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Sechsämtermagazin Juni 2020

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Fränkische Spezialitäten<br />

Krautwurst<br />

Spötter behaupten, die Krautwurst könne<br />

auch ein guter Katholik problemlos am<br />

Freitag essen.<br />

Tatsächlich enthält diese deftige Wurst,<br />

die ihre Herkunft aus der ländlichen<br />

Hausschlachterei nicht verleugnen kann,<br />

einen Anteil an nicht fleischlichen Inhaltsstoffen,<br />

nämlich bis zu etwa zu einem<br />

Drittel Sauerkraut oder gekochtes Weißkraut.<br />

Dahinter steckte ursprünglich<br />

weniger fromme Enthaltsamkeit, als die<br />

Absicht, die vorhandenen Fleischmengen<br />

für die Wurst durch die Beigabe von<br />

Kraut und Kesselbrühe zu „strecken“.<br />

Kräftig gewürzt, ist damit keineswegs eine<br />

Geschmackseinbuße verbunden.<br />

Dennoch gehörte die Wurst traditionell<br />

sicher eher auf den Tisch der ärmeren<br />

Bevölkerungsschichten.<br />

Dies hat sich heute jedoch grundlegend<br />

gewandelt. Gute Krautwürste, frisch oder<br />

geräuchert zubereitet, werden in der<br />

Krautsaison von Oktober bis März gerne<br />

gegessen, weshalb sie in vielen Metzgereien<br />

extra angekündigt und beworben<br />

werden. Man ißt sie wie frische Leberwürste<br />

warm zu Bratkartoffeln und mit<br />

einer (weiteren) Portion Kraut.<br />

Ohne Zweifel kann die Krautwurst ihre<br />

Abstammung aus der ländlichen Hausschlachterei<br />

vor allem der weniger begüterten<br />

Bevölkerungsschichten nicht<br />

verhehlen. Aß man ohnehin zur Schlachtschüssel<br />

gerne Leberwurst mit Kraut, so<br />

verband man bei der Krautwurst beide Bestandteile<br />

zu einer Spezialität, in der sich<br />

deftiger Genuss und sparsame Haushaltsführung<br />

einmal mehr vorteilhaft<br />

ergänzen.<br />

Zur Herstellung einer Krautwurst verwendete<br />

man ähnliche Fleischstücke wie zur<br />

Herstellung der fränkischen Landleberwurst,<br />

reichlich Weißkraut sowie die<br />

vorhandene Kesselbrühe.<br />

Das Kraut wird fein geraspelte, gekocht,<br />

gut ausgepresst und mit Kesselbrühe<br />

aufgefüllt, so dass es das Fett in der Brühe<br />

optimal aufnimmt. Gelegentlich wird es<br />

auch vor dem Aufgießen nochmals in<br />

Schmalz gedünstet. Auf diese Weise "verschwindet"<br />

das Kraut in der Brühe und<br />

wird nur noch als kräftig-würziger Geschmacksanteil<br />

wahrgenommen. Man<br />

vermischt alles mit den fleischigen<br />

Zutaten und füllt in Schweinsdärme ab.<br />

War wenig Fleisch vorhanden oder<br />

musste sparsam gewirtschaftet werden,<br />

so ließ sich die Zugabe an Kraut deutlich<br />

erhöhen. Nur böse Zungen behaupten<br />

aber, die Krautwurst beweise, dass man<br />

auch Wasser mit der Gabel essen kann.<br />

Wir jedenfalls finden, die originelle Wurst<br />

hat auf jeden Fall ihren Platz unter den<br />

fränkischen Spezialitäten verdient. Angeboten<br />

wird sie vor allem in den Wintermonaten<br />

(Krautsaison: Oktober bis März)<br />

in vielen Metzgereien des Bamberger<br />

Landes, in der Fränkischen Schweiz und<br />

in den Steigerwaldregionen.<br />

Zutaten:<br />

Frisches Weißkraut, Leber, Zwiebeln und<br />

gekochtes Schweinefleisch werden<br />

herzhaft gewürzt und dann mit Majoran<br />

abgeschmeckt.<br />

Krautwürste können bis zu etwa 1/3 aus<br />

Kraut und 2/3 aus Schweinefleisch (z.B.<br />

Kopffleisch, Bauchfleisch (Wammen,<br />

Schwarten) und frische Schweineleber)<br />

bestehen; heutzutage beträgt der Krautanteil<br />

meistens aber nur etwa 10 %. Da<br />

die Wurst- oder Kesselbrühe bereits gut<br />

gewürzt ist, wir ggf. nur nach gesalzen<br />

und gepfeffert. Ev. Majoran, Wacholder<br />

und Piment dazugeben.<br />

Aufbewahrung / Haltbarkeit:<br />

Eine frische Krautwurst ist zum baldigen<br />

Verzehr gedacht. Geräuchert hält sie ein<br />

paar Tage im Kühlschrank.<br />

Herstellung:<br />

Das Kraut wird fein gehobelt, eingesalzt,<br />

gestampft und etwas stehen gelassen.<br />

Das Krautwasser wird abgegossen, das<br />

Kraut gedünstet und wieder gut ausgepresst.<br />

Danach wird mit der kräftig<br />

gewürzten Wurst- oder Kesselbrühe aufgegossen;<br />

das Kraut soll die Brühe und<br />

das darin enthaltene Fett gut aufnehmen.<br />

Das kleingeschnittene, gekochte Fleisch<br />

und die frische Leber werden dazu<br />

gegeben und alles nochmals gewolft.<br />

Danach wird die Masse in Schweinedärme<br />

abgefüllt zu kleinen Ringen<br />

abgebunden und gebrüht. Anschließend<br />

lässt man die Würste in einem kühlen<br />

Raum abtrocknen und verwendet sie<br />

frisch oder räuchert sie zur Konservierung<br />

an.<br />

Genusstipp:<br />

Krautwurst wird - wie die frische Hausmacher<br />

Leberwurst - in der Pfanne angebraten<br />

und mit Bratkartoffeln und Sauerkraut<br />

verzehrt. Man kann sie aber auch<br />

kalt zum Brot essen.<br />

Für die Fränkische Schweiz ist Krautwurst<br />

inzwischen auch ein typisches Flindergericht,<br />

frisches Weißkraut, gekochtes<br />

Schweinefleisch, Zwiebeln und Leber,<br />

gewürzt mit Pfeffer, Muskat, Beifuss und<br />

Liebstöckel ergeben eine Wurst, die sich<br />

mit gekochtem Kraut zu einer tollen<br />

Mahlzeit ergänzt

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