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D 58 761<br />
11. Jahrgang<br />
Februar 2008<br />
1<br />
medAmbiente<br />
EINRICHTUNGSKONZEPTE, GESTALTUNGSTRENDS<br />
& MODERNE DIENSTLEISTUNGEN<br />
Titelstory | Wohnen heißt zufrieden sein<br />
Interview | Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt<br />
Schwerpunkt | Senioren<br />
www.<strong>gitverlag</strong>.com
BESUCHEN SIE UNS<br />
AUF DER Altenpflege<br />
+ProPflege HALLE 2<br />
STAND C75<br />
Der GIT VERLAG und 100% interior laden ein<br />
ins Pflegezimmer von morgen<br />
Wer die medAmbiente PLACES im Mainzer Hyatt Regency Hotel verpasst hat,<br />
bekommt jetzt eine neue Chance: Das „Pflegezimmer von morgen“ hat einen<br />
neuen Auftritt – auf der Altenpflege + ProPflege in Hannover. Die Präsentation<br />
dieses begehbaren Musterzimmers ist auf enorme Resonanz und großen Zuspruch<br />
gestoßen. Sie ist eine gelungene Kooperation von medAmbiente und der<br />
Innenarchitektin Sylvia Leydecker mit ihrem Büro 100% interior, die das Zimmer<br />
konzeptioniert und entworfen hat. Verschaffen Sie sich einen Eindruck dessen,<br />
was machbar und wünschbar ist – wir laden Sie ein, sich an Stand C 75 von<br />
medAmbiente in Messehalle 2 kompetent und ausführlich informieren zu lassen.<br />
Im Pflegezimmer von morgen können Sie persönlich einen Spaziergang in einer<br />
Wohnwelt machen, wie <strong>sie</strong> in einem Pflegeheim Wirklichkeit sein kann. Eingang,<br />
Bad, Wohn- und Schlafbereich – das sind die klar von einander abgegrenzten<br />
Funktionsbereiche des Konzepts. Sie sind ineinander verzahnt, jede Funktion<br />
ist durchdacht ins Ganze integriert – und dennoch lassen sich Ruhe und Schlaf,<br />
Kommunikation und Essen klar von einander trennen. Der Mensch steht hier im<br />
besten Sinne im Mittelpunkt, er bleibt selbstständig und fühlt sich wohl – beides<br />
Voraussetzungen, die ein Pflegeheim attraktiv machen.<br />
Die Ausstatter des Pflegezimmers auf dem GIT Messestand:<br />
� ADO Gardinenwerke GmbH & Co. KG (Halle 2, Stand E30)<br />
� BIS Walraven GmbH<br />
� CAPAROL Farben Lacke Bautenschutz GmbH<br />
� Dietiker AG (Halle 2, Stand B23)<br />
� Dometic GmbH<br />
� Forbo Flooring GmbH (Halle 2, Stand B24)<br />
� Herbert Waldmann GmbH & Co. KG (Halle 5, Stand A50 und Halle 2, Stand A92)<br />
� NORMBAU Beschläge und Ausstattungs GmbH<br />
� Novar GmbH – a Honeywell Company (Halle 2, Stand A68)<br />
� Resopal GmbH<br />
� Trevira GmbH<br />
� Wissner-Bosserhoff GmbH (Halle 2, Stand A64 und Halle 5, Stand A50)<br />
www.<strong>gitverlag</strong>.com<br />
Halle 2 · Stand C75
Ein starkes Team<br />
2007 war für medAmbiente ein sehr erfolgreiches Jahr! –<br />
Dies ist kurz und unbescheiden <strong>uns</strong>er Jahresrückblick.<br />
Schon seit der Veröffentlichung <strong>uns</strong>erer neuen Mediadaten<br />
im Oktober letzten Jahres schauen wir mit Neugier und<br />
hohen Erwartungen nach vorn auf das Jahr 2008.<br />
Zu Beginn des neuen Jahres verdient das WIR an dieser<br />
Stelle eine besondere Würdigung. Denn hinter der<br />
„Doppelspitze“ der medAmbiente – mit Matthias Erler<br />
<strong>uns</strong>erem Chefredakteur, und Bernhard Schroth, dem<br />
Objektleiter der Zeitschrift – steht ein starkes Team, das<br />
längst aus den Startblöcken heraus und schon mit voller<br />
Power auf der Strecke ist.<br />
Das Healthcare-Team des GIT VERLAGs ist die Basis,<br />
auf die sich auch der Erfolg von medAmbiente gründet.<br />
Die Kolleginnen und Kollegen in der Redaktion tragen<br />
mit ihrer Expertise und ihren persönlichen Netzwerken<br />
dazu bei, dass wir in medAmbiente schon frühzeitig die<br />
aktuellen Trends aufzeigen, die für <strong>uns</strong>ere Leser wichtig<br />
und interessant werden könnten.<br />
So werden wir Sie auch 2008 mit wichtigen Fakten,<br />
richtungweisenden Beispielen, aktuellen Erfahrungsberichten<br />
und interessanten Expertenmeinungen<br />
versorgen. Wir werden in bewährter Manier aktuell und<br />
praxisnah über Veränderungen und Entwicklungstrends im<br />
sozialen, politischen und ökonomischen Gefüge und über<br />
die sich daraus entwickelnden Konsequenzen für die<br />
Einrichtungen der institutionellen Pflege und<br />
medizinischen Versorgung berichten.<br />
Dass es sich hierbei nicht um einen der oft flüchtigen<br />
Vorsätze zu Beginn eines neuen Jahres handelt, beweisen<br />
wir Ihnen gleich mit <strong>uns</strong>erer ersten Ausgabe in<br />
diesem Jahr. Zum Thema Senioren, dem Schwerpunktthema<br />
dieses Heftes, kommen gleich zwei<br />
Bundesministerinnen zu Wort. Bundesgesundheitsministerin<br />
Ulla Schmitt äußert sich im Interview zum von<br />
ihr initiierten Leuchtturmprojekt Demenz, das zur<br />
Verbesserung der medizinischen und pflegerischen<br />
Versorgung von Demenzkranken beitragen will. Eine der<br />
Vorgängerinnen von Frau Schmidt, Frau Bundesministerin<br />
a.D. Prof. Ursula Lehr – zugleich eine bedeutende<br />
Gerontologin der ersten Stunde – gibt im Interview unter<br />
anderem eine Prognose ab zu den Folgen der starken<br />
Veränderungen der Alterstruktur in <strong>uns</strong>erer Gesellschaft.<br />
In Objektberichten und Fachartikeln vermitteln wir Ihnen<br />
darüber hinaus einen tieferen Einblick in interessante<br />
Projekte und neue Entwicklungen.<br />
Schließlich können wir <strong>uns</strong>eren Lesern mit der Zeitschrift<br />
abacus, einem regelmäßig erscheinenden Magazin<br />
der Health & Care Network Group (HCNG), das dieser<br />
und zukünftigen Ausgaben von medAmbiente beiliegen<br />
wird, eine ergänzende attraktive Informationsquelle rund<br />
um das Thema Farbe und Raumgestaltung an die<br />
Hand geben.<br />
Sie sehen, es lohnt sich auch weiterhin, medAmbiente<br />
zu lesen und sich von <strong>uns</strong> informieren zu lassen. Bleiben<br />
Sie <strong>uns</strong> auch in 2008 gewogen.<br />
Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen – und<br />
lassen Sie in 2008 ruhig auch einmal Ihre Kolleginnen<br />
und Kollegen einen Blick in medAmbiente werfen.<br />
Bernhard Schroth Matthias Erler<br />
Editorial<br />
medAmbiente 1 · 2008 1
6<br />
18<br />
2 medAmbiente 1 · 2008<br />
Inhalt<br />
14<br />
26<br />
Editorial<br />
1 Ein starkes Team<br />
B. Schroth, M. Erler<br />
Gesundheitsökonomie + Management<br />
6 Leuchtturmprojekt Demenz<br />
Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt im Gespräch<br />
8 Fahrplan für Bauherren<br />
Wie man Altenpflegeheime systematisch entwickelt<br />
Hartmut Biering<br />
10 Migration und Alter<br />
Altenpflege für türkische Senioren<br />
Interview mit Celal Altun<br />
12 Tee und Tawla<br />
Das türkische Seniorenheim in Berlin-Kreuzberg<br />
Architektur und Bau<br />
14 Herzkammer der Nation<br />
Sanierung der Uniklinik Köln: Neues Herzzentrum<br />
16 Umbau im laufenden Betrieb<br />
Sanierung des Caritas Altenheims St. Kunigund<br />
17 Linoleum: Inspiriert von der Natur<br />
Titelstory<br />
18 Wohnen heißt zufrieden sein<br />
Lebensqualität und Ambiente in Senioreneinrichtungen<br />
Schwerpunkt Senioren<br />
20 Prävention vor Pflege<br />
Vorbereitung auf eine älter werdende Gesellschaft<br />
Ein Gespräch mit Ursula Lehr<br />
22 VergesseninderzweiteHeimat<br />
Migration und Demenz in deutschen Pflegeheimen<br />
Ines Jonas<br />
24 Licht im Bewohnerzimmer<br />
Gute Beleuchtung sichert Lebensqualität<br />
26 Unterwegs zu einer demenzfreundlichen<br />
Architektur<br />
Aktuelle Entwicklungen im Pflegeheimbau<br />
Prof. Schmieg und Dr.-Ing. Gesine Marquardt<br />
28 Sicherheit und Behaglichkeit<br />
29 Einfühlungsvermögen und Erfindungsgeist<br />
Hilfe zum selbstständigen Essen
30 Hanteln für Hochbetagte<br />
Fitness im Seniorenheim ist im Kommen<br />
Prof. Dr. Heinz Mechling<br />
Innenraum und Objekteinrichtung<br />
32 Atmosphärisches Marketing<br />
Ein Best-Practice-Beispiel aus der Marketingpraxis<br />
Linda Mittelstaedt<br />
34 Würden Sie sich einen Seniorenteller bestellen?<br />
Über Universal Design<br />
Thomas Bade<br />
36 Raumakustik zum Wohlfühlen<br />
Ein Gespräch mit dem Akustik-Fachmann Wolfgang Eberhard<br />
38 100Quadratmeterin6Stunden<br />
Neuer Bodenbelag – schnell und ohne Betriebsstörung<br />
39 Demenz im Dialog<br />
Julia Kratzer, Dr. Jörg Raach<br />
Textilien mit Funktion<br />
40 Smarte Blümchen<br />
High-Tech-Textilien für die Innenarchitektur<br />
42 Funktionelle Textilien<br />
Innovative Materialien für den Gesundheitsbereich<br />
Kolumne<br />
46 Der Zeit voraus<br />
Insa Lüdtke<br />
Sicherheit<br />
48 Vernetzte Betreuung<br />
Neue Herausforderungen für die Pflegekommunikation<br />
3. US Firmenindex, Impressum<br />
44, 45, 47 Produkte<br />
4, 5, 43 Meldungen<br />
Teilbeilagen:<br />
� ABACUS<br />
� Landesmesse Stuttgart<br />
Titelbild<br />
WIBU Gruppe, Ahrensburg<br />
www.wibu-gruppe.de<br />
Foto: WIBU Wohngruppenkonzept<br />
Titelstory Seite 18<br />
34<br />
Inhalt<br />
36<br />
40<br />
42<br />
medAmbiente 1 · 2008 3
4 medAmbiente 1 · 2008<br />
Meldungen<br />
Wohngruppenkonzepte auf<br />
der Altenpflege<br />
Auf der Altenpflege + ProPflege 2008 präsentiert<br />
die WIBU-Gruppe neue Produkte und Konzepte in<br />
den Geschäftsbereichen „Objekteinrichtung“,<br />
„Textil“, „Medizinischer Bedarf“ und „Service<br />
und Wartung“. Gemäß dem Leitbild “Dienstleistungen<br />
und Produkte für Menschen“ steht auch<br />
der Mensch im Mittelpunkt aller Aktivitäten auf<br />
dem Messestand. Der Geschäftsbereich „Objekteinrichtung“<br />
stellt zwei Wohngruppenkonzepte<br />
für Senioreneinrichtungen in einer Sonderausstellung<br />
vor – hier werden Einrichtungsansätze für<br />
Neu- und Umbauten praxisnah erläutert. Den<br />
Geschäftsbereich „Medizinischer Bedarf“ kann<br />
der Besucher hautnah und lebensgroß erleben –<br />
eine neue interaktive Art, Produkte und Dienstleistungen<br />
kennenzulernen. Pünktlich zur Messe<br />
erscheint der neue Gesamtkatalog „Medizinischer<br />
Bedarf“ mit einem Spezialsortiment für den<br />
Demenzbereich. Der Geschäftsbereich Textil, der<br />
inzwischen zu den führenden Anbietern in<br />
Deutschland gehört, präsentiert einige Neuentwicklungen<br />
im Textilbereich sowie eine neue<br />
Berufsbekleidungs-Kollektion mit innovativer<br />
Gewebetechnologie. Eine Modenschau gibt es<br />
dazu täglich um 11.00 Uhr und 15.00 Uhr.<br />
www.wibu-gruppe.de<br />
Altenpflege + ProPflege 2008: Halle 2, Stand B 34<br />
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Light+Building 2008<br />
Die Light+Building, Internationale Fachmesse für Architektur und Technik, präsentiert sich vom 6. bis<br />
11. April 2008 in Frankfurt am Main als weltgrößte Innovationsplattform ihrer Branche. Die Messe<br />
Frankfurt rechnet mit rund 2.100 Ausstellern, die ein umfassendes Angebot bereithalten für Architekten,<br />
Innenarchitekten, Designer und Ingenieure ebenso wie für Handwerker, Handel und Industrie.<br />
Auf dem nahezu ausgebuchten Frankfurter Messegelände (230.000 Quadratmeter Bruttofläche) werden<br />
alle nationalen und internationalen Marktführer aus den drei gewerkeübergreifenden Bereichen<br />
Licht, Elektrotechnik und Haus- und Gebäudeautomation vertreten sein.<br />
„Der Erfolg der Light+Building beruht vor allem auf dem Verbundkonzept, das alle wichtigen Gewerke<br />
vereint“, sagt Dr. Michael Peters, Geschäftsführer der Messe Frankfurt. „Dieser Vorteil zeigt sich gerade<br />
beim immer stärker bestimmenden Thema Energieeffizienz, das für die Technik ein ebenso wichtiger<br />
Innovationstreiber ist wie für den Designbereich. Die Light+Building ist mit ihrem Angebot die ideale<br />
Plattform, die diese beiden Bereiche zusammenführt.“ Wichtige Gewerke, die bei der Planung, dem Bau<br />
oder der Bewirtschaftung eines Gebäudes beteiligt sind, werden zur Light+Building 2008 auf insgesamt<br />
18 Hallenebenen zusammengeführt. Die rund 135.000 erwarteten Fachbesucher bekommen auf<br />
dem Frankfurter Messegelände das Neueste aus den Bereichen Licht, Elektrotechnik und Haus- und<br />
Gebäudeautomation zu sehen. Ab 2008 ist die Light+Building statt fünf erstmals sechs Tage geöffnet.<br />
Mit etwa 1.500 teilnehmenden Firmen im Lichtbereich bietet die Light+Building die weltgrößte Bühne<br />
für den Lichtmarkt. Besucher finden in Frankfurt das Gesamtspektrum der Lichttechnik unter einem<br />
Dach: unter anderem technische Leuchten und Lampen in allen Variationen und für alle Anwendungen<br />
sowie dekorative Leuchten für den Wohn- und Objektbereich in den Stilrichtungen modernes Design,<br />
klassisch-modern und klassisch traditionell. Technische Leuchten und Lampen sind in den Hallen 3 und<br />
4 sowie im Forum und in der Festhalle vertreten, der Bereich Urban Lighting mit seiner Vielfalt an<br />
Außenleuchten ist in der Halle 5.0 ange<strong>sie</strong>delt und Technische Designorientierte Leuchten in den Hallenebenen<br />
1.1 und 1.2. Dekorative Leuchten für den Objekt- und Wohnbereich werden in den Hallenebenen<br />
5.1, 6.1 zu finden sein, Vollsortimente und Dekoratives Zubehör in den Ebenen 6.0, 6.2 und 10.1.<br />
www.light-building.messefrankfurt.com<br />
Heimtextil 2008 bilanziert mit leichtem Besucheranstieg<br />
Mit einem Ergebnis von 86.378 Besuchern (2007: 85.824) aus 125 Ländern und 2.844 Ausstellern aus<br />
65 Ländern eröffnet die Heimtextil, internationale Fachmesse für Wohn- und Objekttextilien, in Frankfurt<br />
am Main das textile Branchenjahr. „Die solide Präsenz von Ausstellern und Besuchern aus allen<br />
fünf Kontinenten und die starke Nachfrage von Seiten des Handels, aus Inneneinrichtung, Design und<br />
Architektur haben zu einem sehr erfreulichen Ergebnis für die Heimtextil geführt. Damit setzt die<br />
Heimtextil für ihre Branche ein positives Signal,“ bewertet Messe Frankfurt-Geschäftsführer Detlef<br />
Braun die Heimtextil 2008. Die Branche <strong>sie</strong>ht sich in Europa und A<strong>sie</strong>n produktionsseitig weiteren Umbrüchen<br />
sowie Export- und Umsatzschwankungen durch den starken Euro und die schwache US-Währung<br />
ausgesetzt. Mit Blick auf die Absatzmärkte jedoch zeichnen sich konsumfreundliche Perspektiven<br />
für 2008 ab, hieß es. Von den 86.378 Fachbesuchern kamen 30.902 aus dem Inland (2007: 30.982).<br />
Aus dem Ausland reisten 55.476 Besucher an. Das entspricht 64 % (2007: 64 %). Die größten<br />
Besuchernationen sind Italien, gefolgt von Großbritannien, Spanien, Griechenland, China, den USA,<br />
Frankreich, der Türkei, den Niederlanden, Polen und Indien.<br />
www.messefrankfurt.com<br />
Windmöller Flooring erfolgreich mit Designline<br />
Die Windmöller Flooring GmbH & Co. KG wurde im Januar letzten Jahres von Matthias Windmöller gegründet<br />
und vertreibt seit Mai 2007 mit der neuen Produktlinie Designline attraktive Designbeläge in<br />
Deutschland und Europa. Erklärtes Ziel des Unternehmens ist es, den deutschen und europäischen<br />
Markt für Objektbodenbeläge mit innovativen und marktgerechten Produkten langfristig zu bedienen.<br />
„Bestätigt durch zweistellige Zuwachsraten der Designbeläge in den letzten Jahren liegen wir mit Designline<br />
absolut im Trend. Gerade der Bedarf im Objektbereich, wie z. B. der Einsatz von Designbelägen<br />
in Seniorenheimen, im Ladenbau, Gastronomie etc. weist weiterhin ein enormes Wachstumspotential<br />
auf,“ so der geschäftsführender Gesellschafter Matthias Windmöller. Mit vier qualitativ aufeinander<br />
abgestimmten Kollektionen, 40 trendigen Designs, einem qualifizierten Außendienst-Team und ausgefeiltem<br />
Verkaufspaket ist die Windmöller Flooring perfekt für den Objektmarkt gerüstet. Alle Kollektionen<br />
sind mit einer PU-Oberflächenvergütung ausgestattet, so dass eine hohe Strapazierfähigkeit und<br />
einfachste Reinigung & Pflege der Kollektionen gewährleistet wird.<br />
Windmöller Flooring GmbH & Co.KG | Tel.: 05231/60225-0 | Fax: 05231-60225-99<br />
info@windmoeller-flooring.de | www.windmoeller-flooring.de<br />
Altenpflege + ProPflege 2008: Halle 2, Stand D9
Altenpflege+ProPflege 2008 in Hannover<br />
Der Fachkongress zur Altenpflege+ProPflege 2008 bietet 75 Einzelveranstaltungen<br />
mit 100 Referentinnen und Referenten über neue Entwicklungen und<br />
Trends in der Pflege an. Das Programm umfasst 50 Seminare, 15 Workshops<br />
und zehn KompaktSessions. Expertenforen zu Praxisthemen. Das Forum<br />
Küche und Hauswirtschaft, das vom Berufsverband Hauswirtschaft in Zusammenarbeit<br />
mit der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) ausgerichtet<br />
wird, beschäftigt sich unter dem Motto „Im Alter rundum gesund“<br />
mit Esskultur und Lebensart im Alter. Es geht um eine ansprechende Gestaltung<br />
der Ernährung im Alter, um Menübringdienste und Trends in der Verpflegung<br />
sowie um interkulturelle Altenpflege. Ein weiteres Thema ist die<br />
Bedeutung der Esskultur gerade auch für Menschen mit Demenz oder Kau-<br />
und Schluckbeschwerden in Altenheimen.<br />
Das mittlerweile dritte Europa-Forum beschäftigt sich mit Pflegeeinrichtungen<br />
in Europa und mit der Freizügigkeit von Arbeitnehmern. Veranstalter<br />
sind der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa), die European<br />
Confederation of Home Care Organisations (E.C.H.O.) und Vincentz Network.<br />
Unternehmer im Pflegemarkt müssen sich auf die Herausforderungen<br />
eines gemeinsamen europäischen Binnenmarktes mit 27 Mitgliedsstaaten<br />
einstellen. Über die Fragen, die sich daraus für Arbeitnehmer und Arbeitgeber<br />
ergeben, diskutieren Experten des bpa und der E.C.H.O. mit Politikern.<br />
Die bereits zum fünften Mal organi<strong>sie</strong>rte Sonderschau „Lebensräume 2008“<br />
präsentiert unter dem Motto „leben. wohnen. arbeiten“ Produkte, Dienstleistungen<br />
und Architekturlösungen für zukünftige Wohn- und Arbeitssituationen.<br />
Darüber hinaus wird unter dem Stichwort „Universal Design“ vorgeführt,<br />
wie Produkte und Architektur gestaltet werden – und zwar so, dass<br />
<strong>sie</strong> Menschen aller Altersstufen problemlos nutzen können. Kreative Ansätze<br />
für die Zukunft der Pflege verspricht der fünfte internationale studentische<br />
Design-Wettbewerb „Lebens(t)räume“.<br />
www.altenpflege-propflege.de<br />
BDIA für mehr Raumqualität<br />
Am 7. und 8. März 2008 engagieren sich 120 Innenarchitektinnen und Innenarchitekten<br />
in zahlreichen deutschen Städten mit der Aktion „Innenarchitektur<br />
offen für mehr Raumqualität“. Unter dem Motto „(S)Innenarchitektur<br />
– Hinter der Fassade geht`s weiter“ wird in bundesweiten Informations-Veranstaltungen<br />
auf die Rolle der Räume für das menschliche Sinnesempfinden,<br />
Wohlgefühl und die Gesundheit hingewiesen. Die Aktion des Bundes Deutscher<br />
Innenarchitekten (BDIA) lädt ein, sich mit dem Innenleben von Gebäuden<br />
und seinen Auswirkungen auf den Alltag hautnah auseinanderzusetzen.<br />
Die Besucher erhalten einen Einblick in die Leistungen zeitgenössischer Innenarchitektur<br />
und erfahren mehr zu Trends bei Umbau, Moderni<strong>sie</strong>rung und<br />
gesundem Wohnen.<br />
Wie in Gebäuden und Räumen, wie u.a. in Arztpraxen und Krankenhäusern<br />
ein Innenleben entsteht, das die Sinne anspricht und beflügelt, wird die<br />
Aktion sichtbar, hörbar und erlebbar machen: Werkschauen, Objekt- und<br />
Baustellenführungen, Vorträge und Gespräche öffnen Einblicke in eine heimliche<br />
Welt. „Innenarchitekten werden oft als Luxusarchitekten oder Möbelhändler<br />
interpretiert“, erläutert der neue BDIA-Präsident Professor Rudolf<br />
Schricker, „doch ihr eigentliches Anliegen ist das am Mensch und seinen<br />
Sinnesempfindungen orientierte Bauen, das Erschaffen gesunder Räume.“<br />
Selbst Neubauten könnten sich, so die Veranstalter, kurz nach Erstbezug<br />
als „unpassend“ erweisen, wenn an individuellen Lebens- oder Arbeitsgewohnheiten<br />
und Bedürfnissen vorbeigeplant wurde. Dies zeige sich nicht nur<br />
bei Wohnhäusern, sondern auch bei Büros, Geschäften, Kanzleien und<br />
Praxen oder Kliniken, Seniorenheimen, Kindergärten oder sogar in Kirchen,<br />
wo das Gefühl der Geborgenheit ein besondere Rolle spielt. Schlüsselwort<br />
und Trendbegriff für die neue Qualität der Innenarchitektur ist „Human<br />
Design“ – sinnliche Materialien, sinnvolle Raumkonzepte und intelligente<br />
Techniklösungen für Menschen in verschiedenen Lebenssituationen.<br />
BDIA Bund Deutscher Innenarchitekten | www.bdia.de<br />
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6 medAmbiente 1 · 2008<br />
Gesundheitsökonomie und Management<br />
Mit der Zahl der Hochaltrigen<br />
in <strong>uns</strong>erer Gesellschaft wird die<br />
Zahl der an Demenz Erkrankten in<br />
den kommenden zehn Jahren<br />
signifikant steigen. Das vom<br />
Bundesgesundheitsministerium<br />
initiierte „Leuchtturmprojekt<br />
Demenz“ möchte dazu beitragen,<br />
dass Betroffene trotz ökonomischen<br />
Drucks ein menschenwürdiges<br />
Leben führen können und die<br />
bestmögliche medizinische und<br />
pflegerische Versorgung erhalten.<br />
Unter den Versorgungsangeboten<br />
sollen, so das Ziel des Projekts, die<br />
besten identifiziert und weiter-<br />
entwickelt werden, Defizite bei der<br />
Umsetzung einer evidenzba<strong>sie</strong>rten<br />
pflegerischen und medizinischen<br />
Versorgung demenziell Erkrankter<br />
sollen beseitigt und es soll eine<br />
zielgruppenspezifische Qualifizie-<br />
rung für in der Versorgung<br />
engagierte Personen und beteiligte<br />
Berufsgruppen erreicht werden.<br />
Hierfür werden in den Jahren 2008<br />
und 2009 rund 13 Mio. �<br />
eingesetzt. Matthias Erler von<br />
medAmbiente hat die<br />
Bundesministerin Ulla Schmidt<br />
zum Thema befragt.<br />
Leuchtturmprojekt<br />
Demenz<br />
Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt im Gespräch<br />
>> Ulla Schmidt: Demenz ist nicht nur eine<br />
Herausforderung für die Forschung und die<br />
Versorgungssysteme, sondern für die ganze<br />
Gesellschaft. Das Thema Demenz gehört in die<br />
Mitte <strong>uns</strong>erer Gesellschaft und muss ohne Tabus<br />
diskutiert werden. Was bedeutet das? Menschen,<br />
die erste Anzeichen einer Demenzerkrankung<br />
haben, sollen offen über ihre Ängste<br />
sprechen und sich frühzeitig Hilfe suchen können.<br />
Das Gleiche soll für die Angehörigen gelten.<br />
Scham und mangelndes Verständnis sind<br />
in dieser Situation nicht förderlich. Wer an<br />
Demenz erkrankt oder einen demenziell erkrankten<br />
Angehörigen hat, soll in einem offenen<br />
Klima darüber sprechen können.<br />
Bundesministerin Ulla Schmidt<br />
>> An welcher Stelle setzt das von Ihnen initiierte<br />
„Leuchtturmprojekt Demenz“ an?<br />
>> Ulla Schmidt: Menschen mit Demenz sollen<br />
die bestmögliche Versorgung erhalten und<br />
dabei ein würdevolles Leben führen können.<br />
Mit dem Leuchtturmprojekt wollen wir deshalb<br />
vor allem drei Dinge erreichen: Wir wollen erstens<br />
die besten Ansätze auf den Gebieten der<br />
Prävention, Forschung, Diagnose, Therapie und<br />
Versorgung identifizieren. Wir wollen zweitens<br />
diese Projekte weiterentwickeln. Gute Ansätze<br />
sollen die Chance bekommen, noch besser zu<br />
werden. Und drittens wollen wir erreichen,<br />
dass die besten Projekte zum Standard in der
Versorgung werden. Die Forschungsergebnisse<br />
sollen so dazu beitragen, ein wesentliches<br />
Ziel der Pflegereform – die Verbesserung der<br />
Versorgung von demenziell Erkrankten – zu<br />
erreichen.<br />
>> Sie planen die Förderung von Projekten mit<br />
Zuwendungen von insgesamt 13 Millionen<br />
Euro. Wofür wird es diese Gelder im Einzelnen<br />
geben – und wem können <strong>sie</strong> zugesprochen<br />
werden?<br />
>> Ulla Schmidt: Wichtigstes Ziel ist, die Versorgungssituation<br />
für demenziell erkrankte<br />
Menschen zu verbessern. Deshalb konzentriert<br />
sich das Leuchtturmprojekt Demenz auf die<br />
Versorgungsforschung. Es sind vier Themenfelder,<br />
in denen Projekte gefördert werden. Es<br />
geht dabei um die Fragenkomplexe: Welche<br />
Pflege- und Therapiemaßnahmen sind unter<br />
Alltagsbedingungen wirksam? Nach welchen<br />
Kriterien können Versorgungsangebote angemessen<br />
beurteilt werden? Wie können Defizite<br />
in der pflegerischen und medizinischen Versorgung<br />
am besten beseitigt werden? Und schließlich:<br />
Wie können Angehörige, Pflegekräfte und<br />
Ärzte am besten aus- bzw. weitergebildet werden,<br />
um mit dieser Krankheit angemessen umgehen<br />
zu können? Gefördert werden können<br />
Hochschulen, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen<br />
und Einrichtungen der Gesundheitsversorgung.<br />
>> Unter welchen Voraussetzungen ist eine<br />
solche Förderung möglich?<br />
>> Ulla Schmidt: Die Auswahl erfolgt in<br />
einem offenen Wettbewerb nach festgelegten<br />
Förderkriterien. Dazu gehören zum Beispiel<br />
Relevanz und Nutzen für die Versorgung sowie<br />
Qualität und Machbarkeit. Die Förderung eines<br />
Projektes erfolgt über einen Zeitraum von bis<br />
zu zwei Jahren in Form einer Zuwendung.<br />
>> Frau Schmidt, die steigende Bedeutung des<br />
Themas Demenz ist auch im Fokus der anstehenden<br />
Pflegereform. Was ist hier geplant?<br />
>> Ulla Schmidt: Mit der Pflegereform werden<br />
wir den zusätzlichen Betreuungsbetrag für<br />
die Betroffenen von 460 Euro auf bis zu 2.400<br />
Euro pro Jahr erhöhen. Viele demenziell Erkrankte<br />
werden erstmals Leistungen erhalten.<br />
Dies wird den Menschen helfen, verstärkt Angebote<br />
wie Betreuungsgruppen für demenziell<br />
Erkrankte, stundenweise Entlastung pflegender<br />
Angehöriger oder Tagesbetreuung in Kleingruppen<br />
in Anspruch zu nehmen.<br />
Gesundheitsökonomie und Management<br />
>> Bis zum 17. Januar konnten Anträge für<br />
Forschungs- und Modellvorhaben für das<br />
Leuchtturmprojekt Demenz gestellt werden –<br />
wie ist der Rücklauf – und wie geht es jetzt<br />
weiter?<br />
>> Ulla Schmidt: Der Rücklauf ist gut, zur<br />
Zeit*) gibt es bereits über hundert registrierte<br />
Interessenten. Die Bewertung der Anträge erfolgt<br />
unter Hinzuziehung externer und unabhängiger<br />
Experten. Die Zahl der zuwendungsfähigen<br />
Vorhaben schätzen wir auf 30 bis 40.<br />
Die ersten Projekte können voraussichtlich im<br />
Frühjahr 2008 starten.<br />
>> Frau Bundesministerin, wir bedanken <strong>uns</strong><br />
für das Gespräch.<br />
*) Das Gespräch wurde Anfang Januar 2008 geführt.<br />
Redaktion medAmbiente
8 medAmbiente 1 · 2008<br />
Gesundheitsökonomie und Management<br />
Fahrplan für Bauherren<br />
Wie man Altenpflegeheime systematisch entwickelt<br />
Die Formulierung der Zielvorstellungen seitens<br />
der zuständigen Entscheidungsträger steht am<br />
Beginn jedes Projekts: Soll renoviert, um- oder<br />
neu gebaut werden? Kommt die Pacht oder der<br />
Kauf eines Objekts in Frage? Ist man frei in<br />
der Standortwahl oder gebunden? Welche Konzeption<br />
soll verfolgt werden? Wird die bessere<br />
Betreuung dementiell erkrankter Bewohner<br />
berücksichtigt? Soll das Angebotsportfolio erweitert<br />
werden (Tages- oder Kurzzeitpflege, Betreutes<br />
Wohnen, Ambulant betreute Wohngemeinschaft)?<br />
Nach Festlegung auf eine Konzeption gilt es,<br />
diese zu präzi<strong>sie</strong>ren: Wie viele Plätze in welcher<br />
Betreuungsform sollen entstehen? Anzahl<br />
der Ein- und Zweibettzimmern? Größe der Bewohnerzimmer?<br />
Ist eine Großküche erforderlich,<br />
große Aufenthaltsbereiche? Benötigt man<br />
für jede Hausgemeinschaft ein eigenes Bewohnerbad?<br />
Sollen Tandem- oder Einzelnasszellen<br />
errichtet werden? Wie <strong>sie</strong>ht die Gestaltung optimaler<br />
Außenbereiche aus, wie sind Laufwege<br />
für Bewohner mit hohem Bewegungsdrang zu<br />
gestalten?<br />
Bei der Neukonzeption eines Altenpflegehauses<br />
der 4. Generation wird dringend empfohlen,<br />
sich intensiv, auch mittels Hospitationen (PDL)<br />
und Konsultationen (Leitungsteam) in bestehenden<br />
Einrichtungen, mit dem Konzept vertraut<br />
zu machen. Einer der am häufigsten beobachteten<br />
Fehler besteht in der mangelnden<br />
frühzeitigen Auseinandersetzung der Einrichtungen<br />
mit den grundlegenden organisatorischen<br />
Veränderungen, die mit dem Umstieg<br />
vom Betrieb eines 3. Generationen-Hauses auf<br />
ein 4. Generationen-Haus verbunden sind.<br />
Der Träger des Bauvorhabens sollte zum Abschluss<br />
seiner konzeptionellen Überlegungen<br />
eigene Modellrechnungen aufstellen zu Investitionsbedarf,<br />
Erstausstattungskosten, langfristige<br />
GuV- und Liquiditätsberechnungen (Planrechnungen).<br />
Zweiter Schritt: Die Umfeldanalyse<br />
Es ist eine Umfeldanalyse gezielt in Bezug auf<br />
das eigene Bauvorhaben durchzuführen: Diese<br />
beinhaltet die Kontaktaufnahme zur zuständigen<br />
Heimaufsicht, zur zuständigen Landespflegekasse,<br />
zum Verband, zur örtlichen Sozial-<br />
und Baubehörde, zur Feuerwehr. Wo sehen<br />
diese einen Bedarf, wie beurteilen diese das<br />
Vorhaben, welche Wünsche und Pflichten beschreiben<br />
diese für das weitere Vorgehen?<br />
Was pas<strong>sie</strong>rt bei der Konkurrenz?<br />
Die erhobenen Daten müssen systematisch aufbereitet<br />
und ausgewertet werden, die geführten<br />
Gespräche sind zu protokollieren. Die Auswertung<br />
der erhobenen Daten kann ggf. zu einer<br />
Modifizierung des ursprünglichen Konzeptes<br />
führen, ebenso aber – im besten Falle – das eigene<br />
Vorhaben bestätigen.<br />
Unterstützung vom Profi<br />
Die BFS empfiehlt allen Trägern eine professionelle<br />
Unterstützung bei der endgültigen<br />
Entscheidung. Die Entscheidung sollte insbesondere<br />
durch eine externe Standort- und<br />
Wettbewerbsanalyse sowie eine langfristige<br />
Wirtschaftlichkeitsberechnung (z.B. IS Invest-<br />
control) abgesichert werden. Auch bei der Auswahl<br />
des Architekten sollte man sich beraten<br />
lassen. An manchen Standorten empfiehlt sich<br />
die Ausschreibung eines Wettbewerbs.<br />
In dieser Phase steht zudem die Klärung der<br />
Finanzierung mit einem Kreditinstitut auf dem<br />
Programm. Hier ist damit zu rechnen (z. B. bei<br />
der BFS), dass verschiedene Gutachten bzw.<br />
Analysen Voraussetzungen für die Kreditvergabe<br />
sind. Unterstützend kann die aktuelle Veröffentlichung<br />
„Finanzierung von Sozialimmobilien“<br />
des Deutschen Caritasverbandes genutzt<br />
werden, die unterschiedliche Finanzierungsvarianten<br />
beschreibt.
