16.11.2020 Aufrufe

Die Wirtschaft Köln - Ausgabe 07 / 2020

Mehr Wissen, besser entscheiden, erfolgreich unternehmen: Die Wirtschaft Köln bietet Ihnen mit exklusiven Einblicken in Branchen, Märkte und Betriebe acht Mal jährlich einen spannenden Mix aus aktuellen Nachrichten der Kölner Wirtschaft, Unternehmensportraits und Interviews mit Entscheidern der Region.

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| Geld & Geschäft<br />

ARBEITSMARKT<br />

FÜR KRISEN STÄRKEN<br />

IW <strong>Köln</strong> entwickelt Ideen für Arbeitsmarktpolitik<br />

Kurzarbeit hat sich als Mittel in Krisen bewährt. Es gäbe<br />

auch andere Entlastungsmöglichkeiten für Betriebe.<br />

Wie lange die Coronakrise noch die deutsche <strong>Wirtschaft</strong> belasten wird, kann derzeit<br />

noch niemand richtig einschätzen. Der Arbeitsmarkt hat die angespannte Lage hierzulande<br />

bisher recht gut bewältigt. <strong>Die</strong> Arbeitslosenzahlen sind bisher kaum gestiegen.<br />

Zurückzuführen ist dies auf den Einsatz von Kurzarbeit. Doch dieses Mittel hilft<br />

nicht auf Dauer. Das <strong>Köln</strong>er Institut der deutschen <strong>Wirtschaft</strong> IW hat in einer neuen<br />

Studie drei Maßnahmen für eine größere Stabilität entwickelt.<br />

Für das IW ist klar, dass das probate Mittel<br />

der Kurzarbeit in der derzeitigen Krise<br />

Tausende Entlassungen verhindert hat.<br />

Zudem hätten die finanziellen Hilfsmittel<br />

der Bundes- und Landesregierungen den<br />

Unternehmen dabei geholfen, Personal zu<br />

halten. Doch ist Kurzarbeit ein Instrument,<br />

welches nur auf eine bestimmte, eher kurze<br />

Dauer ausgelegt ist. Zudem wächst derzeit<br />

die Unsicherheit in der deutschen<br />

<strong>Wirtschaft</strong>. <strong>Die</strong> Infektionszahlen steigen<br />

in Deutschland und vielen weiteren Ländern<br />

derzeit rasant an. Aus Sorge vor einem<br />

weiteren Lockdown oder anderen Einschränkungen<br />

halten sich Firmen bei der<br />

Neueinstellung von Mitarbeitern bedeckt.<br />

Viele Unternehmen sind noch in Kurzarbeit.<br />

<strong>Die</strong>s ist sehr teuer und kann auch<br />

nicht unbegrenzt so fortgeführt werden.<br />

In ihrer Studie schreibt das IW <strong>Köln</strong>: „Jenseits<br />

der aktuellen Konjunkturstabilisierung<br />

gibt es daher zunehmend eine Debatte<br />

über strukturell wirkende Maßnahmen<br />

zur weiteren Stabilisierung des Arbeitsmarktes<br />

nach der Krise. Hier stehen sich<br />

im Kern zwei grundsätzliche Denkschulen<br />

gegenüber: Ein zentraler politischer Debattenstrang<br />

thematisiert die Wiederbelebung<br />

von Arbeitszeitverkürzungs- und Grundeinkommenskonzepten,<br />

ergänzt um weitergehende<br />

Rechtsansprüche für Beschäftigte,<br />

etwa im Bereich Homeoffice und bei<br />

Weiterbildung und Qualifizierung. Ein anderer<br />

Debattenstrang zielt auf die Förderung<br />

flexibler Beschäftigungsformen und<br />

die Senkung der Einstellungsbarrieren für<br />

Unternehmen, etwa im Arbeitszeit-, Befristungs-<br />

und Selbstständigkeitsrecht.“ Das<br />

IW hat nun Ansätze entwickelt, die den<br />

Arbeitsmarkt langfristig stabilisieren sollen<br />

und Arbeitgebern die Entscheidung,<br />

neue Arbeitskräfte einzustellen, erleichtern<br />

soll. Intelligente Lösungen für den Arbeitsmarkt<br />

sind dabei auch vor allem für<br />

Teilzeitbeschäftigte und Menschen mit geringfügigen<br />

Beschäftigungsverhältnissen<br />

wichtig. Vor allem diese Arbeitsverhältnisse<br />

hätten sich in der Krise als „wenig stabil<br />

Foto: ilcianotico – stock.adobe.com<br />

erwiesen“, moniert die Studie. Insgesamt<br />

legt die Studie des IW <strong>Köln</strong> nahe, dass der<br />

Arbeitsmarkt schneller stabilisiert werden<br />

könnte, sofern den Unternehmen in der<br />

Krise mehr Flexibilität eingeräumt würde.<br />

Befristungsrecht lockern<br />

Nicht nur finanzielle Gründe sprechen<br />

derzeit gegen Neueinstellungen. Darüber<br />

hinaus wissen viele Arbeitgeber derzeit<br />

gar nicht, ob für neue Mitarbeiter nach<br />

einigen Monaten der Einstellung überhaupt<br />

noch genug Arbeit vorhanden ist.<br />

Der gesetzliche Kündigungsschutz macht<br />

die Aufgabe für Arbeitgeber noch schwieriger.<br />

Das IW <strong>Köln</strong> schlägt daher vor, eine<br />

vorübergehende Lockerung des Befristungsgesetzes<br />

einzuführen. <strong>Die</strong>s könne<br />

vielen Unternehmen helfen.<br />

Während der Coronakrise ist für viele Unternehmen<br />

der Arbeitsaufwand erheblich<br />

gesunken. Insgesamt wird oft weniger in<br />

Betrieben gearbeitet. <strong>Die</strong>s liegt vor allem an<br />

der Kurzarbeit, aber auch daran, dass derzeit<br />

in vielen Branchen weniger Überstunden<br />

als sonst anfallen oder diese sogar abgebaut<br />

werden. Das IW <strong>Köln</strong> glaubt daher,<br />

dass es Unternehmen helfen würde, die<br />

Höchstarbeitszeit vorübergehend flexibler<br />

handhaben zu dürfen, sofern dies nötig ist.<br />

So könnten Firmen nachjustieren und die<br />

Krise insgesamt besser bewältigen.<br />

Korrektur bei flexiblen<br />

Beschäftigungsformen<br />

<strong>Die</strong> derzeitige Regelung für Zeitarbeiter<br />

sieht vor, dass diese höchstens 18 Monate<br />

ohne Unterbrechung in Einsatzunternehmen<br />

arbeiten dürfen. Während der Krise<br />

wurden viele Zeitarbeiter wegen des Erreichens<br />

der Höchstdauer abgezogen, konnten<br />

dann im Anschluss allerdings keinen<br />

anderen Einsatzbetrieb finden. Das IW<br />

<strong>Köln</strong> regt deshalb die Überlegung an, die<br />

Höchstüberlassungsdauer vorübergehend<br />

auszusetzen. So könnten Unternehmen flexibler<br />

auf die Krise reagieren. W<br />

Christian Esser<br />

36 www.diewirtschaft-koeln.de

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