blume, 2005 die<br />
zweite und 2007 dann die dritte. Heute besitzt Chédigny<br />
die maximale Anzahl von vier Blumen, eine Anerkennung,<br />
die nur 234 anderen Dörfern in Frankreich zuteilwurde.<br />
Vorherige Doppelseite und oben: Die Hauptstraße von Chédigny war früher stark befahren.<br />
Heute ist aus ihr eine Promenade für Spaziergänger geworden.<br />
Rechts: Der öffentliche Waschplatz des Dorfes wurde umgestaltet, nun gedeihen hier Wasserpflanzen, zum Beispiel Schachtelhalm.<br />
40 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 41
UNTERWEGS IN FRANKREICH Centre-Val de Loire<br />
Aber noch wichtiger: Im Jahr 2013 bekam das Dorf das<br />
Label Jardin remarquable (sehenswerter Garten). Dies ist<br />
eine besonders prestigeträchtige Auszeichnung, die vom<br />
Französischen Kulturministerium für jeweils fünf Jahre<br />
verliehen wird und « Gärten und Parks würdigt, die ein<br />
kulturelles, ästhetisches, historisches oder botanisches Interesse<br />
aufweisen, egal ob sie privat oder öffentlich sind ».<br />
Es leuchtet ein, dass bis dato ausschließlich Gärten oder<br />
Parks im eigentlichen Sinn ein solches Gütesiegel erhalten<br />
haben. Doch mit Chédigny<br />
hat das Ministerium ein<br />
Dorf in seiner Gesamtheit<br />
gewürdigt. Eine Premiere!<br />
Für Chédigny war dies eine<br />
Überraschung, aber zugleich<br />
auch die Bestätigung dafür,<br />
dass sich der Traum seiner<br />
Bewohner realisiert hatte:<br />
Das Dorf ist nun offiziell ein<br />
richtiges « Gartendorf », ein<br />
Ort, an dem Pflanzen omnipräsent<br />
sind und zum Alltag<br />
der Bewohner gehören.<br />
Noch heute ist Chédigny das<br />
einzige Dorf in Frankreich,<br />
welches das Label Jardin remarquable<br />
trägt.<br />
Als Folge davon und in<br />
Anwendung der Regelungen,<br />
die für dieses Qualitätssiegel<br />
gelten – deren Text allerdings<br />
noch nicht an die Auszeichnung<br />
eines Dorfes angepasst<br />
ist –, müssen die « Besitzer » des entsprechenden « Gartens<br />
» – anders gesagt die Gemeinde – « den regelmäßigen<br />
Unterhalt ihres Gartens sicherstellen, ihn mindestens 40<br />
Tage pro Jahr (und 6 Stunden pro Tag) für Besichtigungen<br />
öffnen, an mindestens einer landesweiten Veranstaltung<br />
(Rendez-vous aux jardins und/oder Journées européennes du<br />
Patrimoine) teilnehmen sowie der Öffentlichkeit Informationsmaterial<br />
(Plan, Geschichte, botanische Erläuterungen<br />
…) zur Verfügung stellen ». Alle diese Auflagen<br />
kann Chédigny natürlich voll und ganz erfüllen. Als<br />
Gegenleistung verpflichtet sich der Staat,<br />
das Dorf in Publikationen aufzuführen;<br />
eine besondere Ausschilderung<br />
in der Umgebung wurde bereits<br />
umgesetzt. Man könnte denken,<br />
das seien Details, und doch tragen<br />
diese erfolgreich dazu bei,<br />
dass die Initiative des Dorfes<br />
bekannt wurde. Heute<br />
kommen pro Jahr mehrere<br />
Zehntausend Besucher, um<br />
durch die Straßen des Ortes<br />
zu flanieren.<br />
Die an der Rekonstruktion des Jardin<br />
du curé beteiligten Fachleute:<br />
Philippe Ferret und Aurore-Claudie Mangold sind<br />
die Autoren eines Buches über Pfarrgärten, das<br />
diesbezüglich als Referenz gilt (Jardins de curé,<br />
jardins d’antan, Éditions Flammarion).<br />
Denis Retournard ist der ehemalige Verantwortliche<br />
für die Obstbäume im renommierten Jardin du<br />
Luxembourg in Paris.<br />
Xavier Mathias ist ein Gemüsebauer aus Chédigny,<br />
der sich auf alte und vergessene Gemüsesorten<br />
spezialisiert hat und zudem am nicht weniger<br />
prestigeträchtigen Potager du Roi in Versailles<br />
unterrichtet. Dieser königliche Gemüsegarten<br />
wurde zwischen 1678 und 1683 auf Wunsch Ludwigs<br />
XIV. zu dessen Gemüseversorgung eingerichtet;<br />
er wird immer noch betrieben und ist ebenfalls als<br />
Jardin remarquable ausgezeichnet.<br />
Charakteristisch für Chédigny ist, dass sich quasi<br />
alle Bewohner an diesem Projekt beteiligen. Es werden<br />
nämlich nicht nur die öffentlichen Anlagen, sondern auch<br />
die Privatgärten üppig bepflanzt und außerordentlich gepflegt.<br />
Diese privaten Bereiche sind zwar nach wie vor a<br />
priori für die Öffentlichkeit nicht zugänglich, doch<br />
haben viele Besitzer sie offensichtlich so konzipiert,<br />
dass man sie von der Straße aus gut einsehen<br />
kann. Außerdem lieben es die Einwohner, mit<br />
Passanten über<br />
ihren Garten<br />
zu sprechen.<br />
Mit etwas<br />
Glück wird man<br />
als Besucher<br />
vielleicht sogar<br />
zu einer Besichtigung<br />
eingeladen.<br />
Zudem trifft man<br />
auch bei diesen privaten<br />
Anwesen auf viele besondere<br />
Initiativen, die die Liebe zur<br />
Pflanzenwelt dokumentieren<br />
und manchmal sogar neugierig<br />
machen: Hier hat ein<br />
Besitzer Blumen in derselben<br />
Farbe wie seine Läden gepflanzt<br />
(vielleicht war es auch<br />
umgekehrt, und er hat die<br />
Läden in der Farbe der Blumen<br />
gestrichen …), dort hat<br />
ein anderer einen Gedanken<br />
aufgeschrieben, der mit der<br />
Flora verbunden ist und zum Nachdenken anregt. Spaziert<br />
man durch die Straßen des Dorfes, spürt man sofort,<br />
dass die Bewohner zum einen sehr stolz darauf sind, was<br />
aus ihrem Dorf geworden ist, und zum anderen auch eine<br />
riesige Freude daran haben, die Früchte ihrer Arbeit mit<br />
anderen zu teilen.<br />
Davon zeugen die vielen kleinen Schilder und Beschriftungen,<br />
die man fast überall findet. Um ihr Wissen<br />
weiterzugeben, hat man vielerorts die Namen der Pflanzen<br />
angeschrieben, was den Besuchern ermöglicht, diese in einer<br />
Gärtnerei oder Baumschule wiederzufinden. Manchmal<br />
sind diese Angaben sogar sehr präzise. So kann man<br />
beispielsweise bei einem kleinen Busch mit besonders duftenden<br />
Rosen lesen: « Rosenstock, der durch Direktsaat<br />
entstanden ist und von unserem verehrten Rosenzüchter<br />
André Eve auf den Namen Coquine de Chédigny getauft<br />
wurde. » Ein humorvoller Name!<br />
Unter all diesen Tafeln gibt es eine, die es wert ist,<br />
einen Moment innezuhalten. Sie befindet sich in unmittelbarer<br />
Nähe der Kirche und darauf steht schlicht geschrieben,<br />
dass der entsprechende Rosenstock den Namen<br />
Jeanne de Chédigny trägt, « von André Eve gezüchtet und<br />
2011 dem Dorf geschenkt wurde ». Hinter diesen wenigen<br />
42 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>
Einblicke in den Dorfkern sowie in den<br />
perfekt nachgestellten authentischen<br />
Pfarrgarten. Im ehemaligen Pfarrhaus<br />
befindet sich nun die Closerie du Tilleul.<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 43
UNTERWEGS IN FRANKREICH Centre-Val de Loire<br />
Um die Pflege der Pflanzen im Dorf kümmern sich neben den<br />
Mitarbeitern der Gemeinde auch die Bewohner persönlich.<br />
Zeilen verbirgt sich jedoch eine längere und berührende<br />
Geschichte. Der Rosenstock wurde nämlich zu Ehren von<br />
Jeanne Louault, der Mutter des heutigen Bürgermeisters<br />
Pierre Louault, gezüchtet. Sie wohnte mit ihrem Mann<br />
Bernard auf einem etwas abseits des Ortes liegenden Bauernhof,<br />
rund 100 Meter südlich der Demarkationslinie.<br />
Im März 1942 kam ein Nachbar in Begleitung zweier<br />
jüdischer Brüder im Alter von <strong>18</strong> und 19 Jahren zu ihnen.<br />
Die beiden waren nach der Reichskristallnacht und der<br />
Überführung ihres Vaters nach Dachau aus Deutschland<br />
geflüchtet. Das Bauernpaar beschloss sofort, die beiden zu<br />
beherbergen und sie zusätzlich zu ihren vier Kindern als<br />
« ihre Söhne » anzunehmen. Für die mutige Entscheidung,<br />
die jungen Männer zu verstecken und ihnen zu helfen –<br />
selbst als diese nach einer Denunzierung im November<br />
1943 von der Gestapo abgeholt wurden, bevor ihnen dann<br />
doch die Flucht gelang – erhielt das Paar am 6. Mai 2002<br />
vom Staat Israel die Auszeichnung « Gerechte<br />
unter den Völkern ». Noch heute<br />
erinnert die Rose an diese beiden<br />
couragierten und beispielhaften<br />
Menschen.<br />
Einige Dutzend Meter weiter<br />
steht im Schutze der Kirche<br />
ein besonders würdevoll aussehender<br />
Baum, der ebenfalls<br />
ein kleines Schild trägt. Darauf<br />
steht geschrieben: « Die Linde<br />
– Tilia Platyphyllos –, gepflanzt<br />
am 24. März <strong>18</strong>11 anlässlich der<br />
Geburt des Königs von Rom,<br />
Aiglon, erfasst als Arbre remarquable<br />
de Tourraine. » Direkt neben dem<br />
alten Pfarrhaus befindet sich auch der<br />
Zugang zum authentischen Pfarrgarten aus<br />
dem 19. Jahrhundert, der perfekt wiederhergestellt<br />
wurde und seit diesem Jahr öffentlich<br />
zugänglich ist. Er ist äußerst gelungen und<br />
vor allem ein sehr poetischer Ort. Dieser<br />
Garten war im Laufe der Zeit zu Brachland<br />
geworden. Um ihn wieder neu anzulegen und<br />
ihm so ein zweites Leben einzuhauchen, hat<br />
die Gemeindeverwaltung die Unterstützung<br />
von Spezialisten in Anspruch genommen:<br />
Philippe Ferret und Aurore-Claudie Mangold,<br />
Denis Retournard sowie Xavier Mathias<br />
(siehe Kasten Seite 42). Diese Fachleute<br />
haben gemeinsam die Pläne des Gartens und<br />
die damals vorhandenen Pflanzen rekonstruiert.<br />
Man findet hier neben Blumen gängige<br />
Gewürzpflanzen, alte Rosensorten und Gewächse<br />
vom anderen Ende der Welt,<br />
wie den Trompetenbaum (Catalpa)<br />
oder die aus China stammende<br />
Duftblüte (Osmanthus).<br />
Wie jeder richtige Pfarrgarten<br />
besitzt auch dieser, die damals<br />
übliche Allée déambulatoire – man kann<br />
sich problemlos vorstellen, wie der Pfarrer<br />
seinerzeit auf diesem Weg hin- und<br />
herging und seine Texte rezitierte –, einen<br />
Jardin de la Croix (Kreuzgarten) mit<br />
einem hohen Metallkreuz im Zentrum,<br />
einen Jardin bouquetier (Blumengarten), in dem<br />
die Blumen für den Altar und für Feierlichkeiten<br />
wuchsen, eine Pergola fleuri, die mit Kletterrosen bewachsen<br />
ist, deren Namen eng mit der Kirche verbunden sind:<br />
Pleine de Grâce, Evangéline, Maria … Wie alle Pfarrgärten<br />
ist auch dieser von bescheidener Größe, aber voller<br />
Poesie und ideal zum Ausruhen und Innehalten. Es ist<br />
zudem ein Ort, an dem Wissen vermittelt wird. Die Association<br />
des Amis du Jardin du Presbytère, die für den Unterhalt<br />
verantwortlich ist, organisiert regelmäßig Veranstaltungen<br />
und Fortbildungen. Das Personal am Eingang beantwortet<br />
alle Fragen und gibt sein Wissen mit offensichtlicher<br />
Begeisterung weiter. Auch das ehemalige Pfarrhaus, das<br />
eine wunderschöne Terrasse besitzt, die direkt an diesen<br />
Garten grenzt, wurde von der Gemeinde mit viel Aufwand<br />
renoviert. Heute befindet sich hier das Maison d‘ hôtes « La<br />
Closerie du Tilleul » mit Gästezimmern, einem Restaurant<br />
sowie einem gemütlichen Salon de Thé.<br />
Ebenfalls im Dorfzentrum erregt noch etwas anderes<br />
die Aufmerksamkeit der Besucher: « Le Clos aux<br />
Roses ». Hierbei handelt es sich um ein ganz neuartiges<br />
« Dorfgasthaus », dessen Küche seit 2015 zu den besten<br />
und originellsten der Region zählt und wo man ebenfalls<br />
nächtigen kann. Die junge und quirlige Küchenchefin Armelle<br />
Krause, die ihre Ausbildung in Paris absolvierte und<br />
bei großen Chefköchen wie Guy Martin (Grand Véfour<br />
in Paris) und Didier Anies (Grand Hôtel du Cap Ferrat)<br />
44 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>
Calais Dunkerq<br />
arbeitete, hat sich mit ihrem Lebensgefährten Julien Pascal<br />
in Chédigny niedergelassen. Fragt man die beiden warum,<br />
so erzählen sie, dass sie bei einem Besuch des Dorfes im<br />
Frühling von der Pracht und dem Duft all dieser Blumen<br />
überwältigt waren. Man kann sie verstehen. Darüber hinaus<br />
spürt man auch eine gewisse Neigung, nach einem<br />
anderen Rhythmus zu leben, mehr von der Umwelt zu profitieren<br />
und vor allem mit dieser in Einklang zu sein. Dies<br />
ist bei der Küche von Armelle der Fall, denn sie verleiht<br />
den Produkten lokaler Produzenten ihre eigene, junge und<br />
· ·<br />
Chédigny …<br />
Le Clos aux Roses<br />
A84/E401<br />
… Berlin 1305 km …Hamburg 1151 km<br />
Restaurant und Gästezimmer<br />
PARIS<br />
Lannion<br />
… Köln 743 km … München 1077 km DinardSaint-Malo<br />
2, rue du lavoir Avranches<br />
Versailles<br />
… Wien 1526 km N12/E50 … Zürich 786 km<br />
37310 Chédigny<br />
Dreux<br />
N176/E401 Mont-Saint-Michel<br />
… Paris 253 km<br />
Saint-Brieuc<br />
… Tours 42 N12/E50 km<br />
Telefon +33 (0)2 47 92 20 29<br />
www.leclosauxroses.com<br />
A84<br />
Chartres<br />
Die nächstgelegenen N164Flughäfen, die Menü ab 15 € (mittags) bzw. 25 €<br />
A6/E15<br />
aus dem deutschsprachigen Raum (abends). 5 Gästezimmer 60 bis 110 €<br />
Quimper<br />
direkt angeflogen werden, D768 sind Paris- (Familienzimmer Rennes für 4 Personen) inkl.<br />
A11/E50<br />
A10/E5<br />
Orly (242 N165/E60 km) und Nantes Atlantique Frühstück.<br />
N24<br />
Le Mans<br />
(251 km).<br />
Geöffnet von Mittwochmittag bis<br />
Orléans<br />
Lorient<br />
Sonntagmittag.<br />
Vannes<br />
A28/E502<br />
Der nächste TGV-Bahnhof befindet<br />
N165/E60<br />
A11/E501<br />
sich in Saint-Pierre des Corps (40 km).<br />
La Closerie du Tilleul<br />
Quiberon<br />
Chambord<br />
A10/E5-E60<br />
Restaurant, Salon de thé und Angers<br />
A11/E60<br />
Mairie de Chédigny<br />
La Baule<br />
Tours<br />
Gästezimmer<br />
Chenonceau<br />
A71/E9<br />
5, place de la Mairie<br />
St. Nazaire 4, place de l’église<br />
A86/E60<br />
A85<br />
Nantes<br />
37310 Chédigny<br />
37310 Chédigny A87<br />
Monts A10/E5 Chédigny<br />
Bourges<br />
Telefon +33 (0)2 47 92 51 43<br />
Telefon +33 (0)6 Clisson 31 12 38 36<br />
Cholet<br />
www.chedigny.fr<br />
www.lacloseriedutilleul.com<br />
A83<br />
A20/E9<br />
Menü mit frischen Produkten vom<br />
Les Sablesd’Olonne<br />
28 €. 4 Gästezimmer.<br />
Festival des roses de Chédigny<br />
Markt<br />
A71/E11<br />
Einer der Höhepunkte der Saison in<br />
Chédigny. Jedes Jahr kommen Züchter,<br />
Produzenten, Händler oder einfach<br />
Saint-Sigismond<br />
A83<br />
Poitiers<br />
LESETIPP FÜR EINEN AUSFLUG IN DIE UMGEBUNG<br />
Rosenfreunde und ver an stalt en eine<br />
Ausgabe N11/E601 Nr. 59: Tours, frischer Wind im Loiretal (42 km entfernt)<br />
Niort<br />
riesige Börse, auf der Pflan zen verkauft<br />
Ganz nach dem Vorbild ihrer «großen Schwester» Bordeaux in der Region<br />
La Rochelle<br />
Montluçon<br />
und Ratschläge aus ge tauscht werden.<br />
Aquitaine E5/A10 ist Tours seit einigen Jahren im Begriff, sich unablässig<br />
Die 13. Auflage fin det am 26. und<br />
27. Mai 20<strong>18</strong> (10.00 bis 19.00 Uhr) statt.<br />
zu erneuern und umzugestalten: Es gibt hier eine der modernsten<br />
Straßenbahnen E602/A837 Frankreichs, belebte Fußgängerzonen, nicht<br />
alltägliche Besichtigungsmöglichkeiten, eine Fülle Limoges einladender<br />
Le jardin de curé de Chédigny<br />
Bars und Restaurants, Open-Air-Konzerte, gemütliche Lokale am<br />
A8<br />
Angoulême<br />
Place de l’église<br />
Flussufer … Es weht eindeutig ein frischer Wind! Und die Dynamik<br />
37310 Chédigny<br />
Ab Frühjahr täglich von 10.00 bis<br />
von Tours macht dabei nicht an den Stadtgrenzen halt, in gewisser Weise hat die ganze<br />
Region Centre-Val Montalivet de Loire durch sie neuen Schwung erhalten. Genug Gründe also für<br />
13.00 Uhr und von 14.30 bis <strong>18</strong>.00 Uhr Neugierige, sich in Tours auf Entdeckungsreise zu begeben!<br />
Tulle<br />
geöffnet.<br />
Périgueux<br />
Brive-la-Gaillarde<br />
Eintritt: 2 €<br />
INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER A89/E70 AUSGABEN FINDEN Le Pescher SIE AUF SEITE 82.<br />
E5/A10<br />
Souillac sur Saillac<br />
Dordogne<br />
Le Porge<br />
Bordeaux<br />
Cap-Ferret<br />
Sarlat-le-Canéda<br />
Payrac Rocamadour<br />
A52/E72<br />
Frankreich erleben A20/E9 <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> 45<br />
Cherbourg-<br />
Octeville<br />
erfinderische Note. Ein Tipp: Das exquisite Vol-au-vent de<br />
ris de veau et langoustine (Blätterteigpastete mit Kalbsbries<br />
und Kaisergranat), die unbestrittene Spezialität des Hauses,<br />
sollten Sie unbedingt probieren. Große Küchenkunst!<br />
Abgesehen von einem angenehmen<br />
Spaziergang ist Chédigny ein willkommenes<br />
Gegenbeispiel für die heutzutage gän-<br />
Boulogne<br />
gige Landflucht, was der Bürgermeister gern<br />
gegenüber Besuchern bemerkt: Seit Chédigny<br />
die « Transformation » des Dorfes in einen riesigen<br />
Garten eingeleitet hat, strömen nicht nur Touristen,<br />
sondern auch neue Einwohner hierher. In den letzten Jahren<br />
sind zahlreiche junge Paare, viele davon mit Kindern, zugezogen.<br />
Es gibt wieder mehr Geschäfte, und Handwerker<br />
lassen sich ebenfalls wieder nieder. Und so ist in Chédigny<br />
Le A29/E44 Havre<br />
A131 Jumièges<br />
Honfleur<br />
kann manchmal ein Schicksal auf den Kopf Rouen stellen!<br />
N13<br />
Caen A13/E46<br />
Saint-Lô<br />
A13/E5<br />
Amiens<br />
mit den vielen Pflanzen auch das verloren geglaubte Dorfleben<br />
wieder zurückgekehrt. Die Leidenschaft für Pflanzen<br />
A16<br />
Arr<br />
Ile de Sein<br />
Pointe<br />
du Raz<br />
Brest
UNTERWEGS IN FRANKREICH Grand-Est<br />
Der poetische Aufstieg von 456 Heißluftballons<br />
MONDIAL AIR<br />
Alle zwei Jahre findet auf dem Flugplatz von<br />
Chambley (Meurthe-et-Moselle), rund dreißig Kilometer<br />
südwestlich von Metz, das größte Heißluftballontreffen<br />
der Welt statt: die Mondial Air Ballons. In diesem Jahr<br />
versammelten sich 1072 Ballonfahrer aus 38 Ländern.<br />
Mit 456 Heißluftballons, die gleichzeitig abhoben,<br />
wurde ein neuer Weltrekord im Massenstart aufgestellt.<br />
Bei dieser spektakulären Veranstaltung bieten sich den<br />
Besuchern wunderschöne und poetische Anblicke.<br />
Gleichzeitig verleiht die Mondial Air Ballons aber auch<br />
der Region Grand-Est einen richtigen Schub und<br />
haucht einem kleinen Flughafen neues Leben ein,<br />
da dieser für die Dauer des ungewöhnlichen Treffens<br />
zum wichtigsten internationalen Heißluftballon-<br />
Flughafen wird.<br />
46 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>
BALLONS<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 47
UNTERWEGS IN FRANKREICH Grand-Est<br />
«<br />
Alles klar, es ist soweit: Leinen los, es geht nach<br />
oben! » Isham könnte stolzer nicht sein: Er ist der<br />
Erste, der startet. Der Erste, der gen Himmel<br />
steigt und damit den Startschuss für einen grandiosen Aufstieg<br />
gibt: Hinter ihm warten – ordentlich aufgereiht und<br />
jeweils in gebührendem Abstand – 455 weitere Heißluftballons<br />
nur darauf, ebenfalls nach oben zu schweben. Ein<br />
Teil ist bereits aufgerichtet, andere richten sich gerade auf,<br />
manche werden nur noch mit Mühe am Boden gehalten.<br />
Man spürt, dass das Manövrieren für die Piloten keine<br />
leichte Aufgabe ist. Abgesehen davon, dass ein leichter<br />
Wind das Füllen der riesigen Hüllen mithilfe von Gebläsen<br />
und Brennern behindert, müssen die Piloten ständig<br />
darauf bedacht sein, mit dem Ballon oder Korb das Abheben<br />
der benachbarten Ballons nicht zu stören. Alle sind<br />
höchstkonzentriert. Und dann ist er da, der magische Moment,<br />
dieser kurze Augenblick, wenn der Korb vom Boden<br />
abhebt und der Wind schließlich der eigentliche Herrscher<br />
über das Schicksal des Ballons wird. Geräuschlos steigt er<br />
empor. Isham ist immer noch sehr konzentriert und wirft<br />
einen Blick auf seine Nachbarn. An seinem Lächeln erkennt<br />
man, dass alles optimal läuft. Mit einer Hand öffnet<br />
er den Hahn einer der beiden 30 Kilogramm schweren<br />
Gasflaschen an Bord noch etwas mehr. Der Brenner legt<br />
los. Man spürt die Wärme, die von ihm ausgeht, und zieht<br />
instinktiv den Kopf ein, als müsse man sich schützen, was<br />
zugegebenermaßen eine unnötige Reaktion ist, denn natürlich<br />
besteht keinerlei Risiko. Sofort gewinnt der Ballon<br />
an Höhe. Wir blicken nun zurück und sind überwältigt<br />
vom unglaublichen Anblick, der sich uns bietet: mehr als<br />
400 Heißluftballons, die fast gleichzeitig nach oben steigen!<br />
Es ist kaum zu fassen. Einige Stunden später wird im<br />
48 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 49
UNTERWEGS IN FRANKREICH Grand-Est<br />
Isham steuert seinen Ballon, wie alle anderen Ballonfahrer, mit<br />
höchster Konzentration. Die Fahrt dauert rund dreißig Minuten.<br />
Die Landung richtet sich wie üblich nach der Windrichtung<br />
und den vorhandenen Möglichkeiten auf der Erde.<br />
Übrigen bekanntgegeben, dass dieses Ereignis<br />
offiziell als « Weltrekord im Massenstart von<br />
Heißluftballons » anerkannt wird.<br />
Isham beobachtet den Horizont. An seinem<br />
Blick erkennen wir, wie bewegt er ist.<br />
Das ist nur zu verständlich: Der junge Pilot<br />
ist nicht nur der Erste der seinen Ballon, in<br />
die Luft steigen lässt, sondern er ist auch,<br />
wie er sagt, « der einzige Araber, der einzige<br />
Marokkaner und der einzige Muslim », der<br />
daran teilnimmt. Er gehört zu den Ersten<br />
seines Landes, die sich für Montgolfieren interessiert<br />
haben, und er ist der Erste, der formell<br />
als Ausbilder anerkannt wurde. Wenn<br />
das keine symbolische Bedeutung hat. Isham<br />
ist ein schönes Beispiel dafür, wie man mutig<br />
ein Ziel verfolgen und realisieren kann, das<br />
darüber hinaus zu freundschaftlichen Beziehungen<br />
zwischen Marokko und Frankreich<br />
geführt hat. Mit einer Handbewegung grüßt<br />
er seine Frau Meriam und seine Tochter, die<br />
am Boden geblieben sind. Auch sie sind für<br />
die Mondial Air Ballons aus Marokko angereist.<br />
An ihrer Seite erkennt man Michel,<br />
einen Rentner, der hier in der Gegend wohnt<br />
und sich ehrenamtlich für diese Veranstaltung<br />
engagiert. Vor kaum mehr als zehn Minuten<br />
hat er uns noch von der tiefen Freundschaft<br />
erzählt, die ihn mit dieser marokkanischen<br />
Familie verbindet. Michel hat eher per<br />
Zufall Bekanntschaft mit Heißluftballons<br />
gemacht. Seine Frau und er kamen in diese<br />
Gegend, um hier ihren Ruhestand zu verbringen.<br />
Eines schönen Morgens sahen die<br />
beiden viele Ballons am Himmel schweben.<br />
Nachdem sie das Spektakel vom Garten aus<br />
beobachtet hatten, holten sie Erkundigungen<br />
ein. Dabei erfuhren sie, dass auf dem nahegelegenen<br />
Aérodrome de Chambley alle zwei<br />
Jahre die Mondial Air Ballons stattfindet,<br />
eine Veranstaltung, von der sie bis dato noch<br />
überhaupt nichts gehört hatten. Später las<br />
Michel in der Lokalzeitung, dass der Veranstalter,<br />
das Unternehmen Pilâtre de Rozier,<br />
Gastfamilien für die Teilnehmer an der alle<br />
zwei Jahre im Juli stattfindenden Veranstaltung<br />
sowie für die Piloten, die auf dem Flugplatz<br />
eine Ausbildung absolvieren, sucht. Die<br />
beiden Rentner boten sich sofort an. So trat<br />
eines schönen Tages Isham in ihr Leben.<br />
« Eine wahnsinnig schöne Begegnung! »,<br />
erinnert sich Michel. Es war ihm ein Anliegen<br />
– und gleichzeitig natürlich ein Vergnügen<br />
– seinem Gast die Region und deren<br />
Sehenswürdigkeiten zu zeigen. « Jeder fühlte<br />
sich ein bisschen wie der ‹ Botschafter › seines<br />
50 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 51
UNTERWEGS IN FRANKREICH Grand-Est<br />
Landes. Wir haben<br />
uns viel unterhalten und sind<br />
schnell Freunde geworden, nicht zuletzt<br />
auch dank des Kochens. Ich kann Ihnen gar<br />
nicht sagen, was wir nun alles zubereiten! Egal, ob es ein<br />
Gericht mit den hiesigen Mirabellen oder ein marokkanisches<br />
Couscous ist, immer riecht es im ganzen Haus sehr<br />
gut! » Während seiner Aufenthalte hat Isham auf dem<br />
Aérodrome de Chambley die in Marrakesch begonnene<br />
Ausbildung abgeschlossen. « In meinem Land hätte ich<br />
