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Nr.65 - Winter 2017 / 18

Géoparc de Haute-Provence, eine erstaunliche Reise in die Vergangenheit der ErdeVal de Loire: Chédigny, ein Dorf wird zum Garten Grand-Est: Mondial Air Ballons, der poetische Aufstieg von 456 Heißluftballons Occitanie: Die große Höhle von Cabrespine, ein unterirdisches Abenteuer Chantals Rezept: la blanquette de saumon

Géoparc de Haute-Provence, eine erstaunliche Reise in die Vergangenheit der ErdeVal de Loire: Chédigny, ein Dorf wird zum Garten
Grand-Est: Mondial Air Ballons, der poetische Aufstieg von 456 Heißluftballons
Occitanie: Die große Höhle von Cabrespine, ein unterirdisches Abenteuer
Chantals Rezept: la blanquette de saumon

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DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN Nr. 65 · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong><br />

Haute-Provence<br />

Entdeckungsreise zu<br />

geologischen Schätzen<br />

Occitanie<br />

Ein Abenteuer im Inneren der Erde<br />

Centre-Val de Loire<br />

Die Entstehung eines Gartendorfes<br />

Grand-Est<br />

Der poetische Aufstieg von 456 Heißluftballons<br />

Initiative Energie für die deutsch-französische Freundschaft<br />

Gastronomie Kaviar von der französischen Atlantikküste<br />

Gesellschaft Literatursaison und Literaturpreise à la française<br />

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EDITORIAL<br />

Liebe Leserin,<br />

lieber Leser,<br />

Halten wir einen Moment inne, schalten<br />

wir das Mobiltelefon aus, vergessen wir<br />

die täglichen Pflichten, lassen wir uns von<br />

der Neugier und der Freude des Wiedersehens<br />

mitreißen. Der <strong>Winter</strong> steht vor der Tür, also machen<br />

wir es uns in unserem Lieblingssessel bequem – vielleicht mit<br />

einem heißen Getränk – und genießen gemeinsam, Seite für<br />

Seite, diesen besonderen Augenblick des Lesens, in<br />

dem wir alles um uns herum vergessen können.<br />

In dieser neuen Ausgabe von Frankreich erleben<br />

werden wir wieder auf 100 Seiten zusammen<br />

durch Frankreich reisen und dabei unbekannte<br />

Orte, Menschen voller Enthusiasmus sowie<br />

vielversprechende Initiativen entdecken.<br />

Begleitet vom Zauber der Bilder und<br />

Worte brechen wir in die Hochprovence<br />

auf, wo uns der erste von der UNESCO<br />

ausgezeichnete Geopark und ein erstaunliches<br />

Musée Promenade unter<br />

freiem Himmel einladen, beim Spazierengehen<br />

über unsere Umwelt<br />

nachzudenken. Dann bereiten wir<br />

uns auf den Frühling vor, indem<br />

wir ein Dorf in der Touraine besuchen,<br />

das sich im Laufe der Jahre in einen riesigen<br />

Garten verwandelt hat. Wir lassen uns<br />

im Osten Frankreichs vom märchenhaften,<br />

poetischen Anblick Hunderter Heißluftballons<br />

verzaubern, die gleichzeitig gen Himmel<br />

schweben. Wir tauchen gemeinsam in die<br />

Welt unter der Erde ein, um auf den Grund<br />

einer majes tätischen Höhle in der Nähe<br />

von Carcassonne hinabzusteigen.<br />

Beim<br />

Blättern in<br />

dieser Ausgabe<br />

begeben wir uns aber<br />

nicht nur an interessante<br />

Orte, sondern wir treffen<br />

auch entschlossene Frauen und Männer, die<br />

durch ihre Initiative einen Beitrag zu den deutschfranzösischen<br />

Beziehungen leisten und uns auf diese Weise<br />

das Hexagon näherbringen. Folgen wir also diesen Menschen,<br />

die die Strecke von Deutschland nach Frankreich<br />

in Elektroautos zurückgelegt haben, und setzen wir uns<br />

mit ihrer Botschaft auseinander. Wir teilen gemeinsam<br />

die Weisheit und die Leidenschaft, die ein großer französischer<br />

Küchenchef für seine Region hegt. Wir<br />

hören einem Unternehmer zu, der uns die Saga<br />

des Kaviars näherbringt und die Art, wie er sich<br />

mit einigen anderen für dessen Erhalt einsetzt.<br />

Wir entdecken einen Deutschen, der eine<br />

alte Tradition weiterführt und mit dem jahrhundertealten<br />

Know-how seiner Familie<br />

seinen eigenen Cognac herstellt …<br />

All dies ist nur ein Abriss der Reise, die<br />

uns erwartet. Lassen wir uns von diesen<br />

Geschichten tragen. Reisen wir ohne Zwang<br />

und ohne Grenzen. Lesen beinhaltet schließlich<br />

kein Risiko, es sei denn, das Risiko, neugierig<br />

zu werden und Lust auf mehr zu bekommen.<br />

Aber was könnte uns Besseres passieren?<br />

Gemeinsam mit dem Team von Frankreich<br />

erleben wünsche ich Ihnen frohe Festtage und<br />

für das Jahr 20<strong>18</strong> von Herzen Glück, Gesundheit<br />

und viel Erfolg bei all Ihren Projekten.<br />

Viel Spaß beim Lesen!<br />

Titelbild: Blick vom Aussichtspunkt des Musée Promenade<br />

auf die Stadt Digne-les-Bains (Alpes-de-Haute-Provence)<br />

Jean-Charles Albert<br />

Chefredakteur<br />

jc.albert@frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 3


INHALT<br />

Coup de<br />

Cœur · 64<br />

Grand-Est · 46<br />

Cognac · 76<br />

Haute-Provence · 24<br />

Initiative · 66<br />

Rezept · 74<br />

Chédigny · 38<br />

Cabrespine · 58<br />

4 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>


Nantes<br />

76 · Touzac<br />

Bordeaux<br />

86 · Le Teich<br />

Lille<br />

64 · Paris<br />

Tours<br />

38 · Chédigny<br />

Dijon<br />

Lyon<br />

Unterwegs in Frankreich<br />

46 · Chambley<br />

Strasbourg<br />

24 · Haute-Provence<br />

Toulouse<br />

36 · Hotel<br />

58 · Cabrespine<br />

Marseille<br />

24 Haute-Provence<br />

Eine erstaunliche Reise in die Vergangenheit<br />

der Erde<br />

Ganz im Norden der Provence, im Departement Alpes-de-<br />

Haute-Provence, liegt ein Landstrich, der sich von anderen<br />

deutlich abhebt. Hier können neugierige Wanderfreunde<br />

und Naturliebhaber abseits ausgetretener Pfade eine Reise<br />

durch die 300 Millionen Jahre alte Geschichte unseres<br />

Planeten unternehmen, die sie so schnell nicht vergessen<br />

werden.<br />

36 Hotel<br />

La Bonne Etape, Château-Arnoux-Saint-Auban<br />

38 Centre-Val de Loire<br />

Chédigny – ein Dorf wird zum Garten<br />

Das Loiretal ist in der ganzen Welt für seine Schlösser<br />

und Gärten sowie für sein angenehmes und friedliches<br />

Leben bekannt. Weniger bekannt ist dagegen, dass es<br />

dort auch ein kleines Dorf mit nicht einmal 500 Einwohnern<br />

gibt, dem für das gesamte Gemeindegebiet die<br />

Auszeichnung Jardin remarquable verliehen wurde.<br />

46 Grand-Est<br />

Der poetische Aufstieg von 456 Heißluftballons<br />

Alle zwei Jahre findet auf dem Flugplatz von Chambley das<br />

größte Heißluftballontreffen der Welt statt: die Mondial Air<br />

Ballons. In diesem Jahr versammelten sich 1072 Ballonfahrer<br />

aus 38 Ländern. Mit 456 Heißluftballons, die gleichzeitig<br />

abhoben, wurde ein neuer Weltrekord im Massenstart<br />

aufgestellt.<br />

58 Occitanie<br />

Die große Höhle von Cabrespine:<br />

ein unterirdisches Abenteuer<br />

Im Departement Aude, rund zwanzig Autominuten<br />

nordöstlich von Carcassonne, liegt die große Höhle von<br />

Cabrespine. Ein Besuch dieser Höhle ist – über die<br />

spektakulären Dimensionen und den geologischen<br />

Reichtum hinaus – ein in mehrfacher Hinsicht einzigartiges<br />

und zugleich verwirrendes Erlebnis.<br />

64 Coup de Cœur<br />

Die Straßenbuchhändler an<br />

den Seine-Quais in Paris<br />

Frankreich heute<br />

66 Initiative<br />

Die deutsch-französische Freundschaft:<br />

welch eine Energie!<br />

Vom 30. September bis 5. Oktober sind 15 Elektro- und<br />

Hybrid autos quasi ohne Lärm und ohne schädliche<br />

Emis sionen im Rahmen der ersten Tour d’E-Mobilité von<br />

Mann heim in das Vallée de la Dordogne gefahren und<br />

haben gezeigt, welch wunderbare Energie aus der<br />

deutsch-französischen Freundschaft entstehen kann.<br />

72 Gesellschaft<br />

Der Auftakt der Literatursaison und die<br />

Literaturpreise: typisch französische Rituale<br />

Der Herbst ist jedes Jahr für die Schriftsteller, Buchhändler<br />

und Verlage in Frankreich eine sehr stressige Zeit.<br />

Kaum ist der Sommer vorbei, beginnt die sogenannte<br />

Rentrée littéraire, der Auftakt der Literatursaison, der<br />

dann die sehnlichst erwartete Saison des Prix, also die<br />

Vergabe der Literaturpreise, auf dem Fuße folgt.<br />

Art de vivre<br />

74 Chantals Rezept<br />

Blanquette de saumon<br />

76 Spirituosen<br />

Roderich Dühr – ein Deutscher, der Cognac<br />

im Blut hat<br />

Der aus Offenburg stammende Roderich Dühr hat vor einigen<br />

Jahren entschieden, eine lange Familientradition fortzusetzen<br />

und im Hexagon ein Unternehmen zu gründen. Nun lebt er den<br />

Großteil des Jahres im Pays de l‘or brun, im Land des braunen<br />

Goldes, wo er seine eigene Cognacmarke lanciert hat:<br />

Cognac Rody.<br />

86 Gastronomie<br />

Kaviar von der französischen Atlantikküste –<br />

der neue Star<br />

Dass wir heute immer noch Kaviar genießen können,<br />

ist Ini tiativen und in der Öffentlichkeit weitgehend<br />

unbekann ten Forschungsarbeiten zu verdanken. Diese<br />

haben zum Wandel einer Branche geführt, in deren<br />

Rahm en sich der Südwesten Frankreichs zum wichtigsten<br />

Produ zenten der schwarzen Perlen entwickelt hat.<br />

92 Produkte<br />

Die Zitronenpresse aus Glas von Luminarc<br />

Die Zitronenpresse aus Glas ist ein ganz banaler Haushaltsgegenstand,<br />

den man für drei bis vier Euro erhält.<br />

Mit ihm kann man den Saft einer Zitrone auspressen,<br />

er ist praktisch und lässt sich leicht reinigen. Und<br />

doch hat dieser Gegenstand eine Geschichte …<br />

3 Editorial<br />

6 On en parle<br />

12 Frankreichkalender<br />

14 On lit<br />

17 Abonnement<br />

<strong>18</strong> On écoute<br />

20 On regarde<br />

22 On surfe<br />

82 Nachbestellungen<br />

94 Kulturschock<br />

96 Leserbriefe<br />

97 Guéwen a testé<br />

98 Impressum<br />

98 Vorschau<br />

Frankreich erleben im Internet:<br />

www.frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 5


ON EN PARLE<br />

Transport<br />

Vorerst keine<br />

« fliegenden Taxis »<br />

auf der Seine in Paris<br />

Die Pariser<br />

Bürgermeisterin,<br />

Anne Hidalgo, fand<br />

die Idee gut und zeigte<br />

sich nach einem überzeugenden<br />

Test im Mai dieses Jahres sogar sehr enthusiastisch.<br />

Es geht um seltsam aussehende Elektroboote, die<br />

von einem Start-up namens Seabubbles entwickelt wurden.<br />

Da sie nur eine kleine Berührungsfläche mit dem<br />

Wasser haben, hat man den Eindruck, sie würden mit<br />

einer Geschwindigkeit von <strong>18</strong> km/h über die Oberfläche<br />

« fliegen ». Allerdings werden sie nun vorerst<br />

doch nicht auf der Seine in Paris verkehren. Die Gründe?<br />

Der autonome Hafen, der die Infrastrukturen der<br />

Seine verwaltet, kann die Anforderungen der Initiatoren<br />

des Projektes nicht erfüllen, und die Geschwindigkeit<br />

auf dem Fluss ist zu streng reglementiert. Inzwischen<br />

hat jedoch die Schweiz ihr Interesse bekundet, solche<br />

Boote auf dem Genfersee einzusetzen, und auch Dubai<br />

erwägt, mit ihnen den Verkehrsfluss in der Stadt flüssiger<br />

zu gestalten.<br />

Gold<br />

Zurück nach Deutschland<br />

In den Zeiten des Kalten Krieges lagerte die Deutsche Bundesbank<br />

einen Großteil ihrer Goldreserven bei westlichen<br />

Verbündeten, bis hin in die Vereinigten Staaten. Bis vor<br />

Kurzem ruhten 374 Tonnen dieses Edelmetalls noch in den<br />

Depots der Banque de France in Paris. Die Rückführung<br />

ist nun abgeschlossen: Inzwischen befinden sie sich in<br />

Frankfurter Tresoren in Sicherheit.<br />

6 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>


Rechtschreibregeln<br />

Tötet zu viel Neutralität die Sprache?<br />

Seit der Verlag Hatier das erste Schulbuch<br />

herausgebracht hat, das ganz nach den Regeln einer<br />

« neutralen und gleichberechtigten Sprache » verfasst<br />

ist – in Frankreich spricht man von écriture inclusive<br />

–, sorgt dies im Land für Polemik. Diese Methode<br />

stellt vor allem die Vorrangstellung des maskulinen<br />

über das feminine Geschlecht in der Schriftsprache<br />

infrage. Es sollen dabei alle möglichen Formen eines<br />

bestimmten Wortes angegeben werden, wobei die<br />

verschiedenen Endungen durch einen Punkt getrennt<br />

werden (z. B. agriculteur.trice.s oder écrivain.e.s).<br />

Diese Schreibweise wurde umgehend als zu komplex<br />

zu unterrichten eingestuft und sowohl von Eltern- als<br />

auch von Lehrerseite massiv zurückgewiesen. Selbst<br />

die Académie française ist beunruhigt. Ende Oktober<br />

haben deren Mitglieder einstimmig verlauten<br />

lassen, dass die écriture inclusive « eine Verwirrung,<br />

die an Unlesbarkeit grenzt » darstellen würde. Die<br />

« Hüterin der französischen Sprache » ist sogar so<br />

weit gegangen, darin eine « tödliche Gefahr » für die<br />

Landessprache zu sehen …<br />

Hommage<br />

Einweihung des<br />

Musée Yves Saint-<br />

Laurent<br />

Der im September<br />

<strong>2017</strong> verstorbene Pierre<br />

Bergé (1930-<strong>2017</strong>) war<br />

der Lebensgefährte<br />

des französischen<br />

Modeschöpfers Yves-<br />

Saint-Laurent (1936-<br />

2008). Er hatte immer<br />

die Absicht, in Paris ein<br />

Museum zu eröffnen,<br />

das ganz dem berühmten Couturier gewidmet ist. Nun wurde<br />

es von der französischen Kulturministerin, Françoise Nyssen,<br />

eingeweiht. Es befindet sich in einem Hôtel Particulier in der<br />

Avenue Marceau, wo Saint-Laurent seinerzeit gearbeitet<br />

hatte. Das Museum zeigt das nahezu identisch nachgestellte<br />

Atelier sowie symbolträchtige Stücke seiner Kollektionen. Dies<br />

ermöglicht dem Besucher, auf sehr persönliche Art in die Welt<br />

des Modeschöpfers einzutauchen.<br />

www.museeyslparis.com<br />

Nahrungsmittel<br />

Ein Qualitätslabel für Croissants?<br />

Frédéric Roy, ein Bäcker aus Nizza, schlägt Alarm: Er hat festgestellt, dass 85 % des in den<br />

französischen Bäckereien verkauften Feingebäcks industriell gefertigt wird. Entweder stellen<br />

die Bäcker ein festgelegtes Rezept auf der Basis industrieller Zutaten her oder sie beziehen<br />

bereits den fertigen Teig, den sie dann nur noch backen müssen.<br />

Deshalb möchte er jetzt das Label « Tradition » einführen,<br />

ähnlich dem Qualitätssiegel, das es seit 1993 für das<br />

Baguette gibt. Ein nach diesen Kriterien gebackenes<br />

« echtes » Croissant dürfte dann ausschließlich aus<br />

Mehl ohne Zusatzstoffe sowie Butter einer Appellation<br />

d’Origine Protégée (AOP) hergestellt<br />

werden. Vor allem müsste der Teig<br />

vor Ort zubereitet und gebacken<br />

werden. Mehrere Politiker haben<br />

Frédéric Roy bereits<br />

ihre Unterstützung zugesichert.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 7


ON EN PARLE<br />

Architektur<br />

Die Metamorphose des Tour Montparnasse<br />

Dem Tour Montparnasse stehen beeindruckende<br />

Renovierungsmaßnahmen bevor, die nicht nur den<br />

Turm, sondern auch die Pariser Skyline verändern<br />

werden. Die umfangreichen Arbeiten belaufen sich schätzungsweise<br />

auf mehr als 300 Millionen Euro. Es ist mehr<br />

als nur ein Lifting, es ist eine regelrechte Transformation.<br />

Neben einer vollständigen Asbestentsorgung soll das Gebäude<br />

<strong>18</strong> Meter höher werden. Auf dem Dach ist ein ausgedehnter<br />

Dachgarten geplant – es wird der höchstgelegene<br />

von Paris sein –, mit einem riesigen Gewächshaus, das<br />

die Restaurants des Turms mit Obst und Gemüse beliefern<br />

soll. In die Etagen 42 bis 45 zieht ein Hotel mit rund 100<br />

Zimmern ein, das bewusst alle Preisklassen anbieten will.<br />

Neben Familienzimmern und weitläufigen Suiten an den<br />

Ecken des Gebäudes wird es sehr kleine « Zellen » geben.<br />

Das Hochhaus soll in eine transparente « doppelte Haut<br />

verpackt » werden, um vorherrschende Winde zur natürlichen<br />

Belüftung des Inneren zu nutzen. Realisiert wird<br />

diese Metamorphose durch einen Zusammenschluss von<br />

fünf französischen Architekten: Franklin Azzi, Frédéric<br />

Chartier, Pascale Dalix, Cyrille Le Bihan und Mathurin<br />

Hardelest. Die Fertigstellung ist für 2023 geplant, damit<br />

der Tour Montparnasse für die Olympischen Spiele 2024<br />

in Paris bereit ist.<br />

Brexit<br />

Und wenn man sich mehr auf deutsche Besucher fokussieren würde?<br />

Es war vorherzusehen, doch manche Tourismusbetriebe in Frankreich werden sich der Auswirkungen<br />

des Brexit erst sehr spät bewusst. Ob in der Normandie – wo die britischen Touristen den größten Teil<br />

der ausländischen Besucher ausmachen –, in der Bretagne – wo ihr Anteil an den ausländischen<br />

Gästen 37 % beträgt – oder in Paris: Jahrelang haben die Tourismusverantwortlichen der diversen<br />

Institutionen vor allem auf Urlauber aus England gesetzt. Heute sind sie beunruhigt: Es ist nicht<br />

von der Hand zu weisen, dass die Zahl der Briten, die diese Regionen besuchen, deutlich<br />

zurückgegangen ist. Diese bevorzugen nun günstigere Reiseziele wie Spanien, Griechenland<br />

oder Portugal. In anderen Gebieten hat man sich dagegen in den letzten Jahren bereits auf<br />

Touristen aus anderen Ländern – beispielsweise aus Deutschland – fokussiert. Dort freut man sich, dass<br />

diese Zielgruppe eher zunimmt und damit den Besucherrückgang aus England kompensiert.<br />

8 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>


Kunst<br />

Ein Picasso für den Elysée-Palast?<br />

Es wäre zweifellos eine Verjüngungskur für den Sitz<br />

des Französischen Staatspräsidenten: Emmanuel<br />

Macron hat wissen lassen, dass er bereit ist,<br />

zeitgenössischen Künstlern die Türen des Élysée-<br />

Palastes zu öffnen. Und « warum nicht Werke von<br />

Picasso? Das wäre toll! », hat er sich geäußert. Bei<br />

der ersten Fernsehübertragung aus seinem Büro<br />

konnte man vor Kurzem bereits feststellen, dass es<br />

eine Veränderung gegeben hat: An den Wänden<br />

hängen nun sehr moderne Bilder.<br />

Fahrrad<br />

Neue Räder für Vélib‘ in Paris<br />

Die Räder des Fahrradverleihsystems Vélib‘ in Paris erhalten<br />

ein neues Outfit: Ab dem 1. Januar 20<strong>18</strong> sind sie leichter und,<br />

das ist die große Neuerung, rund 30 % der Räder erhalten<br />

eine Elektrounterstützung. Dank eines neuen Schlosssystems<br />

können Nutzer das Rad sogar dann zurückgeben, wenn<br />

die Station bereits vollbesetzt ist, nämlich indem sie es über<br />

ein im Rahmen verstecktes Schloss an einem anderen<br />

Rad befestigen. Vélib’ ist mittlerweile in der ganzen<br />

Metropolregion verbreitet; insgesamt 68 Kommunen rund um<br />

Paris bieten dieses Verleihsystem an.<br />

SCHNAPPSCHÜSSE<br />

Noch Spielraum für Windenergie ++ Frankreich<br />

belegt innerhalb der EU nach Großbritannien den zweiten Platz<br />

in Sachen Windressourcen. Was die installierte Leistung angeht,<br />

so liegt das Land mit 12 065 MW jedoch weit abgeschlagen<br />

auf Rang vier. Davor positionieren sich Deutschland (mehr als<br />

50 000 MW), Spanien (25 000 MW) und Großbritannien (16 000<br />

MW). Bis 2030 will Frankreich eine Leistung von mindestens<br />

66 000 MW erreichen.<br />

Abonnements sind in Frankreich sehr "à<br />

la mode" ++ Laut einer aktuellen Studie des Centre de<br />

Recherche pour l’Étude et l’Observation des Conditions de Vie<br />

(CREDOC) sind 76 % der Franzosen der Ansicht, dass die Nutzung<br />

eines Produktes wichtiger ist als dessen Besitz. Folglich ist<br />

es nicht erstaunlich, dass die Franzosen gerne digitale Dienstleistungen<br />

abonnieren, seien es Videos (beispielsweise Net flix),<br />

Musik (zum Beispiel Spotify) oder Verlagsangebote (digitale<br />

Zeitungsausgaben). 95 % der Franzosen haben min des tens ein<br />

Abonnement abgeschlossen, 38 % sechs oder mehr.<br />

Reich in Frankreich ++ Das Institut Odoxa hat eine<br />

Umfrage veröffentlicht, laut der die Franzosen die Schwelle für<br />

Reichtum bei einem Vermögen von 500 000 Euro ansetzen. 2011<br />

lag dieser Betrag bei einer Million Euro. Die meisten Franzosen<br />

sind der Ansicht, dass man in dem Moment reich ist, in dem<br />

man ein Monatseinkommen von mindestens 5000 Euro hat.<br />

Man muss dazu wissen, dass 5 % der Menschen im Hexagon<br />

monatlich mehr als 4300 Euro verdienen. Subjektiv gesehen<br />

nimmt ein Franzose laut Gaël Sliman, dem Präsidenten von<br />

Odoxa, jemanden als reich wahr, « der zwei bis drei Mal mehr<br />

verdient als er selbst ».<br />

Eine bestimmte Vorstellung von Kultur ++<br />

Laut einer Studie des CREDOC ist für 84 % der Franzosen ein<br />

Museumsbesuch ein kulturelles Ereignis par excellence. Deshalb<br />

sind sie auch fleißige Museumsgänger: 44 % der Befragten<br />

gaben an, in den vergangenen 12 Monaten mindestens ein<br />

Museum oder eine Ausstellung besucht zu haben. Das sind 9 %<br />

mehr als vor 5 Jahren.<br />

Frohe Weihnachten! ++ Eine französische Familie wird<br />

in diesem Jahr an Weihnachten durchschnittlich 128 € pro Kind<br />

für Spielzeuge ausgeben. 2016 waren es 106 €.<br />

Eine "neue" Älteste ++ Nachdem im Oktober <strong>2017</strong><br />

Ho no rine Rondello im Alter von 114 Jahren gestorben ist, ist nun<br />

Schwes ter André (mit bürgerlichem Namen Lucille Randon) mit<br />

113 Jahren die älteste Französin. Wie ihre « Vorgängerin » lebt<br />

sie im Departement Var. Sie stammt aus bescheidenen Verhältnissen,<br />

arbeitete zunächst als Gouvernante, unter anderem<br />

bei der Familie Peugeot, und trat 1945 in einen Orden ein.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 9


ON EN PARLE<br />

Plus beaux villages de France<br />

Neu gewählt:<br />

Veules-les-Roses<br />

Das Auswahlgremium der Vereinigung<br />

Les plus beaux villages de France hat die<br />

Bewerbung von Veules-les-Roses<br />

(Seine-Maritime) akzeptiert. Dieser Ort ist<br />

damit das 157. Dorf, welches das begehrte Label<br />

tragen darf. Veules-les-Roses liegt zwischen<br />

Dieppe und Fécamp. Das Dorf geht auf die<br />

Merowinger zurück und war während der<br />

Belle Époque eines der ersten Seebäder an der<br />

Küste der Normandie. Davon zeugen heute<br />

noch schöne Villen und die für ein Seebad typischen Umkleidekabinen direkt am<br />

Meer. Veules-les-Roses ist das sechste so ausgezeichnete Dorf in der Normandie und<br />

das erste im Departement Seine-Maritime.<br />

Radsport<br />

Tour de France 20<strong>18</strong>:<br />

ganz « made in France »<br />

Laut dem kürzlich veröffentlichten Streckenverlauf ist die<br />

Tour de France 20<strong>18</strong> eine durch und durch französische Tour.<br />

Schluss mit Ausflügen in die Niederlande oder die Schweiz, nach<br />

Belgien oder Deutschland. Die Tour 20<strong>18</strong> (7. bis 29. Juli) findet<br />

ausschließlich auf französischem Boden statt. Mit einer<br />

derartigen Entscheidung hatte man nicht gerechnet,<br />

zumal die italienische Tour Giro d‘Italia 20<strong>18</strong> sogar ein<br />

mehrtägiges Gastspiel in Israel gibt. Die Organisatoren<br />

haben für die kommende Ausgabe jedoch ganz<br />

neue und sehr dynamische Etappen vorgesehen, die<br />

an die Highlights der Tourgeschichte erinnern sollen. So<br />

geht es beispielsweise auf nicht geteerten Straßen durch<br />

Hochsavoyen. 21,7 km des Radsportereignisses führen<br />

über Kopfsteinpflaster – teilweise auf der Strecke des<br />

legendären Rennens Paris-Roubaix –, was somit der<br />

längste Abschnitt auf einem derartigen Untergrund seit<br />

1980 ist. Die Tour de France wird auf der Île de Noirmoutier<br />

(Vendée) starten und wie üblich auf der Pariser Champs-<br />

Elysées enden. Dazwischen müssen die Fahrer 3229 km quer durch Frankreich,<br />

sechs Bergetappen, drei Bergankünfte und fünf Etappen in hügeligem Gelände<br />

überwinden.<br />

10 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>


Konsum<br />

Ein Start-up<br />

rettet Hühner<br />

Es ist eine schreckliche Tatsache:<br />

Da Hühner ab einem Alter von<br />

<strong>18</strong> Monaten weniger Eier legen,<br />

werden sie von den Züchtern zu diesem<br />

Zeitpunkt als unrentabel angesehen<br />

und geschlachtet. Dabei sind die Tiere in<br />

diesem Alter noch « voll in Form ». Hühner<br />

können ein Durchschnittsalter von sechs bis sieben<br />

Jahren erreichen. Das französische Start-up Poulehouse hatte daher<br />

die Idee, ein neues Produkt zu lancieren, um das Leben dieser Tiere<br />

zu respektieren: Das Unternehmen verkauft Eier von « alten » Hühnern,<br />

die auf diese Art ihr Leben natürlich beenden können. Das<br />

Konzept ist ein Erfolg: Innerhalb weniger Monate wurden bereits<br />

60 000 Eier abgesetzt!<br />

Atlantik pur plus Pyrenäen,<br />

Urlaub für Liebhaber<br />

der Vielseitigkeit.<br />

Strände, Berge, wilde Küste, französische,<br />

baskische und spanische Kultur und<br />

Kulinarik. Biarritz, San Sebastian und vieles<br />

mehr. Charmante Ferien wohnungen mit<br />

schönen Aussichten an der<br />

Côte Basque bei<br />

www.baskenreisen.com<br />

Museen<br />

In Nîmes tut sich etwas<br />

Die Eröffnung des Musée de la Romanité<br />

in Nîmes wird 20<strong>18</strong> sicherlich einer der<br />

kulturellen Höhepunkte in Frankreich sein.<br />

Die Stadt hat vor Kurzem das ultramoderne<br />

Gebäude, in das dieses Museum einziehen<br />

wird, in Besitz genommen. Es befindet<br />

sich gegenüber der historischen Arena,<br />

wurde von der Architektin Elizabeth de<br />

Portzamparc entworfen und stellt einen<br />

Dialog zwischen altem Kulturerbe und<br />

zeitgenössischer Architektur her. Die<br />

architektonische Besonderheit ist eine<br />

Fassade, die aus 6708 Glasstreifen besteht,<br />

von denen jeder wiederum aus sieben<br />

Scheiben zusammengesetzt ist. Dies soll an<br />

die römischen Mosaike erinnern, welche zu<br />

den wichtigsten Stücken in der Sammlung<br />

des Museums zählen.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 11


FRANKREICHKALENDER<br />

Auf keinen Fall verpassen<br />

Maria by Callas<br />

Barbara<br />

Auch diese Ausstellung ist einer<br />

Grande Dame gewidmet, die uns<br />

bereits verlassen hat. Am 24.<br />

November 1997, also vor 20 Jahren,<br />

starb Monique Serf, besser<br />

bekannt unter ihrem Künstlernamen<br />

Barbara. Diese ausgesprochen<br />

engagierte und unabhängige<br />

Frau hat nicht nur für alle Zeiten<br />

das französische Chanson geprägt,<br />

sondern sie hat in gewisser<br />

Weise auch zur Emanzipation<br />

der französischen Gesellschaft<br />

beigetragen. Die Ausstellung<br />

beschreibt die Persönlichkeit von Barbara äußerst treffend und<br />

lässt so nachvollziehen, welches außerordentliche Erbe die Sängerin<br />

nicht nur ihren Zeitgenossen, sondern auch der Nachwelt<br />

hinterlassen hat. Die Organisatoren haben sich im Übrigen<br />

eine nette Geste ausgedacht: Jede Frau, deren erster Vorname<br />

Barbara lautet, erhält kostenlosen Zutritt zur Ausstellung.<br />

Pariser Philharmonie, bis 28. Januar 20<strong>18</strong><br />

www.philharmoniedeparis.fr<br />

Modern sein: das MoMA in Paris<br />

Vor 40 Jahren, am 16. September 1977, starb eine<br />

der berühmtesten Sängerinnen der Welt. Nach<br />

mehrjähriger Recherche präsentiert uns der Fotograf<br />

und Regisseur Tom Volf nun sein Projekt « Maria<br />

by Callas », das aus einem Film, einer Ausstellung<br />

und drei Büchern besteht. Im Film erzählt die<br />

Opernsängerin ihre Geschichte mit eigenen Worten,<br />

die in der französischen Version von Fanny Ardant<br />

und in der englischen Version von Isabella Rossellini<br />

gesprochen werden. Filmstart ist Dezember <strong>2017</strong>.<br />

Bis dahin ist im neuen, ultramodernen Pariser Kulturzentrum<br />

La Seine Musicale, das vor den Toren<br />

von Paris – inmitten der Seine, auf der Île Seguin<br />

– liegt, eine große Retrospektive zu sehen, die Gelegenheit<br />

bietet, sich auf ganz außergewöhnliche Art<br />

mit dem Universum der Diva vertraut zu machen.<br />

Boulogne-Billancourt, La Seine Musicale,<br />

bis 14. Dezember <strong>2017</strong><br />

www.mariabycallas.com<br />

200 Meisterwerke des berühmten New Yorker Museum of<br />

Modern Art (MoMA) sind im Rahmen einer außergewöhnlichen<br />

Ausstellung in Paris zu Gast. Dies ist eine einmalige<br />

Gelegenheit, Geschichte und Bedeutung dieser ein Jahrhundert<br />

umfassenden Kunstsammlung zu entdecken. Die Retrospektive<br />

geht von den ersten großen<br />

Strömungen der Modernen<br />

Kunst bis hin zu ganz aktuellen<br />

digitalen Werken. Das vom Architekten<br />

Frank Gehry entworfene<br />

Gebäude der Stiftung Louis<br />

Vuitton bietet der Ausstellung<br />

dabei den optimalen Rahmen, da<br />

die Bilder, Skulpturen und Fotografien<br />

durch die Architektur des<br />

Ortes und die Ausblicke auf Paris<br />

optimal in Szene gesetzt werden.<br />

Paris, Fondation Louis Vuitton,<br />

bis 5. März 20<strong>18</strong><br />

www.fondationlouisvuitton.com<br />

12 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>


Außerdem lohnenswert<br />

Picasso 1932.<br />

Année érotique<br />

Es ist quasi ein Ritual<br />

in Frankreich, dass jedes<br />

Jahr neue Picasso-Ausstellungen<br />

ausgerichtet<br />

werden. Diese Ausstellung<br />

mit dem sehr<br />

markanten Titel « Picasso<br />

1932. Année érotique »<br />

wartet dabei mit einer<br />

Besonderheit auf: Sie<br />

befasst sich ausschließlich<br />

mit einem einzigen<br />

Jahr im Leben des<br />

Malers, mit dem Jahr 1932. Dadurch verdeutlicht sie, wie<br />

produktiv Picassos kreativer Geist tatsächlich war. Dem<br />

Besucher wird dabei nie langweilig, ganz im Gegenteil.<br />

Dies ist nicht erstaunlich, wenn man weiß, dass für Picasso<br />

« das Werk, das man kreiert, eine Art ist, seine Zeitung<br />

zu halten » – womit er zu verstehen gibt, dass für ihn die<br />

Kunst und das Leben nicht voneinander zu trennen sind.<br />

Paris, Musée Picasso, bis 11. Februar 20<strong>18</strong><br />

www.museepicassoparis.fr<br />

Botero –<br />

Dialog mit Picasso<br />

Die Gegenüberstellung von 60<br />

Werken des kolumbianischen<br />

Meisters und 20 der wichtigsten<br />

Werke Picassos ist eine einzigartige<br />

Gelegenheit, mehr über<br />

diese beiden Künstler zu erfahren.<br />

Trotz der sehr unterschiedlichen<br />

Wurzeln und Lebenswege entdeckt<br />

man auf spannende Art,<br />

die gemeinsamen Bezugspunkte.<br />

Aix-en-Provence, Hôtel de<br />

Caumont - Centre d’art, 24. November <strong>2017</strong> bis 11. März 20<strong>18</strong><br />

www.caumont-centredart.com<br />

Fotoroman<br />

Der Fotoroman ist 1947 in Italien<br />

entstanden, hatte aber auch in<br />

Frankreich sehr schnell großen<br />

Erfolg. In den 60er-Jahren<br />

lasen mehr als 12 Millionen<br />

Franzosen Fotoromane. Dabei<br />

wurde diese Gattung von allen<br />

Seiten kritisiert: Intellektuelle bezeichneten den Fotoroman<br />

als « albern », Katholiken als « unmoralisch » und für<br />

Kommunisten war er « stumpfsinnig ». Die Ausstellung<br />

beleuchtet auf einfallsreiche Weise die erstaunliche<br />

Beziehung zwischen den Franzosen und dieser Volksliteratur,<br />

zu der sie sich heute nur schwer bekennen.<br />

Marseille, MUCEM, 13. Dezember <strong>2017</strong> bis 23. April 20<strong>18</strong><br />

www.mucem.org<br />

Lyon sur le divan<br />

Poetisch und humorvoll<br />

analysiert diese Ausstellung<br />

die urbanen Transformationen<br />

von Lyon. Sie<br />

betrachtet das heutige<br />

Lyon dabei unter einem<br />

besonders originellen und<br />

unkonventionellen Blickwinkel,<br />

der Schluss mit dem<br />

inzwischen veralteten Bild<br />

einer « verklemmten » und<br />

abgekapselten Stadt macht.<br />

Lyon Gadagne Musées,<br />

Musée d‘Histoire de<br />

Lyon, bis 17. Juni 20<strong>18</strong><br />

www.gadagne.musees.lyon.fr<br />

Pasteur,<br />

l’expérimentateur<br />

Diese Ausstellung im<br />

sehr zentral gelegenen<br />

Palais de la découverte,<br />

in der Nähe der<br />

Champs-Elysées,<br />

beschäftigt sich mit<br />

der wissenschaftlichen<br />

Arbeit des Menschen,<br />

indem sie den Kontext<br />

solcher Arbeiten erklärt.<br />

Sie wartet mit zahlreichen<br />

Rekonstruktionen<br />

von Szenen aus der<br />

Vergangenheit, animierten Modellen und anderen<br />

interaktiven Elementen auf. Dadurch ist sie sehr<br />

lebendig und auch für Kinder gut verständlich.<br />

Paris, Palais de la découverte, 12. Dezember <strong>2017</strong><br />

bis 19. August 20<strong>18</strong><br />

www.palais-decouverte.fr<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 13


ON LIT<br />

Roman<br />

Eine verstörende Frau<br />

Lola ist eine verwirrende Pariserin. Eine Frau, die einen Mann nach dem anderen<br />

verschlingt und dabei fast keine Grenzen kennt. Sobald sie mit einem Mann Sex<br />

hatte – und das hat sie oft – schneidet sie ihm einen Nagel ab und fügt diesen ihrer<br />

Sammlung, die sie in einem Glasbehälter aufbewahrt, hinzu. Das sagt viel darüber aus,<br />

wie wenig sie von Männern hält. Sie mag sie nicht, um genau zu sein, mag sie sich selbst<br />

auch nicht besonders … Also « konsumiert » sie Männer, so wie diese manchmal Frauen<br />

« konsumieren ». Bis zu dem Tag, an dem Lola sich in ihren Nachbarn verliebt. Dieser<br />

Debütroman hat 2016 bei Erscheinen in Frankreich viel von sich reden gemacht. Beim<br />

Lesen ist man verunsichert, erschüttert, bei manchen rohen Szenen, die schon fast an<br />

Pornografie grenzen, sogar schockiert. Und doch kann man sich der Handlung nicht entziehen,<br />

ist oft sogar berührt. Mit ihrem extrem präzisen Stil gelingt es Julie Estève mit<br />

Bravour, dieser Frau, die man zunächst ablehnt, zutiefst menschliche Züge zu verleihen.<br />

Nach Art von Michel Houellebecq spricht sie ohne Scham über Gefühle und Sexualleben,<br />

bringt sie uns ihre Heldin näher, sodass wir versuchen sie zu verstehen und neugierig werden. Ist nicht gerade<br />

das die Stärke von echter Literatur?<br />

Julie Estève: Lola (Originaltitel: Moro-sphinx) • Rowohlt Verlag, 192 Seiten • ISBN: 978-3498090944<br />

