SmartLiving - Stuttgarter Ausgabe 04/2020
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Planen & Bauen<br />
smartLiving.<br />
ARCHITEKTUR. IMMOBILIEN. WOHNEN. LIFESTYLE.<br />
Einweihungsfest<br />
im Olga-Areal<br />
im <strong>Stuttgarter</strong><br />
Westen<br />
Richtfest bei den „Baulöwen“ im Olga-Areal<br />
Gewinnmarge, entfallen. Dafür entstehen<br />
bei Baugemeinschaften manchmal<br />
Kosten, wenn für Projektsteuerung und<br />
Beratung externe Experten bezahlt werden<br />
müssen. Diese Zusatzkosten sind in<br />
der Regel jedoch geringer als die Gewinnmarge<br />
von Bauträgern.<br />
Steuerliche Vorteile sind ebenfalls möglich,<br />
denn beim Kauf eines unbebauten<br />
Grundstückes wird die Höhe der Grunderwerbsteuer<br />
für die einzelnen Mitglieder<br />
einer Baugemeinschaft in der Regel anteilig<br />
am Grundstückspreis bemessen. Dies<br />
ist aber abhängig vom Planungsstand, der<br />
Organisationsform und der Vertragsgestaltung<br />
zum Zeitpunkt des Kaufvertragsabschlusses<br />
und wird im Einzelfall vom<br />
Finanzamt geprüft. Ein Gespräch mit<br />
dem Steuerberater schon vor Vertragsunterschrift<br />
ist daher empfehlenswert.<br />
Beim Erwerb einer Immobilie vom Bauträger<br />
wird hingegen die Grunderwerbsteuer<br />
grundsätzlich immer am Wert des<br />
Grundstückes und der bestehenden Immobilie<br />
berechnet.<br />
Kostenvorteile entstehen auch bei der<br />
Planung, da direkt mit dem Architekten<br />
und Planer entschieden wird, was und<br />
wie gebaut wird. Als Bauherr hat die Baugemeinschaft<br />
unmittelbar Einfluss auf<br />
alle Baukosten. Bauliche Eigenleistungen<br />
von der Baugemeinschaft in der Bauphase<br />
sind möglich und sparen natürlich weitere<br />
Fremdkosten, doch ist dies hinsichtlich<br />
möglicher Haftungsrisiken weniger<br />
empfehlenswert und sollte sich daher<br />
auf den Innenausbau beschränken. Die<br />
individuellen Wünsche entstehen schon<br />
in der Planungsphase, weshalb sie bereits<br />
in die Bauvergabe bei der Ausschreibung<br />
mit einbezogen werden und nicht später<br />
draufgesetzt und zusätzlich berechnet<br />
werden. Zudem sind Privatkredite in der<br />
Regel günstiger zu haben als gewerbliche,<br />
mit denen Bauträger kalkulieren. Baugemeinschaften<br />
können so bis zu 20 Prozent<br />
günstiger planen.<br />
GEGENSEITIGES VERTRAUEN IST<br />
DIE BASIS FÜR EINE LANGFRISTIG<br />
STABILE BAUGEMEINSCHAFT<br />
Baugemeinschaften entstehen im Kern<br />
oft im Freundeskreis oder einer schon<br />
bestehenden Interessengemeinschaft. Die<br />
Startergruppe erstellt ein Basis-Konzept<br />
und beginnt mit der Grundstückssuche.<br />
Alternativ geht die Baugemeinschaft von<br />
einem Architekten oder „professionellem“<br />
Projektentwickler aus, der dann Interessenten<br />
zusammenführt. Eine Baugruppe<br />
beginnt bei drei Haushalten. Es gibt aber<br />
auch schon erfolgreiche Baugemeinschaften<br />
mit bis zu 30 Haushalten.<br />
Um Mitstreiter zu gewinnen oder als Interessent<br />
eine passende Baugemeinschaft<br />
zu finden, gibt es verschiedene Möglichkeiten.<br />
Dazu gehören spezielle Inserate in<br />
relevanten Medien, online oder offline.<br />
Öffentliche oder standortbezogene Veranstaltungen<br />
zum Thema Wohnen und<br />
Standortentwicklung bieten ebenfalls<br />
Möglichkeiten, um Kontakte zu knüpfen.<br />
Die Stadt Stuttgart unterstützt Baugemeinschaften<br />
mit hilfreichen Angeboten<br />
im Internet. Auf der kostenlos verfügbaren<br />
Online-Kontaktbörse für Baugemeinschaften<br />
können bestehende Gruppen für<br />
ihr Projekt werben oder Einzelhaushalte<br />
ihr Konzept vom gemeinsamen Wohnprojekt<br />
zunächst anonym darstellen. Interessenten<br />
können mit Baugemeinschaften<br />
in Kontakt treten, um in ein Projekt miteinzusteigen.<br />
Die Landeshauptstadt bietet<br />
zudem sogenannte „Expertenblätter“ im<br />
Internet an, mit kurzen Infos zu geeigneten<br />
Projektpartnern, wie Architekten,<br />
Baubetreuer und Berater.<br />
UNTERSCHIEDLICHE MODELLE<br />
AN BAUGEMEINSCHAFTEN<br />
Der Idealtypus der Freien Baugemeinschaft<br />
entstand in den Stadtentwicklungsprojekten<br />
in Freiburg i. B. (Vauban/<br />
Rieselfeld) und Tübingen (Französisches<br />
Viertel/Loretto). Die klassische Baugemeinschaft<br />
realisiert ohne Einbeziehung<br />
professioneller Bauträger innovative<br />
Wohnprojekte nach individuellen Vorstellungen<br />
– oft mit gemeinschaftlich genutzten<br />
Bereichen. Inzwischen haben sich unterschiedliche<br />
Formen gebildet, die sich<br />
mitunter auch vermischen. Neben dem<br />
Klassiker „Freie Baugemeinschaften“ gibt<br />
es „Architekten-Baugemeinschaften“, wo<br />
Architekturbüros Projekte initiieren und<br />
dann Interessenten suchen. Eine weitere<br />
Option ist „Bauen in Nachbarschaft“ mit<br />
genossenschaftlichen Baugemeinschaften.<br />
Das Ausmaß der Beteiligung ist in<br />
diesen Projekten niedrig und beschränkt<br />
sich meist auf individuelle Wünsche beim<br />
Innenausbau. Gemeinschaftseinrichtungen<br />
sind selten vorhanden.<br />
BAUTRÄGER ERKENNEN DEN<br />
TREND<br />
Wüstenrot hat als der Erfinder des Bausparens<br />
im Eigenheimbau der Idee Hilfe<br />
zur Selbsthilfe 1921 zum Durchbruch<br />
verholfen. Mit der Wüstenrot Haus- und<br />
Städtebau (WHS) nimmt sie jetzt die Idee<br />
der Baugmeinschaften mit in ihr Portfolio<br />
auf. Die WHS begleitet mit ihrer Erfahrung<br />
mehrere Baugmeinschaften in der<br />
Region Stuttgart.<br />
Die klassische Baugemeinschaft setzt viel<br />
persönliches Engagement und Zeit, aber<br />
auch Wissen voraus, das nicht jeder potenzielle<br />
Bauherr einbringen will oder<br />
einfach nicht kann. Hier setzt eine professionelle<br />
Projektsteuerung als alternativer<br />
Weg an: Der komplexe Prozess und die <br />
Einweihungsfest bei der Baugemeinschaft<br />
„Bern+Stein“ in Stuttgart-Heumaden<br />
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Fotos: Landeshauptstadt Stuttgart<br />
Fotos: Landeshauptstadt Stuttgart<br />
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