nicht soweit kommen, vor allem nicht Ausbilder werden<br />
können. Ich musste ein offizielles Diplom machen. »<br />
An dieser Stelle muss man eine weitere wichtige Person<br />
erwähnen, eine Person, mit der im Übrigen alles begonnen<br />
hat: Philippe Buron Pilâtre, der Gründungspräsident der<br />
Mondial Air Ballons und einer der engagiertesten Franzosen,<br />
was die Entwicklung der zivilen Luftfahrt des Landes<br />
angeht. Philippe Buron Pilâtre gleicht in gewisser Weise<br />
Obelix, der im jungen Alter in einen Zaubertrank gefallen<br />
ist. Auch Philippes Schicksal scheint vorherbestimmt<br />
gewesen zu sein, denn er ist der Nachfahre von Jean-François<br />
Pilâtre de Rozier (1754-1785), dem ersten Menschen,<br />
der eine Ballonfahrt unternahm. Bis es soweit war, musste<br />
dieser berühmte Vorfahr, der im Übrigen aus dieser Region<br />
stammte, aller dings zunächst einige Hinder nisse überwinden.<br />
Die Brüder Mont golfier hatten damals bereits<br />
erfolgreich<br />
erste Versuche mit<br />
Heißluftballons durchgeführt,<br />
doch hatten sie lediglich Tiere in die<br />
Luft geschickt: einen Hahn, eine Ente und ein<br />
Schaf. Um die erste Ballonfahrt mit einem Menschen<br />
durchführen zu können, galt es zunächst, König Ludwig<br />
XVI. (1754-1793) davon zu überzeugen, dies zu genehmigen.<br />
Da Jean-François Königin Marie- Antoinette von<br />
Österreich (1755-1793) nahestand, gelang ihm dies. Am<br />
21. November 1783 bestieg der noch nicht einmal Dreißigjährige<br />
die Gondel eines Heißluftballons, startete im<br />
Westen der Hauptstadt (im heutigen 16. Arrondissement)<br />
und schwebte bis zur Butte-aux-Cailles im Südosten (im<br />
heutigen 13. Arrondissement). So wurden Jean-François<br />
Pilâtre de Rozier und sein Begleiter François Laurent<br />
Marquis d’Arlandes (1742-<strong>18</strong>09) die ersten Luftfahrer der<br />
Geschichte.<br />
« Als ich ein Kind war, war dies in meiner Familie<br />
natürlich ein ständiges Gesprächsthema », erinnert sich<br />
Rechts: Die Tochter von Isham hilft vor dem Start dabei, den Ballon mit heißer Luft zu füllen. Ihr Vater<br />
und Michel kümmern sich im Inneren darum, dass sich die Hülle korrekt entfaltet.<br />
Unten: Isham ist für dieses Ereignis mit Frau und Tochter aus Marokko angereist. Im Laufe<br />
der Jahre ist aus ihnen und Michel eine große Familie geworden.<br />
Philippe Buron Pilâtre, der Organisator der Mondial Air Ballons, einige Minuten vor einer Ballonfahrt.<br />
52 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong><br />
52 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 53
Während der Mondial Air Ballons <strong>2017</strong> fanden fast 12 000<br />
Starts und Landungen statt. Insgesamt trafen sich dort 1072<br />
Ballonfahrer aus 38 Ländern. Von einem Hubschrauber<br />
aus werden die Heißluftballons genau überwacht.<br />
Philippe heute an seinen renommierten Vorfahren. Trotzdem<br />
wollte er sich seinen Lebensweg nicht vorschreiben<br />
lassen und begann ein Jurastudium, mit dem Ziel, Notar<br />
zu werden. Das hatte also gar nichts mit den Flugeskapaden<br />
in seiner Familie zu tun … « Ich muss jedoch ehrlicherweise<br />
zugeben, dass mir sehr schnell klar wurde, dass<br />
ich nicht dafür geschaffen war. Ich langweilte mich und<br />
hatte das Gefühl, mich im Kreis zu drehen. Ich wollte<br />
etwas unternehmen, andere Menschen treffen. So habe<br />
ich begonnen, als Journalist zu arbeiten. Zunächst beim<br />
Radio, dann beim Fernsehen und schließlich bei der französischen<br />
Nachrichtenagentur AFP (Agence France-Presse).<br />
Da ging es schon viel lebendiger zu! » Als richtiggehender<br />
Tausendsassa und Kommunikationsbegeisterter organisierte<br />
Philippe wichtige Veranstaltungen wie das Filmfestival<br />
von Gérardmer und die Trophée Andros. Doch<br />
gleichzeitig holte ihn auch die Vergangenheit seiner Familie<br />
wieder ein. Er wurde vom Ballonsportvirus ergriffen,<br />
gründete eine Ballonfahrerschule und begann, Montgolfieren<br />
herzustellen.<br />
Neben den magischen Momenten einer Ballonfahrt<br />
war der Unternehmer vor allem bestrebt, die Luftfahrt<br />
populär zu machen: « Ich träumte davon, dass sie den<br />
Stempel ‹ nur etwas für Kinder reicher Eltern › verliert. In<br />
die Luft zu steigen, egal ob im Flugzeug oder im Heißluftballon,<br />
war damals nämlich noch ein Privileg. Es<br />
war für mich klar, dass man diesen Traum allen Bevölkerungsschichten<br />
zugänglich machen musste. Mir wurde<br />
bewusst, dass dies mein Lebensziel sein würde. » Und da<br />
kam es ihm gerade recht, dass der damals neugewählte<br />
Präsident François Mitterand (1916-1996) im Jahr 1981<br />
plante, die Fliegerei populärer zu machen. Die Zeichen<br />
standen umso günstiger, als dass Frankreich damals ein<br />
politisches Problem im Bereich der Raumplanung zu lösen<br />
hatte: Das Land wusste nicht, was es mit rund 550 alten<br />
Flugplätzen – meist mehr oder weniger verlassene ehemalige<br />
Militärbasen – anfangen sollte. Da war der Gedanke,<br />
die zivile Luftfahrt auszubauen, ein strategischer Ansatz.<br />
Zu dieser Zeit kam dann das Aérodrome de Chambley<br />
ins Spiel. Diese 486 Hektar große ehemalige amerikanische<br />
Militärbasis (früher Chambley Air Base) war 1953<br />
für die Stationierung amerikanischer Soldaten eingerichtet<br />
worden. Darunter befand sich beispielsweise auch der<br />
berühmte Astronaut Michael Collins, der « dritte Mann »<br />
der Mission Apollo 11, in deren Rahmen der Mensch zum<br />
ersten Mal seine Füße auf den Mond setzte. 1967 war die<br />
Basis wieder in den Besitz der französischen Behörden<br />
übergegangen, die sie in der Folge für Übungszwecke<br />
nutzten. Im Laufe der Jahre wurde dem Staat jedoch klar,<br />
dass diese Basis, so wie viele andere, immer überflüssiger<br />
wurde. Was nun Philippe Buron Pilâtre anging, so war er<br />
nach wie vor der Überzeugung, dass man an seine Träume<br />
glauben muss, und er organisierte 1989 in der Region das<br />
erste internationale Treffen von Ballonsportbegeisterten.<br />
Die Ballonsportwelt in der Gegend zu versammeln, aus<br />
der der erste Ballonfahrer stammte, schien eine logische<br />
54 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>
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Die Inseln von<br />
Guadeloupe<br />
Bienvenue in der Karibik<br />
Französisches Flair gemischt mit kreolischer<br />
Lebensfreude – die Inseln von Guadeloupe haben<br />
ihren ganz besonderen Reiz. Neben Traumstränden,<br />
schönen Hotels, unzähligen Sportangeboten und<br />
einer fantastischen Küche werden anspruchsvolle<br />
Reisende vor allem von der vorbildlich geschützten<br />
Natur in ihren Bann gezogen.<br />
So nah und doch so fern –<br />
Ein Schmetterling<br />
namens Guadeloupe<br />
Guadeloupe! Das ganze Jahr über herrscht<br />
tropisches Klima, lauwarme Passatwinde<br />
streichen sanft über die Inseln. Das fröhliche<br />
und sorglose Leben findet zum größten Teil<br />
draußen statt, und die vielen Strände am Atlantischen<br />
Ozean oder dem Karibischen Meer<br />
laden zum Sonnenbaden oder zum Treiben<br />
von Wassersport ein. Unglaublich, wie konstant<br />
schön es in einem EU-Land sein kann.<br />
Richtig: Die Inseln von Guadeloupe gehören<br />
als französisches Department vollständig zur<br />
Europäischen Union, obwohl sie 7.000 Kilometer<br />
und etwa acht Flugstunden von Frankreich<br />
entfernt liegen. Aber es ist gerade dieses<br />
Kuriosum, das den Inseln eine einzigartige Atmosphäre<br />
verleiht – hier verbindet sich französische<br />
Lebensart mit karibischem Klima,<br />
frankophile Küche mit kreolischen Zutaten<br />
und mediterrane Gelassenheit mit der Leichtigkeit<br />
der Karibik. Auch Feiern wird hier groß<br />
geschrieben; vor allem der farbenfrohe Karneval<br />
zu Beginn des Jahres ist ein Erlebnis ganz<br />
besonderer Art.<br />
Die bezaubernde Inselgruppe erkennt man<br />
auf der Landkarte gleich an ihrer Schmetterlingsform.<br />
Jede der fünf Inseln, die zu Guadeloupe<br />
gehören, hat ihre eigene Geschichte,<br />
Kultur und Tradition. Sie alle bieten einzigartige<br />
Natur, idyllische Sandstrände und eine<br />
sprichwörtliche Gastfreundschaft. Auch Ökotouristen<br />
kommen hier auf ihre Kosten.<br />
Basse-Terre: Wild und schön<br />
Basse-Terre, der linken Flügel von Guadeloupe,<br />
wird von der Silhouette seiner bergigen<br />
Landschaft geprägt, allen voran der 1.467<br />
Meter hohe Vulkan „La Soufrière“. Hier befindet<br />
sich der größte Nationalpark der Karibik<br />
mit seinen Flüssen und Wasserfällen, seiner<br />
einzigartigen Vegetation – ein Traum für jeden<br />
Naturfan! Wer’s sportlich mag: Rafting,<br />
Canyoning, Wandern auf 300 Kilometer markierten<br />
Wegen – das alles und noch viel mehr<br />
ist machbar. Die Insel ist umsäumt von Stränden<br />
in Zartrosa über Goldocker und warmem<br />
Braun bis hin zu tiefem Schwarz. Bei Bouillante<br />
finden Tauchsportler im Naturreservat<br />
„Jacques Cousteau“ eine intakte und fast märchenhafte<br />
Unterwasserwelt.<br />
Grande-Terre: Top-Hotels<br />
und weiße Traumstrände<br />
Auf Grande-Terre, dem rechten Flügel, locken<br />
eine Vielzahl attraktiver Hotels und Restaurants<br />
mit tollem Ambiente und erstklassiger Küche. Entspannung<br />
findet man an den wunderschönen weißen<br />
Sandstränden, wo man die Wahl hat zwischen<br />
ruhigen, türkisfarbenen Meereslagunen mit kristallklarem<br />
Wasser und windreichen Surfspots. Ein<br />
Großteil der Insel wird vom Anbau von Zuckerrohr<br />
dominiert – was vor allem für die Rumproduktion<br />
von großer Bedeutung ist.<br />
Les Saintes, von Kolumbus entdeckt, bietet<br />
auf zwei bewohnten von insgesamt neun Inselchen<br />
eine der 10 schönsten Buchten weltweit,<br />
ein Fort hoch über dem Meer, ein beschauliches<br />
kleines Städtchen…<br />
Marie-Galante ist bekannt für seine zahlreichen<br />
Rumbrennereien, seine weißen Traumstrände<br />
und das einmal jährlich stattfindende<br />
Blues-Festival „Terre de Blues“…<br />
La Désirade für die Auszeit vom Alltag an<br />
weißen, durch lange Korallenriffe geschützten<br />
Sandstränden und um die Gastfreundlichkeit der<br />
Einwohner und die Unverfälschtheit des Lebens<br />
zu genießen…<br />
Eine Reise auf die Inseln von Guadeloupe erhalten Sie bereits ab € 840 p. P. für Flug und Unterkunft.<br />
Angebote unter www.guadeloupe-inseln.com<br />
Weitere Informationen unter:<br />
Fremdenverkehrsbüro von Guadeloupe<br />
Tel: 0711-5053511<br />
E-Mail: fva.guadeloupe@t-online.de<br />
Web: www.guadeloupe-inseln.com
UNTERWEGS IN FRANKREICH Grand-Est<br />
Auf dem Flugplatz gibt es während der Veranstaltung zahlreiche Vorführungen und Attraktionen. Bei<br />
dieser Gelegenheit kann man sich sogar in die Hülle eines Heißluftballons begeben.<br />
150 treue freiwillige Helfer überwachen sowohl vom Kontrollturm aus als auch auf dem<br />
gesamten Gelände den ordnungsgemäßen Ablauf der Veranstaltung.<br />
Konsequenz. Es war zwar nicht einfach gewesen, das Projekt<br />
auf die Beine zu stellen, doch es gelang. Diese erste<br />
Veranstaltung war ein voller Erfolg, sie machte von sich<br />
reden und 1993 fand schließlich die erste offizielle Mondial<br />
Air Ballons auf dem Aérodrome de Chambley statt.<br />
Bestärkt durch den Erfolg witterte Philippe die Gelegenheit,<br />
ein noch verrückteres Projekt zu lancieren: Er wollte<br />
die Region Lothringen dazu bringen, dem Staat das Aérodrome<br />
de Chambley abzukaufen, um dort ein aeronautisches<br />
Kompetenzzentrum aufzubauen und die Aktivitäten rund<br />
um Ultraleichtflugzeuge, Hubschrauber, Segelflugzeuge,<br />
Heißluftballons, Werkstätten für die Wartung sowie Ausbildungszentren<br />
zusammenzufassen. Kurz: Es sollte ein neuer<br />
Anziehungspunkt für die Region geschaffen werden. Dieses<br />
Vorhaben wurde nach vielen Hindernissen 2007 schließlich<br />
umgesetzt, und die Region Lothringen wurde Eigentümerin<br />
des Aérodrome de Chambley.<br />
So wurde aus dem kleinen Flugplatz von Chambley inmitten<br />
von Feldern ein Ort, der heute in der ganzen Welt<br />
als Zentrum für Ballonsport anerkannt ist und der – sozusagen<br />
als Zugabe – bei jeder Ausgabe der Mondial Air Ballons<br />
als der wichtigste internationale Heißluftballon-Flughafen<br />
gilt. Bei der 15. Ausgabe dieser Veranstaltung (vom<br />
21. bis 30. Juli <strong>2017</strong>) fanden nicht weniger als 12 000 Starts<br />
und Landungen statt, die von schätzungsweise 360 000<br />
Menschen bestaunt wurden. 1335 Piloten, 1072 Heißluftballons,<br />
mehrere Flugzeuge, Segelflug zeuge, Ultraleichtflugzeuge<br />
und Hubschrauber haben das Publikum,<br />
56 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>
das die Gelegenheit für eine Lufttaufe zu einem sehr<br />
günstigen Preis nutzen konnte, in den Bann gezogen.<br />
Philippe Buron Pilâtre ist damit die Realisation eines<br />
Gent<br />
unglaublichen Projektes Calais gelungen Dunkerque – und dies noch dazu<br />
mit einem unvorstellbar kleinen Team an festen Mitarbeitern<br />
(nur neun Personen), die von einer Schar begeisterter<br />
Boulogne<br />
Roubaix<br />
freiwilliger Helfer (mehr als 160 Personen) unterstützt<br />
Lille<br />
werden. Man muss bei der Mondial Air Ballons einmal<br />
durch die Reihen gehen und wird dabei feststellen, dass<br />
nicht nur Französisch, sondern auch Englisch, Deutsch,<br />
Italienisch, Spanisch, Russisch … Arras gesprochen wird. Die<br />
Menschen dort sind außergewöhnlich ruhig, friedlich und<br />
warmherzig. Sie stehen um 4 Uhr morgens auf, um den<br />
Amiens<br />
A1/E15-E19<br />
Guyencourt-Saulcourt<br />
stimmungsvollen<br />
Antwerpen<br />
Anblick der Ballons zu genießen, die<br />
bedächtig vom Boden abheben. Sie schätzen den wunderbaren<br />
Elan dieser Veranstaltung. Die Teilnehmer, die mit<br />
ihrer Familie oder mit Freunden hierher kommen, suchen<br />
nicht nur eine Beschäftigung oder Ablenkung, sie wollen<br />
Bruxel<br />
vor allem die schönen Momente teilen, wenn diese Montgolfieren<br />
ganz geräuschlos Liege gen Himmel schweben. Und<br />
oft wollen sie auch die Gelegenheit nutzen, ebenfalls an<br />
solch<br />
Charlroi<br />
einer schönen Reise teilzunehmen. Philippe Buron<br />
Pilâtre, wir danken Ihnen und Ihrem Vorfahren Jean-<br />
François, dass Sie es uns ermöglichen, an Ihrer Leidenschaft<br />
teilzuhaben. Möge der Mondial Air Ballons noch<br />
eine lange Zukunft beschieden sein!<br />
Charleville-Mézières<br />
A4/E25<br />
Le A29/E44 Havre<br />
A131<br />
onfleur<br />
A13/E46<br />
A28/E402<br />
on<br />
Mans<br />
E501<br />
A28/E502<br />
6/E60<br />
Monts<br />
oitiers<br />
e<br />
Orléans<br />
France<br />
A31/E21-E23<br />
A35/E25<br />
Mulhouse<br />
Châtillon-sur-Seine<br />
A36/E60<br />
Auxerre<br />
Belfort<br />
Blois<br />
Basel<br />
A10/E5-E60 Ausgabe Chambord Nr. 36: Neufchef & Aumetz: Das stolze A6/E15<br />
Ausgabe A31/E17-E21 Nr. 52: Château de Lunéville: Wie<br />
Erbe Cheverny der lothringischen Kumpel (42 km entfernt)<br />
Vézelay Avallon Flavigny Phoenix aus der Asche (100 km entfernt)<br />
Tours ChenonceauLothringen A71/E9 war früher eines der größten<br />
Das Schloss<br />
A85<br />
Dijon von Lunéville östlich von Nancy<br />
A38<br />
Besançon<br />
Eisenerzfördergebiete der Welt. Mehr als drei<br />
wird gerne als das « lothringische Versailles »<br />
A10/E5<br />
Milliarden Bourges Tonnen wurden im Laufe<br />
bezeichnet. Doch die Pracht dieses<br />
Bern<br />
der Jahre aus dem lothringischen<br />
Beaune<br />
architektonischen Meisterwerks<br />
Boden geholt. Doch wegen<br />
des <strong>18</strong>. Jahrhunderts drohte vor<br />
A20/E9<br />
A71/E11<br />
Chalon-sur-Saône<br />
günstigerer Förderbedingungen in<br />
elf Jahren zu verschwinden. Ein<br />
anderen Regionen der Welt wurde<br />
der Eisenerzbergbau in Lothringen,<br />
der früher einmal 23.000 Kumpel in<br />
55 Zechen beschäftigte, am Ende<br />
des 20. Jahrhunderts ausgelöscht. Montluçon Einige Bergmänner zwischen<br />
Metz und der luxemburgischen Grenze wollten sich aber nicht<br />
damit abfinden, dass dieses industrielle Erbe in Vergessenheit<br />
A71/E11<br />
LESETIPPS FÜR AUSFLÜGE IN DIE UMGEBUNG<br />
A6/E15<br />
Cluny<br />
Luxembourg<br />
Saarbrücken<br />
A4/E50<br />
A4<br />
Metz Sarreguemines<br />
Bitche<br />
A4/E25<br />
Nancy<br />
Strasbourg<br />
A35<br />
Hageville<br />
Aérodrome de Chambley …<br />
Zurzeit steht das Datum A34/E46 für die<br />
Jumièges … Berlin 835 km … Hamburg 7<strong>18</strong> km<br />
16. Ausgabe der Mondial Air Ballons<br />
Rouen<br />
A26/E17<br />
… Köln 308 km … München 556 km<br />
noch nicht fest. Wir werden Sie<br />
… Wien 972 km … Zürich 367 km<br />
in einer der nächsten Reims Ausgaben<br />
… Paris A13/E5 302 km … Metz A16 31 km<br />
darüber informieren.<br />
Evreux<br />
A4/E50<br />
Die nächstgelegenen Flughäfen,<br />
Informationen Epernay beim Châlons-en- Veranstalter<br />
Champagne<br />
die aus deutschsprachigen PARIS Ländern<br />
Pilâtre de Rozier<br />
direkt angeflogen Versailles werden,<br />
Dreux<br />
sind<br />
11, boulevard Antoine de Saint-<br />
Luxemburg (104 km), Saarbrücken<br />
Exupéry<br />
(113 km) und Paris Charles de Gaulle A6/E15<br />
Aérodrome de Chambley<br />
A5/E54<br />
A26/E17<br />
(127 Chartres km).<br />
54470 Hageville<br />
A11/E50<br />
Die nächsten TGV-Bahnhöfe sind<br />
Metz (31 km) und Lorraine A10/E5 TGV (41 km).<br />
Telefon: +33 (0)3 Troyes 82 33 77 77<br />
www.pilatre-de-rozier.com<br />
Sens<br />
A5/E17-E54<br />
gerät. Ihrem Mut und Engagement ist es zu verdanken, dass zwei angelegten Wiederaufbau ist nun die Halbzeit erreicht. Annecy Das<br />
Museen in Neufchef und Aumetz die Vergangenheit Clermont-der Region A72/E70 Schloss macht bereits einen recht stattlichen Eindruck und ist zu<br />
Limoges<br />
Ferrand<br />
wachhalten. Eine Geschichte, die menschlich berührt.<br />
einem größeren LyonPublikumsmagneten als je zuvor geworden.<br />
A89/E70 Puy de Dôme<br />
A75/E11<br />
A43/E70<br />
INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG Chambéry<br />
le Mont-Dore DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 82.<br />
St.-Etienne<br />
Colmar<br />
großes Feuer wütete im Schloss und<br />
hinterließ einen Millionenschaden.<br />
Lausanne<br />
Es ist nicht das erste Mal, dass ein<br />
Feuer das Schloss beschädigte.<br />
Lunéville scheint auf tragische Weise die Flammen anzuziehen.<br />
Genève<br />
Trotzdem stand außer Frage, dass das Anwesen auch dieses<br />
Mal wieder rekonstruiert werden würde. Bei dem auf 20 Jahre<br />
Schweiz<br />
De<br />
Périgueux<br />
A89/E70<br />
Souillac sur<br />
Dordogne<br />
Le Pescher<br />
Tulle<br />
Brive-la-Gaillarde<br />
Saillac<br />
Aurillac<br />
Valence<br />
A49/E713<br />
Grenoble<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 57<br />
Briançon<br />
Italien<br />
Torin
UNTERWEGS IN FRANKREICH Occitanie<br />
58 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>
Im Departement Aude, rund zwanzig Autominuten<br />
nordöstlich von Carcassonne, liegt die große Höhle von<br />
Cabrespine. Mit ihrem 240 Meter hohen Saal und einem<br />
Volumen von 1 600 000 m 3 trägt sie ihren Namen zu Recht:<br />
Sie ist eine der größten öffentlich zugänglichen Höhlen<br />
weltweit. Doch ein Besuch dieser Höhle, die als<br />
Anwärterin für das Weltnaturerbe gilt, ist – über<br />
die spektakulären Dimensionen und den<br />
geologischen Reichtum hinaus –<br />
ein in mehrfacher Hinsicht<br />
einzigartiges und zugleich<br />
verwirrendes Erlebnis.<br />
Was unterirdische Hohlräume angeht, so hält<br />
Frankreich einige Überraschungen bereit. Man<br />
muss wissen, dass das Land, was Höhlen angeht,<br />
ein außergewöhnliches Naturerbe besitzt, das schon frühzeitig<br />
entdeckt und vor allem ins rechte Licht gerückt wurde.<br />
Es ist weitgehend unbekannt, dass es zwei Franzosen<br />
waren, die im 19. Jahrhundert wesentliche Impulse für die<br />
Entwicklung der heutigen Speläologie gegeben haben. Es<br />
handelt sich dabei um Edouard-Alfred Martel (<strong>18</strong>59-<br />
1938) und Robert de Joly (<strong>18</strong>87-1968), die einerseits<br />
Freunde, andererseits aber auch Konkurrenten waren. Beide<br />
interessierten sich für das, was sich unter ihren Füßen<br />
befand, und erforschten dabei eine bis dato unbekannte<br />
Umgebung.<br />
Vor allem zu Beginn ihrer Entdeckungen hatten es<br />
diese Wegbereiter der Speläologie nicht leicht, ihren<br />
Mitmenschen diese Welt nahezubringen, eine Welt,<br />
die jahrhundertelang vor allem mit volkstümlichen oder<br />
religiösen Fantasievorstellungen verbunden und Quelle<br />
diverser Ängste gewesen war. Man weiß, dass Menschen<br />
und Tiere auf der Suche nach einem Unterschlupf schon<br />
immer von Grotten angezogen worden waren, doch der<br />
verborgene, unterirdische Raum war ihnen vollkommen<br />
unbekannt geblieben. Man war der Ansicht, dass der<br />
Mensch inzwischen in der Lage war, zu seinem Schutz<br />
Häuser zu bauen und daher nicht mehr ins Innere der<br />
Erde vordringen musste – es sei denn, um Erz abzubauen.<br />
Von den geologischen Reichtümern unter der Erde wusste<br />
man also nichts – oder fast nichts.<br />
Doch Martel und Joly sollten diese Sicht der Dinge<br />
vollkommen auf den Kopf stellen und die Neugier ihrer<br />
Zeitgenossen wecken. Man muss wissen, dass sie bereits<br />
nach ihren ersten unterirdischen Erkundungen von Erstaunen<br />
und Bewunderung überwältigt waren und dies<br />
verständlicherweise nicht verbergen konnten. Alle diese<br />
Stalaktiten, Stalagmiten, Konkretionen und unterirdischen<br />
Wasserläufe, die sie neben Frankreich vor allem in<br />
Deutschland entdeckt hatten, boten ein bis dato unbekanntes<br />
und in seiner Art einzigartiges Schauspiel. Sofort<br />
hatten die beiden das Bedürfnis, dieses Erlebnis mit so<br />
vielen Menschen wie möglich zu teilen. Sie entwickelten<br />
daher die Grundlagen der Speläologie und rüsteten Teile<br />
von Höhlen so aus, dass ein einfacher Zugang möglich<br />
war. Das Interesse war schnell geweckt, und durch zahlreiche<br />
Clubs wuchs die Zahl der begeisterten Anhänger<br />
zusehends an. Dank ihnen besitzt Frankreich heute mehr<br />
als 100 ausgebaute natürliche Höhlen, die Jahr für Jahr<br />
knapp sechs Millionen Besucher anziehen, womit das<br />
Land in Europa auf Platz eins in Sachen Höhlentourismus<br />
liegt.<br />
Zu diesem beachtlichen unterirdischen Naturerbe gehört<br />
auch Le Gouffre géant de Cabrespine, die zudem eine<br />
der spektakulärsten und ohne Zweifel eine der schönsten<br />
Höhlen Europas ist. Begibt man sich auf den Rundgang<br />
und betritt die Höhle, fühlt man sich buchstäblich « wie<br />
erschlagen ». Dank einer gelungenen Beleuchtung erfasst<br />
das Auge plötzlich einen unermesslich großen Raum.<br />
Einen mehr als 240 Meter hohen Hohlraum mit einem<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 59
UNTERWEGS IN FRANKREICH Occitanie<br />
Vorherige Doppelseite und oben: Die Besonderheit der Höhle ist die « unterirdische Safari », bei der man in Begleitung eines Speläologen<br />
(in diesem Fall ist es Michel Fernandez, der sein Wissen gerne mit anderen teilt) auf den Grund der Höhle hinabsteigern kann.<br />
Rechts: Auf einem Steg, der über das Nichts ins Zentrum der Höhle führt, können sich die<br />
Besucher ohne jedes Risiko der riesigen Ausmaße des Ortes bewusst werden.<br />
Durchmesser von 80 Metern. Um sich die Abmessungen<br />
besser vorstellen zu können, muss man wissen, dass beispielsweise<br />
der Eiffelturm bis zur 3. Etage eine Höhe von<br />
276 Metern hat (324 Meter bis zur Spitze). Selbst wenn<br />
man vorgewarnt wurde, befindet man sich bei diesem<br />
Anblick wie in einer Schockstarre, man ist sprachlos und<br />
hat das Gefühl, plötzlich in einer anderen Welt zu sein.<br />
Der Eingang befindet sich im oberen Bereich der Höhle,<br />
sodass die Tiefe sofort greifbar wird. Besucht man den<br />