Romanbiografie<br />

Der Visionär<br />

des Welthandels<br />

In diesem 2012 in Frankreich<br />

erschienenen Roman lädt uns<br />

einer der größten zeitgenössischen<br />

französischen Schriftsteller, Jean-<br />

Christophe Rufin, auf eine Reise<br />

in die Vergangenheit ein: in eine<br />

Zeit, in der das Mittelalter von der<br />

Renaissance abgelöst wird. Dabei<br />

entdeckt man das unglaubliche<br />

Schicksal von Jacques Cœur (vermutlich 1395-1456), einem<br />

Händler, Bankier und Reeder, der nicht nur einer der reichsten<br />

Männer des Landes war, sondern gleichzeitig Finanzminister<br />

unter König Karl VII., ein Freund des Papstes, vor allem aber<br />

auch einer der ersten Franzosen, der mit dem Orient Handel<br />

betrieb. Der wie sein Held aus Bourges (Centre-Val de Loire)<br />

stammende Autor haucht dieser Persönlichkeit – die von<br />

der französischen Geschichte vergessen wurde, obwohl<br />

sie entscheidend zum Ende des Hundertjährigen Krieges<br />

beigetragen hatte – ein Leben voller Leidenschaft und Genuss<br />

ein. Ein Buch, das man nahezu wie einen Krimi verschlingt und<br />

das sowohl Freunde der Literatur als auch Geschichtsfans<br />

erfreuen wird.<br />

Jean-Christophe Rufin: Der Schatzmeister des Königs<br />

(Originaltitel: Le grand Cœur) • C.Bertelsmann,<br />

482 Seiten • ISBN: 978-3570103159<br />

Erfahrungsbericht<br />

Ein zärtlicher und liebevoller Blick<br />

auf Frankreich<br />

Murielle Rousseau, Jahrgang 1966, lebt in Freiburg, kennt<br />

Frankreich aber sehr gut, da sie in Paris aufgewachsen ist.<br />

Beim Lesen dieses kleinen Werkes voller Humor und Poesie<br />

sagt man sich, dass das Herz der Autorin immer noch<br />

teilweise im Hexagon schlagen muss. Sensibel und treffend,<br />

wie man es nur selten findet, beschreibt sie « unbedeutende<br />

Dinge », die aber dennoch so typisch für Frankreich sind. Die<br />

Art, wie sie – ganz im Stil eines « Kulturschocks », wie ihn die<br />

Leser von Frankreich erleben gut kennen – die französische<br />

Lebensart unter die Lupe nimmt, sei es Apéro, Fait maison,<br />

der Ausdruck Ne vous inquiétez<br />

pas oder die Théorie à la<br />

française, lässt oft schmunzeln.<br />

Und man sagt sich, dass sie<br />

Frankreich schon unglaublich<br />

gut verstehen und lieben muss,<br />

um es uns so nahebringen<br />

zu können. Bravo Madame<br />

Rousseau!<br />

Murielle Rousseau, Illustrationen<br />

von Isabel Pin: Savoir-vivre<br />

– Leben wie eine Französin<br />

• Insel Verlag, 224 Seiten<br />

• ISBN: 978-3458362982<br />

14 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>


Comic<br />

Asterix und Obelix reisen durch Italien<br />

Die Abenteuer von Asterix sind ein Phänomen im Verlagswesen:<br />

Seit 1961 der erste Band (Asterix der Gallier) erschien, wurden<br />

auf der ganzen Welt 370 Millionen Alben verkauft. Würde man<br />

diese Alben übereinanderstapeln, so entspräche dies – wie der<br />

Verleger erfreut erläutert, um diese Zahl zu verdeutlichen – der<br />

Höhe von 8880 Eiffeltürmen … Damit kann man nachvollziehen,<br />

welches Ereignis es darstellte, als am 19. Oktober dieses Jahres<br />

der 37. Band in einer Druckauflage von 5 Millionen Exemplaren<br />

in 25 Ländern gleichzeitig erschienen ist. Diesmal organisiert<br />

Julius Cäsar ein Rennen, das « allen Ländern der bekannten<br />

Welt » offensteht. Asterix und Obelix nehmen daran teil und<br />

haben dabei erstmals die Gelegenheit, Italien zu bereisen.<br />

Selbstverständlich haben sie auch<br />

diesmal nur einen Gedanken im<br />

Kopf: Als Erste im Ziel zu sein, und<br />

dem römischen Gespann eine<br />

Niederlage zuzufügen. Das ideale<br />

Geschenk zu Weihnachten, über das<br />

sich Groß und Klein mit Sicherheit<br />

freuen werden!<br />

Lifestyle<br />

Frauen: wichtige<br />

Akteure in der Welt<br />

des Parfums<br />

Die Berlinerin Bettina de<br />

Cosnac ist Journalistin und<br />

Frankreichkorrespondentin. Sie hat sich mit einem<br />

Thema befasst, das die Franzosen erstaunlicherweise<br />

bisher noch nicht aufgegriffen haben: die Rolle der<br />

Frauen in der Parfümindustrie. Bei der Lektüre dieses<br />

gut dokumentierten Buches stellt man fest, dass es<br />

außer der bekanntesten Vertreterin unter ihnen, Coco<br />

Chanel, noch zahlreiche andere gibt, die in dieser<br />

für Frankreich so wichtigen Branche eine wesentliche<br />

Rolle spielen. Eine neuartige und sehr interessante<br />

Sichtweise!<br />

Bettina de Cosnac, Fotos von René Antonoff:<br />

Frauen in der Welt der Düfte • Busse-Seewald<br />

Verlag, 160 Seiten • ISBN: 978-3772474491<br />

Roman<br />

Der Alltag einer Sterneköchin<br />

in Frankreich<br />

Didier Conrad (Zeichnungen)<br />

und Jean-Yves Ferri (Text): Astérix<br />

in Italien (Originaltitel: Astérix et<br />

la Transitalique) • Egmont, 48<br />

Seiten • ISBN: 978-3770440375<br />

Die überschaubare und sehr männlich geprägte Welt<br />

der Sterneköche steht erst seit einigen Jahren auch<br />

Frauen offen. In diesem Buch, das im letzten Jahr in<br />

Frankreich erschienen ist und sofort ein voller Erfolg war,<br />

lässt uns Marie NDiaye hinter die Kulissen des Alltags einer<br />

Küchenchefin in Bordeaux blicken. Es geht darin um die<br />

ersten kulinarischen Erfahrungen, um die Entschlossenheit,<br />

diesen Beruf auszuüben, um Leidenschaft und darüber,<br />

wie schwer es ist, heute ein Sternelokal zu führen. Das<br />

Buch lebt vom Stil der Autorin, den man einerseits<br />

vergöttern, mit dem man aber auch<br />

seine Schwierigkeiten haben kann.<br />

Marie NDiaye liebt lange, sehr lange<br />

Sätze voller Sanftmut, die auf alle Fälle<br />

nicht gleichgültig lassen, selbst wenn<br />

man kein Feinschmecker ist.<br />

Marie NDiaye: Die Chefin. Roman<br />

einer Köchin (Originaltitel: La cheffe,<br />

roman d’une cuisinière) • Suhrkamp,<br />

333 Seiten • ISBN: 978-35<strong>18</strong>427675<br />

Krimi<br />

Mehr als ein<br />

klassischer Krimi<br />

Die Handlung dieses Krimis<br />

spielt westlich von Montélimar,<br />

zwischen dem Regionalen<br />

Naturpark der Monts<br />

d’Ardèche und dem Nationalpark der Cevennen. Man kann<br />

also sagen, mitten auf dem Land, in einer Gegend, in der die<br />

Natur noch unberührt ist und eine wichtige Rolle im Leben<br />

der Menschen spielt. Natürlich geht es um ein Verbrechen.<br />

Aber nicht nur, denn darüber hinaus wird die Region Vivarais<br />

detailgetreu beschrieben. Die Autorin geht sogar soweit,<br />

am Ende des Werkes die im Verlauf der Handlung zitierten<br />

bonnes adresses aufzuführen. Ein Krimi, den man verschlingt<br />

und bei dem man darüber hinaus eine der schönsten Regionen<br />

Frankreichs entdeckt. Wir lesen gerne noch mehr davon!<br />

Anne Chaplet: In tiefen Schluchten, ein Kriminalroman aus dem<br />

Süden Frankreichs • Kiwi Verlag, 312 Seiten • ISBN: 978-3462050424<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 15


ON LIT<br />

Comic<br />

An der Seite eines<br />

Franzosen im Weltraum<br />

Am 2. Juni dieses Jahres kehrte der Franzose Thomas Pesquet<br />

von einem sechsmonatigen Aufenthalt in der Internationalen<br />

Raumstation auf die Erde zurück. In dieser Comic-Reportage<br />

erzählt die auf populärwissenschaftliche Veröffentlichungen spezialisierte<br />

Marion Montaigne humorvoll den Werdegang des Raumfahrers.<br />

Eine lehrreiche Auseinandersetzung mit dem Alltag in einer<br />

Raumstation.<br />

Marion Montaigne: Dans la combi de Thomas Pesquet<br />

• Dargaud, 208 Seiten • ISBN: 978-2205076394<br />

Bildband<br />

Das Paris der Pariser<br />

Das Foto Baiser de l‘hôtel de ville (Der Kuss), das 1950 in Paris<br />

aufgenommen wurde, hat Robert Doisneau (1912-1994) weltweit<br />

bekannt gemacht. Dass der geniale Fotograf als Mensch eher<br />

schüchtern und reserviert war und aus Diskretion einen Teil seiner<br />

Arbeit für sich behalten und nicht veröffentlicht hat, ist weniger<br />

bekannt. Dieser wundervolle Band fasst nun 600 Bilder zusammen,<br />

unter denen sich bisher unbekannte Aufnahmen befinden.<br />

Bereits das 1947 aufgenommene Titelbild La dame indignée (Die<br />

empörte Frau) zeigt, dass Doisneau eine durchaus liebevolle<br />

und oft amüsante Beziehung zu Paris hatte. Darüber hinaus<br />

begegnet man Jacques Prévert, Marguerite Duras, Fernand Leger<br />

oder Alberto Giacometti, wie sie gerade auf einer Caféterrasse<br />

etwas trinken und dabei<br />

« ganz zufällig » fotografiert<br />

wurden. Plötzlich sind diese<br />

Berühmtheiten auch nur<br />

ganz normale Pariser. Dieser<br />

Aspekt trägt zur magischen<br />

Ausstrahlung von Doisneaus<br />

Fotos bei. Ein schönes<br />

Weihnachtsgeschenk für alle<br />

Parisliebhaber, das ist sicher!<br />

Brigitte Ollier: Doisneau •<br />

Editions Hazan, 672 Seiten<br />

• ISBN: 978-2754110273<br />

Bildband<br />

Gauguin unter<br />

dem Einfluss der<br />

Bretagne<br />

Der Autor dieses sehr<br />

gelungenen Werkes, André<br />

Cariou, ist ein anerkannter<br />

Spezialist für Leben und<br />

Werk des Malers Paul Gauguin (<strong>18</strong>48-1903). Der<br />

ehemalige Direktor des Musée des Beaux-Arts in<br />

Quimper ist darüber hinaus ein hervorragender<br />

Kenner der Maler der berühmten École de Pont-<br />

Aven, die nach einem kleinen Dorf im Finistère (im<br />

Süden der Bretagne) benannt wurde. Dort trafen sich<br />

Ende des 19. Jahrhunderts die unterschiedlichsten<br />

Maler. Cariou zeigt in diesem Buch, dass Zeichnen<br />

ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit von Paul<br />

Gauguin war und dass die Aufenthalte in der<br />

Bretagne sein Werk entscheidend beeinflusst haben.<br />

Kohle- und Bleistiftzeichnungen beziehungsweise<br />

-skizzen des großen Malers, der seine letzten<br />

Lebensjahre auf den Marquesa-Inseln verbrachte,<br />

lassen uns die Bretagne unter einem einerseits<br />

bekannten und doch neuen Blickwinkel entdecken.<br />

Ein wahres Vergnügen!<br />

André Cariou: Dessins de Gauguin – La<br />

Bretagne à l’œuvre • Editions Hazan,<br />

140 Seiten • ISBN: 978-2754110297<br />

Bücher in deutscher Sprache: · Bücher in französischer Sprache: = leicht verständlich, = mittleres Niveau, = für Fortgeschrittene<br />

16 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>


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ON ÉCOUTE<br />

Pop/Rock<br />

Indochine: 13<br />

Wenn es eine französische Rockgruppe gibt, die Sie unbedingt kennen<br />

sollten, dann ist das Indochine. Auch nach 36 Jahren Musikgeschichte<br />

begeistern die Musiker mit ihrem charismatischen Bandleader Nicola<br />

Sirkis ihr treues Publikum. Auf diesem 13. Album haben sie neben ihren Lieblingsthemen<br />

Leben, Tod, Liebe und Sex auch aktuelle Fragen wie z. B. zur amerikanischen<br />

Gesellschaft (Trump le monde), zur Front National (Un été français) und zur<br />

Homophobie (Tomboy 1) aufgegriffen. Die CD ist zwar ganz anders als die Musik,<br />

die zurzeit in Mode ist – was beim ersten Anhören verwirren mag –, doch je öfter<br />

man sie hört, desto mehr Nuancen entdeckt man und wird schnell nach ihr süchtig.<br />

Ohne Zurückhaltung anzuhören!<br />

Chanson<br />

Carrousel: Filigrane<br />

Chanson<br />

Calogero: Liberté chérie<br />

Die Band Carrousel entstand, als sich die aus der<br />

Auvergne stammende Musikerin Sophie Burande<br />

und der Westschweizer Musiker Léonard Gogniat in<br />

Südfrankreich begegneten. In Frankreich selbst ist<br />

diese Gruppe nicht sehr bekannt, dafür trifft man<br />

sie umso häufiger auf deutschen und Schweizer<br />

Bühnen. Auch ihr aktuelles – viertes – Album<br />

besticht wieder<br />

durch die perfekt<br />

harmonierenden<br />

Stimmen und den<br />

heiteren Klang. Unser<br />

Coup de Cœur<br />

dieser Ausgabe!<br />

Bei den 13 Titeln des neuen Albums von<br />

Calogero wechseln sich Gitarre, Bass und<br />

Schlagzeug ab und verbreiten eine sehr<br />

poppige Stimmung. Die Themen der<br />

Songs handeln von Freiheit (Liberté chérie),<br />

den einfachen Freuden des Lebens (Je joue de la musique) oder der<br />

Liebe zwischen langjährigen Partnern (Comment font-ils?). Doch auch<br />

ernstere Themen, die sich mit schicksalhaften Ereignissen der Geschichte<br />

beschäftigen, sind vertreten. So ist Vélo d‘hiver eine sehr poetische<br />

Referenz an die tragischen Ereignisse am 16. und 17. Juli 1942 im<br />

Vélodrome d‘Hiver in Paris, als die größte Massenverhaftung von Juden<br />

während des Zweiten Weltkriegs in Frankreich stattfand. Erneut ein sehr<br />

gefühlvolles und gelungenes Album.<br />

Chanson-Piano<br />

Alexandre Tharaud: Barbara<br />

Barbara starb vor ziemlich genau 20 Jahren, am 24. November 1997.<br />

Der Pianist Alexandre Tharaud erweist der berühmten französischen<br />

Chansonsängerin nun mit seinem neuen Album die Ehre. Gemeinsam mit<br />

Sängerinnen wie Vanessa Paradis und Jane Birkin, Schauspielern wie Juliette<br />

Binoche und Guillaume Gallienne (Comédie Française) sowie Musikern wie Michel Portal und Roland<br />

Romanelli interpretiert er darauf die bekanntesten Chansons der Künstlerin. Auch wenn wir persönlich<br />

das Original bevorzugen, ist die CD angenehm anzuhören und wird dem gerecht, was Barbara für<br />

das französische Chanson bedeutet.<br />

<strong>18</strong> · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>


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ON REGARDE<br />

Komödie/Drama<br />

Das Leben ist stärker als alles andere<br />

Benjamin hat haufenweise Pläne und einen<br />

guten Sinn für Humor. Auch Farid hatte einiges<br />

vor, doch vor einigen Jahren landete er<br />

durch einen Unfall im Rollstuhl. Die beiden treffen<br />

sich in einem Reha-Zentrum, in das Benjamin verlegt<br />

wird, nachdem er sich einen Halswirbel gebrochen<br />

hat. Er wird lebenslang behindert sein, heißt<br />

es. Ob telefonieren, Wasser lassen oder essen, nichts<br />

geht bei Benjamin mehr ohne die Hilfe der ungeschickten<br />

Schwester Christiane und des immer viel<br />

zu gut gelaunten Pflegers Jean-Marie. Trotzdem<br />

gibt Benjamin nicht auf, er reißt einen Witz nach<br />

dem anderen: über die Reha-Psychologin oder über<br />

die unzumutbaren Stützstrümpfe. Benjamin und<br />

Farid machen die Bekanntschaft von Toussaint und<br />

Steve, ebenfalls Patienten, die die große Kunst beherrschen,<br />

das Unglück einfach<br />

von der lustigen Seite<br />

zu nehmen. Und dann ist da<br />

noch die bildhübsche Samia,<br />

in die sich Benjamin auf den<br />

ersten Blick verliebt. Eine<br />

Gruppe voller Knallköpfe<br />

und Kämpfer – versehrte<br />

Helden, die gemeinsam die<br />

Verzweiflung ignorieren und<br />

jeden Millimeter Bewegung<br />

feiern. Eine wunderbare<br />

Lektion fürs Leben, bei der<br />

Schmerz und Humor nahe beieinanderliegen, die<br />

jedoch immer den richtigen Ton trifft. Man fühlt<br />

sich danach einfach stärker!<br />

Lieber leben • Frankreich 2016, 111 min • Originaltitel: Patients • Ein Film von Grand Corps Malade und<br />

Mehdi Idir, mit Pablo Pauly, Soufiane Guerrab, Moussa Mansaly, u. a. • Ab 14. Dezember <strong>2017</strong> im Kino.<br />

Drama<br />

Dokumentarfilm<br />

Die Besessenheit eines<br />

ganzen Lebens<br />

Der Film kreist um eine<br />

Obsession von seltener<br />

Intensität: Er erzählt die<br />

Geschichte des Franzosen Raymond<br />

Borremans, der Ende der<br />

20er-Jahre nach Afrika auf bricht.<br />

Mit dem Wunsch nach An er ken nung über seinen Tod hinaus<br />

ver schreibt er sich der Erstellung der ersten Enzyklopädie<br />

über diesen fremden Kontinent. Als Borremans stirbt, ist er erst<br />

beim Buch staben « N » angelangt. Nun irrt sein Geist ruhelos<br />

und verzweifelt durch das vom Bürgerkrieg gebeutelte<br />

Westafrika. Der Doku men tarfilm erzählt davon, wie er aus<br />

dem Jenseits heraus versucht, sein Lebenswerk zu vollenden.<br />

Zwischen Traum und Realität schwebend spielt er mit dem<br />

Gegensatz von westlicher Rationalität und afrikanischer<br />

Spiritualität. Ein ausgezeichneter Dokumentarfilm über das<br />

erstaunliche Schicksal eines Franzosen, von dem viele seiner<br />

Landsleute bis heute nichts gehört haben.<br />

N – Der Wahn der Vernunft • Deutschland/Belgien/<br />

Niederlande, 2014, 102 min • Ein Film von Peter Krüger •<br />

Sprachen: Bambara, Französisch, Untertitel: Deutsch, Englisch,<br />

Französisch, Niederländisch • Ab sofort im Handel.<br />

Musik als Hoffnungsfunke<br />

Der französische Regisseur Rachid Hami erzählt in seinem<br />

Langspielfilmdebüt die Geschichte des Violinisten Simon Daoud<br />

(Kad Merad), der einer Schulklasse in einem Pariser Vorort das<br />

Geigenspiel nahebringen will und an dieser Herausforderung<br />

zunächst beinahe zerbricht. Doch Simon trifft in diesem rauen<br />

Umfeld auf unerwartete Talente wie den jungen Arnold, und es<br />

gelingt ihm, seine Schüler durch Disziplin, Fleiß und Leidenschaft<br />

zu Höchstleistungen zu animieren und ihnen den Zauber der<br />

Musik nahezubringen. Der Film erscheint wie eine Mischung<br />

aus Brassed Off - Mit Pauken und Trompeten (Mark Herman,<br />

1997), Billy Elliot (Stephen Daldry, 2000), Die Kinder des Monsieur<br />

Mathieu (Christophe Barratier, 2004) und Verstehen Sie die<br />

Béliers? (Eric Lartigau, 2015). Allen diesen Filmen ist es gelungen,<br />

ein breites Publikum zu berühren und aufzuzeigen, dass keiner<br />

von uns automatisch zum Scheitern verurteilt ist. Im Gegenteil.<br />

Wenn Musik Talente aufdeckt und Hoffnungen weckt, dann<br />

können wir nicht anders, als Beifall zu spenden!<br />

La Mélodie - Der Klang<br />

von Paris • Frankreich <strong>2017</strong>,<br />

102 min • Originaltitel: La<br />

Mélodie • Ein Film von<br />

Rachid Hami, mit Kad<br />

Merad, Samir Guesmi,<br />

Renély Alfred u. a. • Ab 21.<br />

Dezember <strong>2017</strong> im Kino.<br />

20 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>


Dokumentation<br />

Dokumentarfilm<br />

Mont Saint-Michel<br />

– Das rätselhafte<br />

Labyrinth<br />

Der Mont Saint Michel zieht<br />

als eines der berühmtesten<br />

Fotomotive weltweit jährlich mehrere Millionen Besucher an. Viele Rätsel<br />

ranken sich um dieses Labyrinth, das im Laufe der Zeit heidnischer<br />

Tempel, Zufluchtsort für Eremiten, starke und gefürchtete romanische<br />

Abtei, gotisches Wunderwerk der Architektur, uneinnehmbare<br />

Festung und verfluchtes Gefängnis war. Im Rahmen umfassender<br />

Restaurierungsarbeiten untersuchen Historiker, Archäologen und<br />

Wissenschaftler das Bauwerk nun mit modernen Techniken, um die Wirren<br />

der Vergangenheit zu ordnen. So hoffen sie manche der Geheimnisse zu<br />

lüften, die diesen Ort so besonders machen.<br />

Dokumentarfilm von Marc Jampolsky, 90 Min •<br />

Samstag, 23. Dezember <strong>2017</strong> um 20:15 Uhr<br />

César – Objektkünstler & Bildhauer<br />

Mit seinen Kompressionen, Skulpturen aus<br />

Schmiedeeisen, Abdrücken und Expansionen<br />

erschütterte César die Grundfesten der klassischen<br />

Bildhauerei und stellte die Weichen für eine<br />

moderne, spektakuläre und zeitgemäße Kunst.<br />

Anlässlich des 20. Todestages des Bildhauers und<br />

einer Sonderausstellung<br />

im Centre Pompidou<br />

wirft die Dokumentation<br />

einen Blick auf das<br />

Leben und das Werk<br />

dieses unangepassten<br />

und facettenreichen<br />

Künstlers.<br />

Dokumentation von<br />

Stephane Ghez, 52 Min •<br />

Sonntag, 17. Dezember<br />

<strong>2017</strong> um 17:30 Uhr<br />

Dokumentation<br />

Mythos Carmen<br />

« Mythos Carmen » erzählt Oper auf eine vollkommen neue<br />

Art und Weise. Die Dokumentation vereint fiktive Spielszenen<br />

und Ausschnitte aus unterschiedlichen Inszenierungen mit<br />

Erklärungen von Sängern (Elīna Garanča, Roberto Alagna,<br />

Plácido Domingo). Regisseur Axel Brüggemann fragt:<br />

Wer wäre Carmen<br />

in unserer Zeit? Eine<br />

Suche nach der Seele<br />

der großen Opernfigur.<br />

Dokumentation von<br />

Axel Brüggemann, 43<br />

Min •<br />

Sonntag, 14. Januar<br />

20<strong>18</strong> um <strong>18</strong>:25 Uhr<br />

Dokumentation<br />

Michelin –<br />

Geschichten<br />

aus der Sterneküche<br />

Der Film nimmt den Zuschauer mit hinter die Kulissen des<br />

« Michelin-Führers », verrät wie die Michelin-Kontrolleure<br />

arbeiten und welche Kriterien wichtig sind die Sterne zu<br />

erhalten, um in das berühmte „rote Buch“ eingetragen<br />

zu werden. Wir treffen Sterneköche und ihre exzellenten<br />

Restaurants und werfen einen exklusiven Blick auf die<br />

Gastronomie der talentiertesten Küchenchefs der Welt.<br />

Dokumentation von Rasmus Dinesen, 52 Min •<br />

Sonntag, 31. Dezember <strong>2017</strong> um 17:20 Uhr<br />

Das komplette tägliche ARTE TV-Programm finden Sie im ARTE Magazin.<br />

Jeden Monat neu am Kiosk oder im Abonnement. Jetzt bestellen unter: www.arte-magazin.de.<br />

Weitere Informationen und Angebote von ARTE : www.arte.tv<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 21


ON SURFE<br />

E-Mobilität<br />

&<br />

Wandern<br />

Wandervorschläge<br />

in der Umgebung<br />

Wenn man sich im Ausland befindet, kennt man<br />

nicht zwangsläufig alle Wanderwege in der<br />

Umgebung. Das Institut Géographique National<br />

(IGN) bietet nun – vor allem für Frankreich – ein<br />

sympathisches und benutzerfreundliches Angebot:<br />

Man kann sich auf der Website kostenlos einloggen,<br />

seine Adresse, die gesuchte Aktivität (Touren zu<br />

Fuß oder zu Pferd, mit Rad oder Auto …) sowie<br />

die gewünschte Distanz angeben, und schon<br />

erhält man eine Auswahl an Vorschlägen für<br />

die Umgebung. Angezeigt wird jeweils eine<br />

präzise Beschreibung (Schwierigkeitsgrad, Dauer,<br />

Bodenbeschaffenheit, Rundweg oder nicht, Höhenunterschied,<br />

Entfernung …) inklusive Karte. Fotos<br />

und Kommentare von anderen Internetusern sind<br />

ebenfalls einsehbar. Aktuell sind bereits mehr als<br />

25 300 Strecken erfasst: eine wahre Goldmine an<br />

Informationen<br />

für alle, die<br />

gerne Wandern,<br />

sich aber nicht<br />

auskennen.<br />

www.ignrando.fr<br />

Fahren ohne Angst,<br />

keine Ladestation zu finden<br />

Es ist bekannt, dass<br />

Fahrer von Elektroautos<br />

bei langen<br />

Strecken Befürchtungen<br />

hegen, keine Ladestation zu<br />

finden. Zum Glück gibt es<br />

seit einigen Jahren Dienste,<br />

die solche Ladestationen in<br />

ganz Europa lokalisieren.<br />

Dazu gehört auch Chargemap,<br />

eine Applikation, die<br />

bereits von knapp 130 000<br />

Fahrern genutzt wird und<br />

damit die größte dieser<br />

Communitys in Europa darstellt. Die App wurde 2011 von einem<br />

Start-up entwickelt, das von E-Mobilität-Begeisterten gegründet wurde.<br />

Sie beschränkt sich aber nicht nur darauf, die Lokalisierung von<br />

Stromtankstellen zu erleichtern, sondern bietet darüber hinaus die<br />

Möglichkeit, mit einer einzigen Karte an den Ladesäulen verschiedener<br />

Netze zu bezahlen – und dies ohne Abonnement. Damit ist es<br />

nicht mehr notwendig, mehrere Karten zu besitzen, um die unterschiedlichen<br />

europäischen Ladenetze nutzen zu können. Ab sofort genügt<br />

eine einzige Karte. Einmal im Monat erhält man eine übersichtliche<br />

und detaillierte Rechnung, auf der alle Ladevorgänge aufgeführt<br />

sind. Sehr nützlich ist zudem, dass dieses System angibt, welcher Anschluss<br />

vorhanden ist und ob ein besonderes Kabel notwendig ist.<br />

de.chargemap.com, APP Chargemap (kostenlos)<br />

Transport<br />

Die SNCF ändert ihre Internetadresse<br />

Passen Sie Ihr Bookmark an: Ab Dezember ändert die französische<br />

Société Nationale des Chemins de Fer (SNCF) die Adresse ihrer<br />

Website. Schluss mit www.voyages-sncf.com, ab dann müssen Sie<br />

nur noch ganz einfach oui.sncf eingeben, wenn Sie ein Zugticket<br />

reservieren, Fahrplanauskünfte einholen, Ermäßigungskarten<br />

kaufen oder bestimmte Dienstleistungen, wie die<br />

Gepäcklieferung nach Hause, buchen möchten. « Das ist mehr<br />

als eine Namensänderung, das ist die Ambition, mehr zu bieten », kündigt das Unternehmen an.<br />

Eine Entwicklung, die man in den kommenden Monaten im Auge behalten sollte …<br />

oui.sncf<br />

22 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>


Frankreich digital erleben!<br />

Ab sofort können Sie das aktuelle Heft sowie ältere Ausgaben von<br />

Frankreich erleben auch in digitalisierter Form lesen. Erhältlich ist das<br />

Angebot über den Kiosk von Apple (für iPad), bei Google Play oder im<br />

Internet unter der Adresse e-frankreich.fr


UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte-d’Azur<br />

Géoparc de<br />

Haute-Provence<br />

Eine erstaunliche Reise in die Vergangenheit der Erde<br />

24 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>


Ganz im Norden der Provence, im Departement Alpes-de-Haute-<br />

Provence, liegt ein Landstrich, der sich von anderen deutlich abhebt.<br />

Der Géoparc de Haute-Provence erstreckt sich über eine Fläche von<br />

knapp 2000 km 2 und liegt in einer Höhe von 400 bis 2961 Metern. Hier<br />

können neugierige Wanderfreunde und Naturliebhaber abseits<br />

ausgetretener Pfade eine Reise durch die 300 Millionen Jahre alte<br />

Geschichte unseres Planeten unternehmen, die sie so schnell nicht<br />

vergessen werden. Abgesehen von Ausflügen, Wanderungen und<br />

Spaziergängen in einer wahrhaft erhabenen Landschaft kann man<br />

dort sowohl geologische als auch kulturelle Schätze entdecken.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 25


UNTERWEGS IN FRANKREICH<br />

Auf den ersten Blick ist er ein ganz normaler Parkplatz. Nicht<br />

mehr und nicht weniger. Er taucht plötzlich hinter einer Kurve<br />

der D900A auf. Diese kleine Straße führt von Digne-les-Bains<br />

nach Norden in Richtung Barles, einem kleinen Dorf ganz oben in den<br />

Bergen. Einige Hundert Meter vor dem Parkplatz konnten wir auf<br />

einem Schild lediglich den Hinweis Dalle aux ammonites lesen. Ohne<br />

genau zu wissen, um was es sich dabei handelt, halten wir an und steigen<br />

aus. Angesichts dessen, was wir sehen, stockt uns der Atem. Direkt neben<br />

der Straße ragt eine auf den ersten Blick banale Felswand in die<br />

Höhe. Beim Näherkommen wird der Blick jedoch von zahlreichen Erhebungen<br />

an der Oberfläche angezogen. Wie wir später erfahren, sind<br />

mehr als 1550 dieser « Blasen » über eine 320 m² große Felsplatte verstreut.<br />

Es handelt sich dabei um Fossilien von Weichtieren (vor allem<br />

um Perlboote und Ammoniten), die mit Kalmaren und Kraken verwandt<br />

sind. Sie zeugen davon, dass auch diese Region vor circa 200 Millionen<br />

Jahren, zu Beginn des Jura, – ebenso wie große Teile Frankreichs<br />

und Europas – vom Meer bedeckt war. Im Wasser lebten zahlreiche<br />

Organismen – sowohl Wirbeltiere (Fische, Meeresreptilien) und Wirbellose<br />

(Mollusken, Krebstiere) als auch Pflanzen –, die heute versteinert<br />

sind. Die Ammonitenplatte gehört zu den spektakulärsten und berühmtesten<br />

Funden dieser Art. Man schätzt, dass sie sich ursprünglich 250<br />

Meter unter dem Meeresspiegel befand und durch die allmähliche Erhebung<br />

der Alpen nach Osten verschoben wurde.<br />

Diese Dalle aux ammonites hat einen nicht unwesentlichen Anteil<br />

daran, dass 1991 knapp 200 Geologen und Fachleute aus rund dreißig<br />

Ländern unter der Schirmherrschaft der UNESCO nach Digne<br />

kamen. Sie hielten hier ein internationales Symposium zum Schutz<br />

weltweit bedeutender geologischer Stätten ab. Zum ersten Mal in der<br />

Geschichte versuchte die internationale Gemeinschaft, die Öffentlichkeit<br />

für das geologische Kulturerbe zu sensibilisieren und aufzuzeigen,<br />

dass dessen Erhaltung mehr als nur eine wissenschaftliche Arbeit ist.<br />

Die Bewahrung derartiger Stätten ist vielmehr global im Rahmen der<br />

Geschichte unserer Erde zu sehen. So wurde damals, nur wenige Kilometer<br />

von der berühmten Felsplatte entfernt, die Declaration of the<br />

Rights of the Memory of the Earth verabschiedet, besser bekannt unter<br />

dem Namen « Deklaration von Digne ». Damit war in Digne-les-Bains<br />

eine neue Art von Weltkulturerbe geboren: das geologische Erbe.<br />

Einige Jahre später setzte die UNESCO den Schutz dieses Erbes<br />

in die Praxis um und schuf in der Hochprovence den ersten Geopark.<br />

Er umfasst rund 60 Gemeinden im Departement Alpes-de-Haute-<br />

Provence und basiert im Wesentlichen auf einer Schutzzone, die bereits<br />

1984 an der Grenze zwischen den Departements Alpes-de-Haute-<br />

Provence und Var als Réserve Naturelle Nationale Géologique de Haute-<br />

Provence, also als Nationales Naturschutzgebiet, eingerichtet worden<br />

war. Inzwischen sind auf der ganzen Welt mehr als 100 Geoparks<br />

entstanden. Doch der Géoparc de Haute-Provence, dessen Sitz in Digne<br />

liegt – einer friedlichen kleinen Stadt, in der die Präfektur des Departements<br />

ansässig ist –, wird auf der ganzen Welt als die Wiege aller<br />

Geoparks angesehen.<br />

Das Faszinierende dabei ist, dass man sich mit dem Géoparc de Haute-Provence<br />

nicht nur für den Schutz eines geologischen Erbes einsetzt,<br />

sondern dass es darüber hinaus gelungen ist, eine auf den ersten Blick<br />

für die Allgemeinheit eher schwer zugängliche Wissenschaft – nämlich<br />

die Geologie – sehr lebendig zu gestalten, sodass es ein richtiges<br />

Erlebnis ist, sie zu entdecken. Man muss kein Fachmann sein, um von<br />

den Fossilien der Dalle aux ammonites beeindruckt zu sein. Besonders<br />

26 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>


Die Dalle aux ammonites erinnert auf<br />

spektakuläre Art daran, dass sich hier vor<br />

200 Millionen Jahren das Meer erstreckte.<br />

Vorherige Doppelseite und linke Seite: Auf<br />

der D900A kann man von Digne aus die<br />

geologische Vielfalt und die unterschiedlichen<br />

Landschaften des Geoparks erkunden.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 27


UNTERWEGS IN FRANKREICH<br />

Kinder bestaunen mit großen Augen die gut sichtbaren Spuren der<br />

Tiere, von denen die meisten immerhin bereits vor 65 Millionen Jahren<br />

– also zur selben Zeit wie die Dinosaurier – ausgestorben sind.<br />

Noch beeindruckter sind die Besucher, egal ob jung oder alt, wenn sie<br />

nur einige Hundert Meter weit entfernt, in den Aquarien des Maison<br />

des remparts (das sich im Musée Promenade befindet) lebende Perlboote<br />

beobachten können. Dies hilft beim Verständnis dafür, wie deren<br />

« Cousins », die heute versteinerten Ammoniten, vor langer, langer Zeit<br />

lebten …<br />

Apropos Musée Promenade: Einen Besuch dieses Museums, das<br />

man, wie der Name schon sagt, im Rahmen eines Spaziergangs besichtigt,<br />

sollten Sie auf keinen Fall versäumen. Es wurde quasi als « Schaufenster<br />

» des Réserve géologique de Haute-Provence und des Geoparks<br />

konzipiert. Auf vier mühelos begehbaren Wegen durch die freie Natur<br />

erhält man einen Eindruck vom Naturerbe und geologischen Erbe<br />

der Region. Um das Ganze noch dynamischer zu machen, kamen die<br />

Initiatoren dieses « Museums » auf die Idee, international renommierte<br />

Landart-Künstler zu bitten, Werke zu kreieren, die zum Nachdenken<br />

über unsere Umwelt einladen. Diese befinden sich nun entlang der<br />

Wege im Musée Promenade und spornen dazu an, die Entdeckung der<br />

Kunst mit der Erkundung der unterschiedlichen Welten entlang der<br />

vier Museumswege zu verbinden.<br />

Der Sentier de l‘eau lädt beispielsweise zu einem erfrischenden<br />

Spaziergang ein, der zwischen kleinen, friedlich dahinplätschernden<br />

Bächen und schönen Wasserfällen verläuft, die sich fast geräuschlos in<br />

ein moosbedecktes Bett ergießen. Er regt an, darüber nachzudenken,<br />

welchen Einfluss Wasser auf unsere Umwelt hat und auf welche Art es<br />

im Verlauf von Jahrtausenden die Landschaften gestaltete. Der Sentier<br />

des cairns ist dagegen « mineralischer » und bietet wundervolle Ausblicke<br />

auf das Vallée de la Bléone und die Stadt Digne. Von dort stammt<br />

das Bild auf der Titelseite dieser Ausgabe. Der international bekannte<br />

britische Bildhauer Andy Goldsworthy hat entlang des Weges mehrere<br />

Cairns d‘eau (pyramidenförmige Steinhaufen) errichtet, die daran<br />

erinnern sollen, wie wichtig Wasser ist, selbst wenn es manchmal nur<br />

ganz dezent in Erscheinung tritt. In diesem Fall sieht man das Wasser<br />

nicht, man hört nur ein Plätschern, das aus dem Inneren dieser Cairns<br />

nach außen dringt, da die aufgehäuften Steine wie eine Echokammer<br />

wirken, die das Geräusch der unterirdischen Wasserläufe verstärkt.<br />

Etwa in der Mitte des Sentier des cairns stößt man auf den Sentier des<br />

papillons. Mit einer Gehzeit von knapp fünf Minuten ist dies zwar<br />

der kürzeste der vier Wege, doch er verspricht dem Besucher ein unglaubliches<br />

Schauspiel: Das Umfeld wurde mit einer Mischung aus<br />

Mittelmeer- und Alpenvegetation bepflanzt, die bei schönem Wetter<br />

unzählige Schmetterlinge anzieht. Jahr für Jahr zählt man hier mehr<br />

als 140 Spezies, die alle vollkommen frei leben.<br />

Im Maison des remparts befindet sich neben den bereits erwähnten<br />

Aquarien eine Ausstellung, welche die geologische Vergangenheit der<br />

Region vor Augen führt. Auch sie ist sehr ansprechend konzipiert, und<br />

es ist offensichtlich, dass dem Museum ein großer Wurf gelungen ist:<br />

Nach dem Spaziergang über die Wege ist man unweigerlich wissensdurstig<br />

und möchte mehr erfahren, um ein besseres Verständnis für die<br />

Links: Auf dem Sentier de l‘eau des Musée Promenade sieht<br />

man immer wieder Wasserfälle; Ausblick von der Terrasse<br />

des Maison des remparts auf Digne-les-Bains.<br />

28 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>


Ich liebe die Alpen<br />

der Haute-Provence<br />

Mir gehen die Augen über!<br />

#visit04<br />

ADT04 -Photo© Teddy Verneuil<br />

Tourismus Alpes de Haute-Provence : www.alpes-haute-provence.com<br />

+33 (0)4 92 31 57 29


UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte-d’Azur<br />

Diese Seite: Sisteron, das « Tor zur<br />

Provence », mit der Zitadelle.<br />

Rechte Seite: Landschaften<br />

entlang der D900A. Den<br />

konservierten Ichthyosaurier<br />

und den Felsen mit den<br />

Abdrücken von Vogelfüßen<br />

erreicht man jeweils nach einem<br />

angenehmen Spaziergang; in<br />

Sisteron beginnt die Rundfahrt<br />

auf der Route du temps.<br />

30 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>


Umgebung zu erhalten. Die Neugier ist geweckt …<br />

Um diese zu stillen, kann man sich dann auf das spannendste<br />

Abenteuer einlassen, das der Geopark zu bieten hat: eine Reise durch<br />

die Zeit, nach seinem eigenen Rhythmus, ganz ohne Zwang. Man<br />

benötigt dazu nur die Karte des Geoparks, die man am Ausgang des<br />

Musée Promenade mitnehmen kann. Sie ist kostenlos und enthält fünf<br />

Tourenvorschläge. Jede Tour kann theoretisch von Digne oder Sisteron<br />

aus innerhalb eines Tages gefahren werden. Allerdings enthalten<br />

alle Routen zahlreiche Anregungen – mehr als 130 insgesamt –, wie<br />

man den ganzen geologischen und kulturellen Reichtum des Geoparks<br />

erkunden kann. Da viele Restaurants und Erzeuger lokaler Produkte<br />

Partner des Parks sind, kommt dabei die kulinarische Seite ebenfalls<br />

nicht zu kurz. Auf jeder dieser Strecken gibt es zudem mehrere Tipps<br />

für Spaziergänge und Wanderungen (von 30 Minuten bis 3 Stunden).<br />

An den Ausgangspunkten sind jeweils Parkmöglichkeiten vorhanden,<br />

die Wege sind problemlos zugänglich und gut ausgeschildert. Sie sind<br />

hervorragend dazu geeignet, die Charakteristik dieser Gegend zu verstehen,<br />

vor allem aber ihren unglaublichen Reichtum zu entdecken.<br />

Die Dalle aux ammonites ist dafür nur ein Beispiel von vielen. Angesichts<br />

eines solchen Angebots fällt die Entscheidung wirklich nicht<br />

leicht. Man könnte problemlos ein Hotelzimmer mieten und mehrere<br />

Wochen oder sogar Monate hierbleiben, um all die Angebote « abzuarbeiten<br />

» … Zwei der Routen haben uns besonders gefallen: Die erste<br />

beginnt direkt auf der Straße beim Musée Promenade und führt über<br />

das Vallée du Bès bis hinauf in das Dorf Barles; die zweite führt von<br />

Sisteron aus über die Route du temps.<br />

Die erste Strecke, die beim Musée Promenade beginnt, ist die einfachere.<br />

Man sollte mindestens einen halben Tag einplanen, sofern<br />

man alle Vorschläge realisieren möchte. Idealerweise besucht man das<br />

Musée Promenade gleich morgens und macht sich anschließend auf den<br />

Weg. Nach dem Verlassen des Musée Promenade biegt man dabei nach<br />

links auf die D900A in Richtung des 24 Kilometer entfernt liegenden<br />

Dorfes Barles ein. Es bietet sich beispielsweise an, auf dem Hinweg<br />

bereits einige Halte einzulegen, in Barles etwas zu essen und sich nachmittags<br />

auf dem Rückweg noch ein paar andere Sehenswürdigkeiten<br />

anzusehen. Neben der Dalle aux ammonites gibt es mehrere Orte, die<br />

lohnenswert sind. Das beginnt bereits mit ganz überraschenden Anblicken,<br />

die sich dem Besucher bieten. So wie beispielsweise rund acht Kilometer<br />

nach dem Musée Promenade. Kurz nach einer Kreuzung (nach<br />

links zweigt eine Straße zum Dorf Robine-sur-Galabre ab) erblicken<br />

wir von der D900A aus etwas Erstaunliches: schwarze, sanft gewellte<br />

Anhöhen, die wie eine karge Wüsten- oder Mondlandschaft aussehen.<br />

Die erstaunliche Färbung erinnert mehr an die Bergbaugebiete mit<br />

ihren Kohlehalden im Norden Frankreichs als an die Hochprovence.<br />

Diese Erscheinungen werden Robines genannt.<br />

Ein kleines Stück weiter weckt der Hinweis auf ein seltsames, versteinertes<br />