Die Finanzierung von Sozialimmobilien ist das Geschäft der Bank für Sozialwirtschaft (BFS). Den Erfolg z. B. eines<br />
Altenpflegeheims zu sichern – das ist das Ziel ihrer Beratung in Form von Standort- und Wettbewerbsanalysen,<br />
Wirtschaftlichkeitsanalysen sowie von Markt- und Beleihungswertgutachten. Doch wie kann man den Erfolg einer<br />
solchen „Sozialimmobilie“ sichern? Das Konzept und die systematische Herangehensweise von Anfang an – das sind die<br />
entscheidenden Parameter, so Martin Hölscher von dem Sozialbank-Partnerunternehmen IS Immobilien-Service. Sein<br />
Beitrag liefert Bauherren einen Fahrplan zu einer individuell optimalen Lösung seines Altenpflegeheims.<br />
Baubeschluss und Planung<br />
Nach der erfolgreichen Bearbeitung der genannten<br />
Arbeitsschritte kann nun der formale<br />
Baubeschluss herbeigeführt werden. Hier sollte<br />
vor allem beachtet werden, dass der formal<br />
korrekte Entscheidungsweg klar ist und exakt<br />
eingehalten wird. Es hat eine angemessene und<br />
zeitnahe Bekanntgabe der Entscheidung an alle<br />
relevanten Kooperationspartner und Institutionen/Behörden<br />
sowie die Mitarbeiter zu erfolgen.<br />
Auch sollte geklärt werden, zu welchem<br />
Zeitpunkt die Öffentlichkeit über das Bauvorhaben<br />
informiert wird. Parallel zum Baubeschluss<br />
sollte die Finanzierung stehen.<br />
Nun erfolgt die konkrete Planung des Bauvorhabens:<br />
Der Architekt erstellt in Abstimmung<br />
mit dem Bauherrn eine Vorplanung. Es empfiehlt<br />
sich, trägerseits einen „Baukreis“ zu bestimmen<br />
und mit entsprechenden Befugnissen<br />
und Rückkoppelungsmechanismen auszustatten.<br />
Dieser Baukreis sollte mit 2 bis 3 Personen<br />
besetzt werden (z. B. Heimleiter, bei großen<br />
Trägern Leiter der Bauabteilung, Pflegedienstleiter).<br />
Er vertritt den Bauherren. In die Planung<br />
einbezogen werden sollten alle leitenden,<br />
aus inhaltlichen Erwägungen zu beteiligenden<br />
und interes<strong>sie</strong>rten Mitarbeiter. Sinnvoll erscheint<br />
zudem das Erstellen eines Netzplanes.<br />
Besonders zu beachten ist eine detaillierte Planung<br />
der zwischenzeitlichen Unterbringung<br />
der Bewohner während der Bauphase. Dringend<br />
rät die BFS zudem zur Durchführung<br />
eines Baukostencontrollings.<br />
Zur Vermeidung gravierender Planungsfehler im<br />
Pflegeheimbau sei verwiesen auf die Broschüre<br />
des BMG, Band 7: BMG Modellprojekte, Eine<br />
architektonische Dokumentation, „Typische<br />
Mängel und Anforderungen bei der baulichen<br />
Ausführungs- und Detailplanung von Pflegeeinrichtungen“,<br />
Herausgeber BMG, Hans-Peter Winter<br />
(Kuratorium Deutsche Altershilfe), Köln, 2000.<br />
Gesundheitsökonomie und Management<br />
Nach der Genehmigung<br />
Sobald die Baugenehmigung vorliegt, kann begonnen<br />
werden. Alle weiteren Detailplanungen<br />
sollten in enger Abstimmung zwischen Architekt<br />
und „Baukreis“ erfolgen. Marketingmaßnahmen<br />
sowie regelmäßige Informationsveranstaltungen<br />
für Mitarbeiter, Heimbeirat,<br />
Bewohner, Angehörige und potentielle Kunden<br />
sind zu planen und durchzuführen. Es sind<br />
Schulungsmaßnahmen für die Mitarbeiter in<br />
Hinblick auf das ggf. neue Konzept erforderlich.<br />
Die Personalplanung muss den ggf.<br />
erheblich veränderten Personalbedarf berücksichtigen.<br />
Entsprechende Umstrukturierungsmaßnahmen<br />
sind einzuleiten.<br />
Es hat eine ständige Überwachung des Baufortschrittes<br />
und aller weiteren organisatorischen<br />
Maßnahmen anhand des Netzplanes zu erfolgen.<br />
Hierfür sind die Verantwortlichkeiten und<br />
das Reporting klar festzulegen.<br />
Der fertige Bau<br />
Die feierliche Einweihung mit entsprechender<br />
Öffentlichkeitsarbeit und Einladung der Repräsentanten<br />
aller beteiligten Institutionen und<br />
Behörden wird hoffentlich kein Bauherr vergessen.<br />
Aus Sicht der BFS sollte in jedem Fall<br />
ein Abschlussaudit/-abnahme erfolgen. Nur so<br />
lässt sich feststellen, inwiefern die Zielvorstellungen<br />
erreicht wurden und wo Schwachstellen<br />
in der Planung bestanden. Dies kann, gerade<br />
bei großen Trägern, wertvolle Hinweise für zukünftige<br />
Projekte liefern.<br />
Die Einhaltung dieser systematischen Vorgehensweise<br />
führt mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />
zu einem qualitativ hochwertigen Gebäude und<br />
einer trag- und zukunftsfähigen inhaltlichen<br />
Konzeption/Positionierung der Einrichtung.<br />
Planungsmängel und Finanzierungsengpässe<br />
sollten durch die externe, projekterfahrene<br />
Beratung vermieden bzw. auf ein Minimum<br />
reduziert werden. Hier sollte bei der Gestaltung<br />
der Beratungsverträge auch auf eine mögliche<br />
Haftung geachtet werden.<br />
Autor:<br />
Hartmut Biering<br />
Direktor des Kreditwesens der Bank für Sozialwirtschaft<br />
h.biering@sozialbank.de<br />
www.sozialbank.de<br />
medAmbiente 1 · 2008 9
10 medAmbiente 1 · 2008<br />
Gesundheitsökonomie und Management<br />
Celal Altun<br />
Celal Altun, 1959 in Adana/Türkei geboren, ist<br />
Vorsitzender der Türkischen Gesellschaft für<br />
soziale und politische Lösungen. 1967 kam er mit<br />
seiner Familie nach Berlin. Nach einem Studium<br />
der Wirtschaftswissenschaften war er in<br />
unterschiedlichen Branchen selbstständig tätig.<br />
Von 2003 bis 2007 war er Vorstandsmitglied der<br />
Türkischen Gemeinde zu Berlin. Auf kommunaler<br />
Ebene ist er in zahlreichen Gremien aktiv. Im<br />
Mittelpunkt seiner sozio-politischen Aktivitäten<br />
stehen die Interessen seiner türkischstämmigen<br />
Mitbürger und damit die Entwicklung einer<br />
gemeinsamen Zukunft in Berlin und Deutschland.<br />
Migration und Alter<br />
Altenpflege für türkische Senioren<br />
Die erste Generation der türkischen Einwanderer aus den 60er und 70er Jahren<br />
kommt in die Jahre. Gebraucht werden deshalb auch Altenpflegeheime, die<br />
besonders auf die Bedürfnisse türkischer Bewohner eingerichtet sind. Über<br />
diese Bedürfnisse und die zu erwartenden Entwicklungen sprach medAmbiente<br />
mit Celal Altun, bis vor kurzem Vorstand der Türkischen Gemeinde zu Berlin<br />
und derzeit Vorsitzender der Türkischen Gesellschaft für soziale und politische<br />
Lösungen.<br />
>> medAmbiente: Herr Altun, wo liegt der<br />
Altersdurchschnitt in Ihrer Gemeinde in Berlin?<br />
>> Celal Altun: Rund 20% der türkischen Gemeindemitglieder<br />
in Berlin sind über 55 Jahre<br />
alt. Das ist für <strong>uns</strong> das maßgebliche Alter,<br />
denn gerade diese erste Generation in Deutschland<br />
hat unter härteren und gesundheitsgefährdenderen<br />
Bedingungen gearbeitet, als das<br />
heute üblich ist.<br />
>> Wie kommen die älteren Türken heute in<br />
Deutschland zurecht?<br />
>> Celal Altun: Wir müssen sehen, dass die<br />
Strukturen des sozialen Umgangs miteinander<br />
sich sehr verändert haben. Das macht sich natürlich<br />
negativ bemerkbar. Die Lebensbedingungen<br />
heute sind nicht mehr die von vor 20<br />
Jahren. Die einstmals geschlossenen familiären<br />
Gemeinschaften haben sich aufgelöst, die Interessen<br />
der dritten und vierten Generation haben<br />
sich verändert. Man konzentriert sich heute<br />
viel stärker auf sich selbst und auf sein eigenes<br />
Zuhause. Der Fokus liegt heute für die meisten<br />
Jüngeren auch eher bei materiellen Werten –<br />
ihre Solidarität mit den Älteren ist dadurch
schwächer als früher. Dazu kommen die<br />
sprachlichen Schwierigkeiten der ersten Generation,<br />
die dazu führen, dass <strong>sie</strong> in der eigenen<br />
Community sozial gefangen bleiben.<br />
>> Das dürfte Folgen für die Altenpflege<br />
haben?<br />
>> Celal Altun: Immerhin ist es so, dass die<br />
türkischen Altgewordenen unter schwierigeren<br />
Bedingungen leben als ihre deutschen Altersgenossen.<br />
Ein Problem ist u.a., dass ihnen häufig<br />
die nötigen Kenntnisse über Hilfs- und<br />
Selbsthilfemöglichkeiten fehlen.<br />
>> Und mit dem Zusammenhalt der Großfamilie<br />
ist es nicht mehr so weit her?<br />
>> Celal Altun: Er hat zumindest stark abgenommen.<br />
Man <strong>sie</strong>ht es auch bei den Moscheen<br />
und türkischen Cafés: hier sind immer mehr<br />
vereinzelte ältere Leute mit wenig Familienkontakt.<br />
Mangels Alternative sitzen <strong>sie</strong> in den<br />
Cafés. Was die Großfamilie betrifft, muss man<br />
übrigens heute auch sehen, dass das Zusammenleben<br />
mit vielen kaum noch möglich ist,<br />
schon allein weil es maximal 5-Zimmer-Wohnungen<br />
gibt. Damit konnte man sich in den<br />
Anfangsjahren begnügen, bzw. sich abfinden,<br />
weil man dachte, das sei eine kurzfristige<br />
Übergangslösung. Ein weiterer Faktor ist die<br />
wachsende Scheidungsrate auch unter Türken<br />
und die Arbeitslosigkeit, von denen Türken<br />
überproportional betroffen sind. All das bringt<br />
Stress und soziale Spannung mit sich, die sich<br />
natürlich auch auf die Senioren häufig sehr negativ<br />
auswirkt.<br />
>> Bedeutet das, dass Altenheime auch für<br />
Türken in Deutschland immer mehr Thema<br />
wird?<br />
>> Celal Altun: Durchaus. Das liegt aber<br />
nicht nur an der sich auflösenden Großfamilie,<br />
sondern einfach daran, dass die Familie die mit<br />
der Altenpflege zusammenhängenden Aufgaben<br />
überhaupt nicht bewältigen können. Vor<br />
allem bei den ja steigenden Fällen von Demenz<br />
müssen die Angehörigen passen. Auch wenn<br />
viele Familien es noch versuchen – die Altenpflege<br />
in Eigenregie geht höchstens für relativ<br />
kurze Zeitspanne gut.<br />
>> Sie haben vor kurzem zusammen mit den<br />
Marseille-Kliniken am Konzept für das erste<br />
türkische Altersheim zusammengearbeitet.<br />
Glauben Sie, dass das rein türkische Altenpflegeheim<br />
das Modell der Zukunft ist?<br />
>> Celal Altun: Grundsätzlich muss ich betonen,<br />
dass es nicht um die Separation von türkischen<br />
von deutschen Altersheimen geht. Aber<br />
eine Umgebung muss schon so gestaltet sein,<br />
dass sich türkische Bewohner wohlfühlen –<br />
und dabei ist vor allem die Sprache wichtig.<br />
Entscheidend ist, dass <strong>sie</strong> sich kulturell verstanden<br />
fühlen. Das betrifft die kulinarische<br />
Gesundheitsökonomie und Management<br />
Seite, aber auch Gewohnheiten, etwa religiöser<br />
Natur. Deshalb wird es meist auf ein rein türkisches<br />
Altersheim hinauslaufen, was ich im<br />
Übrigen für ganz normal halte. Jedes Pflegeheim<br />
hat schließlich seine Zielgruppe, jeder hat<br />
ein bestimmtes Klientel im Auge, dessen Bedürfnisse<br />
er befriedigen möchte.<br />
>> Welche spezifischen Anforderungen stellen<br />
türkische Senioren?<br />
>> Celal Altun: Da ist in der Hauptsache das<br />
Erfordernis eines gewissen religiösen Angebots,<br />
etwa einer gemeinsamen Gebetsstätte. Zu<br />
bestimmten Anlässen braucht man einfach<br />
eine Möglichkeit dazu, was bauliche Anforderungen<br />
an das Haus stellt. Sodann muss auf<br />
die muslimischen Traditionen bezüglich der<br />
Hygiene geachtet werden. Aber auch das Essen<br />
sollte schon das Gewohnte sein – und die Aufenthaltsräume<br />
müssen besonders geräumig<br />
sein, so dass man auch größere Familienbesuche<br />
bewältigen kann. Die üblichen Raumgrößen<br />
reichen da einfach nicht aus. Vor allem<br />
muss das Personal von der Leitung bis zur<br />
Reinigungskraft türkisch sprechen.<br />
>> Wie <strong>sie</strong>ht es mit der Trennung der<br />
Geschlechter aus?<br />
>> Celal Altun: Das ist sicher ein Thema,<br />
darf aber nicht überbewertet werden. Das ist<br />
nicht sehr viel anders als in anderen Altersheimen<br />
auch – da wohnen ja auch nicht die Männer<br />
und Frauen gemeinsam in einem Zimmer.<br />
>> Wenn wir auf die entsprechenden Altenpflegeheime<br />
der Zukunft schauen: Nimmt die Bedeutung<br />
der Religion aus Ihrer Sicht ab? Sind<br />
nicht die jüngeren Türken meist schon genauso<br />
säkular eingestellt wie ihre deutschen Altersgenossen?<br />
>> Celal Altun: Das kann man nicht ausschließen.<br />
Allerdings glaube ich nicht, dass<br />
sich in dieser Hinsicht viel ändert. Wer älter<br />
wird, wird eher sensibler für religiöse Fragen<br />
und man wird auch konservativer.<br />
>> Haben wir in Deutschland insgesamt einen<br />
starken Nachholbedarf im Umgang mit Senioren<br />
mit Migrationshintergrund?<br />
>> Celal Altun: Zumindest bin ich der Meinung,<br />
dass sich innerhalb der kommenden 15<br />
bis 20 Jahre ein sehr hoher Bedarf entwickeln<br />
wird. Dieser Trend ist sehr stark. Es wird verstärkt<br />
eigene Altersheime vor allem für türkische<br />
Senioren geben, weil diese ihre Identität<br />
erst recht im Alter nicht verlieren wollen.<br />
Gleichzeitig wollen <strong>sie</strong> Teil der Gemeinschaft<br />
insgesamt sein.<br />
>> Herr Altun, herzlichen Dank für das<br />
Gespräch.<br />
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medAmbiente 1 · 2008 11
Nejla Kaba-<br />
Retzlaff leitet das<br />
Türk Huzur Evi<br />
12 medAmbiente 1 · 2008<br />
Gesundheitsökonomie und Management<br />
Tee und Tawla<br />
In Deutschland leben 1,764 Millionen Türken, davon haben bereits 95.000<br />
das Rentenalter erreicht. Die Zahl der deutschen Staatsbürger türkischer<br />
Abstammung liegt bei 840.000. Insgesamt leben in der Bundesrepublik derzeit<br />
etwa 2,6 Millionen Menschen türkischer Abstammung. Der Bedarf an<br />
Pflegeeinrichtungen für türkische Senioren wird stark wachsen. Die Marseille-<br />
Kliniken betreiben seit 2006 in Kooperation mit der Türkischen Gemeinde Berlin<br />
deutschlandweit die erste türkische Pflegeeinrichtung in Berlin-Kreuzberg.<br />
Im „Türk Huzur Evi“ unterscheidet sich von anderen Einrichtungen nicht nur<br />
gestalterisch und dadurch, dass man Tawla (Backgammon) spielt, sondern auch<br />
durch einen erhöhten Pflegebedarf seiner Bewohner.<br />
Das türkische Seniorenheim in Berlin-Kreuzberg<br />
Zwischen Kreuzbergstraße und Mehringdamm<br />
– mitten in Berlin-Kreuzberg also –<br />
steht ein moderner, weiß getünchter fünfstöckiger<br />
Neubau in Y-förmigem Grundriss. Man<br />
<strong>sie</strong>ht dem Gebäude nicht an, dass es sich um<br />
ein Novum in der deutschen Pflegelandschaft<br />
handelt: Es ist nämlich die erste Pflegeeinrichtung<br />
in Deutschland, die explizit für türkische<br />
Senioren gedacht ist. Die Einrichtung „Türk<br />
Huzur Evi“ bietet mit seinen 155 Betten ein<br />
vollstationäres Pflegekonzept.<br />
Die Idee zu dem Projekt kam den Marseille-<br />
Kliniken durch eine kräftig wachsende Nachfrage<br />
nach stationärer Pflege von türkischen<br />
Migranten. Weiteres Argument war für den<br />
Klinikbetreiber die sozioökonomische Lage der<br />
Türken in Deutschland, die eine bezahlbare<br />
Pflegeeinrichtung erfordert. Denn speziell<br />
diese Zielgruppe verfügt, so die Statistik, über<br />
ein deutlich geringeres Einkommen als Deutsche<br />
im vergleichbaren Alter. Im Vergleich mit<br />
dem deutschen Netto-Durchschnittseinkommen<br />
pro Person (2.045 �) beträgt das türkische<br />
Netto-Einkommen im Schnitt nur 1.036 �.<br />
Die Bedürfnisse dieser Gruppe können bislang<br />
in Deutschland noch nicht angemessen<br />
befriedigt werden, so die Erkenntnis der<br />
Marseille-Kliniken. Nicht selten haben Türken<br />
mehr als 40 Jahre, ihr gesamtes Arbeitsleben,<br />
in Deutschland verbracht und für die Sozialsysteme<br />
ihre Beiträge bezahlt. Die am Markt<br />
befindlichen Altenpflegeheime, in denen<br />
türkische Mitbürger nicht unter ihren Landsleuten<br />
leben können, berücksichtigen die<br />
Persönlichkeit dieser Menschen nicht, so die<br />
Betreiber.
Kulturell geprägte Gewohnheiten<br />
Die Herausforderung an das Pflegekonzept bestand<br />
in der Hauptsache darin, die kulturspezifischen<br />
Gewohnheiten der türkischen Bewohner<br />
angemessen zu berücksichtigen. Das<br />
betrifft vor allem die Religionsausübung, Ess-<br />
und Trinkgewohnheiten und besondere Eigenheiten<br />
bei der Körperpflege. Dazu kommt ein<br />
für die Türkei typischer hoher Respekt vor der<br />
Würde des Alters. Aus diesen Aspekten ergaben<br />
sich eine ganze Reihe von Anforderungen.<br />
Zunächst einmal sind Sprachschwierigkeiten<br />
sehr verbreitet. Vielfach bestehen im Deutschen<br />
große Verständnisprobleme, so dass türkisch<br />
sprechende Pflegerinnen und Pfleger unbedingt<br />
erforderlich sind. Das ist für die Einrichtungsleiterin<br />
Nejla Kaba-Retzlaff, die selbst im Alter<br />
von zehn Jahren nach Deutschland kam, sehr<br />
wichtig: „Besonders die Menschen der ersten<br />
Einwanderergeneration haben oft Sprachprobleme<br />
und können ihre Bedürfnisse und<br />
Probleme im Krankheitsfall auf Deutsch kaum<br />
verständlich machen. Sie sind sozusagen<br />
‚sprachlos‘“.<br />
Auch Fragen des Geschlechts haben eine noch<br />
stärkere Bedeutung als in einem deutschen<br />
Pflegeheim: So müssen Frauen- und Männerpflege<br />
strikt voneinander getrennt sein: Das<br />
Schamgefühl unterscheidet sich großenteils<br />
noch von dem der Deutschen: Türkische Männer<br />
lassen sich nicht von Frauen pflegen und<br />
türkische Frauen nicht von männlichen<br />
Pflegern.<br />
Küche und Religion<br />
Die Küche wird von einem türkischen Koch<br />
geleitet, denn die Ernährungsgewohnheiten sowie<br />
die religiösen Vorgaben bezüglich ihrer<br />
Zubereitung („Helal“) sind vielen besonders<br />
wichtig. Beliefert wird die Küche von türkischen<br />
Lebensmittelläden – und das Fleisch<br />
stammt von Tieren, die nach religiösen Vorgaben<br />
geschlachtet worden sind. Besonderheiten<br />
wie die Fastenzeit, der Ramadan und das<br />
Opferfest werden besonders beachtet, so Nejla<br />
Kaba-Retzlaff.<br />
Die Aufenthalts- und Besuchsräume müssen<br />
besonders gestaltet sein – vor allem aber musste<br />
ein eigener Gebetsraum installiert werden.<br />
„Besonders für ältere Türken ist die Religionsausübung<br />
ein Grundbedürfnis und gehört<br />
fest zu ihrem Tagesablauf. Ein Imam kommt<br />
regelmäßig in <strong>uns</strong>er Haus und betet mit den<br />
Bewohnern“, berichtet die Einrichtungsleiterin.<br />
Die Einrichtung mit Teppichen und türkischen<br />
Wandmalereien sollen das Heimweh der Bewohner<br />
mildern. Davon abgesehen, sind allerdings<br />
die Wünsche der Bewohner ähnlich wie<br />
die in jeder anderen Pflegeeinrichtung. Dementsprechend<br />
sind die Einzel- und Doppelzimmer<br />
hell und freundlich, außerdem behindertenfreundlich<br />
und komfortabel ausgestattet.<br />
Mit eigenen Möbeln können die Bewohner die<br />
Zimmer nach ihrem individuellen Geschmack<br />
gestalten. Um die Bedürfnisse der Zielgruppe<br />
und die Belegung optimal abzusichern, arbeitet<br />
der Betreiber zudem eng mit der Türkischen<br />
Gemeinde Berlin zusammen. Über einen paritätisch<br />
besetzten Beirat wird das Einrichtungs-,<br />
Versorgungs- und Personalaufteilungskonzept<br />
gemeinsam festgelegt.<br />
Erhöhter Pflegebedarf<br />
Die Marseille-Kliniken haben eine Vielzahl von<br />
Besonderheiten für türkische Pflegeheimbewohner<br />
ausgemacht. So sei der Gesundheitszustand<br />
türkischer Senioren oftmals schlechter<br />
als im Durchschnitt, weil <strong>sie</strong> häufig durch<br />
schwere körperliche Arbeit und einen entsprechend<br />
höheren Verschleiß geprägt seien. Auch<br />
die Quote ärztlicher Fehldiagnosen, zustande<br />
gekommen durch Sprachschwierigkeiten, sei<br />
bei Türken höher, ebenso die Zugangsprobleme<br />
bei der Inanspruchnahme sozialer und gesundheitlicher<br />
Dienste.<br />
Gesundheitsökonomie und Management<br />
Ein hoher Prozentsatz von ihnen lebt unter<br />
schlechten Wohnumfeldbedingungen und leidet<br />
auch unter sich auflösenden Familienstrukturen<br />
und zunehmend unter fehlender familiärer<br />
Unterstützung. All dies bringt psychische und<br />
soziale Probleme mit sich, mit denen auch das<br />
Pflegepersonal umgehen muss – chronische<br />
Erkrankungen und Multimorbidität sind hier<br />
besonders ausgeprägt und fordern einen besonderen<br />
Pflegebedarf.<br />
Dass das türkische Pflegeheim in Berlin das<br />
erste seiner Art in Deutschland ist, kann vor<br />
diesem Hintergrund nur erstaunen. Es liegen<br />
auch kaum Zahlen darüber vor, wie viele Türken<br />
hierzulande in Pflegeeinrichtungen leben.<br />
In den 270 Berliner Pflegeeinrichtungen wurden<br />
z. B. im Jahr 2003 nicht mehr als 40 Türken<br />
betreut, so eine Erhebung der Berliner Senatsverwaltung<br />
für Gesundheit und Soziales.<br />
Das Projekt ist sicherlich zukunftsweisend, so<br />
die Einschätzung der Leitung der Marseille-<br />
Kliniken: Denn die traditionelle familiäre Versorgung<br />
im Alter nimmt auch bei türkischen<br />
Großfamilien langsam ab. Die jüngere Generation<br />
der Türken ist durch Berufstätigkeit dazu<br />
auch oftmals nicht mehr in der Lage – und<br />
auch die ältere Generation will den Angehörigen<br />
nicht zur Last fallen. Und eine Rückkehr in<br />
die alte Heimat kommt für ältere Türken oft<br />
nicht mehr in Frage, auch wenn <strong>sie</strong> selbst das<br />
ursprünglich einmal vorgesehen hatten: Die<br />
familiären Bindungen in Deutschland sind zu<br />
stark – und ein Pendeln zwischen Deutschland<br />
und der Türkei wäre keine Lösung. Alt werden<br />
in Deutschland wird also für viele türkische<br />
Senioren die Zukunft sein.<br />
Kontakt:<br />
Marseille-Kliniken AG, Hamburg<br />
info@marseille-kliniken.com<br />
www.marseille-kliniken.com<br />
Fotos: Marseille-Kliniken AG<br />
Ältere Türken in<br />
Deutschland: Ein<br />
wachsender Bedarf<br />
� 1961 lebten rund<br />
6.800 Türken in der<br />
Bundesrepublik. Bis<br />
zum Jahr 2004 ist die<br />
Zahl auf 1.764.318<br />
gestiegen<br />
� Nach Bundesländern<br />
aufgeteilt, hat<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
mit 33,9% die höchste<br />
Quote, danach folgen<br />
Baden-Württemberg<br />
mit 17,1%, Bayern mit<br />
13%, Hessen mit 10,8%<br />
und Berlin mit 6,5%.<br />
� Derzeit sind 10,2%<br />
der in Deutschland<br />
lebenden Türkinnen<br />
und Türken über 60<br />
Jahre alt.<br />
� Nach einer für Berlin<br />
aufgestellten Prognose<br />
des Berliner Senators<br />
für Stadtentwicklung<br />
wird bis 2020 die Zahl<br />
der Türken zwischen<br />
65 und 75 Jahre um ca.<br />
100% steigen, die der<br />
über 75-jährigen Türken<br />
um 300 bis 400%.<br />
Dabei rechnet man z.B.<br />
unter den 65-Jährigen<br />
mit einem Anteil von<br />
Pflegefällen in Höhe<br />
von 5%.<br />
medAmbiente 1 · 2008 13
Herzkammer der Nation<br />
Sanierung der Uniklinik Köln: neues Herzzentrum<br />
14 medAmbiente 1 · 2008<br />
Architektur und Bau<br />
Der Neubau des Herzzentrums an der Universitätsklinik Köln ist<br />
die Initialzündung für eine großangelegte Masterplanung zur<br />
Umstrukturierung der gesamten Klinik. Die einzelnen Bereiche<br />
werden zur Optimierung der Betriebsabläufe zusammengeführt.<br />
Synergien und Effizienzerwägungen – vor allem aber auch<br />
moderne gestalterische Ziele – stehen bei allen Maßnahmen<br />
Pate. Die Bedürfnisse des Patienten sind nach dem Konzept des<br />
Architektenbüros von Gerkan, Marg und Partner zentral und<br />
maßgeblich. Ziel ist es, den Standard eines Hotels zu erreichen.<br />
Bauherr ist die Uniklinik Köln mit ihrer Entwicklungs-, Bau- und<br />
Betriebsgesellschaft Medfacilities – unter finanzieller Beteiligung<br />
des Landes Nordrhein-Westfalen.
