Sechsämtermagazin Juni 2020
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Fränkische Spezialitäten<br />
Krautwurst<br />
Spötter behaupten, die Krautwurst könne<br />
auch ein guter Katholik problemlos am<br />
Freitag essen.<br />
Tatsächlich enthält diese deftige Wurst,<br />
die ihre Herkunft aus der ländlichen<br />
Hausschlachterei nicht verleugnen kann,<br />
einen Anteil an nicht fleischlichen Inhaltsstoffen,<br />
nämlich bis zu etwa zu einem<br />
Drittel Sauerkraut oder gekochtes Weißkraut.<br />
Dahinter steckte ursprünglich<br />
weniger fromme Enthaltsamkeit, als die<br />
Absicht, die vorhandenen Fleischmengen<br />
für die Wurst durch die Beigabe von<br />
Kraut und Kesselbrühe zu „strecken“.<br />
Kräftig gewürzt, ist damit keineswegs eine<br />
Geschmackseinbuße verbunden.<br />
Dennoch gehörte die Wurst traditionell<br />
sicher eher auf den Tisch der ärmeren<br />
Bevölkerungsschichten.<br />
Dies hat sich heute jedoch grundlegend<br />
gewandelt. Gute Krautwürste, frisch oder<br />
geräuchert zubereitet, werden in der<br />
Krautsaison von Oktober bis März gerne<br />
gegessen, weshalb sie in vielen Metzgereien<br />
extra angekündigt und beworben<br />
werden. Man ißt sie wie frische Leberwürste<br />
warm zu Bratkartoffeln und mit<br />
einer (weiteren) Portion Kraut.<br />
Ohne Zweifel kann die Krautwurst ihre<br />
Abstammung aus der ländlichen Hausschlachterei<br />
vor allem der weniger begüterten<br />
Bevölkerungsschichten nicht<br />
verhehlen. Aß man ohnehin zur Schlachtschüssel<br />
gerne Leberwurst mit Kraut, so<br />
verband man bei der Krautwurst beide Bestandteile<br />
zu einer Spezialität, in der sich<br />
deftiger Genuss und sparsame Haushaltsführung<br />
einmal mehr vorteilhaft<br />
ergänzen.<br />
Zur Herstellung einer Krautwurst verwendete<br />
man ähnliche Fleischstücke wie zur<br />
Herstellung der fränkischen Landleberwurst,<br />
reichlich Weißkraut sowie die<br />
vorhandene Kesselbrühe.<br />
Das Kraut wird fein geraspelte, gekocht,<br />
gut ausgepresst und mit Kesselbrühe<br />
aufgefüllt, so dass es das Fett in der Brühe<br />
optimal aufnimmt. Gelegentlich wird es<br />
auch vor dem Aufgießen nochmals in<br />
Schmalz gedünstet. Auf diese Weise "verschwindet"<br />
das Kraut in der Brühe und<br />
wird nur noch als kräftig-würziger Geschmacksanteil<br />
wahrgenommen. Man<br />
vermischt alles mit den fleischigen<br />
Zutaten und füllt in Schweinsdärme ab.<br />
War wenig Fleisch vorhanden oder<br />
musste sparsam gewirtschaftet werden,<br />
so ließ sich die Zugabe an Kraut deutlich<br />
erhöhen. Nur böse Zungen behaupten<br />
aber, die Krautwurst beweise, dass man<br />
auch Wasser mit der Gabel essen kann.<br />
Wir jedenfalls finden, die originelle Wurst<br />
hat auf jeden Fall ihren Platz unter den<br />
fränkischen Spezialitäten verdient. Angeboten<br />
wird sie vor allem in den Wintermonaten<br />
(Krautsaison: Oktober bis März)<br />
in vielen Metzgereien des Bamberger<br />
Landes, in der Fränkischen Schweiz und<br />
in den Steigerwaldregionen.<br />
Zutaten:<br />
Frisches Weißkraut, Leber, Zwiebeln und<br />
gekochtes Schweinefleisch werden<br />
herzhaft gewürzt und dann mit Majoran<br />
abgeschmeckt.<br />
Krautwürste können bis zu etwa 1/3 aus<br />
Kraut und 2/3 aus Schweinefleisch (z.B.<br />
Kopffleisch, Bauchfleisch (Wammen,<br />
Schwarten) und frische Schweineleber)<br />
bestehen; heutzutage beträgt der Krautanteil<br />
meistens aber nur etwa 10 %. Da<br />
die Wurst- oder Kesselbrühe bereits gut<br />
gewürzt ist, wir ggf. nur nach gesalzen<br />
und gepfeffert. Ev. Majoran, Wacholder<br />
und Piment dazugeben.<br />
Aufbewahrung / Haltbarkeit:<br />
Eine frische Krautwurst ist zum baldigen<br />
Verzehr gedacht. Geräuchert hält sie ein<br />
paar Tage im Kühlschrank.<br />
Herstellung:<br />
Das Kraut wird fein gehobelt, eingesalzt,<br />
gestampft und etwas stehen gelassen.<br />
Das Krautwasser wird abgegossen, das<br />
Kraut gedünstet und wieder gut ausgepresst.<br />
Danach wird mit der kräftig<br />
gewürzten Wurst- oder Kesselbrühe aufgegossen;<br />
das Kraut soll die Brühe und<br />
das darin enthaltene Fett gut aufnehmen.<br />
Das kleingeschnittene, gekochte Fleisch<br />
und die frische Leber werden dazu<br />
gegeben und alles nochmals gewolft.<br />
Danach wird die Masse in Schweinedärme<br />
abgefüllt zu kleinen Ringen<br />
abgebunden und gebrüht. Anschließend<br />
lässt man die Würste in einem kühlen<br />
Raum abtrocknen und verwendet sie<br />
frisch oder räuchert sie zur Konservierung<br />
an.<br />
Genusstipp:<br />
Krautwurst wird - wie die frische Hausmacher<br />
Leberwurst - in der Pfanne angebraten<br />
und mit Bratkartoffeln und Sauerkraut<br />
verzehrt. Man kann sie aber auch<br />
kalt zum Brot essen.<br />
Für die Fränkische Schweiz ist Krautwurst<br />
inzwischen auch ein typisches Flindergericht,<br />
frisches Weißkraut, gekochtes<br />
Schweinefleisch, Zwiebeln und Leber,<br />
gewürzt mit Pfeffer, Muskat, Beifuss und<br />
Liebstöckel ergeben eine Wurst, die sich<br />
mit gekochtem Kraut zu einer tollen<br />
Mahlzeit ergänzt