Fabeltier unsere Neugier. Wir erreichen den Ichthyosaure du<br />

col du Jas nach einem 45-minütigen Spaziergang, der keinerlei Schwierigkeiten<br />

aufweist. Es handelt sich um einen Ichthyosaurier, ein großes<br />

Meeresreptil, das vor <strong>18</strong>5 Millionen Jahren hier gelebt hat. Es wurde<br />

konserviert und befindet sich – durch eine Glasplatte geschützt – an<br />

dem Ort, an dem es entdeckt wurde.<br />

Wir folgen weiter der D900A in Richtung Barles und gelangen bei<br />

einem anderen Spaziergang (25 Minuten hin und zurück) an einen sehr<br />

berührenden Ort: Les empreintes d‘oiseaux. Es handelt sich um einen<br />

Felsen mit Abdrücken von Vogelfüßen, die vor 20 Millionen Jahren<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 31


UNTERWEGS IN FRANKREICH<br />

hinterlassen wurden, als sich an dieser Stelle ein Strand befand. Auch<br />

dieser Beweis für die Anwesenheit des Meeres in dieser Gegend ist<br />

heute glücklicherweise vor Witterungseinflüssen und anderen Beschädigungen<br />

durch eine dicke Glasplatte geschützt.<br />

Auf der Weiterfahrt erreichen wir einige Kilometer vor Barles den<br />

nächsten außergewöhnlichen Ort: Les Clues de Barles. Hier dringt man<br />

in enge und gewundene Schluchten ein, die das Wasser im Laufe der<br />

Zeit in den Fels gegraben hat. Es gibt Vorschläge für mehr oder weniger<br />

lange Wanderungen ab der D900A, bei denen man auf interessante<br />

geologische Sehenswürdigkeiten stößt.<br />

Die zweite unserer persönlichen Lieblingsstrecken, die Route du<br />

temps, ist ebenfalls sehr gut ausgeschildert. Folgt man ihr, so kann man<br />

sich der geologischen Vielfalt und der prachtvollen Landschaften des<br />

Geoparks sehr anschaulich bewusst werden. Für diese Route sollte<br />

man mindestens einen Tag vorsehen. Will man sie allerdings wirklich<br />

bis ins Detail erkunden, benötigt man im Grunde mehrere Tage. Start<br />

ist in Sisteron, einer Stadt, die als Porte de la Provence, also das Tor zur<br />

Provence bezeichnet wird. Die Strecke führt zum großen Teil über die<br />

D3, eine einmalig schöne, kleine Departementsstraße, bis Thoard. Von<br />

dort aus gelangt man über die D17, die N85 und die D4 wieder nach<br />

Sisteron zurück und hat eine schöne Rundfahrt von rund 80 Kilometern<br />

zurückgelegt.<br />

Auf den ersten Kilometern nach Sisteron verlassen wir das Tal<br />

der Durance und gewinnen schnell an Höhe. Die Natur ist herrlich,<br />

und wir erreichen rasch ein tief eingeschnittenes Tal, wo sich ein<br />

Halt aufdrängt. Direkt am Straßenrand macht uns ein Ort namens<br />

La Pierre-Écrite neugierig. Die monumentale Inschrift, die direkt in<br />

den Fels gehauen wurde, stammt vermutlich aus der ersten Hälfte des<br />

5. Jahrhunderts. Sie zeugt von der Anwesenheit von Dardanus, einem<br />

ehemaligen gallischen Präfekten, der zum Christentum konvertierte.<br />

Er soll in dieser Gegend die « Gottesstadt Theopolis » gegründet und<br />

für den Zugang zu ihr die Bergflanken entsprechend behauen haben.<br />

Wir folgen der Straße weiter nach oben und gelangen auf ein<br />

schönes Plateau mit Almweiden, wo sich das nette Dorf Saint-Geniez<br />

befindet. Es bietet sich für eine kleine Stärkung an. Am Ortsausgang<br />

weist ein Schild auf der rechten Seite auf die Kapelle Notre Dame de<br />

Dromon hin. Während eines einstündigen Spaziergangs (hin und zurück)<br />

besichtigen wir diese hübsche kleine Kirche und ihre Krypta aus<br />

dem 11. Jahrhundert, die sich inmitten einer beeindruckenden Umgebung<br />

befindet.<br />

Anschließend führt die D3 am Kamm oberhalb der Gorges du Vauson<br />

entlang. Dies ist eine der schönsten und spektakulärsten Gegenden<br />

hier. Es gibt mehrere Haltepunkte, an denen jeweils die geologischen<br />

Merkmale des Ortes erklärt werden. Nach einer Abfolge von Mondlandschaften<br />

und schattigen Wäldern erreichen wir den Col d’Hysope<br />

(1236 Meter), wo plötzlich der Blick nach Süden freigegeben wird: ein<br />

weiteres atemberaubendes Panorama.<br />

Nach einigen Kilometern bergab gelangen wir schließlich in das Dorf<br />

Thoard, das für seinen erstaunlichen Glockenturm aus dem 12. Jahrhundert<br />

berühmt ist. Diese letzte Etappe der Rundfahrt durch den Geopark<br />

wartet gleichfalls mit einer schönen Überraschung auf: Gegenüber dem<br />

Links: Landschaften entlang der Route du temps; Sentinelle<br />

d’Authon, eines der Kunstwerke von Andy Goldsworthy.<br />

Rechte Seite: Die Stätte La Pierre-Écrite, das Dorf Saint-Geniez sowie<br />

der Spazierweg, der zu Kapelle Notre-Dame de Dromon führt.<br />

32 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>


Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 33


UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte-d’Azur<br />

Fortsetzung folgt: Der Geopark<br />

ist darüber hinaus eine der<br />

schönsten « Galerien »<br />

für Landart auf der Welt<br />

Der Géoparc de Haute-Provence hat uns<br />

so beeindruckt, dass Sie ihm bereits in der<br />

nächsten Ausgabe von Frankreich erleben<br />

(Frühjahr 20<strong>18</strong>, ab 22. Februar 20<strong>18</strong> im Handel)<br />

in einem Artikel über « Landart in Frankreich »<br />

wieder begegnen werden. Soviel sei schon<br />

verraten: Das Gebiet des Geoparks hat sich<br />

dank einer innovativen Partnerschaft mit<br />

dem Cairn-Centre d’Art und dem Musée<br />

Gassendi in Digne-les-Bains im Laufe der<br />

Jahre in eine riesige « Freiluftgalerie » mit<br />

über hundert zeitgenössischen Werken<br />

international renommierter Künstler<br />

verwandelt. Man entdeckt diese inmitten der<br />

Natur, indem man beschilderten Wegen folgt<br />

und gleichzeitig die prächtige Umgebung<br />

genießt. Weitere schöne Ausflüge sind also<br />

in Aussicht!<br />

Das Dorf Thoard und das einladende Bar-Restaurant von<br />

Marie, in dem regionale Produkte im Mittelpunkt stehen.<br />

Rathaus befindet sich La Beluguette, ein kleines Bar-Restaurant. Früher<br />

gab es in fast jedem Dorf ein solches Lokal, heute findet man sie leider<br />

kaum mehr. Dieses hier wird liebevoll von Marie geführt, die aus Thoard<br />

stammt. Vor drei Jahren beschloss sie, dem Bar-Restaurant, das schon<br />

früher ein beliebter Treffpunkt war, wieder neues Leben einzuhauchen.<br />

Marie gehört zu den « Partnern » des Geoparks. Als wir sie fragen, warum<br />

sie diese Partnerschaft eingegangen ist, antwortete sie, dass sie « berührt<br />

davon war, dass der Geopark nicht nur das geologische Erbe, sondern<br />

auch die Produzenten und Einwohner in den Mittelpunkt stellt ». Marie<br />

liebt einfache und authentische Dinge: Statt einer Orangina oder einem<br />

industriell hergestellten Saft serviert sie lieber frische, selbstgepresste<br />

Fruchtsäfte aus lokal angebautem Obst. In ihrer Küche verarbeitet sie fast<br />

ausschließlich regionale Produkte, die entweder biologisch oder nachhaltig<br />

erzeugt werden. « Diese Produkte aufzuwerten, gibt meiner Arbeit einen<br />

Sinn », erklärt sie. Marie hat keine Speisekarte. Sie legt das Angebot nach<br />

ihrer morgendlichen Inspiration und den Produkten des Tages fest. « Auch<br />

darin drückt sich die Haltung des Geoparks und seiner Einwohner aus »,<br />

bemerkt die junge Frau lächelnd, bevor sie in die Küche verschwindet,<br />

« einfach zu sein, die kleinen Freuden des Lebens wiederzuentdecken und<br />

vor allem, diese teilen zu können … » Nach den wenigen Tagen, die wir<br />

hier verbracht haben, können wir dies nur bestätigen! Der Geopark und<br />

seine Bewohner haben die Herausforderung, der sie sich gestellt haben,<br />

erfolgreich bestanden!<br />

34 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>


montand<br />

A72/E70<br />

Puy de Dôme<br />

A75/E11<br />

ont-Dore<br />

Lyon<br />

St.-Etienne<br />

A43/E70<br />

Chambéry<br />

A49/E713<br />

Grenoble<br />

Torino<br />

c<br />

Valence<br />

Crest<br />

Die<br />

Briançon<br />

France<br />

Italien<br />

A7/E15<br />

Saillans<br />

Gap<br />

A75/E11<br />

Lodève<br />

Bézier<br />

e<br />

9/E15<br />

Collioure<br />

7/E15<br />

A9/E15<br />

Montpellier<br />

Digne les Bains …<br />

Marseille<br />

… Berlin 1495 km … Hamburg 1440 km<br />

… Köln 10<strong>18</strong> km … München<br />

… Wien 1275 km<br />

… Paris 752 km<br />

A9/E15<br />

Nîmes<br />

A54/E805<br />

Arles<br />

Orange<br />

Avignon<br />

A7/E15<br />

A55<br />

912 km<br />

… Zürich 608 km<br />

… Nice 149 km<br />

… Marseille 138 km … Gap 86 km<br />

Die nächstgelegenen Flughäfen, die aus<br />

dem deutschsprachigen Raum direkt ange<br />

flo gen werden, sind Marseille-Provence<br />

(134 km) und Nice-Côte d’Azur (144 km).<br />

Der nächstgelegene TGV-Bahnhof ist in<br />

Aix-en-Provence (123 km).<br />

Die notwendigen Informationen für ein en<br />

Aufenthalt erhalten Sie am Sitz des Geoparks.<br />

Dieser befindet sich 2 km außerhalb<br />

von Digne-les-Bains, an der D900A,<br />

am selben Ort wie das Mu sée Pro menade.<br />

Die fünf Frem den ver kehrs ämter auf<br />

dem Gebiet des Parks (Dig ne-les-Bains,<br />

Moustiers Sainte-Marie, Blanche Serre-<br />

Ponçon, Les Hautes Terres de Provence<br />

und Sisteron) können Ihn en aber ebenfalls<br />

weiterhelfen.<br />

Géoparc de Haute-Provence und Musée<br />

Promenade<br />

10, montée Bernard Dellacasagrande<br />

04005 Digne-les-Bains<br />

Telefon: +33 (0)4 92 36 70 70<br />

www.geoparchauteprovence.com<br />

www.museepromenade.com<br />

Aix-en-<br />

Provence<br />

Sisteron<br />

Thoard<br />

Apt<br />

A51/E712<br />

Digne-les-Bains<br />

Moustiers<br />

Sainte-Marie<br />

Eintritt: 8 €, Kinder von 7 - 14 Jahren 5 €,<br />

Kinder unter 7 Jahren haben freien Eintritt.<br />

Kostenloser Parkplatz.<br />

Die Besichtigung des Musée Prome nade<br />

dauert durchschnittlich 2 bis 2,5 Stunden.<br />

Im Sommer bietet sich der Ort jedoch<br />

auch für einen län geren Bummel an, vor<br />

al lem, wenn Sie auf dem Sentier des papil<br />

lons die Schmetterlinge be obach ten<br />

möch ten. Planen Sie also ge ge ben en falls<br />

mehr Zeit ein.<br />

Cannes<br />

A8/E80<br />

A8/E80<br />

A52<br />

A57<br />

Geöffnet von April bis November:<br />

A50<br />

Toulon<br />

Juli und August täglich durchgehend<br />

9.00 – 17.00 Uhr; in<br />

Rayolden<br />

übrigen Monaten<br />

Canadelsur-Mer<br />

12.00 Uhr und 14.00 –<br />

täglich 9.00 –<br />

17.30 Uhr. Die Kasse schließt eine Stunde<br />

vor Ende der Öffnungszeit.<br />

Der Geopark hat eine sehr hilfreiche<br />

Kar te mit allen Routenvorschlägen und<br />

Besichtigungstipps auf seinem Ge biet<br />

herausgegeben. Sie er halt en die se<br />

kostenlos im Musée Pro me na de so wie<br />

bei den örtlichen Frem den ver kehrsämtern.<br />

Alternativ kön nen Sie sie im<br />

Internet als PDF her unterladen: www.<br />

geoparchauteprovence.com/a-visiter<br />

Bar-Restaurant La Beluguette<br />

Nice<br />

Place du village (gegenüber dem<br />

Rathaus)<br />

04380 Thoard<br />

Telefon: +33 (0)4 92 34 63 71<br />

Die 3. Auflage der Kalender-<br />

Reihe „Bretagne“ der Sächsisch-Bretonischen<br />

Gesellschaft<br />

e.V. zeigt dreizehn<br />

Aquarelle des bretonischen<br />

Rogliano<br />

Richters und Malers Pierre<br />

Cavellat (1901-1995) aus den<br />

Sammlungen L‘Ile-Rousse des Musée breton<br />

départemental Calvi Quimper.<br />

Ein farbenfrohes Kaleidoskop<br />

Ajaccio<br />

Bonifacio<br />

Erbalunga<br />

Bastia<br />

Corte<br />

bretonischer Alltagsszenen,<br />

Menschen und Landschaften<br />

aus den 30-40er Jahren des<br />

20. Jahrhunderts.<br />

Sartène<br />

Porto-Vecchio<br />

Hochformat: 42 x 30 cm, Spiralbindung<br />

mit Aufhänger, 14 Blatt auf<br />

Kunstdruckpapier und Rückpappe.<br />

Ansicht und Kauf (9,90 € zzgl.<br />

Versand) nur im Online-Shop unter:<br />

www.weltbuch.com/kalender/<br />

bretagne-20<strong>18</strong><br />

S Ä C H S I S C H<br />

BRETONISCHE<br />

GESELLSCHAFT<br />

weltbuch<br />

verlag<br />

®<strong>2017</strong> Weltbuch Verlag GmbH, Dresden


UNTERWEGS IN FRANKREICH Hotel<br />

La Bonne Etape<br />

Die Freuden von Schlichtheit und Authentizität<br />

Im Departement Alpes-de-Haute-Provence, am Rande<br />

des Geoparks Haute-Provence, zwischen Manosque<br />

und Sisteron, liegt das Hotel-Restaurant La Bonne<br />

Etape, mit dem man sich auf unterschiedliche Arten vertraut<br />

machen kann. Natürlich könnte man sich zunächst<br />

einmal die diversen Labels (Michelin-Stern, Relais &<br />

Châteaux, Maître Cuisinier de France, Maître Restaurateur)<br />

ansehen, die das Niveau des Hauses unterstreichen.<br />

Wirft man dann noch einen Blick in das Goldene Buch,<br />

das im ersten Stock dieses hübschen Familienhauses ausliegt<br />

und in dem man neben unbekannten Namen auch auf<br />

so illustre Signaturen wie die von Barbara Hendricks,<br />

Georges Clooney, Gérard Depardieu oder Henri Salvador<br />

stößt, so muss man zweifelsohne beeindruckt sein. Und das<br />

zu Recht! Allerdings lassen solche Auszeichnungen, selbst<br />

wenn sie mehr als verdient sind, manchmal die Schlichtheit<br />

und Authentizität eines Ortes vergessen.<br />

Daher empfehlen wir Ihnen, all diese Anerkennungen<br />

erst einmal zu ignorieren und sich dem Hotel-Restaurant<br />

La Bonne Etape auf eine ganz andere, viel persönlichere<br />

Weise zu nähern. Dafür haben wir einen kleinen Tipp:<br />

Gehen Sie rechts am Haus vorbei in Richtung Pool. Dort<br />

werden Sie einen Garten mit einigen Obstbäumen entdecken,<br />

in dem ein sehr poetisches Durcheinander herrscht.<br />

Hier gibt es keinen Park mit perfekt angelegten Alleen,<br />

wie man es von einem Hotel dieser Kategorie erwarten<br />

könnte. Wenn Sie diesen Garten betreten, verlassen Sie<br />

eingefahrene Gleise, betreten eine unkonventionelle Welt<br />

und entdecken die wahre Seele des La Bonne Etape. « Wir<br />

sind weder in Versailles, noch in Villandry », liebt es der<br />

Urheber dieses besonderen Gemüsegartens und gleichzeitig<br />

Herr des Hauses, Jany Gleize, zu erläutern. « Wir sind<br />

hier in der Haute-Provence, dem Land der Obstgärten, wo<br />

man sich alles erst einmal verdienen muss. Dem muss der<br />

Esprit dieses Ortes Rechnung tragen. » Früchte, Gemüse,<br />

Blumen und Insekten existieren hier in einem harmonischen<br />

Miteinander. Die Natur darf die Oberhand über<br />

den Menschen gewinnen, der diskret bleibt und die Umwelt<br />

respektiert. Der Boden wird nicht bearbeitet – von<br />

chemischen Eingriffen ganz zu schweigen –, man lässt ihn<br />

in Ruhe und ist dankbar für das, was er uns schenkt. Auf<br />

dem « unbestellten » Land wachsen im Übrigen Blumen<br />

für hübsche Sträuße und die idealen Zutaten für die Salate,<br />

welche die Teller der beiden Restaurants zieren.<br />

Dieser « wild wachsende Gemüsegarten » ist das Herz<br />

des Hauses. Ein schlichter Ort, der Neugierde und Entdeckungslust<br />

weckt. Hier und da stehen ein paar Bänke, die<br />

die Besucher zum Innehalten oder sogar zum Meditieren<br />

36 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>


einladen. Jede Pflanze ist mit ihrem Namen gekennzeichnet,<br />

und beim Spaziergang stößt man auf manche Überraschung,<br />

wie beispielsweise auf einen wunderschönen,<br />

mehrere Meter hohen Szechuanpfeffer. Es kommt nicht<br />

selten vor, dass man hier auf den Küchenchef, Jany Gleize,<br />

trifft, der Tomaten erntet,<br />

auf der Suche nach einem<br />

bestimmten Gewürz ist oder<br />

sich hier einfach eine Inspiration<br />

für das Gericht des Tages<br />

holt …<br />

Nicht selten ergibt sich<br />

dann ein Gespräch, denn obwohl<br />

man einen Sternekoch<br />

vor sich hat, der darüber hinaus<br />

ein anspruchsvolles Haus<br />

leitet, ist offensichtlich, dass<br />

dieser sich gerne die Zeit für<br />

eine Unterhaltung nimmt.<br />

Man spürt, dass ihm dies im<br />

Blut liegt. Jany Gleize liebt es,<br />

jeden Morgen selbst einzukaufen,<br />

sich mit den Produzenten<br />

auszutauschen und genussvoll<br />

deren Produkte zu entdecken.<br />

Er versteht es darüber hinaus,<br />

seine Mitarbeiter genau zu<br />

beobachten – was in seinem<br />

Beruf eher eine Seltenheit<br />

ist. Seinen Worten kann man<br />

entnehmen, dass dahinter eine<br />

ehrliche Achtsamkeit und eine<br />

zutiefst menschliche Betrachtungsweise<br />

stehen: « Wenn<br />

ein neuer Auszubildender in<br />

meine Küche kommt, dann<br />

erkenne ich sehr wohl – selbst<br />

wenn ich seine Eltern, seine<br />

Familie nicht kenne –, ob er<br />

das Glück hatte, im Umfeld<br />

von Landwirten aufgewachsen<br />

zu sein. Die Art, wie er eine<br />

<br />

Hôtel-Restaurant La Bonne Etape****<br />

Chemin du Lac<br />

04160 Château-Arnoux-Saint-Auban<br />

Telefon: +33 (0)4 92 64 00 09<br />

<br />

www.bonneetape.com<br />

<br />

Hotel: <strong>18</strong> Zimmer von 25 bis 35 m 2<br />

(Superior, Superior Deluxe und Junior-<br />

Suiten), ab 149 €.<br />

Beheizter Außenpool, Gemüsegarten,<br />

Kochkurse, Fahrradvermietung.<br />

<br />

Restaurant La Bonne Etape: Seit 1964 mit<br />

einem Michelin-Stern ausgezeichnet.<br />

Mittagsmenü (nach Tagesangebot) 35 €<br />

Abendmenüs ab 75 €. Geöffnet von<br />

Mittwoch bis Sonntag.<br />

Karotte, eine Knoblauchzehe, einen Salat begutachtet,<br />

spricht für sich. Er hält sie anders, er respektiert sie; und<br />

damit respektiert er die Arbeit und teilt die Liebe für unseren<br />

Beruf. »<br />

Muss man da noch erstaunt darüber sein, dass sowohl<br />

im Restaurant als auch im Hotel offensichtlich ein gutes<br />

Klima unter den Mitarbeitern herrscht? Natürlich gibt<br />

es genug Arbeit und damit unweigerlich stressige Zeiten,<br />

doch Verständnis und Zuhörvermögen dominieren<br />

unübersehbar. Man ahnt, dass der Küchenchef immer<br />

bestrebt ist, gegenüber den Schätzen der Natur bescheiden<br />

zu bleiben, ein Botschafter zu sein, der seinen Gästen<br />

ursprüngliche Geschmacksnoten präsentiert, die er<br />

zwar verfeinern keinesfalls<br />

aber verfälschen will. Diesen<br />

Esprit spürt man im ganzen<br />

Haus: nicht nur im Sternerestaurant<br />

oder im Bistro – wo<br />

die Gerichte, die im Übrigen<br />

aus derselben Küche kommen,<br />

bewusst zu erschwinglichen<br />

Preisen angeboten werden –,<br />

sondern auch im Hotel.<br />

Die Liebe zum Detail ist<br />

omnipräsent, und der Service<br />

eines Vier-Sterne-Hauses würdig.<br />

Trotzdem bemerkt man<br />

ein Flair für Natürlichkeit und<br />

Unkompliziertheit. Davon<br />

zeugen zum Beispiel die kleinen<br />

Flaschen mit Olivenöl, die<br />

auf den Tischen des Sternelokals<br />

stehen. Als ob sie daran<br />

erinnern wollten, dass selbst<br />

die ausgesuchtesten Gerichte<br />

auf natürlichen und unverfälschten<br />

Produkten basieren.<br />

Was die Zimmer im La Bonne<br />

Etape angeht, so sind diese<br />

mit großen und bequemen<br />

Betten ausgestattet. Vielleicht<br />

ist man zunächst verwundert,<br />

« zweiteilige Bettdecken à la<br />

française » (also bestehend aus<br />

Laken und Wolldecke) anstatt<br />

eines bezogenen Deckbetts<br />

vorzufinden. Begibt man sich<br />

aber abends zur Ruhe, so ist<br />

man letztendlich über das<br />

wohltuende Wärmegefühl erstaunt.<br />

Dies bestätigt auf weitere Art, wie authentisch und<br />

zugleich ursprünglich es an diesem Ort zugeht.<br />

Vielleicht haben Sie bemerkt, dass La Bonne Etape ein<br />

echter Coup de cœur für uns ist. Ein Hotel-Restaurant mit<br />

Seele. Ein Ort, der nicht durch überflüssiges und mondänes<br />

Auftreten beeindruckt, sondern vor allem durch das,<br />

was man dort mit den Gästen teilt, sei es auf dem Teller<br />

oder durch menschliche Begegnungen.<br />

<br />

Bistro Au Goût du Jour: Menü des Tages<br />

19,50 € (Hauptgang, Dessert, ein Glas Wein,<br />

Kaffee) oder à la carte (rechnen Sie mit<br />

25 €). Täglich geöffnet.<br />

Für alle, die noch<br />

tiefer einsteigen<br />

möchten: Jany<br />

Gleize, La Bonne<br />

Etape, Editions<br />

Brigitte Eveno,<br />

160 Seiten, ISBN:<br />

979-1094608012


UNTERWEGS IN FRANKREICH Centre-Val de Loire<br />

38 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>


Das Loiretal ist in der ganzen Welt<br />

für seine Schlösser und Gärten sowie für<br />

sein angenehmes und friedliches Leben<br />

bekannt. Weniger bekannt ist dagegen, dass<br />

es dort auch ein kleines Dorf mit nicht einmal 500<br />

Einwohnern gibt, das einen ganz besonderen Status<br />

erlangt hat: Es ist das einzige Dorf Frankreichs, dem für<br />

das gesamte Gemeindegebiet die Auszeichnung Jardin<br />

remarquable verliehen wurde. Es handelt sich dabei um<br />

Chédigny (Indre-et-Loire), ein in Frankreich einzigartiges<br />

« Gartendorf », dessen Besuch ein besonderes<br />

Erlebnis verspricht.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 39


UNTERWEGS IN FRANKREICH Centre-Val de Loire<br />

Chédigny ist auf den ersten<br />

Blick ein kleines Dorf, wie es<br />

in Frankreich viele gibt. Es<br />

besaß zwar immer einen gewissen<br />

Charme, trotzdem wanderten seit<br />

Anfang des 19. Jahrhunderts immer<br />

mehr Geschäfte ab, und die Hauptstraße,<br />

die das Dorf in seiner ganzen<br />

Länge durchquert, verödete zunehmend.<br />

Dagegen hielten im Laufe der Zeit immer<br />

mehr Autos, Lastkraftwagen, Stromkabel, Antennen<br />

und Verkehrsschilder Einzug, die das<br />

Aussehen langsam, aber sicher verunstalteten. Ende der<br />

90er-Jahre hatte jedoch der ehemalige Bürgermeister von<br />

Chédigny, Pierre Louault (der im September dieses Jahres<br />

zum Senator gewählt wurde), eine Idee, mit der er hoffte,<br />

dieser Entwicklung Einhalt gebieten und sie sogar ins Gegenteil<br />

kehren zu können. Er war gerade mit seiner Frau<br />

von einem Aufenthalt in der Drôme zurückgekehrt, wo sie<br />

in Grignan dem Charme der Kletterrosen, die viele Häuserfassaden<br />

dieser Gemeinde schmücken, erlegen waren.<br />

Sie dachten sich, dass etwas, was in Grignan möglich war,<br />

auch in Chédigny möglich sein musste: Das Schöne sollte<br />

die Oberhand über das Hässliche gewinnen, Pflanzen<br />

sollten das Schicksal des Dorfes verändern.<br />

Entschlossen und mit Überzeugungskraft gelang es<br />

Pierre Louault, seine Mitbürger mit ins Boot zu holen.<br />

Alle krempelten die Ärmel hoch und waren bereit, sich<br />

in das – zugegebenermaßen etwas verrückte – Abenteuer<br />

zu stürzen, Chédigny in ein regelrechtes Village Jardin,<br />

ein Gartendorf, zu verwandeln. Das gab es bis dato noch<br />

nicht. Innerhalb weniger Monate erfolgten die ersten Anpflanzungen.<br />

Als im Rahmen eines Flächennutzungsplans<br />

Bauarbeiten durchgeführt wurden, um Kabel in die Erde<br />

zu verlegen, nutzte die Gemeinde dies, um eine mutige<br />

Entscheidung zu treffen und umzusetzen: Die Gehwege<br />

wurde abgeschafft und die Geschwindigkeit von 50 km/h<br />

auf 20 km/h gesenkt. Es gelang sogar, eine Umgehung<br />

des Dorfzentrums für den Fahrzeugverkehr einzurichten,<br />

dank derer Fußgänger nun in Ruhe durch das Dorf flanieren<br />

können. Für Autos wurden an den Eingängen des<br />

Dorfes Parkplätze eingerichtet. Die Gemeinde pflanzte<br />

Büsche, einjährige- und mehrjährige Pflanzen, Gräser<br />

und vieles mehr, vor allem aber sehr viele Rosen, alte<br />

und wohlriechende Sorten: Heute kann man mit Sicherheit<br />

800 Stöcke zählen, vermutlich sind es sogar an die<br />

1000 …<br />

Sehr schnell ließen sich die Dorfbewohner begeistern,<br />

und jeder trug auf seine Weise zur Begrünung und Verschönerung<br />

bei. In der Folge häuften sich die Auszeichnungen.<br />

2002 verlieh die Region Centre Chédigny den<br />

Premier prix de Fleurissement. 2004 erhielt das Dorf im<br />

Rahmen des berühmten Concours national des Villes et Villages<br />

fleuris – eine Referenz im Hexagon (siehe Frankreich<br />

erleben Nr. 28, August 2010) – die erste Blume, 2005 die<br />

zweite und 2007 dann die dritte. Heute besitzt Chédigny<br />

die maximale Anzahl von vier Blumen, eine Anerkennung,<br />

die nur 234 anderen Dörfern in Frankreich zuteilwurde.<br />

Vorherige Doppelseite und oben: Die Hauptstraße von Chédigny war früher stark befahren.<br />

Heute ist aus ihr eine Promenade für Spaziergänger geworden.<br />

Rechts: Der öffentliche Waschplatz des Dorfes wurde umgestaltet, nun gedeihen hier Wasserpflanzen, zum Beispiel Schachtelhalm.<br />

40 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>


Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 41


UNTERWEGS IN FRANKREICH Centre-Val de Loire<br />

Aber noch wichtiger: Im Jahr 2013 bekam das Dorf das<br />

Label Jardin remarquable (sehenswerter Garten). Dies ist<br />

eine besonders prestigeträchtige Auszeichnung, die vom<br />

Französischen Kulturministerium für jeweils fünf Jahre<br />

verliehen wird und « Gärten und Parks würdigt, die ein<br />

kulturelles, ästhetisches, historisches oder botanisches Interesse<br />

aufweisen, egal ob sie privat oder öffentlich sind ».<br />

Es leuchtet ein, dass bis dato ausschließlich Gärten oder<br />

Parks im eigentlichen Sinn ein solches Gütesiegel erhalten<br />

haben. Doch mit Chédigny<br />

hat das Ministerium ein<br />

Dorf in seiner Gesamtheit<br />

gewürdigt. Eine Premiere!<br />

Für Chédigny war dies eine<br />

Überraschung, aber zugleich<br />

auch die Bestätigung dafür,<br />

dass sich der Traum seiner<br />

Bewohner realisiert hatte:<br />

Das Dorf ist nun offiziell ein<br />

richtiges « Gartendorf », ein<br />

Ort, an dem Pflanzen omnipräsent<br />

sind und zum Alltag<br />

der Bewohner gehören.<br />

Noch heute ist Chédigny das<br />

einzige Dorf in Frankreich,<br />

welches das Label Jardin remarquable<br />

trägt.<br />

Als Folge davon und in<br />

Anwendung der Regelungen,<br />

die für dieses Qualitätssiegel<br />

gelten – deren Text allerdings<br />

noch nicht an die Auszeichnung<br />

eines Dorfes angepasst<br />

ist –, müssen die « Besitzer » des entsprechenden « Gartens<br />

» – anders gesagt die Gemeinde – « den regelmäßigen<br />

Unterhalt ihres Gartens sicherstellen, ihn mindestens 40<br />

Tage pro Jahr (und 6 Stunden pro Tag) für Besichtigungen<br />

öffnen, an mindestens einer landesweiten Veranstaltung<br />

(Rendez-vous aux jardins und/oder Journées européennes du<br />

Patrimoine) teilnehmen sowie der Öffentlichkeit Informationsmaterial<br />

(Plan, Geschichte, botanische Erläuterungen<br />

…) zur Verfügung stellen ». Alle diese Auflagen<br />

kann Chédigny natürlich voll und ganz erfüllen. Als<br />

Gegenleistung verpflichtet sich der Staat,<br />

das Dorf in Publikationen aufzuführen;<br />

eine besondere Ausschilderung<br />

in der Umgebung wurde bereits<br />

umgesetzt. Man könnte denken,<br />

das seien Details, und doch tragen<br />

diese erfolgreich dazu bei,<br />

dass die Initiative des Dorfes<br />

bekannt wurde. Heute<br />

kommen pro Jahr mehrere<br />

Zehntausend Besucher, um<br />

durch die Straßen des Ortes<br />

zu flanieren.<br />

Die an der Rekonstruktion des Jardin<br />

du curé beteiligten Fachleute:<br />

Philippe Ferret und Aurore-Claudie Mangold sind<br />

die Autoren eines Buches über Pfarrgärten, das<br />

diesbezüglich als Referenz gilt (Jardins de curé,<br />

jardins d’antan, Éditions Flammarion).<br />

Denis Retournard ist der ehemalige Verantwortliche<br />

für die Obstbäume im renommierten Jardin du<br />

Luxembourg in Paris.<br />

Xavier Mathias ist ein Gemüsebauer aus Chédigny,<br />

der sich auf alte und vergessene Gemüsesorten<br />

spezialisiert hat und zudem am nicht weniger<br />

prestigeträchtigen Potager du Roi in Versailles<br />

unterrichtet. Dieser königliche Gemüsegarten<br />

wurde zwischen 1678 und 1683 auf Wunsch Ludwigs<br />

XIV. zu dessen Gemüseversorgung eingerichtet;<br />

er wird immer noch betrieben und ist ebenfalls als<br />

Jardin remarquable ausgezeichnet.<br />

Charakteristisch für Chédigny ist, dass sich quasi<br />

alle Bewohner an diesem Projekt beteiligen. Es werden<br />

nämlich nicht nur die öffentlichen Anlagen, sondern auch<br />

die Privatgärten üppig bepflanzt und außerordentlich gepflegt.<br />

Diese privaten Bereiche sind zwar nach wie vor a<br />

priori für die Öffentlichkeit nicht zugänglich, doch<br />

haben viele Besitzer sie offensichtlich so konzipiert,<br />

dass man sie von der Straße aus gut einsehen<br />

kann. Außerdem lieben es die Einwohner, mit<br />

Passanten über<br />

ihren Garten<br />

zu sprechen.<br />

Mit etwas<br />

Glück wird man<br />

als Besucher<br />

vielleicht sogar<br />

zu einer Besichtigung<br />

eingeladen.<br />

Zudem trifft man<br />

auch bei diesen privaten<br />

Anwesen auf viele besondere<br />

Initiativen, die die Liebe zur<br />

Pflanzenwelt dokumentieren<br />

und manchmal sogar neugierig<br />

machen: Hier hat ein<br />

Besitzer Blumen in derselben<br />

Farbe wie seine Läden gepflanzt<br />

(vielleicht war es auch<br />

umgekehrt, und er hat die<br />

Läden in der Farbe der Blumen<br />

gestrichen …), dort hat<br />

ein anderer einen Gedanken<br />

aufgeschrieben, der mit der<br />

Flora verbunden ist und zum Nachdenken anregt. Spaziert<br />

man durch die Straßen des Dorfes, spürt man sofort,<br />

dass die Bewohner zum einen sehr stolz darauf sind, was<br />

aus ihrem Dorf geworden ist, und zum anderen auch eine<br />

riesige Freude daran haben, die Früchte ihrer Arbeit mit<br />

anderen zu teilen.<br />

Davon zeugen die vielen kleinen Schilder und Beschriftungen,<br />

die man fast überall findet. Um ihr Wissen<br />

weiterzugeben, hat man vielerorts die Namen der Pflanzen<br />

angeschrieben, was den Besuchern ermöglicht, diese in einer<br />

Gärtnerei oder Baumschule wiederzufinden. Manchmal<br />

sind diese Angaben sogar sehr präzise. So kann man<br />

beispielsweise bei einem kleinen Busch mit besonders duftenden<br />

Rosen lesen: « Rosenstock, der durch Direktsaat<br />

entstanden ist und von unserem verehrten Rosenzüchter<br />

André Eve auf den Namen Coquine de Chédigny getauft<br />

wurde. » Ein humorvoller Name!<br />

Unter all diesen Tafeln gibt es eine, die es wert ist,<br />

einen Moment innezuhalten. Sie befindet sich in unmittelbarer<br />

Nähe der Kirche und darauf steht schlicht geschrieben,<br />

dass der entsprechende Rosenstock den Namen<br />

Jeanne de Chédigny trägt, « von André Eve gezüchtet und<br />

2011 dem Dorf geschenkt wurde ». Hinter diesen wenigen<br />

42 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>


Einblicke in den Dorfkern sowie in den<br />

perfekt nachgestellten authentischen<br />

Pfarrgarten. Im ehemaligen Pfarrhaus<br />

befindet sich nun die Closerie du Tilleul.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 43


UNTERWEGS IN FRANKREICH Centre-Val de Loire<br />

Um die Pflege der Pflanzen im Dorf kümmern sich neben den<br />

Mitarbeitern der Gemeinde auch die Bewohner persönlich.<br />

Zeilen verbirgt sich jedoch eine längere und berührende<br />

Geschichte. Der Rosenstock wurde nämlich zu Ehren von<br />

Jeanne Louault, der Mutter des heutigen Bürgermeisters<br />

Pierre Louault, gezüchtet. Sie wohnte mit ihrem Mann<br />

Bernard auf einem etwas abseits des Ortes liegenden Bauernhof,<br />

rund 100 Meter südlich der Demarkationslinie.<br />

Im März 1942 kam ein Nachbar in Begleitung zweier<br />

jüdischer Brüder im Alter von <strong>18</strong> und 19 Jahren zu ihnen.<br />

Die beiden waren nach der Reichskristallnacht und der<br />

Überführung ihres Vaters nach Dachau aus Deutschland<br />

geflüchtet. Das Bauernpaar beschloss sofort, die beiden zu<br />

beherbergen und sie zusätzlich zu ihren vier Kindern als<br />

« ihre Söhne » anzunehmen. Für die mutige Entscheidung,<br />

die jungen Männer zu verstecken und ihnen zu helfen –<br />

selbst als diese nach einer Denunzierung im November<br />

1943 von der Gestapo abgeholt wurden, bevor ihnen dann<br />

doch die Flucht gelang – erhielt das Paar am 6. Mai 2002<br />

vom Staat Israel die Auszeichnung « Gerechte<br />

unter den Völkern ». Noch heute<br />

erinnert die Rose an diese beiden<br />

couragierten und beispielhaften<br />

Menschen.<br />

Einige Dutzend Meter weiter<br />

steht im Schutze der Kirche<br />

ein besonders würdevoll aussehender<br />

Baum, der ebenfalls<br />

ein kleines Schild trägt. Darauf<br />

steht geschrieben: « Die Linde<br />

– Tilia Platyphyllos –, gepflanzt<br />

am 24. März <strong>18</strong>11 anlässlich der<br />

Geburt des Königs von Rom,<br />

Aiglon, erfasst als Arbre remarquable<br />

de Tourraine. » Direkt neben dem<br />

alten Pfarrhaus befindet sich auch der<br />

Zugang zum authentischen Pfarrgarten aus<br />

dem 19. Jahrhundert, der perfekt wiederhergestellt<br />

wurde und seit diesem Jahr öffentlich<br />

zugänglich ist. Er ist äußerst gelungen und<br />

vor allem ein sehr poetischer Ort. Dieser<br />

Garten war im Laufe der Zeit zu Brachland<br />

geworden. Um ihn wieder neu anzulegen und<br />

ihm so ein zweites Leben einzuhauchen, hat<br />

die Gemeindeverwaltung die Unterstützung<br />

von Spezialisten in Anspruch genommen:<br />

Philippe Ferret und Aurore-Claudie Mangold,<br />

Denis Retournard sowie Xavier Mathias<br />

(siehe Kasten Seite 42). Diese Fachleute<br />

haben gemeinsam die Pläne des Gartens und<br />

die damals vorhandenen Pflanzen rekonstruiert.<br />

Man findet hier neben Blumen gängige<br />

Gewürzpflanzen, alte Rosensorten und Gewächse<br />

vom anderen Ende der Welt,<br />

wie den Trompetenbaum (Catalpa)<br />

oder die aus China stammende<br />

Duftblüte (Osmanthus).<br />

Wie jeder richtige Pfarrgarten<br />

besitzt auch dieser, die damals<br />

übliche Allée déambulatoire – man kann<br />

sich problemlos vorstellen, wie der Pfarrer<br />

seinerzeit auf diesem Weg hin- und<br />

herging und seine Texte rezitierte –, einen<br />

Jardin de la Croix (Kreuzgarten) mit<br />

einem hohen Metallkreuz im Zentrum,<br />

einen Jardin bouquetier (Blumengarten), in dem<br />

die Blumen für den Altar und für Feierlichkeiten<br />

wuchsen, eine Pergola fleuri, die mit Kletterrosen bewachsen<br />

ist, deren Namen eng mit der Kirche verbunden sind:<br />

Pleine de Grâce, Evangéline, Maria … Wie alle Pfarrgärten<br />

ist auch dieser von bescheidener Größe, aber voller<br />

Poesie und ideal zum Ausruhen und Innehalten. Es ist<br />

zudem ein Ort, an dem Wissen vermittelt wird. Die Association<br />

des Amis du Jardin du Presbytère, die für den Unterhalt<br />

verantwortlich ist, organisiert regelmäßig Veranstaltungen<br />

und Fortbildungen. Das Personal am Eingang beantwortet<br />

alle Fragen und gibt sein Wissen mit offensichtlicher<br />

Begeisterung weiter. Auch das ehemalige Pfarrhaus, das<br />

eine wunderschöne Terrasse besitzt, die direkt an diesen<br />

Garten grenzt, wurde von der Gemeinde mit viel Aufwand<br />

renoviert. Heute befindet sich hier das Maison d‘ hôtes « La<br />

Closerie du Tilleul » mit Gästezimmern, einem Restaurant<br />

sowie einem gemütlichen Salon de Thé.<br />

Ebenfalls im Dorfzentrum erregt noch etwas anderes<br />

die Aufmerksamkeit der Besucher: « Le Clos aux<br />

Roses ». Hierbei handelt es sich um ein ganz neuartiges<br />

« Dorfgasthaus », dessen Küche seit 2015 zu den besten<br />

und originellsten der Region zählt und wo man ebenfalls<br />

nächtigen kann. Die junge und quirlige Küchenchefin Armelle<br />

Krause, die ihre Ausbildung in Paris absolvierte und<br />

bei großen Chefköchen wie Guy Martin (Grand Véfour<br />

in Paris) und Didier Anies (Grand Hôtel du Cap Ferrat)<br />

44 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>


Calais Dunkerq<br />

arbeitete, hat sich mit ihrem Lebensgefährten Julien Pascal<br />

in Chédigny niedergelassen. Fragt man die beiden warum,<br />

so erzählen sie, dass sie bei einem Besuch des Dorfes im<br />

Frühling von der Pracht und dem Duft all dieser Blumen<br />

überwältigt waren. Man kann sie verstehen. Darüber hinaus<br />

spürt man auch eine gewisse Neigung, nach einem<br />

anderen Rhythmus zu leben, mehr von der Umwelt zu profitieren<br />

und vor allem mit dieser in Einklang zu sein. Dies<br />

ist bei der Küche von Armelle der Fall, denn sie verleiht<br />

den Produkten lokaler Produzenten ihre eigene, junge und<br />

· ·<br />

Chédigny …<br />

Le Clos aux Roses<br />

A84/E401<br />

… Berlin 1305 km …Hamburg 1151 km<br />

Restaurant und Gästezimmer<br />

PARIS<br />

Lannion<br />

… Köln 743 km … München 1077 km DinardSaint-Malo<br />

2, rue du lavoir Avranches<br />

Versailles<br />

… Wien 1526 km N12/E50 … Zürich 786 km<br />

37310 Chédigny<br />

Dreux<br />

N176/E401 Mont-Saint-Michel<br />

… Paris 253 km<br />

Saint-Brieuc<br />

… Tours 42 N12/E50 km<br />

Telefon +33 (0)2 47 92 20 29<br />

www.leclosauxroses.com<br />

A84<br />

Chartres<br />

Die nächstgelegenen N164Flughäfen, die Menü ab 15 € (mittags) bzw. 25 €<br />

A6/E15<br />

aus dem deutschsprachigen Raum (abends). 5 Gästezimmer 60 bis 110 €<br />

Quimper<br />

direkt angeflogen werden, D768 sind Paris- (Familienzimmer Rennes für 4 Personen) inkl.<br />

