architektur Fachmagazin Ausgabe 8 2020
architektur Fachmagazin Ausgabe 820 Die neue Stadt
architektur Fachmagazin Ausgabe 820
Die neue Stadt
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FACHMAGAZIN<br />
WISSEN, BILDUNG, INFORMATION FÜR DIE BAUWIRTSCHAFT<br />
Erscheinungsort Perchtoldsdorf, Verlagspostamt 2380 Perchtoldsdorf. P.b.b. 02Z033056; ISSN: 1606-4550<br />
08<br />
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
Dezember <strong>2020</strong><br />
Die neue<br />
Stadt<br />
© BoysPlayNice
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
3<br />
Editorial<br />
Die neue Stadt<br />
<strong>2020</strong>, mit dieser Jahreszahl werden wir in Zukunft zweifelsfrei viele unangenehme<br />
Erinnerungen verbinden. Noch hält die Pandemie und die Maßnahmen dagegen die<br />
Welt in distanzierender Geiselhaft. Aber die Hoffnung ist groß, dass dies nicht den<br />
Anfang einer neuen, längerfristigen Normalität bedeutet.<br />
Covid19 hat uns sprichwörtlich am linken<br />
Fuß überrascht und es scheint höchst an<br />
der Zeit, aus den letzten Monaten zu lernen.<br />
Globalisierung funktioniert auch bei der<br />
Verbreitung von Pandemien recht gut und<br />
auf die Eigenverantwortung einer breiten<br />
Masse zu setzen, hat sich als recht untaugliche<br />
Strategie zur Eindämmung erwiesen.<br />
Das Virus hat ungeschminkt die Schwächen<br />
aufgezeigt, wenn unvorbereitet situationsbezogen<br />
Momententscheidungen gefällt<br />
werden müssen.<br />
Diese Erkenntnisse können auch für andere<br />
Bereiche nützlich sein, wo absehbare<br />
Herausforderungen die zeitgerechte Ent-<br />
wicklung von Strategien und deren klare<br />
Umsetzung erfordern. Das Leitthema dieser<br />
<strong>Ausgabe</strong> von <strong>architektur</strong>, „Die neue Stadt“,<br />
widmet sich einer dieser sich abzeichnenden<br />
Aufgaben. Denn demografischen Prognosen<br />
zufolge, werden um 2050 bereits<br />
rund 80% der dann 9,7 Milliarden Menschen<br />
zählenden Erdbevölkerung in urbanen Ballungsräumen,<br />
in sogenannten Megacitys<br />
leben. Und diese sind in vielerlei Maßstäben<br />
ganzheitlich zu planen und zu entwickeln,<br />
damit sie funktionieren. Die vielfältigen<br />
Aufgaben, die der Architektur in diesem<br />
Zusammenhang zufallen, zeigen die Projektbeispiele<br />
auf den folgenden Seiten.<br />
Und auch die Rubrik EDV befasst sich mit<br />
dieser Thematik und zeigt, dass CAD-Programme<br />
durch die enthaltenen Visualisierungs-<br />
und Präsentationsfunktionen auch<br />
städtebauliche Planungen anschaulicher<br />
vermitteln können.<br />
Was sich mit Licht in einer fein abgestimmten<br />
Choreografie bewirken lässt, ob die<br />
Überbauung von Nachbargrundstücken erlaubt<br />
ist sowie eine Vielzahl an Produktinformationen<br />
runden den Inhalt dieser <strong>Ausgabe</strong><br />
von <strong>architektur</strong> ab.<br />
Ein frohes Weihnachtsfest<br />
und Prosit 2021 wünscht<br />
Walter Laser<br />
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<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
4<br />
Inhalt<br />
Editorial 03<br />
Architekturszene 06<br />
Die neue Dimension der smarten Stadt<br />
Magazin 10<br />
Bau & Recht 26<br />
Eine neue Stadt 28<br />
Superfarm<br />
Prager Bullaugen 32<br />
Revitalisierung der Kaimauer / Prag /<br />
petrjanda/brainwork<br />
Die Stadt in der 38<br />
es niemals regnet<br />
Gare Maritime / Brüssel /<br />
Neutelings Riedijk Architecten<br />
Insel der Kreativen 44<br />
Concordia Design Wrocław /<br />
Breslau, Polen / MVRDV<br />
Urbanes Arbeiten im Grünen 50<br />
HolLA Second Home Hollywood /<br />
Los Angeles / Selgascano<br />
Es brodelt und gärt 56<br />
Theodorahus / Kopenhagen, Dänemark /<br />
ADEPT<br />
Das Haus auf dem Haus 62<br />
Lindenhausstraße / Luzern, Schweiz /<br />
Scheitlin Syfrig Architekten<br />
RETAIL<strong>architektur</strong> 66<br />
Licht 74<br />
Produkt News 76<br />
edv 94<br />
Städtebau-CAD: Die digitale Stadt<br />
32 38<br />
44 50<br />
56 62<br />
MEDIENINHABER UND HERAUSGEBER Laser Verlag GmbH; Hochstraße 103, A-2380 Perchtoldsdorf, Österreich<br />
CHEFREDAKTION Ing. Walter Laser (walter.laser@laserverlag.at)<br />
REDAKTION mag. arch. Peter Reischer, Alexandra Ullmann, DI Linda Pezzei, Edina Obermoser, Dolores Stuttner, DI Marian Behaneck, Ing. Mag. Julia Haumer-Mörzinger, Mag. Matthias Nödl<br />
GESCHÄFTSLEITUNG Silvia Laser (silvia.laser@laserverlag.at) n LTG. PRODUKTREDAKTION Nicolas Paga (nicolas.paga@laserverlag.at) Tel.: +43-1-869 5829-14<br />
GRAFISCHE GESTALTUNG & WEB Andreas Laser n LEKTORAT Helena Prinz n DRUCK Bauer Medien & Handels GmbH<br />
ABONNEMENTS Abonnement (jeweils 8 <strong>Ausgabe</strong>n/Jahr): € 89,- / Ausland: € 109,-, bei Vorauszahlung direkt ab Verlag n Studentenabonnement (geg. Vorlage einer gültigen Inskriptionsbestätigung):<br />
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EINZELHEFTPREIS € 14,- / Ausland € 18,-<br />
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Mit ++ gekennzeichnete Beiträge und Fotos sind entgeltliche Einschaltungen. Die Redaktion haftet nicht für unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos. Berichte, die nicht von einem Mitglied<br />
der Redaktion gekennzeichnet sind, geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Das Magazin und alle in ihm enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt.<br />
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<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
6<br />
Architekturszene<br />
© Martin Mahy<br />
Die neue Dimension<br />
der smarten Stadt<br />
Schnell wachsende Bevölkerungszahlen bei einem begrenzten Wohnraumangebot,<br />
stellen die Stadt Graz vor eine große Herausforderung. Denn die Bauplanung muss<br />
heute nicht nur Lebensraum zur Verfügung stellen, sondern auch nachhaltig sein<br />
und unter Berücksichtigung des Klimaschutzes erfolgen. Die „My Smart City Graz“<br />
– das neueste Großprojekt der Landeshauptstadt – soll bis 2050 Wohnraum für<br />
3.000 Menschen, Arbeitsplätze und Erholungsflächen schaffen.<br />
Text: Dolores Stuttner<br />
Durch seine zentrale Lage wirkt das smarte<br />
Quartier gleichzeitig der Zersiedelung<br />
in der Großstadt entgegen. Die Errichtung<br />
des innovativen Projekts erfolgt nämlich<br />
auf dem ehemaligen Industriegelände an<br />
der Waagner-Biro-Straße. Es handelt sich<br />
hierbei um eine ungenutzte Fläche, die<br />
trotzdem bestens an den Öffentlichen Verkehr<br />
angebunden ist. Für die Entwicklung<br />
eines innovativen, lebenswerten Stadtteils<br />
sind also ideale Bedingungen gegeben.<br />
Erste Projekte wurden auch schon erfolgreich<br />
realisiert – andere stehen gerade in<br />
den Startlöchern.<br />
Lebensqualität dank<br />
intelligenter Planung<br />
Eine Smart City ist energieeffizient und<br />
ressourcenschonend; daneben bietet sie<br />
ihren Bewohnern maximale Lebensqualität.<br />
Die Anwendung neuer Energietechnologien<br />
ist ebenfalls eine wichtige Eigenschaft<br />
der intelligenten Stadt. Denn erst dadurch<br />
wird sie zu einem Vorzeigeprojekt für innovative<br />
Planungs- und Wohnmodelle der<br />
Zukunft. Herzstück vieler Smart Citys ist<br />
zumeist ein zentral angelegter Park, der<br />
als Aufenthalts- und Freizeitfläche dient.<br />
Durch Grünräume mit Aufenthaltscharakter<br />
und ausreichende Möglichkeiten zur<br />
Freizeitgestaltung wollen Planer nämlich<br />
verhindern, dass sich die modernen Stadtteile<br />
zu Schlafstädten entwickeln.<br />
All diese Ansprüche will die „My Smart City<br />
Graz“ erfüllen. An der Fläche soll es nicht<br />
scheitern – immerhin bietet das Areal von<br />
127.000 m² ausreichend Raum zum Realisieren<br />
eines Quartiers mitsamt Wohn-, Arbeits-<br />
und Freiflächen. Der Stadtteil ist zudem<br />
nur zwei Kilometer von der Innenstadt<br />
entfernt, wobei sich sowohl der Hauptbahnhof<br />
als auch das Unfallkrankenhaus in<br />
unmittelbarer Nähe befinden. Das Konzept<br />
fügt sich dabei nahtlos in die umliegende,<br />
heterogene Bebauung ein und stellt damit<br />
eine städtebauliche Bereicherung für die<br />
angrenzenden Bezirksteile dar.
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7<br />
Architekturszene<br />
Einen Schwerpunkt legt die Landeshauptstadt<br />
bei ihrem neuen Projekt auf Energieautarkie<br />
– also ein Quartier, das dazu<br />
imstande ist, sich und die Bewohner weitgehend<br />
selbst zu versorgen. Planer und<br />
Forschungsteams ergreifen dabei die Gelegenheit,<br />
moderne Energietechnologien<br />
zu erproben und deren Wirkungsweise zu<br />
demonstrieren. Die Realisierung der sogenannten<br />
„Zero Emissions“-Stadt ist bei der<br />
„My Smart City Graz“ das angestrebte Ziel<br />
der Experten. Unter anderem sollen neue<br />
Solarmodule sowie Komponenten zur urbanen<br />
Solarstromerzeugung und solare<br />
Kühlungen die Gebäude im Stadtteil zieren.<br />
Demonstrationsbauten wie der Science Tower<br />
und Wohnquartiere, die mithilfe eines<br />
lokalen Energienetzes versorgt werden,<br />
unterstreichen zusätzlich den innovativen,<br />
umweltverträglichen Charakter des städtebaulichen<br />
Projekts. Doch nicht nur in Bezug<br />
auf Nachhaltigkeit überzeugt die „My<br />
Smart City Graz“. Vielversprechende Architekturkonzepte,<br />
die sich an den Bedürfnissen<br />
der Bewohner orientieren, lassen auf<br />
einen gut durchdachten, stimmigen Städtebau<br />
schließen.<br />
Fließende Landschaften trotz<br />
hoher Bebauungsdichte<br />
Das Areal der „My Smart City Graz“ gliedert<br />
sich in zwei große Bereiche – und zwar Mitte-Nord<br />
und Süd. Während sich die Architektur<br />
für den südlichen Teil des Projekts<br />
© My Smart City Graz<br />
in Bau befindet und einige Einrichtungen<br />
wie die Volksschule des Schulcampus auch<br />
schon eröffnet wurden, so ist der nördliche<br />
Abschnitt noch in der Planungs- und<br />
Umsetzungsphase. Der Architekturwettbewerb<br />
ist jedoch auch hier bereits abgeschlossen.<br />
Als Sieger desselben ging das<br />
Büro Nussmüller Architekten ZT GmbH<br />
aus Graz hervor.<br />
Im Mittelpunkt ihres Entwurfs steht eine<br />
fließende Landschaft. Sie durchdringt die<br />
Bebauung wie ein grüner Teppich und<br />
schafft mit einem variierenden Höhenniveau<br />
Abwechslung. Dabei dient die Grünfläche<br />
der räumlichen Verbindung der öffentlichen<br />
und halböffentlichen Bereiche<br />
zwischen den Gebäuden. Der Naturraum<br />
schafft so im gesamten Areal Intimität und<br />
fördert die Vernetzung und Kommunikation.<br />
Auch im privaten Umfeld fördert das<br />
Grün die Wohnqualität – denn alle Wohnungen<br />
im Quartier profitieren von begrünten<br />
Innenhöfen.<br />
Auf ihrer Stadtlandschaft platzieren Nussmüller<br />
Architekten zwei Wohnbauten,<br />
wobei das Niveau der Gebäude um sechs<br />
Meter angehoben wird. Beide Einheiten<br />
kennzeichnet eine hohe Durchlässigkeit,<br />
allerdings schaffen sie trotzdem ein Quartier<br />
mit maximaler städtebaulicher Dichte.<br />
Zur Bahn hin sehen die Architekten die<br />
Errichtung einer Photovoltaik-Fassade<br />
vor – diese dient nicht nur der Energiegewinnung,<br />
sondern sie fungiert gleichzeitig<br />
als Lärmschutz. All diese Planungsmaßnahmen<br />
streben die Maximierung der Lebensqualität<br />
der zukünftigen Bewohner<br />
des Viertels an – und gemäß dem heutigen<br />
Entwicklungsstand wird den Planern dies<br />
auch gelingen.<br />
u<br />
© My Smart City Graz
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
8<br />
Architekturszene<br />
Ein großer urbaner Platz mit Büroflächen<br />
und mehreren Gastronomiebetrieben wird<br />
schließlich den Eingangsbereich in den<br />
Stadtteil markieren. Er dient dabei als<br />
städtebauliche Verbindung zwischen dem<br />
Quartier Mitte-Nord und dem Science<br />
Tower mitsamt der 2003 eröffneten Helmut-List-Halle.<br />
Der Entwurf von Nussmüller Architekten<br />
ZT GmbH sieht die Errichtung von fast 438<br />
Wohnungen vor, wobei 10.000 Quadratmeter<br />
Fläche für Gastronomie, Geschäfte,<br />
Bürogebäude sowie Grün- und Freiflächen<br />
eingeplant sind. Die Umsetzung wird durch<br />
fünf Investoren – darunter die Haring<br />
Group, TRIVALUE Real Estate Investments<br />
und WEGRAZ – in Angriff genommen.<br />
Belebte Quartiere<br />
der Nutzungsmischung<br />
Auf eine ausgewogene Kombination aus<br />
Wohnen, Arbeiten und Freizeit beim Projekt<br />
„My Smart City Graz“, legen die Planer<br />
großen Wert. Abgerundet wird der Nutzungsmix<br />
durch ein ausgereiftes Bildungsangebot<br />
und zeitgemäße Stadträume.<br />
Bereits im Jahr 2015 schrieb die Stadt Graz<br />
einen Architekturwettbewerb zur Errichtung<br />
eines Schulcampus aus Neuer Mittelschule<br />
und Volksschule aus. Daraus ging<br />
der Entwurf der Architektin Alexa Zahn als<br />
Siegerprojekt hervor. In puncto Bauweise<br />
und pädagogischem Konzept legt das<br />
Projekt seinen Schwerpunkt auf Ökologie,<br />
Nachhaltigkeit und urbane Technologien.<br />
Die großzügige Anlage der Freiräume<br />
und die auf Flexibilität ausgerichteten<br />
Schulräume gewährleisten eine vielfältige<br />
Nutzung. In den unterrichtsfreien Zeiten<br />
stehen die Freizeitflächen auch der Bevölkerung<br />
der „My Smart City Graz“ für Sport,<br />
Lesungen und Veranstaltungen zur Verfügung.<br />
Das Design der Schule ist also durchweg<br />
auf Inklusion ausgelegt und entspricht<br />
dadurch den strengen Vorgaben der intelligenten,<br />
innovativen Stadt.<br />
© Clemens Stockner<br />
Auch der Entwurf zur „Cool City“ von Architekt<br />
Georg Eder überzeugt mit Vielseitigkeit.<br />
In vier Baukörpern bringt der Planer<br />
ein Studentenwohnheim, Geschäfts- und<br />
Gastronomiebetriebe sowie Wohnungen<br />
unter. Hier sorgt eine gelungene Mischung<br />
aus öffentlichen und halböffentlichen Zonen<br />
für eine hohe Aufenthalts- und Lebensqualität<br />
– und das bei einer hohen Bebauungsdichte.<br />
Das smarte Quartier der Forschung<br />
Innovation kommt in der „My Smart City<br />
Graz“ keinesfalls zu kurz. Deutlich machen<br />
das auch die bereits realisierten Projekte<br />
– diese haben sich trotz ihres kurzen Bestehens<br />
bereits einen Namen gemacht. Ein<br />
wichtiger Bestandteil und obendrein der<br />
erste Baustein der „My Smart City Graz“,<br />
ist der Science Tower. Das 60 Meter hohe<br />
Gebäude wurde – nach dem Entwurf von<br />
Architekt Markus Pernthaler – durch SFL<br />
Technologies errichtet und ist ein Zentrum<br />
der Wissenschaft und Forschung. Die Eröffnung<br />
des Science Towers mit 13 Etagen<br />
erfolgte im September 2017. Heute fungiert<br />
der Bau selbst als Forschungsobjekt – an<br />
ihm können Wissenschaftler neue Gebäudetechnologien<br />
austesten.<br />
Kennzeichnend für den Tower ist dessen<br />
doppelschalige Fassade, die sich wie ein<br />
Mantel um die Grundstruktur schwingt.<br />
Auf ihr befindet sich eine Photovoltaik-Anlage<br />
zum Generieren von Energie. Bis zum<br />
dritten Geschoss besteht die Turmfassade<br />
aus Metall, wobei sie darüber von Lärchenholz<br />
abgelöst wird.<br />
Die 13. Etage – also das Dach des Science<br />
Towers – steht als Biosphäre für Urban<br />
Gardening zur Verfügung. Im April <strong>2020</strong><br />
rief Joanneum Research Life hier das erfolgreiche<br />
Rooftop Farming ins Leben. Im<br />
Herbst desselben Jahres fand bereits die<br />
erste Ernte auf dem Dach des Gebäudes<br />
statt. Der Forschungsturm ist damit ein<br />
Musterbeispiel gelebter Innovation.<br />
Mit dem derzeitigen Entwicklungsstand<br />
hat die „My Smart City Graz“ durchaus<br />
gute Chancen, der innovativste und zugleich<br />
nachhaltigste Stadtteil Österreichs<br />
zu werden. Neue Erkenntnisse werden in<br />
der intelligenten Stadt direkt umgesetzt<br />
und in Form moderner, qualitätvoller Bauund<br />
Lebensweise implementiert. Architektur<br />
und Energieautarkie bilden hier eine<br />
stimmige Dualität.<br />
•
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
9<br />
Magazin<br />
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<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
Zumtobel Group<br />
Award 2021<br />
Die Zumtobel Group schreibt für das<br />
Jahr 2021 erneut ihren Architekturpreis<br />
mit internationaler Reichweite aus. Der<br />
„Zumtobel Group Award – Innovations<br />
for Sustainability and Humanity in the<br />
Built Environment“ fördert zukunftsweisende<br />
Konzepte und Entwicklungen<br />
zu mehr Lebensqualität und Nachhaltigkeit<br />
in der gebauten Umwelt und<br />
deren Gestaltung.<br />
Mit dem Architekturpreis in zwei Kategorien<br />
adressiert der Lichtkonzern zentrale Themen<br />
unserer Zeit, wie etwa den Umgang mit<br />
knappen Ressourcen, die Möglichkeiten neuer<br />
Nutzungen im Bestand, nachhaltige Entwicklungskonzepte<br />
für den urbanen wie auch<br />
ländlichen Lebensraum sowie die Anwendung<br />
neuer Materialien und innovativer Prozesse.<br />
10<br />
In der Zeit vom 25. November <strong>2020</strong> bis 15.<br />
März 2021 können Architektur- und Ingenieurbüros,<br />
Stadt- und Landschaftsplaner,<br />
Universitäten und Technologieunternehmen,<br />
NGOs sowie öffentliche und private Initiativen<br />
ihre aktuellen Projekte einreichen.<br />
Magazin<br />
Das öffentliche Online-Ausschreibungsformular<br />
ist unter folgendem Link abrufbar: https://<br />
zumtobel-group-award.submit.to/register/<br />
Brillux Design Award 2021<br />
Der internationale Brillux Design Award<br />
ist ein wegweisender Wettbewerb rund<br />
um die besten Fassaden- und Innenraumgestaltungen.<br />
Noch bis zum Jahresende können Fachhandwerker,<br />
Architekten und Planer ihre<br />
außergewöhnlich gut gelungenen Arbeiten<br />
zur aktuellen Auslobung einreichen. Teilnehmen<br />
können alle Arbeiten, die zwischen<br />
dem 01.01.2019 und 31.12.<strong>2020</strong> mit Brillux<br />
Produkten realisiert worden sind.<br />
Prof. Roger Riewe, Architekt und Geschäftsführer<br />
des vielfach prämierten Büros Riegler<br />
Riewe Architekten (Graz und Berlin), ist<br />
in die Jury des Brillux Design Awards 2021<br />
berufen worden und wird zusammen mit<br />
weiteren international erfahrenen Architekten<br />
und Handwerkern im nächsten Jahr<br />
mit über die Auszeichnungen entscheiden.<br />
Seine Empfehlung an Kollegen und Handwerksbetriebe<br />
in Österreich lautet: „Beim<br />
Brillux Design Award können Objekte aus<br />
Österreich ihre Wettbewerbsfähigkeit testen<br />
und von der Öffentlichkeit profitieren,<br />
die der Wettbewerb schafft.“<br />
Alle Informationen zum Brillux Design Award<br />
2021 und die Online-Teilnahmeunterlagen stehen<br />
auf www.brillux.at/design-award bereit.<br />
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T +43 732 370740-0<br />
info@brillux.at<br />
www.brillux.at
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
11<br />
Magazin
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
12<br />
Magazin<br />
Erster Platz „Capa Verde“<br />
Hoch hinaus<br />
Die Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie, VÖZ, hat in Zusammenarbeit mit<br />
den Technischen Universitäten Österreichs vor 15 Jahren die Concrete Student Trophy<br />
ins Leben gerufen. Ziel des jedes Jahr mit insgesamt 12.000 Euro dotierten Wettbewerbs<br />
ist es, die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Architektur und Bauingenieurwesen<br />
bereits während der Ausbildung zu fördern. Das Thema des Studentenwettbewerbs<br />
<strong>2020</strong> war ein Hochhaus mit Begrünung, gefragt war ein Vorentwurf für das Baufeld H5<br />
in der Seestadt Aspern, direkt am See. Die Jury, unter dem Vorsitz von Architektin Silja<br />
Tillner, prämierte sieben Projekte aus 15 Einreichungen.<br />
Sebastian Spaun, Geschäftsführer der VÖZ,<br />
zeigt sich von den Entwürfen begeistert:<br />
„Keine einfache Aufgabe und so vielfältige<br />
Antworten. Erfreulich ist vor allem, dass die<br />
Studierenden mit Themen wie Klimaschutz<br />
und Ressourcenschonung offensichtlich bereits<br />
ganz selbstverständlich umgehen. Ich<br />
sehe aber ebenso den Gewinn durch das<br />
Zweiter Platz „Living Tetris“<br />
interdisziplinäre Tüfteln – nahezu alle Vorschläge<br />
sind gut realisierbar.“ Auch für die<br />
Jury waren der Wettbewerb und die höchst<br />
unterschiedlichen Ansätze ein Erlebnis. Silja<br />
Tillner zum Siegerprojekt „Capa Verde“ von<br />
der TU Graz: „Das Projekt löst die komplexe<br />
Aufgabenstellung auf eine sehr einfache<br />
und plausible Art und Weise. Die Verbindung<br />
von Architektur und Begrünung ist sehr gut<br />
gelungen. Sehr spannend und innovativ ist<br />
die Lösung mit Öffnungen in den auskragenden<br />
Scheiben zur Unterbringung größerer<br />
Bäume. Fassadengliederung und Begrünung<br />
vermindern zudem die Auswirkungen<br />
sommerlicher Überhitzung und verbessern<br />
durch die Rauigkeit die Aufenthaltsqualität<br />
der wohnraumbezogenen Freiräume.“<br />
Erster Platz „Capa Verde“ (TU Graz)<br />
Auszug aus der Jurybegründung: Das Gebäude<br />
fügt sich städtebaulich unaufdringlich,<br />
jedoch sehr elegant in die prominente Lage<br />
am See ein und wirkt als attraktiver Wohnturm<br />
überzeugend. Preisgeld: 3.000 Euro<br />
Zweiter Platz „Living Tetris“ (TU Wien)<br />
Auszug aus der Jurybegründung: Beeindruckend<br />
sind die ausführlichen Überlegungen<br />
zum vielfältigen Begrünungskonzept. Die<br />
Begrünung an der tragenden Konstruktion<br />
ist, insbesondere durch Unterstützung der<br />
tragenden Wirkung, günstig realisierbar. Das<br />
Team erhielt ein Preisgeld von 2.500 Euro.
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13<br />
Magazin<br />
Dritter Platz „Ein Familienhaus“<br />
Vierter Platz „Grüne Spirale“<br />
Dritter Platz „Ein Familienhaus“ (TU Wien)<br />
Auszug aus der Jurybegründung: Die Jury<br />
lobt explizit die professionelle Präsentation<br />
sowie die erkennbar schlüssige Zusammenarbeit<br />
des Projektteams. Das Konzept entspricht<br />
dem Trend des allgemeinen Wunsches<br />
nach einem Haus mit Garten, gelöst<br />
als bauplatzsparender Ansatz. Preisgeld:<br />
2.000 Euro<br />
Vierter Platz „Grüne Spirale“ (TU Wien)<br />
Auszug aus der Jurybegründung: Bestechende<br />
Idee der Spirale von geschossweise<br />
versetzten und mittels Treppen miteinander<br />
verbundenen Freiräumen. Durch das<br />
Andocken dieser Freiflächen an die Stiegenhäuser<br />
erhalten diese eine – gerade in<br />
Hochhäusern wichtige – zusätzliche Qualität<br />
(Belichtung, Ausblick) und Erweiterung<br />
mit gemeinschaftlich nutzbaren Flächen.<br />
Preisgeld: 1.500 Euro<br />
Eine Anerkennung, dotiert mit jeweils 1.000<br />
Euro, erhielten die Projekte „Concrete Jungle<br />
– die vertikale Stadt“ (TU Wien), „climbing<br />
curtain“ (TU Wien) und „Green Lakeview<br />
Tower“ (TU Graz).<br />
VÖZ Vereinigung der<br />
Österr. Zementindustrie<br />
T +43 (0)1 714 66 85-23<br />
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<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
14<br />
Magazin<br />
Der Freibeuter<br />
Biophiles Design, das auf einer engen Beziehung zwischen den Nutzern der Räume<br />
und der Natur basiert, bildet die Grundlage des Projekts Freebooter vom Amsterdamer<br />
Studio GG-loop im Amsterdamer Zeeburgereiland. Nach diesem Konzept<br />
entstanden dort zwei Apartments, in denen die technischen Aspekte des umweltbewussten<br />
Bauens mit den Erfahrungen in der Gestaltung von organischen und<br />
natürlichen Räumen kombiniert sind.<br />
Fotos: Michael Sieber, Francisco Nogueira<br />
Unter anderem untersuchten die Architekten dafür<br />
die Bewegung der Sonne über den gesamten Jahresverlauf,<br />
um die Form und Positionierung der Lamellen<br />
des Gebäudes für optimales Sonnenlicht in den Wohnungen<br />
bei gleichzeitiger Wahrung der notwendigen<br />
Privatsphäre der Bewohner zu entwickeln. Der Grundriss<br />
und das Raumkonzept wurden basierend auf dem<br />
täglichen Nutzerverhalten und den typischen Aufgaben<br />
der Bewohner erstellt – so entstand ein gesunder<br />
und produktiver Lebensraum für Erholung und Leben.<br />
Maritimes Design war die Hauptquelle der Ästhetik<br />
von Freebooter und auch eine Quelle ihrer Inspiration:<br />
So wurde die Konstruktion bis ins letzte Detail<br />
vorgefertigt und auch die verwendeten Materialien –<br />
westliche rote Zeder, Kiefer und Stahl – sind Zitate an<br />
den Schiffsbau.<br />
www.freebooter.nl
15<br />
BEGA Leistungsscheinwerfer für hocheffiziente Lichtleistungen bei<br />
sehr kompakter Bauweise. Er verfügt über das Lichtlenkungssystem<br />
BEGA Vortex Optics ® für höchsten Beleuchtungs- und Sehkomfort,<br />
langlebige LED-Module sowie dauerhafte Netzteile und ist in verschiedenen<br />
Lichtstärkeverteilungen erhältlich. In der RGB W-Ausführung<br />
wird die breite Palette der Farblicht-Atmosphären erlebbar.<br />
BEGA Leuchten GmbH – Competence Center Innsbruck · Grabenweg 3<br />
6020 Innsbruck · Telefon 0512 34 31 50 · Fax 0512 34 31 50 89<br />
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www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
Magazin<br />
Das gute Licht.<br />
Für spannende Inszenierungen.
