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Mit der Dampfwalze über die Verfassung!

Die Hirnlosigkeit weniger Politiker schafft Arbeitslosigkeit für viele Österreicher

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4 Innenpolitik<br />

Neue Freie Zeitung<br />

Ein Armutszeugnis für eine<br />

mo<strong>der</strong>ne, liberale Demokratie<br />

Der Salzburger <strong>Verfassung</strong>sexperte Michael Geistlinger stellt im<br />

NFZ-Interview dem Covid-19-Maßnahmengesetz ein vernichtendes<br />

Zeugnis aus: „Es ist eine Verschärfung des März-Provisoriums bei<br />

den Verboten, bei den Strafen und den Kontrollmöglichkeiten.“<br />

Was halten Sie grundsätzlich von<br />

<strong>die</strong>sem Maßnahmengesetz <strong>der</strong> Bundesregierung?<br />

Geistlinger: Ich kann mir nur<br />

erklären, dass man angesichts <strong>der</strong><br />

Bil<strong>der</strong>, <strong>die</strong> im März aus Italien kamen,<br />

in Panik <strong>die</strong>ses Maßnahmengesetz<br />

beschlossen hat. Dabei hätte<br />

man Covid-19 nur als Epidemie im<br />

Rahmen des Epidemiegesetzs ansehen<br />

und nach <strong>die</strong>sem Gesetz handeln<br />

können. Einziger Grund, weshalb<br />

man das Covid-19-Gesetz aus<br />

dem Hut gezaubert hat, ist <strong>der</strong>, dass<br />

man nach dem<br />

Epidemiegesetz<br />

den Bürgern<br />

alle durch<br />

<strong>die</strong> Maßnahmen<br />

entstandenen<br />

„Weniger Kontrolle für<br />

das Parlament, mehr<br />

Macht für <strong>die</strong> Regierung.“<br />

Schäden hätte<br />

begleichen müssen. Denn <strong>die</strong>se Entschädigungspflicht<br />

wurde mit dem<br />

neuen Gesetz ausgehebelt.<br />

Sie haben immer wie<strong>der</strong> von einem<br />

Polizeistaats-Gesetz gesprochen?<br />

Geistlinger: Das Covid-Gesetz<br />

besteht im Grunde nur aus polizeistaatlichen<br />

Maßnahmen, also aus<br />

Verboten, <strong>die</strong> einer Kontrolle unterzogen<br />

werden und wo bei Verstößen<br />

dagegen dann Strafen verhängt werden<br />

können. Das ist meiner Ansicht<br />

nach <strong>über</strong>haupt nicht gerechtfertigt.<br />

Es geht an <strong>der</strong> Annahme vom mündigen<br />

Bürger komplett vorbei. Es<br />

gleicht eher einem Erziehungs- o<strong>der</strong><br />

Züchtigungssystem des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts.<br />