A11/E50<br />

A10/E5<br />

Orly (242 N165/E60 km) und Nantes Atlantique Frühstück.<br />

N24<br />

Le Mans<br />

(251 km).<br />

Geöffnet von Mittwochmittag bis<br />

Orléans<br />

Lorient<br />

Sonntagmittag.<br />

Vannes<br />

A28/E502<br />

Der nächste TGV-Bahnhof befindet<br />

N165/E60<br />

A11/E501<br />

sich in Saint-Pierre des Corps (40 km).<br />

La Closerie du Tilleul<br />

Quiberon<br />

Chambord<br />

A10/E5-E60<br />

Restaurant, Salon de thé und Angers<br />

A11/E60<br />

Mairie de Chédigny<br />

La Baule<br />

Tours<br />

Gästezimmer<br />

Chenonceau<br />

A71/E9<br />

5, place de la Mairie<br />

St. Nazaire 4, place de l’église<br />

A86/E60<br />

A85<br />

Nantes<br />

37310 Chédigny<br />

37310 Chédigny A87<br />

Monts A10/E5 Chédigny<br />

Bourges<br />

Telefon +33 (0)2 47 92 51 43<br />

Telefon +33 (0)6 Clisson 31 12 38 36<br />

Cholet<br />

www.chedigny.fr<br />

www.lacloseriedutilleul.com<br />

A83<br />

A20/E9<br />

Menü mit frischen Produkten vom<br />

Les Sablesd’Olonne<br />

28 €. 4 Gästezimmer.<br />

Festival des roses de Chédigny<br />

Markt<br />

A71/E11<br />

Einer der Höhepunkte der Saison in<br />

Chédigny. Jedes Jahr kommen Züchter,<br />

Produzenten, Händler oder einfach<br />

Saint-Sigismond<br />

A83<br />

Poitiers<br />

LESETIPP FÜR EINEN AUSFLUG IN DIE UMGEBUNG<br />

Rosenfreunde und ver an stalt en eine<br />

Ausgabe N11/E601 Nr. 59: Tours, frischer Wind im Loiretal (42 km entfernt)<br />

Niort<br />

riesige Börse, auf der Pflan zen verkauft<br />

Ganz nach dem Vorbild ihrer «großen Schwester» Bordeaux in der Region<br />

La Rochelle<br />

Montluçon<br />

und Ratschläge aus ge tauscht werden.<br />

Aquitaine E5/A10 ist Tours seit einigen Jahren im Begriff, sich unablässig<br />

Die 13. Auflage fin det am 26. und<br />

27. Mai 20<strong>18</strong> (10.00 bis 19.00 Uhr) statt.<br />

zu erneuern und umzugestalten: Es gibt hier eine der modernsten<br />

Straßenbahnen E602/A837 Frankreichs, belebte Fußgängerzonen, nicht<br />

alltägliche Besichtigungsmöglichkeiten, eine Fülle Limoges einladender<br />

Le jardin de curé de Chédigny<br />

Bars und Restaurants, Open-Air-Konzerte, gemütliche Lokale am<br />

A8<br />

Angoulême<br />

Place de l’église<br />

Flussufer … Es weht eindeutig ein frischer Wind! Und die Dynamik<br />

37310 Chédigny<br />

Ab Frühjahr täglich von 10.00 bis<br />

von Tours macht dabei nicht an den Stadtgrenzen halt, in gewisser Weise hat die ganze<br />

Region Centre-Val Montalivet de Loire durch sie neuen Schwung erhalten. Genug Gründe also für<br />

13.00 Uhr und von 14.30 bis <strong>18</strong>.00 Uhr Neugierige, sich in Tours auf Entdeckungsreise zu begeben!<br />

Tulle<br />

geöffnet.<br />

Périgueux<br />

Brive-la-Gaillarde<br />

Eintritt: 2 €<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER A89/E70 AUSGABEN FINDEN Le Pescher SIE AUF SEITE 82.<br />

E5/A10<br />

Souillac sur Saillac<br />

Dordogne<br />

Le Porge<br />

Bordeaux<br />

Cap-Ferret<br />

Sarlat-le-Canéda<br />

Payrac Rocamadour<br />

A52/E72<br />

Frankreich erleben A20/E9 <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> 45<br />

Cherbourg-<br />

Octeville<br />

erfinderische Note. Ein Tipp: Das exquisite Vol-au-vent de<br />

ris de veau et langoustine (Blätterteigpastete mit Kalbsbries<br />

und Kaisergranat), die unbestrittene Spezialität des Hauses,<br />

sollten Sie unbedingt probieren. Große Küchenkunst!<br />

Abgesehen von einem angenehmen<br />

Spaziergang ist Chédigny ein willkommenes<br />

Gegenbeispiel für die heutzutage gän-<br />

Boulogne<br />

gige Landflucht, was der Bürgermeister gern<br />

gegenüber Besuchern bemerkt: Seit Chédigny<br />

die « Transformation » des Dorfes in einen riesigen<br />

Garten eingeleitet hat, strömen nicht nur Touristen,<br />

sondern auch neue Einwohner hierher. In den letzten Jahren<br />

sind zahlreiche junge Paare, viele davon mit Kindern, zugezogen.<br />

Es gibt wieder mehr Geschäfte, und Handwerker<br />

lassen sich ebenfalls wieder nieder. Und so ist in Chédigny<br />

Le A29/E44 Havre<br />

A131 Jumièges<br />

Honfleur<br />

kann manchmal ein Schicksal auf den Kopf Rouen stellen!<br />

N13<br />

Caen A13/E46<br />

Saint-Lô<br />

A13/E5<br />

Amiens<br />

mit den vielen Pflanzen auch das verloren geglaubte Dorfleben<br />

wieder zurückgekehrt. Die Leidenschaft für Pflanzen<br />

A16<br />

Arr<br />

Ile de Sein<br />

Pointe<br />

du Raz<br />

Brest


UNTERWEGS IN FRANKREICH Grand-Est<br />

Der poetische Aufstieg von 456 Heißluftballons<br />

MONDIAL AIR<br />

Alle zwei Jahre findet auf dem Flugplatz von<br />

Chambley (Meurthe-et-Moselle), rund dreißig Kilometer<br />

südwestlich von Metz, das größte Heißluftballontreffen<br />

der Welt statt: die Mondial Air Ballons. In diesem Jahr<br />

versammelten sich 1072 Ballonfahrer aus 38 Ländern.<br />

Mit 456 Heißluftballons, die gleichzeitig abhoben,<br />

wurde ein neuer Weltrekord im Massenstart aufgestellt.<br />

Bei dieser spektakulären Veranstaltung bieten sich den<br />

Besuchern wunderschöne und poetische Anblicke.<br />

Gleichzeitig verleiht die Mondial Air Ballons aber auch<br />

der Region Grand-Est einen richtigen Schub und<br />

haucht einem kleinen Flughafen neues Leben ein,<br />

da dieser für die Dauer des ungewöhnlichen Treffens<br />

zum wichtigsten internationalen Heißluftballon-<br />

Flughafen wird.<br />

46 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>


BALLONS<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 47


UNTERWEGS IN FRANKREICH Grand-Est<br />

«<br />

Alles klar, es ist soweit: Leinen los, es geht nach<br />

oben! » Isham könnte stolzer nicht sein: Er ist der<br />

Erste, der startet. Der Erste, der gen Himmel<br />

steigt und damit den Startschuss für einen grandiosen Aufstieg<br />

gibt: Hinter ihm warten – ordentlich aufgereiht und<br />

jeweils in gebührendem Abstand – 455 weitere Heißluftballons<br />

nur darauf, ebenfalls nach oben zu schweben. Ein<br />

Teil ist bereits aufgerichtet, andere richten sich gerade auf,<br />

manche werden nur noch mit Mühe am Boden gehalten.<br />

Man spürt, dass das Manövrieren für die Piloten keine<br />

leichte Aufgabe ist. Abgesehen davon, dass ein leichter<br />

Wind das Füllen der riesigen Hüllen mithilfe von Gebläsen<br />

und Brennern behindert, müssen die Piloten ständig<br />

darauf bedacht sein, mit dem Ballon oder Korb das Abheben<br />

der benachbarten Ballons nicht zu stören. Alle sind<br />

höchstkonzentriert. Und dann ist er da, der magische Moment,<br />

dieser kurze Augenblick, wenn der Korb vom Boden<br />

abhebt und der Wind schließlich der eigentliche Herrscher<br />

über das Schicksal des Ballons wird. Geräuschlos steigt er<br />

empor. Isham ist immer noch sehr konzentriert und wirft<br />

einen Blick auf seine Nachbarn. An seinem Lächeln erkennt<br />

man, dass alles optimal läuft. Mit einer Hand öffnet<br />

er den Hahn einer der beiden 30 Kilogramm schweren<br />

Gasflaschen an Bord noch etwas mehr. Der Brenner legt<br />

los. Man spürt die Wärme, die von ihm ausgeht, und zieht<br />

instinktiv den Kopf ein, als müsse man sich schützen, was<br />

zugegebenermaßen eine unnötige Reaktion ist, denn natürlich<br />

besteht keinerlei Risiko. Sofort gewinnt der Ballon<br />

an Höhe. Wir blicken nun zurück und sind überwältigt<br />

vom unglaublichen Anblick, der sich uns bietet: mehr als<br />

400 Heißluftballons, die fast gleichzeitig nach oben steigen!<br />

Es ist kaum zu fassen. Einige Stunden später wird im<br />

48 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>


Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 49


UNTERWEGS IN FRANKREICH Grand-Est<br />

Isham steuert seinen Ballon, wie alle anderen Ballonfahrer, mit<br />

höchster Konzentration. Die Fahrt dauert rund dreißig Minuten.<br />

Die Landung richtet sich wie üblich nach der Windrichtung<br />

und den vorhandenen Möglichkeiten auf der Erde.<br />

Übrigen bekanntgegeben, dass dieses Ereignis<br />

offiziell als « Weltrekord im Massenstart von<br />

Heißluftballons » anerkannt wird.<br />

Isham beobachtet den Horizont. An seinem<br />

Blick erkennen wir, wie bewegt er ist.<br />

Das ist nur zu verständlich: Der junge Pilot<br />

ist nicht nur der Erste der seinen Ballon, in<br />

die Luft steigen lässt, sondern er ist auch,<br />

wie er sagt, « der einzige Araber, der einzige<br />

Marokkaner und der einzige Muslim », der<br />

daran teilnimmt. Er gehört zu den Ersten<br />

seines Landes, die sich für Montgolfieren interessiert<br />

haben, und er ist der Erste, der formell<br />

als Ausbilder anerkannt wurde. Wenn<br />

das keine symbolische Bedeutung hat. Isham<br />

ist ein schönes Beispiel dafür, wie man mutig<br />

ein Ziel verfolgen und realisieren kann, das<br />

darüber hinaus zu freundschaftlichen Beziehungen<br />

zwischen Marokko und Frankreich<br />

geführt hat. Mit einer Handbewegung grüßt<br />

er seine Frau Meriam und seine Tochter, die<br />

am Boden geblieben sind. Auch sie sind für<br />

die Mondial Air Ballons aus Marokko angereist.<br />

An ihrer Seite erkennt man Michel,<br />

einen Rentner, der hier in der Gegend wohnt<br />

und sich ehrenamtlich für diese Veranstaltung<br />

engagiert. Vor kaum mehr als zehn Minuten<br />

hat er uns noch von der tiefen Freundschaft<br />

erzählt, die ihn mit dieser marokkanischen<br />

Familie verbindet. Michel hat eher per<br />

Zufall Bekanntschaft mit Heißluftballons<br />

gemacht. Seine Frau und er kamen in diese<br />

Gegend, um hier ihren Ruhestand zu verbringen.<br />

Eines schönen Morgens sahen die<br />

beiden viele Ballons am Himmel schweben.<br />

Nachdem sie das Spektakel vom Garten aus<br />

beobachtet hatten, holten sie Erkundigungen<br />

ein. Dabei erfuhren sie, dass auf dem nahegelegenen<br />

Aérodrome de Chambley alle zwei<br />

Jahre die Mondial Air Ballons stattfindet,<br />

eine Veranstaltung, von der sie bis dato noch<br />

überhaupt nichts gehört hatten. Später las<br />

Michel in der Lokalzeitung, dass der Veranstalter,<br />

das Unternehmen Pilâtre de Rozier,<br />

Gastfamilien für die Teilnehmer an der alle<br />

zwei Jahre im Juli stattfindenden Veranstaltung<br />

sowie für die Piloten, die auf dem Flugplatz<br />

eine Ausbildung absolvieren, sucht. Die<br />

beiden Rentner boten sich sofort an. So trat<br />

eines schönen Tages Isham in ihr Leben.<br />

« Eine wahnsinnig schöne Begegnung! »,<br />

erinnert sich Michel. Es war ihm ein Anliegen<br />

– und gleichzeitig natürlich ein Vergnügen<br />

– seinem Gast die Region und deren<br />

Sehenswürdigkeiten zu zeigen. « Jeder fühlte<br />

sich ein bisschen wie der ‹ Botschafter › seines<br />

50 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>


Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 51


UNTERWEGS IN FRANKREICH Grand-Est<br />

Landes. Wir haben<br />

uns viel unterhalten und sind<br />

schnell Freunde geworden, nicht zuletzt<br />

auch dank des Kochens. Ich kann Ihnen gar<br />

nicht sagen, was wir nun alles zubereiten! Egal, ob es ein<br />

Gericht mit den hiesigen Mirabellen oder ein marokkanisches<br />

Couscous ist, immer riecht es im ganzen Haus sehr<br />

gut! » Während seiner Aufenthalte hat Isham auf dem<br />

Aérodrome de Chambley die in Marrakesch begonnene<br />

Ausbildung abgeschlossen. « In meinem Land hätte ich<br />

nicht soweit kommen, vor allem nicht Ausbilder werden<br />

können. Ich musste ein offizielles Diplom machen. »<br />

An dieser Stelle muss man eine weitere wichtige Person<br />

erwähnen, eine Person, mit der im Übrigen alles begonnen<br />

hat: Philippe Buron Pilâtre, der Gründungspräsident der<br />

Mondial Air Ballons und einer der engagiertesten Franzosen,<br />

was die Entwicklung der zivilen Luftfahrt des Landes<br />

angeht. Philippe Buron Pilâtre gleicht in gewisser Weise<br />

Obelix, der im jungen Alter in einen Zaubertrank gefallen<br />

ist. Auch Philippes Schicksal scheint vorherbestimmt<br />

gewesen zu sein, denn er ist der Nachfahre von Jean-François<br />

Pilâtre de Rozier (1754-1785), dem ersten Menschen,<br />

der eine Ballonfahrt unternahm. Bis es soweit war, musste<br />

dieser berühmte Vorfahr, der im Übrigen aus dieser Region<br />

stammte, aller dings zunächst einige Hinder nisse überwinden.<br />

Die Brüder Mont golfier hatten damals bereits<br />

erfolgreich<br />

erste Versuche mit<br />

Heißluftballons durchgeführt,<br />

doch hatten sie lediglich Tiere in die<br />

Luft geschickt: einen Hahn, eine Ente und ein<br />

Schaf. Um die erste Ballonfahrt mit einem Menschen<br />

durchführen zu können, galt es zunächst, König Ludwig<br />

XVI. (1754-1793) davon zu überzeugen, dies zu genehmigen.<br />

Da Jean-François Königin Marie- Antoinette von<br />

Österreich (1755-1793) nahestand, gelang ihm dies. Am<br />

21. November 1783 bestieg der noch nicht einmal Dreißigjährige<br />

die Gondel eines Heißluftballons, startete im<br />

Westen der Hauptstadt (im heutigen 16. Arrondissement)<br />

und schwebte bis zur Butte-aux-Cailles im Südosten (im<br />

heutigen 13. Arrondissement). So wurden Jean-François<br />

Pilâtre de Rozier und sein Begleiter François Laurent<br />

Marquis d’Arlandes (1742-<strong>18</strong>09) die ersten Luftfahrer der<br />

Geschichte.<br />

« Als ich ein Kind war, war dies in meiner Familie<br />

natürlich ein ständiges Gesprächsthema », erinnert sich<br />

Rechts: Die Tochter von Isham hilft vor dem Start dabei, den Ballon mit heißer Luft zu füllen. Ihr Vater<br />

und Michel kümmern sich im Inneren darum, dass sich die Hülle korrekt entfaltet.<br />

Unten: Isham ist für dieses Ereignis mit Frau und Tochter aus Marokko angereist. Im Laufe<br />

der Jahre ist aus ihnen und Michel eine große Familie geworden.<br />

Philippe Buron Pilâtre, der Organisator der Mondial Air Ballons, einige Minuten vor einer Ballonfahrt.<br />

52 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong><br />

52 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>


Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 53


Während der Mondial Air Ballons <strong>2017</strong> fanden fast 12 000<br />

Starts und Landungen statt. Insgesamt trafen sich dort 1072<br />

Ballonfahrer aus 38 Ländern. Von einem Hubschrauber<br />

aus werden die Heißluftballons genau überwacht.<br />

Philippe heute an seinen renommierten Vorfahren. Trotzdem<br />

wollte er sich seinen Lebensweg nicht vorschreiben<br />

lassen und begann ein Jurastudium, mit dem Ziel, Notar<br />

zu werden. Das hatte also gar nichts mit den Flugeskapaden<br />

in seiner Familie zu tun … « Ich muss jedoch ehrlicherweise<br />

zugeben, dass mir sehr schnell klar wurde, dass<br />

ich nicht dafür geschaffen war. Ich langweilte mich und<br />

hatte das Gefühl, mich im Kreis zu drehen. Ich wollte<br />

etwas unternehmen, andere Menschen treffen. So habe<br />

ich begonnen, als Journalist zu arbeiten. Zunächst beim<br />

Radio, dann beim Fernsehen und schließlich bei der französischen<br />

Nachrichtenagentur AFP (Agence France-Presse).<br />

Da ging es schon viel lebendiger zu! » Als richtiggehender<br />

Tausendsassa und Kommunikationsbegeisterter organisierte<br />

Philippe wichtige Veranstaltungen wie das Filmfestival<br />

von Gérardmer und die Trophée Andros. Doch<br />

gleichzeitig holte ihn auch die Vergangenheit seiner Familie<br />

wieder ein. Er wurde vom Ballonsportvirus ergriffen,<br />

gründete eine Ballonfahrerschule und begann, Montgolfieren<br />

herzustellen.<br />

Neben den magischen Momenten einer Ballonfahrt<br />

war der Unternehmer vor allem bestrebt, die Luftfahrt<br />

populär zu machen: « Ich träumte davon, dass sie den<br />

Stempel ‹ nur etwas für Kinder reicher Eltern › verliert. In<br />

die Luft zu steigen, egal ob im Flugzeug oder im Heißluftballon,<br />

war damals nämlich noch ein Privileg. Es<br />

war für mich klar, dass man diesen Traum allen Bevölkerungsschichten<br />

zugänglich machen musste. Mir wurde<br />

bewusst, dass dies mein Lebensziel sein würde. » Und da<br />

kam es ihm gerade recht, dass der damals neugewählte<br />

Präsident François Mitterand (1916-1996) im Jahr 1981<br />

plante, die Fliegerei populärer zu machen. Die Zeichen<br />

standen umso günstiger, als dass Frankreich damals ein<br />

politisches Problem im Bereich der Raumplanung zu lösen<br />

hatte: Das Land wusste nicht, was es mit rund 550 alten<br />

Flugplätzen – meist mehr oder weniger verlassene ehemalige<br />

Militärbasen – anfangen sollte. Da war der Gedanke,<br />

die zivile Luftfahrt auszubauen, ein strategischer Ansatz.<br />

Zu dieser Zeit kam dann das Aérodrome de Chambley<br />

ins Spiel. Diese 486 Hektar große ehemalige amerikanische<br />

Militärbasis (früher Chambley Air Base) war 1953<br />

für die Stationierung amerikanischer Soldaten eingerichtet<br />

worden. Darunter befand sich beispielsweise auch der<br />

berühmte Astronaut Michael Collins, der « dritte Mann »<br />

der Mission Apollo 11, in deren Rahmen der Mensch zum<br />

ersten Mal seine Füße auf den Mond setzte. 1967 war die<br />

Basis wieder in den Besitz der französischen Behörden<br />

übergegangen, die sie in der Folge für Übungszwecke<br />

nutzten. Im Laufe der Jahre wurde dem Staat jedoch klar,<br />

dass diese Basis, so wie viele andere, immer überflüssiger<br />

wurde. Was nun Philippe Buron Pilâtre anging, so war er<br />

nach wie vor der Überzeugung, dass man an seine Träume<br />

glauben muss, und er organisierte 1989 in der Region das<br />

erste internationale Treffen von Ballonsportbegeisterten.<br />

Die Ballonsportwelt in der Gegend zu versammeln, aus<br />

der der erste Ballonfahrer stammte, schien eine logische<br />

54 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>


ANZEIGE<br />

Die Inseln von<br />

Guadeloupe<br />

Bienvenue in der Karibik<br />

Französisches Flair gemischt mit kreolischer<br />

Lebensfreude – die Inseln von Guadeloupe haben<br />

ihren ganz besonderen Reiz. Neben Traumstränden,<br />

schönen Hotels, unzähligen Sportangeboten und<br />

einer fantastischen Küche werden anspruchsvolle<br />

Reisende vor allem von der vorbildlich geschützten<br />

Natur in ihren Bann gezogen.<br />

So nah und doch so fern –<br />

Ein Schmetterling<br />

namens Guadeloupe<br />

Guadeloupe! Das ganze Jahr über herrscht<br />

tropisches Klima, lauwarme Passatwinde<br />

streichen sanft über die Inseln. Das fröhliche<br />

und sorglose Leben findet zum größten Teil<br />

draußen statt, und die vielen Strände am Atlantischen<br />

Ozean oder dem Karibischen Meer<br />

laden zum Sonnenbaden oder zum Treiben<br />

von Wassersport ein. Unglaublich, wie konstant<br />

schön es in einem EU-Land sein kann.<br />

Richtig: Die Inseln von Guadeloupe gehören<br />

als französisches Department vollständig zur<br />

Europäischen Union, obwohl sie 7.000 Kilometer<br />

und etwa acht Flugstunden von Frankreich<br />

entfernt liegen. Aber es ist gerade dieses<br />

Kuriosum, das den Inseln eine einzigartige Atmosphäre<br />

verleiht – hier verbindet sich französische<br />

Lebensart mit karibischem Klima,<br />

frankophile Küche mit kreolischen Zutaten<br />

und mediterrane Gelassenheit mit der Leichtigkeit<br />

der Karibik. Auch Feiern wird hier groß<br />

geschrieben; vor allem der farbenfrohe Karneval<br />

zu Beginn des Jahres ist ein Erlebnis ganz<br />

besonderer Art.<br />

Die bezaubernde Inselgruppe erkennt man<br />

auf der Landkarte gleich an ihrer Schmetterlingsform.<br />

Jede der fünf Inseln, die zu Guadeloupe<br />

gehören, hat ihre eigene Geschichte,<br />

Kultur und Tradition. Sie alle bieten einzigartige<br />

Natur, idyllische Sandstrände und eine<br />

sprichwörtliche Gastfreundschaft. Auch Ökotouristen<br />

kommen hier auf ihre Kosten.<br />

Basse-Terre: Wild und schön<br />

Basse-Terre, der linken Flügel von Guadeloupe,<br />

wird von der Silhouette seiner bergigen<br />

Landschaft geprägt, allen voran der 1.467<br />

Meter hohe Vulkan „La Soufrière“. Hier befindet<br />

sich der größte Nationalpark der Karibik<br />

mit seinen Flüssen und Wasserfällen, seiner<br />

einzigartigen Vegetation – ein Traum für jeden<br />

Naturfan! Wer’s sportlich mag: Rafting,<br />

Canyoning, Wandern auf 300 Kilometer markierten<br />

Wegen – das alles und noch viel mehr<br />

ist machbar. Die Insel ist umsäumt von Stränden<br />

in Zartrosa über Goldocker und warmem<br />

Braun bis hin zu tiefem Schwarz. Bei Bouillante<br />

finden Tauchsportler im Naturreservat<br />

„Jacques Cousteau“ eine intakte und fast märchenhafte<br />

Unterwasserwelt.<br />

Grande-Terre: Top-Hotels<br />

und weiße Traumstrände<br />

Auf Grande-Terre, dem rechten Flügel, locken<br />

eine Vielzahl attraktiver Hotels und Restaurants<br />

mit tollem Ambiente und erstklassiger Küche. Entspannung<br />

findet man an den wunderschönen weißen<br />

Sandstränden, wo man die Wahl hat zwischen<br />

ruhigen, türkisfarbenen Meereslagunen mit kristallklarem<br />

Wasser und windreichen Surfspots. Ein<br />

Großteil der Insel wird vom Anbau von Zuckerrohr<br />

dominiert – was vor allem für die Rumproduktion<br />

von großer Bedeutung ist.<br />

Les Saintes, von Kolumbus entdeckt, bietet<br />

auf zwei bewohnten von insgesamt neun Inselchen<br />

eine der 10 schönsten Buchten weltweit,<br />

ein Fort hoch über dem Meer, ein beschauliches<br />

kleines Städtchen…<br />

Marie-Galante ist bekannt für seine zahlreichen<br />

Rumbrennereien, seine weißen Traumstrände<br />

und das einmal jährlich stattfindende<br />

Blues-Festival „Terre de Blues“…<br />

La Désirade für die Auszeit vom Alltag an<br />

weißen, durch lange Korallenriffe geschützten<br />

Sandstränden und um die Gastfreundlichkeit der<br />

Einwohner und die Unverfälschtheit des Lebens<br />

zu genießen…<br />

Eine Reise auf die Inseln von Guadeloupe erhalten Sie bereits ab € 840 p. P. für Flug und Unterkunft.<br />

Angebote unter www.guadeloupe-inseln.com<br />

Weitere Informationen unter:<br />

Fremdenverkehrsbüro von Guadeloupe<br />

Tel: 0711-5053511<br />

E-Mail: fva.guadeloupe@t-online.de<br />

Web: www.guadeloupe-inseln.com


UNTERWEGS IN FRANKREICH Grand-Est<br />

Auf dem Flugplatz gibt es während der Veranstaltung zahlreiche Vorführungen und Attraktionen. Bei<br />

dieser Gelegenheit kann man sich sogar in die Hülle eines Heißluftballons begeben.<br />

150 treue freiwillige Helfer überwachen sowohl vom Kontrollturm aus als auch auf dem<br />

gesamten Gelände den ordnungsgemäßen Ablauf der Veranstaltung.<br />

Konsequenz. Es war zwar nicht einfach gewesen, das Projekt<br />

auf die Beine zu stellen, doch es gelang. Diese erste<br />

Veranstaltung war ein voller Erfolg, sie machte von sich<br />

reden und 1993 fand schließlich die erste offizielle Mondial<br />

Air Ballons auf dem Aérodrome de Chambley statt.<br />

Bestärkt durch den Erfolg witterte Philippe die Gelegenheit,<br />

ein noch verrückteres Projekt zu lancieren: Er wollte<br />

die Region Lothringen dazu bringen, dem Staat das Aérodrome<br />

de Chambley abzukaufen, um dort ein aeronautisches<br />

Kompetenzzentrum aufzubauen und die Aktivitäten rund<br />

um Ultraleichtflugzeuge, Hubschrauber, Segelflugzeuge,<br />

Heißluftballons, Werkstätten für die Wartung sowie Ausbildungszentren<br />

zusammenzufassen. Kurz: Es sollte ein neuer<br />

Anziehungspunkt für die Region geschaffen werden. Dieses<br />

Vorhaben wurde nach vielen Hindernissen 2007 schließlich<br />

umgesetzt, und die Region Lothringen wurde Eigentümerin<br />

des Aérodrome de Chambley.<br />

So wurde aus dem kleinen Flugplatz von Chambley inmitten<br />

von Feldern ein Ort, der heute in der ganzen Welt<br />

als Zentrum für Ballonsport anerkannt ist und der – sozusagen<br />

als Zugabe – bei jeder Ausgabe der Mondial Air Ballons<br />

als der wichtigste internationale Heißluftballon-Flughafen<br />

gilt. Bei der 15. Ausgabe dieser Veranstaltung (vom<br />

21. bis 30. Juli <strong>2017</strong>) fanden nicht weniger als 12 000 Starts<br />

und Landungen statt, die von schätzungsweise 360 000<br />

Menschen bestaunt wurden. 1335 Piloten, 1072 Heißluftballons,<br />

mehrere Flugzeuge, Segelflug zeuge, Ultraleichtflugzeuge<br />

und Hubschrauber haben das Publikum,<br />

56 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>


das die Gelegenheit für eine Lufttaufe zu einem sehr<br />

günstigen Preis nutzen konnte, in den Bann gezogen.<br />

Philippe Buron Pilâtre ist damit die Realisation eines<br />

Gent<br />

unglaublichen Projektes Calais gelungen Dunkerque – und dies noch dazu<br />

mit einem unvorstellbar kleinen Team an festen Mitarbeitern<br />

(nur neun Personen), die von einer Schar begeisterter<br />

Boulogne<br />

Roubaix<br />

freiwilliger Helfer (mehr als 160 Personen) unterstützt<br />

Lille<br />

werden. Man muss bei der Mondial Air Ballons einmal<br />

durch die Reihen gehen und wird dabei feststellen, dass<br />

nicht nur Französisch, sondern auch Englisch, Deutsch,<br />

Italienisch, Spanisch, Russisch … Arras gesprochen wird. Die<br />

Menschen dort sind außergewöhnlich ruhig, friedlich und<br />

warmherzig. Sie stehen um 4 Uhr morgens auf, um den<br />

Amiens<br />

A1/E15-E19<br />

Guyencourt-Saulcourt<br />

stimmungsvollen<br />

Antwerpen<br />

Anblick der Ballons zu genießen, die<br />

bedächtig vom Boden abheben. Sie schätzen den wunderbaren<br />

Elan dieser Veranstaltung. Die Teilnehmer, die mit<br />

ihrer Familie oder mit Freunden hierher kommen, suchen<br />

nicht nur eine Beschäftigung oder Ablenkung, sie wollen<br />

Bruxel<br />

vor allem die schönen Momente teilen, wenn diese Montgolfieren<br />

ganz geräuschlos Liege gen Himmel schweben. Und<br />

oft wollen sie auch die Gelegenheit nutzen, ebenfalls an<br />

solch<br />

Charlroi<br />

einer schönen Reise teilzunehmen. Philippe Buron<br />

Pilâtre, wir danken Ihnen und Ihrem Vorfahren Jean-<br />

François, dass Sie es uns ermöglichen, an Ihrer Leidenschaft<br />

teilzuhaben. Möge der Mondial Air Ballons noch<br />

eine lange Zukunft beschieden sein!<br />

Charleville-Mézières<br />

A4/E25<br />

Le A29/E44 Havre<br />

A131<br />

onfleur<br />

A13/E46<br />

A28/E402<br />

on<br />

Mans<br />

E501<br />

A28/E502<br />

6/E60<br />

Monts<br />

oitiers<br />

e<br />

Orléans<br />

France<br />

A31/E21-E23<br />

A35/E25<br />

Mulhouse<br />

Châtillon-sur-Seine<br />

A36/E60<br />

Auxerre<br />

Belfort<br />

Blois<br />

Basel<br />

A10/E5-E60 Ausgabe Chambord Nr. 36: Neufchef & Aumetz: Das stolze A6/E15<br />

Ausgabe A31/E17-E21 Nr. 52: Château de Lunéville: Wie<br />

Erbe Cheverny der lothringischen Kumpel (42 km entfernt)<br />

Vézelay Avallon Flavigny Phoenix aus der Asche (100 km entfernt)<br />

Tours ChenonceauLothringen A71/E9 war früher eines der größten<br />

Das Schloss<br />

A85<br />

Dijon von Lunéville östlich von Nancy<br />

A38<br />

Besançon<br />

Eisenerzfördergebiete der Welt. Mehr als drei<br />

wird gerne als das « lothringische Versailles »<br />

A10/E5<br />

Milliarden Bourges Tonnen wurden im Laufe<br />

bezeichnet. Doch die Pracht dieses<br />

Bern<br />

der Jahre aus dem lothringischen<br />

Beaune<br />

architektonischen Meisterwerks<br />

Boden geholt. Doch wegen<br />

des <strong>18</strong>. Jahrhunderts drohte vor<br />

A20/E9<br />

A71/E11<br />

Chalon-sur-Saône<br />

günstigerer Förderbedingungen in<br />

elf Jahren zu verschwinden. Ein<br />

anderen Regionen der Welt wurde<br />

der Eisenerzbergbau in Lothringen,<br />

der früher einmal 23.000 Kumpel in<br />

55 Zechen beschäftigte, am Ende<br />

des 20. Jahrhunderts ausgelöscht. Montluçon Einige Bergmänner zwischen<br />

Metz und der luxemburgischen Grenze wollten sich aber nicht<br />

damit abfinden, dass dieses industrielle Erbe in Vergessenheit<br />

A71/E11<br />

LESETIPPS FÜR AUSFLÜGE IN DIE UMGEBUNG<br />

A6/E15<br />

Cluny<br />

Luxembourg<br />

Saarbrücken<br />

A4/E50<br />

A4<br />

Metz Sarreguemines<br />

Bitche<br />

A4/E25<br />

Nancy<br />

Strasbourg<br />

A35<br />

Hageville<br />

Aérodrome de Chambley …<br />

Zurzeit steht das Datum A34/E46 für die<br />

Jumièges … Berlin 835 km … Hamburg 7<strong>18</strong> km<br />

16. Ausgabe der Mondial Air Ballons<br />

Rouen<br />

A26/E17<br />

… Köln 308 km … München 556 km<br />

noch nicht fest. Wir werden Sie<br />

… Wien 972 km … Zürich 367 km<br />

in einer der nächsten Reims Ausgaben<br />

… Paris A13/E5 302 km … Metz A16 31 km<br />

darüber informieren.<br />

Evreux<br />

A4/E50<br />

Die nächstgelegenen Flughäfen,<br />

Informationen Epernay beim Châlons-en- Veranstalter<br />

Champagne<br />

die aus deutschsprachigen PARIS Ländern<br />

Pilâtre de Rozier<br />

direkt angeflogen Versailles werden,<br />

Dreux<br />

sind<br />

11, boulevard Antoine de Saint-<br />

Luxemburg (104 km), Saarbrücken<br />

Exupéry<br />

(113 km) und Paris Charles de Gaulle A6/E15<br />

Aérodrome de Chambley<br />

A5/E54<br />

A26/E17<br />

(127 Chartres km).<br />

54470 Hageville<br />

A11/E50<br />

Die nächsten TGV-Bahnhöfe sind<br />

Metz (31 km) und Lorraine A10/E5 TGV (41 km).<br />

Telefon: +33 (0)3 Troyes 82 33 77 77<br />

www.pilatre-de-rozier.com<br />

Sens<br />

A5/E17-E54<br />

gerät. Ihrem Mut und Engagement ist es zu verdanken, dass zwei angelegten Wiederaufbau ist nun die Halbzeit erreicht. Annecy Das<br />

Museen in Neufchef und Aumetz die Vergangenheit Clermont-der Region A72/E70 Schloss macht bereits einen recht stattlichen Eindruck und ist zu<br />

