STADTBLATT_20.04
Das Osnabrück Magazin. Ausgabe April 2020
Das Osnabrück Magazin. Ausgabe April 2020
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FOTO: GEBER86|ISTOCKPHOTO.COM<br />
Die Museumstüren sind geschlossen,<br />
das MQ4 geht viral:<br />
Hausherr Nils-Arne Kässens.<br />
Wichtig ist das Wir-Gefühl<br />
Solidarität in Zeiten steigender Covid-19 Fälle –<br />
die Freiwilligen-Agentur bringt Hilfsangebote<br />
und Hilfesuchende zusammen.<br />
man kann doch eh nichts tun, sagen die einen.<br />
Doch, klar, sagen die anderen. Menschen aus<br />
Risikogruppen oder in angeordneter Quarantäne<br />
können unterstützt werden, indem, zum Beispiel,<br />
Einkäufe erledigt werden. Auch ein Hundeausführservice<br />
und ein virtueller Kaffeetisch gehören zu<br />
den solidarischen Tätigkeiten. Ohne sich in Gefahr<br />
zu begeben, können sich Menschen aus Risikogruppen<br />
engagieren, indem sie eine Telefonpatenschaft<br />
eingehen.<br />
Jeder kann sich freiwillig melden. „Wir entscheiden<br />
im Einzelfall, ob es passt. Die Wohnortnähe<br />
muss gegeben sein“, so Raphael Dombrowski,<br />
Leiter der Freiwilligen-Agentur. Besonders gefragt<br />
seien Freiwillige mit einer medizinischen oder<br />
psychologischen Ausbildung.<br />
„Wir achten stringent darauf, dass nur ein Freiwilliger<br />
einen Haushalt betreut. Wir wollen keine<br />
neuen Infektionsketten. Wir achten darauf, dass<br />
Freiwillige keinen persönlichen Kontakt zu den<br />
Hilfesuchenden haben. Der Austausch von Geld<br />
und Waren sollte gefahrlos möglich sein“, so Dombrowski.<br />
Bisher gibt es rund 1.300 Freiwillige in Osnabrück.<br />
In Kooperation mit Gruppen aus sozialen<br />
Medien, wie zum Beispiel Helfende Hand Osnabrück,<br />
werden Hilfsangebote gesammelt und Tandems<br />
gebildet.<br />
Freiwillige melden sich über das Online-Portal<br />
der Stadt Osnabrück: www.osnabrueck.de/coronavirus/ehrenamtliches-helfen.<br />
Hilfesuchende bei<br />
der Freiwilligen-Agentur unter Tel. 0541 323-4494<br />
oder -3105.<br />
IRINA ZUDINA<br />
Wir sagen Dankeschön!<br />
durch Corona zeigt sich Hilfsbereitschaft und<br />
Achtsamkeit für den Nächsten. Es zeigt sich<br />
im Privaten, es zeigt sich im Beruflichen. Viele von<br />
uns tun täglich ihr Bestes, um unsere Stadt, unser<br />
Land als eine Solidargemeinschaft zu erhalten.<br />
Unser Dank gilt den Kassiererinnen im Supermarkt.<br />
Unser Dank gilt unseren Ärzten und unserem<br />
Klinik-, Pflege- und Laborpersonal, unseren<br />
Rettungsdiensten. Unser Dank gilt den LKW-Fahrern,<br />
die uns versorgen und den Betrieben, die ihren<br />
Mitarbeitern das Home Office ermöglichen. Unser<br />
Dank gilt den Krisenstäben. Unser Dank gilt allen<br />
von uns, die Ruhe bewahren, die für ihre Mitmenschen<br />
da sind. Und auch wir, als Journalisten,<br />
tun, was wir können. Um Sie auf dem Laufenden<br />
zu halten.<br />
<strong>STADTBLATT</strong> REDAKTION UND VERLAG<br />
Möglichst viel Normalität<br />
Corona greift in unser aller Leben ein.<br />
Familie E. muss mit ihrem 2-jährigen Sohn<br />
eine ganz besondere Situation meistern.<br />
es gibt Menschen, die sorgen sich, dass Corona<br />
ihnen finanziell schadet. Andere fürchten<br />
sich vor der Vereinsamung, in die der Virus sie<br />
stürzt. Wieder andere ängstigen sich vor Versorgungsengpässen,<br />
dem Zusammenbruch der öffentlichen<br />
Ordnung. Und es gibt Menschen wie Dirk E.<br />
(Name geändert, d. Red.) aus Haste. E. ist 35, arbeitet<br />
als Lehrer. Seine Frau Tania, auch sie 35, ist gerade<br />