Das ist ein Armutszeugnis<br />

für eine mo<strong>der</strong>ne, liberale Demokratie,<br />

für einen Rechtsstaat. Das<br />

soll das Ergebnis <strong>der</strong> Erfahrungen<br />

mit Covid-19 in den letzten<br />

sieben Monaten sein? Was jetzt<br />

auf dem Tisch liegt, ist<br />

eine Verschärfung<br />

des März-Provisoriums<br />

bei den<br />

Verboten, bei den<br />

Strafen und eine<br />

Ausdehnung <strong>der</strong><br />

Kontrollmöglichkeiten.<br />

Und<br />

hier stellt sich<br />

<strong>die</strong> Frage <strong>der</strong><br />

Verhältnismässigkeit<br />

gegen<strong>über</strong><br />

dem Recht auf persönliche<br />

Freiheit. Man kann in <strong>die</strong> Maßnahmen<br />

alles möglich hineininterpretieren.<br />

Denn im Gesetz steht davon<br />

nichts, wann welche Maßnahme gerechtfertigt<br />

ist. Diese Entscheidung<br />

trifft einzig <strong>der</strong> Gesundheitsminister<br />

– nach eigenem Gutdünken.<br />

Das heißt, es ist ein sehr gefährliches<br />

Gesetz?<br />

Geistlinger: Ja, denn es erlaubt<br />

<strong>die</strong> Vernichtung von wirtschaftlichen<br />

Existenzen. Es wäre ja sehr<br />

interessant, einmal <strong>die</strong> ganzen Kollateralschä-<br />

den des „Lockdown“<br />

etwa im<br />

Gesundheitsbereich<br />

aufzuarbeiten.<br />

Das hat<br />

<strong>die</strong> Bundesregierung<br />

aber bisher unterlassen.<br />

Ein Kritikpunkt ist auch <strong>die</strong> Zentralisierung<br />

<strong>der</strong> Machtbefugnis.<br />

Geistlinger: Ich frage mich, wie<br />

<strong>die</strong> Landeshauptleute dem Gesetz<br />

zustimmen können, wenn <strong>der</strong> Gesundheitsminister<br />

praktisch <strong>die</strong><br />

Oberhoheit <strong>über</strong> ihre Verordnungen<br />

<strong>über</strong>nimmt. Weiß <strong>der</strong>, welche Maßnahmen<br />

für ein entlegenes Tal notwendig<br />

sind und welche Folgen seine<br />

Entscheidung für <strong>die</strong> Menschen<br />

dort haben? Meine größte Angst ist,<br />

dass man <strong>die</strong>ses Gesetz als Erfolgsprodukt<br />

verkauft und es dann endgültig<br />

an <strong>die</strong> Stelle des Epidemiegesetzes<br />

tritt. Und das<br />

um den Preis <strong>der</strong><br />

Reduktion <strong>der</strong><br />

parlamentarischen<br />

Kontrolle<br />

zugunsten<br />

<strong>der</strong> Macht <strong>der</strong><br />

Regierung.<br />

Foto: NFZ<br />

Foto:<br />

Thema<br />

<strong>der</strong><br />

Woche<br />

Wolfgang Ziegler und Peter Nie<strong>der</strong>moser (Ärztekammer OÖ) for<strong>der</strong>ten zus<br />

auf medizinischer Basis orientiertes Vorgehen gegen das Coronavirus, sta<br />

„Wir werden mit de<br />

Mediziner relativieren <strong>die</strong> Panikmache <strong>der</strong> Politik<br />

Wer viel testet, wird auch viele positive Tests erhalten. Aber das<br />

schürt nur Angst und nutzt nur <strong>der</strong> politischen Agenda, nicht<br />

aber den Menschen, warnen prominente Ärzte vor <strong>der</strong> Hysterie um<br />

das Coronavirus. Sie for<strong>der</strong>n, dass <strong>die</strong> Diagnose wie<strong>der</strong> den Ärzten<br />

obliegen soll – und nicht nur an Testergebnissen festgemacht wird.<br />

Die schwarz-grüne Koalition unternimmt<br />

alles, um ihr gemeingefährliches<br />

Covid-19-Gesetz durchzubringen.<br />

So hat sie eine „zweite<br />

Welle“ ausgemacht und am Freitag<br />

vergangener Woche eine Verschärfung<br />

<strong>der</strong> Maßnahmen angekündigt,<br />

<strong>die</strong> seit Montag gelten.<br />

Zur gleichen Zeit traten in <strong>der</strong><br />

oberösterreichischen Ärztekammer<br />

sieben Mediziner an <strong>die</strong> Öffentlichkeit,<br />

<strong>die</strong> mit ihren Vorschlägen zur<br />

Versachlichung <strong>der</strong> Debatte eine<br />

Abkehr von <strong>der</strong> Panikmacherei <strong>der</strong><br />

Bundesregierung for<strong>der</strong>ten.<br />

„Müssen mit dem Virus leben“<br />

In Linz mit dabei auch <strong>der</strong> Experte<br />

Franz Allerberger von <strong>der</strong><br />

Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit<br />

(AGES), <strong>der</strong> klipp<br />

und klar erklärte, dass man lernen<br />

müsse, mit dem Coronavirus zu leben:<br />

„Die Hoffnung, dass wir das<br />

Virus mit strengen Maßnahmen<br />

ausrotten können, können wir abhaken.<br />

Covid-19 wird sich künftig<br />

dazugesellen zu den an<strong>der</strong>en Winterinfekten.<br />

Darauf muss man sich<br />

einstellen.“<br />

Allerberger verwies anhand einer<br />

Stu<strong>die</strong> den „Todes-Sager“ des<br />

Kanzlers – „Je<strong>der</strong> wird bald jemanden<br />

kennen, <strong>der</strong> am Coronavirus<br />

gestorben ist“ – ins Reich <strong>der</strong> Märchen:<br />

Eine im Juli publizierte Metaanalyse<br />

von 24 Stu<strong>die</strong>n zur sogenannten<br />

Infection Fatality Rate<br />

beziffert <strong>die</strong>se mit 0,68 Prozent. Berücksichtigt<br />

man <strong>die</strong> vielen leichteren<br />

und asymptomatischen Verläufe,<br />

dann lag <strong>die</strong> Sterblichkeit in den<br />

vergangenen Wochen in Österreich<br />

jedoch zwischen 0,1 und 0,6 Prozent.<br />

„Somit ist <strong>die</strong> Sterblichkeit<br />

von Covid-19 zwar höher als <strong>die</strong><br />

<strong>der</strong> saisonalen Influenza-Infektionen,<br />

aber weit entfernt von <strong>der</strong> Gefährlichkeit,<br />

wie wir sie für <strong>die</strong> spanische<br />

Grippe, SARS o<strong>der</strong> MERS<br />

kennen“, erläuterte Allerberger.<br />

Test und Diagnose nur von Ärzten<br />

„Die Diagnose einer Infektionskrankheit<br />

ist eine ärztliche Kernaufgabe“,<br />

for<strong>der</strong>te Primaria Petra

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