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Sylvia Leydecker<br />
40 medAmbiente 1 · 2008<br />
Textilien mit Funktion<br />
Smarte Blümchen<br />
High-Tech-Textilien für die Innenarchitektur<br />
Die Stichworte „Textilien in der Innenarchitektur“ lassen als erstes an<br />
Blümchendekor und saisonal wechselnde Modetrends denken. Weitaus<br />
spannender sind neuartige Funktionen, die aus Textilien anspruchsvolle und<br />
innovative High-Tech-Materialien machen und daher ein großes<br />
Anwendungspotential versprechen. Die Innenarchitektin Sylvia Leydecker<br />
gewährt in ihrem Beitrag einen Einblick in die jüngsten Entwicklungen.<br />
Smart Textiles gehört die Zukunft. In Kleidung<br />
integrierte Elektronik bietet allen möglichen<br />
Komfort, wie z. B. direkt in den Stoff eingewebte<br />
Mp-3-Player die den Träger angenehm<br />
unterhalten. GPS-Module können in Zukunft in<br />
Jacken integriert zum Auffinden Demenzkranker<br />
beitragen, indem <strong>sie</strong> deren Standort übertragen<br />
– vorausgesetzt die Jacke wurde anbehalten.<br />
Mittels integrierter RFID (Radio<br />
Frequency Identification)-Tags kann der betreffende<br />
Mensch zudem identifiziert werden. Informationsübertragung<br />
durch Smart Textiles<br />
sorgt für die Kommunikation physiologischer<br />
Daten, wie z. B. Herzfrequenz oder Körpertemperatur,<br />
die zur Sicherheit der mobilen Patienten<br />
beiträgt und bei Unregelmäßigkeiten<br />
Warnsignale sendet. Bekleidung mit integrierten<br />
Sensoren erlaubt also die medizinische<br />
Überwachung von Körperfunktionen, dient<br />
ebenso zur Datenübertragung und kommt damit<br />
dem bevorstehenden erhöhten Pflegeaufkommen<br />
entgegen. In Zukunft wird die Entwicklung<br />
der Integration elektronischer<br />
Funktionen hinsichtlich des Patientenmonitoring<br />
weiter vorangetrieben.<br />
Zeit für Menschen<br />
Neben Smart Textiles im Fashion-Bereich gibt<br />
es nun auch smarte Bodenbeläge: Das textile<br />
Bodenbelags-Underlay „Smart floor“ wurde im<br />
Projekt „Thinking carpet“ in der Zusammenarbeit<br />
zwischen einem Chip- und Teppichproduzenten<br />
entwickelt und verfügt über integrierte<br />
Chips mit deren Hilfe verschiedene<br />
Funktionen erfüllt werden können. RFID-Roboter<br />
orientieren sich auf der Oberfläche und<br />
können beispielsweise eine automati<strong>sie</strong>rte Reinigung<br />
ausführen. Noch viel interessanter für<br />
Krankenhäuser und Pflegeheime, sind dadurch<br />
mögliche automati<strong>sie</strong>rte Transporte, die dem<br />
Personal viel Lauferei und damit Zeit ersparen.<br />
Leere Betten, Medikamente und anderes finden<br />
auf diese Weise ihren Bestimmungsort.<br />
Auf den ersten Blick erscheinen diese Entwicklungen<br />
faszinierend, auf den zweiten beängstigend<br />
und schließlich auf den dritten Blick besteht<br />
die Aussicht, dass durch gesteigerte<br />
Sicherheit und Komfort in Zukunft mehr Zeit<br />
für echte zwischenmenschliche Kommunikation<br />
bleibt.<br />
Textilien haftet im Gesundheitswesen das Stigma<br />
an, unhygienisch zu sein – hier setzt eine<br />
interessante Entwicklung an: Antibakterielle<br />
Stoffe können dazu beitragen, die große Zahl<br />
der Krankenhaus-Infektionen zu reduzieren<br />
und damit sogar Leben zu retten. Die Stoffe<br />
können z. B. als Polsterstoff oder Vorhang eingesetzt<br />
werden, als Kleidungsstück Neurodermitikern<br />
helfen oder auch als Bettwäsche in<br />
Aktion treten. Der Trend des zunehmenden<br />
Einsatzes von Textilien in der Innenarchitektur<br />
von Krankenhäusern kann damit ergänzt werden.<br />
Die Wirkung beruht auf Unmengen winzigster<br />
nanoskaliger Silberpartikel, wäscht sich<br />
nicht aus und ist dauerhaft.<br />
Luftreinigende Textilien, die positiv das Raumklima<br />
unterstützen können, sind eine weitere<br />
Variante: <strong>sie</strong> finden sich beispielsweise am Boden<br />
in Form von Teppich oder auch am Fenster<br />
als Gardine. Unangenehme Gerüche und Schadstoffe<br />
wie Formaldehyd werden dabei durch oxidative<br />
Katalyse in ihre Bestandteile zerlegt.<br />
Das Pendant dazu bilden Textilien mit integrierten<br />
Duft-Mikrokapseln. Diese geben gezielt<br />
durch mechanische Reibung wie z. B.<br />
Hinsetzen Duftstoffe frei. Dabei platzen<br />
mikroskopisch kleine in das Textil integrierte<br />
mit Duftstoff gefüllte Kapseln auf und es duftet<br />
beispielsweise nach Leder.<br />
3D kontra Dekubitus<br />
Ebenfalls ganz nah am Menschen, agieren in<br />
der Pflege 3D-Abstandsgewirke bzw. Spacer<br />
Fabrics. Als Problemlöser in Form von<br />
Matratzenkomponente, Bettauflage oder Rollstuhlkissen<br />
sind <strong>sie</strong> für erheblich verminderten<br />
Auflagedruck bei gleichzeitig erhöhter<br />
Atmungsaktivität verantwortlich. Die Druckbelastung<br />
und das Entstehen von Dekubitus<br />
wird mit ihrer Hilfe deutlich reduziert.<br />
Der Begriff Lotuseffekt ist allgemein als<br />
wasserabstoßende Funktion bekannt. Unbekannt<br />
ist dagegen, dass es bislang keinen Stoff<br />
auf dem Markt gibt, der das Label „Lotus-Effect“<br />
für eine selbstreinigende Oberfläche wirklich<br />
trägt – Markisen werden wohl den Anfang<br />
machen. Durch die mikroraue Oberfläche hält<br />
ein solcher Stoff mechanischen Belastungen<br />
wie der einer Waschmaschine definitiv nicht<br />
stand. Unabhängig davon existiert eine Vielzahl<br />
wasserabweisender und leicht zu reinigender<br />
(Easy-to-clean) Stoffe auf dem Markt,<br />
die Komfort hinsichtlich der Pflegeleichtigkeit<br />
bieten.