wieder in den Beruf eingestiegen, sie ist Ökotrophologin.<br />
Und dann sind da noch die beiden Söhne. Der älteste<br />
ist 6, erste Klasse Grundschule, sein Bruder<br />
2. „Unser Jüngster ist mit einem Herzfehler geboren<br />
worden“, sagt Dirk E. „Das zu verarbeiten war<br />
schon ziemlich schwer für uns.“ Ende 2018 ist der<br />
Fehler zwar chirurgisch korrigiert worden, „aber<br />
wir fürchten, dass er dieser Tage stärker gefährdet<br />
ist, weil eben erheblich vorbelastet.“<br />
Wie geht man um, mit einer solchen Belastung?<br />
„Man muss ruhig bleiben. Abwarten. Den Alltag<br />
möglichst entspannt gestalten. Die Hygieneregeln<br />
einhalten. Es hilft ja auch nichts, wenn du permanent<br />
Angst hast. Diese Angst überträgt sich nur<br />
auf die Kinder.“ Möglichst viel Normalität also.<br />
„Auf jeden Fall ist es nicht so, dass wir jetzt nur<br />
noch sorgenschwer durchs Leben gehen, Tag für<br />
Tag seufzend am Küchentisch sitzen“.<br />
E. lächelt ein bisschen, als er das sagt. Klar,<br />
größere Menschengruppen sind tabu. Aber völlig<br />
isoliert lebt Dirk und Tania E.s Jüngster nicht. „Natürlich<br />
geht er auch manchmal raus, spielt mit<br />
Freunden.“ Was E. stört: „Wie in der Öffentlichkeit<br />
mit diesem Thema oft umgegangen wird. Die einen<br />
verfallen in Hysterie, die anderen verharmlosen,<br />
das sei nur eine andere Spielart der Grippe. Beides<br />
ist nicht hilfreich.“ darüber, dass die Schulen jetzt<br />
geschlossen sind, ist er froh. Ein wenig zusätzliche<br />
Sicherheit.<br />
HARFF-PETER SCHÖNHERR<br />
Kreativ durch die Krise<br />
alle Museen geschlossen, alle Galerien, Theater,<br />
Kinos ... Aber das heißt nicht, dass jetzt<br />
eine kulturlose Zeit anbricht, denn es gibt ja noch<br />
Smartphone, Tablet, Notebook, PC. Viele Osnabrücker<br />
Kulturinstitutionen verlegen sich aufs Digitale.<br />
Zum Beispiel der Kunstraum hase 29, mit seiner<br />
Ausstellung, die witzigerweise „Alles Easy“<br />
heißt. Damit jeder sie sehen kann, stehen Videos<br />
bereit, mit virtuellen Rundgängen, auf der Website.<br />
Das Museumsquartier (MQ4) macht das genauso –<br />
aufwändige Filme wurden produziert, um zu zeigen:<br />
Unsere Türen sind zwar geschlossen, aber hinter<br />
ihnen herrscht keine Leere. So wie in der Stadtbibliothek,<br />
die ihre digitalen Angebote aufrecht<br />
erhält oder das Diözesanmuseum mit „Domschatz<br />
digital“. Einen besonderen Weg geht Sabine Meyers<br />
„Erzähltheater“. Hier geht jeden Tag ein neues<br />
„Märchenfenster“-Video online. Besonders spannend:<br />
Jeder kann hier zum Künstler werden.<br />
Gemeinsam gegen das Kultursterben: Die Corona-Krise<br />
bedroht die Existenz unzähliger Kulturbetriebe<br />
und freischaffender Künstlerinnen und<br />
deren Gewerke. Ein von der Lagerhalle initiiertes<br />
Solidaritätsevent soll zum Überleben der Osnabrücker<br />
Kulturbetriebe, aber auch einzelner Kulturschaffender<br />
beitragen: Es soll „Kultur ist überlebensmittel“<br />
heißen und wird ausschließlich im<br />
Netz über die Bühne gehen. Mit wem und wann?<br />
Das stand bis zum Drucktermin noch nicht fest.<br />
Mit der Solidaraktion #OShältzusammen möchte<br />
die NOZ gemeinsam mit und für die Menschen<br />
in Osnabrück und Umgebung Zeichen setzen. Zu<br />
den ersten Schritten gehört, dass die Menschen in<br />
der Region über die Angebote und Leistungen der<br />
örtlichen Geschäfte und Gastronomie informiert<br />
werden. Dazu werden aktuelle Lieferservices oder<br />
Onlineshops mit Ortsbezug online gestellt.<br />
<strong>STADTBLATT</strong> 4.2020 11