Im Zuge der wachsenden Ökonomi<strong>sie</strong>rung der<br />
Gesundheitswirtschaft mit immer aufwändigeren<br />
Diagnoseverfahren und kostenintensiven<br />
Geräten sind für Kliniken effiziente<br />
Betriebsabläufe unerlässlich. Vor der Gebäudeplanung<br />
muss deshalb die Erstellung eines Betriebskonzeptes<br />
stehen. „Dies muss sowohl<br />
ökonomischen Prinzipien folgen, als auch die<br />
Bedürfnisse aller Nutzergruppen integrieren“,<br />
sagt Peter Heinen, Geschäftsführer von Medfacilities,<br />
einem auf Gesundheitsimmobilien speziali<strong>sie</strong>rten<br />
Projektsteuerer. Für die Architektur heiße<br />
die Zauberformel schließlich „kurze Wege“.<br />
Aber auch Synergien im Alltagsbetrieb sollen<br />
mehr genutzt, Doppelvorhaltungen von Materialien<br />
und Gerät vermieden werden.<br />
Im Rahmen eines Masterplans bildet das kürzlich<br />
eröffnete Herzzentrum der Uniklinik Köln<br />
als „Herzstück“ die Initialmaßnahme der Umgestaltung<br />
des gesamten Areals zum Krankenhaus<br />
der kurzen Wege. Vier bisher separat auf<br />
dem Gelände untergebrachte Kliniken werden<br />
hier unter einem Dach zusammengeführt.<br />
Architektur nach Betriebskonzept<br />
In Zusammenarbeit mit externen Beratern erstellte<br />
Medfacilities im Jahr 2000 das dem späteren<br />
architektonischen Entwurf zugrundeliegende<br />
Betriebskonzept. Dieses wurde über die<br />
folgenden Jahre der Planungs- und Umsetzungskette<br />
stetig fortgeschrieben und den sich<br />
rasch ändernden Anforderungen an Medizin<br />
und betrieblicher Ökonomie angepasst. Alle<br />
Arbeitsabläufe wurden benannt, überprüft,<br />
weiterentwickelt und festgeschrieben.<br />
Hierzu zählen beispielsweise die Vorgehensweise<br />
bei der Patientenaufnahme, der Speisenversorgung<br />
und das Schreiben der Arztbriefe.<br />
Die Wäschebereitstellung und die Versorgung<br />
mit Sterilgut im OP wurden genauso unter die<br />
Lupe genommen wie die Vorgänge von Untersuchungen<br />
und medizinischen Behandlungen.<br />
Ebenso berücksichtigt wurden die Bedürfnisse<br />
für Forschung und Lehre nach ausreichend<br />
Besprechungs- und Anleitungsräumen.<br />
Patientenfreundlich und praktikabel<br />
Die Anzahl der Untersuchungsräume richtet<br />
sich nach den logistischen Abläufen. So wurde<br />
festgehalten, dass es für die Patienten angenehmer<br />
und für das Personal praktischer ist,<br />
wenn mehrere Untersuchungen nacheinander<br />
im selben Raum stattfinden können. Da zum<br />
Beispiel bei den Untersuchungen zur Aufnah-<br />
me des Patienten sowohl EKG als auch Echokardiografie<br />
nötig sind, können nun beide Untersuchungen<br />
im selben Raum stattfinden.<br />
Dadurch entfällt für den Patienten das häufige<br />
An- und Ausziehen der Kleidung.<br />
Da der Patient immer mehr als Kunde verstanden<br />
wird, zahlt sich eine patientenorientierte<br />
Planung aus, so die Bauherren. Je zwei Patientenzimmer<br />
verfügen über einen Aufenthaltsraum,<br />
der auch als Speisezimmer dienen und<br />
ungestörten Empfang von Besuch ermöglichen<br />
kann. Der geschützte Dachgarten der Kinderstation<br />
soll für einen wohnlichen Charakter<br />
sorgen.<br />
Bauplanung und Inneneinrichtung<br />
Die bauliche Planung und Inneneinrichtung<br />
übernahm das Architekturbüro von Gerkan,<br />
Marg und Partner (gmp), Aachen. Für die medizintechnische<br />
Planung war das Ingenieurbüro<br />
IMV Dipl.-Ing. W. Schorn verantwortlich.<br />
„Die große Herausforderung für <strong>uns</strong> als Architekten<br />
war, eine robuste Gebäudestruktur zu<br />
entwickeln, die die immer kürzer werdenden<br />
Innovationszyklen der Medizintechnik berücksichtigt,<br />
ohne etwa die Statik und die Lage um<br />
Versorgungsstränge in Frage zu stellen“, erklärt<br />
Martin Bleckmann, Projektleiter vom beauftragten<br />
Architekturbüro GMP, das 2001 als erster<br />
Preisträger den Architektenwettbewerb gewann.<br />
„Wünschenswert wäre sogar gewesen,<br />
einen Flächenüberhang von rund zehn Prozent<br />
vorzusehen, wie das bereits private Anbieter<br />
machen“, meint Projektentwickler Michael<br />
Dannenberg von Medfacilities.<br />
Als Gegenschwerpunkt zum klinischen Alltagsbetrieb<br />
setzten die Architekten auf gestalterische<br />
Kontrapunkte wie beispielsweise die<br />
Farbigkeit der Innenräume. Die Lichtreflexionen<br />
durch den sonnengelben Fußboden tauchen<br />
die Räume in warmes Licht, dunkle Holzflächen<br />
setzen markante Akzente. Ein<br />
K<strong>uns</strong>tprojekt verschiedener Künstler auf den<br />
Ebenen soll Patienten, Personal und Besucher<br />
inspirieren. Helle und fließende Vorhänge, hölzerne<br />
Oberflächen an den Stirnseiten der Betten<br />
und Patientenschränke schaffen eine wohnliche<br />
Atmosphäre. Den Doppelzimmern im<br />
dritten Obergeschoss sind jeweils paarweise<br />
Aufenthaltsräume mit Loggien zugeordnet. Ein<br />
Tisch für gemeinsame Mahlzeiten und komfortable<br />
Sessel sollen Raum für Individualität und<br />
Intimität geben – etwa für den ungestörten<br />
Empfang von Besuchern.<br />
Empfang auf der Piazza<br />
Dass auf die Qualität des Aufenthalts, auf den<br />
Empfang als Gast, großer Wert gelegt wurde,<br />
zeigt sich bereits im Eingangsbereich. Den Besucher<br />
empfängt eine fünfgeschossige lichte<br />
Halle. Ihr gläsernes Dach und die durchgehende<br />
Fassade aus Muschelkalk lassen das<br />
Foyer fast als Außenraum wirken. Wie auf einer<br />
Piazza laden Holzbänke unter Kampferbäumen<br />
zum Verweilen ein, die Rückwand aus<br />
Kirschholz soll Geborgenheit vermitteln. Dagegen<br />
bringen Stahlgalerien mit einem offenen<br />
Glasaufzug Dynamik ins Spiel zwischen Innen<br />
und Außen. Im zweiten Obergeschoss umschließt<br />
eine glyzinienbewachsene Pergola die<br />
Dachterrasse. Sitzstufen unter Felsbirnen animieren<br />
die Patienten der benachbarten Kinderstation<br />
zum Aufenthalt im Freien.<br />
Das Haus mit seinen 11.000 Quadratmetern hat<br />
197 Betten, davon 24 auf der Intensiv- und 36<br />
auf der Intermediate Care Station. Künftig sollen<br />
in den vier Operationssälen und drei Herzkatheterplätzen<br />
Patienten aller Altersstufen –<br />
vom Neugeborenen bis zum Greis – operiert<br />
werden. Direkt an die OP- und Katheterräume<br />
schließen sich Aufwach- und Nachsorgezonen<br />
an. Die Investitionskosten für den Bau und die<br />
Medizintechnik betrugen insgesamt 74 Millionen<br />
Euro. Das Geld soll sich schon bald auszahlen:<br />
Dafür sollen die optimierten Prozesse,<br />
die Bündelung der Kapazitäten von High-Tech-<br />
Geräten und die ideale Koordination der Haustechnik<br />
sorgen.<br />
Kontakt:<br />
Medfacilities GmbH, Köln<br />
Tel.: 0221/478-87964<br />
www.medfacilities.de<br />
Architektur und Bau<br />
medAmbiente 1 · 2008 15
Umbau im laufenden Betrieb<br />
16 medAmbiente 1 · 2008<br />
Architektur und Bau<br />
Durch die hochwertige PUR-Vergütung von<br />
Armstrong wird DLW Linoleum noch strapazierfähiger,<br />
langlebiger und pflegeleichter.<br />
Wartezeiten entfallen, da keine Einpflege<br />
mehr notwendig ist, und der Belag kann mit<br />
einem einfachen Alkohol- bzw. Neutralreiniger<br />
gesäubert werden.<br />
Sanierung des Caritas Altenheims St. Kunigund<br />
Die drei Gebäudeteile des Caritas Altenheims<br />
St. Kunigund in Haag werden seit Frühjahr<br />
2005 Schritt für Schritt saniert, umgebaut und<br />
aufgestockt – und das bei laufendem Pflegebetrieb.<br />
Im April 2008 sollen sämtliche Baumaßnahmen<br />
abgeschlossen sein. Das Gebäude ist<br />
dann ein neues, komfortables Zuhause für<br />
etwa 130 Senioren. Sehr zeitintensiv ist der<br />
schrittweise Umbau, bei dem die Bewohner<br />
aus-, um- und dann wieder einziehen in die<br />
fertig gestellten Zimmer. Jede Menge Organisation<br />
und Koordination steckt hinter dem Projekt.<br />
Dieter Schindler vom Architekturbüro<br />
Schindler in Rosenheim ist verantwortlich für<br />
das Bauvorhaben.<br />
Der Gebäudeteil mit Kapelle, großem Saal und<br />
den Verwaltungsräumen hatte schon immer<br />
drei Etagen. Die Wohnkomplexe dagegen mussten<br />
um eine Etage aufgestockt werden, um die<br />
gleiche Höhe zu erreichen und mehr Platz zu<br />
bieten. Damit auch hier der normale Pflegealltag<br />
weiter gehen konnte, wurde ein Notdach<br />
aus einem Gerüst und entsprechender Abdeckung<br />
über dem Gebäude errichtet. Erst dann<br />
konnte der alte Dachstuhl abgebaut, eine Etage<br />
aufgesetzt und ein neuer Dachstuhl gebaut und<br />
gedeckt werden. Zwischen dem 1. und 2. Obergeschoss<br />
erinnert noch ein schmaler Dachvorsprung<br />
an die ursprüngliche Höhe. Ein Gebäudeteil<br />
wurde zudem komplett neu angebaut.<br />
Freundliches Urlaubsflair<br />
Modern und komfortabel wird die gesamte Anlage<br />
durch den Umbau. Für Urlaubsflair sorgt<br />
Eine große Terrasse bietet den Senioren und Besuchern einen angenehmen Platz zum Verweilen,<br />
Plauschen und Kaffeetrinken.<br />
eine große Terrasse: Senioren und Besucher<br />
finden hier einen angenehmen Platz zum Verweilen,<br />
Plauschen und Kaffeetrinken. Balkone<br />
und große bodentiefe Fenster ermöglichen den<br />
Bewohnern einen weiten Blick ins Freie. Alle<br />
Zimmer haben nun eigene Bäder. Die Wohn-<br />
und Aufenthaltsräume zeigen ein helles und<br />
freundliches Gesicht. Satte farbige Bodenbeläge<br />
beleben die klaren, weißen Flure. Jede Etage ist<br />
zur besseren Orientierung der Bewohner in<br />
einer anderen Farbe gehalten, Linoleum und<br />
Türzargen sind jeweils Ton-in-Ton gestaltet.<br />
Die große Palette mit über 130 Farben von<br />
Armstrong in Kombination mit dem hochwertigen<br />
PUR ECO System sprach für die Auswahl<br />
von DLW Linoleum. Jetzt bringt DLW Linoleum<br />
Marmorette in den Farben „leaf green“,<br />
„light sahara“, „s<strong>uns</strong>et orange“, „ink blue“ und<br />
„pale yellow“ Lebensfreude nach St. Kunigund<br />
– Rutschsicherheit und Gehkomfort inklusive.<br />
Die erhöhte Chemikalienbeständigkeit und Resistenz<br />
gegen Hände- und Fleckendesinfektionsmittel<br />
von DLW Linoleum durch die Polyurethan-Beschichtung<br />
waren wichtige<br />
Argumente für Dieter Schindler. Gerade in<br />
einem Gebäude, in dem viel mit Desinfektionsmitteln<br />
gearbeitet wird, verhindert die PUR-<br />
Vergütung <strong>uns</strong>chöne Flecken oder Verfärbungen.<br />
Linoleum: Verschleißfest und leicht<br />
zu reinigen<br />
Die Verschleißfestigkeit ist bei PUR-beschichtetem<br />
Linoleum besser als bei herkömmlichem<br />
Linoleum von Armstrong. Der Boden lässt sich<br />
zudem noch leichter reinigen. Eine Wartezeit<br />
und die aufwändige Einpflege nach der Verlegung<br />
sind nicht mehr notwendig, nach der üblichen<br />
Bauschlussreinigung kann der Boden<br />
sofort genutzt werden – bei einem zeitintensiven<br />
Projekt wie diesem, eine erfreuliche Ersparnis.<br />
Die Grundreinigung in regelmäßigen<br />
Zeitintervallen ist überflüssig und die dauerhafte<br />
Reinigung erfolgt mit einem einfachen<br />
Alkohol- bzw. Neutralreiniger. DLW Linoleum<br />
PUR reduziert den Reinigungsaufwand über<br />
die gesamte Lebensdauer.<br />
Durch die PUR-Oberflächenvergütung ist der<br />
Belag besonders nachhaltig, das heißt wirtschaftlich<br />
und umweltfreundlich, da Arbeitszeiten<br />
für die Reinigung minimiert und weniger<br />
Reinigungsmittel sowie Wasser verbraucht<br />
werden. Ökologisch ist Linoleum aus überwiegend<br />
natürlichen und nachwachsenden Rohstoffen<br />
ohnehin. Auch heute sind Leinöl, Harze<br />
sowie Kork- und Holzmehl die Hauptbestandteile.<br />
Die PUR-Vergütung ist nach der Ökobilanz<br />
von Prof. Hegger von der TU Darmstadt<br />
eine sinnvolle Weiterentwicklung des DLW<br />
Linoleums und uneingeschränkt empfehlenswert.<br />
Der „blaue Engel“ bestätigt diese Umweltfreundlichkeit<br />
ebenfalls.<br />
Kontakt:<br />
Armstrong DLW<br />
www.armstrong.eu
Linoleum: Inspiriert von der Natur<br />
Bodenbeläge von Forbo Flooring Systems sind<br />
ausgestattet mit allen objektrelevanten Eigenschaften<br />
wie Schwerentflammbarkeit, Antistatik,<br />
Fußboden- und Stuhlrolleneignung, Eindruckbeständigkeit.<br />
Hochverdichtete,<br />
kalandrierte Belagoberflächen gewährleisten<br />
Strapazierfähigkeit, hohe Eindruckbeständigkeit<br />
sowie Rollstuhleignung. Die Belagskonstruktionen<br />
und Materialeigenschaften bieten<br />
dauerhaft Gehkomfort und Trittsicherheit. Für<br />
beste Reinigungs- und Pflegeeigenschaften sorgen<br />
die werkseitige Ver<strong>sie</strong>gelung der Beläge<br />
mit einem Pflegefinish. Saubere Wandabschlüsse<br />
und systemabgestimmte Materialübergänge<br />
sind in den kritischen Bereichen zwischen<br />
Boden- und Wandfläche Garant für höchste<br />
Hygiene. Zum Abdichten der Fugen stehen für<br />
alle Dessins innovative und nahezu <strong>uns</strong>ichtbare<br />
Lösungsmöglichkeiten zur Verfügung.<br />
Im Pflegealltag spielen neben gesundheitlichen,<br />
hygienischen und ästhetischen Kriterien immer<br />
auch wirtschaftliche Aspekte bei einer Wahl<br />
eines Fußbodens eine entscheidende Rolle.<br />
Auch hier zahlt sich Qualität langfristig aus:<br />
Hochwertige, pflegeleichte Produkte senken<br />
nicht nur die Unterhaltskosten, sondern beeinflussen<br />
auch aufgrund ihrer Langlebigkeit die<br />
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Kostennutzungsanalyse eines Objektes positiv.<br />
Mit den beiden Produktgruppen Linoleum und<br />
Vinyl stehen sowohl Beläge aus nachwachsenden<br />
Rohstoffen als auch K<strong>uns</strong>tstoff-Beläge in<br />
großer Dessin-, Farb- und Strukturvielfalt zur<br />
Auswahl.<br />
Optisch bringt Linoleum all das zum Ausdruck,<br />
was die Natur zu bieten hat: naturinspirierte<br />
Dessins in schönen, klaren Farben, die<br />
Harmonie und Wärme ausstrahlen. Auch aus<br />
ökologischer Sicht ist Linoleum erste Wahl unter<br />
den Bodenbelägen für den Altenpflege-Bereich.<br />
Und das aus gutem Grund: Marmoleum<br />
und Artoleum werden aus nachwachsenden<br />
Rohstoffen gefertigt und verfügen von Natur<br />
aus über eine Fülle positiver Eigenschaften:<br />
Linoleum ist verschleißfest, pflegeleicht, lange<br />
haltbar, permanent antistatisch und angenehm<br />
fußwarm. Prädestiniert für den Einsatz im Pflegebereich<br />
ist Linoleum aber vor allem wegen<br />
seiner natürlichen Bakteriostatik (verhindert<br />
die Vermehrung von bestimmten Mikroorganismen<br />
und Bakterien). Wichtige hygienische<br />
und gesundheitliche Vorteile, die Bewohnern<br />
und Personal gleichermaßen zugute kommen.<br />
Kontakt:<br />
Forbo Flooring GmbH<br />
www.forbo-flooring.de<br />
Altenpflege + Propflege 2008: Halle 2, B24<br />
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Architektur und Bau<br />
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18 medAmbiente 1 · 2008<br />
Titelstory<br />
Wohnen heißt<br />
zufrieden sein<br />
Lebensqualität und Ambiente<br />
in Senioreneinrichtungen<br />
Im Vordergrund neuerer Konzeptionen in der stationären Altenhilfe<br />
steht die Aufrechterhaltung normaler Lebens- und Wohnqualität,<br />
auch bei Pflegebedürftigkeit. Die Anforderung an Architektur,<br />
pflegerische sowie hauswirtschaftliche Abläufe einschließlich der<br />
Finanzen ist es, diese Bedürfnisse aufzugreifen und funktionale<br />
Abläufe zu sichern. Dies bedeutet in der Praxis, dass die<br />
vorhandenen Räumlichkeiten in den Einrichtungen sich den neuen<br />
Bedingungen sukzessive anpassen müssen bzw. neue<br />
Einrichtungen architektonisch auf flexiblere Wohnformen Rücksicht<br />
nehmen müssen.
Wohngruppen in Senioreneinrichtungen haben<br />
sich als eine Wohnform etabliert, die einen<br />
menschlichen Kontakt mit der näheren Umwelt<br />
ermöglicht und fördert. Ältere Menschen möchten<br />
noch genau so „gebraucht“ werden und<br />
haben in einer Lebensgemeinschaft ein anderes<br />
Wertigkeitsgefühl. Eine Wohnung symboli<strong>sie</strong>rt<br />
das normale Leben verbunden mit einem<br />
professionellen Pflegeanspruch. Eine gut konzipierte<br />
Wohnung kann dem alten Menschen<br />
helfen, sich in seiner Umgebung wieder besser<br />
zurechtzufinden und unterstützt den Familienverband<br />
in dem Gefühl, für den geliebten Partner,<br />
Eltern, Großeltern etwas Gutes zu tun –<br />
das „schlechte“ Gewissen wandelt sich in<br />
positive Integration der Angehörigen in die<br />
Wohngemeinschaft.<br />
Eine Wohngemeinschaft unterstützt pflegebedürftige<br />
Menschen aller Pflegestufen in ihrem<br />
Grundbedürfnis „Wohnen = zufrieden sein“.<br />
Diese positiven Empfindungen, die gut umgesetzte<br />
Wohnorte freisetzen, unterstützen die<br />
Selbständigkeit der älteren Menschen. In<br />
Wohngruppen können die Menschen ihren gewohnten<br />
Tätigkeiten und Bedürfnissen, wie<br />
z. B. Kochen, Waschen, Zeitung lesen, natürlich<br />
auch Feiern, Beten etc. nachkommen. Die<br />
Wahlmöglichkeiten, die dem Bewohner zur<br />
Verfügung stehen, regen den Geist an und halten<br />
die Menschen aktiv. Dies wurde in der<br />
Praxis beispielsweise im Hausgemeinschaftskonzept<br />
„Benevit“ erfolgreich umgesetzt.<br />
Familienähnliche Hausgemeinschaft<br />
Das Hausgemeinschaftskonzept „Benevit“ arbeitet<br />
nach dem Grundsatz „Berührung der<br />
Gefühlswelt der Bewohner durch gelebte Normalität“.<br />
Im Mittelpunkt stehen der Mensch,<br />
die Lebensqualität und das Ambiente. In den<br />
Wohnungen leben 12 bis 14 Bewohner in familienähnlichen<br />
Strukturen zusammen. Bedingt<br />
durch die natürliche Tagesstruktur kann eine<br />
Erhaltung, Stärkung oder sogar eine Reaktivierung<br />
der Alltagskompetenz bei den Bewohnern<br />
erfolgen. Der Tagesablauf wird nicht primär<br />
durch die Pflege bestimmt, sondern durch<br />
menschliches Miteinander in einem angenehmen<br />
Ambiente, indem jeder Bewohner<br />
seine Ressourcen und Fähigkeiten einbringen<br />
kann. Die Lebensqualität steigt durch alltägliche<br />
Situationen und ein neues Gefühl der<br />
Selbstverantwortung führt dazu, dass die<br />
Pflegebedürftigkeit der Bewohner eher ab-<br />
als zunimmt.<br />
Umgesetzt wurde dieses Wohngruppenkonzept<br />
z.B. im Haus Blumenküche in Mössingen. Der<br />
Neubau besteht aus 72 Betten, aufgeteilt auf<br />
6 Wohnungen in 3 Etagen. Jede Wohnung verfügt<br />
über eine eigene Küche, Essraum, Wohnzimmer,<br />
Nebenräume usw. Die Zimmerstruktur<br />
besteht aus 46 Einzelzimmer und 13<br />
Doppelzimmer. Sämtliche Nebenräume wie<br />
Mehrzweckraum, Therapieraum, Lagerräume,<br />
Personalaufenthaltsräume, Pflegebäder, Cafè,<br />
Büros, Waschküchen usw. sind vorhanden.<br />
Der Gemeinschaftsbereich ist offen gestaltet<br />
und gliedert sich in die Bereiche Wohnen und<br />
Essen. Im Essbereich wird die Selbstständigkeit<br />
des Einzelnen durch verschiedenartige Wahlmöglichkeiten<br />
an Sitzgruppen gefördert. Direkt<br />
angegliedert ist der offene Küchenbereich, in<br />
dem die Mahlzeiten für die Bewohner komplett<br />
zubereitet werden. Außen an den Küchenblock<br />
angefügt ist eine Arbeitsplatte, an der die Bewohner<br />
sitzen können und bei der Zubereitung,<br />
in direktem Kontakt mit der Präsenzkraft, mithelfen.<br />
Die Küchenplanung erfordert ein besonderes<br />
Know-how eines speziali<strong>sie</strong>rten Objekteinrichters,<br />
wie die WIBU-Gruppe.<br />
Die Küchen sind in allen Wohnungen neben<br />
dem Wohnzimmer das Kernstück und sind so<br />
ausgelegt, dass auch die Bewohner bei der Essenszubereitung<br />
jederzeit mitwirken können.<br />
Der Tagesablauf wird durch Präsenzkräfte gestaltet<br />
– dies beinhaltet z.B. auch das gemeinsame<br />
Zubereiten der Mahlzeiten und die Führung<br />
des Haushaltes incl. Reinigung, Waschen<br />
usw. Alle erforderlichen Haushaltsarbeiten inkl.<br />
Pflege werden in den Wohnungen, ohne irgendwelche<br />
zentrale oder externe Dienstleistungsstrukturen,<br />
erbracht.<br />
Wohnbereiche mit Lebensqualität<br />
Wohn- und Essräume sind dezentral für jede<br />
Wohnung vorhanden. Wichtig ist hierbei die<br />
Einrichtungsgestaltung, die durch einen Kaminofen<br />
und warme, fröhliche Farben betont<br />
wohnlich und gemütlich umgesetzt wurde. Der<br />
Wohnbereich bietet verschiedene Sitzgruppen<br />
je nach Bedarf der Bewohner. Die offene Gestaltung<br />
fördert die Kommunikation setzt aber<br />
trotzdem eine klare Gliederung voraus. Die<br />
Gestaltungselemente nehmen Rücksicht auf die<br />
persönlichen Bedürfnisstrukturen.<br />
Durch verschiedene Tischsituationen und Sitzmöglichkeiten<br />
kann der Bewohner seinen individuellen<br />
Alltagsgewohnheiten nachgehen: Diskussionen<br />
in der Gruppe, Spielen, Lesen oder<br />
auch nur Zuschauen. In diesen Bereichen ist genügend<br />
Platz – auch für Angehörige. Direkt im<br />
Wohnzimmer integriert befindet sich ein Arbeitsplatz<br />
für die Plegefach- und Hilfskräfte sowie<br />
die Präsenzkräfte. In diesem Arbeitsbereich<br />
sind alle erforderlichem Ausstattungen, inkl.<br />
dem Medikamentenschrank, der auch von<br />
Ärzten und Therapeuten genutzt wird, integriert.<br />
Die Bewohnerzimmer im Haus Blumenküche<br />
sind um den offenen Wohnbereich ange<strong>sie</strong>delt,<br />
der den Mittelpunkt der Wohnung darstellt.<br />
Eine individuelle und wohnliche Gestaltung ist<br />
für den Bewohner besonders wichtig. Symbole<br />
aus der „alten Zeit“ oder persönliche Gebrauchsgegenstände<br />
sorgen für eine vertraute,<br />
heimische (und nicht Heim-) Atmosphäre. Der<br />
Objekteinrichter achtet bei der Planung darauf,<br />
dass die Einrichtung ein Gefühl der Wärme<br />
und Wohnlichkeit/Gemütlichkeit auslöst,<br />
gleichzeitig jedoch nutzungsfreundlich und<br />
funktional ist.<br />
Raum für Bewegungsdrang<br />
Um dem teilweise extremen Bewegungsdrang<br />
gerecht zu werden, bietet die Raumstruktur in<br />
dem Hausgemeinschaftskonzept in jeder Hinsicht<br />
Barrierefreiheit. In der Regel werden kleine<br />
Nischen, Sofaecken, Pavillons berücksichtigt,<br />
so dass sich der Bewohner bei Bedarf auch<br />
ausruhen kann.<br />
Ein natürliches Gehen wird durch entsprechende<br />
Bodenbeläge besonders gefördert. Im<br />
Haus Blumenküche wurde ein textiler Belag,<br />
der eine hohe Rutschsicherheit bietet, gewählt<br />
– diese Beläge schaffen eine positive Atmosphäre<br />
und bieten eine gute Raumakustik. Die<br />
Erfahrung hat gezeigt, dass für den älteren<br />
Mensch das Gehen auf diesem Belag einen<br />
hohen Wohlfühlfaktor hervorruft, da die Oberfläche<br />
warm und nicht abweisend ist. Bewohner<br />
gehen auch manchmal gerne barfuß oder<br />
auf Strümpfen, daher ist es wichtig, dass durch<br />
die Wahl eines optimalen Bodenbelags eine<br />
entsprechende Rutschsicherheit gegeben ist.<br />
Daneben hat das Gehen einen hohen therapeutischen<br />
Effekt, der nur durch warme Beläge<br />
gefördert werden kann.<br />
Einrichtung schafft Lebensfreude<br />
Die Wahrnehmung von älteren Menschen mit<br />
z.B. Demenz unterscheidet sich von der der jüngeren<br />
und gesünderen Menschen. Farben lassen<br />
in ihrer Intensität nach, da häufig das Augenlicht<br />
schon in Mitleidenschaft gezogen ist. So<br />
empfiehlt es sich z.B. für Böden kräftige Farben<br />
zu wählen, die z.B. die Bewohner einer Gruppe<br />
zum Gehen animieren können. Ein Treppenhaus<br />
sollte dann als Hürde mit einer anderen<br />
Farbe den Wohnbereich abtrennen. Farben und<br />
Lichtelemente lösen bestimmte Emotionen und<br />
Stimmungen im Menschen aus und sind für<br />
ältere Menschen besonders bedeutend. Hier ist<br />
es von Vorteil, frühzeitig den Objekteinrichter<br />
in die Gesamtkonzeption mit einzubinden, um<br />
auch die Psychologie von Farben und Licht in<br />
die Planungen sinnvoll zu integrieren.<br />
Aus gerontologischer und architektonischer<br />
Sicht stehen im Mittelpunkt aller Umbau- und<br />
Neuplanungen von Wohngruppen Normalität,<br />
Wohnlichkeit, Ästhetik, Kommunikation, Funktionalität<br />
und Wirtschaftlichkeit. Durch die<br />
Mischung von Privatheit und Kommunikation<br />
kann man der Angst und Isolation positiv entgegenwirken.<br />
Gute Planung, ein angenehmes<br />
Ambiente und die passenden Mitarbeiter sorgen<br />
für ein gutes Gefühl in der Wohngemeinschaft–<br />
eine positive Gesamtstimmung macht<br />
viele Abläufe leichter.<br />
Kontakt:<br />
Benevit, Kaspar Pfister<br />
Haus Blumenküche<br />
kaspar.pfister@benevit-pflege.de<br />
www.benevit-pflege.de<br />
WIBU Gruppe, Sabine Wegmann<br />
pr-objekt@wibu-gruppe.de<br />
www.wibu-gruppe.de<br />
Titelstory<br />
medAmbiente 1 · 2008 19
20 medAmbiente 1 · 2008<br />
Schwerpunkt Senioren<br />
Prävention vor Pflege<br />
Vorbereitung auf eine älter werdende Gesellschaft –<br />
Ein Gespräch mit Ursula Lehr<br />
Die am stärksten wachsende Bevölkerungsgruppe ist die der Über-<br />
80-Jährigen. Im Vergleich zu heute wird <strong>sie</strong> sich in vielen Ländern Europas<br />
bereits bis 2020 verdoppelt haben. Welche Folgen hat diese Entwicklung?<br />
Matthias Erler von medAmbiente sprach darüber mit der ehemaligen<br />
Bundesgesundheitsministerin Prof. Dr. Dr. h.c. Ursula Lehr. Die führende<br />
Gerontologin ist Gründerin des Instituts für Gerontologie der Universität<br />
Heidelberg, wo <strong>sie</strong> auch heute lehrt.<br />
>> medAmbiente: Frau Prof. Lehr, es ist heute<br />
ja häufig die Rede davon, dass das Bild des<br />
alten Menschen sich stark verändert. Dazu<br />
zählt sicherlich die Vorstellung vom lange fitten<br />
und vor allem aktiven Menschen. Wie <strong>sie</strong>ht<br />
das die Wissenschaft: Wird der alte Mensch<br />
von morgen überhaupt noch mit dem von heute<br />
zu vergleichen sein – oder sehen wir die Zukunft<br />
des Altwerdens in allzu rosigen Farben?<br />
>> Ursula Lehr: Schon der ältere Mensch von<br />
heute ist mit dem von gestern schwer zu vergleichen.<br />
Wir werden älter als <strong>uns</strong>ere Eltern<br />
und Großeltern und sind dabei gesünder, unternehmungslustiger,<br />
aktiver. Und man hat<br />
festgestellt, dass nicht nur die Lebenszeit zunimmt<br />
– pro Jahr um drei Monate, pro Tag um<br />
fünf Stunden, – sondern auch die „beschwerdefreie<br />
Zeit“, d.h., dass sich Krankheiten immer<br />
mehr in ein höheres Alter hineinverschieben.<br />
>> Wie werden die „neuen Alten“ das Bild der<br />
institutionellen Pflegeeinrichtungen bzw. auch<br />
der Seniorenheime, etc. verändern?<br />
Ursula Lehr: Man propagiert ja heute „ambulant<br />
vor stationär“ – und die Menschen wollen<br />
auch so lange wie nur irgend möglich in der<br />
eigenen Wohnung bleiben. Formen des „Wohnens<br />
mit Service“ werden stärker nachgefragt<br />
werden. Es gibt ja heute schon Residenzen, in<br />
denen sich die Bewohner in einem etwas<br />
jüngeren Alter „einkaufen“. Residenzen mit<br />
großem Kulturprogramm und mit Wellness-<br />
Einrichtungen. Doch solche Residenzen mit<br />