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
16<br />
Magazin<br />
Historischer Marktwert<br />
Die Ende des 19. Jahrhunderts entworfene Markthalle Sant Antoni in Barcelonas<br />
Stadtteil Eixample konnte durch das lokale Architekturbüro Ravetllat arquitectura<br />
revitalisiert und umgebaut werden. Entstanden ist dabei nicht nur die zur<br />
Versorgung der Bewohnerinnen und Bewohner notwendige Infrastruktur, sondern<br />
auch ein Anziehungspunkt für Touristen und im dicht verbauten Stadtviertel ein<br />
attraktiver öffentlicher Aufenthaltsraum.<br />
Fotos: Adrià Goula<br />
Die Gebäudeform der Markthalle entspricht im<br />
Grundriss einem griechischen Kreuz, das sich in den<br />
von Ildefons Cerdà gestalteten Rasterplan für die Erweiterung<br />
Barcelonas mit seinen 113 x 113 m großen<br />
Baublöcken nahtlos einfügt. Die Markthalle nimmt<br />
den gesamten Gebäudeblock ein, wodurch an seinen<br />
Kanten vier kleine Plätze entstehen, die ebenfalls als<br />
temporäres Marktgebiet genutzt werden.<br />
Wie an dieser Stelle mit dem Raster und dem Baublock<br />
umgegangen wird, ist einzigartig und so stellt<br />
der Sant Antoni Markt einen zentralen Ankerpunkt<br />
und Treffpunkt im Stadtgefüge dar. Die Entscheidung,<br />
die bestehende Markthalle zu renovieren und<br />
umzugestalten, sowie die ursprüngliche Nutzung<br />
beizubehalten und sogar verbesserte Bedingungen<br />
zu schaffen, stärkt die Identität der Stadt und erhöht<br />
ihren historischen Wert. Die aufwändige Renovierung<br />
der ornamentalen Eisenkonstruktion und der bekrönenden<br />
achteckigen Kuppel erfolgte über zehn Jahre<br />
hinweg, ebenso erfolgt eine Unterkellerung des<br />
Grundstückes über vier Geschosse. Die drei untersten<br />
Geschosse werden dabei für die Anlieferung und<br />
als Parkraum für Autos verwendet. So können die angrenzenden<br />
Straßen frei von parkenden Autos gehalten<br />
werden und den Bewohnerinnen und Bewohnern<br />
als attraktiver Aufenthaltsraum zu Verfügung stehen.<br />
Der Raum unter der Markthalle wurde als überdachte<br />
Fußgängerpassage zugänglich gemacht. Von zwei<br />
anschließenden Straßen gelangt man in das erste<br />
Untergeschoss, das als überdachte Erweiterung des<br />
Platzes dient. Durch diese Freilegung konnte auch<br />
die historische Stadtmauer, die mit einer ihrer Bastionen<br />
die Markthalle streift, im Stadtraum sichtbar und<br />
erlebbar gemacht werden.
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
17<br />
Magazin<br />
Märkte, als Ort, um mit Lebensmittel und Waren zu<br />
handeln, zählen zu den frühesten Bausteinen einer<br />
Stadt. Bekanntlich gab es schon im antiken Griechenland<br />
die „Agora“ und zur Zeit der römischen Antike<br />
das „Forum“ – beides bezieht sich auf das Vorhandensein<br />
eines Marktplatzes. Auch in den Städten<br />
des 21. Jahrhundert kommt Märkten nach wie vor<br />
eine wichtige und sogar steigende Bedeutung zu.<br />
In immer weiter und schneller wachsenden Städten<br />
muss die Versorgung der zunehmenden Stadtbevölkerung<br />
ermöglicht und sichergestellt werden. Im<br />
Unterschied zu Supermarkt-Ketten bieten Märkte ein<br />
sinnliches und meist auch architektonisch spannendes<br />
Einkauferlebnis. Die Renovierung und der Umbau<br />
des Sant Antoni Marktes durch Ravetllat arquitectura<br />
stellt dafür ein gelungenes Beispiel dar, das nicht<br />
nur durch sein Einkaufserlebnis und seine Architektur<br />
Eindruck schindet, sondern vor allem auch durch<br />
identitätsstiftende und Atmosphäre schaffende Anmutung<br />
im Stadtraum.
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
18<br />
Magazin<br />
Urbanes<br />
Wohnzimmer<br />
Den Marktplatz in der deutschen Stadt Willich gestaltete das Landschafts<strong>architektur</strong>büro<br />
KRAFT.RAUM. als einen generationenübergreifenden Freiraum, der den<br />
Menschen als urbanes Wohnzimmer zur Verfügung steht.<br />
Fotos: Nikolai Benner
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
19<br />
Magazin<br />
NEU!<br />
SPC - CORE COLLECTION<br />
Primär werden das Wesen und die Größe des Marktplatzes<br />
in Willich durch die Kirche bestimmt. Er unterliegt<br />
dabei einer klaren Unterteilung in Bereiche mit<br />
verschiedenen Charakteren. Es sind ruhige und kommunikative<br />
Bereiche, Aufenthalts- und Aktivzonen<br />
vorhanden, die sich um eine freie Mitte herum gliedern.<br />
Diese kann multifunktionell für den Markt, Veranstaltungen<br />
und Feste genutzt werden. Unterschiedliche<br />
Stadtmöbel kennzeichnen die einzelnen Bereiche und<br />
verleihen ihnen ihre spezifische Qualität.<br />
An der Kirchenfassade grenzt am Platz der kommunikative<br />
Bereich an. Eine über zwölf Meter lange Tafel<br />
lädt Jung und Alt zur Interaktion miteinander ein. Einen<br />
weiteren Anziehungspunkt stellt das Fontänenfeld<br />
am südlichen Teil des Platzes dar. Eigens für den<br />
Platz entworfene Elemente bieten Platz unter Bäumen<br />
zum Sitzen und Liegen.<br />
Auf unterschiedliche Generationen muss im öffentlichen<br />
Raum auch verschieden reagiert werden.<br />
Junge Menschen nehmen den öffentlichen Raum<br />
vergleichsweise schnell ein und finden kreative Lösungen,<br />
um ihn zu nutzen. Anders sieht es bei älteren<br />
Menschen aus. Diese benötigen verstärkt ansprechende<br />
Angebote und für sie nutzbare Sitzmöglichkeiten,<br />
um sich den öffentlichen Raum anzueignen.<br />
Der Marktplatz in Willich ist für alle Generationen da<br />
und zeigt, wie vielseitig Platzgestaltung sein kann.<br />
Dennoch ist diese eher zurückhaltend ausformuliert<br />
und tritt nicht dominant in den Vordergrund. Die<br />
größte Aufmerksamkeit soll der immer noch ältesten<br />
Dame am Platz zukommen: der altehrwürdigen neugotische<br />
Pfarrkirche St. Katharina.<br />
powered by<br />
www.project-floors.com
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
20<br />
Magazin<br />
Auf grüne<br />
Nachbarschaft<br />
Grün – von den öffentlichen Freiflächen der Begegnungszone des Erlaaer Flurs<br />
über die Fassade, bis hinauf auf die Dachterrassen des Gebäudes Wabe 23 von<br />
Treberspurg & Partner Architekten soll man in Zukunft sehen. Begrünung und<br />
Urban Gardening bilden das übergeordnete Konzept für das Stadtentwicklungsgebiet<br />
im Süden Wiens.<br />
Fotos: Rupert Steiner, Christoph Treberspurg
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
21<br />
Magazin<br />
Städte zu kühlen ist eine der wichtigsten Zukunftsaufgaben,<br />
denen sich auch die Architektur zu stellen<br />
hat. Die Begrünung von Dachflächen, Fassadenflächen<br />
und Straßen ist dabei ein wichtiges Instrument.<br />
Begrünungen senken die Umgebungstemperatur<br />
und den Energiebedarf der Gebäude, sie beeinflussen<br />
das Mikroklima der Stadt positiv, verringern die<br />
Lärmbelastung und tragen zur Luftqualität bei, indem<br />
Feinstaub gebunden wird.<br />
Um urbanes Grün für die Wabe 23 entstehen zu lassen<br />
entwickelten die Architekten zusammen mit dem<br />
internationalen Kompetenzzentrum für Bauwerksbegrünung<br />
green4cities einen modularen Begrünungsbaukasten,<br />
der sich aus verschiedenen Elementen<br />
zusammensetzt: Blumentröge mit Spannseilen, Blumenbalkone,<br />
Pflanztröge in drei verschiedenen Größen<br />
und Pflanztröge mit Rankgitter. Die verschiedenen<br />
Elemente wurden auf den privaten Außenflächen<br />
angebracht, die alle straßenseitig orientiert sind und<br />
so ein grünes und differenziertes Fassadenbild entstehen<br />
lassen. Zum Einsatz kamen sie auch für die<br />
drei in den Baukörper eingeschnittenen zweigeschossigen<br />
Terrassenflächen, die allen Bewohnerinnen<br />
und Bewohnern als zusätzliche Außenräume<br />
zur Verfügung stehen, ebenso wie auf den beiden<br />
begrünten Dachterrassen. Diese sollen das grüne<br />
Konzept auf den Dachflächen mit Hochbeeten und<br />
Pflanztrögen fortsetzen und auch tierische Lebensräume<br />
schaffen. So soll vor allem den Wildbienen eine<br />
attraktive urbane Heimat geboten werden.<br />
Die vielfältigen, gemeinschaftlichen Grünflächen der<br />
Hausbewohnerinnen und Hausbewohner sollen auch<br />
zu deren sozialen Interaktionen beitragen. Urban<br />
Gardening findet sowohl auf den privaten, als auch<br />
auf den gemeinschaftlich genutzten halböffentlichen<br />
Außenflächen statt. Die Mitgestaltung der Grünflächen<br />
durch die Nachbarschaft ist möglich und gewünscht.<br />
Durch dieses bewusste Einbeziehen der<br />
Hausgemeinschaft bei der Gestaltung können sich<br />
die Bewohnerinnen und Bewohner stärker mit ihrem<br />
Wohnumfeld identifizieren. Langfristig wird auch die<br />
Pflege des Grüns von ihnen selbst organisiert.<br />
Dass ein derartiges Konzept funktionieren und zur<br />
Zufriedenheit der Bewohnerinnen und Bewohner beitragen<br />
kann, zeigt der Wohnpark Alterlaa von Harry<br />
Glück, der sich in nächster Umgebung befindet. Sein<br />
Wohnkonzept, das die privaten Freibereichen mit<br />
Pflanztrögen ausstattet und großzügige Gemeinschaftsflächen<br />
schafft, findet bei der Wabe 23 von<br />
Treberspurg & Partner Architekten eine zeitgemäße<br />
Interpretation und Fortsetzung. Interessant wird es<br />
sein zu beobachten, wie sich das Grün dort in den<br />
nächsten Jahren vollends entfalten wird.<br />
Jan Snel baut smarter,<br />
schneller und schonender<br />
Jan Snel baut und liefert Gebäude von höchster Qualität. Auch<br />
wenn unsere Gebäude auf den ersten Blick nicht anders aussehen,<br />
bietet unsere innovative modulare Bauweise enorme Vorteile.<br />
Die Gebäude werden zum größten Teil in der Fabrik hergestellt,<br />
wodurch Jan Snel smarter, schneller und schonender baut als mit<br />
herkömmlichen Verfahren. Unsere innovative Vorgehensweise<br />
ermöglicht einen Zeitgewinn von 30 bis 50 Prozent und halbiert<br />
zudem den CO 2<br />
-Ausstoß bei jedem Projekt. Jan Snel setzt die<br />
Zukunft des Bauwesens schon jetzt in der Praxis um.<br />
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<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
22<br />
Magazin<br />
Neu interpretiert<br />
Diskretion nach Außen und Modernität im Innenraum, das waren die Vorgaben<br />
des Bauherrn an die Planer von Bergmeisterwolf Architekten. Diese setzten seine<br />
Wünsche in gelungener Verbindung von traditioneller Bauweise und zeitgemäßer<br />
Materialanwendung beim Einfamilienhaus Villa b um. Als formale Inspirationsquelle<br />
dafür diente ihnen der klassische Stadel mit Satteldach aus Holz und einem<br />
Sockel aus Stein. Daraus leiteten sie einen selbstbewussten Baukörper aus Beton<br />
ab, der sich in Form und Volumen perfekt in die Umgebung integriert.<br />
Fotos: Gustav Willeit<br />
Das klassische Satteldach neu zu definieren haben<br />
sich die Planer hier zur Aufgabe gemacht und zu diesem<br />
Zweck etwa fünfzig Modelle erstellt. Dabei wurde<br />
die klassische Faltung des Satteldaches versetzt,<br />
erhöht sowie vertieft und diverse Einschnitte in den<br />
Baukörper erprobt, bis schlussendlich die gesuchte<br />
Form entstanden ist. Zur Straße hin zeigt sich das<br />
Gebäude einfach und sehr kompakt mit gezielt inszenierten,<br />
unterschiedlich großen Öffnungen, die teils<br />
fix verglast, teils bündig mit der Fassade ausgeformt<br />
sind. Weder Dachrand noch Regenrinne stören die<br />
formale Klarheit. Gartenseitig präsentiert sich das<br />
Einfamilienhaus scheinbar zweigeteilt: Ein Baukörper<br />
mit Satteldach und von dessen Trauflinie ansteigend<br />
ein zweiter mit Pultdach, das sich von der Straße zur<br />
Landschaft hin keilförmig öffnet.<br />
Auch für die verwendeten Materialien wird der bäuerliche<br />
Stadel zur Referenz. „Traditionell war der<br />
Sockel dieser Bauwerke aus Stein“, erläutert Architektin<br />
Michaela Bergmeisterwolf. Die Zugangsrampen<br />
zu Haus- und Garageneingang und deren Verbindung<br />
sind in Waschbeton ausgeführt, ebenso wie<br />
eine Mauer die straßenseitig als Abgrenzung dient.<br />
Als Metapher für den Sockel setzt sich diese in der<br />
Fassade fort. „Je mehr sich Waschbeton auswäscht,<br />
desto ähnlicher wird er dem Naturstein“, so die Architektin.<br />
„Die zeitgemäße Interpretation des Steins<br />
ist für uns der Beton.“ Die Gebäudehülle ist großteils<br />
in doppelschaligem Beton ausgeführt, der verputzt<br />
wurde, um sich – dem Wunsch des Bauherrn entsprechend<br />
– bestmöglich in die Umgebung zu integrieren.<br />
In Anlehnung an die Bauernhöfe der Umgebung<br />
wurde im Außenbereich schwarzbraun lackiertes<br />
Lärchenholz zur Eindeckung des Daches, für Schiebeläden<br />
aber auch für Fenster- und Türrahmen verwendet,<br />
die einen klaren Kontrast bilden.
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
23<br />
Magazin<br />
Während sich der Außenbereich stark an der Umgebung<br />
orientiert, sind die Innenräume das Ergebnis<br />
eines gekonnten Zusammenspiels von Proportionen,<br />
Perspektiven und Materialität. „Der Innenraum sollte<br />
bewusst einen Kontrast zur Gebäudehülle bilden“,<br />
erklärt die Architektin. „In diesem Sinne ist das Dach<br />
innen in Sichtbeton ausgeführt.“ Zur Schalung kamen<br />
Holzbretter zum Einsatz, deren Positionierung<br />
beim Satteldach vom First ausgehend vertikal und<br />
beim Pultdach parallel zum First eingesetzt wurde.<br />
Diese bewusste Anordnung macht die Dachfaltungen<br />
klar spür- und erlebbar. Eine Treppe mit vertikaler<br />
Holzverschalung unterteilt als zentrales Element<br />
die Freiflächen im Erdgeschoß. Analog dazu wurde<br />
die dahinterliegende Sichtbetonwand mit vertikalen<br />
Brettern geschalt. Naturbelassene Holzverkleidungen<br />
sowie Schwarzstahl für Küche, Eingangsportal<br />
und Wandelement ergänzen die puristische Auswahl<br />
der Materialien, deren Übergänge mit äußerster Präzision<br />
und visueller Einfachheit scheinbar fugenlos<br />
ausgeführt wurden. Die dynamische Raumabfolge<br />
orientiert sich auf die Ausblicke in die umgebende<br />
Landschaft und bildet mit dieser eine Einheit. Eine<br />
selbstbewusste Geste, bei der Sichtbeton die Modernität<br />
zum Ausdruck bringt – für eine private Idylle mit<br />
Blick in die Zukunft.<br />
www.baustoff-beton.at<br />
www.natürlich-beton.at
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
24<br />
Magazin<br />
Fotos: Gergely Kenéz<br />
Kompakt gehalten<br />
Mit der Saint Gellért Hall des ungarischen Architekturbüros épitész stúdió ist das<br />
St. Margaritae Gymnasium in Budapest nicht nur um eine ansehnliche Sporthalle<br />
reicher, sondern wird auch durch einen zusätzlichen Sportplatz im Außenraum und<br />
einen großzügigen Park erweitert.<br />
Die neue zur Schule zugehörige Sport- und<br />
Veranstaltungshalle arbeitet mit dem natürlichen<br />
Geländesprung des Grundstücks,<br />
wodurch das untere Geschoss der zweigeschossigen<br />
Halle in das Erdreich hineinversetzt<br />
wurde. Sie befindet sich an der Stelle,<br />
wo sich zuvor einige Sportplätze über das<br />
gesamte Grundstück verteilten. Diese wurden<br />
jetzt in der Halle und auf ihrem Dach<br />
gebündelt, sodass ein Teil des Grundstückes<br />
entsiegelt werden konnte und nun als<br />
zusätzlicher grüner Außenbereich in Form<br />
eines Gartens von der Schule genutzt werden<br />
kann.<br />
Die untere Ebene der Halle ist über den Hof<br />
vom Schulgebäude aus zugänglich. Auch<br />
die Schließfächer, Umkleiden und weiteren<br />
Nebenräume befinden sich auf dieser<br />
Ebene. Sie nehmen den Raum unter der Zuschauertribüne<br />
ein, die von der oberen Ebene<br />
aus zugänglich ist. Diese erreicht man<br />
mit einer Rampe über einen kleinen Vorbereich,<br />
der ein beliebter Aufenthaltsbereich<br />
bei den Schülerinnen und Schülern ist. Auf<br />
dieser Ebene öffnet sich die Halle über die<br />
gesamte Fassade in Richtung Süden.<br />
Die rationale Aufteilung und Gestaltung der<br />
Halle stellt ihre gute Nutzbarkeit sicher. Obwohl<br />
es sich bei der Betonkonstruktion der<br />
Halle um ein sehr schweres Material handelt,<br />
wirkt es durch seine gewählten Proportionen<br />
dennoch sehr leicht und filigran.<br />
Die Holzoberflächen des Innenraumes kontrastieren<br />
mit denen des Sichtbetons. Nicht<br />
zuletzt wurde auf dem Dach der Halle ein<br />
zusätzliches Sportfeld im Außenraum geschaffen.<br />
Die Fassadenverkleidung der Halle<br />
mit verzinkten Stahlrohren zieht sich dafür<br />
als Umzäunung des Sportfeldes bis über die<br />
Dachebene hinaus nach oben. Auf 1280 m²<br />
schafft das épitész stúdió eine kompakte<br />
Sport- und Veranstaltungshalle, die über ihren<br />
eigentlichen Zweck hinaus sozialen und<br />
ökologischen Mehrwert schafft.
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
25<br />
Magazin<br />
© AllesWirdGut Architektur Guilherme Silva Da Rosa<br />
++<br />
Antibakterielle Oberflächen<br />
Antibakterielle Eigenschaften und fachgerechte Desinfektion von Flächen spielen<br />
bei der Verwirklichung von Projekten sowohl im öffentlichen als auch im privaten<br />
Bereich eine immer wichtigere Rolle. Multiresistente Keime und Bakterien könnten<br />
sich überall ansiedeln, daher erfordern sensible Anwendungen ein Mehr an<br />
antibak terieller Eigenschaft der Oberflächen.<br />
Besonders in hochsensiblen Bereichen, wie zum Beispiel<br />
Krankenhäuser, Labore, Betriebe im Gesundheitsbereich,<br />
Schwimmbäder, Schulen, Großküchen oder in<br />
der Lebensmittelindustrie müssen Oberflächen regelmäßig<br />
und nach vorgeschriebenen Gesichtspunkten<br />
gereinigt werden. Dann erst darf die Desinfektion erfolgen.<br />
Das effektivste und beste Mittel der Hygiene<br />
ist und bleibt dabei eine wirksame, regelmäßige Reinigung.<br />
Dies erfordert von den eingesetzten Materialien<br />
zusätzlich eine stärkere Beständigkeit gegen aggressive<br />
oder säurehaltige Reinigungsmittel wie Kalkentferner,<br />
Sanitärreiniger und Desinfektionsmittel.<br />
© Fundermax/Architekt Produkcija Davor Katusic, d.i.a. and team<br />
Die Produkte der Max Compact Interior Kollektion<br />
wurden genau für diese Anforderungen entwickelt.<br />
Auf den Oberflächen wurden alle gängigen und von<br />
der WHO empfohlenen Desinfektionsmittel wie zum<br />
Beispiel Alkohole, Aldehyde und quartäre Verbindungen<br />
getestet. Neben der Beständigkeit gegenüber<br />
Reinigungsmittel besitzen die Flächen ausgeprägte<br />
hygienische, antibakterielle Eigenschaften – die getestet<br />
und nach ISO 22196-07 zertifiziert sind. Diese<br />
Eigenschaften basieren dabei nicht auf der Verwendung<br />
verschiedener Additive, um Bakterien oder<br />
multiresistente Keime an einer Vermehrung zu hindern.<br />
HPL-Compactplatten von FunderMax werden<br />
mit einer komplett geschlossenen, melaminharzbeschichteten<br />
Oberfläche angeboten. Das Wachstum<br />
der Kulturen wird so gleichermaßen verhindert und<br />
Ionen können nicht aus der Oberfläche diffundieren.<br />
Nach 24 Stunden sind auf diesen Oberflächen 99,9 %<br />
der Bakterien und Keime abgestorben.<br />
Die Einsatzgebiete der HPL-Compactplatten sind<br />
breit und vielseitig, egal ob es sich um den öffentlichen-<br />
oder den Privatbereich handelt. Antibakterieller<br />
Schutz ist auch im Privatbereich sinnvoll, vor<br />
allem im Nass- oder Wohnküchen-Bereich bei Arbeitsplatten,<br />
Fronten oder fugenlosen Rückwänden.<br />
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<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
26<br />
Bau & Recht<br />
Ist das Überbauen<br />
der Grenze des<br />
Nachbargrundes zulässig?<br />
Geringfügige Grenzüberbauten können gemäß herrschender Rechtsprechung<br />
unter Umständen zulässig sein und dazu führen, dass der Eigentümer des Bauwerks<br />
Eigentümer auch des überbauten Nachbargrundes wird. Die Zulässigkeit<br />
von Grenzüberbauten ist jedoch einzelfallbezogen zu beurteilen.<br />
Text: Ing. Mag. Julia Haumer-Mörzinger und Mag. Matthias Nödl<br />
Einen Gutteil der gegenwärtigen Sanierungs-<br />
und Modernisierungsvorhaben von<br />
Bauwerken bilden insbesondere im Wohnbau<br />
nachträgliche Wärmedämmmaßnahmen.<br />
In diesem Zusammenhang können<br />
insbesondere Baumaßnahmen im eng bebauten<br />
Stadtgebiet oder an dicht aneinandergrenzenden<br />
Bauten Schwierigkeiten bei<br />
der Einhaltung der Grenze des Nachbargrundes<br />
bereiten und zu Streitfällen wegen<br />
Grenzüberbauten führen.<br />
Schwierigkeiten können solche Bauvorhaben<br />
insbesondere in Bezug auf Gebäude<br />
bereiten, die an der Grenze des Nachbargrundes<br />
errichtet sind. Möchte der<br />
Eigentümer dieses Gebäudes z.B. die der<br />
Nachbarliegenschaft zugewandte Feuermauer<br />
thermisch sanieren, kann die Stärke<br />
der Wärmedämmung zum Stolperstein werden.<br />
Denn ragt die Wärmedämmung über<br />
die Grundstückgrenze, ist für diese Grenzüberbauung<br />
grundsätzlich die Zustimmung<br />
des Nachbarn erforderlich.<br />
Jedoch ist zu beachten, dass die Problematik<br />
des Grenzüberbaus sowohl Berührungspunkte<br />
im allgemeinen Zivilrecht als<br />
auch im öffentlich-rechtlichen Baurecht<br />
hat. Daher sind bei einer allfälligen Überbauung<br />
der Nachbargrenze beide Materien<br />
zu berücksichtigen.<br />
Besonders bemerkenswert sind insbesondere<br />
die Bestimmungen der Bauordnung<br />
für Wien („BO Wien“), wonach Wärmedäm-<br />
mungen an zum Zeitpunkt des Inkrafttretens<br />
der Bauordnungsnovelle LGBl. für<br />
Wien Nr. 33/2004 bereits bestehende Gebäude<br />
bis 20 cm über Fluchtlinien und in<br />
Abstandsflächen sowie über Mindestabstände<br />
vorragen dürfen (Artikel V Abs 5<br />
BO Wien). Die zwischen den Liegenschaften<br />
verlaufende Grenze muss jedoch nicht<br />
zwingend eine Fluchtlinie gemäß der BO<br />
Wien darstellen, weshalb die Anwendung<br />
der Ausnahmeregelung immer einzelfallbezogen<br />
zu beurteilen ist.<br />
Die jeweiligen Bauordnungen der Bundesländer<br />
normieren vereinzelt Duldungspflichten<br />
der Nachbarn zur Benützung ihrer<br />
Liegenschaften zur Durchführung von<br />
zeitlich begrenzten Bauführungen oder<br />
Instandsetzungsarbeiten an Nachbargebäuden,<br />
sofern diese ansonsten nicht<br />
möglich oder nur mit unverhältnismäßigem<br />
Aufwand möglich sind. Die Benützung der<br />
Nachbarliegenschaften ist demnach jedoch<br />
nur für zeitlich begrenzte Arbeiten zulässig,<br />
nicht aber für dauerhafte Maßnahmen.<br />
Des Weiteren ist nach der BO Wien für das<br />
Baubewilligungsverfahren die Zustimmung<br />
des Eigentümers bzw. aller Miteigentümer<br />
vorzulegen, wenn der Bauwerber nicht<br />
selbst Eigentümer oder nur Miteigentümer<br />
der bebauten Liegenschaft ist. Die Verpflichtung<br />
der Zustimmung des Nachbarn<br />
bei einem allfälligen Grenzüberbau ist jedoch<br />
nicht ausdrücklich gesetzlich geregelt.<br />
Der Verwaltungsgerichtshof vertritt im<br />
Zusammenhang mit Grenzüberbauten die<br />
Auffassung, dass die Frage, wer Eigentümer<br />
eines Bauwerks ist, von der Baubehörde als<br />
zivilrechtliche Vorfrage zu prüfen ist. Bei<br />
der Beurteilung der Eigentumsverhältnisse<br />
am überbauten Grund ist gemäß dem Verwaltungsgerichtshof<br />
zu berücksichtigen,<br />
dass für einen Grenzüberbau, soweit er<br />
nur einen Teil des Bauwerkes auf fremden<br />
Grund betrifft, die allgemeinen Regeln der<br />
§§ 415, 416 ABGB anzuwenden sind.<br />
In Anwendung der §§ 415, 416 ABGB ist<br />
davon auszugehen, dass der Bauwerber<br />
– selbst bei Unredlichkeit – Eigentum an<br />
der überbauten Fläche erwirbt, wenn die<br />
in Anspruch genommene Grundfläche des<br />
Nachbargrundstückes im Vergleich zum<br />
nicht überbauten Teil geringwertig ist. Bei<br />
geringfügiger Überbauung erwirbt daher<br />
der Bauwerber in Analogie zu § 416 ABGB<br />
Alleineigentum an dem Bauwerk und der<br />
überbauten Fläche des Nachbargrundstückes.<br />
Nach dieser Rechtsprechung ist<br />
daher davon auszugehen, dass bei der Anbringung<br />
einer Wärmedämmung, welche<br />
die Grundstückgrenze überragt, der Eigentümer<br />
des Gebäudes außerbücherliches<br />
Eigentum an der überbauten Fläche des<br />
Nachbargrundes erwirbt.
