ST:A:R_13
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Städteplanung / Architektur / Religion Buch V - MARS <strong>ST</strong>/A/R 37<br />
ZAPPEN ZAPPEN<br />
von Gerhard Johann Lischka<br />
Von überall her bestürmen uns Botschaften in Form avancierter technischer Boten, die uns auch als Satelliten rund um den Globus wie eine<br />
VMegamaschine fest im Griff haben. Diese ständig sich ändernde, Aktualität darstellende und uns in eine dünne Atmosphäre tauchende Zone ist die<br />
Erscheinung der Welt als Sample, an dem wir – sowohl Rezipienten als auch Produzenten – partizipieren. Mit unzähligen Programmen locken uns<br />
in immer naturalistischer präsentierten Bildern und Tönen die Apparate, um uns als interaktive Teilnehmer in einem virtuellen Netz einzufangen.<br />
Diese die Globalisierung kreierende Situation ist eine Zapping-Zone, das Begreifen des Scheins als mentales Dasein. Wir werden durch diese neurale<br />
Fülle, die niemand zu bewältigen imstande ist, zwar fast unfähig Entscheidungen zu treffen; aber immerhin ist das Angebot so verführerisch, dass wir<br />
aus Vielem wählen können. Diesen Überfluss müssen wir als Freiheit der Wahl verstehen und als Möglichkeit der Selbstdarstellung: der Differenz auf<br />
einer bunten Palette von Intentionen. Wir zappen, um uns durch „mental building“ nach eigenem Geschmack in Form halten.<br />
Der befreiende Moment des Zappens ist paradoxer Natur. Zum einen wählen wir aus einem geradezu unübersehbaren Meer von Information etwas<br />
unserem Interesse Entsprechendes aus. Ob uns dieses befriedigt, zeigt sich erst nach einer gewissen Zeit. Auf jeden Fall ist dieses Angebot in seinem<br />
Design, seinem Inhalt etc. konventionell, es entspricht dem der Zeit konformen Display, dem Stil unserer Tage.<br />
Dann bedeutet Zappen, dass wir uns bereits in einer anderen Zone befinden: dem Bereich freier Gestaltung und der Suche nach neuen Formen in den<br />
zur Verfügung stehenden Medien. Wir bewegen uns dann in der Kunst und ihrer utopisch angehauchten Atmosphäre.<br />
Hier sind die Formen offen und experimentell in dem Sinne, dass sie zur Disposition stehen. Auch wenn in Kunstwerken<br />
eine ideale Form gefunden wurde, sie muss von den Rezipienten<br />
erkannt werden.<br />
Schliesslich bedeutet Zappen, dass wir primär Rezipienten sind, die durch ihre Präsenz Inhalte produzieren. So werden<br />
wir selber zu Usern und Mediatoren im globalen Netz. Hier verdichtet sich die Zapping-Zone zum Bewusstsein in der<br />
Bewegung. Wir sind Surfer auf den Wogen der Information, rufen das Gewünschte ab und präsentieren unsere Ideen in<br />
Bild, Text und Ton. Ein globaler Marktplatz auf dem jede/r seine „Ware“ anbieten kann.<br />
Von der Küste aus kann man die Surfer – die wir sind – beobachten. Viele Wogen ziehen an ihnen vorbei. Sie schwingen<br />
sich aufs Brett, wenn sie die richtige, ihnen adäquate Welle vor sich haben. Dann lassen sie sich so lange auf ihrem Kamm<br />
tragen, bis sie an Kraft verloren hat. Ist die Welle sehr hoch und bildet einen Tunnel, so verschwinden sie in diesem.<br />
Die Wogen verebben immer, wir hatten uns mit ihnen verbunden. Und bereits schwimmen wir erneut denjenigen Wellen<br />
entgegen, die uns zu tragen versprechen. Für kürzere oder längere Zeit, doch immer bewegt durch die eigene und des Meeres Bewegung.<br />
Vorwort zu G.J.Lischka (Hrsg.) ZappingZone, Bern 2007<br />
ursula blickle<br />
videolounge video des<br />
monats april:<br />
Fotos<br />
Lida Abdul, Painting, 2004, © und/and Courtesy die Künstlerin/the artist<br />
Lida Abdul, Global Porn, 2002, © und/and Courtesy die Künstlerin/the artist<br />
Ellen Cantor, Barbie London: trouble in space, 2001, © und/and Courtesy die<br />
Künstlerin/the artist<br />
Illya Chichkan, song, 2004, © und/and Courtesy der Künstler/the artist<br />
Carola Dertnig, Gemeindebauvideo, 2005, © die Künstlerin/the artist,<br />
