XtraBlatt Ausgabe 02-2020
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EDITORIAL<br />
LIEBE LESERINNEN UND LESER,<br />
es gibt Momente, da ist man sprachlos – was bei mir nicht<br />
oft vorkommt. Aber im Herbst war es soweit, als eine<br />
ehemalige Landwirtschaftsministerin ihre Meinung zur<br />
Verbindung von Corona-Pandemie und Landwirtschaft<br />
zum Besten gab. Sinngemäß hieß es da: Der Grund für die<br />
Pandemie sei die falsche Art und Weise, wie wir unsere<br />
Nahrungsmittel produzieren, Landwirtschaft betreiben<br />
und mit der Umwelt umgehen. Was mich daran sprachlos<br />
macht, ist nicht nur die Unterstellung, dass „mal wieder“ die<br />
konventionell wirtschaftenden Bauern an allem schuld sein<br />
sollen. Mindestens so unverschämt finde ich, dass die hygienischen<br />
Verhältnisse auf chinesischen Fleischmärkten oder<br />
das zweifelhafte System der Werksverträge in deutschen<br />
Schlachthöfen herhalten müssen, um politische Dogmen<br />
in Sachen Landwirtschaft zu pflegen. Dagegen verwahre ich<br />
mich, denn die Produktion erfolgt hierzulande auf einem<br />
weltweit einzigartigen Qualitäts- und Umweltniveau, egal,<br />
ob „bio“ oder konventionell.<br />
Fleisch und Milchprodukte als Ramschware im Supermarkt<br />
zu nutzen, grenzt in meinen Augen an Sittenwidrigkeit.<br />
Wer hohe Umwelt- und Tierhaltungsstandards will, sollte<br />
konsequent sein. Das gilt für Politik und Verbraucher gleichermaßen.<br />
Mehrwert hat eben seinen Preis.<br />
Bewusst hat die <strong>XtraBlatt</strong>-Redaktion deshalb als Titelthema<br />
die Regionalität gewählt. Nahrungsmittel mit kurzen Wegen<br />
zwischen Produzenten, Verarbeitern und Verbrauchern sind<br />
ein konsequentes Angebot. Aber weder Direktvermarktung<br />
noch regionale Schlachthöfe sind der Königsweg für jeden.<br />
Die passenden Optionen muss jede Unternehmerfamilie für<br />
sich finden. Ich möchte Ihnen Mut machen, diese Wege zu<br />
suchen. Denn ohne eine vielfältige Landwirtschaft mit existenzfähigen<br />
Familienbetrieben wäre unser Land ein armes.<br />
Vielleicht bieten Ihnen die Feiertage dazu ja einige ruhige<br />
Stunden für Gespräche. Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes<br />
Weihnachtsfest und alles Gute für 2<strong>02</strong>1!<br />
Dass jedoch derzeit eine gesellschaftliche und politische<br />
Diskussion darüber stattfindet, wie die Landwirtschaft<br />
der Zukunft aussehen soll, bewerte ich grundsätzlich sehr<br />
positiv. Vor allem, dass darin neben Politik und Landwirtschaft<br />
auch Wissenschaft und der Lebensmittelhandel<br />
eingebunden sind, birgt die Chance, sich endlich gemeinsam<br />
zur hohen Wertigkeit unserer Nahrungsmittel zu bekennen.<br />
Ihr Bernard Krone<br />
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