ST:A:R_13
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<strong>13</strong>4 <strong>ST</strong>/A/R<br />
Buch XVII - AUTO-<strong>ST</strong>/A/R Nr. <strong>13</strong>/2007<br />
REISEKOLUMNE<br />
DAVID AUS DEM KOFFER<br />
Brief aus Monte Carlo. Maserati Quattroporte mit neuem<br />
Automatikgetriebe<br />
quattroporte<br />
Schon wieder<br />
Motorpanne<br />
Selber in Monte Carlo<br />
Monte Carlo wird von<br />
Aufzügen erschlossen.<br />
Man geht dazu diekt in<br />
den Fels hinein und lässt sich<br />
elevieren. Die gefliesten Zugänge<br />
demonstrieren die Harmlosigkeit eines<br />
Kinderplanschbeckens in pastellenem<br />
Babyblau, Rosa und Hellgrün. Da kann<br />
einem nichts Kriminelleres einfallen<br />
als eine Münze aufzuheben, die<br />
jemand verloren hat. Besser: Lass sie<br />
liegen. Fünf Kameras sehen dich an.<br />
Monte Carlo ist wie ein geschlossener<br />
Club. Man erwartet, dass die Gäste<br />
adäquat gekleidet sind, wie die<br />
Homepage schon auf der ersten<br />
Seite klarstellt. Das Verhältnis von<br />
Polizei zu Bürger ist eins zu zwanzig.<br />
Ergebnis: Es gibt so gut wie kein<br />
Verbrechen (jedenfalls keine von der<br />
hemdsärmeligen Sorte). Es gibt keine<br />
Tags, keine Graffiti.<br />
Das Altmodische hat hier Dauersaison<br />
gebucht. Was in Galerien unter<br />
Moderner Kunst firmiert, muß schon<br />
Parkskulptur Fiat 500<br />
Curd Jürgens, Porfirio Rubirosa und<br />
den Kublai Khan gelangweilt haben:<br />
Die Erfindung der abstrakten Skulptur<br />
nach Henry Moore, die Dekonstruktion<br />
des Körperlichen à la Armand.<br />
Die Stadt ist so teuer, dass man Angst<br />
hat, stehen zu bleiben. Für Autos ist<br />
das ohnehin unerschwinglich. Jeder<br />
Parkplatz ist vermerkt und registriert,<br />
Wildparker werden des Landes<br />
verwiesen. Oft sieht man Luxusautos,<br />
mit einer Staubschicht bedeckt. Sie<br />
repräsentieren die Tatsache, dass<br />
ihr Besitzer bei der Parkplatzsuche<br />
mehr Glück hatte, als er im Casino<br />
erwarten konnte. Der Besitzer des<br />
zebragestreiften Fiat 500 hat offenbar<br />
den Kunstweg gewählt. Vielleicht<br />
hofft er, als moderne Skulptur<br />
durchzukommen. Sonst bleiben<br />
nur die teuren Hotelgaragen. Oder<br />
man kommt mit einem Gerät, so<br />
phantastisch, wild und rar, dass man es<br />
vor dem Eremitage oder dem Hotel de<br />
Paris schrägparken kann. Einfach dem<br />
Portier den Schlüssel zuwerfen!<br />
Doch diese Art von High Life ist für<br />
die Neureichen. Die Monegassen und<br />
Monegassinnen (darf ich nur einmal<br />
Monegeusen schreiben? Danke, war<br />
mir ein blödsinniges Anliegen) sind<br />
teuer aber konservativ gekleidet.<br />
Eine frühe Erinnerung an Monte<br />
Carlo: Wir stehen, eine ausgelassene<br />
Journalistenrunde, auf dem Achterdeck<br />
eines Oldtimerbusses und trinken<br />
während der Fahrt Champagner. Der<br />
Gastgeber schmettert sein Glas in die<br />
Loew’s-Kurve. Es war eine Zeit, wo<br />
man sowas noch ganz in Ordnung<br />
fand. Wahrscheinlich waren die<br />
siebziger Jahre einfach so. Im Lear Jet<br />
wurde wie wild kampfgeraucht, sobald<br />
die Reiseflughöhe erreicht war.<br />
Das Casino. Es gibt ein Hinterzimmer.<br />
Wahrscheinlich liegt dahinter noch<br />
Hintereres, doch was ich hier sah,<br />
genügte: Schmales blondes Mädchen,<br />
schwarze Hose, weiße Bluse, kein<br />
Schmuck, lehnt mit dem Rücken zum<br />
Spieltisch und klappert gelangweilt<br />
mit einem Set von bierdeckelgroßen<br />
Jetons. Jedes ist 50.000 Franc wert.<br />
Der Chefcroupier hat etwas im Gesicht,<br />
was längst über den Begriff Nase<br />
hinausreicht. Dunkelblau und von<br />
Adern zerfurcht. Gern hätte man dem<br />
Druck der schweren Brille die Schuld<br />
gegeben.<br />
Jose Carreras sang zur Präsentation des<br />
Lamborghini Diablo. Lee Iacocca war<br />
auch da, er hatte sein Liebe zu Italien<br />
entdeckt und Chrysler schien auf<br />
ungefährdetem Höhenflug.<br />
Ein Zimmer im Monte Carlo Beach<br />
Hotel kostet heute vierhundert Euro<br />
in der Vorsaison, allerdings muss man<br />
sich über die Brüstung rauslehnen,<br />
um das Meer zu sehen. Aufwändige<br />
Hinweise mit grafischen Darstellungen<br />
warnen davor, sich auf den Balkon<br />
auszusperren. Offenbar ist das schon<br />
öfter passiert. Was für ein Schicksal:<br />
Gefangen vor Zimmer 444.<br />
Ein Österreicher, hört man, hat hier im<br />
Fürstentum sein Glück mit Schuhen<br />
gemacht. Und zwar mit solchen<br />
Patenten, die heimlich sieben bis zehn<br />
Zentimeter größer machen. Man sieht:<br />
Es gibt immer noch sowas wie die<br />
Zündende Geschäftsidee.<br />
Auf der offiziellen Monaco-Homepage<br />
wird man mit offenen Armen<br />
empfangen, man erfährt sofort, was<br />
man für eine Einwanderung benötigt:<br />
Viel Geld. Allerdings muss man<br />
tatsächlich kaum Steuern zahlen. Es<br />
sei denn, und jetzt kommt der Haken,<br />
wenn man etwas produziert – und das<br />
kann dann auch geistiges Eigentum<br />
sein – das ins Ausland verkauft wird.<br />
Dann möchte der Staat die Hälfte<br />
mitkassieren.<br />
Es gibt oberhalb von Monte Carlo ein<br />
Hochplateau mit einem Kirchlein samt<br />
Parkplatz davor. Von dort aus kann<br />
man durch einen Felsspalt auf die Stadt<br />
schauen, wie man das sonst nur vom<br />
Hubschrauber aus erlebt, wenn man in<br />
Nizza gelandet ist und sich den Heli-<br />
Shuttle leistet.<br />
Franz Wurz, Österreichs einstige und<br />
kommende Formel1-Hoffnung, macht<br />
hier gern seine Freeclimber-Übungen.<br />
Viele wohnen, wie auch Karl<br />
Wendlinger, eher bescheiden in einem<br />
Hochhaus über der Stadt. Ein Blick<br />
in eine der zahlreichen Auslagen von<br />
Maklerbüros macht schnell deutlich,<br />
Blick vom Balkonzimmer 444