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| BA12-17G |<br />
Bau & Recht<br />
Das Gebäude der Zukunft<br />
kann auch so aussehen<br />
Ideal für Modernisierungen: Die offene,<br />
PC-basierte Gebäudeautomation<br />
von Beckhoff<br />
Zudem kann die Anbringung einer Wärmedämmung,<br />
die die Grundstücksgrenze überragt, auch als Nachbarschaftsstreit<br />
vor Gericht landen, insbesondere<br />
weil der Nachbar – abgesehen von den Bestimmungen<br />
des öffentlichen Baurechts und seinen subjektiv-öffentlichen<br />
Rechten – auch die Möglichkeit hat,<br />
die Beseitigung einer Grenzüberbauung aufgrund<br />
des allgemeinen Zivilrechts geltend zu machen. Der<br />
Nachbar kann beispielsweise eine Besitzstörungsklage<br />
wegen der Beeinträchtigung seines freien Besitzes<br />
sowie eine Klage auf Entfernung von grenzüberschreitenden<br />
Baumaßnahmen erheben.<br />
Der Oberste Gerichtshof (OGH) hat bereits in ständiger<br />
Rechtsprechung ausgesprochen, dass das Recht<br />
des Nachbarn, sich gegen eine Grenzüberbauung<br />
gerichtlich zur Wehr zu setzen, durch das Verbot der<br />
schikanösen bzw. mißbräuchlichen Rechtsausübung<br />
beschränkt wird. Rechtsmissbrauch bzw. Schikane<br />
liegt bereits dann vor, wenn das unlautere Motiv der<br />
Rechtsausübung augenscheinlich im Vordergrund<br />
steht und andere Ziele der Rechtsausübung völlig in<br />
den Hintergrund treten. Rechtsmissbrauch wird aber<br />
auch dann angenommen, wenn zwischen den vom<br />
Handelnden verfolgten eigenen Interessen und den<br />
beeinträchtigten Interessen des anderen Teils ein<br />
krasses Missverhältnis besteht.<br />
Gemäß dieser Rechtsprechung kann der Schikaneeinwand<br />
bei einem geringfügigen Grenzüberbau berechtigt<br />
sein, wenn eine Verhaltensweise des Nachbarn<br />
vorliegt, die weit überwiegend auf eine Schädigung<br />
des Bauführers abzielt und die Wahrung und Verfolgung<br />
der sich aus der Freiheit des Eigentums ergebenden<br />
Rechte deutlich in den Hintergrund tritt. Der<br />
OGH hat beispielsweise bereits eine Überbauung der<br />
Grundstücksgrenze durch einen Zubau mit der Länge<br />
von 10,16 m und einer Breite von 23 cm in einer<br />
Höhe von ca. 3 bis 7,5 m als bloß geringfügig qualifiziert<br />
und daher als zulässig erachtet. Der Bauführer,<br />
der eine thermische Sanierung durchgeführt und eine<br />
Wärmedämmung angebracht hat, könnte daher den<br />
Schikaneeinwand gegen eine Beseitigungsklage des<br />
Nachbarn erheben, sofern die Grenzüberbauung geringfügig<br />
im Sinn der Judikatur ist.<br />
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Beleuchtung, die komfortable Raumautomation oder<br />
die hocheffiziente HLK-Regelung geht. Für alle Gewerke stehen<br />
vordefinierte Softwarebausteine zur Verfügung, die das Engineering<br />
enorm vereinfachen. Funktionserweiterungen oder -änderungen sind<br />
jederzeit möglich. Das Ergebnis: Durch die optimale Abstimmung aller<br />
Gewerke werden die Energieeinsparpotenziale voll ausgeschöpft und<br />
die Effizienz der Bewirtschaftung deutlich erhöht.<br />
Die ganzheitliche Automatisierungslösung<br />
von Beckhoff:<br />
Zwecks Vermeidung langwieriger und kostenintensiver<br />
Nachbarschaftsstreitigkeiten ist es jedoch in<br />
Zweifelsfällen empfehlenswert, vor Durchführung<br />
einer thermischen Sanierung zumindest die Zustimmung<br />
des jeweiligen Nachbarn zur Bauführung<br />
einzuholen oder sich allenfalls eine (verbücherungsfähige)<br />
Dienstbarkeit vom jeweiligen Nachbarn einräumen<br />
zu lassen, wenn das Risiko einer Überbauung<br />
der Nachbargrundgrenze besteht.<br />
Flexible<br />
Visualisierung/<br />
Bedienung<br />
Skalierbare Steuerungstechnik,<br />
modulare I/O-<br />
Busklemmen<br />
Modulare<br />
Software-<br />
Bibliotheken
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
28<br />
Die neue Stadt<br />
Eine neue Stadt<br />
Begriffe wie „urban farming“ oder „vertical farming“ weisen schon auf eine<br />
Verbindung von Landwirtschaft, Nahrungsmittelproduktion mit Architektur und<br />
Stadt hin. Superstädte, Superstrukturen sind weltweit im wachsen, warum also<br />
nicht auch eine Superfarm? Der urbane Raum ändert sich momentan stark und<br />
wird es in der nahen Zukunft auch weiter tun.<br />
Text: Peter Reischer Renderings: Superfarm
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
29<br />
Superfarm<br />
Laut den meisten wissenschaftlichen und demografischen<br />
Prognosen werden um 2050 ca. 9,7 Milliarden<br />
Menschen die Erde bevölkern, wovon rund 80% in<br />
urbanen Gebieten leben sollen, in Ballungsräumen, in<br />
sogenannten Megacitys. Diese Entwicklung erfordert<br />
ein Mehr an Nahrungsmittel, wofür zusätzliche Anbauflächen<br />
benötigt werden, die es erst zu schaffen<br />
gilt. Da die Welt in ihrer zweidimensionalen Ausdehnung<br />
nicht wächst, liegt der Gedanke nahe, die dritte<br />
Dimension, also die Höhe zu nutzen. Somit ist die Idee<br />
des „urban farming“ oder besser noch, des „vertical<br />
farming“ eine Chance, und zwar ganz im Sinne der –<br />
auch von Stadtplanern – propagierten Idee des „Verdichtens“.<br />
Diesmal aber nicht für Profitmaximierung<br />
durch verkaufbare Flächen, sondern als Anbauflächen<br />
für Nahrungsmittel.<br />
Das Team von Superfarm® hat sich an den Ideen<br />
des Pioniers für vertikale Landwirtschaft, Dr. Dickson<br />
Despommier (US-amerikanischer Mikrobiologe,<br />
Ökologe und emeritierter Professor für Public Health<br />
an der Columbia University) orientiert und versucht,<br />
eine Lösung für das urbane Nahrungsmittelproblem<br />
der Zukunft zu finden. Sie haben eine Idee entwickelt,<br />
wie man im urbanen Raum – mit Vermeidung der oft<br />
mehrere Hundert Kilometer langen Transportwege<br />
– Nahrungsmittel produzieren kann. Und zwar<br />
nicht beliebige, sondern speziell Produkte mit einem<br />
hohen Nährwert. Produkte, die im Rahmen einer gesunden<br />
Ernährung gebraucht werden, aber ebenso<br />
Fische und Honig. Dieser Ansatz führt weg von der<br />
traditionellen Auffassung des „urban farming“ mit<br />
Salat und Gemüse und fokussiert sich auf die Anreicherung<br />
der Nahrung mit essenziellen Nährstoffen,<br />
Spurenelementen, Mineralstoffen, Fettsäuren, Proteinen<br />
und Ballaststoffen, Enzymen, Aminosäuren<br />
und Antioxidantien. Man müsste diesen Ansatz fast<br />
als „indoor farming“ bezeichnen, denn die typischen<br />
hängenden Gärten und begrünten Dachflächen sind<br />
hier nicht wesentlich. Das Projekt soll das Aussehen<br />
der Städte in der Zukunft entscheidend verändern,<br />
es zielt auf die Errichtung eines neuen Ökosystems<br />
im urbanen Environment: Seegraskulturen, Bienenzucht,<br />
Insektenzucht, Aquaponik und verschiedenste<br />
Glashaustechniken, sowie Außenraumkulturen<br />
ermöglichen ein Miteinander und ein Sich-gegenseitig-unterstützen.<br />
u
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
30<br />
Die neue Stadt<br />
Auf einer Grundfläche von nur 12 x 12 Meter und mit<br />
einer Höhe von 34 Meter, wird ein sechsgeschossiges<br />
Gebäude auf dem Wasser errichtet und umgeht so<br />
den Mangel an nutzbaren Flächen sowie die überteuerten<br />
Grundstückspreise in den Städten. In Städten,<br />
die nicht am Meer oder an einem See liegen, findet<br />
sich sicher eine Wasserfläche oder ein Fluss, der dafür<br />
genutzt werden kann. Außerdem ist das Wasser<br />
für den Betrieb der Superfarm notwendig. So wird einerseits<br />
der Krise des Anthropozän begegnet, indem<br />
menschliche Aktivitäten aus der Natur abgezogen<br />
werden und gleichzeitig wird Land der Natur zurückgegeben,<br />
indem neue Ökosysteme im urbanen Zusammenhang<br />
installieren werden.<br />
Aber diese Idee hat noch weitere Vorteile:<br />
• Durch eine kontrollierte Innenraumatmosphäre<br />
können Krankheiten der Pflanzen verhindert werden.<br />
Außerdem lassen sich so Pestizide, die normalerweise<br />
auf „natürlichem“ Weg in die Nahrungsmittel einfließen,<br />
vermeiden.<br />
• Das Nutzwasser wird recycelt und gespart, indem<br />
die Verdunstungsfeuchte des Pflanzenwachstums<br />
zurückgewonnen wird. Und die in kontrollierter Umgebung<br />
hergestellten Nahrungsmittel sind sauber<br />
und müssen nicht mehr gewaschen werden.<br />
• Indem die soziale Distanz zwischen Verbraucher<br />
und Produzent in der Stadt abgebaut wird, erhalten<br />
die Menschen einen leichteren und direkteren Zugang<br />
zu immer frischen Lebensmitteln, die gerade<br />
von der Farm kommen. Über eine Fußgängerbrücke<br />
ist die Architektur mit einer Verkaufszone den Bewohnern<br />
der Stadt zugänglich. Auf der Eingangsebene<br />
könnten auch Lager- oder Kühlräume für frische<br />
Produkte enthalten sein.<br />
• Auch neue Arbeitsplätze können so entstehen. Mit<br />
Dreirädern sollen Nahrungsmittel an Einzelpersonen,<br />
Restaurants oder Firmen geliefert werden.<br />
• Der Stress der Pflanzen wird ebenfalls reduziert,<br />
indem sie das, was sie brauchen – wenn sie es brauchen<br />
– auch bekommen.<br />
• Es gilt auch die architektonische Herausforderung<br />
für zukünftige Architekten – statt leer stehender Hotels<br />
und Büros, sinnvolle Architektur für die Ernährung<br />
der Menschen zu gestalten.<br />
• Und natürlich werden Windräder und Sonnenkollektoren,<br />
die für Kühlung, Erwärmung, Beleuchtung und<br />
Bewässerung notwendige Energie liefern. Möglicherweise<br />
wird die Architektur sogar energieautark sein.<br />
Jedenfalls stellt sie eine interessante, architektonische<br />
Alternative für die Städte der Zukunft dar. •<br />
Auch in Japan gibt es mittlerweile viele sogenannte<br />
„Pflanzenfabriken“. Dabei handelt es sich um Hochhäuser<br />
ohne eingezogene Etagen. Dort werden diverse<br />
Blattgemüse gezogen, die in Japan sehr beliebt<br />
sind. Manche der Hochhäuser sind transparent<br />
und nutzen Sonnenlicht, andere sind fensterlos und<br />
die Pflanzen wachsen ausschließlich mit künstlichen<br />
Lichtquellen, zum Beispiel unter LED-Lampen. Nach<br />
dem Fukushima-Unglück ist Vertical Farming in Japan<br />
vor allem eine Möglichkeit, Nahrungsmittel ohne<br />
radioaktive Kontaminierungen zu produzieren. Korea<br />
ist ebenfalls sehr aktiv, was die Forschung im Bereich<br />
des Vertical Farming angeht. Wie Japan ist Korea<br />
eine überbevölkerte Nation mit sehr begrenzter<br />
Ackerfläche. Gleichzeitig verfügen beide Nationen<br />
über die neuesten Highend-Technologien.
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31<br />
Superfarm
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
32<br />
Die neue Stadt<br />
Prager<br />
Bullaugen<br />
Revitalisierung der Kaimauer / Prag / petrjanda/brainwork<br />
Text: Linda Pezzei Fotos: Jakub Skokan and Martin Tůma / BoysPlayNice<br />
Nach den schweren Überschwemmungen im<br />
Jahr 2002 geriet die Prager Kaimauer mit ihrer<br />
Uferpromenade auf Seite der Neustadt lange Zeit<br />
in Vergessenheit. Petr Janda setzte sich 2009 als<br />
einer der Initiatoren für die Revitalisierung des Gebiets<br />
ein. In den vergangenen zehn Jahren konnte<br />
das Vorhaben schließlich Stück für Stück realisiert<br />
sowie eine kulturelle und soziale Wiederbelebung<br />
und architektonische Sanierung erreicht werden.
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33<br />
petrjanda/brainwork<br />
Früher Uferpromenade und belebter Umschlagplatz,<br />
verkam der Prager Kai auf der Flussseite der Neustadt<br />
nach den schweren Überschwemmungen 2002<br />
zur praktischen, aber vernachlässigten Parkzone<br />
für Anrainer. 2009 schließlich initiierte eine Gruppe<br />
engagierter Bürger, darunter auch der Architekt<br />
Petr Janda, die Revitalisierung der Uferzone. Erklärtes<br />
Ziel: im ersten Schritt eine kulturelle und soziale<br />
Wiederbelebung des Gebiets zu erreichen sowie im<br />
zweiten Schritt eine architektonische Sanierung des<br />
Bereichs vorzunehmen.<br />
Zehn Jahre später wurden mit der Wiederbelebung<br />
durch Märkte und Gastronomieangebote sowie die<br />
Umsetzung der ersten Bauphase einige dieser Ziele<br />
bereits erreicht, doch zur Gänze abgeschlossen ist<br />
die Verwandlung des Gebiets damit noch nicht. Um<br />
die Bedeutung dieser Revitalisierung zu verstehen,<br />
muss man den Kontext etwas genauer betrachten.<br />
Sieht man die Moldau als Rückgrat der tschechischen<br />
Hauptstadt, dann bilden deren Uferzonen<br />
und Randbebauungen ähnlich einzelner Wirbel eine<br />
bewegliche und fließende Verbindung hinein in den<br />
öffentlichen Stadtraum. Die gesamte städtische<br />
Struktur hängt damit an diesem Skelettsystem, das<br />
laut Petr Janda möglichst flexibel und geschmeidig<br />
gehalten werden sollte, will man einem Verknöchern<br />
von relikten Gefügen entgegenwirken. Bewegung<br />
und Veränderung tut also gut.<br />
u
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
34<br />
Die neue Stadt<br />
Das reiche kulturelle und soziale Leben in Prag basiere<br />
laut Janda seit jeher auf einer architektonischen wie<br />
inhaltlichen Authentizität. Diese Erzählebene nutzte<br />
sein ortsansässiges Architekturstudio petrjanda/<br />
brainwork auch für sein Konzept der Revitalisierung<br />
der Uferzone mit Rašín, Hořejší and Dvořák Damm.<br />
Die enorme soziokulturelle Bedeutung der Maßnahmen<br />
für die Stadt Prag manifestiert sich zudem in der<br />
Tatsache, dass diese die größte Investition in den öffentlichen<br />
Raum seit der Revolution von 1989 darstellt.<br />
Der Schwerpunkt liegt auf der Rekonstruktion von 20<br />
sich in der Flussmauer befindlichen Gewölben, die ursprünglich<br />
als Eisspeicher dienten. Anstelle klassische<br />
Innenräume zu schaffen, sollten die Gewölbe laut Konzept<br />
bei maximalem Kontakt zu Fluss und Promenade<br />
explizit mit dem Außenraum verschmelzen.
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35<br />
petrjanda/brainwork<br />
Die Kommunikation und Interaktion mit den Anwohnern<br />
und Besuchern steht dabei im Vordergrund. So<br />
sollen die Gewölbe zukünftig als Cafés, Clubs, Studios,<br />
Werkstätten, Galerien sowie eine Bibliotheksfiliale, ein<br />
Raum für Nachbarschaftstreffen und öffentliche Toiletten<br />
dienen. Das architektonische Konzept basiert<br />
auf einem modularen System: Jeder einzelne Raum ist<br />
als grundausgestattetes Basismodul konzipiert, das<br />
alle betrieblichen und technischen Einrichtungen sowie<br />
eine Bar umfasst, die an verschiedene Positionen<br />
verschoben werden kann. Darüber hinaus kann jeder<br />
Mieter – im Rahmen des architektonischen Gesamtkonzepts<br />
– durch die Veränderung von Oberflächen<br />
oder das Hinzufügen von Möblierung individuelle Adaptionen<br />
vornehmen und auf diese Weise den Ort für<br />
sich erobern. Diversität und Authentizität lautet das<br />
Manifest des Dreigestirns aus Manager, Architekt und<br />
Kurator, das über die Vergabe der Räume entscheidet.<br />
Das architektonische Konzept basiert auf Interventionen,<br />
die symbiotisch mit der ursprünglichen Architektur<br />
der Flussmauer verschmelzen. Der Eindruck<br />
eines Gesamtkunstwerks sowie die maximale Öffnung<br />
der Gewölbe hin zum Außenraum prägen das<br />
Erscheinungsbild der Kaimauer. Die sechs bereits<br />
fertiggestellten Gewölbe am Rašín Damm wurden<br />
nach dem Vorbild des nahezu kreisförmigen Bogens<br />
am oberen Teil der vorhandenen Öffnungen gebaut<br />
– ein winziger Eingriff, der mehr wegnimmt, als er hinzufügt.<br />
Die alten Einbauten aus Streckmetall-Fassaden<br />
und Steinkonstruktionen in die Maueröffnungen<br />
wurden durch großformatige, runde Fenster ersetzt,<br />
die sich durch diagonale Drehung innerhalb des<br />
Rahmens ebenerdig zur Promenade öffnen lassen.<br />
Diese Eingangsportale bestehen aus Stahlrahmen,<br />
versehen mit elliptischem Glas. Die Schwenkfenster<br />
sind mit einem Durchmesser von 5,5 Metern die wohl<br />
größten Schwenkfenster der Welt und bringen jedes<br />
für sich ungefähr 2,5 Tonnen auf die Waage. Das Öffnen<br />
und Schließen erfolgt daher motorisch. u<br />
Die architektonische Gestaltung ist durchwegs<br />
schlicht und minimalistisch gehalten – im Vordergrund<br />
stehen die extrem hochwertig gearbeiteten<br />
Oberflächen und die technisch raffinierten Details.
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
36<br />
Die neue Stadt<br />
Selbst der Besuch einer<br />
WC-Anlage kann sich<br />
in Prag nun als architektonisches<br />
Highlight<br />
entpuppen.<br />
Die Steinbogenauskleidungen der vorhandenen Portale<br />
spielen in ihrer Ausführung auf die vormals vorhandenen<br />
Stufen an und verbergen den Installationsschacht,<br />
die Lüftungsöffnung der Klimaanlage sowie<br />
die Hochwasserschutzelemente. Die vierzehn weiteren<br />
Gewölbe am Hořejší-Ufer sind hingegen als skulpturale<br />
Stahlfronten konzipiert, deren Pfosten so gebogen<br />
sind, dass sie das Gewölbe beim Öffnen mit dem<br />
Flussufer und dem gesamten Außenraum optisch verbinden.<br />
In den öffentlichen Toiletten bilden die Eingangsflügel<br />
einen Bogen hinein in den Innenraum, in<br />
dem ein ebenso gebogener, skulpturaler Stahleinbau<br />
die Kabinen vom öffentlichen Raum trennt.<br />
Während der Umbauarbeiten wurden alle Oberflächen<br />
und Einbauten entfernt. Wände und Decken<br />
wurden in Folge als sandgestrahlter Beton, die Böden<br />
in gegossenem Beton ausgeführt, ergänzt durch<br />
eine ebenso gegossene, monolithische Treppe. Für<br />
die Einbauten – wie in den Toilettenräumen - wurde<br />
imprägnierter schwarzer Stahl verwendet. Durch die<br />
Kombination aus Fußbodenheizung und Klimaanlage<br />
mit Wärmerückgewinnung sowie Infrarotstrahlern ist<br />
ein ganzjähriger Betrieb auch bei geöffneten Fenstern<br />
möglich.<br />
Die nächsten Phasen der laufenden Revitalisierung<br />
umfassen die Gestaltung der Straßenmöbel wie unterirdische<br />
Abfallbehälter, Trinkbrunnen und Bänke<br />
sowie freistehender Toiletten, eines schwimmenden<br />
Terminals für Kreuzfahrtschiffe inklusive schwimmender<br />
Toiletten sowie einem Beleuchtungssystem.<br />
Außerdem soll ein schwimmender Pool entstehen,<br />
der einen Bezug zu der Prager Tradition der Flussbäder<br />
herstellt und so ein Element mit einer bedeutsamen<br />
Beziehung zur Geschichte der Region darstellt.<br />
Das Projekt lebt neben den sichtbaren Ebenen wie<br />
der interessanten und innovativen Architektursprache<br />
vor allem von den unsichtbaren Bedeutungsschichten<br />
– dem Bezug zur Geschichte, der Verknüpfung<br />
von Fluss- und Stadtraum sowie der Interaktion<br />
der Menschen mit Struktur und Raum. Wie überdimensionale<br />
Bullaugen öffnen sich die Gewölbe hin<br />
zur Moldau, doch im Gegensatz zu den Schiffsaugen<br />
ist nicht der Ausblick das spannende, sondern<br />
gerade der Einblick in diesen mystischen und geschichtsträchtigen<br />
Untergrund der Prager Neustadt.<br />
Die Revitalisierung dauert also an und hält das Rückgrat<br />
Prags flexibel und geschmeidig.<br />
•
WC<br />
WC<br />
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37<br />
petrjanda/brainwork<br />
KOBKA 7 kavárna<br />
GROUND FLOOR<br />
PUBLIC TOILETS<br />
petrjanda/brainwork<br />
GROUND FLOOR AND MEZZANINE<br />
CAFÉ / BAR<br />
petrjanda/brainwork<br />
GROUND FLOOR AND MEZZANINE<br />
CAFÉ / BAR<br />
SECTION SECTION A, SECTION A, SECTION D D<br />
CAFÉ / BAR CAFÉ / BAR<br />
petrjanda/brainwork<br />
Öffentliche WC Anlage<br />
FRONT VIEW, SECTION C<br />
PUBLIC TOILETS<br />
FRONT VIEW, SECTION C<br />
petrjanda/brainwork<br />
PUBLIC TOILETS<br />
petrjanda/brainwork<br />
Café/Bar<br />
SECTION B, SECTION C<br />
SECTION B, SECTION C<br />
CAFÉ / BAR<br />
CAFÉ / BAR<br />
petrjanda/brainwork<br />
petrjanda/brainwork<br />
GROUND FLOOR<br />
ATELIER / CAFÉ<br />
petrjanda/brainwork<br />
GROUND FLOOR<br />
ATELIER / CAFÉ<br />
petrjanda/brainwork<br />
Ateltier/ Café<br />
FRONT VIEW, SECTION FRONT VIEW, SECTION C<br />
ATELIER / CAFÉ<br />
ATELIER / CAFÉ<br />
petrjanda/brainwork<br />
petrjanda/brainwork<br />
Naplavky | Revitalization of Prague Riverfront Area<br />
Prag, Tschechische Republik<br />
Bauherr:<br />
Planung:<br />
Mitarbeiter:<br />
Statik:<br />
Stadt Prag<br />
petrjanda/brainwork<br />
Anna Podroužková, Maty Donátová, Bára Simajchlová<br />
Pavel Roubal<br />
Grundstücksfläche: 4 km Länge<br />
Planungsbeginn: 2009<br />
Fertigstellung: 2019<br />
Baukosten: 6.5 Mio €<br />
“Wir suchen nach der Authentizität, die jeder Aufgabe<br />
zugrunde liegt. Dabei fangen wir stets bei Null an und<br />
versuchen, die üblichen architektonischen Klischees zu<br />
vermeiden. Unser Ansatz basiert auf der Verbindung<br />
der physischen und metaphysischen Projektebenen.<br />
Wir gehen auf Form und Inhalt ein und vereinen skulpturale<br />
Methoden mit konzeptuellen Tendenzen.“<br />
Architekt und Künstler Petr Janda
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
38<br />
Die neue Stadt<br />
Die Stadt in der<br />
es niemals regnet<br />
Gare Maritime / Brüssel / Neutelings Riedijk Architecten<br />
Text: Edina Obermoser Fotos: Filip Dujardin, Sarah Blee<br />
Verdichtung bedeutet nicht nur Lücken neu zu füllen,<br />
sondern auch ungenutzten Bestand zu revitalisieren.<br />
Das wird am Beispiel des Gare Maritime schnell eindrucksvoll<br />
klar. Neutelings Riedijk Architecten hauchten<br />
dem prestigeträchtigen Bau inmitten von Brüssel,<br />
der einst ein dynamischer Umschlagplatz für Güter und<br />
Waren war, neues Leben ein und verwandelten ihn in<br />
„die Stadt, in der es niemals regnet“.
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39<br />
Neutelings Riedijk Architecten<br />
Der in der europäischen Hauptstadt ansässige Immobilienträger<br />
Extensa hat seine ganz eigene Vision<br />
davon, wie eine neue Stadt auszusehen hat. Unter<br />
dem Titel „Tour & Taxis“ transformiert er deshalb ein<br />
ganzes Viertel in einen innovativen Campus. Dieser<br />
umfasst ein bunt gemischtes Programm mit viel Platz<br />
zum Wohnen, Arbeiten, Feiern, Essen und Entspannen<br />
und soll zum attraktiven Anlaufpunkt mitten in<br />
Brüssel werden.<br />
Der Anfang des 20. Jahrhunderts erbaute Gare Maritime<br />
war zu seiner Blütezeit der größte Güterbahnhof<br />
Europas und ein geschäftiger Ort. Nachdem der Gebäudekomplex<br />
nicht mehr genutzt wurde, blieb von<br />
seinem Glanz wenig übrig. Die drei großen und vier<br />
kleineren Hallen verfielen im Laufe der Zeit immer<br />
mehr. Im Zuge des urbanen Entwicklungsprojekts<br />
von Extensa machen die niederländischen Neutelings<br />
Riedijk Architecten aus dem vernachlässigten<br />
Bestand das Herzstück des „Tour & Taxis“-Campus.<br />
Sie gestalten in Kooperation mit dem Bauingenieurbüro<br />
Bureau Bouwtechniek einen multifunktionellen,<br />
dynamischen Treffpunkt und funktionieren ihn zur<br />
„Stadt, in der es niemals regnet“ um.<br />
Der imposante Komplex misst stolze 280 x 140 m. Er<br />
wird nun von zwölf weiteren Trakten ergänzt, so dass<br />
sich insgesamt eine Fläche von 45.000 m 2 für das<br />
durchmischte Programm ergibt. Der neue Entwurf<br />
respektiert die bestehende Organisation des ehemaligen<br />
Bahnhofs und dessen historische Konstruktion.<br />
Durch behutsame Sanierung und Verstärkung der<br />
Stahl- und Fachwerkträger bleibt die charakteristische<br />
Originalhülle der Eisenbahnschuppen erhalten<br />
und wird zum zentralen Gestaltungselement des<br />
Mehrzweckbaus. Rote Backsteinwände, Glas und Eichenholzfassaden,<br />
im Bereich der neu hinzugefügten<br />
Hallen, komplettieren das Bild.<br />
u
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
40<br />
Die neue Stadt<br />
Im Inneren entsteht eine lebendige und abwechslungsreiche<br />
Struktur mit Boulevards, Wegen, Plätzen<br />
und kleinen Parks. Der Gare Maritime bietet mit<br />
Büros und Arbeitsplätzen, Einkaufsmöglichkeiten<br />
und Angeboten zur Freizeitgestaltung alles, was es<br />
in einer kleinen Stadt ebenfalls gibt – mit einem feinen<br />
Unterschied: sämtliche Bereiche sind überdacht<br />
und vor der Witterung geschützt. Zum geschäftigen<br />
Mittelpunkt des ehemaligen Warenumschlagplatzes<br />
wird eine 16 m breite Allee, die nicht nur die einzelnen<br />
Lokale und Shops erschließt, sondern auch zum Flanieren<br />
einlädt. Sie folgt dem Beispiel der spanischen<br />
Ramblas und ist von Bäumen gesäumt. Der zentrale<br />
Bereich des Mittelschiffs bleibt gänzlich unbespielt<br />
und soll für zukünftige Events und unterschiedliche<br />
Veranstaltungen genutzt werden. Zu beiden Seiten<br />
fügen sich in den großen Hallen die einzelnen Geschäftsflächen<br />
aneinander. Sie beinhalten einen Mix<br />
aus Start-ups, Büros, Shops renommierter Marken,<br />
Unterhaltungs- und Gastronomieflächen.<br />
Entlang der Seitenschiffe befinden sich die zwölf<br />
neuen Pavillons. Auch hier gibt es auf mehreren Geschossen<br />
viel zu entdecken und zu erleben. Für das<br />
nötige Grün holte sich das Planerduo Verstärkung ins<br />
Boot. Die insgesamt zehn Parks wurden vom Landschafts<strong>architektur</strong>büro<br />
OMGEVING liebevoll gestaltet.<br />
Sie widmen sich als Wald-, Blumen-, Gras- oder<br />
Duftgarten jeweils einem von vier Themen und sorgen<br />
für ein natürliches, grünes Ambiente. Die großen<br />
Mosaike, die die Böden der öffentlichen Plätze<br />
schmücken, stammen vom Brüsseler Künstler Henri<br />
Jacobs. Ansonsten prägen das Innere der Hallen<br />
Holz einbauten und -oberflächen sowie die genieteten<br />
Stützen und Unterzüge der Eisenkonstruktion.<br />
Sämtliche Bereiche sind dank der großen Fensterflächen<br />
lichtdurchflutet und sorgen für ein weites, offenes<br />
Raumgefühl.
