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Mit der Dampfwalze über die Verfassung!

Die Hirnlosigkeit weniger Politiker schafft Arbeitslosigkeit für viele Österreicher

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6 Parlament<br />

Neue Freie Zeitung<br />

Foto: NFZ<br />

Norbert Nemeth<br />

Klubdirektor <strong>der</strong> FPÖ<br />

HOHES<br />

HAUS<br />

Diesen Montag passierte das<br />

neue Corona-Gesetz den Gesundheitsausschuss<br />

- mit den Stimmen<br />

<strong>der</strong> SPÖ. Gleichzeitig wird <strong>die</strong><br />

skurrile „Corona-Ampel“, <strong>die</strong> mit<br />

<strong>die</strong>sem Gesetz endlich eine rechtliche<br />

Grundlage erhält, von professionellen<br />

Politik-Analysten als<br />

Rohrkrepierer bezeichnet.<br />

Auf Chaos folgt Misstrauen<br />

Zu Recht, denn das für den Gesundheitsminister<br />

typische „Management<br />

by Chaos“ wird dadurch<br />

nicht besser, verhin<strong>der</strong>n <strong>die</strong> doch<br />

unklaren Zuständigkeiten und <strong>die</strong><br />

ungeklärte Frage, was als „Auftreten<br />

von Covid“ zu verstehen ist,<br />

dass Licht in den Tunnel fällt.<br />

Wie kompliziert <strong>die</strong> Handhabung<br />

<strong>der</strong> diversen Verordnungen<br />

ist, erlebe ich als Präsident des<br />

„Attersee-Kreises“ hautnah. Das<br />

Einhalten <strong>der</strong> Vorgaben wird einem<br />

nicht leicht gemacht, weil<br />

sich <strong>die</strong> Verordnungslage öfter<br />

än<strong>der</strong>t als das Wetter. Für <strong>die</strong> Veranstaltung<br />

am Samstag gibt es daher<br />

einen eigens bestellten „Corona-Beauftragten“.<br />

Eine beson<strong>der</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

ist <strong>die</strong> Veranstaltung in einem<br />

Gasthaus. Je nachdem, wo sich<br />

<strong>der</strong> Gast gerade befindet, gilt eine<br />

an<strong>der</strong>e Norm. Wir lassen uns von<br />

solchen Widrigkeiten aber nicht<br />

beeindrucken.<br />

Fraglich hingegen ist, wie lange<br />

das <strong>die</strong> österreichische Gastronomie<br />

noch ertragen kann. Hat man<br />

bereits vor Corona von einem Wirtesterben<br />

gesprochen, so beschleunigt<br />

sich <strong>die</strong> Zerstörung <strong>der</strong> örtlichen<br />

Strukturen dramatisch. Ohne<br />

Not, denn dass <strong>der</strong> schwedische<br />

Weg <strong>der</strong> bessere gewesen wäre, ist<br />

mittlerweile empirisch bewiesen.<br />

Unter an<strong>der</strong>em ein guter Grund,<br />

einen Misstrauensantrag gegen <strong>die</strong><br />

Bundesregierung zu stellen.<br />

Foto:NFZ<br />

INNENPOLITIK<br />

Neue Waffenkennzeichnung<br />

<strong>Mit</strong> <strong>der</strong> für Jahresbeginn 2021 geplanten Erlassung<br />

des Schusswaffenkennzeichnungsgesetzes<br />

kommt <strong>die</strong> Bundesregierung <strong>der</strong> EU-Waffenrichtlinie<br />

und somit <strong>der</strong> Pflicht nach, Schusswaffen<br />

künftig zur besseren Nachverfolgung eindeutig und<br />

umfassend zu kennzeichnen. Die Kennzeichnung<br />

soll im Auftrag des jeweiligen Besitzers vom Gewerbetreibenden<br />

vorgenommen und <strong>die</strong> konkreten<br />

Spezifikationen per Verordnung festgelegt werden.<br />

Foto: NFZ<br />

INNENPOLITIK<br />

Frontex-Kooperation<br />

Auch Adaptierungen im EU-Polizeikooperationsgesetz<br />

(EU-<br />

PolKG) sind geplant. Die gesetzliche<br />

Ergänzung soll ermöglichen,<br />

dass sogenanntes „Statuspersonal“<br />

von <strong>der</strong> Grenzschutzagentur Frontex<br />

künftig entsprechende Aufgaben<br />

auf österreichischem Bundesgebiet<br />

wahrnehmen kann.<br />

Experten <strong>über</strong>häuften<br />

<strong>die</strong> Koalition mit Kritik<br />

Gesundheitsausschuss beriet <strong>über</strong> Covid-19-Gesetzespfusch<br />

Die Kritik am „<strong>über</strong>arbeiteten“<br />

Entwurf von Gesundheitsminister<br />

Rudolf Anschober<br />

war beim „Experten-Hearing“<br />

im Parlament nicht geringer als<br />

an dessen Erstentwurf.<br />

Selbst <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Koaliton nominierte<br />