Ort zudem an einem Regentag, dann tut das Geräusch<br />
der Wassertropfen, die von der Decke nach unten auf die<br />
Steine am Boden der Höhle fallen, sein Übriges: Es ist<br />
extrem beeindruckend! Der Rundgang ist im Übrigen<br />
sehr gut geplant und sicher. Er ist für jeden geeignet –<br />
beispielsweise auch für Menschen im Rollstuhl oder mit<br />
Kinderwagen –, da er ganz eben ist und keine Gefahren<br />
aufweist.<br />
Doch dank einer erst vor Kurzem fertiggestellten<br />
Einrichtung kommen Abenteuerlustige ebenfalls auf ihre<br />
Kosten und können das tatsächliche Ausmaß der Höhle<br />
erfassen. Es handelt sich dabei um einen 15 Meter langen<br />
Steg, der über den Hohlraum führt und an den Skywalk<br />
des amerikanischen Grand Canyon erinnert. Im Bereich<br />
von Schauhöhlen ist dies weltweit eine Premiere: Der Boden<br />
ist komplett aus Glas, sodass jeder – sofern er dazu in<br />
der Lage ist, das nicht unberechtigte Schwindelgefühl zu<br />
überwinden – über « das Nichts » zum Zentrum der Höhle<br />
gehen und dabei eine spektakuläre Aussicht genießen<br />
kann. 200 Meter Leere unter den Füßen und 40 Meter<br />
über dem Kopf! Das reicht, um zu beeindrucken!<br />
Doch abgesehen von den Dimensionen fasziniert auch<br />
die Schönheit des Ortes. Geht man beim Rundgang über<br />
die verschiedenen Stege, so entdeckt man schnell, dass<br />
diese Höhle quasi alles hat, was die unterirdische Welt<br />
an Bemerkenswertem zu bieten hat: Platten, Faltenwürfe,<br />
Säulen, Wasserfälle … So viele herrliche Dinge, die Jahr<br />
für Jahr ein Publikum anziehen, das nicht nur aus Forschern<br />
und Höhlenbegeisterten, sondern auch aus Laien<br />
im Bereich der Höhlenkunde besteht.<br />
Der Zugang zur Höhle erfolgt heute zwar im oberen<br />
Bereich, entdeckt wurde jedoch – vor noch gar nicht allzu<br />
langer Zeit, nämlich im Jahr 1968 – zunächst ihr unterer<br />
Bereich, der auf Höhe des Dorfes Cabrespine liegt. Die<br />
Bewohner des Dorfes wussten nur zu gut von der Existenz<br />
zweier kleiner Hohlräume im Felsen. Eines Tages durchquerten<br />
zwei junge Speläologen einen dieser Hohlräume<br />
und störten dabei eine Fledermaus, die daraufhin in einer<br />
rund zehn Zentimeter breiten Felsspalte verschwand.<br />
Beim Näherkommen spürten sie einen Luftstrom, der aus<br />
dieser Felsspalte kam. Sie vergrößerten die Spalte, zwängten<br />
sich durch die entstandene Öffnung und entdeckten<br />
dabei einen unglaublichen Schatz: kilometerlange unterirdische<br />
Gänge und vor allem diesen beeindruckenden Saal.<br />
50 Jahre später sind es heute nicht nur die immense<br />
Größe und die Vielzahl der geologischen Reichtümer, die<br />
die Besonderheit der Höhle ausmachen, sondern auch die<br />
Möglichkeit, sie auf eine ganz ungewöhnliche Art zu besichtigen:<br />
bei einer Safari souterrain, einer unterirdischen<br />
Safari. Auf den ersten Blick mag diese Bezeichnung sehr<br />
kommerziell anmuten, doch dies ist überhaupt nicht der<br />
60 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 61
UNTERWEGS IN FRANKREICH Occitanie<br />
Auf dem Grund der Höhle gelangt man im Licht der mitgeführten Lampen von einem Saal in<br />
den nächsten. Eine Froschspezies gehört zu den wenigen Lebewesen hier.<br />
Fall. Ganz im Gegenteil. Die Betreiber der Stätte sind<br />
leidenschaftliche Höhlenkundler, die den Ort sehr gut<br />
kennen. Daher wollten sie allen Besuchern die Gelegenheit<br />
bieten, die Höhle im Sinne von Martel und Joly, also<br />
wie echte Speläologen, zu entdecken. Bei dieser « Safari »<br />
steigt man zu Fuß auf den Grund des Hohlraums hinab,<br />
bewegt sich durch die Gänge und entdeckt dabei auch den<br />
unterirdischen Fluss. All dies selbstverständlich in Begleitung<br />
und mit der notwendigen Ausrüstung wie Schutzkleidung,<br />
Helm und Lampe.<br />
Die Safari souterrain muss zusätzlich zur « normalen »<br />
Besichtigung gebucht werden und bietet die Möglichkeit,<br />
sich unter optimalen Sicherheitsvorkehrungen mit<br />
der Speläologie vertraut zu machen und dabei Dinge zu<br />
entdecken, die man von den Stegen aus nicht sieht. Ein<br />
richtiges unterirdisches Abenteuer also, das mehrere<br />
Stunden dauert. Abgesehen von einigen Leitern, die es<br />
zu Beginn zu überwinden gilt, um zum unterirdischen<br />
Fluss zu gelangen, stößt man dabei auf keine besonderen<br />
Schwierigkeiten. Je weiter man im Licht der Taschenlampen<br />
vordringt – mit langsamen Schritten, um die Stille<br />
und die Beleuchtung zu genießen –, sieht man Dinge,<br />
die unweigerlich ergriffen machen. Jedes Mal, wenn der<br />
Lichtstrahl über die Felswand streicht, entdeckt man ein<br />
Dekor, das meist sprachlos macht. Man kann sein Glück<br />
kaum fassen, dass man in seinem Leben zumindest ein<br />
Mal die Möglichkeit hatte, eine so außergewöhnliche<br />
Stätte zu besuchen.<br />
Während der Besichtigung hält der begleitende<br />
Speläologe regelmäßig an, um den jeweiligen Ort zu<br />
kommentieren oder auf eine bestimmte geologische Besonderheit<br />
hinzuweisen. Vor allem aber lässt er jedem die<br />
Zeit, die Umgebung in sich aufzunehmen. Die Personen,<br />
die er begleitet, bestimmen das Tempo. Einmal schlägt<br />
er sogar vor, die Taschenlampen ganz auszumachen. Bei<br />
dieser Gelegenheit entdeckt man, wie einzigartig diese<br />
unterirdische Welt wirklich ist. Eine Welt, in der Stille<br />
und Dunkelheit regieren, in der unsere Orientierungspunkte<br />
verlorengehen. Eine berührende Welt, die man<br />
einerseits mit dem beruhigenden Gefühl verlässt, wieder<br />
an die Oberfläche zu gelangen, was man andererseits aber<br />
auch bedauert. Und eines bleibt dem Besucher für immer<br />
im Gedächtnis: das Gefühl, ein ganz außergewöhnliches<br />
Abenteuer erlebt, eine ganz außergewöhnliche Erfahrung<br />
gemacht zu haben. Genau darin liegt die Besonderheit der<br />
großen Höhle von Cabrespine!<br />
62 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>
le Mont-Dore<br />
Montalivet<br />
E5/A10<br />
Périgueux<br />
A89/E70<br />
Tulle<br />
Brive-la-Gaillarde<br />
Le Pescher<br />
Le Porge<br />
Die große Höhle von Cabrespine …<br />
Bordeaux Vom 11. Dezember <strong>2017</strong> bis 9. Februar<br />
Sarlat-le-Canéda<br />
… Berlin 1695 km … Hamburg 1640 km<br />
20<strong>18</strong> geschlossen.<br />
Cap-Ferret<br />
… Köln 1209 km … München 1200 km<br />
Besichtigung A52/E72 ca. 45 Minuten.<br />
… Wien 1657 km … Zürich 896 km<br />
Eintrittstickets können über die<br />
… Paris 793 km … Montpellier 167 km<br />
Website vorbestellt werden.<br />
… Toulouse 117 km … Carcassonne 25 km<br />
Mimizan<br />
Die Safari souterrain muss vorab<br />
Der nächstgelegene Flughafen, der<br />
aus dem deutschsprachigen Raum<br />
direkt angeflogen wird, ist Toulouse-<br />
Blagnac (127 km).<br />
Hossegor<br />
www.gouffre-de-cabrespine.com<br />
Täglich geöffnet bis einschließlich<br />
10. Dezember <strong>2017</strong>.<br />
telefonisch (+33 (0)4 67 66 11 11) oder<br />
E5-E70/A63<br />
per Mail (via Kontaktformular auf der<br />
Website) reserviert werden.<br />
France<br />
Erwachsene: 10,30 €<br />
Der nächstgelegene TGV-Bahnhof Biarritz Bayonne Jugendliche unter <strong>18</strong> Jahren: 8,90 €<br />
liegt in Carcassonne (25 Hendaye<br />
A64/E80<br />
km).<br />
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Ausgabe Nr. 57: Carcassonne, imponierende<br />
Festungsstadt des Mittelalters (25 km entfernt)<br />
Mit ihrer drei Kilometer langen doppelten<br />
Befestigungsmauer und ihren rund fünfzig<br />
Türmen bietet die Cité de Carcassonne<br />
ein imposantes Bild. Ihre Lage auf dem<br />
Hügel oberhalb des Vallée de l’Aude, an<br />
einer strategischen Kreuzung der Achsen<br />
zwischen Atlantik und Mittelmeer sowie<br />
zwischen Zentralmassiv und Spanien, flößt Respekt ein und zeugt<br />
von der bewegten Geschichte der Region. Dabei war die Stadt<br />
im 19. Jahrhundert schon nahezu dem Untergang geweiht, da<br />
sich in der Nähe des Flusses eine modernere Unterstadt entwickelt<br />
hatte. Sie verdankt ihre Rettung einigen Menschen, die sie zum<br />
Symbol einer neuen Sichtweise auf das Kulturerbe und dessen<br />
Erhaltung gemacht haben, die sich in Frankreich etabliert hat.<br />
Ausgabe Nr. 64: Assignan, das unglaubliche<br />
Schicksal eines französischen Dorfes (54 km entfernt)<br />
Assignan ist ein Dorf im Hinterland des Departements<br />
Hérault, rund dreißig Kilometer nordwestlich<br />
von Narbonne. Wie in vielen anderen Orten<br />
in der Umgebung hat die Einwohnerzahl<br />
mangels Arbeits- und Ausbildungsplätzen<br />
im Verlauf der letzten Jahrzehnte stetig<br />
abgenommen. Doch dann erlebte das Schicksal des Ortes eine<br />
fast unglaubliche Kehrtwende, und das Dorf ist zu neuem Leben<br />
erwacht. Der Grund: Village Castigno, ein innovatives Hotel- und<br />
Weintourismusprojekt, hinter dem ein leidenschaftliches und<br />
entschlossenes Team steht.<br />
Ausgabe Nr. 59: Languedoc-Roussillon,<br />
überraschende Mittelmeerregion<br />
Dieses Gebiet erstreckt sich wie ein geografischer<br />
Kreisbogen um die Küste, es ist wie ein<br />
natürliches Amphitheater, das sich zum<br />
Mittelmeer hin öffnet. Mehr als anderswo<br />
mischen sich hier nahe, oft verwandte<br />
Völker: Durch die Gassen von Nîmes weht<br />
ein Hauch von Provence, die Straßen<br />
von Perpignan sind belebt wie in Spanien und okzitanische<br />
Wortfetzen dringen nicht nur in Barcelona an unser Ohr,<br />
sondern auch in Carcassonne und Toulouse. Lange Zeit war<br />
das Languedoc-Roussillon als eine Region abgestempelt,<br />
durch welche die sommerliche Reisewelle auf dem Weg in<br />
die spanische Sonne hindurchrollte. Und doch hält sie für<br />
aufmerksame Touristen einige unerwartete Entdeckungen<br />
bereit. Folgen Sie unserer Route, die sich über etwas mehr<br />
als 300 Kilometer zwischen Montpellier und den Pyrenäen<br />
erstreckt, und lassen Sie sich überraschen.<br />
INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 82.<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 63
Coup de cœur<br />
Die Straßenbuchhändler<br />
an den Seine-Quais in Paris<br />
64 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>
Die Straßenbuchhändler am Pariser Seine-Ufer<br />
sind mehr als nur ein Coup de cœur, sie sind schon<br />
beinahe Gegenstand einer Liebesgeschichte. Bereits<br />
ihre Anwesenheit erinnert uns in der heutigen Zeit,<br />
in der es immer hektischer zugeht und in der es jeder<br />
immer eiliger hat, ganz subtil daran, dass es noch Berufe<br />
gibt, bei denen nicht das Streben nach Produktivität und<br />
Profit im Mittelpunkt steht. Wie könnte man sich daher<br />
dem Charme dieser so unabhängigen Frauen und Männer<br />
entziehen?<br />
Etwas mehr als 200 solcher Bouquinistes öffnen Tag<br />
für Tag rund 900 Holzboxen, die alle identisch sind.<br />
Aussehen und Abmessungen wurden von der Pariser<br />
Stadtverwaltung – die im Übrigen auch die Platzerlaubnis<br />
erteilt – genau festgelegt: Sie sind 2 Meter lang<br />
und 75 Zentimeter tief, die zur Seine zeigende Seite der<br />
(geschlossenen) Box hat eine Höhe von 60 Zentimetern,<br />
vorne sind es 35 Zentimeter. In den Boxen ruhen insgesamt<br />
– man glaubt es kaum – zwischen 300 000 und<br />
500 000 Bücher, Stiche, Zeitschriften, Briefmarken und<br />
Sammlerpostkarten! Ein ungeahnter Schatz, quasi eine<br />
riesige Bibliothek unter freiem Himmel, die jedermann<br />
offensteht.<br />
Im Laufe der Jahrhunderte haben sich diese in ihrer<br />
Art einzigartigen Bouquinistes einen derartigen Ruf<br />
erworben, dass sie heute in Paris als kulturelle und<br />
touristische Attraktion gelten. Und nicht nur das: Seit<br />
2011 sind die Straßenbuchhändler des Seine-Ufers mit<br />
ihren seltsamen Boxen sogar Teil des UNESCO-Weltkulturerbes.<br />
Eine Anerkennung, die heute manch einen<br />
zum Schmunzeln bringt, denn viele Händler erinnern<br />
sich nur zu gut daran, dass ihre Tätigkeit lange Zeit<br />
in Verruf stand und dass die Verwaltung sie seinerzeit<br />
sogar eindämmen wollte. Aber vielleicht ist gerade das<br />
der Grund, warum sie ihren Beruf so lieben. Die ersten<br />
dieser kleinen Buchhändler, die sich ab dem 16.<br />
Jahrhundert dort niederließen, waren offiziell nicht<br />
als « richtige » Buchhändler anerkannt und wurden sogar<br />
teilweise als gefährlich eingestuft, da man sie verdächtigte,<br />
den Passanten regierungsfeindliche Ideen<br />
einzuflößen. Die im Juli 1606 eingeweihte Pont Neuf<br />
wurde damals schnell zum symbolträchtigen Ort der<br />
Konfrontation zwischen der mit dem Berufsstand der<br />
offiziellen Buchhändler verbundenen königlichen Macht<br />
auf der einen Seite und den ersten dieser Bouquinistes<br />
auf der anderen Seite. Letzteren war es zunächst gegen<br />
Entrichtung einer Jahresgebühr gestattet, ihre tragbaren<br />
Stände aufzustellen, unter der Voraussetzung, dass sie<br />
diese abends wieder entfernten … Nach der Revolution<br />
akzeptierte Napoleon dann nicht nur die Anwesenheit<br />
dieser Straßenbuchhändler, sondern er organisierte sogar<br />
ihre Platzierung.<br />
Heute herrschen andere Zeiten und damit auch andere<br />
Sitten. Die Straßenbuchhändler machen der Obrigkeit<br />
keine Angst mehr, und theoretisch kann sich jeder<br />
an den Quais der Seine niederlassen. Man muss dafür lediglich<br />
bei der Pariser Stadtverwaltung eine Bewerbung<br />
abgeben und hoffen, eine der Boxen zugeteilt zu bekommen.<br />
Das Besondere dabei ist, dass heute keinerlei Gebühr<br />
mehr zu entrichten ist. In dieser Beziehung ist dies<br />
nämlich ein einzigartiges Phänomen in der Hauptstadt,<br />
denn die Straßenbuchhändler bezahlen weder eine Miete<br />
noch eine sonstige Steuer. Auch wenn kein Diplom<br />
erforderlich ist, so ist nachvollziehbar, dass « besondere<br />
Kenntnisse », « Erfahrung » oder eine « Spezialisierung »<br />
in der Welt des Buches Pluspunkte sind, die den Unterschied<br />
machen können. Die Plätze sind begrenzt, und<br />
viele Händler haben ihren Standplatz schon seit langer<br />
Zeit – oft sogar seit Generationen; um nichts in der Welt<br />
würden sie ihn aufgeben.<br />
Dabei ist die Arbeit alles andere als einfach. Die<br />
Schwierigkeiten beginnen bereits mit der Zeitplanung:<br />
Grundsätzlich ist der Straßenbuchhändler ein freier<br />
Mensch, der seine Arbeitszeit selbst bestimmt. Unabhängiger<br />
zu sein als er, ist fast nicht möglich! In der Praxis<br />
ist jedoch das Wetter der Chef: Denn angesichts der<br />
Tatsache, dass es keinerlei Schutz gibt, wohin man sich<br />
bei Regen oder Kälte flüchten kann, ist dies ein Faktor,<br />
den man unbedingt berücksichtigen muss. Zuflucht<br />
bei solch widrigen Umständen bietet in den meisten<br />
Fällen lediglich das Café an der Ecke, das gleichzeitig<br />
ein praktischer Ort ist, um ein natürliches Bedürfnis zu<br />
befriedigen … Sofern man also von einem bequemen<br />
Büro träumt, sollte man diesen Beruf gar nicht erst in<br />
Erwägung ziehen. Hier ist die Straße das Büro, und der<br />
Schreibtischstuhl beschränkt sich – soweit überhaupt<br />
vorhanden – auf einen Klappstuhl, der mehr schlecht als<br />
recht auf dem Gehsteig Platz findet.<br />
Und doch bringt uns das Bild dieser Straßenbuchhändler<br />
mit ihren Boxen immer noch zum Träumen. Wir<br />
lieben sie natürlich für die Bücher, die sie uns anbieten.<br />
Aber im Grunde genommen ist da noch viel mehr. Wir<br />
sehen, wie sie einen Kunden beraten, ihre Bücher ordnen,<br />
mit den Bewohnern des Viertels oder mit Touristen<br />
diskutieren. Sie sind frei. Ihre Anwesenheit gibt uns Sicherheit.<br />
Bei genauerem Nachdenken sind sie der lebendige<br />
und konkrete Beweis dafür, dass es auch heute noch<br />
möglich ist, für seine Leidenschaft, in seinem eigenen<br />
Rhythmus und auf ganz unabhängige Art und Weise zu<br />
leben. Und das noch dazu mitten in Paris …<br />
Wo? Am rechten Ufer der Seine, zwischen der Pont Marie und dem Quai du Louvre,<br />
und am linken Seine-Ufer zwischen dem Quai de la Tournelle und dem Quai Voltaire.<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 65
FRANKREICH HEUTE Initiative<br />
Vom 30. September bis 5. Oktober haben 15 ganz besondere Fahrzeuge eine<br />
deutsch-französische Rundfahrt unternommen. Quasi ohne Lärm und ohne<br />
schädliche Emissionen sind diese « Karossen » unserer heutigen Zeit – sprich<br />
Elektro- und Hybridautos – im Rahmen der ersten Tour d’E-Mobilité von<br />
Mannheim in das Vallée de la Dordogne gefahren. Abgesehen von der<br />
Demonstra tion dessen, zu was solche ultramodernen Fahrzeuge heute in der<br />
Lage sind, bot diese innovative Tour auch die Gelegenheit, sich mit dem Thema<br />
E-Mobilität auseinanderzusetzen. Zudem war sie ein konkreter Beweis dafür,<br />
welch wunderbare Energie aus der deutsch-französischen Freundschaft<br />
entstehen kann. Eine Initiative, die Frankreich erleben gerne unterstützt hat.<br />
66 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>
Suzanne kann es nicht fassen: « Und sie sind ohne einen<br />
Tropfen Benzin von Deutschland hierhergefahren?<br />
Das ist wirklich möglich? » Man kann<br />
Suzanne verstehen, denn der Anblick hat tatsächlich etwas<br />
Surreales: Auf dem Platz von Beaulieu-sur-Dordogne,<br />
einem kleinen, ruhigen Dorf am Fluss Dordogne (Nouvelle<br />
Aquitaine), auf die besten – und teuersten – Modelle von<br />
Elektro- und Hybridfahrzeugen der Marken BMW, Porsche,<br />
Audi und Tesla zu treffen, ist wirklich eine Überraschung!<br />
« Ich habe gerade in der Bäckerei mein Baguette<br />
gekauft, ich habe nicht einmal gehört, wie sie angekommen<br />
sind! », berichtet die französische Rentnerin einer Freundin.<br />
Auf dem Platz scharen sich bereits einige Menschen<br />
um die 15 Fahrzeuge, die ganz geräuschlos hier geparkt<br />
haben. Trotz ihrer mehr als diskreten Ankunft sind sie in<br />
den Straßen des Dorfes bereits das Gesprächsthema. Alle<br />
möchten wissen, was diese Autos, die geradewegs einem<br />
Science-Fiction-Film entsprungen zu sein scheinen, hier<br />
machen. Man nähert sich, einige Leute schießen ein paar<br />
Fotos mit dem Smartphone, man beobachtet, man hört<br />
sich um … Auf den Motorhauben dieser seltsamen Autos<br />
wecken Schilder mit der Aufschrift Tour d’E-Mobilité<br />
<strong>2017</strong>, Liberté, Égalité, E-Mobilité die Neugier. « E-Mobilität,<br />
was ist das? », « Eine neue Devise? Glaubst du, das ist<br />
ein Coup unseres neuen Präsidenten? », vernehmen wir mit<br />
Schmunzeln. Als der Bürgermeister des Ortes, Dominique<br />
Cayre, entschlossenen Schrittes den Platz überquert und<br />
die Fahrer mit einem herzlichen Händedruck begrüßt, entspannt<br />
sich die Atmosphäre deutlich. Seinem breiten Lächeln<br />
ist zu entnehmen, dass Monsieur le Maire sich offensichtlich<br />
sehr freut, sie zu empfangen. Also wenn der Bürgermeister<br />
auf dem Laufenden ist … Der Kreis der Neugierigen<br />
nähert sich umgehend den Fahrzeugen, die ersten<br />
Fragen werden gestellt.<br />
Ist es die Ausstrahlung der Autos oder die Energie der<br />
deutsch-französischen Freundschaft? Auf jeden Fall tauschen<br />
sich plötzlich Menschen, die sich zuvor überhaupt<br />
Das Wunder der E-Mobilität: Wie hier in Beaulieu-sur-<br />
Dordogne war die Ankunft in einem Dorf immer Anlass für<br />
spontane und fröhliche Treffen zwischen den Teilnehmern<br />
und den Dorfbewohnern; Letztere waren von der Initiative<br />
und den Fahrzeugen sehr angetan. Bei dieser Gelegenheit<br />
kam es beispielsweise auch zu sehr gegensätzlichen<br />
Begegnungen, wie zwischen einer klassischen « Ente »<br />
und einem der neuesten Elektrofahrzeuge.<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 67
FRANKREICH HEUTE Initiative<br />
nicht kannten – die Bewohner des Dorfes Beaulieu-sur-<br />
Dordogne einerseits und die, meist deutschen, Teilnehmer<br />
der Tour d‘E-Mobilité andererseits – innerhalb kürzester<br />
Zeit miteinander aus. Die Szene ist etwas erstaunlich,<br />
wenn nicht gar amüsant: Man behilft sich, so gut man<br />
kann, spricht Französisch, Deutsch, Englisch, manchmal<br />
auch mit Händen und Füßen, doch man scheint sich perfekt<br />
zu verstehen.<br />
Auf deutscher Seite ist man erfreut darüber, diese<br />
technologischen Schmuckstücke vorstellen und die Leidenschaft<br />
für Elektro- und Hybridfahrzeuge mit den<br />
Franzosen teilen zu können. Man merkt gleich, dass die<br />
Fahrerinnen und Fahrer sich voll und ganz darüber bewusst<br />
sind, dass sie in gewisser Weise Pioniere darstellen<br />
und dass sie das Privileg haben, solche außerordentlichen<br />
Autos fahren zu dürfen. Natürlich ist jedem klar, dass diese<br />
zurzeit noch extrem teuer sind. Die Stars unter den Exemplaren<br />
auf dem Dorfplatz, ein Porsche Panamera Turbo<br />
S Hybrid und ein BMW i8 (sie wurden den Organisatoren<br />
der Tour von der BMW-Niederlassung Mannheim<br />
und dem Porsche-Zentrum Mannheim zur Verfügung<br />
gestellt), bestechen nicht nur durch ihr ultramodernes<br />
Design, sondern kosten auch ein kleines Vermögen. Doch<br />
gerade weil sie so außergewöhnlich sind, tragen diese<br />
Fahrzeuge zur Produktion und Akzeptanz der Elektround<br />
Hybridfahrzeuge von morgen bei. Der Beweis dafür<br />
sind die ebenso futuristisch anmutenden Autos des kalifornischen<br />
Herstellers Tesla, die ausschließlich elektrisch<br />
angetrieben werden: Die Erfahrung dieses Herstellers der<br />
– leider noch teuren – Fahrzeuge ist bekanntermaßen für<br />
die Forschung in Sachen E-Mobilität fundamental.<br />
Auf französischer Seite ist man offensichtlich begeistert<br />
über die Gelegenheit, solche Autos, die man sich im<br />
Traum nicht einmal vorstellen konnte, aus der Nähe zu<br />
sehen. Man muss wissen, dass in Frankreich das Elektroauto<br />
vor allem mit dem « kleinen, alltagstauglichen Auto »<br />
gleichgesetzt wird, mit dem man Einkäufe erledigt oder<br />
das man im Notfall nutzt. Dies kommt vor allem daher,<br />
weil zahlreiche Städte (Paris, Lyon, Bordeaux, Nizza …)<br />
Carsharingsysteme für Elektrofahrzeuge eingerichtet<br />
haben. Die Verkaufszahlen von Elektro- und Hybridfahrzeugen<br />
(beispielsweise der Kleinwagen Zoé von Renault<br />
oder einige Modelle von Nissan) steigen im Hexagon zwar<br />
stark an, doch der Gedanke, mit einem solchen Fahrzeug<br />
eine so lange Strecke wie die zwischen Mannheim und<br />
Beaulieu-sur-Dordogne zurückzulegen (ca. 1000 Kilometer<br />
über Burgund), ist in den Köpfen der Menschen noch<br />
nicht verankert. Daher stößt diese Tour auch auf besonderes<br />
Interesse.<br />
« Das ist die Botschaft, die wir mit dieser Tour d‘E-<br />
Mobilité verbreiten möchten », erläutert Isabel Fienhold,<br />
die dynamische Mitorganisatorin. « Die Umwelt zu<br />
schützen, das ist der heutige Zeitgeist, und was das Auto<br />
angeht, so entwickelt sich die Technologie schnell weiter.<br />
Diese Entwicklung muss man verbreiten, die Menschen<br />
neugierig machen, die Technologie demokratisieren. Dazu<br />
müssen wir alle unseren Teil beitragen. » Beobachtet man<br />
die Reaktion der Franzosen, so scheint dies offensichtlich<br />
zu funktionieren: Auf dem Platz tauscht man sich aus,<br />
stellt Fragen, gibt Antworten. Monsieur le Maire setzt<br />
sich sichtlich erfreut hinter das Steuer des BMW i8, und<br />
lässt sich dabei, wie viele andere, gerne ablichten. Der<br />
französische Honorarkonsul in Mannheim, Folker R.<br />
Zöller, der die Tour d‘E-Mobilité mitorganisiert hat und<br />
Über den Spaß an der gemeinsamen<br />
Entdeckungsreise durch Frankreich<br />
hinaus fühlten sich die Teilnehmer<br />
als richtiggehende Botschafter<br />
für E-Mobilität und die deutschfranzösische<br />
Freundschaft. In Beaulieusur-Dordogne<br />
wurden sie vor einem<br />
gemeinsamen Essen vom Bürgermeister<br />
und vom Präsidenten des Office de<br />
Tourisme de la Vallée de la Dordogne<br />
mit einem Aperitif herzlich begrüßt.