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41<br />
Neutelings Riedijk Architecten<br />
Bei der Materialwahl entschieden sich die Architekten<br />
für eine Struktur aus Brettsperrholz, kurz CLT,<br />
und machen den Gare Maritime damit zum größten<br />
CLT-Projekt in Europa. Das Naturmaterial reduziert<br />
nicht nur den Betonverbrauch und das Gewicht des<br />
Baus um ein Vielfaches, sondern gleichzeitig auch die<br />
Bauzeit auf knapp ein Jahr. Sämtliche Elemente wurden<br />
als Trockenbauteile vorgefertigt und vor Ort nur<br />
noch montiert. Bei den Verbindungen wurde speziell<br />
darauf geachtet, dass die Einzelteile zerlegbar sind<br />
und im Falle zukünftiger Anpassungen durch das<br />
modulare Konzept flexibel verändert werden können.<br />
Dadurch ergibt sich ein zirkulärer Ansatz, der auf der<br />
Kreislaufwirtschaft aufbaut und den Lebenszyklus<br />
von Materialien optimiert.<br />
u<br />
Die Hallen des ehemaligen Güterbahnhofs erstrahlen<br />
in neuem Glanz. Breite, begrünte Boulevards<br />
laden zum Spazieren ein. Große Glasflächen lassen<br />
reichlich Tageslicht ins Innere.
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
42<br />
Die neue Stadt<br />
Auf das umfassende Energiekonzept des revitalisierten<br />
Gebäudeensembles legte das Architektenteam<br />
besonderen Wert. Mittels verschiedener Maßnahmen<br />
sorgen sie für möglichst viel Nachhaltigkeit. So sind<br />
zum Beispiel alle zur südwestlich angrenzenden Rue<br />
Picard orientierten Verglasungen mit Solarzellen ausgestattet.<br />
Auch auf den Dachflächen fangen Photovoltaikpaneele<br />
mit einer gewaltigen Fläche von 17.000 m 2<br />
die Sonnenstrahlen ein. Noch ein Stück energieeffizienter<br />
wird der Gare Maritime dank Geothermie und<br />
Regenwassernutzung, die die Bewässerungsanlage<br />
der Gärten speist. All diese Maßnahmen spiegeln den<br />
Charakter des Campus wider und verkörpern die Vision<br />
der Bauherren für das gesamte Viertel.<br />
Mit der kleinen Stadt revitalisieren Neutelings Riedijk<br />
Architecten und Bureau Bouwtechniek den ehemaligen<br />
Eisenbahnkomplex auf bravouröse Art und Weise.<br />
Sie machen ihn wieder zu einem zentralen Anlaufpunkt<br />
in Brüssel, in dem Besucher bei jedem Wetter<br />
getrost den Regenschirm zu Hause lassen können.<br />
Der ehemalige Güterbahnhof fungiert dadurch als<br />
Pilotprojekt für zukünftige Stadtentwicklungsmaßnamen,<br />
die vor allem aufgrund steigender Zuwanderung<br />
in die Ballungszentren aktueller denn je<br />
sind. Mit seinem vielfältigen Angebot aus Gewerbe-,<br />
Event- und Gastronomieflächen spricht er Einwohner<br />
und Touristen gleichermaßen an. Ganz nebenbei<br />
überzeugt das energieneutrale Ensemble auch aus<br />
nachhaltiger Sicht.<br />
•
50<br />
50<br />
75<br />
75<br />
190<br />
75<br />
75<br />
190<br />
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
43<br />
Neutelings Riedijk Architecten<br />
0<br />
10 5 15 20<br />
0 25m<br />
0<br />
5<br />
10<br />
10 5 15 20<br />
0 25m<br />
0<br />
10 20 30 40 50m<br />
0<br />
10 20 30 40 50m<br />
Gare Maritime<br />
Brüssel, Belgien<br />
Bauherr:<br />
Planung:<br />
Team:<br />
Gebäudetechnik:<br />
Statik:<br />
Landschaftsgestaltung:<br />
Bauphysik:<br />
Grundstücksfläche: 45.000 m 2<br />
Bebaute Fläche:<br />
Bestand 140 x 280 m<br />
Planungsbeginn: 1. Quatal 2017<br />
Bauzeit:<br />
1 Jahr<br />
Fertigstellung: 2. Quartal 2019<br />
Extensa Group<br />
Neutelings Riedijk Architecten<br />
Michiel Riedijk, Willem Jan Neutelings, Dieter de Vos,<br />
Kenny Tang,Alejandro Mosquera Garcia, Alexey Boev,<br />
Anselmo Nižić, Frank Venhorst, Pietro Manara<br />
Bureau Bouwtechniek<br />
Ney & Partners BXL / WOW<br />
OMGEVING<br />
Boydens engineering<br />
„Neutelings Riedijk Architecten ist eines<br />
der führenden, internationalen Architekturbüros<br />
mit Sitz in Rotterdam,<br />
Niederlande. Wir bieten ein starkes<br />
Engagement für exzellentes Design:<br />
die Realisierung qualitativ hochwertiger<br />
Architektur durch die Entwicklung<br />
leistungsstarker und innovativer Konzepte<br />
in klar gebauter Form.“<br />
Michiel Riedijk
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
44<br />
Die neue Stadt<br />
Insel der<br />
Kreativen<br />
Concordia Design Wrocław / Breslau, Polen / MVRDV<br />
Text: Alexandra Ullmann Fotos: Juliusz Sokołowski
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
45<br />
MVRDV<br />
Eine grüne Insel inmitten<br />
der polnischen Stadt<br />
Breslau. Auf ihr nur<br />
ein einziges Gebäude,<br />
das nun zum Concordia<br />
Design Wrocław umgestaltet<br />
wurde. MVRDV<br />
renovierten und erweiterten<br />
den Bestandsbau in<br />
Zusammenarbeit mit dem<br />
lokalen Architekturbüro<br />
Q2 Studio nicht nur, sie<br />
positionieren ihn und die<br />
gesamte Insel auch als<br />
neuen Hotspot der Kreativszene<br />
der Stadt.<br />
In der Stadt Wrocław – auf Deutsch besser bekannt<br />
unter dem Namen Breslau – im Südwesten Polens<br />
prägt die Präsenz des Flusses Oder die charakteristische<br />
Atmosphäre der Stadt. Er teilt sie nicht nur<br />
entzwei, sondern schafft innerhalb der Stadt mehrere<br />
kleine Inseln, die mit dem Festland und untereinander<br />
über Brücken verbunden sind. Diese Inseln<br />
beeinflussen die Qualität der Stadt wesentlich. Sie<br />
sind teilweise kaum bis gar nicht bebaut, sodass sie<br />
als grüne Erholungsräume zur Verfügung stehen.<br />
Eine dieser Inseln im Stadtzentrum trägt den Namen<br />
Słodowa und ist ein beliebter Treffpunkt und Aufenthaltsraum<br />
bei Alt und vor allem bei Jung.<br />
Diese Aufgabe im Stadtgefüge hatte die Insel aber<br />
nicht immer. Früher war ihr Erscheinungsbild geprägt<br />
von dicht an dicht aneinander gereihten Industriebauten,<br />
die durch die Belagerung und Zerstörung Breslaus<br />
im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört wurden<br />
und schließlich verschwanden. Nur ein einziges erhaltenes<br />
Gebäude aus dem 19. Jahrhundert erinnerte an<br />
diese ursprünglich enge Bebauung. Es bestand aus<br />
einem sechsgeschossigen Bauteil an den ein niedrigerer<br />
dreigeschossiger Baukörper anschließt. Dieser<br />
letzte Überrest sollte nicht sich selbst überlassen<br />
oder gar abgerissen werden. Der Entschluss fiel darauf,<br />
ihn als Teil der Geschichte Präsenz zu verleihen<br />
und zu revitalisieren. Und sogar noch mehr, denn mit<br />
der Renovierung ging auch eine Erweiterung einher,<br />
die das denkmalgeschützte Gebäude zum zentralen<br />
Ankerpunkt der Insel Słodowa macht.<br />
u
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
46<br />
Die neue Stadt<br />
Durch die großflächigen<br />
Glasöffnungen belebt<br />
das Gebäude die nähere<br />
Umgebung auf künstlerische<br />
Weise. Die Öffentlichkeit<br />
wird nicht nur im<br />
Erdgeschoss miteinbezogen,<br />
sondern auch ganz<br />
oben auf dem Dach, das<br />
als Dachterrasse für alle<br />
zugänglich ist.<br />
Die Erweiterung des Gebäudes im Westen schmiegt<br />
sich in seiner Höhe und Breite an den zur Ostseite<br />
orientierten Bestandsbau an und spiegelt in etwa<br />
sein Gebäudevolumen zur anderen Seite wider. Die<br />
Fassade des Erweiterungsbaues kann man als zeitgemäße<br />
Lochfassade bezeichnen, die sich mit ihren<br />
Proportionen und Fenstergrößen an der Bestandsfassade<br />
orientiert. Dennoch kann man sie durch<br />
ihre Schlichtheit vom ornamentreichen Bestand klar<br />
unterscheiden. Beide Gebäudeteile treten in einen<br />
spannungsgeladenen Dialog, ohne dabei in Konkurrenz<br />
zueinander zu stehen. Eher bilden sie eine<br />
kon trastierende Einheit. Die Mitbegründerin von<br />
MVRDV, Nathalie de Vries, nennt das Motiv des Januskopfes<br />
– der Kopf des römischen Gottes Janus<br />
besitzt zwei Gesichter – als wichtiges Element für die<br />
in-Bezug-Setzung von Alt und Neu.<br />
Dieser zwar symmetrische, aber gegengleiche Aufbau,<br />
ist beiden Bauteilen auch im Gebäudeinneren<br />
gemein. Das Herzstück stellt dabei auf beiden Seiten<br />
im Erdgeschoss ein dreigeschossiger Raum mit<br />
abgetrepptem Volumen dar. Auf der zur Parklandschaft<br />
hin orientierten westlichen Gebäudeseite tritt<br />
der großvolumige Raum als transparente Sockelzone<br />
klar in Bezug zur umgebenden Parkanlage. Er kommuniziert<br />
das Geschehen im Inneren des Gebäudes<br />
an die nähere Umgebung. An der abgetreppten Wand<br />
der Raumrückseite befindet sich im Inneren eine<br />
großflächige Wandmalerei der polnischen Künstlerin<br />
Alicja Biała. Sie beschäftigt sich dabei mit reduziertem<br />
Tempo, Alltagskultur und dem Kontakt mit der<br />
Natur. Die Arbeit zielt klar auf Fernwirkung ab und<br />
belebt sowohl den Innenraum als auch den umgebenden<br />
öffentlichen Raum künstlerisch. Mit ihrem<br />
Kunstwerk transferiert sie die Kreativität, die im Innenraum<br />
des gesamten Gebäudes gelebt wird, auch<br />
auf den Außenraum.
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
47<br />
MVRDV<br />
Anders sieht dieser imposante Raum auf der anderen<br />
Seite des Gebäudes hinter der historischen Fassade<br />
aus. Dort verfügt er zwar über ein auf die gleiche<br />
Weise geformtes Raumvolumen, das aber durch die<br />
freigelegte Backsteinfassade und die hölzerne Deckenverkleidung<br />
ein vollkommen anderes, besinnlicheres<br />
Wesen zum Ausdruck bringt. Die exzentrische<br />
von der Decke hängende kunterbunte Lampe<br />
verweist zum gegenüberliegenden Raum, denn sie<br />
stammt aus der Hand derselben Künstlerin. Verwendet<br />
werden diese beiden eindrucksvollen Räume<br />
für Nutzungen, die die Öffentlichkeit einbinden.<br />
Einerseits findet hinter der historischen Fassade ein<br />
Veranstaltungsraum Platz, zur anderen Seite ist ein<br />
Gastronomiebereich mit Restaurant und Café untergebracht.<br />
Beides möchte die nähere Umgebung in<br />
das Gebäude integrieren und so zum Wohlfühlklima<br />
des lebendigen urbanen Raumes beitragen.<br />
Die oberen vier Geschosse mit ihren etwa 4.500 m²<br />
werden als Co-Working-Space mit ausgedehnten<br />
Gemeinschaftsflächen genutzt. Die kreative Community<br />
soll hier gemeinschaftlich ihre Ideen entwickeln<br />
und produktive Lösungen erarbeiten. Diese Prozesse<br />
sollen aber nicht hinter verschlossenen Türen<br />
stattfinden – die kreative Atmosphäre soll bewusst<br />
auch als Instrument der Stadtgestaltung und auch<br />
für deren Entwicklung eingesetzt werden. Schon vor<br />
einigen Jahren erkannte der britische Städteforscher<br />
Charles Landry das Potenzial der kreativen Stadt für<br />
deren Entwicklung und für das Wohlbefinden der<br />
Menschen, das auch hier auf der Insel Słodowa angesprochen<br />
werden soll. Das Gebäude für Concordia<br />
Design wird dafür als neuer Anziehungspunkt der<br />
Kreativen positioniert, dessen Wesen und Offenheit<br />
sich auch auf den umgebenden Stadtraum übertragen<br />
soll. Mit seinem kreativen und künstlerischen<br />
Wesen kann so ein offener Ort geschaffen werden,<br />
an dem sich die Menschen der Stadt näherkommen,<br />
voneinander lernen und profitieren.<br />
u
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
48<br />
Die neue Stadt<br />
Freigelegtes Ziegelmauerwerk,<br />
die Tragstruktur<br />
aus Beton, die<br />
Holzverkleidung und die<br />
skulpturale Hängeleuchte<br />
der Künstlerin Alicja Biała<br />
formen die Atmosphäre<br />
des Raumes im Erdgeschoss<br />
an der Ostseite des<br />
Gebäudes. Er bildet das<br />
Pendant zu dem an der<br />
Westseite.<br />
Um diese Urbanität entstehen zu lassen sind Mischnutzungen<br />
von Gebäuden das Gebot der Stunde.<br />
Einerseits sollen viele unterschiedliche Nutzungen<br />
unter einem Dach vereint werden. Auf der anderen<br />
Seite sollen möglichst verschiedene Nutzergruppen<br />
angesprochen werden. In dem neu gestalteten Gebäude<br />
in Breslau sind öffentliche und private Nutzungen<br />
stark miteinander verwoben. So ist auch die<br />
Dachfläche als öffentliche Terrasse für alle Städterinnen<br />
und Städter zugänglich.<br />
Mit seiner solitären Wirkung nimmt das Gebäude<br />
heute wesentlich mehr Fläche der Insel ein als zuvor<br />
der Bestandsbau alleine. Auch aus diesem Grund war<br />
es den Architektinnen und Architekten von MVRDV<br />
wichtig, für die verbrauchte Fläche der Stadt etwas<br />
zurückzugeben. So tritt auch das Dach in Verbindung<br />
zur Parklandschaft und zur Stadt generell. Die<br />
vertikale Fassadenbegrünung des Gebäudes kennzeichnet<br />
es klar als Erweiterung des Parks und die<br />
Dachterrasse bietet einen eindrucksvollen Ausblick<br />
und verwebt das Gebäude noch tiefer mit der Stadt.<br />
Der gesamte Bau trägt zur urbanen Durchmischung<br />
und Vernetzung bei. Der grüne Parkraum der Insel wird<br />
als solcher in dem neuen Konzept integriert und sogar<br />
durch die Dachterrasse in der dritten Dimension erweitert.<br />
Städte benötigen unbedingt attraktive nutzbare<br />
Freiräume und Räume für Kunst, Kultur und Kreativität.<br />
Beides findet Raum in dem von MVRDV in Zusammenarbeit<br />
mit dem lokalen Architekturbüro Q2 Studio gestalteten<br />
Gebäude Concordia Design Wrocław. •
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49<br />
MVRDV<br />
Concordia Design Wrocław<br />
Breslau, Polen<br />
Bauherr:<br />
Architekt:<br />
Mitarbeiter:<br />
Nutzfläche: 7000 m²<br />
Planungsbeginn: 2018-<strong>2020</strong><br />
Fertigstellung: <strong>2020</strong><br />
Concordia Design<br />
MVRDV in Zusammenarbeit mit Q2 Studio<br />
Luca Moscelli, Mateusz Wojcieszek, Matteo Ornato,<br />
Brygida Zawadzka, Bartosz Bochynski, Carolin Cremer,<br />
Michal Bala<br />
„The building is of course bigger than the fragments<br />
that we attachted. We thought it is important, that we<br />
give something back of the space the building takes<br />
- now in form of a rooftop. This rooftop is publically<br />
accessable. It is really a gift we want to give to the<br />
city of Wrocław.“<br />
„MVRDV was really challenged with this project,<br />
because we felt from the beginning a big responsability<br />
to make a very nice and unique, but also urban<br />
design for this island in the center part of Wrocław.“<br />
Nathalie de Vries (Mitbegründerin von MVRDV)
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
50<br />
Die neue Stadt
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
51<br />
Selgascano<br />
Urbanes Arbeiten<br />
im Grünen<br />
HolLA Second Home Hollywood / Los Angeles / Selgascano<br />
Text: Edina Obermoser Fotos: Iwan Baan<br />
Während Grünflächen in den Metropolen rund um<br />
die Welt im Zuge zunehmender Urbanisierung<br />
und damit einhergehender Verdichtung immer<br />
mehr verschwinden, gestalteten Selgascano in Los<br />
Angeles ein ganz besonderes Projekt, das Natur und<br />
Architektur miteinander verbindet. Mit dem Second<br />
Home holLA in Hollywood schafften sie inmitten<br />
der Stadt eine grüne Insel, die ganz im Zeichen des<br />
Co-Working steht und nicht nur Platz für Freischaffende,<br />
sondern auch für Fauna und Flora bietet.
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
52<br />
Die neue Stadt<br />
Der Innenhof des<br />
Bestandsgebäudes im<br />
neoklassizistischen Stil<br />
wird mit Bäumen und<br />
Tischen zum geschützten<br />
Außenbereich. Er lädt zu<br />
einer entspannten Arbeitspause<br />
und Austausch<br />
mit Kollegen unter freiem<br />
Himmel ein.<br />
Second Home ist bekannt für seine extravaganten<br />
und unkonventionellen Arbeitsplätze. Der Name lässt<br />
bereits einiges über die Unternehmensphilosophie<br />
vermuten. Anstatt wie in herkömmlichen Büros sollen<br />
sich die arbeitenden Menschen hier ganz wie zu Hause<br />
fühlen. Mit Zweigstellen in Europa und den USA<br />
bietet der Co-Working-Anbieter abwechslungsreiche<br />
Räumlichkeiten, in denen Unternehmen, Start-ups<br />
oder Kreative neben- oder miteinander arbeiten können.<br />
Farbenfrohe Designs und bunte Bepflanzung ziehen<br />
sich wie ein roter Faden durch sämtliche Standorte<br />
in Lissabon, London und Los Angeles und wurden<br />
längst zum Markenzeichen von Second Home.<br />
Mitten in Hollywood entstanden mit dem grünen<br />
Campus mehr als 1.200 einzigartige Arbeitsplätze. Ein<br />
denkmalgeschützter Bestandsbau im neoklassizistischen<br />
Stil bildet den Eingang von holLA. Er stammt<br />
aus dem Jahre 1964 und wurde mit Paul Williams vom<br />
ersten anerkannten, afroamerikanischen Architekten<br />
in Los Angeles entworfen. Das spanische Planerteam<br />
revitalisierte das herrschaftliche Gebäude mit Bedacht<br />
und erhielt die historischen, weiß gestalteten<br />
Fassaden. Mit seinem U-förmigen Grundriss legt sich<br />
der zweigeschossige Bau rund um einen zentralen<br />
Innenhof, der zum kommunikativen Treffpunkt wird.<br />
Während im unteren der beiden Niveaus 320 flexibel<br />
anmietbare Sitzplätze untergebracht sind, befinden<br />
sich im ersten Stock weitere 200. Mit Cafeteria, Bar<br />
und Restaurant ist auch das leibliche Wohl der Eingemieteten<br />
gesichert. Ein Veranstaltungsbereich<br />
sowie Konferenzräume, Entspannungszonen und offene<br />
Terrassenflächen komplettieren das umfassende<br />
Raumprogramm des dynamischen Co-Working-Space.<br />
Nebeneinander gibt es nicht nur reichlich Platz für<br />
Produktivität, sondern auch für Erholung, Austausch<br />
und Freizeitgestaltung.
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53<br />
Selgascano<br />
Hinter den weißen Fassaden prägt nun das typisch<br />
amorphe Design von Second Home sämtliche Bürobereiche<br />
des bestehenden Traktes. Neben farbigen<br />
Akzenten bestimmen Holzoberflächen, ausgewähltes<br />
Interieur und viele Topfpflanzen das Bild. Raffinierte<br />
Beleuchtung und luftige Raumtrenner runden<br />
das Konzept stimmig ab. In abgetrennten, verglasten<br />
Zonen und offenen Arbeitslandschaften gibt es<br />
wechselweise mehr oder weniger Privatsphäre und<br />
damit für jeden das perfekte Arbeitsumfeld.<br />
Zum eigentlichen Highlight von holLA wird das Gelände<br />
rund um den Bestandsbau. Auf einer Tiefgarage<br />
installierte Selgascano hier auf einer vier Meter<br />
dicken Erdschicht eine Art tropische Arbeits- und<br />
Naturlandschaft, in die sich 60 eingeschossige Pavillons<br />
einbetten. Der Garten besteht aus mehr als<br />
10.000 Pflanzen und Bäumen in verschiedenen Höhen<br />
und Farben. Diese wurden je nach Farbe und<br />
Eigenschaften gezielt miteinander kombiniert und in<br />
hohe Tröge gepflanzt. Sie sorgen nicht nur für ein angenehmes<br />
Arbeitsambiente, sondern fungieren auch<br />
als neues Zuhause für Schmetterlinge, Ameisen, Bienen<br />
und sogar Eichhörnchen.<br />
u
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
54<br />
Die neue Stadt<br />
Die bunten, von tropischen<br />
Pflanzen umgebenen,<br />
Pavillons bieten mit<br />
ihren unterschiedlichen<br />
Größen viel Platz für<br />
Produktivität – und das<br />
mitten im Grünen.<br />
Anstatt die Natur, wie aus anderen Second-Home-Projekten<br />
bekannt, ins Büro hinein zu holen,<br />
verlegen die Architekten das Büro hier direkt in den<br />
Garten. Die einzelnen Pavillons sind oval und organisch<br />
geformt. In vier unterschiedlichen Größen<br />
gestaltet, beinhalten sie individuelle Büros und Besprechungsräume<br />
für bis zu 700 Personen. Jeder der<br />
zellenartigen Bungalows setzt sich aus umlaufenden,<br />
gebogenen Verglasungen und einer dottergelben<br />
Dachfläche zusammen. Die farbigen Ovale leuchten<br />
zwischen der dichten Bepflanzung hervor und werden<br />
so zum charakteristischen Merkmal des Second<br />
Home in Los Angeles. Geschwungene Schreibtische<br />
entwickeln sich entlang der gebogenen Außenwände<br />
oder stehen zentral im Raum und stellen reichlich Fläche<br />
für die Planung gemeinsamer Projekte zur Verfügung.<br />
Pflanztröge und die Arbeitsflächen im Inneren<br />
schließen bündig miteinander ab. Dadurch fühlt man<br />
sich beim Arbeiten mit dem 360°-Panoramaausblick<br />
ins Grüne so, als wäre man mitten in der Natur.<br />
Zwischen den gelben Pavillons schlängeln sich kleine<br />
Wege durch das dichte Grün. In Beton und Holz<br />
gefertigt dienen sie der Erschließung und laden die<br />
Nutzer zu einer entspannten Auszeit auf einer der<br />
Sitzbänke, die in die Holztröge integriert sind, ein.<br />
Die Pflanzen sind aber nicht nur schön anzusehen,<br />
sie bereichern den Co-Working-Campus auch um<br />
zahlreiche andere Qualitäten und schaffen so ein<br />
angenehmes Arbeitsklima. Ohne die Büros zu sehr<br />
abzudunkeln werden die verglasten Kapseln durch<br />
die Vegetation verschattet und gleichzeitig wird die<br />
Umgebungstemperatur auf natürliche Art und Weise<br />
gesenkt. Auf künstliche Beleuchtung kann untertags<br />
komplett verzichtet werden. Durch Öffnungen auf<br />
drei verschiedenen Höhen gelangt die frische Luft<br />
mittels Querlüftung direkt in die einzelnen Pavillons.<br />
In zwei Zisternen, die jeweils 140 m³ fassen, sammelt<br />
sich das Regenwasser, das schließlich zur Bewässerung<br />
der Pflanzen genutzt wird.<br />
Mit dem grünen Co-Working-Space schafft das Büro<br />
Selgascano eine tropische Oase im Herzen von Los<br />
Angeles, die nicht nur zum produktiven Arbeitsplatz,<br />
sondern gleichzeitig zum Erholungsort inmitten der<br />
schnelllebigen Stadt wird. Wo sich vorher ein Parkplatz<br />
befand, wächst nun ein bunter Mix aus Pflanzen,<br />
Blumen und Palmen. Die Architekten schafften<br />
auf dem 8.400 m 2 großen Grundstück neben unzähligen<br />
Arbeitsplätzen 6.500 m 2 Natur. Damit zeigen sie<br />
auf sehr gelungene Art, wie zeitgemäßes Bauen in<br />
der neuen Stadt gedacht werden kann und wie sich<br />
Grünfläche und Architektur durch gezielte Strategien<br />
perfekt ergänzen und harmonisch nebeneinander<br />
existieren können.<br />
•
355'<br />
368' 4"<br />
356' 6"<br />
351'<br />
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
55<br />
Selgascano<br />
381' 7"<br />
368' 4"<br />
366'<br />
358' 6"<br />
356' 6"<br />
355'<br />
SECTION AA'<br />
344'6"<br />
1<br />
2<br />
3<br />
1<br />
17<br />
2<br />
R20'<br />
L5'<br />
R8'<br />
L10'<br />
R6'<br />
L6'<br />
17<br />
5<br />
R4'<br />
L6'<br />
4<br />
3<br />
R12'<br />
L4'<br />
bb'<br />
path<br />
R8'<br />
L10'<br />
R18'<br />
L6.5'<br />
R20'<br />
L5.5'<br />
R6'<br />
L6'<br />
R20'<br />
L4'<br />
R20'<br />
L4'<br />
R12' GARDEN<br />
L10'<br />
15<br />
15<br />
14 13<br />
14 13<br />
16<br />
16<br />
R12'<br />
L10'<br />
12<br />
R8'<br />
L10'<br />
12<br />
R12'<br />
L10'<br />
5<br />
R12'<br />
L10'<br />
R10'<br />
L5'<br />
11<br />
6<br />
R8'<br />
L10'<br />
11<br />
6<br />
4<br />
8<br />
9<br />
7<br />
R6'<br />
L10' 7<br />
R20'<br />
L5'<br />
10<br />
R6'<br />
L9.5'<br />
R8'<br />
L4'<br />
0' 6" 1' 5'<br />
8<br />
9<br />
10<br />
2'-5"<br />
3'-1"<br />
2'-5"<br />
3'-1"<br />
BUNGALOW<br />
1. Insulation and waterproofing.<br />
Styrofoam. Slope 2% (thk from 0 to<br />
4") + Waterproofing Sika Sarnafil,<br />
reinforced roof coating. Color RAL<br />
BUNGALOW<br />
1023.<br />
2. CLT Roof<br />
3. Steel beam<br />
4 1. Steel column Insulation and waterproofing.<br />
3<br />
5 Styrofoam. Slope 2% (thk from 0 to<br />
R12' 4" Acrylic<br />
6 Led Strip 4") + Waterproofing Sika Sarnafil,<br />
L10'<br />
7 Desk. Corian reinforced surface roof coating. Color RAL<br />
2" 1 thk on top<br />
of 1" 1thk 1023. plywood<br />
2. CLT Roof<br />
8 Steel rebar 3 3. Steel<br />
4" Ø<br />
9 Polyurethane<br />
beam<br />
resin<br />
10 Existing<br />
4 Steel<br />
Slab<br />
column<br />
3<br />
11 Concrete 5 4" Acrylic wall<br />
12 Landscape 6 Led Strip Area<br />
13 Drainage 7 Desk. Corian surface 2" 1 thk on top<br />
14 Concrete of 1" sidewalk 1thk plywood<br />
15 Planter. 8 Steel Wood rebar retaining 3 4" Ø wall<br />
16 Soil 9 Polyurethane resin<br />
R10'<br />
17 Flashing 10 Existing Slab<br />
L10'<br />
11 Concrete wall<br />
12 Landscape Area<br />
13 Drainage<br />
14 Concrete sidewalk<br />
15 Planter. Wood retaining wall<br />
16 Soil<br />
17 Flashing<br />
grade level 358.5'<br />
desk 29"<br />
R18'<br />
L6'<br />
R20'<br />
L8'<br />
R10'<br />
L10'<br />
pathway<br />
finished floor Level 356.5'<br />
added soil 3'-6"<br />
R18'<br />
L10'<br />
0' 6" 1' 5'<br />
SCHEMATIC BUNGALOW<br />
BUNGALOW TYPES<br />
0' 6' 12' 32' 64'<br />
N<br />
0' 6' 12' 32' 64'<br />
N<br />
GROUND LEVEL PLAN<br />
GROUND LEVEL PLAN<br />
HolLA Second Home Hollywood<br />
Los Angeles, USA<br />
Bauherr:<br />
Planung:<br />
Team:<br />
Statik:<br />
Mechanik:<br />
Landschaftsgestaltung:<br />
Bauingenieur:<br />
Second Home<br />
Selgascano<br />
José Selgas & Lucía Cano mit Diego Cano-Lasso, María Levene,<br />
Inés Olavarrieta, Paolo Tringali, Sixto Cordero, Víctor Jiménez,<br />
Sara Ouass, Pilar Cano-Lasso, CatalinaVázquez,<br />
Juan José Muñoz Muñoz, Julian Ocampo, Juan Saez Pedraja<br />
Grundstücksfläche: 8.440 m 2<br />
Bebaute Fläche: 3.747 m 2<br />
Nutzfläche: 6.272 m 2<br />
Planungsbeginn: 2015<br />
Bauzeit: 2017 - 2019<br />
Baukosten:<br />
20 Mio. USD<br />
Walter P.Moore<br />
Henderson Engineers INC<br />
Selgascano / Second Home<br />
KPFF Consulting Engineers<br />
„Wir konzentrieren uns auf die intensive<br />
Suche nach neuen Wegen für die Natur.<br />
Mit künstlichen Mitteln und Technologien<br />
bedienen wir uns anderer Bereiche, die sich<br />
sonst selten mit Architektur vermischen. All<br />
dies folgt einem notwendigen Ziel: die Architektur<br />
gegenüber der Natur wieder an<br />
Boden verlieren zu lassen, ihre Präsenz zu<br />
minimieren und ihre Rolle bei der Schaffung<br />
von neuen Arten von Natur zu reduzieren.“<br />
José Selgas, Lucía Cano:
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
56<br />
Die neue Stadt<br />
Es brodelt<br />
und gärt<br />
Theodorahus / Kopenhagen, Dänemark / ADEPT<br />
Text: Linda Pezzei Fotos: Rasmus Hjortshoj, Jakob Birgens<br />
Bereits 1847 gründete der Däne Jacob Christian<br />
Jacobsen die heute weltbekannte Brauerei Carlsberg-Bryggerier<br />
Kjøbenhavn in Kopenhagen. Ende<br />
des 19. Jahrhunderts erlebte die Brauerei dank der<br />
industriellen Produktionsweise einen rasanten Aufschwung.<br />
Nach 160 Jahren turbulenter Industriegeschichte<br />
inmitten des beliebten Stadtteils Vesterbro<br />
wurde die Bierproduktion mit dem Jahr 2008 an andere<br />
Standorte in Dänemark verlagert. Der Startschuss,<br />
um das ehemalige Brauereigelände und Industrieareal<br />
in ein neues Wohnquartier zu verwandeln.<br />
Der Masterplan für das 30 ha umfassende Gelände<br />
sah neben der Aufwertung der Umgebung allen voran<br />
die Gestaltung eines nachhaltig aktiv-urbanen<br />
Lebens vor. Das entstandene Ensemble zeichnet sich<br />
heute auf der einen Seite durch zeitgemäße Ergänzungsbauten<br />
aus, auf der anderen Seite wurden so<br />
viele historische Gebäudeteile wie möglich behutsam<br />
konserviert und restauriert. Das besondere Flair liegt<br />
in der an allen Ecken erlebbaren Industriegeschichte<br />
und dem kontrastierend-pulsierenden Leben dieses<br />
modernen Stadtviertels.<br />
u<br />
Ein altes Industriegelände<br />
einer weltbekannten<br />
Brauerei wird zum pulsierenden,<br />
nachhaltigen und<br />
qualitätsvollen modernen<br />
Wohn- und Büroquartier<br />
im Herzen der Weltstadt<br />
Kopenhagen. ADEPT ist<br />
es mit dem Theodora<br />
Haus gelungen, mit viel<br />
Fingerspitzengefühl und<br />
Innovationsgeist gegebene<br />
historische Bautraditionen<br />
in die Gegenwart<br />
zu übersetzen und so ein<br />
stadtteilprägendes Quartier<br />
zu gestalten.
