CHECK Berlin #3
CHECK wendet sich an Schwule und Trans*-Männer jeden Alters, jeder Herkunft oder Weltanschauung. • umfassender Serviceteil mit allen wichtigen Adressen von Beratungsstellen, Apotheken und Ärzt*innen
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Gesundheit<br />
MYTHOS IMPFUNG<br />
Impfungen gehören zu den wirksamsten Maßnahmen, um Infektionskrankheiten zu vermeiden.<br />
Man schützt damit nicht nur sich selbst, sondern indirekt auch nicht geimpfte<br />
Menschen, da impfen die weitere Verbreitung einer Infektionskrankheit stoppt oder verringert.<br />
Wir haben für euch die größten Mythen und Missverständnisse zum Thema<br />
Impfschutz zusammengefasst.<br />
Impfungen sind<br />
überflüssig, weil<br />
Krankheiten auch mit<br />
Antibiotika behandelt<br />
werden können<br />
Die Behandlungsmöglichkeiten<br />
sind natürlich besser<br />
als früher. Aber man muss<br />
wissen, dass Antibiotika<br />
lediglich gegen bakterielle<br />
Infektionen helfen. Viren<br />
gegenüber sind Antibiotika<br />
unwirksam. Ein großes Problem<br />
sind auch sogenannte<br />
Antibiotikaresistenzen, die<br />
die Behandlungsmöglichkeiten<br />
von bakteriellen<br />
Erkrankungen immer mehr<br />
gefährden. Die Weltgesundheitsorganisation<br />
hat daher<br />
bereits 2014 angemahnt,<br />
dass Antibiotika weniger<br />
zum Einsatz kommen<br />
müssen, wenn bakterielle<br />
Infektionen durch Impfungen<br />
und verbesserte Hygiene<br />
verhindert werden.<br />
Einige bakterielle Erkrankungen<br />
sind auch äußerst<br />
schwer zu behandeln. So<br />
können unter anderem Tetanusinfektionen,<br />
bakterielle<br />
Hirnhautentzündungen und<br />
Keuchhusten selbst unter<br />
modernen Behandlungsbedingungen<br />
tödlich verlaufen.<br />
Impfungen dienen der<br />
Prophylaxe von Infektionen<br />
und können so Erkrankungen<br />
verhindern, sodass<br />
eine Therapie nicht mehr<br />
notwendig ist. Nicht jede<br />
Impfung schützt zu 100 Prozent<br />
vor einer Infektion, kann<br />
aber zumindest den Verlauf<br />
abschwächen.<br />
Man kann trotz<br />
Impfung erkranken<br />
Keine einzige Impfung kann<br />
ausnahmslos alle Geimpften<br />
schützen, ebenso wie kein<br />
Medikament bei sämtlichen<br />
Patienten wirkt. Jedoch können<br />
Impfungen die Erkrankungswahrscheinlichkeit<br />
deutlich senken.<br />
Bei der Grippeimpfung etwa<br />
schützt sie je nach Alter und<br />
Gesundheitszustand etwa<br />
40% bis 75% Prozent der Geimpften<br />
vor Grippe, wobei die<br />
Impfung bei alten Menschen<br />
in der Regel am schlechtesten<br />
anschlägt.<br />
Darüber hinaus gibt es Impfungen,<br />
die lediglich besonders<br />
schwere Erkrankungsverläufe<br />
verhindern. Dies ist<br />
etwa bei der sogenannten<br />
BCG-Impfung gegen Tuberkulose<br />
der Fall. Die Impfung<br />
schützte nur wenig vor einer<br />
Tuberkulose-Infektion an<br />
sich, konnte aber den Verlauf<br />
einer bestehenden Infektion<br />
abmildern.<br />
Impfungen<br />
schützen<br />
nicht<br />
langfristig<br />
und<br />
müssen<br />
ständig<br />
wiederholt<br />
werden<br />
Ob eine Impfung wiederholt<br />
werden muss oder<br />
nicht, ist von Impfstoff zu<br />
Impfstoff unterschiedlich.<br />
Bei Tetanus, Diphtherie, Polio<br />
oder Keuchhusten bietet<br />
eine Impfung gegen diese<br />
Krankheiten fünf bis zehn<br />
Jahre Schutz – danach sollte<br />
sie wiederholt werden. Einen<br />
wesentlich kürzeren Schutz<br />
bietet eine Grippeimpfung:<br />