selbst daran teilnimmt, ist sehr zufrieden: Gemeinsam<br />
mit Isabel Fienhold und einigen anderen Passionierten hat<br />
er diese Herausforderung mit viel Energie bewältigt. Das<br />
hat sich mehr als ausgezahlt. Die Tour war nicht nur hinsichtlich<br />
der Teilnehmerzahl ausgebucht, sondern sie hat<br />
auch, über die rein « technische » Demonstration hinaus,<br />
bei Franzosen und Deutschen eine gemeinsame Neugier<br />
für E-Mobilität geweckt. Die begleitenden Presseveröffentlichungen<br />
haben dazu angeregt, über « alternative<br />
Fortbewegungsarten » nachzudenken. « Die Idee kam uns<br />
im vergangenen März, nach einer Rundfahrt mit Besitzern<br />
von Autos der Marke Tesla durch Kroatien. Der<br />
Organisator Dejan Stankovic (Anm. d. Red.: der selbst an<br />
dieser Fahrt von Deutschland nach Frankreich teilgenommen<br />
hat) schlug uns vor, etwas Ähnliches in Frankreich zu<br />
organisieren. Das Vallée de la Dordogne ist eine der Regionen<br />
Frankreichs mit der reinsten Luft. Da wir hier auch<br />
einige Anlaufstellen haben, die uns bei der Organisation<br />
des Projektes unter die Arme greifen konnten, haben wir<br />
es gewagt. » Innerhalb weniger Monate hat es das kleine<br />
Team mit der notwendigen Unterstützung geschafft, diese<br />
« etwas andere Tour » auf die Beine zu stellen.<br />
Für die Teilnehmer, die mit ihren Autos mitgefahren<br />
und – je nach den gewählten Leistungen – eine Pauschale<br />
für Unterkunft, Verpflegung und ein sehr interessantes<br />
Besichtigungs- und Begegnungsprogramm in deutscher<br />
Sprache bezahlt haben, war die Erfahrung offensichtlich<br />
besonders aufschlussreich und überzeugend. Viele<br />
berichten darüber, eine « unbekannte Seite » Frankreichs<br />
entdeckt zu haben: Auf der Autobahn zu fahren würde<br />
« viel mehr Spaß als in Deutschland » machen, wo die Geschwindigkeit<br />
zugegebenermaßen zwar nicht beschränkt<br />
ist, wo man jedoch ständig auf Baustellen und temporäre<br />
Limits trifft … Einige Teilnehmer haben damit gerechnet,<br />
im Hexagon nur wenige Ladestationen vorzufinden.<br />
Doch dem ist nicht so, ganz im Gegenteil: Heute findet<br />
man sie nicht nur problemlos auf den Autobahnen, sondern<br />
auch das Hinterland ist mit einem immer dichteren<br />
Netz überzogen, vor allem dank der Ladestationen, die der<br />
Hersteller Tesla beispielsweise in Hotels aufgestellt hat.<br />
Stéphanie Gombert, die selbst Deutsche ist und in Frankreich<br />
das Hotel Château de la Treyne an der Dordogne<br />
besitzt, kann dies bestätigen: « Seit ich eine Ladestation<br />
von Tesla installiert habe, merke ich, dass die Elektroautos<br />
nicht nur einen Beitrag zu umweltbewusstem Handeln<br />
leisten, sondern dass man durch sie eine echte Gemeinschaft<br />
kennenlernen kann. Die Besitzer haben nämlich<br />
alle dieselbe Sorge: Strom finden und Strom sparen.<br />
Das verbindet und hilft dabei, Grenzen zu überwinden.<br />
Das ist eine echte Basis für Dialog und Annäherung. »<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 69
FRANKREICH HEUTE Initiative<br />
Das Erinnerungsfoto aller Teilnehmer nach der Ankunft in Beaulieu-sur-Dordogne.<br />
Carsten Guth, einer der Teilnehmer, kommt zur selben<br />
Feststellung: « Es ist unglaublich, in welchem Ausmaß das<br />
Thema E-Mobilität zur Diskussion mit Franzosen führt.<br />
In jedem Dorf, das wir durchquert haben, kamen die<br />
Menschen auf uns zu, stellten Fragen, wollten Auskünfte.<br />
Alle fanden den Vorstoß genial und wollten darüber<br />
diskutieren. Im Grunde genommen haben sowohl wir als<br />
Teilnehmer, als auch die Menschen, denen wir begegnet<br />
sind, das Gefühl, eine innere Einstellung, eine Philosophie<br />
zu teilen. Vor allem einen Gedanken: Es ist richtig,<br />
dass diese Branche noch ein bisschen auf der Suche nach<br />
sich selbst ist; die Probleme mit dem Preis der Fahrzeuge,<br />
mit den Kosten für Herstellung und Recycling der Akkus,<br />
mit der Herkunft des Stroms usw. sind Fakten, denen<br />
man sich stellen muss. Aber durch die Fahrt hierher, ohne<br />
einen Liter Benzin (Anm. d. Red.: was die 100 % elektrisch<br />
betriebenen Autos angeht), denken wir wenigstens alle über<br />
eine sauberere Art der Fortbewegung nach. »<br />
Nach einem angenehmen Rundgang der Teilnehmer<br />
in Begleitung des Bürgermeisters durch Beaulieusur-Dordogne<br />
begibt sich die Gruppe ins Rathaus, wo<br />
Monsieur le Maire und das Office du Tourisme de la Vallée<br />
de la Dordogne zu einem Willkommensumtrunk einladen.<br />
Lokale Produkte und Wein werden in schönstem deutschfranzösischem<br />
Einvernehmen verkostet und ausgetauscht.<br />
Auf dem Tisch stehen sogar ein paar Gläser mit Marmelade<br />
Bonne Maman, der berühmten Marke des französischen<br />
Unternehmens Andros, das seinen Sitz in Beaulieusur-Dordogne<br />
hat. Als feinsinnige Aufmerksamkeit für<br />
die deutschen Besucher hat das Unternehmen spezielle<br />
Etiketten mit einer besonderen Botschaft drucken lassen:<br />
« Konfitür-E Tour d’E-Mobilité – Herbst <strong>2017</strong> – Zwei<br />
Länder, eine öko-elektrische Verbindung und ein gemeinsames<br />
und süßes Ziel. Genießen Sie Ihren französischdeutschen<br />
Aufenthalt! » Und das ist noch nicht alles!<br />
Durch einen kalendarischen Zufall ist es der 3. Oktober,<br />
also der Tag der Deutschen Einheit. Eine Information, die<br />
Monsieur le Maire in seiner Rede nicht unerwähnt lässt;<br />
offensichtlich berührt spricht er einen Toast auf seine<br />
deutschen Freunde aus. Unter den Augen der Marianne,<br />
deren Büste traditionsgemäß im Rathaussaal thront, stoßen<br />
Franzosen und Deutsche gemeinsam an und feiern<br />
diese Begegnung an einem so symbolischen Tag. Draußen<br />
auf dem Platz scheinen sich die Elektrofahrzeuge nach<br />
der Fahrt von Mannheim hierher auszuruhen. Nach wie<br />
vor sind sie von Neugierigen umringt. So sind diese Autos<br />
auf ihre diskrete Art zu Stars der deutsch-französischen<br />
Verständigung geworden … Und mit welcher Energie!<br />
70 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>
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FRANKREICH HEUTE Gesellschaft<br />
Es ist wirklich eine französische Besonderheit.<br />
Der Herbst ist jedes Jahr für die Schriftsteller,<br />
Buchhändler, Verlage und generell alle Literaturbegeisterten<br />
des<br />
Landes eine sehr<br />
stressige<br />
Zeit. Kaum<br />
ist der Sommer<br />
vorbei,<br />
beginnt die<br />
sogenannte<br />
Rentrée<br />
littéraire, der Auftakt der Literatursaison,<br />
dem dann die sehnlichst<br />
erwartete Saison des Prix, also<br />
die Vergabe der Literaturpreise, auf dem<br />
Fuße folgt. Innerhalb weniger Wochen erscheint<br />
in Frankreich eine außergewöhnliche<br />
Vielzahl von Werken. Viele verschwinden<br />
wieder, ohne besondere Aufmerksamkeit<br />
erregt zu haben, doch einige bringen es zu<br />
höheren Ehren und erhalten einen der begehrten<br />
Preise mit so prestigeträchtigen Namen<br />
wie Goncourt, Renaudot, Femina, Médicis,<br />
Interallié, de l’Académie française … Alle<br />
diese Literaturpreise tragen zur wirtschaftlichen<br />
Belebung des französischen Buchmarktes<br />
bei.<br />
581. Diese Zahl hat in diesem Jahr wieder einmal<br />
dazu geführt, dass es vielen Buchhändlern etwas<br />
schwindelig wurde. 581, das ist nämlich die Anzahl<br />
der Romane und Kurzgeschichtensammlungen französischer<br />
und ausländischer Autoren, die während der famosen<br />
Rentrée littéraire <strong>2017</strong>, also in der Zeit von Mitte August<br />
bis Ende Oktober, in Frankreich neu erschienen sind.<br />
Eine solche Fülle von Neuheiten innerhalb einer derart<br />
kurzen Zeit, das kommt in der Verlagswelt nicht häufig<br />
vor. Dies ist eine Art französische Besonderheit, über die<br />
ausländische Verleger nicht selten schmunzeln müssen.<br />
Denn sie wissen genau, dass die Buchhändler im Hexagon<br />
alljährlich im September angesichts all dieser neuen Werke,<br />
die sie in ihren oft sehr beschränkten Räumlichkeiten präsentieren<br />
und unterbringen müssen, nicht mehr wissen, wo<br />
ihnen der Kopf steht. Doch sie haben keine Wahl, denn<br />
schließlich steht einiges auf dem Spiel: Die Rentrée littéraire<br />
bringt bis zu 25 % des Jahresumsatzes ein … Was die<br />
Verleger angeht, so sind diese einige Monate lang quasi<br />
nicht erreichbar, von der Umwelt abgeschottet,<br />
ständig damit beschäftigt, sich<br />
um die Verbreitung und Vermarktung ihrer<br />
neuen Autoren<br />
zu kümmern, deren<br />
Auftritte in so<br />
vielen Medien wie<br />
möglich zu organisieren.<br />
Im Klartext:<br />
Es ist nicht von<br />
der Hand zu weisen,<br />
dass im September in<br />
der kleinen Welt des französischen<br />
Buches gewissermaßen<br />
ein « Tohuwabohu » herrscht. Und doch wiederholt<br />
sich dieses Phänomen in jedem Jahr, ist seit Generationen<br />
unverändert, manchmal folkloristisch und ziemlich wunderlich.<br />
Ein System à la française, das letztendlich jedoch<br />
seinen Charme hat …<br />
Dass alljährlich im Herbst so viele Neuerscheinungen<br />
die Regale der französischen Buchhandlungen füllen,<br />
liegt daran, dass diese Zeit ideal ist, um Aufmerksamkeit<br />
zu erwecken. Denn die Rentrée littéraire ist eng mit der<br />
Saison des Prix verknüpft, die ihrerseits bis Mitte November<br />
dauert und deren Auswirkungen sich – darüber ist<br />
man nicht unglücklich – bis zum Jahresende spürbar in<br />
den Verkaufszahlen niederschlagen. Auch hier werden die<br />
Franzosen innerhalb weniger Wochen quasi überflutet.<br />
In diesem Fall nicht von Werken, sondern von Literaturpreisen:<br />
Insgesamt gibt es mehrere Hundert Preise sowohl<br />
auf nationaler als auch auf regionaler Ebene. Dies bringt<br />
wieder einmal klar zum Ausdruck, welche Vorliebe die<br />
Franzosen für Auszeichnungen und sonstige Ehrenzeichen<br />
haben.<br />
Während viele Länder sich darauf beschränken, lediglich<br />
einige Preise pro Jahr an die verdienstvollsten<br />
Schriftsteller zu vergeben, machen die Franzosen aus<br />
diesen Ehrungen einen wahren Nationalsport, der jedoch<br />
für die Dynamik des französischen Buchmarktes unverzichtbar<br />
ist. Sobald die Titelseite eines Werkes mit einer<br />
Banderole namens Prix Goncourt, Prix Renaudot, Prix<br />
Femina etc. geschmückt ist, schießen die Verkaufszahlen<br />
dieser glücklichen « Gewinner » steil nach oben. Ein<br />
Buch, das beispielsweise den prestigeträchtigsten dieser<br />
Preise, den Prix Goncourt, erhalten hat, verkauft sich im<br />
Durchschnitt 400 000 Mal. Für die Preise Renaudot<br />
und Femina spricht man in den letzten Jahren von rund<br />
72 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>
200 000 beziehungsweise 156 000 Exemplaren. Das Buch<br />
Les Bienveillantes von Jonathan Littell (deutscher Titel:<br />
Die Wohlgesinnten), das 2006 sowohl den Prix Goncourt<br />
als auch den Grand Prix de l’Académie<br />
française erhalten hat, wurde alleine<br />
im betreffenden Jahr 503 000 Mal<br />
verkauft. Solche Zahlen bringen Autoren,<br />
Buchhändler und Verlage zum<br />
Träumen …<br />
Und doch kann sich niemand<br />
etwas vormachen: Die redaktionelle<br />
Flut während der Rentrée littéraire hat<br />
nicht nur Vorteile. In gewisser Weise<br />
ist sie ja auch nicht gerade « leicht<br />
verdaulich ». Welcher Verleger kann<br />
tatsächlich annehmen, dass es Leser<br />
gibt, die in der Lage sind, sich innerhalb<br />
von nur zwei Monaten ernsthaft<br />
für 581 Werke zu interessieren? Zumal<br />
die Leser kurze Zeit später dann<br />
von der Lawine der Literaturpreise<br />
überrollt werden. Die Unmenge an<br />
Neuerscheinungen vereinfacht weder<br />
die Aufgabe der Buchhändler – die<br />
zugeben müssen, dass sie gar nicht<br />
die Zeit haben, alle diese Bücher zu<br />
lesen – noch die der Leser, die oftmals<br />
eine Buchhandlung mit leeren<br />
Händen wieder verlassen, weil sie<br />
angesichts der Masse der neuen Titel<br />
schlichtweg überfordert sind.<br />
Doch die Kombination dieser – gestehen wir es ein –<br />
verrückten Fülle an Neuheiten mit der Vergabe der unzähligen<br />
Preise sorgt letzten Endes in Frankreich für<br />
einen erstaunlichen Effekt, der im Übrigen als Ausnahmeerscheinung<br />
eingestuft wird: Egal welche französische<br />
Zeitung oder Zeitschrift man im Herbst in die Hand<br />
nimmt beziehungsweise welchen Radio- oder<br />
Fernsehsender man einschaltet, man<br />
stellt fest, dass die Literatur überall<br />
im Zentrum des Interesses<br />
steht. Zu keiner<br />
anderen Zeit werden<br />
Autoren so oft von<br />
Medien eingeladen,<br />
ist alles Augenmerk auf Bücher und Literatur gerichtet.<br />
Und die Franzosen wollen immer mehr davon. Sie stürzen<br />
sich auf die ausgezeichneten Romane, mit dem Ergebnis,<br />
dass einige private – oder öffentliche<br />
– Unternehmen ihre eigenen Preise<br />
kreiert haben: Prix FNAC, Prix du<br />
Café de Flore, Prix du Livre Inter …<br />
All dies trägt dazu bei, dass die Rentrée<br />
littéraire für Buchhandlungen und<br />
Verlage unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten<br />
eine wichtige Zeit ist.<br />
Bei näherem Hinsehen sagt man<br />
sich, dass diese starke, auf wenige<br />
Wochen konzentrierte, mediale Aufmerksamkeit<br />
für das Buch einen nicht<br />
unerheblichen Anteil daran hat, dass<br />
die Buchbranche in Frankreich nicht<br />
schlecht über die Runden kommt. Das<br />
Phänomen ist erstaunlich. Es sorgt für<br />
eine seltene Energie, die sich über das<br />
ganze Land ausbreitet und das Buch<br />
ins Zentrum des Interesses rückt, die<br />
die Franzosen neugierig macht, selbst<br />
solche, die nicht zwangsläufig große<br />
Leser sind. Und so liegen unter dem<br />
Weihnachtsbaum oftmals Werke, die<br />
nur deshalb gekauft wurden, weil sie<br />
einen dieser renommierten Preise<br />
erhalten haben. Letztendlich ist dies<br />
eine unerwartete Gelegenheit für ein<br />
Buch, zunächst bekannt – und deshalb<br />
gelesen – und dann im Laufe der Lektüre aber vielleicht<br />
nicht nur wegen der Auszeichnung geschätzt zu werden,<br />
sondern weil es den Leser tatsächlich anspricht …<br />
Rechts und oben:<br />
Die 15 Bücher, die im<br />
September als Anwärter<br />
für den Prix Goncourt<br />
<strong>2017</strong> ausgewählt<br />
wurden, sowie der am<br />
6. November <strong>2017</strong><br />
gekürte Preisträger.