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
57<br />
ADEPT
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
58<br />
Die neue Stadt<br />
Das ortsansässige Architekturkollektiv ADEPT verwandelte<br />
das Areal rund um den ehemaligen Hefespeicher<br />
im Sinne des Masterplans in ein modernes<br />
Wohn- und Büroquartier. Ab 1883 wurde in den<br />
Forschungslabors von Carlsberg ein untergäriger<br />
Hefepilz gezüchtet, der später nach der Brauerei benannt<br />
und vor Ort in großen Mengen zur Biergewinnung<br />
gelagert wurde. Gleich nebenan steht auch das<br />
berühmte Elefantentor. Das mit rot verzierten Kacheln<br />
verblendete Wahrzeichen der Carlsberg Brauerei<br />
wurde 1901 von Vilhelm Dahlerup entworfen und<br />
diente als Wasserturm und Hopfen-Silo.<br />
“Wir glauben, dass wir die Lebensfähigkeit und Vielfalt<br />
unserer Städte verbessern können, wenn wir positive<br />
Interaktionen zwischen Menschen, Funktionen und<br />
öffentlichem Raum fördern. Wir beziehen Kunden und<br />
Benutzer in die Konzeption von Orten ein, die ihnen<br />
als flexibles Rahmengerüst dienen sollen, und zielen<br />
darauf ab, die richtigen Bedingungen für eine positive<br />
Entwicklung der Gemeinschaft in Städten und Gebäuden<br />
zu schaffen”, bringen die Planer von ADEPT den<br />
Kerngedanken des Projekts auf den Punkt. Das Theodora<br />
Haus ist ein gemischt genutztes Gebäude, das<br />
sich aus mehreren Wohnungstypologien sowie einem<br />
Büroflügel zusammensetzt. Letzterer befindet sich in<br />
dem einzigen historischen Gebäudeteil, der sich als<br />
konservierbar erwies und bietet Ausblick auf einen<br />
der vielen kleinen Plätze des Carlsberg-Quartiers.<br />
Die 58 Wohneinheiten hingegen sind in dem U-förmig<br />
dazu ergänzten Neubau untergebracht und um einen<br />
halböffentlichen Hof angeordnet.<br />
Durch Blick- und Wegebeziehungen fügt sich das<br />
neue (alte) Quartier nahtlos in das städtebauliche<br />
Gefüge ein und erweitert den Stadtteil um ein lebendiges<br />
Konglomerat aus Damals und Heute. Besonderes<br />
Augenmerk legten die Architekten dabei<br />
auf die Gestaltung der zur Umgebung hin orientierten<br />
Flächen und so betont das Theodora Haus ganz<br />
bewusst den komplexen Charakter des Viertels, das<br />
durch die vielen unterschiedlichen Fassaden geprägt<br />
ist, welche die lokale Geschichte widerspiegeln.<br />
“Nachhaltigkeit ist kein Branding. Es ist eine Notwendigkeit.”<br />
Nach diesem Credo ist auch die ursprüngliche<br />
Backsteinfassade des Hefespeichers in seinem<br />
charakteristischen Verbund erhalten geblieben. Der<br />
optische Übergang zu dem neuen Gebäudeteil geschieht<br />
auf behutsame Weise über das Elefantentor<br />
hinweg. Farbe und Oberflächenstruktur der Ziegel<br />
wurden sorgfältig ausgewählt. So wird die historische<br />
Fassade zwar respektvoll ergänzt, aber dennoch ein<br />
modernes Statement gesetzt.<br />
Aus der Ferne eine homogene<br />
Silhouette, lässt sich die besondere<br />
Struktur der Fassade erst bei genauerem<br />
Betrachten erkennen.
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
59<br />
ADEPT<br />
Um diesen subtilen Eindruck zu erzielen, entwickelten<br />
die Architekten in enger Zusammenarbeit mit einem<br />
örtlichen Hersteller einen besonderen Ziegel, dessen<br />
schmale Vorderseite konkav gewölbt ist. So ergibt<br />
sich im Verbund verlegt an der einem der Hauptboulevards<br />
des Carlsberg Komplexes zugewandten Fassadenfront<br />
ein abwechslungsreiches Spiel aus Schatten<br />
und Texturen, das sich in einer schwungvollen<br />
Bewegung in Richtung Himmel aufzulösen scheint.<br />
Das Besondere liegt in der Kombination des altbekannten<br />
und historischen Baumaterials Ziegel und<br />
dessen völlig neuer Interpretation in Form und Verlegetechnik.<br />
Auf diese Weise entsteht ein äußerst moderner<br />
und zeitgemäßer Eindruck, der dennoch das<br />
Gefühl vermittelt, als wären die Gebäude schon genau<br />
so seit jeher an Ort und Stelle gestanden. u
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
60<br />
Die neue Stadt<br />
Im Innenhof eröffnet sich<br />
eine gestalterisch völlig<br />
neue Welt, welche die Privatheit<br />
und den besonderen<br />
Charakter der Anlage<br />
zusätzlich unterstreicht.<br />
Die perforierten Metall-Fensterläden zur Straße hin<br />
sind in Kopenhagen-Grün gestrichen und spiegeln<br />
mittels ausgewählter grafischer Motive die Geschichte<br />
des Hefespeichers auf dekorative Weise<br />
wider. Auch dieses Element basiert auf einem der<br />
Prinzipien der Köpfe von ADEPT: “Wir fördern eine<br />
experimentelle Denkweise, die auf kreativen Ideen<br />
basiert, geprüft durch das Brennglas unseres skandinavischen<br />
Ansatzes, der Orte vor Gebäude setzt. Wir<br />
erkunden unbekannte Gebiete, um innovative Lösungen<br />
hervorzubringen.” Und als innovativ und unkonventionell<br />
lässt sich das unbekümmerte Spiel und die<br />
Interaktion mit den umgebenden Bauten, Strukturen<br />
und der Historie durchaus beschreiben.<br />
Der eher private Innenhof bildet schließlich einen<br />
starken Kontrast zu den detaillierten und kleinteiligen<br />
Ziegelstrukturen, die der Nachbarschaft zugewandt<br />
sind. Die hofseitigen Fassadenflächen sind als<br />
weißer Faserzement ausgeführt und mit einem davor<br />
montierten Rankgerüst aus hellem Holz versehen.<br />
Mit der Zeit sollen diese bewachsen als grüne Wände<br />
den kleinen Garten einfassen, der den Bewohnern als<br />
Ruheoase und nachbarschaftlicher Treffpunkt dient.<br />
Eine organisch geschwungene, über Ebenen begehbare<br />
Landschaft aus Grünflächen, Bäumen und Beeten<br />
wird von einem Band aus Cortenstahl eingefasst,<br />
rundherum laden Bänke aus Holz zum Verweilen ein.<br />
Auch wenn die Zeiten des hektischen Brauereialltags<br />
vorbei sind, so brodelt und gärt es doch weiter auf<br />
diesem faszinierenden historischen Industriegelände<br />
im Herzen Kopenhagens. Alt und Neu, Geschichte<br />
und Gegenwart verschmelzen zu einem feingewebten,<br />
vielschichtigen Konglomerat, dessen besonderes<br />
Flair von ADEPT mit viel Fingerspitzengefühl<br />
geformt wurde.<br />
•
0m<br />
0m<br />
1m<br />
1m<br />
5m<br />
5m<br />
10m<br />
10m<br />
0m<br />
0m<br />
1m<br />
1m<br />
5m<br />
5m<br />
10m<br />
10m<br />
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
61<br />
ADEPT<br />
EG<br />
N<br />
OG 3<br />
N<br />
Theodorahus<br />
Kopenhagen, Dänemark<br />
Bauherr:<br />
Planung:<br />
Mitarbeiter:<br />
Statik:<br />
Carlsberg Byen<br />
ADEPT<br />
Anders Lonka, Martin Laursen, Martin Krogh,<br />
Simon Poulsen, Camilla Klingenberg, Jens Arnar Árnason,<br />
Arminas Sadzevicius, Telma Ribeiro<br />
NorConsult<br />
Grundstücksfläche: 2.618 m 2<br />
Bebaute Fläche: 2.187 m 2<br />
Bruttogeschossfläche: indoor 15.502 m 2<br />
Innenhof 426 m 2<br />
Balkone + Terrassen 622 m 2<br />
Fläche Wohneinheiten: 58 Wohneinheiten / 4.405 m 2 = 75.9 m 2<br />
(von 46 m 2 bis 168 m 2 )<br />
Wohnfläche: 4.405 m 2<br />
Bürofläche: 7.290 m 2<br />
Öffentliche Flächen: 3.185 m 2<br />
Planungsbeginn: 08/2017<br />
Bauzeit:<br />
2 Jahre<br />
Fertigstellung: 03/<strong>2020</strong><br />
Baukosten: ca. 25,9 Mio. €<br />
“ADEPT ist eine in Kopenhagen ansässige Architekturgemeinschaft.<br />
Unser Credo lautet “Ort<br />
vor Bauwerk”, denn wir sehen die Stadt als einen<br />
Organismus, eine Synergie zwischen Menschen,<br />
Funktionen und Orten. Wir arbeiten in allen Maßstäben<br />
- unsere Entwürfe wachsen immer aus einer<br />
sorgfältigen Studie der örtlichen Gegebenheiten.<br />
Der Kontext ist uns wichtiger als klassische<br />
Begriffe der Ästhetik. Denn in all unseren Projekten<br />
dreht sich alles um die Menschen, welche die<br />
Orte letztendlich benutzen und bewohnen.<br />
(v.l.n.r.) Martin Krogh, Simon Poulsen,<br />
Camilla Klingenberg, Anders Lonka,<br />
Martin Laursen
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
62<br />
Die neue Stadt<br />
Das Haus<br />
auf dem Haus<br />
Lindenhausstraße / Luzern, Schweiz / Scheitlin Syfrig Architekten<br />
Text: Linda Pezzei Fotos: Ben Huggler<br />
Ein über 100 Jahre altes<br />
Wohnhaus im Herzen<br />
Luzerns wurde von den<br />
ortsansässigen Scheitlin<br />
Syfrig Architekten um<br />
drei Geschosse plus Attikawohnung<br />
aufgestockt.<br />
Während sich das Gebäude<br />
zur Hofseite hin als<br />
modernes Bauwerk aus<br />
einem Guss präsentiert,<br />
tritt der Aufbau zur Straßenseite<br />
hin geschickt in<br />
den Hintergrund, sodass<br />
die stuckverzierte Fassade<br />
im Ensemble der Straßenflucht<br />
wie gewohnt<br />
zur Geltung kommt.<br />
Das Luzerner Bauprojekt Lindenhausstraße der ortsansässigen<br />
Scheitlin Syfrig Architekten zeigt, wie moderne<br />
Nachverdichtung im Herzen von städtischem<br />
Raum funktionieren kann. Obwohl dem bestehenden<br />
100 Jahre alten Bau im wahrsten Sinne des Wortes ein<br />
moderner Hut aufgesetzt wurde, bleibt der Charakter<br />
der stuckverzierten Fassade im Ensemble mit der straßenseitigen<br />
Fassadenflucht uneingeschränkt erhalten.<br />
Dafür wurden die Architekten auch mit dem Iconic<br />
Award: Innovative Architecture <strong>2020</strong> ausgezeichnet.<br />
Allzu schnell kann die Kombination aus Alt und Neu<br />
optisch ins Lächerliche abdriften, der Neubau alte<br />
Strukturen erdrücken oder erhaltenswerte Substanz<br />
kaschieren. Das Team von Scheitlin Syfrig Architekten<br />
hat einen anderen Weg gewählt. Das vorgefundene<br />
Bestandsgebäude zeigt sich als Teil einer heterogenen<br />
Fassadenflucht und erinnert mit seinem<br />
Steinsockel, den üppigen weißen Stuckaturen sowie<br />
geschwungenen Formen und Ornamenten an frühere<br />
Zeiten. Obwohl der Altbau im Inneren saniert und<br />
um drei Geschosse sowie ein Dachgeschoss ergänzt<br />
werden sollte, wollten die Architekten den ursprünglichen<br />
Charakter des Bauwerks erhalten.<br />
Zu diesem Zwecke wählten die Planer für die Aufstockung<br />
eine dunkle Fassade aus horizontalen Aluminiumprofilen.<br />
Im Kontrast zu dem hellen Bestand drängt<br />
sich der Aufbau auf diese Weise nicht in den Vordergrund,<br />
sondern nimmt sich bewusst zurück – gleichwohl<br />
ohne sich dabei zu verstecken. Dieser Eindruck<br />
wird noch dadurch verstärkt, dass die Struktur der<br />
Fassade auch für die Klapp- und Schiebeläden übernommen<br />
wurde. Selbst vor den Fensterfronten umlaufen<br />
die horizontalen Lamellen das Gebäude. Dadurch<br />
ist das Volumen von Alt und Neu zwar als ein Element<br />
lesbar, dennoch scheint der Aufbau wie ein flüchtiger<br />
Schatten über dem Bestand zu schweben.<br />
Während straßenseitig ein klar ablesbarer Kontrast<br />
zwischen Alt und Neu entsteht, präsentiert sich die<br />
hofseitige Gebäudehülle aus einem Guss. Die frontseitige<br />
Fassadengestaltung findet sich rückwärtig<br />
als selbe ganzflächige Lamellenkonstruktion wieder.<br />
Der einheitliche und monolithische Gesamteindruck<br />
wird noch dadurch verstärkt, dass die Aluminiumprofile<br />
zum einen bis an die Kante des Firstes reichen<br />
und zum anderen auch die vorspringenden Balkone<br />
ummanteln, welche so mit der Fassade zu einer Einheit<br />
verschmelzen.<br />
Ein weiterer gestalterischer Kniff der Architekten liegt<br />
in der Drehung des Giebels des relativ steilen Schrägdaches.<br />
Dessen Traufe orientiert sich an der Höhe der<br />
angrenzenden Dachfirste und nimmt somit wieder<br />
Bezug zur Umgebung auf. Durch die so entstandene<br />
Ost-West-Ausrichtung bietet das Dach die idealen<br />
Voraussetzungen für die effektive Energiegewinnung<br />
mittels großflächiger Photovoltaik-Platten. Ziel der<br />
Planer war es, nicht nur raumplanerisch effektiv, sondern<br />
auch ökologisch zielführend zu bauen. Luzerns<br />
Stimmbevölkerung hat sich im November 2011 zur<br />
sogenannten 2000-Watt-Gesellschaft bekannt, die<br />
als Sinnbild für eine nachhaltige Energiepolitik steht.<br />
Das Konzept basiert auf einer energiepolitischen Vision,<br />
die von Forschenden der ETH entwickelt wurde.<br />
Laut der Studie können pro Person 2000 Watt Energieleistung<br />
beansprucht werden, ohne dass die Erde<br />
übernutzt wird. Das Projekt Lindenhausstraße soll neben<br />
vielen anderen Vorzeigeprojekten zur Erreichung<br />
dieses Umweltzieles beitragen.<br />
u
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
63<br />
Scheitlin Syfrig Architekten
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
64<br />
Die neue Stadt<br />
Blickt man ins Innere des Gebäudes, so wurden die<br />
Wohnungen bis zum 3. Obergeschoss saniert, wobei<br />
historische Elemente wie Türrahmen bewusst<br />
erhalten und in die neuen Strukturen integriert<br />
wurden. Auf diese Weise in Szene gesetzt, konnte<br />
der ursprüngliche historische Charakter der Wohnräume<br />
in die Neuzeit transportiert werden. Ab dem<br />
4. Obergeschoss hingegen ist das Gebäude im Inneren<br />
als reiner Neubau ausgeführt. Räumlich besonders<br />
spannend zeigt sich die Attikawohnung mit ihrer<br />
großzügigen Galerie sowie der Verkleidung des<br />
Dachgiebels mit weiß lasierten 3-Schichtplatten, die<br />
in einem einheitlichen Raster verlegt wurden.<br />
Das Treppenhaus wurde in Sichtbeton und darauf abgestimmten<br />
Bodenfliesen ausgeführt. Das Farbkonzept<br />
zieht sich in einem Guss vom Eingangsbereich<br />
bis hinauf in die Attikawohnung. Während das Gebäude<br />
in seiner Erscheinungsform von außen von der<br />
deutlich sichtbaren Differenzierung von Alt und Neu<br />
lebt, verschmelzen historischer Bestand und moderner<br />
Aufbau innenräumlich zu einer unzertrennbaren<br />
Einheit. Für die Architekten ist dieser Ansatz im Zusammenhang<br />
mit der Thematik der innerstädtischen<br />
Verdichtung als kontemporäre Antwort auf die damit<br />
einhergehenden Herausforderungen in der Planung,<br />
Gestaltung und Konzeption zu verstehen. •<br />
Die Balkone wurden so<br />
konzipiert, dass sie aus<br />
der Ferne betrachtet mit<br />
der Einheit der Fassade<br />
optisch verschmelzen. Der<br />
Bewohner hingegen bleibt<br />
geschützt vor Einblicken,<br />
ohne auf den eigenen<br />
Ausblick verzichten zu<br />
müssen.
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65<br />
Scheitlin Syfrig Architekten<br />
Lindenhausstraße<br />
Luzern, Schweiz<br />
Bauherr:<br />
Planung:<br />
Mitarbeiter:<br />
Privat<br />
Scheitlin Syfrig Architekten<br />
Mauritius Carlen, Sandra Fellmann, Paula Fischer,<br />
Raphael Helfenstein, Dominik Lutz, Milena Marti, Pascal Ming,<br />
Gilbert Mühlemann, Johanna Strauss, Marc Syfrig<br />
Grundstücksfläche: 160 m 2<br />
Nutzfläche: 1026.1 m 2<br />
Planungsbeginn: 02/2016<br />
Bauzeit:<br />
25 Monate<br />
Fertigstellung: 07/2019<br />
Baukosten: 3,8 Mio. €<br />
“Wir wollten das Bestehende erhalten und<br />
mit etwas Neuem ergänzen, das sich gestalterisch<br />
zurücknimmt.“<br />
Mauritius Carlen, dipl. Architekt MA ZFH SIA.<br />
Partner und Mitglied der Geschäftsleitung<br />
bei Scheitlin Syfrig Architekten
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
66<br />
RETAIL<strong>architektur</strong><br />
Unendliches<br />
Bücherregal<br />
Im Dujiangyan Zhongshuge Bookstore in der chinesischen Stadt Dujiangyan<br />
türmt sich ein raumgreifendes Bücherregal. Architekt Xiang Li verwirklichte<br />
hier einen kontemplativen Raum, der vollkommen der Literatur gewidmet<br />
ist und grenzenlos scheint.<br />
Fotos: Feng Shao
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
67<br />
RETAIL<strong>architektur</strong><br />
Auf zwei Ebenen winden sich übermannshohe Bücherregale<br />
aus Walnussholz über die gesamte Fläche des fast<br />
1000 m² großen Geschäftes hinweg. In die kreisförmig<br />
angeordneten Bücherwände sind Rundbogenöffnungen<br />
als Durchgänge eingeschnitten. Durch diese kann man<br />
sich seinen individuellen Weg durch den Raum schaffen,<br />
um ihn zu erkunden. Durch das Öffnen und Ineinander<br />
greifen der Bücherregalwände ist stets ein gesamtheitliches<br />
Erleben des Raumes möglich. Die Bücherwände<br />
und ihre Öffnungen besitzen unterschiedliche Größen<br />
und Höhen, sodass sie sich an einigen Stellen miteinander<br />
verweben, ohne sich aber in die Quere zu kommen.<br />
So können differenzierte Räume im Innenraum des Ladens<br />
entstehen, die zwar immer anders ausgeformt sind,<br />
aber grundsätzlich aus denselben Elementen bestehen.<br />
Die sich über jede verfügbare Wandfläche erstreckenden<br />
Bücherregale bekommen so einen architektonischen<br />
Charakter verliehen und erzeugen einen spannungsvollen<br />
Innenraum.<br />
Ergänzt wird diese Präsentation der Bücher in der Regal<strong>architektur</strong><br />
um einige Bereiche zum Verweilen. Dazu<br />
zählen neben den Lesebereichen für Erwachsene und<br />
Kinder ein hauseigenes Café und ein Veranstaltungsbereich.<br />
Auch zählt ein eigener großzügiger Außenbereich<br />
in Form einer Terrasse zum Bücherladen dazu, der über<br />
die obere Ebene zugänglich ist.<br />
Die Materialwahl verleiht dem gesamten Innenraum ein<br />
einheitliches Wesen. Durch die mit Spiegeln verkleidete<br />
Decke und reflektierende, großflächige Fließen am Boden<br />
ist ein Anfang und ein Ende der Regal<strong>architektur</strong><br />
nicht auszumachen. Sowohl in der Horizontalen als auch<br />
in der Vertikalen scheint sie sich in die Unendlichkeit zu<br />
erstrecken. Und so lockt nicht nur die Literatur in diesen<br />
Bookstore – auch die vielen Aufenthaltsmöglichkeiten<br />
und die spektakuläre Gestaltung wollen bestaunt und<br />
erkundet werden.
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
68<br />
RETAIL<strong>architektur</strong><br />
Kontrastreicher Raum<br />
In der chinesischen Stadt Chengdu gestalten Neri&Hu einen Flagship Store<br />
für Valextra, in dem Kontraste die Hauptrolle spielen. Von außen gibt die<br />
Fassade nur an wenigen Stellen kurze lineare Einblicke in das Innere des Geschäftes.<br />
Auch sie steht mit ihrer monotonen Oberfläche aus dunklem Beton<br />
in Kontrast zur vielfältigen Materialpalette des Innenraumes.<br />
Fotos: Pedro Pegenaute<br />
Das Geschäft gliedert sich in zwei Bereiche. Der vordere<br />
Bereich funktioniert als kreisrunder Raum im<br />
Raum, der durch eine Regalstruktur aus Kreissegmenten<br />
in Walnussholz erzeugt wird. In der Mitte dieses<br />
Raumes ist ein Tischelement positioniert, das aus einem<br />
massiven Teil aus grauen Ziegeln und aus einem<br />
flächigen Teil aus weißem Marmor besteht. Dieses<br />
Tischelement wird zusätzlich durch das sich darüber<br />
befindende kegelförmige Oberlicht hervorgehoben.<br />
Der zweite, hintere Bereich bietet einen intimeren Charakter,<br />
der durch den reflektierenden Wandbelag mit<br />
glasierten Keramikfliesen erzeugt wird. Auch hier befindet<br />
sich im Zentrum ein massiver Präsentationstisch,<br />
der mit Ziegel, weißer Keramik und Holz belegt ist. Ein<br />
verbindendes Element beider Bereiche ist der Bodenbelag<br />
aus traditionellen chinesischen Ziegeln in grauem<br />
Farbton. Durch ihre Verlegung in unterschiedliche Richtungen<br />
kennzeichnen sie die jeweiligen Bereiche.
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69<br />
RETAIL<strong>architektur</strong><br />
Im Innenraum des Ladens treffen unterschiedliche<br />
Materialien aufeinander: graue Ziegel am Boden und<br />
an den Tischen, Stein am Tisch, Holz für das Regal<br />
und die Tischplatte, smaragdgrüne Keramik für die<br />
Wandverkleidung und weiße Keramik am Tisch, Messing<br />
an den Türgriffen und Sichtbeton an der Decke.<br />
Ein gerne genutztes Mittel für die Gestaltung: das<br />
Erzeugen von Kontrasten. Diese werden durch die<br />
verschiedenen Materialien und Oberflächentexturen<br />
geschaffen. Die raue Oberfläche des Ziegels steht der<br />
glatten der Keramik gegenüber. Durch ihre glänzende<br />
Oberfläche reflektiert das Licht, im Unterschied<br />
zur matten Holzoberfläche. Auch die Möblierung an<br />
sich bringt verschiedene Gegensätze zusammen. Die<br />
Schwere des Betons und Steines steht der Leichtigkeit<br />
des Holzes gegenüber. Die Durchlässigkeit des<br />
Holzregals kontrastiert mit der Abgeschlossenheit<br />
des hinteren Raumes durch die smaragdgrünen Keramikfliesen.<br />
Der wichtigste Kontrast bleibt aber immer<br />
noch der zwischen Licht und Schatten. Vor allem<br />
durch ihn können die handverlesenen Objekte in Szene<br />
gesetzt werden, der Rest schafft die dafür notwendige<br />
Atmosphäre.
