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Interview<br />
Die Zukunft bewahren<br />
Während die Verkaufszahlen als Folge der weltweiten Rezession<br />
immer weiter einbrechen, kämpft die europäische Automobilbranche<br />
ums Überleben. John Fleming, Chairman und CEO von <strong>Ford</strong> of Europe,<br />
erläutert, welche Schwierigkeiten unserem Unternehmen noch<br />
bevorstehen und welche Gegenmaßnahmen geplant sind<br />
Vor welchen Herausforderungen steht <strong>Ford</strong> of Europe<br />
im Augenblick?<br />
Wir sehen uns mit den gleichen Herausforderungen konfrontiert, wie alle<br />
anderen Hersteller. Wir erleben eine synchrone Rezession, das heißt, sie ist<br />
besonders schwerwiegend und verschärft sich schnell. Zusammen mit der<br />
Kreditkrise stellt uns dies vor extrem schwierige Bedingungen, unter denen<br />
unser Absatz stark leidet.<br />
Wie reagieren wir darauf?<br />
Wir haben verschiedene Maßnahmen ergrifen. Übergeordnet versuchen<br />
wir natürlich einzuschätzen, wie sich die Nachfrage im Laufe des Jahr es<br />
und darüber hinaus entwickeln wird. Dementsprechend passen wir unsere<br />
Produktion der Nachfrage an, was nicht einfach ist, denn momentan müssen<br />
wir quasi jeden Monat neu planen, und der Markt nimmt immer weiter ab.<br />
Letztendlich bleibt uns nichts anderes übrig, da wir es uns nicht leisten<br />
können auf Überkapazitäten sitzen zu bleiben und zu hof fen, dass sich alles<br />
irgendwann von selbst regelt.<br />
Bezogen auf die monatliche Planung, die Sie erwähnten,<br />
wie lauten die aktuellen Marktprognosen für 2009?<br />
Zuletzt mussten wir von 13,8 Millionen Fahrzeugen für die 19 Märkte<br />
<strong>Europa</strong>s plus zwei Millionen Einheiten für Russland ausgehen. Das Jahr ist<br />
sehr schwach angelaufen, basierend auf den Januar-Zahlen läge der Markt<br />
bei 13,4 Millionen. Aktuell planen wir mit 13 Millionen, das lässt uns nach<br />
oben etwas Luft.<br />
Werden die bereits angekündigten Maßnahmen ausreichen,<br />
um uns durch die schwierige Zeit zu bringen?<br />
Momentan muss man sagen, wahrscheinlich nicht. Wir haben ein erstes<br />
Kürzungsprogramm bekannt gegeben, aber dabei gingen wir noch von<br />
einem Markt von 14,2 Millionen Fahrzeugen aus. Im Augenblick gibt es<br />
einfach mehr Risiken als Chancen.<br />
Die nächste Generation des <strong>Ford</strong> Transit wurde verschoben, deutet<br />
dies auf eine allgemeine Verlangsamung unserer Produktpläne hin?<br />
Wir müssen Wege finden, unsere Barmittel zu schonen, solange wir keine<br />
Gewinne einfahren. Erschwert wird dies auf unterschiedliche Weise.<br />
Erstens fehlen uns Gewinne; zweitens verlieren wir noch mehr Geld dadurch,<br />
dass wir unsere Produktion herunterfahren. Ein Weg Geld zu sparen führt<br />
über Streichungen oder Verschiebungen innerhalb der Produktpläne.<br />
Uns erscheint eine Verschiebung sinnvoller, denn wir erwarten, dass sich die<br />
Umstände wieder bessern. Wir haben uns für den <strong>Ford</strong> Transit entschieden,<br />
weil er wahrscheinlich das Produkt in unserem Programm ist, das auch ohne<br />
Überarbeitung seine starke Position halten kann.<br />
14 | März 2009<br />
Biografie<br />
John Fleming ist Executive Vice President<br />
der <strong>Ford</strong> Motor Company und Chairman<br />
und CEO von <strong>Ford</strong> of Europe. Seit dem 10.<br />
Oktober 2008 ist er in dieser Position ver -<br />
antwortlich für <strong>Ford</strong> of Europe, die Volvo<br />
Car Corporation und den Bereich <strong>Ford</strong><br />
Export Operations & Global Growth<br />
Initiatives.<br />
Besteht die Gefahr, dass die Lage FoE zu Maßnahmen zwingt,<br />
die uns am Ende der Rezession in eine schlechtere Situation<br />
versetzen könnten?<br />
Es muss genau abgewägt werden. Jede Entscheidung, die wir bislang<br />
getroffen haben, stand unter der Prämisse, dass wir hinterher stärker<br />
dastehen. Wir haben fantastische Produkte, jetzt und auch nach dieser<br />
Rezession. Bei allen Kürzungen gehen wir mit höchster Sorgfalt vor ,<br />
damit wir unsere Zukunft nicht durch vorübergehende Maßnahmen aufs<br />
Spiel setzen.<br />
Vor diesem Hintergrund spielt auch die die Stimmung unter den<br />
Beschäftigten eine wichtige Rolle.<br />
Dies ist mir sehr wichtig, aber ich möchte dabei etwas in Erinnerung rufen.<br />
2008 war eines unserer erfolgreichsten Jahre überhaupt, aber es war auch<br />
von zwei Extremen geprägt. Wir erzielten großartige Ergebnisse, vielleicht<br />
die besten, die <strong>Ford</strong> of Europe je hatte, unsere Erträge waren hervorragend<br />
und unsere Produkte nicht minder. <strong>Unser</strong> Geschäft war sehr solide, an<br />
unserer Strategie gab es nichts zu verändern. Ich möchte, dass all unsere<br />
Beschäftigten weiter darin vertrauen, dass unsere Strategie die richtige ist.<br />
Wir können nichts dafür, dass sich die Weltwirtschaft im freien Fall befindet<br />
und eine schwere Rezession herrscht. Wir müssen uns dem nur anpassen,<br />
denn ignorieren können wir es nicht. Trotzdem werden wir, nachdem wir<br />
diese Phase überstanden haben, stärker sein, denn die Grundlagen für<br />
Erfolg waren von Anfang an gegeben.