ART DE VIVRE Chantals Rezept<br />
Heute zeige ich Ihnen, wie Sie Lachs einmal<br />
ganz anders zubereiten können. Ein Rezept für<br />
Blanquette de veau, also Kalbsfrikassee, habe ich<br />
Ihnen bereits in der Ausgabe Nr. 9 von Frankreich<br />
erleben vorgestellt. Nun bereite ich wieder<br />
ein Frikassee zu, diesmal mit Fisch. Sie werden<br />
mir hinterher sicher beipflichten, dass grobkörniger<br />
Senf auch mit Lachs perfekt harmoniert.<br />
Dieses Rezept ist ganz einfach zuzubereiten, es schmeckt wirklich<br />
köstlich, und vor allem die Version mit den Riesengarnelen<br />
eignet sich perfekt für festliche Anlässe wie Weihnachten.<br />
Blanquette de saumon<br />
Für 4 Personen • Zubereitungszeit: 30 Minuten • Kochzeit: ca. 25 Minuten<br />
74 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>
Zutaten<br />
650 g Lachs ohne Haut und<br />
Gräten, in Würfel von<br />
etwa 2 cm Kantenlänge<br />
geschnitten (bitten Sie ggf.<br />
Ihren Fischhändler darum,<br />
den Lachs vorzubereiten)<br />
4 rohe Riesengarnelen oder<br />
große gekochte Garnelen<br />
(je nach Appetit können Sie<br />
die Menge auch erhöhen)<br />
1 Lauchstange<br />
2 Karotten<br />
6 frische Champignons<br />
1 Schalotte<br />
1,5 l Gemüsebouillon (entweder<br />
Biobrühwürfel oder -pulver)<br />
½ Zitrone (Saft)<br />
25 g Mehl<br />
25 g Butter<br />
100 ml süße Sahne<br />
1 EL grober Senf<br />
Öl<br />
Salz & Pfeffer<br />
Petersilie & Zitronenscheiben<br />
zum Anrichten<br />
Zubereitung<br />
Gemüse vorbereiten:<br />
• Lauch und Karotten waschen;<br />
das Weiße der Lauchstange sowie<br />
die Karotten in 0,5 cm dicke<br />
Scheiben schneiden. Schalotte<br />
schälen und fein hacken. Champignons<br />
säubern und je nach<br />
Größe vierteln oder achteln.<br />
Lachs, Garnelen und Gemüse<br />
kochen:<br />
• 1,5 l Wasser zum Kochen bringen<br />
und Gemüsebrühwürfel oder<br />
-pulver hineingeben und vollständig<br />
auflösen lassen. Die Lachswürfel<br />
in die kochende Bouillon geben<br />
und 3 Minuten kochen lassen.<br />
Mit einem Schaumlöffel vorsichtig<br />
herausnehmen, abtropfen<br />
lassen und beiseitestellen.<br />
• Die rohen Garnelen ebenfalls in<br />
die kochende Brühe geben. Wenn<br />
sie eine rosa Farbe angenommen<br />
haben, herausnehmen und ebenfalls<br />
beiseitestellen. (Bei gekochten Garnelen<br />
diesen Schritt überspringen.)<br />
• Anschließend die Karottenscheiben<br />
in die Brühe geben und 10<br />
Minuten kochen. Lauchscheiben<br />
hinzugeben und weitere 7 bis 8<br />
Minuten kochen. Das Gemüse<br />
soll noch etwas Biss haben.<br />
• Gemüse abtropfen lassen und 25 cl<br />
der Gemüsebouillon abmessen (ggf.<br />
filtern). Alles zur Seite stellen.<br />
Champignons anbraten:<br />
• In einer Pfanne etwas Butter und<br />
Öl erhitzen und die kleingehackte<br />
Schalotte darin andünsten.<br />
Champignons zugeben und alles<br />
bei großer Hitze anbraten, dabei<br />
gut überwachen, dass sie nicht zu<br />
dunkel werden. Nach Geschmack<br />
salzen und pfeffern. Beiseitestellen.<br />
Sauce zubereiten:<br />
• 25 g Butter in einem Topf schmelzen<br />
lassen, nach und nach das Mehl<br />
zugeben, dabei gut umrühren. Die<br />
gefilterte Gemüsebrühe zugeben<br />
und die Sauce eindicken lassen.<br />
Sahne, groben Senf sowie Zitronensaft<br />
zugeben und gut unterrühren.<br />
Salzen und pfeffern. Beachten Sie,<br />
dass der Senf bereits salzig ist!<br />
Fertigstellung:<br />
• Das vorbereitete Gemüse und die<br />
Lachswürfel in die Sauce geben<br />
und alles zusammen kurz erhitzen.<br />
Vorsichtig umrühren, damit<br />
die Lachswürfel nicht zerfallen.<br />
Zuletzt die Riesengarnelen zugeben<br />
und ebenfalls erhitzen.<br />
• Servieren Sie das Lachsfrikassee<br />
nach Möglichkeit in einem tiefen<br />
Teller und dekorieren Sie es zum<br />
Schluss mit einer Zitronenscheibe<br />
und etwas frischer Petersilie.<br />
• Als Beilage empfehle ich Ihnen Tagliatelle.<br />
Alternativ können Sie auch<br />
Kartoffeln servieren, die im Dampf<br />
über der Bouillon gekocht wurden.<br />
• Ich wünsche Ihnen allen bon<br />
appétit und frohe Festtage!<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 75
ART DE VIVRE Spirituosen<br />
76 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>
Roderich Dühr –<br />
ein Deutscher,<br />
der Cognac im<br />
Blut hat<br />
« An den Franzosen mag ich vor allem ihre<br />
Fähigkeit, zu genießen, sich die Zeit zum Leben<br />
zu nehmen, gemeinsam mit anderen einen<br />
Aperitif oder ein gutes Essen zu teilen. » Der aus<br />
Offenburg stammende Roderich Dühr kann<br />
nicht verleugnen, dass er dem Charme Frankreichs<br />
erlegen ist. Deshalb hat er vor einigen Jahren<br />
entschieden, eine lange Familientradition<br />
fortzusetzen und im Hexagon ein Unternehmen<br />
zu gründen. Nun lebt er also den Großteil des<br />
Jahres im – wie die Franzosen zu sagen pflegen –<br />
Pays de l‘or brun, im Land des braunen Goldes.<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 77
ART DE VIVRE Spirituosen<br />
Or brun wird eine wertvolle Flüssigkeit genannt, die<br />
eine wundervolle Bernsteinfarbe besitzt. Ein einzigartiges<br />
Getränk, das auf einer langen Tradition<br />
basiert. Das Beste, was es in Sachen Branntwein gibt. Or<br />
brun, das ist der Cognac. Seit Generationen begründet er<br />
den Reichtum zahlreicher Familien in der Umgebung der<br />
gleichnamigen Stadt. 2016 wurden von dort 179,1 Millionen<br />
Flaschen Cognac in alle Welt verkauft, mit denen ein<br />
Umsatz von 2,76 Milliarden Euro erzielt wurde: Cognac<br />
spielt also nach wie vor eine wichtige Rolle – nicht nur für<br />
die lokale Wirtschaft, sondern für die französische ganz<br />
allgemein. Dieser Branche geht es gut, sehr gut sogar: 2016<br />
war ein Rekordjahr für Absatz und Umsatz.<br />
Dabei ist dies ein Sektor, der sich in Frankreich paradoxerweise<br />
eher diskret verhält. Die Franzosen selbst<br />
konsumieren relativ wenig Cognac, genauer gesagt weniger<br />
als 5 % des Gesamtmarktes. Viele sind sich nicht einmal<br />
bewusst, dass das « H » in den Initialen der weltweit<br />
führenden Luxusgruppe LVMH für Hennessy steht, den<br />
ehrwürdigen Cognachersteller, der allein im letzten Jahr<br />
83,8 Millionen Flaschen verkaufte (53 % davon in die<br />
Vereinigten Staaten und 25 % nach Asien). LVMH hat<br />
im Übrigen erst vor Kurzem im nur wenige Kilometer von<br />
Cognac entfernten Salles-d’Angles ein neues, ultramodernes<br />
Abfüll- und Logistikzentrum eröffnet, um die Produktionskapazität<br />
zu erhöhen, da diese mit der steigenden<br />
Nachfrage kaum mehr Schritt halten konnte.<br />
Roderich erklärt: « Im Prinzip wird die Branche von<br />
vier großen, alteingesessenen Produzenten dominiert –<br />
Hennessy, Rémy Martin, Courvoisier und Martell –, die<br />
gemeinsam 80 % der Menge produzieren. Die restlichen<br />
20 % teilen sich 4600 kleine lokale Hersteller, von denen<br />
die überwiegende Zahl wiederum einen Teil ihrer Produktion<br />
oder sogar alles an diese vier Unternehmen verkauft. »<br />
Abgesehen von den Besitzungen dieser vier Marktführer,<br />
sind die Betriebe eher diskret und stechen nicht sofort ins<br />
Auge. Die Bewohner der Region Charente bekennen sich<br />
dazu, dass sie sich in diesem Punkt von ihren Nachbarn<br />
aus Bordeaux unterscheiden. Hier gibt es keine Châteaux,<br />
von denen eines größer und schöner als das des Nachbarn<br />
sein muss. Auch andere auffällige Zeichen von Reichtum<br />
sucht man vergebens. Es scheint, als läge der wahre Luxus<br />
darin, zurückhaltend bleiben zu können. Sogar sehr<br />
zurückhaltend. Eine kleine Rundfahrt durch die Gegend<br />
reicht aus, um sich dessen bewusst zu werden. Die meisten<br />
Anwesen sind nicht zur Straße hin ausgerichtet, sondern<br />
um einen kleinen Innenhof herum angeordnet und zudem<br />
von hohen Mauern umgeben. Es scheint, als wolle man<br />
sich vor Blicken schützen.<br />
Roderich gibt uns allerdings einen unter Kennern gut<br />
bekannten Hinweis, wie man die Häuser erkennen kann,<br />
in denen Cognac produziert wird: « Die Weinkeller, in<br />
denen Eichenfässer mit Cognac stehen, erkennt man<br />
meist daran, dass die Dächer und Mauern schwarz sind,<br />
sofern sie nicht regelmäßig gereinigt werden. Dies kommt<br />
von einem Pilz namens Torula compniacensis, der sich von<br />
78 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>
Alkoholdämpfen ernährt. » Je schwärzer Dächer und Mauern<br />
also sind, desto mehr Cognac befindet sich in dem entsprechenden<br />
Gebäude … Ein gutes Erkennungszeichen.<br />
Selbstverständlich besteht die Welt des Cognacs<br />
nicht nur aus mehr oder weniger poetischen Indizien.<br />
Das Weinbaugebiet wird sogar durch eine Appellation<br />
d’Origine contrôlée (AOC) reglementiert und geschützt.<br />
Demnach darf Cognac nur in vier Departements produziert<br />
werden: Charente, Charente Maritime, Dordogne<br />
und Deux-Sèvres. Was Roderich angeht, so hat er sich<br />
rund 20 Kilometer südöstlich der Stadt Cognac, in der<br />
Gemeinde Touzac, niedergelassen. Dort teilt er sich mit<br />
dem Gutsverwalter der Domaine den schönen Familienbesitz<br />
– ein langgezogenes ehemaliges Bauernhaus im Stil<br />
der typischen lokalen Architektur.<br />
Der Ort hat eine lange Geschichte: Seit zwölf Generationen<br />
betreibt hier ein Zweig seiner Familie – mit dem<br />
Namen Martin – die Domaine des Conils. « In Kirchenregistern<br />
aus dem Jahr 1628 findet man bereits Hinweise<br />
auf die Familie », erläutert Roderich. « Doch es war vor<br />
allem Eugène Martin, der fünf Generationen vor mir die<br />
Produktion von Cognac auf der Domaine vorangetrieben<br />
hat. Er und sein Sohn Georges haben viel in die Erzeugung<br />
dieses Branntweins investiert. Ihr Cognac gehörte<br />
im 19. Jahrhundert sogar zu den gefragtesten. » Anfang<br />
des 20. Jahrhunderts besaß das Familiengut den modernsten<br />
Weinkeller für einen Privatbetrieb in dieser Region.<br />
Seinerzeit umfasste der Besitz 100 Hektar Weinberge.<br />
Nachdem die Reben im Zuge der Erbfolge unter Cousins<br />
aufgeteilt wurden, sind es heute noch 40 Hektar.<br />
Während des Ersten Weltkriegs sah die Zeit für die<br />
Familie – wie für andere in der Region auch – nicht mehr<br />
so rosig aus. Nach dem Zweiten Weltkrieg hätte der Betrieb<br />
sogar beinahe eingestellt werden müssen, da es an<br />
Arbeitskräften zur Bestellung der Weinberge mangelte.<br />
Roderichs Großmutter, Frédérique Boraud, setzte sich<br />
jedoch damals zum Glück für den Erhalt des bestehenden<br />
Besitzes und die Weiterführung der Geschäfte ein. Wie<br />
es damals in der Charente üblich war, verkaufte sie gerade<br />
so viel, um reinvestieren und den Betrieb wieder in Gang<br />
bringen zu können. Sie war jedoch darauf bedacht, einen<br />
Teil des Weinkellers mit den wertvollen und geschichtsträchtigen<br />
Beständen alten Cognacs zu behalten. Einige<br />
Flaschen stammen immerhin aus den Jahren um <strong>18</strong>30,<br />
also aus der Zeit vor der Reblausinvasion! Das ist ein<br />
richtiggehender Schatz! 1989, nach dem Tod dieser willensstarken<br />
und mutigen Frau, traten die Mutter und der<br />
Onkel von Roderich gemeinsam Frédériques Nachfolge<br />
an und übernahmen die Leitung der Domaine.<br />
Roderich absolvierte zunächst in Deutschland ein Ingenieursstudium<br />
für Weinbau und Önologie und arbeitete<br />
anschließend mehrere Jahre als Einkäufer für Wein und<br />
Spirituosen in namhaften deutschen Handelsunternehmen<br />
(Hawesko, Schlumberger, Feinkost Käfer …). 2015<br />
entschloss er sich, ein eigenes Unternehmen zu gründen<br />
und in die Fußstapfen seiner renommierten Vorfahren zu<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 79
ART DE VIVRE Spirituosen<br />
treten. Wie Eugène Martin und seine Großmutter krempelte<br />
er die Ärmel hoch und setzte sich ein hochgestecktes<br />
Ziel: Er wollte die lange Familientradition fortsetzen und<br />
die Flaschenabfüllung feinster Cognacs nach sehr langer<br />
Unterbrechung wieder aufleben lassen. Dazu kreierte er<br />
eine neue Marke: Cognac Rody.<br />
Dem jungen Unternehmer war damals bewusst, dass<br />
er dafür einen echten Trumpf in der Hand hatte, denn er<br />
konnte für seine Assemblages auf die unglaublich wertvollen<br />
Bestände des Weinkellers zurückgreifen, in dem eine<br />
nicht unbedeutende Menge von über dreißigjährigem<br />
Cognac lagerte. Er verhehlt auch nicht, dass ihn darüber<br />
hinaus die Organisation der Domaine und die vorhandenen<br />
Einrichtungen sehr zur Unternehmensgründung motiviert<br />
haben: « Unsere Familie hat im Laufe der Jahrhunderte<br />
immer alle Anlagen der Domaine behalten. Deshalb<br />
gehören wir zu den wenigen Produzenten, welche die Herstellung<br />
von Cognac von A bis Z selbst durchführen können:<br />
Lese, Pressen, zweifache Destillation, Assemblage,<br />
Ausbau und Alterung in Eichenfässern – alles findet vor<br />
Ort statt! Das ist ein echter Glücksfall! »<br />
Und so setzt Roderich heute die Familientradition fort<br />
und produziert unter der Marke Rody drei besondere Cognac-Qualitäten:<br />
einen Very Special (VS), einen Very Superior<br />
Old Pale (VSOP) und einen Extra Old (XO). Das<br />
Pflichtenheft der AOC schreibt den Herstellern für diese<br />
Qualitäten eine Lagerung in Eichenfässern von mindestens<br />
zwei, vier beziehungsweise zehn Jahren vor, bevor sie<br />
verkauft werden dürfen. Roderich geht jedoch bewusst<br />
noch weiter: Sein VS Sélection bleibt mindestens sieben<br />
Jahre in Fässern aus französischer Eiche, sein aktueller<br />
VSOP Réserve Privée ist eine Assemblage aus Destillaten<br />
der Jahrgänge 2006, 1995 und 1992, und sein XO Hors<br />
d’âge besteht aus Cognac, der 20 bis 27 Jahre in Fässern<br />
gelagert wurde. Diese Branntweine weisen eine Aromatik<br />
auf, die weit über das hinausgeht, was man gewöhnlich<br />
im Handel findet. Seine Erzeugnisse gehören zweifellos<br />
zur Crème de la Crème unter den Cognacs. Auch wenn die<br />
Marke noch jung ist, genießt sie sowohl bei Konsumenten<br />
als auch in Fachkreisen bereits einen guten Ruf. Ein<br />
Erfolg also, auf den auch die Vorfahren von Roderich mit<br />
Sicherheit stolz gewesen wären …<br />
80 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>
Cognac Rody<br />
Domaine des Conils<br />
16120 Touzac<br />
Telefon: +49 151 29 12 03 87<br />
www.rody-cognac.com<br />
Abgesehen von der Domaine, auf der Roderich Dühr Sie gerne in<br />
deutscher Sprache empfängt, können Sie diesen Cognac auf der<br />
deutschen Website vinotheke.de bestellen. Der Versand erfolgt direkt<br />
von Deutschland aus, die Versandkosten sind daher moderat. Preise<br />
Ende <strong>2017</strong> für eine Flasche (700 ml): VS – 38 €, VSOP – 56 €, XO – 120 €.<br />
Ein Tipp: Roderich produziert auch einen sehr hochwertigen Pineau<br />
de Charentes (ein Aperitif aus Traubenmost und Cognac), den Sie vor<br />
Ort verkosten können!<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 81
Ausgabe Nr. 23<br />
Ausgabe Nr. 28<br />
Ausgabe Nr. 31<br />
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Ausgabe Nr. 37<br />
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Reisethemen,<br />
nach Regionen geordnet:<br />
8<br />
9<br />
7<br />
12<br />
6<br />
11<br />
Landesweite Themen<br />
1 2<br />
3<br />
10<br />
13<br />
5<br />
14<br />
16<br />
4<br />
15<br />
17<br />
<strong>18</strong><br />
Fahrradrouten – Die schönsten Strecken entlang der Küsten 59<br />
Weihnachtsmärkte – Wo geht es noch authentisch zu? 57<br />
<strong>Winter</strong>urlaub – Romantische Skistationen anstatt<br />
57<br />
Bettenburgen<br />
Künstlerdörfer – 10 Künstlerdörfer zum Verlieben 54<br />
Kultur – Museumseröffnungen wie am Fließband 54<br />
Brücken – Frankreichs bemerkenswerteste Brücken 53<br />
Küsten – Frankreichs schönste Küsten 51<br />
Dörfer – Frankreichs spektakulärste Dörfer 50<br />
Traumstraßen – Frankreichs spektakulärste Traumstraßen 48<br />
Camping – Frankreichs außergewöhnliche Campingplätze 45<br />
(Teil 2: Westfrankreich)<br />
Wellness in den Bergen – Nach dem Sport die Erholung 43<br />
10 Ideen… – …für Ferien am Meer 40<br />
Inseln – Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />
Naturwunder – Die 10 schönsten Naturwunder Frankreichs 33<br />
1 Paris Nr.<br />
Saint-Germain-des-Prés: Mehr als ein Viertel, die Seele 60<br />
von Paris?<br />
Le Train Bleu – Ist das legendäre Restaurant noch immer 58<br />
einen Besuch wert ?<br />
Musée d‘Histoire de la Médecine – ein ungewöhnliches 57<br />
Museum im Herzen der Hauptstadt<br />
Events – Olympische Spiele oder Weltausstellung? 55<br />
Pariser Rathaus – Ein Palast für die Hauptstädter 53<br />
Stadtentwicklung – Die ambitionierten Projekte der neuen 51<br />
Bürgermeisterin<br />
Louvre – Wie Mona Lisa & Co. den Krieg überlebten 50<br />
Oscar Niemeyer – Mit Frankreich auf Du und Du 48<br />
Monnaie de Paris – MétaLmorphoses, die Geburt eines 48<br />
neuen Stadtteils<br />
Monnaie de Paris – Eine Fabrik hinter königlicher Fassade 46<br />
Paris mit Kindern – Tipps für einen Städtebesuch mit dem 42<br />
Nachwuchs<br />
Le Bon Marché – Eine Pariser Institution feiert ihren 160. 41<br />
Geburtstag<br />
Hôtel des Invalides – Ein kleines Militär-Versailles mitten 38<br />
in Paris<br />
Les Arènes de Lutèce – Die unerwartete Entdeckung eines 37<br />
römischen Amphitheaters<br />
Lido – Carien, Porträt einer Startänzerin 37<br />
Avenue des Champs-Elysées – Wie steht es um den Glanz 36<br />
des Prachtboulevards?<br />
Haussmann und die Impressionisten – Wie Haussmann 34<br />
Paris neu erfand<br />
Butte-aux-Cailles – Aus der Mitte entsprang ein Fluss 31<br />
Serie: Restaurants und Brasserien der französischen 31<br />
Hauptstadt (6): Designrestaurants<br />
Batobus – Mit dem Linienschiff über die Seine 28<br />
Nr.<br />
Stadtentwicklung – Seine-Ufer: Neugestaltung der Ufer der 28<br />
Seine<br />
Serie: Restaurants und Brasserien der französischen 28<br />
Hauptstadt (3) – Ungewöhnliche Restaurants<br />
Mehr als nur Kino – Legendäre Lichtspielhäuser der 23<br />
französischen Hauptstadt<br />
Hotels<br />
Le Narcisse Blanc – Paris 62<br />
La Belle Juliette – Paris 54<br />
Hotel Lutetia – Paris 32<br />
2 Pariser Umland Nr.<br />
Ecouen – Ein Museum für die Renaissance 50<br />
Saint-Denis – Ruhestätte der Könige 33<br />
3 Norden & Champagne Nr.<br />
Hauts-de-France – Familistère de Guise,von «Versailles für 64<br />
Arbeiter» zum bewohnten Museum<br />
Baie de Somme – Eine beeindruckende Reise (Teil 2): 63<br />
Le parc du Marquenterre<br />
Baie de Somme – Eine beeindruckende Reise (Teil 1): die 62<br />
Abbaye de Saint-Riquier<br />
Nordfrankreich – Auf den Spuren eines großen französischen 59<br />
Architekten<br />
Marais Audomarois – Ein Sumpfgebiet für Kenner 58<br />
Le Touquet-Paris-Plage – Ein Strand für die Hauptstadt 55<br />
Lille – Die unterschätzte Metropole 54<br />
Calais – Eine Stadt mit Spitze 48<br />
Musée Matisse – Kunstgenuss auf dem platten Land 47<br />
Pays de Condé – Eine Bergbaugegend erfindet sich neu 43<br />
Maison de Robert Schuman – Zu Besuch bei einem der Väter 42<br />
des vereinten Europas<br />
Marne – In der Heimat des Champagners 40<br />
10 Ideen… für Nord-Pas-de-Calais 38<br />
Arras & Douai – Riesen für den Kleinen 36<br />
Jardin Mosaic – Ein Spaziergang wird zur Reise 33<br />
Hotels<br />
Le Domaine de la Chartreuse – Gosnay 57<br />
Pasino – Saint-Amand-les-Eaux 43<br />
4 Elsass & Lothringen Nr.<br />
Grand-Est – Graufthal,das Elsass zur Zeit der Streichhölzer 64<br />
Kirrwiller – 520 Einwohner und die drittgrößte Music Hall 62<br />
Frankreichs<br />
Weihnachtskugeln aus Meisenthal – nicht nur Kugeln, 61<br />
sondern Objekte voller Sinn<br />
Château de Lunéville – Wie Phoenix aus der Asche 52<br />
Grosbliederstroff & Kleinblittersdorf – Ein Grenzfall: Zwei 49<br />
zwangsverbrüderte Orte stellen sich vor<br />
Abbaye de Murbach – Es steht ein Kloster im Walde 47<br />
Schiffshebewerk Saint-Louis/Arzviller – Ein Fahrstuhl für 45<br />
Schiffe<br />
Musée Lalique – Eine Hommage an die Glasmacherkunst 43<br />
Genuss – Die AOC des Elsass 42<br />
10 Ideen… für ein Wochenende im Elsass 41<br />
Haut-Koenigsbourg – Ein wahrhaft deutsch-französisches 40<br />
Kulturerbe<br />
Bitche – Das zweite Leben einer Zitadelle 38<br />
Grand Ballon – Eine Wanderung auf die Spitze der Vogesen 37<br />
Neufchef & Aumetz – Das stolze Erbe der lothringischen 36<br />
Kumpel<br />
Städtevergleich – Metz versus Nancy 34<br />
Hotels<br />
La Cheneaudière – Colroy-la-Roche 61<br />
La Clairière Bio- & Spa-Hotel – La Petite-Pierre 38<br />
5 Burgund & Jura Nr.<br />
Belfort – Die wiederentdeckte Genialität eines Künstlers 64<br />
Bourgogne-Franche-Comté – Alésia, Auf den Spuren der 63<br />
Gallier<br />
Route des Grands Crus – Die Champs-Elysées von Burgund 61<br />
Montbéliard – 30 Jahre Lumières de Noël 61<br />
Dijon – Mehr als nur Senf 53<br />
Genuss – Die AOC der Franche-Comté 47<br />
Genuss – Die AOC Burgunds 48<br />
Maison de Louis Pasteur – Ein Dorf im Fokus der<br />
43<br />
Wissenschaft<br />
Hospices de Beaune – Ein Krankenhaus mit Weinbergen 41<br />
Lac de Pannecière – Spaziergang durch die Ruinen eines 41<br />
untergegangenen Dorfes<br />
Montbéliard – Die Farben einer Stadt 41<br />
Peugeot-Museum – Mehr als ein Automobilmuseum 39<br />
Wein – Saint-Véran aus Burgund 35<br />
Châtillon-sur-Seine – Das Erwachen einer verschlafenen<br />
Provinzstadt<br />
6 Loire-Tal Nr.<br />
La grange de Meslay: Von der Holzkathedrale zum<br />
60<br />
Musiktempel<br />
Tours – Frischer Wind im Loiretal 59<br />
Chambord – Mehr als nur ein beeindruckendes Schloss 58<br />
Saumur – Stall, Schloss, Fluss 55<br />
Genuss – Die AOC der Pays de la Loire 45<br />
Cheverny – Das Schloss von Tim und Struppi 43<br />
Ballonfahrt übers Loire-Tal – Bitte zeichne mir ein Schloss 38<br />
Blois – Ein Schloss der Geheimnisse und Intrigen 36<br />
Wein – Chinon, ein Wein für alle Fälle 34<br />
Le Mans – Unerwartet anders 33<br />
Angers – Einfach l(i)ebenswert 30<br />
Hotels<br />
Troglododo – Azay-le-Rideau 31<br />
7 Normandie Nr.<br />
Le Havre – 500 Jahre, das will gefeiert werden ! 62<br />
Cherbourg – Dem Meer zugewandt 53<br />
Rouen – Die normannische Hauptstadt 51<br />
Cabour, Deauville, Trouville-sur-Mer, Honfleur –<br />
49<br />
Die Stars der Côte Fleurie<br />
Oscar Niemeyer – Mit Frankreich auf Du und Du 48<br />
Mont-Saint-Michel – Der Wunsch, eine Insel zu werden 48<br />
Impressionismus – Normandie, Heimat des<br />
45<br />
Impressionismus<br />
Genuss – Die AOC der Normandie 39<br />
10 Ideen… für die Normandie 37<br />
Dieppe – Die Stadt und das Meer 34<br />
