17.12.2020 Aufrufe

CHECK Berlin #3

CHECK wendet sich an Schwule und Trans*-Männer jeden Alters, jeder Herkunft oder Weltanschauung. • umfassender Serviceteil mit allen wichtigen Adressen von Beratungsstellen, Apotheken und Ärzt*innen

CHECK wendet sich an Schwule und Trans*-Männer jeden Alters, jeder Herkunft oder Weltanschauung. • umfassender Serviceteil mit allen wichtigen Adressen von Beratungsstellen, Apotheken und Ärzt*innen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Gesundheit<br />

MYTHOS IMPFUNG<br />

Impfungen gehören zu den wirksamsten Maßnahmen, um Infektionskrankheiten zu vermeiden.<br />

Man schützt damit nicht nur sich selbst, sondern indirekt auch nicht geimpfte<br />

Menschen, da impfen die weitere Verbreitung einer Infektionskrankheit stoppt oder verringert.<br />

Wir haben für euch die größten Mythen und Missverständnisse zum Thema<br />

Impfschutz zusammengefasst.<br />

Impfungen sind<br />

überflüssig, weil<br />

Krankheiten auch mit<br />

Antibiotika behandelt<br />

werden können<br />

Die Behandlungsmöglichkeiten<br />

sind natürlich besser<br />

als früher. Aber man muss<br />

wissen, dass Antibiotika<br />

lediglich gegen bakterielle<br />

Infektionen helfen. Viren<br />

gegenüber sind Antibiotika<br />

unwirksam. Ein großes Problem<br />

sind auch sogenannte<br />

Antibiotikaresistenzen, die<br />

die Behandlungsmöglichkeiten<br />

von bakteriellen<br />

Erkrankungen immer mehr<br />

gefährden. Die Weltgesundheitsorganisation<br />

hat daher<br />

bereits 2014 angemahnt,<br />

dass Antibiotika weniger<br />

zum Einsatz kommen<br />

müssen, wenn bakterielle<br />

Infektionen durch Impfungen<br />

und verbesserte Hygiene<br />

verhindert werden.<br />

Einige bakterielle Erkrankungen<br />

sind auch äußerst<br />

schwer zu behandeln. So<br />

können unter anderem Tetanusinfektionen,<br />

bakterielle<br />

Hirnhautentzündungen und<br />

Keuchhusten selbst unter<br />

modernen Behandlungsbedingungen<br />

tödlich verlaufen.<br />

Impfungen dienen der<br />

Prophylaxe von Infektionen<br />

und können so Erkrankungen<br />

verhindern, sodass<br />

eine Therapie nicht mehr<br />

notwendig ist. Nicht jede<br />

Impfung schützt zu 100 Prozent<br />

vor einer Infektion, kann<br />

aber zumindest den Verlauf<br />

abschwächen.<br />

Man kann trotz<br />

Impfung erkranken<br />

Keine einzige Impfung kann<br />

ausnahmslos alle Geimpften<br />

schützen, ebenso wie kein<br />

Medikament bei sämtlichen<br />

Patienten wirkt. Jedoch können<br />

Impfungen die Erkrankungswahrscheinlichkeit<br />

deutlich senken.<br />

Bei der Grippeimpfung etwa<br />

schützt sie je nach Alter und<br />

Gesundheitszustand etwa<br />

40% bis 75% Prozent der Geimpften<br />

vor Grippe, wobei die<br />

Impfung bei alten Menschen<br />

in der Regel am schlechtesten<br />

anschlägt.<br />

Darüber hinaus gibt es Impfungen,<br />

die lediglich besonders<br />

schwere Erkrankungsverläufe<br />

verhindern. Dies ist<br />

etwa bei der sogenannten<br />

BCG-Impfung gegen Tuberkulose<br />

der Fall. Die Impfung<br />

schützte nur wenig vor einer<br />

Tuberkulose-Infektion an<br />

sich, konnte aber den Verlauf<br />

einer bestehenden Infektion<br />

abmildern.<br />

Impfungen<br />

schützen<br />

nicht<br />

langfristig<br />

und<br />

müssen<br />

ständig<br />

wiederholt<br />

werden<br />

Ob eine Impfung wiederholt<br />

werden muss oder<br />

nicht, ist von Impfstoff zu<br />

Impfstoff unterschiedlich.<br />

Bei Tetanus, Diphtherie, Polio<br />

oder Keuchhusten bietet<br />

eine Impfung gegen diese<br />

Krankheiten fünf bis zehn<br />

Jahre Schutz – danach sollte<br />

sie wiederholt werden. Einen<br />

