03.08.2020 Aufrufe

STADTBLATT_20.04

Das Osnabrück Magazin. Ausgabe April 2020

Das Osnabrück Magazin. Ausgabe April 2020

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

FOTO: GEBER86|ISTOCKPHOTO.COM<br />

Die Museumstüren sind geschlossen,<br />

das MQ4 geht viral:<br />

Hausherr Nils-Arne Kässens.<br />

Wichtig ist das Wir-Gefühl<br />

Solidarität in Zeiten steigender Covid-19 Fälle –<br />

die Freiwilligen-Agentur bringt Hilfsangebote<br />

und Hilfesuchende zusammen.<br />

man kann doch eh nichts tun, sagen die einen.<br />

Doch, klar, sagen die anderen. Menschen aus<br />

Risikogruppen oder in angeordneter Quarantäne<br />

können unterstützt werden, indem, zum Beispiel,<br />

Einkäufe erledigt werden. Auch ein Hundeausführservice<br />

und ein virtueller Kaffeetisch gehören zu<br />

den solidarischen Tätigkeiten. Ohne sich in Gefahr<br />

zu begeben, können sich Menschen aus Risikogruppen<br />

engagieren, indem sie eine Telefonpatenschaft<br />

eingehen.<br />

Jeder kann sich freiwillig melden. „Wir entscheiden<br />

im Einzelfall, ob es passt. Die Wohnortnähe<br />

muss gegeben sein“, so Raphael Dombrowski,<br />

Leiter der Freiwilligen-Agentur. Besonders gefragt<br />

seien Freiwillige mit einer medizinischen oder<br />

psychologischen Ausbildung.<br />

„Wir achten stringent darauf, dass nur ein Freiwilliger<br />

einen Haushalt betreut. Wir wollen keine<br />

neuen Infektionsketten. Wir achten darauf, dass<br />

Freiwillige keinen persönlichen Kontakt zu den<br />

Hilfesuchenden haben. Der Austausch von Geld<br />

und Waren sollte gefahrlos möglich sein“, so Dombrowski.<br />

Bisher gibt es rund 1.300 Freiwillige in Osnabrück.<br />

In Kooperation mit Gruppen aus sozialen<br />

Medien, wie zum Beispiel Helfende Hand Osnabrück,<br />

werden Hilfsangebote gesammelt und Tandems<br />

gebildet.<br />

Freiwillige melden sich über das Online-Portal<br />

der Stadt Osnabrück: www.osnabrueck.de/coronavirus/ehrenamtliches-helfen.<br />

Hilfesuchende bei<br />

der Freiwilligen-Agentur unter Tel. 0541 323-4494<br />

oder -3105.<br />

IRINA ZUDINA<br />

Wir sagen Dankeschön!<br />

durch Corona zeigt sich Hilfsbereitschaft und<br />

Achtsamkeit für den Nächsten. Es zeigt sich<br />

im Privaten, es zeigt sich im Beruflichen. Viele von<br />

uns tun täglich ihr Bestes, um unsere Stadt, unser<br />

Land als eine Solidargemeinschaft zu erhalten.<br />

Unser Dank gilt den Kassiererinnen im Supermarkt.<br />

Unser Dank gilt unseren Ärzten und unserem<br />

Klinik-, Pflege- und Laborpersonal, unseren<br />

Rettungsdiensten. Unser Dank gilt den LKW-Fahrern,<br />

die uns versorgen und den Betrieben, die ihren<br />

Mitarbeitern das Home Office ermöglichen. Unser<br />

Dank gilt den Krisenstäben. Unser Dank gilt allen<br />

von uns, die Ruhe bewahren, die für ihre Mitmenschen<br />

da sind. Und auch wir, als Journalisten,<br />

tun, was wir können. Um Sie auf dem Laufenden<br />

zu halten.<br />

<strong>STADTBLATT</strong> REDAKTION UND VERLAG<br />

Möglichst viel Normalität<br />

Corona greift in unser aller Leben ein.<br />

Familie E. muss mit ihrem 2-jährigen Sohn<br />

eine ganz besondere Situation meistern.<br />

es gibt Menschen, die sorgen sich, dass Corona<br />

ihnen finanziell schadet. Andere fürchten<br />

sich vor der Vereinsamung, in die der Virus sie<br />

stürzt. Wieder andere ängstigen sich vor Versorgungsengpässen,<br />

dem Zusammenbruch der öffentlichen<br />

Ordnung. Und es gibt Menschen wie Dirk E.<br />

(Name geändert, d. Red.) aus Haste. E. ist 35, arbeitet<br />

als Lehrer. Seine Frau Tania, auch sie 35, ist gerade<br />

