CHECK Berlin #3
CHECK wendet sich an Schwule und Trans*-Männer jeden Alters, jeder Herkunft oder Weltanschauung. • umfassender Serviceteil mit allen wichtigen Adressen von Beratungsstellen, Apotheken und Ärzt*innen
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Fitness<br />
JOGGEN IM<br />
WINTER?<br />
Rennen in der Kälte ist<br />
ungesund! Mit dieser Aussage<br />
liegen viele Menschen<br />
einfach falsch. Joggen im<br />
Winter ist keinesfalls schädlich<br />
und stärkt sogar die<br />
Abwehrkräfte.<br />
Ausdauersport ist bei maßvollem<br />
Training in einem<br />
angemessenen Tempo gut<br />
für das Immunsystem. Dazu<br />
gehört auch das Joggen<br />
unter freiem Himmel. Man<br />
kann sich so sogar gegen<br />
Husten, Schnupfen und Co.<br />
wappnen. Routinierte Läufer<br />
wissen, dass man im Prinzip<br />
das ganze Jahr über joggen<br />
kann. Es mag bei Kälte, Eis<br />
und Schnee schwerer fallen,<br />
seine Laufschuhe zu schnüren<br />
und das Haus zu verlassen.<br />
Viele Läufer möchten<br />
aber auch im Winter nicht<br />
auf das Wohlgefühl und ihr<br />
Training verzichten. Hier ein<br />
paar Tipps, um auch in der<br />
kalten Jahreszeit sicher zu<br />
trainieren.<br />
Eisglätte<br />
Auf frisch gefallenen Schnee<br />
zu laufen beschert ein unvergleichliches<br />
Laufgefühl:<br />
Trockener Schnee gibt guten<br />
Halt, sorgt für einen festen<br />
Tritt und bringt zusätzliche<br />
Dämpfung. Da aber unter<br />
dem Schnee eine Eisschicht<br />
verborgen sein kann, muss<br />
man aufpassen. Am besten,<br />
indem man die Schrittlänge<br />
verkürzt, die Frequenz<br />
erhöht, mit dem ganzem<br />
Fuß aufsetzt und mit den<br />
Armen balanciert. Wichtig<br />
ist, immer zu spüren, ob man<br />
eventuell schlittert, um so<br />
gefährliche Unfälle zu vermeiden.<br />
Warm einpacken<br />
Wichtiger denn je sind im<br />
Winter die richtige Kleidung<br />
und Laufschuhe. Für das<br />
Joggen auf Schnee eignen<br />
sich am besten Trailschuhe.<br />
Die sind robuster, haben eine<br />
wasserabweisende Oberfläche<br />
und verleihen dem<br />
Fuß eine bessere Stabilität.<br />
Bei Vereisung empfiehlt<br />
es sich, Spikes zu tragen.<br />
Fußballer etwa benutzen<br />
Spikes für besseren Halt<br />
auf dem Rasen. Zusätzlich<br />
wärmen lange Socken die<br />
Waden und die Achillessehnen.<br />
Die Laufkleidung sollte<br />
aus einem Funktionshemd,<br />
einem langärmeligen Shirt<br />
und einer eng anliegenden<br />
Hose, sogenannten Tights<br />
bestehen. Der Schweiß kann<br />
nach außen abgegeben<br />
werden und die Haut bleibt<br />
trocken. Da ein Großteil der<br />
Körperwärme über den Kopf<br />
abgegeben wird, sollte man<br />
eine Mütze und ein Stirnband<br />
tragen. Smart-Watches und<br />
Fitness-Tracker sind hilfreiche<br />
Gimmicks, die Spaß<br />
machen und zusätzlich die<br />
Motivation heben.<br />
Sichere Strecken<br />
wählen<br />
Wer dieselbe Route in Winter<br />
in der gleichen Geschwindigkeit<br />
wie im Sommer läuft,<br />
setzt sich einem erhöhten<br />
Verletzungsrisiko aus. Es<br />
lohnt sich, eine Strecke zu<br />
suchen, auf der die Bedingungen<br />
auch im Winter<br />
stimmen. Diese sollte<br />
Schutz vor Wind bieten, ein<br />
Laufen auch bei Dunkelheit<br />
etwa durch Straßenlaternen<br />
ermöglichen und im Idealfall<br />
sollten die Wege regelmäßig<br />
bestreut werden. Dennoch<br />
gilt auch hier: Aufpassen!<br />
Wege können auch durch<br />
feuchtes Laub glatt sein. Ein<br />
unglückliches Ausrutschen<br />
kann langfristige Folgen<br />
haben. Und wie bei jedem<br />
guten Training darf man natürlich<br />
das Aufwärmen nicht<br />
vergessen.<br />
Wenn man all dies beachtet,<br />
sollte dem winterlichen<br />