wesentlich kürzeren Schutz<br />

bietet eine Grippeimpfung:<br />

Da sich der Grippeerreger<br />

enorm schnell verändert,<br />

müssen gefährdete<br />

Personen<br />

den Immunschutz<br />

jedes<br />

Jahr mit<br />

einem<br />

neu zusam-<br />

menge-<br />

setzten<br />

Impfstoff<br />

auffrischen<br />

lassen. Das<br />

bedeutet aber<br />

nicht, dass dieser<br />

Impfschutz weniger<br />

effektiv ist. Eine jährliche<br />

Grippeschutzimpfung<br />

kann bei chronisch Kranken<br />

oder alten Menschen das<br />

Risiko für lebensbedrohliche<br />

Erkrankungsverläufe<br />

verringern.<br />

Es gibt Ärzt*innen, die<br />

vom Impfen abraten<br />

Nur wenige Ärzt*innen sind<br />

gänzlich gegen das Impfen.<br />

Allerdings finden sich manche,<br />

die eine kritische Haltung<br />

gegenüber einzelnen<br />

Impfungen einnehmen. Das<br />

heißt aber nicht, dass<br />

es dafür unbedingt<br />

wissenschaftliche<br />

Gründe<br />

gäbe. Auch<br />

persönliche<br />

Erfahrungen,<br />

religiöse oder<br />

philosophische<br />

Überzeugungen<br />

spielen hierbei eine<br />

wichtige Rolle.<br />

Der Deutsche Zentralverein<br />

homöopathischer<br />

Ärzte (DZVhÄ) hob in einer<br />

Stellungnahme aus dem<br />

Jahr 2002 hervor, dass eine<br />

Diskussion über den Nutzen<br />

und Nachteil von Impfungen<br />

völlig legitim sei und die<br />

Entscheidung dafür oder dagegen<br />

individuell getroffen<br />

werden müsse. Gleichzeitig<br />

aber bekräftigte der DZVhÄ<br />

die Bedeutung der Ständigen<br />

Impfkommission am Robert<br />

Koch-Institut. Deren Empfehlungen<br />

seien „sorgfältig<br />

erwogen und berücksichtigen<br />

den aktuellen Stand des<br />

Wissens mit der Absicht, das<br />

Auftreten vieler Infektionskrankheiten<br />

grundsätzlich<br />

zu verhindern.“<br />

Mit Impfungen will die<br />

Pharmaindustrie nur<br />

Geschäfte machen<br />

Privatwirtschaftliche Unternehmen<br />

in allen Branchen<br />

haben ein legitimes Interesse,<br />

mit ihren Produkten Geld<br />

zu verdienen. Die Pharmaindustrie<br />

macht hier keine<br />

Ausnahme. Es gibt aber<br />

einen großen finanziellen<br />

Unterschied zwischen dem<br />

Geschäft mit Arzneimitteln<br />

und dem mit Impfstoffen.<br />

Von den knapp 194 Mrd.<br />

Euro, die die Gesetzliche<br />

Krankenversicherung (GKV)<br />

im Jahr 2014 ausgegeben<br />

hat, entfielen 33 Mrd. Euro<br />

(17%) auf Arzneimittel und<br />

lediglich etwas mehr als 1<br />

Mrd. Euro (0,65%) auf Impfstoffe.<br />

Ein Grund dafür ist,<br />

dass Medikamente etwa von<br />

chronisch Kranken ein Leben<br />

lang eingenommen werden<br />

müssen, während Impfstoffe<br />

in der Regel nur wenige Male<br />

verabreicht werden.<br />

Aus Sicht der Pharmaindustrie<br />

ist das Geschäft mit<br />

Impfstoffen auch deshalb<br />

weniger attraktiv, weil die<br />

Herstellung von Impfstoffen<br />

weitaus komplexer und<br />

teurer ist als die von Arzneimitteln.<br />

So gibt es weltweit<br />

immer weniger Impfstoffhersteller,<br />

wozu auch<br />

wirtschaftliche Erwägungen<br />

beigetragen haben dürften.<br />

(ts,gg,cl)<br />

Quellen: RKI, BZgA<br />

Die wichtigsten<br />

Impfungen für<br />

Erwachsene in<br />

Deutschland sind:<br />

• Diphterie<br />

• FSME<br />

(Frühsommer-Meningoenzephalitis)<br />

• Grippe (Influenza)<br />

• Gürtelrose<br />

(Herpes zoster)<br />

• Masern<br />

• Keuchhusten<br />

(Pertussis)<br />

• Pneumokokken<br />

• Polio<br />

(Kinderlähmung)<br />

• Röteln<br />

• Tetanus<br />

(Wundstarrkrampf)<br />

• Mumps<br />

28 <strong>CHECK</strong> | AUSGABE 3 <strong>CHECK</strong> | AUSGABE 3 29

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!