Hotelcharakter wird sich nicht jeder leisten<br />
können. Pflegeeinrichtungen, die man erst auf-<br />
sucht, wenn eine häusliche Betreuung gar nicht<br />
mehr möglich ist (fortgeschrittene dementielle<br />
Erkrankungen, Inkontinenz), bieten natürlich<br />
ein anderes Bild.<br />
>> Von welchen demografischen Zahlen kann<br />
man ausgehen, wenn man die altersmäßige<br />
Struktur <strong>uns</strong>erer Gesellschaft in den nächsten<br />
20 bis 30 Jahren betrachtet?<br />
>> Ursula Lehr: Die Gruppe der Über-80jährigen<br />
ist weltweit die am stärksten wachsende<br />
Population, die sich schon bis zum Jahr 2020 in<br />
vielen europäischen Ländern verdoppeln, dann<br />
sogar verdreifachen wird. Auch die Zahl der<br />
Über-90-Jährigen, – heute in Deutschland etwas<br />
mehr als eine halbe Million – wird bis<br />
2025 auf über eine Million ansteigen, bis 2050<br />
sogar auf über 2 Millionen – bei einer Gesamtbevölkerung,<br />
die im gleichen Zeitraum von<br />
heute rund 82 Millionen auf um die 70 Millionen<br />
zurückgehen wird.<br />
>> Wie verlässlich sind solche Prognosen eigentlich?<br />
Gibt es nicht Faktoren wie z.B. Migration<br />
oder Veränderungen bei den Geburtenraten,<br />
die diese Zahlen wieder verändern<br />
können?<br />
>> Ursula Lehr: Nun, die Zahlen bis 2015 sind<br />
ziemlich verlässlich. Und dann werden auf einen<br />
75-Jährigen und älteren nur noch acht Personen<br />
kommen, die jünger als 75 sind. Heute<br />
sind es 10,7 – auch nicht gerade viel. Und auf<br />
diese Situation ist <strong>uns</strong>ere Gesellschaft noch<br />
nicht eingestellt. 75-Jährige sind zwar noch<br />
lang nicht pflegebedürftig, aber die eine oder<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. Ursula Lehr, Bundesministerin a.D.<br />
andere kleine Einschränkung ist schon gegeben.<br />
Wenn wir steigende Geburtenraten haben,<br />
was wir hoffen, wirkt sich das nur minimal<br />
aus; es fehlen ja bereits die Jahrgänge der jungen<br />
Eltern. Auch eine verstärkte Migration<br />
kann das Bild nur sehr geringfügig korrigieren.<br />
Bisher war es so, dass die Alterung der Bevölkerung<br />
schneller zunahm als jeweils vorausberechnet;<br />
die Zahlen mussten jeweils nach oben<br />
(mehr Ältere) korrigiert werden.<br />
>> An welchen Stellen werden all diese Entwicklungen<br />
<strong>uns</strong>er Leben Ihrer Prognose nach<br />
am meisten verändern?<br />
>> Ursula Lehr: Politik, Wirtschaft, Industrie<br />
und Gesellschaft – und jeder Einzelne – haben<br />
sich auf diese zunehmende Langlebigkeit einzustellen<br />
und sollten alles tun, um ein „gesundes“<br />
und „kompetentes“ Älterwerden erreichen.<br />
Der Gedanke der Prävention, der Vorbeugung,<br />
muss viel stärker forciert werden. Aber auch<br />
<strong>uns</strong>ere Umwelt – Stadtentwicklung, Architektur<br />
– sollte sich auf die große Schar der über<br />
75-Jährigen besser einstellen. Die Produktentwicklung<br />
verlangt ein „Design for all“.<br />
>> Was bedeutet das insgesamt für das Gesundheitswesen<br />
– strukturell und finanziell?<br />
>> Ursula Lehr: Der Geriater wird mehr<br />
nachgefragt werden als der Pädiater – und hat<br />
heute noch keine adäquate Ausbildung. Prävention,<br />
auch Sekundär- und Tertiärprävention<br />
werden notwendiger, auch im Bereich der Rehabilitation<br />
lässt sich noch viel machen, um<br />
Pflegebedürftigkeit zu reduzieren. Es gilt ein-
mal, zu einem „gesunden“ Lebensstil<br />
zu überzeugen (Ernährung,<br />
körperliche Aktivität, geistige Aktivität),<br />
zum anderen aber auch,<br />
an sinnvollen Vorsorgeuntersuchungen<br />
(Osteoporose, Krebserkrankungen<br />
etc.) nicht zu sparen.<br />
>> Die Themen Alter und Pflege<br />
hängen ja sehr zusammen – letztere<br />
wird ja nicht nur in Heimen,<br />
also institutionell, sondern auch<br />
zu Hause organi<strong>sie</strong>rt, auch durch<br />
mobile Pflegedienste und durch<br />
Angehörige. Wird sich das jeweilige<br />
Gewicht dieser beiden Säulen<br />
verschieben?<br />
>> Ursula Lehr: Zunächst einmal:<br />
Alter muss nicht Pflege bedeuten!<br />
Rund 70% der über 85jährigen<br />
sind eben nicht pflegebedürftig.<br />
Aber Sie haben Recht, heute noch<br />
werden 60–70% der Pflegebedürftigen<br />
ambulant, zuhause versorgt,<br />
meist betreut von einem Angehörigen<br />
– meistens den Ehepartnerinnen<br />
oder den selbst schon<br />
älteren Töchtern. Doch diese „Familienpflege“<br />
hat ihre Grenzen,<br />
besonders, wenn Pflegebedürftigkeit<br />
in einem immer höheren Alter<br />
auftritt. Schon heute sind knapp<br />
15% der Hauptpflegepersonen<br />
(Ehe)frauen, die 85 Jahre und älter<br />
sind. Dann ist die Pflege körperlich<br />
nicht zu schaffen. Und Kinder wohnen<br />
immer seltener in der näheren<br />
Umgebung ihrer Eltern; <strong>uns</strong>ere<br />
Gesellschaft verlangt Mobilität.<br />
Das Fazit: Formen außerhäuslicher<br />
Betreuung – sei es in Heimen, in<br />
Formen des „Generationenwohnens“,<br />
in Haus- und Wohngemeinschaften<br />
werden zunehmen.<br />
>> Werden sich Angehörige alter<br />
Menschen künftig darauf einstellen<br />
müssen, stärker persönlich in<br />
die Pflicht genommen zu werden?<br />
>> Ursula Lehr: Ja, aber das ist<br />
nur begrenzt möglich. Unter finanziellen<br />
Gesichtspunkten müssen<br />
Kinder ja schon heute einspringen<br />
und die Kosten – soweit notwendig<br />
und möglich – tragen. Einen Umzug<br />
der Kinder in den Wohnort<br />
der pflegebedürftigen Eltern kann<br />
man kaum erwarten – und einen<br />
Umzug der pflegebedürftigen Eltern<br />
zu den Kindern in eine andere<br />
Stadt, eine andere Gegend, ist<br />
oft auch nicht optimal.<br />
>> Frau Prof. Lehr, wenn Sie ein<br />
Programm aufstellen sollten, das<br />
<strong>uns</strong>ere Gesellschaft am besten auf<br />
die kommenden Herausforderungen<br />
vorbereitet – für den Staat<br />
und jeden Einzelnen: Was wären<br />
die wichtigsten Eckpunkte eines<br />
solchen Programms?<br />
>> Ursula Lehr: Prävention, Prävention,<br />
Prävention – schon von<br />
früher Kindheit an! Altern ist ein<br />
lebenslanger Prozess! Gesundheit<br />
muss ins Bildungsprogramm integriert<br />
werden. Hier muss die Eigenverantwortung<br />
gestärkt werden.<br />
Gesundheit ist kein festes<br />
Gut, das mit zunehmendem Alter<br />
abnimmt, sondern Gesundheit<br />
muss stets neu erarbeitet werden.<br />
Unsere Ärzte müssen verstärkt in<br />
Gerontologie und Geriatrie ausgebildet<br />
werden – und in die Lage<br />
versetzt werden, Menschen auch<br />
zur Verhaltensänderung zu überzeugen.<br />
Arzt-Patienten-Gespräche<br />
müssten besser honoriert werden<br />
als die Verschreibung von Medikamenten.Rehabilitationsmöglichkeiten<br />
mussten besser ausgeschöpft<br />
werden.<br />
Und <strong>uns</strong>ere dingliche Umwelt<br />
muss „seniorengerecht“ gestaltet<br />
werden, indem Barrieren abgebaut<br />
werden und Motivationen zu „gesundem<br />
Lebenswandel“ gestärkt<br />
werden. „Seniorengerecht“ ist<br />
mehr als „rollstuhl- und behindertengerecht!“:<br />
es gibt auch andere<br />
Barrieren: Gehen Sie einmal ins<br />
Museum, dort finden Sie wunderbare<br />
Exponate, müssen aber erst<br />
sich tief bücken, um ganz unten in<br />
Visitenkartengröße (möglichst in<br />
zarter grauer Schrift auf dreckigweißem<br />
Grund) den Namen des<br />
Künstlers, seine Lebenszeit und<br />
den Titel des Bildes zu erfahren.<br />
Diese drei Angaben in DIN-A4-<br />
Größe, mit dicken schwarzen<br />
Buchstaben auf weißem Grund<br />
(Kontraste!) mögen zwar von der<br />
Ästhetik her nicht optimal sein, –<br />
aber in <strong>uns</strong>erer alternden Gesellschaft<br />
sollten wir einer Funktionalität<br />
den Vorzug geben.<br />
>> Frau Prof. Lehr, herzlichen<br />
Dank für das Gespräch.<br />
Kontakt:<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. Ursula Lehr,<br />
Bundesministerin a.D.<br />
Institut für Gerontologie der Universität<br />
Heidelberg, Bonn<br />
Tel.: 0228/3528-49 | Fax: 0228/3527-41<br />
Ursula.lehr@t-online.de<br />
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medAmbiente 1 · 2008 21
22 medAmbiente 1 · 2008<br />
Schwerpunkt Senioren<br />
Vergessen<br />
in der zweiten Heimat<br />
Migration und Demenz in deutschen Pfl egeeinrichtungen<br />
Ines Jonas<br />
In einer Großstadt wie Berlin mit einem hohen<br />
Ausländeranteil leben nach Angaben der „Berliner<br />
Zeitung“ 28.000 zugewanderte Personen,<br />
die über 65 Jahre alt sind. Ihr Anteil wird sich<br />
bis 2020 verdoppeln – es handelt sich um die<br />
am stärksten wachsende Bevölkerungsgruppe.<br />
Viele von ihnen gehören zu den so genannten<br />
„Gastarbeitern“, die im Zuge der Anwerbepolitik<br />
der Bundesrepublik in der Zeit zwischen<br />
1955 bis 1973 als junge Menschen nach<br />
Deutschland kamen. Kaum einer der Angeworbenen<br />
von damals hatte zu dieser Zeit daran<br />
gedacht, auch den Lebensabend in Deutschland<br />
zu verbringen. Vielfach wurde die Rückkehr in<br />
die häufi g mit den Jahren auch fremd gewordene<br />
Heimat immer wieder und immer weiter<br />
hinausgeschoben. Schließlich sind viele von<br />
ihnen hier geblieben.<br />
Rückzug in die eigene Ethnie<br />
Spätestens mit dem Ausscheiden aus dem Erwerbsleben<br />
beginnt für viele alte Migranten<br />
eine Zeit der sozialen Isolierung. Die Sozialkontakte<br />
konzentrieren sich dann ausschließlich<br />
auf die Familie oder auf Personen der gleichen<br />
Nationalität. Studien belegen, dass das<br />
Bedürfnis nach einem Rückzug in die eigene<br />
Ethnie im Alter ansteigt. Dazu kommen die<br />
vielfach bestehenden sprachlichen Defi zite sowie<br />
die Unsicherheit im Umgang mit Behörden<br />
und Institutionen. Die meisten Sozialeinrich-<br />
Bundesweit soll in 30 Jahren jeder vierte Rentner ein Migrant sein. Die größte<br />
Migrantengruppe stammt aus der Türkei: 1,9 Millionen Türkinnen und Türken leben hier.<br />
Circa zehn Prozent der Ausländerinnen und Ausländer sind 60 Jahre und älter, sechs<br />
Prozent 65 Jahre und älter. Eine Gruppe, die oft außen vor steht, sind die an Demenz<br />
erkrankten Migranten. Obwohl in Deutschland etwa 419.000 Zugewanderte leben, die<br />
65 Jahre und älter sind, rücken <strong>sie</strong> erst seit wenigen Jahren und ganz zaghaft ins Blickfeld<br />
der Altenhilfe. Ein Beitrag von Ines Jonas vom Kuratorium Deutsche Altershilfe.<br />
tungen in Deutschland haben sich darauf eingestellt<br />
und bieten vor allem in den größeren<br />
Städten spezielle und nicht selten auch muttersprachliche<br />
Beratungsangebote für Migranten<br />
an.<br />
Nur in der Altenhilfe fehlt ein entsprechendes<br />
fl ächendeckendes Angebot. Was vor allem fehlt,<br />
ist ein vernetztes und fl ächendeckendes Angebot<br />
für ältere Migranten. „Für diese Menschen<br />
gibt es derzeit kein spezifi sches niedrigschwelliges<br />
pfl egerisches oder soziales Versorgungskonzept“,<br />
stellen auch Derya Wrobel und Georg<br />
Steinhoff vom Idem-Projekt beim Sozialverband<br />
VdK in Berlin fest. Das Projekt gehört zu<br />
den wenigen Initiativen, die sich schwerpunktmäßig<br />
dem Thema Demenz und Migration<br />
widmen.<br />
Vergessene Patienten<br />
Dem Idem-Team geht es aber auch um die Sensibili<strong>sie</strong>rung<br />
zuständiger Entscheidungs- und<br />
Verwaltungsebenen sowie der Öffentlichkeit. In<br />
diesem Zusammenhang ist es Derya Wrobel<br />
besonders wichtig, auf eine Migrantengruppe<br />
hinzuweisen, die in Hinblick auf soziale Belange<br />
nur selten ins Blickfeld von Politik und Öffentlichkeit<br />
rückt: „An die große Gruppe der<br />
arabisch sprechenden Migranten wird viel zu<br />
selten gedacht“, betont die türkischstämmige<br />
Sozialarbeiterin. „Diese fühlen sich berechtig-<br />
terweise oft zurückgesetzt.“ Die Lebenssituation<br />
demenziell erkrankter Migranten in der<br />
Bundesrepublik, so das Team, „muss immer<br />
noch als nahezu unerforscht gelten. Sie müssen<br />
als die im wahrsten Sinne des Wortes ‚vergessenen‘<br />
Patienten angesehen werden.“<br />
Dass es längst Zeit ist zu handeln, zeigen alle<br />
Forschungsergebnisse hinsichtlich der Alterungsprozesse<br />
bei Migranten. Aufgrund ihrer<br />
Migrationsbiografi e und ihrer oft im Vergleich<br />
zu Deutschen schlechteren Arbeits- und Lebensbedingungen<br />
setzen diese circa fünf bis<br />
zehn Jahre früher ein als bei der deutschen<br />
Altersbevölkerung. Diese Erfahrung hat auch<br />
Georg Steinhoff von Idem gemacht: „Das<br />
Durchschnittsalter der von <strong>uns</strong> erfassten demenziell<br />
erkrankten Klienten betrug im ersten<br />
Jahr 58,4 Jahre, wobei noch zu berücksichtigen<br />
ist, dass diese zum Teil vor mehreren Jahren<br />
erste Auffälligkeiten zeigten.“ Auf diese Situation<br />
sind jedoch weder die Institutionen der<br />
Altenhilfe oder des Gesundheitswesens noch<br />
die Migrantenfamilien, in denen ein Großteil<br />
der Pfl ege geleistet wird, vorbereitet.<br />
Leben in isolierten Inselwelten<br />
Wie schnell es zu einer Überforderung der betroffenen<br />
Familien kommen kann, haben die<br />
Idem-Mitarbeiter gleich bei Projektbeginn gesehen:<br />
„Wir waren ja innerlich vorbereitet auf be-
sonders problematische Lebenssituationen und<br />
Einzelfälle. Was wir aber in der Praxis dann<br />
tatsächlich vorgefunden haben, übertraf <strong>uns</strong>ere<br />
negativen Vorstellungen um ein Vielfaches“,<br />
berichten Wrobel und Steinhoff. „Wir trafen auf<br />
völlig verwahrloste Menschen in menschenunwürdigen<br />
Lebensverhältnissen, voll kommen<br />
überforderte Angehörige, selbst am Rande<br />
eines Nervenzusammenbruchs, von ihrer Umwelt<br />
nahezu vollkommen isolierte ‚Inselwelten‘.<br />
Damit gerät auch das Klischee von der intakten<br />
ausländischen Großfamilie, die solche<br />
Krisen auffangen kann, ins Wanken. „Dieses<br />
Bild stimmt nicht mehr“, sagt auch Susanne<br />
Koch vom Begegnungszentrum Adalbertstraße<br />
des AWO-Landesverbandes Berlin im Bezirk<br />
Friedrichshain-Kreuzberg und bezieht sich auf<br />
den 6. Familienbericht des Bundesministeriums<br />
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend,<br />
der sich mit Familien ausländischer Herkunft<br />
in Deutschland beschäftigt hat. Darin steht,<br />
dass in Deutschland rund 15 Prozent der über<br />
60-jährigen Türken und 27,7 Prozent der aus<br />
dem ehemaligen Jugoslawien stammenden<br />
über 60-Jährigen in Ein-Personen-Haushalten<br />
leben. Der Großteil der älteren Migranten lebe<br />
aber innerhalb eines Familienverbandes.<br />
„Wird dann ein Angehöriger demenzkrank,<br />
kommt es oft zu Spannungen“, so Kochs Erfahrungen.<br />
Viele Probleme, die sich in Zusammenhang mit<br />
einer Demenz ergeben, unterscheiden sich bei<br />
Familien mit Migrationshintergrund kaum von<br />
denen deutscher Familien. Warum bedarf es<br />
dann aber spezieller Angebote? „Die Probleme<br />
mögen ähnlich sein, aber wenn dann die bestehenden<br />
Angebote von den Migrantenfamilien<br />
nicht oder kaum in Anspruch genommen werden,<br />
zeigt das doch, dass hier etwas nicht<br />
stimmt“, sagt Reinhard Streibel. Von den in<br />
den letzten Jahren zunehmend entstandenen<br />
speziellen Angeboten im stationären, teilstationären<br />
und ambulanten Bereich, wie beispielsweise<br />
den niedrigschwelligen Angeboten nach<br />
dem 2002 eingeführten Pfl egeleistungsergänzungsgesetz,<br />
würden die betroffenen ausländischen<br />
Familien oft nicht profi tieren können,<br />
da <strong>sie</strong> zum einen schon aufgrund von vielfach<br />
vorhandenen sprachlichen Defi ziten von den<br />
entsprechenden Informationsquellen abgeschnitten<br />
und zum anderen deren Angebote<br />
nicht auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind.<br />
Kultursensible Altenhilfe<br />
„Ohne lebensgeschichtliche und kulturelle<br />
Kenntnis der Person und ihrer Familie ist der<br />
Zugang zu Migranten mit Demenz sehr<br />
schwer“, bestätigt auch Simone Helck vom<br />
Forum für eine kultursensible Altenhilfe beim<br />
Kuratorium Deutsche Altershilfe, KDA. „Benötigt<br />
werden ‚kulturelle‘Vermittler zwischen<br />
Betroffenen und freiwilligen sowie professionellen<br />
Helferinnen und Helfern“, so Helck weiter.<br />
Als Konsequenz auf diese Defi zite wurde<br />
im Februar 2002 unter der Projektleitung von<br />
Reinhard Streibel im Internationalen Migrantenzentrum<br />
bei der Arbeiterwohlfahrt Gelsenkirchen<br />
die Anlauf-, Informations-, Clearing-<br />
und Vermittlungsstelle „Demenz und<br />
Migration“ eingerichtet, wobei sich der Schwerpunkt<br />
auf die größte im Ruhrgebiet lebende<br />
ethnische Gruppe, die Türken, richtet. „Mit der<br />
An<strong>sie</strong>dlung des Projektes im Internationalen<br />
Migrantenzentrum der Arbeiterwohlfahrt in<br />
Gelsenkirchen, einem Stadtteil, der eine 30jährige<br />
Migrationsgeschichte hat und mit der<br />
Projektbetreuung durch eine türkische Fachkraft<br />
schien ein guter Zugang zur Zielgruppe<br />
gewährleistet zu sein“, berichtet Streibel. „Doch<br />
trotz guter Vorarbeit, vieler Gespräche und<br />
Recherchen erwies sich bald, dass in der türkischen<br />
Bevölkerung völlige Falschinformationen<br />
gegenüber dem Phänomen Demenz<br />
verbreitet sind und dass hier noch viel Aufklärungsarbeit<br />
zu leisten ist.“<br />
Autorin:<br />
Ines Jonas<br />
Kuratorium Deutsche Altershilfe e.V.<br />
www.kda.de<br />
www.kultursensible-altenhilfe.de<br />
Schwerpunkt Senioren<br />
Foto: photocase/schneggo<br />
medAmbiente 1 · 2008 23
24 medAmbiente 1 · 2008<br />
Schwerpunkt Senioren<br />
Ältere Menschen und Demenzerkrankte sind meistens durch altersbedingte Seh- und Wahrnehmungsschwierigkeiten<br />
belastet. Bei Betrachtung dieser Krankheitsbilder und aus Gesprächen mit Betroffenen wird sehr schnell erkennbar, dass<br />
eine gute Beleuchtung die Voraussetzung zu einem möglichst selbstständigen und barrierefreien Leben ist. Defizite der<br />
Seh- und Wahrnehmungsfähigkeit müssen bestmöglich durch ein professionelles Lichtkonzept kompen<strong>sie</strong>rt werden.<br />
Licht im Bewohnerzimmer<br />
Gute Beleuchtung sichert Lebensqualität trotz altersbedingter Defizite<br />
Jeder Zweite – so sagen Untersuchungen – wird<br />
irgendwann zum „Pflegefall”; Tendenz steigend.<br />
Demenzerkrankungen sind dabei eine große<br />
Herausforderung für Patienten, Pflegepersonal<br />
und Angehörige. Die Milieugestaltung ist die<br />
Anpassung der baulichen, organisatorischen,<br />
strukturellen und sozialen Umwelt an die veränderte<br />
Wahrnehmung, Empfindung und Kompetenz<br />
von dementen Patienten. Die professionelle<br />
Lichtkonzeption leistet einen wesentlichen<br />
Beitrag an die milieutherapeutische Gestaltung<br />
in Heimen. Die Lebensqualität sowie das körperliche<br />
und seelische Wohl dementiell Erkrankter<br />
bleiben in einem hohen Masse erhalten.<br />
Pflegeaufwände werden deutlich reduziert.<br />
Stürze, Unsicherheiten und Angstzustände –<br />
das sind typische Beispiele für Problematiken,<br />
die sich mit einem guten Beleuchtungskonzept<br />
lösen lassen. Denn ein solches Konzept trägt<br />
signifikant zu Sicherheit und Wohlgefühl, Geborgenheit<br />
und Zufriedenheit bei. Vor allem<br />
führt eine durchdachte Beleuchtung zu höherer<br />
Selbstständigkeit der Bewohner eines Pflegeheims.<br />
Dies ist ein entscheidender Aspekt,<br />
denn Individualität, die eigene Gestaltung des<br />
Alltages sowie die aktive Teilnahme am Sozialleben<br />
sind Bedürfnisse, welche auch mit Eintritt<br />
in eine Einrichtung der privaten oder öffentlichen<br />
Seniorenbetreuung weiter bestehen.<br />
Erleichterung bei Demenz<br />
Besondere Bedeutung hat das Licht bei dementen<br />
Bewohnern. Demenz bedeutet die zunehmende<br />
Zerstörung der intellektuellen Leistungsfähigkeit<br />
und der Persönlichkeit. Eine<br />
selbstständige Alltagsbewältigung ohne<br />
fremde Hilfe wird deutlich beeinträchtigt oder<br />
sogar unmöglich. Symptome wie Gedächtnis-,<br />
Wortfindungs-, Erkennungs-, Wahrnehmungsstörungen,<br />
zeitliche und räumliche Orientierungsstörungen<br />
sowie Verhaltensveränderungen<br />
erschweren den Betroffenen das Leben.<br />
Demenzbetroffene empfinden ihre Umgebung<br />
zunehmend diffuser. Es wird schwieriger,<br />
Umweltreize adäquat zu verarbeiten und entsprechend<br />
zu reagieren.<br />
Demenzerkrankte fordern intensive Betreuung<br />
und Pflege – häufig fast rund um die Uhr. Die<br />
bestmögliche Mobili<strong>sie</strong>rung dieser Bewohnergruppe<br />
ist daher nicht nur vom sozialen Verständnis<br />
her gefordert, sondern ist der entscheidende<br />
Punkt in der Reduktion der
Pflegeaufwände. Eine individuell abgestimmte<br />
Lichtlösung motiviert die Senioren selbstständig<br />
zu bleiben und erleichtert den Alltag für<br />
das Pflegepersonal.<br />
Durchdachte Lichtregie<br />
Das Zusammenspiel verschiedener Lichtszenen<br />
wie Allgemein-/Wohlfühllicht, Lese-/Arbeitslicht,<br />
Pflege-/Untersuchungslicht und Nacht-/<br />
Orientierungslicht ermöglicht es dem Unternehmen,<br />
allen Zielgruppen eine bedürfnisgerechte<br />
Lichtlösung zu bieten. Reali<strong>sie</strong>rt werden<br />
die unterschiedlichen Lichtszenen mittels Indirekt-<br />
und Direktlicht an Decken, Wänden und<br />
Böden sowie mittels variabel einsetzbaren<br />
Leseleuchten.<br />
Variabilität ist ein wesentlicher Vorzug der<br />
Derungs Lichtlösungen. So kann das Bett z.B.<br />
beliebig verschoben und umgestellt werden.<br />
Entsteht ein intensives Pflegebedürfnis des Bewohners,<br />
kann das Bett zweiseitig zugänglich<br />
gemacht werden und gleichzeitig gut beleuchtet<br />
werden.<br />
Allgemeinlicht und Wohlfühllicht<br />
Allgemeinlicht ist als Ersatz für das Tageslicht<br />
zu sehen. Es stellt die Grundausleuchtung des<br />
Raumes dar. Ein Licht, das hell und natürlich<br />
erscheint, welches die Augen nicht ermüdet<br />
und kaum als künstliches Licht wahrgenommen<br />
wird. Durch die optimale Verteilung von<br />
direktem und indirektem Licht können wir in<br />
einem großzügig ausgeleuchteten Raum weit<br />
und nah sehen, ohne geblendet zu werden –<br />
das entspannt die Augen. Je nach Bewohner<br />
eines Pflegezimmers sollte die Beleuchtung<br />
milieugerecht gestaltet werden. Zum Beispiel<br />
ein intensiveres Licht für die Aktivphasen und<br />
ein Warmlicht für den gemütlichen „Abendrot-<br />
Effekt“.<br />
Leselicht und Arbeitslicht<br />
Neben dem blendfreien Licht einer Allgemeinbeleuchtung<br />
ist das optimale Leselicht am Pflegebett<br />
von großer Bedeutung. Der Sicherheitsgedanke<br />
tritt hier in den Vordergrund.<br />
Die Wärmeentwicklung muss im Lesebereich<br />
äußerst gering sein und an der Lichtaustrittsfläche<br />
und am Leuchtenkörper darf keinerlei<br />
Verbrennungs- und Brandgefahr bestehen.<br />
Gleichzeitig soll eine Leseleuchte den Bewohnern<br />
nicht nur gutes Leselicht bieten, sondern<br />
auch bedienerfreundlich und leicht zu positionieren<br />
sein. Auch die Blendfreiheit ist hier wieder<br />
ein Muss.<br />
Pflegelicht und Untersuchungslicht<br />
Für das Pflegepersonal sind Bettenzimmer<br />
auch Arbeitszimmer. Aus seiner Sicht liegen<br />
die Anforderungen an die Beleuchtung bei folgenden<br />
Schwerpunkten: Schattenarme und<br />
großflächige Ausleuchtung, blendfreies Licht,<br />
hoher Bedienungskomfort und je nach Anwendungsgebiet<br />
die optimale Beleuchtungsstärke.<br />
Die Leuchten müssen dem Pflegepersonal ein<br />
optimales Licht für Körperpflege, Analyse der<br />
Haut, Verbandswechsel sowie das Setzen von<br />
Spritzen und Infusionen etc. bieten. Pflegetätigkeiten<br />
werden durch eine gute Beleuchtung<br />
bestmöglich erleichtert.<br />
Nachtlicht und Orientierungslicht<br />
Für die Visite in der Nacht bietet schließlich<br />
das dezente Nachtlicht eine optimale Orientierungshilfe<br />
in der Dunkelheit – ohne dass der<br />
Bewohner dabei in seinem Schlaf gestört wird.<br />
Kontakt:<br />
Derungs Licht AG<br />
Tel.: 0041 71388/1166<br />
mailbox@derungslicht.com<br />
www.derungslicht.com<br />
Schwerpunkt Senioren<br />
medAmbiente 1 · 2008 25
26 medAmbiente 1 · 2008<br />
Schwerpunkt Senioren<br />
Unterwegs zu einer demenz<br />
Aktuelle Entwicklungen im Pflegeheimbau<br />
von Prof. Dr.-Ing. Peter Schmieg und Dr.-Ing. Gesine Marquardt, TU Dresden<br />
Grundriss Wohnbereich<br />
1: Bewohnerzimmer<br />
2: Wohndielen<br />
3: Wohnküche<br />
4: Dienstzimmer<br />
Modellfoto Wohndiele<br />
Die stationäre Altenpflege hat in den letzten Jahren zahlreiche konzeptionelle Ände-<br />
rungen erfahren, die auch verschiedene bauliche Komponenten umfassen. Eine mili-<br />
eutherapeutische Umweltgestaltung, die auf die Lebenswelt der Bewohner eingeht,<br />
ist inzwischen weit verbreitet. Es werden in den Wohnbereichen Wohnküchen vorge-<br />
sehen sowie Möbel, Bilder und andere Ausstattungselemente aus der Vergangenheit<br />
eingesetzt. Bei der Ausformung der baulichen Grundrissstrukturen der Einrichtungen<br />
hingegen ist kein derartiger Gestaltungskonsens zu verzeichnen – es wird eine Viel-<br />
zahl unterschiedlichster baulicher Typologien reali<strong>sie</strong>rt. Welche davon den Bedürfnis-<br />
sen demenzerkrankter Menschen entsprechen können und damit eine demenz-<br />
freundliche Architektur darstellen, ist derzeit noch nicht eindeutig geklärt.<br />
Bei der Reali<strong>sie</strong>rung des Neubaus für das Alten-<br />
und Pflegezentrum St. Anna in Karlsruhe bildet<br />
sich die Suche nach einer geeigneten Architektur<br />
sehr deutlich ab. Das Gebäude sollte nicht<br />
fertig gebaut und möbliert werden, sondern<br />
nach der Inbetriebnahme den Bedürfnissen<br />
aller Beteiligter entsprechend in Besitz genommen<br />
und auch verändert werden können.<br />
Die 120 vollstationären Pflegeplätze des Hauses<br />
verteilen sich auf vier Etagen, in denen jeweils<br />
ein Wohnbereich mit 30 Bewohnern untergebracht<br />
ist. Einer davon ist ausschließlich demenzerkrankten<br />
Bewohnern vorbehalten. Innerhalb<br />
der Wohnbereiche, die um ein Atrium<br />
angeordnet sind, wurden große Wohndielen als<br />
sekundäre Wohnbereiche vorgesehen, so dass<br />
auch unterschiedliche Gruppenbildungen, z. B.<br />
von 3 x 10 Bewohnern, möglich wären. An den<br />
Flurenden wurden Ruheinseln vorgesehen.<br />
Durch die größere Dimensionierung der Flure<br />
von 5 m² pro Bewohner entstanden Zusatzkosten<br />
von 500.000 Euro, die durch den Träger<br />
finanziert wurden.<br />
Bewährte Multifunktionalität<br />
Erfahrungen nach drei Jahren Nutzung zeigen,<br />
dass sich die Multifunktionalität des Grundrisses<br />
bewährt hat und das bauliche und inhaltlich-organisatorische<br />
Konzept des Hauses<br />
schrittweise zusammenwachsen konnten. Im<br />
Bereich der Wohndielen hatten gerade die<br />