Mémorial Caen – Ein Museum für den Frieden 31<br />
Ile de Tatihou – Eine fantastische Reise 28<br />
Jumièges – Die Ruinenreste der Abtei von Jumièges 23<br />
Hotels<br />
Hotel de Bourgtheroulde – Rouen 51<br />
Hôtel les bains de Cabourg – Cabourg 49<br />
Domaine de la Corniche – Rolleboise 36<br />
8 Bretagne Nr.<br />
Côtes d’Armor – La Vallée des Saints, die bretonische 63<br />
Osterinsel<br />
Brest und Roscoff – Mehr als nur zwei Gärten 62<br />
Bretagne – Umfriedete Pfarrbezirke 61<br />
Ile d’Ouessant – Eine Insel voller Leben 58<br />
L’Aber-Wrac’h – Eine Handbreit Wasser unterm Kiel 55<br />
Montagnes Noires – Wo die Bretagne in die Höhe wächst 54<br />
Côte d’Emeraude – Vom Cap Fréhel zur Pointe du Grouin 52<br />
Ploumanac’h – Die Magie der bretonischen Nordküste 48<br />
Vitré, Fougères, Combourg, Château des Rochers-Sévigné 47<br />
– Mittelalterliche Festungen und literarische Vermächtnisse<br />
Brest – Die unterschätzte Hafenstadt am Ende der Welt 41<br />
Genuss – Die AOC der Bretagne 40<br />
Abbaye de Daoulas – Kloster der Kultur und der Heilpflanzen 39<br />
Pointe du Raz – Das Ende der Welt 31<br />
Hotels<br />
Château de Sable – Porspoder 58<br />
Castel Beau Site – Ploumanac’h 48<br />
9 Atlantikküste Nr.<br />
Nouvelle-Aquitaine – Die Metamorphose von Bordeaux, 64<br />
Eine Zwischenbilanz<br />
Coup de cœur – Die Eiche im Taubenschlag von Pouzay 63<br />
Bordeaux 60<br />
Baskenland – Corniche Basque, von Saint-Jean-de-Luz nach 55<br />
Hendaye<br />
Angoulême – Provinznest und Hauptstadt 52<br />
Rochefort – Die Stadt, die ihre Träume lebt 49<br />
Wein – Jurade de Saint-Emilion 47<br />
Bordeaux – Bordeaux 2.0 46<br />
Ile d’Oléron, Ile de Ré, Ile Madame, Ile d’Aix, Fort Boyard 46<br />
– Reif für die Insel(n)<br />
Wein – Ein asiatischer Winzer im Bordelais 46<br />
Loire-Mündung – Kunst am Fluss 45<br />
Cognac – Von betrunkenen Spinnen und verdächtig<br />
42<br />
schwarzen Fassaden<br />
Radfernweg – Velodyssey, immer am Atlantik entlang 41<br />
Klöster – Abteien, die sogar Kinder begeistern 40<br />
Marais Poitevin – Die grünen Kanäle des Marais Poitevin 38<br />
Likör – Angélique de Niort, Likor aus einer Heilpflanze 38<br />
Wein – Château Bardins 37<br />
34
Futuroscope – Zukunftspark mit rosiger Zukunft 37<br />
Gironde – Wie Vauban eine Flussmündung abriegelte 36<br />
Genuss – Gâteau basque 34<br />
Bassin d’Arcachon – Auf den Spuren der Austernzüchter 28<br />
Hotels<br />
Hôtel de Sèze – Bordeaux 64<br />
Surprenantes – Nantes 55<br />
Hôtel Napoléon – Ile d’Aix 46<br />
Logis Saint-Martin – Saint-Maixent-l’Ecole 37<br />
L’Avant-Scène – Bordeaux 34<br />
10 Auvergne & Limousin Nr.<br />
Nouvelle-Aquitaine – Les Pans de Travassac, eine<br />
63<br />
Spektakuläre Reise in das Land des Schiefers<br />
Cevennen – Im Land einsamer Hochebenen und tiefer 52<br />
Schluchten<br />
Vichy – Ein Kurbad mit schicksalhafter Vergangenheit 49<br />
Genuss – Die AOC des Limousin 48<br />
Clermont-Ferrand – Aufbruch aus schwieriger Position 47<br />
Genuss – Die AOC der Auvergne 38<br />
Viaduc de Garabit – Der horizontale Eiffelturm im<br />
37<br />
Zentralmassiv<br />
Hotels<br />
Domaine Saint Estève – Millau 53<br />
11 Périgord & Midi-Pyrénées Nr.<br />
Vallée de la Dordogne: Wo man « wie Gott in Frankreich 60<br />
lebt »<br />
Rodez – In der Heimat von Pierre Soulages 54<br />
Genuss – Die AOC von Midi-Pyrénées 50<br />
Tradition – Toulouse im Zeichen des Veilchens 47<br />
Airbus-Fabrik – Zu Besuch bei Airbus in Toulouse 46<br />
Gouffre de Padirac – Der Erdmitte ein Stückchen<br />
44<br />
näherkommen<br />
Pastell – Das blaue Gold 43<br />
Bastiden – Die neuen Städte des Mittelalters 42<br />
Genuss – Diskrete Früchtchen, Backpflaumen aus Agen 33<br />
Im Katharerland – Ein Wanderweg zwischen Mittelmeer und 30<br />
den Pyrenäen<br />
Hotels<br />
Chateau de la Treyne – Lacave, Vallée de la Dordogne 60<br />
Grand Hôtel Le Turenne – Beaulieu-sur-Dordogne 47<br />
Le Grand Balcon – Toulouse 42<br />
12 Pyrenäen Nr.<br />
Le Train Jaune – Ein Zug als Wahrzeichen 45<br />
13 Languedoc-Roussillon Nr.<br />
Occitanie – Assignan,Das unglaubliche Schicksal eines 64<br />
französischen Dorfes<br />
Sigean: das Reservat der glücklichen Tiere 60<br />
Languedoc-Roussillon – Überraschende Mittelmeerregion 59<br />
Carcassonne – Imponierende Festungsstadt des Mittelalters 57<br />
Côte Vermeille – Paulilles, wenn die Hölle zum Paradies 57<br />
wird<br />
La Grande-Motte – Retrochic am Mittelmeer 50<br />
Sète – Authentisch und definitiv südländisch 48<br />
Saint-Guilhem-le-Désert – Wenn ein Krieger zum<br />
47<br />
Klosterbruder wird<br />
Stadtentwicklung – Montpellier, ein Synonym für Dynamik 47<br />
Le Train Jaune – Ein Zug als Wahrzeichen 45<br />
Pont du Gard – Altes Aquädukt erfrischend jung 41<br />
Céret & Collioure – Zwei Dörfer im Fokus der Kunst 37<br />
Wein – AOC Fitou, Qualitätsgarant aus dem Süden 33<br />
Nîmes – Römische Baudenkmäler und mediterrane<br />
23<br />
Lebensfreude<br />
14 Rhône-Tal Nr.<br />
Lyon – Rendezvous in der Rue du Premier-Film 64<br />
Drôme – Wandern auf den Spuren der Hugenotten 62<br />
Lyon – Die Metamorphose eines Arbeiterviertels in ein 61<br />
Freilichtmuseum<br />
Lyon – Eine Stadt gewinnt ihre Flussufer zurück 59<br />
Lyon-Confluence – 24 Stunden im Neubauviertel 48<br />
Montélimar & Umgebung – Eine Reise zwischen gestern 46<br />
und morgen<br />
Tradition – Guignol, kleine Helden aus Lyon 43<br />
Drôme-Tal – Ein Geheimtipp zwischen Provence und Alpen 42<br />
Wein – Clairette de Die 42<br />
Genuss – Die AOC von Rhône-Alpes 41<br />
Grignan – Im Land der schönen Briefe: eine Reise nach 40<br />
Grignan<br />
Wein – Lirac, das « mediterranste » Weinanbaugebiet im 40<br />
Rhône-Tal<br />
Jardin Zen d’Erik Borja – Auf der Suche nach dem<br />
39<br />
verlorenen Garten<br />
Gastronomie – Michel Chabran, der Luxus der Simplizität 39<br />
Genuss – L’O Provençale: Olivenöl aus Nyons 36<br />
Ardèche – Zu den schönsten Dörfern der Ardèche 34<br />
Palais Idéal du Facteur Cheval – Die Kraft eines Traumes 33<br />
Hotels<br />
Manoir de la Roseraie – Grignan 40<br />
Helvie – Vals-les-Bains 23<br />
15 Alpen Nr.<br />
Lac d’Annecy – Einmal um den Lac d’Annecy 51<br />
Chambéry – Die alte Hauptstadt Savoyens 50<br />
Route Napoleon – Einmal quer durch die Alpen 49<br />
Montblanc – Alpine <strong>Winter</strong>freuden 31<br />
Val d’Isère – Internationale Skistation auf 1.850 Metern Höhe 30<br />
Vogelpark von Villars-les-Dombes – Gefiederte Freunde 28<br />
Hotels<br />
Petit Hôtel Confidentiel – Chambéry 50<br />
Avenue Lodge Hotel – Val d’Isère 28<br />
16 Provence Nr.<br />
Fontaine-de-Vaucluse – Die berühmteste Quelle Frankreichs 58<br />
Sénanque – Klösterliche Besinnung in der Provence 55<br />
Arles – Römische Pracht und prachtvolle Kunstvorlage 53<br />
Roussillon – Das Colorado Frankreichs 52<br />
Marseille – Die Renaissance einer Metropole!? 49<br />
Umwelt – Lavendel der Provence in Gefahr 46<br />
Orange – Eine Stadt spielt Theater 42<br />
10 Ideen… für die Provence 39<br />
Dentelles de Montmirail – Mit dem Mountainbike durch das 34<br />
kleine Gebirge<br />
Saint-Rémy-de-Provence – Die provenzalische Idylle von 33<br />
Saint-Rémy<br />
Avignon – Ein Tag in der Stadt der Päpste 31<br />
Hotels<br />
B Design & Spa – Le Paradou 39<br />
Attrap’Rêves – Allauch 33<br />
17 Côte d’Azur Nr.<br />
Hyères – eine authentische Ecke am Mittelmeer 63<br />
Antibes – Die Überraschung an der französischen Riviera 54<br />
Monaco – Internationales Zirkusfestival von Monte Carlo 53<br />
Parks & Gärten – Exotische Gärten und grüne Oasen an der 51<br />
Côte d’Azur<br />
Gonfaron – Ein Eldorado für Schildkröten 50<br />
Monaco – Die unglaubliche Saga eines kleines Fürstentums 47<br />
Grasse – Der Duft einer Hauptstadt 45<br />
Bormes-les-Mimosas – Wo Blumen wie Königinnen verehrt 39<br />
werden<br />
Ile de Port-Cros – Kleine Trauminsel im Mittelmeer 38<br />
Domaine du Rayol – Die Geschichte eines ungewöhnlichen 36<br />
Parks<br />
Nizza – Frühlingsgefühle einer Diva 32<br />
Côte d’Azur – Jean Cocteau zwischen Nizza und Menton 28<br />
Hotels<br />
Mas du Grand Vallon – Mougins 45<br />
Clarion Grand Hôtel Aston – Nizza 41<br />
Château de la Messardière – Saint-Tropez 35<br />
<strong>18</strong> Korsika Nr.<br />
Filitosa – Wenn Steine zu sprechen beginnen 55<br />
Bonifacio – Korsikas geschichtsträchtiger Höhepunkt 51<br />
Cap Corse – Türme, Kühe und Kanonen: Unterwegs auf dem 49<br />
Zöllnerpfad vom Cap Corse<br />
Genuss – Die AOC Korsikas 43<br />
Überseegebiete (DOM/TOM)<br />
Nr.<br />
Guadeloupe – Mehr als eine Insel, ein ganzes Archipel 52<br />
Französisch-Guayana – Natur, Geschichte, Raumfahrt 37<br />
Martinique – Entdeckungen in einer Postkartenidylle 31<br />
Ti’Punch & Planteur – Der Charme der Antillen in zwei 31<br />
Cocktails<br />
Hotels<br />
La Toubana Hôtel & Spa – Guadeloupe 52<br />
Cap Est Lagoon Resort & Spa – Martinique 30<br />
Weitere Themen<br />
Chantals Rezepte<br />
Nr.<br />
Appetitanreger<br />
Gratin de légumes du jardin 47<br />
Suppen<br />
La soupe aux champignons de Paris 52<br />
Soupe à l’oignon gratinée 48<br />
Gaspacho de tomates et fraises 46<br />
Gaspacho de tomate 40<br />
Velouté de laitue 38<br />
Salate<br />
Salade au crottin de chèvre chaud 34<br />
Quiches & Tartes<br />
Tarte d’automne aux champignons et à la farine de<br />
60<br />
châtaignes<br />
Spezial: Quiches 55<br />
Tarte aux rillettes 37<br />
Quiche Lorraine 33<br />
Gratins, Aufläufe & Toasts<br />
Camembert rôti au four 57<br />
Croque Monsieur & Croque Madame 54<br />
Parmentier de canard 31<br />
Fleischgerichte<br />
Poulet fermier basse température à l’ail 62<br />
Rôti de porc aux pruneaux 59<br />
Steak tartare 51<br />
Coq au vin 43<br />
Fischgerichte<br />
Millefeuille de crabe au saumon fumé 63<br />
Sole meunière 61<br />
Desserts<br />
Le Far Breton 64<br />
Profiteroles au chocolat chaud 58<br />
Ile flottante 49<br />
Fondant au chocolat au coeur de framboises 45<br />
Poires safranées et ses tuiles à l’orange 42<br />
Crème brûlée à la fleur d’oranger 39<br />
Soupe de fraises 28<br />
Gebäck<br />
Les petits sablés de Noël 53<br />
Le Paris-Brest 50<br />
Cannelés 41<br />
Baba au rhum 23<br />
Getränke<br />
Liqueur d’estragon 36<br />
Weine & Alkoholika<br />
Nr.<br />
Wein/Portrait – Glucklich wie Sabine und Jörg in Frankreich 64<br />
Wein – Crémant, ein kleiner Schaumwein mausert sich 63<br />
Wein – Der elsässische Winzer Jean-Paul Schmitt ist seinen 61<br />
Reben näher denn je<br />
Alkoholische Getränke – Frankreich, das neue Eldorado für 60<br />
Bierliebhaber<br />
Wein – Der neue Trend beim Aperitif à la française 59<br />
Wein – Warum wird Wein nicht grundsätzlich im Holzfass 58<br />
gelagert?<br />
Champagner – Was Sie schon immer über Champagner 57<br />
wissen wollten<br />
Produktpiraterie – Wenn Weinflaschen gefälscht sind 54<br />
Weltkulturerbe – Frankreichs Winzer greifen zum Welterbetitel:<br />
53<br />
Les coteaux, maisons et caves de Champagne (Teil 2)<br />
Weltkulturerbe – Frankreichs Winzer greifen zum<br />
52<br />
Welterbetitel: Les Climats de Bourgogne (Teil 1)<br />
Muscadet – Ein Wein voller Überraschungen 51<br />
Châteauneuf-du-Pape – Ein Wein mit päpstlicher Aura 50<br />
Aperitif – Die Kunst des Aperitifs 49<br />
Weinfarbe – Eine kleine Weinfarbenkunde 48<br />
Jurade de Saint-Emilion – Mehr als Folklore: eine Tradition, 47<br />
die lebt!<br />
Peter Kwok – Ein asiatischer Winzer im Bordelais 46<br />
Karaffieren und Dekantieren – Die Kunst des Karaffierens 45<br />
und Dekantierens<br />
Picon – « Un Picon-Bière, s’il vous plaît » 43<br />
Cognac – Von betrunkenen Spinnen und verdächtig<br />
42<br />
schwarzen Fassaden<br />
Clairette de Die – Der Schaumwein für glückliche Menschen 42<br />
Lagerung – Tipps zum Aufbewahren von Wein 41<br />
Bier – Schattendasein oder Geheimtipp? 40<br />
Lirac – Das « mediterranste » Weinanbaugebiet im Rhône-Tal 40<br />
Wein & Gesundheit – Vive le vin! Vive la santé! 39<br />
Angélique de Niort – Likor aus einer Heilpflanze 38<br />
Château Bardins – Ein kleines Familien-Weingut in Pessac- 37<br />
Léognan<br />
Cognac – Eine ungewöhnliche Erfolgsgeschichte 36<br />
Chinon – Ein Wein für alle Fälle 34<br />
AOC Fitou – Qualitätsgarant aus dem Süden 33<br />
Ti’Punch & Planteur – Der Charme der Antillen in zwei 31<br />
Cocktails<br />
Alpillen – Das Weingebiet Les Baux-de-Provence 28<br />
Rum – Hochprozentiges aus Übersee 23<br />
Genuss<br />
Nr.<br />
Gilles Choukroun – Ein Sternekoch, der die Pariser an den 62<br />
Flughafen zieht<br />
Gastronomie – Wenn ein junger Koch einen Michelin-Stern 61<br />
erhält<br />
Spitzengastronomie – Fabian Feldmann, ein deutscher 53<br />
Sternekoch im Land der Feinschmecker<br />
Produkte – Orangina 53<br />
Produkte – Petit Suisse 52<br />
Produkte – Hollywood- und Malabar-Kaugummis 51<br />
Serie: Frankreichs AOC – Die AOC von Midi-Pyrénées 50<br />
Serie: Frankreichs AOC – Die AOC Aquitaniens 49<br />
Pays de la Loire – Gut essen im Pays-de-la-Loire 49<br />
Serie: Frankreichs AOC – Die AOC des Limousin 48<br />
Serie: Frankreichs AOC – Die AOC der Franche-Comté 47<br />
Serie: Frankreichs AOC – Die AOC Burgunds 46<br />
Serie: Frankreichs AOC – Die AOC der Pays de la Loire 45<br />
Trüffel – Schwarze Diamanten 44<br />
Serie: Frankreichs AOC – Die AOC Korsikas 43<br />
Serie: Frankreichs AOC – Die AOC des Elsass 42<br />
Serie: Frankreichs AOC – Die AOC von Rhône-Alpes 41<br />
Serie: Frankreichs AOC – Die AOC der Bretagne 40<br />
Gastronomie – Michel Chabran, der Luxus der Simplizität 39<br />
Serie: Frankreichs AOC – Die AOC der Normandie 39<br />
Serie: Frankreichs AOC – Die AOC der Auvergne 38<br />
Rillettes – Einfach, deftig, köstlich 37<br />
L’O Provençale – Olivenöl aus Nyons 36<br />
Gâteau basque – Traditionelles Gebäck aus dem Baskenland 34<br />
Backpflaumen aus Agen – Diskrete Früchtchen 33<br />
Ti’Punch & Planteur – Der Charme der Antillen in zwei 31<br />
Cocktails
Politik & Wirtschaft<br />
Nr.<br />
Politik – Präsidentschaftswahlen <strong>2017</strong>, Präsidiale Orte 63<br />
Wirtschaft – Atomkraft in Frankreich: der Niedergang eines 59<br />
Systems, das sich zu sicher fühlte<br />
Events – Paris: Olympische Spiele oder Weltausstellung? 55<br />
Regionen – Auf der Suche nach neuen Hauptstädten 55<br />
Regionen – Auf der Suche nach neuen Namen 54<br />
Kindergeld – Ist eine Reform überhaupt möglich? 53<br />
Pestizide – Marie-Lys Bibeyran, eine Frau kämpft gegen 53<br />
Pestizide<br />
Regionen – Neugliederung der Regionen 52<br />
SNCM – Ist die Fährgesellschaft noch zu retten? 51<br />
Landesstruktur – Reform der Regionen und Departements 50<br />
François Hollande – Es ist nicht einfach, Präsident zu sein 49<br />
Verkehrspolitik – Die Wiederentdeckung der Langsamkeit 47<br />
Monnaie de Paris – Pessac, hinter den Kulissen der Euro- 47<br />
Münzprägung<br />
Hochschulpolitik – Teaching in English? Oh mon Dieu! 46<br />
Umwelt – Lavendel der Provence in Gefahr 46<br />
Gregor Gysi – Der Linken-Politiker und Frankreich 43<br />
Machtverhältnisse – Alles nach links 41<br />
Medien – Die politische Ausrichtung französischer Medien 40<br />
Tourismus – Hauptsache außergewöhnlich 40<br />
Volksabstimmungen – Modethema im Wahlkampf 39<br />
Fünf Jahre Sarkozy – Zeit für eine Bilanz 38<br />
François Hollande – Der neue Präsident? 37<br />
Umweltschutz – Kettensägenmassaker am Welterbe Canal 36<br />
du Midi<br />
Laizität – Ein Thema von immerwährender Aktualität 34<br />
TGV – Wieviel Hochgeschwindigkeit kann sich Frankreich 34<br />
leisten?<br />
Bistrosterben – Naht das Ende des Bistros? 33<br />
Reiseziele der Politiker – Plages de gauche, plages de 28<br />
droite, Urlaub in politischen Farben<br />
Frankophonie – Eine Situationsanalyse 28<br />
Frédéric Mitterrand – Der neue französische Kulturminister 23<br />
Gesellschaft & Alltag<br />
Nr.<br />
Gesellschaft – Le Mondial la Marseillaise à pétanque, der 63<br />
größte Boule-Wettkampf der Welt<br />
Geschichte – Tromelin, Die Insel der vergessenen Sklaven 63<br />
Yacine Aït Kaci – Der Vater von Elyx, des Botschafters der 62<br />
guten Laune<br />
David Ken – Der Fotograf, der das Glück fotografiert 62<br />
Verkehr – Paris: das Tauziehen um die Umwandlung des 61<br />
Seine-Ufers in eine Fußgängerzone geht weiter<br />
Geschichte: Die Johnnies, die Lieblingsfranzosen der 60<br />
Engländer<br />
Frauen und Männer, die sich für die deutsch-französische 60<br />
Freundschaft einsetzen: Barbara Barberon-Zimmermann,<br />
Mitbegründerin des deutsch-französischen Kulturfestivals<br />
arabesques<br />
Brexit: Wie denken Briten, die in Frankreich leben, darüber? 60<br />
Fußball – Euro 2016: 10 Stadien warten auf die Fussballfans 59<br />
Integration – die Schwächen des französischen Systems 58<br />
Erfolgsgeschichten aus Frankreich –<br />
58<br />
Denis Mollat, der Buchhändler 2.0<br />
Geschichte – 300. Todestag von Ludwig XIV. in Versailles: 57<br />
Begräbnisrituale leben länger als Könige<br />
Gesellschaft – Hinter den Kulissen des CROSS Corsen. 57<br />
Innenstädte – Das Comeback der Innenstädte 55<br />
Erinnerungskultur – Passen Gedenken und Tourismus 52<br />
zusammen?<br />
Vergangenheitsbewältigung – Die geklauten Kinder von La 51<br />
Réunion<br />
Fußball – Annike Krahn, eine deutsche Fußballerin in Paris 50<br />
Wandern – Die Franzosen entdecken das Wandern 49<br />
Fußball-EM 2016 – Frankreich im Stadienbaurausch 48<br />
Franzosen und Gesellschaftsspiele – Ein Markt mit 45<br />
Steigerungspotential<br />
EU-Hauptstadtjahre: 2013 – Nantes und Marseille werden 43<br />
europäische Hauptstädte<br />
<strong>Winter</strong>schlussverkauf – Der andere <strong>Winter</strong>sport 43<br />
Michel Chevalet – Der Mann, der den Franzosen die 42<br />
Wissenschaft erklärt<br />
Kriminalität – Angst über der Stadt 42<br />
Bürgerbewegung – Libérez les menhirs 42<br />
Jean Viard – Der Mann, der Frankreich beobachtet 41<br />
Simone Hérault – Die Stimme Frankreichs 40<br />
Berühmtheiten – Die 100 bekanntesten Franzosen 39<br />
Frankreichbild – Frankreichs Image in der Welt 39<br />
Académie Française – Die Unsterblichen, die 40 Wächter der 39<br />
französischen Sprache<br />
Der Präfekt – Lebendes Symbol des Zentralismus 38<br />
Lido – Carien, Startänzerin im Lido 37<br />
Tourismus – Trends für den <strong>Winter</strong>urlaub 2011/12 36<br />
Gardienne – Félisa, Gardienne in Paris 36<br />
Ladenöffnungszeiten – Wird der Sonntag zum Werktag 34<br />
Ehrenlegion – Geht es noch um Verdienste? 33<br />
Mona Ozouf – Bretonin, Französin und Europäerin 31<br />
Fußball – Ist der Ball denn auch in Frankreich rund? 28<br />
Frankophonie – Eine Situationsanalyse 28<br />
Versailles – Traditionelle Berufe hinter historischen Mauern 23<br />
Kunst & Kultur<br />
Nr.<br />
Portrait – Auf den Spuren von Jacques Prévert 64<br />
Sprache – Aussprache, Kartografie eines Systems à la 64<br />
française<br />
Kultur – 1977-<strong>2017</strong>: Centre Pompidou, 40 Jahre und immer 61<br />
noch überraschend<br />
Musik: Das unglaubliche Vermächtnis von Maurice Ravel 60<br />
Neue Museen – Museumseröffnungen wie am Fließband 54<br />
Künstlerdörfer – 10 Künstlerdörfer zum Verlieben 54<br />
Musée Soulages Rodez – In der Heimat von Pierre Soulages 54<br />
Louvre – Wie Mona Lisa & Co. den Krieg überlebten 50<br />
Musée Matisse – Kunstgenuss auf dem platten Land 47<br />
Götz Alsmann – Götz Alsmann in Paris 46<br />
Patricia Kaas – Französische Chansonsängerin mit 45<br />
deutschen Wurzeln<br />
Museen – Frankreichs Museen auf der Überholspur 45<br />
ST-ART – Eine Kunstmesse zwischen den Welten 38<br />
Céret & Collioure – Zwei Dörfer im Fokus der Kunst 37<br />
Französisches Historisches Museum – Ein Projekt schlägt 31<br />
hohe Wellen<br />
Pariser Philharmonie – Wenn Politik von der Realität 31<br />
eingeholt wird<br />
Jean Cocteau an der Côte d’Azur – Jean Cocteau zwischen 28<br />
Nizza und Menton<br />
Lebensart<br />
Nr.<br />
Produkte – La Pléiade 64<br />
Produkte – Das Salz La Baleine 63<br />
Produkte – Das Papier d’Arménie 62<br />
Produkte – Der gelbe Briefkasten der Post 61<br />
Produkte – Der Bistrostuhl « Drucker »: zeitlos und pariserisch 60<br />
Produkte – Bol à prénom 59<br />
Produkte – Eau de Javel 58<br />
Produkte – Sophie la girafe 57<br />
Café-Kultur – Auf der Terrasse eines französischen Cafés… 55<br />
Produkte – Messer 55<br />
Spiele – Ein Puzzle als Unikat 54<br />
Produkte – Duralex-Gläser 54<br />
Tradition – Toulouse im Zeichen des Veilchens 47<br />
Guignol – Kleine Helden aus Lyon 43<br />
Le Bon Marché – Eine Pariser Institution feiert ihren 160. 41<br />
Geburtstag<br />
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ART DE VIVRE Gastronomie<br />
Kaviar von der<br />
französischen<br />
Atlantikküste –<br />
der neue Star<br />
Man stellt sich immer vor, dass Kaviar von weit her kommt, zum Beispiel aus dem<br />
Iran oder aus Russland, vom Kaspischen oder vom Schwarzen Meer … Dabei<br />
liegen die Dinge inzwischen ganz anders: Kaviar ist zwar – neben Gewürzen –<br />
noch immer eines der teuersten Nahrungsmittel auf der Welt, doch beinahe hätte<br />
es ihn gar nicht mehr gegeben. Dass man ihn nach wie vor genießen kann, ist<br />
Initiativen und in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannten Forschungsarbeiten<br />
zu verdanken. Diese haben zum umfassenden Wandel einer Branche geführt,<br />
in deren Rahmen sich der Südwesten Frankreichs still und leise zum wichtigsten<br />
Produzenten der wertvollen schwarzen Perlen entwickelt hat.<br />
Es ist eine schöne Straße. Sie führt in gerader Linie<br />
über den sandigen Boden eines riesigen Pinienwaldes<br />
am Rande des Bassin d‘Arcachon. Nichts<br />
lässt darauf schließen, dass sich am Ende ein etwas ungewöhnlicher<br />
Betrieb befindet, den man in dieser Region zunächst<br />
gar nicht vermutet. Ein Betrieb, der jedes Jahr vier<br />
Tonnen Kaviar an Kunden in der ganzen Welt liefert:<br />
L’Esturgeonnière. Diese Kaviarfarm, die ihre Produkte unter<br />
der Marke Perlita vertreibt, ist eine von sechs Kaviarfarmen<br />
in Frankreich. Sie wurde 1991 in der Gemeinde<br />
Teich gegründet und beschäftigt heute 15 Mitarbeiter.<br />
Damals war dies die einzige Farm im Hexagon, die ausschließlich<br />
der Züchtung von Stören gewidmet war. Ganz<br />
unerwartet trifft man also mitten im Wald auf 280 Tonnen<br />
Fische – männliche und weibliche –, die auf rund 40 Wasserbassins<br />
mit einer Gesamtfläche von 5000 m² verteilt<br />
sind. Die Qualität des gefilterten Wassers wird streng<br />
überwacht. Darauf ist das Unternehmen ganz besonders<br />
stolz. Das Wasser, in dem sich die Störe befinden, wird sowohl<br />
mechanisch als auch biologisch gefiltert und mithilfe<br />