Michael Mayrhofer, Dekan<br />

<strong>der</strong> Rechtswissenschaftlichen<br />

Fakultät <strong>der</strong> Johannes Kepler Universität<br />

Linz, monierte, dass es für<br />

Veranstaltungen noch immer zu<br />

unklare Bestimmungen gebe. Auch<br />

<strong>die</strong> Frage, wer für <strong>die</strong> Einhaltung<br />

von Betretungsverboten privater<br />

Orte wie Vereinslokale haftbar gemacht<br />

werden könne, sei noch unzureichend<br />

geregelt.<br />

Der SPÖ-Experte, Arbeiterkammer-Direktor<br />

Christoph Klein,<br />

zeigte auf, welches Chaos mit <strong>der</strong><br />

„Corona-Ampel“ möglich sei: Es<br />

dürfe – unabhängig von <strong>der</strong> Sinnhaftigkeit<br />

regionaler Maßnahmen<br />

– nicht möglich sein, dass es in einem<br />

Bundesland eine Ampel mit<br />

drei Farben und in einem an<strong>der</strong>en<br />

Bundesland eine Ampel mit sieben<br />

Nur FPÖ und Neos verweigern sich dem Corona-Diktat <strong>der</strong> Koalition.<br />

Farben gebe. Echte Orientierungshilfe<br />

für <strong>die</strong> Bürger sehe an<strong>der</strong>s<br />

aus.<br />

Weg in den autoritären Staat<br />

Ein grundlegendes Problem mit<br />

den Covid-19-Maßnahmengesetz<br />

erläuterte <strong>der</strong> von <strong>der</strong> FPÖ-nominierte<br />

Universitätsprofessor für<br />

Völkerrecht, Rechtsvergleichung<br />

auf dem Gebiet des <strong>Verfassung</strong>sund<br />

Verwaltungsrechts an <strong>der</strong> Universität<br />

Salzburg, Michael Geistlinger<br />

(Bild links). Schon mit dem<br />

im März verabschiedeten Entwurf<br />

und den zugehörigen Verordnungen<br />

hat sich seiner Meinung nach<br />

das Pendel vom Rechtsstaat in<br />

Richtung Polizeistaat zu verschieben<br />

begonnen. „Es wäre durchaus<br />

möglich gewesen, das Coronavirus<br />

einfach in das Epidemiegesetz<br />

aufzunehmen. Dann wäre auch <strong>die</strong><br />

Entschädigungspflicht für <strong>die</strong> <strong>der</strong><br />

Bevölkerung aufgebürdeten Lasten<br />

nicht weggefallen“, kritisierte<br />

Geistlinger.<br />

Er habe gehofft, dass nun eine an<strong>der</strong>e<br />

Vorgangsweise gewählt worden<br />

sei, aber <strong>der</strong> jetzige Entwurf<br />

sei kein rechtsstaatlicher Gewinn,<br />

erläuerte <strong>der</strong> Jurist: „Stattdessen<br />

wurden lediglich weitere Schritte<br />

in Richtung autoritärer Staat gesetzt.<br />

Der Antrag ist dominiert von<br />

<strong>der</strong> Frage, wo man in Grundrechte<br />

eingreifen und wie man Sanktionen<br />

treffen und verschärfen könne.“<br />

Als „unbestimmt definiert“ erachtete<br />

er viele <strong>der</strong> Verordnungsermächtigungen<br />

des Gesundheitsministers.<br />

Ein kritischer Punkt sei<br />

etwa <strong>die</strong> Formulierung „ähnlich gelagerter<br />

Notsituationen“ in Bezug<br />

auf <strong>die</strong> Verhängung von Ausgangssperren.<br />

Eine massive Verschärfung<br />

wäre es auch, <strong>die</strong> Benutzung<br />

eines Privat-Pkw zu verbieten, gab<br />

er zu bedenken.<br />

Seine Bitte an den Gesetzgeber:<br />

„Befristen Sie das Gesetz bis Ende<br />

des Jahres und legen Sie dem Parlament<br />

danach einen soliden, neuen<br />

Entwurf vor.“<br />

Foto: Parlamentsdirektion / Michael Buchner

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