großen Flächen die Bewohner anfänglich ver<strong>uns</strong>ichert<br />
und die Ruheinseln an den Flurenden<br />
wurden nur wenig genutzt. Da die Wohnküche<br />
nicht allen Bewohnern gleichzeitig Raum bot<br />
und der W<strong>uns</strong>ch nach einem abschließbaren<br />
Raum für tagesstrukturierende Maßnahmen<br />
bestand, wurde diese aufgegeben und zwei Ess-
freundlichen Architektur<br />
L-förmiger Flur mit Richtungswechsel<br />
bereiche in den Wohndielen angelegt. Damit<br />
werden dort die Flächen gegliedert und die<br />
Wohndielen auch als die geplanten sekundären<br />
Wohnbereiche genutzt. In der dritten Wohndiele<br />
erfolgt die Flurgliederung durch Drehsäulen<br />
mit Erinnerungsgegenständen, die ebenfalls<br />
von den Bewohnern gut angenommen werden.<br />
Ein ähnlicher Versuch kleinteilige, hausgemeinschaftsähnliche<br />
Gruppen innerhalb der Institution<br />
zu schaffen und gleichzeitig ein Höchstmaß<br />
an Flexibilität zu erreichen, wurde in der<br />
Planung des Neubaus des St. Carolushauses in<br />
Freiburg vorgenommen. Das Gebäude besteht<br />
aus zwei Haushälften, die jeweils über eine eigene<br />
Erschließung verfügen. Jede Wohngruppe<br />
mit 12 bzw. 13 Bewohnern verfügt über eigene<br />
Wohn- und Essbereiche mit Balkonen, Wohnküche<br />
und Funktionsräumen. Eine Zusammenschaltung<br />
beider Wohnbereiche auf einer Etage<br />
zu einer Einheit mit 25 Bewohnern ist ebenso<br />
möglich. Wesentlich an dem Entwurf ist es, ein<br />
Höchstmaß an Flexibilität in der baulichen<br />
Struktur zu erreichen, um auf zukünftige Veränderungen<br />
in der Bewohnerstruktur, der Konzeption<br />
sowie den gesetzlichen Rahmenbedingungen<br />
reagieren zu können.<br />
Als Fazit der Überlegungen zu diesen zwei<br />
exemplarischen Praxisbeispielen kann festgehalten<br />
werden, dass bei Neubau- und Umstrukturierungsmaßnahmen<br />
von Pflegeeinrichtungen<br />
stets die Konzeption und ihre bauliche Umsetzung<br />
erprobt werden können und veränderbar<br />
sein müssen. Empirisch validierte Forschungsergebnisse,<br />
die Aussagen zur Eignung der baulichen<br />
Strukturen für ihre vorgesehene Nutzung<br />
treffen, gibt es bisher kaum. Dies ist angesichts<br />
des großen Einflusses der Gebäudearchitektur<br />
auf das Investitionsvolumen, die laufenden<br />
Betriebskosten, die Inanspruchnahme der Einrichtungen<br />
sowie die Lebensqualität der dort<br />
lebenden und arbeitenden Menschen eher<br />
unverständlich.<br />
geradlinige Mittelflurerschließung Rundweg um ein Atrium<br />
Forschung im Pflegeheimbau<br />
Aufgrund des bestehenden Forschungsbedarfs<br />
wurde am Lehrstuhl für Sozial- und Gesundheitsbauten<br />
der TU Dresden (Prof. Dr.-Ing. Peter<br />
Schmieg, Dr.-Ing. Gesine Marquardt) unter Förderung<br />
der Robert Bosch Stiftung ein Projekt<br />
durchgeführt, welches empirische Grundlagen<br />
für den Bau von Pflegeeinrichtungen liefert. Es<br />
sollten dabei empirisch abgesicherte Grundlagen<br />
zur Gestaltung von Gebäudestrukturen, die<br />
das räumliche Orientierungsvermögen Demenzerkrankter<br />
unterstützen könnten, geschaffen<br />
werden. Die sich im Verlaufe einer Demenz manifestierenden<br />
Orientierungsstörungen schränken<br />
die Selbständigkeit der Erkrankten ein und<br />
sind oftmals einer der Gründe für die Über<strong>sie</strong>dlung<br />
in eine Pflegeeinrichtung. Aufgrund ihrer<br />
krankheitsspezifischen kognitiven Einschränkungen<br />
ist es den Betroffenen dort erschwert,<br />
sich ihr neues Wohnumfeld zu erschließen.<br />
Demzufolge sind Demenzerkrankte zur Aufrechterhaltung<br />
von Mobilität und Selbständig-<br />
Schwerpunkt Senioren<br />
keit in einem ganz besonders hohen Maße von<br />
baulichen Strukturen abhängig, die ihnen<br />
räumliche, zeitliche und situative Orientierung<br />
bieten.<br />
In diesem Projekt wurden die baulichen Strukturen<br />
von 30 Einrichtungen analy<strong>sie</strong>rt und umfangreiche<br />
Daten zur Orientierung der dort lebenden<br />
Bewohner erhoben. Es wurden fünf<br />
Wege innerhalb der Wohnbereiche identifiziert,<br />
die Bestandteil der Aktivitäten des täglichen<br />
Lebens sind und in allen Einrichtungen vorgefunden<br />
wurden. Durch Einschätzung der Pflegekräfte<br />
wurde bewertet, ob, bzw. wie gut, die Bewohner<br />
diese Wege zurücklegen können. Der<br />
Einfluss der unterschiedlichen baulichen Merkmale<br />
auf die Orientierungswerte der Bewohner<br />
in den Einrichtungen wurde mittels statistischer<br />
Signifikanztests überprüft.<br />
Alten- und Pflegezentrum St. Anna, Karlsruhe<br />
medAmbiente 1 · 2008 27
28 medAmbiente 1 · 2008<br />
Schwerpunkt Senioren<br />
Die Ergebnisse zeigen, dass mit fortschreitender<br />
Demenz das Orientierungsvermögen sinkt.<br />
Gleichzeitig steigt die Abhängigkeit von der<br />
Ausprägung der baulichen Strukturen jedoch<br />
an. Signifikante Einflussfaktoren bestehen u. a.<br />
in der Bewohnerzahl, der Erschließungstypologie<br />
und der Ausformung der Gemeinschaftsflächen.<br />
Kleinere Einrichtungen begünstigen zwar<br />
die Orientierung, aber auch Wohnbereiche mit<br />
25 bis 30 Bewohnern können gute Werte erzielen.<br />
Dabei kommt dem Erschließungssystem<br />
der maßgebliche Einfluss zu: geradlinige Flure<br />
ermöglichen den Bewohnern eine signifikant<br />
bessere Orientierung gegenüber Fluren mit<br />
einem oder mehreren Richtungswechseln (wie<br />
z.B. L-förmige Flure oder Rundwege). Gleichartige<br />
Elemente innerhalb des Wohnbereichs, wie<br />
z.B. mehrere Wohn- und Essbereiche, schränken<br />
die Orientierung ein. Es ist demzufolge für<br />
eine gute Orientierung Demenzerkrankter eine<br />
Architektur zu schaffen, die einfache, eindeutige<br />
Raumstrukturen bietet, die auch insgesamt<br />
überschaubar sein sollten.<br />
Eingeschränktes örtliches<br />
Vorstellungsvermögen<br />
Diese Ergebnisse lassen sich mit einander ergänzenden<br />
und unterstützenden Interpretationsansätzen<br />
erklären. Aufgrund der bereits im<br />
Frühstadium einer Demenz feststellbaren Stoffwechselstörungen<br />
im Bereich des mind’s eye<br />
(Precuneus), das für die innere Vorstellung von<br />
Marquardt, G .; Schmieg,<br />
P. (Hrsg.) (2007). Kriterienkatalog<br />
Demenzfreundliche<br />
Architektur. Möglichkeiten zur<br />
Unterstützung der räumlichen<br />
Orientierung in stationären<br />
Altenpflegeeinrichtungen.<br />
Berlin: Logos Verlag,<br />
ISBN: 978-3-8325-1687-1<br />
Dingen oder auch Wegen verantwortlich ist,<br />
können Demenzerkrankte sich nicht mehr bzw.<br />
nur noch eingeschränkt Orte, die sich außerhalb<br />
ihres Sichtfeldes befinden, vorstellen.<br />
Demzufolge sind für <strong>sie</strong> Teile des Wohnbereichs,<br />
die <strong>sie</strong> nicht unmittelbar sehen können,<br />
schwer auffindbar. Weiterhin ist es ihnen aufgrund<br />
ihrer krankheitsbedingten kognitiven<br />
Einschränkungen kaum möglich, Handlungsabfolgen<br />
zu planen oder die Orientierung in einer<br />
Sicherheit und Behaglichkeit<br />
Mit Lifetec Comfort präsentiert Debolon einen<br />
elastischen Bodenbelag, der höchsten Anforderungen<br />
gerecht wird. Er wird in die Rutschhemmgruppe<br />
R10 eingestuft, gibt optimale<br />
Trittsicherheit und vermindert die Sturzgefahr.<br />
Damit ist er für den Einsatz in den verschiedensten<br />
Objekten geeignet – vom Krankenhaus<br />
bis zur Seniorenresidenz. Die hohe Rutschhemmung<br />
ist das Ergebnis der heterogenen Belagsstruktur.<br />
Der Belag besteht aus <strong>sie</strong>ben Schich-<br />
ten, wobei eine geprägte Nutzschicht sowie die<br />
spezielle Oberflächenvergütung Debo XPS den<br />
Abschluss bilden. Dadurch ist der Belag hoch<br />
belastbar und strapazierfähig und wird vor<br />
schnellem Anschmutzen, Verkratzungen und<br />
Chemikalien geschützt. Er ist schnell und einfach<br />
zu reinigen und damit nicht nur äußerst<br />
umweltfreundlich, sondern auch extrem wirtschaftlich.<br />
Die Konstruktion des Bodenbelags,<br />
insbesondere die Gesamtdicke von 3,3 mm, ga-<br />
für <strong>sie</strong> unbekannten baulichen Struktur zu erlernen.<br />
Geradlinige Mittelflurerschließungen<br />
hingegen stellen für alle heutigen Bewohner<br />
von Pflegeeinrichtungen eine bekannte räumliche<br />
Situation dar, in der <strong>sie</strong> auf bekannte und<br />
vertraute Orientierungsmuster zurückgreifen<br />
können.<br />
Die Ergebnisse der Studie können nicht direkt<br />
in Richtlinien für Entwürfe und Umgestaltungen<br />
von Pflegeeinrichtungen umgesetzt werden.<br />
Die Orientierung im Raum wird zwar als eine<br />
sehr wichtige Fähigkeit angesehen, die eine<br />
Grundvoraussetzung für die Selbständigkeit<br />
und Selbstbestimmung der Bewohner darstellt.<br />
Eine hohe Lebensqualität umfasst jedoch auch<br />
weitere Anforderungen, die in der baulichen<br />
Struktur berücksichtigt werden müssen. Wie<br />
diese unterschiedlichen Parameter zu einer therapeutisch<br />
und kompensatorisch wirksamen<br />
baulichen Umwelt zusammengefügt werden<br />
können, wurde in einem Entwurfs- und Kriterienkatalog<br />
dargestellt.<br />
Kontakt:<br />
Technische Universität Dresden<br />
Fakultät Architektur<br />
Lehrstuhl Sozial- und Gesundheitsbauten<br />
Prof. Dr.-Ing. Peter Schmieg<br />
Dr.-Ing. Gesine Marquardt, wiss. Mitarbeiterin<br />
Tel.: 0351/46334724<br />
Fax: 0351/46337089<br />
rantiert zudem einen unvergleichlichen Gehkomfort<br />
und eine sehr hohe Trittschalldämmung<br />
von ca. 20 dB. Die 32 verschiedenen<br />
Optiken reichen von textil anmutenden Oberflächen<br />
über Allover-Dessins bis zu klassischen<br />
Holzdekoren.<br />
www.debolon.de<br />
Altenpflege + ProPflege 2008:<br />
Halle 2 Stand E64 und auf dem Gemeinschaftsstand<br />
„Leben ohne Barrieren“ in Halle 2 Stand B75
Hilfe zum selbstständigen Essen<br />
Mit diskreten funktionalen Hilfen erleichtert das Spezialgeschirr<br />
Donna senior von Schönwald älteren Menschen mit eingeschränkter<br />
Bewegungs- und Koordinationsfähigkeit das selbstständige Essen.<br />
Einfühlungsvermögen<br />
und Erfindungsgeist<br />
Je mehr die Geschicklichkeit der Finger und<br />
die Sehkraft nachlassen, umso mehr wird die<br />
Handhabung von Besteck, Tellern und Tassen<br />
für betagte Menschen im Alltag zur frustrierenden<br />
Hürde. Aus Scham ziehen viele sich<br />
von geselligen Tafelrunden zurück und verlieren<br />
die Lust am Essen. Geschirrformen wie<br />
Schnabeltassen, die für jeden sichtbar auf Behinderungen<br />
zugeschnitten sind, lehnen die<br />
Älteren jedoch häufig ab, weil <strong>sie</strong> sich mit ihren<br />
kleinen Handicaps öffentlich stigmati<strong>sie</strong>rt<br />
fühlen.<br />
Diskretion im Detail<br />
Die Firma Schönwald hat für dieses Problem<br />
eine Alternative zu den oft als entwürdigend<br />
empfundenen gängigen Hilfsmitteln entwickelt<br />
und auf den Markt gebracht: Die Serie Donna<br />
Senior. Diese Serie bietet diskrete funktionale<br />
Details, welche helfen, Bewegungsdefizite auszugleichen.<br />
Auch optisch wird ein Sonderstatus vermieden,<br />
weil sich die Serie nahtlos in die bewährte Kollektion<br />
Donna einfügt. In die Entwicklung<br />
dieses Spezialgeschirrs ist die mehr als 125<br />
jährige Erfahrung des Markenporzellan-Herstellers<br />
genauso eingeflossen wie das Wissen<br />
um die veränderte Wahrnehmungswelt der<br />
Betagten.<br />
Kontrastreiche Farben<br />
Ein Beispiel: Als Antwort auf die Sehbeeinträchtigung<br />
der Senioren, welche Farben und<br />
Konturen nur abgeschwächt und verschwommen<br />
erfassen, wählt die Geschirrserie eine<br />
kräftige, kontrastreiche Farbgestaltung. So gerät<br />
das Absetzen der Tasse nicht mehr zum<br />
Stolperstein, weil der Übergang von Untertassenspiegel<br />
zur Fahne problemlos erkennbar ist.<br />
Der spezielle, für motorisch eingeschränkte<br />
Menschen konzipierte Becher lässt sich durch<br />
die große Öffnung und die breitere Gestaltung<br />
des Henkels besser greifen – auch mit allen<br />
Fingern. Ein wärmedämmender Schutzsteg<br />
sorgt dafür, dass man sich nicht die Finger verbrennt.<br />
Und die großzügige Becheröffnung ermöglicht<br />
komfortables Trinken ohne Nasenstüber.<br />
Mehr Zeit zum Genießen<br />
Erst auf den zweiten Blick entdeckt man die<br />
funktionalen Vorzüge der Teller. So wurde beispielsweise<br />
die Speisefläche der tiefen Teller<br />
verkleinert. Durch den steileren Coup fasst<br />
dieser jedoch das gleiche Volumen. Ein<br />
schnelles Auskühlen der Gerichte lässt sich so<br />
verhindern, und die Speisenden gewinnen<br />
mehr Muße für Tischgespräche und Zeit zum<br />
Genießen.<br />
Suppen und Speisen lassen sich dank einer feinen<br />
Kante im Übergang von Fahne zu Coup<br />
problemloser auf Löffel oder Gabeln streifen.<br />
Eine willkommene Hilfestellung, insbesondere<br />
bei zittrigen Händen.<br />
Mit vielen ausgeklügelten Ideen ermöglicht die<br />
Geschirrserie älteren Menschen ein deutliches<br />
Mehr an Sicherheit und Selbständigkeit, die<br />
sich positiv auf das Selbstwertgefühl auswirken<br />
und die Freude am kulinarischen Genuss<br />
neu wecken.<br />
Kontakt:<br />
Porzellanfabrik Schönwald<br />
Tel.: 09287/56-0<br />
info@schoenwald.com<br />
www.schoenwald.com<br />
Schwerpunkt Senioren<br />
medAmbiente 1 · 2008 29
30 medAmbiente 1 · 2008<br />
Schwerpunkt Senioren<br />
Das Projekt „Fit für 100 (ff100)“ in Nordrhein-Westfalen hat gezeigt, dass<br />
Fitnesstraining nicht nur für jung gebliebene Alte, sondern auch für<br />
Hochbetagte über 80 Jahre sinnvoll ist. Wenn diese Idee Schule macht,<br />
kommen auch auf Gestalter und Architekten von Senioreneinrichtungen neue<br />
Aufgaben zu. Matthias Erler von medAmbiente sprach mit Projektleiter<br />
Prof. Dr. Heinz Mechling vom Institut für Bewegungs- und Sportgerontologie<br />
der Deutschen Sporthochschule Köln (DSHS).<br />
>> medAmbiente: Herr Prof. Mechling, der<br />
Begriff „Fitness“ bewirkt bei den meisten von<br />
<strong>uns</strong> Assoziationen, die sich zumindest im ganz<br />
weiten Sinne um die Jugend bzw. um die Bemühungen<br />
ranken, diese zu erhalten. Natürlich<br />
sind längst Senioren dabei – aber hier denkt<br />
man wohl eher an Sechzig- bis Siebzigjährige.<br />
Sie gehen ein gutes Stück weiter?<br />
>> Prof. Mechling: Ja das stimmt. Auch im<br />
hohen Alter ist Sport ein Thema, und zwar<br />
eines, das in der Sportwissenschaft lange Zeit<br />
vernachlässigt wurde. Unser Projekt „Fit für<br />
100“ geht davon aus, dass für die über Achtzigjährigen<br />
vor allem Bewegung sehr wichtig ist.<br />
Wir haben deshalb ein spezielles Training für<br />
diese Gruppe erarbeitet. Bislang wurde mit den<br />
Hochbetagten eher spielerisch therapeutisch<br />
und vor allem beschäftigungstherapeutisch gearbeitet,<br />
nicht aber körperlich trainiert.<br />
>> Die Greisin an der Hantelbank – das hört<br />
sich für manchen sicherlich zunächst einmal<br />
recht ulkig an...<br />
>> Prof. Mechling: Der Gedanke ist zumindest<br />
in der Praxis auch recht neu und immer<br />
noch ungewöhnlich. Dabei ist inzwischen die<br />
Trainierbarkeit und die Trainingsbereitschaft<br />
sogar von über Neunzigjährigen wissenschaftlich<br />
bewiesen. Mit dem ff100-Training haben<br />
wir einen Kraftzuwachs von 53 % in neun Monaten<br />
belegt., In der Literatur wird bei über 90-<br />
Jährigen, die körperlich trainieren, sogar ein<br />
Kraftzuwachs von 150 % bis zu 240% berichtet.<br />
>> Und der Effekt besteht sicher nicht nur in<br />
der Verbesserung des Körpergefühls?<br />
Univ.Prof. Dr. Heinz Mechling<br />
Hanteln für Hochbetagte<br />
Fitness im Seniorenheim ist im Kommen<br />
>> Prof. Mechling: Die Wirkungen sind auf<br />
vielfältige Weise sehr positiv – etwa bei sämtlichen<br />
Alltagsaktivitäten, die einen körperlichen<br />
Einsatz erfordern: Das fängt bei der Hygiene<br />
an: Wer sich besser bewegen kann, kann sich<br />
auch selbst besser waschen. Er kommt aber<br />
auch leichter aus dem Bett, kann sich selbständig<br />
ankleiden, etc. Außerdem geht es um Sturzprophylaxe<br />
und auch um die Entlastung der<br />
Pflegekräfte. Diese körperlichen Verbesserungen<br />
waren allerdings nicht alleine das<br />
Ziel <strong>uns</strong>eres Projekts. Wir hatten auch die<br />
kognitive, emotionale und soziale Dimension<br />
im Blick.<br />
>> Den Juvenalschen W<strong>uns</strong>ch „Mens sana in ...<br />
>> Prof. Mechling: ... corpore sano sit“ – ja,<br />
durchaus. Ein großes Problem unter Hochaltrigen<br />
ist ja bekanntlich das Auftreten von Demenzerscheinungen<br />
– mehr als ein Drittel von<br />
ihnen ist davon betroffen. Insgesamt wird das<br />
Thema wichtiger, weil die Zahl der über Hundertjährigen<br />
weiter ansteigt: Im Jahr 2025 wird<br />
es vermutlich mehr als 45.000 geben, heute<br />
sind es rund 10.000. Wir müssen also in Zukunft<br />
verstärkt mit kognitiven Einschränkungen<br />
umgehen lernen.<br />
>> Konnten Sie im Rahmen Ihres Programms<br />
insoweit denn Verbesserungen feststellen?<br />
>> Prof. Mechling: Unsere Prognose, nämlich<br />
der positive Einfluss <strong>uns</strong>eres Trainings in<br />
motorischer, kognitiver und sozialer Sicht, hat<br />
sich bestätigt. Wir konnten in <strong>uns</strong>eren Untersuchungen<br />
einen engen Zusammenhang aufzeigen<br />
zwischen körperlicher und geistiger Fitness
– das gilt gerade auch für Betroffene von kognitiver<br />
Demenz. Dass in <strong>uns</strong>eren Demenzgruppen<br />
im Zeitraum eines Jahres keine kognitiven<br />
Verschlechterungen aufgetreten sind, ist ein<br />
unerwarteter Erfolg.<br />
>> Woraus besteht Ihr Trainingsprogramm im<br />
Einzelnen?<br />
>> Prof. Mechling: Zusammenfassend gesagt,<br />
handelt es sich um ein einstündiges Trainingsprogramm,<br />
das zweimal wöchentlich absolviert<br />
wird. Intensität und Umfang der<br />
Belastung werden gezielt angepasst. Dabei<br />
werden verschiedene Gleichgewichts-, Reaktions-<br />
und Kräftigungsübungen gemacht. Wie<br />
arbeiten vor allem mit Gewichtsmanschetten<br />
und Kleinhanteln für Arme und Beine.<br />
>> Das geht ohne weiteres auch mit Demenzkranken?<br />
>> Prof. Mechling: Wir haben zwei Demenzgruppen<br />
im Projekt – obwohl man <strong>uns</strong> im Vorfeld<br />
sogar warnend davon abgeraten hatte.<br />
Man glaubte oft einfach nicht, dass das möglich<br />
ist und kam gar nicht auf die Idee, Kraftübungen<br />
bei diesen Personen anzuwenden.<br />
Wir glauben aber im Gegenteil, dass es sehr<br />
schwierig ist, therapeutisch an diesen kognitiven<br />
Komplex heranzukommen, ohne gleichzeitig<br />
die körperliche Fitness anzugehen. Mit<br />
zunehmendem Alter spielen die funktionellen<br />
Grundlagen eine immer größere Rolle.<br />
>> Wie und warum wirken diese Übungen<br />
eigentlich?<br />
>> Prof. Mechling: Zunächst einmal verbessert<br />
die Bewegung schon mal die Sauerstoffversorgung<br />
des Gehirns um 20 bis 30%. Dazu<br />
kommt eine Verbesserung der Selbsteinschätzung,<br />
weil der Teilnehmer am eigenen Leibe<br />
spürt, wie sich seine Fähigkeit zur Bewältigung<br />
des Alltags verbessert. Wenn die Gehhilfe Rollator,<br />
wie es häufig geschieht, draußen vor dem<br />
Übungsraum abgestellt wird, wirkt das sehr<br />
beflügelnd. Es signali<strong>sie</strong>rt: Ich traue mir wieder<br />
etwas zu. Aber auch die soziale Situation der<br />
Bewohner eines Altenpflegeheims, in denen<br />
das Programm durchgeführt wird, verbessert<br />
sich sehr deutlich: Hatte man sich vorher eher<br />
teilnahmslos gegenüber gesessen, empfindet<br />
man jetzt Zugehörigkeit durch die gemeinsame<br />
Unternehmung und die gemeinsamen Erfolge.<br />
Neue Formen der Kommunikation und Kooperation<br />
entstehen, die Lebensqualität und das<br />
Wohlbefinden werden verbessert.<br />
>> Das dürfte auch skeptische Pflegemitarbeiter<br />
letztlich überzeugt haben.<br />
>> Prof. Mechling: Ja. Auch wenn das Krafttraining<br />
allein natürlich kein Allheilmittel ist,<br />
konnten wir die Modelleinrichtungen überzeugen.<br />
Immerhin kann ja auch der Pflegeaufwand<br />
reduziert werden. Wer sich selbst besser<br />
helfen kann, sich besser umdrehen, etc., der<br />
kann auch besser unterstützt werden.<br />
>> Herr Prof. Mechling, wenn <strong>uns</strong>ere Alten<br />
fitter werden, brauchen <strong>sie</strong> auch weniger Pflege.<br />
Überwiegen nicht häufig das Interesse von Einrichtungsbetreibern<br />
an den Pflegesätzen und<br />
die Scheu vor Mehrausgaben jenes an der<br />
Fitness?<br />
>> Prof. Mechling: Es gab tatsächlich Einrichtungen,<br />
die finanzielle Einbußen befürchteten<br />
und deshalb nicht mitmachen wollten.<br />
Allerdings waren das nur sehr wenige. Wir haben,<br />
was die Kosten betrifft, eine Modellrechnung<br />
aufgestellt, nach der einmalige Kosten für<br />
Trainingsgeräte in Höhe von ca. 2.000 � und<br />
jährliche Kosten für Übungsleiter in Höhe von<br />
ca. 3.000 � pro aufzubringen sind. Diese Kosten<br />
amorti<strong>sie</strong>ren sich bereits, wenn fünf Teilnehmer<br />
mit Pflegestufe I einen Monat länger<br />
ambulant, statt stationär versorgt werden als<br />
ohne Training. Was die Pflegesätze betrifft, so<br />
können wir nur sagen: Wir sind davon überzeugt,<br />
dass <strong>uns</strong>ere Maßnahmen die Lebensqualität<br />
alter Menschen ganz entscheidend verbessern<br />
– Prävention ist bis ins allerhöchste Alter<br />
möglich und notwendig.<br />
>> Hier wird ja vielfach ein Wandel in Gesetzgebung<br />
und Kassenpraxis gefordert.<br />
>> Prof. Mechling: Auch wir versuchen hier<br />
Überzeugungsarbeit zu leisten für ein neues<br />
Anreizsystem für Pflege- und Krankenkassen<br />
sowie entsprechende Novellierungen in der<br />
Pflegegesetzgebung. Prävention verlängert<br />
nicht nur das Leben, sondern verkürzt auch<br />
den Zeitraum zwischen schlimmer Verschlechterung<br />
und dem Tod.<br />
>> Sind die Senioreneinrichtungen nach Ihrer<br />
Erfahrung eigentlich räumlich darauf eingestellt,<br />
solche Übungsprogramme zu installieren?<br />
>> Prof. Mechling: Die große Masse der Einrichtungen<br />
ist eher schlecht darauf eingerichtet,<br />
so dass wir hier eine wichtige Aufgabenstellung<br />
für Einrichtungsbetreiber bzw. Architekten<br />
sehen. Dabei sind die Anforderungen<br />
noch nicht mal sehr groß: Wir brauchen für<br />
<strong>uns</strong>ere Übungen z. B. Platz für Gruppen von<br />
6 bis 14 Personen, also mindestens 25 m 2 für<br />
eine kleine Gruppe. Der Raum muss stufenfrei<br />
sein und – sehr häufig problematisch – man<br />
braucht Platz für die Aufbewahrung von Trainingsgeräten.<br />
>> Ist auch die Gestaltung wichtig?<br />
>> Prof. Mechling: Absolut. Wir haben mehrfach<br />
Räume abgelehnt, etwa Kellerräume ohne<br />
Tageslicht und mit miserabler Atmosphäre. Der<br />
Raum, seine Farbgestaltung und Einrichtung,<br />
auch die Möglichkeit ins Grüne zu sehen – all<br />
das sind für die positiv gestimmte Psyche unabdingbare<br />
Faktoren.<br />
>> Herr Prof. Mechling, besten Dank für das<br />
Gespräch.<br />
Kontakt:<br />
Univ.Prof. Dr. Heinz Mechling<br />
Bewegungs- und Trainingswissenschaftler mit dem<br />
Schwerpunkt „Alterssport“<br />
Direktor des Instituts für Bewegungs- und Sportgerontologie<br />
der Deutschen Sporthochschule Köln (Ruf von der Uni Bonn<br />
an die DSHS 2004).<br />
mechling@dshs-koeln.de<br />
�������������������������<br />
Schwerpunkt Senioren<br />
Guldmann Deckenlifter tragen wesentlich zur<br />
Verbesserung der Arbeitsbedingungen in Pflege-,<br />
Behinderteneinrichtungen, Krankenhäusern und<br />
Privathaushalten weltweit bei.<br />
Darüber hinaus zählen Reithallen, Schwimmbäder<br />
und Therapiezentren zu den vielen Einsatzgebieten<br />
der Guldmann Deckenliftsysteme.<br />
�������������<br />
Söhnleinstr. 8<br />
D-65201 Wiesbaden<br />
Tel. 0611 974 530<br />
Fax 0611 300 018<br />
info@guldmann.de<br />
www.guldmann.de<br />
medAmbiente 1 · 2008 31
32 medAmbiente 1 · 2008<br />
Innenraum und Objekteinrichtung<br />
Atmosphärisches<br />
Marketing<br />
Best-Practice-Beispiel aus der Marketingpraxis<br />
Erlebnisorientierung und Lebensstil sind als wichtige Faktoren im Gesundheits-<br />
marketing nicht mehr weg zu denken. Sie vermitteln Geborgenheit und respektie-<br />
ren die Gewohnheiten des Menschen. Linda Mittelstaedt – renommierte Kommu-<br />
nikations- und Marketingberaterin sowie Buchautorin zum Thema Klinikmarketing<br />
– zeigt am Beispiel der Privatpraxis für Kardiologie von Dr. med. W. O. Schüler in<br />
der Arcus Sportklinik in Pforzheim die Faszination eines stringent durchgeführten<br />
atmosphärischen Marketings für Gesundheitseinrichtungen auf.<br />
Meist ist der Blick in deutsche Kliniken trist<br />
und wenig einladend: sterile Gänge aus den<br />
50er Jahren, abgewohntes Interieur und verwirrende<br />
Wegführung werfen ein <strong>uns</strong>chönes Bild<br />
auf die „Gastfreundschaft“ vieler Einrichtungen.<br />
Kein Wunder, dass Patienten nichts so<br />
sehr fürchten, wie den Gang ins Krankenhaus.<br />
Dabei ist es mittlerweile Konsens, dass sich<br />
Kliniken zu einladenden Gesundheitszentren<br />
entwickeln müssen, die ihren Gästen einen erlebbaren<br />
Mehrwert schaffen. Nur so können <strong>sie</strong><br />
im Konkurrenzkampf um Marktanteile bestehen.<br />
Gerade für Patienten gilt die Regel: Bevor<br />
man sich freiwillig in eine medizinische Einrichtung<br />
begibt, muss man erst einmal Vertrauen<br />
in <strong>sie</strong> fassen und während des Aufenthaltes<br />
darf dieser Vertrauensvorschuss nicht<br />
erschüttert werden.<br />
Lebenswelt der Patienten<br />
Ein wichtiger Faktor für den Vertrauensaufbau<br />
ist natürlich die medizinisch-pflegerische Kompetenz.<br />
Nur wer Top-Qualität anbietet, kann<br />
sich im Markt behaupten. Zusätzlich gilt jedoch,<br />
dass die gesamte Klinik den Patienten<br />
von Anfang an ein Gefühl der Geborgenheit<br />
geben muss. Stimmt neben der medizinischpflegerischen<br />
Kompetenz auch die Atmosphäre,<br />
dann fassen die Patienten Vertrauen in den Anbieter,<br />
kommen wieder und fungieren als wichtige<br />
Empfehler. Denn gerade beim Ringen um<br />
Privatpatienten und Selbstzahler treten emotionale<br />
Aspekte wie Lifestyle und Erlebnisorientierung<br />
in den Vordergrund. Schließlich will<br />
diese Klientel ihren persönlichen Stil auch in<br />
der Klinik leben.<br />
Den Blick auf die jeweilige Lebenswelt der<br />
Zielpatienten müssen nicht nur Schönheitschirurgen<br />
und Dermatologen beachten, wenn <strong>sie</strong><br />
ihren Kunden wirklich einen Mehrwert schaffen<br />
wollen, der diese nachhaltig begeistert. Jede<br />
Gesundheitseinrichtung sollte in Zukunft ein<br />
konsequent betriebenes atmosphärisches Marketing<br />
verfolgen, dessen Ziel in der Schaffung<br />
von Geborgenheit liegt. Hierbei gibt es kein<br />
Patentrezept. Es ist jedoch möglich, einige<br />