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
70<br />
RETAIL<strong>architektur</strong><br />
Als wäre es ein Spiel...<br />
Entgegen der ersten Idee des Auftraggebers, der ein einfaches Open-Space-Konzept<br />
für seinen neuen, 334 m² Shop für Kinderbekleidung in Vila Meã/Amarante/Portugal<br />
realisieren wollte, entwarfen die Architekten von stu.dere – Oficina de Arquitectura<br />
e Design ein Projekt, das sich stark an der Zielgruppe orientiert und ein spielerisches<br />
Einkaufserlebnis bietet.<br />
Fotos: Ivo Tavares Studio<br />
Im „Warehouse Morinha“ finden Kids nicht nur die<br />
trendigste Mode, die labyrinthartige Einrichtung des<br />
Shops lädt zur Entdeckung und Erforschung ein.<br />
Prägendes Element des Designs der Verkaufsfläche<br />
ist ein Drahtgeflecht, das physische, aber keine visuellen<br />
Barrieren in den Räumen schafft. Generell<br />
wählten die Architekten für dieses Projekt ausgefallene<br />
Materialien, die sie ohne zusätzliche Veredelung<br />
einsetzten. So wurde etwa Polycarbonat für<br />
die Innenwände und für Raumteiler gewählt, was im<br />
Zusammenspiel mit dem mikrozementbeschichteten<br />
Boden ein industrielles Erscheinungsbild erzeugt. Als<br />
Kontrast dazu sind die Decken und das Büro mit Birkensperrholz<br />
ausgekleidet.<br />
Das Raumkonzept umfasst im Erdgeschoss neben<br />
der Verkaufsfläche ein Büro, einen kleinen Lagerraum,<br />
die erforderlichen Nebenräume und neben der<br />
Treppe ins Obergeschoss einen kleinen Spielbereich<br />
für Kinder. Im Obergeschoss befindet sich ein offener<br />
Bürobereich und ein Studio für Produktfotografie.<br />
Beim Lichtkonzept setzten die Designer auf speziell<br />
entwickelte Hängeleuchten im industriellen Stil. Im<br />
Zusammenspiel mit dem Polycarbonat erzeugen diese<br />
Leuchten Lichtreflektionen, die in eine Welt aus<br />
Magie und Phantasie entführen sollen.
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71<br />
RETAIL <strong>architektur</strong><br />
© ECE / Pop Up My Brand / Ulrik Eichentopf<br />
Blitzschnell nutzbarer<br />
Keramikfliesen-Boden<br />
Auf eine neue Plattform zur Markeninszenierung und Produktpräsentation setzt der<br />
renommierte Projektmanagement-Spezialist ECE, der mit rund 200 Einkaufszentren<br />
in elf Ländern europäischer Marktführer im Bereich innerstädtischer Shopping-Center<br />
ist. Mit einem Pilotstore in der Mall Limbecker Platz in Essen präsentiert das Unternehmen<br />
eine Mischung aus Pop-up- und Concept-Store mit wechselnden Themenund<br />
Erlebniswelten. Den jeweiligen Marken wird eine unkomplizierte und flexible<br />
Plattform geboten, auf der Produkte und Dienstleistungen interaktiv erlebbar sind.<br />
© drytile-ceramics.com / Werner-Arthur Hering<br />
Die schnelle Umsetzung des multifunktionalen Konzeptes<br />
bei laufendem Betrieb ermöglichte das innovative<br />
DryTile-System, das auf trocken ohne Kleber<br />
verlegbaren keramischen Bodenfliesen mit Korkrücken<br />
basiert. Es verbindet die Vorzüge keramischer<br />
Fliesen mit aktuellen Anforderungen im modernen<br />
Ladenbau, aber auch der Hotellerie, in Gewerbebauten<br />
oder der Gastronomie - also überall dort, wo<br />
Bodenflächen regelmäßig in gewissen Abständen<br />
ausgetauscht beziehungsweise blitzschnell realisiert<br />
werden müssen, um Ausfallzeiten und damit Umsatzverluste<br />
zu minimieren.<br />
Voraussetzung für den Einsatz von DryTile, das eine<br />
bis zu achtmal schnellere Verlegung als mit herkömmlicher<br />
Methode ermöglicht, ist ein besonders ebener<br />
Untergrund. Hierauf erfolgt dann die Verlegung der<br />
qualitativ hochwertigen DryTile-Fliesen. Deren rückseitige<br />
dünne Korkschicht sowie die explizit für das<br />
System entwickelte Spezialfugenmasse erlauben die<br />
schnelle und sichere Verlegung ohne Kleber. Zudem<br />
ergibt sich beim Aneinanderstoßen der Fliesen durch<br />
den allseitig definiert überstehenden Korkrücken automatisch<br />
eine elegante Schmalfuge.<br />
Unverfugt ist der Belag sofort begehbar, nach der<br />
Verfugung ist die Fläche nach 12 Stunden begehbar<br />
und nach weiteren 12 Stunden voll belastbar.<br />
Erhältlich sind die DryTile-Fliesen in zahlreichen Farben<br />
und Oberflächen und in den Formaten 30 x 60,<br />
45 x 90, 60 x 60, 90 x 90 und 60 x 120 Zentimeter.<br />
Bei der Spezialfugmasse stehen ebenfalls mehrere<br />
Farben zur Auswahl, sodass Ton-in-Ton- oder auch<br />
Kontrast-Lösungen realisierbar sind.<br />
AGROB BUCHTAL GmbH<br />
Erwin Bauer<br />
T +43 664 115 3558<br />
DI Silvia Lederer<br />
T +43 664 307 6686<br />
www.agrob-buchtal.de
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
72<br />
Retail<strong>architektur</strong>
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
| BA12-21G |<br />
Licht<br />
Dynamisches<br />
Schaufenster<br />
Im renommierten STEFFL-DEPARTMENT STORE im<br />
ersten Wiener Gemeindebezirk entstand ein einzigartiges<br />
Licht-Schaufenster, um eine gänzlich neue Produktwelt<br />
für 50 Sport Fashion Brands auf der vierten Etage<br />
spürbar zu machen.<br />
Text: Alexander Magyar Fotos: Rudi Ferder<br />
Für diese herausfordernde Aufgabe wurden die Grazer<br />
Licht-Spezialisten rund um SHOUP / Dietmar Unger beauftragt,<br />
sich etwas zu überlegen, das einerseits Aufmerksamkeit<br />
erregt und andererseits auch dem Stil des Hauses gerecht<br />
wird. Nach intensivem Briefing mit dem Creative-Team und<br />
der Deko-Abteilung des Kaufhauses entstand eine Licht-Installation,<br />
die Dynamik, Fashion und Sport spürbar machen. Mit<br />
dem Spezialisten-Team von SHOUP wurden Materialien und<br />
Gestalt des Hintergrundes definiert, und auch die Lichtquellen<br />
als Werkzeug für Stimmung, Bewegung und Dramatik ausgewählt,<br />
um die Blicke in das Schaufenster zu ziehen.<br />
Die in einer fein abgestimmten Choreografie wechselnde<br />
Licht-Stimmung lässt erahnen, was in dem neuen Sport Concept<br />
Store auf Etage 4 zu erwarten ist. Eine sich wiederholende<br />
siebenminütige Lichtschleife ist das Kernstück der Installation.<br />
Diese Lichtschleife wurde nach gemeinsamer Überlegung<br />
mit dem STEFFL-Team definiert und soll genau das repräsentieren,<br />
was Besucher auf der vierten Etage erwartet.<br />
Umgesetzt wurde die Lichtinstallation mittels 72 Stück<br />
DMX-programmierter FP1 TITAN TUBES. Ein Produkt, das<br />
speziell für Film- und Fernsehbeleuchtung entwickelt wurde.<br />
Dieses Leuchtmittel bietet einen hohen CRI-Wert sowie enormen<br />
Farbspielraum mittels spezieller LED CHIP Zusammenstellung<br />
(Rot, Grün, Blau, Mint, Amber).<br />
Dieses Projekt für den STEFFL-DEPARTMENT STORE war bereits<br />
die zweite Aufgabenstellung für das Team von SHOUP.<br />
Die erste Lichtinstallation wurde im Eingangsbereich des<br />
Hauses als dynamische Lichtskulptur umgesetzt. Hier war<br />
die Anforderung, mit Licht und Architektur dem Kunden einen<br />
für das Auge interessanten EYE-Catcher anzubieten, der dem<br />
Haus besondere Atmosphäre im Empfangsbereich verleiht.<br />
Diese sich im Laufe des Tages verändernde Lichtstimmung<br />
unterstützt die jeweilig gewünschte tageszeitabhängige Situation<br />
(Geschäftsbetrieb, Bar, Restaurant). Auch Abends nach<br />
Geschäftsschluss, wenn man sich in der bekannten STEFFL-<br />
SKY-Bar im obersten Stockwerk des Hauses auf einen Cocktail<br />
freut, wird man beim Ankommen vom Licht der Grazer<br />
Lichtmacher begrüßt. Beide Projekte sind gute Beispiele für<br />
Lichtkunst und seine Wirkung im öffentlichen Raum!<br />
Schnell zur effizienten<br />
Lichtlösung: mit TwinCAT 3<br />
Lighting Solution<br />
www.beckhoff.at/lighting-solution<br />
Mit TwinCAT 3 Lighting Solution stellt Beckhoff eine über Excel<br />
konfigurierbare Lichtlösung vor, die vom Engineering bis zur Wartung<br />
auf die Vereinfachung aller Arbeitsschritte setzt. Alle typischen Lichtregelungen<br />
sind integriert, die Anzahl der DALI-Linien ist unbegrenzt.<br />
TwinCAT 3 Lighting Solution ist voll HTML- und webfähig, dezentral<br />
skalierbar sowie direkt über Panel bedienbar. Schnelle Funktionsänderungen,<br />
Adressierungen und Erweiterungen sind direkt im Betrieb<br />
möglich, ebenso wie von DALI-Linien unabhängige Gruppierungen.<br />
Für individuelle Lichtsteuerungen:<br />
7-Zoll-Multitouch-Panel, Buskoppler, I/Os und<br />
TwinCAT 3 Lighting Solution.
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
74<br />
Licht<br />
Wohnlich erhellt<br />
An der prominenten Wiener Adresse Rathausstraße 1 befindet sich das neue Kundenund<br />
Verwaltungszentrum der BUWOG, das in einer Arbeitsgemeinschaft der Architekten<br />
Schuberth und Schuberth/ Stadler Prenn Architekten/ ostertag Architects<br />
entstand. Beteiligt waren zusätzlich das Atelier Heiss für die Innen<strong>architektur</strong> und<br />
Interior-Planung, die Landschaftsarchitekten Lindle+Bukor, sowie podpod design für die<br />
Lichtplanung. Durch alle Gestaltungsaufgaben zieht sich das Thema Wohnen als Hauptmotiv<br />
hindurch. So besitzt nicht nur der Innenraum des Bürogebäudes einen wohnlichen<br />
Charakter, sondern auch der umliegende Stadtraum.<br />
Text: Alexandra Ullmann Fotos: Alexander Chitsazan<br />
Mit der Lage in der Schutzzone der Wiener Innenstadt<br />
war ein sensibler Umgang im Rahmen der benachbarten<br />
Bebauung notwendig. Die Fassade des Neubaus<br />
versucht sich mit ihrer horizontalen und vertikalen<br />
Gliederung an Elemente der Gründerzeitfassaden auf<br />
zeitgenössische Art anzunähern. Mit seinen großzügigen<br />
Öffnungen besitzt das Gebäude starke Präsenz im<br />
Stadtraum, die durch die in die Architektur integrierte<br />
Fassadenbeleuchtung stark verfeinert wird. Subtil werden<br />
die Fensterlaibungen und die vertikalen Fugen der<br />
metallischen Fassadenpanele hervorgehoben. Letztere<br />
werden durch farbsteuerbares Licht ausgeleuchtet und<br />
können in verschiedenen Farben erscheinen.
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
75<br />
Licht<br />
Durch die Steuerbarkeit der Leuchten lassen sich verschiedene<br />
Lichtszenen programmieren und so kann die<br />
Fassade farblich zu speziellen Events oder an die Corperate<br />
Identity des Unternehmens angepasst werden.<br />
Mit der Dämmerung wird die Fassadenbeleuchtung<br />
eingeschaltet, ab elf Uhr abends darf die Nacht dann<br />
Nacht sein und Dunkelheit macht sich breit. Allein die<br />
Kolonnade und äußere Sockelzone bleiben aus Sicherheitsgründen<br />
weiterhin ausgeleuchtet.<br />
Zum Projekt zählen auch einige Sitzinseln im Straßenraum,<br />
auf denen sich Leuchten in Form einer Wohnzimmer-Stehleuchte<br />
befinden. Sie transportieren das Thema<br />
Wohnen in den Außenraum und schaffen so auch<br />
zu den Abendstunden eine einladende Atmosphäre, um<br />
auf den Sitzbänken Platz zu nehmen. Die Licht-Inszenierung<br />
setzt sich dann auch im 6,5 m hohen Eingangsfoyer,<br />
sowie in den gesamten Büroräumlichkeiten des<br />
Gebäudes fort. Warmweißes Licht dominiert im Innenraum,<br />
auch die Wohnzimmer-Stehlampen lassen sich an<br />
verschiedenen Stellen im Gebäudeinneren wiederfinden.<br />
Das künstlerische Lampenelement der Eingangshalle<br />
– genannt „YoYo“ – mit seinen neun Scheiben aus<br />
farbigen Spiegeln, in die nach „Oben-und-Unten“-LED-<br />
Lampen integriert sind, setzt das Atrium des Eingangsbereichs<br />
in Szene. Ähnliche Leuchtelemente erhellen in<br />
verschiedenen Variationen an mehreren Stellen des Bürobaues<br />
den Innenraum. Jeder Bereich wurde dabei beleuchtungstechnisch<br />
an seine individuellen Bedürfnisse<br />
angepasst. So gibt es in den Arbeitsräumen eine durchgehende<br />
Grundaufhellung und zusätzlich eine einstellbare<br />
Beleuchtung für jeden Arbeitsplatz. Jeder Lichtkreis<br />
ist einzeln steuerbar und dimmbar, um optimale<br />
und angenehme Arbeitsbedingungen herzustellen.<br />
Die aufmerksame und feinfühlige Arbeit der Lichtkünstler<br />
von podpod in der neuen BUWOG Zentrale zeigt, wie<br />
Lichtplanung mit Architektur, Innen<strong>architektur</strong> und<br />
Landschafts<strong>architektur</strong> gelungen zusammenspielen<br />
kann. Dem Gebäude wird so nicht nur tagsüber Funktionalität<br />
und Präsenz, sondern auch bei Dunkelheit der<br />
letzte Feinschliff verliehen.
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
76<br />
Produkt News<br />
Multifunktionales<br />
Beleuchtungskonzept<br />
Inmitten der Münchner Altstadt gelegen stellt der Odeonsplatz architektonisch<br />
eine besondere Herausforderungen dar: Der Hofgarten und die umliegenden prächtigen<br />
Gebäude wie Residenz, Theatinerkirche und Feldherrenhalle setzen den Rahmen<br />
für eine der repräsentativsten Adressen in München. Dieser Herausforderung<br />
stellte sich der Projektentwickler Art-Invest Real Estate und baute 2019 den ersten<br />
Stock einer denkmalgeschützten, klassizistischen Immobilie am Odeonsplatz 12 zu<br />
einem zukunftsorientierten, modernen Büro mit einer Fläche von 500 m 2 um.<br />
Entstanden sind dabei 40 Arbeitsplätze, ein großzügiger<br />
Empfangsbereich mit Showküche, moderne<br />
Besprechungsräume und offen konzipierte Shared<br />
Spaces inklusive Teeküche, die in diesem traditionsreichen<br />
Umfeld heute schon eindrucksvoll die Zukunft<br />
der Büro- und Arbeitswelt zeigen.<br />
Von intelligenter Beleuchtung<br />
zu intelligenter Nutzung<br />
Eine angenehme und produktivitätssteigernde Arbeitsumgebung<br />
erfordert auch das richtige Licht. Als<br />
Spezialist im Bereich innovativer Beleuchtung konnte<br />
Molto Luce die Entscheider von Art-Invest Real Estate<br />
überzeugen und wurde mit der Planung und Umsetzung<br />
einer technisch anspruchsvollen und qualitativ<br />
hochwertigen Beleuchtungslösung beauftragt. In en-<br />
ger Zusammenarbeit mit dem Technikpartner wtec ist<br />
eine gelungene Lichtatmosphäre über die gesamte Office-Fläche<br />
entstanden, die mittels intelligenter Lichtsteuerung<br />
umgesetzt wurde und zusätzlich die Basis<br />
für diverse Smart-Building-Anwendungen schafft.<br />
Die smartengine-Technologie von wtec basiert darauf,<br />
LED-Leuchten mittels herkömmlicher Datenkabel<br />
mit Spannung zu versorgen und gleichzeitig<br />
multifunktionale Sensoren in diese Infrastruktur<br />
einzubinden. Dadurch werden zahlreiche, herkömmliche<br />
Infrastrukturen ersetzt bzw. vereinfacht sowie<br />
hohe Einsparungen im Betrieb erzielt. Der durchschnittliche<br />
gemessene Verbrauch der Beleuchtung<br />
am Odeonsplatz liegt bei lediglich 1,9 W/m², somit<br />
werden mehr als 70% der Energie gegenüber einer<br />
herkömmlichen DALI-Lichtsteuerung eingespart.<br />
Fotos: Art-Invest Real Estate / Maximilian Mutzhas Fotografie
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
77<br />
Produkt News<br />
Der wesentliche Unterschied der smartengine-Technologie<br />
zu klassischen Lichtsteuerungssystemen<br />
liegt in einer hocheffizienten, zentralen Spannungsversorgung.<br />
Diese wird ergänzt durch das Sensornetzwerk,<br />
welches unter anderem die Helligkeit,<br />
Temperatur und Anwesenheit erfasst und so zu den<br />
„Sinnesorganen“ der Immobilie wird. Über offene<br />
Schnittstellen kann smartengine Daten mit anderen<br />
Anwendungen der Gebäudetechnik austauschen<br />
und wird so im intelligenten Gebäude zum „zentralen<br />
Nervensystem“. Diese Technologie verbessert die<br />
Nutzerzufriedenheit, schafft ein lernendes, zukunftsfähiges<br />
Gebäude, kann den Verbrauch von Licht,<br />
Heizung, Klima und Lüftung optimieren und so eine<br />
deutliche Einsparung erzielen.<br />
Beleuchtung mit Stimmungsund<br />
Wirkungseffekt<br />
Modernste und designorientierte Beleuchtungslösungen<br />
von Molto Luce kombiniert mit der smartengine-Technologie<br />
bilden bei diesem Vorzeigeprojekt<br />
die Basis für eine harmonische, effiziente und ergonomische<br />
Lichtatmosphäre. Und so präsentiert sich<br />
die neue Bürofläche der Art-Invest Real Estate als<br />
zukunftsorientiertes, geschmackvoll in die historische<br />
Gebäude<strong>architektur</strong> eingebettetes Büroprojekt<br />
mit einem detailliert durchdachten innenarchitektonischen<br />
Gestaltungskonzept für ein Mehr an Arbeitsatmosphäre.<br />
Molto Luce GmbH<br />
T +43 (0)7242 698-0<br />
office@moltoluce.com<br />
www.moltoluce.com
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
78<br />
Produkt News<br />
Begrünbare Raumteiler<br />
Einen innovativen, begrünbaren Zonierer, der frisches Grün, positive Energie und<br />
gleichzeitig saubere Luft in Büros, Lounge Bereiche, Cafeterien, Hotellerie und Gemeinschaftsareale<br />
bringt, bietet Objekteinrichter Selmer mit PARA VERT. Dieses<br />
neue, modulare Designelement gestaltet Räume auf besondere Weise und zoniert<br />
flexibel wie ein Paravent große Flächen, schafft Arbeitsinseln, inspirierende Rückzugsorte<br />
und ein gutes Klima.<br />
Angeboten in den Farben Weiß und Lava sind in den<br />
Modulgrößen S, M, L jeweils drei verschiedene Sets<br />
erhältlich, wobei die integrierten Container als Stauraum<br />
genutzt oder begrünt werden können. Je nach<br />
Modul und Set entstehen damit licht- und grünumspielte<br />
kleine Nischen für den kollegialen Austausch,<br />
eigenständige Arbeitsbereiche im Großraum und<br />
Atmosphäre im schlichten Gebäude. Die Bepflanzung<br />
ermöglicht dabei eine individuelle, natürliche<br />
Aufwertung des Ambientes, bietet moderaten Sichtschutz<br />
und angenehme Schallabsorption. Zudem<br />
heben Pflanzen – und ihre Pflege – die Stimmung,<br />
fördern Wohlbefinden, Konzentration, Kreativität und<br />
die positive Beziehung zum Arbeitsplatz. Sie filtern<br />
und binden Schadstoffe, erzeugen Sauerstoff, erhöhen<br />
Luftfeuchtigkeit und senken Heizkosten, Geräusch-<br />
und Stresspegel.<br />
Als bewachsene Wand oder angeordnet als L, S, U,<br />
V, Y oder Z lässt sich das System immer wieder neu<br />
konfigurieren und passt sich so stets makellos und<br />
formvollendet perfekt den aktuellen Bedürfnissen an.<br />
Möglich macht diese vielseitige Raumgestaltung die<br />
Verschraubung mit Lochraster an den Verbindungselementen:<br />
Die flexibel nutzbaren, runden Container<br />
aus Kunststoff lassen sich im 90°, 135° und 180°<br />
Winkel an den sanft geschwungenen Metallstangen<br />
befestigen. Diese sind 190 cm bis 250 cm lang und<br />
stehen stabil auf dezenten Fußtellern. Auf drei bis<br />
vier Ebenen verteilen sie sechs bis 26 Container und<br />
eignen sich für Blumentöpfe bis zu Ø 21,5 x 20,5 cm<br />
(B x H), aber auch als Stauraum.<br />
Selmer GmbH<br />
T +43 (0)6216 20210<br />
info@selmer.at<br />
www.selmer.at
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
79<br />
Produkt News<br />
Harter Kern<br />
Nach gründlicher Planung, Entwicklung und Testung präsentiert PROJECT<br />
FLOORS mit der SPC-CORE COLLECTION nun eine eigene, technisch ausgereifte<br />
Kollektion im Bereich der Rigid Core Beläge. Die Vorteile dieser starren Belagsart,<br />
die vom Markt seit einiger Zeit nachgefragt wird, liegen auf der Hand: Die Beläge<br />
können auf fast jedem Untergrund verlegt werden, da ihr harter Kern ein Durchdrücken<br />
von leichten Unebenheiten verhindert.<br />
Der Belag ist extrem formstabil und so können die<br />
Planken und Fliesen auch direkt auf vorhandenen<br />
Keramik- oder Steinfliesen oder anderen Hartbelägen<br />
verlegt werden, was eine Renovierung deutlich<br />
sauberer und einfacher macht. Die integrierte Unterlage<br />
ersetzt einen Arbeitsschritt und sorgt mit einer<br />
deutlichen Trittschallverbesserung von 20 dB für<br />
eine gute Raumakustik und bietet zudem zusätzliche<br />
Fußwärme. Die Beläge der SPC-CORE COLLECTION<br />
können schnell und ohne Trocknungszeiten verlegt<br />
werden und sind sofort begeh- und nutzbar.<br />
Wie alle Bodenbeläge des Herstellers ist auch die<br />
SPC-CORE COLLECTION geprüft und gemäß IN-<br />
DOOR AIR COMFORT GOLD zertifiziert. Sie weisen<br />
damit keine Emissionen von flüchtigen Stoffen in die<br />
Raumluft auf. Auch auf Weichmacher konnte vollständig<br />
verzichtet werden.<br />
Die neue Kollektion umfasst 17 Dekore, 13 davon haben<br />
sich schon in der CLICK COLLECTION bewährt,<br />
vier sind ganz neu. Vier Fliesen in Steinoptik und 13<br />
Holzdekore, teilweise auch mit synchrongeprägter<br />
Oberfläche, ermöglichen zukünftig insbesondere<br />
im privaten Wohnbereich eine unkomplizierte und<br />
wohngesunde Raumgestaltung.<br />
PROJECT FLOORS GmbH<br />
T +49 (0)2233 9687-0<br />
info@project-floors.com<br />
www.project-floors.com
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
80<br />
Produkt News<br />
Schlüsselfaktor Lebenszykluskosten<br />
CO 2 -neutrale Gebäude werden Schritt für Schritt sowohl im privaten als auch im<br />
öffentlichen Bau zum neuen Standard. In Österreich haben mehrere Städte, wie<br />
zum Beispiel Wien, mit der 2019 gestarteten Klimaschutz-Initiative für Neubauten,<br />
bereits Maßnahmen ergriffen, um den Auswirkungen des Klimawandels aktiv zu<br />
begegnen. Hierzu können auch gezielt ausgewählte Produkte einen Beitrag leisten<br />
und gleichzeitig den langfristigen Werterhalt von Immobilien sichern.<br />
Fotos: Andreas Fromm<br />
Diese Aspekte berücksichtigten auch die Bauherren<br />
der Hamburger Erich-Kästner-Schule und entschieden<br />
sich beim Boden auf fast 5.000 m² für<br />
CO 2 -neutrale nora Kautschuk-Beläge. Der dort verlegte<br />
noraplan unita ist mit seinen echten, das Licht<br />
reflektierenden Granitsplittern nicht nur faszinierender<br />
Blickfang, sondern darüber hinaus auch äußerst<br />
belastbar und langlebig. Dass der Kautschuk-Belag<br />
dauerhaft keine Beschichtung benötigt, macht ihn<br />
unkompliziert und kostengünstig im Unterhalt.<br />
„Die Anforderungen an Produkte für den öffentlichen<br />
Bau werden komplexer“, weiß Bettina Haffelder, Vice<br />
President nora DACH. „Bei der Entscheidung für einen<br />
Bodenbelag wird neben einem attraktiven Design<br />
auch zunehmend Wert auf die Nachhaltigkeit gelegt.<br />
Bei knappen Budgets werden außerdem die Lebenszykluskosten<br />
immer mehr zum Schlüsselfaktor“.<br />
Seit Januar 2019 sind nora Böden als Teil der Interface<br />
Initiative Carbon Neutral Floors über den<br />
gesamten Produktlebenszyklus CO2-neutral. Das<br />
Unternehmen setzt dabei auf den Dreiklang Vermeidung,<br />
Reduzierung und Kompensation der verbleibenden<br />
CO2-Emissionen durch den Erwerb von<br />
