03.08.2020 Aufrufe

STADTBLATT_20.04

Das Osnabrück Magazin. Ausgabe April 2020

Das Osnabrück Magazin. Ausgabe April 2020

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

dort schon lange Tempo 30.“<br />

Manche Route ist zugleich auch Ein- und Ausfallstraße<br />

für rund 60.000 PKW, die täglich nach<br />

Osnabrück einpendeln, für Lieferverkehr und LKW,<br />

manche führen zur Autobahn – solange der motorisierte<br />

Verkehr nicht drastisch reduziert ist, wären<br />

solche Straßen selbst dann für Radfahrer unangenehm,<br />

wenn sie besser ausgebaut wären.<br />

Dazu zählt auch die Hannoversche Straße. Der<br />

hintere Teil der Meller Straße wäre hier die Alternative<br />

oder das, was Driehaus „Vorzugsroute“ für<br />

Radfahrer nennt: „Damit das vernünftig funktioniert,<br />

müsste man dort aber den Straßenraum neu<br />

aufteilen, also die Straße wieder umbauen. So, wie<br />

es jetzt ist, befinden sich die Radwege direkt hinter<br />

parkenden Autos“, argumentiert er.<br />

Oder die Hansastraße. Ausweichroute hier: Die<br />

Bramscher Straße. „Obwohl sie dafür viel zu eng<br />

ist, fahren dort neben PKW auch noch Busse.“ Das<br />

Problem hier, sagt Driehaus, sei das Nahverkehrskonzept,<br />

das der Rat zusätzlich zum „Radverkehrsplan<br />

2030“ beschlossen hat: „Das steht dem Radverkehr<br />

in weiten Teilen im Weg.“<br />

Daniel Doerk, Osnabrücks bekanntester Rad-Aktivist<br />

und Betreiber des Blogs „It started with a<br />

fight“, ist mit vielen Alternativ-Routen unzufrieden.<br />

Am schlimmsten, sagt er, sei für ihn die Liebigstraße<br />

als Ausweichstrecke zum Berliner Platz:<br />

„Die Schutzstreifen an den parkenden Autos sind<br />

eine Katastrophe und man wird ständig viel zu eng<br />

überholt.“<br />

Schutzstreifen, das ist ohnehin ein Reizwort für<br />

ihn. Egal, wo die sich befinden: „Wahrscheinlich<br />

gut gemeint, aber total schlecht gemacht“, sagt<br />

er. „Die Streifen, zum Beispiel an der Knollstraße,<br />

müssen weg“, sagt auch Wolfgang Driehaus. „Oder<br />

sie müssen so breit sein, dass ein Mindestabstand<br />

von 1,50 Meter zwischen Rad und PKW locker eingehalten<br />

werden kann.“<br />

Insgesamt aber seien die einfach am Straßenrand<br />

abmarkierten Radfahrstreifen „keinen Deut<br />

besser als die Hochbordradwege, weil sie viel zu<br />

schmal sind. Viel besser wären separate Radspuren<br />

oder Protected Bike Lanes.“ Solch einen geschützten<br />

Radweg gibt es am Heger-Tor-Wall: „Das muss<br />

Haseuferweg: Durchaus geeigneter Schleichweg, allerdings nicht immer ganz wetterfest<br />

Katharinenstraße: Sichere Vorzugsroute zur<br />

vielbefahrenen Martinistraße – ein wahrer Lebensretter<br />

für Biker jeglicher Couleur<br />

„Angst darf nicht ein<br />

Hinderungsgrund sein, mit<br />

dem Fahrrad zu fahren.“<br />

Daniel Doerk, Radblogger<br />

der Maßstab für die Zukunft sein“, sagt Doerk.<br />

Für die Zukunft hat Osnabrück sich einiges vorgenommen,<br />

wie im „Radverkehrsplan 2030“ festgehalten<br />

ist. Das Geld für die Umsetzung sei da,<br />

„allerdings mangelt es an personellen Kapazitäten“,<br />

sagt Daniel Doerk. Driehaus ergänzt: „Um aus<br />

Martinistraße: Für Radfahrer völlig<br />

unzumutbar und seit Jahren in puncto<br />

Umgestaltung ein Problemfall<br />

Osnabrück eine echte Fahrradstadt zu machen,<br />

reicht ein statischer Plan nicht aus – er muss angepasst<br />

werden an die Entwicklungen.“<br />

Was ihm ebenfalls fehlt, ist die Ausweisung von<br />

Vorzugsrouten: „Die müssten ausgeschildert werden,<br />

damit jeder sofort erkennt, wo er besser und sicherer<br />

fahren kann.“ Aber: „Insgesamt gibt es in<br />

Stadt und Landkreis durchaus einen Sinneswandel.“<br />

Fest steht jedenfalls: Die CDU ist bereit, Parkraum<br />

für PKW und LKW zugunsten von Radfahrern<br />

zu opfern. Zu allererst an der Pagenstecher Straße.<br />

Trauriger Anlass für diese kleine Sensation ist das<br />

jüngste in Osnabrück aufgestellte Ghostbike: Im<br />

Januar ist eine 18-jährige Radfahrerin dort von einem<br />

LKW überrollt und getötet worden.<br />

Sowohl für Wolfgang Driehaus als auch für Daniel<br />

Doerk ist diese Ausfallstraße „eine Katastrophe“.<br />

Kaum als solche erkennbare und viel zu<br />

schmale Radfahrstreifen sind dort eingequetscht<br />

zwischen der vierspurigen Fahrbahn und langen<br />

Parkstreifen, auf denen vorzugsweise LKW stehen.<br />

„Dabei sind die völlig überflüssig, denn die dort<br />

ansässigen Firmen verfügen alle über riesige Parkplätze“,<br />

sagt Driehaus.<br />

Immerhin hat die CDU in seltener Einigkeit mit<br />

den Grünen und dem als „Autofahrer-Partei“ bekannten<br />

Bund Osnabrücker Bürger (BOB) Mitte<br />

März im Rat beschlossen: Ein „umfassender Verzicht<br />

auf die vorhandenen öffentlichen Parkstreifen“<br />

werde geprüft. „Alle Parkplätze, die dem Ausbau<br />

dieser Radverkehrsverbindung zu Gute kommen,<br />

fallen weg.“<br />

Klingt tatsächlich nach Umdenken. „Angst darf<br />

in Osnabrück nicht länger der Begleiter und schon<br />

gar nicht ein Hinderungsgrund sein, mit dem Fahrrad<br />

zu fahren“, so Rad-Aktivist Daniel Doerk.<br />

<strong>STADTBLATT</strong> 4.2020 19

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!