Dimensionen zu benennen, die vor dem Hintergrund<br />
eines wirklich auf den Patienten ausgerichteten<br />
Gesamtkonzeptes baulich umgesetzt<br />
werden sollten: So zeigt die Planung, Gestaltung<br />
und Fertigung der Privatpraxis für Kardiologie<br />
von Dr. med. W. O. Schüler in der Arcus<br />
Sportklinik durch das Atelier Stinova unter der<br />
Leitung des Architekten F. Alonso Gomez, wie<br />
eine Gesundheitseinrichtung nach den Dimensionen<br />
des atmosphärischen Marketing Wirklichkeit<br />
werden kann.<br />
Erlebnisorientierung,<br />
Empathie und Diskretion<br />
In der kardiologischen Praxis von Dr. Schüler<br />
dreht sich alles um die Diagnostik des menschlichen<br />
Herzens. Das Herz mit seinem Kreislauf<br />
stand aus diesem Grunde Pate für die baulichen<br />
Maßnahmen. Anstelle des üblichen Ablaufens<br />
der innerhalb einer Praxis verstreut angeordneten<br />
Stationen (wie etwa Empfang,<br />
Wartezone und Behandlungsräume), die mittels<br />
enger Gänge miteinander verbunden sind,<br />
fungiert als Herzstück ein großzügiger Zentralraum,<br />
um den sich sämtliche weitere Funktionsräume<br />
gesellen und der ausschließlich dem<br />
Verweilen des Patienten dient. Der Praxisgrundriss<br />
zeigt sehr schön die Metapher des<br />
Herzkreislaufes dar – ganzheitliches Denken<br />
durchbricht hier starre Linearität!<br />
Das Ergebnis: Der Patient versteht intuitiv diese<br />
Zusammenhänge und erfährt beim Begehen
der Räumlichkeiten ein besonderes Erlebnis,<br />
von dem er Familie und Freunden berichten<br />
kann. Das in diesen Räumen befindliche<br />
Mobiliar schafft zudem erlebnisorientierte Aufenthaltszonen,<br />
die die Patienten je nach ihrer<br />
Stimmung nutzen können: Vom Smalltalk an<br />
der schicken Kaffeebar bis zum legeren Relaxen<br />
in den Ruheliegen und Sesseln der Lounge ist<br />
alles möglich. Mit dieser gastfreundlichen<br />
Gestaltung wird von Anfang auf den gewohnten<br />
Lebensstil des Patienten eingegangen und<br />
mögliches Warten in einen angenehmen<br />
Zeitvertreib verwandelt. Auch die Beleuchtung<br />
ist ein Ereignis: Großflächige Fensterflächen<br />
und eine teilweise transparent gehaltene Glaswand,<br />
die den Eindruck verstärkt, dass der<br />
Zentralraum fließend in die Behandlungsräume<br />
übergeht.<br />
Das Herz als Gegenstand des Interesses der<br />
Kardiologen gab auch den Anstoß zum Einsatz<br />
des einzigen farbigen Akzents innerhalb der<br />
Praxis – dem tiefen und dennoch sehr herzlichen<br />
Rot. Die übrige Farbpalette ist eher zurückhaltend<br />
und resultiert in erster Linie aus<br />
der natürlichen Tönung der eingesetzten Materialien,<br />
wie Schiefer, Eiche oder satiniertem<br />
Glas, die mit Weiß- und Beigetönen kombiniert<br />
werden. Die Farb- und Materialwahl der Praxis<br />
ist konsequent durchgängig gehalten, wenngleich<br />
sich das Verhältnis der eingesetzten<br />
Materialien von außen nach innen umkehrt,<br />
um auf subtile Weise die vorherrschende Stimmung<br />
des Raumes zu verändern.<br />
Während im Empfangsraum das Grau des<br />
Schiefers und die dort befindliche rote Wandscheibe<br />
den Raumeindruck bestimmen, stehen<br />
im Zentralraum das Eichenparkett sowie Weiß<br />
– und Beigetöne im Vordergrund. Die großflächigen<br />
Verglasungen, deren Oberflächen vom<br />
Glaskünstler Christoph Dahlhausen gestaltet<br />
wurden, nehmen das vorgegebene Farbspektrum<br />
auf und fügen sich nahtlos in das Gesamtbild<br />
ein. Die stimmungsvolle Raumaufteilung<br />
und die harmonische Farbgebung vermittelt<br />
dem Patienten während des gesamten Behandlungsablaufs<br />
das Gefühl angenehm und nicht<br />
zu aufdringlich im Mittelpunkt zu stehen.<br />
Unbedingte Diskretion,<br />
unaufdringliche Empathie<br />
Das in den Zentralraum eingestellte Oval dient<br />
als Umkleide, in der Patienten mit längerer<br />
Verweildauer bequem und diskret in eine andere<br />
Kleidung schlüpfen können. Um die Intimität<br />
innerhalb des Zentralraums zu gewährleisten,<br />
ist diesem ein Empfangsraum<br />
vorgelagert, der durch eine teilweise transparente<br />
Glastrennwand das Innere der Praxis bereits<br />
von außen erahnen lässt. Dieser Aspekt<br />
vermittelt Sicherheit und Respekt.<br />
Innenraum und Objekteinrichtung<br />
Der Empfangsraum ist lediglich mit einem Pult<br />
ausgestattet, an dem der Eintretende freundlich<br />
und im Stehen empfangen wird. Diese Form<br />
der Begrüßung ist Ausdruck der Wertschätzung<br />
dem Patienten gegenüber und verhindert das<br />
Gefühl, „zwischen zwei Telefonanrufen“ von<br />
den Assistentinnen abgefertigt zu werden. Hier<br />
zeigt sich, wie geschickte bauliche Maßnahmen<br />
Höflichkeit und Zuvorkommen ausdrücken können<br />
– ohne aufdringlich zu wirken.<br />
Dr. W. O. Schüler ist vom konkreten Patientennutzen<br />
seines Praxiskonzeptes überzeugt:<br />
„Raum und Zeit gehören für <strong>uns</strong> genauso<br />
zusammen wie Herz und Kreislauf. Deshalb<br />
haben wir <strong>uns</strong>ere Räumlichkeiten für <strong>uns</strong>ere<br />
Patienten so gestaltet, dass der Zeitdruck in<br />
den Hintergrund tritt, zumindest für den Zeitraum<br />
den <strong>sie</strong> bei <strong>uns</strong> verbringen.“<br />
Kontakt:<br />
Linda Mittelstaedt<br />
Agentur M+W Project<br />
Tel.: 089/307675-00<br />
project@mw-project.de<br />
Dr. med. W. O. Schüler<br />
Privatpraxis für Kardiologie<br />
Tel.: 07231/154060<br />
www.kardiologie-sportklinik.de<br />
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Herzlich willkommen im Land der Stigmati<strong>sie</strong>rten. Mit vielen K<strong>uns</strong>tbegriffen wie barrierefrei, rollstuhlgerecht, seniorengerecht,<br />
kindgerecht vermittelt sich der Eindruck, dass die gesamte Vielfalt der Verbraucher und Kunden in spezielle „Ablagen“ sortiert<br />
werden muss, um ihnen adäquate Produkte oder Dienstleistungen anzubieten. Universal Design verfolgt ein anderes Ziel – die<br />
Gestaltung von Architektur, Produkten und Dienstleistungen, die möglichst von allen Nutzergruppen intuitiv akzeptiert und genutzt<br />
werden können.<br />
Würden Sie sich einen<br />
Seniorenteller bestellen?<br />
Über Universal Design<br />
34 medAmbiente 1 · 2008<br />
Innenraum und Objekteinrichtung<br />
Die herannahende demographische Welle wird<br />
zunehmend auch in den Designzentralen großer<br />
und kleinerer Unternehmen als Wettbewerbschance<br />
erkannt und fokus<strong>sie</strong>rt sich mehr<br />
ausschließlich auf die Gesundheitswirtschaft.<br />
Der Universal Design e.V. aus Hannover hat<br />
sich bewusst dieser Herausforderung gestellt<br />
und repräsentiert in seiner Mitgliederstruktur<br />
die Vielfalt der Anforderungen wieder. Neben<br />
Architekten, Produktgestaltern sind auch<br />
Dienstleister, Juristen und Wissenschaftler vertreten.<br />
Die Leitlinien des Vereins spiegeln sich<br />
in der Urdefinition von Ron Mace aus den Vereinigten<br />
Staaten wider, die sich mittlerweile<br />
auch in einer Konvention der Vereinten Nationen<br />
widerspiegelt.<br />
Dort steht: „ Universelles Design ist ein Design<br />
von Produkten, Umfeldern, Programmen und<br />
Dienstleistungen, die von allen Menschen im<br />
größtmöglichen Umfang genutzt werden können,<br />
ohne dass eine Anpassung oder ein spezielles<br />
Design erforderlich ist …“ Ein hohes Ziel,<br />
das bei realistischer Betrachtung nicht immer<br />
alle Nutzergruppen erreichen wird. Daher darf<br />
als breiter Konsens gelten, dass für diese Kunden<br />
Gestaltungsgrundsätze gelten müssen oder<br />
sollten, die eine weitestgehende selbstbestimmte<br />
Lebensführung erhalten und fördern. International<br />
hat sich hier der Begriff „Assisted<br />
Living“ durchgesetzt.<br />
Universal-Design-Motoren Deutschland<br />
und Japan<br />
Im Rahmen einer internationalen Evaluation<br />
erforscht derzeit der Verein in Zusammenarbeit<br />
mit der Technischen Universität in München<br />
(Prof. Fritz Frenkler) den Status des Universal<br />
Design. Das Projekt, gefördert aus Mitteln der<br />
Robert Bosch Stiftung in Stuttgart, lässt schon<br />
jetzt die wesentlichen „Motoren“ dieser „Designbewegung“<br />
erkennen. Neben Deutschland<br />
muss an erster Stelle Japan genannt werden. In<br />
Thomas Bade<br />
Japan haben sich die wirtschaftlichen Marktführer<br />
unter der Schirmherrschaft des Kaisers<br />
zusammengefunden, um gemeinsam (und mit<br />
einem Gesamtkapital von 50 Mill. �) gestalterische<br />
Lösungen für eine demographisch veränderte<br />
Bevölkerung zu entwickeln. Diese<br />
Markführerschaft spiegelt sich auch in der<br />
grundsätzlichen Einstellung und Motivation<br />
der Japaner wider.<br />
Der wesentliche Unterschied ergibt sich wohl<br />
eher aus der kulturellen Identität der Japaner,<br />
ihrem Respekt gegenüber dem „Altern“ und<br />
entscheidend – einer wesentlich anderen Einstellung<br />
zur Dienstleistung. So stellt Frau Yoko<br />
Akaschi, Leiterin einer Residenz, auf Frage<br />
nach ihrem Dienstleistungsspektrum fest: „Wir<br />
haben 300 Bewohner und somit 300 unterschiedliche<br />
Lebensstile.“ Das Basispaket ist für<br />
alle Bewohner vergleichbar. Der tatsächliche<br />
Leistungsumfang ergibt sich allerdings aus 77<br />
Leistungs- und Preistypen.<br />
Freundlich, sanft, verschwiegen<br />
Alle Mitarbeiter des Haupthauses (Residenz)<br />
und der direkt angeschlossenen Pflegehäuser<br />
(für intensivpflegerische oder demenziell erkrankte<br />
Menschen) unterliegen im Sinne eines<br />
erweiterten Universal-Design-Credos folgenden<br />
zehn Anforderungen gegenüber ihren Kunden:<br />
1. Freundlichkeit<br />
2. Sanftheit/Behutsamkeit<br />
3. Sensibilität<br />
4. Schnelligkeit<br />
5. Gleichberechtigung für alle Kunden/<br />
Bewohner<br />
6. Korrektheit<br />
7. Körper und Gesundheit der Kunden zu bewahren<br />
8. Schutz der individuellen Intimität/Privatsphäre<br />
der Kunden<br />
9. Sicherheit in allen Belangen<br />
10. Verschwiegenheit
Dienstleistung pur, die in allen Bereichen der<br />
Häuser spürbar ist – symboli<strong>sie</strong>rt durch eine<br />
(sehr) tiefe Verneigung bei jeder Begrüßung<br />
oder Treffen. Verschwiegenheit bedeutet auch,<br />
dass mir als Besucher jegliche Fotoaufnahme<br />
eines Kunden freundlich aber dennoch strikt<br />
untersagt wurde.<br />
Designaufgabe Orientierung<br />
Dennoch ist ein motiviertes Team nicht allein<br />
ausschlaggebend für eine Kultur des Universal<br />
Design. Es sind die vermeintlichen „Kleinigkeiten“<br />
die <strong>uns</strong> Orientierung nehmen. Bei fast<br />
50% Brillenträgern in Deutschland verwundern<br />
kaum lesbare Bedienungsanleitungen<br />
oder Beipackzettel, zu kleine Schriftgrößen bei<br />
Rechnungen, schlecht beleuchtete Leitsysteme.<br />
Das Bad oder auch der öffentliche Sanitärbereich<br />
stellen häufig die wirtschaftlich größte<br />
Herausforderung da. Die Badserie der Firma<br />
Hewi geht beispielsweise fast unmerklich auf<br />
unterschiedliche Nutzeranforderungen ein. Je<br />
nach Bedarf sind Elemente ausklappbar, die<br />
beispielsweise mobilitätseingeschränkten Menschen<br />
in einem „Standardbad“ zur Verfügung<br />
stehen.<br />
Dem Argument, dass Bäder für möglichst alle<br />
Menschen einem enormen und damit teueren<br />
Raumbedarf verschlingen, hat das Unterneh-<br />
men Dorma/Hüppe aus Westerstede eine platzsparende<br />
Antwort entgegengesetzt. Gerade für<br />
Gesundheitseinrichtungen mit größerem Unterbringungsbedarf<br />
ergibt sich pro Badezimmer<br />
eine Ersparnis von 2 qm und somit die<br />
Möglichkeit, mehr Raum für die Patienten und<br />
Fachkräfte zu schaffen.<br />
Körperliche Fitness hat sich von der kühlen Atmosphäre<br />
der Kraftstudios zunehmend dem<br />
Design geöffnet. Fitnessgeräte werden mehr<br />
zum Möbelstück für Hotels, Kureinrichtungen<br />
und Gesundheitszentren. Die Leichtigkeit und<br />
besondere Bedienerfreundlichkeit des Modells<br />
Bio Force wird unterstützt durch eine extreme<br />
leise Geräuschentwicklung (das Gerät funktioniert<br />
ohne schwere Gewichte).<br />
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Die kleinen Dinge des Lebens, also <strong>uns</strong>ere täglichen<br />
Alltagshilfen, spiegeln derzeit am besten<br />
die Kriterien des Universal Designs wider.<br />
Trotz aller Forschungen und Entwicklungen<br />
muss im Gesamtergebnis aber auch festgestellt<br />
werden, dass das Umdenken vom Patienten<br />
zum Kunden mit unterschiedlichen Anforderungen<br />
noch nicht überzeugend und flächendeckend<br />
reali<strong>sie</strong>rt ist. Chancen und wachsende<br />
Märkte warten.<br />
Autor:<br />
Thomas Bade<br />
Universal design e.V.<br />
Tel.: 0511/8930044<br />
tb@ud-germany.de<br />
www.ud-germany.de<br />
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Innenraum und Objekteinrichtung<br />
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Raumakustik zum Wohlfühlen<br />
Ein Gespräch mit dem Akustik-Fachmann Wolfgang Eberhard<br />
36 medAmbiente 1 · 2008<br />
Innenraum und Objekteinrichtung<br />
>> medAmbiente: Herr Eberhard, warum<br />
braucht es Schallschutzmaßnahmen?<br />
>> Wolfgang Eberhard: Wissenschaftliche<br />
Untersuchungen bestätigen, dass sich die allgemeine<br />
Leistungs-, Aufnahme- und Konzentrationsfähigkeit<br />
spürbar erhöht, wenn das Raum-<br />
Ambiente ein problemloses Miteinander-Reden<br />
und -Verstehen ermöglicht. Eine optimale<br />
Akustik steigert das individuelle Wohlbefinden<br />
und den als subjektiv empfundenen „Wellness“-<br />
Faktor eines Raumes.<br />
>> Wo bieten sich Schalldämm-Maßnahmen<br />
an?<br />
>> Wolfgang Eberhard: Gerade in mittleren<br />
bis größeren Räumen gibt es häufig Nachhallprobleme.<br />
Diese Defizite erschweren massiv<br />
die Kommunikation. Beispielsweise kann eine<br />
schlechte Akustik in einem Klassenzimmer mit<br />
hoher Nachhallzeit bewirken, dass das Zuhören<br />
zur regelrechten Kraftanstrengung wird.<br />
Räume mit ungenügender Akustik sind aber<br />
nicht nur in Bildungsstätten und dem Gastronomiegewerbe<br />
anzutreffen. Auch Casinos und<br />
Kantinen, Friseur- und Beautysalons, Hallen<br />
und Ausstellungsräume, Hotels, Großraumbüros,<br />
Call-Center, Foyers, Korridore, Treppenhäuser<br />
sowie weitere geschäftliche oder private<br />
Arbeits- und Wohnbereiche sind betroffen.<br />
Amerikanische Studien registrieren selbst in<br />
Kliniken einen deutlichen Anstieg an akusti-<br />
Den störenden Nachhall in Räumen zu verringern, ist ein Ziel von Schallschutz-<br />
Maßnahmen. Für diesen Zweck stehen inzwischen viele neue Elemente zur<br />
Verfügung, die sich zudem für innenarchitektonisch kreative Gestaltungen mit<br />
Formen- und Farbenreichtum geradezu empfehlen. Es muss demnach durchaus<br />
nicht mehr nur die altbekannte Rasterdecke (Lochplattendecke) sein, wenn<br />
Schallschutz angesagt ist. Über die neuen Möglichkeiten, die fortschrittliche<br />
Schalldämm-Programme anbieten, informierten wir <strong>uns</strong> bei Dipl.-Ing. (FH)<br />
Wolfgang Eberhard, Key Account Manager Akustik bei Caparol Farben Lacke<br />
Bautenschutz.<br />
scher Belastung – sowohl am Tag wie in der<br />
Nacht.<br />
>> Mit welchen Mitteln sind diese Schallschutz-<br />
Probleme zu lösen?<br />
>> Wolfgang Eberhard: Um schnell und wirkungsvoll<br />
Abhilfe zu schaffen, haben wir mit<br />
dem System Capacoustic Melapor Lösungen<br />
entwickelt, die mit einem High-Tech-K<strong>uns</strong>tstoff<br />
arbeiten, der ohne großen Montageaufwand<br />
überall dort eingesetzt werden kann, wo die<br />
Lärmbelastung besonders stört.<br />
>> Woraus besteht dieses System?<br />
>> Wolfgang Eberhard: Es enthält Panels<br />
und Baffles zum Bekleben und Abhängen von<br />
Decken. Beide Elemente gibt es in unterschiedlichen<br />
Ausführungen. So zum Beispiel liefern<br />
wir Panels glatt mit Fase in zwei Größen sowie<br />
als Welle in einer Größe. Zusätzlich stehen<br />
Brekkis zur Verfügung, die in etwa regelmäßig<br />
geformten Puzzleteilen ähneln und sowohl an<br />
Wänden als auch an Decken nach W<strong>uns</strong>ch angeordnet<br />
werden können. Auch Brekkis gibt es<br />
in zwei Größen. Die Baffles sind je nach<br />
W<strong>uns</strong>ch rund, elliptisch oder rechteckig ausgeformt.<br />
Sie werden mit Hilfe von T-Schienen<br />
oder Seilsystemen an Decken angebracht. Dabei<br />
entstehen interessant strukturierte Blickpunkte,<br />
wie <strong>sie</strong> bei einer modernen Raumgestaltung<br />
zunehmend gefragt sind.<br />
>> Wie effizient sind solche Schallschutz-Elemente?<br />
>> Wolfgang Eberhard: Die Melapor-Elemente<br />
sind besonders wirtschaftlich. Bereits<br />
bei geringer Belegung der Decken- oder Wandfläche<br />
– entsprechend etwa 30 bis 40 Prozent<br />
der Raumgrundfläche – erfüllen <strong>sie</strong> ihre Aufgabe,<br />
und es entsteht eine spürbare Verbesserung<br />
der Raumakustik. Es müssen nicht möglichst<br />
viele Innenflächen mit ihnen ausgestattet werden.<br />
Der High-Tech-Schaumstoff entspricht immerhin<br />
der Schallabsorber-Klasse A. Hinzu<br />
kommt, dass keine aufwändige Baustellen-Einrichtung<br />
erforderlich ist und die Räume deswegen<br />
auch nur kurze Zeit nicht benutzt werden<br />
können. Die schwer entflammbaren Baffles<br />
und Panels sind extrem leicht und können aus<br />
diesem Grunde nahezu überall angebracht<br />
werden. Sie unterliegen auch keiner antistatischen<br />
Aufladung und ziehen dementsprechend<br />
keinen Staub an. Für besonders interessant<br />
erachten wir auch die Möglichkeit, die<br />
Elemente im Spritzverfahren farbig zu beschichten.<br />
>> Hat die Schallschutz-Decke damit ausgedient?<br />
>> Wolfgang Eberhard: Ganz und gar nicht.<br />
Auch hier gibt es sowohl technisch wie auch<br />
optisch attraktive Innovationen: So steht zum<br />
Beispiel eine Akustikdecke mit feiner Oberflä-
chenstruktur zur Verfügung, die Planern und<br />
Architekten den Einsatz schallharter Materialien<br />
wie Glas, Stein oder Parkett erlaubt. Die<br />
anspruchsvolle feine 1-mm-Körnung dieser<br />
Akustikdecke – wir nennen <strong>sie</strong> Capacoustic<br />
Structure – wird von einem hohen Lichtreflexionsgrad<br />
begleitet. Das Ergebnis sind hell<br />
wirkende, lichte Räume, die eine angenehme<br />
Atmosphäre erzeugen. Es erzielt gute Absorptionswerte<br />
bei einer fugenlosen Oberflächenstruktur.<br />
Und es ist wirtschaftlich, weil es eine<br />
Spritzbeschichtung von Räumen mit bis zu drei<br />
Metern Höhe ermöglicht, ohne dass dazu ein<br />
Gerüst aufgebaut werden müsste. Außerdem ist<br />
es langlebig, da es sich ohne Absorptionsverlust<br />
renovieren lässt.<br />
>> Woraus besteht die Akustikdecke genau?<br />
>> Wolfgang Eberhard: Das Capacoustic<br />
Structure-System entsteht aus einer Unterkonstruktion<br />
aus CD-Profilen, einer nach Herstellerangaben<br />
verlegten gelochten Gipskartonplatte,<br />
einem bauseits vollflächig aufzubringenden<br />
Akustikvlies und einer feinen offenporigen<br />
Spritzputzbeschichtung. Das Akustiksystem<br />
wird vornehmlich im Deckenbereich eingesetzt.<br />
An den Innenwänden ist die Anwendung<br />
meist erst oberhalb der stark belasteten Teilflächen<br />
empfehlenswert – in der Regel oberhalb<br />
von zwei Metern. Das System kann auf allen<br />
tragfähigen Untergründen aufgebracht werden.<br />
>> Gibt es auch Akustikdecken mit Glattputzbeschichtung?<br />
>> Wolfgang Eberhard: Aufgrund einer gestiegenen<br />
Nachfrage wurden auch solche Akustiksysteme<br />
entwickelt. Sie werden vorwiegend<br />
im gehoben Innenausbau – sei es privat, gewerblich<br />
oder von der öffentlichen Hand finanziert<br />
– eingesetzt. Hinzu kommen Bauwerke<br />
mit besonderer Architektur. Herausragende<br />
Beispiele sind hier die Münchner Pinakothek<br />
der Moderne oder die Ausstellungshalle im<br />
Weltkulturerbe Völklingen.<br />
>> Sind die Systeme besonders für anspruchsvolle<br />
Gestaltungsaufgaben konzipiert worden?<br />
>> Wolfgang Eberhard: Ja. Das besondere<br />
Gestaltungsplus der Akustikdecken-Oberflächen<br />
besteht darin, dass <strong>sie</strong> elegant und glatt<br />
ausgeführt sind, so dass <strong>sie</strong> nicht als Schallschutzelemente<br />
zu erkennen sind. Dennoch<br />
wird eine angenehme Akustik durch die besonders<br />
guten Absorptionswerte sichergestellt.<br />
Hinzu kommt, dass solche Systeme auch in der<br />
Baustoffklasse A (nicht brennbar) ausgeführt<br />
werden können. Das ermöglicht eine problemlose<br />
Installation in brandtechnisch sensiblen<br />
Räumen ebenso wie im Fluchtwegebereich.<br />
Auch im Denkmalschutz sind solche Akustikflächen<br />
geschätzt, da ihre Oberfläche derjenigen<br />
von Gipsputzen optisch sehr nahe kommt.<br />
Die Glattputz-Beschichtung dieser Systeme ist<br />
übrigens patentiert.<br />
>> Wie funktioniert das eigentlich technisch?<br />
>> Wolfgang Eberhard: Das System besteht<br />
im Wesentlichen aus einer akustisch wirksamen<br />
vorbeschichteten Akustikputzträgerplatte,<br />
die mit einem offenporösen Putz beschichtet<br />
ist. Je nach Applikationstechnik der Putzbeschichtung<br />
lassen sich fugenlos verputzte,<br />
schallabsorbierende Flächen erstellen. Dabei<br />
kann die offenporöse innere Struktur optisch<br />
nicht erkannt werden.<br />
>> Das System eignet sich aber auch für die<br />
Brandschutzklasse A2?<br />
>> Wolfgang Eberhard: Ja. Für das Verkleben<br />
der Putzträgerplatten A2 wird dann stattdessen<br />
ein mineralischer Werkstrockenmörtel<br />
Bereits beim Bau der Pinakothek der Moderne in München kam des Akustik-System CapaCoustic Fine zum Einsatz.<br />
Innenraum und Objekteinrichtung<br />
eingesetzt. Außerdem steht ein leicht schleifbarer<br />
Fugenspachtel zum Ausspachteln im<br />
Bereich der Plattenstöße zur Verfügung. Zum<br />
Erzielen der sehr fein strukturierten Oberflächen<br />
gibt es einen ebenfalls verarbeitungsfertigen<br />
dispersionsgebundenen Akustikputz mit<br />
einer Körnung von 0,3 Millimetern. Komplettiert<br />
wird das System durch Abschlussprofile<br />
im Bereich von Bewegungs- und Dehnfugen,<br />
als Wandabschluss mit Schattenfuge sowie für<br />
kantenbündigen Putzabschluss.<br />
>> Herr Eberhard, besten Dank für das<br />
Gespräch.<br />
Kontakt:<br />
Caparol Farben Lacke Bautenschutz<br />
Produktmanagement Akustik<br />
Tel.: 06154/711544<br />
info@caparol.de<br />
www.caparol.de<br />
Eine optimale Akustik<br />
steigert das individuelle<br />
Wohlbefinden auch am<br />
Arbeitsplatz – hier ein<br />
Callcenter.<br />
Fotos: Caparol<br />
Farben Lacke Bautenschutz<br />
medAmbiente 1 · 2008 37
Renovierungen von Bodenbelägen in Krankenhäusern und Altenheimen verursachen hohe Kosten, sind schwierig zu pla-<br />
nen und schränken den Betriebsablauf massiv ein. Hinzu kommen Belästigungen der Bewohner durch Lärm, Schmutz<br />
und Geruchsemissionen. Im schlimmsten Fall bedeuten Bodenbelagsrenovierungen Nutzungsausfall und kosten so Zeit<br />
und Geld. Im Gesundheitsbereich sind schnelle und ökologische Renovierungsmethoden gefragt, wie das Beispiel des<br />
DRK Seniorenpflegeheims „Eichenhöhe-Wolckenhauer-Bahr“ in Hamburg zeigt.<br />
100 m 2 in 6 Stunden<br />
Neuer Bodenbelag – schnell und ohne Betriebsstörung<br />
Pflegeeinrichtungen stellen hohe Ansprüche an<br />
den Bodenbelag. Er sollte nicht nur hygienisch,<br />
leicht zu säubern und robust sein, sondern<br />
auch ansprechend aussehen, damit sich die Bewohner<br />
wohl fühlen. Aber unter den täglichen<br />
Belastungen durch Räder, beispielsweise von<br />
Rollstühlen, leiden auch strapazierfähige Beläge<br />
auf Dauer. Um weiterhin hygienische Sauberkeit<br />
zu gewährleisten, wird regelmäßig ein<br />
Austausch nötig.<br />
So wurden im 1985 gebauten Seniorenpflegeheim<br />
„Eichenhöhe-Wolckenhauer-Bahr“ 1.200<br />
Quadratmeter Boden mit Switchtec-Klebetechnologie<br />
saniert. Sämtliche Gänge wurden mit<br />
einem speziellen elastischen Kautschukbodenbelag<br />
von Nora, dem „Noraplan Acoustic“-Belag,<br />
neu gestaltet. Er ist rutschhemmend und<br />
seine matte und reflexbrechende Struktur verhindert<br />
optische Irritationen wie Spiegelungen,<br />
die häufig zu Unsicherheiten im Gehverhalten<br />
führen und bietet so eine passive Sturzprophylaxe.<br />
Kommt es doch zum Sturz, fängt der elastische<br />
Kautschukbodenbelag Kräfte ab. Besonders<br />
der 4 Millimeter starke stoßabsorbierende<br />
Belag vermindert Sturzfolgen.<br />
Schnelle und einfache Renovierung<br />
Das Gebäude verfügt über viele lange Gänge,<br />
die nicht gesperrt werden können. Die Heimlei-<br />
Der Noraplan Acoustic-Belag wird direkt auf den bestehenden elastischen Belag<br />
verklebt – ohne Staub, Lärm oder Geruch. So konnten Bewohner und Pflegekräfte<br />
ohne Einschränkungen ihrem geregelten Tagesablauf nachgehen.<br />
38 medAmbiente 1 · 2008<br />
Innenraum + Objekteinrichtung<br />
tung entschied sich für eine Ufloor Systems-<br />
Lösung, da mit ihr besonders unkompliziert,<br />
schnell und effizient renoviert werden konnte:<br />
So wurde der neue Bodenbelag mit der patentierten<br />
Switchtec-Klebetechnologie, hier mit<br />
dem Hochleistungs-Trockenkleber Sigan 2, einfach<br />
auf den bereits vorhandenen PVC-Belag<br />
geklebt, das aufwändige Entfernen des Altbelags<br />
entfiel. Dieses Produkt ermöglicht es, einen<br />
neuen Teppichboden, PVC-, CV- oder Nora-<br />
Kautschukbelag direkt auf bestehende<br />
elastische Beläge zu verkleben.<br />
Die Gänge mussten nicht gesperrt werden<br />
während <strong>sie</strong> moderni<strong>sie</strong>rt wurden und waren<br />
weiterhin jederzeit begehbar, sogar während<br />
der Verlegung. Anfängliche Geruchsbelästigungen<br />
oder Gesundheitsgefährdungen durch<br />
Wohngifte entstehen nicht. Da das staubige<br />
und laute Herausreißen des alten Belags entfällt,<br />
wird auch der sonstige Betriebsablauf aufgrund<br />
der Renovierungsarbeiten nicht unterbrochen.<br />
Bewohner und Pflegekräfte in<br />
anliegenden Zimmern konnten ohne Einschränkungen<br />
ihrem geregelten Tagesablauf<br />
nachgehen. So ließen sich Zeit und Kosten<br />
sparen.<br />
In nur sechs Stunden konnte eine Fläche von<br />
bis zu 100 Quadratmeter renoviert werden. Da<br />
keine Trockenzeiten abgewartet werden müssen,<br />
war der neu verlegte Bodenbelag sofort<br />
wieder voll belastbar.<br />
Auch unter dem Aspekt der kompletten Lebenszykluskosten<br />
macht der Einsatz der<br />
Switchtec-Klebetechnologie Sinn. Jahre später<br />
kann der Bodenbelag jederzeit schnell, sauber,<br />
staub- und vor allem rückstandsfrei ohne mühsames,<br />
kostspieliges Herausreißen oder Neuaufbau<br />
entfernt werden. Die Produkte erfüllen<br />
in der Fußbodentechnik alternativ die Funktion<br />
flüssiger Klebstoffe. Da <strong>sie</strong> ohne Harz und<br />
Lösemittel hergestellt werden, trocknen <strong>sie</strong><br />