Emissionsminderungszertifikaten. Den Architekten<br />
der Erich-Kästner-Schule und der Hamburger Schulbaubehörde<br />
als Bauherrn wurde die CO2-Neutralität<br />
der nora Kautschuk-Beläge über den gesamten Lebenszyklus<br />
durch ein entsprechendes Zertifikat bescheinigt.<br />
Dies kann auf Wunsch ausgestellt werden,<br />
sodass die Kunden ihren Beitrag zu einem verantwortlichen<br />
Handeln auch nach außen dokumentieren<br />
können. Durch ihre ausgezeichneten Materialeigenschaften<br />
leisten die Kautschukböden darüber hinaus<br />
einen Beitrag zu Gebäudezertifizierungen, wie z.B.<br />
nach DGNB und ÖGNI.<br />
nora flooring<br />
systems GesmbH<br />
+43 (0)7242 74 001-0<br />
info-at@nora.com<br />
www.nora.com
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
Neue LVT-Kollektion<br />
Brushed Lines<br />
Mit Brushed Lines erweitert Interface sein Portfolio<br />
um eine spannende Kollektion. Das neue Design<br />
ist inspiriert von der Natur und kombiniert diffuse<br />
lineare Texturen mit organischen Formen und matten<br />
Farbtönen. Der moderne Bodenbelag ergänzt<br />
natürlich-verwitterte Elemente perfekt und spiegelt<br />
die Faszination älterer Gebäude wider. Mit seinem<br />
subtilen Design, das durch raue und natürliche Motive<br />
angeregt wurde, steht Brushed Lines für moderne<br />
Raffinesse und schafft es, das Licht einzufangen<br />
und den Boden so zum Strahlen zu bringen. Die 20<br />
Farbstellungen reichen von warmen und kühlen neutralen<br />
Tönen bis hin zu erdigen, mineralähnlichen<br />
Schattierungen. Für beste akustische Eigenschaften<br />
sorgt die standardmäßige Rückenkonstruktion<br />
Sound Choice. Durch den Anteil von 39 Prozent<br />
recycelten Materialien ist die Kollektion auch unter<br />
nachhaltigen Gesichtspunkten eine gute Wahl.<br />
81<br />
Produkt News<br />
Interface Deutschland GmbH<br />
T +49 (0)2151 / 37 18-0<br />
info-at@interface.com<br />
www.interface.com<br />
+<br />
© Interface<br />
Textile Fassade faszinierend, flexibel & nachhaltig<br />
Techquadrat Werbetechnik GmbH ist Spezialist der<br />
Werbetechnik und Werbe<strong>architektur</strong>. Als Komplettanbieter<br />
produziert das Unternehmen besonders<br />
facettenreiche und beeindruckende Lösungen in den<br />
Bereichen Textile Architektur, Beschriftung, Lichtwerbung<br />
sowie Präsentation. Mittels textiler Architektur<br />
gestaltet das Unternehmen architektonisch<br />
anspruchsvolle und einzigartige Gebäudefassaden.<br />
Das textile Material bringt neben gestalterischen<br />
Freiheiten, seiner leichten Optik und dennoch Belastbarkeit,<br />
weiteren Mehrwert mit sich: Das zu ca. 1/3<br />
lichtdurchlässige Gewebe bietet wirksamen Sonnenund<br />
Hitzeschutz sowie Sichtkomfort vom Inneren<br />
des Gebäudes.<br />
Ebenso in Bezug auf Nachhaltigkeit punktet die textile<br />
Fassade aufgrund ihrer Langlebigkeit und Energieeffizienz<br />
mittels natürlicher Raumklimatisierung.<br />
Zu den jüngsten Projekten im Bereich der textilen<br />
Architektur zählt das in Gänserndorf/ Wien neu errichtete<br />
OMV-Innovation & Technology Center. Die<br />
formvollendete, um 15 Grad gedrehte Gebäudehülle<br />
erinnert an die Drehbewegung eines Bohrstranges<br />
– eine revolutionäre und exklusive Fassadengestaltung!<br />
Vollendet wird das Gesamtbild durch die LED-<br />
Leuchtbuchstaben und die in den Farben des Unternehmens<br />
gehaltene Akzentbeleuchtung.<br />
Techquadrat Werbetechnik GmbH<br />
T +43 7243 54050-0<br />
office@techquadrat.at<br />
www.techquadrat.at<br />
++
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
82<br />
Produkt News<br />
Fotos: TROX | DERFRITZ
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
83<br />
Produkt News<br />
Nachhaltig und sicher<br />
Das HoHo Wien ist eine 24-geschossige Gewerbeimmobilie, die neben Büro- und<br />
Businessflächen auch ein Hotel, Apartments, ein Restaurant sowie Health-, Beautyund<br />
Wellnessbereiche in sich vereint. In Hybridbauweise aus Holz und Beton gefertigt<br />
gab es bei diesem einzigartigen Projekt auch besondere Herausforderungen in<br />
Bezug auf Brandschutz und Sicherheit.<br />
Der Einbau eines Druckbelüftungssystems, das sich<br />
selbst mechanisch regelt und einen konstanten<br />
Überdruck im Stiegenhaus von mindestens 50 Pa<br />
aufrechterhält, sorgt dafür, dass Flucht- und Rettungswege<br />
im Brandfall rauchfrei bleiben. Das dient<br />
der Selbstrettung sowie der Unterstützung der Einsatzkräfte.<br />
Der Überdruck bewirkt eine Durchströmung<br />
von Leckageflächen (z.B. um Türen herum)<br />
vom geschützten Bereich in den möglicherweise<br />
verrauchten Bereich. Eine Strömung von Rauch oder<br />
verrauchter Luft in den Überdruckbereich wird damit<br />
verhindert.<br />
Bei den verbauten Komponenten setzte man auf<br />
bewährte Qualitätsprodukte aus dem Hause TROX.<br />
Für die Druckentlastung sorgen mehrere, zielführend<br />
positionierte Druckregeleinheiten. Die Zulufteinbringung<br />
erfolgt über Axialventilatoren der neuesten<br />
Generation. Für die Abströmung kommen CE-zertifizierte<br />
Entrauchungs-Axialventilatoren zum Einsatz.<br />
Außerdem wurden drei Liftanlagen (Feuerwehrlifte)<br />
verbaut. Auch dort erfolgt die Zuluft über Axialventilatoren,<br />
sowie die Druckentlastung über selbstregulierende<br />
Druckregeleinheiten.<br />
Die Steuerung der Druckbelüftung stellt in großen<br />
Objekten immer spezielle Anforderungen an das Planungsteam.<br />
Das Besondere an dieser Lösung ist die<br />
Steuerung mittels eines BUS-Systems. Bei Gebäuden<br />
dieser Größenordnung wäre eine Schaltschrank-Verkabelung<br />
viel zu aufwändig und ressourcenintensiv.<br />
Mit einer BUS-Lösung spart man sowohl Material, als<br />
auch Verkabelungsaufwand – und bleibt flexibel. Einzelne<br />
Komponenten in der Peripherie können ganz<br />
einfach angesteuert werden, egal wo im Gebäude<br />
sie sich befinden. Mit diesem skalierbaren, flexiblen<br />
System können die Vorgaben des hohen Sicherheitsstandards<br />
und auch zukünftige Anforderungen<br />
erfüllt werden. Ergeben sich Änderungen in der Nutzung<br />
der Immobilie oder werden Mietbereiche verändert,<br />
können diese Änderungen rasch an aktuelle Bedürfnisse<br />
angepasst werden. Speziell für zukünftige<br />
Wartungsarbeiten ist das ausgeführte BUS-system<br />
bestens vorbereitet<br />
Es wurde eine Lösung realisiert, die bei einem Brand<br />
für größtmögliche Sicherheit im Falle einer Evakuierung<br />
sorgt. Damit es aber gar nicht erst soweit<br />
kommt, wurden im HoHo Wien viele vorbeugende<br />
Maßnahmen ergriffen. Eine flächendeckende Brandmeldeanlage<br />
zur frühzeitigen Alarmierung, eine<br />
Sprinkleranlage, Schächte aus nicht brennbaren<br />
Baustoffen, kleine Brandschutzabschnitte und das<br />
Druckbelüftungssystem sorgen dafür, dass sich Menschen<br />
im HoHo Wien wohl und sicher fühlen können.<br />
TROX Austria GmbH<br />
T +43 (0)1 25043-0<br />
trox-at@troxgroup.com<br />
www.trox.at
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
84<br />
Produkt News<br />
Glänzende Umgebung<br />
für Parkettböden<br />
Bei der Gestaltung ihrer neuen Geschäftsräume in Köln entschied sich die Firma Bodenständig<br />
Parkett für eine innovative Bodenbeschichtung im Metallic-Design aus<br />
dem Hause Murexin. Die im Schauraum präsentierten Parkettmuster kommen damit<br />
noch besser zur Wirkung: Im kräftigen, farblichen und materiellen Gegenspiel mit<br />
der neuen, glänzenden Umgebung werden die Hölzer perfekt in Szene gesetzt.<br />
Auf der Grundfläche von 160 m² gingen<br />
die Profis von Bodenbeständig Parkett dabei<br />
selbst ans Werk. Der vorhandene Zementestrich<br />
wurde vollständig gefräst, die<br />
vorhandenen Spachtel- und Klebstoffrückstände<br />
entfernt und die vorhandenen Dehnungsfugen<br />
mit Edelstahl-Winkelschienen<br />
beidseitig abgestellt. Die Verklebung erfolgte<br />
mit Murexin Spezialklebstoff X-Bond<br />
MS-K 88 Express. Grundiert wurde mit<br />
Epoxy-Feuchtigkeitssperre 2K EP 170. Die<br />
darauffolgende ausgleichende Kratzspachtelung<br />
wurde mit Epoxy-Feuchtigkeitssperre<br />
2K EP 170 und Thixotropiermittel TE 2K<br />
hergestellt. Beschichtet wurde die gesamte<br />
Fläche dann mit Epoxy Bindemittel EP 220<br />
und Design füller Metallic Silber, aufgebracht<br />
mit Murexin EP-Zahnung.<br />
Die geschlossene, fugen- und porenlose<br />
Oberfläche mit ihrem hohen Maß an Strapazierfähigkeit<br />
und der einfachen Reinigung<br />
waren bei diesem Objekt – neben der außergewöhnlichen<br />
Optik – die entscheidenden<br />
Argumente für die Wahl dieses außergewöhnlichen<br />
Bodenbelags.<br />
Mit der Metallic-Beschichtung von Murexin<br />
erweitern sich die gängigen Gestaltungsmöglichkeiten<br />
bei Bodenbeschichtungen,<br />
die bisher bei Farbauswahl, Farbkombination<br />
und Chips-Einstreuungen endeten, um<br />
ein stilsicheres Highlight. Die Metallic-Optik<br />
in Silber oder Bronze machen jeden<br />
Raum zu etwas Besonderem.<br />
Murexin GmbH<br />
T +43 (0)2622 27401-0<br />
info@murexin.com<br />
www.murexin.com
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
85<br />
Produkt News<br />
Mattschwarze Silhouette<br />
Badelemente in Schwarz wirken elegant und entfalten eine geradezu monolithische<br />
Wirkung. Die Badmarke Bette bietet daher ab sofort auch Badewannen ihres<br />
Portfolios, die den Namenszusatz Silhouette tragen und mit fest angeformter<br />
Schürze ausgestattet sind, in einer edlen, mattschwarzen Variante an.<br />
In der Mode, der Fotografie und der Architektur<br />
wird monochromes Schwarz gezielt als ästhetisches<br />
Stilmittel eingesetzt: Schwarz lässt Silhouetten und<br />
Strukturen deutlicher hervortreten und schafft Klarheit.<br />
Das gilt auch in der Bad<strong>architektur</strong>, wo immer<br />
mehr Badobjekte wie Armaturen, Waschtische oder<br />
WCs oder ganze Bäder in mattschwarzen Oberflächen<br />
inszeniert werden – und jetzt auch Schürzen-Badewannen<br />
von Bette. Unter dem Namenszusatz<br />
Silhouette fasst das Delbrücker Unternehmen<br />
freistehende, wandgebundene und Eck-Varianten<br />
der Badewannen-Kollektionen BetteLux und Bette-<br />
Starlet zusammen. Mit ihren prägnanten Körpern<br />
aus glasiertem Titan-Stahl und den großen, makellosen<br />
Oberflächen ihrer Schürzen wirken diese Badewannen<br />
im Ensemble des Bades fast wie grafische<br />
Elemente. Die mattschwarze Oberfläche namens<br />
„ebony“ treibt ihre Ausdruckskraft auf die Spitze –<br />
die Badewannen entfalten dadurch eine monolithische,<br />
fast mystische Präsenz.<br />
Die Vorteile des glasierten Titan-Stahls kommen<br />
auch in Mattschwarz voll zur Geltung: Das robuste<br />
Material verzeiht kleine Unachtsamkeiten und auch<br />
mal eine brennende Kerze auf dem Wannenrand. Mit<br />
seiner glasharten und porenfreien Oberfläche bietet<br />
es Schmutz und Bakterien nahezu keinen Nährboden<br />
und lässt sich einfach sauber halten. Da die Glasur<br />
UV-beständig ist, ist auch sichergestellt, dass Eleganz<br />
und Brillanz der mattschwarzen Farbe im Laufe<br />
der Jahre ungetrübt erhalten bleiben.<br />
Bette GmbH & Co. KG<br />
T +49 (0)5250 511-0<br />
projekte@bette.de<br />
www.my-bette.com
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
86<br />
Produkt News<br />
Bürogebäude werden smart<br />
Mit der cloudbasierten Lösung KONE Office Flow ermöglicht KONE den<br />
berührungslosen Zugang ins Gebäude und die kontaktfreie Bewegung zwischen<br />
den Etagen. Das smarte Nutzermanagement für größere Büro- und<br />
Geschäftsgebäude verbindet die Identifizierung der Person am Gebäudeeingang<br />
mit der Zielwahlsteuerung der Aufzüge, die nun auch auf den<br />
Smartphones der Nutzer verfügbar ist.<br />
So wird ein neues Benutzererlebnis geschaffen: Betritt<br />
der Nutzer das Gebäude, wird er anhand seines Smartphones<br />
authentifiziert, der nächste verfügbare Aufzug<br />
wird automatisch gerufen und die Zieletage angesteuert,<br />
ohne dass man einen Knopf drücken muss. Das<br />
verkürzt Warte- und Reisezeiten. Auch den Besuchern<br />
können vor oder bei der Anreise Zugangscodes geschickt<br />
werden, die ihnen den Weg vom Gebäudeeingang<br />
bis in die Zieletage berührungslos ermöglichen.<br />
Und in den Aufzügen zeigt KONE DX Car, dass sie viel<br />
mehr sein können als ein leistungsfähiges, sicheres<br />
Transportmittel: Wanddeckende Bildschirme schaffen<br />
im Zusammenspiel mit einem ausgefeilten Lichtsystem<br />
und beeindruckender Soundtechnik ein neues Erlebnis<br />
für die Nutzer: sinnlich, inspirierend, aufregend<br />
– so wie die Gebäude der Zukunft, die Kreativität und<br />
Produktivität ihrer Nutzer fördern sollen.<br />
KONE Office Flow und der DX Car setzen auf der<br />
cloudbasierten digitalen KONE-Plattform mit ihrer<br />
sicheren, offenen Schnittstelle (API) auf. Das ermöglicht<br />
die flexible Integration einer wachsenden Zahl<br />
von Angeboten und Services des Unternehmens und<br />
seiner Partner. So lassen sich etwa Systeme zur Zeiterfassung<br />
und Raumvergabe anbinden. Oder wie in<br />
zwei Münchner Hotels, wo Serviceroboter über die<br />
offene Schnittstelle die Aufzüge direkt ansteuern können.<br />
Seit wenigen Monaten ist die Orientierungs-App<br />
BlindSquare mit dem Aufzug im Berufsförderungswerk<br />
Würzburg im Einsatz. Sie lotst sehbehinderte<br />
Menschen per Sprachansage innerhalb des Gebäudes<br />
in den Aufzug und teilt ihnen mit, sobald sie ihre Zieletage<br />
erreicht haben. Bereits im Einsatz ist auch die intelligente<br />
prädiktive Wartung für Aufzüge, Rolltreppen<br />
und automatische Gebäudetüren.<br />
Um die Entwicklung und Anbindung neuer Lösungen<br />
voranzutreiben, erweitert KONE sein Eco-Partner-Netzwerk<br />
durch die Zusammenarbeit mit weiteren<br />
führenden Unternehmen der Gebäudeausrüstung,<br />
speziell im Bereich smarter Zugangslösungen.<br />
KONE AG<br />
T +43 (0)1 863 67-0<br />
office.at@kone.com<br />
www.kone.at
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
87<br />
Produkt News<br />
Behutsam eingefügt<br />
Kleinteilige Bebauung, Hofreiten, Torbögen und Klinker: Schon auf den ersten Blick<br />
werden vielfältige Bezüge des neuen Rüsselsheimer Wohnkomplexes „Wohnen am<br />
Verna-Park“ zu den Besonderheiten des Standorts, dem ehemaligen Werksgelände<br />
des Automobilherstellers Opel deutlich.<br />
Foto: Sebastian Schels<br />
Das Bauprojekt zwischen Wald- und Frankfurter<br />
Straße ist in seiner Typologie bestimmt durch die<br />
Lage und das knapp 3.200 m 2 große Grundstück.<br />
Maßstäblichkeit und Bauhöhe der sieben Gebäude<br />
orientieren sich an der umgebenden Bestandsbebauung<br />
und deren Anordnungen. Im städtebaulichen<br />
Konzept waren zudem eine Durchwegung sowie gemeinschaftlich<br />
genutzte Innenhöfe vorgesehen. Den<br />
im Jahr 2016 ausgerufenen Wettbewerb konnten<br />
Baur & Latsch Architekten für sich entscheiden: Ummauerte<br />
Innenhöfe und die aufgelockerte, maximal<br />
dreistöckige Bebauung wurden beibehalten, gleichzeitig<br />
ein dichter Wohnmix als Ziel einer verträglichen<br />
Nachverdichtung sichergestellt.<br />
Eine wesentliche gestalterische Wirkung dieser Umsetzung<br />
kommt der Klinkerfassade an sechs der<br />
sieben Gebäude zu, die sich an der umgebenden<br />
Bebauung orientiert: Im Vergleich zu anderen Regionen<br />
Deutschlands ist der regionaltypische Klinker<br />
des Rhein-Main-Gebiets überwiegend hell mit gelblich-grünem<br />
Farbstich. Da die Ton- bzw. Lehmlagerstätten<br />
mittlerweile stillliegen, fanden die Planer<br />
adäquaten Ersatz bei GIMA im niederbayrischen<br />
Marklkofen. In enger Abstimmung wurde der gewünschte<br />
Farbton entwickelt und der Stein Elmo FK<br />
durch unregelmäßig, eingebrannte weiße Schlämme<br />
modifiziert. Ganz entscheidend für das Farbspiel ist<br />
der Orginal-Kohlebrand. Das nachträgliche Einbrandverfahren<br />
stellt sicher, dass die Schlämme und das<br />
Klinkermaterial fest miteinander verbunden sind.<br />
Die hohe Flexibilität des Produzenten zeigt sich auch<br />
in der Herstellung der Klinker-Winkelriemchen, die in<br />
fest definierten Winkeln im Sonderformat 115-240 x<br />
15 x 71 mm in einem Stück direkt im Werk produziert<br />
wurden. Auf der Baustelle vor Ort wurden die Riemchen<br />
anschließend im Buttering-Floating-Verfahren<br />
auf den Kalksandstein-Außenwänden im wilden Verband<br />
befestigt. Optimale bauphysikalische Eigenschaften<br />
wie Schutz vor Abrieb, Frost, Salz- oder<br />
Säureeinwirkung sowie Anhaftungen von Schmutz<br />
sprechen außerdem für die hohe Qualität und Nachhaltigkeit<br />
der Klinkerfassade.<br />
GIMA Girnghuber GmbH<br />
T +49 (0)8732 24-0<br />
info@gima-ziegel.de<br />
www.gima-ziegel.de
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
88<br />
Produkt News<br />
Fassaden-Update<br />
Der Wiener Stephansplatz ist durch den „Steffl“, Österreichs berühmtestem Dom,<br />
das emotionale Zentrum Österreichs. Hier liegt auch das Hotel am Stephansplatz,<br />
an dessen Fassade die Stadtluft der vergangenen Jahrzehnte genagt hat. Deshalb<br />
sollte der schnörkellose Nachkriegsbau mit 53 Zimmern und angeschlossenem Cafe<br />
Giacomo Aragall innen wie außen ein zeitgemäßes Facelift erhalten.<br />
Für die Planer vom Büro archiguards ZT bestand nun<br />
die Kunst darin, die bestehende grau-weiß marmorierte<br />
Naturstein-Fassade in den ersten zwei Etagen<br />
und im Eingangsbereich mit einer zeitgemäßen<br />
Gestaltung der restlichen Wandteile in Einklang zu<br />
bringen. Zum Einsatz kam dafür eine Spachteltechnik,<br />
die durch den changierenden Charakter sehr gut<br />
harmoniert. Die verwendete Dekor-Spachtel mit dem<br />
Namen Accento (Hersteller Synthesa Perg) verleiht<br />
dem Bau nun einen frischen Charakter und unaufdringliche<br />
Eleganz.<br />
Vor der Aufbringung der Dekor-Spachtel kam eine<br />
Renovierspachtel (Histolith von Synthesa) für Putzausbesserungen<br />
und ein Capatect Putzgrund zum<br />
Einsatz. Die erste Dekorspachtel-Schicht, abgetönt<br />
in den Farbnuancen Curcuma und Altweiss, wurde<br />
mit einem rostfreien Metallhobel strukturiert aufgetragen.<br />
Das Finish bildet der Auftrag einer farblosen<br />
Accento Effektspachtel. Sie verleiht der Oberfläche<br />
den letzten Schliff und die plastische Tiefe.<br />
Synthesa Chemie Gesellschaft m. b. H.<br />
T +43 (0)7262 560-0<br />
office@synthesa.at<br />
www.synthesa.at
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
89<br />
Produkt News<br />
Foto: Hanna Haböck<br />
Dachgeschoßausbau<br />
auf höchstem Niveau<br />
Als Bauherr und Architekt in Personalunion errichtete das Planungsteam von Obenauf<br />
einen außergewöhnlichen Dachgeschoßausbau in Holz-Leichtbauweise auf einem über<br />
100 Jahre alten Gründerzeitgebäude in Wien-Währing. Mit viel Fingerspitzengefühl<br />
wurde die historische Hülle dezent für gehobene Ansprüche adaptiert.<br />
Errichtet wurde das neue Dachgeschoß in Holz-Leichtbauweise.<br />
Ergänzend und unterstützend zur Holzbaukonstruktion<br />
wurde auf Stahl- und Stahlbeton<br />
gesetzt: Die Primärkonstruktion bildet ein tragendes<br />
Stahl skelett, die sekundäre Konstruktion in Holz umfasst<br />
alle Flächenbauteile. Insgesamt wurden allein im<br />
Dachgeschoß über 25 Tonnen Stahl sowie rund 150<br />
Kubikmeter Holz verbaut. Der gesamte Rohbau wurde<br />
so weit wie möglich – inklusive Fenster- und Türeinbauten<br />
– im Werk vorgefertigt. Die Oberflächengestaltung<br />
passierte vor Ort auf der Baustelle.<br />
Mit dem Facelift im Gebäude ging auch eine energetische<br />
Aufwertung einher. Neue Fenster im gesamten<br />
Gebäude minimieren die Wärmeverluste. Das neue<br />
Dachgeschoß dämmt die Etage darunter und ist<br />
selbst bestens gedämmt. Zwei Lagen ISOVER Uniroll<br />
Classic mit jeweils 14 Zentimetern in der Holzriegelkonstruktion<br />
sorgen für minimale Wärmeverluste im<br />
Winter und verhindern ein Überhitzen im Sommer.<br />
Auf der Innenseite der Dachkonstruktion sorgen<br />
RIGIPS Riduro Holzbauplatten nicht nur für ein angenehmes<br />
Innenraumklima, sondern übernehmen<br />
gleichzeitig auch eine aussteifende Wirkung für den<br />
gesamten Holzbau. Damit die Nachbarn darunter<br />
nicht jeden Schritt mitbekommen ist die gesamte<br />
Fläche mit der hochwertigen ISOVER Trittschalldämmung<br />
TDPS 30 ausgestattet.<br />
Saint-Gobain RIGIPS<br />
Austria GesmbH<br />
T +43 (0)3622 505-0<br />
rigips.austria@saint-gobain.com<br />
www.rigips.at<br />
Saint-Gobain ISOVER<br />
Austria GmbH<br />
T +43 (0)2266 6060<br />
isover-at.marketing@saint-gobain.com<br />
www.isover.at
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
90<br />
Produkt News<br />
Foto: Markus Kaiser, Graz<br />
Pflastersteine mit Mehrwert<br />
Gepflasterte Wege mit freundlicher heller Farbwahl führen durch den kürzlich eröffneten,<br />
von den Wiener Stadtgärten neu gestalteten Ludwig-Zatzka-Park in Wien 14.<br />
Sie bieten einen besonderen Mehrwert, denn die dafür verwendeten Pflastersteine<br />
unterstützen durch die reduNOx Technologie den Abbau gesundheitsschädlicher<br />
Stickoxide in der Luft. Erzeugt wurden die Steine vom burgenländischen Pflastersteinerzeuger<br />
Friedl Steinwerke.<br />
reduNOx kann bei allen Betonpflastersteinen von<br />
Friedl Steinwerke eingesetzt werden. Dafür wird dem<br />
Stein Titandioxid zugesetzt, das unter Sonneneinstrahlung<br />
den gewünschten schadstoffabbauenden<br />
Effekt erzielt. Titandioxid beschleunigt mithilfe von<br />
Sonnenlicht die Umwandlung von Stickoxiden, darunter<br />
das gesundheitsschädliche Stickstoffdioxid,<br />
in Nitrat. Letzteres wird durch Regenwasser oder<br />
Kondenswasser von der Pflasterfläche abtransportiert<br />
und in der Bodenzone mikrobiell zersetzt. Ein<br />
positiver Nebeneffekt von reduNOx ist zudem, dass<br />
Algen- und Pilzbewuchs verhindert und organische<br />
Stoffe wie Moose zersetzt werden. reduNOx wirkt<br />
schmutzabweisend und selbstreinigend.<br />
Friedl Steinwerke GmbH<br />
T +43 (0)2618 3208-0<br />
weppersdorf@steinwerke.at<br />
www.steinwerke.at<br />
Friedl Steinwerke bieten diese Technologie seit Frühjahr<br />
<strong>2020</strong> an. Der Ludwig-Zatzka-Park ist das erste<br />
Projekt in Wien, bei dem Pflastersteine mit reduNOx<br />
Technologie eingesetzt wurden. Für die Gestaltung<br />
der Wege wurden dort Classic VG4 Pflastersteine im<br />
Format 20 x 15 x 8 cm im Farbton Zimt-schattiert mit<br />
reduNOx Technologie gewählt.
