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Gewässerrestaurieren in Rahlstedt - rahlstedter kulturverein

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die Pflicht zur Wegeausbesserung entgegen, so dass immer wieder Beschwerden<br />

der Fuhrleute oder der Stadt Lübeck über den Zustand der Straße<br />

aufkamen. Besonders der Umstand, dass die ehemalige Brücke zwischen Altund<br />

Neu-<strong>Rahlstedt</strong> bis auf die Pfosten abgerissen worden war, um an der<br />

Furt e<strong>in</strong>en dauerhaften Vorspann zu sichern, war den Fuhrleuten e<strong>in</strong> Dorn im<br />

Auge. 6<br />

Den Bauern entlang des Weges bot sich auch die Möglichkeit, den Fuhrleuten<br />

Heu und Hafer als Futter zu verkaufen, und die Krüger konnten auf<br />

Umsatz hoffen. In <strong>Rahlstedt</strong> war seit dem 16. Jahrhundert die Hufe des<br />

Vogts mit e<strong>in</strong>er Kruggerechtigkeit – und der Pflicht, nur Möllner Bier zu verkaufen<br />

– versehen. Die an Private verpachtete Zollstelle im nahen Siek wurde<br />

von allen als H<strong>in</strong>dernis betrachtet und nach Möglichkeit umgangen: 7 Nach<br />

e<strong>in</strong>em Streit mit dem Zöllner am 6. April 1687 wurde z.B. e<strong>in</strong>e Herde von<br />

400 Ochsen gegen den Baum getrieben, so dass nur Trümmer zurückblieben.<br />

8<br />

Jeder der Hufner hatte Ochsen und Jungvieh, was notwendig war, um regelmäßig<br />

Bargeld zu erwirtschaften. Im Zentrum jeder damaligen Landwirtschaft<br />

standen allerd<strong>in</strong>gs Acker und Weide, weil jeder nur soviel Vieh<br />

halten konnte, wie mit Futtermitteln über den W<strong>in</strong>ter gebracht werden<br />

konnte. Es gab e<strong>in</strong> labiles Gleichgewicht zwischen dem Vieh, das für den Bestand<br />

des Hofes erforderlich war – Pferden und Kühen – und dem Ertrag der<br />

Äcker: Vieh war e<strong>in</strong> notwendiges Übel, um Dünger zu erzeugen. Ohne Dünger<br />

erbrachten die Äcker kaum mehr als die Aussaat. Mit Dünger konnten<br />

Getreideüberschüsse – <strong>in</strong> der Regel Roggen – erzielt sowie Kälber, Ochsen<br />

und gelegentlich e<strong>in</strong>ige Schwe<strong>in</strong>e oder Schafe verkauft werden. Das althergebrachte<br />

System der Dreifelderwirtschaft diente dazu, den Boden <strong>in</strong> der<br />

Brache zu erfrischen.<br />

In Alt-<strong>Rahlstedt</strong> waren daher die Ackerkämpe <strong>in</strong> sieben Schläge aufgeteilt,<br />

von denen immer drei Stück <strong>in</strong>sgesamt vier Jahre nicht beackert wurden.<br />

9 In die ungedüngte Aussaat des Schlages kamen im ersten Jahr<br />

Buchweizen und Dreschhafer, im zweiten Jahr – nur <strong>in</strong> diesem Jahr erhielt<br />

der Schlag e<strong>in</strong>e Verbesserung durch den Stalldung – „Mistroggen“, im dritten<br />

Jahr wurde der „Magerroggen“ angebaut, dem im vierten Jahr Roggen oder<br />

Hafer folgten. Nach dem vierten Erntejahr wurde direkt <strong>in</strong> die aufgebrochenen<br />

Stoppeln Hafer e<strong>in</strong>gesät, der dann im folgenden Jahr als „Stoppelhafer“<br />

abgeweidet wurde. Die Ernteerträge betrugen <strong>in</strong> den beiden ersten Jahren<br />

gewöhnlich das fünfte oder gar das sechste Korn 10, weil der Boden nach der<br />

Brache erholt war und im Folgejahr e<strong>in</strong>gemistet wurde. Dann aber sank der<br />

Ertrag bis auf das dritte Korn ab – den Stoppelhafer des fünften Erntejahres<br />

mit noch ger<strong>in</strong>gerem Ertrag abzumähen, lohnte die Mühe nicht mehr. In Oldenfelde<br />

wurde sehr ähnlich gewirtschaftet. Man begann dort nach der Brache<br />

allerd<strong>in</strong>gs mit Dreschhafer, dem Mistroggen folgte. Die besten Ernten<br />

erbrachten hier jedoch nur das vierte Korn. „Mistroggen“ sicherte die Ernährung<br />

und das bäuerliche E<strong>in</strong>kommen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em hohen Maße, konnte aber<br />

nur e<strong>in</strong>gebracht werden, wenn genügend Dünger vorhanden war. 11<br />

Aus diesem Grund wurde die Heide, die allen Dörfern rund um den Höltigbaum<br />

als Wirtschaftsraum zur Verfügung stand, bewirtschaftet. Hier<br />

konnten Plaggen gehauen werden, die zusammen mit dem Stallmist direkt<br />

als Bodenverbesserung untergepflügt wurden. 12 Indirekt wirkte das Aufkehren<br />

von Blättern und kle<strong>in</strong>en Zweigen, die sowohl als W<strong>in</strong>terfutter wie<br />

auch als Streu <strong>in</strong> den Ställen e<strong>in</strong>gesetzt wurden, als Verbesserung des Düngerertrags.<br />

Die Plaggenwirtschaft verarmte allerd<strong>in</strong>gs die Heiden so sehr,<br />

dass kaum Humus auf den sandigen Böden entstehen konnte, so dass e<strong>in</strong>e<br />

Ausdehnung der Äcker oder der Futterwiesen auf diese Gebiete nicht möglich<br />

war. Dennoch waren der Besitz dieses Gebietes und die ger<strong>in</strong>gfügige<br />

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