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SchlossMagazin Augsburg Schwaben + Fünfseenland November 2020

Schloss Magazin, November 2020. Menschen Orte Leidenschaften. Das regionale Lifestyle Magazin für Augsburg, Schwaben und das Fünfseenland.

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26 | BEAUTY + WELLNESS | GESCHICHTE DER PARFÜMERIE<br />

halbe Million Francs für Duftwässer und wohlriechende<br />

Salben ausgegeben haben, um sich<br />

dessen Gunst zu erhalten. Bis ins frühe 19.<br />

Jahrhundert bestanden Parfüms aus rein natürlichen<br />

Inhaltsstoffen. Hauptsächlich wurden<br />

pflanzliche Auszüge sowie tierische Produkte<br />

wie Moschus, Ambra oder Zibet verwendet.<br />

Eines der ersten modernen Parfüms, „L’Eau de<br />

Lubin“, wurde 1798 in Paris kreiert. Es enthielt<br />

Auszüge von Zitrus, Tonka, Tuberose, Benzoe<br />

und Vanille.<br />

Vom Rauch zum Duft<br />

Die Geschichte der Parfümerie<br />

Geruchseindrücke faszinieren die Menschen seit eh und je. Sie<br />

sind fest verbunden mit religiösen oder mythischen Ritualen<br />

und haben eine besondere Bedeutung im sozialen Leben und<br />

der Kultur. Ursprünglich nur Göttern und Herrschern vorbehalten,<br />

sind die schönen Düfte heute Teil unseres Alltags.<br />

FOTO pixabay<br />

Die ersten Wohlgerüche schufen Menschen durch das Abbrennen von Räucherwerk. Unser<br />

heute verwendetes Wort Parfüm leitet sich vom lateinischen „per fumum“ ab, was „durch<br />

Rauch“ bedeutet. Ursprünglich diente das Verbrennen von Pflanzen und Hölzern jedoch<br />

nicht dem eigenen Wohlbefinden, sondern der Huldigung der Götter. Schon vor 5.000 Jahren verbrannten<br />

die Ägypter duftende Blumen, Kräuter und Harze zu Ehren des Sonnengottes Ra. Auch<br />

die Babylonier und Römer schickten ihre Gebete in Begleitung von duftendem Räucherwerk gen<br />

Himmel. Die Menschen glaubten, ihre Wünsche würden mit dem wohlriechenden Rauch die Götter<br />

schneller erreichen; zugleich versetzten die berauschenden Schwaden sie in religiöse Ekstase. Neben<br />

Räucheringredienzien spielten bei den Ägyptern auch duftende Salben eine Rolle. Kleopatra<br />

soll diese genutzt haben, um ihre verführerische Wirkung zu erhöhen. Auch die reichen Griechen<br />

und Römer badeten in duftendem Wasser und verteilten kostbare Öle und Salben auf ihrer Haut.<br />

LUXUS AUS<br />

FRANKREICH<br />

Caterina de’ Medici brachte im 16. Jahrhundert die Kunst der Parfümerie<br />

an den französischen Hof. Sie verhalf auch der südfranzösischen Stadt<br />

Grasse zu großer Bekanntheit. Die ortsansässigen Handschuhmacher<br />

nutzten die edlen Duftwässer, um ihr gegerbtes Leder zu parfümieren.<br />

1614 wurde für sie durch königliche Patenturkunde der Titel „Maître Gantier Parfumeur“ eingeführt.<br />

Zu den berühmtesten Kundinnen der französischen Dufthändler gehörte im 18. Jahrhundert<br />

Madame de Pompadour, die Mätresse des französischen Königs Ludwig XV. Pro Jahr soll sie eine<br />

PARFÜMERIE IN<br />

DEUTSCHLAND<br />

Im Gegensatz zur französischen<br />

Parfümerie,<br />

deren Rohstoffe unter<br />

optimalen klimatischen<br />

Bedingungen gedeihen konnten, verdankt<br />

die deutsche Duftstoffindustrie ihr<br />

Entstehen vor allem der Forschung in der Chemie.<br />

Als Wiege der Duftstoffindustrie gilt die<br />

1829 in Leipzig gegründete Firma Spahn &<br />

Büttner, später unter dem Namen Schimmel &<br />

Co. bekannt. Sie beschäftigte sich hauptsächlich<br />

mit dem Handel von Arzneidrogen. Die<br />

wissenschaftlichen Entwicklungen der Firma<br />

bildeten die Grundlage für Technologien, die<br />

noch heute in der Industrie verwendet werden.<br />

Die chemische Synthese von Duftstoffen gilt<br />

als Meilenstein der modernen Parfümerie. Im<br />

Jahr 1834 wurde erstmalig Zimtaldehyd aus<br />

Zimtrindenöl isoliert. 1875 gelang es den deutschen<br />

Chemikern Ferdinand Tiemann und Wilhelm<br />

Haarmann erstmalig, Vanillin durch einen<br />

Oxidationsprozess aus Coniferin, das im<br />

Saft von Nadelhölzern vorkommt, herzustellen.<br />

Es folgte die Synthese von Cumarin, das<br />

für den Heugeruch beim Trocknen von Gras<br />

verantwortlich ist. Schon bald entdeckte die<br />

Parfümerie die neuen kreativen Möglichkeiten,<br />

die sich durch die chemische Industrie erschlossen.<br />

Als Revolution der Duftgeschichte gilt das Parfüm<br />

„Jicky“ von Guerlain (1889), der erste Duft<br />

mit synthetisch erzeugter Vanille. Jicky ahmte<br />

nicht mehr einen natürlichen Duft nach, sondern<br />

schuf ein „Gefühl im Flakon“ (Paul Guerlain); es<br />

wirkte erotisch, magisch und verwirrend. Weitere<br />

Parfüms, die synthetische Bestandteile<br />

enthielten, waren „Fougère Royale“ von Houbigant<br />

(1882), „La Rose Jaqueminot“ von Coty (1904),<br />

„Après L’Ondée“ von Guerlain (1906) und „Quelques<br />

Fleurs“ von Houbigant (1912).<br />

Mit der Möglichkeit, Duftstoffe synthetisch in<br />

großem Maßstab herzustellen, begann eine neue<br />

Ära der Parfümerie. Duftstoffe standen nun sowohl<br />

in qualitativer als auch quantitativer Hinsicht<br />

ausreichend zur Verfügung. Das starke<br />

Wachstum des Konsumgütermarktes in den<br />

1950er und 1960er Jahren führte auch zu einer<br />

starken Expansion der Duftstoffindustrie. #<br />

QUELLE DVRH

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