GAB Juni 2020
gab – seit 1996 das queere Magazin für Hessen und Baden-Württemberg.
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GESELLSCHAFT<br />
Omaha Beach<br />
GESCHICHTE<br />
AUF DEN SPUREN<br />
Am 8. Mai ist es genau 75<br />
Jahre her, dass die deutsche<br />
Wehrmacht in Berlin die Kapitulationsakte<br />
unterzeichnet hat. Damit<br />
fand der Zweite Weltkrieg in Europa<br />
endgültig ein Ende. Jetzt, wo die letzten<br />
Zeugen der dunkelsten Seiten der<br />
modernen Geschichte nach und nach<br />
verschwinden, tauchen mehr denn<br />
je Orte der Reflexion und Erinnerung<br />
auf und gewinnen an Bedeutung.<br />
Inspiriert von vielen Geschichten rund<br />
um diese 75-jährige Freiheit bin ich mit<br />
einem Interrail-Pass von der Normandie<br />
nach Berlin gereist, um dem Weg vom<br />
D-Day bis zum Kriegsende zu folgen – auf<br />
den Spuren der alliierten Soldaten und<br />
der vielen Orte, an denen Geschichte<br />
geschrieben wurde.<br />
Auf der Strecke gibt es unzählige<br />
Museen und Erinnerungsorte mit<br />
vielen persönlichen Perspektiven auf<br />
die Geschichte. Höhepunkte sind „Le<br />
Mémorial de Caen“ und die Strände in der<br />
Normandie, an denen die alliierten Truppen<br />
aus den USA, UK und Kanada – und viele<br />
weitere Nationalitäten – landeten und die<br />
Befreiung von Europa begann. Die Szenen<br />
aus „Der Soldat James Ryan“ und „Band of<br />
Brothers“ kennt jeder. Der amerikanische<br />
Soldatenfriedhof Omaha Beach und<br />
der deutsche Friedhof in La Cambe sind<br />
beeindruckende Orte, die als Mahnmal für<br />
den Frieden wirken.<br />
OPERATION ERINNERUNGSORTE<br />
In Paris können Besucher den historischen<br />
Kampf um die Befreiung der französischen<br />
Hauptstadt im nagelneuen Musée de<br />
Liberation hautnah erleben. Im ursprünglich<br />
unterirdischen Kommandoposten des<br />
französischen Widerstands, zwanzig Meter<br />
unterhalb des Museums, koordinierte<br />
der Widerstandsheld Henri Rol-Tanguy<br />
die Befreiung von Paris. Per Augmented-<br />
Reality-Brille nehmen die Besucher die<br />
Rolle eines Journalisten ein und entdecken,<br />
was sich im August 1944 in den<br />
Räumen abspielte. Damit ist das Musée de<br />
Liberation ein Pionier der bahnbrechenden<br />
Mixed-Reality-Technologie.<br />
Der „Sunset March“ in Nijmegen ist eine<br />
tägliche Hommage von Veteranen an die<br />
alliierten Soldaten, die für die Befreiung<br />
der Niederlande kämpften. Eine neue<br />
Brücke markiert den Ort, wo die US 82nd<br />
Airborne Division am 20. September<br />
1944 im Rahmen der Operation Market<br />
Garden – eine der größten Luftoperationen<br />
der Geschichte – den Fluss<br />
Waal überquerte. 48 alliierte Soldaten<br />
starben hier. Auf der Brücke gedenken<br />
48 Straßenlaternen-Paare der Gefallenen,<br />
indem sie bei Sonnenuntergang<br />
paarweise in langsamem Marschtempo<br />
beginnen zu leuchten. Nicht weit von<br />
Nijmegen liegt Arnhem. Die dortige<br />
„Bridge Too Far“ erinnert ebenfalls an die<br />
Operation Market Garden.<br />
„There is never one story“ lautet die<br />
Botschaft des Freiheitsmuseums in<br />
Groesbeek, neu eröffnet in der wunderschönen<br />
grünen Landschaft ganz nah der<br />
deutschen Grenze. Ein einzigartiger Ort:<br />
Auf diesen Wiesen landeten im September<br />
1944 rund 8.500 US-amerikanische<br />
Fallschirmjäger während der Operation<br />
Market Garden. Das Museum erweckt<br />
die historischen Ereignisse der Befreiung<br />
durch die US, britischen, kanadischen und<br />
polnischen Truppen wieder zum Leben.