28.05.2020 Aufrufe

GAB Juni 2020

gab – seit 1996 das queere Magazin für Hessen und Baden-Württemberg.

gab – seit 1996 das queere Magazin für Hessen und Baden-Württemberg.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

16 BÜHNE<br />

DAS HESSISCHE<br />

STAATSBALLETT<br />

Die Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie haben die Pläne des Hessischen Staatsballetts<br />

durchkreuzt. Im Interview spricht Dramaturg Lucas Herrmann über Theaterarbeit im Ausnahmezustand – und kann<br />

Vorfreude auf eine Premiere noch in dieser Spielzeit wecken. *bjö<br />

Herr Herrmann, wie ist das Ensemble<br />

und das Team mit dem erzwungenen<br />

Arbeitsstopp und vor allem<br />

der andauernden Ungewissheit seit<br />

Mitte März umgegangen?<br />

Wir wurden praktisch auf der Zielgeraden<br />

unserer Wiesbadener Premiere des Doppelabends<br />

„Le sacre du printemps“ von der<br />

Theaterschließung überrascht. Bis zuletzt<br />

war unklar, ob wir die Produktion mit<br />

Choreografien von Bryan Arias und Edward<br />

Clug, die kurz zuvor sehr erfolgreich am<br />

Staatstheater Darmstadt auf die Bühne<br />

gebracht wurde, rausbringen können.<br />

Letztlich fanden wir uns am Premierentag<br />

im Homeoffice wieder. Probenmöglichkeiten<br />

bestanden von da an keine mehr.<br />

Die täglichen Nachrichten ließen keine<br />

praktikablen Prognosen zum weiteren<br />

Verlauf der Lage zu. In Videokonferenzen<br />

versammelten wir uns regelmäßig im Leitungsteam<br />

und mit dem Ensemble. Relativ<br />

schnell ließen sich dann Onlinetrainings für<br />

unsere Tänzer*innen organisieren. Das<br />

Leitungsteam vom Hessischen Staatsballett<br />

traf sich überdies beinahe täglich in<br />

digitaler Runde, um über die aktuelle Lage<br />

zu beratschlagen.<br />

Welche Alterativen konnten Sie<br />

übergangsweise für das Publikum<br />

einrichten?<br />

Seit Anfang April erstellen wir mit den<br />

„Virus Dances“ Tanzvideos für unsere Website<br />

und für Social Media-Kanäle. Darüber<br />

hinaus wollen wir den Kontakt mit unserem<br />

Publikum halten und neue Menschen<br />

für das Hessische Staatsballett begeistern.<br />

Mit „TTT – Talks, Trainings, Tasks“ entwickelten<br />

wir dafür ein Onlineformat mit<br />

öffentlichen Balletttrainings und Künstlergesprächen<br />

per Videokonferenz. Dabei<br />

hatten bisher vor allem einige unserer<br />

Tänzer*innen die Möglichkeit, die Arbeitsstände<br />

ihrer in Planung befindlichen<br />

Choreografien für das Projekt „Startbahn<br />

<strong>2020</strong>“ vorzustellen.<br />

Tänzerin Vanessa Shield<br />

FOTOS: DE-DA PRODUCTIONS<br />

Inzwischen<br />

können die<br />

Theater unter<br />

strengen Auflagen<br />

wieder<br />

öffnen. Kann<br />

das Hessische<br />

Staatsballett<br />

mit diesen<br />

Einschränkungen<br />

noch in<br />

dieser Spielzeit<br />

wieder auftreten?<br />

Haben wir<br />

dann wie beim<br />

Fußball „Geisterspiele“?<br />

Es freut uns<br />

sehr mitteilen zu<br />

können, dass wir<br />

in dieser Spielzeit<br />

mit „Startbahn <strong>2020</strong>“ noch die Möglichkeit<br />

haben, auf die Bühne zurückzukehren.<br />

In zwei Teilen an zwei Abenden werden<br />

Tänzer*innen unseres Ensembles am 5.<br />

und 6. <strong>Juni</strong> eigene Kurzchoreografien im<br />

Kleinen Haus des Hessischen Staatstheaters<br />

Wiesbaden zur Premiere bringen. An<br />

dem Projekt arbeiten die Choreograf*innen<br />

seit Monaten. Hinsichtlich der Aufführungsbedingungen<br />

bestehen einige<br />

Restriktionen, die den Tanz vor große<br />

Herausforderungen stellen. Durch den<br />

einzuhaltenden Mindestabstand sind<br />

körperliche Berührungen weitestgehend<br />

unmöglich. Duette, Trios oder anderweitige<br />

Gruppenformationen können damit<br />

im herkömmlichen Sinn nicht realisiert<br />

werden. Viele der Choreograf*innen mussten<br />

daher ihre ursprünglichen Konzepte<br />

entweder komplett verwerfen oder den<br />

gegebenen Umständen anpassen. Darüber<br />

hinaus gibt es staatlich angeordnete<br />

Zuschauerbeschränkungen, wodurch die<br />

Säle sich signifikant leeren werden. Eine<br />

„Geisterspielatmosphäre“ wird dabei aber<br />

hoffentlich nicht aufkommen. Wir versuchen<br />

der herausfordernden Lage aber auch<br />

etwas Gutes abzugewinnen und diese<br />

Einschränkungen zum Anlass zu nehmen,<br />

Tanz ganz neu zu denken.<br />

Auch die Infos zur nächsten Spielzeit<br />

wurden bereits veröffentlicht;<br />

haben die Corona-Maßnahmen<br />

darauf Einfluss genommen – und auf<br />

was können Tanzfans sich besonders<br />

freuen?<br />

Wir eröffnen die kommende Spielzeit<br />

hinsichtlich der Neuproduktionen mit<br />

dem Ballettdoppelabend „Horizonte“ mit<br />

Arbeiten der renommierten Choreografinnen<br />

Xie Xin und Sharon Eyal im Oktober in<br />

Darmstadt. Der Abend verspricht energetisch<br />

und sinnlich zu werden. Im Februar<br />

2021 hat Tim Plegges neuer Ballettabend<br />

„memento“ zur Asrael-Symphonie von

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!