nicht aus und verspröden nicht. Die Erneuerung<br />
des Bodens mit dem „Belag-auf-Belag“-<br />
System des Herstellers erwies sich als gut 30<br />
Prozent günstiger im Vergleich zum Komplettaustausch<br />
des bestehenden Bodens.<br />
Kontakt:<br />
UFLOOR Systems<br />
www.ufloor-systems.com<br />
Altenpflege + ProPflege 2008: Halle 2, Stand C92<br />
Sigan 2 wird auf den bestehenden PVC-Untergrund verlegt Bilder: Ufloor systems
Mauser Care fördert mit seiner<br />
Veranstaltungsreihe „Mauser-<br />
Forum“ den Informationsaustausch<br />
zwischen den Partnern im Pflege-<br />
markt. Ihr Ziel ist es, durch den<br />
Dialog von Betroffenen und Pflege-<br />
personal mit der Politik die Alten-<br />
pflege qualitativ zu verbessern. Das<br />
Pflege-Weiterentwicklungsgesetz –<br />
so ein Fazit der ersten Veranstal-<br />
tung im Dezember 2007 – darf die<br />
stationäre Versorgung Demenz-<br />
kranker nicht benachteiligen.<br />
Das schon lange geforderte Pflege-Weiterentwicklungsgesetz<br />
ist in diesen Monaten im Gesetzgebungsprozess.<br />
Eine materielle Verbesserung<br />
der stationären Versorgung der ca.<br />
300.000 Demenzkranken in Deutschland ist<br />
darin bislang nicht vorgesehen. Frau Lützau-<br />
Hohlbein, Vorsitzende der Deutschen Alzheimergesellschaft,<br />
Dr. Heiner Geißler und die<br />
pflegepolitischen Sprecher der CDU und der<br />
Oppositionsparteien vermittelten auf dem ersten<br />
„Mauser-Forum“ vom 10.12.2007 in Berlin<br />
einen Eindruck von der Brisanz des Themas:<br />
jährlich werden 250.000 Menschen neu erkranken;<br />
da Demenz mit steigendem Alter vermehrt<br />
auftritt, wird alleine schon durch die Altersentwicklung<br />
die Anzahl Demenzkranker<br />
von jetzt ca. einer Million schnell steigen.<br />
Das im Jahr 1995 in Kraft getretene Pflegeversicherungsgesetz<br />
hat bislang Demenzkranke<br />
nur ungenügend berücksichtigt. Nach langer<br />
Anlaufzeit hat das Bundeskabinett im Oktober<br />
2007 das Gesetz zur strukturellen Weiterentwicklung<br />
der Pflegeversicherung beschlossen.<br />
Neben Qualitätssicherungsmaßnahmen u.a.<br />
durch die Veröffentlichung der Prüfberichte des<br />
Medizinischen Dienstes im Internet, der Einführung<br />
von Beratungsansprüchen und einer<br />
bis zu sechsmonatigen unbezahlten Freistellung<br />
von der Arbeit für pflegende Angehörige<br />
ist für die ambulante Pflege Demenzkranker<br />
eine Erhöhung des Leistungssatzes um 200 �<br />
vorgesehen. Die stationären Sachleistungsbeträge<br />
der Stufen I und II bleiben jedoch unverändert.<br />
Dies ist gerade bei den besonderen Her-<br />
Demenz<br />
im Dialog<br />
ausforderungen der Pflege Demenzkranker<br />
nicht nachvollziehbar. Angehörige sind bei der<br />
Pflege Demenzkranker häufig überfordert, Versorgung<br />
durch ambulante Pflegedienste trägt<br />
dem schweren Krankheitsbild der Demenz im<br />
Verlauf der Krankheit nicht Rechnung, stationäre<br />
Pflege ist in vielen Fällen die einzig fachgerechte<br />
Versorgung.<br />
Spezifik Demenzkranker<br />
Eine Spezifik der an Demenz Erkrankten ist die<br />
Veränderung ihrer Reaktionsweise. Demente<br />
reagieren und handeln deutlich langsamer. Zuwendung<br />
und Geduld, auch ein angemessenes<br />
Sprachverhalten ist entscheidend für die Pflege.<br />
Da eine Verflachung der Gefühlswelt erst im<br />
Spätstadium auftritt, die Neigung zu depressiven<br />
Symptomen zum Krankheitsbild gehört,<br />
ist Einfühlungsvermögen gefordert. Die Pflegeeinrichtungen<br />
müssen sich intensiv auf die individuellen<br />
Veränderungen im Krankheitsbild<br />
einstellen. Im fortgeschrittenen Stadium der<br />
Krankheit kommen starke Störungen des Orientierungssinns<br />
und des Tag- und Nacht-Rhythmus<br />
hinzu, schließlich ist auch eine selbstständige<br />
Ernährung nicht mehr möglich.<br />
Therapie<br />
Ursache für Demenz ist meist die Alzheimer-<br />
Krankheit (ca. 60%), gefolgt von vaskulärer<br />
Demenz (20 %), auch gehört Demenz zum Parkinson-Syndrom.<br />
Auslöser sind Eiweißablagerungen<br />
in der Hirnrinde und im Hirnstamm,<br />
durch die einzelne Nervenzellen absterben.<br />
Heilbar ist Demenz nicht. Auf medikamentöse<br />
Innenraum und Objekteinrichtung<br />
Therapien sprechen die Patienten sehr unterschiedlich<br />
an, Antidementiva können den Verlauf<br />
der Krankheit lediglich um ein bis zwei<br />
Jahre aufhalten. Gedächtnistraining und Biographiearbeit<br />
können im Anfangstadium der<br />
Krankheit helfen. Da eine Überlagerung von<br />
Sinneseindrücken für Demenzkranke bedrohlich<br />
wirken kann, ist eine Reizüberflutung zu<br />
vermeiden – ohne dass es zur Reizarmut<br />
kommt.<br />
Bestimmend für die Qualität der Pflege ist die<br />
Motivation und die Information des Personals<br />
über die Spezifik der Krankheit. Die Ausstattung<br />
der Pflegeeinrichtung muss den Demenzkranken<br />
angepasst sein. Zum einen von der<br />
Sicherheitsseite, zum andern von der farblichen<br />
und lichttechnischen Gestaltung sowie der<br />
Verarbeitung gewisser Materialien und Oberflächen.<br />
Farbliche Kontraste am Boden und<br />
unzureichende Beleuchtung ver<strong>uns</strong>ichern Demenzkranke.<br />
Vertraute Gegenstände, z.B.<br />
Möbelstücke aus der früheren Wohnung, verbessern<br />
im Zimmer des Pflegeheims dem Patienten<br />
die Orientierung. Schließlich ist die Integration<br />
von Angehörigen wichtig für Demenzkranke:<br />
wenn das Personal offen für eine Zusammenarbeit<br />
ist, sich die nahen Angehörigen bei ihren<br />
möglichst häufigen <strong>Besuchen</strong> in der Pflegeeinrichtung<br />
wohl fühlen, kann das Leiden der Betroffenen<br />
deutlich vermindert werden.<br />
Autoren:<br />
Julia Kratzer, Ärztin; Dr. Jörg Raach,<br />
Medizin-Journalist<br />
medAmbiente 1 · 2008 39
Sylvia Leydecker<br />
40 medAmbiente 1 · 2008<br />
Textilien mit Funktion<br />
Smarte Blümchen<br />
High-Tech-Textilien für die Innenarchitektur<br />
Die Stichworte „Textilien in der Innenarchitektur“ lassen als erstes an<br />
Blümchendekor und saisonal wechselnde Modetrends denken. Weitaus<br />
spannender sind neuartige Funktionen, die aus Textilien anspruchsvolle und<br />
innovative High-Tech-Materialien machen und daher ein großes<br />
Anwendungspotential versprechen. Die Innenarchitektin Sylvia Leydecker<br />
gewährt in ihrem Beitrag einen Einblick in die jüngsten Entwicklungen.<br />
Smart Textiles gehört die Zukunft. In Kleidung<br />
integrierte Elektronik bietet allen möglichen<br />
Komfort, wie z. B. direkt in den Stoff eingewebte<br />
Mp-3-Player die den Träger angenehm<br />
unterhalten. GPS-Module können in Zukunft in<br />
Jacken integriert zum Auffinden Demenzkranker<br />
beitragen, indem <strong>sie</strong> deren Standort übertragen<br />
– vorausgesetzt die Jacke wurde anbehalten.<br />
Mittels integrierter RFID (Radio<br />
Frequency Identification)-Tags kann der betreffende<br />
Mensch zudem identifiziert werden. Informationsübertragung<br />
durch Smart Textiles<br />
sorgt für die Kommunikation physiologischer<br />
Daten, wie z. B. Herzfrequenz oder Körpertemperatur,<br />
die zur Sicherheit der mobilen Patienten<br />
beiträgt und bei Unregelmäßigkeiten<br />
Warnsignale sendet. Bekleidung mit integrierten<br />
Sensoren erlaubt also die medizinische<br />
Überwachung von Körperfunktionen, dient<br />
ebenso zur Datenübertragung und kommt damit<br />
dem bevorstehenden erhöhten Pflegeaufkommen<br />
entgegen. In Zukunft wird die Entwicklung<br />
der Integration elektronischer<br />
Funktionen hinsichtlich des Patientenmonitoring<br />
weiter vorangetrieben.<br />
Zeit für Menschen<br />
Neben Smart Textiles im Fashion-Bereich gibt<br />
es nun auch smarte Bodenbeläge: Das textile<br />
Bodenbelags-Underlay „Smart floor“ wurde im<br />
Projekt „Thinking carpet“ in der Zusammenarbeit<br />
zwischen einem Chip- und Teppichproduzenten<br />
entwickelt und verfügt über integrierte<br />
Chips mit deren Hilfe verschiedene<br />
Funktionen erfüllt werden können. RFID-Roboter<br />
orientieren sich auf der Oberfläche und<br />
können beispielsweise eine automati<strong>sie</strong>rte Reinigung<br />
ausführen. Noch viel interessanter für<br />
Krankenhäuser und Pflegeheime, sind dadurch<br />
mögliche automati<strong>sie</strong>rte Transporte, die dem<br />
Personal viel Lauferei und damit Zeit ersparen.<br />
Leere Betten, Medikamente und anderes finden<br />
auf diese Weise ihren Bestimmungsort.<br />
Auf den ersten Blick erscheinen diese Entwicklungen<br />
faszinierend, auf den zweiten beängstigend<br />
und schließlich auf den dritten Blick besteht<br />
die Aussicht, dass durch gesteigerte<br />
Sicherheit und Komfort in Zukunft mehr Zeit<br />
für echte zwischenmenschliche Kommunikation<br />
bleibt.<br />
Textilien haftet im Gesundheitswesen das Stigma<br />
an, unhygienisch zu sein – hier setzt eine<br />
interessante Entwicklung an: Antibakterielle<br />
Stoffe können dazu beitragen, die große Zahl<br />
der Krankenhaus-Infektionen zu reduzieren<br />
und damit sogar Leben zu retten. Die Stoffe<br />
können z. B. als Polsterstoff oder Vorhang eingesetzt<br />
werden, als Kleidungsstück Neurodermitikern<br />
helfen oder auch als Bettwäsche in<br />
Aktion treten. Der Trend des zunehmenden<br />
Einsatzes von Textilien in der Innenarchitektur<br />
von Krankenhäusern kann damit ergänzt werden.<br />
Die Wirkung beruht auf Unmengen winzigster<br />
nanoskaliger Silberpartikel, wäscht sich<br />
nicht aus und ist dauerhaft.<br />
Luftreinigende Textilien, die positiv das Raumklima<br />
unterstützen können, sind eine weitere<br />
Variante: <strong>sie</strong> finden sich beispielsweise am Boden<br />
in Form von Teppich oder auch am Fenster<br />
als Gardine. Unangenehme Gerüche und Schadstoffe<br />
wie Formaldehyd werden dabei durch oxidative<br />
Katalyse in ihre Bestandteile zerlegt.<br />
Das Pendant dazu bilden Textilien mit integrierten<br />
Duft-Mikrokapseln. Diese geben gezielt<br />
durch mechanische Reibung wie z. B.<br />
Hinsetzen Duftstoffe frei. Dabei platzen<br />
mikroskopisch kleine in das Textil integrierte<br />
mit Duftstoff gefüllte Kapseln auf und es duftet<br />
beispielsweise nach Leder.<br />
3D kontra Dekubitus<br />
Ebenfalls ganz nah am Menschen, agieren in<br />
der Pflege 3D-Abstandsgewirke bzw. Spacer<br />
Fabrics. Als Problemlöser in Form von<br />
Matratzenkomponente, Bettauflage oder Rollstuhlkissen<br />
sind <strong>sie</strong> für erheblich verminderten<br />
Auflagedruck bei gleichzeitig erhöhter<br />
Atmungsaktivität verantwortlich. Die Druckbelastung<br />
und das Entstehen von Dekubitus<br />
wird mit ihrer Hilfe deutlich reduziert.<br />
Der Begriff Lotuseffekt ist allgemein als<br />
wasserabstoßende Funktion bekannt. Unbekannt<br />
ist dagegen, dass es bislang keinen Stoff<br />
auf dem Markt gibt, der das Label „Lotus-Effect“<br />
für eine selbstreinigende Oberfläche wirklich<br />
trägt – Markisen werden wohl den Anfang<br />
machen. Durch die mikroraue Oberfläche hält<br />
ein solcher Stoff mechanischen Belastungen<br />
wie der einer Waschmaschine definitiv nicht<br />
stand. Unabhängig davon existiert eine Vielzahl<br />
wasserabweisender und leicht zu reinigender<br />
(Easy-to-clean) Stoffe auf dem Markt,<br />
die Komfort hinsichtlich der Pflegeleichtigkeit<br />
bieten.
Entwurf 100%interior Sylvia Leydecker, Foto: Karin Hessmann<br />
Daneben behauptet sich die „Selbstreinigung“<br />
am Markt. In der Architektur sind zunehmend<br />
selbstreinigende Membrane gefragt, seien es<br />
solche mit photokatalytisch wirksamer selbstreinigender<br />
Oberfläche oder alternativ ETFE-<br />
Folie. Durch Photokatalyse wird auflagernder<br />
Schmutz mit Hilfe von UV-Strahlung zersetzt<br />
und beim nächsten Regen durch einen Wasserfilm<br />
– keine Tropfen – abgewaschen. Ebenso<br />
im Hochbau anzutreffen ist textilbewehrter Beton,<br />
der schlanke Mauerquerschnitte und damit<br />
eine größere Flächeneffizienz bietet.<br />
Leuchtende Stoffe<br />
Nicht nur Fasern, sondern auch Farbstoffe können<br />
es in sich haben: Farbveränderung durch<br />
UV-Licht oder vordefinierte Temperaturen liegt<br />
mittlerweile im Bereich des Machbaren. Ebenso<br />
werden lumineszierende Textilen entwickelt,<br />
deren Pigmente entsprechend der Bestrahlungszeit<br />
nachleuchten. Photonische Textilien<br />
sind elektrisch leitfähige Stoffe mit integrierten<br />
LEDs (Licht emittierende Dioden), die für<br />
leuchtende Stoffe verantwortlich sind.<br />
Textilien mit integriertem PCM (Phase Change<br />
Material / Latentwärmespeicher) sind in der<br />
Lage, als Wärmepuffer Temperaturspitzen abzufangen<br />
und beispielsweise für eine angenehmere<br />
Temperatur zu sorgen. Architekturanwendungen<br />
drehen sich dabei grundsätzlich<br />
um den Innenraum. PCM wurde ursprünglich<br />
von der Nasa entwickelt, um den Extremtemperaturen<br />
im Weltraum zu begegnen. Von der<br />
Biologie, genauer dem Haftmechanismus von<br />
Geckofüßen, inspiriert, ist ein Haft-Textil, dass<br />
sich reversibel auf Glas „kleben“ lässt und als<br />
Sicht-, Blend- und Sonnenschutz dient. Ideal für<br />
die temporäre Anwendung und Fälle in denen<br />
ein entsprechendes bauliches Defizit besteht.<br />
Die hier beschriebenen Textilien sind teils bereits<br />
relativ breit im Markt etabliert, teils erst<br />
noch am Beginn oder sogar vor ihrer Markteinführung.<br />
Kombinationen wie beispielsweise<br />
antibakteriell und luftreinigend, oder antibakteriell<br />
und PCM sind häufig anzutreffen. Die<br />
Entwicklung der High-Tech-Textilien schreitet<br />
jedenfalls voran – damit besitzen <strong>sie</strong> ein enormes<br />
Zukunftspotential.<br />
Hinsichtlich der ästhetischen Erscheinung haben<br />
lasergeschnittene Textilien und innovative<br />
Drucktechniken in den letzten Jahren für eine<br />
interessante Optik gesorgt. Natürlich geht im<br />
Massenmarkt der Interior-Deko-Textilien derzeit<br />
nichts ohne die zu Beginn erwähnten<br />
Blümchen – ansprechend soll das Ganze immer<br />
aussehen – bei aller Liebe zur Funktion.<br />
Autor:<br />
Sylvia Leydecker, Dipl.-Ing. BDIA<br />
100%interior<br />
Johannes-Müller-Str. 25<br />
D-50735 Köln<br />
www.100interior.de<br />
Textilien mit Funktion<br />
medAmbiente 1 · 2008 41
42 medAmbiente 1 · 2008<br />
Textilien mit Funktion<br />
Funktionelle Textilien<br />
Innovative Materialien für den Gesundheitsbereich<br />
Das Institut für Textil- und Verfahrens-<br />
technik (ITV) Denkendorf blickt auf<br />
eine 80-jährige Tradition der industrie-<br />
nahen Forschung in allen Sparten der<br />
Textiltechnik zurück. Es verfügt über<br />
Kompetenzen in der anwendungsbe-<br />
zogenen Grundlagenforschung und<br />
der Verfahrens- und Produktentwick-<br />
lung bis zur Herstellung von Null-<br />
Serien. Faserba<strong>sie</strong>rte Materialien im<br />
Medizinbereich gehören ebenfalls zur<br />
Forschungs- und Entwicklungsarbeit<br />
des Instituts, die sich im Kompetenz-<br />
zentrum Medizintechnik bündeln.<br />
Die Autoren geben einen Überblick zu<br />
den Möglichkeiten für Kliniken und<br />
Pflegeheime.<br />
Für Textilien im Krankenhausbetrieb als auch<br />
in der Gesundheitsvorsorge und der Krankenpflege<br />
gelten besondere Spezifikationen und<br />
Herstellungsrichtlinien. In der Regel handelt es<br />
sich um komplexe Konstrukte mit funktionellen<br />
Eigenschaften und einem strengen Anforderungsprofil.<br />
Hochmoderne Verfahrenstechnologien<br />
als auch neue Werkstoffe bilden<br />
die Basis für Produktinnovationen in diesem<br />
Bereich, die zu verbesserten Funktionen aber<br />
auch zu einer Reduktion der Gesamtkosten der<br />
Krankenbehandlungen führen.<br />
Barrieren gegen Bakterien und<br />
allergieauslösende Proteine<br />
Die Gefahr von Krankenhausinfektionen ist<br />
nicht unerheblich. Deshalb sind Bemühungen,<br />
sogenannte Sekundärinfektionen zu reduzieren,<br />
von erheblicher gesellschaftlicher Relevanz. Als<br />
Schutzbekleidung für die Operateure als auch<br />
zum Schutz des Patienten entwickelt das ITV<br />
wiederaufbereitbare Trilaminate: Zwei Gewirkelagen<br />
mit einer Barriereschicht aus Silikonkautschuk<br />
dazwischen. Hierbei wird eine sichere<br />
Barriere gegenüber Viren und Bakterien<br />
bei gleichzeitiger Atmungsaktivität gewährleistet,<br />
die in einer Spezialklinik getestet wird. Diese<br />
neuen Materialien kommen als OP-Mäntel<br />
für das Personal und als OP-Abdecktücher für<br />
den Patienten zum Einsatz. Ein großer Vorteil<br />
ist die hohe Zyklenzahl der Wiederaufbereitung<br />
von über 100, so dass die Abfallberge im Krankenhaus<br />
stark reduziert werden können.<br />
Für Menschen, die von Allergien geplagt werden,<br />
bieten funktionelle Textilien einfache aber<br />
sehr effektive Wege zur Reduzierung der Auswirkungen.<br />
Insbesondere sind dabei die proteinhaltigen<br />
Exkremente von Milben zu beachten.<br />
Diese Milben fühlen sich vor allem in<br />
Matratzen sehr wohl. Durch relativ dichte<br />
Matratzenbezüge – so genannte Encasings –<br />
können diese Exkremente im Matratzensystem<br />
zurückgehalten werden, so dass der Schlafende<br />
nicht durch Luft oder Hautberührung mit den<br />
allergieauslösenden Proteinen in Berührung<br />
kommt. Bei guten Materialien ist gleichzeitig<br />
noch eine ausreichende Atmungsaktivität für<br />
den notwendigen Feuchtigkeitsaustausch<br />
gegeben.<br />
Infektionen reduzieren<br />
Die keimreduzierende Wirkung von Silber ist<br />
seit vielen Jahrhunderten bekannt. Es ist nun<br />
möglich geworden, Silber als auch Silberionen<br />
in Fasersysteme durch Beschichtungen aber<br />
auch die Zugaben in die Faserschmelze direkt<br />
antibakteriell auszurüsten. Damit wird auch<br />
Unterwäsche hergestellt, die neben der Reduzierung<br />
des Schweißgeruches vor allem auch<br />
die Infektionen der offenen Hautstellen von<br />
Neurodermitikern vermindert.<br />
Auch im Bett entwickeln sich Bakterien durch<br />
die einwirkende Temperatur und Feuchtigkeit<br />
recht gut. Am ITV laufen Entwicklungen mit<br />
dem Ziel diese Feuchtigkeit durch neuartige
Klimati<strong>sie</strong>rungskonzepte in der Betthöhle zu<br />
reduzieren. In Verbindung mit antibakteriell<br />
ausgestatteten Textilien wird eine signifikante<br />
Reduzierung der Keimbelastung und damit<br />
auch der Infektionen im Krankenhausbett<br />
erwartet.<br />
Eine weitere Entwicklung zur Infektionsprävention<br />
betrifft Breitwischbezüge für die<br />
Bodenreinigung im Krankenhaus. Durch den<br />
Einsatz neuer Materialien und ein ausgereiftes<br />
Logistiksystem bei der Wiederaufbereitung<br />
wird die Infektionsgefahr für den Patienten<br />
nachhaltig verringert.<br />
Abbau von Luftschadstoffen durch<br />
Photokatalyse<br />
Inhaltstoffe in Luft und Wasser als auch<br />
Schmutzschichten auf Gebrauchsgegenständen<br />
können <strong>uns</strong>ere Lebensqualität beeinträchtigen<br />
und <strong>uns</strong>ere Gesundheit bei höherer und längerer<br />
Exposition gefährden. Hierzu kann eine<br />
neue Technologie helfen: Der gezielte Einsatz<br />
photokatalytischer Oberflächen auf Basis von<br />
aktiviertem Titandioxid ist in der Lage, organische<br />
Substanzen durch die Einwirkung von<br />
Sonnenlicht abzubauen.<br />
Dabei wirken die in der Funktionsschicht eingebauten<br />
Titandioxidanteile als Katalysator<br />
und sind gleichzeitig hochresistent gegenüber<br />
Umwelteinflüssen. Damit kann eine Luftbehandlung<br />
in Wohn- und Aufenthaltsräumen<br />
durch photokatalytisch aktive Textilien (Vorhänge,<br />
Wandbehänge u. a.) erreicht werden.<br />
Schirmwirkung gegenüber elektromagnetischen<br />
Wellen<br />
Elektromagnetische Wellen, wie <strong>sie</strong> von einer<br />
Vielzahl von im Alltag gebräuchlichen elektrischen<br />
und elektronischen Geräten ausgestrahlt<br />
werden, können zum einen störend auf<br />
andere Geräte wirken, aber auch die Umweltbedingungen<br />
negativ verändern und so die Gesundheit<br />
und Lebensqualität die Menschen beeinträchtigen.<br />
Der menschliche Körper reagiert<br />
in der Schlafphase besonders empfindlich auf<br />
elektromagnetische Störfelder. Angesichts dieser<br />
Gesundheitsrisiken wird nach Möglichkeiten<br />
gesucht, durch geeignete Systeme in der<br />
Bekleidungs- und Heimtextilien einen Schutz<br />
gegenüber elektromagnetischen Wellen aufzubauen.<br />
Zur Konstruktion von abschirmenden Textilien<br />
steht eine Auswahl verschiedener Werkstoffe<br />
zur Verfügung. Prinzipiell können für die<br />
Schirmwirkung gegenüber elektrischen Feldern<br />
elektrisch leitende Werkstoffe (Edelstahl,<br />
Silber, Nickel, Kupfer, Gold, Karbon) und für<br />
magnetische Felder ferromagnetische Werkstoffe<br />
eingesetzt werden. Metallfaserbeimischungen<br />
in Spinngarnen sind mit nahezu<br />
allen Faserwerkstoffen möglich.<br />
Inzwischen stehen Textilien mit neuen abschirmenden<br />
Fasern, Garnen und Beschichtungen<br />
zur Verfügung. Zur Beurteilung der Schutzwirkung<br />
im Schlafbereich wurden erfolgreich<br />
Messungen von elektromagnetischen Feldern<br />
unter praxisnahen Bedingungen durchgeführt.<br />
Vitalparameterüberwachung durch<br />
Smart Textiles<br />
Die Integration von Elektronik in Textilien ermöglicht<br />
ganz neue Wege der Überwachung<br />
von Körperfunktionen. Damit können auch<br />
Eltern von Kleinkindern künftig ruhiger schlafen:<br />
Ein Baby-Body mit integrierten Sensoren<br />
hilft, den so genannten plötzlichen Kindstod<br />
und andere lebensgefährliche Situationen zu<br />
verhindern. Die Entwicklung des ITV Denkendorf<br />
befindet sich derzeit in der klinischen<br />
Erprobung und wird in ein marktfähiges Produkt<br />
umgesetzt.<br />
Jährlich sterben in Deutschland etwa 500<br />
scheinbar gesunde Säuglinge völlig überraschend.<br />
Die Ursachen für den plötzlichen<br />
Kindstod sind noch immer ungeklärt. Er ereignet<br />
sich meist während des Schlafs und trifft<br />
vor allem Babys im ersten Lebensjahr. Eine<br />
rechtzeitige Alarmierung der Eltern könnte solche<br />
Todesfälle verhindern. Auch Kindern mit<br />
chronischen oder akuten Erkrankungen kann<br />
so rechtzeitig geholfen werden. Der am ITV<br />
entwickelte Sensor-Baby-Body sorgt für eine<br />
vorbeugende Überwachung. Herausgekommen<br />
ist ein kostengünstiges Überwachungssystem,<br />
das mit einem Minimum an technischem und<br />
pflegerischem Aufwand optimal funktioniert<br />
und eine sichere Alarmierung bei lebensbedrohenden<br />
Situationen gewährleistet.<br />
Blick in die Zukunft<br />
Neue Werkstoffe und neue Verfahrenstechnologien<br />
ermöglichen eine rasante Entwicklung<br />
auch von Textilien. Dies kommt der hohen geforderten<br />
Funktionalität entgegen, die insbesondere<br />
im Gesundheitswesen gefordert wird.<br />
Da dieser Bereich zudem als Wachstumsmarkt<br />
gilt, sind in der nächsten Zukunft sicherlich<br />
zahlreiche Weiterentwicklungen und Produktinnovationen<br />
zu erwarten. Dazu gehören z. B.<br />
Kompressionstextilien, Wundverbände, transdermale<br />
Systeme zur Medikamentenabgabe als<br />
auch der Bereich der Implantate wie Herzklappen,<br />
künstliche Haut, Herniennetze, resorbierbare<br />
chirurgische Nähfäden u.v.a. Moderne<br />
Werkzeuge hierfür sind die Methoden der Mikro-<br />
und Nanotechnologie, smarte Werkstoffe,<br />
regenerative Herstellungsverfahren, neuartige<br />
Sensoren als auch der Bionik, die neue Wege<br />
zwischen der Biologie und der Technik eröffnen.<br />
Autoren:<br />
Dr.-Ing. T. Stegmaier, Dipl.-Ing. G. Schmeer-Lioe,<br />
Dr. M. Doser, Dr. D. Aibibu, Prof. Dr.-Ing. H. Planck<br />
Institut für Textil- und Verfahrenstechnik (ITV) Denkendorf<br />
Tel.: 0711/9340-0<br />
www.itv-denkendorf.de<br />
Ausgezeichnetes<br />
Niedrigpflegebett<br />
Mit dem „IF Product Design Award 2008“ in der<br />
Kategorie Medizin zeichnete das IF International<br />
Forum Design, Hannover, Wissner-Bosserhoff für<br />
das Niedrigpflegebett „Sentida“ aus. Der weltweit<br />
anerkannte Preis schärft das Bewusstsein um<br />
exzellentes Design, weist auf sehr gute Gestaltungsleistungen<br />
hin und verdeutlicht die Unterschiede<br />
in den vielfältigen Produktwelten. Der<br />
Hersteller von Krankenhaus- und Pflegeeinrichtungen<br />
setzte sich gegen 1.002 Teilnehmer aus 35<br />
Ländern durch. Von den 2.771 eingereichten Produkten<br />
wurden insgesamt 821 ausgezeichnet.<br />
Das Niedrigpflegebett reduziert das Risiko des<br />
Patienten, aus dem Bett zu stürzen und sich Verletzungen<br />
zuzuziehen. Die sehr geringe Lagerhöhe<br />
bietet nicht nur kleinen Bewohnern sicheren<br />
und komfortablen Bettein- und -ausstieg, sondern<br />
sorgt auch für wirkungsvolle Sturzprophylaxe aufgrund<br />
der tiefen Lagerung.<br />
Das mit hohem technischen Komfort ausgestattete<br />
Bett erlaubt eine Höhenverstellung der Liegefläche<br />
von 25 bis 68 cm. Per innovativer Hubtechnologie<br />
steuert ein kraftvoller Elektromotor den<br />
Linearantrieb, der die Power für die Höhenverstellung<br />
auf das sich scherenartig öffnende oder<br />
schließende Gestell überträgt. Als vorteilhaft erweist<br />
sich, dass das hochgefahrene Bett mit allen<br />
marktgängigen Liftern unterfahrbar ist und zur<br />
Pflegeerleichterung optimale Fußfreiheit bietet.<br />
Geteilte Seitensicherungen, die der Empfehlung<br />
des „Expertenstandards Sturzprophylaxe“ vom<br />
Februar 2005 entsprechen, fördern die Mobilisation<br />
und reduzieren zusätzlich das Sturzrisiko. Das<br />
Seitensicherungskonzept erlaubt den Einsatz von<br />
bis zu 18 cm hohen Spezialmatratzen zur Dekubitusprophylaxe,<br />
ohne dass zusätzliche Seitengitteraufsätze<br />
nötig sind.<br />
Ihre Entscheidung, dem Niedrigpflegebett „sentida“<br />
den „iF product design award 2008“ zu verleihen,<br />
begründete die hochkarätig besetzte Jury<br />
sowohl mit der Funktionalität, dem Innovationsgrad<br />
und der Gestaltungsqualität des Pflegebettes,<br />
als auch mit überzeugenden Details bei<br />
Ergonomie, Sicherheit und Materialwahl.<br />
www.wissner-bosserhoff.de<br />
Textilien mit Funktion<br />
Foto: Wissner-Bosserhoff<br />
Altenpflege + ProPflege 2008: Halle 2, Stand A 64<br />
und Halle 5 Stand A 50<br />
medAmbiente 1 · 2008 43
44 medAmbiente 1 · 2008<br />
Produkte<br />
Hygiene am Arbeitsplatz<br />
Tork hat eine repräsentative Umfrage zum Thema Hygiene am Arbeitsplatz<br />
vorgestellt. Die Mehrzahl der Beschäftigten in deutschen Unternehmen ist<br />
demnach mit der Sauberkeit und Hygiene von Sanitäranlagen am Arbeitsplatz<br />
zufrieden. Die Umfrage hat das Unternehmen in Zusammenarbeit mit<br />
der GfK Marktforschung durchgeführt. Weit mehr als ein Drittel der Befragten<br />
ist mit den Toiletten und Händewaschmöglichkeiten sehr zufrieden,<br />
ein weiteres Drittel vergab immerhin die Note „zufrieden“. Die mit Abstand<br />