Limoges<br />

Ferrand<br />

wachhalten. Eine Geschichte, die menschlich berührt.<br />

einem größeren LyonPublikumsmagneten als je zuvor geworden.<br />

A89/E70 Puy de Dôme<br />

A75/E11<br />

A43/E70<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG Chambéry<br />

le Mont-Dore DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 82.<br />

St.-Etienne<br />

Colmar<br />

großes Feuer wütete im Schloss und<br />

hinterließ einen Millionenschaden.<br />

Lausanne<br />

Es ist nicht das erste Mal, dass ein<br />

Feuer das Schloss beschädigte.<br />

Lunéville scheint auf tragische Weise die Flammen anzuziehen.<br />

Genève<br />

Trotzdem stand außer Frage, dass das Anwesen auch dieses<br />

Mal wieder rekonstruiert werden würde. Bei dem auf 20 Jahre<br />

Schweiz<br />

De<br />

Périgueux<br />

A89/E70<br />

Souillac sur<br />

Dordogne<br />

Le Pescher<br />

Tulle<br />

Brive-la-Gaillarde<br />

Saillac<br />

Aurillac<br />

Valence<br />

A49/E713<br />

Grenoble<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 57<br />

Briançon<br />

Italien<br />

Torin


UNTERWEGS IN FRANKREICH Occitanie<br />

58 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>


Im Departement Aude, rund zwanzig Autominuten<br />

nordöstlich von Carcassonne, liegt die große Höhle von<br />

Cabrespine. Mit ihrem 240 Meter hohen Saal und einem<br />

Volumen von 1 600 000 m 3 trägt sie ihren Namen zu Recht:<br />

Sie ist eine der größten öffentlich zugänglichen Höhlen<br />

weltweit. Doch ein Besuch dieser Höhle, die als<br />

Anwärterin für das Weltnaturerbe gilt, ist – über<br />

die spektakulären Dimensionen und den<br />

geologischen Reichtum hinaus –<br />

ein in mehrfacher Hinsicht<br />

einzigartiges und zugleich<br />

verwirrendes Erlebnis.<br />

Was unterirdische Hohlräume angeht, so hält<br />

Frankreich einige Überraschungen bereit. Man<br />

muss wissen, dass das Land, was Höhlen angeht,<br />

ein außergewöhnliches Naturerbe besitzt, das schon frühzeitig<br />

entdeckt und vor allem ins rechte Licht gerückt wurde.<br />

Es ist weitgehend unbekannt, dass es zwei Franzosen<br />

waren, die im 19. Jahrhundert wesentliche Impulse für die<br />

Entwicklung der heutigen Speläologie gegeben haben. Es<br />

handelt sich dabei um Edouard-Alfred Martel (<strong>18</strong>59-<br />

1938) und Robert de Joly (<strong>18</strong>87-1968), die einerseits<br />

Freunde, andererseits aber auch Konkurrenten waren. Beide<br />

interessierten sich für das, was sich unter ihren Füßen<br />

befand, und erforschten dabei eine bis dato unbekannte<br />

Umgebung.<br />

Vor allem zu Beginn ihrer Entdeckungen hatten es<br />

diese Wegbereiter der Speläologie nicht leicht, ihren<br />

Mitmenschen diese Welt nahezubringen, eine Welt,<br />

die jahrhundertelang vor allem mit volkstümlichen oder<br />

religiösen Fantasievorstellungen verbunden und Quelle<br />

diverser Ängste gewesen war. Man weiß, dass Menschen<br />

und Tiere auf der Suche nach einem Unterschlupf schon<br />

immer von Grotten angezogen worden waren, doch der<br />

verborgene, unterirdische Raum war ihnen vollkommen<br />

unbekannt geblieben. Man war der Ansicht, dass der<br />

Mensch inzwischen in der Lage war, zu seinem Schutz<br />

Häuser zu bauen und daher nicht mehr ins Innere der<br />

Erde vordringen musste – es sei denn, um Erz abzubauen.<br />

Von den geologischen Reichtümern unter der Erde wusste<br />

man also nichts – oder fast nichts.<br />

Doch Martel und Joly sollten diese Sicht der Dinge<br />

vollkommen auf den Kopf stellen und die Neugier ihrer<br />

Zeitgenossen wecken. Man muss wissen, dass sie bereits<br />

nach ihren ersten unterirdischen Erkundungen von Erstaunen<br />

und Bewunderung überwältigt waren und dies<br />

verständlicherweise nicht verbergen konnten. Alle diese<br />

Stalaktiten, Stalagmiten, Konkretionen und unterirdischen<br />

Wasserläufe, die sie neben Frankreich vor allem in<br />

Deutschland entdeckt hatten, boten ein bis dato unbekanntes<br />

und in seiner Art einzigartiges Schauspiel. Sofort<br />

hatten die beiden das Bedürfnis, dieses Erlebnis mit so<br />

vielen Menschen wie möglich zu teilen. Sie entwickelten<br />

daher die Grundlagen der Speläologie und rüsteten Teile<br />

von Höhlen so aus, dass ein einfacher Zugang möglich<br />

war. Das Interesse war schnell geweckt, und durch zahlreiche<br />

Clubs wuchs die Zahl der begeisterten Anhänger<br />

zusehends an. Dank ihnen besitzt Frankreich heute mehr<br />

als 100 ausgebaute natürliche Höhlen, die Jahr für Jahr<br />

knapp sechs Millionen Besucher anziehen, womit das<br />

Land in Europa auf Platz eins in Sachen Höhlentourismus<br />

liegt.<br />

Zu diesem beachtlichen unterirdischen Naturerbe gehört<br />

auch Le Gouffre géant de Cabrespine, die zudem eine<br />

der spektakulärsten und ohne Zweifel eine der schönsten<br />

Höhlen Europas ist. Begibt man sich auf den Rundgang<br />

und betritt die Höhle, fühlt man sich buchstäblich « wie<br />

erschlagen ». Dank einer gelungenen Beleuchtung erfasst<br />

das Auge plötzlich einen unermesslich großen Raum.<br />

Einen mehr als 240 Meter hohen Hohlraum mit einem<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 59


UNTERWEGS IN FRANKREICH Occitanie<br />

Vorherige Doppelseite und oben: Die Besonderheit der Höhle ist die « unterirdische Safari », bei der man in Begleitung eines Speläologen<br />

(in diesem Fall ist es Michel Fernandez, der sein Wissen gerne mit anderen teilt) auf den Grund der Höhle hinabsteigern kann.<br />

Rechts: Auf einem Steg, der über das Nichts ins Zentrum der Höhle führt, können sich die<br />

Besucher ohne jedes Risiko der riesigen Ausmaße des Ortes bewusst werden.<br />

Durchmesser von 80 Metern. Um sich die Abmessungen<br />

besser vorstellen zu können, muss man wissen, dass beispielsweise<br />

der Eiffelturm bis zur 3. Etage eine Höhe von<br />

276 Metern hat (324 Meter bis zur Spitze). Selbst wenn<br />

man vorgewarnt wurde, befindet man sich bei diesem<br />

Anblick wie in einer Schockstarre, man ist sprachlos und<br />

hat das Gefühl, plötzlich in einer anderen Welt zu sein.<br />

Der Eingang befindet sich im oberen Bereich der Höhle,<br />

sodass die Tiefe sofort greifbar wird. Besucht man den<br />

Ort zudem an einem Regentag, dann tut das Geräusch<br />

der Wassertropfen, die von der Decke nach unten auf die<br />

Steine am Boden der Höhle fallen, sein Übriges: Es ist<br />

extrem beeindruckend! Der Rundgang ist im Übrigen<br />

sehr gut geplant und sicher. Er ist für jeden geeignet –<br />

beispielsweise auch für Menschen im Rollstuhl oder mit<br />

Kinderwagen –, da er ganz eben ist und keine Gefahren<br />

aufweist.<br />

Doch dank einer erst vor Kurzem fertiggestellten<br />

Einrichtung kommen Abenteuerlustige ebenfalls auf ihre<br />

Kosten und können das tatsächliche Ausmaß der Höhle<br />

erfassen. Es handelt sich dabei um einen 15 Meter langen<br />

Steg, der über den Hohlraum führt und an den Skywalk<br />

des amerikanischen Grand Canyon erinnert. Im Bereich<br />

von Schauhöhlen ist dies weltweit eine Premiere: Der Boden<br />

ist komplett aus Glas, sodass jeder – sofern er dazu in<br />

der Lage ist, das nicht unberechtigte Schwindelgefühl zu<br />

überwinden – über « das Nichts » zum Zentrum der Höhle<br />

gehen und dabei eine spektakuläre Aussicht genießen<br />

kann. 200 Meter Leere unter den Füßen und 40 Meter<br />

über dem Kopf! Das reicht, um zu beeindrucken!<br />

Doch abgesehen von den Dimensionen fasziniert auch<br />

die Schönheit des Ortes. Geht man beim Rundgang über<br />

die verschiedenen Stege, so entdeckt man schnell, dass<br />

diese Höhle quasi alles hat, was die unterirdische Welt<br />

an Bemerkenswertem zu bieten hat: Platten, Faltenwürfe,<br />

Säulen, Wasserfälle … So viele herrliche Dinge, die Jahr<br />

für Jahr ein Publikum anziehen, das nicht nur aus Forschern<br />

und Höhlenbegeisterten, sondern auch aus Laien<br />

im Bereich der Höhlenkunde besteht.<br />

Der Zugang zur Höhle erfolgt heute zwar im oberen<br />

Bereich, entdeckt wurde jedoch – vor noch gar nicht allzu<br />

langer Zeit, nämlich im Jahr 1968 – zunächst ihr unterer<br />

Bereich, der auf Höhe des Dorfes Cabrespine liegt. Die<br />

Bewohner des Dorfes wussten nur zu gut von der Existenz<br />

zweier kleiner Hohlräume im Felsen. Eines Tages durchquerten<br />

zwei junge Speläologen einen dieser Hohlräume<br />

und störten dabei eine Fledermaus, die daraufhin in einer<br />

rund zehn Zentimeter breiten Felsspalte verschwand.<br />

Beim Näherkommen spürten sie einen Luftstrom, der aus<br />

dieser Felsspalte kam. Sie vergrößerten die Spalte, zwängten<br />

sich durch die entstandene Öffnung und entdeckten<br />

dabei einen unglaublichen Schatz: kilometerlange unterirdische<br />

Gänge und vor allem diesen beeindruckenden Saal.<br />

50 Jahre später sind es heute nicht nur die immense<br />

Größe und die Vielzahl der geologischen Reichtümer, die<br />

die Besonderheit der Höhle ausmachen, sondern auch die<br />

Möglichkeit, sie auf eine ganz ungewöhnliche Art zu besichtigen:<br />

bei einer Safari souterrain, einer unterirdischen<br />

Safari. Auf den ersten Blick mag diese Bezeichnung sehr<br />

kommerziell anmuten, doch dies ist überhaupt nicht der<br />

60 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>


Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 61


UNTERWEGS IN FRANKREICH Occitanie<br />

Auf dem Grund der Höhle gelangt man im Licht der mitgeführten Lampen von einem Saal in<br />

den nächsten. Eine Froschspezies gehört zu den wenigen Lebewesen hier.<br />

Fall. Ganz im Gegenteil. Die Betreiber der Stätte sind<br />

leidenschaftliche Höhlenkundler, die den Ort sehr gut<br />

kennen. Daher wollten sie allen Besuchern die Gelegenheit<br />

bieten, die Höhle im Sinne von Martel und Joly, also<br />

wie echte Speläologen, zu entdecken. Bei dieser « Safari »<br />

steigt man zu Fuß auf den Grund des Hohlraums hinab,<br />

bewegt sich durch die Gänge und entdeckt dabei auch den<br />

unterirdischen Fluss. All dies selbstverständlich in Begleitung<br />

und mit der notwendigen Ausrüstung wie Schutzkleidung,<br />

Helm und Lampe.<br />

Die Safari souterrain muss zusätzlich zur « normalen »<br />

Besichtigung gebucht werden und bietet die Möglichkeit,<br />

sich unter optimalen Sicherheitsvorkehrungen mit<br />

der Speläologie vertraut zu machen und dabei Dinge zu<br />

entdecken, die man von den Stegen aus nicht sieht. Ein<br />

richtiges unterirdisches Abenteuer also, das mehrere<br />

Stunden dauert. Abgesehen von einigen Leitern, die es<br />

zu Beginn zu überwinden gilt, um zum unterirdischen<br />

Fluss zu gelangen, stößt man dabei auf keine besonderen<br />

Schwierigkeiten. Je weiter man im Licht der Taschenlampen<br />

vordringt – mit langsamen Schritten, um die Stille<br />

und die Beleuchtung zu genießen –, sieht man Dinge,<br />

die unweigerlich ergriffen machen. Jedes Mal, wenn der<br />

Lichtstrahl über die Felswand streicht, entdeckt man ein<br />

Dekor, das meist sprachlos macht. Man kann sein Glück<br />

kaum fassen, dass man in seinem Leben zumindest ein<br />

Mal die Möglichkeit hatte, eine so außergewöhnliche<br />

Stätte zu besuchen.<br />

Während der Besichtigung hält der begleitende<br />

Speläologe regelmäßig an, um den jeweiligen Ort zu<br />

kommentieren oder auf eine bestimmte geologische Besonderheit<br />

hinzuweisen. Vor allem aber lässt er jedem die<br />

Zeit, die Umgebung in sich aufzunehmen. Die Personen,<br />

die er begleitet, bestimmen das Tempo. Einmal schlägt<br />

er sogar vor, die Taschenlampen ganz auszumachen. Bei<br />

dieser Gelegenheit entdeckt man, wie einzigartig diese<br />

unterirdische Welt wirklich ist. Eine Welt, in der Stille<br />

und Dunkelheit regieren, in der unsere Orientierungspunkte<br />

verlorengehen. Eine berührende Welt, die man<br />

einerseits mit dem beruhigenden Gefühl verlässt, wieder<br />

an die Oberfläche zu gelangen, was man andererseits aber<br />

auch bedauert. Und eines bleibt dem Besucher für immer<br />

im Gedächtnis: das Gefühl, ein ganz außergewöhnliches<br />

Abenteuer erlebt, eine ganz außergewöhnliche Erfahrung<br />

gemacht zu haben. Genau darin liegt die Besonderheit der<br />

großen Höhle von Cabrespine!<br />

62 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>


le Mont-Dore<br />

Montalivet<br />

E5/A10<br />

Périgueux<br />

A89/E70<br />

Tulle<br />

Brive-la-Gaillarde<br />

Le Pescher<br />

Le Porge<br />

Die große Höhle von Cabrespine …<br />

Bordeaux Vom 11. Dezember <strong>2017</strong> bis 9. Februar<br />

Sarlat-le-Canéda<br />

… Berlin 1695 km … Hamburg 1640 km<br />

20<strong>18</strong> geschlossen.<br />

Cap-Ferret<br />

… Köln 1209 km … München 1200 km<br />

Besichtigung A52/E72 ca. 45 Minuten.<br />

… Wien 1657 km … Zürich 896 km<br />

Eintrittstickets können über die<br />

… Paris 793 km … Montpellier 167 km<br />

Website vorbestellt werden.<br />

… Toulouse 117 km … Carcassonne 25 km<br />

Mimizan<br />

Die Safari souterrain muss vorab<br />

Der nächstgelegene Flughafen, der<br />

aus dem deutschsprachigen Raum<br />

direkt angeflogen wird, ist Toulouse-<br />

Blagnac (127 km).<br />

Hossegor<br />

www.gouffre-de-cabrespine.com<br />

Täglich geöffnet bis einschließlich<br />

10. Dezember <strong>2017</strong>.<br />

telefonisch (+33 (0)4 67 66 11 11) oder<br />

E5-E70/A63<br />

per Mail (via Kontaktformular auf der<br />

Website) reserviert werden.<br />

France<br />

Erwachsene: 10,30 €<br />

Der nächstgelegene TGV-Bahnhof Biarritz Bayonne Jugendliche unter <strong>18</strong> Jahren: 8,90 €<br />

liegt in Carcassonne (25 Hendaye<br />

A64/E80<br />

km).<br />

Safari souterrain 39 €<br />

Sare<br />

Donostia-<br />

Pau<br />

Gouffre géant de Cabrespine S. Sebastian<br />

Tipp: Die Temperatur in der Höhle<br />

Départementale 112<br />

be trägt das ganze Jahr über un gefähr<br />

14° C. Denken Sie also an ent-<br />

11160 Cabrespine<br />

Telefon: +33 (0)4 68 26 14 Pamplona 22<br />

sprech en de Kleidung, vor allem an<br />

Spanien<br />

etwas zum Überziehen im Sommer.<br />

Wenn Sie an der unterirdischen Safari<br />

teilnehmen, sollten Sie Klei dungsstücke<br />

zum Wechseln mitnehmen.<br />

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A75/E11<br />

Toulouse<br />

Andorra<br />

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Carcassonne A81/E80 Narbonne<br />

Limoux<br />

France<br />

Céret<br />

Perpignan<br />

Bézier<br />

A9/E15<br />

LESETIPPS FÜR AUSFLÜGE IN DIE UMGEBUNG<br />

Spanien<br />

AP7/E15<br />

Ausgabe Nr. 57: Carcassonne, imponierende<br />

Festungsstadt des Mittelalters (25 km entfernt)<br />

Mit ihrer drei Kilometer langen doppelten<br />

Befestigungsmauer und ihren rund fünfzig<br />

Türmen bietet die Cité de Carcassonne<br />

ein imposantes Bild. Ihre Lage auf dem<br />

Hügel oberhalb des Vallée de l’Aude, an<br />

einer strategischen Kreuzung der Achsen<br />

zwischen Atlantik und Mittelmeer sowie<br />

zwischen Zentralmassiv und Spanien, flößt Respekt ein und zeugt<br />

von der bewegten Geschichte der Region. Dabei war die Stadt<br />

im 19. Jahrhundert schon nahezu dem Untergang geweiht, da<br />

sich in der Nähe des Flusses eine modernere Unterstadt entwickelt<br />

hatte. Sie verdankt ihre Rettung einigen Menschen, die sie zum<br />

Symbol einer neuen Sichtweise auf das Kulturerbe und dessen<br />

Erhaltung gemacht haben, die sich in Frankreich etabliert hat.<br />

Ausgabe Nr. 64: Assignan, das unglaubliche<br />

Schicksal eines französischen Dorfes (54 km entfernt)<br />

Assignan ist ein Dorf im Hinterland des Departements<br />

Hérault, rund dreißig Kilometer nordwestlich<br />

von Narbonne. Wie in vielen anderen Orten<br />

in der Umgebung hat die Einwohnerzahl<br />

mangels Arbeits- und Ausbildungsplätzen<br />

im Verlauf der letzten Jahrzehnte stetig<br />

abgenommen. Doch dann erlebte das Schicksal des Ortes eine<br />

fast unglaubliche Kehrtwende, und das Dorf ist zu neuem Leben<br />

erwacht. Der Grund: Village Castigno, ein innovatives Hotel- und<br />

Weintourismusprojekt, hinter dem ein leidenschaftliches und<br />

entschlossenes Team steht.<br />

Ausgabe Nr. 59: Languedoc-Roussillon,<br />

überraschende Mittelmeerregion<br />

Dieses Gebiet erstreckt sich wie ein geografischer<br />

Kreisbogen um die Küste, es ist wie ein<br />

natürliches Amphitheater, das sich zum<br />

Mittelmeer hin öffnet. Mehr als anderswo<br />

mischen sich hier nahe, oft verwandte<br />

Völker: Durch die Gassen von Nîmes weht<br />

ein Hauch von Provence, die Straßen<br />

von Perpignan sind belebt wie in Spanien und okzitanische<br />

Wortfetzen dringen nicht nur in Barcelona an unser Ohr,<br />

sondern auch in Carcassonne und Toulouse. Lange Zeit war<br />

das Languedoc-Roussillon als eine Region abgestempelt,<br />

durch welche die sommerliche Reisewelle auf dem Weg in<br />

die spanische Sonne hindurchrollte. Und doch hält sie für<br />

aufmerksame Touristen einige unerwartete Entdeckungen<br />

bereit. Folgen Sie unserer Route, die sich über etwas mehr<br />

als 300 Kilometer zwischen Montpellier und den Pyrenäen<br />

erstreckt, und lassen Sie sich überraschen.<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 82.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 63


Coup de cœur<br />

Die Straßenbuchhändler<br />

an den Seine-Quais in Paris<br />

64 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>


Die Straßenbuchhändler am Pariser Seine-Ufer<br />

sind mehr als nur ein Coup de cœur, sie sind schon<br />

beinahe Gegenstand einer Liebesgeschichte. Bereits<br />

ihre Anwesenheit erinnert uns in der heutigen Zeit,<br />

in der es immer hektischer zugeht und in der es jeder<br />

immer eiliger hat, ganz subtil daran, dass es noch Berufe<br />

gibt, bei denen nicht das Streben nach Produktivität und<br />

Profit im Mittelpunkt steht. Wie könnte man sich daher<br />

dem Charme dieser so unabhängigen Frauen und Männer<br />

entziehen?<br />

Etwas mehr als 200 solcher Bouquinistes öffnen Tag<br />

für Tag rund 900 Holzboxen, die alle identisch sind.<br />

Aussehen und Abmessungen wurden von der Pariser<br />

Stadtverwaltung – die im Übrigen auch die Platzerlaubnis<br />

erteilt – genau festgelegt: Sie sind 2 Meter lang<br />

und 75 Zentimeter tief, die zur Seine zeigende Seite der<br />

(geschlossenen) Box hat eine Höhe von 60 Zentimetern,<br />

vorne sind es 35 Zentimeter. In den Boxen ruhen insgesamt<br />

– man glaubt es kaum – zwischen 300 000 und<br />

500 000 Bücher, Stiche, Zeitschriften, Briefmarken und<br />

Sammlerpostkarten! Ein ungeahnter Schatz, quasi eine<br />

riesige Bibliothek unter freiem Himmel, die jedermann<br />

offensteht.<br />

Im Laufe der Jahrhunderte haben sich diese in ihrer<br />

Art einzigartigen Bouquinistes einen derartigen Ruf<br />

erworben, dass sie heute in Paris als kulturelle und<br />

touristische Attraktion gelten. Und nicht nur das: Seit<br />

2011 sind die Straßenbuchhändler des Seine-Ufers mit<br />

ihren seltsamen Boxen sogar Teil des UNESCO-Weltkulturerbes.<br />

Eine Anerkennung, die heute manch einen<br />

zum Schmunzeln bringt, denn viele Händler erinnern<br />

sich nur zu gut daran, dass ihre Tätigkeit lange Zeit<br />

in Verruf stand und dass die Verwaltung sie seinerzeit<br />

sogar eindämmen wollte. Aber vielleicht ist gerade das<br />

der Grund, warum sie ihren Beruf so lieben. Die ersten<br />

dieser kleinen Buchhändler, die sich ab dem 16.<br />

Jahrhundert dort niederließen, waren offiziell nicht<br />

als « richtige » Buchhändler anerkannt und wurden sogar<br />

teilweise als gefährlich eingestuft, da man sie verdächtigte,<br />

den Passanten regierungsfeindliche Ideen<br />

einzuflößen. Die im Juli 1606 eingeweihte Pont Neuf<br />

wurde damals schnell zum symbolträchtigen Ort der<br />

Konfrontation zwischen der mit dem Berufsstand der<br />

offiziellen Buchhändler verbundenen königlichen Macht<br />

auf der einen Seite und den ersten dieser Bouquinistes<br />

auf der anderen Seite. Letzteren war es zunächst gegen<br />

Entrichtung einer Jahresgebühr gestattet, ihre tragbaren<br />

Stände aufzustellen, unter der Voraussetzung, dass sie<br />

diese abends wieder entfernten … Nach der Revolution<br />

akzeptierte Napoleon dann nicht nur die Anwesenheit<br />

dieser Straßenbuchhändler, sondern er organisierte sogar<br />

ihre Platzierung.<br />

Heute herrschen andere Zeiten und damit auch andere<br />

Sitten. Die Straßenbuchhändler machen der Obrigkeit<br />

keine Angst mehr, und theoretisch kann sich jeder<br />

an den Quais der Seine niederlassen. Man muss dafür lediglich<br />

bei der Pariser Stadtverwaltung eine Bewerbung<br />

abgeben und hoffen, eine der Boxen zugeteilt zu bekommen.<br />

Das Besondere dabei ist, dass heute keinerlei Gebühr<br />

mehr zu entrichten ist. In dieser Beziehung ist dies<br />

nämlich ein einzigartiges Phänomen in der Hauptstadt,<br />

denn die Straßenbuchhändler bezahlen weder eine Miete<br />

noch eine sonstige Steuer. Auch wenn kein Diplom<br />

erforderlich ist, so ist nachvollziehbar, dass « besondere<br />

Kenntnisse », « Erfahrung » oder eine « Spezialisierung »<br />

in der Welt des Buches Pluspunkte sind, die den Unterschied<br />

machen können. Die Plätze sind begrenzt, und<br />

viele Händler haben ihren Standplatz schon seit langer<br />

Zeit – oft sogar seit Generationen; um nichts in der Welt<br />

würden sie ihn aufgeben.<br />

Dabei ist die Arbeit alles andere als einfach. Die<br />

Schwierigkeiten beginnen bereits mit der Zeitplanung:<br />

Grundsätzlich ist der Straßenbuchhändler ein freier<br />

Mensch, der seine Arbeitszeit selbst bestimmt. Unabhängiger<br />

zu sein als er, ist fast nicht möglich! In der Praxis<br />

ist jedoch das Wetter der Chef: Denn angesichts der<br />

Tatsache, dass es keinerlei Schutz gibt, wohin man sich<br />

bei Regen oder Kälte flüchten kann, ist dies ein Faktor,<br />

den man unbedingt berücksichtigen muss. Zuflucht<br />

bei solch widrigen Umständen bietet in den meisten<br />

Fällen lediglich das Café an der Ecke, das gleichzeitig<br />

ein praktischer Ort ist, um ein natürliches Bedürfnis zu<br />

befriedigen … Sofern man also von einem bequemen<br />

Büro träumt, sollte man diesen Beruf gar nicht erst in<br />

Erwägung ziehen. Hier ist die Straße das Büro, und der<br />

Schreibtischstuhl beschränkt sich – soweit überhaupt<br />

vorhanden – auf einen Klappstuhl, der mehr schlecht als<br />

recht auf dem Gehsteig Platz findet.<br />

Und doch bringt uns das Bild dieser Straßenbuchhändler<br />

mit ihren Boxen immer noch zum Träumen. Wir<br />

lieben sie natürlich für die Bücher, die sie uns anbieten.<br />

Aber im Grunde genommen ist da noch viel mehr. Wir<br />

sehen, wie sie einen Kunden beraten, ihre Bücher ordnen,<br />

mit den Bewohnern des Viertels oder mit Touristen<br />

diskutieren. Sie sind frei. Ihre Anwesenheit gibt uns Sicherheit.<br />

Bei genauerem Nachdenken sind sie der lebendige<br />

und konkrete Beweis dafür, dass es auch heute noch<br />

möglich ist, für seine Leidenschaft, in seinem eigenen<br />

Rhythmus und auf ganz unabhängige Art und Weise zu<br />

leben. Und das noch dazu mitten in Paris …<br />

Wo? Am rechten Ufer der Seine, zwischen der Pont Marie und dem Quai du Louvre,<br />

und am linken Seine-Ufer zwischen dem Quai de la Tournelle und dem Quai Voltaire.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 65


FRANKREICH HEUTE Initiative<br />

Vom 30. September bis 5. Oktober haben 15 ganz besondere Fahrzeuge eine<br />

deutsch-französische Rundfahrt unternommen. Quasi ohne Lärm und ohne<br />

schädliche Emissionen sind diese « Karossen » unserer heutigen Zeit – sprich<br />

Elektro- und Hybridautos – im Rahmen der ersten Tour d’E-Mobilité von<br />

Mannheim in das Vallée de la Dordogne gefahren. Abgesehen von der<br />

Demonstra tion dessen, zu was solche ultramodernen Fahrzeuge heute in der<br />

Lage sind, bot diese innovative Tour auch die Gelegenheit, sich mit dem Thema<br />

E-Mobilität auseinanderzusetzen. Zudem war sie ein konkreter Beweis dafür,<br />

welch wunderbare Energie aus der deutsch-französischen Freundschaft<br />

entstehen kann. Eine Initiative, die Frankreich erleben gerne unterstützt hat.<br />

66 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>


Suzanne kann es nicht fassen: « Und sie sind ohne einen<br />

Tropfen Benzin von Deutschland hierhergefahren?<br />

Das ist wirklich möglich? » Man kann<br />

Suzanne verstehen, denn der Anblick hat tatsächlich etwas<br />

Surreales: Auf dem Platz von Beaulieu-sur-Dordogne,<br />

einem kleinen, ruhigen Dorf am Fluss Dordogne (Nouvelle<br />

Aquitaine), auf die besten – und teuersten – Modelle von<br />

Elektro- und Hybridfahrzeugen der Marken BMW, Porsche,<br />

Audi und Tesla zu treffen, ist wirklich eine Überraschung!<br />

« Ich habe gerade in der Bäckerei mein Baguette<br />

gekauft, ich habe nicht einmal gehört, wie sie angekommen<br />

sind! », berichtet die französische Rentnerin einer Freundin.<br />

Auf dem Platz scharen sich bereits einige Menschen<br />

um die 15 Fahrzeuge, die ganz geräuschlos hier geparkt<br />

haben. Trotz ihrer mehr als diskreten Ankunft sind sie in<br />

den Straßen des Dorfes bereits das Gesprächsthema. Alle<br />

möchten wissen, was diese Autos, die geradewegs einem<br />

Science-Fiction-Film entsprungen zu sein scheinen, hier<br />

machen. Man nähert sich, einige Leute schießen ein paar<br />

Fotos mit dem Smartphone, man beobachtet, man hört<br />

sich um … Auf den Motorhauben dieser seltsamen Autos<br />

wecken Schilder mit der Aufschrift Tour d’E-Mobilité<br />

<strong>2017</strong>, Liberté, Égalité, E-Mobilité die Neugier. « E-Mobilität,<br />

was ist das? », « Eine neue Devise? Glaubst du, das ist<br />

ein Coup unseres neuen Präsidenten? », vernehmen wir mit<br />

Schmunzeln. Als der Bürgermeister des Ortes, Dominique<br />

Cayre, entschlossenen Schrittes den Platz überquert und<br />

die Fahrer mit einem herzlichen Händedruck begrüßt, entspannt<br />

sich die Atmosphäre deutlich. Seinem breiten Lächeln<br />

ist zu entnehmen, dass Monsieur le Maire sich offensichtlich<br />

sehr freut, sie zu empfangen. Also wenn der Bürgermeister<br />

auf dem Laufenden ist … Der Kreis der Neugierigen<br />

nähert sich umgehend den Fahrzeugen, die ersten<br />

Fragen werden gestellt.<br />

Ist es die Ausstrahlung der Autos oder die Energie der<br />

deutsch-französischen Freundschaft? Auf jeden Fall tauschen<br />

sich plötzlich Menschen, die sich zuvor überhaupt<br />

Das Wunder der E-Mobilität: Wie hier in Beaulieu-sur-<br />

Dordogne war die Ankunft in einem Dorf immer Anlass für<br />

spontane und fröhliche Treffen zwischen den Teilnehmern<br />

und den Dorfbewohnern; Letztere waren von der Initiative<br />

und den Fahrzeugen sehr angetan. Bei dieser Gelegenheit<br />

kam es beispielsweise auch zu sehr gegensätzlichen<br />

Begegnungen, wie zwischen einer klassischen « Ente »<br />

und einem der neuesten Elektrofahrzeuge.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 67


FRANKREICH HEUTE Initiative<br />

nicht kannten – die Bewohner des Dorfes Beaulieu-sur-<br />

Dordogne einerseits und die, meist deutschen, Teilnehmer<br />

der Tour d‘E-Mobilité andererseits – innerhalb kürzester<br />

Zeit miteinander aus. Die Szene ist etwas erstaunlich,<br />

wenn nicht gar amüsant: Man behilft sich, so gut man<br />

kann, spricht Französisch, Deutsch, Englisch, manchmal<br />

auch mit Händen und Füßen, doch man scheint sich perfekt<br />

zu verstehen.<br />

Auf deutscher Seite ist man erfreut darüber, diese<br />

technologischen Schmuckstücke vorstellen und die Leidenschaft<br />

für Elektro- und Hybridfahrzeuge mit den<br />

Franzosen teilen zu können. Man merkt gleich, dass die<br />

Fahrerinnen und Fahrer sich voll und ganz darüber bewusst<br />

sind, dass sie in gewisser Weise Pioniere darstellen<br />

und dass sie das Privileg haben, solche außerordentlichen<br />

Autos fahren zu dürfen. Natürlich ist jedem klar, dass diese<br />

zurzeit noch extrem teuer sind. Die Stars unter den Exemplaren<br />

auf dem Dorfplatz, ein Porsche Panamera Turbo<br />

S Hybrid und ein BMW i8 (sie wurden den Organisatoren<br />

der Tour von der BMW-Niederlassung Mannheim<br />

und dem Porsche-Zentrum Mannheim zur Verfügung<br />

gestellt), bestechen nicht nur durch ihr ultramodernes<br />

Design, sondern kosten auch ein kleines Vermögen. Doch<br />

gerade weil sie so außergewöhnlich sind, tragen diese<br />

Fahrzeuge zur Produktion und Akzeptanz der Elektround<br />

Hybridfahrzeuge von morgen bei. Der Beweis dafür<br />

sind die ebenso futuristisch anmutenden Autos des kalifornischen<br />

Herstellers Tesla, die ausschließlich elektrisch<br />

angetrieben werden: Die Erfahrung dieses Herstellers der<br />

– leider noch teuren – Fahrzeuge ist bekanntermaßen für<br />

die Forschung in Sachen E-Mobilität fundamental.<br />

Auf französischer Seite ist man offensichtlich begeistert<br />

über die Gelegenheit, solche Autos, die man sich im<br />

Traum nicht einmal vorstellen konnte, aus der Nähe zu<br />

sehen. Man muss wissen, dass in Frankreich das Elektroauto<br />

vor allem mit dem « kleinen, alltagstauglichen Auto »<br />

gleichgesetzt wird, mit dem man Einkäufe erledigt oder<br />

das man im Notfall nutzt. Dies kommt vor allem daher,<br />

weil zahlreiche Städte (Paris, Lyon, Bordeaux, Nizza …)<br />

Carsharingsysteme für Elektrofahrzeuge eingerichtet<br />

haben. Die Verkaufszahlen von Elektro- und Hybridfahrzeugen<br />

(beispielsweise der Kleinwagen Zoé von Renault<br />

oder einige Modelle von Nissan) steigen im Hexagon zwar<br />

stark an, doch der Gedanke, mit einem solchen Fahrzeug<br />

eine so lange Strecke wie die zwischen Mannheim und<br />

Beaulieu-sur-Dordogne zurückzulegen (ca. 1000 Kilometer<br />

über Burgund), ist in den Köpfen der Menschen noch<br />

nicht verankert. Daher stößt diese Tour auch auf besonderes<br />

Interesse.<br />

« Das ist die Botschaft, die wir mit dieser Tour d‘E-<br />

Mobilité verbreiten möchten », erläutert Isabel Fienhold,<br />

die dynamische Mitorganisatorin. « Die Umwelt zu<br />

schützen, das ist der heutige Zeitgeist, und was das Auto<br />

angeht, so entwickelt sich die Technologie schnell weiter.<br />

Diese Entwicklung muss man verbreiten, die Menschen<br />

neugierig machen, die Technologie demokratisieren. Dazu<br />

müssen wir alle unseren Teil beitragen. » Beobachtet man<br />

die Reaktion der Franzosen, so scheint dies offensichtlich<br />

zu funktionieren: Auf dem Platz tauscht man sich aus,<br />

stellt Fragen, gibt Antworten. Monsieur le Maire setzt<br />

sich sichtlich erfreut hinter das Steuer des BMW i8, und<br />

lässt sich dabei, wie viele andere, gerne ablichten. Der<br />

französische Honorarkonsul in Mannheim, Folker R.<br />

Zöller, der die Tour d‘E-Mobilité mitorganisiert hat und<br />

Über den Spaß an der gemeinsamen<br />

Entdeckungsreise durch Frankreich<br />

hinaus fühlten sich die Teilnehmer<br />

als richtiggehende Botschafter<br />

für E-Mobilität und die deutschfranzösische<br />

Freundschaft. In Beaulieusur-Dordogne<br />

wurden sie vor einem<br />

gemeinsamen Essen vom Bürgermeister<br />

und vom Präsidenten des Office de<br />

Tourisme de la Vallée de la Dordogne<br />

mit einem Aperitif herzlich begrüßt.


selbst daran teilnimmt, ist sehr zufrieden: Gemeinsam<br />

mit Isabel Fienhold und einigen anderen Passionierten hat<br />

er diese Herausforderung mit viel Energie bewältigt. Das<br />

hat sich mehr als ausgezahlt. Die Tour war nicht nur hinsichtlich<br />

der Teilnehmerzahl ausgebucht, sondern sie hat<br />

auch, über die rein « technische » Demonstration hinaus,<br />

bei Franzosen und Deutschen eine gemeinsame Neugier<br />

für E-Mobilität geweckt. Die begleitenden Presseveröffentlichungen<br />

haben dazu angeregt, über « alternative<br />

Fortbewegungsarten » nachzudenken. « Die Idee kam uns<br />

im vergangenen März, nach einer Rundfahrt mit Besitzern<br />

von Autos der Marke Tesla durch Kroatien. Der<br />

Organisator Dejan Stankovic (Anm. d. Red.: der selbst an<br />

dieser Fahrt von Deutschland nach Frankreich teilgenommen<br />

hat) schlug uns vor, etwas Ähnliches in Frankreich zu<br />

organisieren. Das Vallée de la Dordogne ist eine der Regionen<br />

Frankreichs mit der reinsten Luft. Da wir hier auch<br />

einige Anlaufstellen haben, die uns bei der Organisation<br />

des Projektes unter die Arme greifen konnten, haben wir<br />

es gewagt. » Innerhalb weniger Monate hat es das kleine<br />

Team mit der notwendigen Unterstützung geschafft, diese<br />

« etwas andere Tour » auf die Beine zu stellen.<br />

Für die Teilnehmer, die mit ihren Autos mitgefahren<br />

und – je nach den gewählten Leistungen – eine Pauschale<br />

für Unterkunft, Verpflegung und ein sehr interessantes<br />

Besichtigungs- und Begegnungsprogramm in deutscher<br />

Sprache bezahlt haben, war die Erfahrung offensichtlich<br />

besonders aufschlussreich und überzeugend. Viele<br />

berichten darüber, eine « unbekannte Seite » Frankreichs<br />

entdeckt zu haben: Auf der Autobahn zu fahren würde<br />

« viel mehr Spaß als in Deutschland » machen, wo die Geschwindigkeit<br />

zugegebenermaßen zwar nicht beschränkt<br />

ist, wo man jedoch ständig auf Baustellen und temporäre<br />

Limits trifft … Einige Teilnehmer haben damit gerechnet,<br />

im Hexagon nur wenige Ladestationen vorzufinden.<br />

Doch dem ist nicht so, ganz im Gegenteil: Heute findet<br />

man sie nicht nur problemlos auf den Autobahnen, sondern<br />

auch das Hinterland ist mit einem immer dichteren<br />

Netz überzogen, vor allem dank der Ladestationen, die der<br />

Hersteller Tesla beispielsweise in Hotels aufgestellt hat.<br />

Stéphanie Gombert, die selbst Deutsche ist und in Frankreich<br />

das Hotel Château de la Treyne an der Dordogne<br />

besitzt, kann dies bestätigen: « Seit ich eine Ladestation<br />

von Tesla installiert habe, merke ich, dass die Elektroautos<br />

nicht nur einen Beitrag zu umweltbewusstem Handeln<br />

leisten, sondern dass man durch sie eine echte Gemeinschaft<br />

kennenlernen kann. Die Besitzer haben nämlich<br />

alle dieselbe Sorge: Strom finden und Strom sparen.<br />

Das verbindet und hilft dabei, Grenzen zu überwinden.<br />

Das ist eine echte Basis für Dialog und Annäherung. »<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 69


FRANKREICH HEUTE Initiative<br />

Das Erinnerungsfoto aller Teilnehmer nach der Ankunft in Beaulieu-sur-Dordogne.<br />

Carsten Guth, einer der Teilnehmer, kommt zur selben<br />

Feststellung: « Es ist unglaublich, in welchem Ausmaß das<br />

Thema E-Mobilität zur Diskussion mit Franzosen führt.<br />

In jedem Dorf, das wir durchquert haben, kamen die<br />

Menschen auf uns zu, stellten Fragen, wollten Auskünfte.<br />

Alle fanden den Vorstoß genial und wollten darüber<br />

diskutieren. Im Grunde genommen haben sowohl wir als<br />

Teilnehmer, als auch die Menschen, denen wir begegnet<br />

sind, das Gefühl, eine innere Einstellung, eine Philosophie<br />

zu teilen. Vor allem einen Gedanken: Es ist richtig,<br />

dass diese Branche noch ein bisschen auf der Suche nach<br />

sich selbst ist; die Probleme mit dem Preis der Fahrzeuge,<br />

mit den Kosten für Herstellung und Recycling der Akkus,<br />

mit der Herkunft des Stroms usw. sind Fakten, denen<br />

man sich stellen muss. Aber durch die Fahrt hierher, ohne<br />

einen Liter Benzin (Anm. d. Red.: was die 100 % elektrisch<br />

betriebenen Autos angeht), denken wir wenigstens alle über<br />

eine sauberere Art der Fortbewegung nach. »<br />

Nach einem angenehmen Rundgang der Teilnehmer<br />

in Begleitung des Bürgermeisters durch Beaulieusur-Dordogne<br />

begibt sich die Gruppe ins Rathaus, wo<br />

Monsieur le Maire und das Office du Tourisme de la Vallée<br />

de la Dordogne zu einem Willkommensumtrunk einladen.<br />

Lokale Produkte und Wein werden in schönstem deutschfranzösischem<br />

Einvernehmen verkostet und ausgetauscht.<br />

Auf dem Tisch stehen sogar ein paar Gläser mit Marmelade<br />

Bonne Maman, der berühmten Marke des französischen<br />

Unternehmens Andros, das seinen Sitz in Beaulieusur-Dordogne<br />

hat. Als feinsinnige Aufmerksamkeit für<br />

die deutschen Besucher hat das Unternehmen spezielle<br />

Etiketten mit einer besonderen Botschaft drucken lassen:<br />

« Konfitür-E Tour d’E-Mobilité – Herbst <strong>2017</strong> – Zwei<br />

Länder, eine öko-elektrische Verbindung und ein gemeinsames<br />

und süßes Ziel. Genießen Sie Ihren französischdeutschen<br />

Aufenthalt! » Und das ist noch nicht alles!<br />

Durch einen kalendarischen Zufall ist es der 3. Oktober,<br />

also der Tag der Deutschen Einheit. Eine Information, die<br />

Monsieur le Maire in seiner Rede nicht unerwähnt lässt;<br />

offensichtlich berührt spricht er einen Toast auf seine<br />

deutschen Freunde aus. Unter den Augen der Marianne,<br />

deren Büste traditionsgemäß im Rathaussaal thront, stoßen<br />

Franzosen und Deutsche gemeinsam an und feiern<br />

diese Begegnung an einem so symbolischen Tag. Draußen<br />

auf dem Platz scheinen sich die Elektrofahrzeuge nach<br />

der Fahrt von Mannheim hierher auszuruhen. Nach wie<br />

vor sind sie von Neugierigen umringt. So sind diese Autos<br />

auf ihre diskrete Art zu Stars der deutsch-französischen<br />

Verständigung geworden … Und mit welcher Energie!<br />

70 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>


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FRANKREICH HEUTE Gesellschaft<br />