Joggen nichts mehr im Wege<br />
stehen. Mit etwas Glück hat<br />
man sogar den ganzen Park<br />
für sich allein. (ek)<br />
NACHGEFRAGT!<br />
Wir wollen es genau<br />
wissen und fragen Dr. med.<br />
Luca Stein, Facharzt für<br />
Allgemeinmedizin und<br />
Infektiologie im Ärzteforum<br />
Seestraße.<br />
Brauche ich als Sportmuffel<br />
vor dem ersten Laufen<br />
einen ärztlichen Check-Up?<br />
Ein junger sich gesund<br />
fühlender Mensch braucht<br />
keinen ärztlichen Check<br />
Up vor dem ersten Laufen.<br />
Laufen ist ein natürlicher<br />
Bewegungsablauf<br />
und somit kann jeder<br />
gesunde Mensch einfach<br />
loslaufen. Wichtig ist bei<br />
Untrainierten aber, dass<br />
sie langsam und mit<br />
kurzer Dauer beginnen<br />
und diese nach und nach<br />
steigern, um einer Überlastung<br />
von Muskeln,<br />
Sehnen, Bändern, Gelenkkapseln,<br />
Gelenken<br />
und auch dem Herzkreislaufsystem<br />
vorzubeugen.<br />
Ab dem Alter von 35<br />
Jahren sollte allerdings ein<br />
hausärztlicher Check Up<br />
durchgeführt werden. Dabei<br />
sollten Gelenkbeschwerden,<br />
wie Knie-, Hüft- und<br />
Fußgelenkbeschwerden<br />
sowie Lungen und Herzerkrankungen<br />
abgefragt<br />
werden. Ein Abhorchen der<br />
Lunge und des Herzens und<br />
die Messung des Blutdrucks<br />
gehören auch dazu.<br />
Ebenso der Ausschluss<br />
einer unerkannten Diabetes.<br />
Diese Untersuchung<br />
wird<br />
aber auch ohne<br />
Sport alle drei Jahre ab dem<br />
35. Lebensjahr generell<br />
empfohlen.<br />
Wer ambitionierter ist,<br />
kann auch eine umfangreichere<br />
Leistungsdiagnostik<br />
etwa mit einer spiro-ergometrischen<br />
Untersuchung,<br />
Laktatmessung u.ä. in<br />
einem sportmedizinischen<br />
Zentrum durchführen<br />
lassen. Dies ist jedoch eine<br />
Selbstzahler*innen- und<br />
keine Kassenleistung.<br />
Dr. med. Luca Stein<br />
Warum kann man dank regelmäßigem<br />
Laufen nachts<br />
besser schlafen? Untersuchungen<br />
haben gezeigt,<br />
dass regelmäßiger Ausdauersport<br />
zu einem geringeren<br />
Stresslevel führt. Dies<br />
ist auch messbar, etwa über<br />
das Stresshormon Cortisol.<br />
Es ist bei Daueranspannung<br />
erhöht und lässt sich durch<br />
regelmäßigen Ausdauersport<br />
senken. So kommt es<br />
oft nach ein paar Wochen<br />
regelmäßigen Laufens zu<br />
einer Verbesserung des<br />
Nachtschlafes. Wichtig ist<br />
jedoch, möglichst nicht in<br />
den letzten zwei Stunden<br />
vor dem Schlafengehen zu<br />
joggen, da dies kurzfristig<br />
zu einer erhöhten Ausschüttung<br />
von aktivierendem<br />
Adrenalin, Cortisol und<br />
anderen Hormonen führt.<br />
Wie beeinflusst das Joggen<br />
unseren Geist? Man hört<br />
ständig von Endorphin,<br />
Serotonin und Dopamin …<br />
Große Beobachtungsstudien<br />
und Metaanalysen<br />
lassen erkennen, dass<br />
Joggen einen antidepressiven<br />
Effekt hat. Was die<br />
genauen Mechanismen<br />
sind, ist allerdings meines<br />
Wissens nach bis heute<br />
nicht genau geklärt. Die Endorphine<br />
werden hier zwar<br />
oft genannt, aber es gibt<br />
wohl keine konkrete Untersuchung<br />
oder Messergebnisse<br />
dazu. Die oben bereits<br />
erwähnte langfristige<br />
Absenkung des Stresshormons<br />
Cortisol könnte einen<br />
Beitrag leisten. Auch wird<br />
ein langfristiger Anstieg des<br />
Serotonins, was ebenfalls<br />
antidepressive Wirkung<br />
hat, bei regelmäßigem<br />
Joggen beschrieben. Das<br />
Level an Dopamin, bekannt<br />
als „Belohnungshormon“,<br />
wiederum steigt recht kurzfristig<br />
nach bereits zwanzig<br />
Minuten lockeren Laufens.<br />
Interview: Ernesto Klews<br />
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