wieder in den Beruf eingestiegen, sie ist Ökotrophologin.<br />

Und dann sind da noch die beiden Söhne. Der älteste<br />

ist 6, erste Klasse Grundschule, sein Bruder<br />

2. „Unser Jüngster ist mit einem Herzfehler geboren<br />

worden“, sagt Dirk E. „Das zu verarbeiten war<br />

schon ziemlich schwer für uns.“ Ende 2018 ist der<br />

Fehler zwar chirurgisch korrigiert worden, „aber<br />

wir fürchten, dass er dieser Tage stärker gefährdet<br />

ist, weil eben erheblich vorbelastet.“<br />

Wie geht man um, mit einer solchen Belastung?<br />

„Man muss ruhig bleiben. Abwarten. Den Alltag<br />

möglichst entspannt gestalten. Die Hygieneregeln<br />

einhalten. Es hilft ja auch nichts, wenn du permanent<br />

Angst hast. Diese Angst überträgt sich nur<br />

auf die Kinder.“ Möglichst viel Normalität also.<br />

„Auf jeden Fall ist es nicht so, dass wir jetzt nur<br />

noch sorgenschwer durchs Leben gehen, Tag für<br />

Tag seufzend am Küchentisch sitzen“.<br />

E. lächelt ein bisschen, als er das sagt. Klar,<br />

größere Menschengruppen sind tabu. Aber völlig<br />

isoliert lebt Dirk und Tania E.s Jüngster nicht. „Natürlich<br />

geht er auch manchmal raus, spielt mit<br />

Freunden.“ Was E. stört: „Wie in der Öffentlichkeit<br />

mit diesem Thema oft umgegangen wird. Die einen<br />

verfallen in Hysterie, die anderen verharmlosen,<br />

das sei nur eine andere Spielart der Grippe. Beides<br />

ist nicht hilfreich.“ darüber, dass die Schulen jetzt<br />

geschlossen sind, ist er froh. Ein wenig zusätzliche<br />

Sicherheit.<br />

HARFF-PETER SCHÖNHERR<br />

Kreativ durch die Krise<br />

alle Museen geschlossen, alle Galerien, Theater,<br />

Kinos ... Aber das heißt nicht, dass jetzt<br />

eine kulturlose Zeit anbricht, denn es gibt ja noch<br />

Smartphone, Tablet, Notebook, PC. Viele Osnabrücker<br />

Kulturinstitutionen verlegen sich aufs Digitale.<br />

Zum Beispiel der Kunstraum hase 29, mit seiner<br />

Ausstellung, die witzigerweise „Alles Easy“<br />

heißt. Damit jeder sie sehen kann, stehen Videos<br />

bereit, mit virtuellen Rundgängen, auf der Website.<br />

Das Museumsquartier (MQ4) macht das genauso –<br />

aufwändige Filme wurden produziert, um zu zeigen:<br />

Unsere Türen sind zwar geschlossen, aber hinter<br />

ihnen herrscht keine Leere. So wie in der Stadtbibliothek,<br />

die ihre digitalen Angebote aufrecht<br />

erhält oder das Diözesanmuseum mit „Domschatz<br />

digital“. Einen besonderen Weg geht Sabine Meyers<br />

„Erzähltheater“. Hier geht jeden Tag ein neues<br />

„Märchenfenster“-Video online. Besonders spannend:<br />

Jeder kann hier zum Künstler werden.<br />

Gemeinsam gegen das Kultursterben: Die Corona-Krise<br />

bedroht die Existenz unzähliger Kulturbetriebe<br />

und freischaffender Künstlerinnen und<br />

deren Gewerke. Ein von der Lagerhalle initiiertes<br />

Solidaritätsevent soll zum Überleben der Osnabrücker<br />

Kulturbetriebe, aber auch einzelner Kulturschaffender<br />

beitragen: Es soll „Kultur ist überlebensmittel“<br />

heißen und wird ausschließlich im<br />

Netz über die Bühne gehen. Mit wem und wann?<br />

Das stand bis zum Drucktermin noch nicht fest.<br />

Mit der Solidaraktion #OShältzusammen möchte<br />

die NOZ gemeinsam mit und für die Menschen<br />

in Osnabrück und Umgebung Zeichen setzen. Zu<br />

den ersten Schritten gehört, dass die Menschen in<br />

der Region über die Angebote und Leistungen der<br />

örtlichen Geschäfte und Gastronomie informiert<br />

werden. Dazu werden aktuelle Lieferservices oder<br />

Onlineshops mit Ortsbezug online gestellt.<br />

<strong>STADTBLATT</strong> 4.2020 11

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!