Es ist wirklich eine französische Besonderheit.<br />

Der Herbst ist jedes Jahr für die Schriftsteller,<br />

Buchhändler, Verlage und generell alle Literaturbegeisterten<br />

des<br />

Landes eine sehr<br />

stressige<br />

Zeit. Kaum<br />

ist der Sommer<br />

vorbei,<br />

beginnt die<br />

sogenannte<br />

Rentrée<br />

littéraire, der Auftakt der Literatursaison,<br />

dem dann die sehnlichst<br />

erwartete Saison des Prix, also<br />

die Vergabe der Literaturpreise, auf dem<br />

Fuße folgt. Innerhalb weniger Wochen erscheint<br />

in Frankreich eine außergewöhnliche<br />

Vielzahl von Werken. Viele verschwinden<br />

wieder, ohne besondere Aufmerksamkeit<br />

erregt zu haben, doch einige bringen es zu<br />

höheren Ehren und erhalten einen der begehrten<br />

Preise mit so prestigeträchtigen Namen<br />

wie Goncourt, Renaudot, Femina, Médicis,<br />

Interallié, de l’Académie française … Alle<br />

diese Literaturpreise tragen zur wirtschaftlichen<br />

Belebung des französischen Buchmarktes<br />

bei.<br />

581. Diese Zahl hat in diesem Jahr wieder einmal<br />

dazu geführt, dass es vielen Buchhändlern etwas<br />

schwindelig wurde. 581, das ist nämlich die Anzahl<br />

der Romane und Kurzgeschichtensammlungen französischer<br />

und ausländischer Autoren, die während der famosen<br />

Rentrée littéraire <strong>2017</strong>, also in der Zeit von Mitte August<br />

bis Ende Oktober, in Frankreich neu erschienen sind.<br />

Eine solche Fülle von Neuheiten innerhalb einer derart<br />

kurzen Zeit, das kommt in der Verlagswelt nicht häufig<br />

vor. Dies ist eine Art französische Besonderheit, über die<br />

ausländische Verleger nicht selten schmunzeln müssen.<br />

Denn sie wissen genau, dass die Buchhändler im Hexagon<br />

alljährlich im September angesichts all dieser neuen Werke,<br />

die sie in ihren oft sehr beschränkten Räumlichkeiten präsentieren<br />

und unterbringen müssen, nicht mehr wissen, wo<br />

ihnen der Kopf steht. Doch sie haben keine Wahl, denn<br />

schließlich steht einiges auf dem Spiel: Die Rentrée littéraire<br />

bringt bis zu 25 % des Jahresumsatzes ein … Was die<br />

Verleger angeht, so sind diese einige Monate lang quasi<br />

nicht erreichbar, von der Umwelt abgeschottet,<br />

ständig damit beschäftigt, sich<br />

um die Verbreitung und Vermarktung ihrer<br />

neuen Autoren<br />

zu kümmern, deren<br />

Auftritte in so<br />

vielen Medien wie<br />

möglich zu organisieren.<br />

Im Klartext:<br />

Es ist nicht von<br />

der Hand zu weisen,<br />

dass im September in<br />

der kleinen Welt des französischen<br />

Buches gewissermaßen<br />

ein « Tohuwabohu » herrscht. Und doch wiederholt<br />

sich dieses Phänomen in jedem Jahr, ist seit Generationen<br />

unverändert, manchmal folkloristisch und ziemlich wunderlich.<br />

Ein System à la française, das letztendlich jedoch<br />

seinen Charme hat …<br />

Dass alljährlich im Herbst so viele Neuerscheinungen<br />

die Regale der französischen Buchhandlungen füllen,<br />

liegt daran, dass diese Zeit ideal ist, um Aufmerksamkeit<br />

zu erwecken. Denn die Rentrée littéraire ist eng mit der<br />

Saison des Prix verknüpft, die ihrerseits bis Mitte November<br />

dauert und deren Auswirkungen sich – darüber ist<br />

man nicht unglücklich – bis zum Jahresende spürbar in<br />

den Verkaufszahlen niederschlagen. Auch hier werden die<br />

Franzosen innerhalb weniger Wochen quasi überflutet.<br />

In diesem Fall nicht von Werken, sondern von Literaturpreisen:<br />

Insgesamt gibt es mehrere Hundert Preise sowohl<br />

auf nationaler als auch auf regionaler Ebene. Dies bringt<br />

wieder einmal klar zum Ausdruck, welche Vorliebe die<br />

Franzosen für Auszeichnungen und sonstige Ehrenzeichen<br />

haben.<br />

Während viele Länder sich darauf beschränken, lediglich<br />

einige Preise pro Jahr an die verdienstvollsten<br />

Schriftsteller zu vergeben, machen die Franzosen aus<br />

diesen Ehrungen einen wahren Nationalsport, der jedoch<br />

für die Dynamik des französischen Buchmarktes unverzichtbar<br />

ist. Sobald die Titelseite eines Werkes mit einer<br />

Banderole namens Prix Goncourt, Prix Renaudot, Prix<br />

Femina etc. geschmückt ist, schießen die Verkaufszahlen<br />

dieser glücklichen « Gewinner » steil nach oben. Ein<br />

Buch, das beispielsweise den prestigeträchtigsten dieser<br />

Preise, den Prix Goncourt, erhalten hat, verkauft sich im<br />

Durchschnitt 400 000 Mal. Für die Preise Renaudot<br />

und Femina spricht man in den letzten Jahren von rund<br />

72 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>


200 000 beziehungsweise 156 000 Exemplaren. Das Buch<br />

Les Bienveillantes von Jonathan Littell (deutscher Titel:<br />

Die Wohlgesinnten), das 2006 sowohl den Prix Goncourt<br />

als auch den Grand Prix de l’Académie<br />

française erhalten hat, wurde alleine<br />

im betreffenden Jahr 503 000 Mal<br />

verkauft. Solche Zahlen bringen Autoren,<br />

Buchhändler und Verlage zum<br />

Träumen …<br />

Und doch kann sich niemand<br />

etwas vormachen: Die redaktionelle<br />

Flut während der Rentrée littéraire hat<br />

nicht nur Vorteile. In gewisser Weise<br />

ist sie ja auch nicht gerade « leicht<br />

verdaulich ». Welcher Verleger kann<br />

tatsächlich annehmen, dass es Leser<br />

gibt, die in der Lage sind, sich innerhalb<br />

von nur zwei Monaten ernsthaft<br />

für 581 Werke zu interessieren? Zumal<br />

die Leser kurze Zeit später dann<br />

von der Lawine der Literaturpreise<br />

überrollt werden. Die Unmenge an<br />

Neuerscheinungen vereinfacht weder<br />

die Aufgabe der Buchhändler – die<br />

zugeben müssen, dass sie gar nicht<br />

die Zeit haben, alle diese Bücher zu<br />

lesen – noch die der Leser, die oftmals<br />

eine Buchhandlung mit leeren<br />

Händen wieder verlassen, weil sie<br />

angesichts der Masse der neuen Titel<br />

schlichtweg überfordert sind.<br />

Doch die Kombination dieser – gestehen wir es ein –<br />

verrückten Fülle an Neuheiten mit der Vergabe der unzähligen<br />

Preise sorgt letzten Endes in Frankreich für<br />

einen erstaunlichen Effekt, der im Übrigen als Ausnahmeerscheinung<br />

eingestuft wird: Egal welche französische<br />

Zeitung oder Zeitschrift man im Herbst in die Hand<br />

nimmt beziehungsweise welchen Radio- oder<br />

Fernsehsender man einschaltet, man<br />

stellt fest, dass die Literatur überall<br />

im Zentrum des Interesses<br />

steht. Zu keiner<br />

anderen Zeit werden<br />

Autoren so oft von<br />

Medien eingeladen,<br />

ist alles Augenmerk auf Bücher und Literatur gerichtet.<br />

Und die Franzosen wollen immer mehr davon. Sie stürzen<br />

sich auf die ausgezeichneten Romane, mit dem Ergebnis,<br />

dass einige private – oder öffentliche<br />

– Unternehmen ihre eigenen Preise<br />

kreiert haben: Prix FNAC, Prix du<br />

Café de Flore, Prix du Livre Inter …<br />

All dies trägt dazu bei, dass die Rentrée<br />

littéraire für Buchhandlungen und<br />

Verlage unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten<br />

eine wichtige Zeit ist.<br />

Bei näherem Hinsehen sagt man<br />

sich, dass diese starke, auf wenige<br />

Wochen konzentrierte, mediale Aufmerksamkeit<br />

für das Buch einen nicht<br />

unerheblichen Anteil daran hat, dass<br />

die Buchbranche in Frankreich nicht<br />

schlecht über die Runden kommt. Das<br />

Phänomen ist erstaunlich. Es sorgt für<br />

eine seltene Energie, die sich über das<br />

ganze Land ausbreitet und das Buch<br />

ins Zentrum des Interesses rückt, die<br />

die Franzosen neugierig macht, selbst<br />

solche, die nicht zwangsläufig große<br />

Leser sind. Und so liegen unter dem<br />

Weihnachtsbaum oftmals Werke, die<br />

nur deshalb gekauft wurden, weil sie<br />

einen dieser renommierten Preise<br />

erhalten haben. Letztendlich ist dies<br />

eine unerwartete Gelegenheit für ein<br />

Buch, zunächst bekannt – und deshalb<br />

gelesen – und dann im Laufe der Lektüre aber vielleicht<br />

nicht nur wegen der Auszeichnung geschätzt zu werden,<br />

sondern weil es den Leser tatsächlich anspricht …<br />

Rechts und oben:<br />

Die 15 Bücher, die im<br />

September als Anwärter<br />

für den Prix Goncourt<br />

<strong>2017</strong> ausgewählt<br />

wurden, sowie der am<br />

6. November <strong>2017</strong><br />

gekürte Preisträger.


ART DE VIVRE Chantals Rezept<br />

Heute zeige ich Ihnen, wie Sie Lachs einmal<br />

ganz anders zubereiten können. Ein Rezept für<br />

Blanquette de veau, also Kalbsfrikassee, habe ich<br />

Ihnen bereits in der Ausgabe Nr. 9 von Frankreich<br />

erleben vorgestellt. Nun bereite ich wieder<br />

ein Frikassee zu, diesmal mit Fisch. Sie werden<br />

mir hinterher sicher beipflichten, dass grobkörniger<br />

Senf auch mit Lachs perfekt harmoniert.<br />

Dieses Rezept ist ganz einfach zuzubereiten, es schmeckt wirklich<br />

köstlich, und vor allem die Version mit den Riesengarnelen<br />

eignet sich perfekt für festliche Anlässe wie Weihnachten.<br />

Blanquette de saumon<br />

Für 4 Personen • Zubereitungszeit: 30 Minuten • Kochzeit: ca. 25 Minuten<br />

74 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>


Zutaten<br />

650 g Lachs ohne Haut und<br />

Gräten, in Würfel von<br />

etwa 2 cm Kantenlänge<br />

geschnitten (bitten Sie ggf.<br />

Ihren Fischhändler darum,<br />

den Lachs vorzubereiten)<br />

4 rohe Riesengarnelen oder<br />

große gekochte Garnelen<br />

(je nach Appetit können Sie<br />

die Menge auch erhöhen)<br />

1 Lauchstange<br />

2 Karotten<br />

6 frische Champignons<br />

1 Schalotte<br />

1,5 l Gemüsebouillon (entweder<br />

Biobrühwürfel oder -pulver)<br />

½ Zitrone (Saft)<br />

25 g Mehl<br />

25 g Butter<br />

100 ml süße Sahne<br />

1 EL grober Senf<br />

Öl<br />

Salz & Pfeffer<br />

Petersilie & Zitronenscheiben<br />

zum Anrichten<br />

Zubereitung<br />

Gemüse vorbereiten:<br />

• Lauch und Karotten waschen;<br />

das Weiße der Lauchstange sowie<br />

die Karotten in 0,5 cm dicke<br />

Scheiben schneiden. Schalotte<br />

schälen und fein hacken. Champignons<br />

säubern und je nach<br />

Größe vierteln oder achteln.<br />

Lachs, Garnelen und Gemüse<br />

kochen:<br />

• 1,5 l Wasser zum Kochen bringen<br />

und Gemüsebrühwürfel oder<br />

-pulver hineingeben und vollständig<br />

auflösen lassen. Die Lachswürfel<br />

in die kochende Bouillon geben<br />

und 3 Minuten kochen lassen.<br />

Mit einem Schaumlöffel vorsichtig<br />

herausnehmen, abtropfen<br />

lassen und beiseitestellen.<br />

• Die rohen Garnelen ebenfalls in<br />

die kochende Brühe geben. Wenn<br />

sie eine rosa Farbe angenommen<br />

haben, herausnehmen und ebenfalls<br />

beiseitestellen. (Bei gekochten Garnelen<br />

diesen Schritt überspringen.)<br />

• Anschließend die Karottenscheiben<br />

in die Brühe geben und 10<br />

Minuten kochen. Lauchscheiben<br />

hinzugeben und weitere 7 bis 8<br />

Minuten kochen. Das Gemüse<br />

soll noch etwas Biss haben.<br />

• Gemüse abtropfen lassen und 25 cl<br />

der Gemüsebouillon abmessen (ggf.<br />

filtern). Alles zur Seite stellen.<br />

Champignons anbraten:<br />

• In einer Pfanne etwas Butter und<br />

Öl erhitzen und die kleingehackte<br />

Schalotte darin andünsten.<br />

Champignons zugeben und alles<br />

bei großer Hitze anbraten, dabei<br />

gut überwachen, dass sie nicht zu<br />

dunkel werden. Nach Geschmack<br />

salzen und pfeffern. Beiseitestellen.<br />

Sauce zubereiten:<br />

• 25 g Butter in einem Topf schmelzen<br />

lassen, nach und nach das Mehl<br />

zugeben, dabei gut umrühren. Die<br />

gefilterte Gemüsebrühe zugeben<br />

und die Sauce eindicken lassen.<br />

Sahne, groben Senf sowie Zitronensaft<br />

zugeben und gut unterrühren.<br />

Salzen und pfeffern. Beachten Sie,<br />

dass der Senf bereits salzig ist!<br />

Fertigstellung:<br />

• Das vorbereitete Gemüse und die<br />

Lachswürfel in die Sauce geben<br />

und alles zusammen kurz erhitzen.<br />

Vorsichtig umrühren, damit<br />

die Lachswürfel nicht zerfallen.<br />

Zuletzt die Riesengarnelen zugeben<br />

und ebenfalls erhitzen.<br />

• Servieren Sie das Lachsfrikassee<br />

nach Möglichkeit in einem tiefen<br />

Teller und dekorieren Sie es zum<br />

Schluss mit einer Zitronenscheibe<br />

und etwas frischer Petersilie.<br />

• Als Beilage empfehle ich Ihnen Tagliatelle.<br />

Alternativ können Sie auch<br />

Kartoffeln servieren, die im Dampf<br />

über der Bouillon gekocht wurden.<br />

• Ich wünsche Ihnen allen bon<br />

appétit und frohe Festtage!<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 75


ART DE VIVRE Spirituosen<br />

76 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>


Roderich Dühr –<br />

ein Deutscher,<br />

der Cognac im<br />

Blut hat<br />

« An den Franzosen mag ich vor allem ihre<br />

Fähigkeit, zu genießen, sich die Zeit zum Leben<br />

zu nehmen, gemeinsam mit anderen einen<br />

Aperitif oder ein gutes Essen zu teilen. » Der aus<br />

Offenburg stammende Roderich Dühr kann<br />

nicht verleugnen, dass er dem Charme Frankreichs<br />

erlegen ist. Deshalb hat er vor einigen Jahren<br />

entschieden, eine lange Familientradition<br />

fortzusetzen und im Hexagon ein Unternehmen<br />

zu gründen. Nun lebt er also den Großteil des<br />

Jahres im – wie die Franzosen zu sagen pflegen –<br />

Pays de l‘or brun, im Land des braunen Goldes.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 77


ART DE VIVRE Spirituosen<br />

Or brun wird eine wertvolle Flüssigkeit genannt, die<br />

eine wundervolle Bernsteinfarbe besitzt. Ein einzigartiges<br />

Getränk, das auf einer langen Tradition<br />

basiert. Das Beste, was es in Sachen Branntwein gibt. Or<br />

brun, das ist der Cognac. Seit Generationen begründet er<br />

den Reichtum zahlreicher Familien in der Umgebung der<br />

gleichnamigen Stadt. 2016 wurden von dort 179,1 Millionen<br />

Flaschen Cognac in alle Welt verkauft, mit denen ein<br />

Umsatz von 2,76 Milliarden Euro erzielt wurde: Cognac<br />

spielt also nach wie vor eine wichtige Rolle – nicht nur für<br />

die lokale Wirtschaft, sondern für die französische ganz<br />

allgemein. Dieser Branche geht es gut, sehr gut sogar: 2016<br />

war ein Rekordjahr für Absatz und Umsatz.<br />

Dabei ist dies ein Sektor, der sich in Frankreich paradoxerweise<br />

eher diskret verhält. Die Franzosen selbst<br />

konsumieren relativ wenig Cognac, genauer gesagt weniger<br />

als 5 % des Gesamtmarktes. Viele sind sich nicht einmal<br />

bewusst, dass das « H » in den Initialen der weltweit<br />

führenden Luxusgruppe LVMH für Hennessy steht, den<br />

ehrwürdigen Cognachersteller, der allein im letzten Jahr<br />

83,8 Millionen Flaschen verkaufte (53 % davon in die<br />

Vereinigten Staaten und 25 % nach Asien). LVMH hat<br />

im Übrigen erst vor Kurzem im nur wenige Kilometer von<br />

Cognac entfernten Salles-d’Angles ein neues, ultramodernes<br />

Abfüll- und Logistikzentrum eröffnet, um die Produktionskapazität<br />

zu erhöhen, da diese mit der steigenden<br />

Nachfrage kaum mehr Schritt halten konnte.<br />

Roderich erklärt: « Im Prinzip wird die Branche von<br />

vier großen, alteingesessenen Produzenten dominiert –<br />

Hennessy, Rémy Martin, Courvoisier und Martell –, die<br />

gemeinsam 80 % der Menge produzieren. Die restlichen<br />

20 % teilen sich 4600 kleine lokale Hersteller, von denen<br />

die überwiegende Zahl wiederum einen Teil ihrer Produktion<br />

oder sogar alles an diese vier Unternehmen verkauft. »<br />

Abgesehen von den Besitzungen dieser vier Marktführer,<br />

sind die Betriebe eher diskret und stechen nicht sofort ins<br />

Auge. Die Bewohner der Region Charente bekennen sich<br />

dazu, dass sie sich in diesem Punkt von ihren Nachbarn<br />

aus Bordeaux unterscheiden. Hier gibt es keine Châteaux,<br />

von denen eines größer und schöner als das des Nachbarn<br />

sein muss. Auch andere auffällige Zeichen von Reichtum<br />

sucht man vergebens. Es scheint, als läge der wahre Luxus<br />

darin, zurückhaltend bleiben zu können. Sogar sehr<br />

zurückhaltend. Eine kleine Rundfahrt durch die Gegend<br />

reicht aus, um sich dessen bewusst zu werden. Die meisten<br />

Anwesen sind nicht zur Straße hin ausgerichtet, sondern<br />

um einen kleinen Innenhof herum angeordnet und zudem<br />

von hohen Mauern umgeben. Es scheint, als wolle man<br />

sich vor Blicken schützen.<br />

Roderich gibt uns allerdings einen unter Kennern gut<br />

bekannten Hinweis, wie man die Häuser erkennen kann,<br />

in denen Cognac produziert wird: « Die Weinkeller, in<br />

denen Eichenfässer mit Cognac stehen, erkennt man<br />

meist daran, dass die Dächer und Mauern schwarz sind,<br />

sofern sie nicht regelmäßig gereinigt werden. Dies kommt<br />

von einem Pilz namens Torula compniacensis, der sich von<br />

78 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>


Alkoholdämpfen ernährt. » Je schwärzer Dächer und Mauern<br />

also sind, desto mehr Cognac befindet sich in dem entsprechenden<br />

Gebäude … Ein gutes Erkennungszeichen.<br />

Selbstverständlich besteht die Welt des Cognacs<br />

nicht nur aus mehr oder weniger poetischen Indizien.<br />

Das Weinbaugebiet wird sogar durch eine Appellation<br />

d’Origine contrôlée (AOC) reglementiert und geschützt.<br />

Demnach darf Cognac nur in vier Departements produziert<br />

werden: Charente, Charente Maritime, Dordogne<br />

und Deux-Sèvres. Was Roderich angeht, so hat er sich<br />

rund 20 Kilometer südöstlich der Stadt Cognac, in der<br />

Gemeinde Touzac, niedergelassen. Dort teilt er sich mit<br />

dem Gutsverwalter der Domaine den schönen Familienbesitz<br />

– ein langgezogenes ehemaliges Bauernhaus im Stil<br />

der typischen lokalen Architektur.<br />

Der Ort hat eine lange Geschichte: Seit zwölf Generationen<br />

betreibt hier ein Zweig seiner Familie – mit dem<br />

Namen Martin – die Domaine des Conils. « In Kirchenregistern<br />

aus dem Jahr 1628 findet man bereits Hinweise<br />

auf die Familie », erläutert Roderich. « Doch es war vor<br />

allem Eugène Martin, der fünf Generationen vor mir die<br />

Produktion von Cognac auf der Domaine vorangetrieben<br />

hat. Er und sein Sohn Georges haben viel in die Erzeugung<br />

dieses Branntweins investiert. Ihr Cognac gehörte<br />

im 19. Jahrhundert sogar zu den gefragtesten. » Anfang<br />

des 20. Jahrhunderts besaß das Familiengut den modernsten<br />

Weinkeller für einen Privatbetrieb in dieser Region.<br />

Seinerzeit umfasste der Besitz 100 Hektar Weinberge.<br />

Nachdem die Reben im Zuge der Erbfolge unter Cousins<br />

aufgeteilt wurden, sind es heute noch 40 Hektar.<br />

Während des Ersten Weltkriegs sah die Zeit für die<br />

Familie – wie für andere in der Region auch – nicht mehr<br />

so rosig aus. Nach dem Zweiten Weltkrieg hätte der Betrieb<br />

sogar beinahe eingestellt werden müssen, da es an<br />

Arbeitskräften zur Bestellung der Weinberge mangelte.<br />

Roderichs Großmutter, Frédérique Boraud, setzte sich<br />

jedoch damals zum Glück für den Erhalt des bestehenden<br />

Besitzes und die Weiterführung der Geschäfte ein. Wie<br />

es damals in der Charente üblich war, verkaufte sie gerade<br />

so viel, um reinvestieren und den Betrieb wieder in Gang<br />

bringen zu können. Sie war jedoch darauf bedacht, einen<br />

Teil des Weinkellers mit den wertvollen und geschichtsträchtigen<br />

Beständen alten Cognacs zu behalten. Einige<br />

Flaschen stammen immerhin aus den Jahren um <strong>18</strong>30,<br />

also aus der Zeit vor der Reblausinvasion! Das ist ein<br />

richtiggehender Schatz! 1989, nach dem Tod dieser willensstarken<br />

und mutigen Frau, traten die Mutter und der<br />

Onkel von Roderich gemeinsam Frédériques Nachfolge<br />

an und übernahmen die Leitung der Domaine.<br />

Roderich absolvierte zunächst in Deutschland ein Ingenieursstudium<br />

für Weinbau und Önologie und arbeitete<br />

anschließend mehrere Jahre als Einkäufer für Wein und<br />

Spirituosen in namhaften deutschen Handelsunternehmen<br />

(Hawesko, Schlumberger, Feinkost Käfer …). 2015<br />

entschloss er sich, ein eigenes Unternehmen zu gründen<br />

und in die Fußstapfen seiner renommierten Vorfahren zu<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 79


ART DE VIVRE Spirituosen<br />

treten. Wie Eugène Martin und seine Großmutter krempelte<br />

er die Ärmel hoch und setzte sich ein hochgestecktes<br />

Ziel: Er wollte die lange Familientradition fortsetzen und<br />

die Flaschenabfüllung feinster Cognacs nach sehr langer<br />

Unterbrechung wieder aufleben lassen. Dazu kreierte er<br />

eine neue Marke: Cognac Rody.<br />

Dem jungen Unternehmer war damals bewusst, dass<br />

er dafür einen echten Trumpf in der Hand hatte, denn er<br />

konnte für seine Assemblages auf die unglaublich wertvollen<br />

Bestände des Weinkellers zurückgreifen, in dem eine<br />

nicht unbedeutende Menge von über dreißigjährigem<br />

Cognac lagerte. Er verhehlt auch nicht, dass ihn darüber<br />

hinaus die Organisation der Domaine und die vorhandenen<br />

Einrichtungen sehr zur Unternehmensgründung motiviert<br />

haben: « Unsere Familie hat im Laufe der Jahrhunderte<br />

immer alle Anlagen der Domaine behalten. Deshalb<br />

gehören wir zu den wenigen Produzenten, welche die Herstellung<br />

von Cognac von A bis Z selbst durchführen können:<br />

Lese, Pressen, zweifache Destillation, Assemblage,<br />

Ausbau und Alterung in Eichenfässern – alles findet vor<br />

Ort statt! Das ist ein echter Glücksfall! »<br />

Und so setzt Roderich heute die Familientradition fort<br />

und produziert unter der Marke Rody drei besondere Cognac-Qualitäten:<br />

einen Very Special (VS), einen Very Superior<br />

Old Pale (VSOP) und einen Extra Old (XO). Das<br />

Pflichtenheft der AOC schreibt den Herstellern für diese<br />

Qualitäten eine Lagerung in Eichenfässern von mindestens<br />

zwei, vier beziehungsweise zehn Jahren vor, bevor sie<br />

verkauft werden dürfen. Roderich geht jedoch bewusst<br />

noch weiter: Sein VS Sélection bleibt mindestens sieben<br />

Jahre in Fässern aus französischer Eiche, sein aktueller<br />

VSOP Réserve Privée ist eine Assemblage aus Destillaten<br />

der Jahrgänge 2006, 1995 und 1992, und sein XO Hors<br />

d’âge besteht aus Cognac, der 20 bis 27 Jahre in Fässern<br />

gelagert wurde. Diese Branntweine weisen eine Aromatik<br />

auf, die weit über das hinausgeht, was man gewöhnlich<br />

im Handel findet. Seine Erzeugnisse gehören zweifellos<br />

zur Crème de la Crème unter den Cognacs. Auch wenn die<br />

Marke noch jung ist, genießt sie sowohl bei Konsumenten<br />

als auch in Fachkreisen bereits einen guten Ruf. Ein<br />

Erfolg also, auf den auch die Vorfahren von Roderich mit<br />

Sicherheit stolz gewesen wären …<br />

80 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>


Cognac Rody<br />

Domaine des Conils<br />

16120 Touzac<br />

Telefon: +49 151 29 12 03 87<br />

www.rody-cognac.com<br />

Abgesehen von der Domaine, auf der Roderich Dühr Sie gerne in<br />

deutscher Sprache empfängt, können Sie diesen Cognac auf der<br />

deutschen Website vinotheke.de bestellen. Der Versand erfolgt direkt<br />

von Deutschland aus, die Versandkosten sind daher moderat. Preise<br />

Ende <strong>2017</strong> für eine Flasche (700 ml): VS – 38 €, VSOP – 56 €, XO – 120 €.<br />

Ein Tipp: Roderich produziert auch einen sehr hochwertigen Pineau<br />

de Charentes (ein Aperitif aus Traubenmost und Cognac), den Sie vor<br />

Ort verkosten können!<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 81


Ausgabe Nr. 23<br />

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Haben Sie eine Ausgabe verpasst?<br />