Courtesy Galerie Andreas Huber<br />
Anna Jermolaewa, Crash-Test, 2002, © und/and Courtesy die Künstlerin/the<br />
artist<br />
William Kentridge, Memo, 1993, © und/and Courtesy der Künstler/the artist<br />
Muntean/Rosenblum, To Die For, 2002, © und/and Courtesy die Künstler/the<br />
artists<br />
Takeshi Murata, Melter 2, 2003, © der Künstler/the artist<br />
N.I.C.J.O.B., MALE TROUBLE (fear of fear), 2002, © die Künstler/the artists,<br />
Courtesy Kunstbuero<br />
Nina Rike, Trickadell_Picobello, 2006, © und/and Courtesy die Künstlerin/the<br />
artist<br />
FACTBOX <strong>ST</strong>AR:<br />
ursula blickle videoarchiv<br />
Die Kunst des Sehens: Forschen – Lehren – Lernen<br />
NEU seit März 2007: über 1.000 Werke von 450 Künstlern<br />
6 Arbeitsstationen, 5 Touchscreens<br />
Eine Kooperation von<br />
URSULA BLICKLE <strong>ST</strong>IFTUNG, KUN<strong>ST</strong>HALLE wien und Universität<br />
für angewandte Kunst Wien.<br />
_____________________________________________________________<br />
Das ursula blickle videoarchiv befindet sich an den drei Standorten<br />
der Kooperationspartner und ist zu den jeweiligen Öffnungszeiten frei<br />
zugänglich.<br />
Als digitale Handbibliothek bietet das Archiv kompetente Informationen<br />
über neueste Tendenzen in der Videokunst sowie eine Künstlerplattform<br />
mit österreichischer Schwerpunktsetzung. Zielpublikum sind Studenten,<br />
Kunsthistoriker aber auch ein interessiertes Publikum dem Recherche<br />
und Forschungsarbeit mit dem Medium Video ermöglicht werden soll.<br />
Modernste Technologie an bequemen Monitorsichtungsplätzen erlaubt<br />
dem Benutzer einen unmittelbaren Zugriff auf derzeit über 1000<br />
Künstlervideos, die in voller Länge gesichtet werden können.<br />
Das ursula blickle videoarchiv beinhaltet Titel von über 450 nationalen<br />
und internationalen Künstlern wie: Ellen Cantor, Nathalie Djurberg,<br />
Harun Farocki, Susi Jirkuff, William Kentridge, Peter Kogler, Tracey<br />
Moffatt, Muntean/Rosenblum, Marcel Odenbach, Nam June Paik, Erwin<br />
Wurm, Heimo Zobernig.<br />
Online sind die Daten unter www.ursulablicklevideoarchiv.com abrufbar.<br />
_____________________________________________________________<br />
ursula blickle videoarchiv<br />
Kostenfrei zugänglich über Sichtungsstationen an den Örtlichkeiten der<br />
drei Kooperationspartner<br />
Foto: ursula blickle videoarchiv, © Kunsthalle Wien, 2007<br />
Jesper Just<br />
“IT WILL ALL END IN TEARS”<br />
2006<br />
35 mm on DVD, 20:00 min. ed.<br />
7 + 2AP.<br />
Collection of the Louisiana<br />
Museum of Modern Art, Courtesy<br />
Perry Rubenstein Gallery, New<br />
York, and Galleri Christina Wilson,<br />
Copenhagen<br />
Copyright © Jesper Just 2000<br />
- 2006<br />
Gerald Bast (Rektor, Universität für angewandte Kunst Wien), Ursula Blickle<br />
(Förderin), Gerald Matt (Direktor, Kunsthalle Wien) in der ursula blickle<br />
videolounge, Foto: Rüdiger Ettl, © Kunsthalle Wien, 2004<br />
Museumsplatz 1 im MQ,<br />
1070 Wien, Infoline +43-1-52189-33,<br />
www.kunsthallewien.at<br />
Täglich 10 – 19 Uhr, Do 10 – 22 Uhr<br />
Oskar Kokoschka-Platz 2,<br />
A-1010 Wien,<br />
Tel +43-1-711 33-2160,<br />
www.dieangewandte.at<br />
Mo – Do 10 – 18 Uhr, Fr 10 – 16 Uhr<br />
Mühlweg 18,<br />
D-76703 Kraichtal, Tel +49-7251-60919,<br />
www.ursula-blickle-stiftung.de<br />
Während der Ausstellungen: Mi 14 – 17 Uhr, So 14 – 18 Uhr<br />
Ab Herbst 2007<br />
Kontakt und Info:<br />
www.ursulablicklevideoarchiv.com<br />
videoarchiv@kunsthallewien.at<br />
KUN<strong>ST</strong>HALLE wien ursula blickle videolounge<br />
Monatlich wechselndes Programm zeitgenössischer Videokunst –<br />
Eintritt frei!<br />
video des monats April: Jesper Just<br />
video des monats Mai: Zhou Xiaohu (China)<br />
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UrsUla Blickle stiftUng