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Gewässerrestaurieren in Rahlstedt - rahlstedter kulturverein

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Abbildung 5:<br />

Der Hof auf Pellworm, <strong>in</strong> dem Liliencron wohnte<br />

Weitere Schuldner aus vergangenen Jahren meldeten sich bei Liliencron. Es<br />

blieb nichts anderes übrig, als se<strong>in</strong>e Militärpension, die ihm <strong>in</strong> diesem Jahr bewilligt<br />

wurde, zu verpfänden. Die nicht abnehmende Schuldenlast machte<br />

e<strong>in</strong>en Wiedere<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> die preußische Armee unmöglich. Die aussichtslose<br />

Lage hielt fast e<strong>in</strong> Jahr an. Am 5. September 1879 teilte er Seckendorff mit:<br />

„Am 1. October gehe ich behufs ,<strong>in</strong>formatorischer Thätigkeit und Vorbereitung<br />

für den Verwaltungsdienst’ nach Eckernförde (e<strong>in</strong>em Nest <strong>in</strong> Schleswig)<br />

auf das dortige Landrathsamt. Das haben me<strong>in</strong>e Verwandten für mich gethan.<br />

Es ist die Landrathscarrière. Ich will dem Höchsten danken, wenn ich<br />

erst Kirchspielvogt b<strong>in</strong>, etwa <strong>in</strong> Preußen: Amtsvorsteher - doch nun erst h<strong>in</strong>!<br />

- Ich habe ungeme<strong>in</strong>es Glück: denn selten wird e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>activen Offizier gestattet,<br />

sich neu vorbereiten zu dürfen“. 6 In Eckernförde entstanden die ersten<br />

Gedichte, die er als private Drucke veröffentlichte. Sie wurden später als<br />

„Borbyer-Drucke“ bekannt, benannt nach se<strong>in</strong>em Wohnsitz <strong>in</strong> Borby bei<br />

Eckernförde. Die Orig<strong>in</strong>ale werden heute <strong>in</strong> der Landesbibliothek <strong>in</strong> Kiel aufbewahrt.<br />

Die Ausbildungszeit sollte sich über zwei Jahre h<strong>in</strong>ziehen mit weiteren Stationen<br />

als stellvertretender Hardesvogt <strong>in</strong> Flensburg und als Ortsvorsteher <strong>in</strong><br />

Plön. Am 1. März 1882 erhielt er e<strong>in</strong>e selbstständige Tätigkeit auf der Insel<br />

Pellworm. Als „Königlicher Hardesvogt und Strandhauptmann von Pellworm<br />

und den Halligen“ trat er se<strong>in</strong>en Dienst an. 7 Die Harde ist die dort übliche Bezeichnung<br />

für e<strong>in</strong> Kirchspiel. Neben se<strong>in</strong>er Verwaltungstätigkeit fand er Zeit<br />

zum Schreiben, es entstanden zahlreiche Gedichte<br />

und Balladen. Die bekannteste ist die<br />

Ballade über Rungholt, das im 14. Jahrhundert<br />

bei e<strong>in</strong>er verheerenden Sturmflut untergegangen<br />

ist. Die Ballade „Trutz, Blanke Hans“ beg<strong>in</strong>nt<br />

mit den Worten „Heut b<strong>in</strong> ich über<br />

Rungholt gefahren“.<br />

Liliencron hat sich offensichtlich auf Pellworm<br />

sehr gut e<strong>in</strong>gelebt. In e<strong>in</strong>em Brief an<br />

Klaus Groth vom 21. Januar 1883 schrieb er:<br />

„Ich für me<strong>in</strong>e Person lebe gerne hier, ich spreche<br />

vollendet Plattdeutsch und habe mir bald,<br />

ohne Schmeichelei, die Herzen gewonnen...<br />

Allmählich b<strong>in</strong> ich lieber und lieber unter<br />

ihnen. Ich spreche so wie sie, ich fühle mit<br />

ihnen; da s<strong>in</strong>d sie mir bald entgegengekommen,<br />

wenn nur e<strong>in</strong>s nicht wäre, das fürchterliche<br />

Supen. Ich kann als alter Soldat tüchtig den<br />

Humpen stürzen – aber hier komme ich nicht<br />

mit, und versuche es auch gar nicht ... das Nationalgetränk<br />

ist der Theepunsch“. 8 Anerkannt<br />

wurde der Hardesvogt aber, dieser untersetzte,<br />

1,65 Meter große Beamte, der, wie berichtet<br />

wird, mit schnellem Gang und schneidigen Bewegungen,<br />

schnarrender Offiziersstimme und<br />

herzhaftem Lachen die Inselbewohner bee<strong>in</strong>druckte.<br />

9<br />

Am 27.11.1882 schrieb der Verleger Wilhelm<br />

Friedrich aus Leipzig an Liliencron und bot ihm<br />

an, se<strong>in</strong>e Gedichte „im Buchhandel zu vertreiben“.<br />

Liliencron antwortete ihm am 14.12.1882:<br />

26<br />

„Seit 14 Tagen sitzen wir auf der Insel ohne Post,<br />

und erst heute kann ich Ihnen für den so lie-

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