Stöbern Sie in den Themen der noch erhältlichen Ausgaben!<br />

Reisethemen,<br />

nach Regionen geordnet:<br />

8<br />

9<br />

7<br />

12<br />

6<br />

11<br />

Landesweite Themen<br />

1 2<br />

3<br />

10<br />

13<br />

5<br />

14<br />

16<br />

4<br />

15<br />

17<br />

<strong>18</strong><br />

Fahrradrouten – Die schönsten Strecken entlang der Küsten 59<br />

Weihnachtsmärkte – Wo geht es noch authentisch zu? 57<br />

<strong>Winter</strong>urlaub – Romantische Skistationen anstatt<br />

57<br />

Bettenburgen<br />

Künstlerdörfer – 10 Künstlerdörfer zum Verlieben 54<br />

Kultur – Museumseröffnungen wie am Fließband 54<br />

Brücken – Frankreichs bemerkenswerteste Brücken 53<br />

Küsten – Frankreichs schönste Küsten 51<br />

Dörfer – Frankreichs spektakulärste Dörfer 50<br />

Traumstraßen – Frankreichs spektakulärste Traumstraßen 48<br />

Camping – Frankreichs außergewöhnliche Campingplätze 45<br />

(Teil 2: Westfrankreich)<br />

Wellness in den Bergen – Nach dem Sport die Erholung 43<br />

10 Ideen… – …für Ferien am Meer 40<br />

Inseln – Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />

Naturwunder – Die 10 schönsten Naturwunder Frankreichs 33<br />

1 Paris Nr.<br />

Saint-Germain-des-Prés: Mehr als ein Viertel, die Seele 60<br />

von Paris?<br />

Le Train Bleu – Ist das legendäre Restaurant noch immer 58<br />

einen Besuch wert ?<br />

Musée d‘Histoire de la Médecine – ein ungewöhnliches 57<br />

Museum im Herzen der Hauptstadt<br />

Events – Olympische Spiele oder Weltausstellung? 55<br />

Pariser Rathaus – Ein Palast für die Hauptstädter 53<br />

Stadtentwicklung – Die ambitionierten Projekte der neuen 51<br />

Bürgermeisterin<br />

Louvre – Wie Mona Lisa & Co. den Krieg überlebten 50<br />

Oscar Niemeyer – Mit Frankreich auf Du und Du 48<br />

Monnaie de Paris – MétaLmorphoses, die Geburt eines 48<br />

neuen Stadtteils<br />

Monnaie de Paris – Eine Fabrik hinter königlicher Fassade 46<br />

Paris mit Kindern – Tipps für einen Städtebesuch mit dem 42<br />

Nachwuchs<br />

Le Bon Marché – Eine Pariser Institution feiert ihren 160. 41<br />

Geburtstag<br />

Hôtel des Invalides – Ein kleines Militär-Versailles mitten 38<br />

in Paris<br />

Les Arènes de Lutèce – Die unerwartete Entdeckung eines 37<br />

römischen Amphitheaters<br />

Lido – Carien, Porträt einer Startänzerin 37<br />

Avenue des Champs-Elysées – Wie steht es um den Glanz 36<br />

des Prachtboulevards?<br />

Haussmann und die Impressionisten – Wie Haussmann 34<br />

Paris neu erfand<br />

Butte-aux-Cailles – Aus der Mitte entsprang ein Fluss 31<br />

Serie: Restaurants und Brasserien der französischen 31<br />

Hauptstadt (6): Designrestaurants<br />

Batobus – Mit dem Linienschiff über die Seine 28<br />

Nr.<br />

Stadtentwicklung – Seine-Ufer: Neugestaltung der Ufer der 28<br />

Seine<br />

Serie: Restaurants und Brasserien der französischen 28<br />

Hauptstadt (3) – Ungewöhnliche Restaurants<br />

Mehr als nur Kino – Legendäre Lichtspielhäuser der 23<br />

französischen Hauptstadt<br />

Hotels<br />

Le Narcisse Blanc – Paris 62<br />

La Belle Juliette – Paris 54<br />

Hotel Lutetia – Paris 32<br />

2 Pariser Umland Nr.<br />

Ecouen – Ein Museum für die Renaissance 50<br />

Saint-Denis – Ruhestätte der Könige 33<br />

3 Norden & Champagne Nr.<br />

Hauts-de-France – Familistère de Guise,von «Versailles für 64<br />

Arbeiter» zum bewohnten Museum<br />

Baie de Somme – Eine beeindruckende Reise (Teil 2): 63<br />

Le parc du Marquenterre<br />

Baie de Somme – Eine beeindruckende Reise (Teil 1): die 62<br />

Abbaye de Saint-Riquier<br />

Nordfrankreich – Auf den Spuren eines großen französischen 59<br />

Architekten<br />

Marais Audomarois – Ein Sumpfgebiet für Kenner 58<br />

Le Touquet-Paris-Plage – Ein Strand für die Hauptstadt 55<br />

Lille – Die unterschätzte Metropole 54<br />

Calais – Eine Stadt mit Spitze 48<br />

Musée Matisse – Kunstgenuss auf dem platten Land 47<br />

Pays de Condé – Eine Bergbaugegend erfindet sich neu 43<br />

Maison de Robert Schuman – Zu Besuch bei einem der Väter 42<br />

des vereinten Europas<br />

Marne – In der Heimat des Champagners 40<br />

10 Ideen… für Nord-Pas-de-Calais 38<br />

Arras & Douai – Riesen für den Kleinen 36<br />

Jardin Mosaic – Ein Spaziergang wird zur Reise 33<br />

Hotels<br />

Le Domaine de la Chartreuse – Gosnay 57<br />

Pasino – Saint-Amand-les-Eaux 43<br />

4 Elsass & Lothringen Nr.<br />

Grand-Est – Graufthal,das Elsass zur Zeit der Streichhölzer 64<br />

Kirrwiller – 520 Einwohner und die drittgrößte Music Hall 62<br />

Frankreichs<br />

Weihnachtskugeln aus Meisenthal – nicht nur Kugeln, 61<br />

sondern Objekte voller Sinn<br />

Château de Lunéville – Wie Phoenix aus der Asche 52<br />

Grosbliederstroff & Kleinblittersdorf – Ein Grenzfall: Zwei 49<br />

zwangsverbrüderte Orte stellen sich vor<br />

Abbaye de Murbach – Es steht ein Kloster im Walde 47<br />

Schiffshebewerk Saint-Louis/Arzviller – Ein Fahrstuhl für 45<br />

Schiffe<br />

Musée Lalique – Eine Hommage an die Glasmacherkunst 43<br />

Genuss – Die AOC des Elsass 42<br />

10 Ideen… für ein Wochenende im Elsass 41<br />

Haut-Koenigsbourg – Ein wahrhaft deutsch-französisches 40<br />

Kulturerbe<br />

Bitche – Das zweite Leben einer Zitadelle 38<br />

Grand Ballon – Eine Wanderung auf die Spitze der Vogesen 37<br />

Neufchef & Aumetz – Das stolze Erbe der lothringischen 36<br />

Kumpel<br />

Städtevergleich – Metz versus Nancy 34<br />

Hotels<br />

La Cheneaudière – Colroy-la-Roche 61<br />

La Clairière Bio- & Spa-Hotel – La Petite-Pierre 38<br />

5 Burgund & Jura Nr.<br />

Belfort – Die wiederentdeckte Genialität eines Künstlers 64<br />

Bourgogne-Franche-Comté – Alésia, Auf den Spuren der 63<br />

Gallier<br />

Route des Grands Crus – Die Champs-Elysées von Burgund 61<br />

Montbéliard – 30 Jahre Lumières de Noël 61<br />

Dijon – Mehr als nur Senf 53<br />

Genuss – Die AOC der Franche-Comté 47<br />

Genuss – Die AOC Burgunds 48<br />

Maison de Louis Pasteur – Ein Dorf im Fokus der<br />

43<br />

Wissenschaft<br />

Hospices de Beaune – Ein Krankenhaus mit Weinbergen 41<br />

Lac de Pannecière – Spaziergang durch die Ruinen eines 41<br />

untergegangenen Dorfes<br />

Montbéliard – Die Farben einer Stadt 41<br />

Peugeot-Museum – Mehr als ein Automobilmuseum 39<br />

Wein – Saint-Véran aus Burgund 35<br />

Châtillon-sur-Seine – Das Erwachen einer verschlafenen<br />

Provinzstadt<br />

6 Loire-Tal Nr.<br />

La grange de Meslay: Von der Holzkathedrale zum<br />

60<br />

Musiktempel<br />

Tours – Frischer Wind im Loiretal 59<br />

Chambord – Mehr als nur ein beeindruckendes Schloss 58<br />

Saumur – Stall, Schloss, Fluss 55<br />

Genuss – Die AOC der Pays de la Loire 45<br />

Cheverny – Das Schloss von Tim und Struppi 43<br />

Ballonfahrt übers Loire-Tal – Bitte zeichne mir ein Schloss 38<br />

Blois – Ein Schloss der Geheimnisse und Intrigen 36<br />

Wein – Chinon, ein Wein für alle Fälle 34<br />

Le Mans – Unerwartet anders 33<br />

Angers – Einfach l(i)ebenswert 30<br />

Hotels<br />

Troglododo – Azay-le-Rideau 31<br />

7 Normandie Nr.<br />

Le Havre – 500 Jahre, das will gefeiert werden ! 62<br />

Cherbourg – Dem Meer zugewandt 53<br />

Rouen – Die normannische Hauptstadt 51<br />

Cabour, Deauville, Trouville-sur-Mer, Honfleur –<br />

49<br />

Die Stars der Côte Fleurie<br />

Oscar Niemeyer – Mit Frankreich auf Du und Du 48<br />

Mont-Saint-Michel – Der Wunsch, eine Insel zu werden 48<br />

Impressionismus – Normandie, Heimat des<br />

45<br />

Impressionismus<br />

Genuss – Die AOC der Normandie 39<br />

10 Ideen… für die Normandie 37<br />

Dieppe – Die Stadt und das Meer 34<br />

Mémorial Caen – Ein Museum für den Frieden 31<br />

Ile de Tatihou – Eine fantastische Reise 28<br />

Jumièges – Die Ruinenreste der Abtei von Jumièges 23<br />

Hotels<br />

Hotel de Bourgtheroulde – Rouen 51<br />

Hôtel les bains de Cabourg – Cabourg 49<br />

Domaine de la Corniche – Rolleboise 36<br />

8 Bretagne Nr.<br />

Côtes d’Armor – La Vallée des Saints, die bretonische 63<br />

Osterinsel<br />

Brest und Roscoff – Mehr als nur zwei Gärten 62<br />

Bretagne – Umfriedete Pfarrbezirke 61<br />

Ile d’Ouessant – Eine Insel voller Leben 58<br />

L’Aber-Wrac’h – Eine Handbreit Wasser unterm Kiel 55<br />

Montagnes Noires – Wo die Bretagne in die Höhe wächst 54<br />

Côte d’Emeraude – Vom Cap Fréhel zur Pointe du Grouin 52<br />

Ploumanac’h – Die Magie der bretonischen Nordküste 48<br />

Vitré, Fougères, Combourg, Château des Rochers-Sévigné 47<br />

– Mittelalterliche Festungen und literarische Vermächtnisse<br />

Brest – Die unterschätzte Hafenstadt am Ende der Welt 41<br />

Genuss – Die AOC der Bretagne 40<br />

Abbaye de Daoulas – Kloster der Kultur und der Heilpflanzen 39<br />

Pointe du Raz – Das Ende der Welt 31<br />

Hotels<br />

Château de Sable – Porspoder 58<br />

Castel Beau Site – Ploumanac’h 48<br />

9 Atlantikküste Nr.<br />

Nouvelle-Aquitaine – Die Metamorphose von Bordeaux, 64<br />

Eine Zwischenbilanz<br />

Coup de cœur – Die Eiche im Taubenschlag von Pouzay 63<br />

Bordeaux 60<br />

Baskenland – Corniche Basque, von Saint-Jean-de-Luz nach 55<br />

Hendaye<br />

Angoulême – Provinznest und Hauptstadt 52<br />

Rochefort – Die Stadt, die ihre Träume lebt 49<br />

Wein – Jurade de Saint-Emilion 47<br />

Bordeaux – Bordeaux 2.0 46<br />

Ile d’Oléron, Ile de Ré, Ile Madame, Ile d’Aix, Fort Boyard 46<br />

– Reif für die Insel(n)<br />

Wein – Ein asiatischer Winzer im Bordelais 46<br />

Loire-Mündung – Kunst am Fluss 45<br />

Cognac – Von betrunkenen Spinnen und verdächtig<br />

42<br />

schwarzen Fassaden<br />

Radfernweg – Velodyssey, immer am Atlantik entlang 41<br />

Klöster – Abteien, die sogar Kinder begeistern 40<br />

Marais Poitevin – Die grünen Kanäle des Marais Poitevin 38<br />

Likör – Angélique de Niort, Likor aus einer Heilpflanze 38<br />

Wein – Château Bardins 37<br />

34


Futuroscope – Zukunftspark mit rosiger Zukunft 37<br />

Gironde – Wie Vauban eine Flussmündung abriegelte 36<br />

Genuss – Gâteau basque 34<br />

Bassin d’Arcachon – Auf den Spuren der Austernzüchter 28<br />

Hotels<br />

Hôtel de Sèze – Bordeaux 64<br />

Surprenantes – Nantes 55<br />

Hôtel Napoléon – Ile d’Aix 46<br />

Logis Saint-Martin – Saint-Maixent-l’Ecole 37<br />

L’Avant-Scène – Bordeaux 34<br />

10 Auvergne & Limousin Nr.<br />

Nouvelle-Aquitaine – Les Pans de Travassac, eine<br />

63<br />

Spektakuläre Reise in das Land des Schiefers<br />

Cevennen – Im Land einsamer Hochebenen und tiefer 52<br />

Schluchten<br />

Vichy – Ein Kurbad mit schicksalhafter Vergangenheit 49<br />

Genuss – Die AOC des Limousin 48<br />

Clermont-Ferrand – Aufbruch aus schwieriger Position 47<br />

Genuss – Die AOC der Auvergne 38<br />

Viaduc de Garabit – Der horizontale Eiffelturm im<br />

37<br />

Zentralmassiv<br />

Hotels<br />

Domaine Saint Estève – Millau 53<br />

11 Périgord & Midi-Pyrénées Nr.<br />

Vallée de la Dordogne: Wo man « wie Gott in Frankreich 60<br />

lebt »<br />

Rodez – In der Heimat von Pierre Soulages 54<br />

Genuss – Die AOC von Midi-Pyrénées 50<br />

Tradition – Toulouse im Zeichen des Veilchens 47<br />

Airbus-Fabrik – Zu Besuch bei Airbus in Toulouse 46<br />

Gouffre de Padirac – Der Erdmitte ein Stückchen<br />

44<br />

näherkommen<br />

Pastell – Das blaue Gold 43<br />

Bastiden – Die neuen Städte des Mittelalters 42<br />

Genuss – Diskrete Früchtchen, Backpflaumen aus Agen 33<br />

Im Katharerland – Ein Wanderweg zwischen Mittelmeer und 30<br />

den Pyrenäen<br />

Hotels<br />

Chateau de la Treyne – Lacave, Vallée de la Dordogne 60<br />

Grand Hôtel Le Turenne – Beaulieu-sur-Dordogne 47<br />

Le Grand Balcon – Toulouse 42<br />

12 Pyrenäen Nr.<br />

Le Train Jaune – Ein Zug als Wahrzeichen 45<br />

13 Languedoc-Roussillon Nr.<br />

Occitanie – Assignan,Das unglaubliche Schicksal eines 64<br />

französischen Dorfes<br />

Sigean: das Reservat der glücklichen Tiere 60<br />

Languedoc-Roussillon – Überraschende Mittelmeerregion 59<br />

Carcassonne – Imponierende Festungsstadt des Mittelalters 57<br />

Côte Vermeille – Paulilles, wenn die Hölle zum Paradies 57<br />

wird<br />

La Grande-Motte – Retrochic am Mittelmeer 50<br />

Sète – Authentisch und definitiv südländisch 48<br />

Saint-Guilhem-le-Désert – Wenn ein Krieger zum<br />

47<br />

Klosterbruder wird<br />

Stadtentwicklung – Montpellier, ein Synonym für Dynamik 47<br />

Le Train Jaune – Ein Zug als Wahrzeichen 45<br />

Pont du Gard – Altes Aquädukt erfrischend jung 41<br />

Céret & Collioure – Zwei Dörfer im Fokus der Kunst 37<br />

Wein – AOC Fitou, Qualitätsgarant aus dem Süden 33<br />

Nîmes – Römische Baudenkmäler und mediterrane<br />

23<br />

Lebensfreude<br />

14 Rhône-Tal Nr.<br />

Lyon – Rendezvous in der Rue du Premier-Film 64<br />

Drôme – Wandern auf den Spuren der Hugenotten 62<br />

Lyon – Die Metamorphose eines Arbeiterviertels in ein 61<br />

Freilichtmuseum<br />

Lyon – Eine Stadt gewinnt ihre Flussufer zurück 59<br />

Lyon-Confluence – 24 Stunden im Neubauviertel 48<br />

Montélimar & Umgebung – Eine Reise zwischen gestern 46<br />

und morgen<br />

Tradition – Guignol, kleine Helden aus Lyon 43<br />

Drôme-Tal – Ein Geheimtipp zwischen Provence und Alpen 42<br />

Wein – Clairette de Die 42<br />

Genuss – Die AOC von Rhône-Alpes 41<br />

Grignan – Im Land der schönen Briefe: eine Reise nach 40<br />

Grignan<br />

Wein – Lirac, das « mediterranste » Weinanbaugebiet im 40<br />

Rhône-Tal<br />

Jardin Zen d’Erik Borja – Auf der Suche nach dem<br />

39<br />

verlorenen Garten<br />

Gastronomie – Michel Chabran, der Luxus der Simplizität 39<br />

Genuss – L’O Provençale: Olivenöl aus Nyons 36<br />

Ardèche – Zu den schönsten Dörfern der Ardèche 34<br />

Palais Idéal du Facteur Cheval – Die Kraft eines Traumes 33<br />

Hotels<br />

Manoir de la Roseraie – Grignan 40<br />

Helvie – Vals-les-Bains 23<br />

15 Alpen Nr.<br />

Lac d’Annecy – Einmal um den Lac d’Annecy 51<br />

Chambéry – Die alte Hauptstadt Savoyens 50<br />

Route Napoleon – Einmal quer durch die Alpen 49<br />

Montblanc – Alpine <strong>Winter</strong>freuden 31<br />

Val d’Isère – Internationale Skistation auf 1.850 Metern Höhe 30<br />

Vogelpark von Villars-les-Dombes – Gefiederte Freunde 28<br />

Hotels<br />

Petit Hôtel Confidentiel – Chambéry 50<br />

Avenue Lodge Hotel – Val d’Isère 28<br />

16 Provence Nr.<br />

Fontaine-de-Vaucluse – Die berühmteste Quelle Frankreichs 58<br />

Sénanque – Klösterliche Besinnung in der Provence 55<br />

Arles – Römische Pracht und prachtvolle Kunstvorlage 53<br />

Roussillon – Das Colorado Frankreichs 52<br />

Marseille – Die Renaissance einer Metropole!? 49<br />

Umwelt – Lavendel der Provence in Gefahr 46<br />

Orange – Eine Stadt spielt Theater 42<br />

10 Ideen… für die Provence 39<br />

Dentelles de Montmirail – Mit dem Mountainbike durch das 34<br />

kleine Gebirge<br />

Saint-Rémy-de-Provence – Die provenzalische Idylle von 33<br />

Saint-Rémy<br />

Avignon – Ein Tag in der Stadt der Päpste 31<br />

Hotels<br />

B Design & Spa – Le Paradou 39<br />

Attrap’Rêves – Allauch 33<br />

17 Côte d’Azur Nr.<br />

Hyères – eine authentische Ecke am Mittelmeer 63<br />

Antibes – Die Überraschung an der französischen Riviera 54<br />

Monaco – Internationales Zirkusfestival von Monte Carlo 53<br />

Parks & Gärten – Exotische Gärten und grüne Oasen an der 51<br />

Côte d’Azur<br />

Gonfaron – Ein Eldorado für Schildkröten 50<br />

Monaco – Die unglaubliche Saga eines kleines Fürstentums 47<br />

Grasse – Der Duft einer Hauptstadt 45<br />

Bormes-les-Mimosas – Wo Blumen wie Königinnen verehrt 39<br />

werden<br />

Ile de Port-Cros – Kleine Trauminsel im Mittelmeer 38<br />

Domaine du Rayol – Die Geschichte eines ungewöhnlichen 36<br />

Parks<br />

Nizza – Frühlingsgefühle einer Diva 32<br />

Côte d’Azur – Jean Cocteau zwischen Nizza und Menton 28<br />

Hotels<br />

Mas du Grand Vallon – Mougins 45<br />

Clarion Grand Hôtel Aston – Nizza 41<br />

Château de la Messardière – Saint-Tropez 35<br />

<strong>18</strong> Korsika Nr.<br />

Filitosa – Wenn Steine zu sprechen beginnen 55<br />

Bonifacio – Korsikas geschichtsträchtiger Höhepunkt 51<br />

Cap Corse – Türme, Kühe und Kanonen: Unterwegs auf dem 49<br />

Zöllnerpfad vom Cap Corse<br />

Genuss – Die AOC Korsikas 43<br />

Überseegebiete (DOM/TOM)<br />

Nr.<br />

Guadeloupe – Mehr als eine Insel, ein ganzes Archipel 52<br />

Französisch-Guayana – Natur, Geschichte, Raumfahrt 37<br />

Martinique – Entdeckungen in einer Postkartenidylle 31<br />

Ti’Punch & Planteur – Der Charme der Antillen in zwei 31<br />

Cocktails<br />

Hotels<br />

La Toubana Hôtel & Spa – Guadeloupe 52<br />

Cap Est Lagoon Resort & Spa – Martinique 30<br />

Weitere Themen<br />

Chantals Rezepte<br />

Nr.<br />

Appetitanreger<br />

Gratin de légumes du jardin 47<br />

Suppen<br />

La soupe aux champignons de Paris 52<br />

Soupe à l’oignon gratinée 48<br />

Gaspacho de tomates et fraises 46<br />

Gaspacho de tomate 40<br />

Velouté de laitue 38<br />

Salate<br />

Salade au crottin de chèvre chaud 34<br />

Quiches & Tartes<br />

Tarte d’automne aux champignons et à la farine de<br />

60<br />

châtaignes<br />

Spezial: Quiches 55<br />

Tarte aux rillettes 37<br />

Quiche Lorraine 33<br />

Gratins, Aufläufe & Toasts<br />

Camembert rôti au four 57<br />

Croque Monsieur & Croque Madame 54<br />

Parmentier de canard 31<br />

Fleischgerichte<br />

Poulet fermier basse température à l’ail 62<br />

Rôti de porc aux pruneaux 59<br />

Steak tartare 51<br />

Coq au vin 43<br />

Fischgerichte<br />

Millefeuille de crabe au saumon fumé 63<br />

Sole meunière 61<br />

Desserts<br />

Le Far Breton 64<br />

Profiteroles au chocolat chaud 58<br />

Ile flottante 49<br />

Fondant au chocolat au coeur de framboises 45<br />

Poires safranées et ses tuiles à l’orange 42<br />

Crème brûlée à la fleur d’oranger 39<br />

Soupe de fraises 28<br />

Gebäck<br />

Les petits sablés de Noël 53<br />

Le Paris-Brest 50<br />

Cannelés 41<br />

Baba au rhum 23<br />

Getränke<br />

Liqueur d’estragon 36<br />

Weine & Alkoholika<br />

Nr.<br />

Wein/Portrait – Glucklich wie Sabine und Jörg in Frankreich 64<br />

Wein – Crémant, ein kleiner Schaumwein mausert sich 63<br />

Wein – Der elsässische Winzer Jean-Paul Schmitt ist seinen 61<br />

Reben näher denn je<br />

Alkoholische Getränke – Frankreich, das neue Eldorado für 60<br />

Bierliebhaber<br />

Wein – Der neue Trend beim Aperitif à la française 59<br />

Wein – Warum wird Wein nicht grundsätzlich im Holzfass 58<br />

gelagert?<br />

Champagner – Was Sie schon immer über Champagner 57<br />

wissen wollten<br />

Produktpiraterie – Wenn Weinflaschen gefälscht sind 54<br />

Weltkulturerbe – Frankreichs Winzer greifen zum Welterbetitel:<br />

53<br />

Les coteaux, maisons et caves de Champagne (Teil 2)<br />

Weltkulturerbe – Frankreichs Winzer greifen zum<br />

52<br />

Welterbetitel: Les Climats de Bourgogne (Teil 1)<br />

Muscadet – Ein Wein voller Überraschungen 51<br />

Châteauneuf-du-Pape – Ein Wein mit päpstlicher Aura 50<br />

Aperitif – Die Kunst des Aperitifs 49<br />

Weinfarbe – Eine kleine Weinfarbenkunde 48<br />

Jurade de Saint-Emilion – Mehr als Folklore: eine Tradition, 47<br />

die lebt!<br />

Peter Kwok – Ein asiatischer Winzer im Bordelais 46<br />

Karaffieren und Dekantieren – Die Kunst des Karaffierens 45<br />

und Dekantierens<br />

Picon – « Un Picon-Bière, s’il vous plaît » 43<br />

Cognac – Von betrunkenen Spinnen und verdächtig<br />

42<br />

schwarzen Fassaden<br />

Clairette de Die – Der Schaumwein für glückliche Menschen 42<br />

Lagerung – Tipps zum Aufbewahren von Wein 41<br />

Bier – Schattendasein oder Geheimtipp? 40<br />

Lirac – Das « mediterranste » Weinanbaugebiet im Rhône-Tal 40<br />

Wein & Gesundheit – Vive le vin! Vive la santé! 39<br />

Angélique de Niort – Likor aus einer Heilpflanze 38<br />

Château Bardins – Ein kleines Familien-Weingut in Pessac- 37<br />

Léognan<br />

Cognac – Eine ungewöhnliche Erfolgsgeschichte 36<br />

Chinon – Ein Wein für alle Fälle 34<br />

AOC Fitou – Qualitätsgarant aus dem Süden 33<br />

Ti’Punch & Planteur – Der Charme der Antillen in zwei 31<br />

Cocktails<br />

Alpillen – Das Weingebiet Les Baux-de-Provence 28<br />

Rum – Hochprozentiges aus Übersee 23<br />

Genuss<br />

Nr.<br />

Gilles Choukroun – Ein Sternekoch, der die Pariser an den 62<br />

Flughafen zieht<br />

Gastronomie – Wenn ein junger Koch einen Michelin-Stern 61<br />

erhält<br />

Spitzengastronomie – Fabian Feldmann, ein deutscher 53<br />

Sternekoch im Land der Feinschmecker<br />

Produkte – Orangina 53<br />

Produkte – Petit Suisse 52<br />

Produkte – Hollywood- und Malabar-Kaugummis 51<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC von Midi-Pyrénées 50<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC Aquitaniens 49<br />

Pays de la Loire – Gut essen im Pays-de-la-Loire 49<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC des Limousin 48<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC der Franche-Comté 47<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC Burgunds 46<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC der Pays de la Loire 45<br />

Trüffel – Schwarze Diamanten 44<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC Korsikas 43<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC des Elsass 42<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC von Rhône-Alpes 41<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC der Bretagne 40<br />

Gastronomie – Michel Chabran, der Luxus der Simplizität 39<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC der Normandie 39<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC der Auvergne 38<br />

Rillettes – Einfach, deftig, köstlich 37<br />

L’O Provençale – Olivenöl aus Nyons 36<br />

Gâteau basque – Traditionelles Gebäck aus dem Baskenland 34<br />

Backpflaumen aus Agen – Diskrete Früchtchen 33<br />

Ti’Punch & Planteur – Der Charme der Antillen in zwei 31<br />

Cocktails


Politik & Wirtschaft<br />

Nr.<br />

Politik – Präsidentschaftswahlen <strong>2017</strong>, Präsidiale Orte 63<br />

Wirtschaft – Atomkraft in Frankreich: der Niedergang eines 59<br />

Systems, das sich zu sicher fühlte<br />

Events – Paris: Olympische Spiele oder Weltausstellung? 55<br />

Regionen – Auf der Suche nach neuen Hauptstädten 55<br />

Regionen – Auf der Suche nach neuen Namen 54<br />

Kindergeld – Ist eine Reform überhaupt möglich? 53<br />

Pestizide – Marie-Lys Bibeyran, eine Frau kämpft gegen 53<br />

Pestizide<br />

Regionen – Neugliederung der Regionen 52<br />

SNCM – Ist die Fährgesellschaft noch zu retten? 51<br />

Landesstruktur – Reform der Regionen und Departements 50<br />

François Hollande – Es ist nicht einfach, Präsident zu sein 49<br />

Verkehrspolitik – Die Wiederentdeckung der Langsamkeit 47<br />

Monnaie de Paris – Pessac, hinter den Kulissen der Euro- 47<br />

Münzprägung<br />

Hochschulpolitik – Teaching in English? Oh mon Dieu! 46<br />

Umwelt – Lavendel der Provence in Gefahr 46<br />

Gregor Gysi – Der Linken-Politiker und Frankreich 43<br />

Machtverhältnisse – Alles nach links 41<br />

Medien – Die politische Ausrichtung französischer Medien 40<br />

Tourismus – Hauptsache außergewöhnlich 40<br />

Volksabstimmungen – Modethema im Wahlkampf 39<br />

Fünf Jahre Sarkozy – Zeit für eine Bilanz 38<br />

François Hollande – Der neue Präsident? 37<br />

Umweltschutz – Kettensägenmassaker am Welterbe Canal 36<br />

du Midi<br />

Laizität – Ein Thema von immerwährender Aktualität 34<br />

TGV – Wieviel Hochgeschwindigkeit kann sich Frankreich 34<br />

leisten?<br />

Bistrosterben – Naht das Ende des Bistros? 33<br />

Reiseziele der Politiker – Plages de gauche, plages de 28<br />

droite, Urlaub in politischen Farben<br />

Frankophonie – Eine Situationsanalyse 28<br />

Frédéric Mitterrand – Der neue französische Kulturminister 23<br />

Gesellschaft & Alltag<br />

Nr.<br />

Gesellschaft – Le Mondial la Marseillaise à pétanque, der 63<br />

größte Boule-Wettkampf der Welt<br />

Geschichte – Tromelin, Die Insel der vergessenen Sklaven 63<br />

Yacine Aït Kaci – Der Vater von Elyx, des Botschafters der 62<br />

guten Laune<br />

David Ken – Der Fotograf, der das Glück fotografiert 62<br />

Verkehr – Paris: das Tauziehen um die Umwandlung des 61<br />

Seine-Ufers in eine Fußgängerzone geht weiter<br />

Geschichte: Die Johnnies, die Lieblingsfranzosen der 60<br />

Engländer<br />

Frauen und Männer, die sich für die deutsch-französische 60<br />

Freundschaft einsetzen: Barbara Barberon-Zimmermann,<br />

Mitbegründerin des deutsch-französischen Kulturfestivals<br />

arabesques<br />

Brexit: Wie denken Briten, die in Frankreich leben, darüber? 60<br />

Fußball – Euro 2016: 10 Stadien warten auf die Fussballfans 59<br />

Integration – die Schwächen des französischen Systems 58<br />

Erfolgsgeschichten aus Frankreich –<br />

58<br />

Denis Mollat, der Buchhändler 2.0<br />

Geschichte – 300. Todestag von Ludwig XIV. in Versailles: 57<br />

Begräbnisrituale leben länger als Könige<br />

Gesellschaft – Hinter den Kulissen des CROSS Corsen. 57<br />

Innenstädte – Das Comeback der Innenstädte 55<br />

Erinnerungskultur – Passen Gedenken und Tourismus 52<br />

zusammen?<br />

Vergangenheitsbewältigung – Die geklauten Kinder von La 51<br />

Réunion<br />

Fußball – Annike Krahn, eine deutsche Fußballerin in Paris 50<br />

Wandern – Die Franzosen entdecken das Wandern 49<br />

Fußball-EM 2016 – Frankreich im Stadienbaurausch 48<br />

Franzosen und Gesellschaftsspiele – Ein Markt mit 45<br />

Steigerungspotential<br />

EU-Hauptstadtjahre: 2013 – Nantes und Marseille werden 43<br />

europäische Hauptstädte<br />

<strong>Winter</strong>schlussverkauf – Der andere <strong>Winter</strong>sport 43<br />

Michel Chevalet – Der Mann, der den Franzosen die 42<br />

Wissenschaft erklärt<br />

Kriminalität – Angst über der Stadt 42<br />

Bürgerbewegung – Libérez les menhirs 42<br />

Jean Viard – Der Mann, der Frankreich beobachtet 41<br />

Simone Hérault – Die Stimme Frankreichs 40<br />

Berühmtheiten – Die 100 bekanntesten Franzosen 39<br />

Frankreichbild – Frankreichs Image in der Welt 39<br />

Académie Française – Die Unsterblichen, die 40 Wächter der 39<br />

französischen Sprache<br />

Der Präfekt – Lebendes Symbol des Zentralismus 38<br />

Lido – Carien, Startänzerin im Lido 37<br />

Tourismus – Trends für den <strong>Winter</strong>urlaub 2011/12 36<br />

Gardienne – Félisa, Gardienne in Paris 36<br />

Ladenöffnungszeiten – Wird der Sonntag zum Werktag 34<br />

Ehrenlegion – Geht es noch um Verdienste? 33<br />

Mona Ozouf – Bretonin, Französin und Europäerin 31<br />

Fußball – Ist der Ball denn auch in Frankreich rund? 28<br />

Frankophonie – Eine Situationsanalyse 28<br />

Versailles – Traditionelle Berufe hinter historischen Mauern 23<br />

Kunst & Kultur<br />

Nr.<br />

Portrait – Auf den Spuren von Jacques Prévert 64<br />

Sprache – Aussprache, Kartografie eines Systems à la 64<br />

française<br />

Kultur – 1977-<strong>2017</strong>: Centre Pompidou, 40 Jahre und immer 61<br />

noch überraschend<br />

Musik: Das unglaubliche Vermächtnis von Maurice Ravel 60<br />

Neue Museen – Museumseröffnungen wie am Fließband 54<br />

Künstlerdörfer – 10 Künstlerdörfer zum Verlieben 54<br />

Musée Soulages Rodez – In der Heimat von Pierre Soulages 54<br />

Louvre – Wie Mona Lisa & Co. den Krieg überlebten 50<br />

Musée Matisse – Kunstgenuss auf dem platten Land 47<br />

Götz Alsmann – Götz Alsmann in Paris 46<br />

Patricia Kaas – Französische Chansonsängerin mit 45<br />

deutschen Wurzeln<br />

Museen – Frankreichs Museen auf der Überholspur 45<br />

ST-ART – Eine Kunstmesse zwischen den Welten 38<br />

Céret & Collioure – Zwei Dörfer im Fokus der Kunst 37<br />

Französisches Historisches Museum – Ein Projekt schlägt 31<br />

hohe Wellen<br />

Pariser Philharmonie – Wenn Politik von der Realität 31<br />

eingeholt wird<br />

Jean Cocteau an der Côte d’Azur – Jean Cocteau zwischen 28<br />

Nizza und Menton<br />

Lebensart<br />

Nr.<br />

Produkte – La Pléiade 64<br />

Produkte – Das Salz La Baleine 63<br />

Produkte – Das Papier d’Arménie 62<br />

Produkte – Der gelbe Briefkasten der Post 61<br />

Produkte – Der Bistrostuhl « Drucker »: zeitlos und pariserisch 60<br />

Produkte – Bol à prénom 59<br />

Produkte – Eau de Javel 58<br />

Produkte – Sophie la girafe 57<br />

Café-Kultur – Auf der Terrasse eines französischen Cafés… 55<br />

Produkte – Messer 55<br />

Spiele – Ein Puzzle als Unikat 54<br />

Produkte – Duralex-Gläser 54<br />

Tradition – Toulouse im Zeichen des Veilchens 47<br />

Guignol – Kleine Helden aus Lyon 43<br />

Le Bon Marché – Eine Pariser Institution feiert ihren 160. 41<br />

Geburtstag<br />

Bunte Töpfe – Keramik aus Vallauris 28<br />

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Ausgabe Nr. 23<br />

Ausgabe Nr. 28<br />

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Ausgabe Nr. 34<br />

Ausgabe Nr. 36<br />

Ausgabe Nr. 37<br />

Ausgabe Nr. 38<br />

Ausgabe Nr. 39<br />

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Ausgabe Nr. 41<br />

Ausgabe Nr. 42<br />

Ausgabe Nr. 43<br />

Ausgabe Nr. 45<br />

Ausgabe Nr. 46<br />

Ausgabe Nr. 47<br />

Ausgabe Nr. 48<br />

Ausgabe Nr. 49<br />

Ausgabe Nr. 50<br />

Ausgabe Nr. 51<br />

Ausgabe Nr. 52<br />

Ausgabe Nr. 53<br />

Ausgabe Nr. 54<br />

Ausgabe Nr. 55<br />

Ausgabe Nr. 57<br />

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ART DE VIVRE Gastronomie<br />

Kaviar von der<br />

französischen<br />

Atlantikküste –<br />

der neue Star<br />

Man stellt sich immer vor, dass Kaviar von weit her kommt, zum Beispiel aus dem<br />

Iran oder aus Russland, vom Kaspischen oder vom Schwarzen Meer … Dabei<br />

liegen die Dinge inzwischen ganz anders: Kaviar ist zwar – neben Gewürzen –<br />

noch immer eines der teuersten Nahrungsmittel auf der Welt, doch beinahe hätte<br />

es ihn gar nicht mehr gegeben. Dass man ihn nach wie vor genießen kann, ist<br />

Initiativen und in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannten Forschungsarbeiten<br />

zu verdanken. Diese haben zum umfassenden Wandel einer Branche geführt,<br />

in deren Rahmen sich der Südwesten Frankreichs still und leise zum wichtigsten<br />

Produzenten der wertvollen schwarzen Perlen entwickelt hat.<br />

Es ist eine schöne Straße. Sie führt in gerader Linie<br />

über den sandigen Boden eines riesigen Pinienwaldes<br />

am Rande des Bassin d‘Arcachon. Nichts<br />

lässt darauf schließen, dass sich am Ende ein etwas ungewöhnlicher<br />

Betrieb befindet, den man in dieser Region zunächst<br />

gar nicht vermutet. Ein Betrieb, der jedes Jahr vier<br />

Tonnen Kaviar an Kunden in der ganzen Welt liefert:<br />

L’Esturgeonnière. Diese Kaviarfarm, die ihre Produkte unter<br />

der Marke Perlita vertreibt, ist eine von sechs Kaviarfarmen<br />

in Frankreich. Sie wurde 1991 in der Gemeinde<br />

Teich gegründet und beschäftigt heute 15 Mitarbeiter.<br />

Damals war dies die einzige Farm im Hexagon, die ausschließlich<br />

der Züchtung von Stören gewidmet war. Ganz<br />

unerwartet trifft man also mitten im Wald auf 280 Tonnen<br />

Fische – männliche und weibliche –, die auf rund 40 Wasserbassins<br />

mit einer Gesamtfläche von 5000 m² verteilt<br />

sind. Die Qualität des gefilterten Wassers wird streng<br />

überwacht. Darauf ist das Unternehmen ganz besonders<br />

stolz. Das Wasser, in dem sich die Störe befinden, wird sowohl<br />

mechanisch als auch biologisch gefiltert und mithilfe<br />

86 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>


einer Geothermalquelle ganzjährig auf einer Temperatur<br />

zwischen 14 und 17° C gehalten. Es wird in derselben<br />

Qualität wieder an die Umwelt zurückgegeben, in der es<br />

entnommen wurde, was europaweit als eine Besonderheit<br />

gilt! Der Umwelteinfluss der Farm ist also auf ein absolutes<br />

Minimum reduziert.<br />

Jedes Jahr im Frühjahr werden hier rund 50 000 Setzlinge<br />

geboren, die bis zu Beginn des Sommers in Brutanlagen<br />

bleiben. Sobald sie etwa zehn Gramm wiegen,<br />

werden die « Fischbabys » in kleine Bassins unter freiem<br />

Himmel umgesetzt, wo sie weiter wachsen, bevor sie dann<br />

schließlich eine lange, sehr lange Zeit in den großen Bassins<br />

verbringen. Die Produktion von Kaviar ist nämlich<br />

ein langwieriger Vorgang. Von den ursprünglich 50 000<br />

Setzlingen werden nur 7000 bis 7500 weibliche Fische<br />

tatsächlich Kaviar produzieren … Und das erst nach acht<br />

oder neun Jahren!<br />

Bis dahin ist der Ablauf genau festgelegt: Im Alter<br />

von drei Jahren wird mithilfe von Ultraschall das Geschlecht<br />

der Störe bestimmt. Die männlichen Fische<br />

werden dann von den weiblichen getrennt und als Speisefische<br />

verkauft. Die Fischweibchen produzieren nun<br />

den Rogen. Im Alter von acht oder neuen Jahren erfolgt<br />

bei ihnen eine letzte Ultraschalluntersuchung, um die<br />

Größe der Eier zu bestimmen. Für die Marke Perlita<br />

müssen diese mindestens einen Durchmesser von 2,6<br />

Millimetern haben. Ist dies der Fall, werden die Fische,<br />

deren Durchschnittsgewicht zu diesem Zeitpunkt sechs<br />

Kilo beträgt, getötet, und man entnimmt ihnen die Eierstöcke,<br />

die etwa 10 % des Fischgewichtes ausmachen.<br />

Das Fleisch wird für den Konsum verkauft. Nun beginnt<br />

– unter strengsten Hygienebedingungen – ein beeindruckender<br />

Wettlauf gegen die Zeit. Der Rogen wird sorgfältig<br />

nach Größe, Farbe und Textur sortiert, gesiebt und<br />

gewaschen. Er wird lediglich mit Salz und einem einzigen<br />

Konservierungsmittel gemischt und in Dosen abgefüllt.<br />

Der ganze Prozess verläuft sehr schnell. Zwischen<br />

der Entnahme der Eier und dem Verpacken vergehen<br />

weniger als eineinhalb Stunden.<br />

Bei einer Besichtigung der Produktionsstätte wird<br />

sofort klar, dass man den Ablauf dort perfekt beherrscht.<br />

Die Gesten sind präzise, nichts wird dem Zufall überlassen.<br />

Man spürt direkt, dass die Menschen, die hier arbeiten,<br />

wirklich wissen, was sie tun: Die meisten von ihnen<br />

sind im Laufe der Jahre richtiggehende Experten im Bereich<br />

der Kaviarherstellung geworden. Und das nicht ohne<br />

Grund, denn sie haben zum Großteil dazu beigetragen,<br />

dass heute überhaupt noch Kaviar produziert wird.<br />

Michel Berthommier, der Direktor von Perlita, erinnert<br />

sich: « In den 70er-Jahren wurden weltweit rund 1000<br />

Tonnen Kaviar produziert, heute sind es noch 250 Tonnen.<br />

Das Produkt wäre beinahe vom Markt verschwunden<br />

… » Die Geschichte des Kaviars ist wirklich erstaunlich!<br />

Bis 2005 standen die Sterne für diese Branche mehr<br />

oder weniger günstig. Die wichtigsten Lieferländer waren<br />

Russland und der Iran, die an Standorten am Kaspischen<br />

Meer produzierten. Absatzprobleme gab es keine. Dies lag<br />

vor allem daran, dass ab den 70er-Jahren von den weltweit<br />

produzierten 1000 Tonnen alleine 500 Tonnen von Luftfahrtgesellschaften<br />

abgenommen wurden. Das war für die<br />

Produzenten nicht ganz unpraktisch! Das Phänomen hielt<br />

an. In den 80er-Jahren haben beispielsweise alleine die<br />

Passagiere in den Concordes der Fluggesellschaften Air<br />

France und British Airways pro Jahr durchschnittlich 20<br />

Tonnen Kaviar « konsumiert ». Doch ab 2005 geriet dieser<br />

Sektor in eine noch nie dagewesene Krise. Die Zahl der<br />

wilden Störe im Kaspischen Meer ging durch die Auswirkungen<br />

von Klimaerwärmung, Verschmutzung und<br />

Überfischung nach und nach stark zurück. Die Behörden<br />

zogen es vor, die Augen zu verschließen und reagierten<br />

nicht. Die Störe wurden schnell zu einer gefährdeten Art<br />

und die Weltproduktion brach drastisch ein. Am Ende<br />

betrug sie nur noch 5 Tonnen. Für viele Experten war damit<br />

das Ende des Kaviars eingeläutet.<br />

Doch es gab ein paar Widerspenstige, die sich mit dieser<br />

Situation nicht abfinden wollten. Vor allem in Frankreich<br />

hatte man in weiser Voraussicht bereits frühzeitig<br />

damit begonnen, sich des Problems anzunehmen. Es war<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 87


ART DE VIVRE Gastronomie<br />

klar, dass das Hexagon in Sachen Stör mit der Erfahrung<br />

von Russland und dem Iran bei Weitem nicht mithalten<br />

konnte. Doch das Land hatte ebenfalls eine enge Beziehung<br />

zum Stör. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts war nämlich der<br />

Europäische Stör (Acipenser sturio) in Frankreich ein Speisefisch,<br />

dessen Fleisch sehr geschätzt wurde. So geschätzt,<br />

dass er ebenfalls ein Opfer von Überfischung wurde und fast<br />

vollständig ausstarb … In den 70er-Jahren hatte dann ein<br />

öffentliches Forschungszentrum namens CEMAGREF die<br />

Idee, sibirische Störe (Acipenser baeri) einzuführen. Diese<br />

passten sich dem französischen Klima gut an, sodass im Südwesten<br />

immer mehr von ihnen gezüchtet wurde.<br />

« Zunächst hat uns in Frankreich nur das Fischfleisch interessiert<br />

», erinnert sich Michel Berthommier. « Doch angesichts<br />

der Kaviarkrise im Jahr 2005 war klar, dass in diesem<br />

Bereich Handlungsbedarf bestand. Nachdem also durch den<br />

Lauf der Dinge Schluss mit Wildkaviar war, musste man<br />

über die Entwicklung von Zuchtkaviar nachdenken. So ist<br />

1991 L’Esturgeonnière entstanden: wegen des Fischfleisches,<br />

aber auch vor dem Hintergrund der Kaviarproduktion. Den<br />

ersten Kaviar gab es 1997. Mit kaum einmal 50 Kilogramm<br />

war die Menge damals noch äußerst bescheiden … Es war<br />

dennoch ein schöner Anfang! »<br />

Das neue Produkt war willkommen. Es trug dazu bei, die<br />

Rentabilität des Fischzuchtbetriebes zu verbessern, denn Investitions-<br />

und Produktionskosten waren hoch. Im Laufe der<br />

Jahre wurde die Vermarktung des Störfleisches im Vergleich<br />

zum Umsatz, der mit dem Verkauf der Eier erzielt wird, zur<br />

Nebensache. Doch der Übergang war nicht einfach gewesen.<br />

Man hatte sich zunächst Kenntnisse über die Fischzucht<br />

aneignen und vor allem ständig neue Techniken entwickeln<br />

müssen, um die gesundheitspolizeilichen und umwelttechnischen<br />

Anforderungen erfüllen und eine Produktion auf<br />

höchstem Niveau gewährleisten zu können. Selbstverständlich<br />

mussten Fehler, wie sie beispielsweise an den Ufern des<br />

Kaspischen Meeres begangen worden waren, vermieden<br />

werden. In diesem Bereich wurden die Produzenten von der<br />

Region Nouvelle-Aquitaine unterstützt, die vor allem die<br />

Forschung förderte.<br />

Der Übergang vom Wildkaviar zum Zuchtkaviar war<br />

keine einfache Angelegenheit, vor allem angesichts der langen<br />

Aufzuchtdauer (acht bis neun Jahre). Sehr schnell stellte<br />

sich die Frage nach der Nahrung. Auf diesen Punkt legt man<br />

nicht nur bei L’Esturgeonnière, sondern in Frankreich generell<br />

sehr großen Wert. Es kommt nicht infrage, den Stören<br />

Tierfleisch zu füttern, wie dies beispielsweise in China skrupellos<br />

praktiziert wird. Dieses Land produziert heute ungefähr<br />

100 Tonnen Kaviar pro Jahr, zu einem – wie man sich<br />

denken kann – konkurrenzlos niedrigen Preis. Frankreich ist<br />

das einzige Land, das ganz auf Nahrung auf tierischer Basis<br />

verzichtet und ausschließlich Fischmehl füttert, obwohl dies<br />

die Kosten um 30 % erhöht. Es kommt ebenfalls nicht in<br />

Betracht, auf Lagerhaltung zu setzen: Der Kaviar von hier<br />

ist ein junger Kaviar mit einem subtilen Geschmack, der<br />

nicht mit manchen Kaviaren vergleichbar ist, die übermäßig<br />

gesalzen sind, um einen sehr jodhaltigen Geschmack zu<br />

88 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>


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ART DE VIVRE Gastronomie<br />

Michel Berthommier, Geschäftsführer von L‘Esturgeonnière<br />

überdecken – die Amerikaner sprechen hierbei von « fishy<br />

tasting » – und die zum Teil länger als ein Jahr abgefüllt<br />

sind. Bei Perlita setzt man dagegen alles daran, die gesamte<br />

Produktion in weniger als einem Jahr zu verkaufen. Das<br />

ist komplizierter, aber gleichzeitig ein Qualitätsmerkmal.<br />

« Oft wissen die Menschen nicht, dass<br />

Kaviar ein Produkt ist, das sich im Laufe der<br />

Zeit verändert », erklärt Michel Berthommier.<br />

« Daher ist es unerlässlich zu wissen, wann er<br />

produziert und abgepackt wurde. Das Mindesthaltbarkeitsdatum,<br />

das auf den Dosen angegeben<br />

werden muss, ist keine ausreichende Information. »<br />

Anhand solcher Details kann man die Preisunterschiede<br />

besser einordnen: Im Supermarkt findet man teilweise<br />

(sehr kleine) Dosen Kaviar für 10 Euro. Doch das Produktionsdatum<br />

ist nicht angegeben, und bei einem solchen<br />

Preis braucht man nicht darauf zu hoffen, dass die<br />

Störe ausschließlich mit Fisch ernährt wurden. Solche<br />

Angebote sind meist Marketingaktionen, die nur kurze<br />

Zeit dauern und die Konsumenten überraschen sollen. Vor<br />

allem bieten sie Herstellern die Möglichkeit, hohe Lagerbestände<br />

loszuwerden, bevor die Ware verdirbt … Der<br />

Geschmack bleibt dabei natürlich auf der Strecke.<br />

Eigentlich sollte das Verkosten von Kaviar ein außergewöhnlicher<br />

Moment sein. Ein seltener Genuss, den man<br />

sich gönnt, und der gleichzeitig vielleicht sogar eine neue<br />

Erfahrung ist. L’Esturgeonnière verkauft eine 20-g-Dose<br />

für etwa 35 Euro. Das ist natürlich nicht billig. Doch diese<br />

Menge ist für zwei Personen ausreichend und verschafft<br />

mit Sicherheit ein kulinarisches Erlebnis. Betrachtet man<br />

bei einem Besuch der L’Esturgeonnière die Bassins, so<br />

kann man zurecht sagen, dass der Stör dank der Hartnäckigkeit<br />

und Entschlossenheit einiger Menschen nicht<br />

nur vor dem Aussterben bewahrt wurde, sondern dass sein<br />

Überleben auch in Zukunft gesichert ist, solange ein Interesse<br />

an seinen wertvollen Eiern besteht …<br />

Caviar Perlita – L’Esturgeonnière<br />

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1,5 Stunden, Preis: 28 € mit<br />

Degustation).<br />

Interview mit Alain Rousset,<br />

Präsident der Region Nouvelle-Aquitaine<br />

Alain Rousset, warum unterstützt die Region Nouvelle-<br />

Aquitaine die lokale Kaviarproduktion?<br />

Die Region unterstützt die Entwicklung der<br />

lokalen Landwirtschaft generell in großem Maße.<br />

Das gehört zu meinen Prioritäten. Denken Sie<br />

daran, dass in der Region Nouvelle-Aquitaine die<br />

Landwirtschaft und die Nahrungsmittelindustrie<br />

die beiden wichtigsten Wirtschaftsbereiche sind.<br />

Die Nahrungsmittelindustrie ist mit 7600 Unternehmen<br />

und einem Umsatz von mehr als 13 Milliarden<br />

Euro der wichtigste Arbeitgeber. Daher ist es<br />

absolut logisch, dass wir diese Branche unterstützen,<br />

zumal sie darüber hinaus dazu<br />

beiträgt, dass unsere ländliche<br />

Region einen ausgezeichneten<br />

Ruf hinsichtlich ihrer kulinarischen<br />

Spezialitäten<br />

besitzt.<br />

Wie drückt sich diese Unterstützung<br />

konkret aus?<br />

Wir geben Forschungs-<br />

und Innovationsprojekten<br />

den<br />

90 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>


Vorrang. Ein Beispiel ist das Projekt zur Wiedereinführung<br />

des Europäischen Störs (Acipenser sturio) in den<br />

Flüssen Garonne und Dordogne. Dieser Stör ist der größte<br />

Wanderfisch in französischen Gewässern, der ansonsten<br />

in den europäischen Flüssen Europas quasi ausgestorben<br />

ist. Das Projekt wurde im Übrigen mit Unterstützung der<br />

EU durchgeführt. Eine weitere interessante Maßnahme,<br />

welche die Region fördert, ist die Produktion von Kaviar,<br />

bei der die Störweibchen nicht automatisch getötet werden,<br />

sowie die Erforschung alternativer Herstellungsmethoden<br />

von Kaviar.<br />

Heute Kaviar, morgen vielleicht Hopfen: Heutzutage werden<br />

auf regionaler Ebene immer mehr neue Produkte und Absatzmöglichkeiten<br />

entwickelt. Diese Dynamik steht im Gegensatz<br />

zu dem, was man sonst aus der französischen Landwirtschaft<br />

hört …<br />

Ich wünsche mir, dass sich die Region Nouvelle-Aquitaine<br />

für Innovationen in allen Branchen einsetzt. Wenn<br />

sich im Landwirtschaftsbereich neue Märkte auftun,<br />

dann müssen sich die Produzenten hier selbstverständlich<br />

entsprechend positionieren. Denken Sie daran, dass unsere<br />

Region mit 216 Qualitäts- und regionalen Herkunftsbezeichnungen<br />

landesweit auf dem ersten Platz liegt.<br />

Diversität und Qualität gehören zu den Reichtümern<br />

unserer Agrikultur, die dadurch besser mit klimatischen<br />

Widrigkeiten oder unvorhergesehenen Marktentwicklungen<br />

umgehen kann. Wir sind so weniger anfällig als<br />

andere Gebiete, und gerade das macht die Stärke unseres<br />

Landwirtschaftsmodells aus. In diesem Kontext engagiert<br />

sich die Region für die landwirtschaftlichen Produzenten,<br />

um diese in ihren Expansionsbestrebungen zu begleiten,<br />

beziehungsweise, um die Schwächsten von ihnen zu unterstützen.<br />

Alain Rousset, wir danken Ihnen für das Gespräch.<br />

Kaviar ist nicht gleich Kaviar<br />

Vielleicht haben Sie in deutschen Supermärkten bereits Dosen<br />

mit Fischeiern entdeckt, welche die Aufschrift « Deutscher<br />

Kaviar » tragen. Der Inhalt gleicht dem klassischen Kaviar zum<br />

Verwechseln, sieht man von einem nicht unwichtigen Faktor ab:<br />

dem Preis. Ein solches Produkt wird in der Regel zu einem Preis<br />

von 15 Euro pro 50 Gramm verkauft. Wir geben Ihnen allerdings<br />

einen Rat: Lesen Sie genau durch, was auf dem Etikett steht,<br />

dann werden Sie schnell merken, wo der Unterschied liegt.<br />

Zunächst stammt dieser Rogen nicht von Stören, sondern von<br />

einem Fisch namens Cyclopterus lumpus (Seehase). Diese<br />

Fische leben im Nordatlantik, in der Nordsee und im Baltischen<br />

Meer. Sie haben nichts mit Stören und echtem Kaviar zu tun.<br />

Noch unerfreulicher ist allerdings, dass derartige Produkte<br />

auch Konservierungsmittel, Farbstoffe, Aromen, sogar Gluten<br />

und Soja enthalten. Also nicht gerade das, was man von einem<br />

100 % natürlichen Produkt erwartet. Im Gegensatz dazu enthält<br />

der Kaviar von L’Esturgeonnière absolut nichts, außer Salz und<br />

einem einzigen Konservierungsmittel. Davon konnten wir uns<br />

mit eigenen Augen überzeugen. Was das Datum auf den<br />

Verpackungen des Deutschen Kaviars angeht, so erscheint<br />

dort nur das Haltbarkeitsdatum. Das Herstellungsdatum taucht<br />

nirgends auf … Der « Low-Cost-Kaviar » soll angeblich möglichst<br />

vielen Menschen Gelegenheit bieten, diese wertvollen<br />

Fischeier zu essen. Dabei sind die Produkte überhaupt nicht<br />

vergleichbar. Es ist also besser, ein bisschen mehr auszugeben<br />

– rund 35 Euro – und dafür vielleicht etwas weniger, aber<br />

garantiert hochwertigen Kaviar zu bekommen. Außerdem hat<br />

man dann die Gewissheit, ein natürliches Produkt zu essen, das<br />

ein Genusserlebnis verspricht, an das man sich noch lange<br />

erinnern wird.<br />

Oben: Kaviar von L‘Esturgeonniere, nur mit Salz und einem<br />

einzigen Konservierungsmittel. Unten: Kaviarersatz aus dem<br />

Supermarkt mit einer Vielzahl verschiedenster Zusatzstoffe.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 91


