audimax ING. 1-2021 - Karrieremagazin für Ingenieure
Digitalisierung: Wie sich Corona auf die Arbeitswelt von Ingenieuren auswirkt.***Vorgestellt: Jobs zwischen IT und Ingenieurwesen.***Medizintechnik: Perspektiven, Produkte und Trends im Überblick***Frauen-MINT-Award 2021 Top-Abschlussarbeiten gesucht: Mach mit und sichere dir die Chance auf 3.000 Euro Preisgeld.***Christiane Paul beweist Mut zur Lücke.
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FRAUEN UND KARRIERE<br />
JUNG, WEIBLICH,<br />
ERFOLGREICH<br />
Interview: Kirsten Borgers<br />
Katharina, du bist erst 26 Jahre alt und schon Kundenleiterin<br />
mit großer Verantwortung. War das so<br />
geplant?<br />
Jedenfalls dachte ich nie, dass es so schnell gehen<br />
würde. Managen und Organisieren waren<br />
aber schon immer meine Stärken. Nach meinem<br />
FH-Studium ›Internationale Wirtschaft<br />
und Managament‹ in Tirol und Mexiko absolvierte<br />
ich ein halbjähriges Praktikum in New<br />
York, wo ich früh lernte, Verantwortung zu<br />
übernehmen. Für meinen Job bei Stoyo bin ich<br />
aus der Heimat nach Berlin gezogen, was sich<br />
wirklich gelohnt hat: Ich bin als Projektmanagerin<br />
eingestiegen und habe nach und nach immer<br />
mehr Kampagnen und Kunden übernommen.<br />
Mittlerweile bin ich als Chief Client Officer und<br />
Chief People Officer das Bindeglied zwischen<br />
den Kunden und dem Account Management<br />
sowie dem Creative Team. Dabei muss ich nicht<br />
nur die Zahlen und die Akquise im Blick haben,<br />
sondern auch persönlich vor Kunden präsentieren,<br />
wo die Führungsebene zu einem Großteil<br />
aus Männern besteht.<br />
Gibt es dabei Momente, in denen du als junge Frau<br />
besonders behandelt wirst?<br />
Ja, definitiv. Gerade, wenn ich bei Neukunden<br />
zum ersten Mal unser Thema pitche, kommt<br />
hin und wieder die Frage: »Hallo Katharina,<br />
wann kommt denn jetzt dein Chef?«. Ich bin sicherlich<br />
nicht die Einzige, der so etwas passiert.<br />
In solchen Momenten gilt es, sich seiner eigenen<br />
Stärken bewusst zu sein. Auch wenn ich jünger<br />
und kleiner bin als die Anderen am Tisch, bedeutet<br />
das nicht, dass ich weniger stark auftrete.<br />
Respekt kann und muss erarbeitet werden.<br />
Was würdest du jungen Kolleginnen raten?<br />
Sie sollten ihre Zahlen und Fakten perfekt beherrschen,<br />
um zu überzeugen. Das ist das A<br />
und O in jedem Pitch und unangreifbar. Außerdem<br />
ist es empfehlenswert, sich intensiv<br />
auf Präsentationen vorzubereiten und sie am<br />
Besten zu Hause vor dem Spiegel oder vor vertrauten<br />
Personen zu üben. Natürlich ist es auch<br />
KATHARINA ILGNER<br />
BETREUT BEI DER<br />
AGENTUR STOYO<br />
KAMPAGNEN FÜR<br />
INTERNATIONALE<br />
MARKEN<br />
wichtig, dass du zu hundert Prozent hinter der<br />
Arbeit deiner Firma stehst, das merken die Zuhörer<br />
sofort. Außerdem ist eine gute Einleitung<br />
sehr wertvoll: Dein Publikum muss sich bestenfalls<br />
darin wiederfinden und mitgerissen fühlen.<br />
Ich bringe gerne persönliche Aspekte in meinen<br />
Vortrag ein, es darf zum Beispiel ruhig mal mein<br />
österreichischer Dialekt zum Vorschein kommen<br />
oder ich erwähne, dass ich extra meine<br />
geliebten Berge in der Heimat zurückgelassen<br />
habe, weil ich so sehr hinter dem Konzept von<br />
Stoyo stehe.<br />
Mit welchen Eigenschaften bereichern Frauen die<br />
Berufswelt?<br />
Das lässt sich zwar nicht generalisieren, weil jeder<br />
Mensch anders ist. Aber ich glaube, Frauen<br />
denken anders als Männer nicht nur rational.<br />
Sie bringen auch die emotionale Seite mit, bei<br />
Fragen oder Problemstellungen lassen sie auch<br />
ihr Einfühlungsvermögen und ihre Kommunikationsstärke<br />
in die Entscheidung mit einfließen.<br />
Da haben wir Frauen einen Vorteil, wir<br />
sehen das große Ganze. Frauen sind jedoch sogenannte<br />
›Insecure Overachiever‹: Sie unterschätzen<br />
sich oft extrem und leisten daher 150<br />
Prozent, um auf Nummer Sicher zu gehen.<br />
Was müsste sich in Zukunft verändern, um Frauen<br />
beruflich mehr zu ermöglichen?<br />
Ich finde es zum Beispiel sehr schade, dass sich<br />
viele potenziell erfolgreiche Frauen fragen:<br />
Kann ich diesen Job beziehungsweise diese Beförderung<br />
überhaupt annehmen? Kann ich liefern,<br />
was von mir erwartet wird, obwohl ich<br />
schon an Familiengründung denke? Daher sagen<br />
sie oft vielversprechende Angebote ab, um<br />
den Arbeitgeber nicht zu enttäuschen. Das darf<br />
nicht sein. Ich finde, dass sich Job und Familie<br />
gut miteinander vereinbaren lassen können,<br />
etwa durch Home Office und flexible Arbeitszeiten.<br />
Nicht erst durch Corona haben wir gelernt:<br />
Das funktioniert!<br />
Foto: Florian Schuh<br />
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