86 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>
einer Geothermalquelle ganzjährig auf einer Temperatur<br />
zwischen 14 und 17° C gehalten. Es wird in derselben<br />
Qualität wieder an die Umwelt zurückgegeben, in der es<br />
entnommen wurde, was europaweit als eine Besonderheit<br />
gilt! Der Umwelteinfluss der Farm ist also auf ein absolutes<br />
Minimum reduziert.<br />
Jedes Jahr im Frühjahr werden hier rund 50 000 Setzlinge<br />
geboren, die bis zu Beginn des Sommers in Brutanlagen<br />
bleiben. Sobald sie etwa zehn Gramm wiegen,<br />
werden die « Fischbabys » in kleine Bassins unter freiem<br />
Himmel umgesetzt, wo sie weiter wachsen, bevor sie dann<br />
schließlich eine lange, sehr lange Zeit in den großen Bassins<br />
verbringen. Die Produktion von Kaviar ist nämlich<br />
ein langwieriger Vorgang. Von den ursprünglich 50 000<br />
Setzlingen werden nur 7000 bis 7500 weibliche Fische<br />
tatsächlich Kaviar produzieren … Und das erst nach acht<br />
oder neun Jahren!<br />
Bis dahin ist der Ablauf genau festgelegt: Im Alter<br />
von drei Jahren wird mithilfe von Ultraschall das Geschlecht<br />
der Störe bestimmt. Die männlichen Fische<br />
werden dann von den weiblichen getrennt und als Speisefische<br />
verkauft. Die Fischweibchen produzieren nun<br />
den Rogen. Im Alter von acht oder neuen Jahren erfolgt<br />
bei ihnen eine letzte Ultraschalluntersuchung, um die<br />
Größe der Eier zu bestimmen. Für die Marke Perlita<br />
müssen diese mindestens einen Durchmesser von 2,6<br />
Millimetern haben. Ist dies der Fall, werden die Fische,<br />
deren Durchschnittsgewicht zu diesem Zeitpunkt sechs<br />
Kilo beträgt, getötet, und man entnimmt ihnen die Eierstöcke,<br />
die etwa 10 % des Fischgewichtes ausmachen.<br />
Das Fleisch wird für den Konsum verkauft. Nun beginnt<br />
– unter strengsten Hygienebedingungen – ein beeindruckender<br />
Wettlauf gegen die Zeit. Der Rogen wird sorgfältig<br />
nach Größe, Farbe und Textur sortiert, gesiebt und<br />
gewaschen. Er wird lediglich mit Salz und einem einzigen<br />
Konservierungsmittel gemischt und in Dosen abgefüllt.<br />
Der ganze Prozess verläuft sehr schnell. Zwischen<br />
der Entnahme der Eier und dem Verpacken vergehen<br />
weniger als eineinhalb Stunden.<br />
Bei einer Besichtigung der Produktionsstätte wird<br />
sofort klar, dass man den Ablauf dort perfekt beherrscht.<br />
Die Gesten sind präzise, nichts wird dem Zufall überlassen.<br />
Man spürt direkt, dass die Menschen, die hier arbeiten,<br />
wirklich wissen, was sie tun: Die meisten von ihnen<br />
sind im Laufe der Jahre richtiggehende Experten im Bereich<br />
der Kaviarherstellung geworden. Und das nicht ohne<br />
Grund, denn sie haben zum Großteil dazu beigetragen,<br />
dass heute überhaupt noch Kaviar produziert wird.<br />
Michel Berthommier, der Direktor von Perlita, erinnert<br />
sich: « In den 70er-Jahren wurden weltweit rund 1000<br />
Tonnen Kaviar produziert, heute sind es noch 250 Tonnen.<br />
Das Produkt wäre beinahe vom Markt verschwunden<br />
… » Die Geschichte des Kaviars ist wirklich erstaunlich!<br />
Bis 2005 standen die Sterne für diese Branche mehr<br />
oder weniger günstig. Die wichtigsten Lieferländer waren<br />
Russland und der Iran, die an Standorten am Kaspischen<br />
Meer produzierten. Absatzprobleme gab es keine. Dies lag<br />
vor allem daran, dass ab den 70er-Jahren von den weltweit<br />
produzierten 1000 Tonnen alleine 500 Tonnen von Luftfahrtgesellschaften<br />
abgenommen wurden. Das war für die<br />
Produzenten nicht ganz unpraktisch! Das Phänomen hielt<br />
an. In den 80er-Jahren haben beispielsweise alleine die<br />
Passagiere in den Concordes der Fluggesellschaften Air<br />
France und British Airways pro Jahr durchschnittlich 20<br />
Tonnen Kaviar « konsumiert ». Doch ab 2005 geriet dieser<br />
Sektor in eine noch nie dagewesene Krise. Die Zahl der<br />
wilden Störe im Kaspischen Meer ging durch die Auswirkungen<br />
von Klimaerwärmung, Verschmutzung und<br />
Überfischung nach und nach stark zurück. Die Behörden<br />
zogen es vor, die Augen zu verschließen und reagierten<br />
nicht. Die Störe wurden schnell zu einer gefährdeten Art<br />
und die Weltproduktion brach drastisch ein. Am Ende<br />
betrug sie nur noch 5 Tonnen. Für viele Experten war damit<br />
das Ende des Kaviars eingeläutet.<br />
Doch es gab ein paar Widerspenstige, die sich mit dieser<br />
Situation nicht abfinden wollten. Vor allem in Frankreich<br />
hatte man in weiser Voraussicht bereits frühzeitig<br />
damit begonnen, sich des Problems anzunehmen. Es war<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 87
ART DE VIVRE Gastronomie<br />
klar, dass das Hexagon in Sachen Stör mit der Erfahrung<br />
von Russland und dem Iran bei Weitem nicht mithalten<br />
konnte. Doch das Land hatte ebenfalls eine enge Beziehung<br />
zum Stör. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts war nämlich der<br />
Europäische Stör (Acipenser sturio) in Frankreich ein Speisefisch,<br />
dessen Fleisch sehr geschätzt wurde. So geschätzt,<br />
dass er ebenfalls ein Opfer von Überfischung wurde und fast<br />
vollständig ausstarb … In den 70er-Jahren hatte dann ein<br />
öffentliches Forschungszentrum namens CEMAGREF die<br />
Idee, sibirische Störe (Acipenser baeri) einzuführen. Diese<br />
passten sich dem französischen Klima gut an, sodass im Südwesten<br />
immer mehr von ihnen gezüchtet wurde.<br />
« Zunächst hat uns in Frankreich nur das Fischfleisch interessiert<br />
», erinnert sich Michel Berthommier. « Doch angesichts<br />
der Kaviarkrise im Jahr 2005 war klar, dass in diesem<br />
Bereich Handlungsbedarf bestand. Nachdem also durch den<br />
Lauf der Dinge Schluss mit Wildkaviar war, musste man<br />
über die Entwicklung von Zuchtkaviar nachdenken. So ist<br />
1991 L’Esturgeonnière entstanden: wegen des Fischfleisches,<br />
aber auch vor dem Hintergrund der Kaviarproduktion. Den<br />
ersten Kaviar gab es 1997. Mit kaum einmal 50 Kilogramm<br />
war die Menge damals noch äußerst bescheiden … Es war<br />
dennoch ein schöner Anfang! »<br />
Das neue Produkt war willkommen. Es trug dazu bei, die<br />
Rentabilität des Fischzuchtbetriebes zu verbessern, denn Investitions-<br />
und Produktionskosten waren hoch. Im Laufe der<br />
Jahre wurde die Vermarktung des Störfleisches im Vergleich<br />
zum Umsatz, der mit dem Verkauf der Eier erzielt wird, zur<br />
Nebensache. Doch der Übergang war nicht einfach gewesen.<br />
Man hatte sich zunächst Kenntnisse über die Fischzucht<br />
aneignen und vor allem ständig neue Techniken entwickeln<br />
müssen, um die gesundheitspolizeilichen und umwelttechnischen<br />
Anforderungen erfüllen und eine Produktion auf<br />
höchstem Niveau gewährleisten zu können. Selbstverständlich<br />
mussten Fehler, wie sie beispielsweise an den Ufern des<br />
Kaspischen Meeres begangen worden waren, vermieden<br />
werden. In diesem Bereich wurden die Produzenten von der<br />
Region Nouvelle-Aquitaine unterstützt, die vor allem die<br />
Forschung förderte.<br />
Der Übergang vom Wildkaviar zum Zuchtkaviar war<br />
keine einfache Angelegenheit, vor allem angesichts der langen<br />
Aufzuchtdauer (acht bis neun Jahre). Sehr schnell stellte<br />
sich die Frage nach der Nahrung. Auf diesen Punkt legt man<br />
nicht nur bei L’Esturgeonnière, sondern in Frankreich generell<br />
sehr großen Wert. Es kommt nicht infrage, den Stören<br />
Tierfleisch zu füttern, wie dies beispielsweise in China skrupellos<br />
praktiziert wird. Dieses Land produziert heute ungefähr<br />
100 Tonnen Kaviar pro Jahr, zu einem – wie man sich<br />
denken kann – konkurrenzlos niedrigen Preis. Frankreich ist<br />
das einzige Land, das ganz auf Nahrung auf tierischer Basis<br />
verzichtet und ausschließlich Fischmehl füttert, obwohl dies<br />
die Kosten um 30 % erhöht. Es kommt ebenfalls nicht in<br />
Betracht, auf Lagerhaltung zu setzen: Der Kaviar von hier<br />
ist ein junger Kaviar mit einem subtilen Geschmack, der<br />
nicht mit manchen Kaviaren vergleichbar ist, die übermäßig<br />
gesalzen sind, um einen sehr jodhaltigen Geschmack zu<br />
88 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>
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ART DE VIVRE Gastronomie<br />
Michel Berthommier, Geschäftsführer von L‘Esturgeonnière<br />
überdecken – die Amerikaner sprechen hierbei von « fishy<br />
tasting » – und die zum Teil länger als ein Jahr abgefüllt<br />
sind. Bei Perlita setzt man dagegen alles daran, die gesamte<br />
Produktion in weniger als einem Jahr zu verkaufen. Das<br />
ist komplizierter, aber gleichzeitig ein Qualitätsmerkmal.<br />
« Oft wissen die Menschen nicht, dass<br />
Kaviar ein Produkt ist, das sich im Laufe der<br />
Zeit verändert », erklärt Michel Berthommier.<br />
« Daher ist es unerlässlich zu wissen, wann er<br />
produziert und abgepackt wurde. Das Mindesthaltbarkeitsdatum,<br />
das auf den Dosen angegeben<br />
werden muss, ist keine ausreichende Information. »<br />
Anhand solcher Details kann man die Preisunterschiede<br />
besser einordnen: Im Supermarkt findet man teilweise<br />
(sehr kleine) Dosen Kaviar für 10 Euro. Doch das Produktionsdatum<br />
ist nicht angegeben, und bei einem solchen<br />
Preis braucht man nicht darauf zu hoffen, dass die<br />
Störe ausschließlich mit Fisch ernährt wurden. Solche<br />
Angebote sind meist Marketingaktionen, die nur kurze<br />
Zeit dauern und die Konsumenten überraschen sollen. Vor<br />
allem bieten sie Herstellern die Möglichkeit, hohe Lagerbestände<br />
loszuwerden, bevor die Ware verdirbt … Der<br />
Geschmack bleibt dabei natürlich auf der Strecke.<br />
Eigentlich sollte das Verkosten von Kaviar ein außergewöhnlicher<br />
Moment sein. Ein seltener Genuss, den man<br />
sich gönnt, und der gleichzeitig vielleicht sogar eine neue<br />
Erfahrung ist. L’Esturgeonnière verkauft eine 20-g-Dose<br />
für etwa 35 Euro. Das ist natürlich nicht billig. Doch diese<br />
Menge ist für zwei Personen ausreichend und verschafft<br />
mit Sicherheit ein kulinarisches Erlebnis. Betrachtet man<br />
bei einem Besuch der L’Esturgeonnière die Bassins, so<br />
kann man zurecht sagen, dass der Stör dank der Hartnäckigkeit<br />
und Entschlossenheit einiger Menschen nicht<br />
nur vor dem Aussterben bewahrt wurde, sondern dass sein<br />
Überleben auch in Zukunft gesichert ist, solange ein Interesse<br />
an seinen wertvollen Eiern besteht …<br />
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Interview mit Alain Rousset,<br />
Präsident der Region Nouvelle-Aquitaine<br />
Alain Rousset, warum unterstützt die Region Nouvelle-<br />
Aquitaine die lokale Kaviarproduktion?<br />
Die Region unterstützt die Entwicklung der<br />
lokalen Landwirtschaft generell in großem Maße.<br />
Das gehört zu meinen Prioritäten. Denken Sie<br />
daran, dass in der Region Nouvelle-Aquitaine die<br />
Landwirtschaft und die Nahrungsmittelindustrie<br />
die beiden wichtigsten Wirtschaftsbereiche sind.<br />
Die Nahrungsmittelindustrie ist mit 7600 Unternehmen<br />
und einem Umsatz von mehr als 13 Milliarden<br />
Euro der wichtigste Arbeitgeber. Daher ist es<br />
absolut logisch, dass wir diese Branche unterstützen,<br />
zumal sie darüber hinaus dazu<br />
beiträgt, dass unsere ländliche<br />
Region einen ausgezeichneten<br />
Ruf hinsichtlich ihrer kulinarischen<br />
Spezialitäten<br />
besitzt.<br />
Wie drückt sich diese Unterstützung<br />
konkret aus?<br />
Wir geben Forschungs-<br />
und Innovationsprojekten<br />
den<br />
90 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>
Vorrang. Ein Beispiel ist das Projekt zur Wiedereinführung<br />
des Europäischen Störs (Acipenser sturio) in den<br />
Flüssen Garonne und Dordogne. Dieser Stör ist der größte<br />
Wanderfisch in französischen Gewässern, der ansonsten<br />
in den europäischen Flüssen Europas quasi ausgestorben<br />
ist. Das Projekt wurde im Übrigen mit Unterstützung der<br />
EU durchgeführt. Eine weitere interessante Maßnahme,<br />
welche die Region fördert, ist die Produktion von Kaviar,<br />
bei der die Störweibchen nicht automatisch getötet werden,<br />
sowie die Erforschung alternativer Herstellungsmethoden<br />
von Kaviar.<br />
Heute Kaviar, morgen vielleicht Hopfen: Heutzutage werden<br />
auf regionaler Ebene immer mehr neue Produkte und Absatzmöglichkeiten<br />
entwickelt. Diese Dynamik steht im Gegensatz<br />
zu dem, was man sonst aus der französischen Landwirtschaft<br />
hört …<br />
Ich wünsche mir, dass sich die Region Nouvelle-Aquitaine<br />
für Innovationen in allen Branchen einsetzt. Wenn<br />
sich im Landwirtschaftsbereich neue Märkte auftun,<br />
dann müssen sich die Produzenten hier selbstverständlich<br />
entsprechend positionieren. Denken Sie daran, dass unsere<br />
Region mit 216 Qualitäts- und regionalen Herkunftsbezeichnungen<br />
landesweit auf dem ersten Platz liegt.<br />
Diversität und Qualität gehören zu den Reichtümern<br />
unserer Agrikultur, die dadurch besser mit klimatischen<br />
Widrigkeiten oder unvorhergesehenen Marktentwicklungen<br />
umgehen kann. Wir sind so weniger anfällig als<br />
andere Gebiete, und gerade das macht die Stärke unseres<br />
Landwirtschaftsmodells aus. In diesem Kontext engagiert<br />
sich die Region für die landwirtschaftlichen Produzenten,<br />
um diese in ihren Expansionsbestrebungen zu begleiten,<br />
beziehungsweise, um die Schwächsten von ihnen zu unterstützen.<br />
Alain Rousset, wir danken Ihnen für das Gespräch.<br />
Kaviar ist nicht gleich Kaviar<br />
Vielleicht haben Sie in deutschen Supermärkten bereits Dosen<br />
mit Fischeiern entdeckt, welche die Aufschrift « Deutscher<br />
Kaviar » tragen. Der Inhalt gleicht dem klassischen Kaviar zum<br />
Verwechseln, sieht man von einem nicht unwichtigen Faktor ab:<br />
dem Preis. Ein solches Produkt wird in der Regel zu einem Preis<br />
von 15 Euro pro 50 Gramm verkauft. Wir geben Ihnen allerdings<br />
einen Rat: Lesen Sie genau durch, was auf dem Etikett steht,<br />
dann werden Sie schnell merken, wo der Unterschied liegt.<br />
Zunächst stammt dieser Rogen nicht von Stören, sondern von<br />
einem Fisch namens Cyclopterus lumpus (Seehase). Diese<br />
Fische leben im Nordatlantik, in der Nordsee und im Baltischen<br />
Meer. Sie haben nichts mit Stören und echtem Kaviar zu tun.<br />
Noch unerfreulicher ist allerdings, dass derartige Produkte<br />
auch Konservierungsmittel, Farbstoffe, Aromen, sogar Gluten<br />
und Soja enthalten. Also nicht gerade das, was man von einem<br />
100 % natürlichen Produkt erwartet. Im Gegensatz dazu enthält<br />
der Kaviar von L’Esturgeonnière absolut nichts, außer Salz und<br />
einem einzigen Konservierungsmittel. Davon konnten wir uns<br />
mit eigenen Augen überzeugen. Was das Datum auf den<br />
Verpackungen des Deutschen Kaviars angeht, so erscheint<br />
dort nur das Haltbarkeitsdatum. Das Herstellungsdatum taucht<br />
nirgends auf … Der « Low-Cost-Kaviar » soll angeblich möglichst<br />
vielen Menschen Gelegenheit bieten, diese wertvollen<br />
Fischeier zu essen. Dabei sind die Produkte überhaupt nicht<br />
vergleichbar. Es ist also besser, ein bisschen mehr auszugeben<br />
– rund 35 Euro – und dafür vielleicht etwas weniger, aber<br />
garantiert hochwertigen Kaviar zu bekommen. Außerdem hat<br />
man dann die Gewissheit, ein natürliches Produkt zu essen, das<br />
ein Genusserlebnis verspricht, an das man sich noch lange<br />
erinnern wird.<br />
Oben: Kaviar von L‘Esturgeonniere, nur mit Salz und einem<br />
einzigen Konservierungsmittel. Unten: Kaviarersatz aus dem<br />
Supermarkt mit einer Vielzahl verschiedenster Zusatzstoffe.<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 91
ART DE VIVRE Produkte<br />
Serie: Typisch französische Produkte (15)<br />
Die Zitronenpresse<br />
aus Glas von Luminarc<br />
Ist Ihnen auch bereits einmal aufgefallen, dass ein a<br />
priori unbedeutendes Objekt einen durchaus besonderen<br />
Stellenwert haben kann?<br />
Nehmen Sie beispielsweise die Zitronenpresse aus<br />
Glas. Vom Aussehen her handelt es sich dabei um einen<br />
ganz simplen, ganz banalen Haushaltsgegenstand, den<br />
man für 3 bis 4 Euro erhält und der auf keiner besonderen<br />
Technik beruht. Ein Objekt, das – Sie werden dem<br />
sicherlich zustimmen – zwar unbestritten nützlich ist,<br />
wenn man es braucht, das aber andererseits nicht dazu<br />
geeignet ist, unser Leben auf den Kopf zu stellen.<br />
Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass dieser<br />
sympathische Gegenstand durchaus seine Vorzüge hat.<br />
Zunächst einmal, weil er aus Glas ist. In Zeiten, in denen<br />
sich Kunststoff und andere Stoffe mit endokriner<br />
Wirkung in unseren Küchen viel zu sehr breitgemacht<br />
haben, kann man dies nur als echten Vorteil bezeichnen.<br />
Auch die praktischen Gesichtspunkte sprechen für<br />
sich: Die Presse ist einfach zu reinigen, man kann sie<br />
sogar in die Spülmaschine tun, was zugegebenermaßen<br />
sehr nützlich sein kann. Zu guter Letzt ist offensichtlich,<br />
dass weder eine komplizierte Gebrauchsanweisung<br />
für die Handhabung studiert werden muss, noch das<br />
Risiko einer technischen Störung besteht. Kein Zweifel:<br />
Dieser kleine Glasgegenstand verrichtet die einzige<br />
Aufgabe, für die er konzipiert wurde, nämlich den Saft<br />
einer Zitrone auszupressen, effizient. Und eigentlich ist<br />
das auch alles, was wir von ihm erwarten …<br />
Damit scheint bereits alles gesagt zu sein, was es<br />
über diese Zitronenpresse zu sagen gibt. Und doch<br />
kommt diesem kleinen, banalen Objekt in Frankreich<br />
eine viel größere Bedeutung zu. Um zu verstehen,<br />
warum das so ist, muss man sich etwas näher mit der<br />
Geschichte der Presse-citron von Luminarc befassen.<br />
Alles begann <strong>18</strong>25 im kleinen nordfranzösischen<br />
Dorf Arques, in der Nähe von Saint-Omer (Pas-de-<br />
Calais). Dort ließ sich eine Glasmanufaktur nieder,<br />
welche die örtliche Wirtschaft<br />
beleben und sich im Laufe der<br />
Jahrhunderte zu einem der größten<br />
französischen Unternehmen<br />
entwickeln sollte. Sie ist heute<br />
unter dem Namen Arc bekannt und<br />
gehört weltweit zu den Leadern im<br />
Bereich Tischkultur.<br />
Ab 1948, im Zuge der Reindustrialisierung<br />
in der Nachkriegszeit, durchlief das<br />
Unternehmen – das damals Verrerie-Cristallerie<br />
d’Arques hieß – eine beachtliche Entwicklung<br />
und kreierte mit « Luminarc » seine erste Marke. Der<br />
Name entstand aus der Wortverbindung von Lumière<br />
und dem Namen der Stadt. Ziel war damals, die<br />
Glasproduktion von ihrem handwerklichen Status zu<br />
einer richtigen Industrie zu entwickeln. Dafür investierte<br />
das Unternehmen ansehnliche Summen und installierte<br />
industrielle Anlagen, mit denen die Produkte<br />
auf mechanische Art gefertigt werden konnten. Das<br />
war eine kleine Revolution.<br />
Von den Produktionsbändern liefen nun zwei<br />
Kultobjekte: das Ballonglas, das sofort von allen französischen<br />
Bistros übernommen wurde, um darin Wein<br />
auszuschenken, und von dem heute immer noch drei<br />
Millionen Stück pro Jahr abgesetzt werden, sowie die<br />
Zitronenpresse aus gegossenem Glas, die schnell zu<br />
einem legendären Objekt und sogar zum Symbol der<br />
Marke wurde.<br />
Und dieses kleine Objekt wurde zu einem regelrechten<br />
wirtschaftlichen Wunder: Die Franzosen nahmen<br />
es an und noch heute wird es millionenfach verkauft,<br />
obwohl es sich seit den 50er-Jahren absolut nicht<br />
verändert hat. Das Design und vor allem das Gewicht<br />
– ein Synonym für Solidität – sind die Garanten seiner<br />
Reputation. Man muss nur einmal eine der zahlreichen<br />
Nachahmerprodukte getestet haben – vor allem die aus<br />
92 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>
Kunststoff –, um sofort wieder zum Original zurückzukehren:<br />
zur echten Zitronenpresse von Luminarc.<br />
In jüngster Zeit ist die kleine Zitronenpresse sogar in<br />
den Nachrichten aufgetaucht. Während der Kampagne<br />
für die Präsidentschaftswahlen hat sich Emanuel Macron<br />
nach Arques begeben, um den Beschäftigten von<br />
Arc seine Unterstützung zuzusichern. Das Unternehmen<br />
gehört heute nämlich einem amerikanischen Pensionsfonds<br />
und befindet sich seit einigen Jahren in wirtschaftlichen<br />
Schwierigkeiten. Bei<br />
dieser Gelegenheit haben einige<br />
Angestellte daran erinnert, dass die<br />
Zitronenpresse, die sich in fast allen französischen<br />
Haushalten befindet, quasi zum industriellen<br />
Kulturerbe des Landes gehört, und dass man sich um ihr<br />
« Wohlergehen » sorgen sollte. Die Botschaft kam an: Der<br />
französische Staat hat daraufhin interveniert, um den<br />
Investoren eine Finanzspritze in Höhe von 35 Millionen<br />
Euro in das Großunternehmen, das immerhin 5000 Menschen<br />
beschäftigt, « zu erleichtern ». So hat diese kleine<br />
Zitronenpresse über den Kultstatus hinaus nun eine politische<br />
Symbolik erlangt, als ob ihr Kauf gleichzeitig bedeuten<br />
würde, sich mit einem in Schwierigkeiten geratenen<br />
Industriezweig solidarisch zu zeigen.<br />
In dieser Serie werden Produkte vorgestellt, die sich in fast jedem französischen Haushalt befinden oder die für viele Franzosen kleine<br />
Nationalheiligtümer sind. In den letzten Ausgaben sind erschienen: Hollywood- und Malabar-Kaugummis (Nr. 51), Petit Suisse (Nr. 52),<br />
Orangina (Nr. 53), Duralex-Gläser (Nr. 54), Messer (Nr. 55), l’école des loisirs (Nr. 56), Sophie la girafe (Nr. 57), Eau de Javel (Nr. 58), Bol à prénom<br />
(Nr. 59), Bistrostuhl « Drucker » (Nr. 60), der gelbe Briefkasten der Post (Nr. 61), Papier d’Arménie (Nr. 62), das Salz La Baleine (Nr. 63) und die<br />
Literatursammlung La Pléiade (Nr. 64).<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 93
KULTURSCHOCK<br />
Gastlichkeit<br />
vs<br />
hospitalité<br />
Es ist Gewöhnungssache » hört<br />
man oft in Deutschland, wenn<br />
« man über Kulturunterschiede<br />
spricht. Es gibt aber Sachen, bei<br />
denen man glaubt, man könne<br />
sich nie daran gewöhnen, wenn<br />
man sie zum ersten Mal erlebt,<br />
und das, obwohl man sich sehr<br />
wohl fühlt in dem Land, wo<br />
man willkommen geheißen<br />
wurde.<br />
Ich wohne seit elf Jahren<br />
im schönen Deutschland, habe<br />
ein Jahr im charmanten, studentisch<br />
geprägten Göttingen gelebt<br />
und bin nun seit zehn Jahren in der<br />
bayerischen Landeshauptstadt München.<br />
Und noch nichts ist mir bis jetzt<br />
mehr in Erinnerung geblieben als das<br />
erste Mal, als ich netterweise zu neuen<br />
Bekanntschaften zum Abendessen eingeladen<br />
wurde.<br />
Es war an einem schönen Herbstabend<br />