ART DE VIVRE Produkte<br />

Serie: Typisch französische Produkte (15)<br />

Die Zitronenpresse<br />

aus Glas von Luminarc<br />

Ist Ihnen auch bereits einmal aufgefallen, dass ein a<br />

priori unbedeutendes Objekt einen durchaus besonderen<br />

Stellenwert haben kann?<br />

Nehmen Sie beispielsweise die Zitronenpresse aus<br />

Glas. Vom Aussehen her handelt es sich dabei um einen<br />

ganz simplen, ganz banalen Haushaltsgegenstand, den<br />

man für 3 bis 4 Euro erhält und der auf keiner besonderen<br />

Technik beruht. Ein Objekt, das – Sie werden dem<br />

sicherlich zustimmen – zwar unbestritten nützlich ist,<br />

wenn man es braucht, das aber andererseits nicht dazu<br />

geeignet ist, unser Leben auf den Kopf zu stellen.<br />

Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass dieser<br />

sympathische Gegenstand durchaus seine Vorzüge hat.<br />

Zunächst einmal, weil er aus Glas ist. In Zeiten, in denen<br />

sich Kunststoff und andere Stoffe mit endokriner<br />

Wirkung in unseren Küchen viel zu sehr breitgemacht<br />

haben, kann man dies nur als echten Vorteil bezeichnen.<br />

Auch die praktischen Gesichtspunkte sprechen für<br />

sich: Die Presse ist einfach zu reinigen, man kann sie<br />

sogar in die Spülmaschine tun, was zugegebenermaßen<br />

sehr nützlich sein kann. Zu guter Letzt ist offensichtlich,<br />

dass weder eine komplizierte Gebrauchsanweisung<br />

für die Handhabung studiert werden muss, noch das<br />

Risiko einer technischen Störung besteht. Kein Zweifel:<br />

Dieser kleine Glasgegenstand verrichtet die einzige<br />

Aufgabe, für die er konzipiert wurde, nämlich den Saft<br />

einer Zitrone auszupressen, effizient. Und eigentlich ist<br />

das auch alles, was wir von ihm erwarten …<br />

Damit scheint bereits alles gesagt zu sein, was es<br />

über diese Zitronenpresse zu sagen gibt. Und doch<br />

kommt diesem kleinen, banalen Objekt in Frankreich<br />

eine viel größere Bedeutung zu. Um zu verstehen,<br />

warum das so ist, muss man sich etwas näher mit der<br />

Geschichte der Presse-citron von Luminarc befassen.<br />

Alles begann <strong>18</strong>25 im kleinen nordfranzösischen<br />

Dorf Arques, in der Nähe von Saint-Omer (Pas-de-<br />

Calais). Dort ließ sich eine Glasmanufaktur nieder,<br />

welche die örtliche Wirtschaft<br />

beleben und sich im Laufe der<br />

Jahrhunderte zu einem der größten<br />

französischen Unternehmen<br />

entwickeln sollte. Sie ist heute<br />

unter dem Namen Arc bekannt und<br />

gehört weltweit zu den Leadern im<br />

Bereich Tischkultur.<br />

Ab 1948, im Zuge der Reindustrialisierung<br />

in der Nachkriegszeit, durchlief das<br />

Unternehmen – das damals Verrerie-Cristallerie<br />

d’Arques hieß – eine beachtliche Entwicklung<br />

und kreierte mit « Luminarc » seine erste Marke. Der<br />

Name entstand aus der Wortverbindung von Lumière<br />

und dem Namen der Stadt. Ziel war damals, die<br />

Glasproduktion von ihrem handwerklichen Status zu<br />

einer richtigen Industrie zu entwickeln. Dafür investierte<br />

das Unternehmen ansehnliche Summen und installierte<br />

industrielle Anlagen, mit denen die Produkte<br />

auf mechanische Art gefertigt werden konnten. Das<br />

war eine kleine Revolution.<br />

Von den Produktionsbändern liefen nun zwei<br />

Kultobjekte: das Ballonglas, das sofort von allen französischen<br />

Bistros übernommen wurde, um darin Wein<br />

auszuschenken, und von dem heute immer noch drei<br />

Millionen Stück pro Jahr abgesetzt werden, sowie die<br />

Zitronenpresse aus gegossenem Glas, die schnell zu<br />

einem legendären Objekt und sogar zum Symbol der<br />

Marke wurde.<br />

Und dieses kleine Objekt wurde zu einem regelrechten<br />

wirtschaftlichen Wunder: Die Franzosen nahmen<br />

es an und noch heute wird es millionenfach verkauft,<br />

obwohl es sich seit den 50er-Jahren absolut nicht<br />

verändert hat. Das Design und vor allem das Gewicht<br />

– ein Synonym für Solidität – sind die Garanten seiner<br />

Reputation. Man muss nur einmal eine der zahlreichen<br />

Nachahmerprodukte getestet haben – vor allem die aus<br />

92 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>


Kunststoff –, um sofort wieder zum Original zurückzukehren:<br />

zur echten Zitronenpresse von Luminarc.<br />

In jüngster Zeit ist die kleine Zitronenpresse sogar in<br />

den Nachrichten aufgetaucht. Während der Kampagne<br />

für die Präsidentschaftswahlen hat sich Emanuel Macron<br />

nach Arques begeben, um den Beschäftigten von<br />

Arc seine Unterstützung zuzusichern. Das Unternehmen<br />

gehört heute nämlich einem amerikanischen Pensionsfonds<br />

und befindet sich seit einigen Jahren in wirtschaftlichen<br />

Schwierigkeiten. Bei<br />

dieser Gelegenheit haben einige<br />

Angestellte daran erinnert, dass die<br />

Zitronenpresse, die sich in fast allen französischen<br />

Haushalten befindet, quasi zum industriellen<br />

Kulturerbe des Landes gehört, und dass man sich um ihr<br />

« Wohlergehen » sorgen sollte. Die Botschaft kam an: Der<br />

französische Staat hat daraufhin interveniert, um den<br />

Investoren eine Finanzspritze in Höhe von 35 Millionen<br />

Euro in das Großunternehmen, das immerhin 5000 Menschen<br />

beschäftigt, « zu erleichtern ». So hat diese kleine<br />

Zitronenpresse über den Kultstatus hinaus nun eine politische<br />

Symbolik erlangt, als ob ihr Kauf gleichzeitig bedeuten<br />

würde, sich mit einem in Schwierigkeiten geratenen<br />

Industriezweig solidarisch zu zeigen.<br />

In dieser Serie werden Produkte vorgestellt, die sich in fast jedem französischen Haushalt befinden oder die für viele Franzosen kleine<br />

Nationalheiligtümer sind. In den letzten Ausgaben sind erschienen: Hollywood- und Malabar-Kaugummis (Nr. 51), Petit Suisse (Nr. 52),<br />

Orangina (Nr. 53), Duralex-Gläser (Nr. 54), Messer (Nr. 55), l’école des loisirs (Nr. 56), Sophie la girafe (Nr. 57), Eau de Javel (Nr. 58), Bol à prénom<br />

(Nr. 59), Bistrostuhl « Drucker » (Nr. 60), der gelbe Briefkasten der Post (Nr. 61), Papier d’Arménie (Nr. 62), das Salz La Baleine (Nr. 63) und die<br />

Literatursammlung La Pléiade (Nr. 64).<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 93


KULTURSCHOCK<br />

Gastlichkeit<br />

vs<br />

hospitalité<br />

Es ist Gewöhnungssache » hört<br />

man oft in Deutschland, wenn<br />

« man über Kulturunterschiede<br />

spricht. Es gibt aber Sachen, bei<br />

denen man glaubt, man könne<br />

sich nie daran gewöhnen, wenn<br />

man sie zum ersten Mal erlebt,<br />

und das, obwohl man sich sehr<br />

wohl fühlt in dem Land, wo<br />

man willkommen geheißen<br />

wurde.<br />

Ich wohne seit elf Jahren<br />

im schönen Deutschland, habe<br />

ein Jahr im charmanten, studentisch<br />

geprägten Göttingen gelebt<br />

und bin nun seit zehn Jahren in der<br />

bayerischen Landeshauptstadt München.<br />

Und noch nichts ist mir bis jetzt<br />

mehr in Erinnerung geblieben als das<br />

erste Mal, als ich netterweise zu neuen<br />

Bekanntschaften zum Abendessen eingeladen<br />

wurde.<br />

Es war an einem schönen Herbstabend<br />

in Göttingen. Ich war frisch<br />

aus meiner Heimat angekommen<br />

und total begeistert über die Aufgeschlossenheit<br />

und Freundlichkeit der<br />

ersten Deutschen, denen ich begegnen<br />

durfte. Obwohl mein Wortschatz in<br />

Deutsch noch sehr begrenzt war und<br />

mein Sprachniveau wirklich keiner<br />

hohen Sportleistung entsprach, wurde ich<br />

von einer lieben deutschen Studentin in<br />

ihrer Wohngemeinschaft zum Abendessen<br />

eingeladen. Diese Einladung stellte<br />

für mich eine tolle Gelegenheit dar, neue<br />

Bekanntschaften zu machen.<br />

Als typischer Franzose kaufte ich<br />

eine Flasche Rotwein, einige Nüsse<br />

und Oliven zum Aperitif und machte<br />

mich fröhlich auf den Weg zu meinem<br />

ersten deutschen Abenteuer. Kaum<br />

angekommen, wurde ich mit großer<br />

Begeisterung von meiner neuen<br />

Freundin empfangen und wurde,<br />

nachdem ich selbstverständlich<br />

meine Schuhe ausgezogen hatte<br />

und scheußliche Hausschuhe<br />

stattdessen angezogen hatte, die<br />

gar nicht mehr zu meinem Outfit<br />

passten, in das Wohnzimmer<br />

– oh nein, pardon – in die Küche<br />

geführt. Mit großer Überraschung<br />

und kaum versteckter Begeisterung<br />

(ironisch), sah ich plötzlich ein<br />

ganzes Kochteam voll in Aktion, das<br />

mich mit einem breiten Lächeln und<br />

« Hi » begrüßte. Innerhalb von fünf<br />

Sekunden war ich mit einer Schürze<br />

angezogen. Man steckte mir ein<br />

riesiges Fleischmesser in die Hand<br />

und ich durfte Putenfleisch in Stücke<br />

94 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>


schneiden. Wahrscheinlich hatten meine großen offenen<br />

Augen und meine Sprachlosigkeit schon mein Entsetzen<br />

verraten, als ich ungefähr eine Tonne Kartoffeln zu schälen<br />

bekam und mir außerdem noch verschiedenste Gemüse<br />

zu waschen und auch zu schneiden hingelegt wurden.<br />

In diesem Moment hatte ich das entsetzliche Gefühl,<br />

eingeladen zu sein, um als Koch zu dienen und um ausgenutzt<br />

zu werden. Letztendlich wird man als Franzose im<br />

Ausland oft sofort als Chefkoch eingestuft, ohne gefragt<br />

zu werden. Ich wollte nur noch weg und fragte<br />

mich schon, welche Ausrede ich finden<br />

könnte, um von diesem « verrückten<br />

Haus » zu entfliehen !<br />

Wie kann man jemanden<br />

zu einem gemütlichen<br />

Abend essen<br />

ein laden und ihn<br />

dann gleich bei<br />

Ankunft fragen,<br />

das Essen mit<br />

vorzu be reiten ?<br />

Eine undenkbare<br />

Vorstellung,<br />

vor allem<br />

für einen<br />

verwöhnten<br />

Fran zo sen, der<br />

daran ge wöhnt<br />

ist, wenn er einge<br />

laden ist, anzukommen,<br />

sich für<br />

die Einladung zu bedanken,<br />

seine Schuhe<br />

selbstverständlich an zube<br />

halten, sich hinzusetzen<br />

und zu war ten, dass er die<br />

ganze Zeit « königlich » mit den<br />

bes ten Köstlichkeiten verwöhnt und<br />

bedient wird !<br />

Ich weiß, ich übertreibe leicht und bin ironisch,<br />

aber in Frank reich wird Wert darauf gelegt, dass der Gast<br />

nichts in der Küche zu suchen hat, verwöhnt wird und vor<br />

allem nichts zu tun hat außer essen, trinken und Quatsch<br />

erzählen.<br />

An dieser Stelle möchte ich betonen, dass diese fast unterwürfige<br />

Haltung des Gastgebers in Frankreich auch zu<br />

Verlegenheiten führen kann. Der manchmal « überarbeitete<br />

» Gastgeber, der sich zu viel vorgenommen hat, lehnt<br />

jegliche Hilfe ab und man fühlt sich selber manchmal sehr<br />

unwohl nicht helfen zu dürfen, während der Freund praktisch<br />

eine sportliche Leistung vollführen muss, um alles<br />

rechtzeitig fertig zu haben. Noch dazu versucht er nicht<br />

gestresst zu erscheinen und ein entspanntes Gespräch die<br />

ganze Zeit weiter zu führen…<br />

Aber kommen wir zu unserer Abendessenserfahrung<br />

in Deutschland zurück.<br />

Nachdem mein Entsetzen und mein Erstaunen<br />

überwunden war, was gar nicht so einfach gewesen<br />

war, begann ich doch, die schöne Seite dieser für mich<br />

neuen und erstaunlichen Gepflogenheit zu spüren. Nur<br />

selten habe ich so eine schöne Stimmung in einer Küche<br />

erlebt. Alle waren begeistert, jeder hatte zu jedem<br />

Ratschläge gegeben und zu meiner Überraschung war<br />

dieser Moment optimal, um Bekanntschaften zu machen.<br />

Zusammen zu kochen, Musik zu hören, ein Bier<br />

oder ein Glas Wein beim gemeinsamen<br />

kochen genießen und über alles und<br />

nichts zu quatschen schuf eine<br />

unglaublich entspannte und<br />

warme Atmosphäre.<br />

Erstaun lich er weise<br />

haben dann nach<br />

dem Kochen alle<br />

ziem lich schnell<br />

ge ges sen, so<br />

schnell, dass<br />

ich mich fragte,<br />

in wie fern<br />

sie das Es sen<br />

ge nos sen hatten,<br />

das wir so<br />

lan ge vor bereitet<br />

hat ten.<br />

Das Es sen war<br />

wirklich nur<br />

da, um seinem<br />

Zweck zu dienen<br />

und zwar die Mägen<br />

voll zu kriegen.<br />

Sehr schnell saßen<br />

wir im Wohnzimmer gemütlich<br />

und tranken mehr<br />

als vernünftig. Die Stimmung<br />

wurde immer lockerer und schöner.<br />

Die Gemütlichkeit dieses Abends ist heute<br />

immer noch für mich unbeschreiblich, weil es so<br />

toll war.<br />

Wir in Frankreich essen stundenlang und bleiben ewig<br />

am Tisch sitzen. Dies ist praktisch eine Pflicht, um die<br />

Arbeit des Gastgebers zu würdigen und Wertschätzung<br />

zu zeigen. Der Tisch in Frankreich stellt also den Ort<br />

des Hauses dar, wo die Kommunikation sich entfaltet, wo<br />

man sich trifft, wo man sich austauscht und zusammen<br />

das Leben und die kulinarischen Köstlichkeiten genießt.<br />

Es war für mich neu zu entdecken, dass der Tisch nur<br />

einem pragmatischen Zweck in einem Haus dienen kann<br />

und keineswegs eine zentrale Rolle in der Gemeinsamkeit<br />

spielen muss.<br />

Dieser erste Kulturschock, den ich erleben durfte,<br />

ließ mich einen ehrlichen Moment erleben und bleibt für<br />

mich eine von den schönsten Entdeckungen der deutschen<br />

Mentalität, seitdem ich hier lebe.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 95


LESERBRIEFE<br />

Leserbriefe<br />

Liebes Frankreich-erleben-Team!<br />

In der Sommerausgabe berichteten Sie<br />

über Hyères und stellten Josette Ecchelino<br />

vor. Das machte uns neugierig. Diese Frau<br />

wollten wir unbedingt kennenlernen. Auf<br />

der Karte stellten wir fest, Hyères befindet<br />

sich ca. 2 Stunden<br />

von unserem<br />

Urlaubsort entfernt<br />

(Levens). Die<br />

Fahrt wollten wir<br />

trotzdem gerne<br />

auf uns nehmen.<br />

Als wir die engen<br />

kleinen Gassen<br />

betraten, konnten<br />

wir schon das<br />

beschriebene<br />

Flair spüren.<br />

Provence, Italien?<br />

Die Lebendigkeit,<br />

die man inmitten<br />

der Fisch- und<br />

Gemüsehändler<br />

und der kleinen Restaurants spürte, spricht<br />

für sich. Dann kamen wir in die Rue Rabaton,<br />

in der Josette wohnt. Aufgeregt näherten wir<br />

uns dem Ziel (dem Laden). Leider war sie<br />

nirgendwo zu sehen. Vorsichtig betraten wir<br />

ihre Räumlichkeiten und eine freundliche<br />

Stimme forderte uns auf, hereinzukommen.<br />

Josette lag nämlich in ihrem Bett und sah<br />

fern. Da es ein wenig schummrig war,<br />

konnten wir sie nicht gleich sehen. Nach der<br />

freundlichen Begrüßung erzählten wir ihr den<br />

Grund unseres Kommens. Begeistert sprach<br />

sie über das Interview und dass es sehr lustig<br />

mit den Reportern zuging. Wir erfuhren, dass<br />

das Gebäude früher ein Stall gewesen ist<br />

und zu Wohnräumen umfunktioniert wurde.<br />

Wir staunten über die unzähligen Sachen,<br />

die zum Kauf angeboten wurden. An jenem<br />

Tag wurden Pfannen und Töpfe besonders<br />

günstig angepriesen. Uns fiel jedoch eine<br />

Zeichnung ins Auge, die die Rue du Vieux<br />

Cimetière in Hyères darstellt. Gekauft. Es<br />

ist natürlich ein Original, wie uns versichert<br />

wurde. Dazu gab es noch ein Cadeau - eine<br />

kleine Katzenfigur. Woher wusste Josette,<br />

dass wir Katzen so mögen? Dann fragte ich,<br />

ob wir ein Foto mit ihr machen dürften. Das<br />

wurde begeistert angenommen. Vor der<br />

Tür nahm Josette auf ihrem Stuhl Platz, und<br />

ich sollte mich auf ihren Schoß setzen. Das<br />

Foto wollte sie unbedingt haben (ist schon<br />

zugeschickt). Mit zwei herzlichen Baisers<br />

verließen wir Josette. Vielen Dank, dass<br />

wir Tata Jojo kennenlernen durften. Dieses<br />

Souvenir ist nicht käuflich zu erwerben und<br />

wird in unseren Köpfen, aber vor allem in<br />

unseren Herzen bleiben.<br />

Liebe Grüße<br />

Sandra und Björn Anlauf<br />

Redaktion: Liebe Frau Anlauf, lieber Herr<br />

Anlauf, vielen Dank für Ihre netten Zeilen. Wir<br />

freuen uns sehr, dass diese Begegnung mit<br />

Josette durch unseren Bericht zustande kam<br />

und Sie die Welt dieser Frau kennenlernen<br />

konnten. Auch uns hat beeindruckt,<br />

wie « Tata Jojo » ihre Lebensfreude und<br />

Liebenswürdigkeit ausdrücken und damit<br />

ein ganzes Viertel und seine Besucher<br />

prägen kann. Sobald sich eine Gelegenheit<br />

bietet, werden wir sie mit Sicherheit wieder<br />

besuchen!<br />

Redaktion: Liebe Frau Sandvoss, lieber<br />

Herr Sandvoss, wir haben uns sehr über<br />

die Karte gefreut, die Sie uns nach Ihrem<br />

Abstecher nach Assignan aus Leucate<br />

geschickt haben. Herzlichen Dank<br />

dafür. Die einladende und erholsame<br />

Atmosphäre in diesem Dorf ist uns<br />

ebenfalls noch in sehr guter Erinnerung. In<br />

der Tat kann man dort sicher sein, sehr gut<br />

zu essen!<br />

Grüße an die Redaktion, und wieder ein<br />

Kompliment an Madame Chantal.<br />

Den Far Breton kenne ich aus der Bretagne in<br />

vielen Varianten. Besonders hat mir der Tipp<br />

gefallen, den Far 10 Minuten im Backofen zu<br />

lassen und dann erst zu belegen. Mir ist der<br />

Far sehr gut gelungen, aber ich habe ihn mit<br />

Äpfeln belegt, und das ist neben Pflaumen<br />

eine Anregung für den Herbst.<br />

Beste Grüße<br />

Kurt Heinen<br />

Chantal: Lieber Herr Heinen, vielen Dank<br />

für Ihr Kompliment. Sie haben recht, ein Far<br />

breton mit Äpfeln ist ebenfalls köstlich!<br />

Liebes Team von Frankreich erleben,<br />

mit einem dicken Grinsen im Gesicht habe<br />

ich den Beitrag in der letzten Herbstausgabe<br />

gelesen. Gerade zurückgekehrt von einer<br />

Wohnmobilreise durch das Nord-Pasde-Calais<br />

und die Picardie hatten wir in<br />

Épernay das Vergnügen, selbst mit einer<br />

himmelblauen Ente durch die Weinberge<br />

der Champagne zu fahren. In einem<br />

Prospekt entdeckten wir die Mög lich keit,<br />

sich in Épernay<br />

ein en<br />

2 C V a u s z u -<br />

leihen. Wir<br />

zö ger ten<br />

nicht lange<br />

und konn -<br />

ten uns –<br />

auch dank<br />

der superfreund<br />

-<br />

lichen Unt<br />

e r s t ü t z u n g<br />

des Rezeptions<br />

teams auf dem Cam ping Municipal<br />

in Épernay – diesen Wunschtraum zu<br />

unserem 30. Hochzeitstag erfüllen. Mit<br />

unserem himmelblauen Gefährt waren<br />

wir der Hingucker schlechthin. Überall<br />

begegneten uns die Menschen mit einem<br />

Lächeln im Gesicht, die Erntehelfer in den<br />

Weinbergen pfiffen uns hinterher, winkten,<br />

und der Daumen war in die Höhe gestreckt.<br />

Es machte uns einfach nur riesig Spaß, mit<br />

dem charmanten Vehikel durch die Lande<br />

zu tuckern. Höchstgeschwindigkeit 50-60<br />

km/h, unterwegs mussten wir das Gestänge<br />

am Gaspedal wieder einhängen, die<br />

Technik ist simpel, aber sie funktioniert. Was<br />

will man mehr? Nostalgie pur! Da werden<br />

Erinnerungen an die Jugend und das erste<br />

eigene Auto wach. Damals eine Charleston-<br />

Ente in bordeaux-schwarzer Lackierung.<br />

Und ein herrlicher 30. Hochzeitstag, an den<br />

wir bestimmt noch lange zurückdenken<br />

werden.<br />

Mit herzlichen Grüßen<br />

Ulrike & Frank Staub<br />

Redaktion: Liebe Frau Staub, lieber Herr<br />

Staub,<br />

vielen Dank für Ihre Nachricht. Eine Fahrt<br />

mit einer Ente über Frankreichs Straßen<br />

sorgt in der Tat immer für unvergessliche<br />

Eindrücke, vor allem durch die Reaktionen<br />

der Menschen am Straßenrand. Dieses Auto<br />

bringt alle sofort zum Lächeln, es ist daher<br />

ein gutes Mittel, um Freundschaften zu<br />

schließen. Wir werden demnächst nochmals<br />

darauf zurückkommen.<br />

Hat Ihnen unser Magazin gefallen? Haben Sie<br />

Verbesserungsvorschläge oder Anregungen?<br />

Schreiben Sie uns. Wir sind gespannt auf Ihre Meinung!<br />

Per E-Mail: leserbriefe@frankreicherleben.de<br />

Per Brief: Frankreich erleben – Leserbriefe · Ajc Presse ·<br />

57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux · Frankreich<br />

Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Fassung zu<br />

veröffentlichen.<br />

96 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>


… die Schlussverkäufe<br />

in Frankreich<br />

Es ist eine Tradition, beinahe schon ein nationales Heiligtum: Zweimal<br />

pro Jahr stürzen sich die Franzosen in die Geschäfte, um von hohen<br />

Preisnachlässen zu profitieren. Es handelt sich dabei um die Zeit der<br />

Soldes, also um die französischen Sommer- und <strong>Winter</strong>schlussverkäufe.<br />

Es geht so weit, dass manche sogar Urlaub nehmen, um<br />

sicher zu sein, zu den Ersten im Laden zu gehören. Sind diese französischen<br />

Schlussverkäufe aber wirklich so interessant? Wie funktionieren<br />

sie genau? Das habe ich für Sie herausgefunden.<br />

Was genau sind die Soldes?<br />

Für den Handel sind sie eine gute<br />

Gelegenheit, Lagerbestände abzubauen<br />

und Platz für neue Kollektionen<br />

oder neue Produkte zu schaffen. Für<br />

die Verbraucher sind sie oft eine Gelegenheit,<br />

in den Genuss interessanter<br />

Preisnachlässe zu kommen. Es ist die<br />

einzige Zeit im Jahr, in der das französische<br />

Handelsgesetzbuch – Code<br />

du Commerce – einen Wiederverkauf<br />

mit Verlust gestattet. Der Händler hat<br />

also das Recht, ein Produkt billiger<br />

zu verkaufen, als er es eingekauft hat.<br />

Wann finden die Soldes statt?<br />

In Frankreich darf zweimal pro<br />

Jahr ein solcher Schlussverkauf durchgeführt<br />

werden, jeweils für einen<br />

Zeitraum von sechs Wochen. Was<br />

den <strong>Winter</strong>schlussverkauf (Soldes<br />

d‘ hiver) angeht, so beginnt dieser am<br />

zweiten Mittwoch im Januar, es sei<br />

denn, dieser fällt auf ein Datum nach<br />

dem 12. Januar. In diesem Fall beginnt<br />

er bereits am ersten Mittwoch. Der<br />

nächste <strong>Winter</strong>schlussverkauf findet<br />

von Mittwoch 10. Januar bis Dienstag<br />

20. Februar 20<strong>18</strong> statt. Achtung:<br />

Für die Departements Meurthe-et-<br />

Moselle, Meuse, Moselle und Vosges<br />

beginnen die Soldes bereits am 2. Januar<br />

und enden am 12. Februar 20<strong>18</strong>.<br />

Der Sommerschlussverkauf (Soldes<br />

d‘ été) beginnt traditionell am letzten<br />

Mittwoch im Juni, sofern dieser nicht<br />

auf ein Datum nach dem 28. Juni fällt;<br />

in diesem Fall beginnt er am vorletzten<br />

Mittwoch im Juni. 20<strong>18</strong> beginnen<br />

die Soldes am Mittwoch 27. Juni und<br />

enden am Dienstag 7. August. Abweichende<br />

Regelungen gelten für die<br />

Departements Alpes-Maritimes und<br />

Pyrénées-Orientales (Mittwoch 4. Juli<br />

bis Dienstag 14. August 20<strong>18</strong>) sowie<br />

für Korsika (Mittwoch 11. Juli bis<br />

Dienstag 21. August 20<strong>18</strong>). Egal ob<br />

Sommer- oder <strong>Winter</strong>schlussverkauf:<br />

Am ersten Tag dürfen die Läden um 8<br />

Uhr morgens geöffnet werden.<br />

Welche Produkte sind reduziert?<br />

Reduzierte Produkte sind mehr oder<br />

weniger « alte » Produkte, die in der<br />

Folge durch eine neue Kollektion<br />

(bei Kleidung) beziehungsweise<br />

durch Neuheiten (bei technischen<br />

Produkten) ersetzt werden. Der<br />

Händler darf nur Produkte mit<br />

Preisnachlass verkaufen, die in seinem<br />

Geschäft bereits angeboten wurden<br />

und deren Rechnungen seit mindestens<br />

einem Monat bezahlt sind. Er<br />

hat nicht das Recht, während des<br />

Schlussverkaufs nachzubestellen.<br />

Welche Preisnachlässe<br />

werden gewährt?<br />

Da während des Schlussverkaufs auch<br />

ein Verkauf mit Verlust gestattet ist,<br />

gibt es keine Grenzen. Nicht selten<br />

sieht man Reduzierungen bis zu 80 %<br />

oder mehr, vor allem gegen Ende der<br />

Soldes. Im Allgemeinen beginnen<br />

die Händler mit -20 % oder -30 %<br />

und machen dann je nach Abverkauf<br />

und Lagerbestand eine sogenannte<br />

zweite und dritte Démarque (eventuell<br />

sogar noch weitere), erhöhen also den<br />

Preisnachlass. Ein Tipp: Gedulden Sie<br />

sich ruhig ein wenig, und warten Sie<br />

darauf, dass der Prozentsatz steigt, es<br />

sei denn, Sie möchten sicher sein, ein<br />

ganz spezifisches Produkt oder eine<br />

ganz bestimmte Größe zu bekommen.<br />

Wie erkennt man die<br />

reduzierten Produkte?<br />

Der Händler ist dazu verpflichtet,<br />

die reduzierten Produkte klar zu<br />

kennzeichnen. Vor allem müssen<br />

auf den Etiketten dieser Produkte<br />

sowohl der ursprüngliche als auch<br />

der neue Preis angegeben sein.<br />

Im Ausnahmefall kann sich die<br />

Angabe auf die Höhe des Nachlasses<br />

in Prozent beschränken.<br />

Welche Rechte hat der<br />

Verbraucher bei Produkten<br />

des Schlussverkaufs?<br />

Reduzierte Artikel unterliegen denselben<br />

Garantien wie andere Produkte.<br />

Im Fall von nicht offensichtlichen<br />

Fabrikationsfehlern muss ein Artikel<br />

daher umgetauscht oder der Preis<br />

zurückerstattet werden. Wenn das<br />

gekaufte Produkt dem Kunden<br />

allerdings nicht mehr gefällt oder<br />

er sich in der Größe geirrt hat, ist<br />

der Händler nicht zur Rücknahme<br />

verpflichtet. Hierauf sollte man beim<br />

Kauf also achten! Anders sieht die<br />

Rechtslage jedoch im Versandhandel<br />

aus: Bestellt ein Kunde ein Schlussverkaufsprodukt<br />

per Internet oder<br />

Telefon, so kann er dieses innerhalb<br />

einer Frist von 14 Tagen ab dem<br />

Lieferdatum zurücksenden und<br />

sich den Preis erstatten lassen.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong> · 97


IMPRESSUM/VORSCHAU<br />

Impressum<br />

Frankreich erleben ist das Ergebnis von Teamarbeit. Neben den<br />

Autoren und Fotografen tragen auch die Lektoren, Grafiker und alle<br />

anderen Mitarbeiter zur Qualität der einzelnen Artikel bei. Daher sind<br />

keine einzelnen Personen am Ende eines Artikels hervorgehoben,<br />

sondern findet die Nennung im Impressum statt.<br />

Frankreich erleben erscheint im Verlag<br />

Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />

Telefon: +33 (0)1 75 439 440 · Fax: +33 (0)1 75 434 549<br />

info@frankreicherleben.de · www.frankreicherleben.de<br />

Abonnentenbetreuung & Heftbestellungen:<br />

AVZ GmbH<br />

Storkower Straße 127a · 10407 Berlin<br />

Telefon: +49 (0)30 / 42 80 40 40<br />

Fax: +49 (0)30 / 42 80 40 42<br />

abo@frankreicherleben.de<br />

ISSN: <strong>18</strong>61-4256<br />

Gründer des Magazins: Jean-Charles Albert und Markus Harnau<br />

Herausgeber: Jean-Charles Albert<br />

Chefredakteur (V.i.S.d.P.): Jean-Charles Albert<br />

Redaktionsbüro:<br />

Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />

Telefon: +33 (0)1 75 439 440 · Fax: +33 (0)1 75 434 549<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />

Jean-Julien Bault, Sabine Beck, Guéwen Brown, Chantal Cobac, Martine<br />

Doucet, Laurent Fournerie, Alain Lardière, Ina Muñoz, Samuel Péchin,<br />

Annaïs Quetsub, Gérard Rival, Serge Robin, Sabine Schmitt<br />

Layout: Zauberhaus.eu<br />

Anzeigen:<br />

Isabelle Schmidt<br />

Telefon Frankreich: +33 (0)1 75 439 441<br />

Telefon Deutschland: +49 (0)921 44710<br />

ischmidt@frankreicherleben.com<br />

Gültige Anzeigenpreisliste: 15/<strong>2017</strong><br />

Druck: pva, Druck und Medien-Dienstleistungen GmbH, Landau<br />

Vetrieb:<br />

VU Verlagsunion KG · Am Klingenweg 10 · 65396 Walluf<br />

Telefon: +49 (0)6123 620138<br />

Sämtliche Informationen sind nach bestem Wissen und mit Sorgfalt<br />

zusammen gestellt. Eine Gewährleistung für die Rich tig keit und<br />

Vollständigkeit kann jedoch nicht über nom men wer den. Der Verlag<br />

übernimmt keine Haftung für un ver langte Ein sen dun gen. Die Redaktion<br />

behält sich die Kür zung und Bearbeitung von Leserbriefen vor. Es gelten<br />

die Geschäfts bedingungen des Verlags. Beiträge, Fotos und gra fische<br />

Dar stel lungen sind ur he ber rechtlich geschützt. Nach druck, auch auszugs<br />

weise, Ver viel fäl ti gung auf foto mecha nischen und anderen Wegen<br />

sowie Nutz ung auf Da ten trägern bedürfen der schrift lichen Zustimmung<br />

des Verlags.<br />

Frankreich erleben erscheint alle drei Monate und ist im gut sortierten<br />

Zeitschriftenhandel in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg<br />

und Südtirol sowie per Abonnement erhältlich.<br />

Einzelpreise im Handel: 5,90 E (D), 6,50 E (A),<br />

10,90 CHF (CH), 7,00 E (F/L/B/NL), 7,00 E (I)<br />

Abonnement (Preise pro Jahr): 19,90 E (D), 21,90 E (A),<br />

37,00 CHF (CH), alle anderen Länder: 26,90 E<br />

Bezugspreise beinhalten, wo erforderlich, die gesetzliche<br />

Mehrwertsteuer.<br />

© <strong>2017</strong> Ajc Presse, Bordeaux<br />

Bildnachweise (nach Seiten, Anordnung von links nach rechts, oben<br />

nach unten): Titel: Cédric Brown, Ajc Presse • S.3: Serge Robin, Ajc<br />

Presse • S.4: Serge Robin, Ajc Presse, Cédric Brown, Ajc Presse •<br />

S.6-7: Serge Robin, Ajc Presse; Seabubbles, DR; Pixabay; Luc Castel,<br />

Musée Yves Saint Laurent Paris • S.8-9: Nouvelle AOM, Ida, Luxigon;<br />

Pixabay; Serge Robin, Ajc Presse; Mairie de Paris, DR • S.10-11:<br />

Veules les Roses, DR; ASO <strong>2017</strong>; Poulehouse, DR; Serge Urvoy,<br />

Ville de Nîmes • S.12-13: DR • S.14-16: DR • S.<strong>18</strong>: DR • S.20: DR<br />

• S.21: Arte, DR; Serge Robin, Ajc Presse • S.24-30: Serge Robin,<br />

Ajc Presse • S.31: Serge Robin, Ajc Presse, Unesco Géoparc de<br />

Haute-Provence; Serge Robin, Ajc Presse • S.32-35: Serge Robin, Ajc<br />

Presse • S. 36-37: La Bonne Etape, DR • S.38-45: Serge Robin, Ajc<br />

Presse • S.46-54: Serge Robin, Ajc Presse • S. 55: CTIG, DR • S.56-<br />

57: Serge Robin, Ajc Presse • S.58-60: Serge Robin, Ajc Presse •<br />

S.61: Gouffre de Cabrespine, DR • S.62-63: Serge Robin, Ajc Presse<br />

• S.64: Cédric Brown, Ajc Presse • S.66-70: Jean-Charles Albert, Ajc<br />

Presse; Arne Thies, le Colombie • S.73 Cédric Brown, Ajc Presse •<br />

S.74-75: Maurice Albert et Nicole Cobac, Ajc Presse • S.76-81: Cédric<br />

Brown, Ajc Presse • S.86-89: Serge Robin, Ajc Presse • S.90: Serge<br />

Robin, Ajc Presse; Caviar Perlita, DR; Comité Régional de Nouvelle<br />

Aquitaine, Hervé Lefebvre • S.91: Serge Robin, Ajc Presse; Isabelle<br />

Schmidt • S.93: Chantal Cobac, Ajc Presse • S.94-95: DR • S.97:<br />

Serge Robin, Ajc Presse • S.98: Cédric Brown et Serge Robin, Ajc<br />

Presse.<br />

Auch die nächste Ausgabe von Frankreich erleben<br />

verspricht wieder spannende Einblicke.<br />

Passend zum Frühling werden<br />

Sie erfahren, dass es immer<br />

mehr zeitgenössische Künstler<br />

in Frankreich gibt, die ihre<br />

Werke inmitten der freien Natur<br />

ausstellen. Die sogenannte<br />

LANDART ist mehr als nur<br />

eine Modeerscheinung, sie ist<br />

ein ganz neuer Ansatz in Sachen<br />

Kultur und Tourismus und<br />

sorgt überall in Frankreich für<br />

schöne Überraschungen.<br />

ZWISCHEN DIJON<br />

UND LYON machen wir<br />

Halt in einer diskreten und<br />

verkannten Stadt, einer<br />

Stadt, die sich abseits der<br />

wichtigen touristischen Pfade<br />

befindet, die man daher<br />

oft links liegen lässt, obwohl<br />

sie mit echten Schmuckstücken<br />

aufwarten kann.<br />

Und vieles mehr ...<br />

Begleiten Sie uns auf<br />

einer geruhsamen Fahrt,<br />

für die man keinen Führerschein<br />

benötigt, AUF<br />

EINEM DER GE-<br />

SCHÜTZTESTEN<br />

FLÜSSE FRANK-<br />

REICHS.<br />

Ausgabe Nr. 66 - Frühjahr 20<strong>18</strong><br />

Erscheint am 22. Februar 20<strong>18</strong><br />

98 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/<strong>18</strong>


Großzügige Unterkünfte im modernen Design, eine Wellnesslandschaft<br />

mit 5 Saunen, Sonnenterrasse und Boddenblick, ein Fitnessstudio mit<br />

professionellen Geräten, ein Hobbyraum mit Billardtisch, Tischtennisplatte<br />

und Tischfußball sowie eine Lounge mit Kamin und Panoramablick,<br />

mönchgut living & spa bietet Ihnen alles, um einen perfekten Urlaub auf<br />

Rügen zu verleben. Die Lage im Herzen des romantischen Fischerdorfes<br />

Gager im UNESCO­Biosphärenreservat Südost­Rügen verspricht zudem<br />

Entspannung und Erholung inmitten unberührter Natur, nur wenige Minuten<br />

vom Ostseestrand und den berühmten Seebädern der Insel entfernt.<br />

www.moenchgut-living.de


Es gibt viele Villen in der Provence, die Sie mieten können.<br />

Doch in diese Villa werden Sie sich verlieben!<br />

Denn Sie genießen eine atemberaubende Aussicht über das weite Tal des Naturparks<br />

Lubéron, nach Gordes, auf die Monts de Vaucluse und den Mont Ventoux. Allein dieser<br />

atemberaubende Panoramablick ist unbezahlbar! Außerdem erreichen Sie in nur wenigen<br />

Minuten zu Fuß den Dorfkern von Roussillon mit seinen Geschäften und Restaurants<br />

und bekommen trotzdem wegen der geschützten Lage der Villa nichts vom Trubel im Ort<br />

mit. Schließlich bilden die provenzalische Architektur und die Einrichtung im modernen<br />

Design eine gekonnte Symbiose, die Sie so schnell nicht ein zweites Mal in der Provence<br />

nden werden.<br />

www.provence-living.fr

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