beliebteste Händetrocknungsmethode ist das Papierhandtuch, gefolgt vom<br />
Textilhandtuch und dem Heißlufttrockner. Laut einer Studie des TÜV Rheinland<br />
von 2005 entschieden sich damit die Befragten auch gleichzeitig für die<br />
hygienischste Methode der Händetrocknung: Gründliches Händewaschen-<br />
und trocknen nach dem Toilettengang ist entscheidend, um Ansteckungen<br />
mit Infektionskrankheiten vorzubeugen. So reduzieren Papierhandtücher die<br />
Anzahl der auf der Hand befindlichen Bakterien um 24 Prozent, die Textilrolle<br />
schafft lediglich eine Reduktion der<br />
Keime um 4 Prozent. Heißlufttrockner können<br />
die Keimzahl sogar mehr als verdoppeln.<br />
Die Basisausstattung inklusive Seife<br />
und Händetrocknungsmöglichkeiten vorausgesetzt,<br />
hat die GfK die Probanden auch<br />
nach prinzipiellen Verbesserungsvorschlägen<br />
befragt. Auf der W<strong>uns</strong>chliste der weiblichen<br />
Befragten stehen insbesondere<br />
Handcreme, feuchtes Toilettenpapier und<br />
Hygieneartikel. Die W<strong>uns</strong>chliste der Männer<br />
hat da schon eher eine technische Ausrichtung:<br />
Gewünscht sind Sensorgesteuerte<br />
Armaturen sowie Musik oder Radio.<br />
www.tork.de<br />
Konzepte für die Praxis<br />
Auf der Heimtextil 2008 in Frankfurt hat das Kreativteam des Textilherstellers<br />
Drapilux Neuheiten im Basic- und Premiumbereich vorgestellt. Ziel der<br />
diesjährigen Entwicklung war es, eine Schnittstelle aus Mode, Architektur<br />
und innovativer Interieurgestaltung herzustellen. Im Basicbereich zeigt Drapilux-222<br />
großrapportige Karos auf hellem Fond in einer sportiven Dessinierung.<br />
Die sechs farbenfrohen Colorits tragen zu einer lichten, heiteren Wohnwelt<br />
bei. Drapilux-223 ergänzt als Pendant mit kleiner dimensionierten<br />
Karos, passenden Streifen und abgestimmten Unis das Kombithema und<br />
knüpft an die erfolgreichen drapilux-106 Serien an. Alle Artikel sind in einem<br />
kompakten Themenbügel zusammengefasst.<br />
Drei neue Serien wurden im Premiumbereich vorgestellt. Edel und ausdrucksstark<br />
mutet Drapilux-151 an. Streifen-Dessinierung und Kolorierung sind in<br />
fünf Farbstellungen erhältlich. Aussagekräftige, selbstbewusste Farbkombinationen,<br />
überwiegend im dunkleren Bereich, bringen Individualität in das<br />
anspruchsvolle Wohnambiente. Drapilux-224 ist in seiner Dessinierung authentisch<br />
und schnörkellos. Die Stilpräferenz einer klaren Formensprache<br />
zeigt sich in der aufeinander abgestimmten, koordinierten Karo- und Streifenserie.<br />
Die reichen Farben der fünf Colorits unterstützen die Wertigkeit der<br />
Serien: dunkelblau-marine mit gelb und aqua, greige-anthrazit mit pistazie<br />
und türkis, maron-chocolat mit bordeaux und karmin, aubergine-bordeaux<br />
mit messing und mandarin sowie safran mit cotto und grün.<br />
Mit seiner Best of Hotel Kollektion knüpft das Unternehmen an seine Erfahrung<br />
und den Erfolg in der Ausstattung von Objekten an.<br />
Drapilux GmbH | Tel.: 02572/927-745 | dan.schmitz@drapilux.com<br />
www.drapilux.com<br />
Altenpflege + ProPflege 2008: Halle 2, Stand D 30<br />
Mobilität in jeder Lage<br />
Die auf Funktionalität und gute Verarbeitung setzende Firma Betten Malsch<br />
hat ein neues Highlight zu bieten – den Mobilitätsgriff. Dieses patentierte<br />
System ergänzt den Sicherheitsstandard, bietet Schutz im Oberkörperbereich<br />
gegen Herausfallen und ist in Kombination mit den einseitig verwendeten<br />
Seitengittern jederzeit ohne Verfügung einsetzbar. Ob beim Ein- und Aussteigen,<br />
der Bewegungsunterstützung im Bett oder der sichere Halt im Stehen –<br />
in jeder Situation bietet es für den Bewohner eine unverzichtbare Hilfe. Die<br />
hohen Investitionen in geteilte Seitengitter, gehören damit der Vergangenheit<br />
an. Schnellspannvorrichtungen ermöglichen den Einsatz links oder<br />
rechts am Bett und die Investition tätigen Sie ausschließlich an den Betten<br />
wo der Einsatz notwendig oder gewünscht wird.<br />
www.bettenmalsch.de<br />
Altenpflege + ProPflege 2008: Halle 2 Stand E 49
Zwei Premieren<br />
Auf der Altenpflege+Propflege 2008 stellt Dietiker Switzerland erstmals das neue Arvo-Holzstuhlprogramm<br />
vor. Dieser Holzstuhl verbindet hohe Funktionalität mit wohnlichem Komfort. Er<br />
ist bequem, langlebig, sicher und bietet viele funktionale Details, die seinen Wert besonders für<br />
ältere Menschen deutlich steigern. Darüber hinaus begeistert der Stuhl mit ausgezeichneter Verarbeitung,<br />
angenehmen Materialien und klaren Formen. Ebenfalls erstmals zu Gesicht bekommt<br />
der Messebesucher den Kerta-Tisch, welcher sich durch puristische Klarheit und dezente Raffinesse<br />
auszeichnet. Eine <strong>uns</strong>ichtbare Konsolenbefestigung verbindet den Fuß mit dem Tischblatt.<br />
Dadurch wirkt der Tisch verblüffend einfach, setzt aber gerade deswegen optische Akzente.<br />
www.dietiker.com<br />
Altenpflege + ProPflege 2008: Halle 2, Stand B 23<br />
Wohnlich eingerichtet<br />
Resopal tritt vom 12. bis 14. Februar 2008<br />
während der Altenpflege+ProPflege in Hannover<br />
als Unteraussteller auf dem Stand<br />
C75 in Halle 2 auf. Der GIT VERLAG präsentiert<br />
dort unter dem Namen „medAmbiente<br />
Places“, wie es sich im Pflegezimmer der<br />
Zukunft wohnen und arbeiten lässt. Das<br />
begehbare Pflegezimmer, entworfen und<br />
eingerichtet von der Innenarchitektin Sylvia<br />
Leydecker und vorgestellt auf dem Kongress<br />
„medAmbiente Places 2007“, ist nicht nur<br />
zweckmäßig auf die Erfordernisse der Pflege<br />
abgestimmt, sondern auch gemütlich<br />
und wohnlich eingerichtet. Insbesondere<br />
das Badezimmer wurde dank Resopal zu<br />
einer Wohlfühloase mit Hygienekonzept.<br />
Das Material eignet sich hervorragend, die<br />
häufig an die Pflegesituation erinnernden,<br />
sterilen Wände zu ersetzen und unter Einhaltung<br />
genauer Hygienestandards wohnliches<br />
Ambiente zu schaffen. Das Design<br />
erzeugt in Harmonie mit einer warmen, angenehm<br />
anzufassenden Oberfläche lebenswerte<br />
Raumwirkungen.<br />
Die statt Fliesen im Badezimmer großflächig<br />
eingesetzten Elemente des Herstellers reduzieren<br />
die Anzahl der Fugen, in denen sich<br />
Schimmel und Schmutz bilden können. In<br />
extrem hygienesensiblen Bereichen erweitert<br />
die Spezialoberfläche<br />
Resopal+Hipercare die hygienischen Vorteile<br />
des Materials, indem <strong>sie</strong> die Kolonienzahl<br />
von Bakterien – selbst die des multiresistenten<br />
Bakteriums MRSA – verringert.<br />
Eine nach dem Prinzip der Sonnenstrahlung<br />
funktionierende, gesunde und platzsparende<br />
Heizung hält die Raumluft angenehm<br />
trocken, kühl, staub- und keimfrei zum Atmen.<br />
Ästhetisch gibt <strong>sie</strong> der Raumgestaltung<br />
neue Impulse, als Wärmespender<br />
bleibt <strong>sie</strong> <strong>uns</strong>ichtbar.<br />
www.resopal.de<br />
Altenpflege + ProPflege 2008:<br />
Halle 2, Stand C 75<br />
Auffallen kann<br />
man so...<br />
Design ausgezeichnet!<br />
CMS Purus Award 2007<br />
für die Tork Aluminium<br />
Spender!<br />
Ihr Hygienespezialist für alle Fälle.<br />
Produkte<br />
...oder so.<br />
Die neuen Tork Hygienespender aus<br />
Aluminium für Ihren Waschraum.<br />
www.aluminium-spenderlinie.de<br />
medAmbiente 1 · 2008 45
46 medAmbiente 1 · 2008<br />
Kolumne<br />
Die Architektin und<br />
freie Journalistin<br />
schreibt für diverse<br />
Medien im Bereich<br />
Architektur und Gesundheit.<br />
Seit 2002 ist<br />
<strong>sie</strong> verantwortlich für<br />
die Öffentlichkeitsarbeit<br />
im Büro Feddersen<br />
Architekten. Künftig<br />
berät <strong>sie</strong> gemeinsam<br />
mit Eckhard Feddersen<br />
zum Schwerpunkt<br />
„Wohnen im Wandel“.<br />
Insa Lüdtke (35) lebt<br />
und arbeitet in Berlin.<br />
Der Zeit voraus<br />
Von Insa Lüdtke<br />
Wie schnell bereits eine kleine technische Panne<br />
<strong>uns</strong>ere ganzen zivilisatorischen Errungenschaften<br />
aus den Angeln heben kann, musste<br />
ich letzte Woche am eigenen Leib erfahren:<br />
Am Kofferband eines deutschen Flughafens<br />
hatte mich die Zieh-Vorrichtung meines Reise-<br />
Trollys im Stich gelassen. Mehr noch: Die abgebrochene<br />
Metallstange hatte sich mit der zerfetzten<br />
Kante wie eine scharfe Klinge durch<br />
den Korpus gebohrt. Vor meinem inneren Auge<br />
zerplatzte schon mein minutiös geplantes<br />
Tagesprogramm. Zugegeben, ich hatte knapp<br />
kalkuliert und mir mal wieder viel vorgenommen,<br />
schließlich sollte es am Abend gleich zur<br />
nächsten Konferenz in einer anderen Stadt gehen.<br />
Der Kalender kannte kein Erbarmen, mir<br />
blieb nur übrig, mit den Überresten meines<br />
Gepäcks vorlieb zu nehmen.<br />
Ich habe mich eingerichtet. Nicht zuhause,<br />
mittlerweile passt mein ganzes Leben in den<br />
handlichen kompakten Koffer auf Rollen. Mobilität<br />
ist schließlich Trumpf. Apropos: Oft packe<br />
ich gar nicht mehr aus, da die Reiseunterlagen<br />
für die nächste Veranstaltung eh schon bereit<br />
liegen. Wenn ich mich mal wieder in einem<br />
Tagungshotel in der hintersten Reihe eines<br />
Konferenzsaales mit einem so klangvollen Namen<br />
wie „Schwerin“ oder „Genf“ niedergelassen<br />
habe, weiß ich oft schon gar nicht mehr, in<br />
welcher Stadt ich mich gerade wirklich befinde.<br />
Das uniforme Interieur lässt weder eine regionale<br />
noch eine Orientierung im Sinne einer<br />
Stilepoche zu. Ich bin mir sicher, dass auch vor<br />
30 und 50 Jahren der Fußraum des Podiumstisches<br />
mit einem gardinenartig gewellten Stoffbanner<br />
verdeckt wurde und auf den Plätzen<br />
der Zuhörer neben dem obligatorischen<br />
Schreibblock nach der Mittagspause wie von<br />
Zauberhand ein Döschen Minzbonbons liegen.<br />
Meine Jahresplanung orientiert sich weder an<br />
den kirchlichen Feiertagen noch den Schulferien.<br />
Statt dessen ergeben sich zwischen dem<br />
„Medical Wellness Kongress“, der „Altenpflege“-<br />
Notizen aus dem richtigen Leben<br />
Messe, der Tagung „Zur Zukunft der Pflegeeinrichtung“<br />
und diversen weiteren Veranstaltungen<br />
kleinere Zeitfenster zu meiner<br />
individuellen Verfügung. Noch bis vor wenigen<br />
Jahren konzentrierten sich die meist zweitägigen<br />
Veranstaltungen auf das Frühjahr und<br />
den Herbst. Jetzt verordnen die Veranstalter der<br />
Tagungsgemeinde wenigstens noch im August<br />
(Sommerträgheit) und im Dezember (Weihnachtszeit)<br />
eine Unterbrechung des Konferenzmarathons.<br />
Wie gesagt, ich bin bereits voll auf diesen<br />
Rhythmus eingetaktet und will nicht klagen.<br />
Schließlich treibt mich aus meinem Innersten<br />
heraus die eigene Neugierde hinaus in die weite<br />
Tagungswelt: Wie werden wir in Zukunft<br />
wohnen? Was bedeutet nun wirklich der demografische<br />
Wandel für die Gesellschaft? Ist Wellness<br />
ein Megatrend oder doch nur ein Marketingbegriff?<br />
Ich lausche also gespannt und<br />
interes<strong>sie</strong>rt, manchmal ehrlicherweise auch nur<br />
diszipliniert den Vordenkern und Entscheidern<br />
der Nation. Ihre Prognosen und Analysen geben<br />
mir die Gewissheit, am Puls der Zeit, ja ihr<br />
sogar häufig voraus zu sein.<br />
In dem Maße, in dem ich mich in einer Art<br />
Zeitvorsprung befinde, nehme ich inzwischen<br />
Wartezeiten auf Bahnsteigen und Terminals<br />
billigend in Kauf. Dabei fällt mir immer wieder<br />
auf, wie uniform sich die Trolly-Kompanien im<br />
Gleichschritt ihren Weg zum Bahnsteig oder<br />
Gate bahnen: Die kleinen K<strong>uns</strong>tstoffrollen klackern<br />
über Kopfsteinpflaster und Granit als gäbe<br />
es kein Morgen. Vielleicht ist das der kollektive<br />
Versuch, der sinnentleerten Wartezeit<br />
etwas Dynamik entgegenzusetzen.<br />
Wenn ich den Demografen Glauben schenken<br />
darf, die bereits hinter vorgehaltener Hand<br />
einen Zahlendreher eingestehen und den realistischen<br />
Renteneintritt mit 76 Jahren postulieren,<br />
frage ich mich aber doch, wie ich dieses<br />
Tagungs-Karussell die nächsten 41 Jahre<br />
durchhalten soll? Mit einem Wellness-Trolly?<br />
Ich ahne bereits einen Richtungswechsel, vom<br />
Ziehen zum Schieben nämlich bzw. vom Trolly<br />
zum Rolly. An jenem Morgen am Kofferband<br />
drückte sich etwas Hartes sanft in meine Kniekehle:<br />
Eine ältere Dame bot mir eine Mitfahrgelegenheit<br />
für meinen zerborstenen Rollkoffer<br />
im Drahtkorb ihres Rollators an. Die Zukunft<br />
ist schon da.<br />
Kontakt:<br />
Insa Lüdtke<br />
il@architextour.de
Chip-Belag mit PUR-Vergütung<br />
Medintech PUR von Armstrong ist ein fein strukturierter, richtungsfreier Chip-Belag, der sich aus verschiedenen<br />
Einzelfarben zusammensetzt, bis zu <strong>sie</strong>ben können es sein. Die Einstreuungen sind jeweils<br />
auf den Grundton abgestimmt und bieten eine markante Alternative zur monochromen Fläche. Insgesamt<br />
zwölf Farbtöne umfasst die Kollektion: von warmen Beige- bis Terrakotta-Tönen über kühle Grau-,<br />
Blau- und Grün-Varianten bis zum elegant strukturierten Schwarz. Die Besonderheit: Erstmals gibt es zu<br />
dem Vinyl-Belag auch eine farblich passende, ebenfalls gemusterte Schweißschnur für eine durchgängige<br />
Raumoptik. Der Belag wird werksseitig mit der hochwertigen PUR-Oberflächenvergütung versehen.<br />
Damit kann die zeit- und kostenintensive Einpflege entfallen. Auch die Unterhaltspflege wird vereinfacht,<br />
Reinigungskosten und -zeiten verringern sich.<br />
www.armstrong.eu<br />
Altenpflege+Propflege: Halle 2, Stand C 79<br />
Für Individuelle Lebensräume<br />
Gerflor Mipolam präsentiert auf der Altenpflege<br />
seine Taralay Premium R10-Objektböden. Eine<br />
professionelle Farbgestaltung, so die Philosophie,<br />
führt auch bei älteren Menschen zu mehr Lebensfreude,<br />
denn eine angenehme Farbwahrnehmung<br />
wirkt sich positiv auf die Befindlichkeit aus. Die<br />
Objektbodenbeläge mit acht ausgewählten<br />
Dessins in über 100 Farben, ermöglichen eine<br />
perfekte Raumplanung. Zudem bieten <strong>sie</strong> optimale<br />
Trittsicherheit (R10) und einen hohen Gehkomfort.<br />
Durch die Oberflächenvergütung Protectosol<br />
und Sanosol sind <strong>sie</strong> besonders pflegeleicht und<br />
hygienisch.<br />
Tel.: 02241/2530-118 | www.gerflor-mipolam.de<br />
Altenpflege + ProPflege 2008: Halle 2 Stand E 76<br />
Klare Formensprache<br />
Die 2005 am Markt eingeführte Edelstahlserie<br />
805 von Hewi wird um <strong>sie</strong>ben neue Produkte erweitert.<br />
Es handelt sich um ergänzende Accessoires,<br />
die durch ihre zeitgemäße, reduzierte Formensprache<br />
für Klarheit im Sanitärraum/Bad<br />
sorgen. Mit Quadrat und Rechteck weisen die<br />
Produkte klare geometrische Cube-Grundformen<br />
mit harmonisch gerundeten Radien auf. Sie bestehen<br />
aus gebürstetem Edelstahl in Kombination<br />
mit Funktionselementen aus K<strong>uns</strong>tstoff, die zu<br />
einer angenehmen Haptik führen. Neu erhältlich<br />
sind Seifenspender, Seifenablage, Becher mit Halter,<br />
Papierhandtuchspender, Papierabfallbehälter,<br />
WC-Bürstengarnitur sowie WC-Papierhalter. Das<br />
eingesetzte Material Edelstahl wird gebürstet verarbeitet<br />
und besitzt daher eine semi-matte Oberfläche.<br />
Für die Funktionsbereiche in K<strong>uns</strong>tstoff<br />
stehen die Farben anthrazitgrau und reinweiß zur<br />
Auswahl.<br />
HEWI Heinrich Wilke GmbH<br />
Tel.: 05691/82-0<br />
cheine@hewi.de<br />
www.hewi.de<br />
Altenpflege + ProPflege 2008: Halle 2, Stand D 64<br />
Schöner Einrichten mit mehr Hygienesicherheit.<br />
Neu von Kusch+Co für Sozial-, Wohn- und Pflegebereiche gibt es jetzt wohnlich-warme Möbel aus<br />
Holz, die hygienisch sauber zu halten sind, wie es sonst nur bei typischen Krankenhausmöbeln aus Stahl<br />
möglich war. Z. B. das Rundstollenprogramm 2600 der Kuschmed Hygienic-Line. Schlank und schick im<br />
Design sowie komfortabel gepolstert. Konstruiert ohne Ritzen, Spalten oder andere unzugängliche Stellen.<br />
Die Oberflächen sind porenlos glatt mit Nanolack ver<strong>sie</strong>gelt bzw. antibakteriell beschichtet. Die Bezüge<br />
sind hygieneundurchlässig, Nässe- und Schmutz abweisend oder bestehen aus antibakteriell ausgerüsteten<br />
Stoffen. Alle Oberflächen sind einfach und sicher sprüh-wisch-desinfizierbar.<br />
Kusch+Co Sitzmöbelwerke GmbH & Co KG | P.O. Box 1151, 59965 Hallenberg, Germany<br />
Tel.: 02984/300-0 | Fax 02984/3004-100 | www.kusch.com | info@kusch.com<br />
Altenpflege + ProPflege Hannover | 12.–14.02.2008 | Halle 2, Stand C 30<br />
Böden für dauerhafte<br />
Sicherheit<br />
Objectflor stellt auf der Altenpflege + ProPflege<br />
2008 in Hannover eine breite Palette an Bodenbelägen<br />
für die Pflegebranche vor, darunter eine<br />
neue Kollektion vielseitiger Sicherheits-Bodenbeläge<br />
in aktuellen Farben und Dessins. Denn speziell<br />
für ältere Menschen ist ein Plus an Sicherheit<br />
ein wichtiges Argument bei der Gestaltung von<br />
Räumen. Die Sicherheits-Bodenbeläge bieten anspruchsvolles<br />
Design, das dauerhafte Sicherheit<br />
gewährleistet. Die fachgerechte Reinigung und<br />
Pflege vorausgesetzt, behalten die Bodenbeläge<br />
ihre Rutschhemmung während der gesamten Lebensdauer.<br />
Mit Polysafe Wood FX bringt das Unternehmen<br />
erstmals einen Sicherheits-Bodenbelag<br />
in einer wohnlichen Holzoptik auf den Markt.<br />
Objectflor Art und Design Belags GmbH<br />
Tel.: 02236/96633-0 | info@objectflor.de<br />
www.objectflor.de<br />
Altenpflege + ProPflege: Halle 2, Stand C 16<br />
Produkte<br />
Foto: Armstrong<br />
medAmbiente 1 · 2008 47
48 medAmbiente 1 · 2008<br />
Sicherheit<br />
Der erhöhte Pflege- und Betreuungsbedarf in der Zukunft, verbunden<br />
mit der steigenden Nachfrage nach kundenspezifischen Dienstleistungen,<br />
wird künftig ein breites Angebot an differenzierten Lösungen erfordern. In Anbetracht dieser Situation<br />
stellt sich allerdings die Frage nach der Finanzierbarkeit. Um die Strukturen im stationären und ambulanten Sektor auf die<br />
Anforderungen der alternden Gesellschaft neu auszurichten, sind innovative Pflegeangebote gefragt.<br />
Vernetzte Betreuung<br />
Neue Herausforderungen für die Pflegekommunikation<br />
Flexible Lösungen für die Sicherheit in vernetzten<br />
Betreuungskonzepten – das ist das<br />
Thema von Ackermann Clino auf der Altenpflege<br />
2008. Präsentiert werden u.a. Ergänzungen<br />
zum Clino Lifecare-Konzept, einer Systemlösung<br />
für die Integration unterschiedlichster<br />
Wohn- und Betreuungskonzepte, der Bettensensor<br />
CL zur Sturzprophylaxe und Präsenzkontrolle<br />
sowie ein neues Informationsdisplay, mit<br />
dem gleichzeitig sowohl Anwesenheiten als<br />
auch Rufe angezeigt werden können.<br />
Clino Lifecare bietet Einrichtungen des Gesundheitswesens<br />
alle Voraussetzungen, um den<br />
Wandel in der Pflege als Chance zu nutzen.<br />
Das Konzept ermöglicht die Einbindung unterschiedlichster<br />
Serviceanbieter in ein optimiertes<br />
Betreuungs- und Sicherheitsmanagement.<br />
So können Pflegeeinrichtungen zukünftigen<br />
Anforderungen mit bedarfsgerechten Versorgungskonzepten<br />
begegnen und ihr Leistungsspektrum<br />
um integrierte Versorgungsangebote,<br />
abgestufte Pflege- und Betreuungsangebote<br />
oder individuelle Zusatzleistungen ergänzen.<br />
Ob einfacher Notruf, regelmäßige Vitalitätsüberwachung,<br />
Telemonitoring, der Schutz de-<br />
menziell erkrankter Menschen durch Sicherungsmechanismen<br />
wie Ortung,<br />
Medikationsunterstützung oder die Integration<br />
von Domotik-Systemen das Konzept verbindet<br />
die unterschiedlichsten Anwendungen auf einer<br />
Basis und bietet somit ein durchgängiges,<br />
modulares und skalierbares System.<br />
Kommunikation im stationären<br />
Bereich<br />
Im stationären Bereich bildet Clino Phon 99 die<br />
technische Basis der innovativen Kommunikationslösung<br />
und ermöglicht sowohl die Einbindung<br />
von dezentralen Einheiten wie z. B. Hausnotrufgeräten<br />
als auch die raum- oder<br />
bettenweise Rufweiterleitung an eine externe<br />
Stelle, z. B. einen mobilen Pflegedienst oder an<br />
einen beliebigen Telefonanschluss. In beiden<br />
Fällen besteht die Option der Nebenabfrage,<br />
der Hinterlegung von Weiterleitungs- und<br />
Eskalationsroutinen sowie der exakten Protokollierung.<br />
Besonders interessant ist Clino Lifecare für<br />
Einrichtungen, die neben stationären Angeboten<br />
auch alternative Betreuungskonzepte reali-<br />
<strong>sie</strong>ren wollen oder eine flexible Nutzung neuer<br />
oder vorhandener Pflegeimmobilien wünschen.<br />
Denn aufgrund des durchgängigen Systemkonzepts<br />
können Rufe und andere Systemmeldungen<br />
unabhängig vom Auslöseort systemweit<br />
signali<strong>sie</strong>rt und abgearbeitet werden. Für<br />
den stationären wie für den dezentralen Einsatz<br />
ermöglicht die breite Palette aufeinander<br />
abgestimmter Produkte ein auf die jeweiligen<br />
Erfordernisse zugeschnittenes Kommunikations-<br />
und Sicherheitspaket. Das Leistungsspektrum<br />
reicht dabei vom einfachen Notruf<br />
über Gefahrenmeldungen bis hin zu telemedizinischen<br />
Applikationen.<br />
Displaymodule – flexibel und wirtschaftlich<br />
Neu im Programm des Herstellers sind Displayeinheiten,<br />
die sowohl am Raumbus als<br />
auch am Zimmerbus betrieben werden können.<br />
Dies ermöglicht in Verbindung mit den Gruppenzentralen<br />
System 99 und System 99 CL<br />
auch die Zuweisung von kostengünstigen Elektronikmodulen<br />
ohne Bettenbus z. B. Zimmer-<br />
Elektronikmodul 99 CLm und somit eine einfache<br />
Möglichkeit Rufe und Anwesenheiten an<br />
zu zeigen. Mit dem Universal-Displaymodul ist<br />
zusätzliche die Dienstselektion möglich. Da<br />
das Universal-Displaymodul sowohl die Anzeige<br />
als auch die Dienstselektion ermöglicht, ist<br />
hier ein weiterer Kostenvorteil reali<strong>sie</strong>rt. Beide<br />
Einheiten sind so konzipiert, dass die Ansteuerung<br />
auch wie bisher über den Bettenbus erfolgen<br />
kann und auch der Einsatz in älteren Systemen<br />
(alte DIN) möglich ist.<br />
Kontakt:<br />
Novar GmbH a Honeywell Company<br />
Tel.: 02137/17600<br />
info@ackermann-clino.de<br />
www.ackermann-clino.de<br />
Altenpflege + ProPflege: Halle 2, Stand A 68
Firmenindex<br />
100% interior U2, 40<br />
ADO Gardinenwerke U2<br />
Agentur M+W Project 32<br />
Armstrong DLW 16, 25, 47<br />
Bank f. Sozialwirtschaft 8<br />
BDIA (Bund Deutscher Innenarchitekten) 5<br />
Betten Malsch 44<br />
BIS Walraven U2<br />
BM f. Gesundheit 6<br />
Caparol Lacke Farben Bautenschutz U2, 36<br />
Debolon Dessauer Bodenbeläge 28<br />
Derungs Licht 17, 24<br />
Dt. Sporthochschule Köln 30<br />
Dietiker U2, 45<br />
Dometic U2<br />
drapilux 44<br />
Fachausstellungen Heckmann 5, 21<br />
Forbo Flooring U2, 11, 17<br />
Gerflor Mipolam 47<br />
GIT VERLAG U2, 1<br />
Guldmann 31<br />
Health & Care Network Group BL<br />
Herbert Waldmann U2, 17, 24<br />
Hewi Heinrich Wilke 35, 47<br />
Inst. f. Gerontologie Uni Heidelberg 20<br />
ITV Denkendorf 42<br />
Kuratorium Dt. Altershilfe 22<br />
Kusch + Co Sitzmöbelwerke 47<br />
Landesmesse Stuttgart BL<br />
Marseille Kliniken 12<br />
Mauser Einrichtungssysteme 7, 39,<br />
Medfacilities 14<br />
Messe Frankfurt 4, 5<br />
Normbau U2<br />
Novar Esser by Honeywell U2, 48<br />
Objectflor Art und Design 47<br />
Porzellanfabrik Schönwald 29, 33<br />
Resopal U2, 45<br />
SCA Hygiene Products 44, 45<br />
Tork 44, 45<br />
Trevira U2<br />
TU Dresden 26<br />
Türkische Gemeinde zu Berlin 10<br />
Ufloor Systems 38<br />
Universal Design e. V. 34<br />
Uniklinik Köln 14<br />
WIBU Gruppe TS, 4, 18, U4<br />
Windmöller Flooring 4<br />
Wissner- Bosserhoff U2, 43<br />
Impressum<br />
Herausgeber<br />
GIT VERLAG GmbH & Co. KG<br />
Geschäftsführung<br />
Dr. Michael Schön, Bijan Ghawami<br />
Leitung Verkauf & Marketing<br />
Anna Seidinger<br />
Produktmanager GIT Healthcare<br />
Michael Reiter M.A.<br />
Objektleitung + Verkauf<br />
Bernhard Schroth<br />
Tel.: 06151/8090-152<br />
Fax: 06151/8090-179<br />
b.schroth@<strong>gitverlag</strong>.com<br />
Redaktionsleitung<br />
Matthias Erler<br />
Tel.: 0611/3081249<br />
m.erler@<strong>gitverlag</strong>.com<br />
Redaktion<br />
Ulrike Hoffrichter M.A.<br />
Tel.: 06151/8090-185<br />
u.hoffrichter@<strong>gitverlag</strong>.com<br />
Anzeigenvertretung<br />
Dr. Michael Leising<br />
Tel.: 03603/893112<br />
leising@leising-marketing.de<br />
Redaktionsassistenz<br />
Christiane Rothermel<br />
Tel.: 06151/8090-150<br />
c.rothermel@<strong>gitverlag</strong>.com<br />
Herstellung<br />
GIT VERLAG GmbH & Co. KG<br />
Dietmar Edhofer (Leitung)<br />
Kerstin Kunkel (Anzeigen)<br />
Ruth Herrmann (Layout)<br />
Elli Palzer, Ramona Rehbein (Litho)<br />
Sonderdrucke<br />
Christine Mühl<br />
Tel.: 06151/8090-169<br />
c.muehl@<strong>gitverlag</strong>.com<br />
Fachbeirat<br />
Franz Gerd Richarz, Lich<br />
Dipl.-Ing. Insa Lüdtke, Berlin<br />
Dipl.-Ing. Sylvia Leydecker BDIA<br />
GIT VERLAG GmbH & Co. KG<br />
Rößlerstr. 90<br />
64293 Darmstadt<br />
Tel.: 06151/8090-0<br />
Fax: 06151/8090-146<br />
info@<strong>gitverlag</strong>.com<br />
www.<strong>gitverlag</strong>.com<br />
Bankkonten<br />
Dresdner Bank Darmstadt<br />
Konto Nr.: 01715501/00, BLZ: 50880050<br />
Zur Zeit gilt die Anzeigenpreisliste<br />
vom 1. Oktober 2007.<br />
2008 erscheinen 6 Ausgaben von „medAmbiente“<br />
Druckauflage: 20.000 Exemplare<br />
11. Jahrgang 2008<br />
Abonnement<br />
6 Ausgaben 68,30 � zzgl. 7 % MwSt.<br />
Einzelheft 13,70 � zzgl. MwSt. und Porto<br />
Schüler und Studenten erhalten unter Vorlage einer<br />
gültigen Bescheinigung 50 % Rabatt. Abonnementbestellungen<br />
gelten bis auf Widerruf: Kündigung<br />
6 Wochen vor Jahresende. Abonnementbestellungen<br />
können innerhalb einer Woche schriftlich widerrufen<br />
werden. Versandreklamationen sind nur innerhalb<br />
von 4 Wochen nach Erscheinen möglich.<br />
Originalarbeiten<br />
Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das des<br />
öffentlichen Vortrags und der fotomechanischen<br />
Wiedergabe, auch einzelner Teile. Nachdruck, auch<br />
auszugsweise nur mit Genehmigung des Verlages und<br />
mit Quellenangabe. Die namentlich gekennzeichneten<br />
Beiträge stehen in der Verantwortung des Autors.<br />
Hinweise für Autoren können beim Verlag angefordert<br />
werden. Für unaufgefordert eingesante Manuskripte<br />
übernimmt der Verlag keine Haftung. Die mit „PR-<br />
STORY“ gekennzeichneten Beiträge stehen in der<br />
Verantwortung der jeweiligen Firma.<br />
Druck<br />
Frotscher Druck<br />
Riedstr. 8, 64295 Darmstadt<br />
Printed in Germany<br />
ISSN 1437-1065
C C<br />
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