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
91<br />
Produkt News<br />
Regenwassermanagement<br />
Der Klimawandel ist ein globales Problem und bringt vor allem für Städte zwei wesentliche<br />
Effekte mit sich: Die Durchschnittstemperatur steigt und die Intensität der<br />
Niederschläge nimmt deutlich zu.<br />
Mit zunehmenden Niederschlagsstärken steigt auch<br />
die Überlaufhäufigkeit der Entwässerungssysteme.<br />
Um ein sicheres Ableiten bzw. Speichern des Niederschlags<br />
gewährleisten zu können, müssten Regenwasserrückhalteräume<br />
geschaffen werden, für die in<br />
urbanen Räumen kaum Flächen vorhanden sind. Einfach<br />
verfügbar sind aber die Dachflächen: Sie stellen<br />
einen nennenswerten Flächenanteil im Stadtbereich<br />
dar und sind durch ihre bauliche Beschaffenheit zur<br />
Nutzung als Retentionsfläche prädestiniert. So kann<br />
beispielsweise auf 0°-Dächern im Tiefgaragenbereich<br />
ohne größere Aufwendungen ein 100-jähriges<br />
Regenereignis inklusive möglicher umliegender<br />
Dachflächen zurückgehalten werden.<br />
In die Praxis übertragen bedeutet das, Wasser-Retentionsboxen,<br />
z. B. die WRB von Optigrün, auf den<br />
Dachflächen einzusetzen. Die Boxen speichern das<br />
Regenwasser und befördern es über Kapillarsäulen<br />
nach oben. Ein kapillarwirksames Vlies, das darüber<br />
liegt, verteilt das Wasser auf der gesamten<br />
WRB-Oberfläche. So hält es die darauf aufgebrachte<br />
Substratschicht feucht, die den Pflanzen als Wurzelbereich<br />
dient. Auf diesem Weg steht den Pflanzen<br />
das ursprünglich in den Wasser-Retentionsboxen gesammelte<br />
Regenwasser wieder zur Verfügung. Bemerkenswert<br />
ist, je mehr Regenwasser den Pflanzen<br />
zur Verfügung steht, desto höher ist ihr Stoffwechsel,<br />
der wiederum mehr CO 2 bindet. Ein weiterer positiver<br />
Effekt entsteht durch den Verdunstungsvorgang<br />
des gespeicherten Regenwassers, wofür eine hohe<br />
Energiemenge benötigt wird. Diese Energie wird der<br />
Umgebung entzogen und kühlt diese ab. Dieser Vorgang<br />
ist einzigartig, denn es gibt nach aktuellem Forschungsstand<br />
tatsächlich keine andere Möglichkeit<br />
der aktiven Energieabfuhr und damit der Temperaturverminderung<br />
in unserem Lebensraum.<br />
Optigrün<br />
International AG<br />
T +49 (0)7576 772-0<br />
info@optigruen.de<br />
www.optigruen.de
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
92<br />
Produkt News<br />
Bilder: Bauunternehmen Bendl, Günzburg<br />
Konsequent modellbasiert<br />
Immer mehr Architekten und Fachplaner planen mit BIM. Bei Bauunternehmen<br />
oder Fachhandwerkern ist das bisher noch selten der Fall. Das schwäbische Bauunternehmen<br />
Bendl ist einer derer, die hier voranschreiten. Eigene Projekte sind<br />
konsequent modellbasiert und in BIM umgesetzt.<br />
Bendl Geschäftsführer Stefan Wiesemann hat sein<br />
Unternehmen in nur drei Jahren einem durchgängigen<br />
Strategie- und Strukturwechsel unterzogen.<br />
Jedes schlüsselfertige Projekt wird heute in 3D geplant.<br />
Externe, nicht modellbasierte Fachplanungen,<br />
werden hierfür inhouse mit der BIM-Software Archicad<br />
modellbasiert neu gezeichnet. Eine firmeneigene<br />
Modellierungsrichtlinie, wichtig für eine konsistente<br />
und einheitliche Modellierung, soll es bald ergänzend<br />
geben. Aktuell greift die Abteilung Schlüsselfertigbau<br />
bei dem Günzburger Spezialisten auf eine selbst<br />
angepasste und zu Archicad gelieferte Modellierungsrichtlinie<br />
zurück.<br />
Bendl und seine Planungspartner haben sich auf<br />
den Einsatz von Open BIM (herstelleroffener und<br />
softwareunabhängiger BIM-Prozess) verständigt.<br />
Sie gehen aktuell neue Wege bei einem Wohnprojekt<br />
in der Günzburger Innenstadt. Bis 2023 entstehen<br />
dort zwei Wohntürme mit Tiefgarage und 21<br />
Wohneinheiten für seniorengerechtes Wohnen. Das<br />
Bauunternehmen setzt hinsichtlich konstruktiver<br />
und energetischer Qualität ein Zeichen: Als Hybrid<br />
aus Holz- und Stahlbetonbau, wird der Wohnbau im<br />
KFW 40-Standard entstehen.<br />
Sowohl TGA-Planung, Tragwerksplanung, Architektur<br />
und Holzbau arbeiten BIM-basiert. Die Partner<br />
kennen sich aus anderen Projekten – und damit die<br />
eigenen Stärken und Schwächen. Für den Bauherrn<br />
ist Kostensicherheit wesentlich. Exakte Massen und<br />
Mengen können dabei schon früh aus den Fachmodellen<br />
gezogen werden. Sind diese ausreichend detailliert,<br />
minimiert das Folgefehler und teure Zusatzkosten<br />
auf der Baustelle. Die Digitalisierung ist dort<br />
bereits angekommen: Projekträume vor Ort und der<br />
Einsatz von VR-Apps wie BIMx bieten oft wichtige<br />
Unterstützung bei der Umsetzung kniffliger Detailpunkte<br />
in der Realität.<br />
GRAPHISOFT<br />
Deutschland GmbH<br />
Vertrieb Österreich<br />
mail@graphisoft.at<br />
www.archicad.at
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
93<br />
Produkt News<br />
ABK-BIM-Software im Einsatz<br />
Für ein geplantes Wohnhaus mit 7 Wohneinheiten im oberösterreichischen Pettenbach entschied<br />
sich Architekt Prof. DI Siegfried Diesenberger von DIESENBERGER.RIHL ZT GmbH<br />
für den erstmaligen Einsatz der ABK-BIM-Software, die der OpenBIM-Methode entspricht.<br />
Das Gebäudemodell wurde aus Archicad<br />
24 im IFC4-Format ausgegeben und direkt<br />
in ABK eingelesen. Die grafische Darstellung<br />
des Wohnhauses erfolgte während<br />
der gesamten Bearbeitung im BIM-Viewer.<br />
Laut Diesenberger ein großer Vorteil, da<br />
eine visuelle Betrachtung immer gegeben<br />
war und dadurch die Mengenermittlung für<br />
den AVA-Prozess auch stets visuell überprüfbar<br />
machte.<br />
Im nächsten Schritt wurden mittels ABK-Interpreter<br />
die in der IFC-Datei gelieferten<br />
Mengeninformationen, Attribute und<br />
geometrischen Daten als Kennwerte abgebildet<br />
und Kategorien zugeordnet, wie<br />
BIM-Typen und BIM-Materialien. Der Interpreter<br />
fungierte als Filter und beugte somit<br />
der Datenflut in der weiteren Verarbeitung<br />
vor. Die übersichtlichen Ordnerstrukturen<br />
begünstigten ein einfaches Arbeiten. Der<br />
flexible Aufbau der ABK-BIM-Software erlaubte<br />
es dabei, bspw. nach IFC-Entitäten,<br />
Raumzuordnungen oder BIM-Materialien<br />
koordiniert zu arbeiten.<br />
Um von diesen modellierten Bauelementen<br />
zu den entsprechenden LV-Positionen zu<br />
gelangen, hat sich die Elementmethode bewährt.<br />
Elemente setzen sich aus einzelnen<br />
Positionen zusammen, die wiederum eine<br />
effiziente, genaue und nachvollziehbare<br />
Kostenermittlung ermöglichen. Grundlage<br />
dafür sind Elementkataloge, auf die während<br />
der Projektbearbeitung zugegriffen wird.<br />
Bei diesem Projekt wurde bereits mit dem<br />
neuen ABK-BIM-AVA-Elementkatalog gearbeitet,<br />
der rund 2.000 Elemente und über<br />
36.000 Positionen enthält. Er ist nicht mit<br />
vordefinierten Gesamtaufbauten versehen,<br />
sondern bietet einen flexiblen Einsatz auf<br />
Set- bzw. Schichtebene. Ein wesentlicher<br />
Vorteil, denn die Elemente sind somit vielseitig<br />
kombinierbar und unterstützen bei<br />
der Erstellung von Kostenschätzungen<br />
und -berechnungen bis hin zur Erstellung<br />
der Ausschreibung.<br />
Beinahe jedem BIM-Element der IFC-Datei<br />
wurde mittlerweile ein entsprechendes<br />
ABK-Element zugeordnet. Die Mengen<br />
hierfür wurden direkt aus den aus dem IFC<br />
befüllten Kennwerten übernommen und<br />
automatisch in die Mengenermittlungen<br />
zum ABK-Element übertragen. Dadurch<br />
entstand parallel zum Gebäudemodell eine<br />
Projektelementliste, welche wiederum -<br />
aufgrund der Elementmengen, der anteiligen<br />
Positionsmengen und Preisen - letztendlich<br />
einen Kostenplan für das Projekt<br />
darstellt. Der Kostenplan kann in weiterer<br />
Folge nicht nur im Kostenmanagement<br />
weiterverwendet werden, sondern auch<br />
– nach Positionen samt Mengen und ggf.<br />
Preisen aufgeschlüsselt – unmittelbar in<br />
ein Leistungsverzeichnis gemäß ÖNORM A<br />
2063 übergeben werden.<br />
„BIM ist ein Prozess, der ein Bauprojekt von<br />
Beginn der Planungsarbeit bis zur Fertigstellung<br />
und im Idealfall über den gesamten<br />
Lebenszyklus begleiten soll. Das erfordert<br />
verstärkte Kommunikation aller Beteiligten<br />
und eine geeignete Software zum Datenaustausch<br />
in integralen offenen Prozessen,<br />
barrierefrei! Die ABK-BIM-Software scheint<br />
mir nach den ersten Überprüfungen als<br />
eine geeignete Lösung dafür! Die Entwicklung<br />
ist bereits weit fortgeschritten. Jetzt<br />
gilt es die Software verstärkt einzusetzen,<br />
laufend einzelne Arbeitsschritte zu überprüfen<br />
und zu perfektionieren!“, so das Fazit<br />
von Diesenberger.<br />
ib-data GmbH<br />
T +43 (0)1 492 5570-0<br />
abkinfo@abk.at<br />
www.abk.at
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
94<br />
edv<br />
Städtebau-CAD:<br />
Die digitale Stadt<br />
CAD für die Stadtplanung dient nicht nur der Erstellung von Flächenwidmungs-<br />
und Bebauungsplänen. Im Programm enthaltene Visualisierungsund<br />
Präsentationsfunktionen können Laien auch städtebauliche Planungen<br />
anschaulicher vermitteln.<br />
Text: Marian Behaneck<br />
CAD für Stadtplaner unterstützt städtebauliche<br />
Planungsprozesse – vom Einlesen<br />
der Grundlagendaten und der Analyse<br />
der Bestandsdaten, über die Erstellung<br />
und Präsentation von räumlichen und gestalterischen<br />
Varianten, bis zur Übergabe<br />
der Planung an übergeordnete Geografische<br />
Informationssysteme (GIS). Das<br />
Einsatzspektrum reicht von der vorbereitenden<br />
und verbindlichen Flächenwidmungsplanung,<br />
über die städtebauliche<br />
Rahmenplanung, die Stadt- und Dorferneuerungsplanung,<br />
bis hin zur Gestaltung und<br />
Möblierung öffentlicher Räume oder der<br />
Planung konkreter Projekte. Diese große<br />
Bandbreite stellt hohe Anforderungen an<br />
digitale Planungswerkzeuge.<br />
Die digitale Stadt: Visualisierungs- und Präsentationsfunktionen können Laien<br />
städtebauliche Planungen anschaulicher vermitteln. © Graphisoft<br />
Vorteile und Möglichkeiten<br />
Vorteile bietet CAD in der Stadt- und Raumplanung<br />
bereits bei der Zeichnungserstellung:<br />
Zeichen-, Konstruktions- und Änderungsfunktionen,<br />
die Gruppen-, Folien-/<br />
Layer- und Symbol-Technik, die automatische<br />
Flächenerkennung, Schraffur und Einfärbung<br />
von Flächen oder die Beschriftung<br />
und Bemaßung sparen gegenüber der manuellen<br />
Arbeitsweise viel Zeit und vermeiden<br />
Fehler. Individuell erweiterbare Symbolbibliotheken<br />
für Pflanzen, Verkehrsanlagen,<br />
das Stadtmobiliar, Linien, Schraffuren oder<br />
Texturen rationalisieren ebenfalls die Planerstellung.<br />
Spezifische Funktionen, wie die<br />
automatische Berechnung städtebaulicher<br />
Kenndaten (Flächeninhalt, Grundflächenzahl,<br />
Geschossflächenzahl, Baumassenzahl),<br />
das digitale Geländemodell (DGM)<br />
für die digitale Nachbildung der Topografie,<br />
das digitale Stadtmodell (DSM) für<br />
die Generierung städtebaulicher „Klötzchenmodelle“<br />
oder die Verknüpfung von<br />
Geometrie- und Sachdaten und die sich<br />
daraus ergebenden Analysemöglichkeiten<br />
machen Städtebau-CAD zu einem wertvollen<br />
Planungswerkzeug. Lagepläne erhalten<br />
durch die automatische Schraffur der<br />
Dachlandschaft sowie durch Eigen- und/<br />
oder Schlagschatten entsprechend einer<br />
definierten Sonnenrichtung eine größere<br />
Plastizität und Anschaulichkeit. Für eine<br />
ansprechende Plangrafik sorgen Funktionen<br />
für Farbverläufe, Schattierungen, Füllmuster<br />
oder Texteffekte. Alternativ ermöglichen<br />
Schnittstellen zu Grafikprogrammen<br />
wie Adobe Photoshop oder Gimp einen Zugang<br />
zu professionellen Bildbearbeitungsfunktionen.<br />
Im Hinblick auf die Beteiligung<br />
betroffener Bürger spielt die Möglichkeit<br />
der anschaulichen Vermittlung städtebaulicher<br />
Planung eine immer wichtigere Rolle.<br />
Abstrahierende oder fotorealistische Visualisierungen<br />
und zunehmend auch VR- und<br />
AR-Präsentationen (Virtual/Augmented<br />
Reality) gehören deshalb zum Funktionsumfang<br />
von Städtebau-CAD.<br />
Flächenwidmungs- und<br />
Bebauungsplanung<br />
Städtebau-CAD unterstützt Planer sowohl<br />
in der städtebaulichen Struktur- als auch<br />
Gestaltungsplanung. 2D-Kartenmaterial,<br />
städtebauliche Kenndaten sowie die Zuordnung<br />
dieser Informationen zu den einzelnen<br />
Parzellen stehen im Vordergrund der<br />
städtebaulichen Strukturplanung, zu der<br />
neben der Flächenwidmungs- und Bebauungsplanung<br />
auch die Verkehrs-, Energie-,<br />
Entsorgungs- und Landschaftsplanung<br />
gehören. Die Grundlage dafür ist herkömmliches<br />
oder digitales Kartenmaterial. Am
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
95<br />
edv<br />
komfortabelsten ist es, wenn auf einer für<br />
das CAD-Programm direkt verarbeitbaren<br />
digitalen Datenbasis im ALK-, ALKIS- oder<br />
ESRI-Shape-Format geplant werden kann.<br />
Auch aus Totalstationen eingelesene Vermessungsdaten<br />
werden interpretiert und<br />
daraus Geländepläne mit entsprechenden<br />
Zeichnungselementen, Symbolen und Höhenbeschriftungen<br />
generiert. Liegen topografische<br />
Karten, Katasterkarten oder<br />
Stadtgrundkarten nur in Papierform vor,<br />
müssen sie zuerst gescannt und gegebenenfalls<br />
vektorisiert, d.h. in für CAD-Programme<br />
direkt verarbeitbare Informationen<br />
überführt werden. Dabei werden Karten gescannt<br />
und in einer Pixeldatei gespeichert.<br />
Diese Daten können anschließend über<br />
Raster-/Vektor-Konvertierungsprogramme<br />
automatisch oder halbautomatisch, alternativ<br />
auch im CAD-Programm manuell vektorisiert<br />
werden.<br />
Die in ein CAD-Programm eingelesenen und<br />
anschließend georeferenzierten, entzerrten<br />
und kalibrierten Pixeldaten können alternativ<br />
auch als „Hintergrundfolie“ genutzt<br />
werden. Auf dieser Datengrundlage wird die<br />
Neuplanung anschließend gezeichnet und<br />
konstruiert. Die überlagerten Pixel- und Vektorinformationen<br />
(gescannte Kartenvorlage<br />
und „darübergezeichnete“ neue Parzellengrenzen,<br />
Straßen, Gebäudegrenzen, Planzeichen<br />
etc.) werden danach auf Großformatdruckern<br />
gemeinsam ausgegeben. Die Daten<br />
lassen sich vielfältig nutzen: Den Geometrieelementen<br />
können alphanumerische Informationen<br />
zugewiesen werden, Flächen eines<br />
bestimmten Nutzungsprofils oder einer<br />
bestimmten Größe grafisch hervorgehoben<br />
werden etc. Die aktuellen Datenbankeinträge<br />
jeder Parzelle (Parzellen-Nummer, Grundfläche,<br />
unbebaute Fläche, bebaute Fläche,<br />
Digitale Gelände- bzw. Stadtmodelle ergänzen das herkömmliche „Klötzchenmodell“.<br />
© Computerworks<br />
Anzahl der Vollgeschosse, Geschoss-/<br />
Grundflächezahl, Straße, Eigentümer, Bilddatei-Verweis,<br />
Ordnungsbegriff etc.) können<br />
angezeigt, analysiert, modifiziert, selektiert,<br />
sortiert, gelistet und in Form von Flächenbilanzierungen<br />
oder Planlegenden ausgewertet<br />
werden. Die Sachdaten werden intern<br />
als EED-, Dictionary- oder Map-Objektdaten<br />
oder extern beispielsweise als Microsoft<br />
Excel- oder Microsoft Access-Daten abgelegt.<br />
Flächenbilanzen können zur weiteren<br />
Bearbeitung an Tabellen- oder Textbearbeitungsprogramme<br />
übergeben werden.<br />
Automatismen wie die selbstständige Zuweisung<br />
und Prüfung von Flächen oder die<br />
automatische Plan legendengenerierung rationalisieren<br />
Arbeitsabläufe und reduzieren<br />
Fehlerquellen.<br />
Städtebauliche Gestaltungsplanung<br />
Aus den Daten der Katasterämter und Vermessungsbüros<br />
lassen sich dreidimensionale<br />
Geländemodelle und daraus beliebige<br />
Geländeschnitte entwickeln. Spröde thematische<br />
Karten können grafisch aufbereitet<br />
und anschaulich visualisiert werden. Zweidimensionale<br />
Gestaltungspläne lassen sich<br />
damit „bürgerfreundlich“ dreidimensional<br />
aus beliebigen Perspektiven wiedergeben.<br />
Zur Beurteilung städtebaulicher Planung<br />
sind digitale Gelände- und Stadtmodelle<br />
deshalb besser geeignet als gebaute Modelle:<br />
sie sind schnell und einfach modifizierbar<br />
und auch aus der Fußgängerperspektive<br />
erlebbar. Von jedem Punkt des Geländemodells<br />
kann die Position bzw. Höhe angezeigt<br />
werden. Geländeabschnitte einer<br />
bestimmten Höhenlage, Hangneigung oder<br />
Sonnenexposition lassen sich grafisch hervorheben.<br />
Aus dem DGM und DSM können<br />
beliebige Geländeschnitte oder Straßenansichten<br />
erzeugt werden. Oberflächen und<br />
Massen (beispielsweise der Aushub von<br />
Baugruben oder Aufschüttungen) sind per<br />
Mausklick abrufbar. Erstellt werden digitale<br />
Geländemodelle auf der Basis kartesischer<br />
Vermessungspunkte eines elektronischen<br />
Feldbuchs. Die Punkte werden mit Hilfe<br />
der Triangulation oder eines aus Freiformkurven<br />
bestehenden Rasters miteinander<br />
verknüpft (vermascht) und auf dieser Basis<br />
das Gelände generiert.<br />
u<br />
Das Spektrum von Städtebau-CAD reicht von der städtebaulichen<br />
Rahmenplanung ... © Widemann Systeme<br />
... bis zur Planung konkreter Quartiere und Gebäude.<br />
© SketchUp/Trimble
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
96<br />
edv<br />
Smarte Konstruktions- und Zeichenhilfen<br />
rationalisieren Arbeitsabläufe.<br />
© Widemann Systeme<br />
Automatismen und Konformitätsprüfungen steigern die Planungssicherheit.<br />
© Widemann Systeme<br />
Über ein alternatives Verfahren können anhand<br />
einer Geländekarte mit dem Digitalisierer<br />
Höhenlinien eingegeben werden und<br />
das Geländemodell wird im Hintergrund automatisch<br />
generiert.<br />
Stadträume optimieren<br />
Die Planung neuer städtischer Räume oder<br />
die Einbindung neuer Ensembles in den<br />
bestehenden Kontext setzt eine flexible Visualisierung<br />
von Stadträumen, Sichtbeziehungen<br />
und Raumproportionen voraus. In<br />
Verbindung mit dem DGM bietet das digitale<br />
Stadtmodell viele Möglichkeiten: Städtebauliche<br />
Situationen lassen sich nicht nur<br />
aus der Vogel-, sondern auch aus der individuellen<br />
Perspektive der späteren Bewohner<br />
beurteilen. Das ermöglicht Planern und<br />
Laien eine bessere Beurteilung von Neubauvorhaben<br />
im städtebaulichen Kontext.<br />
Für einzelne Gebäude und Gebäudeensembles<br />
können Schattenstudien durchgeführt<br />
werden, um beispielsweise verschattete<br />
Bereiche eines Gebäudeensembles oder<br />
eines Straßenzuges zu überprüfen. Optionale<br />
rechnergestützte Simulationen mit<br />
Hilfe externer Programme ermöglichen die<br />
Überprüfung von Quartieren hinsichtlich<br />
der Luftströmung oder Hitzeentwicklung.<br />
Damit lassen sich sowohl neue Planungen<br />
als auch vorhandene Quartiere strömungstechnisch<br />
und thermisch optimieren, was<br />
nicht zuletzt angesichts der aktuellen klimatischen<br />
Veränderungen immer bedeutsamer<br />
wird.<br />
men, Zeichen-, Konstruktions- und Auswertungsfunktionen<br />
bieten aber nur speziell für<br />
die Bauleit- und Stadtplanung konzipierte<br />
Programme. Im Wesentlichen sind das<br />
StadtCAD von euroGIS IT-Systeme, Vectorworks<br />
von Computerworks und WS LAND-<br />
CAD von Widemann Systeme. Dabei handelt<br />
es sich um Erweiterungen von allgemeinen<br />
oder bauspezifischen CAD-Programmen<br />
(AutoCAD, BricsCAD), respektive um Eigenentwicklungen.<br />
Bewährt haben sich modulare<br />
Lösungen, die mit den individuellen<br />
Anforderungen sukzessive erweitert werden<br />
können (z.B.: Städtebau-Grundmodul,<br />
ergänzt durch die Module DGM, DSM, GaLa,<br />
GIS, etc.). Um Bestandsdaten hinterlegen zu<br />
können, ermöglichen die Programme den<br />
Import von TIF-, GIF-, BMP-, JPG-, DXF/<br />
DWG- oder PDF-Dateien. CAD-Lösungen<br />
sind zwar keine „Malprogramme“, dennoch<br />
Was bietet der Markt?<br />
Natürlich lassen sich auch mit bauspezifischen<br />
Programmen Flächenwidmungs- und<br />
Bebauungspläne zeichnen oder 3D-Stadtmodelle<br />
generieren. Besondere Automatiskönnen<br />
Rasterdaten in begrenztem Umfang<br />
auch innerhalb des CAD-Programms<br />
bearbeitet werden – beispielsweise um den<br />
Plan in beliebigen Gradschritten drehen<br />
oder den Arbeitsbereich freistellen zu können.<br />
Beim Import von DGM-Punktdaten und<br />
der automatischen Dreiecksvermaschung<br />
(Triangulierung) sollte auf die maximale<br />
Anzahl der Elemente geachtet werden. Höhenlinien<br />
sollten ebenso dargestellt werden<br />
können wie Böschungen, Verkehrsanlagen<br />
oder Abgrabungen. Auswertungen sollten<br />
eine Berechnung des Aushubs oder der zu<br />
bewegenden Erdmassen ermöglichen. Beim<br />
Digitalen Stadtmodell sollte eine unbeschränkte<br />
Anzahl vordefinierter Gebäudetypen<br />
darstellbar sein, die über die Geschosszahl,<br />
Dach- und gegebenenfalls Gaubenform<br />
definiert und modifiziert werden können.<br />
Komplexe Gebäudeformen sollten über<br />
Analysen der hinterlegten alphanumerischen Daten ermöglichen thematische Karten,<br />
beispielsweise zu starkregengefährdeten Bereichen. © Widemann Systeme
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
97<br />
edv<br />
Visualisierungsstudien vereinfachen die Beurteilung<br />
einzelner Bauvorhaben im städtebaulichen Kontext.<br />
© Fraunhofer IGD<br />
Auf dem 3D-Stadtmodell aufbauende optionale Simulationen<br />
mit externen Programmen ermöglichen Vorhersagen<br />
zu Luftströmungen oder der Hitzeentwicklung.<br />
CD-adapco/Siemens<br />
Verschneidungen mehrerer Baukörper definiert<br />
werden können. Die Baukörper sollten<br />
sich mit dem DGM automatisch verknüpfen,<br />
respektive verschneiden lassen. Vorhandene<br />
Bebauungen sollen im Format CityGML<br />
etc. importiert werden können.<br />
Entwicklungen und Trends<br />
Zu den aktuellen Entwicklungen in der<br />
Bauleit- und Stadtplanung gehören die digitale<br />
Aufbereitung und Bereitstellung von<br />
Flächenwidmungs- und Bebauungsplänen<br />
in systemneutralen Datenformaten und<br />
deren Übergabe an übergeordnete Systeme.<br />
Standards wie INSPIRE oder XPlanung<br />
erfüllen die Anforderungen zur Weitergabe<br />
von Flächenwidmungs- und Bebauungsplänen<br />
an geografische Informationssysteme,<br />
respektive an webbasierte Informationssysteme,<br />
um Planungsbeteiligte und Bürger<br />
umfassend und schnell informieren zu<br />
können. INSPIRE (Infrastructure for Spatial<br />
Information in Europe) steht für eine<br />
Richtlinie des Europäischen Parlaments zur<br />
Schaffung einer europaweit standardisierten<br />
Geodateninfrastruktur. Sie ist seit 2007<br />
in Kraft und verpflichtet die EU-Mitglieder,<br />
interoperable Geobasisdaten und Geofachdaten<br />
sukzessive bereitzustellen. Building<br />
Information Modeling (BIM) spielt in der<br />
Stadtplanung noch eine untergeordnete<br />
Rolle, weil es an Datenstandards fehlt. •<br />
Programme und Anbieter*<br />
Allplan (www.allplan.com), Archicad (www.graphisoft.com),<br />
ARRIBA CA3D (www.rib-software.com), DATAflor (www.dataflor.de),<br />
EliteCAD (www.elitecad.eu), MicroStation (www.bentley.com),<br />
Revit (www.autodesk.de), SketchUp (www.sketchup.com),<br />
SPIRIT (www.softtech.de), StadtCAD (www.stadtcad.de),<br />
Vectorworks (www.computerworks.at), ViCADo.arc (www.mbaec.de),<br />
WS LANDCAD (www.widemann.de)<br />
* Ohne Anspruch auf Vollständigkeit<br />
Schaltbare Folien oder Layer machen die<br />
städtebauliche Planung transparenter.<br />
© VectorWorks<br />
Literatur- und Linkhinweise<br />
Kuhlmann, Ch., Markus, F., Theurer, E.: CAD und GIS in der Stadplanung,<br />
Bernhard Harzer Verlag, Karlsruhe, 2003<br />
Pflüger, F.: EDV in der städtebaulichen Planung,<br />
Dissertation an der Fakultät für Architektur der RWTH Aachen, 2000<br />
Roos, L., Kleinschmit, B.: Virtuelle 3D-Stadtmodelle in der Stadt- und Freiraumplanung,<br />
aus: Stadt und Grün / Das Gartenamt 1/2007, Patzer-Verlag, Berlin<br />
Schultheiß, A.: INSPIRE haucht digitaler Stadtplanung neues Leben ein, aus: VDVmagazin<br />
2/2014, Verband Deutscher Vermessungsingenieure e. V., Wuppertal<br />
www.inspire.gv.at<br />
www.xleitstelle.de<br />
INSPIRE Österreich<br />
Portal für XBau-/XPlanung
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
98<br />
edv<br />
Von Schätzpreisen zur Kostenverfolgung/Kostenkontrolle<br />
Im Rahmen von Angebotsprüfungen erhalten<br />
Architekten eine Vielzahl von Zahlen,<br />
die nach der Vergabe mit wenigen Mausklicks<br />
zum Aufbau einer Preisdatenbank<br />
verwendet werden können. Daraus lassen<br />
sich Datenbestände erstellen, mit deren<br />
Hilfe man dann Ausschreibungen vor dem<br />
Absenden bereits auspreisen kann.<br />
Ein derartiger Kostenanschlag basiert auf<br />
den Preisen von Firmen, mit denen man<br />
immer wieder zusammenarbeitet, und hat<br />
deshalb üblicherweise eine hohe Genauigkeit.<br />
Alle Preise werden mit Index gespeichert,<br />
und falls man sie nicht inaktiv setzt,<br />
werden sämtliche bisher erhaltenen Preise<br />
zur Preisberechnung verwendet. Mit Berücksichtigung<br />
des Index wird pro Position<br />
ein Mittelpreis aus allen für diese Position<br />
gespeicherten Preise errechnet. Die Kostenschätzung<br />
kann dann bereits von der<br />
Kostenkontrolle übernommen werden. In<br />
der Kostenverfolgung gibt es je Position für<br />
Schätzung, Vergabe, Abrechnung je eine<br />
Spalte und die sich iterierende Endsumme<br />
ergibt sich immer aus der aktuellsten aus<br />
den entsprechenden Modulen selbsttätig<br />
entnommenen Zahlen: Ist der Auftrag bereits<br />
vergeben, so wird die Schätzsumme<br />
durch die Vergabesumme ersetzt, und diese<br />
später durch die Abrechnungssumme.<br />
Nicht ausgeschriebene Leistungen können<br />
zusätzlich eingetragen werden.<br />
ABIS Softwareentwicklungs GesmbH<br />
T +43 (0)316 83 13 61<br />
reichhart@abis-software.com<br />
www.abis.at<br />
Krisensicheres Büro<br />
Maximale Flexibilität und eine 100-prozentig<br />
perfekte Handhabung von Homeoffice-Situationen<br />
– dafür stand untermStrich,<br />
das Organisations- und Führungstool der<br />
Architekten und Ingenieure, schon lang vor<br />
Corona. Nun haben die Software-Experten<br />
weitere Features eingebaut, welche die<br />
Anwender noch reaktionsfähiger machen.<br />
untermStrich X3 13.2 ermöglicht etwa, Honorarnoten<br />
flexibel in der Datenbank zu<br />
verschieben und anzugleichen, falls sich<br />
die Projektanforderungen ändern. Und das,<br />
ohne die Budget- oder die Liquiditätsplanung<br />
über den Haufen zu werfen.<br />
Besonders erfolgreich war bei untermStrich<br />
auch der Online-Start der untermStrich<br />
Akademie. Mehr als 3000 Teilnehmer haben<br />
das neue Fortbildungstool für Führungskräfte<br />
schon in den ersten Wochen<br />
genutzt. Tägliche Webinare werden durch<br />
Schwerpunktwochen ergänzt.<br />
Zudem lädt das Unternehmen von 11. bis 15.<br />
Jänner zur MESSE@home, dem digitalen<br />
Branchentreff ein. Fachvorträge der Digita-<br />
Geschäftsführer Peter Remitz und Guido R. Strohecker<br />
lisierungsexperten kann man dort ebenso<br />
erwarten wie eine hochkarätige Podiumsdiskussion,<br />
bei dem unter anderem Vertreter<br />
von LOVE architecture + urbanism und<br />
kadawittfeld<strong>architektur</strong> vertreten sind. Die<br />
Teilnahme ist kostenfrei!<br />
untermStrich software GmbH<br />
T +43 (0)3862 58106<br />
office@untermstrich.com<br />
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