Da sich der Grippeerreger<br />
enorm schnell verändert,<br />
müssen gefährdete<br />
Personen<br />
den Immunschutz<br />
jedes<br />
Jahr mit<br />
einem<br />
neu zusam-<br />
menge-<br />
setzten<br />
Impfstoff<br />
auffrischen<br />
lassen. Das<br />
bedeutet aber<br />
nicht, dass dieser<br />
Impfschutz weniger<br />
effektiv ist. Eine jährliche<br />
Grippeschutzimpfung<br />
kann bei chronisch Kranken<br />
oder alten Menschen das<br />
Risiko für lebensbedrohliche<br />
Erkrankungsverläufe<br />
verringern.<br />
Es gibt Ärzt*innen, die<br />
vom Impfen abraten<br />
Nur wenige Ärzt*innen sind<br />
gänzlich gegen das Impfen.<br />
Allerdings finden sich manche,<br />
die eine kritische Haltung<br />
gegenüber einzelnen<br />
Impfungen einnehmen. Das<br />
heißt aber nicht, dass<br />
es dafür unbedingt<br />
wissenschaftliche<br />
Gründe<br />
gäbe. Auch<br />
persönliche<br />
Erfahrungen,<br />
religiöse oder<br />
philosophische<br />
Überzeugungen<br />
spielen hierbei eine<br />
wichtige Rolle.<br />
Der Deutsche Zentralverein<br />
homöopathischer<br />
Ärzte (DZVhÄ) hob in einer<br />
Stellungnahme aus dem<br />
Jahr 2002 hervor, dass eine<br />
Diskussion über den Nutzen<br />
und Nachteil von Impfungen<br />
völlig legitim sei und die<br />
Entscheidung dafür oder dagegen<br />
individuell getroffen<br />
werden müsse. Gleichzeitig<br />
aber bekräftigte der DZVhÄ<br />
die Bedeutung der Ständigen<br />
Impfkommission am Robert<br />
Koch-Institut. Deren Empfehlungen<br />
seien „sorgfältig<br />
erwogen und berücksichtigen<br />
den aktuellen Stand des<br />
Wissens mit der Absicht, das<br />
Auftreten vieler Infektionskrankheiten<br />
grundsätzlich<br />
zu verhindern.“<br />
Mit Impfungen will die<br />
Pharmaindustrie nur<br />
Geschäfte machen<br />
Privatwirtschaftliche Unternehmen<br />
in allen Branchen<br />
haben ein legitimes Interesse,<br />
mit ihren Produkten Geld<br />
zu verdienen. Die Pharmaindustrie<br />
macht hier keine<br />
Ausnahme. Es gibt aber<br />
einen großen finanziellen<br />
Unterschied zwischen dem<br />
Geschäft mit Arzneimitteln<br />
und dem mit Impfstoffen.<br />
Von den knapp 194 Mrd.<br />
Euro, die die Gesetzliche<br />
Krankenversicherung (GKV)<br />
im Jahr 2014 ausgegeben<br />
hat, entfielen 33 Mrd. Euro<br />
(17%) auf Arzneimittel und<br />
lediglich etwas mehr als 1<br />
Mrd. Euro (0,65%) auf Impfstoffe.<br />
Ein Grund dafür ist,<br />
dass Medikamente etwa von<br />
chronisch Kranken ein Leben<br />
lang eingenommen werden<br />
müssen, während Impfstoffe<br />
in der Regel nur wenige Male<br />
verabreicht werden.<br />
Aus Sicht der Pharmaindustrie<br />
ist das Geschäft mit<br />
Impfstoffen auch deshalb<br />
weniger attraktiv, weil die<br />
Herstellung von Impfstoffen<br />
weitaus komplexer und<br />
teurer ist als die von Arzneimitteln.<br />
So gibt es weltweit<br />
immer weniger Impfstoffhersteller,<br />
wozu auch<br />
wirtschaftliche Erwägungen<br />
beigetragen haben dürften.<br />
(ts,gg,cl)<br />
Quellen: RKI, BZgA<br />
Die wichtigsten<br />
Impfungen für<br />
Erwachsene in<br />
Deutschland sind:<br />
• Diphterie<br />
• FSME<br />
(Frühsommer-Meningoenzephalitis)<br />
• Grippe (Influenza)<br />
• Gürtelrose<br />
(Herpes zoster)<br />
• Masern<br />
• Keuchhusten<br />
(Pertussis)<br />
• Pneumokokken<br />
• Polio<br />
(Kinderlähmung)<br />
• Röteln<br />
• Tetanus<br />
(Wundstarrkrampf)<br />
• Mumps<br />
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