in Göttingen. Ich war frisch<br />
aus meiner Heimat angekommen<br />
und total begeistert über die Aufgeschlossenheit<br />
und Freundlichkeit der<br />
ersten Deutschen, denen ich begegnen<br />
durfte. Obwohl mein Wortschatz in<br />
Deutsch noch sehr begrenzt war und<br />
mein Sprachniveau wirklich keiner<br />
hohen Sportleistung entsprach, wurde ich<br />
von einer lieben deutschen Studentin in<br />
ihrer Wohngemeinschaft zum Abendessen<br />
eingeladen. Diese Einladung stellte<br />
für mich eine tolle Gelegenheit dar, neue<br />
Bekanntschaften zu machen.<br />
Als typischer Franzose kaufte ich<br />
eine Flasche Rotwein, einige Nüsse<br />
und Oliven zum Aperitif und machte<br />
mich fröhlich auf den Weg zu meinem<br />
ersten deutschen Abenteuer. Kaum<br />
angekommen, wurde ich mit großer<br />
Begeisterung von meiner neuen<br />
Freundin empfangen und wurde,<br />
nachdem ich selbstverständlich<br />
meine Schuhe ausgezogen hatte<br />
und scheußliche Hausschuhe<br />
stattdessen angezogen hatte, die<br />
gar nicht mehr zu meinem Outfit<br />
passten, in das Wohnzimmer<br />
– oh nein, pardon – in die Küche<br />
geführt. Mit großer Überraschung<br />
und kaum versteckter Begeisterung<br />
(ironisch), sah ich plötzlich ein<br />
ganzes Kochteam voll in Aktion, das<br />
mich mit einem breiten Lächeln und<br />
« Hi » begrüßte. Innerhalb von fünf<br />
Sekunden war ich mit einer Schürze<br />
angezogen. Man steckte mir ein<br />
riesiges Fleischmesser in die Hand<br />
und ich durfte Putenfleisch in Stücke<br />
94 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>
schneiden. Wahrscheinlich hatten meine großen offenen<br />
Augen und meine Sprachlosigkeit schon mein Entsetzen<br />
verraten, als ich ungefähr eine Tonne Kartoffeln zu schälen<br />
bekam und mir außerdem noch verschiedenste Gemüse<br />
zu waschen und auch zu schneiden hingelegt wurden.<br />
In diesem Moment hatte ich das entsetzliche Gefühl,<br />
eingeladen zu sein, um als Koch zu dienen und um ausgenutzt<br />
zu werden. Letztendlich wird man als Franzose im<br />
Ausland oft sofort als Chefkoch eingestuft, ohne gefragt<br />
zu werden. Ich wollte nur noch weg und fragte<br />
mich schon, welche Ausrede ich finden<br />
könnte, um von diesem « verrückten<br />
Haus » zu entfliehen !<br />
Wie kann man jemanden<br />
zu einem gemütlichen<br />
Abend essen<br />
ein laden und ihn<br />
dann gleich bei<br />
Ankunft fragen,<br />
das Essen mit<br />
vorzu be reiten ?<br />
Eine undenkbare<br />
Vorstellung,<br />
vor allem<br />
für einen<br />
verwöhnten<br />
Fran zo sen, der<br />
daran ge wöhnt<br />
ist, wenn er einge<br />
laden ist, anzukommen,<br />
sich für<br />
die Einladung zu bedanken,<br />
seine Schuhe<br />
selbstverständlich an zube<br />
halten, sich hinzusetzen<br />
und zu war ten, dass er die<br />
ganze Zeit « königlich » mit den<br />
bes ten Köstlichkeiten verwöhnt und<br />
bedient wird !<br />
Ich weiß, ich übertreibe leicht und bin ironisch,<br />
aber in Frank reich wird Wert darauf gelegt, dass der Gast<br />
nichts in der Küche zu suchen hat, verwöhnt wird und vor<br />
allem nichts zu tun hat außer essen, trinken und Quatsch<br />
erzählen.<br />
An dieser Stelle möchte ich betonen, dass diese fast unterwürfige<br />
Haltung des Gastgebers in Frankreich auch zu<br />
Verlegenheiten führen kann. Der manchmal « überarbeitete<br />
» Gastgeber, der sich zu viel vorgenommen hat, lehnt<br />
jegliche Hilfe ab und man fühlt sich selber manchmal sehr<br />
unwohl nicht helfen zu dürfen, während der Freund praktisch<br />
eine sportliche Leistung vollführen muss, um alles<br />
rechtzeitig fertig zu haben. Noch dazu versucht er nicht<br />
gestresst zu erscheinen und ein entspanntes Gespräch die<br />
ganze Zeit weiter zu führen…<br />
Aber kommen wir zu unserer Abendessenserfahrung<br />
in Deutschland zurück.<br />
Nachdem mein Entsetzen und mein Erstaunen<br />
überwunden war, was gar nicht so einfach gewesen<br />
war, begann ich doch, die schöne Seite dieser für mich<br />
neuen und erstaunlichen Gepflogenheit zu spüren. Nur<br />
selten habe ich so eine schöne Stimmung in einer Küche<br />
erlebt. Alle waren begeistert, jeder hatte zu jedem<br />
Ratschläge gegeben und zu meiner Überraschung war<br />
dieser Moment optimal, um Bekanntschaften zu machen.<br />
Zusammen zu kochen, Musik zu hören, ein Bier<br />
oder ein Glas Wein beim gemeinsamen<br />
kochen genießen und über alles und<br />
nichts zu quatschen schuf eine<br />
unglaublich entspannte und<br />
warme Atmosphäre.<br />
Erstaun lich er weise<br />
haben dann nach<br />
dem Kochen alle<br />
ziem lich schnell<br />
ge ges sen, so<br />
schnell, dass<br />
ich mich fragte,<br />
in wie fern<br />
sie das Es sen<br />
ge nos sen hatten,<br />
das wir so<br />
lan ge vor bereitet<br />
hat ten.<br />
Das Es sen war<br />
wirklich nur<br />
da, um seinem<br />
Zweck zu dienen<br />
und zwar die Mägen<br />
voll zu kriegen.<br />
Sehr schnell saßen<br />
wir im Wohnzimmer gemütlich<br />
und tranken mehr<br />
als vernünftig. Die Stimmung<br />
wurde immer lockerer und schöner.<br />
Die Gemütlichkeit dieses Abends ist heute<br />
immer noch für mich unbeschreiblich, weil es so<br />
toll war.<br />
Wir in Frankreich essen stundenlang und bleiben ewig<br />
am Tisch sitzen. Dies ist praktisch eine Pflicht, um die<br />
Arbeit des Gastgebers zu würdigen und Wertschätzung<br />
zu zeigen. Der Tisch in Frankreich stellt also den Ort<br />
des Hauses dar, wo die Kommunikation sich entfaltet, wo<br />
man sich trifft, wo man sich austauscht und zusammen<br />
das Leben und die kulinarischen Köstlichkeiten genießt.<br />
Es war für mich neu zu entdecken, dass der Tisch nur<br />
einem pragmatischen Zweck in einem Haus dienen kann<br />
und keineswegs eine zentrale Rolle in der Gemeinsamkeit<br />
spielen muss.<br />
Dieser erste Kulturschock, den ich erleben durfte,<br />
ließ mich einen ehrlichen Moment erleben und bleibt für<br />
mich eine von den schönsten Entdeckungen der deutschen<br />
Mentalität, seitdem ich hier lebe.<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 95
LESERBRIEFE<br />
Leserbriefe<br />
Liebes Frankreich-erleben-Team!<br />
In der Sommerausgabe berichteten Sie<br />
über Hyères und stellten Josette Ecchelino<br />
vor. Das machte uns neugierig. Diese Frau<br />
wollten wir unbedingt kennenlernen. Auf<br />
der Karte stellten wir fest, Hyères befindet<br />
sich ca. 2 Stunden<br />
von unserem<br />
Urlaubsort entfernt<br />
(Levens). Die<br />
Fahrt wollten wir<br />
trotzdem gerne<br />
auf uns nehmen.<br />
Als wir die engen<br />
kleinen Gassen<br />
betraten, konnten<br />
wir schon das<br />
beschriebene<br />
Flair spüren.<br />
Provence, Italien?<br />
Die Lebendigkeit,<br />
die man inmitten<br />
der Fisch- und<br />
Gemüsehändler<br />
und der kleinen Restaurants spürte, spricht<br />
für sich. Dann kamen wir in die Rue Rabaton,<br />
in der Josette wohnt. Aufgeregt näherten wir<br />
uns dem Ziel (dem Laden). Leider war sie<br />
nirgendwo zu sehen. Vorsichtig betraten wir<br />
ihre Räumlichkeiten und eine freundliche<br />
Stimme forderte uns auf, hereinzukommen.<br />
Josette lag nämlich in ihrem Bett und sah<br />
fern. Da es ein wenig schummrig war,<br />
konnten wir sie nicht gleich sehen. Nach der<br />
freundlichen Begrüßung erzählten wir ihr den<br />
Grund unseres Kommens. Begeistert sprach<br />
sie über das Interview und dass es sehr lustig<br />
mit den Reportern zuging. Wir erfuhren, dass<br />
das Gebäude früher ein Stall gewesen ist<br />
und zu Wohnräumen umfunktioniert wurde.<br />
Wir staunten über die unzähligen Sachen,<br />
die zum Kauf angeboten wurden. An jenem<br />
Tag wurden Pfannen und Töpfe besonders<br />
günstig angepriesen. Uns fiel jedoch eine<br />
Zeichnung ins Auge, die die Rue du Vieux<br />
Cimetière in Hyères darstellt. Gekauft. Es<br />
ist natürlich ein Original, wie uns versichert<br />
wurde. Dazu gab es noch ein Cadeau - eine<br />
kleine Katzenfigur. Woher wusste Josette,<br />
dass wir Katzen so mögen? Dann fragte ich,<br />
ob wir ein Foto mit ihr machen dürften. Das<br />
wurde begeistert angenommen. Vor der<br />
Tür nahm Josette auf ihrem Stuhl Platz, und<br />
ich sollte mich auf ihren Schoß setzen. Das<br />
Foto wollte sie unbedingt haben (ist schon<br />
zugeschickt). Mit zwei herzlichen Baisers<br />
verließen wir Josette. Vielen Dank, dass<br />
wir Tata Jojo kennenlernen durften. Dieses<br />
Souvenir ist nicht käuflich zu erwerben und<br />
wird in unseren Köpfen, aber vor allem in<br />
unseren Herzen bleiben.<br />
Liebe Grüße<br />
Sandra und Björn Anlauf<br />
Redaktion: Liebe Frau Anlauf, lieber Herr<br />
Anlauf, vielen Dank für Ihre netten Zeilen. Wir<br />
freuen uns sehr, dass diese Begegnung mit<br />
Josette durch unseren Bericht zustande kam<br />
und Sie die Welt dieser Frau kennenlernen<br />
konnten. Auch uns hat beeindruckt,<br />
wie « Tata Jojo » ihre Lebensfreude und<br />
Liebenswürdigkeit ausdrücken und damit<br />
ein ganzes Viertel und seine Besucher<br />
prägen kann. Sobald sich eine Gelegenheit<br />
bietet, werden wir sie mit Sicherheit wieder<br />
besuchen!<br />
Redaktion: Liebe Frau Sandvoss, lieber<br />
Herr Sandvoss, wir haben uns sehr über<br />
die Karte gefreut, die Sie uns nach Ihrem<br />
Abstecher nach Assignan aus Leucate<br />
geschickt haben. Herzlichen Dank<br />
dafür. Die einladende und erholsame<br />
Atmosphäre in diesem Dorf ist uns<br />
ebenfalls noch in sehr guter Erinnerung. In<br />
der Tat kann man dort sicher sein, sehr gut<br />
zu essen!<br />
Grüße an die Redaktion, und wieder ein<br />
Kompliment an Madame Chantal.<br />
Den Far Breton kenne ich aus der Bretagne in<br />
vielen Varianten. Besonders hat mir der Tipp<br />
gefallen, den Far 10 Minuten im Backofen zu<br />
lassen und dann erst zu belegen. Mir ist der<br />
Far sehr gut gelungen, aber ich habe ihn mit<br />
Äpfeln belegt, und das ist neben Pflaumen<br />
eine Anregung für den Herbst.<br />
Beste Grüße<br />
Kurt Heinen<br />
Chantal: Lieber Herr Heinen, vielen Dank<br />
für Ihr Kompliment. Sie haben recht, ein Far<br />
breton mit Äpfeln ist ebenfalls köstlich!<br />
Liebes Team von Frankreich erleben,<br />
mit einem dicken Grinsen im Gesicht habe<br />
ich den Beitrag in der letzten Herbstausgabe<br />
gelesen. Gerade zurückgekehrt von einer<br />
Wohnmobilreise durch das Nord-Pasde-Calais<br />
und die Picardie hatten wir in<br />
Épernay das Vergnügen, selbst mit einer<br />
himmelblauen Ente durch die Weinberge<br />
der Champagne zu fahren. In einem<br />
Prospekt entdeckten wir die Mög lich keit,<br />
sich in Épernay<br />
ein en<br />
2 C V a u s z u -<br />
leihen. Wir<br />
zö ger ten<br />
nicht lange<br />
und konn -<br />
ten uns –<br />
auch dank<br />
der superfreund<br />
-<br />
lichen Unt<br />
e r s t ü t z u n g<br />
des Rezeptions<br />
teams auf dem Cam ping Municipal<br />
in Épernay – diesen Wunschtraum zu<br />
unserem 30. Hochzeitstag erfüllen. Mit<br />
unserem himmelblauen Gefährt waren<br />
wir der Hingucker schlechthin. Überall<br />
begegneten uns die Menschen mit einem<br />
Lächeln im Gesicht, die Erntehelfer in den<br />
Weinbergen pfiffen uns hinterher, winkten,<br />
und der Daumen war in die Höhe gestreckt.<br />
Es machte uns einfach nur riesig Spaß, mit<br />
dem charmanten Vehikel durch die Lande<br />
zu tuckern. Höchstgeschwindigkeit 50-60<br />
km/h, unterwegs mussten wir das Gestänge<br />
am Gaspedal wieder einhängen, die<br />
Technik ist simpel, aber sie funktioniert. Was<br />
will man mehr? Nostalgie pur! Da werden<br />
Erinnerungen an die Jugend und das erste<br />
eigene Auto wach. Damals eine Charleston-<br />
Ente in bordeaux-schwarzer Lackierung.<br />
Und ein herrlicher 30. Hochzeitstag, an den<br />
wir bestimmt noch lange zurückdenken<br />
werden.<br />
Mit herzlichen Grüßen<br />
Ulrike & Frank Staub<br />
Redaktion: Liebe Frau Staub, lieber Herr<br />
Staub,<br />
vielen Dank für Ihre Nachricht. Eine Fahrt<br />
mit einer Ente über Frankreichs Straßen<br />
sorgt in der Tat immer für unvergessliche<br />
Eindrücke, vor allem durch die Reaktionen<br />
der Menschen am Straßenrand. Dieses Auto<br />
bringt alle sofort zum Lächeln, es ist daher<br />
ein gutes Mittel, um Freundschaften zu<br />
schließen. Wir werden demnächst nochmals<br />
darauf zurückkommen.<br />
Hat Ihnen unser Magazin gefallen? Haben Sie<br />
Verbesserungsvorschläge oder Anregungen?<br />
Schreiben Sie uns. Wir sind gespannt auf Ihre Meinung!<br />
Per E-Mail: leserbriefe@frankreicherleben.de<br />
Per Brief: Frankreich erleben – Leserbriefe · Ajc Presse ·<br />
57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux · Frankreich<br />
Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Fassung zu<br />
veröffentlichen.<br />
96 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>
… die Schlussverkäufe<br />
in Frankreich<br />
Es ist eine Tradition, beinahe schon ein nationales Heiligtum: Zweimal<br />
pro Jahr stürzen sich die Franzosen in die Geschäfte, um von hohen<br />
Preisnachlässen zu profitieren. Es handelt sich dabei um die Zeit der<br />
Soldes, also um die französischen Sommer- und <strong>Winter</strong>schlussverkäufe.<br />
Es geht so weit, dass manche sogar Urlaub nehmen, um<br />
sicher zu sein, zu den Ersten im Laden zu gehören. Sind diese französischen<br />
Schlussverkäufe aber wirklich so interessant? Wie funktionieren<br />
sie genau? Das habe ich für Sie herausgefunden.<br />
Was genau sind die Soldes?<br />
Für den Handel sind sie eine gute<br />
Gelegenheit, Lagerbestände abzubauen<br />
und Platz für neue Kollektionen<br />
oder neue Produkte zu schaffen. Für<br />
die Verbraucher sind sie oft eine Gelegenheit,<br />
in den Genuss interessanter<br />
Preisnachlässe zu kommen. Es ist die<br />
einzige Zeit im Jahr, in der das französische<br />
Handelsgesetzbuch – Code<br />
du Commerce – einen Wiederverkauf<br />
mit Verlust gestattet. Der Händler hat<br />
also das Recht, ein Produkt billiger<br />
zu verkaufen, als er es eingekauft hat.<br />
Wann finden die Soldes statt?<br />
In Frankreich darf zweimal pro<br />
Jahr ein solcher Schlussverkauf durchgeführt<br />
werden, jeweils für einen<br />
Zeitraum von sechs Wochen. Was<br />
den <strong>Winter</strong>schlussverkauf (Soldes<br />
d‘ hiver) angeht, so beginnt dieser am<br />
zweiten Mittwoch im Januar, es sei<br />
denn, dieser fällt auf ein Datum nach<br />
dem 12. Januar. In diesem Fall beginnt<br />
er bereits am ersten Mittwoch. Der<br />
nächste <strong>Winter</strong>schlussverkauf findet<br />
von Mittwoch 10. Januar bis Dienstag<br />
20. Februar 20<strong>18</strong> statt. Achtung:<br />
Für die Departements Meurthe-et-<br />
Moselle, Meuse, Moselle und Vosges<br />
beginnen die Soldes bereits am 2. Januar<br />
und enden am 12. Februar 20<strong>18</strong>.<br />
Der Sommerschlussverkauf (Soldes<br />
d‘ été) beginnt traditionell am letzten<br />
Mittwoch im Juni, sofern dieser nicht<br />
auf ein Datum nach dem 28. Juni fällt;<br />
in diesem Fall beginnt er am vorletzten<br />
Mittwoch im Juni. 20<strong>18</strong> beginnen<br />
die Soldes am Mittwoch 27. Juni und<br />
enden am Dienstag 7. August. Abweichende<br />
Regelungen gelten für die<br />
Departements Alpes-Maritimes und<br />
Pyrénées-Orientales (Mittwoch 4. Juli<br />
bis Dienstag 14. August 20<strong>18</strong>) sowie<br />
für Korsika (Mittwoch 11. Juli bis<br />
Dienstag 21. August 20<strong>18</strong>). Egal ob<br />
Sommer- oder <strong>Winter</strong>schlussverkauf:<br />
Am ersten Tag dürfen die Läden um 8<br />
Uhr morgens geöffnet werden.<br />
Welche Produkte sind reduziert?<br />
Reduzierte Produkte sind mehr oder<br />
weniger « alte » Produkte, die in der<br />
Folge durch eine neue Kollektion<br />
(bei Kleidung) beziehungsweise<br />
durch Neuheiten (bei technischen<br />
Produkten) ersetzt werden. Der<br />
Händler darf nur Produkte mit<br />
Preisnachlass verkaufen, die in seinem<br />
Geschäft bereits angeboten wurden<br />
und deren Rechnungen seit mindestens<br />
einem Monat bezahlt sind. Er<br />
hat nicht das Recht, während des<br />
Schlussverkaufs nachzubestellen.<br />
Welche Preisnachlässe<br />
werden gewährt?<br />
Da während des Schlussverkaufs auch<br />
ein Verkauf mit Verlust gestattet ist,<br />
gibt es keine Grenzen. Nicht selten<br />
sieht man Reduzierungen bis zu 80 %<br />
oder mehr, vor allem gegen Ende der<br />
Soldes. Im Allgemeinen beginnen<br />
die Händler mit -20 % oder -30 %<br />
und machen dann je nach Abverkauf<br />
und Lagerbestand eine sogenannte<br />
zweite und dritte Démarque (eventuell<br />
sogar noch weitere), erhöhen also den<br />
Preisnachlass. Ein Tipp: Gedulden Sie<br />
sich ruhig ein wenig, und warten Sie<br />
darauf, dass der Prozentsatz steigt, es<br />
sei denn, Sie möchten sicher sein, ein<br />
ganz spezifisches Produkt oder eine<br />
ganz bestimmte Größe zu bekommen.<br />
Wie erkennt man die<br />
reduzierten Produkte?<br />
Der Händler ist dazu verpflichtet,<br />
die reduzierten Produkte klar zu<br />
kennzeichnen. Vor allem müssen<br />
auf den Etiketten dieser Produkte<br />
sowohl der ursprüngliche als auch<br />
der neue Preis angegeben sein.<br />
Im Ausnahmefall kann sich die<br />
Angabe auf die Höhe des Nachlasses<br />
in Prozent beschränken.<br />
Welche Rechte hat der<br />
Verbraucher bei Produkten<br />
des Schlussverkaufs?<br />
Reduzierte Artikel unterliegen denselben<br />
Garantien wie andere Produkte.<br />
Im Fall von nicht offensichtlichen<br />
Fabrikationsfehlern muss ein Artikel<br />
daher umgetauscht oder der Preis<br />
zurückerstattet werden. Wenn das<br />
gekaufte Produkt dem Kunden<br />
allerdings nicht mehr gefällt oder<br />
er sich in der Größe geirrt hat, ist<br />
der Händler nicht zur Rücknahme<br />
verpflichtet. Hierauf sollte man beim<br />
Kauf also achten! Anders sieht die<br />
Rechtslage jedoch im Versandhandel<br />
aus: Bestellt ein Kunde ein Schlussverkaufsprodukt<br />
per Internet oder<br />
Telefon, so kann er dieses innerhalb<br />
einer Frist von 14 Tagen ab dem<br />
Lieferdatum zurücksenden und<br />
sich den Preis erstatten lassen.<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 97
IMPRESSUM/VORSCHAU<br />
Impressum<br />
Frankreich erleben ist das Ergebnis von Teamarbeit. Neben den<br />
Autoren und Fotografen tragen auch die Lektoren, Grafiker und alle<br />
anderen Mitarbeiter zur Qualität der einzelnen Artikel bei. Daher sind<br />
keine einzelnen Personen am Ende eines Artikels hervorgehoben,<br />
sondern findet die Nennung im Impressum statt.<br />
Frankreich erleben erscheint im Verlag<br />
Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />
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Gründer des Magazins: Jean-Charles Albert und Markus Harnau<br />
Herausgeber: Jean-Charles Albert<br />
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Doucet, Laurent Fournerie, Alain Lardière, Ina Muñoz, Samuel Péchin,<br />
Annaïs Quetsub, Gérard Rival, Serge Robin, Sabine Schmitt<br />
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Ajc Presse • S.31: Serge Robin, Ajc Presse, Unesco Géoparc de<br />
Haute-Provence; Serge Robin, Ajc Presse • S.32-35: Serge Robin, Ajc<br />
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Presse • S.46-54: Serge Robin, Ajc Presse • S. 55: CTIG, DR • S.56-<br />
57: Serge Robin, Ajc Presse • S.58-60: Serge Robin, Ajc Presse •<br />
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• S.64: Cédric Brown, Ajc Presse • S.66-70: Jean-Charles Albert, Ajc<br />
Presse; Arne Thies, le Colombie • S.73 Cédric Brown, Ajc Presse •<br />
S.74-75: Maurice Albert et Nicole Cobac, Ajc Presse • S.76-81: Cédric<br />
Brown, Ajc Presse • S.86-89: Serge Robin, Ajc Presse • S.90: Serge<br />
Robin, Ajc Presse; Caviar Perlita, DR; Comité Régional de Nouvelle<br />
Aquitaine, Hervé Lefebvre • S.91: Serge Robin, Ajc Presse; Isabelle<br />
Schmidt • S.93: Chantal Cobac, Ajc Presse • S.94-95: DR • S.97:<br />
Serge Robin, Ajc Presse • S.98: Cédric Brown et Serge Robin, Ajc<br />
Presse.<br />
Auch die nächste Ausgabe von Frankreich erleben<br />
verspricht wieder spannende Einblicke.<br />
Passend zum Frühling werden<br />
Sie erfahren, dass es immer<br />
mehr zeitgenössische Künstler<br />
in Frankreich gibt, die ihre<br />
Werke inmitten der freien Natur<br />
ausstellen. Die sogenannte<br />
LANDART ist mehr als nur<br />
eine Modeerscheinung, sie ist<br />
ein ganz neuer Ansatz in Sachen<br />
Kultur und Tourismus und<br />
sorgt überall in Frankreich für<br />
schöne Überraschungen.<br />
ZWISCHEN DIJON<br />
UND LYON machen wir<br />
Halt in einer diskreten und<br />
verkannten Stadt, einer<br />
Stadt, die sich abseits der<br />
wichtigen touristischen Pfade<br />
befindet, die man daher<br />
oft links liegen lässt, obwohl<br />
sie mit echten Schmuckstücken<br />
aufwarten kann.<br />
Und vieles mehr ...<br />
Begleiten Sie uns auf<br />
einer geruhsamen Fahrt,<br />
für die man keinen Führerschein<br />
benötigt, AUF<br />
EINEM DER GE-<br />
SCHÜTZTESTEN<br />
FLÜSSE FRANK-<br />
REICHS.<br />
Ausgabe Nr. 66 - Frühjahr 20<strong>18</strong><br />
Erscheint am 22. Februar 20<strong>18</strong><br />
98 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>
Großzügige Unterkünfte im modernen Design, eine Wellnesslandschaft<br />
mit 5 Saunen, Sonnenterrasse und Boddenblick, ein Fitnessstudio mit<br />
professionellen Geräten, ein Hobbyraum mit Billardtisch, Tischtennisplatte<br />
und Tischfußball sowie eine Lounge mit Kamin und Panoramablick,<br />
mönchgut living & spa bietet Ihnen alles, um einen perfekten Urlaub auf<br />
Rügen zu verleben. Die Lage im Herzen des romantischen Fischerdorfes<br />
Gager im UNESCOBiosphärenreservat SüdostRügen verspricht zudem<br />
Entspannung und Erholung inmitten unberührter Natur, nur wenige Minuten<br />
vom Ostseestrand und den berühmten Seebädern der Insel entfernt.<br />
www.moenchgut-living.de
Es gibt viele Villen in der Provence, die Sie mieten können.<br />
Doch in diese Villa werden Sie sich verlieben!<br />
Denn Sie genießen eine atemberaubende Aussicht über das weite Tal des Naturparks<br />
Lubéron, nach Gordes, auf die Monts de Vaucluse und den Mont Ventoux. Allein dieser<br />
atemberaubende Panoramablick ist unbezahlbar! Außerdem erreichen Sie in nur wenigen<br />
Minuten zu Fuß den Dorfkern von Roussillon mit seinen Geschäften und Restaurants<br />
und bekommen trotzdem wegen der geschützten Lage der Villa nichts vom Trubel im Ort<br />
mit. Schließlich bilden die provenzalische Architektur und die Einrichtung im modernen<br />
Design eine gekonnte Symbiose, die Sie so schnell nicht ein zweites Mal in der Provence<br />
nden werden.<br />
www.provence-living.fr